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CityGuide

BERLIN mit Potsdam


„Tipps für jede

BERLIN mit Potsdam


Generation und
Interessenlage“
GEO Spezial

Kristine Jaath

im KaDeWe Seite 236

Das bunteste Gedrängel im Kiez:


der Türkenmarkt am Maybachufer Seite 266

Handbuch für die neue, alte Hauptstadt Berlin: eintauchen und entdecken
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Reisetipps A–Z

Berlin und Bewohner

310be Foto: kj Berlin-Mitte

Berlin-Tiergarten

Rund ums Zentrum

Ausflüge

Potsdam

Anhang

Stadtatlas
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Kristine Jaath
Berlin mit Potsdam

„Ich möchte Weltbürger sein, überall zu Hause und –


was noch entscheidender ist – überall unterwegs.“

Erasmus von Rotterdam


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Impressum
Kristine Jaath
Berlin mit Potsdam
erschienen im
REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump GmbH
Osnabrücker Straße 79, 33649 Bielefeld

© Peter Rump 1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006, 2008


8., neu bearbeitete und komplett aktualisierte Auflage 2009
Alle Rechte vorbehalten.

Gestaltung
Umschlag: M. Schömann, P. Rump (Layout);
Christina Hohenhoff (Realisierung)
Inhalt: Günter Pawlak (Layout);
Barbara Bossinger (Realisierung)
Karten: Catherine Raisin, der Verlag
Umschlagklappe hinten: BVG (Berliner Verkehrsbetriebe)
Fotos: Kristine Jaath (kj), Christian Prager (cp; S. 117),
Umschlagfoto: www.fotolia.com © Bernd Kröger
(Fahrradfahrer am Brandenburger Tor)

Lektorat (Aktualisierung): Christina Hohenhoff

Druck und Bindung


Media Print, Paderborn

ISBN 978-3-8317-1858-0
PRINTED IN GERMANY

Dieses Buch ist erhältlich in jeder


Buchhandlung Deutschlands, der Schweiz, Wir freuen uns über Kritik, Kommentare und
Österreichs, Belgiens und der Niederlande. Verbesserungsvorschläge, gerne per E-Mail an
Bitte informieren Sie Ihren Buchhändler info@reise-know-how.de.
über folgende Bezugsadressen:
Alle Informationen in diesem Buch sind von der
Deutschland Autorin mit größter Sorgfalt gesammelt
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D-35463 Fernwald (Annerod) bearbeitet und überprüft worden.
sowie alle Barsortimente
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311be Foto: kj
Kristine Jaath

Berlin
mit
Potsdam
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Überschrift
Vorwort 1,5
7

Vorwort Guide keinen Anspruch auf Vollstän-


digkeit erfüllen. Es möchte Ihnen hin-
Berlin im dritten Jahrtausend ist eine gegen beim ersten Zurechtfinden, auf
der faszinierendsten Städte Europas. Erkundungstouren wie auch beim tie-
Hochkarätige Kulturmetropole, kun- feren Einstieg in die Spree-Metropole
terbuntes Szene-Mekka und Weltstadt ein getreuer, informativer und zuver-
mit Schnauze und Herz – so rühmt lässiger Begleit er sein.
sich die Spree-Metropole. Aber auch Ich wünsche Ihnen einen angeneh-
folgendermaßen wird sie von vielen men und anregenden Aufenthalt in ei-
Menschen erlebt: als Häusermeer und ner der interessantesten und span-
pulsierende Millionenstadt, die einen nendsten Metropole Europas.
ziemlich ruppigen Charme an den Tag Kristine Jaath
legt und deren Reiz weniger im Alltäg-
lichen, sondern vielmehr im Eckigen,
Kantigen, Widersprüchlichen liegt.
Hier paart sich Urbanität und Weltläu-
figkeit mit Piefkes Gemütlichkeit, ein
Vier-Sterne-Gourmettempel steht ne-
ben der Curry-Bude, und ein Schloss-
park grenzt unmittelbar an ein Arme-
Leute-Quartier. Multikulti und Lauben-
pieper, Berliner Schnauze und interna-
tionales Sprachengewirr, Luxusherber-
gen und Notunterkünfte – das alles ist
diese wundervolle, schwierige, span-
nende Großstadt Berlin.
Preußische Residenzstadt, Haupt-
stadt des Deutschen Reichs, Weltkul-
turmetropole, Hauptstadt des Dritten
Reichs, Trümmerstadt, Frontstadt,
Mauerstadt und nun abermals deut-
sche Hauptstadt und Regierungssitz –
Berlins Tradition ist der rasche Wandel,
gelegentlich auch der radikale Um-
bruch, aus dem stets Neues entsteht.
Kurzum, es ist eine Passion, in Berlin
zu leben, und es kommt einer Lebens-
aufgabe gleich, es erschöpfend ken-
nen zu lernen. Da die Stadt aber
schlichtweg zu groß ist und sich unauf-
hörlich verändert, kann dieser City
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8 Inhalt

Inhalt Berlin-Mitte

Überblick 124
Reisetipps A–Z Die Spreeinsel 125
Museumsinsel 126
Anreise 14 Der Schlossplatz 135
Behinderte 18 Unter den Linden 139
Botschaften 18 Von der Schlossbrücke
Einkaufen 19 zum Bebelplatz 140
Das Forum Fridericianum 145
Essen und Trinken 24 Von der Friedrichstraße
Festivals, Feste, Events 32 zum Pariser Platz 150
Fundbüros 35 Der Pariser Platz 152
Geldwechsel 35 Von der Spreeinsel zum Alex 158
Informationsstellen 35 Vom Marx-Engels-Forum
zum Fernsehturm 158
Kinder 37 Alt-Berlin um St. Nikolai 163
Kinos 42 Das Märkische Ufer 168
Lesben 42 Am Alexanderplatz 169
Medien 43 Spandauer Vorstadt 172
Museen und Gedenkstätten 44 Ein Spaziergang
durch das Sophienviertel 175
Musik- und Konzert-
Von der nördlichen
hallen, Jazzkeller & Co. 57
Friedrichstraße bis zum
Nachtleben – Kneipen & Co. 60
ehemaligen Mauerstreifen 185
Notrufe 66
Chausseestraße 189
Post und Telefon 66
Die Friedrichstadt 193
Schwule 67 Die östliche Friedrichstadt 194
Stadtrundfahrten, Rundgänge 69 Die westliche Friedrichstadt 201
Theater 75
Unterkunft 80
Unterwegs in Berlin 86
Vorverkaufsstellen 91
Berlin-Tiergarten

