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E.L.
Hebden
Taylor
Kapitel
4
‐
Eine
christliche
Anschauung
von
Anleihen
und
Zinsen
Die
Bibel
lehrt
deutlich,
dass
der
Sündenfall
nicht
nur
Adams
privates
Leben
beeinflusst
hat,
sondern
jeden
Aspekt
seines
Lebens,
sowohl
das
Leben
jedes
einzelnen
Menschen
seither.
Dies
schliesst
also
mit
aller
grösster
Sicherheit
das
volkswirtschaftliche
Element
mit
ein.
Gottes
grossartiger
Plan
für
den
Menschen
wurde
in
allen
Bereichen
seines
Lebens
zunichte
gemacht.
Dies
kann
in
der
verbreiteten
Armut,
in
der
Geldentwertung
und
der
wachsenden
Überschuldung
der
Individuen
und
Nationen
beobachtet
werden.
Die
Sünden
und
Verwirrungen
der
Menschen
sind
in
die
Institutionen
und
sozialen
Systemen
wie
eingraviert,
sowohl
auch
in
den
zerbrochenen
Familien
und
in
harten
Lebensschicksale.
Unglücklicherweise
wird
ein
System
oder
eine
Institution,
wenn
es
einmal
grösstenteils
akzeptiert
und
durch
langen
Gebrauch
bestätigt
worden
ist,
von
einem
Mantel
der
Achtbarkeit
umhüllt
und
dabei
wird
seine
versteckte
Absurdität
vertuscht.
Es
mag
sogar
sein,
dass
sie
ergebene
Unterstützung
von
bekennenden
Christen
bekommen
kann.
Es
ist
eine
unausweichliche
Pflicht
der
Christen,
alle
menschliche
Systeme,
besonders
aber
die
Finanz‐
und
Geldsysteme
gründlich
zu
untersuchen,
weil
sie
ja
gerade
einen
solch
grossen
Einfluss
auf
unser
tägliches
Leben
haben.
Unsere
gegenwärtiges
geldwirtschaftliches
System,
basiert
auf
die
Monetisierung1
von
Schulden,
Mehrfachverschuldung2
und
das
Zinswesen,
ist
nicht,
wie
die
meisten
säkularen
Bankiers
und
Volkswirtschaftler
uns
zu
glauben
meinen,
eine
naturgegebene
und
unausweichliche
Funktionsart
des
menschlichen
Lebens.
Es
ist
in
Wirklichkeit
gegen
das
in
der
heiligen
Schrift
offenbarte
Gesetz
Gottes.
Aus
diesem
Grund
wird
dieses
inflationäre
und
gottlose
Finanzsystem,
dass
jede
Nation
unserer
westlichen
Welt
in
Mitleidenschaft
gezogen
hat,
einmal
Gottes
Gericht
auf
sich
ziehen.
Einige
grundlegende
Unterscheidungen
Kein
Wirtschaftswissenschaftler
sah
diese
Tatbestände
klarer
als
Thorstein
Veblen.
Seine
zentrale
Idee
in
Bezug
auf
die
moderne
kapitalistische
Gesellschaft
ist,
dass
diese
Gesellschaft
auf
einen
unabänderlichen
Gegensatz
zwischen
Unternehmungsfinanzierung
und
mechanischer
Industrie,
zwischen
Kapitalbesitz
und
technologischer
Produktion,
zwischen
finanzieller
und
industrieller
Arbeit,
zwischen
denen
die
Geld
verdienen
und
denen
die
Güter
produzieren,
zwischen
Arbeiterschaft
und
Verkaufsleute
besteht.
Diese
Unterscheidung
diente
Veblen
als
grösste
Waffe
in
seiner
Kritik
der
damaligen
Gesellschaftszuständen
in
den
Vereinigten
Staaten
und
gegen
die
damaligen
(und
jetzigen)
evolutionären
Lehrmeinungen,
die
von
den
Anhängern
Herbert
Spencer3
für
die
rücksichtslosen
Ungerechtigkeiten
des
monopolistischen
Kapitalismus
und
des
wirtschaftlichen
Überlebens
des
Stärkeren
zu
rechtfertigen
gebraucht
wurden.
1
Umwandlung
in
Geld
2
Mit
Mehrfachverschuldung
versteht
man
die
Verschuldung
über
die
Verhältnisse
des
Schuldners.
3
Herbert
Spencer
(1820‐1903),
englischer
Philosoph
und
Soziologe,
der
als
erste
die
sozialen
Auswirkungen
der
Evolutionstheorie
auf
die
Gesellschaft
untersuchte.
Seite
1
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
Spencers
Anhänger
in
den
USA,
Männer
wie
Graham
Sumner4,
behaupteten,
dass
die
führenden
Industriellen
und
Bankiers,
wie
J.P.
Morgan5,
durch
ihren
Konkurrenzkampf
bewiesen,
dass
sie
die
Tüchtigsten
im
Überlebenskampf
waren.
Veblen
argumentierte
jedoch,
dass
sie
weit
davon
entfernt
seien,
die
Tüchtigsten
in
der
evolutionären
Weiterentwicklung
zu
sein;
im
Gegenteil,
Leute,
die
im
Finanzsektor
arbeiten,
seien
in
Wirklichkeit
Parasiten,
die
sich
an
der
technologischer
Führung
und
der
Innovation
der
Ingenieure
bereichern6.
Veblen,
der
zwischen
der
Produktion
für
den
Gebrauch
und
der
Produktion
gegen
Profit
unterschied,
schrieb
in
seinen
„Die
Ingenieure
und
das
Preissystem“,
dass
die
Investment
Bankiers
häufig
das
Erzielen
des
erstens
verhindern,
weil
sie
auf
das
zweite
strebten.
Das
Streben
nach
Profit
führt
zur
Drosselung
der
Produktion
durch
Monopolstellungen.
Es
hält
technologische
Errungenschaften
zurück,
weil
die
Finanzkapitäne
ihre
bestehenden
Investitionen
zu
schützen
versuchen.
Dies
führte
zu
Depressionen
und
Kürzungen
in
der
Produktion
aufgrund
der
ausschweifenden
Kreditvergabe
und
finanziellen
Manipulation
der
Investment
Bankiers.
Es
förderte
die
Trennung
zwischen
dem
Besitzers
und
dem
Geschäftleiter,
da
das
Bestreben
besteht,
über
immer
grösseren
Vermögen
zu
herrschen.
Dies
führte
zu
Militärausgaben
und
Krieg
durch
Einflussnahme
auf
der
politischen
Gewalt.
Der
Aufstieg
dieses
Finanzsystems,
basiert
auf
die
Monetisierung
von
Schulden
and
Zinsen,
begann
in
der
angelsächsischen
Welt
an
einem
Zeitpunkt
ihrer
Geschichte,
an
der
die
kalvinistisch‐puritanische
Philosophie
des
Geldes
und
der
Industrie
am
verschwinden
war.
Es
kann
keine
wahrhafte
Erneuerung
des
wirtschaftlichen
Lebens
geben,
ohne
dass
wir
zuerst
die
Beweggründe
dieser
Abkehr
verstehen
und
dann
um
Gottes
Gnade
durch
die
Wiederentdeckung
seines
offenbartes
Wortes
suchen,
die
dann
ein
Geld‐
und
Finanzsystem
einzuführen
wird,
das
auf
die
biblische
Sicht
der
Realität
ruht.
R.J.
Rushdoony7
warnt
uns
in
seinem
Buch
„Der
Charakter
des
amerikanischen
Systems“
:
Eine
wahrhaftig
christliche
Gesellschaftsordnung
bedeutet
nicht
nur
eine
streng
beschränkte
Ordnung
bezüglich
der
Dauer
von
Schulden,
sondern
auch
eine
strenge
Beschränkungen
der
Zinsen.
Diese
Gesellschaft
darf
nicht
auf
Schuldengelder
und
einer
Schuldenwirtschaft
beruhen.
Staatsanleihen
müssen
von
orthodoxen8
Christen
und
ihren
Institutionen
als
gesetzeswidrig
betrachtet
werden,
weil
sie
eine
andauernde
Schuldenphilosophie
beinhaltet,
da
ja
Anleihen
im
allgemeinen
nicht
aufgelöst
werden,
wenn
sie
fällig
werden...
Anleihen
sind
ein
zentraler
Aspekt
des
Schuldenwirtschaftssystems,
die
Hauptstütze
der
Kapitalgeber
und
ein
Todesstoss
für
die
Freiheiten
des
Volkes.9
Den
radikale
Charakter
der
biblischen
Lehre
über
Schulden,
Inflation
und
Zinsen
kann
man
am
besten
verstehen,
in
dem
man
ihn
mit
dem
finanzwirtschaftlichen
Verhalten
der
4
W.
G.
Sumner,
(1840‐1910),
amerikanischer
Soziologe,
Befürworter
der
industriellen
Freihandels‐Gesellschaft
5
J.
P.
Morgan,
(1837‐1913),
einflussreicher
amerikanischer
Bankier,
Gründer
der
gleichnamigen
Bank.
6
VELBEN,
The
Engineers
and
the
Price
System
7
R.J.
Rushdoony,
(1916‐2001),
amerikanischer
Philosoph,
Historiker
und
Theologe
kalvinistischer
Prägung.
Vater
der
christlichen
Rekonstruktionsbewegung.
8
Orthodox
im
Sinne
von
rechtsgläubig,
nicht
russisch‐
oder
griechisch‐orthodox
9
RUSHDOONY,
The
Nature
of
the
American
System,
Seiten
154‐155
Seite
2
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
antiken
Babylonier
vergleicht
so
wie
es
im
schon
im
Alten
Testament
beschrieben
steht.
Im
antiken
Babylon
existierte
ein
hoch
entwickeltes
Kreditsystem,
das
auf
die
Monetisierung
von
Schulden
und
Zinsen
beruhte.
In
„Politik
der
Schuld
und
des
Mitleides“,
R.J.
Rushdoony
zeigt
auf,
wie
die
damaligen
Kaufleute
und
Bankiers
schon
eine
Schlüsselrolle
in
Assyrien
und
Babylon
spielten.
Von
den
letzen
schreibt
er:
Die
Babylonier
waren
Geldgeber
nicht
nur
wegen
einer
engagierten
Politik,
sondern
aus
Eifer,
Vergnügen
und
Überzeugung.
Eines
ihrer
Sprichwörter
drückt
diese
Anschauung
treffend
aus:
„Einen
Kredit
zu
vergeben
ist
wie
wenn
man
Liebe
macht;
die
Rückzahlung
eines
Kredites
ist
wie
wenn
ein
Kind
geboren
wird“...
