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RDK VIII, 731, Abb. 7. Fundlage der Fibeln in einem merowing. Grab (St.-Denis, um
565/570).
RDK VIII, 731, Abb. 8. Aufbewahrungsort unbekannt, um 565/570.
RDK VIII, 735, Abb. 10. Bügel-Fibel der Ostgoten (a) und Westgoten.
RDK VIII, 735, Abb. 11. Tier-Fibeln in der romanischen Tracht des Mittelmeergebietes.
RDK VIII, 737, Abb. 12. Kreuz- und Ring-Fibeln des Mittelmeergebiets; Trageweise.
RDK VIII, 757, Abb. 20 a und b. Oslo, um oder bald nach M. 9. Jh.
I. Definition, Abgrenzung
Die F. (vom Lat. fibula) ist eine metallene Gewandspange (also keine Formbezeichnung), bei
der eine Nadel mit ihrem freien Ende in einen Nadelhalter eingelegt wird oder einrastet.
„Einteilige“ Konstruktion haben drahtförmige F., wobei dann der „Bügel“ nicht oder nur
wenig betont ist. Die Nadel ist in der Regel mit einer federnden Spiralkonstruktion (Spirale
und Achsstift) verbunden.
Die in den Abschnitten II-V gebrauchte Terminologie entspricht – gemäß der behandelten
Zeit und den behandelten Gebieten – der in der Vor- und Frühgeschichte heute üblichen; zu
ihrer Erläuterung wird auf die einschlägige Lit. verwiesen (hier insbes. auf [2]; [3]; hierzu Sp.
724).
Die F. wurde in Mitteleuropa seit der Bronzezeit (um 1800/1700-um 1250/1200 v. Chr.)
sowohl in der Männer- als auch in der Frauentracht getragen; durch bestimmte Fundlagen in
den Gräbern und durch weitere Anhaltspunkte ist sie als funktional notwendiges Zubehör zur
Gewandung ausgewiesen (s. Sp. 733 und 748f.).
Die Geschichte der F. läßt sich in den verschiedensten Ausprägungen über die Urnenfelder-,
Hallstatt-, La Tène- und provinzialrömische Zeit bis in das frühe MA gut verfolgen; an ihrer
grundsätzlichen Zugehörigkeit zur Tracht änderte sich in diesen Epochen nichts. Im Verlauf
des Hoch-MA – bei der Frauentracht wohl bereits im 11. Jh., bei der Männertracht vermutlich
erst im 12. Jh. – kam die F. außer Gebrauch; als reines Schmuckstück diente im MA
der Fürspan, als modisches Accessoir und zur Heftung leichter Stoffe die Brosche (RDK II
1217-19), die gleich der F. mit einer Nadel angeheftet werden, sowie die Agraffe (RDK I 216-
220), die mit Haken und Öse(n) ausgerüstet ist.
A. Merowingischer Kulturbereich
F. kommen in dieser Zeit nur in der Frauentracht vor.
1. Formen und Typen
Nach Form und Größe sind im wesentlichen zu unterscheiden die sog. Klein-F. (kleine F.),
die in der Regel größeren und schwereren Bügel-F. und die großen, zusammengesetzten
Scheiben-F. Klein- und Bügel-F. sind kennzeichnende Formen der 2. H. des 5. und 6. Jh., die
Scheiben-F. Leitformen für das 7., mit vereinzelten Vorkommen bis in das 8. Jh.
a. Bügel-F.: Die massiven Exemplare sind gegossen und meist silbervergoldet. Nach Form
und Umriß begegnen in der 2. H. des 5. und im 6. Jh. im wesentlichen drei große Gruppen: a)
F. mit halbrunder Spiralplatte und mit rhombischer Hakenplatte; b) mit halbrunder
Spiralplatte und einer mit dem Bügel gleichbreiten Hakenplatte; c) F. mit einer rechteckigen
oder halbrunden Spiralplatte und meist rhombisch oder oval ausgebildeter Hakenplatte. Die F.
dieser Gruppen unterteilt man nach ihrem Dekor in zahlreiche „Typen“.
Der Gebrauch des Wortes Typ weicht vom kunsthistorisch üblichen ab; man versteht hierbei
die Klassifizierung der F. nach formen- und vor allem ornamentkundlichen
Übereinstimmungen, d. h. im wesentlichen nach Umriß und Dekor.
Seit Herb. Kühn [5] pflegt man die Typen nach seiner Numerierung bzw. Benennung zu
zitieren (ebd. T. 1: Typ 1-50; T. 2: Typ 51ff.); sie werden jedoch ständig weiter differenziert,
nur die am häufigsten vorkommenden Typen werden beispielhaft genannt. a) Bügel-F. mit
halbrunder Spiralplatte und rhombischer Hakenplatte werden durch die Typen 12
(Hahnheim, Abb. 2 a), 25 (Champlieu, Abb. 2 b) und 26 (Brébant) repräsentiert, eindeutig
fränkische F.typen der 1. H. des 6. Jh.
(Für Hahnheim s. [3] S. 56 Fundliste 2, Taf. 51 Vbk. 2; [14] S. 77-84; für Champlieu [3] S. 55
Fundliste 2, Taf. 51 Vbk. 1; für Brébant ebd. S. 55 Fundliste 1, Taf. 51 Vbk. 1).
b) Repräsentativ für die zahlreicheren Bügel-F. mit einer mit dem Bügel gleichbreiten
Hakenplatte sind: der vergleichsweise kleine Typ 1 (Krefeld), einer der ältesten (2. H. 5. Jh.)
und vorwiegend im rechtsrheinischen Gebiet verbreitet (Abb. 2 c; [5] T. 1., S. 73-87 mit Karte
1; ebd. T. 2, S. 587-595 mit Karte 6); die Typen mit umrandendem Kerbschnitt, die
überwiegend im alamannischen Stammesgebiet in der Zeit um 500 und im 1. Dr. 6. Jh.
vorkommen: Typ 10 (Ulm; [5] T. 1, S. 134-140; ebd. T. 2, S. 689-694 mit Karte 20; weiter
differenziert durch [8] S. 23f., Taf. 91 Vbk. 2); Typ 58 (Reutlingen; Abb. 2 d; [3] S. 57
Fundliste 3, Taf. 52, 1 Vbk. 3; [5] T. 2, S. 648-655 mit Karte 13; weiter differenziert
durch Ursula Koch, Bayer. Vorgesch.bll. 34, 1969, S. 167f. mit Abb. 4); ferner der Typ 9
(Westhofen), 1. H. 6. Jh., der hauptsächlich im Fränkischen, am Mittelrhein und im
Alamannischen verbreitet ist (Abb. 2 e; [5] T. 1, S. 129-134; ebd. T. 2, S. 684-689 mit Karte
19; weiter differenziert durch [8] S. 23f., Taf. 92 Vbk. 3); die Typen 7 (Bonn; Abb. 2 f; [5] T.
