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Gesellschaften
"Was ist die Rolle der Väter in einer indigenen Gemeinschaft? Haben
sie eine Beziehung zu "ihren" Kindern?
H. VONIER: Das Wort "Vater" in seiner heutigen Bedeutung ist neu und erst
mit dem Beginn des Patriarchats entstanden (indogerm. peter, lat. und gr.
pater). Es bezieht sich auf die gesellschaftliche Stellung des Vaters als Hausherr
und Herr über die Großfamilie. Die indogermanische Wortwurzel lautet atta, ist
ein Lallwort der Kindersprache und bedeutet "Vater/Mutter", hat sich aber mit
der Entwicklung des Patriarchats allein auf "Vater" verlagert, weil auch
gleichzeitig die Väter allmählich die alleinige Fürsorge für "Kind und Kegel"
übernahmen. In vielen Sprachen gibt es Beispiele für dieses familiäre Wort:
gotisch. atta, neuengl. daddy, frz. und neuhochdeutsch Papa usw.
Die Bezeichnungen für Männer sind Bruder und Onkel, wobei das auch die
Cousins, Großonkel usw. einschließt. Will man eine Person exakter bezeichnen,
so sagt man z.B. Mutter-Bruder.
Da in Stammesgesellschaften Kinder im Fokus der Gemeinschaft stehen, sind
alle, neben der Güter- und Lebensmittelbeschaffung (Subsistenzwirtschaft),
damit beschäftigt, die Bedürfnisse der Individuen und eben auch der Kinder zu
erfüllen. Kinder werden als selbstbestimmte Persönlichkeiten eher beobachtet
als bevormundet, d.h., dass die Initiative hauptsächlich beim Kind liegt. Es geht
Die Antwort auf die Frage ist also: In indigenen Stammesgesellschaften haben
"Väter", besser Männer, zu den Kindern eine Hege-Beziehung, während das im
Patriarchat nicht der Fall ist; dort haben Väter die Verfügungsgewalt über
Kinder in Form einer Hierarchie-Beziehung, die Kinder als Eigentum behandelt,
Gehorsam von ihnen fordert und eine Entfaltung der Persönlichkeit nicht
zulässt.
H. VONIER: Mir ist kein Beispiel aus der Literatur bekannt, wonach indigene
Männer und Frauen auf unterschiedliche Weise mit Kindern umgehen. Natürlich
werden Kinder von Frauen (nicht unbedingt der Mutter) gestillt und als Säugling
am Körper getragen, damit sich das Kind in seinem Rhythmus an der Brust
"bedienen" kann.
Aber das allgemeine Zusammensein mit Kindern ist geschlechts- (und alters-)
unabhängig: sie werden als selbst bestimmte Persönlichkeiten wahrgenommen,
respektiert und unterstützt - von allen Sippenmitgliedern.
Wir kennen keine Selbstbestimmung, weil wir mit Druck zu Gehorsam erzogen
werden und Regeln einhalten müssen, die andere aufgestellt haben.
H. VONIER: Die Amerikanerin Jean Liedloff, die jahrelang bei den Yequana-
Indianern in Südamerika lebte, beschreibt Beispiele, die zeigen, dass Kinder
keine selbstmörderischen Absichten haben und soziale Wesen sind, die sich
sehr gut selbst schützen können, falls die Mechanismen des Um-sich-selbst-
Kümmerns nicht gestört sind, wie bei den Kindern der Industrienationen:
Ähnlich war es, als ein Baby, das mit einem brennenden Holzscheit
spielte, damit stolperte und hinfiel, über eine dreißig Zentimeter hohe
Schwelle ins Haus und wieder hinauskletterte und dabei tatsächlich
niemals das Holz oder das überhängende Palmdach oder sein eigenes
Haar oder das eines anderen Menschen berührte. Babys spielten wie
kleine Hunde um das Familienfeuer herum, ohne Einmischung
vonseiten der jeweils anwesenden Älteren.
