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Mondsüchtig

Tüftler, Träumer, Techniker – von den USA bis nach Malaysia


sind sie von einem der skurrilsten Hightech-Wettbewerbe aller
Zeiten elektrisiert: Sie bauen an mondgängigen Vehikeln. GEO
befragte Teams in fünf Ländern nach ihren Startvorbereitungen
Von Heiner Müller-Elsner (FOTOS)

TEAM ASTROBOTIC
Ein Professor, ein Geschäftsmann, eine
Universität auf dem gedanklichen Weg zum
Mond: In PITTSBURGH, USA, simulieren
sie mit einem Prototyp bereits die Landung

06|2011 GEO 63
P
ittsburgh, US-Bundesstaat Stockwerke hohe High Bay ist sein Reich. botic-Macher kaufen: eine Falcon 9 der Gefährt verglühen könne. Zudem sei die seinen Kameras die Hinterlassenschaften
Pennsylvania. David Gump be- Er lieferte zu LunaCorps hochfliegenden amerikanischen Raumfahrtfirma SpaceX. Sicht perfekt und die Anziehungskraft, der Apollo-11-Mission dokumentieren: Das 30-Millonen-
tritt die „High Bay“, die Halle Plänen erste Rover-Entwürfe, die aber nie Kostet normalerweise 56 Millionen Dol- der man entgegensteuern müsse, nicht den Lander, die amerikanische Flagge. Dollar-Rennen
des Robotik-Zentrums an der umgesetzt wurden. lar, etwa 40 Millionen Euro. Immerhin allzu groß. „Die Geschwindigkeit bei der Und am besten auch die Fußspuren. Es
Carnegie Mellon University. Er trägt eine Als Google und die X Prize Foundation gibt SpaceX für Bewerber-Teams um den Landung sollte einen Meter pro Sekunde wäre ein echter Scoop.
Google gibt das Geld, eine
Aktentasche und wirkt ein bisschen wie zur Mondfahrt riefen, gab Whittaker X Prize zehn Prozent Rabatt. Die Finan- betragen, aber sicherheitshalber entwer- Der dann wohl auch, rückwirkend, das Stiftung stellt die Jury:
ein Versicherungsvertreter, der sich ver- ­sofort einen Scheck über 10 000 Dollar in zierung, sagt Gump, bekomme er hin. fen wir die Landeeinheit so, dass sie auch größte Problem lösen dürfte, das Astro- 29 Teams basteln an einer
laufen hat. Aber Gump will zeigen, wie die Post: für die Anmeldegebühr. Zwei Ein anderer Schritt, die spätere Lan- mit drei oder vier Metern pro Sekunde botic noch hat: die Finanzierung. Auf Rallye auf den Mond
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hier seine Träume Gestalt annehmen. Monate später gründete er mit Gump die dung, bereitet dem Team schon mehr aufsetzen kann.“ 90 Millionen Dollar, etwa 64 Millionen
Er weist zu einem Robotermobil in der Firma Astrobotic Technology, eigens zur Kopfzerbrechen. Jason Calaiaro, Master- Danach, sagt Whittaker, habe Astrobo- Euro, sind die Kosten kalkuliert. Auf der Wenn sich der Internetkonzern
­Mitte des Raums, das wie ein schwarz ge- Teilnahme am Wettbewerb. Student bei Whittaker, demonstriert mit tic das Schwierigste überstanden. „Mit Habenseite verbucht das Team in unver- Google, eine typisch amerikanische
punkteter Wigwam auf Rädern anmutet: Whittakers Karriere als Robotik-Pio- einer Software, wie sie auch professio- Robotern, die durch unwegsames Gelände hohlener Selbstsicherheit schon mal die Firma, und die X Prize Foundation,
eine typisch amerikanische Stiftung,
„P3, unser dritter Prototyp.“ P3 soll den nier begann mit einem Unglück: 1979, kurven, kennen wir uns aus.“ Und nichts 24 Millionen Dollar Preisgeld; dazu wei-
für einen Hightech-Wettkampf zusam-
Preis holen, den Google und die X Prize mit der Kernschmelze im Atomkraftwerk AUF ARMSTRONGS SPUREN! anderes sei ja der Rover, der nun langsam tere zehn Millionen, die man nach dem
mentun, kann daraus nur ein typisch
Foundation ausgelobt haben: für die erste Three Mile Island, Pennsylvania. Als Im »Meer der Ruhe« eine Rampe herunterfahren wird, auf die Wettbewerb von der NASA für die Über- amerikanischer Wettbewerb entste-
private Mondlandung der Geschichte. ­Assistenzprofessor baute er damals fern- wollen sie landen: wie die staubige, unebene Mondoberfläche. Auf lassung der aufschlussreichen Missions- hen: Der Google Lunar X Prize „richtet
Gump stellt sich neben das Gefährt. gesteuerte Roboter, die der Kraftwerks- ersten Astronauten der Erde, immerhin, klappt das schon daten erhalten will. Und zwei Millionen sich an Unternehmer, Ingenieure und
Ende 2013 soll eine 1,50 Meter große Ver- betreiber in den verstrahlten Reaktor- ganz gut. Auf den Abraumhalden früherer Dollar Startgeld, die der Staat Florida Visionäre auf der ganzen Welt, die
sion am Mondäquator aufsetzen – im block schickte, für Probenentnahmen nelle Satellitenbauer verwenden, den Stahlwerke am Stadtrand von Pittsburgh ­jedem Team zahlt, das seine Rakete von uns zurück auf den Mond bringen und