Berlin und seine Bewohner Überblick 208


Der östliche Tiergarten 210
Zwischen Straße des 17. Juni
Politisches 94
und Spreebogen 210
Geografisches 94 Reichstag 211
Administratives Parlamentsgebäude
und Städtebauliches 97 und Kanzleramt 214
Haus der Kulturen der Welt 215
Die Berliner 98
Denkmal für die ermordeten
Geschichte 103 Juden Europas 216
Wirtschaft, Arbeit und Soziales 118 Der Potsdamer Platz 216
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Inhalt, Kartenverzeichnis 9

Museumsstandort Kulturforum Köpenick 283


Potsdamer Platz – Tiergarten 223 Friedrichshagen 286
Der westliche Tiergarten 226 Vom Wannsee zur
Großer Stern und Schloss Bellevue 226 Glienicker Brücke 290
Zoo und Neuer See 228

Rund ums Zentrum Potsdam

Charlottenburg 234 Überblick 300


Rund um den Ku’damm 236 Ein Bummel durch die Stadt 300
Vom Zoo zum Savignyplatz 240
Park Sanssouci 305
Vom Zoo zum Schloss 242
Messegelände 246 Neuer Garten 310
Olympiagelände 247 Babelsberg 311
Prenzlauer Berg 249 Potsdam-Information 312
Friedrichshain 255
Kreuzberg 262 Anhang
Schöneberg 268
Literaturtipps 316
Ausflüge in die Außenbezirke Register: Restaurants,
Kneipen Cafés und Clubs 326
Dahlem 274 Register:
Spandau 275 Orts-, Sach- und Personen- 328
Tegel 279 Stadtatlas nach 336
Lichtenberg 282 Die Autorin XXIV

Kartenverzeichnis
Stadtatlas Im Innenteil
Berlin-Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .I Aufteilung Berlins 1945 . . . . . . . . . . . . .113
Friedrichstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .XVIII Berlin um 1840 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .108
Nördliche Friedrichstraße . . . . . . . . . . . .XIV Friedrichshain – Kreuzberg (SO36) . . .256
Östlicher Tiergarten . . . . . . . . . . . . . . . .VIII Köpenick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .283
Potsdam-Sanssouci . . . . . . . . . . . . . . . . . .XX Kreuzberg 61 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .267
Potsdam-Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .XXII Müggelsee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .287
Spandauer Vorstadt . . . . . . . . . . . . . . . . .XVI Potsdamer Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . .220
Spreeinsel u. Unter den Linden . . . . . . . . .X Prenzlauer Berg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .250
Vom Zoo zum Schloss Schöneberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .269
Charlottenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .II Spandau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .276
Von der Spreeinsel zum Alex . . . . . . . . . .XII Staatliche Museen zu Berlin . . . . . . . . . .46
West-City/Charlottenburg . . . . . . . . . . . .IV Tegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .280
Westlicher Tiergarten . . . . . . . . . . . . . . . .VI Vom Wannsee zur Glienicker Brücke .292
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10 Hinweise zur Benutzung

Hinweise zur Benutzung


„Balin, wie haste dia vaändat!“ – Die- Bei den Verkehrsanbindungen ge-
sen Seufzer kann man in der deut- ben wir jeweils den nächst erreichba-
schen Hauptstadt beinahe jeden Tag ren S- und/oder U-Bahnhof an. Sollte
von Neuem ausstoßen. Da wird abge- er sich weiter als fünf bis sechs Minu-
rissen und aufgebaut, zugemacht, ten Fußweg entfernt vom Zielort be-
eröffnet und umgezogen, und übers finden, wird außerdem die Weiterfahrt
Jahr tauchen im Stadtplan mitten im mit Bus oder Tram angeführt. Erscheint
Zentrum ganz neue Straßen auf, die es bei der S-Bahn keine spezielle Linien-
zwölf Monate vorher nicht gab. Ein angabe, handelt es sich um die Stadt-
Berlin-Reiseführer, der regelmäßig ak- bahn, über deren Gleise auf dem Via-
tualisiert wird, kann diesem ständigen dukt mitten durchs Zentrum nahezu
Wandel gut Rechnung tragen. Aber ei- alle S-Bahn-Linien im Minutentakt fah-
ne Garantie dafür übernehmen, dass ren und die meisten Sehenswürdigkei-
sich nach der Drucklegung nicht die ten erreichbar sind. Alles zu Tickets,
eine oder andere Öffnungszeit oder Konditionen und touristischen HPNV-
Telefonnummer wieder verändert, ein Angeboten erfahren Sie im Kapitel
Bauwerk zum anvisierten Termin tat- „Unterwegs in Berlin“. Auf die Angabe
sächlich fertig gestellt wird, ein Spitzen- der Fahrpläne mussten wir dagegen
koch nicht plötzlich weitergewandert verzichten, würden sie doch ein Buch
oder ein Tanzschuppen auch in sechs halb so dick wie das Kursbuch der
Monaten noch angesagt ist, diese Ga- Deutschen Bahn füllen.
rantie übernehmen kann er nicht. In den Ortsbeschreibungskapiteln
Bei unseren Unterkunftstipps ge- wird in der Kopfzeile jeweils auf die
ben wir zur Orientierung jeweils den Karte verwiesen, auf der die im Text
Richtpreis in der Hochsaison für ein genannten Sehenswürdigkeiten einge-
Standarddoppelzimmer mit Frühstück zeichnet sind. Die Zahlen in Klam-
an. Die zahlreichen Angebote und Ar- mern hinter den Sehenswürdigkei-
rangements, die die Hotels und Pen- ten verweisen auf die Legendennum-
sionen zu den unterschiedlichsten mer des in der Kopfzeile angegebenen
Zeiten offerieren, können leider keine Stadtplans. Ist keine Nummer angege-
Berücksichtigung finden, weshalb es ben, steht der Name des Gebäudes di-
sich immer lohnt, noch einmal zum rekt in der Karte oder es liegt außer-
Telefonhörer zu greifen oder im Inter- halb des Kartenausschnitts. Die Kar-
net nachzuschauen. Die Adressen hal- ten, die mit römischen Zahlen num-
ten wir im Kapitel „Unterkunft“ für Sie meriert sind, befinden sich am Ende
parat. des Buches im Stadtatlas.

