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Körpersprache eBooklet # 16

Entschlüsseln Sie den geheimen Code

coach
academy
Für die Führungskräfte von morgen!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 1

Inhalt
Vorwort 2

Einleitung 3

Allgemeine Grundlagen 5

Distanzzonen 8

Hände 13

Arme 19

Körperhaltung 24

Die Beobachtung Ihres Gesprächpartners 29

Augen 31

Kopfhaltung 38

Über die Autorin 41

Impressum 42

Was ist CoachAcademy? 43

eBooklets der CoachAcademy 44


Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 2

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser!

Kommunikation ist ein komplexerer Vorgang als Vielmehr wollen wir Sie einerseits in die Lage ver-
man gemeinhin annimmt. Zwar gilt, wie die Floskel setzen, Ihren Gesprächspartner besser zu verste-
bei prominenten Rednern heißt, „das gesprochene hen, und Ihnen andererseits Tipps geben, wie Sie
Wort“, aber dieses wird immer begleitet von einem authentischer wirken. Denn es wäre doch sehr
Ausdruck des Körpers. Die Haltung, die Bewegung schade, wenn Sie sich durch ungeschicktes Ver-
von Händen und Armen, der Blick – erst die Kom- halten der Chance berauben, so zu wirken, wie Sie
bination schafft uns Klarheit, was der Sprecher ei- in dem Moment wirken wollen.
gentlich meint. Ja, es geht noch weiter: Allein die
körperliche Reaktion kann uns Zeichen geben, wie Entschlüsseln Sie also den geheimen Code und
das von uns Gesagte beim Gegenüber ankommt. Sie werden einfach besser kommunizieren.

Mit diesem eBooklet wollen wir Ihnen die Möglich- Viel Spaß bei der Lektüre dieses eBooklets wün-
keit geben, die eigene Körpersprache und die des schen Ihnen
Gesprächspartners besser zu erkennen. Keines-
falls sollen Sie dies als Anleitung verstehen, Ihre Carolin Lüdemann, Heiko Lüdemann
Gefühle und Reaktionen zu verstecken oder sol- und das Team der www.coachacademy.de
che Körpersignale zu senden, die etwas anderes
bedeuten, als das was Sie senden wollen.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 3

Einleitung
Wir laden Sie herzlich zu einer Reise durch die Welt
der menschlichen Körpersprache ein. Ziel dieses
eBooklets ist es, Sie für die Gesten und Signale
Ihres Gesprächpartners stärker zu sensibilisieren
und diese zu deuten – Wissen, das Ihnen in Ge-
sprächssituationen helfen wird, besser und zielge-
richteter zu kommunizieren.

Wir leiten Sie Schritt für Schritt bei Ihren Beob-


achtungen an. Über das gesamte eBooklet verteilt
finden Sie verschiedene Aufgaben, mit deren Hilfe
Sie Ihre Beobachtungsgabe verfeinern können.

Auf folgende Art und Weise profitieren Sie davon,


dass Sie sich mit einer solch komplexen Aufgabe
auseinandersetzen:

1. Aktive Körpersprache
= Eigene Wirkung verbessern!
Ihr Auftreten wird bestimmter, Ihre Ausstrahlung
sicherer und selbst Ihre Sprechweise wird sich
langsam und allmählich verändern. Darüber hinaus
können Sie über die Körpersprache Ihre Gefühle
beeinflussen, wenn Sie bewusst Ihren Blick auf
Ihre körperlichen Signale richten und diese in die
gewünschte Richtung verändern.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Einleitung 4

2. Passive Körpersprache
= Den Gegenüber besser einschätzen!
Welche Faktoren bewirken, dass ich meinen Ge-
sprächspartner als sympathisch oder unsympa-
thisch einstufe? Wie ehrlich ist der Gegenüber?
Vertraut er mir oder geht er innerlich auf Distanz,
weil meine Argumente ihn nicht erreicht haben?
Kann ich den Anderen besser überzeugen, wenn
ich bewusst meine Körperhaltung oder gar meine
Sprechweise ändere?
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 5

Allgemeine Grundlagen
Durch die Körpersprache vermittelte Botschaften
werden von den handelnden Personen meist völlig
unbewusst gesendet und empfangen. Dabei muss
man sich darüber im Klaren sein, dass die nonver-
bale Kommunikation mehr als 90% eines Gesprä-
ches ausmacht.

In der Kommunikationstheorie wird bei der ge-


sprochenen Sprache unterschieden zwischen
dem Gesagten und dem Gemeinten. Oft zitiertes
Beispiel ist der Satz: „Es zieht.“ Diese Festellung
meint aber eigentlich: „Bitte schließe das Fenster.
Mir ist kalt.“ Um das eigentlich vom Sprecher Ge-
meinte zu verstehen, spielt die Körpersprache eine
große Rolle. Was wir inhaltlich sagen, erhält erst
durch die Körpersignale, die gesendet werden, die
emotionale Information: WIE ist das Gesagte zu
verstehen? Die erste Lektion muss also sein, die
eigene Beobachtung zu schulen. Dadurch können
wir verstehen, was der Sprecher meint.

Was genau gibt aber nun Aufschluss darüber, wie


der Andere zu mir steht oder welche Position ich in
diesem Gespräch habe?
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Allgemeine Grundlagen 6

„Schön, dass Sie Zusammenfassend lassen sich folgende Bereiche


unserer Projektgruppe der Körpersprache auflisten, die in eine Beurtei-
zugeteilt worden sind!“ lung einbezogen werden müssen:

Stellen Sie sich bitte diese Situation mit einem Pro- Kinesik
jektleiter vor, denn daran lassen sich die verschie- Das sind die allgemein bekannten Bereiche der Mi-
dene Bereiche der Körpersprache sehr eindrück- mik, Gestik und Körperhaltung.
lich aufzeigen.
Proxemik
• In welcher Entfernung zum Projektleiter So wird das Verhalten im Raum benannt.
stehen oder sitzen Sie?
Prosodik
• Sind Ihre Schultern oder der Oberkörper Hier wird der Einsatz der menschlichen Stimme
zu- oder abgewandt? thematisiert.

• Wird mit lauter oder leiser Stimme


schnell oder langsam gesprochen?

• Ist die Gestik offen oder geschlossen?

• Besteht Blickkontakt?

• Welche Gefühle drückt der Mund aus?


Liegt ein Lächeln auf den Lippen oder sind
sie zusammengepresst?

• Sind auf der Stirn Falten zu sehen?


Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Allgemeine Grundlagen 7

Die Rolle der Körpersprache werden, das eine genaue Beobachtung des Gegen-
im Laufe eines Gesprächs über zur Folge haben muss, will man ihn wirklich
verstehen. Sie benötigen einen scharfen Blick und
Am Beginn einer jeden Interaktion steht „Der erste die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen.
Eindruck“, der entscheidend ist für den weiteren
Verlauf des Gesprächs. Dieses Taxieren des an- Erste Übung zum Einstieg
deren hat seinen Grund. Wir müssen schnell und
zuverlässig entscheiden, ob wir einen Feind oder Da körpersprachliche Signale oft nur einen Bruch-
einen Freund vor uns haben. Wenn diese Zuschrei- teil einer Sekunde zu sehen sind, bietet es sich für
bung erfolgt ist, erst dann sind wir bereit, offen oder Einsteiger an, einen festgehaltenen Augenblick zu
mit „Sicherheitsnetz“ in die Auseinandersetzung zu analysieren. Nehmen Sie Postkarten zur Hand, auf
gehen. Wir sichern uns also ab! denen Menschen abgebildet sind. Betrachten Sie
die Fotografien unter folgenden Fragestellungen:
Einerseits schützt uns dieses Instinkt-Verhalten,
andererseits schieben wir den Gegenüber unter • Wie nahe stehen die Personen beieinander?
Umständen vorschnell in eine Schublade, in die er
vielleicht nicht hineingehört. Dadurch verbauen wir • Wer wendet sich wem zu?
uns manchmal Chancen und Möglichkeiten.
Durch eine bewusste Analyse der Körpersprache • Ist die Zuwendung mit dem ganzen Oberkörper
des Anderen haben wir ein wunderbares Instru- oder nur mit dem Gesicht?
ment an der Hand, unsere eigene Wahrnehmung
zu verifizieren. Wir klären ab, woran es liegen mag, • Was kann aus der Mimik und dem Blickkontakt
dass wir den Anderen so und nicht anderes wahr- geschlossen werden?
nehmen und einschätzen.
Entwickeln Sie dann aus diesen Detail-Informatio-
Die Körpersprache des Anderen kann aber nur dann nen Ihren persönlichen Eindruck: Mögen sich die
gedeutet werden, wenn eine Vielzahl einzelner Sig- Beiden oder nicht? Lassen Sie sich Zeit! Begründen
nale zusammen betrachtet wird. Eine einzelne Ges- Sie Ihre Meinung anhand einer klaren Situationsa-
te oder Bewegung kann nur als Indiz verstanden nalyse!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 8

Die Distanzzonen
Mit dem Begriff „Körpersprache“ verbinden
die meisten Menschen Mimik oder Gestik: Das
Lächeln im Gesicht des Anderen, das abweh-
rende Kopfschütteln oder die ausdrucksstarken
Bewegungen der Hände. Nur wenigen Menschen
ist jedoch bewusst, dass Distanzzonen darüber
entscheiden, ob Sie sich im Gespräch mit dem
Anderen wohl fühlen oder nicht.

„Rück mir nicht immer so auf die Pelle ...“

Wenn dieser Satz fällt, ist es fast schon zu spät.


