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The imagological way of interpretation - A


critical comment on methodology

Article · January 2010

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1 author:

Michaela Voltrová
University of West Bohemia
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GER_OBALKA_10-12b.qxd 25.11.2010 22:36 Page 3

GERMANOSLAVICA INHALT
Zeitschrift f¸r germano-slawische Studien
gegr¸ndet 1931, erneuert 1994 Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Jahrgang 21 (2010) Heft 1-2 AUFSÄTZE
Martina S t e m b e r g e r: Westöstliche Metamorphosen: (De)Konstruktionen des
Im Auftrag des Slawischen Instituts ‚Orients‘ in europäischen Russland-Diskursen / West-Eastern Metamorphoses:
der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (De)Constructions of the ‘Orient’ in European discourses about Russia . . . . . . . . . 3
herausgegeben von Eva H a u s b a c h e r: „Die Welt ist rund“. Transnationale Schreibweisen in der
zeitgenössischen Migrationsliteratur (Marija Rybakova, Julya Rabinowich) /
Siegfried ULBRECHT “The earth is round”. Transnational Narratives in Contemporary Migrant
Literature . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Redaktionskollegium: Marie F r o l í k o v á: Die Darstellung Bulgariens in dem Roman Apostoloff
Sibylle Lewitscharoffs / The Portrayal of Bulgaria in the Novel Apostoloff
V·clav BOK (»eskÈ BudÏjovice),
by Sibylle Lewitscharoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Hermann BIEDER (Salzburg), Vlastimil BROM (Brno), Alexander H ö l l w e r t h: Die ästhetische Revolte gegen den Humanismus:
Matthias FREISE (Gˆttingen), Peter DREWS (Freiburg i. Br.), Die zeitgenössischen russischen Schriftsteller Limonov, Mamleev,
Ludger UDOLPH (Dresden), Gabriela VESEL¡ (Praha) der „neoeurasische“ Ideologe Dugin und deutsch-russische Missverständnisse
unter dem Vorzeichen einer „repressiven Toleranz“ / The aesthetic revolt
Redaktion: against Humanism: the contemporary Russian writers Limonov, Mamleev,
Dugin’s “Neoeurasian” ideology and German-Russian misunderstandings
Helena ULBRECHTOV¡ in the context of “repressive tolerance” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Lenka V ODR¡ û KOV¡ -P OKORN¡ Mária G y ö n g y ö s i: Die Poetik der Stadt und des Raumes. Parallelen
in den Werken von Rilke und Pasternak / Poetics of Town and Space:
Erscheint im Verlag Euroslavica Parallels in the Works of Rilke and Pasternak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Ulrike G o l d s c h w e e r: Raum, Ding, Projekt. Ilya Kabakov und die
Anschrift der Redaktion: Installation Der Palast der Projekte / Thing, Space, Project. Ilya Kabakov
Germanoslavica, Slovansk˝ ˙stav AV »R, v. v. i. and The Palace of Projects . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
Valentinsk· 1, 110 00 Praha 1 Elke M e h n e r t: Das Café als literarischer Ort / “Café” – a literary place . . . . . . . 123
»esk· republika Michaela V o l t r o v á: Zu imagologischen Interpretationsverfahren –
E-Mail: germanoslavica@slu.cas.cz eine methodenkritische Anmerkung / The imagological way of interpretation –
a critical comment on methodology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Vertrieb im Inland: Slovansk˝ ˙stav AV »R, v. v. i. Magdalena M a r s z a ł e k: Der Schriftsteller als Geograph und Gastarbeiter:
110 00 Praha 1, Valentinsk· 1 Die literarische Kartographie Andrzej Stasiuks / The Author as Geographer
Vertrieb im Ausland: and ‘Gastarbeiter’. Andrzej Stasiuk’s Literary Cartography . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Kubon & Sagner, P. O. Box, D-80328 M¸nchen, postmaster@kubon-sagner.de Renata C o r n e j o: Jiří Gruša als Sprach- und Kulturvermittler zwischen
Tel. + + 498954218114 der ‚alten‘ und ‚neuen‘ Heimat am Beispiel seiner Gedichte / Jiří Gruša
und Slovansk˝ ˙stav AV »R, v. v. i., CZ-110 00 Praha 1, Valentinsk· 1 as a cultural and language intermediary oscillating between the ‘old’
and the ‘new’ home country, exemplified in his poems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
ISSN 1210-9029
Frank Thomas G r u b: Grenz-Erfahrungen im Werk der Lenka Reinerová /
Borderline experiences in the works of Lenka Reinerová . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Edgar P l a t e n: Autobiographischer Rückblick und/oder autobiographische
© Slovansk˝ ˙stav AV »R, v. v. i., 2010 Vorausschau? Zum Verschwinden des Ich in Ilse Aichingers autobiographischem
‚Projekt‘ Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben / An Autobiographical
Retrospect and/or an Autobiographical Glance at the Future. The Disappearance
of the Self in Ilse Aichinger’s Autobiographical Project Film und Verhängnis.
Blitzlichter auf ein Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
Germanoslavica 2010, Nr. 1-2

INHALT

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

AUFSÄTZE

Martina S t e m b e r g e r: Westöstliche Metamorphosen: (De)Konstruktionen des


‚Orients‘ in europäischen Russland-Diskursen / West-Eastern Metamorphoses:
(De)Constructions of the ‘Orient’ in European discourses about Russia . . . . . . . . 3
Eva H a u s b a c h e r: „Die Welt ist rund“. Transnationale Schreibweisen in der
zeitgenössischen Migrationsliteratur (Marija Rybakova, Julya Rabinowich) /
“The earth is round”. Transnational Narratives in Contemporary Migrant
Literature . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Marie F r o l í k o v á: Die Darstellung Bulgariens in dem Roman Apostoloff
Sibylle Lewitscharoffs / The Portrayal of Bulgaria in the Novel Apostoloff
by Sibylle Lewitscharoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Alexander H ö l l w e r t h: Die ästhetische Revolte gegen den Humanismus:
Die zeitgenössischen russischen Schriftsteller Limonov, Mamleev,
der „neoeurasische“ Ideologe Dugin und deutsch-russische Missverständnisse
unter dem Vorzeichen einer „repressiven Toleranz“ / The aesthetic revolt
against Humanism: the contemporary Russian writers Limonov, Mamleev,
Dugin’s “Neoeurasian” ideology and German-Russian misunderstandings
in the context of “repressive tolerance” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Mária G y ö n g y ö s i: Die Poetik der Stadt und des Raumes. Parallelen
in den Werken von Rilke und Pasternak / Poetics of Town and Space:
Parallels in the Works of Rilke and Pasternak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Ulrike G o l d s c h w e e r: Raum, Ding, Projekt. Ilya Kabakov und die
Installation Der Palast der Projekte / Thing, Space, Project. Ilya Kabakov
and The Palace of Projects . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
Elke M e h n e r t: Das Café als literarischer Ort / “Café” – a literary place . . . . . . 123
Michaela V o l t r o v á: Zu imagologischen Interpretationsverfahren –
eine methodenkritische Anmerkung / The imagological way of interpretation –
a critical comment on methodology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Magdalena M a r s z a ł e k: Der Schriftsteller als Geograph und Gastarbeiter:
Die literarische Kartographie Andrzej Stasiuks / The Author as Geographer
and ‘Gastarbeiter’. Andrzej Stasiuk’s Literary Cartography . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Renata C o r n e j o: Jiří Gruša als Sprach- und Kulturvermittler zwischen
der ‚alten‘ und ‚neuen‘ Heimat am Beispiel seiner Gedichte / Jiří Gruša
as a cultural and language intermediary oscillating between the ‘old’
and the ‘new’ home country, exemplified in his poems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
Frank Thomas G r u b: Grenz-Erfahrungen im Werk der Lenka Reinerová /
Borderline experiences in the works of Lenka Reinerová . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Edgar P l a t e n: Autobiographischer Rückblick und/oder autobiographische
Vorausschau? Zum Verschwinden des Ich in Ilse Aichingers autobiographischem
‚Projekt‘ Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben / An Autobiographical
Retrospect and/or an Autobiographical Glance at the Future. The Disappearance
of the Self in Ilse Aichinger’s Autobiographical Project Film und Verhängnis.
Blitzlichter auf ein Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
Viktor V i k t o r a: Zwei Gedichte von Karel Hynek Mácha – Der Eremit
und Svatý Ivan / Two poems of K. H. Mácha – Der Eremit [The Hermit]
and Svatý Ivan [Saint Ivan] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Radek M a l ý: …ich bin einigermaßen „angeböhmt“. Paul Celans Beziehung
zu Böhmen und Mähren und die Reflexion seines Werkes in Tschechien /
Paul Celan’s Relationship to Bohemia and Moravia and the reflection
of his work in the Czech Republic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Igors K o š k i n s: Deutsch-russischer Sprachkontakt in Vertragsurkunden
Nordwestrusslands / German-Russian linguistic contacts in contract
documents of North-West Russia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