Ich halte es für keine gute Idee, unsere großen scharfen Küchenmesser in
Reichweite von Kleinkindern aufzubewahren, weil unsere Kinder keine
selbstbestimmten Kinder sind, die sich selbst schützen können. Sie sind aber
soziale Wesen wie Indianerkinder auch und versuchen die Erwartungen der
Umgebung zu erfüllen: Unsere Kinder werden sich verletzen, weil wir genau das
erwarten. Yequana-Kinder verletzen sich nicht, weil genau das von ihnen
erwartet wird. Das sollte uns zum Nachdenken bringen.
Beim Umherrutschen auf Händen und Knien kann sich ein Baby mit
ziemlicher Geschwindigkeit vorwärts bewegen. Bei den Yequana
beobachtete ich einmal mit Unbehagen, wie sich ein Krabbelkind am
Rande einer anderthalb Meter tiefen Grube, die zur Beschaffung von
Erde für Bauzwecke ausgehoben worden war, heranmachte und dort
anhielt. Auf seinen Streifzügen um den Wohnbereich tat es dies
mehrmals täglich.
Dies ist natürlich nicht auf unsere patriarchale, alles kontrollieren wollende,
Gesellschaft übertragbar. Bei uns hat ein Säugling und Kleinkind bereits keine
Chance sich in Selbstverantwortung hineinzuentwickeln. Die Erwachsenen
übernehmen immer Verantwortung für ein Kind, weil sie nicht wissen, dass ein
Lebewesen von sich aus sozial ist.
H. VONIER: Kinder ahmen nach, was sie sehen. Sie haben keinen Zugang zu
ungesunden Dingen, wenn Erwachsene ihnen keinen Zugang ermöglichen.
Ein anderes Beispiel von Jean Liedloff, die natürlich die gleichen
Verständnisprobleme hat wie wir alle in den Industrieländern lebenden
Menschen:
Es fiel mir schwer, den völligen Verzicht auf Druck durch Überredung,
also, dass ein Mensch einem anderen seinen Willen aufdrängt, zu
glauben oder zu verstehen - ungeachtet der Beharrlichkeit, mit
welcher die Yequana mir Beispiele davon zeigten.
Anchu ging zu ihm und seiner Pflegemutter und legte ihnen meine
Einladung vor. Tadehah sagte, er wolle gern mitkommen, und die
Pflegemutter ließ mich durch Anchu bitten, ihn nach der Expedition
nicht mit nach Hause zu meiner eigenen Mutter zu nehmen. Ich
versprach, ihn zurückzubringen, und am Tag unseres Aufbruchs mit
fünf Yequana-Männern als Helfern brachte Tadehah seine Hängematte
und suchte sich in einem der Kanus einen Platz.
Etwa eine Woche später ergab sich eine Unstimmigkeit, und die
Yequana-Männer marschierten plötzlich mit der Ankündigung, sie
gingen nach Hause aus dem Lager. In letzter Minute wandten sie sich
um und sagten zu Tadehah, dessen Hängematte immer noch unter
dem Schutzdach hing: "Mahtyeh!" - komm mit!
Das Kind sagte nur sanft "Ahkay" - Nein -, und die anderen gingen
ihres Weges.
Keiner maßte sich an, sein Recht auf eigene Entscheidung außer Kraft
zu setzen, nur weil er klein und schwach genug war, um körperlich
beherrscht zu werden, oder weil seine Fähigkeit, Entscheidungen zu
treffen, durch geringere Erfahrung bestimmt war.
Bei den Yequana wird die Urteilskraft eines Menschen für hinreichend
angesehen, jede Entscheidung zu treffen, zu der er sich motiviert
fühlt.
Der Impuls, eine Entscheidung zu treffen, ist Beweis der Fähigkeit, dies
auf angemessene Weise zu tun.
Kleine Kinder treffen keine größeren Entscheidungen; sie haben ein starkes
Interesse an ihrer Selbsterhaltung, und in Angelegenheiten, die ihr
Einsichtsvermögen überschreiten, erwarten sie von Älteren, dass diese
beurteilen, was am besten ist.
