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in verschiedenen Lebens-
Inhalt
phasen? Quer durch diese
Broschüre geben illustrierte
Steckbriefe Einblick in die
typische gesundheitliche
Situation von Männern
Einführung 4
und Frauen im Alter von
Die Epidemiologin Bärbel-Maria Kurth über die Bedeutung von DEGS
20, 40, 60 und 75 Jahren
und das Gesundheitsmonitoring in Deutschland
(Seiten 6, 18, 26, 38).
Hintergrund
Erkundungsfahrt durch Deutschland 14
Drei Jahre tourten zwei Untersuchungsteams für die DEGS-Studie
durch die Republik – nun steht ein einzigartiger Datensatz bereit
Fit bleiben 20
Die Erwachsenen sind sportlich aktiver geworden und rauchen
weniger – Alkohol wird jedoch weiter viel getrunken
8152
„Die sozialen Lebensbedingungen sind mit entscheidend 24 Männer und Frauen
für Gesundheit und Krankheit“ bundesweit beteiligten sich
Der Soziologe Thomas Lampert über den Zusammenhang an der ersten Erhebungs-
von Gesundheit und Gesellschaft welle von DEGS.
Impressum 40
Einführung
Haben Sie sich schon einmal ge- Rolle spielen. Aus den regulären
fragt, wie gesund wir alle eigentlich Krankheitsstatistiken lassen sie sich
sind? Die Frage mag einfach klin- aber kaum ableiten.
gen. Aber sie ist von beträchtlicher Um diese Wissenslücken zu schlie-
Bedeutung – und keineswegs leicht ßen, ist die Studie zur Gesundheit
zu beantworten. Erwachsener in Deutschland (DEGS)
Denn zwar gibt es in Deutschland ein hervorragendes Instrument.
zahlreiche Krankheitsstatistiken DEGS bietet ein umfassendes und
und -register, beispielsweise von repräsentatives Bild der gesund-
Krankenkassen, Gesundheitsämtern, heitlichen Lage von Männern und
statistischen Ämtern. Aber diese Frauen zwischen 18 und 79 Jahren
Daten geben weder Auskunft über – und ist damit Teil der Aktivitäten
die Lebensbedingungen der er- des Robert Koch-Instituts (RKI), die
krankten Menschen noch über die Gesundheit der in Deutschland le-
Gesundheitsrisiken, denen sie aus- benden Bevölkerung langfristig zu
gesetzt waren oder sind. beobachten, Entwicklungstrends
zu erkennen und die Öffentlichkeit
Wie geht es den Erwachsenen, zu informieren.
die von gängigen Krankheits Seit 1984 führt das RKI Studien zur
statistiken nicht erfasst werden? gesundheitlichen Lage der Bevölke-
rung durch. Mit dem Bundes-Ge-
Und wie steht es überhaupt um die sundheitssurvey von 1998 (BGS98)
große Zahl der gesunden Erwachse- konnte dabei erstmals eine reprä-
nen, die von Krankheitsstatistiken sentative gesamtdeutsche Erhe-
naturgemäß nicht erfasst werden? bung erfolgen. Eine analoge Studie
Wie viele von ihnen rauchen, trei- wurde 2003 bis 2006 mit fast
ben Sport oder trinken Alkohol? 18.000 Kindern und Jugendlichen
Wie zufrieden sind etwa ältere von null bis 17 Jahren in ganz
Menschen mit ihrer gesundheit Deutschland durchgeführt. So ent-
lichen Situation? Gibt es heute wickelte sich die Vision eines nach-
wirklich mehr Übergewichtige als haltigen Gesundheitsmonitorings
früher oder nehmen Stress und am RKI, das seit 2008 mit finanzieller
seelische Belastungen zu? Unterstützung des Bundesministe-
Längst ist unstrittig, dass solche riums für Gesundheit Realität ge-
Aspekte des Lebensstils und der worden ist. DEGS ist Bestandteil
Lebensqualität für die Entstehung dieses auch international durchaus
vieler Krankheiten einerseits und einzigartigen Monitoringsystems.
die Erhaltung der Gesundheit Die nun vorgelegten ersten Er
andererseits eine entscheidende gebnisse von DEGS bieten hoch
4 | Einführung
interessante Aufschlüsse zur Ge- Entwicklung der gesundheitlichen
sundheit von erwachsenen Frauen Lage hierzulande erlauben. Nicht
und Männern. 8.152 Menschen bun- zuletzt ist das RKI mit seiner Ex-
desweit beteiligten sich an der ers- pertise in den Aufbau eines EU-
ten DEGS-Erhebungswelle. Sie ga- weiten Gesundheitsmonitorings
ben detailliert Auskunft über ihren eingebunden.
Gesundheitszustand und fanden
sich großteils auch für Untersu- Das Gesundheitsmonitoring
chungen und Labortests in einem ist auch im internationalen
der Studienzentren ein. Da fast die Vergleich durchaus einzigartig.