„Meer der Ruhe“, wo am 20. Juli 1969 die und Reparaturen. Seither entwickelt Flug der Mondlandeeinheit. Auf seinem fährt das Mobil bereits scheinbar mühe- den verwaisten Rampen in Cape Canave- diese Umgebung zum Nutzen der
amerikanische Mondlandefähre „Eagle“ Whittaker jedes Jahr ein neues Maschi- Bildschirm ist zu sehen, wie die letzte Ra- los durch Mulden, über Felsen, steile Ab- ral starten lässt. Menschheit erforschen wollen.“
Google hat dafür insgesamt 30 Millio-
die Astronauten Armstrong und Aldrin nenwesen: insektengleiche Vehikel, die ketenstufe der Falcon das Landemodul hänge hinauf und hinab. Fehlen noch 54 Millionen Dollar.
nen Dollar Preisgeld ausgelobt, rund
absetzte. „Vielleicht finden wir noch ihre in Vulkane krabbeln; Gefährte, die ein- mit dem Rover nahe an den Mond bringt, Eine andere Herausforderung für das Zwar sind Sponsoren interessiert, der 21,5 Millionen Euro. Bis Ende April
Fußspuren“, sagt Gump. Er lächelt. sturzgefährdete Minen inspizieren oder wie sich das Modul trennt und nun sein Unternehmen Mondfahrt sind die Tem- Maschinenbauer Caterpillar aus Illinois hatten 29 Teams aus aller Welt ihre
Gump ist kein Wissenschaftler, son- Unterwasserhöhlen erforschen. Und nun eigenes Triebwerk zündet, um in den peraturen: Während des gut zwei Wo- hat sogar schon Unterstützung zugesagt. Teilnahme gemeldet. Jenes Team, das
dern Geschäftsmann. 1989 schon grün- sein Meisterstück: der Mondrover. ­lunaren Orbit einzuschwenken. Wie es chen dauernden Mondtages klettern sie Doch das meiste Geld müssen wohl Nutz- vor Ende des Jahres 2015 als Erstes
dete er die Firma LunaCorp, dachte an PR Er muss ein ziemlich robustes Vehi- vier-, fünfmal den Mond umkreist, dann am Äquator des Trabanten bis auf 130 lasten bringen: Rover und Lander haben einen fahrenden Roboter (Rover) auf
und Mondtourismus. Doch „niemand kel werden. Denn, sagt Whittaker, „wir den Landeanflug beginnt. Wie wenige Grad Celsius, nachts hingegen fällt das nach Whittakers Berechnungen noch dem Mond absetzt, ihn 500 Meter
wollte mir glauben, dass man auf dem haben ein hoch motiviertes Team aus Sekunden vor der Landung Sensoren Thermometer auf unter –160 Grad. Das Platz für 103 Kilogramm, das Kilo für bewegt und hochauflösende Bilder
und Videos zur Erde übertragen lässt,
Mond Geld verdienen kann“, erzählt er. Studenten und Doktoranden, aber keine die Mondoberfläche nach gefährlichen Metall-Chassis des Rovers ist deshalb so rund anderthalb Millionen Dollar.
gewinnt 20 Millionen Dollar. Bedin-
2003 wurde die Firma liquidiert. NASA-Ingenieure mit jahrelanger Erfah- Felsen oder Kratern scannen. Und – wie entworfen, dass es tagsüber die Hitze Dass ein Bestattungsinstitut bereits gung: Die Unternehmung muss zu
Einer allerdings glaubte bereits da- rung. Wir brauchen deshalb einen Rover dann die Software abstürzt. perfekt ableitet. In der Nacht dagegen Stauraum reserviert hat für die Asche wenigstens 90 Prozent privat finan-
mals an Gumps Vision: William „Red“ mit großer Fehlertoleranz.“ „Dabei ist es eigentlich recht einfach“, legt der Roboter einfach eine Pause ein. Verstorbener, die im Mondstaub ihre ziert sein. Das Preisgeld sinkt auf
Whittaker, Robotik-Professor an der Die Rakete, um das Fahrzeug Richtung sagt Calaiaro. Schließlich gebe es keine Läuft alles nach den Plänen von Whit- letzte Ruhe finden wollen, wertet er nicht 15 Millionen, wenn vorher eine staatli-
Carnegie Mellon University. Die zwei Mond zu schießen, wollen die Astro­ Atmosphäre auf dem Mond, in der das taker und Gump, so wird ihr Roboter mit als schlechtes Omen. Hubertus Breuer che Mission den Mond erreicht.
Immer noch fünf Millionen Dollar war-
ten auf den Zweitplatzierten. Einen
Der Mondrover aus der Carnegie Mellon Bonus von vier Millionen Dollar gibt
University mutet an wie ein Wigwam auf Rädern. es für die Lösung besonderer Aufga-
Und die Abraumhalden in einem aufgelassenen ben, etwa das Aufspüren der Reste
Industriegebiet am Stadtrand sehen aus wie eine von Apollo 11 oder das Überstehen der
Mondlandschaft. Beide scheinen wie füreinander Mondnacht, die gut zwei Wochen
gemacht: Bei Testfahrten meisterte der Rover das dauert und bis zu –160 Grad Celsius
schwierige Gelände fast mühelos (l.). Astrobotic kalt wird. Eine Million Dollar schließ-
will ihn später an jenen Ort steuern, wo 1969 zum lich erhält das Team mit der innova-
ersten Mal Menschen den Trabanten betraten. tivsten Idee für die Weltraumfor-
Ansichten des Landeplatzes sollen vorab die schung. An den Ergebnissen ist auch
Tücken des Geländes sichtbar machen (r.) die NASA interessiert: Bis zu zehn
Millionen Dollar spendiert sie für die
erfolgreiche Entwicklung von Techno-
logien, die sie für künftige eigene Mis-
sionen einsetzen kann. Jürgen Bischoff