2, S. 677-682 mit Karte 17; [10] S. 23f.) und 22 (mit Strichmuster; [5] T. 1, S. 209-217 mit
Karte 22) sind ebenfalls kennzeichnende fränkische Bügel-F. der 1. H. und der M. des 6. Jh. –
Zahlreich vertreten im fränkischen und alamannischen Stammesgebiet sind auch die F.typen
mit sog. Laternenknöpfen, Typ 11 (Abb. 2 g; [5] T. 1, S. 140-151; ebd. T. 2, S. 694-703 mit
Karte 21), mit Gittermuster, Typ 21 (Abb. 2 h; ebd. T. 1, S. 200-209; ebd. T. 2, S. 900-913
mit Karte 41; zuletzt [12] S. 68f.; dazu eine Gußform aus Huy in Belgien: J. Willems, Le
quartier artisanal galloromain et mérovingien de ‚Batta’ à Huy, Bull. du Cercle arch.
Hesbaye-Condroz 11, 1971, Taf. 47,1; [13] S. 129, Abb. 8 Nr. 7) und der Typ mit Ranke bzw.
Spirale und Mäander 1. H. und M. 6. Jh. (Pfullingen; [5] T. 1, S. 107-124; ebd. T. 2, S. 639-
648 mit Karte 12).
Wegen ihres Verbreitungsschwerpunktes im Gebiet der thüringischen Saale werden zwei in
ihrer Spiralplatte besonders ausgebildete Bügel-F.typen mit dem Namen der Thüringer
verknüpft: die thüringische Vogelkopf-F. (Abb. 2 i) und die thüringische Zangen-F. (Abb. 2 j).
Beide gehören in das späte 5. und in die 1. H. des 6. Jh. Relativ häufig kommt vor allem die
Zangen-F. noch in Böhmen vor sowie in lockerer Streuung im fränkischen Stammesgebiet
und mit wenigen Exemplaren auch im Alamannischen (zuletzt: Berthold Schmidt, K. und
Metallwerkstätten bei den Thüringern ..., Early Medieval Stud. 7, 1973 [Kgl. Vitterhets
historie och antikvitets akad., antikvarisk archiv, 54], S. 37-46 mit Vbk. Abb. 5 und weiterer
Lit.; U. Koch [15], S. 49-52).
c) Bügel-F. mit rechteckiger und halbrunder Spiralplatte und stets ovaler Hakenplatte sind
mehrheitlich Formen der Mitte und 2. H. des 6. Jh. und der Zeit um 600. Die Zahl der
mitgegossenen, dicht gestaffelten Spiralplattenknöpfe kann bis zu zwölf betragen. Da diese
Typeneinteilungen durch Kühn nach formalen und nicht nach ornamentbezogenen Kriterien
vorgenommen wurden, sind diese heute von allen am wenigsten brauchbar; unter anderem
kommen vor: geometrischer und flechtbandorientierter Dekor sowie jüngere Ausprägungen
des Tierstiles I und des älteren Tierstiles II (Abb. 3 a und b); vgl. zuletzt U. Koch [15], S. 52-
55; zu den tierstilverzierten Exemplaren vgl. Günther Haseloff, Die germ. Tierornamentik der
Völkerwanderungszeit. Studien zu Salin’s Stil I, Bln. und New York 1981 (Vorgesch.
Forschgn. 17), Bd. 2 S. 540-673. Wie bei dem Typ 30 (Worms), einem frühen innerhalb der
Gruppe (Abb. 3 a), besitzen auch die anschließend als weitere Beispiele genannten Typen
ihren Verbreitungsschwerpunkt im Fränkischen.
Zu Worms: [5] T. 1, S. 256-274; ebd. T. 2, S. 1037-1042 mit Karte 61. -Typ 28,
Rommersheim: ebd. T. l, S. 240-246; ebd. T. 2, S. 1020-1027 mit Karte 59. - Typ 29,
Müngersdorf: ebd. T. 1, S. 246-256, T. 2, S. 1106-1112 mit Karte 69; zuletzt Christiane
Neuffer-Müller, Ein Reihengräberfriedhof in Sontheim an der Brenz Krs. Heidenheim, Stg.
1966 (Veröffn. des Staatl. Amtes für Dpfl. Stg., Reihe A, H. 11), S. 19-22. - Typ 31,
Soest: Abb. 3 b; [5] T. 1, S. 264-274; ebd. T. 2, S. 1120-1125 mit Karte 72; [6] S. 25.
b. Klein-F.: Die umfangreiche Gruppe der sog. Klein-F. aus der 2. H. des 5. und aus dem 6.
Jh. umfaßt Almandinscheiben-F., Rosetten-F., Vogel- und andere Tier-F. sowie S-Fibeln,
Rauten-F. und Vierpaß-F. Die Exemplare sind aus Silber gearbeitet oder gegossen (ein Teil
der Vogel-F., Tier-F., Rauten-F., Vierpaß-F.).
Die merowingerzeitlichen Almandinscheiben-F. - nicht zu verwechseln mit den Scheiben-F.
des 7. Jh., s. unten - wurden seit Hertha Rupp (Die Herkunft der Zelleneinlage und die
Almandinscheibenf. im Rheinland, Bonn 1937 Rhein. Forschgn. zur Vorgesch., 2];
zu Almandin RDK I 381-384) nicht mehr ausführlich behandelt, so daß für die meisten
Formen dieser Gruppe keine Verbreitungskarten vorliegen.
Kleine Almandinscheiben-F. von 1,4-2,3 cm Dm. mit insgesamt vier
Viertelkreisalmandinplättchen scheinen vorwiegend fränkisch zu sein (Abb. 4 a), die etwa
gleichgroßen Almandinscheiben-F. mit mehreren radial angeordneten Almandinplättchen
kommen sowohl im fränkischen als auch im alamannischen Stammesgebiet vor (RDK I 380
Abb. 2); beide Formen sind kennzeichnend für das 2. und 3. V. des 6. Jh. (zuletzt: [8] S. 39;
[14] S. 81f.; [12] S. 71f.; [15] S. 58). Unterlegte Goldplättchen bringen den Almandin zum
Leuchten.
Bis in die fortgeschrittene 2. H. des 6. Jh. sind die nur wenig größeren, ebenfalls mit
Almandinen in radialer Anordnung verzierten und gleichfalls mit Goldplättchen unterlegten
Rosetten-F. mit vielbogigem Umriß zu belegen (Abb. 4 b); sie sind überwiegend im
Fränkischen verbreitet (H. Rupp a. a. O. S. 69f.; [2] S. 95f.; zuletzt: [15] S. 58-60).
Die Vogel-F. (die letzte umfassende Arbeit ist die von Gertrud Thiry, Die Vogelf. der germ.
Völkerwanderungszeit, Bonn 1939 Rhein. Forschgn. zur Vorgesch., 3]) sind eine
kennzeichnende Klein-F.form in N-Frankreich und im Rheinland (Typenauswahl: Abb. 4 c–
e; vgl. auch die Zusammenstellung bei [2] S. 98f.), auch in SW- und in S-Deutschland
(vgl. Vbk. I; G. Thiry a. a. O. S. 142 Taf. d; [3] Taf. 54f. Karten 7-9).