Brandenburger Tor
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Exkurse 11

Exkurse
Stinker müssen draußen bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Gaumenkitzel à la Berlin: Currywurst und Döner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Sightseeing mit den Linien 100 und 200 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Eene kleene Abschweifung zu’t Jemüt vonne balinüsche Einjesessene. . . . . . . . . . . . . . . . 102
Der Flötenspieler von Sanssouci – Friedrich der Große. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Die Mauer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Palast der Republik, White Cube ... – Zwischennutzungen als Kontinuitätsprinzip . . . . . . 137
Das Brandenburger Tor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
Die mutigen Frauen in der Rosenstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
Der Reichstag – dem deutschen Volke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
Mythos Potsdamer Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
Der Hauptmann von Köpenick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
313be Foto: kj
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12 Reisetipps A–Z

314be Foto: kj
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Reisetipps A–Z 13

Reisetipps
A–Z

421be Foto: kj

315be Foto: kj

Straßencafé
in der Oranienstraße in Kreuzberg

Beliebtes Fotomotiv: Checkpoint Charlie

Berlin bietet vielfältige Möglichkeiten


zum Entspannen im Grünen
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14 Anreise

Anreise A 11: Szczecin–Berlin


A 12: Frankfurt (Oder)–Berlin
A 113/13: Dresden–Berlin
A 9: München–Nürnberg–Hof–Leipzig–
Auto Berlin

Alle Autobahnen führen auf den Berli- Sofern man nicht nachts fahren möch-
ner Ring (A 10), der Berlin und Pots- te, gibt es keine günstigste Reisezeit.
dam nahezu kreisförmig umschließt. Ob der Berliner Ring und insbesonde-
Abzweigungen leiten von dort weiter re die Einfallstraßen stadteinwärts ge-
in die Innenstadt und die Bezirke. Die rade verstopft sind oder nicht, ist
Ausschilderung ist gut. Von West nach Glück oder Pech und hängt vom Wet-
Ost münden im Uhrzeigersinn ein: ter, Baustellen und anderen wenig kal-
A 2: Oberhausen–Hannover–Magdeburg–
kulierbaren Dingen ab.
Berlin Dagegen gibt es Zeiten, die man
A 24: Hamburg–Schwerin–Berlin möglichst meiden sollte: den Berufs-

Stinker müssen draußen bleiben!


Zum Schutz vor gesundheitsschädlichem Diesel. Ausnahmen gelten für Autos von
Feinstaub und Stickoxiden – etwa 170.000 Schwerbehinderten und für Oldtimer (mit
Tote jährlich werden in der Bundesrepublik H-Kennzeichen).
durch zu hohe Feinstaubbelastung gezählt Ab 2010 gelten verschärfte Bedingungen
– dürfen gemäß der EU-Feinstaubricht- und es dürfen nur noch Wagen mit grüner
linie bestimmte Grenzwerte an nicht mehr Plakette in die Umweltzone.
als 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Die Plaketten sind gegen Vorlage des
Um diese Grenzwerte auch nur annähernd Kfz-Scheins bundesweit für fünf Euro beim
einhalten zu können, ist seit dem 1. Januar TÜV, der DEKRA, den Zulassungsstellen
2008 die gesamte Berliner Innenstadt sowie in allen großen Werkstätten erhält-
Umweltzone. Das bedeutet: Im Gebiet in- lich, die Abgasuntersuchungen durch-
nerhalb des S-Bahnrings herrscht ein gene- führen.
relles Fahrverbot für Pkw, Busse und Lkw Wer ohne Plakette in der Umweltzone
ohne Umweltplakette, und zwar gleicher- erwischt wird, muss 40 Euro Bußgeld be-
maßen für Berliner wie für Besucher der zahlen und bekommt einen Punkt in der
Stadt. Flensburger Verkehrssünderkartei.
Hinein darf, wer eine seiner Schadstoff-
gruppe entsprechende rote, gelbe oder Weitere Auskünfte findet man unter:
grüne Umweltplakette erworben und sie www.umwelt-plakette.de
gut sichtbar auf die Frontscheibe geklebt www.dekra.de
hat. Maßgeblich für den Erwerb ist die www.berlin.de/umweltzone
Emissionsschlüsselnummer im Fahrzeug-
schein, der zufolge Pkw der Schadstoff- Feinstaubplaketten online beantragen kann
gruppen 2–4 die Plakette erhalten, das sind man unter:
Benziner mit geregeltem Katalysator sowie www.berlin.de/labo/kfz/dienstleistun
Dieselfahrzeuge mit mindestens Abgas- gen/feinstaubplakette.php
norm Euro 2 bzw. nachgerüstete Euro-1-
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Anreise 15

verkehr morgens ca. 7–9 Uhr sowie tigste Ticket für seine Zugreise nach
nachmittags 15–17.30 Uhr, außerdem Berlin erwirbt, hängt seit der Tarifre-
den Wochenendverkehr von Donners- form der Deutschen Bahn von den un-