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TEAM Synergy Moon Die Lichtkünstler Zorislav Šojat (l.)
und seine Frau Gordana aus Zagreb
Künstler aus KROATIEN wollen mehr Farbe auf träumen von einer Lightshow auf dem
dem Mond. Sie sind Teil eines weltweiten Netzes, Trabanten. Dessen Kraterhänge sollen
von einem Filmemacher aus BOSNIEN koordiniert. als Projektionsflächen dienen. Am
Rover für den Projektor tüfeln Bastler
Motto: Jeder macht das, was er am besten kann in Maryland, einen Startplatz offeriert
der König von Tonga. Den Kontakt zu
allen Akteuren hält Nebojša Stanojević
(r.) mittels Notebook und Internet

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ie Dackel Laika und Luna wu- den Teamchef der Weg zum Mond bei Myrick, für den Flug benötige man aber
seln aufgeregt um den Garten- Weitem nicht so sehr wie jenes Spekta- 30. Und deshalb noch viel mehr Spon-
tisch, an dem Nebojsa Stanoje- kel, das er dort oben veranstalten will. soren. Stanojevic´  soll dafür sorgen.
vic´ sein Team Synergy Moon Per Notebook koordiniert Stanojevic´ Der braucht nun eine Pause: Nach dem
versammelt hat: drei PR-Profis, einen seine Unterstützer. Einer von ihnen ist Telefonat schläft er im Sessel ein. Viel-
Cellospieler, eine Architektin und ein Gastgeber Zorislav Sojat, grauer Vollbart, leicht träumt er von seinem Plan, der das
Künstlerpaar. Stanojevic´ , ein hagerer um die Hüften ein braunes Tuch. Der Abenteuer X Prize noch in den Schatten
Mann mit Hippie-Bart, doziert über ­seine Dachboden seines Hauses ist mit Com- stellen soll: Er will selbst ins All.
Mission wie ein Prediger: „Ich lag neben putern vollgestellt. In einer Ecke: Schein- Den dafür vorgesehenen Reisepartner
einem Vulkan in Guatemala und betrach- werfer, mit einem Keyboard verbunden. umarmt der Serbe Stanojevic´  tags darauf
tete den Mond. Und ich dachte: Nun bin Als Sojat tonlos auf der Tastatur zu spie- auf einem Flugplatz nahe Zagreb. Es ist
ich um die ganze Welt gesegelt, und als len beginnt, wechseln an der Decke bun- der kroatische Journalist Miroslav Am­
Nächstes möchte ich dort oben sein.“ te Muster, eine Übersetzung von Tönen brus-Kis, der mit ihm eine Botschaft ver-
Stanojevic´´, 42, ist Serbe. Bei Ausbruch in Farben. „Mein Traum ist eine Installa- breiten soll: „Ein Serbe und ein Kroate
des Bosnienkriegs war er von Tuzla nach tion auf dem Mond“, sagt er. Der Projek- fliegen ins All – und erheben sich über
Südafrika geflüchtet. Er arbeitete als Fil- tor könne im Rover eingebaut werden. jene Grenze zwischen ihren Nationen, die
memacher, zu seinen Referenzen zählt Stanojevic´ freut sich schon auf eine ein blutiger Krieg hervorgebracht hat.“
er Tina Turner und den Dalai Lama. Der „Party für die Aliens“. Am Abend balan- Die beiden setzen sich an einen Tisch
X Prize ist sein bisher größtes Projekt. ciert er sein Notebook auf den Knien und zu einem älteren Herrn. Mike Vucelic,
„Synergy Moon“, sagt er in dem Gar- telefoniert via Skype mit Kevin Myrick in Sonnenbrille, Baseballkappe und blaue
ten in Zagreb, „ist ein weltweites Netz.“ den USA. Der Computerspezialist ver- Fliegerjacke, ist 80 Jahre alt. Der in Kroa-
Die Fabrik für die Rakete „Neptune“ dient sein Geld am Theater und arbeitet tien geborene US-Bürger war einst bei
­stehe in der Mojave-Wüste. In Maryland trotzdem, wie er sagt, bis zu zwölf Stun- der NASA beschäftigt. Er gehörte zum
plane ein Team das Mondmobil. Die den pro Tag für Synergy Moon. Er be­ Rettungsteam für die Crew von Apollo 13
­Landeeinheit komme aus der Ukraine, richtet: „Prototypen der Motoren für den – und berät jetzt Synergy Moon.
ein australischer Sponsor sei für Hitze- Lander haben wir. Jetzt arbeiten wir am Glaubt er gar, dass statt des Rovers
schilder zuständig. „Und mein Schul- Antriebsmodul für den Testflug.“ auch zwei Männer mit der „Neptune“
freund Dino von der irischen Universität Der Flug zum Mond ist für Ende 2012 auf den Mond zu hieven wären? „Ja
Limerick liefert die künstliche Intelli- geplant. Sagt Stanojevic´. Startplatz soll ­sicher“, sagt der Veteran entschieden.
genz“, ergänzt Stanojevic´. ein Areal auf der Insel Eua sein, das der „Die So­wjets sind auch so ins All geflo-
Überhaupt: Jeder könne mitmachen, König von Tonga ihm überlassen habe. gen. Als Versuchskaninchen.“ Der NASA-
er müsse kein Techniker sein, „Künstler Allerdings gibt’s da noch ein paar Pro- Held hat gesprochen! Es geht! Stanojevic´
können Filme über uns drehen, Songs bleme. Derzeit sechs Spezialisten kon­ ist euphorisch. Der Mond, sein Flug.
schreiben.“ Denn eigentlich interessiert struieren an der „Neptune“, berichtet ­Tonga wartet! Michael Kraske