Dann sind Sie jemandem zu nahe gekommen und
haben bei ihm unangenehme Gefühle ausgelöst.
gesucht.

Bedenken Sie: Jedem Menschen ist ein individuel-


les Raumbedürfnis angeboren, das kulturabhängig
variiert. Dieses Empfinden von ‚zu wenig Abstand‘
dient als Schutz. Wir erkennen so intuitiv und blitz-
schnell, wenn uns jemand so nahe kommt, dass er
uns gefährlich werden könnte.

Seine Wurzeln hat dieses Verhalten in einem so


genannten „Revierzwang“, dem jeder Mensch unter-
liegt. Ob es der Lieblingsplatz am Konferenztisch ist,
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Distanzzonen 9

die Hälfte des großen gemeinsamen Schreibtischs Ab 4 m = Öffentliche Distanz


oder einfach nur der Sitzplatz im Zugabteil – wir In dieser Distanzzone befinden Sie sich, wenn Sie
alle wollen unser Revier schützen und reagieren sich in einem großen Raum zu einer Teamsitzung
spontan bei einer Überschreitung der Grenzen. zusammenfinden und der Chef die Tagesordnungs-
punkte anspricht oder wenn Sie dem Vortrag eines
Welche Grenzen gibt es, die Sie im Gespräch Redners lauschen.
beachten müssen? Nach Edward Hall lassen sich
insgesamt vier Distanzzonen unterscheiden, die in
Deutschland ungefähr so bemessen sind: Bis hierhin und nicht weiter …

0 bis zu 40 cm = Intime Distanz Relevant für eine gute Alltagskommunikation ist die
In diesem Bereich kommunizieren Sie mit Menschen, Wahrung der Grenze zur Intimen Distanz. Wenn ein
die Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes nahe ste- Mensch die Grenze zu dieser Zone überschreitet,
hen: Partner/in, Verwandte und sehr enge Freunde. ohne dass er Ihnen nahe steht, so löst dies bei
Ihnen zwangsläufig Stress und unter Umständen
40 cm bis zu 1,5 m = Persönliche Distanz sogar Aggressionen aus. Wenn Sie einem Anderen
In dieser Zone befinden Sie sich im Gespräch mit zu nahe kommen, so werden Sie als aufmerksa-
Kollegen, beim Smalltalk auf der Straße oder bei mer Beobachter folgende Reaktionen feststellen
einer Party. können:

1,5 m bis zu 4 m = Gesellschaftliche Distanz • Ausweichen des Blicks


Dies ist der Raum für eher unpersönliche Ange-
legenheiten: Der Kontakt zum Handwerker, zur • Zurücklehnen des Oberkörpers
Putzfrau oder zum Postboten. In diesem Raum
befinden Sie sich, wenn Sie in der Eingangshalle • Vor dem Oberkörper verschränkte Arme
bei der Empfangsdame auf Ihren Gesprächspartner zum Schutz
warten. Der Kontakt ist da, hält aber die andere
Person nicht zwangsläufig von der Arbeit ab. • Objekte, die vom Anderen als Barriere auf-
gebaut werden (Unterlagen, Kaffeekanne,
Tasche oder Aktenkoffer)
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Distanzzonen 10

Wenn Ihnen ein Anderer zu nahe kommt und Sie Beispiel: Im Aufzug
diese nonverbalen Signale bei sich selbst wahr-
nehmen, dann sollten Sie die Distanz zum Anderen Eine typische Situation, in der es unweigerlich zur
bewusst ändern. Sie werden feststellen, dass der Verletzung der Intimen Distanzzone kommt, ist
kleine Schritt nach hinten den Anderen aber nicht eine Fahrt im Aufzug. Instinktiv verhalten wir uns
davon abhält, wieder einen Schritt auf Sie zuzu- dabei folgendermaßen:
gehen. Ihr Gesprächspartner hat in diesem Fall
offensichtlich eine geringere Intime Distanzzone • Wir reden mit niemandem, auch wenn wir
als Sie selbst. einen der Anwesenden kennen.

• Wir vermeiden den Augenkontakt.


Kontaktstress? Was Sie tun können ...
• Wir setzen unser Poker-Face auf.
• Bieten Sie dem Anderen einen Sitzplatz
so am Tisch an, dass dieser als „Barriere“ • Wir bewegen uns so wenig wie möglich.
fungieren kann.
• Wir blicken immer wieder auf die Anzeige
• Nehmen Sie etwas in die Hände, z.B. der Stockwerke.
einen Schreibblock, eine Tasse oder ein
Glas. Dadurch schützen Sie sich.
Die Faktoren Kultur und Status
• Blicken Sie Ihren Gegenüber an und drehen
Sie nun Ihren Körper ein wenig, so dass Ihre Welche Faktoren beeinflussen nun die Größe der
Seite dem Gesprächspartner zugewandt ist. Intimen Distanzzone? Wenn Sie z. B. an einem
Dabei halten Sie Blickkontakt und führen Ort mit hoher Bevölkerungsdichte aufgewachsen
das Gespräch ohne Unterberechung weiter. sind, dann ist Ihre Intime Distanzzone kleiner, da
Sie werden merklich spüren, wie Ihre An- Sie gelernt haben, die relative Nähe anderer nicht
spannung nachlässt und Sie dem Gespräch als Angriff zu werten. Dies trifft auch zu, wenn Sie
besser folgen können. auf engem Raum mit vielen Menschen zusammen-
leben.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Distanzzonen 11

Neben solchen kulturellen Einflüssen spielen auch Distanz bewusst durchbrechen?


die momentane Stimmung und der Status eine
wichtige Rolle. Menschen mit höherem Status Wie können Sie bewusst Nähe herstellen, um ein
beanspruchen eine größere Intimdistanzzone. Gespräch positiv zu gestalten? Berühren Sie für
Wenn Sie in einer Gruppe beobachten können, den Bruchteil eines Augenblicks leicht den Arm
dass eine Person ein wenig mehr Raum um sich des Gesprächspartners. Diese Berührung, die
hat als die anderen, können Sie davon ausgehen, kaum wahrzunehmen ist, vermittelt dem Anderen
dass es sich hier um den oder die Vorgesetzte ein Gefühl von persönlicher Nähe, da er ja nur
handelt. Menschen in seine Intime Distanzzone lässt, die er
mag und denen er nahe steht. Da Ihre Berührung
sehr, sehr flüchtig ist, läuft die Wahrnehmung
Wann ist es angebracht, Distanz zu halten? unbewusst ab und hinterlässt nur ein Gefühl von
„Vertrautheit“.
Wenn Sie sich mit hierarchisch höher gestellten
Menschen unterhalten, sollten Sie sehr bewusst Achtung: Bitte wenden Sie diese Technik nur an,
auf diesen Aspekt der Proxemik achten. Es ist wenn Ihr Gegenüber ein Mensch mit geringer
ein Zeichen von Respekt und Höflichkeit, in solch Intimer Distanzzone ist. Ansonsten provozieren Sie
einer Situation eine gesunde Distanz zu wahren. mit dieser Strategie eine massive Ablehnung beim
Wann immer ein Gespräch ins Stocken gerät und Anderen.
Sie Signale von ‚Barrier-Building’ beim Anderen
beobachten, dann treten Sie einen halben Schritt
zurück. Der Andere wird mit Erleichterung rea- Ein kleiner Selbsttest
gieren und das Gespräch wird wieder in Fluss
kommen. Eine faszinierende Übung zum Thema Grenzen
und Distanz können Sie in der Kneipe oder
im Café ganz einfach selbst durchführen. Dazu
müssen Sie nur wissen, dass Menschen, wenn
Sie an einem Tisch sitzen und sich unterhalten,
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Distanzzonen 12

ihre Intime Distanzzone abstecken. Hierfür nut-


zen sie die Dinge, die ihnen zur Verfügung ste-
hen: Aschenbecher, Zigarettenschachtel, Tasse,
Zuckersteuer, Stift oder Schreibblock.

Wenn Sie nun unauffällig eines der Elemente,


die in Ihrem Bereich liegen, langsam und allmäh-
lich, Millimeter für Millimeter, so in die Intime
Distanzzone des anderen schieben, dass er es
nicht bewusst wahrnimmt, dann werden Sie
höchstwahrscheinlich Folgendes beobachten: Der
Gesprächspartner wird unruhig, sendet Signale
der Unsicherheit und seine Bewegungen werden
immer fahriger. Lassen Sie sich Zeit bei Ihrem
Experiment und klären Sie den Anderen danach
auf, was Sie mit ihm angestellt haben. Sonst bleibt
bei ihm ein ungutes Gefühl zurück – und das kann
die Beziehung belasten.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 13

Die Hände
Die Hände sind weit mehr als reine Greiforgane. In
jedem Gespräch, bei der Rede oder beim Vortrag:
mit unseren Händen unterstützen wir das Gesag-
te, der eine gestenreicher, der andere sparsamer.
Wie kommunizieren Sie mit den Händen und wie
können Sie die Gestik Ihres Gesprächspartners in-
terpretieren?

Der erste Ein-Druck …

Es bleibt dabei: Der erste Eindruck wird bei uns


heute immer noch maßgeblich über den Hände-
druck beeinflusst. Indem wir dem Anderen die
Hand geben findet ein erster, intensiver Kontakt
statt.