Dadurch, dass man dem Kind von klein auf die Wahl überlässt, bleibt seine
Urteilskraft von höchster Wirksamkeit, beim Delegieren ebenso wie beim
Treffen von Entscheidungen.
Vorsicht zeigt sich in dem Maße, in dem Verantwortung im Spiel ist, und
Irrtümer kommen auf diese Weise außerordentlich selten vor. Eine so gefällte
Entscheidung trifft beim Kind nicht auf Widerstand und funktioniert daher
harmonisch und angenehm für alle Betroffenen.
H. VONIER: Wenn man die Persönlichkeit eines Kindes respektiert und ihm
vertraut, dass es selbst weiß, wann es etwas will und von wem, aber es ebenso
das Vertrauen in die mit ihm lebenden Personen hat, zu ihnen zu gehen, wann
es will, dann hat das mit "dürfen" oder "warten" nichts zu tun.
Das Kind bestimmt, ob es Trost braucht oder will und wenn ja, von wem und
wie. Denn es weiß das selber am besten. Und es sollte auch wissen, wohin es
sich wenden kann.
Wenn Erwachsene unaufgefordert ein Kind „trösten“ wollen, dann tun diese
Erwachsenen das, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie tun es nicht
für das Kind.
Naturvölker leben tatsächlich in einer "trostlosen Welt", weil Trost nicht nötig
ist, wenn alles stimmt und sich richtig anfühlt. Auch Situationen, die wir als
„schlimm“ bewerten, die wir zu vermeiden suchen, obwohl sie zum Leben
gehören. Wo Freude, Spiel, Liebe und Vertrauen den Alltag bestimmen, wer
sollte dort getröstet werden?
Selbstbestimmte Kinder nehmen keinen Stock in die Hand, um auf ein anderes
Kind loszugehen, denn sie verfügen über die Fähigkeit zur Empathie, dem Mit-
und Einfühlungsvermögen. Daher schlagen sie nicht. Sie erleben in ihrer
intakten Gemeinschaft keine Schläge.
Jean Liedloff schreibt viel über die das Selbstvertrauen zerstörende Kraft von
Lob und Tadel. Hier ein Ausschnitt:
Von ihrer Nachbarin erhielt sie ein liebevolles Lächeln und ein
kleineres Stück Maniok, und ihre Mutter, auf das Auftauchen des
unvermeidlichen Impulses schon vorbereitet, reichte ihr ein winziges
Reibholz für sich allein. Das kleine Mädchen hatte die Frauen beim
Reiben gesehen, solange es zurückdenken konnte, und so rieb es
sofort das Klümpchen an seinem Reibebrett auf und ab wie die
anderen.
In weniger als einer Minute verlor es das Interesse und rannte weg,
ohne dass das Maniokstück merklich kleiner geworden wäre, wobei es
sein kleines Reibholz im Trog ließ. Niemand gab ihm zu verstehen,
dass seine Geste komisch oder eine "Überraschung" sei; in der Tat
erwarteten die Frauen sie früher oder später; sind sie doch alle
vertraut mit der Tatsache, dass Kinder an der jeweiligen Kultur
teilnehmen, wenngleich dabei Methode und Tempo von individuellen
Kräften in ihnen selbst bestimmt werden.
Es steht dabei außer Frage, dass das Endergebnis im Einklang mit der
Gesellschaft stehen und auf Zusammenarbeit und völliger Freiwilligkeit beruhen
wird.
Erwachsene und ältere Kinder tragen nur die Hilfe und Vorräte bei, die sich ein
Kind unmöglich allein beschaffen kann. Ein Kind, das noch nicht spricht, ist sehr
gut in der Lage, seine Bedürfnisse klar zu machen, und es ist sinnlos, ihm
Fürsorge wird, ebenso wie Unterstützung, nur auf Verlangen gewährt. Nahrung
für den Körper und Umarmen als Nahrung für die Seele wird weder angeboten
noch vorenthalten. Sie werden jedoch stets, einfach und anmutig, als
Selbstverständlichkeit zur Verfügung gehalten.