Hälfte der DEGS-Teilnehmer be-
reits beim BGS98 eingebunden All das haben Sie, liebe Studienteil-
war, lassen sich sogar individuelle nehmer, durch Ihre Teilnahme an
gesundheitliche Veränderungen DEGS mit ermöglicht. Durch den
über mehr als eine Dekade doku- ärztlichen Befundungsbrief, den
mentieren. Sie nach Ihrem Besuch im Studien-
Wem ist es beispielsweise gelungen, zentrum von uns erhalten haben, Dr. Bärbel-Maria Kurth leitet die
sich das Rauchen abzugewöhnen wissen Sie, wie es um Ihre eigene Abteilung für Epidemiologie und
Gesundheitsberichterstattung
oder Übergewicht zu reduzieren? Gesundheit bestellt ist. Mit dieser am Robert Koch-Institut.
Gibt es Schutzfaktoren, die dazu Broschüre wollen wir Ihnen auf all-
beitragen, dass Menschen über ei- gemein verständliche, hoffentlich
nen langen Zeitraum gesund blei- auch unterhaltsame Art zeigen,
ben? Die Antworten auf solche welches Bild sich aus der Summe
Fragen sind von hoher Bedeutung all dieser Einzelbefunde vom Ge-
für zukünftige Aufklärungskampa- sundheitszustand der in Deutsch-
gnen und Präventionsprogramme, land lebenden Erwachsenen ins
aber auch für die Analyse der Wirk- gesamt ergeben hat. Wir wollen
samkeit zurückliegender gesund- damit unserem Dank an Sie und
heitspolitischer Maßnahmen. unserer Hoffnung Ausdruck geben,
Für die nächsten zehn Jahre sind dass Sie uns auch künftig behilflich
zwei weitere DEGS-Erhebungs sein werden bei der Beantwortung
wellen geplant. Dadurch wird der Frage: Wie gesund sind wir
DEGS langfristige Gesundheits- eigentlich in Deutschland?
trends ebenso wie Veränderungen
des medizinischen Versorgungs
bedarfs erkennen lassen und in
Kombination mit Modellen des
demografischen Wandels sogar
Zukunftsprognosen zur weiteren
Einführung | 5
Was ist typisch
im Alter von 20?
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
Jahre
unter 20 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79
BGS98 DEGS
31 %
Bluthochdruck oder Diabetes – kaum Bedeutung. „Bei Menschen
viele chronische Erkrankungen und unter 40 Jahren liegt etwa die Ver-
Gesundheitsrisiken häufen sich breitung von Schlaganfällen bei
natürlicherweise mit steigendem deutlich weniger als einem Pro-
Alter. Sie sind nicht zuletzt Aus- zent“, verdeutlicht Markus Busch, der 70- bis 79-jährigen
druck des körperlichen Verschlei- der mit seinen Kollegen am Robert Männer weisen verengte
ßes über ein Leben hinweg. Koch-Institut (RKI) die Daten der Herzgefäße auf.
Allerdings spielen Verhaltens DEGS-Erhebung zu Herz-Kreislauf-
weisen und Lebensverhältnisse, Krankheiten auswertet.
Behandlungsstandards und Prä-
ventionsmöglichkeiten für Entste- Höheres Alter und männliches
hung und Vermeidung vieler Geschlecht bilden eine riskante
Krankheiten – und die Erhaltung Kombination für das Herz.
der Gesundheit – eine beträcht
liche Rolle. Schicksalhaft sind ge- Außer den Hirnschlägen wurden
sundheitliche Risiken oft nicht. dabei vier weitere Erkrankungen
Doch was bedeutet dies unter erfasst: die koronare Herzkrank- Der Anteil der Erwachsenen mit
dem Strich für die insgesamt älter heit (Herzgefäßverkalkung) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
werdende moderne Gesellschaft? der Infarkt, die Herzinsuffizienz Frauen Männer
Wird sie zunehmend gebrechlich, und Durchblutungsstörungen an
40-49 Jahre 3,6 % 6,5 %
oder lassen sich vielmehr Lebens- den Beinen (periphere arterielle
50-59 Jahre 5,8 % 12,8 %
qualität und Autonomie auch im Verschlusskrankheit). Das Resultat
höheren Alter bewahren? der Analyse: Jeder sechste Erwach- 60-69 Jahre 21,1 % 29,2 %
Typisches Beispiel für den Zusam- sene zwischen 40 und 79 Jahren 70-79 Jahre 30,2 % 42,4 %
menhang von Lebensalter und (16 Prozent) weist zumindest eine Gesamt 13,2 % 19,2 %
Erkrankungsrisiko sind die Leiden dieser fünf Erkrankungen auf. Vor
des Herz-Kreislauf-Systems. Sie ge- allem jenseits der sechzig nimmt
hen großteils auf langfristige Krank ihre Verbreitung rasch zu.
heitsprozesse, insbesondere eine Neben einem höheren Lebensalter
Verkalkung der Arterien (Arterio- steigert indes auch ein männliches
20 %
15 %
10 %
5%
Jahre
18-39 40-49 50-59 60-69 70-79
Mit steigendem Lebensalter Geschlecht das Risiko – gerade was von 1998 (BGS98) insgesamt zu
wächst der prozentuale Anteil der Verengungen an den Herzgefäßen genommen haben.