Ihre
gesamte
Geschäftswelt
bewegte
sich
innerhalb
der
Kreditfinanzierung,
und
ihre
Ansicht
von
sozialer
Kontrolle
und
vom
Imperialismus
beruhte
auf
Zinsen.
Es
ist
überraschend,
dass
Babylon,
diese
Hure,
im
Buch
der
Offenbarung
als
Vorbild
für
die
eine
Weltordnung
dargestellt
ist
und
alle
Nation
verführen
wird...
Das
unpersönliche
Wirtschaftssystem
Babylons
und
unser
heutiges
ist
antibiblisch
und
sie
sind
Versuche,
die
freie
Erfindungen
des
Menschen
gegen
die
absolute
Herrschaft
Gottes
zu
ersetzen.
Dies
wird
nur
den
Zorn
Gottes
über
sie
bringen.10
Die
biblische
Lehre
bezüglich
Schulden
und
Zinsen
Verglichen
mit
dem
Wirtschaftssystem
der
umgebenden
heidnischen
Zivilisationen
des
antiken
Nahen
Ostens
waren
die
biblischen
Gesetze
wie
ein
Lichtstrahl
in
der
Nacht,
denn
es
rief
Gottes
Volk
auf,
sich
der
wahren
Bestimmung
des
Menschen
als
jenen
der
Glückseligkeit
oder
„shaloms“
und
der
Freiheit
bewusst
zu
werden.
Nach
Gottes
Gesetz
ist
Kredit
nur
dann
zu
vergeben,
wenn
es
ein
Notfall
ist.
Keine
Person,
Familie
oder
Volk
sollte
ihre
Zukunft
verpfänden,
indem
sie
sich
den
Kreditoren
verschreiben,
da
ja
die
Zeit
vom
allmächtigen
Herrscher
der
Geschichte
und
der
Schöpfung
und
nicht
von
den
Kreditgeber
kontrolliert
wird.
Daher
darf
die
Zeit
durch
den
Menschen
nie
gebraucht
werden,
um
aus
seinen
Nächsten
Kapital
zu
schlagen.
Die
höchste
Dauer
einer
Schuld
im
antiken
Israel
durfte
sechs
Jahre
nicht
überschreiten
und
im
siebten
oder
Sabbatjahr
wurden
alle
Schulden
annulliert.
(2.
Mose
23:10ff;
3.
Mose
25:1ff;
5.
Mose
15:6‐11;
28:12,44).
Der
Autor
des
15.
Psalms
stellt
sich
folgende
Frage:
„Wer
sind
Gottes
Gäste?“
Die
Antwort
ist,
dass
kein
Wucherer
in
die
erlauchte
Gemeinschaft
aufgenommen
wird.
Nach
Gottes
Wort
sind
Darlehen
nicht
als
kontinuierliche
Geschäftspraxis
gedacht,
sondern
nur
in
Ausnahmefälle
einzugehen.
Als
solche
haben
sie
ihren
Platz
nur
in
bestimmten
Sonderfällen.
Gottes
Gesetz
unterscheidet
deutlich
zwischen
rechtsmässigen
und
unrechtsmässigen
Zinsen.
Rushdoony
schreibt:
Zwei
Arten
von
Darlehen
sind
anerkannt:
solche
für
Gläubige
(Christen)
ohne
Zinsen,
aber
mit
Garantien
und
solche
für
Ungläubige
mit
Zinsen
und
Garantien.
Jedoch
in
beiden
Fällen
geht
man
von
der
Voraussetzung
aus,
dass
etwas
reales,
in
Gütern
oder
in
Geld,
überwiesen
wird,
einen
handfeste
Vermögenswert
zwischen
zwei
Parteien.
Das
moderne
Bankensystem,
hingegen,
ist
radikal
verschieden.
Banken
„erschaffen“
Papiergeld
und
durch
eine
einseitige
Handlung
verzeichnen
sie
ein
Darlehen
auf
der
einen
und
einen
Hinterlegung
auf
der
anderen
Seite.
Die
Folge
ist
nicht
eine
persönliche
und
beschränkte
Handlung
eines
biblischen
Darlehen,
10
RUSHDOONY,
The
Politics
of
Guilt
and
Pity,
Seiten
250‐253
Seite
3
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
sondern
Inflation,
die
Verwässerung
der
vorhergehenden
Beziehung
von
Geldeinheiten
zu
allen
vorhandenen
Gütern
und
Dienstleistungen.
Als
weitere
Folge
gibt
es
eine
Verwässerung
allen
Geldes,
denn
solche
„Darlehen“
sind
wie
eine
Art
Diebstahl,
da
sie
die
Kaufkraft
der
bestehenden
Geldeinheiten
schmälert.
Mindestreserven
und
die
modernen
Zentralbanken
(wie
z.B.
die
Federal
Reserve
in
den
USA
und
die
Schweizerische
Nationalbank)
sind
moderne
Anwendungen
der
alten
babylonischen
Prinzipien,
welche
für
den
Traum
eines
Imperiums
dienlich
waren.
Biblisches
Gesetz
ist
gegen
die
Anhäufung
von
Krediten.
Dabei
wird
die
unmittelbare
Verantwortung
vorausgesetzt,
während
bei
den
babylonischen
und
modernen
Systemen
die
direkte
Verantwortung
umgehen
wird.
11
Nach
dem
Gesetz
Gottes
dürfen
wir
bei
Darlehen
für
Glaubensbrüder
nicht
Zinsen
verlangen,
wenn
dieser
unseren
Glauben
teilt
und
er
in
Not
ist,
wenn
jener
jedoch
nicht
in
Not
ist,
so
trifft
diese
Regel
nicht
zu.
Auf
keinen
Fall
darf
er
in
den
Bankrot
getrieben
werden
(2.
Mose
22:26).
Dies
schliesst
auch
den
Fremden
und
Ungläubigen
ein,
oder
jeden,
mit
dem
wir
eine
Geschäftsbeziehung
haben,
so
lange
die
Risiken
geteilt
werden.
Hier
liegt
der
Schlüssel
des
Problems:
die
geteilte
Risiken.
Garantierter
Gewinn
ist
nicht
biblisch,
da
es
Gottes
Souveränität
über
das
menschliche
Leben
leugnet.
Es
ermöglicht
auch
die
Aktiengesellschaft,
die
die
persönliche
Verantwortung
und
Risiken
[jenseits
des
investierten
Kapitel]
umgeht.
12
Anders
als
das
antike
Babylon
mit
ihren
Wucherzinsen
versuchte
Israel
im
Allgemeinen
ohne
Schulden
zu
leben,
wie
es
Gottes
Gesetz
vorschreibt.
Vorübergehende
Notfälle,
Unfälle
und
schlechte
Ernten
(Neh.
5:3‐4)
führten
zu
Schulden,
jedoch
wurden
diese
so
bald
wie
möglich
abbezahlt.
(1.
Mose
38:18ff).
Von
den
reicheren
Mitglieder
der
Bundesgemeinschaft
Gottes
wurde
erwartet,
den
Ärmeren
Nahrungsmittel
ohne
Zinsen
abzugeben
(2.
Mose
22:23
und
5.
Mose
15:7‐11).
Dementsprechend
wurde
die
Verschuldung
nie
als
natürlich
und
rechtsmässig
in
Israel
angesehen
und
es
gibt
nur
wenige
Hinweise
über
Verschuldung
im
Alten
Testament.
In
1.
Samuel
22:2
galten
die
Schuldner
unter
den
Ausgestossenen
der
Gesellschaft,
die
zu
David
in
die
Höhle
von
Adullam
stiessen,
aber
der
Ausdruck
„Schuldner“
bedeutet
wörtlich
übersetzt
„der,
der
einen
Gläubiger
hat“,
denn
es
gibt
kein
eigenes
Wort
für
Schuldner
in
der
hebräischen
Sprache.
Das
lässt
schliessen,
dass
es
keine
Schuldnerklasse
gab13.
Es
existierte
keine
Vorkehrung
in
Gottes
Gesetz
für
das
Inkassowesen,
jedoch
wurden
Nichtzahlungen
schwer
verurteilt.
(Psalm
37:21).
Es
gabt
Ereignisse,
wo
durch
völlige
Verarmung
Menschen
sich
und
ihre
Familien
in
die
Sklaverei
verkauften
(3.
Mose
15:39‐47;
Jesaja
50:1),
um
nicht
zu
verhungern.
Das
Gesetz
beinhaltet
Vorschriften
für
die
menschengerechte
Behandlung
von
solchen
Sklaven
und
deren
regelmässiger
Freilassung
(2.
Mose
21:2).
Ausserdem
konnten
Gegenstände
wie
Bekleidung
und
Arbeitswerkzeuge
nicht
durch
den
Gläubiger
als
Garantie
für
die
Rückzahlung
weggenommen
werden
(5.
Mose
24:6,12,17).
Die
Pfandsgegenstände,
die
gefordert
werden
konnten,
waren
die
äusseren
Kleidungsstücke,
11
RUSHDOONY,
The
politics
of
Guilt
and
Pity,
Seite
251,
und
The
Institutes
of
Biblical
Law,
Seiten
473
bis
481
für
seine
ausführlichere
Diskussion
der
Zinsenfrage
12
NORTH,
An
Introduction
to
Christian
Economics,
Chapter
One,
„The
Biblical
Critique
of
Inflation“
und
sein
Aufsatz
in
RUSHDOONYS
Institutes
of
Biblical
Law,
„Stewardship,
Investment
and
Usury“
Seiten
799ff
13
BENNETT,
„Debt“
in
James
Hastings
(Editor),
A
Dictionary
of
the
Bible
(Charles
Scribners,
News
York,
1919)
Vol.
1
Seiten
579ff
Seite
4
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
jedoch
musste
wärmende
Kleidungsstücke
am
Tagesende
wieder
dem
Schuldner
zurückgegeben
werden.
Gary
North14
erklärt
die
Beweggründe
für
die
Vorsehung
in
seinem
Buch
„Einführung
in
die
christliche
Wirtschaftslehre“:
Dies
ist
eine
sehr
spezielle
Art
von
Pfand...
Die
Kreditsicherheit
(Pfand)
in
diesem
Fall
ist
für
den
Gläubiger
nur
indirekter
Gewinn.
Seine
wahre
Funktion
ist
Begrenzung
der
Verschuldung
des
Kreditnehmers.
Die
Person,
die
einen
Kredit
aufnehmen
muss,
darf
sich
und
seine
Familien
nur
soweit
verschulden,
wie
er
einen
Gegenwert
aufbringen
kann.