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TEAM selenokhod
1970 setzte die Sowjetunion ein ferngesteuertes
Fahrzeug auf dem Mond ab: »Lunokhod 1«. Ingenieure
aus RUSSLAND wollen den Erfolg jetzt, verkleinert,
wiederholen. Mithilfe der Veteranen von damals

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ie viel befahrene Kolskaja- spiel, wie man ein Fahrzeug steuert, das und Technik abgeschlossen und arbeitete Wie bei den meisten anderen X-Prize- prägt von einem traurigen Blick. Malen- gleich gesagt: Euer Ding wird da oben
Straße im Nordosten Moskaus fast 400 000 Kilometer entfernt ist. danach ein halbes Jahr lang beim Raum- Teams holen sich auch Dzis-Wojnarow­ kow hatte in den 1960er Jahren am Fahr- nicht fahren.“
sieht nicht gerade wie ein Ort Ein schwarzer Metallzaun trennt das fahrtkonzern Energija. Dann wechselte skijs Mitarbeiter Unterstützung von werk von „Lunokhod 1“ mitgearbeitet. Der zweite Berater aus der alten
aus, an dem eine Reise zum Testgelände von der Außenwelt; im Hof er in den Journalismus. Er schrieb für ­externen Fachleuten. Ein begeisterter Jetzt bemüht er sich, nicht verbittert zu Mondfahrer-Garde ist optimistischer.
Mond ihren Anfang nehmen könnte. steht ein Brunnen, geschmückt mit vier mehrere Zeitungen über Wirtschafts­ ­Ingenieur aus der Provinz darunter, der klingen darüber, dass Russland als Welt- Der 73 Jahre alte Wjatscheslaw Dowgan
­Eine typische Wohngegend, weitab vom Pferdeköpfen aus Gips, denn der Haupt- themen – und scheint sich überhaupt an der neuen russischen „Angara“-Rakete raumnation so sehr ins Hintertreffen gibt Anschauungsunterricht im Mos­
Zentrum, 20-stöckige Wohnblocks mit mieter im Haus ist spezialisiert auf Fassa­ besser mit Medien auszukennen als mit mitge­arbeitet hat. Involviert ist auch ein geraten ist. Er finde „Selenokhod“ eine kauer Museum der Kosmonauten, wo ein
quadratischen Fenstern. Unschick. dengestaltung für die Villen der Neurei- der Raumfahrt. Kon­struktionsbüro namens Progress aus schöne Herausforderung, sagt er. Immer- Modell des ersten sowjetischen „Luno­
Am Ausgang der Metro-Station chen. Hinein durch einen Seiteneingang, Aber als Google den 30-Millionen- dem südwestrussischen Samara. Ebenso hin sei es zurzeit das einzige russische khod“ steht. Es sieht aus wie eine riesige
Swiblowo liegen auf dem Boden eine eine schmale Treppe führt nach oben, in ­Dollar-Wettbewerb ausrief, erwachte wie der Lehrstuhl für innovativen Funk- Projekt für planetare Fahrzeuge: „Ein Badewanne auf Rädern. Als er es anfasst,
Handvoll Tomaten und Weißkohl, die die Werkstatt. Die Räume hier gehören bei Dzis-Wojnarowskij das Interesse fürs verkehr der Universität Nowgorod. Und staatliches Programm gibt es ja nicht.“ will ihn eine Museumswärterin zurecht-
ein Tadschike an Passanten verkauft; es einer kleinen GmbH, deren Name nicht Außerirdische erneut. Neben seinem Ingenieure der namenlosen GmbH im „Früher hat uns das Politbüro die weisen. Doch der alte Mann reagiert
gibt eine Eisdiele, daneben eine offene in der Zeitung stehen soll. Denn sie ist Einsatz für „Selenokhod“ gründete er ei- Nachbarbüro beraten die „Selenokhod“- ­Aufträge erteilt, jetzt schafft die Firma kühl:„Das ist mein Lunokhod.“
Wursttheke. Und natürlich drei Schön- die Tochtergesellschaft einer großen rus- nen Internetshop mit Artikeln für den Tüftler in Sachen Elektronik, Elektrik und Tatsächlich war er derjenige, der den
heitssalons, denn wenn die Häuser schon sischen Rüstungsfirma, die unbemannte Freund des Universums (die Wandlampe unbemanntes Fliegen. Sie fertigen Mo- Guter Rat der Pioniere: Mondrover von der Erde aus gesteuert
nicht attraktiv sind, wollen es wenigs- Kleinflugzeuge herstellt. Natürlich nur „Mond“ für 50 Euro), außerdem einen delle des Rovers, der wie ein Spielzeug »Man kann nicht einfach hat. „Lunokhod-Fahrer“ nannten ihn die
tens die Bewohner sein. für „friedliche Zwecke“, betont der Büro- Shop für hochfliegende Malerei, in dem für die Kinder der Neureichen aussieht: kopieren, was wir vor über sowjetischen Zeitungen. Damals, 1970.