Stellen Sie sich folgende Szene möglichst intensiv


vor: Sie sind zu einem Vorstellungsgespräch ge-
laden und es ist der Augenblick, in dem der Per-
sonalreferent die Tür öffnet, einen Schritt auf Sie
zugeht und Sie selbst höflich die Hand zur Begrü-
ßung ausstrecken. Und nun lassen Sie uns ver-
schiedene Möglichkeiten durchspielen. Achten Sie
dabei auf Ihre Reaktionen und Gedanken!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Hände 14

Die Situation Ihre Reaktion

Ihr Gegenüber ignoriert Ihre Hand! Vermutlich fühlen Sie sich in diesem Moment deplat-
ziert und peinlich berührt: Der Andere hat Sie stehen
lassen!

Der Händedruck fällt außerordentlich lasch aus! Sie fragen sich wahrscheinlich automatisch, wie ein
(kalte Fischhand) solcher Waschlappen so eine wichtige Position im
Betrieb bekommen konnte…

Ihre Finger werden mit aller Macht zusammengquetscht, Ihnen wird augenblicklich klar, dass dieser Mensch es
so dass Sie nur mit Mühe einen Schmerzenslaut unter- nötig hat, seine Macht zu demonstrieren oder einfach
drücken können. (Marke „Knochenbrecher“) nur rücksichtslos ist.

Der Personalreferent ergreift nicht Ihre ganze Hand Können Sie einem solchen Menschen vertrauen, der
sondern nur die Finger. nur so flüchtig und oberflächlich Ihre Hand ergreift?

Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist es daher wichtig, …

… dass wir uns dabei wirklich in die Hand des … dass Ihre Hand nicht schweißnass und
Anderen begeben, so weit, dass sich die eiskalt sondern trocken und warm ist.
„Schwimmhäutchen“ beider Hände leicht
berühren. Ein Tipp:
Halten Sie vor einem wichtigen Gespräch Ihre Hän-
… dass unser Händedruck nicht zu lasch aber de unter fließendes, warmes Wasser. Dies erwärmt
auch nicht zu fest ausfällt. Ihre Hände schnell und vermindert für einige Zeit
die Schweißbildung.
… dass Sie Ihre Hand parallel zu der des
Anderen halten und nicht in eine Position Ein souveräner Händedruck muss geübt sein! Neh-
bringen, in der Sie in der Lage sind, die Hand men Sie sich die Zeit und bitten Sie Freunde um
des Anderen herabzudrücken. Rückmeldung darüber, wie Ihr Händedruck wirkt.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Hände 15

Was der Mund für die Sprache, sind die Zeigefinger = natürliche Waffe
Hände für die Körpersprache. Mit dem Zeigefinger zeigen wir auf das, was wir
wollen. Mit ihm weisen wir zurecht und wir drohen
Unsere Hände sind nicht nur bei der Begrüßung mit ihm. Nicht umsonst haben wir als Kinder oft
wichtige Informationsträger. Ohne unsere Hände den Satz gehört: „Zeig nicht mit dem Finger auf
ist es uns nicht möglich, differenziert zu kommuni- fremde Leute!“
zieren. Stecken Sie also nie die Hände in die Ho-
sentaschen, wenn Sie mit Anderen reden. Denn Mittelfinger = Selbstwertgefühl
dies ist nicht nur ein Zeichen von Unhöflichkeit, Unser Mittelfinger ist der Finger, an den unser
sondern Sie verhindern dadurch auch, dass sich Selbstwertgefühl gekoppelt ist. Mit ihm zeigen wir,
der Andere ein umfassendes Bild von Ihnen ma- wie potent wir sind – wir provozieren mit der weit
chen kann. bekannten Geste des erhobenen Mittelfingers.

Um die Sprache der Hände besser zu verstehen, Ringfinger = Gefühlsfinger


ist es wichtig, dass Sie zunächst die Bedeutung Unser Ringfinger ist der Gefühlsfinger – an ihm tra-
der Finger erfahren. gen wir Verlobungs- und Ehering. Wenn Ihr Ge-
genüber diesen Finger nervös knetet, so können
Daumen = Finger der Macht Sie davon ausgehen, dass er in diesem Augenblick
Erst der Daumen und die damit gegebene Möglich- emotional eher unsicher ist. Setzen Sie in solchen
keit differenziert zuzugreifen, hat dem Menschen Situationen beruhigende Gesten und Formulierun-
seine Entwicklung ermöglicht. Versuchen Sie, zwei gen ein.
Stunden am Stück Ihre Daumen nicht zu gebrau-
chen. Sie werden sehr schnell begreifen, dass Sie Kleiner Finger = Gesellschaftsfinger
nichts mehr sicher ergreifen und funktional ver- Der kleine Finger ist der Gesellschaftsfinger. Beim
wenden können. Sie werden machtlos sein. Trinken vom Rest der Hand abgespreizt war er
lange Zeit ein Zeichen dafür, aus einer gehobenen
Schicht zu entstammen.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Hände 16

Daraus ergibt sich die Frage: Was sagt ein Ring Diese so genannten Hand-Gesicht-Gesten, die in
aus, den Sie an einem bestimmten Finger tragen? diesem Bild eindrücklich beschrieben sind, können
Steht ein Ring an einem ausgewählten Finger nun ein Hinweis dafür sein, dass der Andere sich des
dafür, ob Sie diesen Aspekt bei sich stärken wol- Gesagten nicht sicher ist – unabhängig davon, ob
len, weil Sie sich unsicher fühlen? Oder dafür, dass er bewusst lügt oder fachlich nicht sattelfest ist.
Sie ihn bewusst hervorheben wollen, weil er Sie
auszeichnet? Oder einfach nur, weil der Ring an
diesem einen Finger besonders gut passt? Ein Fin- Wie wirkt Ihre Handhaltung?
gerzeig allein genügt eben nicht immer…
Die offene Hand
Die Innenseite ihrer Hände ist sehr sensibel. Wenn
Die Hand-Gesicht-Gesten Ihr Gegenüber Ihnen diese verletzliche Seite im
Gespräch zeigt, so signalisiert er Vertrauen, Zu-
Wahrscheinlich kennen Sie wendung und die Bereitschaft zu einem offenen
die drei Affen, von denen sich Gespräch.
der eine die Ohren, der ande-
re die Augen und der dritte Die verdeckte Hand
den Mund zuhält? Hierbei ist die empfindliche Seite der Hand nicht
sichtbar. Der Gegenüber umklammert die Ses-
sellehne oder hält die Hände unter dem Tisch. Er
Wenn ein kleines Kinder lügt, so bedeckt es da- schirmt sich dadurch gegen die Außenwelt und
nach spontan den Mund mit seinen Händen, als den Gesprächspartner ab. Vielleicht ist er unsicher
ob es das Gesagte „zurückstopfen“ wolle. Diese oder er will etwas verbergen.
ausgeprägte Gestik haben Sie sich sicher im Lau-
fe Ihres Erwachsenenlebens abgewöhnt. Aber den Die dominante Hand
Impuls dazu können Sie nicht unterdrücken. Zwar Diese Handhaltung ist eine Kombination der ver-
legen Sie Ihre Hand nicht mehr über den Mund, deckten Hand mit dem von oben nach unten ge-
aber Sie lenken die Bewegung um. So endet der führten ausgestreckten Zeigefinger. Ein Mensch,
ursprüngliche Impuls nun vielleicht in einem Krat- der diese Gestik verstärkt anwendet, will seine Po-
zen des Nasenrückens oder –flügels. sition nicht in Frage gestellt wissen.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Hände 17

Wie wirkt Ihre Gestik?

Mit Ihrer Gestik unterstützen Sie Embleme sind sprachersetzende Zeichen. Sie ver-
das, was Sie sagen, auf unter- wenden ein solches automatisch, wenn Sie dem
schiedliche Art und Weise. anderen den Vogel zeigen – Worte werden über-
flüssig.
Illustratoren setzen Sie sprachbe-
gleitend ein, um das Gesagte zu Adaptoren sind körperbezogene Gesten, die Ihnen
demonstrieren, zu verdeutlichen automatisch „passieren“, wenn Sie sich z.B. kon-
oder abzuschwächen. Werden Sie zentrieren oder beruhigen wollen. Kennen Sie den
darum gebeten, eine Wendeltreppe zu erläutern, Griff ans Ohrläppchen in Augenblicken der Unsi-
so wird Ihre Hand fast automatisch Spiralbewe- cherheit? Ähnlich auch das Kratzen am Kopf und
gungen von unten nach oben durchführen und den das Raufen der Haare.
Inhalt Ihrer Worte illustrieren.

So öffnen Sie das Gespräch mit Hilfe von Gesten

Die Geste Ihre Reaktion

Der Igel: Die ineinander verschränkten Finger werden Nehmen Sie diese ablehnende, sich selbst schüt-
gespreizt und dadurch zeigen die Spitzen abwehrend zende Geste beim Anderen wahr, dann bieten Sie ihm
nach vorn. etwas an, das er in die Hände nehmen kann, z.B. eine
Tasse Kaffee oder einen zum Thema passenden Gegen-
stand. Seine Hände werden sich automatisch öffnen.

Die Hand, die den Nacken reibt. Bei dieser Geste des Unbehagens richten Sie Ihre
Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Anderen und
wenden Sie sich ihm zu.

Die Hand, die den Mund verdeckt. Diese Geste der Zurückhaltung sollte bei Ihnen
automatisch den Impuls zu einer Frage aktivieren.
Dadurch bringen Sie den Anderen zum Sprechen.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Hände 18

Die Geste Ihre Reaktion

Die doppelte Pistole: Die Hände sind gefaltet, aber die Stehen Sie auf. Wechseln Sie Ihre Position um z.B.
beiden Zeigefinger sind gestreckt, liegen aneinander wichtige Unterlagen zu holen. Dadurch sind Sie dieser
und weisen direkt auf Sie. Geste des Angriffs nicht mehr direkt ausgesetzt.