Reisetipps A–Z
tag bis Sonntag morgens und abends. terschiedlichsten Faktoren ab. Neben
In der Berliner City zwischen Kur- zahlreichen Aktionspreisen, die stets
fürstendamm, Potsdamer Platz, Regie- zeitlich befristet und meist ziemlich
rungsviertel und Alexanderplatz, wo schnell ausverkauft sind, bietet die
sich die meisten und interessantesten Bahn im Standardprogramm die drei
Sehenswürdigkeiten befinden, sind die miteinander kombinierbaren Spar-
Parkplätze teuer und knapp. Eine möglichkeiten BahnCard, Sparpreis
Stunde seinen Wagen abstellen kostet und Mitfahrerrabatt an:
je nach Parkzone zwischen ein und Die BahnCard 25 (57 ⁄/2. Klasse
drei Euro. bzw. 114 ⁄/1. Klasse) ermöglicht 25
Seit 1. Januar 2008 herrscht in den Prozent Rabatt auf den Normalpreis.
Innenstadtbezirken Fahrverbot für Mit der Jugend-BahnCard 25 (10 ⁄)
Autos ohne Umweltplakette. erhalten Kinder und Jugendliche von 6
bis einschließlich 18 Jahre 25 Prozent
Nachlass auf den regulären Preis, un-
Bahn abhängig davon, ob ihre Eltern im Be-
sitz einer BahnCard 25 sind.
Die Fahrt mit dem InterCityExpress Die BahnCard 50 (225 ⁄/2. Klasse
(ICE) ist zwar nicht die preisgünstigs- bzw. 450 ⁄/1. Klasse) bietet 50 Pro-
te, aber doch eine der schnellsten An- zent Rabatt. Ehe- oder Lebenspartner
reisemöglichkeit aus allen vier Him- im gleichen Haushalt, Kinder (6 bis
melsrichtungen. Seit der Eröffnung der einschließlich 17 Jahre), Schüler, Azu-
Hochgeschwindigkeitsstrecke Hanno- bis und Studenten bis einschließlich
ver–Berlin beträgt die Fahrzeit z. B. 26 Jahre, Senioren ab 60 Jahre, Er-
zwischen der niedersächsischen Lan- werbsunfähigkeitsrentner und Schwer-
deshauptstadt und der Spree-Metro- behinderte erhalten die BahnCard 50
pole nur noch zwei Stunden, von zum halben Preis.
Frankfurt (Main) benötigt der „ICE- Die BahnCards sind mit dem Spar-
Sprinter“ ohne Halt bis Berlin nur drei- preis 25 (25 % Rabatt) und Spar-
einhalb Stunden. preis 50 (50 % Rabatt) kombinierbar.
InterCitys (IC) verbinden Berlin mit Beide Sparpreise gelten nur in Verbin-
zahlreichen anderen deutschen Groß- dung von Hin- und Rückfahrt und bein-
städten überwiegend im Stundentakt. halten eine festgelegte Zugverbindung,
Die Züge des RegionalExpress (RE) d. h. wenn man den Zug verpasst, ist
verkehren im Radius zwischen 200 und das Ticket dahin. Die Vorverkaufsfrist
250 Kilometer von und nach Berlin. beträgt mindestens drei Tage, doch
Wann man zu welchen Konditionen sollte man die Sparpreise insbesonde-
und Buchungsfristen das preisgüns- re vor Hochreisezeiten wie Weihnach-
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16 Anreise

011be Foto: kj

ten oder Sommerferienantritt rechtzei- 29 ⁄/2.Klasse bzw. 49 ⁄/1. Klasse an-


tig buchen, denn das Fahrkartenkon- treten kann. Bei einer Vorkauffrist von
tingent ist begrenzt. Für den Sparpreis drei Tagen sind die Tickets solange der
50 besteht darüber hinaus Wochen- Vorrat reicht am DB-Automaten oder
endbindung. im Internet unter www.bahn.de buch-
BahnCard und Sparpreise lassen bar. Am Schalter werden sie gegen
sich in Kombination mit dem Mitfah- 5 ⁄ Aufpreis ausgestellt.
rerrabatt nutzen, mit dem bis zu vier Fahrplanauskünfte erhält man in
Begleitpersonen für den halben Preis den örtlichen DB-Reisezentren, in den
reisen können. DER-Reisebüros (in der Regel kosten-
Noch bis Ende 2009, möglicherwei- pflichtig), über die kostenlose automa-
se auch länger, gilt der Tarif Dauer- tische Fahrplanauskunft der Deutschen
Spezial, mit dem man die einfache Bahn, Tel. (0800) 150 70 90, den Rei-
Fahrt durch ganz Deutschland ab se-Service der Deutschen Bahn, Tel. 11
8 61 (ab Rufannahme 0,03 ⁄/Sek., ab
Weiterleitung zu den einzelnen Infor-
mationsdiensten 0,39 ⁄/Sek.), und im
Bahnhofshalle mit S-Bahn am Ostbahnhof Internet unter www.bahn.de.
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Anreise 17