Diabetikerinnen und Diabetiker in betrifft. So findet sich unter den
der Bevölkerung. Da es auch 70- bis 79-Jährigen bei fast jedem Die Zuckerkrankheit nimmt zu –
während einer Schwangerschaft zu dritten Mann, aber nur bei jeder und wird auch stärker beachtet
einem – meist vorübergehenden – sechsten Frau die Diagnose einer Für eine andere Erkrankung lässt
Diabetes kommen kann, sind koronaren Herzkrankheit oder ei- sich dies bereits sagen: Diabetes.
Frauen im jüngeren und mittleren nes früheren Infarkts. Laut DEGS leben in Deutschland
Alter leicht vermehrt betroffen. derzeit rund 4,6 Millionen Men-
Lebensstil und Lebensumstände schen von 18 bis 79 Jahren, bei
spielen bei vielen chronischen denen im Laufe des Lebens bereits
Krankheiten hinein. eine Zuckerkrankheit festgestellt
worden ist – bei schätzungsweise
„Dahinter stehen möglicherweise gut einer weiteren Million dürfte
schützende Einflüsse der weiblichen das Leiden noch unerkannt sein.
Geschlechtshormone, aber auch die Die im Erwachsenenalter vorherr-
niedrigeren Raucherquoten bei schende Form wird auch als Typ-
Body-Mass-Index (BMI) Frauen und andere Unterschiede 2-Diabetes bezeichnet. Vergleicht
Der BMI ist ein Indikator für den in den Verhaltensweisen und Le- man die DEGS-Daten mit dem
Körperfettanteil und wird aus dem bensverhältnissen“, kommentiert BGS98, hat sich der Diabetikeran
Körpergewicht und der Körpergröße Busch. Zusammenhänge mit Le- teil in der Bevölkerung von 5,2 auf
zum Quadrat errechnet. Für einen bensstil und Lebensumständen 7,2 Prozent erhöht.
2-Meter-Mann mit 100 Kilo Gewicht könnten auch erklären helfen, „Der Anstieg ist zwar deutlich“,
heißt das zum Beispiel: warum die Herz- und Gefäßleiden bekräftigt Christa Scheidt-Nave,
– unabhängig vom Geschlecht – in die mit ihrem Team die Analysen
BMI = = = 25. Bevölkerungsgruppen mit niedri- am RKI betreut. „Doch muss man
gerem sozioökonomischem Status genau hinschauen, was hinter die-
Ab einem Wert von 25 spricht man von erheblich häufiger sind. In einem ser Entwicklung steht.“
Übergewicht, ab 30 von Adipositas. nächsten Schritt wollen Busch und So geht gut ein Drittel des Zuwach-
Kollegen analysieren, ob die Herz- ses auf einen demografischen Alte-
Kreislauf-Krankheiten gegenüber rungseffekt zurück – ein simples
dem Bundes- Gesundheitssurvey und bei vielen chronischen Erkran-
53 %
und Frauen unter 35 Jahren ist der her ihr Übergewicht reduziert oder
Anteil der Adipösen überproporti- sind sogar wieder normalgewich-
onal gewachsen“, beobachtet der tig geworden. Bekanntermaßen
RKI-Experte Gert Mensink. Dieser lassen sich dadurch selbst bereits
der über 70-Jährigen
Trend lasse sich auch in anderen bestehende Erkrankungen, etwa ein
bewerten ihre Gesundheit
Industriestaaten ausmachen und Diabetes, in einem Teil der Fälle wie-
als gut oder sehr gut.
gehe vermutlich auf kulturell ver- der rückgängig machen.
änderte Verhaltensweisen zurück. Doch noch einen weiteren Schluss
So schlage gerade im jüngeren erlaubt DEGS: Dass zahlreichen
Erwachsenenalter ein zunehmen- Menschen – ganz ungeachtet des
des Sitzen am Computer während mit dem Alter durchaus steigen-
Arbeit und Freizeit, aber auch der den Erkrankungsrisikos – sehr lan-
Konsum von Fast Food und gesüß- ge eine hohe Vitalität erhalten
ten Getränken zu Buche, argu- bleibt. So schätzt in der Gruppe
Selbsteinschätzung der Gesundheit
mentiert Mensink. Dies werde der über 70-Jährigen gut die Hälf-
Die Selbstwahrnehmung der Gesund-
dann durch Sport und körperliche te der Männer und Frauen ihren
heit lässt sich mit einer einfachen
Aktivität nicht immer wett Gesundheitszustand als gut oder
Frage erfassen, etwa: „Wie ist Ihr
gemacht, sodass das Erkrankungs- sehr gut ein; unter den jüngeren
Gesundheitszustand im Allgemeinen?“
risiko durch die Adipositas über Erwachsenen gilt dies sogar für
Antwortmöglichkeiten sind meist
Jahrzehnte hinweg bis ins Alter rund 90 Prozent. Man weiß, dass
„sehr gut“, „gut“, „mittelmäßig“,
besteht. solche Selbsteinschätzungen der
„schlecht“ und „sehr schlecht“.