Vor allem wird die Persönlichkeit des Kindes in jeder Hinsicht als gut
respektiert. Weder gibt es den Begriff eines "unartigen Kindes", noch wird
umgekehrt irgendeine Unterscheidung hinsichtlich "braver Kinder" getroffen.
Die Annahme, das Kind sei von Natur aus gesellschaftsfeindlich und benötige
Manipulation, um für die Gesellschaft akzeptabel zu werden, ist jedoch beiden
Erst wenn wir von dieser Annahme und allem, was sie beinhaltet, ausgehen,
wird die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen ihrem merkwürdigen
Verhalten und dem daraus resultierenden intensiven Wohlbefinden einerseits
und unseren sorgfältigen Überlegungen bei außerordentlich viel geringerem
Wohlgefühl andererseits verständlich.
Die gängigen Mittel von Lob und Tadel sind absolut zerstörerisch gegenüber den
Motiven von Kindern, besonders der kleinsten.
Wenn das Kind etwas Nützliches tut, wie sich selbst anziehen oder den
Hund füttern, ein Sträußchen Feldblumen hereinbringen oder aus
einem Tonklumpen einen Aschenbecher machen, so kann nichts
entmutigender sein als ein Ausdruck der Überraschung darüber, dass
es sich sozial verhalten hat.
"Oh, was für ein liebes Mädchen!", "Seht mal, was Stefanie ganz alleine
gemacht hat!" und ähnliche Ausrufe deuten an, dass soziales Verhalten bei dem
Kind unerwartet, uncharakteristisch und ungewöhnlich ist.
Sein Verstand mag sich darüber freuen, doch sein Gefühl wird voll Unbehagen
darüber sein, dass es gegenüber dem von ihm Erwarteten, dem, was es zu
einem wahren Bestandteil seiner Kultur, seines Stammes, seiner Familie macht,
versagt hat.
Selbst bei Kindern untereinander wird ein Satz wie: "Mensch, guck mal, was die
Vera in der Schule gemacht hat!", wenn er mit hinreichendem Erstaunen
geäußert wird, der Vera ein unbehagliches Gefühl des Getrenntseins von ihren
Spielkameraden vermitteln, gerade so, als hätten sie in demselben Ton gesagt:
"Mensch, die Vera ist aber dick!" - bzw. dünn oder lang oder klein oder tüchtig
oder dumm, aber jedenfalls nicht so, wie man es von ihr erwartet hätte.
Auch die Kreativität kann durch den Umgang mit den kindlichen Bedürfnissen
nach Kooperation verletzt werden.
Man sagt nur etwas wie: "Nimm dein Malzeug auf die Veranda; ich möchte
nicht, dass du hier drinnen eine Schweinerei machst". Die Botschaft, dass das
Malen eine Schweinerei verursacht, geht nicht verloren, und der Drang nach
Kreativität müsste schon enorm sein, um das grundlegende Bedürfnis des
Kindes, zu tun, was seine Mutter von ihm erwartet, zu überwinden.
Ob es nun mit einem süßen Lächeln gesagt oder wie ein Schlachtruf
hervorgestoßen wird: Die Aussage über die Schlechtigkeit des Kindes ist
gleichermaßen wirksam.
Was EthnologInnen wie Jean Liedloff über Naturvölker schreiben, ist eine große
Herausforderung für unsere Denk- und Gefühlsmuster.
H. VONIER: Ja, im Umgang mit Kindern ist etwas oberfaul, aber nicht im bei
den indigenen Völkern...
Ich empfehle das wirklich schöne und gut zu lesende Buch "Auf der Suche nach
dem verlorenen Glück" von Jean Liedloff - zum Glück ist es nicht vergriffen, die
Nachfrage ist so groß, dass es immer wieder neu aufgelegt wird.
Was können zwei einzelne Menschen - die Eltern - einem Kind bieten, die dem
Alltagsstress ausgesetzt, gar nicht für das Kind (oder die Kinder!) da sein
können, wenn es das braucht, selbst wenn sie sich darum bemühen?
