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BOTHE RICHTER TEHERANI

KLAUS-DIETER WEISS

BOTHE RICHTER TEHERANI

BIRKHÄUSER VERLAG
BASEL · BOSTON · BERLIN
»Hamburg, so wenig deutsch wie San Francisco
amerikanisch oder Maastricht niederländisch, sucht
seinen Weg ohne Parallelen zu Berlin oder München. Die
verborgene Basis dafür liegt im dichten Netzwerk dieser
Hafenpolis, in dem das Stadtbild und die Verantwortung
dafür noch präsent sind.«Hadi Teherani
VORWORT

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Die Architektur der Zukunft ist eine Symphonie räumlicher mitteln. Hochqualifizierte und hochmotivierte Mitarbeiter sind auf eine
Formen, jeder Raum ein notwendiger Teil des Ganzen. Konstruktive Mate- Arbeitskultur angewiesen, die Kollektivität und Individualität vereint. Den
rialien, Wände, Decken, Böden sind nur Mittel zu einem einzigen Zweck: Begriff »Zeitlosigkeit« darf man jedoch nicht missverstehen. Architektur,
der Definition von Raumformen. Form ist weder Selbstzweck noch Ergeb- die ihre Zeitumstände nicht reflektiert, verweigert ihre kulturelle Aufgabe.
nis des Entwurfsprozesses, sondern Instrument des Entwurfs. Nutzung
und Form eines Gebäudes sind zwei unterschiedliche Ausprägungen der Die Schönheit eines Gebäudes basiert auf seiner Logik und
gemeinsamen Basis Raum. Dabei kommt der Virtualität und Dynamik der Effizienz, nicht auf Dekor und Zeitgeist. Stromlinienformen in der Architek-
Architektur, der Auflösung ihrer Grenzen und Konventionen, nicht ihrem tur machen Großformen nicht nur optisch kleiner, sondern auch ökolo-
Fixieren nach historischen Vorlagen entscheidende Bedeutung zu. Archi- gisch und konstruktiv effizienter. Künstliche Paradiese und verzauberte
tektonische Umwälzungen ereignen sich immer räumlich. Technische Orte gehörten schon zur Stadtkultur des 19. Jahrhunderts. Heute
Errungenschaften können ein neues Raumkonzept beflügeln, aber nicht wachsen die Pflanzen der historischen Pflanzenschauhäuser auf der
auslösen. Nichts kann die Emotionalität der dritten Dimension, des Etage, mitten im Bürohaus. In der Durchdringung von individueller und
Raumes, wirklich ersetzen. gesellschaftlicher Sphäre wirkt die gläserne Transparenz eines Bürohau-
ses auf einer Mikro- und auf einer Makroebene. Intern formiert der opti-
Überzeugende Architektur ist Form gewordene Sinnlichkeit, sche Zusammenschluss der Mitarbeiter eine den Unternehmenserfolg
Kultur, Moral, Botschaft. Architektur transportiert eine Weltanschauung, sichernde Gruppenzugehörigkeit. Extern begründet das Verwickeltsein
weckt Wissenschaft zum Leben und hat gleichzeitig eine Ausstrahlung, mit der Außenwelt ein höheres Verantwortungsbewusstsein, politisch wie
die Lust vermittelt. In der Architektur prägen sich wandelnde Werthaltun- ökologisch.
gen und innovative Technologien zu einem frühen Zeitpunkt aus, sodass
gute Architektur die Entwicklung und Veränderung der Gesellschaft illus- Unser Ziel liegt darin, die höchstmögliche organisatorische und
triert und begleitet. Architektur ist darum kein Styling, kein ästhetischer räumliche Individualität des einzelnen Arbeitsplatzes mit einer ebenso spe-
Mantel der Funktion. Die entscheidenden architektonischen Qualitäts- zifischen wie kommunikativen Auslegung des Gebäudeentwurfs zu ver-
merkmale sind der Raum, das Volumen, der Ausblick, die Dynamik der knüpfen, ohne dabei die strukturelle Ordnung der Stadt in Frage zu stellen.
Überschneidungen und Beziehungen. Ein intelligenter Einsatz der Mittel Was nicht ausschließt, dass gerade architektonische Symbole des Anders-
setzt vor allem auf den Luxus dramatischer Räume. seins und der Exklusivität dem gesellschaftlichen Austausch verpflichtet
sind. Stadt verlangt Kreativität, in den Gebäuden wie im Stadtraum.
Identität stiftende Gebäude verlangen eine eindeutig definierte,
anschauliche Architektur mit funktionalen Vorteilen, aber vor allem Progressive Architektur kann eine Brücke bauen zwischen der
emotionaler Ausstrahlung. Emotion oder der Poetik des Raumes und einem Futurismus neuer
Dimension, der innerhalb der vielschichtigen und labyrinthisch verstrick-
Zum architektonischen Objekt als Bedeutungsträger gehören ten Stadt, in einer Welt ohne Zentrum, in der alles Peripherie ist und
im Chaos wuchernder Städte nicht erst seit dem Pariser Centre Pompi- nichts mehr Mitte, Orientierungspunkte und Signale urbaner Gemein-
dou der überraschende Auftritt und der provokative Maßstabssprung. schaft setzt. Architektur ist dem Sichtbaren gewidmet. Eine einfache Kom-
Dreh- und Angelpunkt der Stadt ist das soziale Ereignis. Der Verlust des position, eine klare, aber überraschende Idee ist leicht und ganzheitlich
Spektakels Stadt wird aus gutem Grund seit Jahrhunderten als Strafe wahrzunehmen. Großformen versetzen den amorphen städtischen Raum
angesehen. neu in Spannung.