Sein
unmittelbarer
Besitz
bestimmt
das
Ausmass
der
künftigen
Verschuldung.
Während
sich
sein
Pfand
im
Besitz
eines
Gläubiger
befindet,
kann
es
nicht
gleichzeitig
als
Pfand
für
einen
zusätzlichen
Kredit
bei
einem
anderen
Gläubiger
benutzt
werden.
Der
Nutzen
des
Gläubiger
ist
daher
indirekt:
der
Besitz
des
Pfandes
ist
die
Garantie,
dass
sich
der
Schuldner
nicht
über
seine
Verhältnisse
übernimmt.
Die
Grösse
des
Darlehens
(und
daher
das
Ausmass
der
Versklavung
des
Schuldners)
ist
durch
die
allgemeine
wirtschaftliche
Leistung
des
Schuldners
beschränkt.
...
Das
allgemeine
Prinzip
des
biblischen
Schuldensverständnis
ist
wie
folgt:
Mehrfachverschuldung
ist
verboten.
Schulden
dürfen
nicht
aufgenommen
werden
jenseits
des
Wertes
des
unmittelbaren
Vermögens.
...
Dies
schützt
den
Gläubiger
vor
der
Darlehensvergabe
an
unglaubwürdige,
überzogene
und
grundsätzlich
verschwenderische
Schuldner.
Es
schützt
den
Schuldner
vor
einer
Verschuldung
die
jenseits
seiner
zumutbaren
Fähigkeit
zurückzuzahlen
liegt.
Unter
„unmittelbarem
Vermögen“
versteht
man
auch
immaterielle
Werte
wie
Rechtschaffenheit,
vergangene
Leistungen
der
Darlehensrückzahlung
und
die
mögliche
Fähigkeit
der
künftigen
Rückzahlung.
Also
eine
Person
die
nicht
mittellos
ist...
besitzt
Vermögenswerte
mit
denen
er
um
einen
Anleihe
verhandeln
darf.
Die
Bibel
ist
jedoch
eindeutig:
der
beste
Fall
ist,
wenn
man
überhaupt
keine
Schulden
hat
(Römerbrief
13:8)
und
die
sechs
Jahre
Begrenzung
ist
der
Höchstwert,
der
moralisch
noch
gesetzmässig
ist
(vorausgesetzt
die
Versehung
des
Sabbatjahres
betreffend
der
Annullierung
aller
Schulden,
sowohl
das
Erlassjahr
(5.
Mose
15:16;
3.
Mose
25).
Die
Bedeutung
dieses
Gesetzes
für
Geldgeschäfte
kann
nicht
überwertet
werden.
Die
neuzeitliche
Gesellschaft
–
oder
die
Gesellschaft
seit
dem
Mittelalter
–
hat
diese
Einschränkung
der
Mehrfachverschuldung
nicht
ungestraft
übergangen.
Von
einem
wirtschaftlichen
Standpunkt
bleiben
die
Hauptgesetzesübertreter
die
Zentralbanken
und
die
Aktiengesellschaften.
Die
gesamte
öffentliche
Domäne
der
zivilen
Regierung
ruht
auf
der
Übertretung
dieses
Prinzips.
Die
gesamte
Struktur
des
modernen
Kreditwesens
ist
auf
der
Idee
gegründet,
dass
Menschen
nie
ihrer
fortwährenden
Schuld
entfliehen.
Die
öffentliche
Schuld
der
Regierung
nähert
sich
schon
einer
halben
Billion
Dollar15
(ausgeschlossen
sind
dabei
zukünftige
Verpflichtungen
wie
Sozialabgaben,
Bankversicherungen
und
andere
Verschuldungen),
und
verwässert
ständig
den
Wert
der
Währungseinheit
in
dem
beschriebenen
Prozess...
„als
Umwandlung
von
Schulden
in
Währung“
oder
die
Monetisierung
von
Schulden...
Gesetze,
die
Gottes
Ordnung
übertreten,
beinhalten
14
Gary
North,
(geboren
1942),
reformierter
amerikanischer
Wirtschaftswissenschaftler
und
Autor.
Er
gehört
der
christlichen
Rekonstruktionsbewegung
an.
15
North
schrieb
diesen
Artikel
1978.
Diese
Zahl
scheint
seit
den
neusten
Ereignissen
geradezu
bescheiden.
Seite
5
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
eingebaute
Bestrafungen.
Die
Französische
Revolution
entstand
als
der
König
die
Generalversammlung
einberief,
da
er
keine
neuen
Steuern
mehr
aufbringen
konnte.
Die
Zinsen
des
aufgeblähten
französischen
Staats
verschlangen
die
Hälfte
aller
jährlichen
Steuereinnahmen
des
Königreiches16.
Der
Kompromiss
der
Kirche
mit
dem
Heidentum
Unglücklicherweise
wurden
diese
heilsamen,
gottgegebenen
Gesetze
bezüglich
des
Gebrauches
von
Geld
und
Anleihen
nicht
von
der
neutestamentlichen
Kirche
übernommen.
Als
die
Kirche
nach
der
offiziellen
Anerkennung
des
Christentum
durch
das
Edikt
von
Mailand
im
Jahre
313
n.
Chr.
von
Kaiser
Konstantin
immer
wohlhabender
wurde,
begann
die
Kirche
Eingeständnisse
zum
Heidentum
zu
machen.
Anstatt
dass
sie
sich
nur
von
der
Heiligen
Schrift
leiten
liess,
begannen
sich
die
Kirchenväter
Aristoteles
zuzuwenden.
Im
fünften
Buch
seiner
„Ethik“
lehrt
Aristoteles,
dass
Geld
steril
ist,
d.h.
dass
es
sich
nicht
selber
fortpflanzen
kann
und
dass
es
sich
daher
nicht
in
Form
von
Zinsen
vermehren
kann,
ohne
dass
man
eine
Ungerechtigkeit
begeht.
Er
sah
die
Aufgabe
des
Geldes
als
Mittel
des
Kalküls
und
beschrieb
seine
Funktion
als
ein
Tauschmittel,
verstiess
aber
die
Idee,
dass
es
aus
sich
selbst
Reichtum
schaffen
könnte17.
In
der
Frage
des
Zinsennehmens
wurde
die
Haltung
der
Kirche
des
frühen
Mittelalters
zusehends
verhärtet.
Anfangs
verbot
sie
es
nur
der
Geistlichkeit,
im
13.
Jahrhundert
jedoch
wurde
es
allen
Christen
verboten.
Das
Konzil
von
Lyon
im
Jahre
1274
verbot
jedem,
ein
Haus
an
einen
Wucherer
zu
vermieten
und
verweigerte
ihm
die
Beichte,
Sündenerlass
oder
eine
christliche
Beerdigung
bis
er
nicht
eine
Rückererstattung
geleistet
hatte.
Das
Konzil
von
Vienne
im
Jahre
1312
befand,
dass
die
zivilen
Gesetze
von
gewissen
Staaten
Zinsen
verbieten
müsse,
jegliche
Aufhebung
solcher
Gesetze
wurde
mit
der
Exkommunikation
des
Herrschers
bestraft.
Mit
der
Wiederbelebung
von
Handel,
Gewerbe
und
Industrie
im
späteren
Mittelalter
wurde
es
schwierig,
wenn
nicht
unmöglich,
solche
Gesetze
durchzusetzen.
Eine
Unterscheidung
wurde
im
späteren
Mittelalter
gemacht
zwischen
Anleihen
für
den
Verbrauch,
bei
denen
Zinsen
immer
noch
verboten
wurden
und
Anleihen
für
die
Produktion
oder
den
Handel,
bei
denen
es
erlaubt
war.
Ausgeliehenes
Geld
für
den
Handel
und
den
Bau
von
Produktionsstätten
waren
offensichtlich
ein
andere
Kategorie
als
die,
wenn
man
Geld
ausleiht,
um
jemanden
aus
der
Bedrängnis
zu
bringen.
Das
Prinzip
des
mutuums
oder
der
Teilhaberschaft,
anstatt
der
blossen
Kreditaufnahme
wurde
eingeführt.
Spätere
Juristen
des
Kirchengesetzes
und
Theologen
fingen
an,
die
neuen
Formen
von
Geschäftsverträgen
zu
unterstützen,
welche
sich
im
späteren
Mittelalter
durch
den
Aufschwung
des
Handels
entwickelt
hatten.
Man
unterschieden
zwischen
zwei
Formen
von
Zinsen:
auf
der
einen
Seite
hatte
man
den
Wucher,
d.h.
den
unrechtmässigen
Zins
und
auf
der
anderen
Seite
die
Zinsen,
die
erlaubt
waren,
obwohl
es
nur
wenige
erlaubte
Fälle
gab.
Die
Ausdehnung
dieser
Zinsansprüche
ermöglichte
es
den
Kaufleuten
in
gewissen
Geldabwicklungen
Profit
zu
schlagen.
Die
ursprüngliche
Rechtfertigung
von
Zinsen
bestand
darin,
dass
die
Zinsen
eine
Entschädigung
für
den
Verlust
des
Kreditgebers
darstellte.
Es
war
also
eine
16
NORTH,
Introduction
to
Christian
Economics,
Kapitel
1,
„A
Biblical
Critique
of
Inflation“
Seiten
18‐20
17
ARISTOTLE,
Nocomachaen
Ehtics,
Seite
404
Seite
6
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
Entschädigung
und
kein
Gewinn.
Selbst
die
Entschädigung
konnte
nur
gefordert
werden,
wenn
das
Darlehen
anfangs
unentgeltlich
verliehen
worden
war
und
wenn
der
Kreditgeber
weder
auf
eine
Entschädigung
hoffte
noch
es
hinsichtlich
der
Entschädigung
verliehen
hatte.
Verzug
war
der
gewöhnlichste
Grund
für
Entschädigung.
Es
war
angemessen,
dass
wenn
der
Schuldner
seine
Rückzahlung
nach
dem
vereinbarten
Zeitpunkt
verzögerte,
dass
dem
Gläubiger
eine
Entschädigung
seines
tatsächlichen
Verlustes
für
die
anderweitige
Verwendung
des
Geldes
zustand.
Diesen
Tatbestand
bezeichnete
man
als
damnum
emergens
(Schadensentstehung)
und
es
wurde
von
den
meisten
Regierungen
als
gesetzesmässig
akzeptiert.
Umstrittener
war
die
Frage,
ob
der
Gläubiger
auch
eine
Entschädigung
für
den
Verlust
nach
dem
vereinbarten
Zeitpunkt
verlangen
darf.