Das Dach: Die Fingerspitzen der einen Hand berühren Diese Geste des Abwägens unterstützt die Gedanken-
die Fingerspitzen der anderen Hand. Dabei zeigen die prozesse des anderen. Er versucht die verschiedenen
Fingerspitzen zur Decke und die Daumen zum Spre- Positionen zusammen zu führen. Unterbrechen Sie die
chenden. Ausführungen nicht, sondern lassen Sie dem Anderen
viel Raum und Zeit – es lohnt sich, genau zuzuhören.

Übung macht den Meister!

Stellen Sie sich vor den Spiegel und probieren Sie


einige der genannten Gesten aus. Sprechen Sie
dabei mit Ihrem Spiegelbild und achten Sie dar-
auf, wie Sie auf sich selbst wirken. Abschließend
stellen Sie sich bitte breitbeinig hin und erheben
bewusst langsam und drohend Ihren Zeigefinger.
Wie wirken Sie?

Achten Sie darauf: Je akzentuierter die


Gestik, desto stärker werden die Gefühle
angesprochen!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 19

Die Arme
Viele unserer großen und kleinen Bewegungen die-
nen nicht nur dazu, Kontakte aufzubauen, aufrecht
zu erhalten oder abzubrechen, sondern sie dienen
auch dazu, uns zu schützen wie eine Rüstung. Am
deutlichsten können wir diese innere Haltung an
der Haltung der Arme feststellen.

Wenn Sie ein Kind beobachten, das von einem


Erwachsenen „ausgeschimpft“ wird, so wird die-
ses Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit den Kopf
einziehen, um sich gegen das „Unwetter“ der Kri-
tik zu schützen. Wenn Sie selbst diese Bewegung
ausführen, dann wird diese Körperhaltung ein eher
unangenehmes Gefühl auslösen.

Wenn Sie aber als Schutzhaltung die Arme bewusst


vor dem Körper verschränken, so wird sich ein
Gefühl der Sicherheit und Stabilität einstellen. Je
nachdem, wie und wo Sie Ihre Arme im Gespräch
halten, signalisieren Sie dem Anderen - aber auch
sich selbst - eine bestimmte Grundhaltung.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Arme 20

Arme verschränken Arme hinter dem Körper

Wenn Sie Ihre Arme vor dem Kör- Wenn Sie Ihre Hände locker hinter dem Körper
per verschränken, dann kann dies ineinander legen, dann kann dies aus folgendem
verschiedene Gründe haben. Impuls heraus geschehen.

• Sie sind stiller Beobachter in einem


Gespräch.
• Diese Haltung ist gemütlich.
Sie fühlen sich wohl. • Sie gehen bewusst in diese eher passive
Haltung, um dem Anderen zu signalisieren,
• Sie hören kritisch zu und nehmen dass Sie ihm die Gesprächsführung im
die Arme dabei zurück. Augenblick nicht streitig machen werden.

• Sie werden angegriffen und schützen • Sie gehen bewusst in eine eher arrogante
sich instinktiv davor, indem Sie mit Ihren Haltung, um den Anderen „zappeln“ zu
Armen eine Barriere errichten. lassen.

Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass einer direkten Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie sich zurück-
Kommunikation die verschränkten Arme im Wege nehmen, vielleicht sogar etwas bewusst zurückhal-
sind. Ob er dieses Signal als zurückweisend, arro- ten. Ihre Hände sprechen nicht: Der „Mund“ Ihrer
gant oder gemütlich interpretiert, hängt in hohem Körpersprache „schweigt“. Bei dieser Haltung kann
Maße von Ihrem Gesichtsausdruck ab. der Andere im Gespräch Raum einnehmen, denn
Sie können nicht so einfach in seinen Redefluss
„eingreifen“.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Arme 21

Arme neben dem Körper Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie sich mit dem
Oberkörper öffnen, dabei aber viel Raum einneh-
Wenn Sie Ihre Arme neben dem Körper locker hän- men. Gleichzeitig bieten Sie die sehr empfindliche
gen lassen, zeigt dies: Innenseite Ihrer Oberarme dar. Sie tun dies unbe-
wusst, entweder weil Sie sich in einem sicheren
• Entspannung Umfeld befinden und kein Angriff zu erwarten ist
(Wohlfühlhaltung), oder weil der Andere in Ihren
• Ruhe Augen eine „Schwächling“ ist, also keine Gefahr
darstellt (Arroganzhaltung).
• Souveränität

Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie bereit zu of- Hände in den Hüften
fener Kommunikation sind, dass Sie nichts zu ver-
bergen haben. Dem Kontaktaufbau im Gespräch Wenn Sie Ihre Hände in den
steht nichts im Wege! Hüften aufstützen, dann kann
dies

Arme hinter dem Kopf


• eine Haltung sein, mit der Sie Ihre
Wenn Sie die Hände im Sitzen lo- Kreuzschmerzen linden wollen.
cker hinter dem Kopf verschrän-
ken, kann dies bedeuten • ein Signal des Angriffs sein: Sie machen
sich breiter als Sie sind und wirken so
unbewusst größer.
• dass Sie sich wohl fühlen.
• eine Reaktion aus eigener Unsicherheit
• dass Sie sich dem Anderen überlegen heraus sein: Sie stabilisieren sich selbst,
fühlen. indem Sie mehr Raum einnehmen.

• dass Sie tagträumen oder nachdenken.


Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Arme 22

Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie die „Luftbla- Finger am Gürtel
se“, die Sie um sich tragen, künstlich vergrößern.
Ist Ihr Blick zeitgleich fest und direkt, wird er die Wenn Sie Ihre Daumen in den Gürtelschlaufen oder
Haltung als Angriff werten. Ist der Blick unstet und Hosentaschen einhaken und die Finger locker aus-
die Stimme leise, wird er durch die Inkongruenz strecken, dann kann dies folgender innerer Haltung
der Signale (dominante Haltung und ausweichen- entsprechen:
der Blick sind gegensätzlich) irritiert sein.
• lässig

Hand am Oberarm • cool

Wenn Sie mit einer Hand den anderen Oberarm fest • abwartend
umklammern, dann tun Sie dies vielleicht, weil
Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass die für ein ernst-
• Sie der Andere mit seinem dominanten haftes Gespräch übliche Spannung in eine Ent-
Verhalten eingeschüchtert hat. spannung übergegangen ist. Dies kann als an-
genehm empfunden oder auch als mangelnde
• Sie Halt suchen. Wertschätzung gedeutet werden.

• es kalt ist.
Eine Übung zum Thema
Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie sich hinter
Ihrem Arm „verstecken“. Die Haltung hat einen Bei Ihren nächsten Gesprächen mit befreundeten
kindlichen Touch und so kann es sein, dass Ihr Ge- Menschen setzen Sie beim Zuhören bewusst eine
sprächspartner Sie im Folgenden nicht mehr als Arm-Haltung Ihrer Wahl ein. Analysieren Sie die Si-
gleichrangig anerkennt, sondern von oben herab tuation anhand der folgenden Fragen.
behandelt.
Welche spontanen und unbewussten Reak-
tionen können Sie beim Anderen ausmachen?
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Arme 23

Welche Haltung hat auf den Anderen eine Es gibt aber noch eine Möglichkeit, den Anderen in
öffnende Wirkung? eine offene Haltung zu führen:

Welche Haltung zeigt dem Anderen Noch eine Übung


wirkungsvoll Grenzen?
Bitte führen Sie diesen Teil der Übung erst dann
durch, wenn Sie sich nach ein bis zwei Wochen
Die Armhaltung des Gesprächspartners der Wirkung Ihrer Haltungsänderungen relativ si-
cher sind.
Wenn Sie eines der beschriebenen Armsignale bei
Ihrem Gegenüber wahrnehmen und Sie der Mei- Kopieren Sie unauffällig die Arm-Haltung des Ande-
nung sind, dass es dem Gespräch abträglich ist, ren und stellen Sie sich auf dessen Körperspannung
dann ändern Sie unauffällig die Haltung des Ge- ein. Langsam und allmählich gleichen Sie sich ihm
sprächspartners. an. Sie versetzen sich dadurch im wahrsten Sinne
des Wortes in den Anderen hinein. Man nennt diese
Zu Recht werden Sie nun fragen: „Wie soll denn Technik Pacing (= mit dem anderen Schritt halten;
dies unauffällig möglich sein? Ich kann ihn doch sich im Ausdrucksverhalten an den Anderen anpas-
nur darauf ansprechen, was mir an ihm auffällt?“ sen). Wenn Sie den Eindruck eines „Gleichklangs“
haben – und erst dann!!! – ändern Sie Ihre Arm-
Meine Antwort darauf: Geben Sie den Händen des haltung und beobachten Sie nun, wie der Andere
Gesprächspartners etwas zu tun. Wenn Sie ihm reagiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er sich
eine Tasse Kaffe oder ein Stück Papier reichen, instinktiv an Ihre Armhaltung angleichen. Man nennt
wird er instinktiv zugreifen und schon ist er in einer diesen Schritt Leading (= führen).
offeneren Körperhaltung.
Mit diesen beiden Techniken ist es Ihnen möglich,
eine angenehme Grundatmosphäre im Gespräch
zu begünstigen. Nutzen Sie dies!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 24

Die Körperhaltung
Welche Assoziationen haben Sie, wenn Begriffe
fallen wie Stehvermögen, aufrechte Charaktere und
krumme Typen? Wie können Sie körpersprachliche
Signale in der Kommunikation prüfen und nutzen?