Eine individuelle, spezifische, aber dennoch langfristig und zeit- Entscheidend ist das Stärken der Zentren, um die Mitte neu zu
los, also architektonisch angelegte Umsetzung von Unternehmenswerten etablieren. Spektakuläre, die utopische Dimension von Stadt unterstrei-
wird gegenüber der schlichten Signalisierung von Farben, Schriftzügen chende Stadtzeichen gewährleisten die Lesbarkeit des Labyrinths Stadt.
oder Logos immer im Vorteil sein. Eine Unternehmenskultur, die nicht in Es geht nicht um das Wiederherstellen von »Geschichte«, sondern um
einer entsprechenden Architektur gelebt werden kann, ist kaum zu ver- das Erzählen von neuen, faszinierenden Geschichten mit zeitgenössi-
schen Mitteln. Nur so setzt sich Stadtgeschichte fort. Jede hilflose schen sollten sich im besten Fall nicht ausschließen, sondern auf einer
Nachahmung bedeutet dagegen Geschichtsverlust. Die großartigen archi- gemeinsamen strategischen Grundlage aufbauen.
tektonischen Zeitzeugen Hamburgs werden nicht durch ein modernes
Gegenüber gefährdet, sondern durch Bauten, die uns vorlügen wollen, Ganz gleich welche Bauaufgabe zu lösen ist, geht es immer
sie seien genauso alt. um den im weitesten Sinne lebenswerten Raum, innen wie außen.
Technische Form außen und lebenspraktische Geborgenheit im Inneren
Architektur ist ein Gegenstand der Auseinandersetzung, keine schließen sich nicht aus, sondern bedingen sich gegenseitig. Der ent-
Dekoration. Mit anderen Worten: Architektur ist etwas, das man tut. Dem scheidende Punkt einer Debatte über architektonische Qualitäten ist die
Gebrauchswert steht ein kultureller Mehrwert gegenüber, der einen Frage nach der Vermittlung zwischen architektonischer Objektwelt und
Standpunkt erfordert. Diese Erkenntnis bildet sich nur ikonisch, durch dadurch ausgelöster subjektiver Stimmung. Architektur entsteht für Men-
konkrete Anschauung. In ihrer Alltagsnähe ist Architektur für diesen Pro- schen. Architektur vermittelt Szenen, Lebensräume, Ausstrahlung.
zess ein wichtiger Antrieb. Je mehr sich die Bauherrenfunktion jedoch in
Gremien zersplittert, desto schwerer lässt sich ein klarer kultureller Stand- Hadi Teherani
punkt definieren.

Architektur sollte aufgeschlossene, sensible Menschen begeis-


tern können. Sie sollte urbane Verstrickungen und Nutzungsüberlagerun-
gen provozieren und ein Gefühl für die Herausforderungen unserer Zeit
vermitteln. Auf diesem Weg kann Architektur zu einer Orientierungshilfe für
die Menschen wie für die Stadt werden. Wir müssen uns vor allem um die
Städte kümmern, um Verdichtungsmodelle, Verkehrsmodelle, Zeitbudgets,
um eine intelligentere, komplexere Verzahnung von Natur, Wissenschaft,
Technik und Design. Von den Amerikanern, die heute schon zehn Jahre
ihres Lebens im Auto verbringen, trennt uns so wenig, weil wir nur noch
auseinander sortieren und trennen, zuwenig verbinden und überlagern.

