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3.

1 Theorie dünner Platten 49

  
  
   
           
    
 

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Abb. 3.1.4: Gegenüberstellung verschiedener Definitionen für Schnittgrößen und Verformun-


gen
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50 3. Platten

Auflösen der Gleichungen (3.6–3.8) nach den Spannungen liefert:


E
σx = (εx + µεy ) (3.9)
1 − µ2
E
σy = (εy + µεx ) (3.10)
1 − µ2
E
τxy = Gγxy ; G= (3.11)
2 (1 + µ)

3.1.2 Plattengleichung in kartesischen Koordinaten


Gleichgewichtsbedingungen (s. Abb. 3.1.5):

Abb. 3.1.5: Vollständige Schnittgrößen am Plattenelement

P P P
Die Gleichgewichtsbedingungen Kx = 0, Ky = 0 und Mz = 0 sind durch die
Scheibengleichung (2.21) erfüllt.
P
Kräftegleichgewicht gegen Verschieben in z–Richtung Kz = 0:
∂qx ∂qy
pdxdy + dxdy + dydx = 0
∂x ∂y
∂qx ∂qy
+ +p=0 (3.12)
∂x ∂y

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3.1 Theorie dünner Platten 51
P
Momentengleichgewicht gegen Verdrehen um die –Achse
1 M1 = 0:
∂mxy ∂my ∂qy dy
dxdy + dydx − dydx − qy dydx = 0
∂x ∂y ∂y 2
∂mxy ∂my
+ = qy (3.13)
∂x ∂y
Hierbei wurde der Querkraftzuwachsterm als Ausdruck höherer Ordnung vernachlässigt.
P
Momentengleichgewicht gegen Verdrehen um die –Achse
2 M2 = 0:
∂mx ∂myx
+ = qx (3.14)
∂x ∂y

Abb. 3.1.6: Einführung von Verformungsmaßen für den Plattenkörper

Kinematische Beziehungen und Verzerrungen4 :


Für die Verdrehung ϕx und ϕy ergibt sich aus der Abbildung 3.1.6:
∂w
w+ ∂x
dx −w ∂w ∂w
ϕx = = ; ϕy = , (3.15)
dx ∂x ∂y
4
Hinweis: Die Winkel ϕx und ϕy sind analog zur Balkentheorie anschaulich als Größe der Neigung der
Biegelinie eingeführt, sie sind nicht zu verwechseln mit den mathematisch positiv definierten Winkeln in
einem kartesischen Koordinatensystem. Sie weichen im übrigen von der in der DIN 1080 (vgl. Abb. 3.1.4)
angeführten Definition ab.

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52 3. Platten

damit wird die Verschiebung u im Abstand z von der Plattenmittelfläche für y = konst.:
∂w
u (z) = uz = −zϕx = −z . (3.16)
∂x
Analog ergibt sich für einen Schnitt x = konst. für die Verschiebung v:
∂w
v(z) = vz = −z (3.17)
∂y
Aus den Gleichungen (3.16/3.17) lassen sich die Verzerrungsgrößen in der im Abstand z von
der Plattenmittelfläche befindlichen parallelen Ebene bestimmen:
∂uz ∂2w
εx (z) = = −z 2 (3.18)
∂x ∂x
∂vz ∂2w
εy (z) = = −z 2 (3.19)
∂y ∂y
∂vz ∂uz ∂2w ∂ 2w ∂ 2w
γxy (z) = + = −z −z = −2z (3.20)
∂x ∂y ∂x∂y ∂y∂x ∂x∂y
∂2w
Die gemischte Ableitung in 3.20 wird auch aufgrund ihrer geometrischen Interpretation
∂x∂y
mit Verwindung bezeichnet.

Werkstoffgleichungen, formuliert in den Schnittgrößen:

Aus den Werkstoffgleichungen (3.9–3.11) folgt unter Berücksichtigung der Verzerrungs–Ver-


schiebungs–Beziehungen (3.18–3.20):
 2 
E ∂ w ∂ 2w
σx (z) = − z +µ 2 (3.21)
1 − µ2 ∂x2 ∂y
 2 
E ∂ w ∂ 2w
σy (z) = − z +µ 2 (3.22)
1 − µ2 ∂y 2 ∂x
∂2w
τxy (z) = −2Gz (3.23)
∂x∂y
mit den Abkürzungen:
∂ ∂ Eh3
= (. . .)0 ; = (. . .)• ; K= (Biegesteifigkeit, Plattensteifigkeit)
∂x ∂y 12 (1 − µ2 )
ergeben sich durch Einsetzen der Gleichungen (3.21–3.23) in die Definition der Schnittgrößen
(3.1–3.3) die Spannungsresultierenden:
Z h
2 E
mx = − (w00 + µw•• ) z 2 dz = −K (w00 + µw•• ) (3.24)
h 1 − µ2
−2

analog:
my = −K (w•• + µw00 ) (3.25)
mxy = myx = −K (1 − µ) w0• (3.26)
∂ ∂
qx = −K (w00 + w•• ) = −K ∆w (3.27)
∂x ∂x
∂ ∂
qy = −K (w00 + w•• ) = −K ∆w (3.28)
∂y ∂y

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3.1 Theorie dünner Platten 53

Plattengleichung:

Durch Einsetzen der Gleichungen (3.27/3.28) in die Gleichgewichtsbedingung (3.12) entsteht


die Differentialgleichung der Platte:
 2 
∂ ∂2
−K ∆w + 2 ∆w + p = 0
∂x2 ∂y
 2 
∂ ∂2 p
2
+ 2 ∆w =
∂x ∂y K
p
∆∆w = (3.29)
K

Bei bekannter Biegefläche w ergeben sich die Spannungsresultierenden aus den Gleichungen
(3.24–3.28).

Aufspaltung der Plattengleichung:

Zur Aufspaltung der Plattengleichung 4. Ordnung in zwei partielle Differentialgleichungen


2. Ordnung wird die Summe aus den Gleichungen (3.24/3.25) gebildet:

mx + my = − (1 + µ) K (w00 + w•• )
= − (1 + µ) K∆w

Unter Verwendung der modifizierten Momentensumme:


mx + my
m= = −K∆w (3.30)
1+µ

ergibt sich aus der Differentialgleichung der Platte (3.29):

∆ (K∆w) = p

und schließlich folgen die zwei partiellen Differentialgleichungen 2. Ordnung:

∆m = −p (3.31)
m
∆w = − (3.32)
K
Vorteil: Sind die Randwerte der modifizierten Momentensumme (3.30) bekannt, läßt sich
die Bipotentialgleichung aus (3.31) unabhängig von w bestimmen, danach aus (3.32) diese
selbst.

Größen für die Bemessung:

Die Hauptbiegemomente (vgl. (2.83)) ergeben sich nach dem Mohrschen Spannungskreis
zu:
q
1 1
m 1 = (mx + my ) ± (mx − my )2 + 4m2xy (3.33)
2 2 2

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54 3. Platten

mit der ersten Hauptrichtung ϕ0 aus:


2mxy
tan 2ϕ0 = (3.34)
mx − my

Die Hauptdrillmomente folgen entsprechend (2.84) zu:


q
1
max m12 = ± (mx − my )2 + 4m2xy (3.35)
2

Mit dem Widerstandsmoment:


1h2 h
W = in z=±
6 2
ergeben sich anschließend die maximalen Spannungen infolge Biegung wie folgt:
m1 m12
max σ = ±6 ; max τxy = ±6 (3.36)
h2 h2

Die maximalen Schubspannungen τxz und τyz ergeben sich analog zum Rechteckquerschnitt
in z = 0:
3 qx 3 qy
max τxz = ; max τyz =
2h 2h

3.1.3 Randbedingungen in kartesischen Koordinaten


An jedem Plattenrand treten folgende Randschnittgrößen auf: 1 Biegemoment
1 Drillmoment
1 Querkraft
Aus der Plattengleichung lassen sich je Rand nur 2 Randbedingungen erfüllen.
Auswege:

1. Berücksichtigung einer Schubverformung in den kinematischen Beziehungen (3.15)–


(3.20), wodurch die zugeordnete konstitutive Beziehung für die Schubverzerrungen aus-
wertbar werden. Damit lassen sich dann die Schnittgrößen nach (3.3) berechnen und in
analoger Vorgehensweise entsteht so über die Gleichgewichtsbedingungen ein Differen-
tialgleichungssystem 6. Ordnung, das die Erfüllung aller Randbedingungen ermöglicht.
Die so entstandene konsistente schubweiche Plattentheorie trägt in der Literatur den
Namen Reissner–Plattentheorie. (s. z. B. Eschenauer [4])

2. Randdrillmomente werden durch statisch äquivalente, stetig verteilte Ersatzscherkräfte


ersetzt und mit den Randquerkräften zu einer Ersatzquerkraft zusammengefaßt. (An-
wendung des Prinzips von de St. Venant“)

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3.1 Theorie dünner Platten 55

Einführung der Ersatzquerkraft:


Für Rand y = konst.:

Abb. 3.1.7: Modellvorstellung für die Einführung der Ersatzquerkraft

Damit ergeben sich unter Hinzufügung der Randquerkraft die Ersatzquerkräfte5 :


∂mxy
für einen Rand x = konst. : q x = q x + (3.37)
∂y
∂myx
für einen Rand y = konst. : qy = q y + (3.38)
∂x
oder in anderer Darstellung:

q x = −K (w000 + (2 − µ) w0•• ) (3.39)


q y = −K (w••• + (2 − µ) w00• ) (3.40)

Formulierung der Randbedingungen für verschiedene Stützungsverhältnisse:


Man unterscheidet als homogene Randbedingungen:

Schnitt Aufsicht
1. frei drehbar gestützter Rand; Symbol:
2. eingespannter Rand; Symbol:
3. nicht unterstützter Rand; Symbol:

5
Vertauschung beachten: q x wird mit der partiellen Ableitung nach y gebildet und umgekehrt.

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56 3. Platten

Beispiel:

Abb. 3.1.8: Platte mit exemplarischen Lagerungsbedingungen

Verhältnisse an den Plattenrändern:

zu 1. Rand x = konst. frei drehbar gelagert:


z. B. Rand AC und BD
Randbedingungen:

a. w = 0
(3.24)
b. mx = 0 ⇒ w00 + µw•• = 0
Da für den gesamten Rand w = 0 ist, folgt auch, daß

w• = w•• = 0

gilt. Somit ergibt sich:

w00 = 0; bzw. ∆w = 0,

was zusammen die Navierschen Randbedingungen

w = 0; ∆w = 0

sind.

zu 2. Rand y = konst. voll eingespannt:


z. B. Rand CD
Randbedingungen:

a. w = 0
(3.26)
b. w• = 0 ⇒ w•0 = 0 ⇒ myx = mxy = 0
D. h. bei voller Einspannung treten keine Drillmomente auf.