Welchen Nutzen eine scharfe formenkundliche Differenzierung von F. bringt, läßt sich neben
anderen Beispielen auch an der Vogel-F. mit glattem Körper, kerbschnittverzierten Flügeln
und Schwanzgefieder ablesen: die auf den ersten Blick einheitliche Gruppe mit einer weiten
Verbreitung vom Rheinland über Rheinhessen nach S-Bayern läßt sich bei scharfer
Differenzierung in drei Typen gliedern, von denen sich der Typ von Irlmauth als eine im
wesentlichen auf S-Bayern beschränkte Sonderform erkennen läßt (Vbk. 1; [8] S. 31-35, Taf.
93 Vbk. 6).
Häufig vorkommende andere Tier-F. sind die gegossenen, silbervergoldeten Reiter- sowie vor
allem die Pferdchen-F. (Abb. 5 a und b), die bereits seit dem späten 5. Jh. in Gebrauch waren;
ihre Verbreitung weist sie als überregional fränkisch-alamannische F.form aus.
Unter den Klein-F. sind zahlenmäßig auch die S-Fibeln hervorzuheben, die mit verschiedenen
eng umgrenzten Typen im gesamten Merowingerreich und darüber hinaus vor allem im
langobardischen Stammesgebiet (insbesondere in der Zeit vor der Niederlassung in Italien im
Jahre 568) häufig vorkommen.
Im Gegensatz zu den fränkischen Almandinscheiben-F. kommen sie gehäuft im sog. östlich-
merowingischen Reihengräberkreis vor (Thüringen, Böhmen, Ungarn; das gepidische
Stammesgebiet ist ausgenommen). Zwei geläufige, in Aussehen und Verbreitung
unterschiedliche S-Fibeltypen sind z. B. der Typ von Herpes (fränkisch, 6. Jh.: Abb. 5 c; [3] S.
63f. Fundliste 11, Taf. 56 Vbk. 11) und der Typ von Schwechat/Pallersdorf (pannonisch-
langobardisch, 2. V. 6. Jh.: Abb. 5 d; [4] S. 43, Taf. 70 Karte 2 Nr. 3).
Häufig vorkommende Klein-F.formen des 6. Jh. sind schließlich noch die überwiegend
fränkisch-alamannischen Rauten-F. und Vierpaß-F. (Abb. 5 e, f; zur Vierpaß-F. [3] S. 58
Fundliste 5, Taf. 53 Vbk. 5; zur Rauten-F. ebd. S. 59 Fundliste 6, Taf. 53 Vbk. 6).
c. Scheiben-F.: Zu trennen sind solche mit engem Zellwerk (3. Dr. des 6. Jh.; Abb. 6 a) und
die überwiegend in das 7. Jh. gehörenden filigranverzierten Exemplare (Abb. 6 b); nur letztere
sind monographisch aufgearbeitet: Franz Rademacher, Fränk. Goldscheibenf. aus dem Rhein.
Landesmus. in Bonn, Mchn. 1940; zuletzt: Bettina Thieme, Filigranscheibenf. der
Merowingerzeit aus Dtld., 59. Ber. der RGK 1978, S. 381-500, Taf. 1-20, Vbk. 1-19. Der
Durchmesser der Scheiben-F. liegt zwischen 5 und 6 cm, reicht seltener bis zu 7 cm, mit
Ausnahmen auch darüber, z. B. bei der Wittislinger F. mit 8 cm. Einzelne andere Formen wie
z. B. die großen tauschierten eisernen Scheiben-F. (Abb. 6 c), die silberplattierten Scheiben-F.
mit Tierornamenten und die massiven Tierwirbel-F. (Abb. 6 d) sind in Einzelstudien oder in
größerem Zusammenhang behandelt (z. B. Rob. Koch, Einheimische Erzeugnisse und Importe
des 7. Jh. aus merowing. Reihengräbern Württ.-Frankens, 25. Veröff. des Hist. Ver. Heilbronn
1966, S. 1-16, Abb. 1-3; [6] S. 30-35, Taf. 86 Vbk. 3f.; zum Typ von Meisenheim s. Nachtrag
bei [10] S. 38).
Die Goldscheiben-F. sind aus zwei Teilen zusammengesetzt: in der Regel zum einen aus einer
Bronze- (oder Silber-)platte als Unterlage, auf deren Unterseite der Nadelapparat angebracht
ist; zum anderen aus der mit der Unterlage vernieteten Goldplatte als Schmuckträger (Nieten
unter den Zierelementen wie gefaßte Einlagen angebracht), deren Dekor durch aufgelötetes
Filigran und gefaßte Stein- und Glaseinlagen gebildet ist; aus der Goldblechplatte getriebener
Dekor ist einbezogen (z. B. Mittelteil der F., Tierleiber usw.). Zwischen den Platten befindet
sich eine anorganische weiche Substanz, oft kalkartig, als Füllmasse in der Absicht, den leicht
verletzlichen Dekor durch eine elastische Fütterung besser zu schützen; zugleich wird dadurch
eine kästchenartige Wirkung der F. erreicht (technische Details näher
beschrieben: B.Thieme a. a. O. S. 393-410). Überwiegend erst im letzten Dr. des 7. Jh. und in
der Zeit um 700 waren - vielleicht in anderer Funktion als die großen Scheiben-F. - die
durchweg kleineren Preßblech-F. (Brakteaten-F.) üblich (Dm. meist zwischen 4 und 5 cm); in
der Regel mit einer Bronzeblechauflage mit dünner Zwischenfütterung auf eiserner
Grundplatte und aufgenietetem, gerieftem bzw. auch mit umgebördeltem Rand, sind in ihrem
Dekor oft christliche Bildgehalte (Abb. 6 e) verarbeitet oder Tierstil II (Abb. 6 g), aber auch
geometrische Muster, verbunden mit Tierornament, zu finden: Abb. 6 f und g; Ursula
Koch, Arch. Korrespondenzbl. 4, 1974, S. 259-266; [2] S. 106-109; [12] S. 74f.; Klaus
Eckerle, Jb. d. Staatl. K.slgn. Baden-Württ. 6, 1969, S. 17-24; Ludwig Hussong, Germania 21,
1937, S. 39-42; U. Koch, Die fränkischen Gräberfelder von Bargen und Berghausen in
Nordbaden. Forschgn. und Ber. zur Vor- u. Frühgesch. in Baden-Württ. Bd. 12, Stg. 1982, S.
53-59; Rüdiger Krause, Vor- und frühgesch. Grabfunde in Ernsbach (Stadt Forchtenberg,
Hohenlohekrs.). Ein Vorber. unter bes. Berücksichtigung der jungmerowing. Pressblechf.,
Württ. Franken 66, 1982, S. 7-46, bes. S. 30-44; Ch. Neuffer-Müller, Der alamann.
