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Meinung zur Novellierung des eur.

Urheberrechts
Inhalt
1) Begriffsbestimmungen
2) Derzeitiger Stand
3) Was soll gemacht werden
4) Wo sind die Probleme

Begriffsbestimmungen
Zuerst möchte ich gerne ein paar Begriffsbestimmungen erörtern, denn
es ist immer davon die Rede, dass Urheber vergütet werden müssen, was de facto falsch
ist.

Wer ist also ein Urheber?


Urheber sind alle Menschen, die aus freien Stücken eine kreative Leistung erbringen, bzw.
ein Werk erstellen. Sei es ein Video aufzeichnen, ein Lied aufnehmen oder einen Text
aufschreiben. Hierbei geht es nicht darum, ob das Werk monetarisiert werden soll. Es geht
ausschließlich um die Erstellung eines Werkes. Also sind ALLE Menschen genau dann
Urheber, wenn ihre Werke eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht haben. Das Medium
worauf die Aufzeichnung/Erstellung gespeichert wird, ist hierbei irrelevant.1

Wer ist Rechteinhaber?


Rechteinhaber sind alle Menschen oder Gesellschaften, die die Rechte an einem Werk
eines Urhebers halten. Davon bleibt der Urheber jedoch unberührt. Man kann eine
Urheberschaft nicht übertragen! Ein Urheber kann das Recht auf Nutzung des Werkes an
eine Verwertungsgesellschaft per Vertrag übertragen. Somit ist die
Verwertungsgesellschaft Rechteinhaber. Jedoch bleibt der Urheber Urheber. Was der
Rechteinhaber dann mit dem Werk macht, ob es monetarisiert, freigegeben oder in den
Keller eingeschlossen wird, ist hierbei egal.2

Was ist ein Content Provider?


Als Content Provider werden alles Plattformen im Internet angesehen, die Werke – also
Content – der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Das können einerseits solche
Plattformen wie Sky, Netflix, Amazon Prime Video oder auch RTL, Pro7 oder die ARD ,
andererseits auch Youtube, Twitch und Vimeo über ihre Webseiten und Apps sein. Das

1 https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__7.html
2 https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__31.html
kann aber auch der Blog des Buxtehuder Sportfischer Vereins sein, der Werke über lokale
Ereignisse im Bereich der Sportfischerei veröffentlicht. Das hat jedoch noch nichts mit dem
Begriff des „user generated content“ zu tun.

Was ist „user generated content“ (ugc)?


User generated content sind Werke, die einer Plattform von Nutzern zur Verfügung gestellt
werden. Hierbei geht es rein um eine Begriffsbestimmung, nicht um die damit
einhergehenden Komplikationen. Es geht rein darum, dass man als Nutzer einer Plattform
Werke zur Verfügung stellen kann. Es ist irrelevant, ob diese einen Rechtsbruch darstellen
oder nicht. Ugs.:“Ich als Nutzer einer Plattform lade Dinge hoch.“
Auch die Größe der Plattform ist irrelevant. Das kann einerseits Youtube sein, andererseits
aber auch das kleine Forum des Automobilclubs Klein Guggendorf.

Was ist eine Plattform?


Eine Plattform ist eigentlich nichts anderes als ein Server im WWW, der dazu dient, user
generated content auszuliefern. Dabei ist es wieder völlig irrelevant, ob die Plattform
hierbei das Ausliefern monetarisieren will oder nicht. Als Beispiel sei hier wieder der
Automobilclub Klein Guggendorf genannt.

Was ist eine Urheberrechtsverletzung?


Eine Urheberrechtsverletzung ist rein rechtlich eine Verletzung des Rechts des Urhebers.
Erst einmal nicht die der Rechteinhaber. Jedoch schließen Urheber regelmäßig Verträge
mit Verwertungsgesellschaften ab, die ihre Rechte wahrnehmen sollen. Insofern werden
Verletzungen des Urheberrechts von Verwertungsgesellschaften verfolgt.

