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Fight Back!

Antifaschistisches (Jugend) Info Braunschweig

Performance von

Nr. 26 Maerz/April 2003


Seite 2 Fight Back!
Über Krieg, “Friedensbewegung”
und Heuchelei...
Weltweit gehen seit mehreren Mo- TeilnehmerInnen stattfindet.
naten unzählige Menschen auf die Auch in Braunschweig gingen am
Straße um gegen den erneuten An- 24.02.03 ca. 8000 SchülerInnen auf
griffskrieg gegen den Irak zu protestie- die Straße. Sie folgten, teilweise mit
ren. In Barcelona, Rom, London, Athen, und teilweise ohne Genehmigung der
Istanbul, Sydney und San Francisco, Schulleitung, einem Aufruf von ver-
um nur ein paar der Städte zu nennen, schiedenen Braunschweiger Schulen
in denen es mehrere hunderttausend zu einem Sternmarsch gegen den
oder sogar über eine Millionen waren, Krieg. Aus unterschiedlichen Stadt-
wird demonstriert. In zahlreichen an- richtungen liefen die SchülerInnen auf
deren Städten gibt es Demonstratio- den Kohlmarkt zu, um sich zu einer
nen mit mehreren tausend Menschen. gemeinsamen Kundgebung zu ver-
Und selbst in der sonst so bewe- sammeln. Dort gab es verschiedene
gungsarmen BRD finden Demonstra- Redebeiträge von Jugendorganisatio-
tionen und Kundgebungen in bisher nen und musikalische Darbietungen.
ungekannter Größe statt. Allein in Während sich die SchülerInvertretung,
Berlin waren es am 15. Februar, dem die Falken, Solid und die Jugend Antifa
globalen Aktionstag gegen den Krieg, Aktion (JAA) in ihren Redebeiträgen in
mehr als fünfhunderttausend Men- der generellen Ablehnung von Kriegen
schen, die ihre Ablehnung des Irak- einig waren, argumentierten die Ju-
Krieges zum Ausdruck brachten. sos, ganz auf Linie ihrer Mutterpartei
Woche für Woche wird in kleineren SPD, dafür, dass Krieg nur das letzte
und größeren Städten von der “Frie- Mittel sein kann. Aber eben doch eine
densbewegung” gegen den Krieg mo- mögliche Option, um die jeweiligen
bil gemacht. Kein Samstag vergeht, Interessen durchzusetzen. Für ihren
wo nicht in irgendeiner bundesdeut- Redebeitrag, nach dessen Logik die
schen Stadt mindestens eine Demon- Kriege in Afghanistan und Jugoslawi-
stration mit mehreren tausend en offensichtlich okay waren, erhiel-