Adelsbestattungsplatz und die Reihengräberfriedhöfe von Kirchheim am Ries (Ostalbkrs.),
Stg. 1983 (Forschgn. und Ber. zur Vor- u. Frühgesch. in Baden-Württ. Bd. 15), S. 54-60.
2. Verbreitung
In der 2. H. des 5. und im 6. Jh. waren viele Bügel-F.typen und Klein-F.formen - jedenfalls
nach dem derzeitigen Forschungsstand - vergleichsweise großräumig verbreitet (s. u.). Dies
spricht mit einiger Wahrscheinlichkeit für Herstellung durch wandernde Goldschmiede
(„Feinschmiede“), also für Wanderhandwerker (vgl. [3] S. 8).
Von wandernden Goldschmieden am Hof der rugischen Königin Giso berichtet in der 2. H.
des 5. Jh. Eugippius (vita Severini VIII: MGSS rer. Germ. 26, S. 19f.; dazu [9] S. 70). In
dieselbe Richtung könnte neben anderen archäologischen Anhaltspunkten (ebd. S. 67-
73; Joachim Werner, Fernhandel und Naturalwirtschaft im östl. Merowingerreich ..., 42. Ber.
der RGK des Dt. Arch. Inst. 1961, S. 313-319) auch das Sp. 722f. erwähnte
Goldschmiedegrab von Poysdorf, N.Ö. (also im Rugiland gelegen), mit zwei F.modellen
weisen: die Kartierung der F., die mit den beiden Formmodellen dieses Grabes
übereinstimmen, führt weit ab vom „Rugiland“ an den Mittelrhein und in das alamannische
Stammesgebiet an der oberen Donau (Bügel-F.) sowie in den sog. östl. merowingischen
Reihengräberkreis (S-Fibel: Vbk. II; [4] S. 65, 77; [9] S. 67-70; [11] S. 86f. mit Abb. 17).
Die großen Scheiben-F. des 7. Jh. waren dagegen in der Regel jeweils nur in einem kleinen
Gebiet verbreitet, also wohl Erzeugnisse ortsfester Werkstätten (z. B. Vbk. V).
Das gilt gleicherweise für die tauschierten Exemplare des Typs von Meisenheim (Abb. 6 c;
Vbk. III, die silberplattierten Stücke mit Tierornament (Vbk. IV; [6] Taf. 86,4) und die
Goldscheiben-F. aus der „Werkstatt des ‚Wittislinger Meisters’“ (Vbk. V; Hermann
Dannheimer, Unters. zur Besiedlungsgesch. Bayerns im frühen MA, in: Ausgrabungen in
Dtld., T. 2, Mainz 1975 [Röm.-Germ. Zentralmus., Monographien Bd. 1,2], S. 224-237, bes.
S. 227f. Abb. 6f.). - Für die vorgelegte Deutung spricht auch die Analyse weiteren
Trachtzubehörs dieser Zeit (zuletzt [11] S. 89 mit Abb. 18; Rainer Christian,
Das alamannische Reihengräberfeld von Marktoberdorf im Allgäu, Materialhh. zur bayer.
Vorgesch. 21, 1966, S. 77-80, Abb. 25; ders. in: Wolfg. Hübener [Hrsg.], Die Goldblattkreuze
des frühen MA, Bühl i. B. 1975, S. 73-83 und R. Christlein, Ein Goldschmiedemodel des 7.
Jh. aus Gammertingen, Fundber. aus Baden-Württ. 4, 1979, S. 357-363).
Für die Erforschung dieses wichtigen Komplexes gibt es jedoch bisher erst Ansätze: eine
weitere scharfe Differenzierung des Trachtzubehörs insgesamt – auch für das 6. Jh. mit
kleinräumigen Verbreitungsgebieten (vgl. Sp. 725 und 727) – und anderer Metallarbeiten
nach Form und Dekor unter Einbeziehung handwerklicher Kriterien wird zu neuen, besser
gesicherten Ergebnissen führen.
3. Die F. als Trachtbestandteil
Die F. dieser Zeit im Merowingerreich ist Bestandteil ausschließlich der Frauentracht (die F.
im Grab des Frankenkönigs Childerich † 482 von Tournai, Belgien, und im etwa zeitgleichen
Grab des Omharus in Apahida, Rumänien, sind Ausnahmen, bezeichnenderweise keine
germanischen F., sondern goldene römische Zwiebelknopf-F., die zu dieser Zeit im Imperium
Romanum hohen zivilen und militärischen Würdenträgern vorbehalten waren, s. Sp. 740).
Außer in der Frauentracht der Goten (zu dieser Sp. 736f.) und einiger weiterer
ostgermanischen Stämme (Gepiden, Heruler, Rugier, Wandalen), auf die hier nicht weiter
eingegangen werden kann, war bei den meisten anderen germanischen Stämmen (Franken,
Alamannen, Baiuwaren, Thüringer, Langobarden) die Trageweise der F. annähernd gleich,
daher stimmten vermutlich die Trachten weitgehend überein. Diese Annahme stützt sich auf
die Lage der F. im Grabe: ihre entweder gleichbleibende bzw. nur in Grenzen variierende
Fundlage beim Skelett ist trachtgeschichtlich auswertbar, sofern man unterstellt, daß die
Verstorbene in ihrer zu Lebzeiten getragenen Tracht beigesetzt wurde (gegenteilige
Anhaltspunkte, daß F. und anderes Trachtzubehör - Gürtelschnallen, Wadenbinden,
Schuhschnallen, Nadeln usw. - mit einer eigenen Totentracht zu verbinden wären, liegen
jedenfalls nicht vor).
Eine sichere Zuordnung der F. zu einem bestimmten Gewandstück ist jedoch solange
unmöglich, als die Rekonstruktion der germanischen Frauentracht insgesamt noch aussteht.
Der einzige Befund, in dem die Rekonstruktion auf Grund erhaltener Textilien und somit die
Zuordnung auch der F. zu einem bestimmten Gewandstück zweifelsfrei möglich war, ist das
Grab der zwischen 565 und 570 † fränkischen Königin Arnegundis in St-Denis (Abb.
7; Vorbericht: Albert France-Lanord und Michel Fleury, Das Grab der A. in St-D., Germania
40, 1962, S. 341-359 mit Abb. 2, Taf. 29-37; zur Identifizierung der Toten zuletzt und
abschließend: Adolf Gauert, Der Ring der Kgn. A. aus St-Denis, in: Fs. für Herm. Heimpel
Bd. 3, Gött. 1972 [Veröffn. des Max-Planck-Inst. für Gesch., 36, III], S. 328-347). Am Hals
und oberhalb der Hüfte fand sich je eine goldene, almandinverzierte Scheiben-F. (Abb. 8), die
den langen Mantel schlossen und zusammenhielten.