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3.1 Theorie dünner Platten 57

zu 3. Rand y = konst. ist nicht unterstützt und kräftefrei:


z. B. Rand AB
Randbedingungen:

a. my = 0
b. myx = 0
c. qy =0
myx und qy ersetzen durch die Ersatzquerkraft q y nach (3.40)
aus 3a.:
(3.25)
my = 0 ⇒ w•• + µw00 = 0

aus 3b. und 3c.:


(3.40)
q y = 0 ⇒ w••• + (2 − µ) w00• = 0

Verhältnisse an den Plattenecken:

1. Ecke einer frei drehbar gelagerten Platte:


Einzelkraft:

A = myx + mxy

mit myx , mxy Randdrillmomente in der


Ecke.
π
für α = folgt:
2
myx = mxy → A = (±) 2myx (3.41)

Abb. 3.1.9: Modellvorstellung für Eck-


kräfte in Platten
2. Ecke einer eingespannten Platte:
entspricht einem eingespannten Rand, wie oben unter Punkt 2..
Es treten keine Drillmomente und demzufolge entsteht auch keine Einzelkraft A in der
Ecke.

3. Ecke einer teils eingespannten teils frei drehbar gelagerten Platte:


entspricht einem eingespannten Rand, wie oben unter Punkt 2..
Es treten keine Drillmomente längs des eingespannten Randes auf. Da wegen der
Gleichheit von mxy = myx auch keine Drillmomente in der Ecke des gelenkig gela-
gerten Randes existieren, gibt es keine Einzellast.
π
Beachte: 2. und 3. gelten nur für α = .
2

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58 3. Platten

4. Ecke einer ungestützten freien Platte:


Randbedingungen längs Ränder:

a. q x = q y = 0
b. mx = my = 0
c. resultierende Einzelkraft A = 0
(3.26)
d. h. mxy = myx = 0 ⇒ w0• = 0

Trotz Einführung der Ersatzquerkraft sind drei Randbedingungen zu erfüllen.


Somit gibt es keine Lösung im Rahmen der vorgestellten Theorie.

Anmerkung: Hinweis zur Bezeichnungsweise der Randbedingungen:

dynamische = Kräfte– = natürliche = restliche Randbedingungen


geometrische = Verformungs– = künstliche = wesentliche Randbedingungen

Hierbei entsprechen die Bezeichnungen in den ersten beiden Spalten der mechanischen Sprech-
weise und die beiden letzten Spalten der mathematischen Sprechweise.

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3.1 Theorie dünner Platten 59

3.1.4 Erläuterungen zum Tragverhalten der Platte


Momentenkrümmungsbeziehungen:
1. Balken:

My
κx = w00 = −
EI
mx b
=−
EI

Abb. 3.1.10: Momentenkrümmungsbeziehungen am Balken

2. schmale Platte / brettähnlicher Balken:

Abb. 3.1.11: Verformungsmodell für die schmale Platte

In einer zusammenhängenden Platte ist eine Neigung der Seitenränder nicht möglich. Für
weiterhin senkrechte Ränder sind Quermomente der Größe des µ–fachen Ausgangsmomentes
erforderlich.
mx ⇒ my = +µmx
(my ⇒ mx = +µmy )

Bei Vorhandensein nur eines Schnittmomentes (z. B. mx ) ergeben sich die Krümmungen zu:

mx mx 1h3
κx = − ; κy = +µ mit I =
EI EI 12

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60 3. Platten

3. Platte a ≈ b :

1
κx = w00 = − (mx − µmy )
EI
1
=− (mx − µmy )
K(1 − µ2 )
1
κy = w•• = − (my − µmx )
EI
1
=− (my − µmx )
K(1 − µ2 )
Abb. 3.1.12: Momentenkrümmungsbeziehungen an 1h3
I=
einer Platte allgemeiner Seitenverhältnisse 12

Die Krümmungen unter Verwendung der Plattensteifigkeit K folgen auch unmittelbar aus
der Inversion der Momenten–Krümmungs–Beziehungen (3.24/3.25).

Zur Differentialgleichung der Platte (3.29):


p
w0000 + 2w00•• + w•••• =
K

Abb. 3.1.13: Trägerrostmodell

Vorstellung:

Die Balken des Trägerrostes haben an allen Stellen gleiche Durchbiegungen und sollen drill-
weich sein (drillweicher Trägerrost). Es gilt nach der Balkentheorie die folgende konstitutive
Beziehung:

px = −Mx00 = EIx w0000 6= konst.


py = −My00 = EIy w•••• 6= konst.

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3.1 Theorie dünner Platten 61

die für
Ix = Iy = I
mit
px + py = p
in
p
w0000 + w•••• =
EI
übergeht. Hierbei ist px der in x–Richtung und py der in y–Richtung abgetragene Lastanteil.

Wirklichkeit:

Die Streifen einer Platte verdrillen sich und sind in Querrichtung in der Verformung behin-
dert, d. h. die Drillsteifigkeit des gedachten Balkens und die Querkontraktion haben einen
Einfluß auf die Verformung.
Hier folgt letztendlich:
p
w0000 + 2w00•• + w•••• =
,
K
wobei der mittlere Term 2w00•• die Drillsteifigkeit der Platte repräsentiert.

3.1.5 Plattengleichung in Polarkoordinaten

Abb. 3.1.14: Definition der Polarkoordinaten im Rahmen der Plattentheorie und Anwen-
dungsbeispiele

Plattengleichungen:

Die Transformation des Laplace–Operators ergab sich nach Gleichung (2.34) zu:
∂ 2 (...) ∂ 2 (...) ∂ 2 (...) 1 ∂ (...) 1 ∂ 2 (...)
∆ (...) = + = + + (3.42)
∂x2 ∂y 2 ∂r2 r ∂r r2 ∂ϕ2
| {z } | {z }
Kartes. Koord. Polarkoord.

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62 3. Platten

Damit folgt die Plattengleichung (3.29) in Polarkoordinaten:


 2  2 
∂ 1 ∂ 1 ∂2 ∂ w 1 ∂w 1 ∂2w p (r, ϕ)
2
+ + 2 2 2
+ + 2 2 = (3.43)
∂r r ∂r r ∂ϕ ∂r r ∂r r ∂ϕ K
bzw. nach Ausführung der Differentiation:
 
∂ 4w 2 ∂ 3w 1 ∂4w ∂ 2w
∆∆w = + + 2 2 2 2− 2
∂r4 r ∂r3 r ∂r ∂ϕ ∂r
   2 
1 ∂w ∂3w 1 ∂ w ∂ 4w p (r, ϕ)
+ 3 −2 2
+ 4 4 2 + 4
= (3.44)
r ∂r ∂r∂ϕ r ∂ϕ ∂ϕ K

Werkstoffgleichungen:

Aus den Werkstoffgleichungen (3.9–3.11) folgt nach der Anpassung der Bezeichnungen6 :
E
σr = (εr + µεϕ ) (3.45)
1 − µ2
E
σϕ = (εϕ + µεr ) (3.46)
1 − µ2
E 1−µ
τrϕ = γrϕ (3.47)
1 − µ2 2

Abb. 3.1.15: Plattenschnittgrößen bei Wahl von Polarkoordinaten


6
Beachte die Anmerkungen zu den Gleichungen (2.43/2.44)

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3.1 Theorie dünner Platten 63

Definitionen der Schnittgrößen:


Biegemomente:
Z +h Z +h Z +h Z +h
1 2 2 1 2 2
mr = σr zdzrdϕ = σr zdz; mϕ = σϕ zdzdr = σϕ zdz (3.48)
rdϕ − h2 −h
2
dr −h
2
−h
2

Drillmomente:
Z +h Z +h Z +h Z +h
1 2 2 1 2 2
mrϕ = τrϕ zdzrdϕ = τrϕ zdz; mϕr = τϕr zdzdr = τϕr zdz (3.49)
rdϕ − h2 −h
2
dr − h2 −h
2

Querkräfte:
Z +h Z +h Z +h Z +h
1 2 2 1 2 2
qr = τrz dzrdϕ = τrz dz; qϕ = τϕz dzdr = τϕz dz (3.50)
rdϕ − h2 −h
2
dr −h
2
−h
2

Die nachfolgenden Integrale können auch bei einer Platte vorkommen. Sie gehören aber
zum Scheibentragverhalten, das für ungefaltete Platten im Rahmen einer linearen Theorie
entkoppelt von der Plattenwirkung bleibt.
Längskräfte:
Z +h Z +h
1 2 1 2
nr = σr dzrdϕ (= 0) ; nϕ = σϕ dzdr (= 0) (3.51)
rdϕ − h2 dr −h
2

Schubkräfte:
Z +h Z +h
1 2 1 2
nrϕ = τrϕ dzrdϕ (= 0) ; nϕr = τϕr dzdr (= 0) (3.52)
rdϕ − h2 dr −h
2

Kinematische Beziehungen: (vgl. Abschnitt 3.1.2)

Anmerkung: Zur Unterscheidung der Neigung und des Zentriwinkels ϕ wird in diesem Ab-
schnitt für die Neigung φ statt ϕ geschrieben.