Gesundheit zuverlässig Auskunft
Die Einschätzungen sind ein zuver-
Eine hohe Vitalität bleibt oft über das Allgemeinbefinden ge-
lässiges Maß für die tatsächliche
auch im Alter bestehen ben und sogar die Lebenserwartung
gesundheitliche Situation und sagen
Allerdings zeigen die DEGS-Ergeb- teilweise vorhersagen. Bemerkens-
teilweise die Lebenserwartung
nisse auch, dass diese Entwicklung werterweise fielen in der DEGS-
vorher (siehe auch Grafik Seite 8).
im biografischen Verlauf keines- Studie die Bewertungen in allen
wegs unumkehrbar sein muss: Altersklassen positiver aus als Ende
Manche der Studienteil nehmer, der Neunzigerjahre.
Erkundungsfahrt
durch Deutschland
Die DEGS-Studie zählt zu den international aussagekräftigsten
Gesundheitserhebungen – und kam in ihrer Durchführung einer
Herkulesaufgabe gleich. Drei Jahre lang tourten zwei Untersuchungs
teams durch die Republik, nun steht ein einzigartiger Datensatz
zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung bereit.
Porträt eines bemerkenswerten Projekts.
Fit bleiben | 21
Der Anteil der sportlich Aktiven nimmt zu
100 % Frauen
Männer
80 %
Zuwächse
seit BGS98
60 %
40 %
20 %
Jahre
18-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79
Erwachsene, die mindestens eine Studien aus so verschiedenen Län- das Alkoholtrinken. „Obwohl der
Stunde wöchentlich Sport treiben, dern wie etwa Australien, Belgien, Alkoholkonsum pro Kopf heute nicht
sind in allen Altersgruppen Deutschland oder Kolumbien haben mehr so hoch liegt wie Anfang der
zahlreicher geworden – der mittlerweile gezeigt, dass ein sol- Neunzigerjahre, zählt Deutschland
obere Teil der Säulen markiert ches wünschenswertes Aktivitäts- doch zu den Hochkonsumländern“,
jeweils den Zuwachs seit dem niveau in der Bevölkerung nicht betont Ulfert Hapke, der mit sei-
Bundes-Gesundheitssurvey nur vom Willen der Einzelnen, ner Arbeitsgruppe die Ergebnisse
von 1998 (BGS98). sondern beispielsweise auch von von DEGS zum Thema Alkohol aus-
der Gestaltung städtischer Wohn- wertet. Wie sich bei der Befragung
und Lebensumfelder abhängt. Be- zeigte, trinken eine von vier Frauen
kannt ist, dass etwa das Anlegen (26 Prozent) und zwei von fünf
von Fahrradwegen und Bolzplät- Männern (42 Prozent) riskant viel
zen die Bewegungsfreudigkeit stei- Alkohol – was langfristig mit ver-
gert. Einen Anstoß zur Bewegung mehrten Folgeerkrankungen, wie
kann auch ein sonntägliches Schlie- etwa Leberschäden oder Krebs,
Rauschtrinken
ßen städtischer Straßen für Autos und einem erhöhten Abhängig-
Als Rauschtrinken gilt der Konsum
geben, die dann zum Joggen, Ska- keitspotenzial einhergehen kann.
von mehr als sechs alkoholischen
ten oder Radfahren offen stehen.
Getränken hintereinander (zum
Sogar eine gute Straßenbeleuch- „Beim Alkoholkonsum zählt
Beispiel mehr als sechs Glas Bier
tung und ein ansprechendes Stra- Deutschland weiterhin zu den
à 0,33 Liter etwa auf einer Party).
ßenbild wirken sich nachweislich Hochkonsumländern.“
Bei mindestens einmal pro Monat
positiv aus. „Solche Ansätze sollten
vorkommendem Rauschtrinken
konsequent weiter verfolgt wer- Auch das gelegentlich exzessive
spricht man auch von Rausch
den, um körperliche Aktivität noch Trinken („Rauschtrinken“) schlage
konsum. Er geht mit einer erhöhten
stärker im Alltag zu integrieren“, durchaus zu Buche, sagt Hapke. So
Erkrankungs- und Abhängigkeits
plädiert Krug. konsumierten rund elf Prozent der
rate sowie einer gesteigerten
18- bis 79-jährigen Frauen und so-
Unfallgefahr einher.
Ausgeprägt trinkfreudig: Männer gar 31 Prozent der Männer mindes-
und Frauen unter 30 Jahren tens einmal im Monat mehr als
Nicht minder bedeutsam und laut sechs alkoholische Getränke bei
DEGS in vielen Fällen tatsächlich einer Gelegenheit. Unabhängig
nicht unproblematisch ist eine vom Geschlecht findet sich, so-
weitere Verhaltensangewohnheit: wohl was den Risikokonsum als
22 | Fit bleiben
48 %
der 18- bis 29-jährigen
Männer haben mindestens
einmal im Monat einen
Rausch.