Für das späte 5. und das 6. Jh. ist im Merowingerreich die sog. Mehr-F.tracht nachgewiesen,
zusammengesetzt aus Bügel-F- und Klein-F.paaren; die Lage der Klein-F. im Bereich des
Oberkörpers und in der Regel untereinander oder versetzt untereinander (Abb. 9 a und
b), niemals aber in gleicher Höhe (etwa einzeln an beiden Schultern), spricht eher für die
Schließfunktion dieser F. als für Heftfunktion, die wohl die Bügel-F. der gleichzeitigen
Frauentracht der Goten hatten (dazu Sp. 736f.). Hierbei ist zunächst unerheblich, ob die F. -
wie im Arnegundisgrab - untereinander in der Mitte des Oberkörpers (Abb. 7, 9 a und b) oder
gelegentlich nahe beieinander in der Nähe einer der beiden Schultern untereinander bzw.
versetzt untereinander getragen wurden; dies dürfte von der Art, dem Zuschnitt und der
Tragweite des dazugehörigen Gewandungsstückes abhängen, das bislang noch nicht sicher
erschlossen ist, aber wegen der Fragilität der Klein-F. jedoch aus einem feinen Gewebe
bestanden haben muß.
Über die Zuordnung der großen Bügel-F.paare zu einem bestimmten Gewandstück besteht
ebenfalls Unklarheit. Ihre Lage im Grab - entweder im Bereich des Beckens oder zwischen
den Oberschenkeln (Abb. 9 a und b) - hat vermuten lassen, die F. könnten zum Verschluß
eines Leichentuchs gedient haben (u.a. [3] S. 7ff.; Sp. 733). Dagegen spricht eindeutig der
Ausgrabungsbefund in allen modern untersuchten Gräberfeldern; das gesamte Trachtzubehör
ebenso wie der Schmuck fand sich an den Stellen im Grab, an denen er von der Tracht her zu
erwarten war.
Auf ein weiteres Indiz für die Trachtzugehörigkeit der Bügel-F. machte Herm.
Hinz aufmerksam: zwischen den am langen Band getragenen Bergkristallanhängern der
Merowingerzeit, soweit sie metallbeschlagen und somit nachweisbar sind, und den Bügel-F.
besteht ein direkter Zusammenhang; die Lederbänder der Kugeln setzten vermutlich an der
unteren Bügel-F. an (Jb. des Röm.-Germ. Zentralmus. Mainz 13, 1966, S. 212-230). Ferner
spricht dafür die Tatsache, daß in älteren Gräbern die Bügel-F. mehrheitlich im
Beckenbereich lagen, in den jüngeren hingegen zumeist zwischen den Oberschenkeln [14, S.
38]. Die gegenwärtig einleuchtendste Erklärung ist die von Eduard M. Neuffer, in den Bügel-
F. den Verschluß eines Wickelrockes zu sehen (Der Reihengräberfriedhof von Donzdorf, Stg.
1972 [Forschgn. und Ber. zur Vor- und Frühgesch. in Baden-Württ., Bd. 2], S. 23; zuletzt [14]
S. 38). Da aber - wenn auch selten - andere Fundlagen der Bügel-F. überliefert sind, ist mit
weiteren abweichenden Trachten zu rechnen (z. B. [15] S. 57).
Die einzeln getragenen Scheiben-F. des letzten Dr. des 6. und des 7. Jh. (Scheiben-F. mit
engzelligem Cloisonné, Filigranscheiben-F., tauschierten Eisen-F.) dienten, wie ihre Grablage
im oberen Brustbereich - meist in der Brustmitte der Toten – erweist, zum Verschließen eines
wohl mantelartigen Gewandstückes; einige wenige Befunde lassen hieran keinen Zweifel.
So lag in einem 1969 aufgedeckten Grab der alamannischen Dame in der Laurentiuskirche in
Bülach, Kt. Basel– Land, die Goldscheiben-F. nur wenig unterhalb des Kinns auf einer
Perlenkette. Da letztere auf dem Kleid getragen wurde, verschloß demnach die Scheiben-F. in
Brustmitte den Mantel (Vorbericht: Walter Druck, Helvetia archaeologica 1, 1970, S. 16-22
und B. Thieme a. a. O. [Sp. 728] S. 446).
Zusätzliche F. zur Scheiben-F. in gleicher oder in abweichender Funktion fehlen in den
Gräbern. Es ist für das letzte Dr. des 6. Jh. - bei einem Übergangshorizont von der „Mehr-F.-“
zur „Ein-F.tracht“ - und für das 7. Jh. also von einer „Ein-F.tracht“ zu sprechen. Freilich ist
eine Scheiben-F. zu dieser Zeit nur in einem kleinen Prozentsatz der Gräber zu finden. Der
Wechsel von der „Mehr-F.tracht“ zur „Ein-F.tracht“ (Scheiben-F.) im letzten Drittel des 6. Jh.
ist sehr wahrscheinlich nach romanischem Vorbild erfolgt; in der romanischen Frauentracht
gehörte die Einzel-F. (Scheiben-F., Tier-F., Kreuz-F.) seit langem zum Mantelverschluß (s.
Sp. 738f.). Eine alle Bevölkerungsschichten einschließende Volkstracht hat es – ebenso wie
im 6. Jh. - auch nicht im 7. Jh. gegeben.
B. Gotisches Kulturgebiet
Die F. im gotischen Kulturgebiet.
Große Bügel-F.paare und eine große Gürtelschließe sind von der Krim bis nach Spanien
einheitliches Kennzeichen der Frauentracht der Goten (Volker Bierbrauer, Die ostgotischen
Grab- und Schatzfunde in Italien, Spoleto 1975 [Bibl. degli ‚Studi Medievali’, 7], S. 71-
83; ders., Zu den Vorkommen ostgotischer Bügelf. in Raetia II, Bayer. Vorgesch.bll. 36,
1971, S. 134-147). Die gotische Männertracht war fibellos (Ausnahmefälle: V. Bierbrauer a.
a. O. 1975, S. 122-126).
Die gegossenen, silbervergoldeten F.paare sind in der 2. H. des 5. und auch in der 1. H. des 6.
Jh. im ltal. Ostgotenreich (seit der Abwanderung aus dem Donaugebiet 488/489)
kerbschnittverziert (Spiralranke: Abb. 10 a; später Flechtband: ders. a. a. O. 1975 S. 85ff.);
ihre halbrunden Spiralplatten sind mit drei oder fünf Knöpfen besetzt, ihre Hakenplatten
rhombisch (Abb. 10 a); Bügel-F. mit einer mit dem Bügel gleichbreiten Hakenplatte – wie n.
der Alpen - gibt es nicht. Die Bügel-F. im spanischen Westgotenreich sind ähnlich
gestaltet (Hans Zeiss, Die Grabfunde aus dem span. Westgotenreich, Bln. und Lpz. 1943
[Germ. Dkm. der Völkerwanderungszeit, Ser. A, Bd. 2], S. 12ff., Taf. 4f.); sie sind in der
Regel wie die in den krimgotischen Gräberfeldern aus glattem Silber- oder Bronzeblech
hergestellt (Abb. 10 b) und schließen in der Form unmittelbar an die kleineren Silberblech-F.
an, wie sie im 4. Jh. bei den Goten in S-Rußland und in Rumänien und in der 1. H. des 5. Jh.
im Donaugebiet bereits üblich waren. (V. Bierbrauer, Zur chronologischen, soziologischen
und regionalen Gliederung des ostgerm. Fundstoffes des 5. Jh. in Südosteuropa, in: Herwig
Wolfram und Falko Daim [Hgg.], Die Völker an der mittleren und unteren Donau im fünften
und sechsten Jh., Österr. Akad. d. Wiss., philos.-hist. Kl., Denkschr. Bd. 145, Wien 1980, S.