Die Neigung der Normalen ist in Abbildung 3.1.16 abzulesen:


∂w
w+ ∂r
dr −w
∂w
φr = = (3.53)
dr ∂r
∂w
w + ∂ϕ dϕ − w ∂w
φϕ = = (3.54)
rdϕ r∂ϕ
|{z}
Elementlänge

Hieraus ergibt sich die Verschiebung einer Faser im Abstand z von der Plattenmittelfläche:
∂w
u positiv in Richtung r : u(z) = uz = −zφr = −z
∂r
∂w
v positiv in Richtung ϕ : v(z) = vz = −zφ ϕ = −z
r∂ϕ

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64 3. Platten

Verzerrungen:

∂uz ∂2w
εr (z) = = −z 2 (3.55)
∂r ∂r
∂vz
vz + dϕ − vz + uz dϕ
∂ϕ
ε ϕ (z) =
rdϕ
∂vz uz
= +
r∂ϕ r
|{z}
infolge u=konst.
 2

∂ w ∂w
ε ϕ (z) = −z + (3.56)
r2 ∂ϕ2 r∂r
∂uz ∂vz vz
γrϕ (z) = + −
r∂ϕ ∂r r
|{z}
infolge v=konst.
 2

2z ∂ w ∂w
=− −
r ∂r∂ϕ r∂ϕ
 
∂ ∂w
γrϕ (z) = −2z (3.57)
∂r r∂ϕ

Abb. 3.1.16: Abhängigkeit der Verzerrungs-


maße von den Verschiebungen8 u und v

Durch Einsetzen der invertierten Werkstoffgleichungen (3.45–3.47) in die Definitionen der


Schnittgrößen (3.48–3.50) ergeben sich nach Integration über z mit den Gleichungen (3.55–
3.57) der kinematischen Beziehungen die Schnittgrößen in Abhängigkeit der Verschiebungen:
 2  
∂ w 1 ∂ 2 w 1 ∂w
mr = −K +µ 2 2 + (3.58)
∂r2 r ∂ϕ r ∂r
 2 
∂ w 1 ∂ 2 w 1 ∂w
m ϕ = −K µ 2 + 2 2 + (3.59)
∂r r ∂ϕ r ∂r
 
∂ ∂w
mrϕ = m ϕr = −K (1 − µ) (3.60)
∂r r∂ϕ
∂ (∆w) 1 ∂mrϕ
qr = −K ; q r = qr + (3.61)
∂r r ∂ϕ
∂ (∆w) ∂m ϕr
q ϕ = −K ; qϕ = qϕ + (3.62)
r∂ϕ | ∂r
{z }
Ersatzscherkräfte
| {z }
Ersatzquerkräfte

Hierbei wurden, wie bei der Herleitung der Plattengleichung in kartesischen Koordinaten,
ebenfalls entsprechende Ersatzquerkräfte9 definiert.
8
Bei kleinen Verschiebungen, wie vorausgesetzt, sind der Kreisbogen und die Tangente näherungsweise
als gleich anzusetzen.
9
Vertauschung beachten: q r wird mit der partiellen Ableitung nach ϕ gebildet und umgekehrt.

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3.1 Theorie dünner Platten 65

Gleichgewicht am Element:

Beachte die Berücksichtigung des aktuellen Radius r bzw. r + dr bei der Formulierung der
Gleichgewichtsbeziehungen, wie in dem folgenden Ausdruck:
 
∂qr ∂qr ∂(qr r)
−qr rdϕ + qr + dr (r + dr) dϕ ≈ qr drdϕ + rdrdϕ = drdϕ (3.63)
∂r ∂r ∂r

für das Gleichgewicht in z−Richtung erkennbar. Die Gleichgewichtsbedingungen lauten so-


mit:
∂ (qr r) ∂q ϕ
+ +p=0 (3.64)
r∂r r∂ϕ
∂ (mr r) ∂m ϕr m ϕ
+ − = qr (3.65)
r∂r r∂ϕ r
∂m ϕ ∂ (m rϕ r) m ϕr
+ + = qϕ (3.66)
r∂ϕ r∂r r

Hinweis:

Ist die Platte in Form (Kreisplatte/Kreisringplatte)


  und Belastung rotationssymmetrisch, so
∂(. . .)
entfallen alle Ableitungen nach ϕ ≡0 .
∂ϕ
Dann lautet die Differentialgleichung der Platte (3.44):

d4 w 2 d3 w 1 d2 w 1 dw p (r)
4
+ 3
− 2 2
+ 3 = , (3.67)
dr r dr r dr r dr K
wodurch die Differentialgleichung in eine gewöhnliche Differentialgleichung übergeht.
 
d2 1 d 1 d d
Mit 2 + = r kann Gleichung (3.67) auch in verketteter Form geschrieben
dr r dr r dr dr
werden:
   
1 d d 1 d dw p(r)
r r = (3.68)
r dr dr r dr dr K

Aus dieser Differentialgleichung kann w(r) durch viermaliges Integrieren unmittelbar be-
stimmt werden (vgl. Abschnitt 3.2.4)

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66 3. Platten

3.1.6 Randbedingungen in Polarkoordinaten


An jedem Plattenrand treten folgende Randschnittgrößen auf: 1 Biegemoment
1 Drillmoment
1 Querkraft
(vgl. Abschnitt 3.1.3)
Für den Sonderfall der rotationssymmetrischen Belastung und Geometrie treten
am Rand ϕ = konst.: 1 Biegemoment mϕ
und
am Rand r = konst.: 1 Biegemoment mr und
1 Querkraft qr
auf.
Man unterscheidet als homogene Randbedingungen:

Schnitt Aufsicht
1. frei drehbar gestützter Rand; Symbol:
2. eingespannter Rand; Symbol:
3. nicht unterstützter Rand; Symbol:

zu 1. w = 0
d2 w µ dw 2
10 d w µ dw
mr = 0: 2
+ = 0; bzw. 2
+ =0
dr r dr d% % d%
zu 2. w = 0
dw dw
=0 bzw. =0
dr d%
d2 w µ dw d2 w µ dw
zu 3. mr = 0: + =0 bzw. + =0
dr2 r dr d%2 % d%
d d3 w 1 d2 w 1 dw
qr = 0: ∆w = 0; bzw. 3
+ 2
− 2 =0
dr d% % d% % d%

In der Plattenmitte gilt, sofern keine Einzellast an dieser Stelle wirkt:

d2 w d2 w
w = endlich, und insbesondere = endlich bzw. = endlich.
dr2 d%2

10
Hier wird % analog zur Scheibentheorie als dimensionslose Koordinate eingeführt.

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3.1 Theorie dünner Platten 67

Beispiel zu den Übergangsbedingungen zwischen zwei Plattenbereichen:

r1
Übergangsbedingungen für die Stelle %1 = :
r0
Verträglichkeit:

wI (%1 ) = wII (%1 )



dwI dwII
=
d% %1 d% %1

Gleichgewicht:

mrI (%1 ) = mrII (%1 )


qrI (%1 ) = qrII (%1 )

Abb. 3.1.17: Kreisplatte mit Teilflächenbe-


lastung

3.1.7 Potential und elastisches Potential der Platte


Voraussetzungen:

1. adiabate und isotherme Zustandsänderung11


d. h. es wird keine Wärme zu- oder abgeführt.
Temperatur bleibt konstant

2. Ausgangszustand (= natural state)


d. h. unbeanspruchter und unverformter Ausgangszustand und es gelte Verformungs-
reversibilität

3. alle unter Abschnitt 3.1.1 getroffenen Annahmen haben Gültigkeit.

Das innere Potential i Π der Platte und das elastische Potential i π des Plattenelementes:
i
Π = gesamtes inneres Potential der Platte
i
π = inneres elastisches Potential des Plattenelementes dxdydz

Damit gilt:
ZZZ
i i
Π= πdxdydz (3.69)
V

Definition:
11
Die Kopplung der Begriffe adiabat und isotherm ist in dieser Form nur für statische Prozesse“ erlaubt.

Bei Plattenschwingungen mit Dämpfung kann entweder adiabat oder isotherm verlangt werden.

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68 3. Platten

Das elastische Potential i π ist definiert als diejenige Funktion, deren erste partielle Ableitung
nach den Verzerrungsgrößen die Spannungen (Spannungen oder Spannungsresultierenden)
liefert.
i
Π = i A; i
π
|{z} = i
a
|{z}
elastisches Potential innere Arbeit
des Elementes am Element

allgemein:
 
ZZZ  
i 1
Π = iA = σx εx + σy εy + σz εz +τxy γxy + τyz γyz + τzx γzx dxdydz (3.70)
2  |{z} | {z } | {z }
≡0 ≡0 ≡0

Glieder entfallen entsprechend den Anmerkungen in Abschnitt 3.1.1.