Fit bleiben | 23
„Die sozialen Lebensbedingungen sind mit
entscheidend für Gesundheit und Krankheit“
Bildung, Einkommen und berufliche Stellung gehören zu den wichtigsten gesundheitlichen
Einflussfaktoren. Doch auch die Wohnumgebung, soziale Beziehungen und selbst politische
Verhältnisse wirken sich auf die Gesundheit aus, wie Thomas Lampert im Gespräch unterstreicht.
Herr Lampert, laut DEGS sind Wird eine solche Dreiteilung Probleme besser geschützt, ganz
Menschen mit geringem Sozialsta- der Gesellschaft den individuellen unabhängig von seinem Verdienst.
tus beispielsweise öfter von einer Lebenswirklichkeiten gerecht? Auch können Einkommen, Berufs-
Herz-Kreislauf- oder Zuckerkrank- Das Schichtenmodell ist seit Langem prestige und Bildungsniveau durch-
heit und auch häufiger von nicht nur in der Soziologie, son- aus auseinanderfallen – ein in-
Depressionen betroffen als der dern ebenso im Alltagsdenken ver- zwischen recht häufiges, als
Schnitt. Ist Gesundheit Ergebnis ankert – und das nicht zu Unrecht. Status-Inkonsistenz bezeichnetes
der sozialen Verhältnisse? Natürlich lässt sich die konkrete Phänomen. Nehmen Sie zum
Zumindest sehen wir in vielen Berei-
chen den Einfluss des Sozialen. Das
betrifft nicht allein die Krankheits
„Wer im Beruf Anerkennung erhält, ist
raten. Auch bei der gesundheits gegen manche Probleme besser geschützt.“
bezogenen Lebensqualität schnei
den Menschen mit geringerem Lebenssituation etwa einer allein- Beispiel den Taxifahrer mit Hoch-
sozioökonomischem Status statis- erziehenden Mutter mit Universi- schulabschluss oder aber den
tisch schlechter ab. Zudem haben tätsabschluss oder eines jungen Besitzer von einer gut gehenden
sie oft weniger Möglichkeiten, um Facharbeiters mit Teilzeitjob nicht Imbissbude. Bei Untersuchungen
eingetretene Gesundheitsprobleme durch einen standardisierten Index zum Sozialstatus müssen wir
zu bewältigen. Insofern sind die beschreiben. Dennoch können daher prinzipiell alle drei Einfluss-
sozialen Lebensbedingungen tat- wir mit Einkommen, Beruf und Bil- größen in Rechnung stellen. Bemer-
sächlich mit entscheidend für dung erstaunlich viele soziale Ein- kenswert ist allerdings, dass dabei
Gesundheit und Krankheit. flüsse auf den Gesundheitszustand gerade die Bildung eine besondere
erklären. Bedeutung für viele gesundheit
Wie ist der soziale Status – bei der liche Aspekte zu besitzen scheint.
DEGS-Studie wurde er ja bei allen Sind Menschen, die viel Geld ver-
Teilnehmerinnen und Teilnehmern dienen, generell gesünder? Wie erklärt sich das?
bestimmt – eigentlich definiert? Für sich allein spielt das Einkom- Eine höhere Bildung ist oft mit
Wir haben einen speziellen Index men nicht die Hauptrolle. Wenn einem größeren Wissen über die
entwickelt, in den das Haushalts- man zum Beispiel die psychische Ursachen von Gesundheit und
nettoeinkommen, die berufliche Gesundheit betrachtet, so besitzen Krankheit und einem stärkeren
Stellung und das Bildungsniveau der ausgeübte Beruf und das damit Beachten von Gesundheitsproble-
einfließen. Typischerweise unter- verbundene gesellschaftliche Anse- men verknüpft. Gleichzeitig geht
scheidet man anhand dieses Index hen einen vielleicht noch größeren Bildung mit einer intensiveren
zwischen niedrigem, mittlerem Effekt. Ein Richter oder Professor, Teilnahme am gesellschaftlichen
und hohem Sozialstatus, also ge- der durch seine Tätigkeit viel sozia- und kulturellen Leben einher und
wissermaßen zwischen drei ge- le Anerkennung erhält, ist allein da- eröffnet eine andere Lebenspers-
sellschaftlichen Schichten. durch gegen manche psychischen pektive. Bekannt ist, dass sich
24 | „Die sozialen Lebensbedingungen sind mit entscheidend für Gesundheit und Krankheit“
Menschen mit guter Ausbildung Rauchen aufzugeben. Wer arbeits-
den Dingen weniger schicksalhaft los ist, kann Zukunftsängsten und
ausgeliefert fühlen und eher über- psychischem Stress kaum entge-
zeugt sind, dass sie selbst etwas hen. Und wer aus finanziellen
für ihre Gesundheit tun können. Gründen in einer schlechteren Dr. Thomas Lampert ist Soziologe und
Wohngegend lebt, muss oft eine stellvertretender Leiter der Gesundheits-
berichterstattung am Robert Koch-Institut.
Führt Bildung demnach zu einem höhere Luftverschmutzung oder
gesünderen Verhalten? Lärmbelastung hinnehmen.