131-142 [= Kongreß Zwettl]. Die Lage der Bügel-F. an beiden Schultern mit der Spiralplatte
nach unten, insbesondere die Fundlage der F. im Grab einer ostgermanisch-donauländischen
Dame von Hochfelden bei Straßburg i. E. läßt vermuten, daß mit den F. ein mantelartiger
Umhang zusammengeheftet wurde (V. Bierbrauer a. a. O. 1971 [Sp. 736] S. 133f.).
In Italien und Spanien wurde die gotische Frauentracht bald nach der Einwanderung
aufgegeben; der starke Romanisierungsprozeß führte auch zur Übernahme der romanischen
„Ein-F.tracht“ (Ders., Frühgesch. Akkulturationsprozesse in den germ. Staaten am Mittelmeer
[Westgoten, Ostgoten, Langobarden] aus der Sicht der Archäologen, in: Atti del 6° Congr.
Internaz. di Studi sull’ Alto Medioevo. Bd. 1, Mail. 1980, S. 89-105 [= Kongreß Mailand
1978]).
2. Datierung, Fundverhältnisse
Rechteck-F. mit gravierten Mustern und Tremolierstich kommen bereits im späten 7. Jh. vor
[7, S. 74]; eine annähernd gleiche Datierung gilt für die kleinen bandförmigen Bügel-F. und
für die Bügel-F. mit runden Platten (s. Sp. 744). Die Rechteck-F. mit geraden, als die älteren,
und mit geschwungenen Seiten, als die jüngeren Formen, die sog. Heiligen-F., Kreuzemail-F.
und die Kreuz-F. mit Endrundeln gehören nach [7] bereits in die Zeit um oder nach M. des 8.
Jh. (S. 93-98, 102f., 109; vgl. [2] S. 92f., 111; Datierung der sog. Heiligen-F. in das 8. Jh.
bereits bei Marc Rosenberg, Gesch. der Goldschmiedek. auf techn. Grundlage, Zellenschmelz
3, Ffm. 1922, S. 58-60, Abb. 78-87). Daß diese F.-Typen, insbesondere Rechteck-F. mit
geschwungenen profilierten Seiten und Rund-F. mit Kreuz- und Heiligendarstellungen auch
und vor allem im gesamten 9. Jh. getragen wurden, bestätigen indes Neufunde und neuere
Studien: z. B. Rechteck-F. mit gezacktem Rand und farbigen Glaseinlagen aus Woltwiesche
Krs. Peine (Grab 3, zusammen mit einem Denar Ludwigs des Frommen, 814-40: Ralf
Busch, Frühgesch. Funde aus dem Braunschweiger Land, Gött. 1976, S. 58-60, Abb. 86);
Rechteck-F. aus dem Schatzfund von Féchain, NO-Frankreich, mit Münzen von Karl d.
Kahlen (840-877) und Odo (888-898; Archaeologia 86, 1975, S. 76f. mit Abb.). Zu dem
Vorkommen von Rund-F., Rechteck-F. und gleicharmigen Bügel-F. im 9. Jh.: B.
Thieme, Ausgewählte Metallbeigaben aus dem Gräberfeld von Ketzendorf, Krs. Stade,
Hammaburg N.F. 5, 1978-80 (1983), S. 65-89, u. Friedrich Laux, Der Reihengräberfriedhof
in Oldendorf, Samtgemeinde Amelinghausen, Kr. Lüneburg/Nieders., ebendort S. 91-147.
Rund-F. auch noch in Siedlungsschichten vermutlich des frühen 10. Jh. (Walter
Janssen, Bonner Hh. zur Vorgesch. 18, 1978, S. 453-466). Zu den Kreuzemail-F. s. auch Karl
Dinklage, Karoling. Schmuck aus dem Speyer- und Wormsgau, Pfälzer Heimat 6, 1966, S. 1-
6, 41-45, mit Dat. ausschließlich ins 9. Jh.; vgl. vor allem und zusammenfassend die Studie
von Jochen Giesler, Zu einer Gruppe ma. Emailscheibenf., Zs. für Arch. des MA 6, 1978, S.
57-78 (gesicherte Belege für das 9. Jh. und für das 10/11.. Jh. im Ostalpenraum, vgl. diese Sp.
unten).
Für Rechteck-F. und Rund-F. in Gestalt der sog. Heiligen-F. und der Kreuzemail-F. wurde
meist rheinische Herkunft angenommen [7, S. 93-98]; neuerdings wurde zurecht auch auf
andere Möglichkeiten hingewiesen, etwa Regensburg und Oberitalien (J. Giesler a. a. O. S.
71). In Süddeutschland kommen sie und die Kreuz-F. nur noch als Einzel- oder als
Siedlungsfunde und daher vergleichsweise selten vor, da die Sitte der Beisetzung in Tracht
hier spätestens A. des 8. Jh. erlosch. In den Randgebieten des ostfränkischen wie des
karolingischen Reiches (Thüringen; Norddeutschland: Sachsen/Friesen; Oberpfalz) sind diese
F. im 9. Jh. sowohl in Siedlungen (z. B. Domburg, s. o. [Sp. 744]; Haithabu: Herb.
Jankuhn, Haithabu. Eine german. Stadt der Frühzeit, o. O. u. J. Neumünster i. H. 21938], S.
187, Abb. 200e) als auch und vor allem noch in Gräbern anzutreffen ([7] S. 104-110, 121f.;
zur Quellenlage ferner: J. Werner, Germania 37, 1959, S. 179-192; ders., Sporn von
Bacharach und Seeheimer Schmuckstück..., in: Karl Heinz Otto und Joachim
Herrmann [Hgg.], Siedlung, Burg und Stadt, Stud. zu ihren Anfängen, Fs. R Grimm, Bln.
1969 [Dt. Akad. der Wiss. zu Bln., Schr. der Sektion für Vor- und Frühgesch., Bd. 25], S.
497-506; Fr. Laux a. a. O. S. 134-147; J. Giesler a. a. O. S. 71; Klaus Schwarz, Die frühma.
Anfänge im Lkrs. Amberg-Sulzbach nach arch. Quellen, in: Im Spiegel der Zeiten - Der Lkrs.
A.-S., Amberg 1978, S. 47-76, bes. S. 52f. mit Abb. 4 Nr. 36f.; ders., Der frühma.