Impressum: Fight Back!, Cyriaksring 55, 38118 Braunschweig


Erscheint regelmäßig in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Die Verteilung
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Fight Back! Seite 3
ten sie dann auch den einen oder sich nicht nur die Vorstellungen zur
anderen Zwischen- und Buhruf. Wäh- Durchführung von Aktionen stark un-
rend in anderen Städten immer noch terscheiden. Vor allem die inhaltli-
zahlreiche Menschen raus auf die Stra- chen Positionen der “Friedensbewe-
ße gehen, scheint die Stimmung in gung” gehen weit auseinander. Die
Braunschweig schon jetzt, kurz nach einzige Übereinstimmung besteht dar-
Kriegsbeginn, wieder eingeschlafen zu in, das alle den Irak-Krieg ablehnen.
sein. In Hamburg z.B. führten am 24.03. Das allein ist aber nicht viel, wenn
ca. 50.000 SchülerInnen einen man betrachtet, wie unterschiedlich
Schulstreik durch. Die Demo an die-
sem Tag wurde kurz vor der US-Bot-
schaft von der Polizei mit Schlagstök-
ken und Wasserwerfern auseinander-
getrieben. Es gab über hundert Fest-
nahmen und zahlreiche verletzte
SchülerInnen. In Braunschweig hinge-
gen demonstrierten schon am Tag X
nur noch ca. 2500 Menschen. Und
schon den ersten Samstag nach
Kriegsausbruch versammelten sich
auf dem Kohlmarkt keine tausend
Leute mehr und eine Demonstration
stand nicht mehr im Programm des die Motivationen dazu sind. Während
Friedensbündnisses. Doch im die einen aus ihrer pazifistischen
Anschluss an die Kundgebung folgten Grundhaltung heraus gegen jeden
rund 700 Menschen dem Aufruf der Krieg sind, sind andere gegen Krieg
Jugend Antifa Aktion (JAA) und des der um Rohstoffe geführt wird und
Antifaschistischen Plenums, welcher wieder andere sind nur gegen den
unterstützt wurde vom AStA der TU Krieg im Irak und stellen den “aggres-
BS, der FrauenLesbengruppe kahira, siven USA” die Europäische Union
der FrauenLesbengruppe Zami und (EU) als vermeintlichen “Friedensstif-
dem MC Kuhle Wampe BS, zu einer ter” gegenüber. Eine “Friedensbewe-
Demonstration. Nach anfänglicher Be- gung”, die so blind ist und die EU-
hinderung durch die Polizei, die die Kriegspolitik der der USA vorzieht, hat
Demo nicht losgehen lassen wollte, sich von den Kriegsstrategen der Par-
konnte dann gegen Krieg und deut- teien SPD und Bündnis 90/ Grünen
schen Militarismus durch Braun- einwickeln lassen. Denn wer sich vor
schweigs Innenstadt gezogen werden. den Karren der deutschen Bundesre-
gierung spannen lässt, macht sich
Wer die Anti-Kriegs-Demonstrationen, zum “außerparlamentarischen Vertre-
ob in Berlin, Braunschweig oder in ter” des eigenen imperialistischen
welcher Stadt auch immer, verfolgt Weges der BRD bzw. EU, der nicht
hat, dem wird aufgefallen sein, dass weniger tödlich und räuberischer wird
Seite 4 Fight Back!
als der der USA. unter der CDU-Regierung festgeleg-
ten verteidigungspolitischen Richtlini-
Mit ehemaligen Pazifisten hin en, wonach die “Aufrechterhaltung des
zur neuen Weltmacht freien Welthandels und des Zugangs
Die SPD und Bündnis 90/ Grüne taten zu Märkten und Rohstoffen in aller
1999, als sie die BRD in den Krieg Welt” ein “vitales nationales Interes-
gegen das ehemalige Jugoslawien führ- se” sind, haben SPD und Grüne
ten, alles dafür, den ersten Angriffs- Deutschland wieder zu was gemacht.
krieg seit dem Ende des deutschen Die BRD befindet sich auf bestem
Faschismus auch ideologisch vorzu- Wege in Richtung militärischer Welt-
bereiten. Mit ihrer ungeheuren macht. Schon heute ist sie das Land,
Integrationskraft gelang es der ehe- nach den USA und zurzeit Großbri-
mals pazifistischen Partei, Kriege als tannien, mit den meisten im Ausland
“friedenssichernde Maßnahmen” oder stationierten Soldaten. Die Bundes-
als Schritte zur Abwendung “humani- wehr wird zur weltweiten Eingreiftruppe
tärer Katastrophen” zu verkaufen. Nicht umgerüstet und auf europäischer Ebe-
wegen des Faschismus darf Deutsch- ne soll noch in diesem Jahr eine EU-
land nie wieder Krieg führen, sondern Interventionsarmee mit rund 60.000
um eben so etwas wie Auschwitz zu Soldaten entstehen, die durch einen
verhindern, muss es Krieg führen, so deutschen Oberbefehlshaber geführt
der O-Ton der Bundesregierung kurz werden soll. Wer hierbei glaubt es