BESPRECHUNGEN
Milan Tvrdík – Alice Stašková (Hgg.): Goethe heute. Goethe dnes
(Steffen Höhne) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
Vladimír Holan: Gesammelte Werke Bd. 6. Lyrik 5. Wein, Angst, Schmerz
(Volker Strebel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Eduard Goldstücker – Eduard Schreiber: Von der Stunde der Hoffnung
zur Stunde des Nichts. Gespräche (Jörg Thunecke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
Siegfried Ulbrecht – Helena Ulbrechtová (Hgg.): Die Ost-West-Problematik in den
europäischen Kulturen und Literaturen. Ausgewählte Aspekte / Problematika
Východ–Západ v evropských kulturách a literaturách. Vybrané aspekty
(Volker Strebel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241

Verzeichnis der Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244


Die Zusammenfassungen der Zeitschrift
Germanoslavica 2010, Nr. 1-2

Westöstliche Metamorphosen: (De)Konstruktionen des ‚Orients‘


in europäischen Russland-Diskursen
Martina S t e m b e r g e r
This article, based on a corpus including travelogues, fiction, philosophical essays, polit-
ical and journalistic reports, analyzes various (de)constructions of the ‘Orient’ in Western
European – mainly French – discourses about Russia. As ‘European Orient’, as ‘Other
Europe’, Russia played the role of one of Western Europe’s privileged ‘others’, essential
for the contrastive conceptualization of an ‘occidental’ identity. But Russia always was a
rebellious object of othering. The ‘oriental’ imagery these texts often recur to seemingly
allows framing Russia’s disturbing yet inconceivable alterity in paradoxically familiar cat-
egories of picturesque strangeness. After the October Revolution, Western ‘Euro-
Orientalism’, confronted with the ‘Orient marxiste’, the ‘Orient communiste’, acquires a
new political dimension. This essay reflects on the complex interplay of auto- and het-
erostereotypes in the discursive ‘orientalization’ of Russia; but it also shows how the
stereotypical Orient/Occident-dichotomy is deconstructed by literary visions of “third
spaces”, cultural and political spaces in-between, between East and West, Orient and
Occident.

„Die Welt ist rund“. Transnationale Schreibweisen


in der zeitgenössischen Migrationsliteratur
(Marija Rybakova, Julya Rabinowich)
Eva H a u s b a c h e r
Based on theoretical models adopted from Postcolonial Studies, this study outlines a poet-
ics of migration literature that sets it apart from the tradition of Russian emigration liter-
ature. Taking into account recent prose narratives by contemporary writers born in Russia
but with a migration background (Marija RYBAKOVA, Julya RABINOWICH), it demonstrates
that intercultural constellations are not only a central theme of these texts but an aesthet-
ic principle that dominates all levels of the writing. The newly created marginal and tran-
sitional spaces become the very centres of creative innovation, where a cultural hybridiza-
tion of the opposite poles East and West can be reached. Migrant experiences and tran-
scultural existences open up new literary spaces for cultural and political self-reflection
that transcend the narrow horizon of a self-enclosed national literature and create a new
“world literature”.
Die Darstellung Bulgariens in dem Roman Apostoloff
Sibylle Lewitscharoffs
Marie F r o l í k o v á
The study concentrates on the description of Bulgaria and on the depiction of the
Bulgarian national character in Sibylle LEWITSCHAROFF`s last novel Apostoloff (2009).
Bulgaria is presented there as a land of many negative sides, e.g. corruption, deficiencies
in the legal system, dirtiness, poverty, horrible housing conditions, lack of cultural milieu
and almost no evidence of civic society. The same applies to the way in which the novel
presents the character of the Bulgarians. It shows them as the people who are strongly
influenced by the subconscious processes and who tend to very emotional conduct, which
reveals their lack of reason and potential of future development. The most telling exam-
ple is the figure of the narrator and main character’s father, who comes from Bulgaria.
There are obvious analogies between the father, the country and its inhabitants. But on the
other hand the novel has its own poetic dimension which does not allow to take it all for
something fully corresponding to the reality. LEWITSCHAROFF is one of the contemporary
German writing novelists gifted to create her novels in a very artistic way and, moreover,
she uses the word wit and a lot of wordplays. It makes the novel very multidimensional.
The reader has to concentrate not only on what the novel says about Bulgaria and its peo-
ple but also how it is said and how the perceived segments of the Bulgarian reality are
combined with the memories and the mental processes of the narrator.

Die ästhetische Revolte gegen den Humanismus:


Die zeitgenössischen russischen Schriftsteller Limonov, Mamleev,
der „neoeurasische“ Ideologe Dugin und deutsch-russische
Missverständnisse unter dem Vorzeichen einer „repressiven Toleranz“
Alexander H ö l l w e r t h
This item goes into the texts of Eduard LIMONOV and Yuri MAMLEEV. It relates them to
the ideology of “neo-eurasian” Alexander DUGIN and comes to the conclusion that these
texts show a lot of convergences with DUGIN´s anti-humanist ideology. Besides it the
bounds between “reality” and fiction in the Russian literature will be made the subject of
discussion.

Die Poetik der Stadt und des Raumes: Parallelen in den Werken von
Rilke und Pasternak
Mária G y ö n g y ö s i
The aim of the article is to show some parallels and differences between the poetics of
town and – in a broader context – space in the literary works by RILKE and PASTERNAK. It
is important to point out the “Ding” both in their lyrics and prose, the roots and/or analo-
gies of what is to be found in RODIN’s and CÉZANNE’s art and HUSSERL’s phenomenolo-
gy. Out of very similar poetic means used by the two poets metaphor and especially com-
parison have to be mentioned. Personification of “me” can be observed in its relation to
the “Ding”, direct self-expression of “me” becomes vague or even disappears. The article
presents the analysis of RILKE’s early lyrics and important pieces of his middle period
(Venezianischer Morgen [Venetian Morning], Der Platz (Furnes), Die Aufzeichnungen
des Malte Laurids Brigge [The Notebooks of Malte Laurids Brigge]) and its parallels in
PASTERNAK’s works (Veneciya [Venice], Marburg, Okhrannaya gramota [Safe Conduct],
Detstvo Lyuvers [Adolescence of Zhenya Luvers]).