Benötigte Gleichungen:

1. Werkstoffgesetze (3.9–3.11)

2. Kinematische Beziehungen (3.18–3.20)

3. Geometrische Abmessungen:

0 ≤ x ≤ a; 0 ≤ y ≤ b; h : Plattendicke

4. Abkürzungen:

Eh3
K= (Plattensteifigkeit)
12 (1 − µ2 )

Darstellung des inneren Potentials durch die Biegefläche w:

I. σx , σy , τxy durch εx , εy und γxy ausgedrückt mit Hilfe des Werkstoffgesetzes (3.9–3.11):
ZZZ !
E E
i 1 1−µ2
(ε x + µε y ) ε x + 1−µ2
(ε y + µε x ) ε y
Π = iA = E dxdydz
2 · · · + 2(1+µ) γxy γxy
Z Z Z h 
1 b a +2 E 2 2
 E 2
= ε + εy + 2µεx εy + γ dzdxdy
2 0 0 − h2 1 − µ2 x 2 (1 + µ) xy
(3.71)
= reine Verzerrungsenergiefunktion

Hinweis:
Dies entspricht der Definition des elastischen Potentials:

∂ iπ 1 E
z.B. = 2 (εx + µεy ) = σx
∂εx 2 1 − µ2

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3.1 Theorie dünner Platten 69

Ia. εx , εy , γxy durch w ausgedrückt mit Hilfe der kinematischen Beziehungen (3.18–3.20):
ZZZ !
E 2 002 2 ••2 2 00 ••
i 1 1−µ2
(z w + z w + 2µz w w )
Π = iA = E dzdxdy
2 · · · + 2(1+µ) 4z 2 w0•2

h
Ausführung der Integration über z in den Grenzen ± liefert:
2
Z Z ( 1 Eh3 002 ••2 00 ••
)
i 1 12 1−µ 2 (w + w + 2µw w )
Π = iA = Eh3 dxdy
2 · · · + 2 12(1+µ) w0•2
Z bZ an
1 00 •• 2
 00 •• 0•2
o
= K (w + w ) − 2 (1 − µ) w w − w dxdy (3.72)
2 0 0

II. εx , εy , γxy durch w ausgedrückt mit Hilfe der kinematischen Beziehungen (3.18–3.20):
ZZZ
i i 1
Π= A= {σx (−zw00 ) + σy (−zw•• ) + τxy (−2zw0• )} dxdydz
2
h
Ausführung der Integration über z in den Grenzen ± liefert:
2
ZZ
i 1
Π = iA = − (mx w00 + my w•• + 2mxy w0• ) dxdy
2
Mit mx , my und mxy in Abhängigkeit von w (vgl. (3.18–3.20)) führt dies ebenso zur
gleichen Darstellung des inneren Potentials:
Z bZ an
i i 1 2  o
Π= A= K (w00 + w•• ) − 2 (1 − µ) w00 w•• − w0•2 dxdy (3.73)
2 0 0

Das Potential der äußeren Kräfte:


Definition:
Das Potential der äußeren Kräfte ist definiert als diejenige Funktion, deren erste partielle
Ableitung nach den Verformungen (Verschiebungen oder Verdrehungen) die negative Kraft-
größe in Richtung der entsprechenden Verformungsgröße liefert.
D. h., das Potential der äußeren Kräfte ist nur für sogenannte konservative Kraftsysteme
existent.

(konservativ = richtungstreu)

Abb. 3.1.18: Zur Unterscheidung von konservativer und nicht konservativer Belastung

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70 3. Platten

Für das Potential der äußeren Kräfte (vgl. Abb. 3.1.1) gilt:
Z Z Z Z 
a
Π=− p (x, y) wdxdy + pR wR ds + mR ϕR ds + . . . (3.74)
R R

Hinweis:
Entsprechend der Definition des Potentials der äußeren Kräfte:
∂ aΠ
= −p
∂w

Gesamtpotential der Platte:

Π = iΠ + aΠ
Z bZ an
1 2  o
= K (w00 + w•• ) − 2 (1 − µ) w00 w•• − w0•2 dxdy
2
Z 0b Z 0a 
− p (x, y) wdxdy + . . . (3.75)
0 0

Anmerkung:

Für die Bestimmung der Eigenarbeit der äußeren Lasten wird vorausgesetzt, daß sie quasi-
1
statisch bis zum Endwert gesteigert werden. Damit ergibt sich der Vorfaktor .
2
Operiert man mit konservativen Lastsystemen, ergibt sich z. B. bei Eigengewicht und Auflast
(z. B. das Eigengewicht der zu tragenden Last) der Vorfaktor 1. Es entspricht das Potential
der äußeren Last der negativen Verschiebungsarbeit.
ZZ
a 1
A= p (x, y) wdxdy
2
a
Π = −2 a A

Dieser Zugang ist für Stabilitätsuntersuchungen von Platten nicht anwendbar.

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3.1 Theorie dünner Platten 71

3.1.8 Zusammenfassung
Differentialgleichung dünner Plattentragwerke (3.29):
p Eh3
∆∆w = ; K= (Plattensteifigkeit, Biegesteifigkeit“)
K 12 (1 − µ2 ) ”
Es ist ∆ der Laplace-Operator und w die Biegefläche der Platte. Es handelt sich hierbei um
eine inhomogene partielle Differentialgleichung 4. Ordnung (→Bipotentialgleichung, bihar-
monische Gleichung).
In kartesischen Koordinaten x, y lautet der Laplace–Operator (2.22):
∂2 ∂2
∆= +
∂x2 ∂y 2
und die Differentialgleichung ergibt sich entsprechend:
p (x, y)
∆∆w = w0000 + 2w00•• + w•••• =
K
Die Schnittgrößen berechnen sich nach den Gleichungen (3.24–3.28) aus der Biegefläche:
mx = −K (w00 + µw•• ) ; my = −K (w•• + µw00 ) ; mxy = myx = −K (1 − µ) w0•
∂∆w ∂∆w
qx = −K ; qy = −K
∂x ∂y
Die Ersatzquerkräfte sind nach den Gleichungen (3.40/3.39) gegeben durch:
q x = −K (w000 + (2 − µ) w0•• ) ; q y = −K (w••• + (2 − µ) w00• )

In Polarkoordinaten r, ϕ lautet der Laplace–Operator (2.34):


∂2 1 ∂ 1 ∂2
∆= + +
∂r2 r ∂r r2 ∂ϕ2
und die Differentialgleichung ergibt sich entsprechend Gleichung (3.43):
 
∂ 4w 2 ∂ 3w 1 ∂4w ∂2w
∆∆w = + + 2 2 2 2− 2
∂r4 r ∂r3 r ∂r ∂ϕ ∂r
   
1 ∂w ∂3w 1 ∂2w ∂4w p (r, ϕ)
+ 3 −2 2
+ 4 4 2 + 4
=
r ∂r ∂r∂ϕ r ∂ϕ ∂ϕ K
Die Schnittgrößen berechnen sich nach den Gleichungen (3.44–3.48) aus der Biegefläche:
 2    2 
∂ w 1 ∂ 2 w 1 ∂w ∂ w 1 ∂ 2 w 1 ∂w
mr = −K +µ 2 2 + , m ϕ = −K µ 2 + 2 2 +
∂r2 r ∂ϕ r ∂r ∂r r ∂ϕ r ∂r
 
∂ ∂w ∂ (∆w) 1 ∂ (∆w)
mrϕ = mϕr = −K (1 − µ) ; qr = −K , q ϕ = −K
∂r r∂ϕ ∂r r ∂ϕ
Die Ersatzquerkräfte sind zu bestimmen aus:
1 ∂mrϕ ∂mϕr
q r = qr + ; q ϕ = qϕ +
r ∂ϕ ∂r

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72 3. Platten

3.2 Mathematisch exakte Lösung des Randwertpro-


blems

3.2.1 Allgemeine Bemerkungen


Lösung der inhomogenen Bipotentialgleichung:
Aufspaltung der Lösung in zwei Anteile:

w = wp + wh (3.76)
p
wp = partikuläres Integral der vollständigen Differentialgleichung ∆∆wp = .
K
(dient der Lastabtragung)

wh = Lösung der homogenen Differentialgleichung ∆∆wh = 0.


(dient der Erfüllung der Randbedingungen)

Zur Bestimmung von wh :


siehe Scheiben Abschnitt 2.2

Möglichkeit: Produktansatz: wh = X (x) Y (y) ; muß Randbedingungen erfüllen


Hieraus folgt ein Einfach– oder Doppelreihenansatz

3.2.2 Einfachreihenlösung für die Rechteckplatte


Diese Lösungsmethode ist nicht an die spezielle Struktur der rechten Seite p (x, y) der Plat-
tengleichung (3.29) gebunden.
Lösung der homogenen Gleichung ∆∆wh = 0 :

Produktansatz:

wh = X (x) Y (y) (3.77)


X  nπ 
wh = sin x Fn (y) (Klassische Lösung) (3.78)
n
a

Voraussetzung:
an der Stelle x = 0 : w = 0, ∆w = 0
x = a : w = 0, ∆w = 0
Das heißt, daß der Produktansatz in der speziellen Form (3.78) nur brauchbar ist für Na-
viersche (=gelenkige) Lagerung zweier gegenüber liegender Ränder.

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3.2 Mathematisch exakte Lösung des Randwertproblems 73

Abb. 3.2.1: Plattenkonfiguration für Einfachreihenlösung

Einsetzen des Ansatzes (3.78) in die homogene Plattengleichung liefert:



∆∆wh = 0 = wh0000 + 2wh00•• + wh•••• = 0
X  nπ 4  nπ 
wh0000 = sin x Fn (y)
n
a a
X  nπ  ∂ 4 F (y)
n
wh•••• = sin x 4
n
a ∂y
X  nπ 2  nπ  ∂ 2 F (y)
n
wh00•• = − sin x 2
n
a a ∂y
X  nπ 4  nπ 2 ∂ 2 F (y) ∂ 4 F (y) 
n n
 nπ 
∆∆wh = 0 = Fn (y) − 2 2
+ 4
sin x (3.79)
n
a a ∂y ∂y a

Die Gleichung (3.79) ist nur dann identisch Null, wenn die geschweifte Klammer verschwin-
det. Es verbleibt die folgende homogene gewöhnliche Differentialgleichung für Fn :
 nπ 4  nπ 2 ∂ 2 F (y) ∂ 4 F (y)
n n
Fn (y) − 2 + =0 (3.80)
a a ∂y 2 ∂y 4
Durch den Lösungsansatz Fn (y) = eλy erhält man aus dem charakteristischen Polynom der
Differentialgleichung (3.80) die folgenden doppelten Nullstellen:

λi,i+1 = ±αn mit αn = . (3.81)
a
Die Lösungsfunktion läßt sich in die folgende Form bringen:
Fn (y) =An cosh (αn y) + Bn αn y sinh (αn y) + Cn sinh (αn y) + Dn αn y cosh (αn y) (3.82)
| {z } | {z }
symmetrischer Anteil antimetrischer Anteil
X  nπ 
wh = sin x Fn (y) (3.83)
n
a

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74 3. Platten

Mögliche Vereinfachung der Gleichung:


Wenn die Ränder y = konst. und die Randbedingungen an diesen Rändern symmetrisch zur
x–Achse sind, dann gilt:

Cn = Dn = 0 (3.84)
X  nπ 
wh = sin x (An cosh (αn y) + Bn αn y sinh (αn y)) (3.85)
n
a

p
Die partikuläre Lösung von ∆∆wp = :
K

Grundsystem: unendlich langer Plattenstreifen


Randbedingungen müssen aus Zugehörigkeitsgründen in x–Richtung gleich gewählt werden.

x = a : w = 0, ∆w = 0

Annahme: Belastung ausschließlich in x–Richtung veränderlich.