Nikolaj Dzis-Wojnarowskij ist der leiter, der zur Begrüßung vorbeikommt. etwa ein Bild mit dem Titel „Weg der mit vier überdimensional großen Rädern 40 Jahren entworfen haben« Nun setzt sich der Professor, General-
­Pro­jektleiter des russischen Lunar-X- Hier, als Untermieter eines Fassaden- ­Kometen“ für 800 Euro zu haben ist. und einem „Kopf“, auf dem drei Kameras major und „Verdiente Testfahrer der
­Prize-Teams. Er lässt 40 Minuten auf sich gestalters und eines Drohnenherstellers, „Ich liebe den Kosmos“, sagt er. Und: montiert sind, alles in Goldfolie einge­ Google die Anreize“, sagt der melancho- ­Kosmischen Technik“, so seine offizielle
warten, bevor er ins Konstruktionsbüro bastelt nun ein halbes Dutzend enthusi- Es sei doch eine Schande, dass Russland, wickelt. Das Musterstück wird über eine lische Malenkow. Ehrenbezeichnung, auf den Fußboden
bittet, in dem der Mondrover „Seleno­ astischer Mitarbeiter an „Selenokhod“. „eine Großmacht der Weltraumfahrt“, Fernbedienung gesteuert. Und, kann er den jungen Leuten hel- neben das Gefährt, zu seinen Füßen das
khod“ Gestalt annehmen soll: Russlands Dzis-Wojnarowskij trägt schlichte sich nur mit einem einzigen Team an „Es ist natürlich ein Problem, dass wir fen? Seine fachmännische Beratung kon- Modell des geplanten Nachfolgers. „Ich
Beitrag im Wettbewerb. Jeans und T-Shirt, telefoniert mit einem dem Google-Projekt beteilige. wenig Geld haben“, gibt Dzis-Wojna- zentriert sich bislang auf ein klares „Njet“ freue mich, dass die Jugend heute wieder
Im Unterschied zu allen anderen einfachen Handy und redet viel und gern Russland, die Großmacht! rowskij zu. „Aber unser Vorteil ist, dass zum Fahrwerk: „Man kann nicht einfach auf den Mond schaut“, sagt Dowgan, die
Teams, die sich um das Preisgeld bewer- über das Projekt. 14 000 Euro habe er bis Trotzdem sei „Selenokhod“ kein Hob- wir auf das Know-how der Alten zurück- kopieren und verkleinern, was wir in immerhin auch schon 34 Lebensjahre
ben, haben die Russen einen Startvorteil: jetzt hineingesteckt, alles aus „privaten by zur Förderung des Nationalgefühls, greifen können.“ Zwei Ingenieure aus den 1960er Jahren entworfen haben. Es von Dzis-Wojnarowskij übersehend.
Bereits in den 1970er Jahren setzte die Quellen“, wie er sagt, ohne ins Detail ge- betont der Chef. Es sei vielmehr ein der Zeit der „Lunokhod“-Mobile gehören würde nicht funktionieren.“ Malenkow Und klar, sagt Dowgan, „das russische
Sowjetunion auf dem Mond zwei unbe- hen zu wollen. Nein, „Selenokhod“ habe Start-up-Unternehmen, das Geld einbrin- zum wissenschaftlichen Beirat des „Sele- schüttelt den Kopf: „Man darf doch nicht Modell ist noch nicht ausgereift.“ Doch
mannte Fahrzeuge ab, „Lunokhod 1“ und keine offiziellen Sponsoren, weder staat- gen soll, irgendwann einmal. Denn: nokhod“-Teams. auf 40 Jahre alte Technik bauen.“ das Wichtigste sei ja, dass sein Land über-
„Lunokhod 2“, die dort monatelang her- liche noch private. Man schlage sich so „Die private Raumfahrt hat eine große Einer von ihnen: Michail Malenkow, Mit Rädern, die nach bisherigem Plan haupt dabei ist. Malenkow sieht das ähn-
umfuhren. Zugegeben, das ist lange her. durch. 14 Leute im Team, alle ehrenamt- Zukunft.“ Dzis-Wojnarowskij denkt zum der 650 Kilometer nordwestlich von nur 15 Zentimeter Durchmesser haben lich. Es gehe darum, „welche Rolle Russ-
Aber einige der Konstrukteure leben lich, alle nur nach Feierabend. Beispiel an Aufträge für Satellitentrans- Moskau lebt, in Sankt Petersburg. Er ist sollen, werde „Selenokhod“ auf dem land in der Zukunft im Weltraum spielen
noch – und mit ihnen lebt ein wertvoller Der Teamchef hat 1999 ein Studium porte und an die Bodenschätze auf dem inzwischen 68 Jahre alt, sein Gesicht Mond im Staub stecken bleiben, prophe- will. Und darum, wie wir unser Wissen
Erfahrungsschatz. Sie wissen zum Bei- an der Moskauer Hochschule für Physik Mond. durchzogen von tiefen Falten und ge- zeit Malenkow. „Das habe ich denen nutzen“. Vladimir Esipov

