Professional Documents
Culture Documents
können.
Zum Zeitpunkt der Geburt sind die Neuronen quantitativ fast alle vor-
handen. Die Gehirnmasse entspricht jedoch ungefähr zu einem Vier-
tel dem eines erwachsenen Menschen. Dies hängt damit zusammen,
dass die Nervenzellen zwar genetisch angelegt, aber vor allem im Be-
reich der Großhirnrinde noch nicht miteinander verschaltet sind. In
anderen Bereichen des Gehirns verfügt der Säugling dagegen über
mehr Verbindungen als überhaupt nötig. Diese werden dann in den
ersten Monaten nach der Geburt wieder abgebaut, wenn sie nicht be-
30
nötigt werden. Es folgt nun ein ständiger Aufbau, Umbau und gegebe-
nenfalls wieder ein Abbau von neurologischen Verbindungen. Welche
Verbindungen letztlich beibehalten werden, hängt von den jeweiligen
Aktivitäten (Reizen) ab, die vermittelt werden. Die Ausbildung von
Dendriten und Synapsen, die für die Entstehung von komplexen und
differenzierten Netzwerken im neuralen System notwendig sind, sind
also von den Sinnesreizen abhängig, welche über die Sinnesorgane an
das Gehirn vermittelt und dort verarbeitet werden. Aus diesen Ergeb-
nissen schlussfolgern Hirnforscher, dass eine klare Trennung von ge-
netischen und durch die Umwelt erworbenen Faktoren nicht möglich
ist, da sie in einer untrennbaren Wechselwirkung miteinander koope-
rieren (vgl. Zimmer, 1995, S. 41; Singer, 2002, S. 47).
31