X  nπ 
p (x) = pn sin x n = 1, 2, 3, . . . (3.86)
n
a

Ansatz für die Biegefläche:


X  nπ 
wp (x) = wn sin x (Biegefläche und Belastung in y–Richtung = konst.
a
n =b Mittelbereich einer langgestreckten Platte)
(3.87)

Die Konstanten wn sind so zu bestimmen, daß die Differentialgleichung

d4 wp p (x)
4
= wp0000 = (3.88)
dx K
erfüllt ist. Damit ergibt sich durch Einsetzen der Ansätze (3.86/3.87) in die Differentialglei-
chung (3.88):
X  nπ 4  nπ  1 X  nπ 
wn sin x = pn sin x (3.89)
n
a a K n a

und nach Koeffizientenvergleich:


 a 4 1
wn = pn (3.90)
nπ K
Einsetzen der Konstanten (3.90) in den Ansatz (3.87) liefert folgende partikuläre Lösung:
X  a 4 1  nπ 
wp (x) = pn sin x (3.91)
n
nπ K a

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3.2 Mathematisch exakte Lösung des Randwertproblems 75

Gesamtlösung:

Die Gesamtlösung setzt sich nach Gleichung (3.76) aus der Lösung der homogenen Differen-
tialgleichung (3.83) und der inhomogenen (3.91) additiv zusammen:
X  a 4 1  nπ  X  nπ 
w= pn sin x + sin x Fn (y) (3.92)
n
nπ K a n
a

Es ist hierin w die Funktion der Biegefläche einer Platte mit folgenden Randbedingungen:

1. bei x = 0, x = a: Navier–Lagerung (w = 0; ∆w = 0)

2. bei y = konst.: Mögliche Randbedingungen:


frei, gelenkig, eingespannt oder elastisch eingespannt bzw. mit einer Randbelastung
X  nπ 
p∗R (x) = p∗n sin x (3.93)
n
a

oder mit einer Randmomentenbelastung


X  nπ 
myR (x) = mn sin x (3.94)
n
a

belastet.

Abb. 3.2.2: Randbelastung für den Plattenhalbstreifen

Spezialisierung der Lösung für den Plattenhalbstreifen (b → ∞) mit Randbelastung:


X nπ
 nπ 
w= (C0n + C1n y) e− a y sin x (3.95)
n
a

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76 3. Platten

3.2.3 Doppelreihenlösung für die allseitig gelenkig gelagerte


Rechteckplatte
Die Belastung p (x, y) wird mittels einer Fourierschen Doppelreihe als ungerade Funktion
von x und y und mit den Perioden Lx = 2a und Ly = 2b dargestellt:
XX mπx nπy
p (x, y) = amn sin sin m, n = 1, 2, 3, . . . (3.96)
m n
a b

Die Beiwerte amn sind durch die Art und Verteilung der Belastung p (x, y) bestimmt (s. z. B
Girkmann [5]). Der Ansatz für die Biegefläche lautet analog:
XX mπx nπy
w (x, y) = wmn sin sin m, n = 1, 2, 3, . . . (3.97)
m n
a b

Die Freiwerte wmn sind noch näher zu bestimmen.


Randbedingungen:

in x=0 und x = a sind w = 0, mx = 0


in y=0 und y = b sind w = 0, my = 0

Abb. 3.2.3: Plattenkonfiguration für Doppelreihenlösung

Der Ansatz erfüllt bereits die Randbedingungen. Der Ansatz muß nun noch der Plattenglei-
chung (3.29) genügen, um eine strenge Lösung der Aufgabe (in entwickelter Form) zu sein.
Aus dem Ansatz (3.97) ergibt sich:

XX  2
m 2 π 2 n2 π 2 mπx nπy
∆∆w (x, y) = wmn + 2 sin sin (3.98)
m n
a2 b a b

und nach Einsetzen von (3.98) und (3.96) in die Plattengleichung (3.29):

XX  2
m 2 π 2 n2 π 2 mπx nπy 1 XX mπx nπy
wmn + 2 sin sin = amn sin sin (3.99)
m n
a2 b a b K m n a b

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3.2 Mathematisch exakte Lösung des Randwertproblems 77

Koeffizientenvergleich in Gleichung (3.99) liefert die Konstanten:


amn
wmn =  2 (3.100)
m 2 n2
Kπ 4 + 2
a2 b

Durch Einsetzen der Konstanten (3.100) in den Ansatz (3.87) führt dies zu folgender Lösung:
1 XX amn mπx nπy
w (x, y) =   2 sin sin (3.101)
Kπ 4 m n m 2 n2 a b
2
+ 2
a b

Aus der Gleichung (3.101) können nun die Schnittmomente, Schnittkräfte und Auflagerkräfte
mit Hilfe der Gleichungen (3.24–3.28) bzw. (3.40/3.39) berechnet werden.

3.2.4 Exakte Lösung in Polarkoordinaten bei rotationssymmetri-


schem Spannungszustand für Kreisplatten
Ist die Belastung und Form der Platte (Kreisplatte) einschließlich Randbedingungen rota-
tionssymmetrisch12 , so vereinfacht sich die allgemeine Plattengleichung in Polarkoordinaten
(3.44) auf die gewöhnliche Differentialgleichung (3.67):

d4 w 2 d3 w 1 d2 w 1 dw p (r)
∆∆w = 4
+ 3
− 2 2
+ 3 = (3.102)
dr r dr r dr r dr K
Auch hier läßt sich die Lösung analog zu Gleichung (3.76) aufspalten:

w = wp + wh (3.103)
p
wp = partikuläres Integral der vollständigen Differentialgleichung ∆∆wp =
K
(dient der Lastabtragung)

wh = Lösung der homogenen Differentialgleichung ∆∆wh = 0


(dient der Erfüllung der Randbedingungen)

Lösung der homogenen Differentialgleichung ∆∆wh = 0

Die Lösung der Eulerschen Differentialgleichung (3.102) wurde schon im Abschnitt 2.2.4
bestimmt:
 2  2
r r r r
wh = C1 + C2 + C3 ln + C4 ln r0 = konst. (3.104)
r0 r0 r0 r0
r
mit % = folgt die normierte Form der Lösung:
r0
wh = C1 + C2 %2 + C3 %2 ln % + C4 ln % (3.105)

12
Dieser Lösungsansatz ist auch für eine sinusförmige Verteilung der Größen in Umfangsrichtung verwend-
bar.

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78 3. Platten
 
d (...)
0
und deren Ableitungen ergeben sich zu Beachte: (...) = :
dr
dwh 1
= r0 wh0 = C2 2% + C3 (2% ln % + %) + C4 (3.106)
d% %
2
d wh 2 00 1
= r 0 w h = C2 2 + C3 (2 ln % + 3) − C4 (3.107)
d%2 %2
Kreisvollplatte:

Am Plattenmittelpunkt (r = % = 0) muß gelten (vgl. Abschnitt 3.1.6):

w = endlich; w00 = endlich (wenn keine Einzellast!)

Mit

lim ln % = −∞
%→0

und
! 1
!
 ln % %
lim %2 ln % = lim 1 = lim =0
%→0 %→0
%2
%→0 − %23

folgt zunächst aus (3.105), daß C4 = 0 ist. Aus der Bedingung, daß zusätzlich noch die
Krümmung endlich bleiben soll (w00 = endlich) folgt anschließend aus (3.107) C3 = 0. Die
homogene Lösung (3.105) verkürzt sich für die Kreisvollplatte unter den oben angegebenen
Bedingungen auf:

wh = C1 + C2 %2 (3.108)

Kreisringplatte:

Vollständige Lösung (3.105) der homogenen Differentialgleichung erforderlich.


p
Lösung der partikulären Differentialgleichung ∆∆wp = :
K

Entsprechend den Überlegungen in Abschnitt 3.1.2 läßt sich auch hier die Plattengleichung
(3.102) aufspalten in:
m mr + m ϕ
∆m = −p und ∆w = − mit m = als modifizierter (3.109)
K 1+µ
Momentensumme

Es bedeuten:
 
d2 m 1 dm 1 d dm
∆m = + = r = −p (3.110)
dr2 r dr r dr dr
 
d2 w 1 dw 1 d dw m
∆w = 2 + = r =− (3.111)
dr r dr r dr dr K

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3.2 Mathematisch exakte Lösung des Randwertproblems 79

Integration der Gleichung (3.110) ergibt:


Z Z Z  Z Z 
dm 1 2 1
r = − rp dr ⇒ m = − rp dr dr = −r0 % p(%) d% d% (3.112)
dr r %

Ist die Momentensumme m bei gegebener Belastung aus Gleichung (3.112) ermittelt, kann
anschließend die partikuläre Lösung ebenfalls durch Integration der Gleichung (3.111) be-
stimmt werden:
Z Z  Z Z 
1 1 r02 1
wp = − mr dr dr = − m(%) % d% d% (3.113)
K r K %

Gesamtlösung:

Die Gesamtlösung setzt sich dann nach Gleichung (3.103) additiv zusammen:

w = wp + wh
w = wp + C1 + C2 %2 + C3 %2 ln % + C4 ln % (3.114)

Plattenschnittgrößen:

Die Plattenschnittgrößen ergeben sich aus den Gleichungen (3.58–3.62):


 2 
dw 1 dw
mr = −K +µ
dr2 r dr
 2 
K d wp µ dwp C4
=− 2 + + (1 + µ) 2C2 + C3 {(1 + µ) 2 ln % + 3 + µ} − 2 (1 − µ)
r0 d%2 % d% %
(3.115)
 2 
d w 1 dw
m ϕ = −K µ 2 +
dr r dr
 2 
K d wp 1 dwp C4
=− 2 µ 2 + + (1 + µ) 2C2 + C3 {(1 + µ) 2 ln % + 1 + 3µ} + 2 (1 − µ)
r0 d% % d% %
(3.116)
mrϕ = m ϕr = 0 (3.117)
 3 
d d w 1 d2 w 1 dw
qr = −K (∆w) = −K + − 2
dr dr3 r dr2 r dr
 3 2