Raum, Ding, Projekt. Ilya Kabakov und die Installation


Der Palast der Projekte
Ulrike G o l d s c h w e e r
The paper examines Ilya KABAKOV’s statements about thing, space, and project in the light
of the grand installation The palace of projects. For KABAKOV, the meanings of these three
terms differ fundamentally due to their context: in the West (in Europe and the US), space
is determined by things; in the East (in Russia, i.e. the Soviet Union), things are domi-
nated by space; in the West, to promote a project means to bring it forward to a success-
ful ending, in the East a project simply means a deviation from normality that has to be
eliminated. The installation The Palace of projects combines features both of the muse-
um (which is associated with death and immortality) and of the socialist palace (which
may serve as exposition hall, theatre, cinema and creative space alike). The Palace of pro-
jects serves – on the one hand – as a means for the reification of the utopian ideas of a
number of people representing a cross-section of Soviet society (ideas become things from
a Western point of view); on the other hand it provides them with a spatial frame to make
them visible at all (from an Eastern perspective). The projects are exhibited in the pro-
tected space of the Museum – and may yet be reproduced outside the museum, for each
is accompanied by detailed instructions. The Palace thus provides an ambivalent space
where Eastern utopias turn into Western projects, that are bound to be successful – at least
as a museum exhibit.

Das Café als literarischer Ort


Elke M e h n e r t
The coffeehouse as a meeting-point of generations and genders is first of all present in the
central European culture. It is a literary place in a double meaning: on the one hand it is
a popular where about of artists, who find there a place for folksiness as well as for writ-
ing. On the other hand coffeehouses are often the setting in literary texts respectively text
passages. In the first part examples for both are mentioned. In the second part Anna
SEGHERS’s anecdote Die Reisebegegnung is contemplated under an imagologic aspect.
GOGOL, E. T. A HOFFMANN and KAFKA meet in a coffeehouse in Prague. In this context
similarities (in aesthetic) and differences (in way of life, reflection of reality and solving
problems) become clear, which constitute imagotypical elements of literary pictures of
countries/peoples.
Zu imagologischen Interpretationsverfahren –
eine methodenkritische Anmerkung
Michaela V o l t r o v á
The presented text consists of four parts. The first part gives the history of the discipline
and its information sources. The second part called ‘The comparatistic imagology and
its terminology – an introduction’ describes the most important and often used imago-
logical terminology. In the third part the author of the text describes the situation and
the future chances of imagology. The text expresses a critical attitude towards the miss-
ing methodological tradition of imagology, but it also gives the reasons why this disci-
pline should be supported in future.

Der Schriftsteller als Geograph und Gastarbeiter:


Die literarische Kartographie Andrzej Stasiuks
Magdalena M a r s z a ł e k
The Polish writer Andrzej STASIUK is one of the most successful literary cartographers of
the ‘eastward shifted’ Central Europe. His literary essay-writing reacts to the ‘spatial rev-
olution’ in Europe and presents the spatial-performative potential of geographically
inspired writing (‘geopoetics’) in an incisive manner. STASIUK’s geopoetic project is based
on his travel programme throughout East-Central European provinces that are designed as
the quintessence of an other Europe. This area is clearly outlined in his writing.
Significantly, the geographical boundary between German and Slavic territories, includ-
ing the Polish-German border, thus becomes an insurmountable mental borderline.
STASIUK’s project culminates in a confrontation of German and Slavic space. On the one
hand STASIUK falls back on long existing topoi of the Central European literary discourse,
on the other hand he projects an other (Slavic) Europe as the contrary to the West. The
ambiguous relationship of this new literary topography of the other Europe to the politi-
cal shows that this kind of writing has much to do with the art of transforming, and desire
to transform, the political into the poetic and the poetic into a tool of the political.

Jiří Gruša als Sprach- und Kulturvermittler


zwischen der ‚alten‘ und ‚neuen‘ Heimat am Beispiel
seiner Gedichte
Renata C o r n e j o
The author Jiří GRUŠA was expelled from Czechoslovakia in 1980 and found a new home
in the Federal Republic of Germany. The paper explores the question in what way he can
– in his role as an author oscillating between two languages and cultures – be considered
a cultural intermediary. A number of poems from the collections Der Babylonwald (1991)
and Wandersteine (1994) have been chosen to illustrate which images are being trans-
posed within the culture change as a home imagined in literature. Particular attention is
being paid to the aesthetic dimension of the texts as well as to the poetic language poten-
tial of the texts.
Grenz-Erfahrungen im Werk der Lenka Reinerová
Frank Thomas G r u b
Lenka REINEROVÁ (1916-2008) is considered to be the last representative of the so-
called “Prague German Literature”. The Jewish journalist and writer was born in
Prague, where she grew up bilingual. From 1936 onwards she worked for the Arbeiter
Illustrierte Zeitung. After the occupation of Czechoslovakia she fled to France. At the
beginning of the Second World War she was arrested, then interned. In 1941 she emi-
grated to Mexico with the help of F. C. WEISKOPF. There, she wrote among others for
the antifascist newspapers Freies Deutschland and Demokratische Post and met Anna
SEGHERS, Egon Erwin KISCH and other exiles. After the end of the War, she returned to
her home-town via Belgrade with her husband, the Yugoslavian doctor and writer
Theodor BALK. In 1952 she was imprisoned for 15 months in the course of STALIN´s
purge; at the beginning of the 1960s she was rehabilitated. She became editor-in-chief
of the monthly journal Im Herzen Europas. After the quelling of the Prague Spring, she
was prevented from publishing. Her books in German were published by Neues Leben
and Aufbau. In these writings ‘border’ and ‘borderlines’ play an important role in three
respects: ‘linguistically-cultural’ ‘historically-political’ and psychically: The narratives
Der Ausflug zum Schwanensee (1965) and Das Traumcafé einer Pragerin (1996) clear-
ly show that REINEROVÁ reappraises the traumatisms she underwent through her writ-
ing. Whereas in her earlier works the individual traumatisms are more likely to appear
separately, the connecting elements are to the fore in her last two books, Närrisches
Prag. Ein Bekenntnis (2005) and Das Geheimnis der nächsten Minuten (2007). In the
process of writing the narrator organizes her memories and thus her view of the world.

Autobiographischer Rückblick und/oder autobiographische Vorausschau?


Zum Verschwinden des Ich in Ilse Aichingers autobiographischem
‚Projekt‘ Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben
Edgar P l a t e n
The works of the late Ilse AICHINGER, i.e. the texts published after the edition of her col-
lected works, clearly express an autobiographical desire which, however, can never man-
ifest itself in the form of an autobiography. This “failure” seems to be inevitable and con-
sistent within the poetological way of seeing herself. This article analyzes the texts of the
volume Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben (2001) in order to place them
within modern “Autobiographical Writing”. Not only the inevitable failure of an autobi-
ography is clearly expressed but also the explosive nature of her project in regard to auto-
biographical attempts which only want to look back as AICHINGER’s project tries to include
the future as well.
Zwei Gedichte von Karel Hynek Mácha –
Der Eremit und Svatý Ivan
Viktor V i k t o r a
K. H. MÁCHA (1810-1836) was celebrated as a unique romantic poet in reflections as well
as in description. He was also known as a master of the Czech language and rhyming in
it. These abilities were revealed at the beginning of his poetic career. Two important
poems of this period Der Eremit [The Hermit] written in German and Svatý Ivan [Saint
Ivan] rhymed in Czech – are the proof of MACHA’s skill of euphemistic usage of both
German and Czech languages. In comparison with the works of F. BRIDEL, F. A. ROKOS,
K. S. ŠNAJDR and Ch. SCHMID MACHA’s creative originality is clearly evident.