Was ist ein Upload Filter?


Ein Upload Filter (UF) ist eine Software, die hochgeladene Inhalte vor dem Speichern auf
der Plattform / dem Server analysiert und die Ergebnisse der Analyse mit einer Datenbank
abgleicht. Im Detail werden die Inhalte / Werke perse erst einmal auf einen Server
hochgeladen, welcher diese temporär speichert. Danach findet die Analyse des UF statt.
Sollte diese keine Beanstandungen ergeben, wird der Inhalt zur Veröffentlichung
freigegeben. Diese Uploadfilter sind heutzutage einfache Mustererkennungen. Das heißt:
Der Algorithmus achtet im einfachsten Fall der Texterkennung darauf, ob eine gewisse
Zeichenfolge bereits in einer Datenbank vorhanden ist. Wenn das der Fall sein sollte,
blockiert er den Text.

Derzeitiger Stand
Ab wann begeht man eine Urheberrechtsverletzung?
Prinzipiell wenn man ein fremdes Werk nutzt, ohne vorher die entsprechenden Rechte zu
haben. Im einfachsten Fall kann das das Hochladen eines Videofilms eines Filmstudios
auf Youtube oder das Veröffentlichen eines Songs auf Soundcloud sein.
Jedoch gibt es hier gewisse Einschränkungen. Prinzipiell erlaubt ist die Privatkopie ( in DE
). Das heißt, dass ich für meine engsten Familienkreis oder zur Sicherung eine Kopie
eines legal erworbenen Werks anfertigen darf, solange ich keine
Kopierschutzmechanismen aushebeln muss. Wie ich meinen engsten Familienmitgliedern
nun dieses Stück zukommen lasse, ist wiederum irrelevant. Wenn ich ein privates, nicht
öffentlich zugängliches Forum betreibe, auf das nur die Familie Zugriff hat, dann kann ich
das darüber machen. Die Nichtöffentlichkeit hängt jedoch auch von der Anzahl der
Mitglieder ab. Fünf wäre da evtl. noch okay, 20 schon nicht mehr.
Auch spielt die Schöpfungshöhe eine Rolle, denn nicht jedes Werk erreicht diese. Bspw.
hat ein Bild, bestehend aus vier Pixeln, keine sonderliche Schöpfungshöhe. Ein Bild aus
16x16 Pixeln schon. Genau definieren lässt sich dieses nicht und kommt im Zweifel auf die
Gerichte an. Auch was Texte betrifft, ist dieses der Fall. Das Leistungsschutzrecht besagt,
dass das Kopieren kleinster Textausschnitte erlaubt ist.3 Was jedoch diese kleinsten
Textausschnitte sind, ist nicht näher definiert. Das können sieben Worte sein, aber auch
nur drei. Auch das ist Sache der Gerichte, dieses zu trennen.
Ebenfalls ist das Zitatrecht davon ausgenommen. Das heißt, wenn man einen Text nimmt,
ihn aber in einen anderen Kontext kopiert, dann ist dieses erlaubt. Bspw. darf ich mir ein
Stück aus einem Artikel der FAZ nehmen, dieses in eigenen Text einbetten und
kommentieren.

Ist das Internet rechtsfreier Raum?


Es wird immer wieder behauptet, dass das Internet rechtsfreier Raum wäre, oder dass
man das Internet nicht zum rechtsfreien Raum verkommen lassen darf. Das ist sowohl de
facto als auch de jure falsch! Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und war es auch noch
nie. Wenn man als Privatperson eine strafbare Handlung im Internet verübt, ist man dafür
haftbar. Das Medium der strafbaren Handlung ist vor dem Gesetz irrelevant. Zwei
Beispiele:

Man kopiert unerlaubt einen Blockbuster wie „Iron Man“ und veröffentlicht diesen. Dann ist
das Medium der Veröffentlichung egal. Man kann den auf einem Flohmarkt auf gebrannten
DVDs verkaufen oder auf einer Plattform wie Youtube hochladen. Beides bleibt eine
Urheberrechtsverletzung und man haftet dafür.

