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Dass die spanischen und französischen Banken so solide dastehen, hat auch

aufsichtsrechtliche Gründe: So schrieb die spanischen Zentralbank den Instituten fest vor,
einen Puffer gegen Kreditverluste vorzuhalten. In Frankreich vollzieht sich die
Hypothekenvergabe grundsätzlich eher konservativ. Die Zinssätze sind festgelegt, außerdem
sind die Verbindlichkeiten durch die Agentur Crédit Logement garantiert.

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Krisengewinnler

Was spanische und französische Banken erfolgreich macht


von Tobias Bayer (Frankfurt)

Das europäische Finanzsystem liegt darnieder. Nicht ganz: Spanische und französische Banken wie
Santander und Société Générale können sich trotz Kreditkrise gut behaupten - und dass, obwohl es
ihren Heimatländern gar nicht gut geht.

22. September. Emilio Botin, Vorsitzender des Verwaltungsrats bei Banco Santander, sagt:
"Angesichts der schwierigen Situation weltweit und auf unserem Heimmatmarkt möchte ich Ihnen
versichern, dass Santander gut für die Herausforderungen gerüstet ist. Besser noch als die Rivalen."
Botin bekräftigte dabei das im Juni ausgegebene Gewinnziel von 10 Mrd. Euro für das Gesamtjahr.
2007 verdiente das Finanzinstitut noch 9,1 Mrd. Euro.

25. September. Frédéric Oudea, Vorstandschef von Société Générale (SocGen), sagte: "Wir sehen
uns in der Lage, diese Krise für uns zu nutzen. Es ist eine blendende Gelegenheit, um neue Kunden
zu gewinnen." Für das konzerneigene Investmentbanking gab Oudea das Renditeziel von 20 bis 25
Prozent aus - unverändert von den vorherigen Prognosen. Der designierte Spartenchef Michel Peretie
sagte: "Wir sind selbstbewusst, dass wir diese Prognosen halten können. Allerdings müssen wir
vorsichtig bleiben, weil keiner weiß, was auf den Märkten geschieht."

Machtverschiebung in Europa

Die Äußerungen von Botin und Oudea belegen die Machtverschiebung in Europas Bankenwelt.
Spanische und französische Häuser schlagen sich während der Kreditkrise erstaunlich gut. Während
andere Finanzinstitute wie Fortis, Hypo Real Estate (HRE) oder der Immobilienfinanzierer HBOS mit
Hilfe der Regierungen aufgefangen oder von Rivalen geschluckt wurden, gehen Spanier und
Franzosen in die Offensive.

So kaufte Santander die britische Bank Alliance & Leicester und sicherte sich den Zuschlag auf die
Konten der angeschlagenen Hypothekenbank Bradford & Bingley. Im vergangenen Jahr schon
schluckte das spanische Institut Teile von ABN Amro. Der französische
Genossenschaftsbankenverbund Crédit Mutuel wiederum verleibte sich die Citigroup-Tochter Citibank
ein. Auch SocGen hält sich wacker. Nach dem Skandal um Aktienhändler Jérôme Kerviel und den
daraus resultierenden Verlust von 5 Mrd. Euro stabilisierte sich die Bank. Die Kapitalerhöhung gelang,
inzwischen bewerten Analysten den Konzern wieder als gut positioniert. "SocGen ist in einer der
strategisch stärksten Positionen in Europa. Gerade außerhalb des Investmentbankings ist die Bank
hervorragend aufgestellt", schreiben die Bankanalysten von JP Morgan.

All das bleibt auch den Börsianern nicht verborgen. SocGen und Santander schlugen sich besser als
die Konkurrenz. Seit Jahresbeginn verloren SocGen-Papiere 32,4 Prozent, Santander-Aktien 28
Prozent, während der Branchenindex Dow-Jones-Euro-Stoxx-Banks über den gleichen Zeitraum 38,4
Prozent einbüßte.

Das Besondere dabei: Die spanischen und französischen Banken sind erfolgreich, obwohl die
wirtschaftliche Dynamik in ihrer Heimat nachlässt. In Spanien geht die Angst vor einer Rezession um.
Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft nur noch um 0,1 Prozent, die Arbeitslosenrate schnellte mit
10,4 Prozent auf den höchsten Stand seit 1992 hoch.