…ich bin einigermaßen „angeböhmt“


Paul Celans Beziehung zu Böhmen und Mähren und die Reflexion
seines Werkes in Tschechien
Radek M a l ý
The article deals with the attitude of Paul CELAN, an Austrian poet, to Czech lands. Even
though CELAN never visited Bohemia or Moravia, he was closely related to the region
through the lives of his parents: his mother spent several years there in exile and his grand-
mother (agnatic) was buried in Kyjov (Moravia). Celan reflects the fact for example in his
poems Es ist alles anders [Everything is Otherwise] or Wolfsbohne [Blue Pea]. The way
CELAN is related to KAFKA, and through KAFKA to Prague, is complex – the fact is demon-
strated for example in the poem titled In Prag [In Prague]. Prague is a frequent topic in
CELAN’s correspondence with Franz WURM, a Prague-resided poet writing in German,
from the end of 1960s and the occupation of Czech lands by the armies of the Warsaw
Pact on August 21, 1968 appears as a topic in three CELAN’s poems. The study is con-
cluded with the reception of CELAN’s work in Czech lands through numerous translations
published in journals and mainly through the anthology titled Sněžný part, arranged by a
Czech translator, Ludvík KUNDERA, and published in 1986.

Deutsch-russischer Sprachkontakt in Vertragsurkunden


Nordwestrusslands
Igors K o š k i n s
The contacts of the Old Russian language and Middle Low German as official written lan-
guages are reflected in contract documents which fix relations between the North-West of
Ancient Russia (Novgorod, Pskov, Smolensk, Polotsk, Vitebsk), and the Livonian Order
and Hansa. In this article historical linguistic contacts between the two languages are dis-
cussed, as exemplified by a Germanic loan meaning in Old Russian îðîóäčĺ [orud'ïj± e]
(‘judicial dispute’, ‘action of proceeding’, ‘legal matter’) and by the traditional legal for-
mula äîęîíü÷ŕňč îðîóäčĺ [dokon’üč’at’i orud'ïj± e] (‘to consider case in a judicial order,
to take out the adjudication’) related to it.
In the parallel passages of the German-Russian contract documents the Middle Low
German correspondence seems to be the word sake and the formula sake endigen. In the
article the relations between the Old Russian word îðîóäčĺ and other legal terms – Old
Russian ň3 ćŕ [t'a'ža] ‘action of proceeding, court, quarrel, dispute’, Middle Low German
twist ‘tiff’- are considered. In the article the facts are analyzed proving that the word
meaning îðîóäčĺ ‘judicial dispute, action of proceeding, legal matter’ is borrowed,
despite the fact that the word îðîóäčĺ is not a loan.
Zu imagologischen Interpretationsverfahren –
eine methodenkritische Anmerkung
Michaela V o l t r o v á

The presented text consists of four parts. The first part gives the history of the discipline and its
information sources. The second part called ‘The comparatistic imagology and its terminology –
an introduction’ describes the most important and often used imagological terminology. In the
third part the author of the text describes the situation and the future chances of imagology. The
text expresses a critical attitude towards the missing methodological tradition of imagology, but
it also gives the reasons why this discipline should be supported in future.

Die komparatistische Imagologie ist eine Teildisziplin der Komparatistik, deren


Forschungsgegenstand belletristische Texte sind, die die Komparatisten unter verschiede-
nen Aspekten vergleichen. Das Forschungsgebiet der komparatistischen Imagologie sind
die Bilder der einzelnen Länder und Ethnien.
Folgender Aufsatz setzt sich kritisch mit der imagologischen Methodologie auseinan-
der. Die komparatistische Imagologie ist eine Teildisziplin der Vergleichenden
Literaturwissenschaft, die aufgrund ihrer methodologischen Unklarheiten oft in der Kritik
stand und der zuweilen auch ihre Existenzberechtigung abgesprochen wurde.
Der erste Teil des Aufsatzes besteht aus einer historischen Beschreibung der kom-
paratistischen Imagologie. Die Disziplin konnte in Tschechien noch so gut wie keine
Wurzeln schlagen; deshalb möchte ich sie im zweiten Teil kurz vorstellen.1 Im letzten Teil
werden Schlussfolgerungen gezogen und ein Ausblick auf die Zukunft gegeben.

I. Geschichte der Imagologie und die wichtigsten Quellen


Die Thematik der komparatistischen Imagologie – Bilder von einzelnen Ländern und
deren Bewohnern im Vergleich zu einem anderen Land – ist nicht neu. So sind z. B. in
der älteren Reiseliteratur (z. B. bei DE STAËL) solche Bilder relativ häufig zu finden.
Die komparatistische Imagologie entwickelt sich innerhalb der Komparatistik als
eine spezielle Fragestellung. Die Entstehung einer eigenständigen wissenschaftlichen
Richtung war ein logischer Schritt, auch wenn ihre Etablierung relativ schwierig war. Im
Laufe der Geschichte kamen nämlich viele Einwände und Fragen auf, die entweder den

1 Ein Überblick über die Imagologie für das tschechische Publikum stammt von Helena
ULBRECHTOVÁ: K historii pojmu „Východ-Západ“ a k možnostem jeho dalšího využití ve slavistické
literární a kulturní vede [Zur Geschichte des Begriffes „Ost-West“ und zur Möglichkeit seines
weiteren Gebrauchs in der slavistischen Literatur- und Kulturwissenschaft], in: Slavia 77 (2008),
1-3, S. 307-323, hier S. 316-322, Kap. 3.2. Od komparatistiky k imagologii (interkulturní herme-
neutice) [Von der Komparatistik zur Imagologie (interkulturellen Hermeneutik)].
136 Michaela V o l t r o v á

Status der selbstständigen Disziplin betrafen oder der neuen Richtung eine andere
Orientierung geben wollten. Z. B. hat René WELLEK die Meinung vertreten, dass „die
ganze Problematik [...] in den Bereich von ‚social psychology‘, ‚national psychology‘,
‚sociology‘ usw. und nicht in den der ‚literary studies‘, deren Zentralaufgabe auf der
Ebene der Ästhetik läge, [gehöre].“2 Obwohl der Weg zu einer literaturwissenschaftlichen
Teildisziplin nicht einfach war, wurde die Imagologie schon Ende der 1960er Jahre als ein
relativ fester Bestandteil der Komparatistik wahrgenommen.
Trotz der schwierigen Entwicklung verfügt die komparatistische Imagologie heutzu-
tage über ein ganzes Spektrum an Standardwerken. Zu den wichtigsten Informa-
tionsquellen in diesem Bereich gehören die immer noch aktuellen, aus den sechziger und
achtziger Jahren stammenden Texte von Hugo DYSERINCK,3 neuere Texte desselben
Autors,4 das Vademekum der Imagologie5 oder die Einführung in die Komparatistik von
CORBINEAU-HOFFMANN6 sowie das Kompendium Imagology von BELLER/LEERSSEN.7 Es
liegen auch zahlreiche Texte anderer Autoren vor, die die Entwicklung der Disziplin
wesentlich beeinflussten.
Trotzdem befindet sich die Imagologie und ihre Forschungsrichtung immer noch in
einer komplizierten Situation, weil sie sich von anderen Richtungen (interkulturelle
Germanistik – s. weiter unten) abgrenzen muss oder auf neue Trends im Bereich der
Geisteswissenschaften reagieren muss (z. B. die Stereotypendebatte). Diese Schwierig-
keiten hängen auch mit einer gewissen terminologischen Unschärfe der genannten
Disziplinen zusammen, worauf der nächste Teil des Aufsatzes reagiert.