Was etwa das Rauchen oder starkes
Übergewicht angeht, scheint das Wirkt sich das Wohnumfeld auch kollegen liegt ein großes soziales
so zu sein. Wir wissen, dass die auf das Gesundheitsverhalten aus? Kapital, wie Soziologen sagen.
Adipositas in höheren Bildungs- Wir wissen, dass beispielsweise
schichten deutlich seltener vor- Spielplätze, Parks oder Erholungs- In diese unmittelbare Lebenssphäre
kommt, was wohl zumindest teil- gebiete nicht nur das subjektive spielen größere gesellschaftliche
weise mit einer gesünderen Gesundheitsempfinden verbessern, Zusammenhänge stets hinein. Ist
Ernährung und häufigerer körper- sondern auch einen Anreiz schaf- Gesundheit auch ein Produkt der
licher Aktivität zusammenhängt. fen, um etwa körperlich aktiver sozialen und politischen Verhält-
Auch rauchen die gut Ausgebilde- zu werden. Hier liegt ein echtes nisse insgesamt?
ten mittlerweile weitaus weniger. Präventionspotenzial auf städte- Ja, ein gutes Beispiel dafür ist die
Allerdings gibt es Gegenbeispiele. planerischer Ebene. Angleichung der gesundheitlichen
So trinken Frauen mit hohem Sozi-
alstatus häufiger Alkohol als Frau- „Ein gutes Netz sozialer Beziehungen
en mit niedrigerem Status.
scheint ein Garant der Gesundheit zu sein.“
Zeigen diese Beispiele nicht, dass
es ganz unabhängig von der sozia- Wie wichtig ist neben solchen Situation im Osten und Westen
len Position vor allem auf ein äußeren Lebensbedingungen das Deutschlands seit der Wieder
verantwortliches Verhalten des Netz der sozialen Beziehungen? vereinigung. Heute sehen wir in-
Einzelnen ankommt? Nach allem, was wir wissen, ist des neue gesellschaftliche Heraus-
Ganz ohne Zweifel trägt jeder es enorm wichtig. Eine gute soziale forderungen. So ist die Anbindung
Mensch für seinen Lebensstil eine Integration scheint quer durch alle an den Arbeitsmarkt für viele
Verantwortung. Jedoch entspricht Sozialschichten ein Garant der Menschen schwieriger geworden,
es eben auch der Lebenserfahrung, Gesundheit zu sein. Ein altbekann- und die Unsicherheit nimmt
dass wir in unseren Entscheidun- tes Beispiel ist, dass insbesondere auch angesichts der fortgesetzten
gen nicht immer völlig frei sind. Männer in einer stabilen Partner- Finanzkrise zu. Gute sozialstaatli-
Verhaltensweisen werden oft schon schaft länger leben. Auch verbes- che Sicherungsmechanismen sind
in der frühen Kindheit gelernt, und sert sich der Gesundheitszustand, hier auf jeden Fall gefragt. Denn
auch später bestimmt das soziale wenn Menschen ein vertrauens- die gesundheitliche Lage der
Umfeld mit darüber, wie gesund volles Verhältnis zu ihren Nach- Gesellschaft hängt nicht zuletzt
wir tatsächlich leben. Wer in der barn besitzen. In einem guten davon ab, mit welcher Perspektive
Gastronomie arbeitet, hat es wo- Umfeld aus Familie, Freunden, wir in die Zukunft blicken.
möglich deutlich schwerer, das Nachbarn oder auch Betriebs
„Die sozialen Lebensbedingungen sind mit entscheidend für Gesundheit und Krankheit“ | 25
Was ist typisch Die typische Frau um die 60
bewertet ihre Gesundheit als gut oder sehr gut
im Alter von 60? fühlt sich meistens oder immer voller Energie
hat Übergewicht
hat einen moderaten Alkoholkonsum
ist weniger als zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv
geht durchschnittlich einmal jährlich zum Frauenarzt
sucht im Schnitt zwölfmal pro Jahr einen
niedergelassenen Arzt auf
hat in den letzten zwei Jahren einen Gesundheits-
Check-up in Anspruch genommen
hat im vergangenen Jahr zumindest gelegentlich
Gelenkschmerzen gehabt
nimmt im Durchschnitt vier verschiedene Arznei-
oder Nahrungsergänzungsmittel ein
trägt Brille oder Kontaktlinsen
könnte sich bei ernsten persönlichen Problemen auf
mindestens drei nahestehende Personen verlassen
lebt mit dem Ehepartner in einem Zweipersonen-
haushalt zusammen
wohnt in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus
ist erwerbstätig
Der typische Mann um die 60
bewertet seine Gesundheit als gut oder sehr gut
fühlt sich meistens oder immer voller Energie
ist Exraucher
hat einen moderaten bis riskanten Alkoholkonsum
ist weniger als zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv
geht regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle
sucht durchschnittlich elfmal pro Jahr einen
niedergelassenen Arzt auf
hat in den letzten zwei Jahren einen Gesundheits-
Check-up in Anspruch genommen
hat im vergangenen Jahr zumindest gelegentlich
Gelenkschmerzen gehabt
nimmt im Schnitt drei verschiedene Arznei- oder
Nahrungsergänzungsmittel ein
trägt Brille oder Kontaktlinsen
könnte sich bei ernsten persönlichen Problemen auf
mindestens drei nahestehende Personen verlassen
lebt mit der Ehepartnerin in einem Zweipersonenhaushalt
zusammen
wohnt in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus
ist erwerbstätig
67 %
der 18- bis 79-Jährigen
fühlen sich meistens oder
immer glücklich.
