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Auf den ersten Blick mag die Produktion der aerodynamischen Kräfte an einer
Airbus A340 als sehr komplex erscheinen, besonders wenn man sich das
dreidimensionale Strömungsfeld um Flügel, Rumpf, Triebwerke, Leitwerke etc. vor
Augen hält. Trotzdem läßt sich in diesem, wie auch in allen anderen Fällen, die
Erzeugung der aerodynamischen Kräfte und Momente auf zwei elementare Quellen
zuellen zurückführen:
Der einzige Mechanismus mit dem in der Natur eine Kraft auf einen umströmten
Körper ausgeübt wird, besteht im Druck p und in der Scherspannung entlang der
Oberfläche. Gemäß der Skizze in Bild 1.1 wirkt p normal zur Oberfläche
und tangential zu ihr.
Die Profilsehne c im Bild 1.2 entspricht der Länge der Strecke von der Vorder- zur
Hinterkante des Körpers. Manchmal wird auch in Komponenten normal und
tangential zu caufgeteilt, Bild 1.2. Entsprechend gilt
Der Anstellwinkel is definiert als Winkel zwischen c und und folglich auch
zwischen L und D sowie N und A. Die geometrische Beziehung zwischen den
beiden Komponentenzerlegungen folgt aus Bild 1.2 zu
Betrachten wir nun die Integration von p und zur Berechnung der
aerodynamischen Kräfte etwas genauer. Bild 1.3 zeigt dazu einen
zweidimensionalen Körper.
Ein Oberflächenelement dS mit dS = (ds) (1) ist in Bild 1.4 dargestellt. Wir
interessieren uns für die Beiträge zur Normalkraft N' und zur Axialkraft A' infolge
von Druck- und Scherspannung auf dem Oberflächenelement dS. ( ') steht dabei für
Kraft pro Einheitsspannweite. Aus Bild 1.4 folgt dann
Die normale und axiale Gesamtkraft pro Einheitsspannweite erhalten wir durch
Integration der Gleichungen (1.3) bis (1.6) von der Vorderkante (LE) zur
Hinterkante (TE).
Gesamtauftrieb und Widerstand ergeben sich durch Substitution der Gleichungen
(1.7) in (1.1) sowie (1.2).
Das aerodynamische Moment, welches von der Strömung auf den Körper ausgeübt
wird, hängt von der Wahl des Bezugpunktes ab. Betrachten wir zunächst Momente
um den Vorderkantenpunkt . Momente werden als positiv definiert, wenn sie zu
einer Vergrößerung des Anstellwinkels führen ( ßchwanzlastig positiv ''). Diese
Konvention wird in Bild 1.5illustriert.
Wenn wir uns erneut auf das Bild 1.4 beziehen, so folgt das Moment pro
Einheitsspannweite infolge von p und auf dem Flächenelement dS zu
Wenn wir die Gleichungen (1.8) und (1.9) von der Vorder- bis zur Hinterkante
integrieren, so erhalten wir das aerodynamische Moment um die Vorderkante pro
Einheitsspannweite.
und y sind bekannte Funktionen von s für einen gegebenen Körper. Daraus
folgt, wenn und als Funktionen von s bekannt sind ( sei es durch
Theorie oder Experiment ), können die Gleichungen ausgewertet werden. Damit ist
das oben bereits erwähnte Prinzip, nämlich daß aerodynamischer Auftrieb,
Widerstand und Moment eines Körpers einzig und allein aus der Integration des
Druckes und der Scherspannungen entlang der Oberfläche
resultieren nachgewiesen. Eine der Hauptaufgaben der theoretischen Aerodynamik
ist die Berechnung der Funktionen p(s) und um dann die aerodynamischen
Kräfte über die Gl. (1.7) sowie (1.10) zu ermitteln.
Im Verlauf unserer Betrachtungen der Aerodynamik werden wir sehen, daß es noch
fundamentalere Größen als die aerodynamischen Kräfte und Momente selbst gibt.
Dieses sind die dimensionslosen Kraft- und Momentenbeiwerte , die im folgenden
definiert werden sollen. Wenn wir die Dichte und die Geschwindigkeit im
ungestörten Fernfeld mit und bezeichnen, können wir den dynamischen
Druck der freien Anströmung definieren als
Der dynamische Druck hat die Dimensionen des Drucks und zwar Newton pro
Quadratmeter. Zusätzlich wollen wir S als eine Referenzfläche und l als eine
Referenzlänge auffassen. Damit können die dimensionslosen Kraft- und
Momentenbeiwerte definiert werden:
Bezugsfläche S und -länge l werden dabei so gewählt, daß sie eine charakteristische
geometrische Größe des Problems darstellen und sind nicht etwa für alle Fälle
gleich. So wird z.B. für einen Flugzeug-Tragflügel S aus der Flügelgrundfläche
und l aus einer gemittelten Flügeltiefe bestimmt. Bei einer Kugel
entsprechen S und l dagegen der Querschnittsfläche bzw. dem Durchmesser. Die
Bezeichnungen der aerodynamischen Beiwerte mit
Großbuchstaben und stehen definitionsgemäß für die Kräfte
und Momente eines dreidimensionalen Körpers wie z.B. eines gesamten
Flugzeuges oder eines Flügels. Im Gegensatz dazu sind die Kräfte und Momente
eines zweidimensionalen Körpers auf dessen Einheitsspannweite bezogen. Für
diese zweidimensionalen Körper ist es üblich Kleinbuchstaben und als
Referenzfläche S=c(1)=c zu verwenden.
Besonders geeignet sind die Gl. (1.7) und (1.10) wenn wir die dimensionslosen
Beiwerte einsetzen und zusätzlich noch die geometrischen Beziehungen aus
Bild 1.6 ausnutzen.
Abbildung 1.6: Geometrische Beziehungen am Körper
Durch Substitution der Gl. (1.11) und (1.12) in Gl. (1.7) und (1.10) und Division
durch und S ( in der Form c(1) ) ergeben sich dann folgende integrale
Beziehungen für die Kraft- und Momentenbeiwerte:
Bei der Auswertung der Integrale müssen wir beachten, daß das Vorzeichen
von dy an die Steigung der Körperkontur gekoppelt ist, d.h. bei aufwärtsgerichteter
Kontur ist dy positiv und bei abwärtsgerichteter negativ.
Die Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte erhalten wir aus Gl. (1.1) und (1.2) zu
An dieser Stelle soll noch einmal betont werden, daß mit den Beziehungen (1.14)
bis (1.16) die aerodynamischen Kraft- und Momentenbeiwerte aus den
Verteilungen des Drucks sowie der Scherspannung auf der Oberfläche des Körpers
gewonnen werden können. Das ist eine übliche und sehr oft verwendete Methode
im Experiment und auch bei theoretischen Strömungssimulationen. Obwohl die
Herleitung an dieser Stelle nur für zweidimensionale Fälle präsentiert wurde,
führen ähnliche Betrachtungen zu analogen Beziehungen für komplette
dreidimensionale Körper.