II. Die komparatistische Imagologie und ihre Terminologie – eine kurze


Einführung
Die komparatistische Imagologie ist eine Disziplin, die auf keine lange Tradition
zurückblicken kann. Dies gilt vor allem im Hinblick auf Tschechien. Bei einer

2 Hugo DYSERINCK: Zur Entwicklung der komparatistischen Imagologie, in: Colloquium


Helveticum 7 (1988), S. 19-42, hier S. 19.
3 Hugo DYSERINCK: Zum Problem der „images“ und „mirages“ und ihrer Untersuchung im
Rahmen der Vergleichenden Literaturwissenschaft, in: Arcadia 1 (1966), S. 107-120; DERS.: Kom-
paratistik. Eine Einführung, in: Aachener Beiträge zur Komparatistik, Bd. 1 (1981), S. 89-149;
DERS.: Zur Entwicklung der komparatistischen Imagologie, in: Colloquium Helveticum 7 (1988), S.
19-42.
4 Z. B.: Hugo DYSERINCK: Von Ethnopsychologie zu Ethnoimagologie. Über Entwicklung und
mögliche Endbestimmung eines Schwerpunkts des ehemaligen Aachener Komparatistikprogramms,
in: Neohelicon 29 (2002), S. 57-74.
5 Elke MEHNERT (Hg.): Bilderwelten – Weltbilder. Vademekum der Imagologie, Chemnitz
1997.
6 Angelika CORBINEAU-HOFFMANN: Einführung in die Komparatistik, Berlin 2000.
7Manfred BELLER – Joep LEERSSEN (Hgg.): Imagology. The cultural construction and literary
representation of national charakters, Amsterdam/New York 2007 (Studia imagologica; 13).
Zu imagologischen Interpretationsverfahren – eine methodenkritische Anmerkung 137

Internetsuche8 findet man das Wort „Imagologie“ überwiegend im Zusammenhang mit


Milan KUNDERA.9 Imagologie als Bezeichnung einer literaturwissenschaftlichen Disziplin
ist nach den Ergebnissen der Recherche eher ungewöhnlich und mit verschiedenen
Ansätzen verbunden. Daher ist eine kurze Standortbestimmung der Imagologie an dieser
Stelle unumgänglich:
„Imagologie (genauer: komparatistische Imagologie) ist eine Disziplin der verglei-
chenden Literaturwissenschaft, die Texte aus verschiedenen Einzelliteraturen
bezüglich der in ihnen enthaltenen imagotypen Elemente/Systeme vergleicht. Dabei
kommt es nicht nur darauf an, die Struktur dieser imagotypen Elemente/Systeme
innerhalb des Textkorpus’ zu analysieren, sondern die inner- und außerliterarische
Funktion imagotyper Elemente/ Systeme gehört ebenso wie ihre Genesis zum
Untersuchungsbereich der Imagologie.“10
Im folgenden Teil wird die Terminologie der komparatistischen Imagologie
vorgestellt. Es handelt sich um keinen vollständigen Überblick. Ziel der Autorin ist es,
wenigstens die wichtigsten Termini einzuführen.

Das Bild (Image)

Zu den wichtigsten Termini der Imagologie gehören „das Bild“ (auch „Image“
genannt) und das „imagotype System/Element“. Sehr vereinfacht gesagt handelt es sich
bei der Imagologie um Bilder eines Landes oder einer Ethnie in literarischen Texten aus
verschiedenen Einzelliteraturen, die miteinander verglichen werden. Man spricht in
diesem Kontext über sog. ‚Selbstbilder‘ (‚Autoimages‘) und Fremdbilder‘ (‚Hetero-
images‘). Eine Arbeitsdefinition zum Gebrauch des Begriffes „Image“ in der komparatis-
tischen Imagologie lautet:
„Die in der Literatur existierenden Bilder von Ländern und deren Bewohnern [...].
Images existieren zunächst als individuelle Vorstellungen des literarischen Autors
(Welt 2), ehe sie im literarischen Text (Welt 3) objektiviert werden und – vermittelt
durch den Rezeptionsprozeß – auf die gegenständliche Welt (Welt 1) zurückwirken
(außerliterarische Funktion der Images).“11
Hugo DYSERINCK spricht über die werkimmanente Rolle der Images. Die Images sind
bei der Interpretation bestimmter Texte Schlüsselelemente, die nicht beiseitegelassen wer-

8 Die Recherche wurde im Januar 2010 anhand Google durchgeführt. Das Wort „Imagologie“
wurde im tschechischen Internet 142mal gefunden, bei etwa 95% Fällen wurde der Begriff im Sinne
der KUNDERAs Imagologie beschrieben oder erwähnt.
9 KUNDERA hat den Begriff „Imagologie“ in seinem Werk Nesmrtelnost [Unsterblichkeit]
benutzt. Es geht um ein Bild, das stärker als Realität ist, ein Bild einer idealen, freundlichen
Gesellschaft, das als eine regierende Macht überall präsent ist.
10 MEHNERT, S. 43.
11 Ebd., S. 42.
138 Michaela V o l t r o v á

den können. Die Interpretation ist ohne Berücksichtigung der Imagotypie nicht möglich.12
Den strukturellen Charakter der Images reflektiert der Begriff „imagotypes System“,
der an die Systemtheorie anknüpft. MEHNERT arbeitet mit den Strukturen der Bilder im
Text und – motiviert durch das Verlangen nach Klarheit und Präzision – mit dem Begriff
„imagotypes System“. Der Begriff „System“13 als solcher evoziert, dass das „imagotype
System“ aus mehreren Subsystemen besteht, unter denen strukturelle Zusammenhänge zu
beobachten sind. So muss z. B. das Bild von einem Land in einem Text als ein aus
Subsystemen bestehendes System betrachtet werden, was mit der Textstruktur zusam-
menhängt.
Die Bezeichnung „imagotypes System“ ergibt sich aus der Beschreibung des
Phänomens aus strukturellem (syntaktisch-textgrammatischem) Blickwinkel. Der seman-
tische Blickwinkel führte zur Unterscheidung zwischen „Autoimage“ (Bild vom eigenen
Land und dessen Menschen) und „Heteroimage“ (Bild vom fremden Land und dessen
Menschen). Diese beiden Begriffe stehen in einem engen Zusammenhang. Dadurch wird
das Streben nach einer möglichst angemessenen und komplexen Interpretation des Textes
erschwert. Eine optimale Lösung des Problems bietet der sog. supranationale Standort (s.
weiter unten) des Lesers bzw. des Interpretierenden. Inwieweit der überhaupt eingenom-
men werden kann, ist jedoch fraglich; durch kritische Selbstwahrnehmung kann aber ein
gewisser Grad an Objektivität erreicht werden.
Images bzw. imagotype Systeme sind eng mit der Entstehung von Stereotypen14 und
Vorurteilen verbunden. Stereotypes Denken arbeitet mit Bildern, die wenige Elemente
haben, es generalisiert und vereinfacht komplizierte Erscheinungen. Die komparatistische
Imagologie arbeitet mit den Bildern, und deshalb ist sie in der Lage, mit ihrer Analyse der
imagotypen Systeme die Entwicklung dieser zuweilen gefährlichen Denkweise zu unter-
brechen (weiter darüber s. unten).

Die Weltliteratur

Zur Terminologie der komparatistischen Imagologie und Komparatistik allgemein


gehört die Bezeichnung „Weltliteratur“. Der Begriff, der schon bei J. W. v. GOETHE
präsent war und im 20. Jh. in der Komparatistik eine bedeutsame Rolle spielte, ist ein
Symbol der modernen, grenzüberschreitenden Arbeitsweise dieser Disziplin. Für die kom-

12 Weiter in: Hugo DYSERINCK: Komparatistische Imagologie und ethnische Identitäts-


problematik, in: Gabriella SCHUBERT – Wolfgang DAHMEN (Hgg.): Bilder vom Eigenen und
Fremden aus dem Donau-Balkan-Raum. Analysen literarischer und anderer Texte, München 2000,
S. 15-36.
13 Der Begriff „System“ wird hier im Sinne folgender Definition verstanden: „[…] seit der
Antike bezeichnet der Systembegriff die Beziehung zwischen Teilen und einem übergeordneten
Ganzen. [...] Als S. läßt sich beschreiben ein aus bestimmten Elementen und der Organisation ihrer
Relationen sich ergebender dynamischer Zusammenhang.“ (Metzler Lexikon Literatur- und
Kulturtheorie, hg. v. Ansgar NÜNNING, Stuttgart 2004, S. 645).
14 Stereotype werden weiter unten beschrieben und definiert.
Zu imagologischen Interpretationsverfahren – eine methodenkritische Anmerkung 139

paratistische Imagologie ist eine dezentralistische, globale Denkweise typisch. Die


Weltliteratur wird hier als Kommunikation zwischen den Literaturen, als Austausch,
Dialog und als breiter intertextueller Zusammenhang verstanden. Dies ist in einer globa-
lisierten Welt des 21. Jahrhunderts ein Argument für die Entwicklung und Unterstützung
dieser literaturwissenschaftlichen Richtung in der Zukunft.