K d wp 1 d wp 1 dwp 4
=− 3 + − 2 + C3 (3.118)
r0 d%3 % d%2 % d% %
qϕ = 0 (3.119)

Ersatzquerkräfte:

q r = qr ; qϕ = 0 (3.120)

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80 3. Platten

Beispiel:

Kreisplatte unter gleichmäßig verteilter Vollbelastung bei frei drehbarer Lagerung am Rand
r=a:

Abb. 3.2.4: Gelenkig gelagerte Kreisplatte mit Vollast

Randbedingungen:
d2 w µ dw
bei r = a (% = 1) : w = 0, mr = 0 ⇒ + =0
dr2 r dr
p
Partikuläre Lösung ∆∆wp = :
K

Aus den Gleichungen (3.112) und (3.113) folgt mit r0 = a:


Z Z  Z  
2 1 2 1 1 2 1
m = −a p% d% d% = −a p% d% = − pa2 %2
% % 2 4
und schließlich:
Z Z  Z Z  Z  
1 1 a4 1 1 3 a4 1 1 4
wp = − mr dr dr = p% d% d% = p% d%
K r K % 4 K % 16
1 pa4 4
wp = % (3.121)
K 64
Gesamtlösung:

Die Gesamtlösung ist nach Gleichung (3.114) und (3.108) gegeben durch:
1 pa4 4
w= % + C1 + C2 %2 (3.122)
K 64
Aus der Randbedingung w = 0 bei % = 1 folgt:
1 p 4
a + C1 + C2 = 0 (3.123)
K 64
Aus der Randbedingung mr = 0 bei % = 1 folgt:
1 pa4 1 pa4
4·3+µ · 4 + (1 + µ) 2C2 = 0 (3.124)
K 64 K 64
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3.2 Mathematisch exakte Lösung des Randwertproblems 81

Hieraus ergeben sich die Konstanten C1 und C2 :

5 + µ pa4 3 + µ pa4
C1 = ; C2 = − (3.125)
1 + µ 64K 1 + µ 32K

und damit aus Gleichung (3.122) die Biegefläche:


 
1 p 4 5 + µ pa4 3 + µ pa2 2 pa4 4 2 (3 + µ) 2 5 + µ r
w= r + − r = ρ − ρ + ; ρ=
K 64 1 + µ 64K 1 + µ 32K 64K 1+µ 1+µ a
(3.126)

Die maximale Durchbiegung ergibt sich in Plattenmitte (% = 0):

pa4 5 + µ
wmax = (3.127)
64K 1 + µ
Schnittgrößen:

Die Schnittgrößen ergeben sich aus den Gleichungen (3.115–3.120):

pa2  pa2   pa
mr = (3 + µ) 1 − ρ2 ; mϕ = 3 + µ − (1 + 3µ) ρ2 ; qr = − ρ (3.128)
16 16 2
Das maximale Biegemoment tritt in Plattenmitte (% = 0) auf:

pa2
mmax = mr = m ϕ = (3 + µ) (3.129)
16
Graphische Darstellung für µ = 0, 2:

Abb. 3.2.5: Verformungen und Schnittgrößen einer gelenkig gelagerten Kreisplatte unter
Vollast

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82 3. Platten

3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Rand-


wertproblem

3.3.1 Allgemeine Bemerkungen zu baustatischen Idealisierungen


1. Balkenkreuz wx = wy in der Mitte (Marcus); Ermöglicht keine brauchbaren Aussagen
in der Nähe von Plattenecken.
2. drillweicher Trägerrost wx = wy überall
∂wx ∂wy ∂wx ∂wy
3. drillsteifer Trägerrost wx = wy , = , =
| {z } ∂x ∂x ∂y ∂y
Durchbiegung | {z }
Tangentenneigung

Eh3
4. Plattenstreifen EI → K = ; D. h. bei gleichen Momenten entstehen im Ver-
12(1 − µ2 )
gleich zum Trägerrost und Balkenkreuz kleinere Durchbiegungen.

Abb. 3.3.1: Baustatische Vereinfachungen der Plattentheorie

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3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Randwertproblem 83

3.3.2 Das Ritzsche Verfahren


Ausgangspunkt ist das zugeordnete Variationsproblem (dargestellt in kartesischen Koordi-
naten):
Π = Π (p, w, w00 , w•• , w0• ) = Min. ⇒ δΠ = 0 (Stationaritätsbedingung), (3.130)
das der Forderung nach dem Minimum der potentiellen Energie entspricht.
Weitere Möglichkeiten der Umformung dieser Ausgangsbeziehungen laufen in der Techni-
schen Mechanik unter der Bezeichnung Dirichletsches Prinzip. Man erhält hierbei z. B.
über die Eulersche Differentialgleichung die Gleichgewichtsbeziehungen der Plattentheorie.
Es können keine nicht konservativen Kraftsysteme behandelt werden.
I. Lösungsansatz für die Biegefläche13 :
n
X
w (x, y) = ci wi (x, y) (3.131)
i=1

wi (x, y) : zulässige Funktionen


(d.h. nur geometrische Randbedingungen werden erfüllt)
α) i. a. wi (x, y) = gi (x) hi (y)
β) müssen geometrische Randbedingungen erfüllen
γ) brauchen dynamische Randbedingungen14 und Differentialgleichung nicht zu
erfüllen
ci : freie, noch zu bestimmende Konstanten
II. Vorgehensweise:

1. Bestimmung des Potentials der Platte aus Gleichung (3.75):


Z
Π = Π + Π = f (p, w, w00 , w•• , w0• ) dF mit
i a
dF := dxdy

(F =
b Fläche)
mit dem Lösungsansatz (3.131) folgt:
Z
K n 00 2   o
Π= (w + w•• ) − 2 (1 − µ) w00 w•• − w0•2 − pw dF (3.132)
F 2

2. Ausführung der Integration:


Π = Π (ci ) (3.133)

3. Forderung:
∂Π
Π = Min. ⇒ =0 i = 1, 2, 3, . . . , n (3.134)
∂ci
Dies liefert n lineare Gleichungen für ci mit einer im allgemeinen symmetrischen
Koeffizientenmatrix.
13
Der übergesetzte Querstrich kennzeichnet die Näherung.
14
Die dynamischen Randbedingungen sind implizit im Funktional (3.130) enthalten.

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84 3. Platten

3.3.3 Das Galerkinsche Verfahren


Dieses Verfahren ist besonders geeignet für nichtlineare Untersuchungen. Die Grundidee ba-
siert auf der Fehlerorthogonalität, wobei wieder eine Darstellung in kartesischen Koordinaten
gewählt wird. Als Ausgangspunkt dient das Prinzip der virtuellen Arbeiten.
Betrachtet wird eine Platte, die mit der äußeren Last im Gleichgewicht steht, woraus sich
die exakte Biegefläche w (x, y) ergibt. Der Biegefläche wird nun eine virtuelle Verschiebung
δw überlagert, wobei die äußeren Kräfte virtuelle Arbeit δ 0 A verrichten.
Z
0
δ A = pδwdF (3.135)

Wird p mit Hilfe der Plattengleichung (3.29) ausgedrückt, so entsteht:


Z
0
δ A = K (∆∆w) δwdF (3.136)

Aus der Differenz der Gleichungen (3.135/3.136) folgt für die exakte Lösung:
Z
(K∆∆w − p) δwdF = 0 (3.137)
F

Gleichung (3.137) stellt das Prinzip der virtuellen Arbeiten ausgedrückt als Prinzip der
virtuellen Verrückungen dar.
I. Lösungsansatz:
n
X
w= ci wi (x, y) (wi (x, y) = Ritzsche Funktionen) (3.138)
i=1

wi : Vergleichsfunktionen
α) i.a. wi (x, y) = gi (x) hi (y)
β) müssen geometrische und dynamische Randbedingungen erfüllen
γ) brauchen Differentialgleichung nicht zu erfüllen
ci : freie, noch zu bestimmende Konstanten
II. Vorgehensweise:
Einführen der Ansatzfunktion (3.138) in das Prinzip der virtuellen Arbeiten (3.137)
liefert:
Z
(K∆∆w − p) δwdF = 0 (3.139)
F
mit:
n
X
∆∆w = c1 (∆∆w1 ) + c2 (∆∆w2 ) + c3 (∆∆w3 ) + · · · und δw = (δci ) wi = wi
i=1
(3.140)
damit:
Z
(K∆∆w − p) wi dF = 0 (3.141)
F
Dies liefert n lineare Gleichungen für ci mit einer im allgemeinen symmetrischen Ko-
effizientenmatrix.