Diesen
Tatbestand
bezeichnete
man
lucrum
cessans
(aufgegebener
Gewinn)
und
es
beschäftigte
einige
Theologen,
weil
es
den
fundamentalen
Einwand
Aristoteles
gegen
die
Zinsen
in
Frage
stellte;
Geld
konnte
somit
als
Einnahmequelle
werden.
In
der
mehr
landwirtschaftlichen
Wirtschaftsform
des
frühen
Mittelalters
war
die
Möglichkeit
solcher
gewinnbringender
Investitionen
sehr
selten
und
die
Schwierigkeit
zu
beweisen,
dass
der
Gläubiger
durch
die
Nichtruckerstattung
einen
Verlust
erlitten
hatte,
war
äussert
schwierig.
Aber
durch
den
Aufschwung
des
Handels
im
späteren
Mittelalter
und
durch
den
wachsenden
Bedarf
an
Investitionen
in
Schiffe,
Produktionsstätten
und
Tagewerksmachinen,
sowohl
Druckpressen,
stellte
man
sich
die
Frage,
ob
man
durch
die
Darlehensvergabe
nicht
wirklich
auf
andere
gewinnbringende
Investitionsmöglichkeiten
verzichten
müsse
und
daher
auf
eine
Entschädigung
Anrecht
hätte.
Die
darauf
folgende
Billigung
der
Lehrmeinung
lucrum
cessans
(aufgegebener
Gewinn)
führte
zu
privaten
Darlehen
mit
Zinsen,
die
durch
Angebot
und
Nachfrage
des
Marktes
und
nicht
durch
das
Kirchengesetz
geregelt
wurden.
J.T.
Noonan
in
seinem
Buch
„Die
scholastische
Analyse
der
Zinsen“
beschreibt,
dass
der
Zerfall
der
mittelalterlichen
Haltung
gegenüber
die
Zinsen
während
dem
16.
Jahrhund
mit
der
Entwicklung
des
Dreiervertrages
stattfand.
Dieser
Dreiervertrag
brachte
zwei
bis
anhin
getrennte
und
an
sich
erlaubte
Operationen
zusammen:
die
Versicherung
und
die
Teilhaberschaft.
Wie
der
Name
schon
andeutet,
gibt
es
drei
verschiedene
Verträge
im
Dreiervertrag:
1. Eine
Teilhaberschaft
2. Eine
Versicherung
der
Rückerstattung
des
Anleihe
mit
einem
festen
Teil
des
Gewinnes
3. Eine
Garantie
für
einen
festgelegten
Ertrag
bei
der
Investition18
Nach
andauernden
Debatten
wurde
auf
der
zweiten
Versammlung
der
Jesuiten
in
Rom
im
Jahre
1581
beschlossen,
diesen
Dreiervertrag
als
gesetzesmässig
zu
erklären.
Fünf
Jahre
später
aber
wurde
er
in
der
päpstlichen
Bulle
Detestabilis
Avaritia
(abscheuliche
Habgier)
anscheinend
widerrufen.
Das
Verbot
kam
zu
spät.
Unmittelbar
danach
fanden
Juristen
des
Kirchengesetzes
und
Theologen
in
der
Bulle
juristische
Fehler,
die
keinen
Einfluss
zu
haben
schienen
und
zum
Beginn
des
17.
Jahrhunderts
war
die
Debatte
über
den
Dreiervertrag
so
gut
wie
tot.
Die
Billigung
hatte
bedeutsame
Auswirkungen.
Da
das
alte
Prinzip,
dass
der
Gläubiger
von
seinem
Darlehen
nicht
einen
Gewinn
zu
ersuchen
sollte,
nur
noch
ein
Lippenbekenntnis
war,
hatte
dies
in
der
Praxis
zur
Folge,
dass
es
den
Weg
für
praktische
18
NOONAN,
The
Scholastic
Analysis
of
Usury,
Seite
126
Seite
7
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
alle
Geschäftsdarlehen
öffnete.
Sofern
gewisse
rechtliche
Formalitäten
beachtet
wurden,
war
es
nun
erlaubt,
weitere
Darlehen
für
Geschäftszwecke
zu
vergeben.
Obwohl
das
Risiko
nie
die
offizielle
Bezeichnung
für
Zinsen
war,
ausgenommen
in
den
Societas,
wurde
es
schlussendlich
vollends
verbannt
durch
die
Annahme
des
Dreiervertrages.
Ebenso
weitreichend
war
ihre
Bedeutung
in
der
endgültigen
Ablehnung
der
alten
Unfruchtbarkeitslehre
des
Geldes.
Der
Protestantismus
und
der
Aufstieg
des
Finanzkapitalismus
Einige
säkulare
Historiker
vertreten
die
Meinung,
dass
der
moderne
Finanzkapitalismus
eine
indirekte
Folge
der
protestantischen
Reformation
war.
Diese
Behauptung
kann
nicht
bewiesen
werden,
wie
Tawney,
Fanfani
und
Stanford
Reid
so
klar
in
ihren
Schriften
bewiesen
haben19.
Luther
interessierte
sich
wenig
für
die
Arbeit
der
spätmittelalterlichen
Gelehrten
des
Kirchegesetz
bei
ihrem
Versuch,
die
neuen
wirtschaftlichen
Erscheinungen
mit
dem
Kirchengesetz
zu
versöhnen,
Luther
prangerte
die
Fugger
und
andere
Bankier
mit
einer
mittelalterlichen
Härte
an,
ohne
dabei
grosse
Wirkung
zu
haben.
Historiker
sehen
oft
die
Auffassung
Johannes
Calvins
über
die
Zinsen
als
einen
Wendepunkt
in
der
Geschichte
des
Zinses
an.
Neue
ausführliche
Untersuchungen
über
Calvins
Lehre
haben
diese
Meinung
bestätigt,
jedoch
erkannten
sie
noch
andere
Folgen.
Calvin
war
der
erste
Theologe,
der
es
abstritt,
dass
Zinsen
also
solche
gegen
Gottes
Gesetz
ist.
Er
behauptete,
dass
Aristoteles
Theorie
des
unfruchtbaren
Geldes
aus
folgenden
Gründen
ökonomisch
unvernünftig
ist:
„Geld
erzeugt
kein
Geld.“
Wie
ist
es
mit
dem
Meer?
Wie
ist
es
mit
den
Mieteinkünften,
oder
ist
das
Geld
wirklich
von
den
Dächern
und
den
Mauern
erzeugt?
Das
Land
erzeugt
doch
Erträge
und
über
die
Weltmeere
werden
Ware
transportiert,
die
später
zu
Geld
gemacht
werden
und
der
Nutzen
einer
Unterkunft
ist
gewöhnlich
eine
gewisse
Summe
Geld
wert.
Und
wenn
ein
grösserer
Gewinn
aus
Tauschhandel
gewonnen
werden
kann
als
aus
Ackerbau,
ist
es
gerecht,
dass
jemand
sein
Ackerland
an
einen
Bauern
verpachtet
und
daraus
noch
Einkünfte
bekommt?
Und
was
ist
wenn
jemand
einen
Kredit
aufnimmt,
um
damit
ein
Stück
Land
zu
kaufen,
dass
ihm
jedes
Jahr
Einkünfte
erzeugt?
Von
wo
kommt
der
Gewinn
der
Händler
mit
ihrer
Geschäftigkeit,
Eifer
und
Emsigkeit?
Wer
bezweifelt,
dass
herumliegendes
ungenutztes
Geld
nutzlos
ist?
Aber
wer
fragt
mich
für
ein
Darlehen,
der
das
Geld
dann
nicht
nutzt?
Es
ist
daher
nicht
das
Geld,
dass
den
Gewinn
erzeugt,
sondern
die
Produktion.
Und
so
ist
der
Beweisgrund
doch
subtil
und
hat
doch
einen
trügerischen
Schein,
doch
wenn
man
ihn
genauer
untersucht,
fällt
er
in
sich
zusammen.20
Calvins
allgemeine
Schlussfolgerung
war,
dass
die
Problematik
des
Zinses
nicht
an
einzelnen
Bibeltexten,
sondern
durch
die
Regel
der
Fairness
und
Gerechtigkeit
entschieden
werden
sollte.
In
seiner
Sicht
war
es
absurd
auf
der
einen
Seite
Miete
verlangen
zu
können
und
auf
der
anderen
Seite
das
Darlehen
an
einen
Bauer
als
Wucher
19
Siehe
FANFANI,
REID
und
TAWNEY
im
Literaturhinweis
20
Johannes
Calvin
„Letter
to
Claude
de
Sachins“
zitiert
in
H.M.
ROBERTSONS
Aspects
of
Economic
Indidualism
Seite
8
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
zu
bezeichnen,
denn
was
zählte,
war
die
Absicht
der
Überweisung
und
nicht
die
Bezeichnung
„Wucher“
oder
„Miete“.
André
Bieler
bringt
Calvins
Haltung
auf
den
Punkt:
Das
was
Calvins
Lehre
über
alles
charakterisiert...ist
seine
Verweigerung,
die
wirtschaftliche
Beziehung
zwischen
Darlehensgeber
und
–nehmer
zu
vergegenständlichen
und
seine
Bereitschaft
als
Grundlage
nicht
nur
die
moralische
Beziehung
zwischen
Menschen
und
ihrer
wirtschaftliche
Verbundenheit,
sondern
auch
die
geistliche
Verantwortung,
vor
Christus,
gelten
zu
lassen.
Calvin
unterscheidet
sich
hier
nicht
nur
von
der
mittelalterlichen
Moral
eines
Thomas
von
Aquin,
sondern
auch
von
der
protestantischen
Ethik
seiner
Zeitgenossen
und
seiner
Nachfolger.
Das
Darlehen
mit
Zinsen
ist
für
ihn
nicht
in
erster
Hand
eine
wirtschaftliche
Frage,
noch
ein
ethischer
Akt,
sondern
eher
ein
Tat,
die
den
Menschen
in
seiner
persönlichen
Verantwortung
vor
Gott
bringt;
eine
Tat,
dessen
wahre
Wesenart
nur
in
der
Barmherzigkeit
Chrisi,
der
allen
seine
wahre
Identität
verleiht,
verstanden
werden
kann.21
Calvins
Befürwortung
für
Zinsen
hatte
jedoch
einige
Einschränkungen.