Gruppenbild mit Mondfahrzeug: Im Moskauer


Kosmonauten-Museum trifft sich Lunokhod-Veteran
Wjatscheslaw Dowgan (4. v. l.) vor einem Modell von
»Lunokhod 1« mit vier Enthusiasten aus dem X-Prize-Team
Selenokhod. Tigran Schachwerdian (3. v. l.) hält ein Modell
des geplanten Rovers, der sich zu seinem Vorgänger verhält
wie eine Maus zum Elefanten. Damit »Selenokhod« nicht
im Mondstaub stecken bleibt, arbeitet der Ingenieur
Igor Bogomanschin an seinem Computer noch an
der Optimierung der Radkonstruktion

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Team Independence-X Aerospace Izmir Yamin ist von allem fasziniert,
was fliegt. Seine erste Rakete baute
Selbst wenn sie am Boden bleiben müssten, könnten die er vor Jahren noch im Keller seines
Raumfahrt-Idealisten aus MALAYSIA am Ende ihr Ziel erreichen: Elternhauses. Jetzt hat er sich höhere
Ziele gesetzt. Und wird dabei auch
ihrem Land den Weg in den Weltraum zu ebnen vom deutschen Ingenieur Jörg Weigl
unterstützt, der an der Technischen
Universität in Kuala Lumpur unter an-
derem einen Brennstoffzellenantrieb
für Motorroller entwickelt

I
zmir Yamin wollte schon immer Aero­space. Denn, ja, auch in Malaysia und Wettbewerbslorbeeren. Mit ihrer
hoch hinaus. Bereits als Student träumen sie den Traum vom Mond. Teilnahme an Googles Mondfahrt wollen
der Luft- und Raumfahrttechnik „Als wir uns beim Google Lunar X Yamins Männer das ganze Land in die
begann er mit dem Raketenbau – ­Prize angemeldet haben, waren wir 15 Zukunft katapultieren: Malaysia soll zu
im Keller seines Elternhauses. Anfangs Enthusiasten“, erzählt Yamin. „Wir woll- einem Zentrum der kommerziellen
nur mit, nun ja, mittelmäßigem Erfolg: ten noch alles selber bauen: die Rakete, Raumfahrt werden, die Teilnahme am
Bei einer versehentlichen Zündung drang die Landeeinheit, die Kommunikations- Lunar X Prize die dafür nötige Aufmerk-
der Rauch bis unters Dach. Aber Yamin systeme und das Mondfahrzeug.“ Schnell samkeit schaffen.
ist nicht der Typ, der sich von Rückschlä- stellte sich heraus, dass dafür nicht nur „Denn Malaysia ist sozusagen ein
gen entmutigen ließe. Und kleine Erfolge das notwendige Wissen fehlte, sondern ­natürlicher Weltraumbahnhof“, erklärt
machten das Missgeschick bald wett: vor allem das Geld. „Jetzt sind wir noch Yamin. Das Land liegt beinahe auf dem
2003, Yamin war 22 Jahre alt, schoss er acht Leute. Und wir versuchen, die Sache Äquator, wo die schnellere Erdrotation
eine Rakete einen Kilometer hoch. etwas systematischer anzugehen.“ einer Rakete zusätzlichen Schwung ver-
Für die nächstgrößere Version wollte Landeeinheit und das Mondfahrzeug leiht. Das spart Sprit. Zum Beispiel ge-
er sicherheitshalber den Segen der Behör­ will er mit seinem Team noch selber bau- genüber einem Start in Baikonur, Kasach-
den. Es erwies sich allerdings als schwie- en, eine Rakete kann man kaufen. Vier stan, das auf der Höhe von Venedig liegt.
rig, die Amtsleute von der Sinnhaftigkeit Ingenieure gehören derzeit zum Team, Yamin will die Regierung deshalb
seiner Tüftelergebnisse zu überzeugen. neben Yamin noch ein Amerikaner, ein überzeugen, einen Weltraumbahnhof zu
In Malaysia gibt es keine Vorschriften, Russe und ein Deutscher. Sie arbeiten bauen: „Der Staat sorgt für Infrastruktur
die den Abschuss privater Raketen re- mit Hochdruck an den Entwürfen. und Sicherheit. Investoren übernähmen
geln – und wo es keine Regeln gibt, wird Am Stadtrand von Kuala Lumpur hat Aufbau und Betrieb der Anlage.“
eben auch nichts erlaubt. Hilfe erhielt das Team ein kleines Büro angemietet. Pläne, die der Regierung sogar ins
­Yamin schließlich von der Armee. Sie Von hier aus will es Sponsoren gewin- Konzept passen könnten. Denn die Wirt-
stellte dem angehenden Ingenieur ein nen. Measat, ein malaysischer Satelliten- schaft Malaysias soll wachsen, erst kürz-
militärisches Testgelände zur Verfügung. betreiber, hat bereits Unterstützung für lich wieder hat Premierminister Najib
Das Modell, das er von dort aus in den die Kommunikationseinrichtungen in Tun Razak erklärt, sein Land solle inner-
Himmel schoss, schaffte 2,7 Kilometer. Aussicht gestellt – sofern eine Stiftung halb der kommenden zehn Jahre zu einer
Spätere Entwürfe trugen ihm nationale alle Investorengelder verwaltet. Bedin- vollwertigen Industrienation werden.
Forscherpreise in Serie ein. gung: Independence-X muss vor der ers- Für den Fall, dass Yamin und seine Leute
Izmir Yamin, inzwischen 29 Jahre ten Zahlung echte Fortschritte vorweisen. ihr Gefährt also nicht bis zum Mond be-
alt, kurze schwarze Haare, hellblaues Bis jetzt ist allerdings noch mehr Begeis- fördern können, werden sie vielleicht
Hemd, arbeitet gegenwärtig bei einer terung als Fortschritt zu sehen. wenigstens ihr Land vorangebracht ha-
Flugzeugbaufirma. Und er ist Gründer Doch hintergründig geht es Indepen- ben – auf eine Startrampe in die hoch-
des malaysischen Teams Independence-X dence-X ohnehin weniger um Preisgeld technologische Zukunft. Sascha Zastiral