Bus Berlinflüge zu Spottpreisen bieten


an:
Mehrere Linienbus-Gesellschaften un-

Reisetipps A–Z
terhalten Verbindungen von zahlrei- Air Berlin, Tel. in Deutschland (01805) 73
78 00, in Österreich (0820) 73 78 00, in der
chen Städten und Ortschaften nach Schweiz (0848) 73 78 00, www.airberlin.com.
Berlin. Die Fernlinienbusse sind sehr Germanwings, Tel. in Deutschland (0900)
gut ausgestattet, der Service ist per- 191 91 00, in Österreich (0820) 90 01 44, in
fekt, und die Freundlichkeit der Busbe- der Schweiz (0900) 00 04 07, www.german
wings.de.
gleiter kann kaum überboten werden. Tui Fly, Tel. in Deutschland (01805) 75 75
Vor Reiseantritt ist in der Regel der 10, in Österreich (0820) 82 00 33, in der
Fahrkartenkauf über ein Reisebüro Schweiz (0848) 00 02 71, www.tuifly.com.
oder eine Internet-Buchung erforder-
lich, ebenso eine Platzreservierung. Berlin-Schönefeld im Südosten der
Die Tickets sind wesentlich günstiger Stadt wird im laufenden Betrieb bis
als die Fahrkarten der DB, dafür dauert Spätherbst 2011 zum neuen
die Fahrt ein wenig länger. Großflughafen Berlin-Brandenburg-
Start- und Zielbahnhof der Fernlinien- International (BBI) ausgebaut.
busse in Berlin ist der Zentrale Omni- Zu allen Berliner Flughäfen findet
busbahnhof (ZOB) am Messege- man Flugplanauskünfte, Service und
lände unter dem Funkturm, Masuren- Informationen unter der gemeinsamen
allee 4, 14057 (Charlottenburg), Tel. Telefonnummer (0180) 500 01 86 so-
302 53 61. wie im Netz unter www.berlin-air
Verkehrsanbindung: mehrere S- port.de.
Bahnlinien ab Messe Nord/Internatio- Flughafen Schönefeld (SXF)
nales Kongresszentrum (ICC), U-Bahn- Verkehrsanbindung: ab Bahnhof Berlin-
linie 2 ca. 300 Meter nördlich am Kai- Schönefeld Flughafen (ca. 500 m vom Flug-
serdamm, verschiedene Buslinien ab hafengebäude entfernt) fährt der Airport Ex-
press (Regionalbahn) zwei Mal stündlich zum
Messedamm/ZOB/ICC. Bahnhof Zoo (über Ostbahnhof, Alexander-
Ein Streckennetz mit über 350 Ziel- platz, Friedrichstraße und Hauptbahnhof),
orten unterhält: außerdem verbinden die S-Bahnlinien S9 und
S45 den Bahnhof mit der Innenstadt. Unmit-
BerlinLinienBus, Mannheimer Str. 33/34, telbar vor dem Terminal starten der Express-
10713 (Wilmersdorf), Tel. 861 93 31, www. bus X7 (via Rudow zur U-Bahnlinie 7), die
berlinlinienbus.de. Buslinien 162 (Richtung S-Bahnhof Adlers-
hof) und 171 (Richtung Hermannplatz, mit
Umsteigemöglichkeiten in die U-Bahnlinie 7)
Flug sowie die Nachtbusse N60 (Richtung S-Bahn-
hof Adlershof) und N71 (via U Rudow).
Viele deutsche und internationale Flughafen Tegel (TXL)
Fluggesellschaften steuern die beiden Verkehrsanbindung: JetExpressBus TXL in
das Regierungsviertel/Stadtmitte, Expressbus
Berliner Airports Schönefeld und Te-
Linie X9 und Bus Linie 109 nach Zoologi-
gel an, darunter auch eine Reihe von scher Garten, Bus Linie 128 nach U-Bahnhof
Billigfliegern. Osloer Straße.
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18 Behinderte, Botschaften

Mitfahrzentralen Verkehrsbetriebe (BVG) verfügen zu


über 90 Prozent über eine absenkba-
Eine preisgünstige Alternative sind re Rampe im Mittelzugang.
Mitfahrgelegenheiten, die die Mitfahr-
zentralen gegen eine Gebühr vermit-
Infos
teln. Der Fahrer bezahlt keine Ver-
Der Verein Albatros e. V., Berliner Str. 14,
mittlungsgebühr und erhält von seinen 13507 (Tegel), Tel. 433 02 40, Fax 433 84 55,
Passagieren eine Benzinkostenbeteili- kontakt@albatrosev.de, www.albatrosev.de,
gung, die sich nach der Anzahl der bietet in seiner Datenbank Mobidat (www.
mobidat.net) ausführliche Informationen zu
Mitfahrer sowie der Entfernung richtet
Zugänglichkeiten, Aufzügen, Bewegungs-
und einer gesetzlich festgelegten flächen, Sanitärräumen, technischen und
Obergrenze unterliegt. Orientierungshilfen in öffentlichen und priva-
ten Einrichtungen, Veranstaltungsorten, Se-
Citynetz Mitfahrzentrale, Joachimstaler henswürdigkeiten, Museen, zum Shopping,
Str. 14, 10719 (Charlottenburg), Tel. (01805) Essen und Trinken, Schlafen, Wohnen u. v. m.
19 44 44, www.citynetz-mitfahrzentrale.de, Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) un-
Mo.–Fr. 9–20 Uhr, Sa./So. 10–16 Uhr (U1, terhalten rund um die Uhr einen Informati-
U9 Kurfürstendamm). onsservice unter der Telefonnummer 19449.
ADM Mitfahrzentrale, im U-Bahnhof Zoo- Im Internet findet man unter www.bvg.de,
logischer Garten (S und U2, U9), Tel. 194 40, Stichwort „Kundenservice/Barrierefrei durch
www.mitfahrzentralen.org, Mo.–Fr. 9–20 Uhr, Berlin“, einen Flyer mit detaillierten Informa-
Sa./So. 10–18 Uhr, sowie am Hardenberg- tionen zu sämtlichen barrierefreien S-, U-,
platz 14 (S und U2, U9 Zoologischer Gar- Bus- und Tramlinien zum Herunterladen.
ten), Tel. 194 20, www.mitfahrzentralen.org, Bei defekten Rollstühlen können Rollifahrer
Mo.–Fr. 9–20 Uhr, Sa. 10–14 Uhr, So. 10– unter der Servicenummer (0180) 111 47 47
16 Uhr. einen 24-stündigen Pannendienst nutzen, der
eine schnelle Vor-Ort-Reparatur sowie bei Be-
darf auch einen Rollstuhlaustausch umfasst.