vor dem Kriegseinsatz. Mit ihrer Argu- ginge, wie uns durch Medien-
mentation lieferten Fischer und Co. propaganda gern weisgemacht wer-
die Legitimation dafür, dass die BRD den soll, um eine Armee zur globalen
auch militärisch wieder weltweit mit- Friedensdurchsetzung, für humanitä-
spielen konnte. Getreu der bereits re Einsätze oder ähnliches, ist
Fight Back! Seite 5
schlichtweg naiv. Diese Truppen wer- wehr an einer Aufräum- und “Friedens-
den es sein, die künftig die ökonomi- ordnungsmission” zu beteiligen. Auch
schen Ziele der BRD bzw. EU in aller wenn sie selbst kein Interesse an dem
Welt militärisch umsetzen. Sie wer- Krieg hatten, tun sie doch alles, um
den es sein, die den Weg für deutsche eine Chance auf die Kriegsbeute zu
und europäische Firmen freischießen, behalten und ihre Rolle bei der Neu-
die sich ebenso wie US-amerikani- ordnung der strategisch wichtigen, weil
sche Unternehmen, ständig auf der rohstoffreichen, Golfregion nicht zu
Jagd nach Rohstoffen, Absatzmärk- verlieren.
ten oder geostrategisch bedeutsamen
Positionen befinden. “Friedensbewegung” auf Irrwegen
Eine “Friedensbewegung”, die nur dann
Weshalb sich Kriegstreiber als stark ist, wenn sie mit den Interessen
Friedensengel ausgeben der BRD konform läuft, lässt sich von
Das die BRD nun den Angriffskrieg der rot/grünen Bundesregierung
gegen den Irak ablehnt, ist Ausdruck
davon, dass das deutsche Kapital gute
Geschäftsbeziehungen in den Irak
pflegt und das es entgegen den US-
Interessen zumindest in dieser Regi-
on keinen militärischen Eingriff benö-
tigt. Auch über die Förderung des
Erdöls (nach Aufhebung des UN-Em-
bargos) existierten bereits Verträge
mit dem Irak. Die BRD bzw. Teile der
EU stellen sich also allein gegen den
Krieg, da sie den Irak und die gesamte
arabische Region zu ihrem eigenen
Hinterhof erklärt haben, wo sich für sie
derzeit Märkte und natürliche Res- instrumentalisieren. Mit der Unterstüt-
sourcen noch ohne kriegerische Mit- zung der BRD auf ihrem eigenen impe-
tel erschließen lassen. Doch den Krieg rialistischen Weg, der ebenso viel mit
abzulehnen heißt noch lange nicht, Frieden gemein hat wie der der US-
sich nicht daran zu beteiligen wenn Administration, macht sich die “Frie-
die Militärmacht USA losmarschiert. densbewegung” zum Spielball der herr-
So hat sich die BRD bereits verpflich- schenden Klasse, der immer dann
tet Patriot-Raketen zu liefern, hat die ausgepackt werden kann, wenn ein
ABC-Spürpanzer in Kuwait stationiert außerparlamentarischer Protest zur
gelassen und der USA freie Benut- Untermauerung der eigenen Positio-
zung des bundesdeutschen Luftraums nen nützt. Wer in diesen Tagen seinen
und Schutz ihrer logistischen Struktu- Widerstand gegen den Krieg komplett
ren zugesagt. Zudem haben sie schon staatstragend artikuliert und der Bun-
jetzt angeboten, sich mit der Bundes- desregierung dankbar für ihre Irak-
Seite 6 Fight Back!
politik ist, wie es bei Teilen der “Frie- sich seinen Weg auch mit Kriegen
densbewegung” der Fall ist, hat offen- pflastert, bekämpfen. Für eine fort-
kundig nicht erkannt, das sich die schrittliche “Friedensbewegung” soll-
BRD bzw. EU in Konkurrenz zu den te es deshalb auch nicht in Frage
USA befindet und der Golfregion ihre kommen, gemeinsam mit den heuti-
eigene ökonomischen Vormachtstel- gen Sachverwaltern des Staates aus
lung aufzwingen will. Derzeit noch mit SPD und Grüne zu demonstrieren.
Handelsbeziehungen, zu einem ande- Sie sind es, die Deutschland wieder
ren Zeitpunkt und andernorts aber kriegsfähig gemacht haben und die
ebenso mit Krieg. Denn das Krieg für künftigen imperialistischen Pläne
das angeblich ach so friedfertige “alte umsetzen werden. Widerstand gegen
Europa” (um eine gern gebrauchte Krieg muss bei den Ursachen anset-
Bezeichnung der “Friedensbewegung” zen. Nur mit dem Kampf gegen die
zu benutzen) ein probates Mittel zur kapitalistischen Verhältnisse, die stän-
Durchsetzung ökonomischer Ziele ist, dig im Ringen um Profit, Macht und
hat es in Jugoslawien oder Afghani- Einflusssphären Krieg produzieren,
stan längst bewiesen. Ein ernst zu lässt sich dem heutigen, permanen-
nehmender Antikriegsprotest muss ten Kriegszustand etwas entgegen-
deshalb genauso das imperialistische setzen.
Streben des Kapitals der BRD, das