Wenn
er
die
Zinsen,
vorausgesetzt
sie
überschritten
nicht
einen
Höchstwert,
als
rechtsmässig
für
Christen
hielt,
so
forderte
er
doch
folgende
Einschränkungen:
1. dass
Darlehen
an
Arme
zinslos
sein
müssten
2. dass
es
ungerecht
sei,
Arme
zu
unterdrücken,
indem
man
ihnen
eine
höhere
Garantie
verlangt
als
die
sie
leisten
können
3. dass
übertriebene
Garantie
nicht
von
Armen
betrieben
werden
dürften
4. dass,
was
entschuldbar
bei
vereinzelten
Gelegenheiten
ist,
als
moralisch
verwerflich
betrachtet
werden
muss,
wenn
es
eine
regelmässige
Praxis
von
zivilen
Autoritäten
wird.
Viele
spätere
Kalvinisten
verwarfen
Calvins
Lehre,
weil
die
von
Calvin
geforderten
Einschränkungen
ihnen
wenig
mehr
Freiheit
gab,
als
es
in
der
römisch‐katholischen
Kirche
schon
üblich
war.
Calvins
Einstellung
war
deshalb
ein
Wendepunkt
in
der
Geschichte
des
Zinses,
aber
nicht
ein
Wendepunkt
in
der
Wirtschaftsgeschichte.
Es
kann
also
nicht
behauptet
werden,
dass
der
grosse
Genfer
Reformator
einen
plötzlichen
Sinneswechsel
der
christlichen
Haltung
bezüglich
der
Zinsen
vollbrachte.
Es
war
ein
langwieriger
Prozess,
bis
die
Kalvinisten
die
säkulare
humanistische
Ansicht
akzeptierten,
dass
die
Regulierung
der
Zinsen
eher
eine
politische,
durch
die
zivile
Regierung
beschlossene,
als
eine
religiöse
und
durch
die
Kirche
bestimmte
Angelegenheit
sei.
Die
Säkularisierung
der
Zinsenfrage
geschah
im
17.
Jahrhundert,
weil
die
Kirchen
Europas
nicht
mehr
den
Einfluss
hatten,
dieses
Frage
als
ein
kirchliche
Angelegenheit
zu
behalten.
Daher
kann
der
Kalvinismus
nicht
für
den
Aufstieg
der
abtrünnigen,
humanistischen
Ansicht
verantwortlich
gemacht
werden,
dass
die
Zinsen
eine
reine
volkswirtschaftliche
und
keine
religiöse
Frage
sei.
In
dem
bekannten
Buch
„Die
Wirtschaftsgeschichte
Englands“
schreibt
Eric
Lipson:
Die
Frage,
die
die
Geister
des
sechzehnten
und
siebzehnten
Jahrhunderts
beschäftigte,
war
nicht
mehr
in
erster
Linie
die
Rechtsmässigkeit,
sondern
die
Höhe
des
Zinses.
Sollte
man
den
Zinssatz
gesetzlich
festlegen?
Und
was
für
ein
Hilfsmittel
sollte
man
benutzen,
um
die
Kreditgeber
und
–nehmer
zusammenzubringen?
Wie
konnten
die
Mittel
der
Gemeinschaft
mobilisieren
werden,
um
einen
Kreditfund
zu
schaffen?
Die
Antworten
auf
diese
Fragen
wurden
allmählich
ausgearbeitet
und
im
21
BIELER,
La
Pensée
économique
et
sociale
de
Calvin,
Seiten
455‐476
Seite
9
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
Verlauf
dessen
entwickelte
sich
das
moderne
Bankenwesen...
Es
war
John
Locke
reserviert
vorzuschlagen,
dass
Gewinn
von
einer
Geldanleihe
zu
bekommen
gerecht
und
legitim
sei,
„wie
jemand
der
eine
Pacht
für
ein
Stück
Land
bekommt;
nein,
es
ist
noch
erträglicher,
weil
die
Arbeit
weniger
anstrengend
ist
als
die
eines
Pächters,
während
sein
Gewinn
viel
grösser
sein
mag.“
...Als
dann
das
Verzinsen
eine
rechtsmässige
Handelspraxis
wurde,
wenn
auch
nicht
vollkommen
gesellschaftsmoralisch
akzeptable,
so
war
doch
der
Boden
für
die
Entstehung
des
Bankenwesen
in
seiner
modernen
Form
vorbereitet...
Wichtiger
als
die
Händler...der
Bedarf
an
Darlehen
der
[britischen]
Krone
war
ein
entscheidender
Faktor
in
der
Entwicklung
des
Bankenwesens…Die
langen
Kriege
gegen
Frankreich,
unter
William
III
begonnen,
zwangen
das
Parlament
nach
Lösungen
zu
suchen,
die
in
ein
Staatsanleihe
führte,
was
schliesslich
die
Bank
of
England
im
Jahr
1694
ins
Leben
rief.22
Die
Finanzrevolution
und
die
Monetisierung
von
Schulden
Die
Bildung
der
Bank
of
England
von
1694
markiert
den
Beginn
der
Finanzrevolution,
die
die
Leben
von
Millionen
von
Menschen
in
der
ganzen
Welt
grundlegend
verändert
hat.
In
seinem
Werk
„Die
Finanzrevolution
in
England“
erörtert
P.G.M.
Dickson
den
Wachstumsprozess
der
öffentlichen
Anleihen
und
Staatsschulden,
die
sich
zwischen
1688
und
1756
ereignet
hatten.
Im
Vorwort
zu
seinem
Buch
schreibt
er:
Der
Aufstieg
dieses
Systems
in
den
sechs
Jahrzehnten
vor
dem
Siebenjährigen
Krieg
war
schon
schnell
und
umfassend
genug
in
seinen
Haupt
und
Nebenauswirkungen,
um
ihm
den
Namen
einer
Finanzrevolution
zu
geben.
Seine
Auswirkungen
auf
das
alltägliche
Leben,
sozialen
Vorstellungen
und
geschichtlicher
Entwicklung
gleicht
in
keinem
geringerem
Ausmasse
der
der
Industriellen
Revolution,
die
nach
ihr
folgte
und
die
sie
wohl
erst
möglich
machte.23
Wegen
einer
Vielzahl
von
Ursachen,
die
Dickson
untersucht,
begann
England
seine
Organisation
der
Staatsschulden
nach
allen
anderen
europäischen
Mächten,
holte
sie
aber
rasch
ein
und
überholte
sie.
Die
Ursache
liegt
zum
Teil
in
der
politischen
Stabilität,
der
Abwesenheit
von
sozialen
Unruhen,
die
das
Land
seit
dem
frühen
18.
Jahrhundert
hatte,
die
Zusammensetzung
und
der
Charakter
der
Stadt
London,
sein
Einfallsreichtum
und
Unternehmergeist
von
einzelnen.
Unter
ihnen
war
bemerkenswerte
Staatsmänner
wie
Godolphin,
Walpole
und
Pelham.
Einige
wichtige
Kaufleute
lebten
gefährlich
und
schonungslos,
viele
andere
waren
gediegene
und
gerissene
Männer,
die
ihre
untergeordnete,
aber
dennoch
notwendige
Roll
in
der
Politik,
dem
Finanzwesen
und
im
Handel
spielten.
Nach
Dickson
war
die
erste
Bedingung
für
den
Aufstieg
der
Staatsanleihen,
dass
die
Schulden
zwischen
kurz‐
und
langfristigen
Kreditaufnahmen
erschieden
wurden
und
die
Anerkennung,
dass
zumindest
die
letztere
ein
„Schuld
der
Nation“
sei.
Die
Erschaffung
von
Staatsverschuldungen
wurde
zuerst
sehr
feindselig
begegnet.
Kritiker
meinten,
dass
Staatsverschuldung
weder
um
einen
wirtschaftlichen
Bedarf
zu
erfüllen,
noch
um
mehr
Einnahmen
zu
bekommen,
sondern
wegen
einer
politischen
Motivation
gemacht
wurde,
22
LIPSON,
Economic
History
of
England,
Vol.
III,
Seiten
222
bis
248
23
DICKSON,
The
Financial
Revolution
in
England,
Seiten
10‐12
Seite
10
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
nämlich
um
König
Wilhelm
von
Oranien
zu
unterstützen.
Dean
Swift
legt
dies
in
seinem
Buch
„Geschichte
der
letzen
vier
Jahr
der
Queen“
offen:
Wer
auch
immer
die
Kreditgeber
der
Regierung
waren,
so
waren
sie
doch
verpflichtet,
sie
zu
unterstützen.
Zudem
konnten
die
Landbesitzer
nicht
ohne
Zeit
und
Mühe
überredet
werden,
dass
sie
Steuer
für
ihre
Ländereien
zahlen
müssten,
eine
Praxis
die
seither
so
allgemein
akzeptiert
ist;
es
war
damals
das
Geschäft
derer
in
Macht,
eine
Verzinsung
einzuführen,
da
der
Landadel
des
Königreiches
die
neuartigen
Ideen
der
Regierung
nicht
schätzte,
die,
allen
voran
dem
König,
der
in
seinem
Heimatland
Holland
schon
die
Macht
an
sich
riss,
sich
immer
mehr
Macht
aneigneten24.
Die
niederländische
Auffassung,
dass
„Schulden
machen
im
Interesse
der
Öffentlichkeit
war“
konnte
ja,
nach
der
Meinung
Swifts,
für
die
Niederlande
stimmen,
doch
war
es
nicht
so
mit
England,
dessen
Gesellschaft
und
Politik
sich
von
der
niederländischen
stark
unterschied.
Bolingbroke25,
in
seiner
„Betrachtungen
der
gegenwärtigen
Lage
der
Nation“,
erschienen
1749,
kam
zur
gleichen
Schlussfolgerung
in
einer
Form,
die
Disraeli26
in
seinem
Roman
Sybil
verwendete.
Er
sagte,
„die
Welt
wird
beherrscht
von
völlig
anderen
Persönlichkeiten
als
die,
die
sich
die
vorstellen,
die
nicht
hinter
die
Kulissen
sehen
können.“
Bolingbroke
behauptete,
dass
die
einzige
Möglichkeit,
wie
sich
König
Wilhelms
Regierung
in
England
etablieren
konnte,
diejenige
war,
sich
mit
den
Reichen
und
Mächtigen
des
Landes
zu
verbünden:
Es
wird
gesagt,
dass
die
neue
Regierung,
die
sich
gegen
die
uralten
Prinzipen
und
gegenwärtigen
Verpflichtungen
vieler
etablierte,
ihre
Stellung
nur
dadurch
sicher
konnte,
wie
sie
die
privaten
Vermögen
vieler
von
ihrer
Aufrechterhaltung
abhängig
machen
musste;
dies
konnte
nicht
geschehen,
ohne
dass
man
die
Allgemeinheit
dazu
anleitete,
dem
Staat
Anleihen
zu
geben
und
dass
sie
Garantien
akzeptierten,
die
von
der
gegenwärtigen
Regierung
abhingen.