Man beleidigt eine Person. Auch hier ist es irrelevant, wie ich der Person sage, dass Sie
ein Arschloch sein möge. Ob ich ein Din-A4 Blatt aufhänge, auf welches das gedruckt ist,
ob ich es im Internet veröffentliche oder ob ich der Person das in der Öffentlichkeit ins
Gesicht sage. Beleidigung bleibt vor dem Gesetzt Beleidigung.

Im Strafmaß kommt es dabei maximal auf die zu erreichende Reichweite an. Denn der
DVD Verkauf oder der Din-A4 Zettel erreichen weit weniger Personen, als das Internet.
Dennoch ist der Straftatbestand derselbe und kann dementsprechend geahndet werden.

3 https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__87f.html
Was soll gemacht werden?

Lizenzierung
In erster Linie sollen durch die neue Urheberrechtsverordnung der EU alle
Plattformbetreiber in der EU dazu verpflichtet werden, den Inhalt, der auf ihren Plattformen
zur Verfügung gestellt wird, mit dem jeweiligen Urheber oder dessen Vertreter in Form von
Verwertungsgesellschaften zu lizenzieren.

Uploadfilter
Sollte eine Lizenzierung nicht möglich sein, sollen die Plattformen dazu verpflichtet
werden, Uploadfilter einzuführen, um evtl. Urheberrechtsverletzungen proaktiv zu
verhindern.

Wo sind die Probleme?

Anzahl der Urheber und Lizenzierung


Wenn wir davon ausgehen, dass jede Person, die Werke erstellt ( zu denen auch
Kommentare zählen(!) ), die eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht haben, Urheber ist,
dann ist mehr als 50% der Nutzer von Facebook Urheber. Was schätzungsweise mehr als
zwei Milliarden Menschen sein dürften. Das bedeutet ( nach der derzeitigen Novelle ) ,
dass eine Plattform mit all diesen Menschen einen Vertrag eingehen müsste. Diese ~zwei
Mrd. Menschen beziehen sich auf die weltweiten Nutzer von Facebook, da das
Urheberrecht zwar ein deutsches Gesetz und eine europ. Verordnung darstellt, aber keine
dediziert deutschen oder europ. Urheber kennt. Urheberschaft gilt weltweit!
Dementsprechend muss ein Platformbetreiber mit allen Urhebern - weltweit -
Vereinbarungen abschließen. Das ist weder technisch, noch praktisch oder theoretisch
möglich!

Uploadfilter
Viele Parteien und Befürworter behaupten immer, dass Sie keine Uploadfilter
implementieren möchten. Das hört sich schön an, ist jedoch praktisch und technisch nicht
anders lösbar! Beispiel:

Pro Minuten werden bei Youtube ca. 400 Stunden Videomaterial hochgeladen ( 2015 ).4
Ich möchte dazu gerne eine kleine Rechnung aufstellen, was es bedeuten sollte, wenn
man eine Sichtung des Materials rein mit Menschen machen möchte.

Bei 400 Minuten Videomaterial pro Minute braucht man 400 Menschen, die rund um die
Uhr diese Material begutachten, ohne Pause, ohne Reaktion und ohne sonstige
Tätigkeiten. Ein Mensch in Deutschland arbeitet in der Regel 40 Stunden pro Woche.

4 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/207321/umfrage/upload-von-videomaterial-bei-youtube-pro-minute-
zeitreihe/
Eine Woche hat 168 Stunden. Geteilt durch 40 wären das ~4,2. Sagen wir 5, wegen
Krankheit, Weiterbildung, Urlaub etc. 400 x 5 sind 2000. 2000 Menschen schauen rund um
die Uhr Videos. Ausschließlich anschauen und noch keine Meldungen verfassen oder
Pausen einzulegen. Bei 8,5 € Mindestlohn sind das im Jahr ( 400 x 60 x 24 x 7 x 52 x
8,5 ) = (( Anzahl hochgeladener Minuten Video mal Minuten pro Stunde mal Stunden pro
Tag mal Tage die Woche mal Tage im Jahr mal Mindestlohn )) = ~1,8 Milliarden €.