Schweine im “Weltnetz”
Nachdem die Webseite der “Ka- Szene aktiv, bis in die 90er Jahre
meradschaft Skinheads Braun- hinein war er Ortsgruppenführer der
schweig”, die von der Nazi-Bande vom inzwischen verbotenen FAP. Seine
Madamenweg ins Internet gestellt Vorliebe für den Ku Klux Klan (KKK),
wurde, inzwischen wieder verschwun- der in Amerika bis heute immer wieder
den ist, gibt es seit einigen Monaten für Morde an Schwarzen verantwort-
eine neue Webseite aus der Braun- lich ist, findet sich auch auf der Seite
schweiger Nazi-Szene mit der Be- wieder. So ist in der Rubrik “Witze”
zeichnung “Martin Kiese - Nationaler u.a. ein Comic zu sehen, auf dem ein
Widerstand Braunschweig”. Laut der KKK-Mann auf einer Hängematte aus
Domaindatenbank DENIC ist die Sei- zwei aufgehängten Schwarzen liegt.
te seit dem 31.12.2002 auf Martin In der Rubrik “Grüße” wird neben bun-
Kiese eingetragen. Martin Kiese ist desweit bekannten Nazis, wie z.B.
seit Jahren in der Braunschweiger Nazi- Thorsten Heise, Friedhelm Busse und
Fight Back! Seite 7
Karl Polacek, auch Rene Geffers ge- Hitler-Gruß zu sehen sind. Im Gäste-
grüßt, der zu Nazi-Bande vom buch findet man Einträge Braun-
Madamenweg gehört. Unter der Ru- schweiger Nazis, wie z.B. vom NPD-
brik “Kameraden” finden sich Bilder Mitglied Michael Weinberg oder von
vom Spielplatz am Madamenweg 156, Kai Fechner, der dort als “Weisse
auf denen Mitglieder der “Kamerad- Arische Bruderschaft” auftritt.
schaft Skinheads Braunschweig” mit