Behinderte
Von einer behindertenfreundlichen Botschaften
Stadt kann man bei Berlin einge-
schränkt sprechen, behindertenge- Bürger der Republik Österreich und
recht ist sie sicherlich nicht. Doch man der Schweiz können sich bei Verlust
macht allmählich mobil. So sind mitt- der Personalunterlagen an die Öster-
lerweile 74 U- und gut 120 S-Bahnhöfe reichische bzw. Schweizer Botschaft in
mit Aufzügen oder Rampen versehen, Berlin wenden.
die einen barrierefreien Zugang zu
den Bahnsteigen ermöglichen. Auf 16 Österreichische Botschaft: Stauffenberg-
von insgesamt 21 Tram-Strecken sind str. 1, 10785 (Tiergarten), Tel. 20 28 70, Fax
229 05 69, www.bmeia.gv.at.
Niederflur-Züge mit absenkbaren
Schweizer Botschaft: Otto-von-Bismarck-
Rampen in Betrieb genommen wor- Allee 4a, 10557 (Tiergarten), Tel. 390 40 00,
den. Auch die Omnibusse der Berliner Fax 391 10 30, www.eda.admin.ch/berlin.
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 19

Einkaufen 19

Einkaufen

012be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Öffnungszeiten
Seit 2007 gibt es in Berlin keinen ge-
setzlichen Ladenschluss mehr, jeder
Händler kann rund um die Uhr öffnen
und schließen wie ihm beliebt. Die
vollständige Freigabe der Ladenöff-
nungszeiten bringt deshalb auch eine
neue Unübersichtlichkeit mit sich, bei
der folgende Faustregel gilt:
Kaufhäuser und Einkaufszentren, Be-
kleidungsketten, Filialgeschäfte und
große Supermärkte halten in der Regel
montags bis samstags 10–20 Uhr ihre
Tore offen, manche bis 22 Uhr oder
länger.
Fachgeschäfte, Boutiquen und klei-
nere Läden schließen meistens nicht
später als 20 Uhr. Ausnahme: In Sze-
ne-Vierteln mit hoher Ausgehdichte
kann man abends oft bis nach 22 Uhr
durch die Geschäfte bummeln, dafür
öffnen sie am nächsten Tag nicht sel- Platz die Potsdamer Platz Arkaden so-
ten erst gegen Mittag. wie in der östlichen City die Friedrich-
Darüber hinaus sind mehrere Sonn- straße und die Warenhäuser am Ale-
tage im Jahr für den Verkauf freigege- xanderplatz. Sie alle verbindet die
ben: die vier Adventssonntage sowie U-Bahnlinie 2 und darüber hinaus,
einige weitere Sonntage, die vom Ber- dass hier in den Läden die ganze brei-
liner Senat und den Händlern jährlich te Palette an Waren feilgeboten wird,
zu besonderen Anlässen festgelegt für die man wenige Cents bis unvor-
werden. stellbare Summen ausgeben kann.
Formidabelste Shopping-Attraktion
in der West-City ist seit 1907 das
Die großen Einkaufsmeilen
In vier großen überbezirklichen Ein-
kaufsmeilen halten Konsumtempel un-
terschiedlichster Couleur ihre Laden-
türen geöffnet: Im westlichen Citybe-
reich locken der Kurfürstendamm und Türkisches Geschäft
die Tauentzienstraße, am Potsdamer in der Oranienstraße in Kreuzberg
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 20

20 Einkaufen

Kaufhaus des Westens (KaDeWe) straße eröffneten, shoppt die Dame


am Wittenbergplatz. Als größtes Wa- von Welt nach wie vor am Kurfürsten-
renhaus des Kontinents bietet es im damm, denn der prachtvolle Platanen-
Rahmen von spektakulären Produkt- Boulevard genießt mit seinen breiten
präsentationen nicht nur ein überbor- Trottoirs zum Flanieren und Cafés zum
dendes Sortiment, sondern mit seiner „Spazierensitzen“ und Kuchenkosten
7000 Quadratmeter umfassenden den unstreitigen Vorteil nicht nur des
„Fressetage“ im sechsten Stock darü- Sehens und Einkaufens, sondern so
ber hinaus die größte Schlemmer- und recht auch die Garantie, mit seinen
Feinkostabteilung Europas. Nahebei Einkäufen gesehen zu werden.
steht gegenüber der Gedächtniskirche Demgegenüber glänzen die Arka-
am Breitscheidplatz das Mitte der den am Potsdamer Platz weniger
1960er Jahre hochgezogene, vielge- durch das Warenangebot, das gängige
schossige Europacenter. Einst eines Handelsketten feilbieten, und auch
der Wahrzeichen Westberlins und ne- nicht durch die Platzverweise, die Bett-
ben dem KaDeWe Schaufenster der lern, Straßenmusikanten, demons-
potenten westlichen Wirtschaftskraft, trierenden Gewerkschaftern und an-
ist es als eine der ältesten Malls in der deren nicht Salonfähigen erteilt wer-
BRD vor allem architekturhistorisch in- den. Dank ihrer Lage inmitten der
teressant. Auch das Neue Kranzler Daimler-City zählen die Arkaden
Eck Kurfürstendamm/Ecke Joachims- schlichtweg zum touristischen Be-
taler Straße dürfte Architekturfreunde suchsprogramm.
anziehen. Die Waren in den Auslagen Die Topadressen im östlichen City-
der Geschäfte in dem 16-geschossi- bereich schließen sich dem gerne an.
gen Stadtquartier aus Stahl und Beton Die Friedrichstraße zwischen der
des Chicagoer Architekten Helmut Straße Unter den Linden und der Leip-
Jahn gleichen dagegen denen in der ziger Straße mit dem Bekleidungshaus
Tauentzienstraße ebenso wie denen Galeries Lafayette, dem Quartier
am Potsdamer Platz, in Prag, Brügge 206, das exklusive Designer bevöl-
und Wuppertal. H&M gibt es überall. kern, und dem Quartier 207 mit
Spannender ist der Schaufenster- H&M und Konsorten wurde als ele-
bummel über den Kurfürstendamm gante Einkaufsmeile konzipiert. Hier
zwischen Uhlandstraße und Olivaer- trifft man auf den jungen, dynami-
platz und seine Nebenstraßen mit ed- schen Businessman mit Aktentasche
len Boutiquen, fashionablen Minimalis- und Burlington-Socken und die Ge-
ten-Stylisten, hochkarätigen Juwelie- schäftsfrau im Jil-Sander-Kostüm, die
ren, Antiquitätenläden und Galerien zwischen zwei wichtigen Terminen
neben den exklusiven Häusern von gerne noch schnell ein Paar elegante
Bulgari, Escada, Versace, Gaultier, Lau-
ra Biagiotti u. a. Obwohl die meisten
Geschäfte Filialen in der Friedrich- Shop am Checkpoint Charlie
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Einkaufen 21