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3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Randwertproblem 85

3.3.4 Das Trefftzsche Verfahren


Näherungsweise Lösung des Variationsproblems:
Z x2
I= f (x, y, y 0 ) dx → Extremum ⇒ δI = 0 (3.142)
x1

Dies korrespondiert mit der Eulerschen Differentialgleichung mit entsprechenden Randbe-


dingungen:
 
∂f ∂ ∂f
− =0 + Randbedingungen (3.143)
∂y ∂x ∂y 0
Konkretisierung für Platten:
ZZ  
1 h 00 •• 2 00 •• 0•2
i
Π= K (w + w ) − 2 (1 − µ) w w − w − pw dxdy + Randterme
F 2 | {z }
Formulierung von Schnittgrößen mittels Biegelinie
(3.144)
Π → Minimum (3.145)

Aus δΠ = 0 ergibt sich die Eulersche Differentialgleichung, die zum Variationsproblem


gehört:
ZZ
Π= f (x, y, w, w0 , w• , w00 , w•• , w0• ) dxdy → Extremum (3.146)
F
         
∂f ∂ ∂f ∂ ∂f ∂2 ∂f ∂2 ∂f ∂2 ∂f
− − + 2 + 2 + = 0 (3.147)
∂w ∂x ∂w0 ∂y ∂w• ∂x ∂w00 ∂y ∂w•• ∂y∂x ∂w0•
| {z } | {z }
0 0

Die in Gleichung (3.147) auftretenden Ableitungen ergeben sich wie folgt:


∂f
= −p
 ∂w
  
∂2 ∂f 0000 ••00 ∂2 ∂f
= K (w + µw ) , = K (w•••• + µw00•• )
∂x2 ∂w00 ∂y 2 ∂w••
 
∂2 ∂f
= 2K (1 − µ) w0•0•
∂y∂x ∂w0•

Hieraus folgt die zugehörige Eulersche Differentialgleichung, die Plattengleichung (3.29):


p
w0000 + 2w00•• + w•••• = (3.148)
K

I. Lösungsansatz für die Biegefläche:


n
X
w = wp + ci wi (x, y) (3.149)
i=1

p
wp (x, y) : partikuläres Integral der inhomogenen Differentialgleichung ∆∆w =
K
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86 3. Platten

braucht geometrische und dynamische Randbedingungen nicht zu erfüllen


wi (x, y) : beliebige Funktionen
1. wi (x, y) = gi (x) hi (y)
2. brauchen geometrische und dynamische Randbedingungen nicht zu erfüllen
3. erfüllen die Differentialgleichung - spezielle Integrale der homogenen Diffe-
rentialgleichung
ci : freie, noch zu bestimmende Konstanten

II. Vorgehensweise:

1. Formulierung des Funktionales


R
Π = iΠ + aΠ + aΠ (3.150)

mit den Anteilen


ZZ  
i 1 h 00 •• 2 00 •• 0•2
i
Π= K (w + w ) − 2 (1 − µ) w w − w dF (3.151)
F 2
ZZ
a
Π=− pwdF (3.152)
F

und dem Randkraftanteil15 :


Für Ränder x = 0, x = a :
R Z b x=a
a ∂w ∂w
Π= −q x w + mx + mxy dy (3.153)
y=0 ∂x ∂y x=0

Für Ränder y = 0, y = b :
R Z a y=b
a ∂w ∂w
Π= −q y w + my + myx dx, (3.154)
x=0 ∂y ∂x y=0

wobei der Querstrich wieder die genäherten Größen kennzeichnet. (Der zweite
Querstrich an q weist auf die Ersatzquerkraft hin.)
2. Ausführung der Integration liefert:

Π = Π (ci ) (3.155)

3. Die Forderung Π → Min. setzt notwendigerweise

∂Π
= 0, i = 1, 2, 3, . . . , n (3.156)
∂ci
voraus.
15
Den Randkraftanteilen liegt die Annahme zugrunde, daß die Randbedingungen homogen sind und keine
elastische Lagerung vorhanden ist.

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3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Randwertproblem 87

3.3.5 Das Differenzenverfahren


Hierzu wird die Platte mit einem in der Re-
gel regelmäßigen Netz überzogen. Anschließend
werden die Differentialquotienten durch Diffe-
renzenquotienten ersetzt, wobei die Differen-
zenquotienten eine Verknüpfung benachbarter
Knotenpunkte mit sich bringt (vgl. auch Pfau
[10]).
Aus der Differentialgleichung (3.29) entsteht ei-
ne Differenzengleichung, die für ∆x = ∆y = λ
am Punkt k die folgende Form hat:

p k λ4
=20wk − 8 (wk−1 + wk+1 + wi + wl )
K
+ 2 (wi−1 + wi+1 + wl−1 + wl+1 )
Abb. 3.3.2: Bezeichnung der Punkte im
+ wh + wk−2 + wk+2 + wm (3.157)
Rasternetz
Zweckmäßigerweise ordnet man die Koeffizienten in einem Koeffizientenschema (Differen-
zenstern) an, mit dem sich die Gleichungen, die für jeden Plattenpunkt aufzustellen sind,
effektiver ansetzen lassen. So läßt sich z. B. der Laplace–Operator (2.22) in folgender
Form16 darstellen (vgl. auch Abb. 2.3.3):
 
1
 2 −8 2 
1  
∆∆ ≈ 4  1 −8 20 −8 1  für ∆x = ∆y = λ (3.158)
λ 



2 −8 2
1

Für den Fall ∆x 6= ∆y hat der Differenzenstern folgende Form:


 
α4
 2α2 −4α2 (1 + α2 ) 2α2 
1   2 2 4 2

 mit α = ∆x (3.159)
∆∆ ≈ 4  1 −4 (1 + α ) 6 + 8α + 6α −4 (1 + α ) 1 
(∆x)   ∆y
2α2 −4α2 (1 + α2 ) 2α2
α4

Der Differenzenstern ist für jeden Rasterpunkt mit unbekanntem w anzusetzen. Die Schnitt-
größen können für α = 1 durch die folgenden Differenzensterne angegeben werden:
 
 2 2
 µ
∂ w ∂ w K
mx = −K 2
+ µ 2 ≈ − 2  1 −2 (1 + µ) 1  (3.160)
∂x ∂y λ
µ
 
 2 2
 1
∂ w ∂ w K
my = −K 2
+ µ 2 ≈ − 2  µ −2 (1 + µ) µ  (3.161)
∂y ∂x λ
1
16
Hinweis: Nicht besetzte Positionen im Differenzenstern haben den Wert Null!

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88 3. Platten
 
2 +1 0 −1
∂ w (1 − µ) K  0 0 0 
mxy = − (1 − µ) K ≈− (3.162)
∂x∂y 4λ2
−1 0 +1
 
−1 0 1
∂ (∆w) K 
qx = −K ≈− 3 −1 4 0 −4 1  (3.163)
∂x 2λ
−1 0 1
 
−1
 −1 +4 −1 
∂ (∆w) K  
qy = −K ≈− 3  0 0 0 
 (3.164)
∂y 2λ 
+1 −4 +1 
+1

Randbedingungen:

Zur Erfüllung der Randbedingungen wird das Netz über den Plattenrand hinaus verlängert!

a. Eingespannter Rand bei x = konst.:

Abb. 3.3.3: Differenzenstern am eingespannten Rand

∂w
Bedingung: w = 0, =0
∂x
w am Rand bekannt: wR = 0
⇒ Sternzentrum liegt im ungünstigsten Fall eine Maschenweite vom Rand
⇒ 1 unbekannter Nebenpunkt (=Außenpunkt (k + 2) der Platte)
 
∂w 1
≈ (wk+2 − wk ) = 0 ⇒ wk+2 = wk (3.165)
∂x k+1 2λ

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3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Randwertproblem 89

b. Gelenkig gelagerter Rand bei x = konst.:

Abb. 3.3.4: Differenzenstern am gelenkig gelagerten Rand

∂2w
Bedingung: w = 0, mx = 0 ⇒ =0
∂x2
wie unter a. 1 unbekannter Nebenpunkt (k + 2)
 2 
∂ w 1
2
≈ 2 (wk − 2wk+1 + wk+2 ) = 0 ⇒ wk+2 = −wk (3.166)
∂x k+1 λ

Hinweis: Unter a. und b. läßt sich auch eine elastischen Stützung erfassen. Hierbei gilt
für die Durchbiegung der Punkte auf dem Rand wR 6= 0 und für die Ersatz-
querkraft q = (±)cw, wobei c die Federkonstante der elastischen Stützung
ist.
c. Freier Rand bei x = konst.:

Abb. 3.3.5: Differenzenstern am freien Rand

Bedingung: q x = 0, mx = 0
w am Rand unbekannt
⇒ Sternzentrum liegt im ungünstigsten Fall auf dem Rand selbst

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90 3. Platten

⇒ 4 unbekannte Punkte wi+1 , wk+1 , wl+1 , wk+2


 
µ
K
mx = − 2  1 −2 (1 + µ) 1  (3.167)
λ
µ
 3 
∂ w ∂3w
q x = −K + (2 − µ)
∂x3 ∂x∂y 2
 
 −1 0 1
K K (2 − µ) 
qx = − −1 2 0 −2 1 − 2 0 −2 
2λ3 2λ3
−1 0 1
 
− (2 − µ) 0 (2 − µ)
K  −1 (6 − 2µ) 0 − (6 − 2µ) 1 
qx = − (3.168)
2λ3
− (2 − µ) 0 (2 − µ)
Die Beziehung (3.167) für mx , angeschrieben für die drei Nachbarpunkte wi , wk , wl
liefert:
(mx )i = 0 ⇒ 0 = −2 (1 + µ) wi + µ (wh + wk ) + wi−1 + wi+1 (3.169)
(mx )k = 0 ⇒ 0 = −2 (1 + µ) wk + µ (wi + wl ) + wk−1 + wk+1 (3.170)
(mx )l = 0 ⇒ 0 = −2 (1 + µ) wl + µ (wk + wm ) + wl−1 + wl+1 (3.171)
Der Punkt wk+2 wird durch die Beziehung für die Ersatzquerkraft berücksichtigt:
(q x )k = 0 ⇒ 0 = (2 − µ) (wi+1 − wi−1 + wl+1 − wl−1 )
+ (6 − 2µ) (wk−1 − wk+1 ) − wk−2 + wk+2 (3.172)
Aus den Bedingungen (3.169–3.172) folgen unmittelbar die Werte an den 4 Punkten:
wi+1 = −µwh + 2 (1 + µ) wi − µwk − wi−1 (3.173)
wk+1 = −µwi + 2 (1 + µ) wk − µwl − wk−1 (3.174)
wl+1 = −µwk + 2 (1 + µ) wl − µwm − wl−1 (3.175)
 
wk+2 = wk−2 − 4 (3 − µ) wk−1 + 6 2 + 2µ − µ2 wk − 4 1 + 2µ − µ2 (wi + wl )
+ 2 (2 − µ) (wi−1 + wl−1 ) + (2 − µ) µ (wh + wm ) (3.176)
Damit kann der Differenzenstern für Punkte auf dem kräftefreien Rand in folgender
Form angegeben werden:
 
(1 − µ2 )
 (4 − 2µ) (−8 + 4µ + 4µ2 ) 0 
 
 2 (−12 + 4µ) (16 − 8µ − 6µ ) 0 0 
2
(3.177)
 
 (4 − 2µ) (−8 + 4µ + 4µ2 ) 0 
(1 − µ2 )
Analog erhält man den Differenzenstern für Punkte, die im Abstand ∆x vom Rand
entfernt liegen, zu:
 
1
 2 −8 2 − µ 
 
 1 −8 19 −6 + 2µ 0  (3.178)
 
 2 −8 2 − µ 
1

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3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Randwertproblem 91

d. Freie Ecke:

Abb. 3.3.6: Sonderform des Differenzensternes an der freien Ecke


 
2(1 − µ2 )
 8(1 − µ) −4(3 − 2µ − µ2 ) 0 
 
 2(1 − µ2 ) −4(3 − 2µ − µ2 ) 4(3 − 2µ − µ2 ) 0 0  (3.179)
 
 0 0 0 
0

Weitere an Randbedingungen angepaßte Differenzensterne sind in Pfau [10] zu finden.