Gesundheitliche
Lebensqualität in der
modernen Welt
Das körperliche wie psychische Wohlbefinden der Erwachsenen in
Deutschland rangiert auf hohem Niveau. Nichtsdestotrotz erfahren
viele Menschen zumindest zeitweilig im Laufe ihres Lebens die
Folgen von Stress oder seelischen Störungen.
Die Frage ist so einfach wie weit- Lebensqualität bei allen Teilnehme
reichend: Was macht ein gutes rinnen und Teilnehmern erhoben.
und gesundes Leben aus? Und wie Das Resultat: Den Deutschen geht
zufrieden leben wir tatsächlich in es insgesamt gut. „Auch inter
der modernen Welt? nationale Untersuchungen belegen,
Zumindest für einige Aspekte dass das körperliche und psychische
kann die Wissenschaft eine recht Allgemeinbefinden hierzulande auf Gesundheitsbezogene
konkrete Antwort geben: Leichtig- sehr hohem Niveau liegt“, sagt die Lebensqualität
keit beim Gehen zum Beispiel, Lebensqualitätsforscherin Ute Ellert Die gesundheitsbezogene Lebens
ein schmerzfreier Alltag, Energie vom Robert Koch-Institut. qualität ist ein umfassendes Maß
und Gelassenheit, funktionierende des Wohlbefindens und besitzt
Sozialkontakte – all dieses trägt Das physische Wohlbefinden war körperliche, psychische und soziale
zu dem bei, was Fachleute als so groß wie bei den Italienern Aspekte. Dazu zählen etwa die
hohe gesundheitsbezogene Lebens So zeigte eine Studie aus dem Jahr Fähigkeit zur Verrichtung von
qualität bezeichnen. 2004 zur gesundheitsbezogenen Alltagstätigkeiten, das Empfinden
Um sie zu messen, genügen meist Lebensqualität in acht Staaten – von Lebensenergie und die unbehin-
simple Fragen: Können Sie Ein- neben Deutschland, Dänemark, derte Ausgestaltung von sozialen
kaufstaschen tragen und Treppen Norwegen und den Niederlanden Kontakten. Die Lebensqualität wird
steigen? Wie oft fühlten Sie sich in auch Frankreich und Italien sowie oft mit einem standardisierten
den letzten vier Wochen er- Japan und den USA –, dass unter Fragebogen (SF-36-Fragebogen)
schöpft, nervös oder glücklich? Die den gesunden Erwachsenen die gemesssen, der internationale
Antworten ergeben dabei nicht Deutschen und Italiener das größte Vergleiche erlaubt.
allein ein aussagekräftiges Bild körperliche Wohlbefinden auf
des körperlichen und psychischen weisen und bei der psychischen
Wohlbefindens, sondern lassen Lebensqualität Deutschland nach
zudem das Erkrankungsrisiko und den Niederlanden und Norwegen
die Lebenserwartung teilweise ab- an dritter Stelle rangiert.
schätzen. Auch bei der DEGS-Studie Wie die DEGS-Daten deutlich ma-
wurde die gesundheitsbezogene chen, nimmt zwar die körperliche
Durchschnittliche 16
Zahl der ambulanten 14
Arztkontakte pro Jahr 12 Frauen
Männer
10
8
6
4
2
0
Jahre
18-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79
Die Deutschen beim Arzt
Das Gros der Männer und Frauen in Deutschland greift regelmäßig
auf ärztliche Hilfe zurück – und die Mehrheit nimmt Medikamente.
Doch auch präventive Maßnahmen wie die Krebsfrüherkennung oder
die Hepatitis-B-Impfung besitzen hierzulande eine hohe Bedeutung.
Dem einen mag er lästig, dem ande- „Ähnliches lässt sich auch für die
ren selbstverständlich erscheinen, Behandlung in Krankenhäusern be-
doch für nahezu alle ist er eine ge- obachten“, ergänzt Rattay. So wür-
wohnte Erfahrung: der Arztbesuch. den Klinikaufenthalte bei Männern
Knapp 97 Prozent der Erwachsenen und Frauen in den Fünfzigern zu-
in Deutschland greifen laut DEGS nehmend häufiger – um dann jen-
mindestens einmal im Jahr auf ärzt- seits des sechzigsten Lebensjahrs
97 %
liche oder zahnärztliche Hilfe zurück auf praktisch identischem Niveau
– in allen Altersgruppen sind Ärztin- zu verharren. Zu einer exponentiell
nen und Ärzte wichtige Kontakt steigenden Inanspruchnahme des
personen im alltäglichen Leben. Versorgungssystems kommt es in
der 18- bis 79-Jährigen
Prinzipiell liegt die Kontaktfrequenz der höchsten Altersgruppe jeden-
nehmen mindestens einmal
bei Frauen höher als bei Männern. falls nicht. im Jahr ärztliche Hilfe
Dies habe teilweise mit gynäkologi- Einen weiteren Befund liefert in Anspruch.