Besonders problematisch: Der jahrelange Immobilienboom geht zu Ende. In den vergangenen fünf
Jahren wurden zwei Drittel aller neuen Häuser in der Europäischen Union auf der iberischen Halbinsel
gebaut. Jetzt kehrt sich der Trend um: Die Baugenehmigungen brachen zuletzt um 57 Prozent

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gegenüber dem Vorjahr ein. All das belastet Immobilienfinanzierer und damit auch die Banken. So
schlitterte Branchenprimus Martinsa-Fadesa Mitte Juli in die Insolvenz.

Auch in Frankreich trübt sich das Bild ein. Finanzministerin Christine Lagarde kürzte die
Wachstumsprognose für 2008 von 1,7 auf knapp 1,0 Prozent. Im zweiten Quartal schrumpfte die
Wirtschaft um 0,3 Prozent. Das war der erste Rückgang seit mehr als fünf Jahren. "Es ist durchaus
möglich, dass die wirtschaftliche Aktivität auch im dritten Quartal rückläufig ist. Ein Nullwachstum
wäre schon gut", sagte Frédéric Ducrozet, Volkswirt bei Crédit Agricole.
Wenig Subprime, solide Kapitalquoten

Das Erfolgsgeheimnis der Spanier und Franzosen: Im Gegensatz zu vielen anderen Banken hielten sie
sich bei Subprime-Hypotheken und strukturierten Produkten wie Collateralized Debt Obligations
(CDOs) zurück. Gleichzeitig unterlegten sie ihre Vermögenswerte mit überdurchschnittlich viel
Eigenkapital. Das beweisen Analysen der Citigroup-Bankexperten. Sie errechneten für die führenden
europäische Banken Eigenkapitalquoten. Für HRE und die Deutsche Bank kamen sie auf Werte von
1,0 und 1,2 Prozent, für SocGen und Santander auf 2,4 und 4,4 Prozent.

Das mag auch der Grund für die bessere Kursentwicklung an der Börse sein, argumentieren die
Experten des Brokerhauses MF Global: "In den vergangenen Monaten verkauften Hedge-Fonds
Banken, die im Verhältnis zu den Vermögenswerten wenig Eigenkapital vorhielten. Dazu zählten
Deutsche Bank, Barclays, UBS und Alliance & Leicester. Im Gegensatz dazu kauften sie Werte wie
Santander, BBVA und Unicredit."

Dass die spanischen und französischen Banken so solide dastehen, hat auch aufsichtsrechtliche
Gründe: So schrieb die spanischen Zentralbank den Instituten fest vor, einen Puffer gegen
Kreditverluste vorzuhalten. In Frankreich vollzieht sich die Hypothekenvergabe grundsätzlich eher
konservativ. Die Zinssätze sind festgelegt, außerdem sind die Verbindlichkeiten durch die Agentur
Crédit Logement garantiert. Dementsprechend gering ist das Ausfallrisiko.

Kleinere Banken von Kreditausfällen bedroht

Ganz ungeschoren werden die spanischen und französischen Banken jedoch auch nicht durch die
Kreditkrise kommen. Während große internationale Häuser wie Santander, SocGen oder BBVA auch
durch ihre weltweite Präsenz den Abschwung in ihren Heimatmärkten auffangen werden können, sind
kleinere Institute wie beispielsweise Banco Popular von steigenden Ausfällen bei Krediten bedroht.

Santiago López Diaz, Analyst bei Credit Suisse, rechnet damit, dass die Quote an faulen Krediten in
Spanien auf 3,3 Prozent, bei Bausparkassen sogar auf fünf Prozent bis Ende 2010 zulegen wird. Das
entspräche einer Verdopplung, momentan liegt die Quote für die Branche bei 1,7 Prozent. "Das wird
die Risikovorsorge der Banken in den kommenden zwei Jahren auffressen. Sollten große
Immobilienfinanzierer in Schieflage geraten, könnte die Verschlechterung noch schlimmer ausfallen."

FTD.de, 07:00 Uhr


© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

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