Seien Sie sich immer darüber bewusst:

Die äußere Haltung beeinflusst


die innere Haltung.

Die innere Haltung beeinflusst


die äußere Haltung.

Diesen Spruch haben Sie vielleicht schon einmal


gehört. Haben Sie ihn aber auch schon am eige-
nen Leib ausprobiert?

Wenn Sie offen sind für einen kleinen Versuch,


dann stellen Sie sich bitte vor einen großen Spie-
gel, lassen die Schultern hängen, ziehen Sie den
Kopf ein und verharren Sie so etwa eine Minute.
Und dann sagen Sie Folgendes: „Mir geht es heute
ausgesprochen gut!“
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Körperhaltung 25

Nun, wie wirkt dieser Satz auf Sie? Wie geht es tung gebeugt und ohne Spannung, so erscheint
Ihnen? Lassen Sie mich raten – in eben diesem uns dieser Mensch als unsicher und wenig durch-
Augenblick geht es Ihnen NICHT wirklich gut. setzungsstark. Dieselbe Haltung mit einer starken
Anspannung versehen kann auf uns verschlagen
Ihr Körper spricht eine deutliche Sprache, die sich und heimtückisch wirken. Ist die Anspannung beim
direkt auf Ihre innere Befindlichkeit auswirkt. Anderen aber so stark, dass der Körper übermä-
ßig aufrecht und fast wie durchgebogen erscheint,
Wenn Sie nun aber im Gegenzug an etwas aus- dann hinterlässt dies bei uns das ungute Gefühl,
gesprochen Schönes denken und sich diese Situ- einen arroganten und überheblichen Menschen vor
ation genau vor Augen führen, dann werden Sie uns zu haben.
bei einem Blick in den Spiegel erkennen, dass Ihre
ganze Haltung sich automatisch entspannt und ein Stellen Sie sich erneut vor den Spiegel und nehmen
wenig aufgerichtet haben wird. Sie diese vier Grundhaltungen nacheinander ein. In
welcher Haltung fühlen Sie sich wohl? Welche Hal-
tung scheint Ihnen (Ihrem Körper) vertraut? Stellen
Körperspannung wirkt! Sie sich (und Freunden) dann die Frage: Wie wirkt
meine favorisierte Grundhaltung?
Welche Rolle spielt unsere Körperhaltung und die
damit verbundenen Bewegungen zur Haltungsän-
derung in unserer Alltagskommunikation? Offenbar Die Standbreite:
eine ziemlich wichtige. Wir sprechen nicht umsonst „Raum einnehmen“
von Stehvermögen und Standhaftigkeit, von auf-
rechtem Charakter und krummen Typen. Mit die- Diese Grundhaltungen existieren
sen Formulierungen bringen wir zum Ausdruck, natürlich nicht in Reinform, son-
welchen Eindruck der Andere auf uns macht. Un- dern sie sind immer mit zusätz-
sere Wirkung beruht hierbei zum großen Teil auf lichen Signalen versehen. So
unserer Körperspannung! spielt die Standbreite z. B. eine sehr große Rolle.

Steht unser Gesprächspartner locker und aufrecht, Wirkliche Sicherheit vermittelt nur derjenige, der die
vermittelt er uns Selbstsicherheit. Ist seine Hal- Füße nicht zu breit auseinander stellt. Hüftbreit ist
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Körperhaltung 26

das Ideal. Alles was breiter ist, wirkt unter Umstän- „Ich will ein höheres Gehalt.“ Sie werden erstaunt
den selbstherrlich. Alles was schmaler als hüftbreit sein, wie unterschiedlich die Wirkung sein wird!
ist, wirkt unsicher. Woran liegt dies?

Das wichtigste Stichwort in diesem Zusammen- Nur ein Signal unter vielen ...
hang ist „Raum einnehmen“.
Nun kommt es praktisch nie vor, dass wir während
Je mehr Macht ein Mensch hat, desto mehr Raum eines Gesprächs bewegungslos in einer Haltung
gesteht man ihm zu. Je höher die Hierarchiestu- verharren. Unser übliches Kommunikationsverhal-
fe, desto größer die Büros und der darin stehen- ten beinhaltet neben der Mimik und den Kopfbe-
de Schreibtisch. Und genau dieses Prinzip kommt wegungen, die häufige Gewichtsverlagerung und
auch bei der Körperhaltung zum Tragen. Wer die Abwendung und Zuwendung.
durch einen breiten Stand mehr Raum einnimmt,
der wirkt mächtiger. Dieses Gebaren ist aber nicht Unterhalten Sie sich im Stehen, so verspüren si-
immer angemessen. Denn manchmal mimt einer cherlich einige Menschen den Drang, sich an ei-
nur den Mächtigen, ohne dass ihm dies zusteht. nem Tisch, am Türrahmen oder an der Wand an-
zulehnen. Dies gibt dem Betreffenden Sicherheit,
Treten Sie wieder vor den Spiegel und stellen Sie er wirkt aber auf den Gesprächspartner dadurch
sich davor auf recht instabil oder auch zu lässig. Weitere Signale
von Unsicherheit sind Zappeln, Wippen und das
• mit breitem Stand (in Manier eines Cowboys) Unvermögen, auf einem Ort zu verharren.

• mit sehr schmalem Stand (vergleichbar Gehören Sie zu dieser Gruppe der ‚Bewegungsfa-
einer schlanken Säule) natiker’? Mein Tipp: Es mag Ihnen helfen, wichtige
Gespräche bewusst im Sitzen zu führen und sich
• mit hüftbreitem Stand dabei fest auf die gesamte Sitzfläche des Stuhls
zu setzen. Durch diese Gewichtsverlagerung be-
Achten Sie hierbei darauf, was sich sonst noch an kommen Sie die notwendige Stabilität, um über-
Ihrer gesamten Haltung ändert. In allen drei Haltun- zeugend zu wirken.
gen sprechen Sie nun eine Forderung aus, wie z.B.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Körperhaltung 27

Sitzhaltung in Fluss zu halten. Spiegeln Sie die Oberkörperhal-


tung des Anderen und er wird sich wohler fühlen
Unterhalten Sie sich im Sitzen, so ist zweckdien- – „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ - oder Pa-
lich, wenn Sie in Zukunft bewusster darauf achten, cing and Leading
wohin Sie Ihren Körperschwerpunkt verlagern.
Das Tempo macht‘s
1. Liegt Ihr Körperschwerpunkt vor dem Becken
(nach vorn geneigt), so signalisieren Sie Interes- Ein weiterer Aspekt ist das Tempo Ihrer Bewegun-
se und Zuwendung. Sind Ihre Füße hierbei aber gen, mit der Sie Ihre Körperhaltung ändern.
in Schrittstellung, so vermitteln Sie den Eindruck
eines Menschen, der auf dem Sprung ist, den es Gleichgültig wie groß oder (un-)auffällig die Ände-
nur mit Mühe im Sessel hält. Dies kann dazu füh- rungen Ihrer Körperhaltung sind:
ren, dass sich Ihre Anspannung negativ auf die
Gesprächsatmosphäre überträgt. • passieren sie abrupt, so kündigen Sie eigene,
innere Impulse an, bevor Sie selbst diese
2. Liegt Ihr Körperschwerpunkt über dem Becken vielleicht überhaupt offen legen wollen:
(aufrecht), so wirken Sie konzentriert und präsent. ob Gesprächsabbruch, der Wunsch, nun das
Es ist eine neutrale Haltung, die wenig darüber Wort zu ergreifen, oder einfach nur Zustim-
verrät, was in Ihnen vor sich geht. mung bzw. Ablehnung zum Gesprächsthema.

3. Liegt Ihr Körperschwerpunkt hinter dem Becken • werden sie gezielt und bedächtig ausgeführt,
(zurückgelehnt), so drückt Ihr Körper u.U. damit so wirken Sie souverän und achtsam.
aus, dass Sie sich von den Gesprächsinhalten dis-
tanzieren, einfach abwartend zuhören oder es sich Zu den gezielten und bedächtigen Bewegungen
nur bequem gemacht haben. zur Haltungsänderung gehört auch der so ge-
nannte N-N-Kontakt (nach Susmann): Wenden Sie
Der Neigungswinkel des Oberkörpers ist eines der im Gespräch dem Anderen nicht nur das Gesicht
Merkmale, die eine starke Wirkung auf den Gegen- zu, sondern achten Sie darauf, dass sowohl die
über haben. Sie können dieses Merkmal sehr ein- Nasenspitze, als auch der Nabel (also der gesam-
fach positiv nutzen, um das Gespräch angenehm te Körper) dem Gesprächspartner zugewandt ist.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Körperhaltung 28

Damit signalisieren Sie vollkommene Aufmerksam- Erweitern Sie Ihr Repertoire


keit, die nicht nur als Zeichen der Wertschätzung
beim Gegenüber ankommt, sondern Sie selbst Nach dieser umfassenden Analyse und den ver-
dabei unterstützt, die Aufmerksamkeit absolut auf schiedenen Anregungen werden Sie vielleicht sa-
den Anderen zu fokussieren. Sie fördern damit Ihre gen: „Mit meiner ureigenen Körperhaltung fühl ich
Konzentration. mich aber am wohlsten. Alles andere wirkt doch
gekünstelt und das bin dann nicht mehr ich!“
Auch hier gilt wieder:
Lassen Sie mich Ihnen versichern: Sie sollen kein
Die äußere Haltung beeinflusst anderer Mensch werden, sondern nur Ihr persön-
die innere Haltung. liches Haltungs- und Bewegungsrepertoire erwei-
tern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Ihnen dies
Die innere Haltung beeinflusst gelingt. Und es lohnt, wenn Sie dadurch Ihre Wir-
die äußere Haltung. kung verbessern.