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Reisetipps A–Z
italienische Schuhe, eine Bluse zum Von kleinen Mode-Labels im Selbst-
Wechseln von Donna Karan oder eine ausbeutungsbetrieb über Streetware-
kunstvoll gefertigte orientalische Holz- und Second-Hand-Shops bis hin zum
skulptur mitnehmen möchten. Kunsthandwerklichen aus der Blin-
Cooles, Schickes und Schräges, denanstalt herrscht zwischen Döner,
Highstyle-Trendiges sowie Nach- Sushi und Bio-Burger echtes Multikul-
wuchs-Designtes versammelt sich in ti-Design.
den Läden rund um den Touristen-
magnet Hackesche Höfe, insbeson- Angestammtes
dere entlang der Oranienburger-, Ro- Berlin wäre jedoch keine Shopping-
senthaler- und Sophienstraße sowie Metropole, hätte es neben Gucci und
der Alten Schönhauser und der Neuen Gaultier, Tommy Hilfinger oder Doc
Schönhauser Straße. Offkult-Bummeln Martens nicht auch Angestammtes zu
mit Zwischenstopp in einem der zahl- bieten: Exklusiv aus der Stadt stammt
reichen Lokale ist angesagt. das Porzellan der 1763 von Preu-
Den flippigen Gegenentwurf zum ßenkönig Friedrich dem Großen ins
Edel-Alternativen bieten die Bou- Leben gerufenen Königlichen Porzel-
tiquen in der Kreuzberger Ausgehmei- lan-Manufaktur (KPM), die in der Ver-
le Nummer Eins, der Oranienstraße. kaufsgalerie auf dem Manufakturgelän-
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22 Einkaufen

409be Foto: kj

de ihre Porzellan-Klassiker aus allen Erich Hamann Schokoladen, Brandenbur-


Epochen präsentiert, bereichert um gische Str. 17, 10707 (Wilmersdorf), Tel. 873
20 86. (U7 Konstanzer Str.).
ausgewählte zeitgenössische Artefakte.
Ein etwas weniger kostspieliges,
dafür um so köstlicheres Berlin-typi- Extravagantes
sches Mitbringsel sind die Schokola- Calypso Shoestore, Rosenthaler Str. 23
den und Pralinenkreationen des Tradi- (Mitte). Schicke Originalschuhe der 1930er-,
1940er-, 1950er- usw.-Jahre bis heute,
tionschocolatiers Erich Hamann. 1916 Second Hand oder ungetragen. (U8 Wein-
gegründet, werden die Leckereien in meisterstr.).
den seit 1928 unveränderten Art-dé- Departmentstore, im Quartier 206, Fried-
co-Räumlichkeiten in der Brandenbur- richstr. 71 (Mitte). Ein Garten Eden für Ästhe-
ten. Alta Moda im feinsten klassischen Stil,
gischen Straße feilgeboten. dazu passende Hüte, Schuhe, Schmuck und
andere Accessoires. Man muss nicht kaufen,
KPM Manufakturverkauf, Wegelystr. 1, sondern darf auch einfach nur staunen. (U6
10623 (Tiergarten), Tel. 39 00 92 15 (S-Tier- Stadtmitte oder Französische Str.).
garten). Verkaufsgalerien, Straße des 17. Ju- Hutgalerie Fiona Bennett, Große Ham-
ni 100 (Charlottenburg; S Tiergarten), Kur- burger Str. 25, 10115 (Mitte). Exklusive Mo-
fürstendamm 27 (Charlottenburg; U1 und deschöpfungen für den Kopf, von dezent ele-
U9 Kurfürstendamm), Unter den Linden 35 gant bis bemerkenswert ausgefallen, nach al-
(Mitte; S1, S2, U55 Brandenburger Tor). ter Hutmacherkunst von Hand gefertigt.
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Einkaufen 23

(S Hackescher Markt oder Oranienburger am Gendarmenmarkt präsentiert Deutsch-


Str., U8 Weinmeisterstr.). lands größtes Schokoladenkaufhaus mit der
Sterling Gold, in den Heckmann-Höfen, längsten Pralinentheke der Welt über 500