Wenden:
Nazikonzert als Geburtstagsparty getarnt
“Randale bei illegaler Veranstal- mermann (Wallstr. 41/42), der als
tung” lautete am 8.2.2003 eine Presse- dumpfer Schläger und führende Per-
meldung der Braunschweiger Polizei, son der Braunschweiger Nazi-Szene
die in der Braunschweiger Zeitung bekannt ist. Ingo Zimmermann stammt
abgedruckt wurde: “Zur Randale kam aus Burg und macht in Braunschweig
es in Wenden, als ein 20-jähriger gerade eine Lehre als Gas/Wasser-
anlässlich seiner nachträglichen Ge- installateur. Wegen seiner faschisti-
burtstagsfeier Eintrittsgeld verlangte. schen Aktivitäten ist er u.a. aus der
Die Polizei beendete die illegale Ver- Berufsschule geflogen und muss des-
anstaltung und stellte zwei Kassen halb die Berufsschule in Peine besu-
mit 500 Euro sicher. Wie sich heraus- chen. Zimmermann gehört zur Nazi-
stellte, konnte der 20-jährige, der be- Bande vom Madamenweg, die sich
reits Anfang Januar Geburtstag hatte, selbst großspurig als “Kameradschaft
Saalmiete und Musikband nicht be- Skinheads Braunschweig bezeichnet”.
zahlen. So war er auf die Idee gekom-
men, die Veranstaltung kurzerhand
öffentlich zu machen
und hatte die Gäste zur
Kasse gebeten.” Das es
sich bei dieser angebli-
chen “Geburtstagsfeier”
um ein Nazi-Konzert
handelte, verschwieg
die Polizeimeldung. Zu
diesem Konzert waren
Nazis aus der gesam-
ten Region und aus
Sachsen-Anhalt ange-
reist. Das “Geburts-
tagskind” war niemand
anderes als Ingo Zim-
Seite 8 Fight Back!
Madamenweg: Nazi-Treffpunkt passé?
Langezeit war das Haus der Fami- schistischen Aktivitäten aus seiner
lie Meinhardt (Madamenweg 156) und Wohnung geflogen ist. Seine neue
der davorliegende Spielplatz Treffpunkt Meldeadresse ist nun Bienroder Weg
der Nazi-Bande vom Madamenweg. 56a. Seit dem Wegzug der Familie
Inzwischen musste die Familie aus Meinhardt und Michael Weinberg ist
dem Haus, welches der Stadt gehört, es am Madamenweg wieder ruhiger
ausziehen. Das Haus steht derzeit geworden. Es bleibt abzuwarten, ob
leer. Auch das NPD-Mitglied Michael die Nazis sich nun einen neuen Treff-
Weinberg wohnt nicht mehr im punkt im westlichen Ringgebiet aus-
Madamenweg, nachdem er wegen suchen, oder in andere Stadtteile aus-
nicht gezahlter Miete und seiner fa- weichen.