Achten Sie in Zukunft also auf Ihre Körperspan-


nung, den Raum, den Sie mit Ihrem Körper einneh-
men und das Tempo, in dem Sie Ihre Bewegungen
ausführen. Je bewusster Sie sich halten und be-
wegen, desto bestimmter wirken Sie!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 29

Die Beobachtung des Gesprächpartners


Wenn Sie nun dieses Wissen nicht nur zur Optimie-
rung Ihrer persönlichen Ausdruckskraft einsetzen,
sondern in Zukunft auch Ihren Gegenüber im Ge-
spräch bewusster beobachten, denken Sie immer
daran: Beim allem Interpretieren von nonverbalen
Signalen sind Fehler unvermeidbar!

• Sie achten unter Umständen nur auf ein


hervorstechendes Signal, während „feinere“
Signale untergehen.

• Sie beziehen ein Signal auf sich und die


momentane Situation – vielleicht hat der
Andere sich aber just in diesem Augenblick
an etwas Unangenehmes erinnert, das er
noch erledigen muss.

• Sie nehmen nur die Signale wahr, die Ihren


ersten Eindruck vom Gegenüber bestätigen.
Sie zementieren dadurch also Ihre eigenen
Vorurteile.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Beobachtung des Gegenüber 30

Kontrollfragen Aktives Schweigen


Diese Technik ist ein geniales Instrument, den An-
Wenn Sie sich dies vor Augen führen, so leuchtet deren ohne eine direkte Frage zum Sprechen zu
es ein, dass Sie im sensiblen Bereich der Körper- bewegen. Sie beginnen einen Satz, hören aber in
sprachenanalyse nicht ohne Erfolgskontrolle arbei- der Mitte des Satzes auf. Sie werden verblüfft sein
ten dürfen. Wie sieht nun aber eine solche Kontrol- – der Gegenüber wird automatisch die begonnene
le aus? Stellen Sie Fragen! Aussage/Frage zu Ende führen.

Geschlossene Fragen „Wenn wir also den nächsten Schritt


Sie beschreiben die wahrgenommene Körperhal- planen müssten ...“
tung und hängen an Ihre Beschreibung Ihre Deu-
tung in Form einer Frage an. Ihr Gegenüber gibt dadurch preis, was seine Ge-
danken sind, und Sie werden erkennen, ob Ihnen
„Du lehnst dich gerade sehr weit zurück. nicht das eine oder andere Signal genau darauf
Distanzierst du dich gerade von unseren Ideen?“ bereits einen Hinweis gegeben hat.
oder
„Du lehnst dich gerade sehr weit zurück. Die bewusste Wahrnehmung des Gegenübers
Bist du zufrieden mit dem Ergebnis?“ kann also nicht dazu führen, den Anderen glasklar
zu durchschauen. Sie ermöglicht aber ein besse-
Offene Fragen res Verstehen zwischen den Gesprächspartnern.
Sind Sie durch eine Körperhaltung irritiert, dann
bringen Sie den Anderen zum Reden und erfahren
dadurch mehr über seine innere Befindlichkeit.

„Wie gefällt Ihnen mein Vorschlag?“


oder
„Wie kann ich ihrer Reaktion verstehen/deuten?“
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 31

Die Augen
Um einmal Goethe zu zitieren ...

„Werd ich zum Augenblicke sagen: „Verweile doch,


du bist so schön,“ dann magst du mich in Ketten
schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen.“

Wie lange so ein Augenblick-Moment sein kann


oder soll, ist nicht klar definiert, und dennoch ist er
allen ein Begriff: nicht zu lang und nicht zu kurz!
„Augenblick mal,“ werden Sie nun sagen. „Hier soll
es doch um Körpersprache gehen und nicht um
Goethe oder die Definition eines Zeitraums wie der
Dauer eines Augenblicks?!“

Sie haben vollkommen Recht!

Vielleicht haben Sie sich aber schon einmal selbst


dabei beobachtet, welches „Eigenleben“ Ihre Au-
genblicke im Dialog entwickeln.

• Wo genau blicken Sie hin, wenn Sie dem


Gegenüber aufmerksam zuhören?

• Wohin schweift Ihr Blick, wenn das


Gespräch allmählich für Sie langweilig wird?
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Augen 32

• Welche Blickrichtung bevorzugen Sie, Ist der Blick zu lang, so kann dies mehrere Gründe
wenn Sie selbst das Wort haben und dem haben:
Anderen Wichtiges näher bringen wollen?
Zum einen ist ein solcher Blick ein klares Zeichen
Lassen Sie uns einen Blick auf diese Fragen werfen! von Dominanz. Damit dringt der Andere in Ihre
Intime Distanzzone ein und Sie haben kaum eine
Wenn Ihr Gegenüber Sie im Gespräch nicht we- Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Verlängert
nigstens für einen Augen-Blick anschaut, so löst sich zum anderen der Blick zu einem Anstarren, so
dies bei den meisten Menschen ein befremdliches hat dies bei Ihnen zwangsläufig Aggressionen zur
Gefühl aus. Sie fühlen sich nicht wahr- und oftmals Folge. „Was will der von mir? Will der mich pro-
auch nicht ernst genommen. vozieren?“ Nicht selten wird eine Schlägerei durch
solch eine simple Provokation ausgelöst.
Der Blick in die Augen des Gesprächspartners ist
eines der wichtigsten Signale, um Kontakt aufzu- Wird ein Mitarbeiter von seinem Vorgesetzten mit
bauen und auch zu halten. Üblicherweise dauert einem längeren Blick und einem Lächeln bedacht,
ein solcher Blick-Kontakt ca. eine Sekunde, wenn so ist dies aber absolut als Zeichen der Wertschät-
die Dialogpartner sich gleichzeitig in die Augen zung zu verstehen. Hier greift das Prinzip: „Die Au-
schauen. Alles, was dieser Dauer nicht entspricht, gen sind das Fenster zur Seele.“ Der Vorgesetzte
löst Irritationen aus. will mit einem solchen Blick den Anderen direkt
und sehr persönlich ansprechen. Bei einer solchen
Ist der Blick zu kurz, wird dies als ausweichend Grundhaltung bleibt es dann nicht aus, dass mit
empfunden. Angst, Scham oder Verlegenheit kön- dieser Form der Sympathiebekundung auch beim
nen hier die Wurzel sein. Häufig aber wirkt ein Gesprächspartner Sympathie geweckt wird – na-
Mensch, der mit den Blicken ausweicht, so wie je- türlich nur, wenn das (Arbeits-)Verhältnis auf ge-
mand, der leicht zu dominieren ist. genseitigem Respekt beruht.

Sehr wirkungsvoll, wenn auch häufig unbewusst,


wird der längere Blick eingesetzt, wenn eine Per-
son mit einer anderen flirten will. In diesem Fall wird
der Blick einen winzigen Moment über das übliche
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Augen 33

Maß hinaus verlängert und dann abgebrochen. Einteilung des Gesichtes in


Damit wird vermittelt: „Ich habe Interesse an dir!“ ein unteres und ein oberes
Indem der Blickkontakt recht schnell wieder aufge- Dreieck
baut wird, vergewissert sich der Flirtende, ob sein
Signal angekommen ist und greift das Spiel erneut Das untere nennen wir „Dreieck
auf. Häufig werden hierbei der Kopf leicht schräg des guten Kontakts“, das obere
gelegt und die Augenbrauen leicht angehoben. „Dreieck der Dominanz“.

• Im Gespräch zwischen Menschen, die sich


Zusätzliche Signale sind wichtig auf gleicher Ebene befinden und ungezwun-
gen unterhalten, wandert der Blick zwischen
Beachten Sie bei einer Deutung des Blickes bitte Augen und Mund hin und her. Ist der Kon-
immer auch den Ausdruck des Mundes, die Kopf- takt inniger, so wandert der Blick von den
haltung und die Augenbrauen. Diese Zusatzinfor- Augen über das Kinn hinunter zum Brust-
mationen sind unabdingbar, um nicht einer Fehlin- bereich des Gesprächspartners.
terpretation aufzusitzen.
• Wenn sich im Gespräch der Blick aber nur
Für all diejenigen, denen der Blick in die Augen des zwischen den Augen und dem „dritten Auge“
Anderen schwer fällt, hier ein Tipp: Versuchen Sie in der Mitte der Stirn bewegt, dann hat der
gleich zu Beginn, die Augenfarbe Ihres Gesprächs- so Betrachtete das Gefühl, vom Anderen
partners zu erkennen und diese exakt zu definieren: allein durch dessen Blick dominiert zu werden.
„Seine/ Ihre Augenfarbe ist wie ... (Schokolade, das
strahlende Blau des Himmels an einem Sommertag, • Geht der Blick rechts und links an den Schlä-
das sanfte Grün eines schillernden Blattes ...).“ fen vorbei, so wird dies als Arroganz empfun-
den und Sie werden sich mit einem solchen
Wenn Sie bereits bewusster mit Ihrem Blick um- Gegenüber ganz sicher nicht wohl fühlen.
gegangen sind und sich darauf eingestellt haben,
auf diesen Aspekt der Körpersprache zu achten, • Wandert der Blick zu den Schuhen hinab, so
so will ich Ihnen an dieser Stelle noch einige kleine wirkt derjenige ängstlich und unter Umstän-
aber wichtige Informationen zukommen lassen. den wird dieses Signal auch als Zeichen der
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Augen 34