Der Vergleich

Wie schon am Anfang erwähnt wurde, ist die komparatistische Imagologie eine
Teildisziplin der Komparatistik. Mit dieser Zugehörigkeit hängt auch das vergleichende
methodologische Vorgehen zusammen. Über die Wichtigkeit und besondere Stellung des
Vergleichs sagt SCHMELING:
„Der Vergleich ist ein Arbeitsverfahren der Komparatistik, sogar ein privilegiertes,
aber eben nur ein Arbeitsverfahren unter anderen. Er ist Mittel zum Zweck und kein
Definitionsmerkmal. Die Komparatistik vergleicht nicht nur um des Vergleichs
willen, sondern weil der Vergleich ihr eine angemessene Erschließung ihres aus-
gedehnten Forschungsbereichs ermöglicht.“15

Die Grenzen und die Heimat

Ein weiteres zentrales Thema der Imagologie ist das Thema der Grenze. Handelt es
sich um eine politische, sprachliche oder kulturelle Grenze? Welche Grenze ist relevant?
Politische Grenzen sind in der geschichtlichen Entwicklung fließend, viel bedeutender
sind die sprachlichen Grenzen zwischen einzelnen Ethnien. Die Grenze, die in dem Sinne
der geographischen oder der politischen Grenze eines Landes, der Grenze der Sprache
oder Ethnie wahrgenommen wird, ist mit dem Thema der Heimat verbunden, das zu den-
jenigen Themen gehört, die die Imagologen angesichts des Forschungsgebiets beschreiben
und definieren mussten. Für diejenigen Autoren, für die eine Antwort auf die Frage nach
der Heimat nicht unproblematisch ist, ist häufig die Sprache wichtiger als der Staat oder
das Land. Die Heimat finden sie also in der Sprache, die ihrem Denken und Fühlen näher
steht als eine politische oder geographische Struktur.

Transgrediente Grundlagen

Nicht nur die Sprache16 des Textes muss bei dessen Interpretation berücksichtigt
werden. Auch die Kontextelemente können bei der Textinterpretation von Nutzen sein.
Als „transgrediente Grundlagen“ bezeichnen die Chemnitzer Imagologen die Faktoren,

15 Manfred SCHMELING (Hg.): Vergleichende Literaturwissenschaft. Theorie und Praxis,


Wiesbaden 1981, S. 178.
16 Viele Autoren, die an der Grenze (vor allem Sprachgrenze gemeint) gelebt haben (leben),
finden ihre Heimat in der Sprache, in der sie schreiben.
140 Michaela V o l t r o v á

die den Text beeinflussen, auch wenn sie nicht im Text verbalisiert werden, so die
Biografie des Autors, die in dem Text beschriebene oder die für den Text relevante his-
torische Situation u. a. Transgrediente Grundlagen sind für die Interpretation bedeutend,
bei manchen Texten sogar ausschlaggebend.
Beim Lesen von Texten kann die Frage gestellt werden, ob die Bilder ein reales
Fundament in der Lebenserfahrung des Autors haben oder ob es sich um einen gänzlich
fiktionalen Bestandteil des Textes handelt. Gehen wir dieser Frage weiter nach, dann kom-
men wir zu POPPERs Theorie der drei Welten (Images sind nach dieser Theorie
Gegenstände der Welt 3) oder zur Theorie des semiotischen Dreiecks.17 Auch die Begriffe
„Begriff“, „Symbol“, „Realität“ (und vor allem das Nachdenken über die Inhalte dieser
Termini) sollten die Arbeit mit fiktionalen Texten begleiten und sind für den
Zusammenhang zwischen Literatur-, Sprachwissenschaft und Philosophie charakteris-
tisch. Für eine komplexe Analyse und Interpretation fiktionaler Texte ist eine ganze Reihe
von geisteswissenschaftlichen Disziplinen mit „hilfswissenschaftlicher“ Funktion nötig, z.
B. die psychologische oder philosophische Perspektive bei der Interpretation.

Stereotype und Vorurteile

KOSTA nimmt Stereotype als inkorrekte Generalisierungen, Ergebnisse fehlerhafter


Denkprozesse, Kategorisierungen oder Generalisierungen mit Rigiditätscharakter wahr.18
Dem ist grundsätzlich beizupflichten.
Die komparatistische Imagologie beschäftigt sich allerdings nicht mit der qualitati-
ven Bewertung der imagotypen Strukturen, „Stereotypen“ usw. (d. h. zum Beispiel damit,
ob die Strukturen wahr oder unwahr sind); sie analysiert und interpretiert die imagotypen
Strukturen und ihre Rolle in den Texten.

Der supranationale Standort

Zu den schwierigsten Aufgaben der Komparatistik gehört nach DYSERINCK die


„Notwendigkeit, bei jeglicher komparatistischen Arbeit einen auf der Basis ‚kultureller
Neutralität‘ beruhenden echten ‚supranationalen Standort‘ einzunehmen [...]“.19 Der inter-
pretierende Komparatist sollte idealerweise dem mit den Texten zusammenhängenden
kulturellen Milieu übergeordnet sein, er sollte mit keinem verbunden sein. Auch wenn der
beschriebene Zugang zum Text ein Ideal ist, dem praktisch nie entsprochen wird, müssen

17 Beide diese Theorien sind eng mit den altgriechischen, altrömischen Wissensrichtungen ver-
bunden, natürlich finden wir ähnliche (anders terminologisch bearbeitete) Gedanken auch bei KANT
und anderen Philosophen.
18 Weiter zu diesem Thema in Peter KOSTA: Zum Tschechenbild bei den Polen und zum
Polenbild bei den Tschechen aus der Sicht der Stereotypen-Prototypensemantik, in: Katrin
BERWANGER – Peter KOSTA: Stereotyp und Geschichtsmythos in Kunst und Sprache. Die Kultur
Ostmitteleuropas in Beiträgen zur Potsdamer Tagung, 16.-18. Januar 2005, Frankfurt/M. 2005
(Vergleichende Studien zu den Slavischen Sprachen und Literaturen; 11), S. 51-70, hier S. 57.
19 DYSERINCK: Zur Entwicklung der komparatistischen Imagologie, S. 22f.
Zu imagologischen Interpretationsverfahren – eine methodenkritische Anmerkung 141

die Komparatisten diese Tatsachen ernst nehmen und sich um den idealen supranationalen
Standort wenigstens bemühen.