Landesausbau in NO-Bayern arch. gesehen, in: Ausgrabungen in Dtld., T. 2, Mainz 1975
[Röm.-Germ. Zentralmus. Monographien, Bd. 1,2], S. 338–409). Diese regional
unterschiedlichen Fundbedingungen im 8. und 9. Jh. sind zu berücksichtigen, wenn man die
von [7] vorgelegten Vbk. zu den genannten F.formen auswerten will; so zuletzt kritisch und
zurecht mit neuer Vbk. J. Giesler a. a. O. (s. oben) S. 63f. mit Vbk. 4. Zu den Kreuz- und den
emailverzierten Rund-F. in der Köttlach-Kultur des Ostalpenraumes, wo sich diese F. noch in
Gräbern des 10. und 11. Jh. finden, vgl. die ausführlichen Darlegungen von ders., Zur Arch.
des Ostalpenraumes im 8.-11. Jh., Diss. Mchn. 1978 (masch.);
generell: ders., Emailscheibenf. a. a. O. S. 57-72; ders., Zur Arch. des Ostalpenraumes vom 8.
bis 11. Jh., Arch. Korrespondenzbl. 10, 1980, S. 85-98.
3. Trachtzubehör
Die wenigen beobachteten Grabfunde mit F. des 8.-10. Jh. geben ein trachtlich einheitliches
Bild ab für alle F.formen. Bis in die Ottonenzeit ist mit einer - seit dem späten 6. Jh. bzw. um
600 üblichen - Ein-F.tracht der Frau zu rechnen, bei der die F. in der Brustmitte einen
mantelartigen Umhang verschloß (zur F. der Männertracht s. Sp. 749).
Die F. wurden in Frauen- oder in Mädchengräbern in Brustmitte meist nur wenig unterhalb
des Halses gefunden; so eine Rund-F. mit Emaileinlage aus Goddelsheim bei Kassel (Karl
Nass, Karol. Reihengräberfelder aus Hessen, Germania 22, 1938, S. 45, Taf. 10 Nr. 6); eine
Kreuzemail-F. aus der Krypta der Münsterkirche in Hameln (Dietrich Bohnsack, Germania
36, 1958, S. 218f., mit Abb. 1); eine Rund-F. in Tangein Krs. Klötze, Altmark (Johs.
Schneider in: Symbolae Praehistoricae, Fs. Friedrich Schiette, Bln. 1975, S. 189 Abb. 3 b);
eine emaillierte Rechteck-F. von Rotenburg-Bötersen [7, S. 356 Abb. 64] und von
Holtebüttel-Nindorf (s. Sp. 743); vgl. ferner Funde aus Soest (August Stieren, Germania 14,
1930, S. 172 mit Abb. 4) und eine Kreuz-F. von Quedlinburg ([7] S. 369, Taf. 65 Nr. 5; W.
Schulz a. a. O. [Sp. 743] S. 325, Taf. 650) und zuletzt die Befunde von Ketzendorf (B.
Thieme a. a. O. [Sp. 747] passim).
Für das 10. Jh. vgl. die Gräber mit Email-F. in der Peterskirche von Straubing und aus der
Zeit der ältesten Babenbergerkirche in Bamberg (Abb. 15 f; zu Straubing: Walter Sage, Jber.
des Hist. Ver. für Straubing und Umgebung 79, 1976, S. 113-128; zu Bamberg: ders., Arch.
Korrespondenzbl. 3, 1973, S. 266, Taf. 55 Nr. 4-6). Die Email-F. von Straubing (a. a. O. Abb.
21 Nr. 5f.) gehören zu einem Typ mit Peltenornament und gekerbtem Rand, wie er ähnlich an
den F. von Helfta Krs. Eisleben (W. Schulz a. a. O. Taf. 651), von Bamberg (W. Sage 1973 a.
a. O. Taf. 55 Nr. 6; ders., Jber. der Bayer. Bodendpfl. 17/18, 1976-1977, S. 183 und Abb. 18)
und von Straßkirchen Krs. Straubing vorliegt (Paul Reinecke, Germania 29, 1936, S. 200, Taf.
42 Nr. 1); diese F. mit Peltenornament können auch schon dem 9. Jh. angehören, mit
Rücksicht auf die Ornamentik des F.paares aus dem Grab 854 in Birka (s. Sp. 743) und mit
Blick auf die Kreuzeinlagen beim Adelhauser Tragaltar des Freiburger
Augustinermus. (Wolfg. Braunfels, Die Welt der Karolinger, Mchn. 1968, S. 85 Abb. XI; vgl.
die Ornamentik auf den datierbaren F. in den Funden von Muizen und Camon, Sp. 744f.).
Zeitgenössische bildliche Darstellungen dieses aus Grabfunden erschlossenen Befundes
stehen wegen der Seltenheit von Frauendarstellungen kaum zur Verfügung. Dabei sind der
trachtgeschichtlichen Auswertung Grenzen gesetzt, da in der Regel nach antiken oder älteren
frühmittelalterlichen Vorlagen kopiert wurde, also im Einzelfall sehr sorgsam zeitgenössische
Realien herausgearbeitet werden müssen; dies ist möglich, besonders bei der Bewaffnung (z.
B. Flügellanzen), aber auch bei dem Trachtzubehör.
Genannt seien als Beispiel das Brustbild der Kaiserin Judith, Gemahlin Ludwigs des
Frommen, mit Rund-F. als Mantelverschluß in Brustmitte (Percy Ernst Schramm, Die dt.
Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, Bd. 1, Lpz. und Bln. 1928, Abb. 16). Aus dem 2. V.
des 9. Jh. sind in der karolingischen Kopie von des Boethius „De institutione arithmetica libri
II“ drei Frauen mit je einer Rechteck-F., einer Rund-F. und einer quadratischen F., jeweils in
Brustmitte, dargestellt (Bamberg, Staatl. Bibl., Ms. H.J.IV 12, fol 9 v: Köhler Bd. 1,2 S. 65-67,
Taf.bd. 1 Taf. 90 b): obgleich in den Proportionen unrichtig und bei der rechten Figur auch
funktional mißverstanden, sind doch zeitgenössische F. abgebildet, die in der Zeit der
spätantiken Vorlage nicht gebräuchlich waren (zu der Quadrat-F. mit Kreuzdarstellung
neuerdings eine F. aus der Schweinfurter Burg von Oberammerthal Krs. Amberg, Opf.: Abb.
15 g; Jber. der Bayer. Bodendpfl. 8-9, 1967-1968, S. 136 Abb. 22 Nr. 2). Gute Belege enthält
auch der Stuttgarter Psalter, um 820/830: zweifarbige Rund-F. mit Kreuzdarstellung
(Kreuzemail-F.?; fol. 94v, 98r, 146v), eine offensichtlich edelsteingeschmückte Rund-F. (fol.