Unterwerfung gedeutet. Ist dieses Blickver- Die Augenbrauen: Spiegel des Denkens
halten kombiniert mit einer Änderung der
Hautfarbe, so ist es wahrscheinlich, dass Den Prozess des Denkens unterstützen Menschen
derjenige sich schämt oder vor Verlegenheit unbewusst damit, dass sie ihre Augen wandern
nicht weiß, wohin mit sich und seinen Blicken. lassen. Und anhand dieser so genannten Augen-
bewegungsmuster können Sie erkennen, welchen
Wahrnehmungstypen Sie vor sich haben. Wandern
Das Blickverhalten im Gespräch die Augen des Gesprächspartners beim sprechbe-
gleitenden Nachdenken in Richtung Decke, so ist es
Unser natürliches Blickverhalten im Dialog sieht wahrscheinlich, dass der Andere sein Wissen in Bil-
folgendermaßen aus: dern (Skizzen, Schemata, ‚innere Fotografien’) abge-
speichert hat. Man spricht hier vom „visuellen Typ“.
Der Zuhörende versucht, so viele Signale der Mimik
wie nur möglich zu erfassen. Aus diesem Grund Der „auditive Typ“ lässt seine Augen auf Blickhöhe
blickt er dem Sprechenden sehr aufmerksam ins hin und her wandern. Wenn Sie dieses Augenbe-
Gesicht. Hierbei werden nicht nur die Augen des wegungsmuster erkennen, so können Sie davon
Sprechenden wahrgenommen, sondern der Blick ausgehen, dass der Gegenüber direkt Gehörtes
wandert über das ganze Gesicht. Dadurch kann (Klänge, Geräusche, Töne, Worte) speichert.
der Zuhörende nicht nur aufnehmen, was der An-
dere sagt, sondern sofort deuten, wie der Redner Wandert der Blick nach unten, so haben Sie mit
seine Worte verstanden wissen will. Beim Zuhören hoher Wahrscheinlichkeit einen „kinästhetischen
verweilt der Blick des Hörenden zu 80% bei der Typen“ vor sich. Menschen mit diesem Wahr-
Mimik des Sprechenden. nehmungsmuster speichern Informationen über
das Fühlen (Empfindungen, Gefühle, Geruch, Ge-
Der Sprecher seinerseits blickt dem Zuhörenden schmack) ab.
nur 40% - 60% seiner Sprechzeit ins Gesicht. Dies
ist aber nicht als Zeichen mangelnder Wertschät- Im Überblick lässt sich sagen: 35% der Menschen
zung zu deuten! Wer spricht, muss nachdenken, in sind vorzugsweise visuell, 25% sind vorzugsweise
seinem Gedächtnis kramen, gespeichertes Wissen auditiv und 40% sind vorzugsweise kinästhetisch
aktivieren. veranlagt. Bedenken Sie aber immer: Wir tragen
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Augen 35

alle Möglichkeiten in uns und nutzen diese auch Die Muster der Augenbewegung und was
– die einen stärker und die anderen weniger stark. sie bedeuten

Wie erwähnt geben die drei Blickrichtungen „Oben,


Der Nutzen der Bewegungsmuster Mitte, Unten“ Auskunft darüber, wie der Andere
Informationen abspeichert. Wenn Sie dies in Ge-
Was nutzt es Ihnen aber, wenn Sie die Augenbe- sprächen bereits wahrnehmen konnten, so achten
wegungsmuster erkennen können? Sie in Zukunft bitte nun auch darauf, ob derjenige
dabei gleichzeitig nach rechts oder links blickt.
Beim Anderen gibt es Ihnen die Möglichkeit z.B.
Erklärungen so zu gestalten, dass Sie den Ande- • Blickt Ihr Gegenüber von Ihnen aus betrach-
ren auch wirklich erreichen und er mit dieser Infor- tet nach links, so konstruiert er im Geiste
mation auch etwas anfangen kann. etwas, was noch nicht geschehen ist.

Für sich selbst gilt: Wenn ich weiß, wie ich abspei- • Blickt er von Ihnen aus betrachtet nach rechts,
chere und damit auch wie ich lerne, kann ich mei- so erinnert er sich an etwas, das bereits ge-
nen eigenen Lernprozess besser gestalten und mir schehen ist. Diese Unterteilung lässt sich
Dinge viel leichter merken. anwenden bei der visuellen Ebene (der Blick
wandert nach oben + links oder rechts) und
bei der auditiven Ebene (der Blick wandert auf
Ihre Alltags-Übung Augenhöhe nach links oder rechts).

Achten Sie in allen kommenden Gesprächen dar- • Wandert der Blick aber nach unten links, so
auf, auf welche Ebene die Augen des Gegenübers ist die Person ganz im Gefühl (kinästhetische
beim Erzählen wegwandern – ob nach oben, auf Ebene).
Blickhöhe oder nach unten. Es erscheint auf den
ersten Blick recht einfach, erfordert aber Konzent- • Wandert er nach unten rechts, so ist es
ration, dabei zu bleiben und das Ziel nicht aus den wahrscheinlich, dass der Andere im Augen-
Augen zu verlieren. blick in einem inneren Dialog mit sich selbst
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Augen 36

spricht („Ich weiß, es wäre vernünftig, aber Bedeutung der Augenbrauen und Pupillen
ich habe einfach keine Lust dazu!“).
Bei jedem sozialen Kontaktaufbau kommen Ihre
Augenbrauen in Bewegung. Stellen Sie sich vor,
Diese Augenbewegungsmuster geben also Aus- Sie spazieren durch die Straßen der Stadt und
kunft darüber, ob ein Mensch gerade Neues denkt sehen in einiger Entfernung einen Menschen, der
oder sich an Bekanntes erinnert. Ihnen bekannt vorkommt. Wie vermitteln Sie die-
sem, dass Sie an einem kleinen Gespräch interes-
Achtung: Bei manchen Menschen sind diese siert sind?
Augenbewegungsmuster seitenverkehrt.
Beobachten Sie also den Anderen erst eine Sie heben automatisch für einen kurzen Augen-
geraume Zeit, bevor Sie Rückschlüsse ziehen. blick die Brauen, um deutlich zu machen: „Ich
habe dich wahrgenommen und wünsche den Kon-
Aber auch für sich selbst können Sie dieses Wis- takt mit dir!“
sen sinnvoll anwenden!
Wie aber begegnen Sie einem solchen Menschen,
Wenn Sie sich an etwas erinnern wollen, was Sie ohne dass es zu einem Gespräch kommt und Sie
vor kurzem gesehen haben und diese Erinnerung zügig weitergehen können, OHNE unhöflich zu er-
will sich einfach nicht einstellen – lassen Sie Ihre scheinen?
Augen bewusst nach links oben wandern. Hiermit
unterstützen Sie Ihren eigenen Erinnerungspro- Ein kurzer Blickkontakt genügt, ein knappes Ni-
zess. cken verbunden mit einem leichten Lächeln aber
KEIN Heben der Augenbrauen – Sie werden von
Beachten Sie bitte: Wenn Sie auf Ihr Gegenüber der Wirkung überrascht sein! Sie werden aber
blicken, so ist es die rechte Seite aus Ihrem Blick- auch erkennen, wie schwer es Ihnen fällt, dieses
winkel. Begeben Sie sich aber selbst in die Position Signal zu unterlassen…
des Denkenden, dann ist es der Blick nach links!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Augen 37

Sympathie oder Antipathie? An diesem Signal können Sie schon auf eine wei-
te Entfernung ausmachen, ob ein Mensch, der auf
Mit den Augenbrauen senden Sie noch weitere In- Sie zukommt, Ihnen gewogen ist oder ob Sie mit
formationen. Wann immer ein Mensch etwas Neu- einem gewaltigen Unwetter rechnen müssen und
es und Interessantes vor sich sieht, hebt er auto- sich besser schnell unsichtbar machen. Ablehnung,
matisch die Augenbrauen – wie wenn er dadurch Irritation und Bedenken sind weitere Informationen,
seine Augen und deren Wahrnehmungsfähigkeit die Sie über die Bewegung Ihrer Augenbrauen ver-
vergrößern könnte. Gleichzeitig öffnen sich seine mitteln.
Pupillen um mehr Eindrücke aufnehmen zu kön-
nen. Diese Pupillen-Reaktion ist etwas, was wir
nicht bewusst steuern können! Eine Übung

Nun stellen Sie sich vor, ein Mensch steht vor Ihnen Versuchen Sie in einem der nächsten Gespräche
und seine Pupillen erweitern sich bei Ihrem Anblick. alles Gehörte mit einer kleinen Augenbrauenreakti-
Was sagt dies über Sie selbst aus? „Wow, für den- on zu kommentieren, bevor Sie selbst das Wort er-
jenigen muss ich ja ganz schön attraktiv sein!“ und greifen. Erproben Sie hierbei Ihr eigenes Repertoire
prompt finden Sie den Anderen sympathisch, bevor und erweitern Sie es.
er noch ein Wort mit Ihnen gewechselt hat. Dieser
komplexe Ablauf findet unbewusst und in Sekun- All diese Signale sind wichtig und es lohnt, ihnen
denschnelle statt und ist natürlich nicht der einzige mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als es
ausschlaggebende Faktor für Sympathie oder Anti- die meisten Menschen tun.
pathie – aber er hat einen nicht geringen Einfluss auf
die weitere Entwicklung des Kontaktes.