Die oben beschriebene Terminologie zeigt, was die komparatistische Imagologie


bietet, was für sie im Vergleich zur Literaturwissenschaft spezifisch ist. Gerade die Arbeit
mit den Bildern ist es, die für die komparatistische Imagologie typisch ist, und das
Entschlüsseln des Textes mitunter erst möglich macht. Die Disziplin bietet einen spezi-
fischen Zugang und ein ungewöhnliches Analysekriterium, was nicht nur für die „tradi-
tionelle“ Literaturwissenschaft als Bereicherung angesehen werden sollte.20

III. Der Ausblick


Folgende Zeilen widmen sich drei Bereichen, die für die komparatistische
Imagologie zurzeit und auch in der Zukunft nach Auffassung der Autorin relevant sind.
Die Antworten auf damit zusammenhängende Fragen sind für die Zukunft der Disziplin
ausschlaggebend. Es handelt sich um die Abgrenzung der komparatistischen Imagologie
von der interkulturellen Germanistik, um die Stellung der komparatistischen Imagologie
im akademischen Milieu und um die Methodologie der Forschung.

Die komparatistische Imagologie vs. interkulturelle Germanistik

Wie schon angedeutet, ist die Situation der komparatistischen Imagologie nicht ein-
fach. Dazu kommt die notwendige Abgrenzung zur interkulturellen Germanistik. Die
komparatistische Imagologie beschäftigt sich mit Bildern in literarischen Texten, das wis-
senschaftliche Objekt der interkulturellen Germanistik ist umfangreicher.
Die komparatistische Imagologie als eine Teildisziplin der Komparatistik und damit
der Literaturwissenschaft ist folgerichtig an fiktiven Texten orientiert. Die interkulturelle
Germanistik ist dagegen anders und breiter aufgestellt, was schon aus der Zugehörigkeit
der Disziplin zur Kulturwissenschaft abgeleitet werden kann. Das grenzüberschreitende
Element ist für die Arbeit beider Disziplinen eine logische Bedingung, das analysierte
Material ist aber unterschiedlich. Die im Rahmen der interkulturellen Germanistik unter-
suchte interkulturelle Kommunikation umfasst auch Aspekte wie Geschichte, Medien und
Alltagsthemen. Die komparatistische Imagologie hat ihren Forschungsgegenstand im
Gegensatz dazu ausschließlich in literarischen Texten.

Die Stellung der komparatistischen Imagologie im akademischen Milieu

Mit den bisher beschriebenen Schwierigkeiten, mit denen die Imagologie zu kämpfen
hat, hängt eng ihre Stellung im akademischen Milieu zusammen. Hier ist sie in der

20 In diesem Teil des Textes wollten wir die wichtigsten Bestandteile der Terminologie der
komparatistischen Imagologie vorstellen. Es wurde aber nicht das ganze terminologische Spektrum
der Disziplin (dem Textumfang zufolge) erwähnt.
142 Michaela V o l t r o v á

Regel21 unselbstständig und deshalb entweder gar nicht oder nur auf der Basis freiwilliger
Lehreinheiten präsent. Das Aachener Programm war eine bedeutende imagologische
Schule, deren Mitglieder und Nachfolger dem Fach entscheidende Impulse verliehen. Die
imagologische Forschungsgruppe an der TU Chemnitz ist dank ihrer langjährigen
Tradition ein wichtiges Zentrum dieser Disziplin und damit ein „Nest“ des wissen-
schaftlichen Nachwuchses. Über diese beiden imagologischen Zentren muss leider in der
Vergangenheitsform gesprochen werden.
Leider muss auch gesagt werden, dass die komparatistische Imagologie nicht als ein-
heitliche europäische oder sogar weltweite wissenschaftliche Bewegung existiert.
Obgleich es wissenschaftliche Zusammenschlüsse wie die Deutsche Gesellschaft für all-
gemeine und vergleichende Literaturwissenschaft und einen internationalen Verband gibt,
sind Imagologen eher Einzelkämpfer, die eine gemeinsame Kommunikationsbasis, z. B.
in Forschungsgruppen wie der unseren gefunden haben,22 die außerhalb universitärer
Strukturen und Förderung angesiedelt ist.
Die komplizierte Institutionalisierung der komparatistischen Imagologie hängt be-
reits mit ihrer Wesensart zusammen, die einen supranationalen Standort anstrebt. Dieses
Bedürfnis ist mit einer Verankerung in einer Einzelphilologie kaum erfüllbar. Eine
Verbundenheit mit einer anderen, nicht philologischen Institution ist bei einer literatur-
wissenschaftlichen Teildisziplin aber auch schwer denkbar.

Die Methodologie der Forschung

Die komparatistische Imagologie wurde während ihrer relativ kurzen Geschichte oft
kritisiert. Es wurden die methodologischen Unklarheiten bzw. die fehlende präzise
methodologische Basis beklagt. Diese Kritik ist berechtigt. Aufgrund der schwachen insti-
tutionellen Verankerung und jungen Geschichte der Disziplin werden manche Teile der
Terminologie immer noch präzisiert. Ein Beweis dafür ist z. B. das Vademekum der
Imagologie, das im Jahre 1997 herausgegeben wurde und dem dringenden Bedürfnis der
Forschungsgruppe „Imagologie“ in Chemnitz nach einer methodologischen Basis
Rechnung trägt. Es beantwortet die Grundfragen, definiert die Grundbegriffe und bietet
eine Liste der empfehlenswerten Literatur. Das Buch beschreibt auch die Spezifik des
Ansatzes der Chemnitzer Forschungsgruppe, die nach der Schließung der Aachener
Komparatistik das wichtigste Zentrum der Imagologie in Deutschland bildete, so DYSE-
RINCK auf einem Komparatistenkongress in Zagreb.23 Im Anschluss an den beschriebenen

21 In Tschechien werden Seminare zur komparatistischen Imagologie nur an der


Pädagogischen Fakultät der Westböhmischen Fakultät in Pilsen (Lehrstuhl für deutsche Sprache)
angeboten. An wenigen anderen Fakultäten wird der imagologische Ansatz im Rahmen der kom-
paratistischen Seminare erwähnt. (Google-Recherche, Januar 2010)
22 Die Autorin ist Mitglied der Chemnitzer Forschungsgruppe Imagologie.
23Hugo DYSERINCK: Etat actuel et perspectives d’avenir de l’imagologie comparatiste.
(Typoskript), 2007, S. 3.
Zu imagologischen Interpretationsverfahren – eine methodenkritische Anmerkung 143

Versuch hinsichtlich eines methodologischen Fundaments muss allerdings festgehalten


werden, dass es eine allgemeine, einheitliche Methodologie noch nicht gibt.24
Dieses Defizit wird in den imagologischen Fachtexten oft thematisiert. WÄGENBAUR
bezeichnet in seinem Aufsatz Komparatistik und Systemtheorie25 aus dem Jahre 2005 die
Komparatistik als „nicht theoriefähig“. Ein allgemein beschriebenes Arbeitsverfahren ist
der Vergleich; gleichzeitig wird jedoch bemerkt, dass er nicht als alleinige Methode
wahrgenommen werden sollte.26 Der methodologische Mangel bezieht sich demnach auf
die Komparatistik allgemein und ist logischerweise auch einer Teildisziplin der
Komparatistik wie der komparatistischen Imagologie inhärent.
Die Imagologie beschäftigt sich – wie erwähnt – mit Länderbildern in literarischen
Texten. Dies erfordert eigentlich die Orientierung der angewandten Methode an dem je-
weiligen Text. Trotzdem haben alle imagologischen Interpretationen eine gemeinsame
wichtige Eigenschaft – sie bezeichnen in der textanalytischen Phase die imagotypen
Elemente, die dann als Grundlage für ein interpretatives Vorgehen dienen. Dieses analyti-
sche Vorgehen ist oft individuell unterschiedlich, eine allgemein gültige und präzise
Methodologie der Arbeit gibt es nicht, auch wenn sie für die imagologische Arbeit
während der Entwicklung der Disziplin zur Notwendigkeit wurde. Für die Bildung einer
universellen Methodologie wären eher sprachwissenschaftliche Ansätze wünschenswert,
weil die Sprachwissenschaft näher am Text arbeitet. Die Arbeit mit den Strukturen
(Struktur des Textes, des Bildes und der Entwicklung der Themen im Text) kann als ein
mögliches Beispiel dieses Vorgehens dienen. Bislang wird ein solcher Zugang aber kaum
praktiziert.
Welche sprachwissenschaftlichen Themen könnten für die imagologische bzw. litera-
turwissenschaftliche Analyse des Textes relevant sein? Möglichkeiten in dieser Richtung
bieten beispielsweise die Grundtheorien aus dem Bereich der Textlinguistik. Auch bei der
Arbeit mit fiktionalen Texten sind Fragen nach der Textsorte oder dem Texttyp von
Bedeutung. In der analytischen Arbeitsphase ist bei manchen Texten auch das Thema der
kohäsiven Mittel, der Isotopienetze oder des pragmatischen Zugangs möglich oder sogar
wichtig. Dies sind nur einzelne Beispiele. Für die Anwendung einer konkreten Methode
oder Richtung sollten immer der Text selbst und seine Spezifika ausschlaggebend sein.
Wie ist die momentane Lage der Methodologie der komparatistischen Imagologie?
Obwohl sich langsam eine allgemeine Methodologie herausbildet, kommen ihre Elemente
nur in wenigen Arbeiten konsequent zur Geltung. Die paradoxe Situation hat negative
Folgen für die ganze Disziplin und ihre Stellung im literaturwissenschaftlichen System.