Alphabet, der Mutterkonzern von Youtube, hatte 2017 einen Gewinn von ~4,7 Mrd.$ 5
Wenn man, aus wirtschaftlicher Perspektive, die 1,8 Mrd rausrechnet, würde sich Youtube
absolut nicht lohnen. Man könnte es einstellen. Dicht machen!

Fazit: Man braucht Softwarelösungen, um das überhaupt zu bewerkstelligen. Jetzt ist eine
Firma wie Google oder auch Facebook und Twitter in der Lage, die nötigen Finanzen für
einen Algorithmus zur musterbasierten Inhaltserkennung aufzuwenden. Jegliche kleineren
Plattformen, betrieben von mittelständigen bis größere Unternehmen, ist dazu nicht in der
Lage. Der derzeitige Filter von Youtube hat hunderte Millionen Dollar gekostet. Wie will
das ein Startup oder eine Firma des Mittelstands bewerkstelligen? Können sie nicht. Man
muss sich die Software bei den Großen einkaufen. Und von diesen gibt es in Europa recht
wenige.

Identifizierung der Urheber


Dieses ist - mit Abstand - einer der rational unlogischsten Punkte der Verordnung
überhaupt!
Wie Eingangs erwähnt unterscheiden wir zwischen Urhebern und Rechteinhabern. Ich
möchte hierzu mehrere Beispiele anbringen, die eine Software und somit ein
Plattformbetreiber nicht leisten kann.

1) Ich bin Urheber


Angenommen, ich, als Privatperson, mache ein Photo. Ich bin damit Urheber dieses
Photos. Ich möchte diese Foto gerne mit meinen Freunden auf Instagram teilen und lade
dieses dort hoch. Woher soll Instagram nun wissen, wer der Urheber ist?
Ein Vergleich bzw. eine Aufgabe: Sie, als Plattformbetreiber befinden sich in einem
abgeschlossenen Raum ohne Fenster. Ab und an bekommen Sie einen Brief unter der Tür
durchgeschoben. Sagen Sie mir, ob derjenige, der den Brief durchgeschoben hat, diesen
auch verfasst hat! Sie können es nicht. Sie sind nun aber haftbar für diesen Brief! Was
würden Sie machen?

2) Meine Schwester ist Urheber


Meine Schwester schickt mir aus dem Urlaub ein Foto per Email mit den Worten:“mach
damit was Du willst“. Ich habe eine Vereinbarung mit meiner Schwester, dass Sie mir in
diesem Fall die Rechte gewährt. Nun lade ich diese Photo auf Facebook hoch. Facebook
sieht aber, dass dieses Photo schon auf Instagram ist und blockiert mich, da ich einen
anderen Account habe.
Dürfen und müssen Sie machen, um auf der rechtlich sicheren Seite zu sein. Daraus folgt
aber ein massiver Eingriff in die persönliche Freiheit eines jeden Urhebers. Denn es ist
dem Urheber überlassen, wie er sein Werk verbreiten möchte. Denn auch wenn ich keine
5 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/alphabet-youtube-krise-vorerst-abgewendet/19728606.html?
ticket=ST-627744-J69M5qDqorddC0fxNE5u-ap1
Verwertungsgesellschaft bin, ist es völlig legitim, wenn der Urheber mir sein kostenlos
Werk zur Verfügung stellt und es parallel auch selbst weiter verbreitet. Die Plattformen
können das nicht unterscheiden.

UF für kleine Plattformen

//todo einbetten Movie in UGC

//todo Open Source

Vorschläge
Urheberrechtsdatenbank

Allgemeine Lizenzabgabe

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