Daher
kam
die
Institution
der
Staatsanleihen
und
der
Börsenhandel
begann.
Aus
diesem
Grund
wurden
auch
die
grossen
Gesellschaften
gegründet,
jene
angeblichen
Diener,
die
aber,
in
vieler
Hinsicht,
die
tatsächlichen
Meister
jeder
Behörde
waren27.
Selten
sollte
ein
grosser
christlicher
Staatsmann
so
Recht
behalten
wie
Henry
Bolingbroke.
Wie
wir
noch
sehen
werden
wiederholte
sich
die
gleiche
Vorgehensweise
in
den
Vereinigten
Staaten
bei
der
Gründung
der
Federal
Reserve
Banking
System
(amerikanische
Zentralbankensystem)
im
Jahre
1913.
Die
Niederlage
der
alten
christlichen
Massnahmen
gegen
Verschuldung
und
Zinsen
öffnete
die
Schleusen
für
die
Monetisierung
der
Staatsschulden.
Hier
finden
wir
den
Anfang
des
gegenwärtigen
Schuldengeldes,
d.h.
Geld,
das
einfach
gedruckt
wird
und
nur
einen
Papierwert
auf
Staatsanleihen
hat.
Es
entstand
nun
neben
dem
Agrar‐
und
Handelsinteressen
Grossbritanniens
eine
dritte,
die
Finanzinteressen,
die,
im
Laufe
der
Zeit,
die
anderen
Interessen
dominieren
wird.
Wer
waren
diese
neuen
Finanzkapitalisten,
diese
neue
Rentenklasse,
Obligationsinhaber
und
Börsenhändler,
die
so
sehr
vom
Umsturz
der
christlichen
Lehre
gegen
die
Monetisierung
von
Schulden
und
Mehrfachverschuldung
profitieren?
24
SWIFT,
History
of
England,
Vol.
II,
Seite
686
25
Henry
Bolingbroke
(1678‐1751),
englischer
Staatsmann
und
politischer
Autor
26
Benjamin
Disraeli,
(1804‐1881),
englischer
konservativer
Staatsmann,
Prime
Minister
und
Autor.
27
BOLINGBROKE,
„Reflections
on
the
Present
State
of
the
Nation,
in
„Works“,
Seite
248
Seite
11
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
Einer
der
aufschlussreichsten
Abschnitte
von
Dicksons
Buch
ist
jene,
wo
er
sich
mit
den
Kreditgebern
des
Staates,
den
Käufern
der
Staatsobligation,
den
Anlegern
in
bestehenden
Schulden
oder
Kreditgeber
für
kurzfristige
Anleihen
beschäftigt.
Er
schätzt,
dass
sich
die
Zahl
von
privaten
Anlegern
im
Jahre
1720
um
40'000
belief,
welche
sich
1752
schon
auf
60'000
steigerten.
Der
Grossteil
dieser
Anleger
lebte
in
oder
um
London.
Sie
waren
Kaufleute
oder
andere
im
Handel
und
in
Bankenwesen
Tätige,
Landadel
oder
Mitglieder
von
anderen
Berufsgattungen.
Hugenotten,
Juden
und
Ausländer
waren
unter
ihnen.
Die
gleichen
Personen
investierten
auch
in
andere
„Aktien“,
die
in
London
gehandelt
wurden:
die
sogenannten
„grossen
kapitalisierten
Gesellschaften“,
wie
die
Bank
of
England,
die
East
India
Company
und
die
South
Sea
Company.
Die
Zahl
von
grossen
Investoren
war
gering,
doch
ihnen
gehörte
ein
Grossteil
aller
Aktien.
Dickson
schliesst,
dass
„die
Dienste
von
einer
relativ
kleinen
Gesellschaft
von
Londoner
Bankiers
grundlegend
für
den
Erfolg
der
Staatsanleihen
waren.“
In
Anbetracht
der
engen
Verbindungen
zwischen
dem
Finanzministerium
und
den
drei
„kapitalisierten
Gesellschaften“
bemerkt
er,
dass
die
Angst
der
Tory
vor
der
„grossen
Welt
des
Reichtums
und
des
Einflusses“
nicht
unbegründet
war.
„Zeitgenossen
waren
sich
auf
unangenehmer
Weise
bewusst,
dass
die
Gläubiger
der
Regierung,
die
die
Kriege
Grossbritanniens
zu
finanzieren
halfen,
eine
mächtige
und
unheimliche
neue
Interessengemeinschaft
in
Gesellschaft
war.“
Dickson
zitiert
dann
einen
unbekannten
Autor
aus
dem
Jahre
1737:
Die
öffentliche
Anleihen
spalten
die
Nation
in
zwei
Stände:
in
die
der
Gläubiger
und
in
die
der
Schuldner;
die
Gläubiger
sind
die
drei
grosse
Gesellschaften
und
andere,
zusammengesetzt
von
Einheimischen
und
Fremden;
die
Schuldner
sind
Landbesitzer,
Kaufleute,
Geschäftsinhaber
und
alle
Stände
und
Klassen
im
ganzen
Königreich.28
Ein
anderer
Autor
schrieb
fast
zwanzig
Jahre
später
aus
einem
anderen
Blickwinkel.
Er
schrieb:
Die
öffentlichen
Schulden
schufen
Interessenkonflikte
in
diesem
Land,
wegen
dessen
wir
später
leiden
mussten.
Wenn
man
diesem
Umstand
keine
Abhilfe
leistet,
so
kann
es
auch
kein
Ende
nehmen.
Es
sind
die
Interessen
der
Aktionäre,
die
unser
Land
in
den
Krieg
führt,
weil
sie
dadurch
profitieren
können.
Es
ist
im
Interesse
der
Landeigentümer
und
der
Kaufleute,
dass
wir
uns
eher
Beleidigungen
gefallen
lassen,
als
dass
wir
in
den
Krieg
ziehen,
denn
sie
müssen
schlussendlich
die
Hauptlast
tragen.29
Diese
Befürchtungen
wurden
später
durch
die
Schriften
von
Edmund
Burke30,
einem
der
grössten
konservativen
Staatsmänner
Englands,
bekräftigt.
Besonders
verhasst
waren
Burke
die
neuen
Typen
von
grossen
Industrieeigentümer,
welche
durch
die
Monetisierung
von
Schulden
entstanden;
doch
noch
mehr
waren
ihm
die
unpersönlichen
Typen
von
Eigentum
in
Form
von
Aktiengesellschaften
zuwider,
die
man
auf
dem
Markt
so
einfach
kaufen
und
verkaufen
konnte.
Der
Spekulant,
der
am
besten
als
Beispiel
für
diese
neue
Finanzordnung
in
den
Augen
der
Konservativen
galt,
war
Burke
besonders
ein
Dorn
im
Auge.
Der
unheilvolle
Aufstieg
dieser,
in
Burkes
Worten
„die
neuen
Händler“,
Spekulanten
von
Land
und
Grundstücken,
Käufer
und
Verkäufer
von
Aktien,
wurden
in
seinen
Schriften
ausgiebig
beschrieben.
Burke
nahm
28
Zitat
von
DICKSON,
ebengenanntes
Werk,
Seite
248
29
Idem,
Seite
249
30
Edmund
Burke
(1729‐1797),
anglo‐irischer
Staatsmann,
Autor
und
Philosoph.
Er
gilt
als
Gründer
des
anglo‐amerikanischen
Konservatismus.
Seite
12
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
dabei
kein
Blatt
vor
den
Mund.
Es
war
in
seinen
Augen
die
Verlagerung
der
politischen
Macht
weg
vom
Landbesitz
hin
zu
dieser
neuen
Form
von
Kapitalbesitz,
die
er
am
meisten
fürchtete.
In
der
neuen
Wirtschaftsordnung,
die
durch
die
Finanzrevolution
herbeigebracht
wurde,
sah
er
eine
Aufsplitterung
und
Zerkleinerung
des
Eigentums,
seine
Unwandlung
in
unpersönlichen
Anteilen
oder
Aktien,
die
nie
den
Menschen
zu
einer
Treuepflicht
anleiten
oder
zu
sozialer
Stabilität
führen
würde.
Burke
sollte
Recht
behalten.
Ein
anderer
grosser
Konservativer,
der
Wirtschaftswissenschaftler
Joseph
Schumpeter31,
machte
aus
dieser
Erkenntnis
das
Hauptargument
seines
Werkes
„Kapitalismus,
Sozialismus
und
Demokratie“,
zuerst
erschienen
1942
in
den
Vereinigten
Staaten.
Schumpeter
schliesst
sein
grosses
Werk
mit
der
Erkenntnis,
dass
ein
Volk,
dessen
realer
Besitz
durch
den
Eigentum
von
gesichtslosen
Aktien
verweichlicht
wurde,
nie
den
Übergang
von
Kapitalismus
zum
Sozialismus
merken
kann.
Eine
moderne
biblische
Sicht
von
Zinsen
und
Schulden
Erstens,
Gottes
Wort
lehrt
klar,
dass
es
rechtsmässig
und
moralisch
für
Christen
ist,
von
Ungläubigen
(Fremden)
Zinsen
zu
verlangen.
„Dem
Fremden
magst
du
Zins
auflegen“
(5.
Mose
23:20).
Da
das
Zahlen
von
Zinsen
mit
Verschuldung
verbunden
ist
und
die
Verschuldung
eine
Form
von
Sklaverei
zur
Sünde
ist,
muss
der
Ungläubige
die
Zinsen
als
Preis
seiner
Habgier
und
seines
Verlangens,
über
seinen
Verhältnissen
zu
leben,
bezahlen.
Für
solche
ethischen
Sklaven
ist
es
rechtsmässig
Zinsen
zu
verlangen.
Der
gottesfürchtige
Mensch
auf
der
anderen
Seite
lebt
nicht
über
seine
Verhältnisse
und
hat
daher
kein
Bedürfnis,
Darlehen
aufzunehmen,
um
damit,
was
Veblen
in
seinem
„Die
Theorie
der
feinen
Leute“
so
treffend
beschrieben
hat,
den
„zur
Schau
stellende
Konsum“
zu
finanzieren.
Wie
gesagt,
Zinsen
können
von
Christen
und
Nicht‐Christen
verlangt
werden,
wenn
es
sich
um
Geschäftsanleihen
handelt,
vorausgesetzt
dass
die
Risiken
von
beiden
getragen
werden.
Hier
liegt
auch
der
Schlüssel,
was
selbst
die
mittelalterlichen
Experten
des
Kirchenrechtes
nicht
erkannt
hatten.