24 Mit dieser Problematik beschäftigt sich der Text in folgenden Absätzen.


25 Thomas WÄGENBAUR: Komparatistik und Systemtheorie, in: Komparatistik. Jahrbuch der
deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Hamburg
2004/2005, S. 63-76, hier S. 64.
26 Carsten ZELLE: Komparatistik und comparatio – der Vergleich in der Vergleichenden
Literaturwissenschaft. Skizze einer Bestandaufnahme, in: Komparatistik. Jahrbuch der deutschen
Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Hamburg 2004/2005, S. 13-
33, hier S. 14.
144 Michaela V o l t r o v á

Damit hängt auch die komplizierte Lage der komparatistischen Imagologie im akademi-
schen Milieu zusammen (siehe oben).

IV. Die Schlussfolgerungen


Die Analyse von Images einer Ethnie in literarischen Texten ist von großer
Wichtigkeit. Sie kann die Wurzeln von Stereotypen in unserem Denken ausmachen und
verbalisieren und damit einen Effekt für die ganze Gesellschaft haben (z. B. bessere
Nachbarschaftsbeziehungen, wenn deren Kultur, Tradition usw. verstanden wird). Nicht
nur ein allgemeiner und nur schwer messbarer Effekt für die Gesellschaft ist von
Bedeutung; die Imagologie bietet auch ein entscheidendes Element in dem Mosaik der
interpretativen Methoden und hilft damit beim ewigen Kampf um die Angemessenheit,
Komplexität und Präzision der Interpretation literarischer Texte.
Die Interpretation bestimmter Texte ist ohne die Arbeit mit den einzelnen Bildern
kaum vorstellbar. In der analytischen Anfangsphase sollten einzelne Bildelemente im Text
bestimmt und diese in das System der einzelnen im Werk bestehenden Bilder eingeordnet
werden. Diese Daten sollten dann für die Interpretation als faktische Unterlage dienen.
Kommen wir aber zurück zur Aufgabe und Funktion der Imagologie. Eine sehr
wichtige Rolle spielt die Imagologie im Bereich der Auslandsgermanistik, wo sie eine
gute Möglichkeit für die Studenten bietet, die Kultur, Geschichte und Literatur der
Nachbarländer auf eine ungewöhnliche Weise kennen zu lernen. Diese Kenntnisse und
Denkweisen sind auch für die Zukunft der Studenten und ihr Wirken in der Gesellschaft
von Vorteil.
Die Verwendung von literarischen Texten im Unterricht kann mehrere Formen haben
– eine inhaltliche Analyse mit Diskussion, eine grammatikalisch-orientierte Arbeit mit
dem Text, mit fortgeschrittenen Schülern oder Studenten kann man an einer Übersetzung
arbeiten oder den Text mit einer bereits vorhandenen Übersetzung vergleichen. Dazu
kommt eine Diskussion über den gesellschaftlichen Kontext und über die Aktualität des
Themas. Hier ist die Beschreibung des historischen Hintergrunds wichtig und sollte nicht
vergessen werden!27
Die Möglichkeiten der Imagologie in dieser Richtung sind vielfältig. Die Einführung
in die Arbeit mit den imagotypen Systemen kann den Studenten relativ schnell beigebracht
werden; das Thema ist für die Studenten attraktiv und aktuell; die selbstständige kreative
Arbeit mit dem Text ist reizvoll, und die Thematik der für den imagologischen Ansatz re-
levanten Texte hat ein großes Potenzial an Diskussionspunkten. Der imagologische
Zugang zu den Texten könnte also nicht nur im Fremdsprachenunterricht Verwendung
finden, sondern auch ein unselbstständiger Bestandteil des Unterrichts sein. Die akademi-
sche wie die schulische Praxis sind bis heute gegenüber diesen Möglichkeiten blind.
Häufig gibt es die Frage, ob eine literaturwissenschaftliche Disziplin, die wegen ihrer
methodologischen Probleme berechtigterweise kritisiert wird, das Recht auf Unter-

27 Siehe oben „transgrediente Grundlagen“.


Zu imagologischen Interpretationsverfahren – eine methodenkritische Anmerkung 145

stützung hat. Ich habe die Mangelhaftigkeit der Methodologie ebenfalls kritisiert, gleich-
zeitig habe ich aber auch die Gründe dafür genannt, warum meine Antwort positiv aus-
fällt.28 Diese Antwort wird durch die in der Zukunft anwachsenden Vernetzung der Welt
unterstützt, in der Informationen über Nachbarn (nicht nur im geographischen Sinn) eine
Notwendigkeit sind.
Die Bemühungen der Imagologen sollten künftig in mehrere Richtungen gehen. Vor
allem bedarf es intensiverer Arbeit an der Methodologie, wobei ein interdisziplinärer
Ansatz (d. h. Literaturwissenschaft in enger Zusammenarbeit mit Sprachwissenschaft)
sinnvoll wäre. Der andere Weg, der für die Zukunft dieser kleinen Disziplin bedeutsam
wäre, ist die Popularisierung und die damit verbundene Verankerung der Imagologie an
Hochschulen und Universitäten. DYSERINCK hat die Imagologie als „eigentliche“ Europa-
wissenschaft bezeichnet. Auch als Mitbewohner des gemeinsamen Hauses Europa sind
wir einander noch fremd. Imagologie könnte kulturelle Brücken zwischen unseren
Völkern bauen. Eine Unterstützung des Nachwuchses und die Bildung von Zentren oder
Forschungsgruppen wäre die nächste Phase der Existenz der komparatistischen
Imagologie im akademischen Milieu. Die praxisorientierten Elemente der Imagologie
könnten aus oben genannten Gründen auch im Unterricht des Deutschen als Fremdsprache
angewandt werden.
Trotz des kritischen Tons meines Aufsatzes bin ich davon überzeugt, dass sich die
komparatistische Imagologie als interessanter und vor allem wesentlicher und nutzbrin-
gender Interpretationsansatz durchsetzen wird.

28 Siehe auch Michaela VOLTROVÁ: Europa des 21. Jhs. – eine Herausforderung für die kom-
paratistische Imagologie und den Fremdsprachenunterricht?, in: Lenka ADÁMKOVÁ – Bohuslava
GOLČÁKOVÁ – Ivona MIŠTEROVÁ – Hana POTMĚŠILOVÁ a kol.: Janua linguarum reserata, Plzeň 2009,
S. 286-290.

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