Professional Documents
Culture Documents
6.1 Allgemeines
Für die Gutachter von Bedeutung ist zudem §14 Absatz 5 SGB IX, wonach Reha-
Träger nur Sachverständige beauftragen dürfen, bei denen Zugangs- und Kommu-
nikationsbarrieren für Menschen mit Behinderungen nicht bestehen. Neu ist im
Übrigen, dass die Reha-Träger den Leistungsberechtigten in der Regel drei wohn-
ortnahe Sachverständige unter Berücksichtigung sozialmedizinischer Dienste zur
Auswahl benennen müssen (§14 Absatz 5 Satz 3 SGB IX). Damit wird die bewähr-
te Regelung in der gesetzlichen Unfallversicherung (§200 Abs. 2 SGB VII) über-
nommen. Haben sich Leistungsberechtigte für einen benannten Sachverständigen
entschieden, so wird dem Wunsch Rechnung getragen. Der Sachverständige nimmt
eine umfassende sozialmedizinische, bei Bedarf auch psychologische Begutachtung
vor und erstellt das Gutachten innerhalb von 2 Wochen.
Weitere ärztliche Aufgaben sind im SGB IX aufgenommen. Zum einen sollen die
Rehabilitationsträger über o. a. „Gemeinsame Empfehlungen“ gemäß §13 Absatz 2
Nr. 8 die Einbindung der behandelnden Hausärzte oder Fachärzte einerseits und
der Betriebs- oder Werksärzte andererseits sicherstellen, um deren Zusammenwir-
ken bei der Einleitung und Ausführung von Leistungen zur Teilhabe zu verbessern.
Darin kommt der präventive Charakter des SGB IX zum Ausdruck. Bereits im Be-
trieb sollen frühe Maßnahmen und Informationen initiiert werden, um die Gesund-
heit und den Arbeitsplatz der Mitarbeiter möglichst zu erhalten. Diese gemeinsame
Empfehlung ist unter www.bar-frankfurt.de einsehbar. §61 SGB IX erwähnt zu-
dem die ärztliche Beratung, die sich auf geeignete Leistungen zur Teilhabe behin-
derter Menschen erstrecken muss. In den Bundesländern können Landesärzte be-
stellt werden, die über besondere Erfahrung in der Hilfe für Behinderte und von
Behinderung bedrohte Menschen verfügen. Die Aufgaben werden in § 62 Absatz 2
beschrieben. Sie umfassen die Begutachtung und die Beratung von Landesbehörden
entsprechend der Medizinischen Dienste anderer Rehabilitationsträger.
Die Schwerpunkte des SGB IX können wie folgt zusammengefasst werden: Der
Gesetzgeber fordert zum einen die Kooperation der Rehabilitationsträger ein. Für
die Begutachtung wichtig sind einige der bereits erwähnten sog. „Gemeinsamen
Empfehlungen“, die auf der Ebene der BAR in Frankfurt am Main erarbeitet wer-
den. Zum anderen wird der Vernetzung von der Akutversorgung mit Leistungen
zur medizinischen Rehabilitation und diese wiederum mit denen zur Teilhabe am
Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft große Bedeutung beigemessen.
Gemeinsame Servicestellen der Reha-Träger (§§22 ff.) sollen zudem den Leistungs-
berechtigten eine trägerübergreifende und wohnortnahe Beratung ermöglichen, um
rasch Leistungen zur Teilhabe beim zuständigen Reha-Träger einleiten zu können.
Dabei handelt es sich nicht um selbstständige und rechtsfähige Institutionen, durch
die sämtliche Leistungsfälle durchgeschleust werden müssen, sondern um ein frei-
williges Angebot der Reha-Träger, das auch die Gutachter nutzen können. Unter
Tipps
Kommentar zum SGB IX, Krankenhaus- und Rehalex (elektronisch) v. Senger-
Sparenberg/Mehrhoff, 2009, Verlag LexisNexis, Münster (www.lexisnexis.de).
Rehabilitation und Teilhabe, Wegweiser für Ärzte und andere Fachkräfte der Re-
habilitation (Hrsg. Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation) 3. Auflage Köln
2005.
Die Rehabilitation, Zeitschrift für Praxis und Forschung in der Rehabilitation,
Georg Thieme Verlag Stuttgart, kunden.service@thieme.de.
Blumenthal, W., Schliehe, F. (Hrsg.), Teilhabe als Ziel der Rehabilitation, Heidel-
berg 2009.
Mehrhoff, F., Schian, H.-M. (Hrsg.), Zurück in den Beruf, Berlin 2009.