Der Architekt muss ganzheitliche Lösungen finden, er muss


Städtebau, Ökologie, Ökonomie, Identität und Emotion gleichrangig
berücksichtigen. Ohne diese Komplexität führt ökonomisch orientiertes
Planen zu sehr kurzfristig angelegten Scheinerfolgen. Da der Architekt
nicht freischaffender Künstler ist, braucht er für seine Arbeit an der gesell-
schaftlichen Bedeutung von Architekturformen die Komplizenschaft des
Bauherrn. Der ideale Bauherr will von dem dynamischen Entwicklungs-
potential der Architektur profitieren und erweitert darum die Aufgaben-
stellung jenseits reiner Funktion und Ökonomie.

Clevere Bauherren vermeiden es, zu viel Geld auszugeben.


Kluge wissen, dass es viel gefährlicher ist, zu wenig zu investieren.
Bezahlt man zu viel, verliert man zwar einen Teil des Geldes. Investiert
man aber zu wenig, verliert man alles, weil die Investition ihren langfristi-
gen Zweck nicht erfüllt. Architektonischer Anspruch, die ökonomischen
Interessen der Investoren, aber auch die emotionale Sehnsucht der Men-
05.6

04.5

04.3

05.8

06.3
06.4
02.5 05.2 06.2
06.6 06.12
06.10 06.9
06.11
02.4
04.8
04.1

euspaceimaging.com
VORWORT Hadi Teherani 4
SUPERZEICHEN MIT GEFÜHLSWELT Michael Mönninger 10

01
INDUSTRIE 14
AUTOHAUS CAR & DRIVER, HAMBURG 18
FIRMENGEBÄUDE TOBIAS GRAU, RELLINGEN 30
DRUCKZENTRUM SH:Z RENDSBURG–BÜDELSDORF 46
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PAPIERFABRIK PALM, AALEN 58

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STADTZEICHEN 66
RHEINAUHAFEN, KÖLN 70
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HOCHHAUS SPREEDREIECK, BERLIN 88
LIGHTHOUSE, HAMBURG 94
HOCHHAUS REEPERBAHN 1, HAMBURG 102

PLASTIZITÄT UND GROSSE FORM Klaus-Dieter Weiss 110

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MOBILITÄT 114
FERNBAHNHOF FLUGHAFEN FRANKFURT 118
HAUPTBAHNHOF DORTMUND 136
BAHNHOF CHAMARTIN, MADRID 152
TRANSRAPIDSTATION SCHWERIN 158
BAHNHOF PRATERSTERN, WIEN 164
HAUPTBAHNHOF HANNOVER 170

WOHNEN 178

04 WOHNEN BILLWERDER DEICH, HAMBURG


VILLA, AHRENSBURG
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188
APARTMENTHAUS FÄHRHAUSSTRASSE, HAMBURG 196
WOHNHAUS MAINZER LANDSTRASSE, FRANKFURT 204
LOFTS FALKENRIED, HAMBURG 210
VILLA, MOSKAU 218
HOME4, KÖLN 222
LIVING BRIDGE, HAMBURG 236
05
FREIZEIT 242
MULTIFUNKTIONALES THEMEN-CENTER, PROTOTYP 246
GLASPAVILLON NIKOLAIKIRCHE, HAMBURG 252
MULTICASA, DUISBURG 258
TRABRENNBAHN, HAMBURG 272
MÜNGERSDORFER STADION, KÖLN 280
PLANETARIUM, HAMBURG 286
KLIMAHAUS, BREMERHAVEN 292
CASINO, HAMBURG 298
WATERWORLD, DUBAI 304

URBANE IMPLANTATIONEN Klaus-Dieter Weiss 310

BÜROARBEIT 314

06 SPARKASSE, KIEL
BÜROHOCHHAUS DOPPEL-XX, HAMBURG
318
328
KONTORHAUS ABC-BOGEN, HAMBURG 348
BÜROHAUS BERLINER BOGEN, HAMBURG 360
BÜROHAUS SWISS RE, UNTERFÖHRING / MÜNCHEN 386
KONTORHAUS GRIMM 6, HAMBURG 412
KAY-DEGENHARD-HAUS, BERLIN 422
CARRÉ MAINZER LANDSTRASSE, FRANKFURT 428
LOFTHAUS AM ELBBERG, HAMBURG 436
ELBBERG CAMPUS ALTONA, HAMBURG 448
BÜROHAUS DOCKLAND, HAMBURG 464
BÜROHAUS DEICHTOR, HAMBURG 472

ANHANG 500
WERKCHRONOLOGIE 502
BÜROGESCHICHTE 512
BIOGRAPHIEN 514
MITARBEITER 516
BIBLIOGRAPHIE 517
AUSSTELLUNGEN, PREISE 522
BILDNACHWEIS 523

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