Berufungsprozess vor dem Landgericht


Mitte Februar fand vor dem Land- wollte, sollen mehrere aus der Gruppe
gericht ein Berufungsprozess gegen einen Polizisten angegriffen haben. In
die Nazis Ingo Zimmermann, Matthias einem ersten Prozess vor dem Amts-
Meinhardt, Rene Geffers, Stefan Ewert gericht waren die Nazis teilweise zu
und Holger Meier statt. Diese hatten Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt
sich am 14.12.2001 nach einem Spiel worden, wogegen sie jedoch Berufung
von Eintracht in einer Gaststätte ge- einlegten. Doch auch das Landgericht
troffen und waren später mit Nazi- bestätigte weitgehend die Urteile des
Parolen durchs Viertel rund um den Amtsgerichts, so dass die meisten
Madamenweg gezogen. Als eine Po- von ihnen demnächst eine Haftstrafe
lizeistreife in Zivil sie kontrollieren antreten müssen.

Da waren’s nur noch ...


Nicht nur das die Nazis ihren Treff- müssen, jetzt laufen ihnen auch noch
punkt am Madamenweg verloren ha- langjährige “Kameraden” davon: Timo
ben, ihr Konzert durch die Polizei Anand, der mehrere Jahre in der rech-
gestürmt wurde und die meisten dem- ten Szene aktiv war (und auch in der
nächst längere Haftstrafen antreten FightBack! erwähnt wurde), hat kürz-
Fight Back! Seite 9
lich seinen Ausstieg aus der Szene damaligen Freunde skeptischer und
und seinen Eintritt in die PDS merkte, wie dumm sie doch sind. Ich
bekantgegeben. In der Braunschwei- versuchte sie mit Fragen in die Enge
ger PDS-Zeitung “konkret” erklärte er: zu treiben, denn ihre Einstellung war
“Hiermit möchte ich bekannt geben, ‚Ausländer Raus’. Sie hatten keine
dass ich aus der rechten Szene aus- Ahnung warum ... Nach einem halben
gestiegen bin und mit den Leuten Jahr kam ich zu dem Entschluss,
nichts mehr zu tun habe ... Als ich 12 dass ich aus der Szene aussteigen
Jahre alt war, ist mein Freundeskreis wollte ... Ich bin froh, dass ich es
rechts geworden und ich zog mit ... So geschafft habe. Ich denke sozial und
bin ich in die rechten Gruppen am bin für Gerechtigkeit, deshalb bin ich
Frankfurter Platz und am Mitglied der PDS geworden ...” Bei
Madamenweg geraten. Ich habe Ver- seinen ehemaligen “Kameraden” gilt
brechen am Jüdischen Volk verleug- Anand inzwischen als Verräter und
net, Lügen-Propaganda verbreitet und Polizeispitzel. Mehrmals wurde er nach
Menschen, ohne Grund verprügelt. seinem Ausstieg bedroht und auch
Heute schäme ich mich dafür, da ich angegriffen.
seit über einem Jahr nicht mehr so
denke. Der ausschlaggebende Punkt
ist der gewesen, als ich auf Klassen-
fahrt in München war (Juni 2001) und
wir das KZ Dachau besuchten ... ich
fragte mich das erste Mal, ob ich die
richtige politische Einstellung habe.
Seitdem Tag beobachtete ich meine

Kommt zur Jugend Antifa Aktion (JAA)


Aktiv werden gegen Krieg,
Nazis und staatlichen
Rassismus!
Jeden Montag ab 19 Uhr
im Antifaschistischen Café
Cyriaksring 55 - 38118 Braunschweig
Seite 10 Fight Back!
Die antirassistische Kampagne Zdravko Nikolov
Dimitrov der Jugend Antifa Aktion (JAA)
Von Mitte April bis Ende letzten Verständnis für den rassistischen Mob
Jahres gab es eine Vielzahl anti- in Rostock, Hoyerswerda und anders-
rassistischer Aktionen in Braun- wo hatten, zu aufrechten “Staats-
schweig. Mit der Kampagne
Zdravko Nikolov Dimitrov wurde
mit Veranstaltungen, Kundgebun-
gen und einer Demonstration auf
die Lebenssituation von Flücht-
lingen aufmerksam gemacht und
der praktizierte staatliche Ras-
sismus als Folge der kapitalisti-
schen Verwertungslogik kritisiert.