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TEAM WHITE LABEL SPACE
Dem Mond fehlt es an Werbung, findet eine Gruppe aus
den NIEDERLANDEN und JAPAN. Denn Werbung bringt
Geld. Das wiederum den Rover zum Mond bringen soll.
Jetzt hoffen alle, dass die Rechung aufgeht

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D
ie Debatte ist lebhaft an sen Mitglieder in Holland arbeiten am unbezahlt. Doch nicht alle machen ihr Zumal WLS die Kosten im Rahmen ziemlich echt aus: ein sechseckiger Kas- in den Reinraum. Airborne, eine Firma
diesem Abend im Bespre- Landemodul. In Japan, an der Tohoku- Mittun öffentlich. Einige arbeiten in der halten will: 30 Millionen Euro nennt das ten, eingewickelt in Schutzfolie, wie sie mit rund 100 Angestellten, ist spezia­
chungsraum der Firma AOES Universität in Sendai – sie überstand Weltraumindustrie oder bei der ESA. „Mission Concept Summary“ als Ober- bei Raumfahrtgerät zur Wärmeisolie- lisiert auf kohlefaserverstärkte Kunst­
in Noordwijk. Sieben Männer Erdbeben und Tsunami unbeschadet –, „Die fürchten Schwierigkeiten“, schätzt grenze. Als Transporter hat WLS die in- rung verwendet wird, getragen von drei stoffe, sogenannte Composites. Das
sitzen am Tisch, die jüngsten Mitte 30, baut Professor Kazuya Yoshida, Experte Barton. Die meisten sind getrieben von dische Rakete PSLV-XL in die engere filigranen Beinen. Das Ganze knapp 80 ­Unternehmen baut aus dem schwarzen
die ältesten Anfang 60. Ingenieure, Tech- für Weltraumrobotik, mit seinen Studen­ ähnlichen Motiven wie er: endlich etwas Wahl genommen. Die kostet 18 Millio- Zentimeter hoch. Auf der Plattform des Material Flugzeugkomponenten für Air-
niker; der einzige Banker in der Runde ten die Ladung dafür: den Mondrover. selber verwirklichen zu können, endlich nen Euro und hatte noch keinen Ausfall. Landers ein kleines Fahrzeug, das den bus wie Rohre für Ölplattformen oder
hat Mühe, dem Gespräch zu folgen. „Es gibt in Japan sicher keinen Besseren ungebremst kreativ zu sein. Allerdings auch erst einen Start: 2008 Rover darstellen soll, aber nicht so aus- die Halterungen für die riesigen Sonnen-
AOES ist ein mittelständisches Luft- für solch ein Vorhaben“, sagt Barton. Die Kreativität beginnt schon bei der brachte eine PSLV-XL Indiens Mondson- sieht. Noch ist ein wenig Fantasie gefragt, segel der „Galileo“-Satelliten der ESA.
und Raumfahrtunternehmen, und beim Barton ist Australier mit niederlän- Finanzierung: Die Konzeptidee steckt im de „Chandrayaan-1“ auf den Weg. wenn man den Plan begreifen will. Woldendorp greift in ein Regal an der
Blick aus dem Fenster sind in einiger Ent- dischem Pass, Studium der Luft- und Namen des Teams. „White-Label-Pro- Auch die Bremsstufe für den Abstieg „Auf der Landeeinheit werden wir ei- Wand und zieht einen etwa 50 Zentime-
fernung die Gebäude der Europäischen Raumfahrt in Sydney, Tokio und Straß- dukte sind Produkte ohne Markenzei- zur Mondoberfläche will WLS auf dem ne Kamera anbringen“, erläutert Barton. ter langen Composite-Streifen heraus.
Raumfahrtagentur ESA zu sehen. Auf der burg, Ingenieur bei AOES, ein Mittdrei- chen“, sagt Barton: „White Label Space freien Markt kaufen. Sie soll sich, so die Und im Korpus die Elektronik für die „Wir haben die Technologie für die
Leinwand im Besprechungsraum wech- ßiger mit kurz geschnittenem Bärtchen, bietet seine Mission als Projektionsfläche Berechnungen, 13,6 Kilometer über der Strukturen, die White Lable Space
seln Folien mit Formeln, Berechnungen, Mitgründer und Vorsitzender von White an, auf der Sponsoren werben können.“ Staubwüste des Erdtrabanten von der Reklame mit Frau Luna braucht“, sagt er.„Für die Solar Panels auf
Tabellen. Martin Lemmens Part. Er refe- Label Space. Gleich zu Beginn holte er als Reklame auf dem Lander. Eine Werbe- Landeeinheit trennen. »Eine spektakuläre Mission dem Lander, für die Rampen, vielleicht
riert über „Wärmeanalysen beim Lande- WLS-Partner die Firma ins Boot, bei der tafel in Frau Lunas guter Stube. Ein Fir- Von da an muss der Lander selbststän- als Projektionsfläche, auf der auch für den Körper des Landemoduls.“
vorgang“, substanziell für alle Mondfah- er selber beschäftigt ist – im Tausch ge- menlogo, vom Rover in den Mondstaub dig für eine weiche Landung sorgen. Das Sponsoren werben können« Und was hat Airborne davon? „Wenn