schen Arztbesuchen, aber auch mit DEGS: dass allgemeinmedizinische
einer höheren Sensibilität für Körper Praxen die wohl wichtigste ärztli-
und Gesundheit zu tun, kommen- che Anlaufstelle darstellen. Vier von
tiert Petra Rattay, die mit ihrem fünf Erwachsenen (79 Prozent)
Team am Robert Koch-Institut (RKI) werden mindestens einmal im Jahr
die DEGS-Ergebnisse zur medizini- bei einem Allgemeinarzt oder einer
schen Versorgung analysiert. Im Allgemeinärztin vorstellig. Darüber
Laufe des Lebens verwischten sich hinaus lassen sich immerhin 72 Pro-
angesichts zunehmender gesund- zent jedes Jahr auch zahnärztlich
heitlicher Beschwerden jedoch die untersuchen. Zudem besuchen
Unterschiede zwischen den Ge- 70 Prozent aller Frauen regelmäßig
schlechtern. „Offenbar ist im Alter eine gynäkologische Praxis.
die Hürde bei Männern nicht mehr
so groß, ärztliche Hilfe in Anspruch Die Krebsfrüherkennung kennen
zu nehmen“, sagt Rattay. fast alle – die Hälfte geht auch hin
Bemerkenswert ist dabei allerdings, Gerade in der Zahnmedizin und
dass die durchschnittliche Zahl der Gynäkologie spielen routinemäßige
ambulanten Arztbesuche zwar bis Kontrolluntersuchungen und Prä-
in das siebte Lebensjahrzehnt zu- ventionsangebote eine besondere
nimmt, bei den 70- bis 79-Jährigen Rolle. Ein Beispiel ist der Krebs
aber tendenziell wieder abfällt. abstrich im Gebärmutterhals, auf
75 %
lassen den Abstrich deutlich selte- sondern oft auch entfernt werden.
ner durchführen. Nach internationalen Studien lässt
Ganz generell ist das Wissen in der sich damit ein beträchtlicher Teil
Bevölkerung über die verschiede- der bösartigen Darmtumore ver-
der Erwachsenen nehmen nen Möglichkeiten der Krebsfrüh- hindern.
Arznei- oder Nahrungs- erkennung bemerkenswert hoch.
ergänzungsmittel ein. 89 Prozent der Frauen und 76 Pro- Die Mehrheit der jungen
zent der Männer gaben bei der Erwachsenen ist mittlerweile
DEGS-Erhebung an, die Empfeh- gegen Hepatitis B geimpft.
lungen der Krankenkassen zur
Krebsvorsorge zu kennen. Und Auch auf einem anderen Feld
immerhin gut die Hälfte der an- greift mittlerweile ein bevölke-
spruchsberechtigten Erwachsenen rungsweites Präventionsprogramm:
– Frauen häufiger als Männer – bei der Impfung gegen Hepatitis B.
nimmt an den Untersuchungen So weisen laut DEGS bereits rund
auch regelmäßig teil. 60 Prozent der jüngeren Erwach-
senen unter 30 Jahren eine Immu-
Jeder Zweite ab 55 hat bereits nisierung gegen das Virus auf,
eine Darmspiegelung gehabt die Mitte der Neunzigerjahre als
„Zwar gibt es durchaus weiterhin Standard impfung für Säuglinge,
Aufklärungsbedarf über die unter- Kinder und Jugendliche eingeführt
schiedlichen Krebsrisiken und den worden war. „Inzwischen beob-
Zweck der Früherkennung – doch achten wir einen Rückgang der He-
insgesamt steht es um die Teilnah- patitis-B-Infektionen hierzulande“,
me nicht schlecht“, urteilt die RKI- bemerkt die Präventionsspezialistin
Expertin Anne Starker. Dies zeige Christina Poethko-Müller vom RKI.
sich etwa auch daran, dass knapp Dadurch werde auch den möglichen
zwei Drittel der Frauen ab 30 Jah- Spätfolgen der Virusinfektion, ins-
ren (62 Prozent) die vorsorglichen besondere Zirrhose und Leberkrebs,
Tastuntersuchungen der Brust in vorgebeugt.
Anspruch nehmen. Zudem gaben
49 Prozent der 50- bis 69-jährigen Herz-Kreislauf-Mittel stehen beim
Frauen bei der DEGS-Befragung an, Arzneikonsum an der Spitze
dass sie sich bereits am nationalen Noch über eine weitere und be-
Mammografie-Programm beteiligt sonders bedeutende Facette des
hatten. Ebenso berichtete mehr Gesundheitssystems liefert DEGS
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ISBN 978-3-89606-248-2
Berlin, November 2012
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