Als
einmal
der
garantierte
Aspekt
des
Dreiervertrages
eingeführt
wurde,
sodann
gab
es
keine
Möglichkeit
die
Bezeichnung
des
mutuum
oder
der
Teilhaberschaft
einzuschränken.
J.T.
Noonan
verwies
darauf
in
seinem
Buch
„Eine
scholastische
Analyse
des
Zinsen“.
Er
deckte
die
Annahme
der
Gültigkeit
des
Dreiervertrages
durch
Theologen
und
Experten
des
Kirchenrechtes
im
sechzehnten
Jahrhundert
auf.
Das
heisst,
per
Definition
ist
nur
ein
Partner
in
einer
Teilhaberschaft
verantwortlich
für
Erfolg
oder
Misserfolg
eines
Unternehmens
und
verpflichtet
sich
einen
festgelegten
Zins
zu
zahlen,
ungeachtet
wie
sein
Geschäft
läuft.
Dies
zerstörte
die
Bedenken
der
mittelalterlichen
Kirchen
gegen
die
Zinsen.
Wie
wir
schon
gesagt
haben
sind
garantierte
Gewinne
nicht
biblisch
gesetzmässig,
da
sie
die
Souveränität
Gottes
und
die
Verantwortung
des
Einzelnen
für
seine
Werke
aberkennen.
Gary
North
zeigte
auf,
wie
solche
garantierten
Gewinne
„die
Essenz
des
modernen
Bankenvertrages“
sind,
d.h.
„ein
festgelegter,
garantierter
und
kumulierter
Zinssatz.
Es
ist
unmöglich
solche
Rendite
für
längere
Zeiträume
zu
garantieren,
denn
Gewinne
sind
in
dieser
Welt
nicht
sicher
und
darum
sind
solche
versicherten
Zinsraten
31
Joseph
Schumpeter
(1883‐1950),
österreichische
Ökonom
und
Politiker
Seite
13
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
betrügerisch.
Die
Bank
wird
schlussendlich
in
Konkurs
gehen,
oder
sie
wird
in
einer
abgewerteten
Papierwährung
seine
Schulden
zurückzahlen.“32
Die
Beschränkungen
des
Gesetzes
Gottes
respektiv
Zinsen
sind
eindeutig.
Keinem
Gläubigen/Christen
ist
es
erlaubt,
von
der
finanziellen
Notlage
eines
anderen
Christen
zu
profitieren.
Im
Gegenteil,
er
sollte
ihm
mit
zinsenlosen
Hilfsdarlehen
unter
die
Arme
greifen.
Zur
gleichen
Zeit
beschränkt
Gottes
Gesetz
selbst
solche
Darlehen
ein,
indem
er
Sicherheiten
fordert.
Alle
Formen
von
Mehrfachverschuldung
sind
untersagt.
Bei
diesem
Punkt
sollte
wir
uns
folgende
Frage
stellen:
„Welche
wirtschaftliche
Aufgabe
werden
durch
Zinsen
gedient?
Warum
muss
man
den
Kapitaleigentümer
etwas
zahlen?
Warum
erwartet
man
einen
Gewinn
über
der,
der
ausgeliehnen
Summe
zu
erhalten
und
warum
gibt
es
Leute,
die
dies
zahlen
wollen?„
Gary
North
beantwortet
diese
wichtigen
Fragen
wie
folgt:
Jemand
kann
für
sich
eine
Gewinnrate
für
sein
ausgeliehenes
Geld
oder
Güter
aus
drei
Gründen
beanspruchen:
Erstens,
weil
er
den
Nutzen
seines
Geld
während
des
Zeitraumes
einbüsst.
Dies
ist
der
sogenannte
Zeitpräferenzfaktor,
auch
als
ursprünglichen
Zinssatz
bezeichnet.
Die
unmittelbare
Benützung
eines
Gutes
ist
für
jemanden
wertvoller
als
das
Versprechen
einer
künftigen
Nutzung
(angenommen
selbstverständlich,
dass
sich
die
Vorlieben
nicht
verändern).
Jede
vernünftige
Person
zinst
den
Wert
des
künftigen
wirtschaftlichen
Gutes
ab…Jeder
fordert
einen
Aufschlag
für
die
Benutzung
seiner
Güter
im
Laufe
der
Zeit;
er
wird
nicht
ohne
Entschädigung
sein
Recht
auf
Nutzung
aufgeben.
Seine
persönliche
Zeitpräferenz
setzt
den
Entschädigungssatz
für
die
Nutzniessung
der
künftigen
Güter
und
Dienstleistungen,
die
sein
Geld
jetzt
erwerben
könnte.
Dieser
Entschädigungssatz
bestimmt
den
Zinssatz,
den
er
von
jenem
verlangen
wird,
der
bei
ihm
Geld
ausleihen
will.
Da
die
jetzt
verfügbare
Geldmenge
mehr
wert
als
der
aktuelle
Wert
der
gleichen,
erst
in
der
Zukunft
verfügbar
Geldmenge
ist
(angenommen,
dass
die
Kaufkraft
unverändert
bleibt),
darum
gibt
es
solche
die
Zinsen
zahlen
wollen…
Zweitens,
ein
weiterer
Teil
des
Zinssatzes
ist
die
Risikoentschädigung…Um
den
Gläubiger
für
das
Risiko
zu
entschädigen…verlangt
er
eine
Entschädigung
über
dem
des
Zeitpräferenzsatzes…
Drittens
kommt
die
Geldentwertungsentschädigung
(Inflationsentschädigung):
ein
Gläubiger
verlangt,
dass
er
den
gleichen
Wert
in
Waren
zurückerstattet
bekommt,
wie
am
Zeitpunkt,
an
dem
er
es
ausgeliehen
hat.
In
einer
inflationären
Gesellschaft
wird
der
Gläubiger
also
einen
zusätzliche
Entschädigung
verlangen:
er
will
entschädigt
werden
für
die
zu
erwarteten
Geldentwertung.33
Zinsen
sind
kurz
gesagt
der
Preis
für
die
Nutzung
der
Ersparnisse
anderer.
Es
war
Nassau
Senior,
der
die
befriedigendste
Erklärung
zwischen
Ersparnissen
(oder
„Enthaltsamkeit“
wie
er
es
bezeichnet)
und
Zinsen
gab.
Einer
von
Seniors
grundlegenden
Leitgedanken
war,
dass
„die
Leistung
der
Arbeit
und
anderer
Instrumente,
die
Wohlstand
erzeugen,
um
einiges
gesteigert
werden
kann,
wenn
man
ein
Teil
der
Erzeugnisse
wiederum
für
die
Produktion
verwendet.“
Allerdings
erfordert
die
Umwandlung
von
Arbeit
und
Rohstoffen
in
Produktionsmittel
Verzicht
und
dies
ist
ihr
tatsächlicher
Preis.
„Von
der
Nutzniessung,
die
man
geniessen
könnte,
freiwillig
zu
32
NORTH,
in
RUSHDOONYs
Institutes
of
Biblical
Law,
Seite
801
33
NORTH,
idem,
Seiten
802
bis
803
Seite
14
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
versichten
und
statt
dessen
auf
zukünftige
statt
unmittelbare
Vorteil
zu
setzen,
ist
einer
der
schmerzhaftesten
Anstrengungen
des
menschlichen
Willens.“
34
Demzufolge
sind
die
Zinsen
die
Belohnung
für
die
Enthaltung
des
Verbrauches
und
der
Preis,
dem
der
Nachfrage
nach
Kapital
entsprach.
Dies
führte
zu
Vorteilen
in
der
Produktion
mit
der
Bereitschaft
Kapitalanhäufung
durch
Erspartes
zu
steigern.
Seine
Antwort
auf
die
Frage,
warum
überhaupt
Zinsen
gezahlt
werden
sollten,
bestand
darin,
dass
solange
Kapital
knapp
und
gesucht
ist,
es
einen
Preis
hat.
Es
wird
also
solange
Zinsen
geben,
wie
Kapitalgüter
über
Zeiträume
gebraucht
werden.
Geld
an
sich
besitzt
keine
Produktivität.
Es
baut
keine
Häuser
und
gräbt
keine
grossen
Löcher.
Daher
können
wir
die
Zinsen
nicht
direkt
als
Zahlung
für
die
Produktivität
ansehen.
Jedoch
gibt
Geld
seinem
Besitzer
die
Möglichkeit,
Arbeitskräfte
und
Maschinen
zu
kaufen,
welche
dann
die
Häuser
bauen
und
die
grossen
Löcher
graben.
Die
Nachfrage
für
Darlehen
ist
seiner
Fähigkeit
zuzuschreiben,
tatsächliche
Produktionsmittel
zu
kaufen
oder
zu
mieten.
Indem
man
die
Nutzung
von
Kapital
mietet,
erwerben
Geschäftsmänner
die
wirklichen
Kapitalgüter,
Maschinen
und
Produktionsmittel.
Tatsache
ist,
dass
die
erwartete
Grenzproduktivität35
der
Kapitalgüter
die
obere
Grenze
des
Zinses
festlegt,
die
die
Geschäftsleute
zu
zahlen
bereit
sind,
um
damit
die
Produktionsmittel
zu
erweben,
die
sie
für
Geschäft
brauchen.
Zinsen
sind
eine
Art
Preis
für
Geld
und
wie
alle
andere
Preise
sind
sie
durch
Angebot
und
Nachfrage
des
Marktes
bestimmt.
Die
Faktoren,
die
die
Zinssätze
beeinflussen,
sind
vielschichtig
auf
der
Angebots‐
wie
auch
auf
der
Nachfrageseite.
Die
tatsächlichen
Kräfte,
die
im
Hintergrund
die
Zinssätze
bestimmen,
sind
das
Angebot
an
verfügbaren
Ersparnissen
und
die
Nachfrage
für
solche
Ersparnisse
relativ
zu
der
Grenzproduktivität
der
Kapitalgüter.
Oberflächlich
betrachtet
können
Zinsrichtlinien
der
Regierung,
wie
z.
B.
sehr
tiefe
Zinssätze
zwischen
0%
und
1%
(im
Englischen
nennt
man
das
„easy
money“),
die
Bankreserven
und
die
verfügbaren
Geldmittel
für
Banken
erhöhen.
Diese
Richtlinien
können
vorübergehend
die
Zinssätze
unter
dem
Wert
setzen,
die
auf
dem
freien
Markt
herrschen
würden.