Über die Augenbrauen wird aber auch ein voll-


kommen gegenteiliges Gefühl vermittelt. Betrach-
ten Sie sich im Spiegel und blicken Sie sich selbst
voller Wut an. Ihre Augenbrauen werden sich au-
tomatisch zusammenziehen und eine Art Balken
entsteht quer über Ihren Augen.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 38

Die Kopfhaltung
Allein durch Ihre Kopfhaltung vermitteln Sie mehr
über sich, als Ihnen vielleicht lieb ist! Und selbst
kleinste Kopfbewegungen geben Aufschluss darü-
ber, wie aufmerksam ein Mensch einem Gespräch
folgt.

Die Kopfnicker

Beim nächsten Polit-Talk achten Sie bitte bewusst


auf Folgendes: Wie sind die Kopfbewegungen der
Personen, die aktiv am Gespräch beteiligt sind?
Sind Sie langsam und bedächtig, so signalisiert
derjenige, der in diesem Moment zuhört, Aufmerk-
samkeit. Häufiges Nicken ist Ausdruck von Zu-
stimmung und Einverständnis. Wird nun aber das
Nicken schnell und „dauerhaft“, so ist dies als Zei-
chen zu werten, dass der Hörende nun das Wort
ergreifen will und geistig bereits mit dem eigenen
Beitrag beschäftigt ist. Seine Aufmerksamkeit ist
nicht mehr bei demjenigen, der gerade noch da-
mit beschäftigt ist, seine Argumente verständlich
zu formulieren.

Sollten Sie selbst dieses Signal beim Gegenüber


beobachten, wenn Sie gerade Ihre Gedanken aus-
führen wollen, so sparen Sie sich also den Atem!
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Kopfhaltung 39

Nicht nur Talkshows, auch Filme bieten sich an, Mensch, der volles Vertrauen in seinen Gesprächs-
die eigene Beobachtungsgabe zu verfeinern. Bitte partner hat oder bei ihm Vertrauen gewinnen und
entscheiden Sie sich für einen Ihrer Lieblingsfilme Nähe herstellen will. Es ist ein nonverbales Signal,
und widmen Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit nur das den Gesprächspartner direkt auf der Gefühlse-
einer der Hauptpersonen. Achten Sie nun aus- bene anspricht, ohne dass er sich dessen bewusst
schließlich auf die Kopfhaltung dieser Person. ist. Wenn Sie also im Film eine solche Kopfhaltung
Blickt sie den Gesprächspartner in der Sequenz sehen, achten Sie darauf, wie der Angesprochene
mit geradem Kopf an oder ist der Kopf zur Seite in der Situation reagiert.
geneigt? Blickt die Person den Anderen mit leicht
abgewendetem Kopf nur aus den Augenwinkeln Und nun übertragen Sie diese Erkenntnis bitte auf
an oder kommt der Blick von unten, bei nach vorn die Beobachtung Ihres eigenen „Kopfhaltungsver-
geneigtem Haupt? haltens“ im Alltag. Denn viele Menschen stehen
sich, ohne es zu wollen, selbst im Weg.
All diese verschiedenen Haltungen lösen ande-
re Emotionen sowohl beim Handelnden als auch Sie benötigen dringend Unterlagen von einem Kol-
beim Gesprächspartner aus. legen. Sie bitten ihn freundlich darum und setzen
ein Lächeln auf. Automatisch wird Ihr Kopf sich zur
Lässt sich der Blick bei nach hinten geneigtem Seite neigen (probieren Sie es ruhig aus, während
Kopf als hochmütig und der Blick bei nach vorn Sie diese Zeilen lesen) und Ihre Stimme wird ein
geneigtem Kopf als untertänig beschreiben, so wenig weicher werden. Nun ist der Kollege aber
scheint es bei dem zur Seite geneigten Kopf nicht im Augenblick mit etwas vollkommen anderem be-
ganz so eindeutig zu sein. schäftigt. Er wird eher genervt sein, da er nicht nur
das sachliche Signal empfängt sondern auch noch
eine uneindeutige emotionale Botschaft.
Der schiefe Kopf = Emotionen!
Das Signal des schrägen Kopfes ist bei Frauen
Bei der Haltung des zur Seite geneigten Kopfes stärker ausgeprägt als bei Männern. Da Ihnen das
zeigt der Gegenüber eine sehr empfindliche Seite nun bekannt ist - tappen Sie nicht mehr in diese
von sich: die Halsschlagader! Und so macht er sich Falle!
absolut angreifbar. Solch ein Zeichen setzt nur ein
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e Die Kopfhaltung 40

Nutzen Sie Ihr Lächeln lähmenden Starre zu befreien und für einen kurzen
Augenblick von der Schwere des Problems abzu-
Dies bedeutet nicht, dass Sie Ihr Lächeln nun nicht lassen.
mehr nutzen sollen. Ganz im Gegenteil! Denn ein
freundliches Lächeln ist Türöffner und zeigt deut-
lich die Sympathie, die Sie dem Anderen entge- Lächeln einmal anders und gar nicht fröhlich
genbringen. Das Beste am Lächeln ist, dass es
in den meisten Fällen erwidert wird. Das ist dann Neben Fröhlichkeit und Wohlbefinden können Men-
das Signal, dass ein Kontakt möglich ist. Leider re- schen mit ihrem Lächeln aber auch unangenehme
duziert sich die Anzahl des täglichen Lächelns im Dinge ausdrücken: mit hoch erhobenem Haupt
Laufe des Lebens von ca. 400-mal bei Kindern im und einem zynisch-sarkastischen Lächeln werden
Vorschulalter auf ca. 15-mal bei Erwachsenen. Überlegenheit und Verachtung direkt gezeigt.

Und dabei hat ein Lächeln nicht nur eine Wirkung Indem der Kopf beim Lächeln leicht gesenkt wird,
auf den Gegenüber sondern auch auf den Läch- drückt ein Mensch aber auch Ohnmacht und Verle-
ler selbst. Diesen ‚mimischen Feedback-Effekt’ genheit aus. Ob hier der Wunsch nach Beschwich-
können Sie bei sich selbst feststellen, indem Sie tigung oder die Bitte um Entschuldigung seinen
an etwas nicht wirklich Erfreuliches denken. Auto- Ausdruck findet, lässt sich nur in der Situation
matisch werden sich Ihre Mundwinkel senken, die selbst beurteilen.
Augen werden starr und das ganze Gesicht nimmt
einen negativen Ausdruck an. Bitte lächeln Sie
nun bewusst - weich und mit strahlenden Augen! Ein Tipp
Selbst wenn Ihnen das Lächeln schwer fällt und
nicht authentisch wirkt: In diesem Augenblick fällt Lächeln Sie so oft wie möglich, aber bleiben Sie
es Ihnen ganz sicher sehr schwer, weiterhin den dabei authentisch! Achten Sie in angespannten
trüben Gedanken traurig nachzuhängen. Situationen aber auch darauf, dass Sie durch ein
ungewolltes Lächeln nicht zu schwach wirken.
Dieser psychologische Trick ist allerdings kein Heil-
mittel gegen die Probleme, die das Leben mit sich Ein Lächeln schenken kostet nichts!
bringt. Aber es kann helfen, sich selbst aus einer
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 41

Über die Autorin


Xenia Busam

Studium der Erwachsenenpädagogik (Dipl.-Päd.),

Ausbildung zum Business-Coach bei der


Firma Perspektivenwechsel GmbH (Augsburg)

Ausbildung zur Psychodramaleiterin am


Moreno-Institut (Stuttgart)

Trainerin für Präsentationstechniken, Rhetorik,


Kommunikation, Körpersprache, Konfliktmanage-
ment, Moderation und Teamentwicklung.
Körpersprache – En t s c h l ü s s e l n S i e d e n g e h e i m e n C o d e 42

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Telefon: 0711.658357 00
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www.coachacademy.de

Autorin dieser Ausgabe: Xenia Busam


Herausgeber: Heiko Lüdemann (V.i.S.d.P.)
Redaktionsleitung: Carolin Lüdemann
Redaktion: Dirk Baranek
Layout/DTP-Grafik: Fladda – Visuelle Konzepte

ISBN 3-938641-13-4
Ausgabe Version 1.1. (Januar 2006)

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Genehmigung der Geschäftsführung von CoachAcademy.
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Was ist die CoachAcademy?


CoachAcademy ist das Karrierenetzwerk des
Stuttgarter Bildungsträgers Perspektive GmbH,
der seit 1996 junge Menschen berät, trainiert und
coacht.

Auf den Internetseiten der CoachAcademy stehen


Studenten, Absolventen und Berufseinsteigern
mehr als 1.000 redaktionelle Beiträge zu den The-
men Beruf, Karriere und Unternehmen zur Verfü-
gung - und jeden Monat kommen weitere hinzu.

Jährlich nehmen mehr als 2.000 junge Frauen


und Männer die Gelegenheit wahr und trainieren
für ihren beruflichen Erfolg. CoachAcademy bie-
tet Karriereberatungen und Einzelcoachings sowie
Seminare zu Managementtechniken, Führungs-
techniken und Kommunikationstechniken an und
ergänzt somit die akademische Ausbildung um
wichtige Schlüsselqualifikationen.

Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom


Arbeitgeberverband Südwestmetall, der IHK Heil-
bronn-Franken und dem Würth-Konzern.

Weitere Infos unter www.coachacademy.de

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