rer. Wie ändert sich die Temperatur, gen die willkommene Werbung hat ihn gekurvt. Bilder davon, in HD-Qualität auf dafür nötige Bremstriebwerk will White es klappt“, sagt der Manager, „haben wir
wenn der Lander aus der Mondumlauf- AOES für das Projekt freigestellt. die Erde gebeamt und via YouTube zig- Lable Space selbst bauen. Und wie weit Übertragung der Bilddaten zur Erde. Die einen gewaltigen PR-Effekt: eine Lan-
bahn auf die Oberfläche herabsinkt? Wie „So ein Abenteuer war schon immer millionenfach abzurufen. Dazu noch das ist die Entwicklung? „Komm mit“, sagt Stromversorgung übernimmt ein großes, dung auf dem Mond.“
lässt sich vermeiden, dass dabei die Lan- mein Traum“, sagt Barton. Er meint da- ein oder andere wissenschaftliche Expe- Barton, „ich zeige dir unser Mock-up“, ausfaltbares Solar Panel. Wer das Rennen gewinnen wird, ist
deeinheit durch Sonneneinstrahlung mit: Eine Raumfahrtmission, bei der riment als bezahlte Beiladung. ein Modell in Originalgröße. Verläuft alles wie geplant, werden sich noch lange nicht ausgemacht. Andrew
überhitzt wird? Wann wäre überhaupt nicht schon die Planung Jahrzehnte dau- Alles ist denkbar. Alles ist möglich. Der Weg führt aus dem Besprechungs- auf dem Mond die beiden Rampen des Barton sagt: „Noch hat Astrobotic tech-
der beste Zeitpunkt für die Landung? ert, weil alle nur denkbaren irdischen Allein Toyota, Deutsche Telekom und raum durch das AOES-Foyer, an dessen Landers ferngesteuert aufklappen, der nisch die Nase vorn. Aber ich glaube, un-
„Morgens, nach 7 Uhr Mondzeit“, sagt Bürokratien vor einem Start zu überwin- Panasonic zum Beispiel gaben im Jahr Wand ein überdimensional vergrößertes Rover wird sich aus seiner Verbindung sere Chancen sind nicht schlecht.“
Lemmen. „Dann reicht Solarstrom für den sind. Ein Projekt, bei dem außer 2009 zusammen weltweit rund 3,4 Mil- Satellitenbild der Erde prangt. Dann in mit dem Lander lösen und auf die Ober- Gegen Ende des Treffens im Konfe-
den Betrieb des Landers.“ Fachwissen auch Spontaneität und un- liarden Euro für Werbung aus. Fast so einen Konferenzsaal, dessen Stirnwand fläche rollen. „So wie damals Lunokhod renzraum von AOES diskutieren die
„Früher wäre mir lieber“, wirft Chef- konventionelle Ideen gefragt sind – und viel, wie das Gesamtbudget der ESA im eine meterlange Bildtapete ziert: eine bei den Sowjets“, meint Barton. Männer über das Design des Rovers. Auf
planer Andrew Barton ein, „dann hätten das spektakulär genug ist, um bei den selben Jahr betrug. Collage aus Planeten, Milchstraße und Für das Baumaterial hat das Team ei- der Leinwand erscheint Astrobotics rol-
wir da oben mehr Zeit für Experimente.“ ­Beteiligten nicht nur Begeisterung zu „Ein Hundertstel dieser Mittel würde fernen Galaxien vor weltallschwarzem nen erfahrenen Partner gewonnen. Eine lende Pyramide. „Was meint ihr?“, fragt
Früher ginge auch, antwortet Lem- wecken, sondern auch wachzuhalten. unser Projekt finanzieren“, rechnet Bar- Hintergrund. Die passende Kulisse für knappe halbe Stunde entfernt von Noord­ einer in die Runde, „ist dieses Ding bes-
men,„macht es aber komplizierter“. White Label Space, das sind alles in ton vor. „Mit ein paar sehr großen Fir- einen Mond-Lander. wijk, ein Gewerbegebiet am Rande von ser geeignet als unser Entwurf?“
White Label Space (WLS) ist ein inter- allem etwa 25 Personen, mehr oder min- men als Werbepartner sollte das Unter- Das Modell des Landemoduls besteht Den Haag: Sandor Woldendorp, Geschäfts­ „Eher nicht“, sagt ein anderer. Sie wer-
national zusammengesetztes Team. Des- der intensiv beteiligt, bis auf Barton alle nehmen machbar sein.“ aus Holz und Karton, sieht aber schon führer bei Airborne International, bittet den sehen.  Jürgen Bischoff P

Bei der Firma Airborne in Den Haag entstehen aus


Composite-Material im staubfreien Reinraum die Paneele
für die Solarzellen der europäischen Galileo-Navigations­
satelliten (Fotos l.). Das Unternehmen will Komponenten zum
Mondlandemodul von White Label Space beisteuern. Am
Lander-Design wird noch gefeilt – nach Feierabend an den
Rechnern eines Luft- und Raumfahrtbetriebes in Noordwijk

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