Dadurch
beeinträchtigen,
wenn
nicht
sogar
behindern,
finanzielle
Kräfte
die
volkswirtschaftlichen
Faktoren,
besonders
durch
die
Inflation,
die
als
Folge
solch
unnatürlich
tiefen
Zinssätze
entsteht,
was
schlussendlich
wieder
die
Zinssätze
steigen
lässt.
Als
Form
von
Preisfestsetzung
für
Ersparnisse
und
verleihbare
Geldmittel
leisten
Zinsen
die
Funktion,
dass
sie
knappe
Ressourcen
an
ihre
gewinnbringendsten
Anwendungen
zuordnen.
Zinssätze
helfen
willigen
Geschäfts‐
und
Privatanlegern
ihre
Geldmittel
in
eine
der
Abermillionen
erdenklichen
Investitionsmöglichkeiten
in
einer
Volkswirtschaft
zu
plazieren.
Preise
sind
zugleich
Verteilungs‐
und
Rationierungsinstrumente.
Der
Zins,
der
als
Preis
des
verleihbaren
Geldes
betrachtet
werden
kann,
ist
dabei
keine
Ausnahme.
Der
Zins
erfüllt
dabei
die
Verteilungsfunktion
von
Kapital
und
teilt
daher
Firmen
und
Investitionsprojekte
Gelder
zu.
Es
rationiert
auch
die
verfügbaren
Angebot
an
Kapital
auf
die
Projekte,
dessen
Renditen
ausreichend
hoch
sind,
um
die
Zinszahlungen
zu
gewährleisten.
Solange
eine
Investition
eine
genügend
hohe
Ertragsrate
verspricht,
wie
sie
auf
dem
freien
Markt
durch
den
Zinssatz
festgelegt
wird,
kann
man
die
Investition
in
ihrer
gegenwärtigen
Anlage
belassen.
Aus
diesem
Blickwinkel
kann
man
den
Zinssatz
wie
ein
34
SENIOR,
Nassau,
An
Outline
of
the
Science
of
Political
Economy,
Seiten
59
und
60
35
Die
Grenzproduktivität
ist
die
Produktivität
der
letzen
hinzugefügten
Einheit
Seite
15
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
Hilfsmittel
sehen,
die
die
Investoren
in
ihrer
Anlageentscheidungen
disziplinieren
angesichts
der
Tatsache
ihrer
Sündhaftigkeit
und
Habgier.
Es
leitet
die
Leute
an,
gute
Verwalter
der
begrenzten
Ressourcen
der
Gesellschaft
zu
sein.
Aus
diesen
Gründen
muss
der
Zins
solange
bestehen,
bis
Gottes
Fluch
über
die
Welt
vergehen
und
Christus
auf
die
Erde
zurückkehren
wird,
um
sein
Reich
des
Friedens
und
der
Gerechtigkeit
zu
gründen.
Dabei
sollten
wir
nicht
vergessen,
dass
Verschuldung
ein
grundsätzliche
Kategorie
der
sündhaften
menschlichen
Natur
ist.
Was
die
Bibel
versucht
zu
erreichen,
ist
diese
Kategorien
zu
individualisieren.
Gottes
Gesetz
gegen
die
Mehrfachverschuldung
und
überhaupt
die
Verschuldung
zielt
darauf,
die
sündhaften
Menschen
vor
Missbrauch
von
Schulden
und
Geld
zu
bewahren.
Darum
verbietet
es
bestimmte
Arten
von
Verschuldung,
ebenso
wie
gewisse
Arten
von
Zinsen.
Nicht
alle
Verschuldung
ist
kategorisch
untersagt,
sondern
es
sollte
eine
direkte
persönliche
Verantwortung
für
die
Schuld
geben.
Dies
gilt
für
die
Gläubiger
wie
auch
für
die
Schuldner,
denn
alle
Reichtümer
gehören
schlussendlich
dem
Schöpfer,
welcher
ist
der
dreieinige
Gott
selbst.
Die
Frage
der
persönlichen
Verantwortung
seines
wirtschaftlichen
Verhaltens
ist
fundamentaler
für
Gottes
Wort
als
das
Verbot
der
Zinsen
selbst
für
Konsumschulden.
Die
grosse
Gefahr,
die
eine
Gesellschaft
gegenübersteht,
welche
ihren
Handel
und
Industrie
auf
Geld
basiert,
ist,
dass
die
menschlichen
Beziehungen
unpersönlich
und
kalt
werden.
Kein
Denker
verstand
dies
besser
als
der
deutsche
Soziologe
und
Kulturphilosoph
Georg
Simmel
(1858‐1918).
In
seiner
„Philosophie
des
Geldes“
behauptet
Simmel,
dass
der
wirtschaftliche
Austausch
am
besten
als
Form
von
sozialen
Interaktionen
verstehen
werden
kann.
Als
Geldtransaktionen
die
früheren
Formen
von
Tauschgeschäften
verdrängten,
so
fand
eine
tiefgreifende
Veränderung
des
menschlichen
Wechselspiels
statt.
Geld
ist
das
Instrument,
dass
Arbeitsaufteilung,
Manipulation
und
das
Messen
von
gleichen
Werten
ermöglicht.
Es
ist
unpersönlich
in
einer
Art
und
Weise
wie
es
Tauschobjekte,
z.B.
handgemachte
Gongs
oder
gesammelte
Meeresmuschel,
nie
sein
konnten.
Es
hilft
eine
verstandesmässige
Berechnung
in
menschlichen
Angelegenheiten
und
die
Rationalisierung
von
menschlichen
Beziehungen
zu
fördern,
was
so
charakteristisch
für
unsere
moderne
Zivilisation
ist.
Wenn
Geld
das
vorherrschende
Bindeglied
zwischen
Menschen
wird,
so
ersetzt
es
die
persönlichen
Beziehungen,
die
in
unklaren
Gefühlen
und
religiösen
Werten
verankert
waren,
durch
unpersönliche
und
objektive
Beziehungen,
die
nur
für
bestimmte
Zwecke
gedacht
sind.
Dementsprechend
dringen
abstrakte
Berechnungen
in
alle
Bereiche
des
menschlichen
Lebens
ein,
so
auch
in
die
Blutsverwandtschaft
und
die
Disziplin
des
ästhetischen
Beurteilens,
welche
früher
eher
in
den
Bereich
des
qualitativen
als
des
quantitativen
Gutachtens
fiel.
Geld
ist
das
Symbol,
nicht
nur
für
die
Umwandlung
von
qualitativen
zu
quantitativen
Werten,
sondern
auch
für
die
Freilassung
von
Individuen
von
ihren
Kontext
des
vorindustriellen
Europas.
Simmels
Philosophie
des
Geldes
zeigt
uns
ein
imaginäres
Bild
aus
Geld
und
Kredit
als
den
Hintergrund,
auf
dem
der
europäische
Geist
sich
von
weg
von
metaphysischen
und
persönlichen
Kategorien
hin
zu
quantitativen
und
unpersönlichen
Kategorien
entwickelte.
Man
ist
jetzt
versucht,
allem
und
jedem
einen
Preis
zu
geben
und
nichts
und
niemand
zu
würdigen.
Simmel
legt
in
seiner
berühmten
Abhandlung
dar,
wie
der
Aufstieg
des
Geldes,
als
ein
Instrument
und
eine
Masseinheit
des
Austausches
für
das
Wirtschaftssystem
der
westlichen
Gesellschaft,
neben
dem
Aufstieg
einer
Weltanschauung
einherging,
die
eine
ganzheitliche
Anschauung
der
Wirklichkeit
mit
einer
quantitativen
und
mechanischen
Anschauung
der
Gesellschaft,
sowie
der
Philosophie
und
der
Ethik
ersetzte.
Seite
16
Wirtschaft,
Geld
und
das
Bankenwesen
–
Christliche
Grundsätze
E.L.
Hebden
Taylor
Wo
auch
immer
die
Geldverkettung
eingetreten
ist,
so
löste
sie
Bindungen
auf,
die
sich
auf
den
Band
des
Blutes
oder
der
Verwandtschaft
stütze
und
ersetzte
sie
mit
Interessenvereinigungen,
die
sich
für
einen
bestimmten
Zweck
bilden.
Geld
ist
in
der
modernen
Welt,
so
behauptet
Simmel,
mehr
als
nur
Massstab
von
Werten
und
Tauschmittel.
Über
die
wirtschaftlichen
Funktionen
hinaus
symbolisiert
und
verkörpert
es
die
moderne
Wesensart
der
Vernunft,
Versachlichung,
Berechenbarkeit
und
Unpersönlichkeit.
Geld
ebnet
qualitative
Unterschiede
zwischen
Gegenständen
und
Personen
aus
und
es
ist
der
Hauptmechanismus,
der
eine
Gesellschaftsentwicklung
weg
von
Brauchtum
und
Status
hin
zu
Verträge
und
Gewinnstreben
ermöglichte.
Unter
seiner
Schirmherrschaft
siegte
der
moderne
Geist
der
Berechnung
und
der
Abstraktion
über
die
ältere
Weltanschauung,
die
sich
mehr
auf
Gefühle
und
Intuition
stütze.
Lasst
uns
Simmels
Analyse
einen
Schritt
weiter
führen.
Infolge
der
Sündhaftigkeit
des
Menschen
wird
Geld
zum
Selbstzweck
anstatt
dass
es
ein
Hilfsmittel
für
höhere
Ziele
des
menschlichen
Lebens
ist.
So
warnt
auch
der
Apostel
Paulus
in
seinem
Brief
an
den
jungen
Timotheus:
„Die
Gottseligkeit
aber
mit
Genügsamkeit
ist
ein
großer
Gewinn;
denn
wir
haben
nichts
in
die
Welt
hereingebracht,
so
ist
es
offenbar,
daß
wir
auch
nichts
hinausbringen
können.
Wenn
wir
aber
Nahrung
und
Bedeckung
haben,
so
wollen
wir
uns
daran
genügen
lassen.
Die
aber
reich
werden
wollen,
fallen
in
Versuchung
und
Fallstrick
und
in
viele
unvernünftige
und
schädliche
Lüste,
welche
die
Menschen
versenken
in
Verderben
und
Untergang.
Denn
die
Geldliebe
ist
eine
Wurzel
alles
Bösen,
welcher
nachtrachtend
etliche
von
dem
Glauben
abgeirrt
sind
und
sich
selbst
mit
vielen
Schmerzen
durchbohrt
haben.“
(1.
Timotheus
6:6‐10)
Mögen
diese
starken
Worte
uns
leiten
wann
auch
immer
wir
mit
Geld
zu
tun
haben
und
wir
über
Geldangelegenheit
zu
entscheiden
haben.
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