3.3.6 Die Methode der finiten Elemente


(vgl. auch Abschnitt 2.3.7)

{v} = [a] {r} → Kinematik (3.180)


{S} = [k] {v} → Stoffgesetz (3.181)
{R} = {a}T {S}→ Gleichgewicht (Prinzip der virtuellen Verrückungen) (3.182)

Abb. 3.3.7: Balkenelement mit Stabendgrößen


{r} =
b äußere Knotenpunktverschiebungen/-verdrehungen
{v} =
b Elementknotenverschiebungen/-verdrehungen o Zusammenfassung
{S} =
b Elementknotenschnittgrößen in Richtung von {v} für alle Elemente

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92 3. Platten

{R} =
b äußere Knotenlasten in Richtung von {r}

[a] =
b Transformationsmatrix der Verformungen
[k] =
b Bandmatrix der Elementsteifigkeiten (für alle Elemente)
Im allgemeinen sind die äußere Knotenpunktverformungen {r} und die Elementknoten-
schnittgrößen {S} unbekannt. Als bekannt vorausgesetzt werden können die äußeren Kno-
tenlasten {R}, die sich unter anderem aus der Verteilung der äußeren Belastung auf die
Knoten ergeben.
Lösung:

{R} = [a]T {S} = [a]T [k] {v} = [a]T [k] [a] {r} (3.183)
{r} = [K]−1 {R} mit [K] = [a]T [k] [a] (Tragwerkssteifigkeitsmatrix) (3.184)

Hieraus können die äußeren Knotenpunktverformungen {r} berechnet werden. Anschließend


lassen sich die Knotenschnittgrößen in Richtung von {v} bestimmen:

{S} = [k] {v} = [k] [a] {r} (3.185)

Rückerinnerung an die Scheibentheorie:


In Abschnitt 2.3.7 wurde ein 3–Knoten–Scheibenelement entwickelt, das an jedem Knoten
2 Freiheitsgrade besitzt. Hieraus ergeben sich für das Element insgesamt 6 Freiheitsgrade.
Dies führte auf zwei Ansatzfunktionen für die Verschiebungen (Gleichungen (2.71/2.72)) mit
ebenfalls 6 Freiheitsgraden.

Abb. 3.3.8: Finites Dreieckselement der Scheibentheorie

Bei Platten sind an den Knoten 3 Freiheitsgrade erforderlich, um die Verträglichkeit zu


erfüllen:
∂w ∂w
w, ϕx , ϕy mit ϕx = bzw. ϕy = − (3.186)
∂y ∂x

Beachte: Es gelten andere Definitionen als in der Plattenstatik (vgl. Abb. 3.3.9)!

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3.3 Mathematische Näherungsverfahren für das Randwertproblem 93

Abb. 3.3.9: Finites Viereckselement der Plattentheorie mit gebräuchlichen Verformungs-


maßen

Ein möglicher Ansatz für die 4 × 3 Freiheitsgrade der Verschiebungsfunktion w (x, y) ist:

w (x, y) = α1 + α2 x + α3 y + α4 x2 + α5 xy + α6 y 2 + a7 x3 + α8 x2 y + α9 xy 2
+ α10 y 3 + α11 x3 y + α12 xy 3 (3.187)

woraus sich die Verdrehungen


∂w

ϕx = + = 0 0 1 0 x 2y 0 x2 2xy 3y 2 x3 3xy 2 {α} (3.188)
∂y
∂w

ϕy = − = 0 −1 0 −2x −y 0 −3x2 −2xy −y 2 0 −3x2 y −y 3 {α}
∂x
(3.189)

ergeben. ({α} = Vektor der Freiwerte im Ansatz)
Für einen Rand x = konst. variiert w (x, y) kubisch
⇒ volle Verträglichkeit, da vier Bestimmungswerte vorhanden.
Für einen Rand y = konst. variiert ϕy parabolisch
⇒ Parabel nicht eindeutig festzulegen, da nur zwei Bestimmungswerte vorhanden sind
⇒ non compatible rectangle - nicht verträgliches Rechteckelement
Die Auswertung des Ansatzes für die 4 Knoten liefert das folgende Gleichungssystem:
   
w1 1 x1 y1 x21 x1 y1 · · · y13 x31 y1 x1 y13
 ∂w1   0 0 1 0 x1 · · · 3y12 x31 3x1 y12 
 ∂y   
 − ∂w1   0 −1 0 −2x1 −y1 · · · 0 −3x2 y1 −y 3 
 ∂x   1 1 
 w  =  1 x2 y2 x 2
x y · · · y 3
x 3
y x y 3  {α} (3.190)
 2   2 2 2 2 2 2 2 2 
  
..   .. .. .. .. .. ... .. .. .. 
 . . . . . . . . . 
∂w4
− ∂x 0 −1 0 −2x4 −y4 · · · 0 −3x4 y4 −y43 3

{vP } = [A] {α} ⇒ {α} = [A]−1 {vP } (3.191)


| {z } |{z} |{z}
12×1 12×12 12×1

{w (x, y)} = [M ] {α} = [M ] [A]−1 {vP } (3.192)

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94 3. Platten

Hieraus ergibt sich der Verschiebungszustand w (x, y) in Abhängigkeit von den Knotenver-
schiebungen und –verdrehungen {vP }.
Kinematische Beziehungen (vgl. (3.18–3.20)):
   
 ∂2 
 εx   ∂x22 

{ε} = εy = −z ∂y 2 {w} = −z {∆} {w} = −z {∆} [M ] {α} (3.193)
  
 2 ∂2 

γxy
∂x∂y

{ε} = −z [B] {α} = −z [B] [A]−1 {vP } mit [B] = {∆} [M ] (3.194)

Werkstoffgleichungen (vgl. (3.9–3.11)):


    
 σx  E 
1 µ 0  εx 
{σ} = σy = µ 1 0  εy = [D] {ε} (3.195)
  1 − µ2 1  
τxy 0 0 2
(1 − µ) γ xy

{σ} = [D] (−z) [B] [A]−1 {vP } (3.196)

Momente (vgl. (3.24–3.26)):


 
 mx  Z + h2 Z +h
2
{m} = my = {σ} z dz = − [D] [B] {α} z 2 dz (3.197)
  h
−2 −2h
mxy
h3
{m} = − [DP ] [B] {α} = − [DP ] [B] [A]−1 {vP } mit [DP ] = [D] (3.198)
12
Gleichgewicht: Prinzip der virtuellen Verrückungen
Z
T
δ {vP } = δ {ε}T {σ} dV ⇒ siehe Abschnitt 2.3.7 (3.199)
V Z
−1 T
[kP ] = [A] [B]T [DP ] [B]dF [A]−1 (3.200)
| {z }
12×12

3.4 Plattentragwerke
Das Kapitel Plattentragwerke beinhaltet im wesentlichen Abbildungen, die in der Vorlesung
erläutert wurden und zu einem späteren Zeitpunkt in das Skript aufgenommen werden. Bis
es soweit ist, sei an dieser Stelle auf die entsprechende Literatur, z. B. Leonhardt [7],
verwiesen.

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Literaturverzeichnis

[1] Bathe, K.-J.: Finite-Elemente-Methoden. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New


York, 2. Auflage, 1990.

[2] Beyer, K.: Die Statik im Stahlbetonbau. Springer–Verlag, Berlin, 2. Auflage, 1956.

[3] Collatz, L.: Numerische Behandlung von Differentialgleichungen. Springer-Verlag,


Berlin, Göttingen, Heidelberg, 1951.

[4] Eschenauer, H. und W. Schnell: Elastizitätstheorie. BI-Wissenschaftsverlag,


Mannheim, 1993.

[5] Girkmann, K.: Flächentragwerke. Springer–Verlag, Wien, 6. Auflage, 1978.

[6] Hampe, E.: Statik rotationssymmetrischer Flächentragwerke , 5 Bände. VEB Verlag


für Bauwesen, Berlin, 1968 bis 1973.

[7] Leonhardt, F. und E. Mönnig: Vorlesungen über Massivbau, Band 1. Springer-


Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo, 3. Auflage, 1984.

[8] Markus, G.: Theorie und Berechnung rotationssymmetrischer Bauwerke. Werner,


Düsseldorf, 2. Auflage, 1976.

[9] Mehlhorn, G. und H. Mang: Der Ingenieurbau , Band: Rechnerorientierte Baume-


chanik, Abschnitt Flächentragwerke. Ernst & Sohn, Berlin, 1995.

[10] Pfau, H., E. Wiebeck und M. Kmiecik: Differenzenmethoden in der Festkörperme-


chanik. VEB Fachbuchverlag, Leipzig, 1987.

[11] Stiglat, K. und H. Wippel: Platten. W. Ernst & Sohn, Berlin, 3. Auflage, 1983.

[12] Timoshenko, S. und Woinowsky-Krieger: Theory of Plates and Shells. McGraw-


Hill, New York, 1987.

[13] Zienkiewicz, O. C. und R. L. Taylor: The Finite Element Method, Band 1.


McGraw-Hill, London, 4. Auflage, 1994.

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