Wieso gerade eine antirassistische antifaschisten” machte. Es war


Kampagne? schlichtweg ein gewandeltes Bedürf-
Als im Zuge des “Aufstands der An- nis der deutschen Wirtschaft, was die
ständigen” Vertreter nahezu aller bür- geistigen Brandstifter von eins auf ih-
gerlichen Partein die zuvor gern ver- ren neuen Weg brachte. Einigen zu-
schwiegenen faschistischen Übergrif- kunftsträchtigen Teilen der Industrie
fe öffentlich thematisierten und selbst mangelt es an spezialisierten Arbeits-
Großkundgebungen für “Menschlich- kräften, die es auf dem inländischen
Arbeitsmarkt (noch) nicht gibt.
So sind sie darauf angewiesen
Fachkräfte aus anderen Län-
dern anzuwerben, die hier ihre
Arbeitkraft an deutsche Unter-
nehmen verkaufen und nach
getaner Schuldigkeit wieder ge-
hen müssen, notfalls per Ab-
schiebung. Meldungen über
mordende Nazibanden haben
die Suche nach den benötigten
Spezialisten deutlich erschwert,
keit und Toleranz” organisierten, weshalb der “Aufstand der Anständi-
musste man sich fragen was gesche- gen” zur Imageaufpolierung der BRD
hen war. Es war nicht die drastische nötig war. Mit dem “Aufstand der An-
Zunahme faschistischer Gewalt, denn ständigen” gab es einen Wandel der
die existiert in der BRD schon deutlich bürgerlichen Parteien, weg von rassi-
länger, die die Politiker die einst noch stischen Parolen wie “das Boot ist
Fight Back! Seite 11
voll” usw. hin zu einer neuen ökono- kapitalistischen Verwertungslogik auf-
misch zeitgemäßeren Logik. In zeigen und eine breite Öffentlichkeit
ungekannter Offenheit erklärten sie, für das Thema sensibilisieren. Der
dass die MigrantInnen erwünscht sind, Name für die Kampagne war schnell
die der BRD nützen, sprich de-
ren Arbeitskraft von deutschen
Firmen gebraucht wird. Für un-
erwünscht erklärten sie hinge-
gen alle, die vor Folter, Hunger
oder Krieg fliehen, denn ihre
Arbeitskraft wird in der Regel
nicht benötigt. Sie werden, soll-
ten sie die Außengrenzen der
Festung Europa überwunden
haben und bis in die BRD ge-
langt sein, in Lager gesperrt,
mit Sondergesetzen belegt und gefunden. Sie erhielt den Namen des
schnellst möglich in das Land aus 1999 bei der Abschiebung aus Braun-
dem sie geflohen sind wieder abge- schweig durch die Polizei ermordeten
schoben. Diese Logik, nach der der Flüchtlings und Kommunisten Zdravko
Wert eines Menschen allein über sei- Nikolov Dimitrov. Wir begannen unter-
ne Rentabilität für das Kapital be- schiedlichste Aktionen die Aufsehen
stimmt wird, offenbart einmal mehr erregen sollten zu planen. Wir wollten
das sich im Kapitalismus alles um die durch die Aktionen von möglichst vie-
Verwertung des Menschen dreht. len Menschen wahrgenommen wer-
den und die bundesdeutsche Ab-
Vor diesem Hintergrund kam Anfang schiebemaschinerie in ihrer ganzen
des letzten Jahres in-
nerhalb der Jugend
Antifa Aktion (JAA) die
Idee zu einer Kampagne
auf, die die Lebenssi-
tuation von Flüchtlingen
beleuchtet, sich mit den
rassistischen Sonder-
gesetzen und der Ab-
schiebung selbst aus-
einandersetzt. Gleich-
zeitig wollten wir immer
den Zusammenhang
zwischen der
Migrationspolitik und der
Seite 12 Fight Back!
Unmenschlichkeit der Öffentlichkeit Kundgebung mit starker Unterstützung
vor Augen führen. von Braunschweiger Punks, kritisierte
in Redebeiträgen den Umbau von
Die Aktionen Bahnhöfen hin zu Konsummeilen in
Die Kampagne begann am
13.04.02 mit einer Aktion
gegen die
Abschottungspolitik der
Europäischen Union (EU).
Dazu wurde in Braun-
schweigs Einkaufsstraßen
eine symbolische “Fe-
stung Europa” aufgebaut.
Rund um die ca. 7 Meter
lange und 1,60 Hohe Mau-
er wurden Flugblätter ver-
teilt, die unser Anliegen
vermittelten. Es folgte eine
Kundgebung gegen soziale Vertrei- denen nur kaufkräftige Kunden er-
bung und rassistische Polizeikontrol- wünscht sind und die ständigen Poli-
len auf dem Bahnhofsvorplatz. Die zeikontrollen, die aufgrund rassisti-
scher Lagebilder der Polizei
durchgeführt werden. Das Fort-
setzen der Kundgebung im
Bahnhof wurde durch die Polizei
unter Einsatz ihrer Fäuste ver-
hindert. Mit der nächsten Aktion
sollte Zdravko Nikolov Dimitrov
und allen anderen Opfern rassi-
stischer Polizeipraxis gedacht
werden. Dazu versammelten
sich rund 50 Menschen in der
Münzstraße um zunächst eine
Kundgebung abzuhalten und an-
schließend die Münzstraße, in
der sich der Sitz des 1. Polizei-
kommissariats befindet, sym-
bolisch in “Z.- N.- Dimitrov Stra-
ße” umzubenennen. Zwei Wo-
chen später gab es eine Demon-
stration mit rund 250
TeilnehmerInnen durch Braun-
Fight Back! Seite 13
schweigs Innenstadt. Die Demo, die Verwertungslogik ist. Der Abschluss
gemeinsam mit der “Karawane für die der Kampagne war eine Gedenk-
Rechte der Flüchtlinge und kundgebung mit anschließender
MigrantInnen” organisiert wurde, rich- Kranzniederlegung an Dimitrovs 3.
tete sich gegen das “Projekt X” und die Todestag. Die Kundgebung versam-
bundesweite Einführung sogenannter melte sich Münzstraße/ Ecke Damm,
Ausreisezentren, die nichts anderes um dann vor das 1. Polizei-
als Abschiebelager sind. Anfang No- kommissariat zu ziehen und dort ei-
vember fand dann ein antirassistisches nen Kranz im Gedenken an Zdravko
Solidaritäts-Konzert statt. Zu dem Nikolov Dimitrov niederzulegen. Ne-
Konzert im Jugendzentrum B58, unter ben den Aktionen in Braunschweig
dem Motto “beats against deportation” wurde im Rahmen der Kampagne auch
kamen ebenfalls rund 250 Menschen. zu mehreren antirassistischen Demon-
Die Einnahmen des Konzertes wur- strationen in anderen Städten mobili-
den der “Karawane für die Rechte der siert.
Flüchtlinge und MigrantInnen” gespen-
det. Anlässlich einer Rede Günther Resümee
Becksteins (CSU) im Braunschwei- Mit der Kampagne ist es gelungen
ger Dom, fand eine Kundgebung ge- viele Menschen über den staatlichen
gen den Auftritt des Hardliners in Sa- Rassismus der BRD aufzuklären und
chen “Law & Order” und Abschiebung für das Thema zu sensibilisieren. Nicht
statt. Vor dem Dom wiesen die nur durch die vielen Flugblätter und die
KundgebungsteilnehmerInnen auf die Aktionen selbst, sondern auch durch
zahlreichen Opfer der rassistischen das verhältnismäßig große Presse-
Flüchtlingspolitik hin und erklärten das echo, konnte unsere Kritik einer brei-
Beckstein ein Wegbereiter der ten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Seite 14 Fight Back!
werden. Der Verlauf der Kampagne füllt. Das Ende der Kampagne heißt
hat gezeigt, dass das Interesse an natürlich nicht das Ende unserer anti-
den Aktionen und der gesamten Kam- rassistischen Arbeit. Wir werden auch
pagne stetig gewachsen ist und das künftig den Rassismus der BRD, ob in
Thema staatlicher Rassismus, vor al- Institutionen oder auf der Straße, be-
lem unter Jugendlichen, deutlich an kämpfen und dem kapitalistischen
Beachtung gewann. Also alles in al- System, für das Menschen nach “nütz-
lem, hat die Kampagne ihre Zweck, lich” und “unnütz” selektiert werden,
das Thema in das öffentliche mit unserem Widerstand begegnen.
Bewusstsein zu rücken, mehr als er-