Zeit bedeutet für ein Kind etwas völlig anderes als für "zivilisierte" Erwachsene;
Kinder leben in der Gegenwart. Ein Bedürfnis haben sie jetzt und nicht "später,
wenn ich Zeit für dich habe". Sie werden ständig vertröstet - eine trostvolle
Welt.
Ich möchte dazu eine afrikanische Frau, Sobonfu E. Somé, vom Stamm der
Dagara zu Wort kommen lassen:
Kinder brauchen eine Stimme und ein offenes Ohr. Im Dorf, wo alle
Vater oder Mutter eines jeden Kindes sind, wissen sie, dass sie allen
Dorfbewohnern trauen und auf sie zählen können. Wenn viele
Menschen Eltern eines Kindes sind, kann das Kind zu jeder und jedem
gehen und einfach dasitzen und reden. Alle im Dorf wissen, was im
Leben jedes einzelnen Kindes vor sich geht - es gibt keine
Geheimnisse. Das Dorf leiht ihnen sein Ohr, hört ihre Stimme und
ermutigt sie, ihre Wahrheit mitzuteilen.
Das ist es, was ich unter Gemeinschaft verstehe. Der vereinte Einsatz einer
Gemeinschaft wohlmeinender Menschen gibt einem Kind die Möglichkeit, ein
Netz aus Familie und Freunden/Freundinnen zu weben, das seine Weltsicht und
sein Wissen erweitert.
Es gibt viele Arten, wie sich Weiblichkeit oder Männlichkeit ausdrückt. Ein Kind,
das viele Frauen und Männer im Alltag erlebt, kann durch diese vielfältigen
Impulse uneingeschränkt in seine eigene Rolle hineinwachsen, weil es als Junge
oder Mädchen nicht ein "richtiger" Mann oder eine "richtige" Frau werden muss.
Alles ist möglich, denn die Vielfalt wird gefördert.
Auf diese Weise werden sich die Kinder im Dorf ihres unersetzlichen Wertes für
das Ganze und der Bedeutung der Gemeinschaft für ihr Wohlergehen bewusst.
Aus diesem Grund kann sich kein Kind als Waise fühlen, denn es wird sich
immer wenigstens eine Mutter oder ein Vater seiner Seele annehmen, selbst
wenn die leiblichen Eltern nicht da sein sollten. Alle, die sich um das Kind
kümmern, tun dies mit ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Liebe, um ihm
mehr zu geben, als die leiblichen Eltern ihm möglicherweise geben können.
Kinder müssen mit anderen Kindern zusammen sein, denn sie können auf eine
Art miteinander sprechen, wie es Erwachsenen nicht möglich ist. Sie können
einander andere Energien vermitteln als Erwachsene, um ihr Ichgefühl zu
stärken. Sie bringen Freundschaft, Liebe, Unterstützung und Spiritualität zum
Ausdruck. Allein schon aus diesem Grund sorgt in meinem Dorf eine Familie mit
nur einem Kind dafür, dass ein anderes Kind zu ihnen kommt, um diese
Dynamik von Kind zu Kind zu fördern.
Diese Beziehung wird im Dorf nicht nur ernst genommen, sondern auch
respektiert. Wenn Kinder einige Zeit miteinander verbracht haben und es dann
Zeit ist, auseinander zugehen, muss man ein Ritual zur vorübergehenden
Trennung abhalten. Wir lassen immer etwas von dem weggehenden Kind bei
dem anderen und umgekehrt, sodass beide wissen, dass die verbindende
Energie noch immer da ist.
Dies ist heutzutage von besonderer Bedeutung, weil so viele Familien durch
Scheidung auseinandergerissen und die Kinder voneinander getrennt werden.
Den Kindern ist vielleicht nicht gleich großer Kummer anzumerken, doch später
wird ihnen bewusst, dass sie eine/n wichtige/n Verbündete/n verloren haben.
Quellen:
Liedloff, J.: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück: Gegen die Zerstörung unserer
Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit : C.H.Beck, 2009 – ISBN 9783406585876