41v, 166 av [= 76 av], 115v: Abb. 18 a und b; Der Stuttgarter Bilderpsalter, Bibl. Fol. 23
Württ. L. bibl. Stg., Faks.bd., Stg. 1968).
Die genannten F.formen fanden auch in der Männertracht Verwendung, was - wie die Ein-
F.tracht der Frau - auf romanisch-mediterranes Vorbild zurückgehen dürfte: hier gehörte seit
langem die Mantel-F. auch zur gewohnten Tracht des Mannes (s. Sp. 739ff.); nördlich der
Alpen war sie im 6.-8. Jh. nicht üblich gewesen. Für die Mantel-F. im 8./9. Jh. seien als Beleg
zwei Gräber aus dem karolingischen Friedhof von Goddelsheim bei Kassel genannt: hier
wurden eine Kreuz-F. und eine Rechteck-F., auf der rechten Schulter bzw. auf der rechten
oberen Brusthälfte liegend gefunden (K. Nass a. a. O. [Sp. 748] Taf. 10 Nr. 1 und 7).
Dieser Befund deckt sich mit zahlreichen bildlichen Darstellungen des 9.-11. Jh., in denen
meist Rund-, gelegentlich auch Rechteck-F. nachweisbar sind; diese Belege betreffen jedoch
überwiegend die Hoftracht, den Kaiser selbst und sein Gefolge. Hoftracht und
Kaiser: Schramm, Dkm., Bd. 1 S. 44f.; zahlreiche Belege bei Köhler Bd. 1,2. - Zu einer
Rechteck-F. mit geperltem Rand, also zu einer F.form, die in der Spätantike und im frühen
MA im oströmisch-byzantinischen Raum nicht belegt ist und daher nicht kopiert sein kann,
vgl. den Cod. 1332 der Österr. Nat.bibl. Wien, fol. 1v (1. H. 9. Jh.; Kurt Holter in: W.
Braunfels [Hg.], Karl d. Gr. ..., Bd. 3, Ddf. 1965, S. 91, Taf. 11 Abb. 109, Hieronymus: rechte
Schulter). Karl d. Gr. benutzte zu seinem „sagum“ (kurzer Mantel) eine goldene F. (Einhard,
Vita Karoli Magni, cap. 23, ed. MGSS rer. Germ., Bd. 25). - Mantel-F. an der rechten
Schulter wurden indes nicht nur am Hof getragen: in Goddelsheim waren es Angehörige wohl
der grundherrlichen Schicht. Dies verdeutlicht auch das Bild eines schwertführenden
karolingischen Grundherrn aus dem frühen 9. Jh. in der Kirche von Mals im Vinschgau (W.
Braunfels a. a. O. [Sp. 749] S. 39 Abb. IV). Andere Darstellungen zeigen Krieger, so
zahlreiche Illustrationen im Sp. 749 genannten Stuttgarter Psalter (z. B. fol. 2v, 4r, u. ö.) oder
in der etwa gleichzeitigen Trierer Apokalypse. (Stadtbibl. Trier, cod. 31, fol. 10 und 37: Peter
K. Klein, Trierer A., Graz 1974 bis 1975, Kommentarbd. S. 120).
Zu den Verbreitungskarten
I (Sp. 751): Vogel-F. „Typ“ Irlmauth (♦), „Typ“ Straubing (●), alle übrigen Vogel-F. mit
dreieckigem, dreigeteiltem Flügel (o), kerbschnittverzierte ovale Vogel-F. (▼). Nach [8] Taf.
93 Karte 6 (Stand 1968).
II (Sp. 751): Zwei Modelle aus Poysdorf, N.Ö. (P) und die Verbreitung ähnlicher Bügel-F.
und S-Fibeln. Nach [11] S. 87 Abb. 17.
III (Sp. 752): Tauschierte Scheiben-F. vom „Typ“ Meisenheim. Nach: Veröff. des Hist. Ver.
Heilbronn 25, 1966, S. 1 Abb. 1.
IV (Sp. 752): Verbreitung der silbertauschierten Scheiben-F. mit Tierornament. Nach [6] Taf.
86 Karte 4.
V (Sp. 752): Verbreitung der Goldscheiben-F. aus der Werkstatt des „Wittislinger Meisters“.
Nach H. Dannheimer a. a. O. (Sp. 732) S. 228 Abb. 7.
Literatur
zu I–V. 1. Joachim Werner (Hg.), Die langobard. Fibeln aus Italien, Bln. 1950. - 2. Kurt
Böhner, Die fränk. Altertümer des Trierer Landes, T. 1-2, Bln. 1958. - 3. J. Werner, Kat. der
Slg. Diergardt (Völkerwanderungszeitlicher Schmuck), Bd. 1, Bln. 1961. - 4. Ders., Die
Langobarden in Pannonien ..., Mchn. 1962 (Bayer. Akad. der Wiss., Abhn. der philol.-hist.
Kl., N. F., H. 55 A und B). - 5. Herb. Kühn, Die germ. Bügelfibeln der
Völkerwanderungszeit, Teil 1, Graz 21965; T. 2 Bd. 1-2, Graz 1974. - 6. Rob.
Koch, Bodenfunde der Völkerwanderungszeit aus dem Main-Tauber-Gebiet, Bln. 1967
(Germ. Dkm. der Völkerwanderungszeit, Ser. A, Bd. 8). - 7. Frauke Stein, Adelsgräber des 8.
Jh. in Dtld., Text- und Taf.bd., Bln. 1967 (Germ. Dkm. ..., Ser. A, Bd. 9). - 8. Ursula
Koch, Die Grabfunde der Merowingerzeit aus dem Donautal um Regensburg, Text- und
Taf.bd., Bln. 1968 (Germ. Dkm. ..., Ser. A, Bd. 19). - 9. J. Werner, Zur Verbreitung
frühgesch. Metallarbeiten ..., Early Medieval Stud. 1, 1970 (Antikvariskt arkiv 38), S. 65-81. -
10. Herm. Ament, Fränk. Adelsgräber von Flonheim in Rheinhessen, Bln. 1970 (Germ. Dkm.
..., Ser. B, Bd. 5). - 11. Torsten Capelle und Hayo Vierck, Modeln der Merowinger- und
Wikingerzeit, Frühma. Stud. 5, 1971, S. 42-100. - 12. Christiane Neuffer-Müller und H.
Ament, Das fränk. Gräberfeld von Rübenach, Stadt Koblenz, Bln. 1973 (Germ. Dkm. ..., Ser.
B., Bd. 7). - 13. T. Capelle und H. Vierck, mit einem Beitrag von Wilh. Winkelmann, Weitere
Modeln der Merowinger- und Wikingerzeit, Frühma. Stud. 9, 1975, S. 110-142. - 14. Max
Martin, Das fränk. Gräberfeld von Basel-Bernerring, Basel 1976. - 15. U. Koch, Das
Reihengräberfeld von Schretzheim, Bln. 1977 (Germ. Dkm. ..., Ser. A, Bd. 13).
http://www.rdklabor.de/wiki/Fibel_(Gewandspange)