Buchvorstellung:
Das „Rote Notizbuch“ über die spanische
Revolution
Mary Low / Jaun Breá
Rotes Notizbuch
Edition Nautilus 2002
(deutsche Erstausgabe)
ISBN: 3-89401-394-X
19,90 Euro
Kurz nach Beginn des Kampfes
gegen den faschistischen Putsch
der Franco-Truppen 1936, bege-
ben sich die junge Britin Mary Low
und ihr kubanischer Lebensgefähr-
te Juan Breá nach Spanien, um im
spanischen Bürgerkrieg die Revo-
lution zu verteidigen. In einer Art
Tagebuch berichten sie über den
revolutionären Alltag, über das
Leben an der Front und immer
wieder von beeindruckenden Be-
gegnungen mit Menschen, die fest
daran glauben, dass es möglich
ist, die Welt zu verändern.
Fight Back! Seite 15
Das “Rote Notizbuch” ist im Original Die Schilderungen bestechen durch
1937 als eines der ersten authenti- poetische Sprache, einen scharfen
schen Zeugnisse über die spanische Blick und wirken noch heute so span-
Revolution in London erschienen - erst nend, als wäre es erst gestern pas-
jetzt liegt es auch in einer deutschen siert. Dennoch liest sich das “rote
Ausgabe vor. In 18 Kapiteln, die von Notizbuch” streckenweise, als habe
jeweils einem der beiden Autoren ver- es sich bei der spanischen Revolution
faßt sind, schildern Mary Low und um ein Familientreffen der anti-stalini-
Juan Breá die ersten Monate der spa- stischen Linken gehandelt und der
nischen Revolution. Sie beschreiben revolutionäre Alltag, den Low und Breá
die Aufbruchstimmung, die anstek- schildern, ist weitgehend der des Mi-
kende Lebensfreude der Menschen lieus nicht-spanischer Unterstützer.
und vermitteln so ein bewegendes Das spanisch-katalanische Proletari-
Gefühl von Hoffnung und Freiheit. Doch at, tritt kaum in Erscheinung und eine
müssen sie auch erleben, wie ihr po- Auseinandersetzung mit seinen All-
litischer Bezugspunkt, die POUM tagsproblemen findet sich allenfalls in
(Partido Obrero de Unification Marxista Ansätzen. Nun soll aber weder das
/ Arbeiterpartei der Marxistischen Ein- Vergnügen an der Lektüre des „Roten
heit) immer mehr ins Abseits gerät Notizbuchs“ geschmälert, noch der
und wie eine sich verfestigende Büro- Wert der darin enthaltenen Beobach-
kratie die revolutionären Errungen- tungen relativiert werden.
schaften verwässert oder gar zunichte
macht.

Jeden Freitag ab 20 Uhr


Cyriaksring 55 - 38118 Braunschweig
www.antifacafe.de.vu
Antifaschistische Aktionen, Informationen, Diskussionen,
Veranstaltungen, Filme, Flugblätter, Zeitschriften, Bücher,
Plakate, Aufkleber, T-Shirts, Anstecker, Aufnäher ...
r m i n e :
Te
Samstag - 5.April 2003
Kundgebung: Den Widerstand organisieren!
Dem imperialistischen Krieg kein ruhiges
Hinterland!
13 Uhr - Kohlmarkt - Braunschweig
Jeden Montag ab 19 Uhr
Aktiv werden gegen Krieg, Nazis und staatlichen Ras-
sismus!
Kommt zur Jugend Antifa Aktion (JAA)!
Im Antifaschistischen Café
Cyriaksring 55 • 38118 Braunschweig

Jeden Freitag ab 20 Uhr


Antifaschistisches Café
Antifaschistische Aktionen, Informationen, Diskussio-
nen, Veranstaltungen, Filme, Flugblätter, Zeitschriften,
Bücher, Plakate, Aufkleber, T-Shirts, Anstecker, Auf-
näher...
Cyriaksring 55 • 38118 Braunschweig

Termine, Ankündigungen etc. findet ihr unter:


http://www.antifacafe.de.vu

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