Reisetipps A–Z
Oranienburger Str. 32 (Mitte). Traumhafte verschiedene süße Träume. (U6 Stadtmitte).
Ballkleider, exklusive Cocktailmode, Glitzer-
und Paillettenfummel aus zweiter Hand aus Märkte
den 1940er- bis zu den 1980er-Jahren von Die eigentliche Gelegenheit, sich unter die
Valentino, Versace & Co. Änderungen nach Spree-Athener zu mischen und echte Berli-
Maß nimmt die Schneidermeisterin vor. (S1 ner Luft zu schnuppern, bieten die Trödel-
und S2 Oranienburger Straße). und Wochenmärkte. Vielbewährte, lang-
Stilwerk, Kantstr. 17 (Charlottenburg). Edel- jährige Institutionen unter ihnen sind der
kaufhaus für Designermöbel und erlesene Winterfeldtmarkt am Winterfeldtplatz
Wohnzutaten. (U2, U9 und S Zoologischer (Schöneberg), Mi. 8–13 Uhr und besonders
Garten). Sa. 8–16 Uhr. Nach Viktualien-Cruising und
Thatchers Berlin Fashion, Kastanienallee Blumeneinkauf lässt man sich rituell gegen
21 (Prenzlauer Berg). Außergewöhnliche Kol- frühen Nachmittag in einem der Cafés nie-
lektionen für junge Frauen von 20 bis 80 ma- der, die den Marktplatz umgeben. (U1, U2,
de in Berlin, die auch auf Pariser Laufstegen U3, U4 Nollendorfplatz).
Aufsehen erregen (U2 Senefelder Platz oder Türkischer Markt am Maybachufer (Kreuz-
Eberswalder Straße, Tram M1 und 12). berg), Di. und besonders Fr. 12–18.30 Uhr.
Politisch korrekt müsste er eigentlich „Markt
der türkischstämmigen Berliner Einwohner“
Originelles heißen. Aber dieses Bandwurmwort würde
Ampelmann Shop, in den Hackeschen Hö- ohnehin im Marktgetöse der zahllosen Le-
fen, Rosenthaler Str. 40/41 (Mitte; S Hacke- bensmittel- und Tuchhändler am Landwehr-
scher Markt), in den Potsdamer Platz Arka- kanalufer in Kreuzberg untergehen. Es
den im Basement (Tiergarten; S1, S2 und U2 herrscht großes Getümmel. Erlebenswert!
Potsdamer Platz) und im DomAquarée ge- (U8 Schönleinstr.)
genüber der Museumsinsel, Karl-Liebknecht- Ökomarkt und Neuer Markt am Kollwitz-
Str. 1 (Mitte; S Hackescher Markt oder Alex- platz (Prenzlauer Berg). Ökomarkt Do. 12–
anderplatz, Bus 100 und 200). Kult rund um 19 Uhr, Sa. 9–16 Uhr. Für die am Kollwitz-
das DDR-Ampelmännchen auf T-Shirts und platz ansässige Stadtschickeria gibt es don-
Vasen, als Schlüsselanhänger, Bilderhalter, nerstags hochwertige Bio-Produkte aus dem
Buchstütze, Fruchtgummi u.v.m. brandenburgischen Umland. Samstags ver-
Berlinomat, Frankfurter Allee 89, 10247 wandelt sich der Markt in einen Open-Air-
(Friedrichshain). Berliner Künstler und Desi- Feinkostladen, wo gerne auch Prominente
gner auf 300 Quadratmetern unter einem schnabulieren.
Dach präsentieren ihre Mode, Möbel, Berliner Antikmarkt, S-Bahn-Bögen Geor-
Schmuck und Designaccessoires zu er- genstraße 190–203, 10117 (Mitte), normale
schwinglichen Preisen. (S und U5 Frankfurter Geschäftsöffnungszeiten. Beliebte touristi-
Allee). sche Stöberecke sind die Antik-Geschäfte un-
Edelramsch, Oranienburger Str. 23 (Mitte). ter den S-Bahn-Bögen an der Georgenstraße,
Stöbern nach Krimskrams vom Feinsten und wo sich zwischen Tinnef und Trödel auch
dabei unentbehrliche Nutzlosigkeiten für den manche Kostbarkeit ausgraben lässt. (S und
modernen Menschen entdecken. (S Orani- U6 Friedrichstraße).
enburger Str. oder Hackescher Markt). Trödel- und Kunstmarkt an der Straße des
Schokoladenhaus Fassbender & Rausch, 17. Juni (Charlottenburg), Sa./So. 10–17 Uhr.
Charlottenstr. 60 (Mitte). Meet the Sweet – Gewissermaßen die Freiluftveranstaltung des
Kunst- und Antiquitätenkleingewerbes am
Wochenende. Wer dafür hierher geht, der
Kieztrödel in der Oderberger Straße findet auch. (S Tiergarten).
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24 Essen und Trinken

Kunst- & Nostalgiemarkt am Kupfergra- Sprachgebrauch. Ja, man kann es förm-


ben (Mitte), Sa./So. 11–16 Uhr. Die Buden lich überall schnuppern: Die Haupt-
bieten Hübsches, ob Hand-, Kopf- oder Wand-
schmuck, gerne auch für Touristen. (S Hacke- stadt kocht auf!
scher Markt, Bus 100, 200, Tram M1, 12). Zwar funkelt noch immer kein
Hallentrödelmarkt Treptow, Puschkin- vielzähliger Michelin-Sterne-Himmel
allee/Am Flutgraben, Sa./So. 10–18 Uhr. In über den spreeathenischen Kochtöp-
den Hallen an der Grenze zwischen Kreuz-
berg und Treptow, zwischen Flutgraben und fen, doch einige dieser kostbaren Ster-
Spree ist vom alten Alibert-Schrank über ne strahlen bereits. Vor allem die jun-
Couch-Garnituren, Kleidung, Schuhe und ge Generation experimentierfreudiger
Teppiche bis zum Second-Hand-Pressluft- Küchenchefs sorgt mit ihren Restau-
hammer alles zu finden. Nach dem Getüm-
mel empfiehlt sich ein Bierchen in den rants für eine Revolution in den
Bootshauscafés über dem Flutgraben oder Kochtöpfen. Freilich muss man dafür
ein Deutsche-Küche-Diner auf der „Hoppe- wie überall, so es keine Convenience
tosse“, der alten MS „Deutschland“, die hier sein soll, tief in die Tasche greifen.
an der Spree vor Anker liegt, und zum Ab-
schluss später am Abend ein Rockkonzert in Bei den nachfolgenden Restaurant-
der benachbarten „Arena“. (U1 Schlesisches tipps kostet in der Kategorie „Von
Tor, S Treptower Park, Bus 265). Meisterhand“ das Hauptgericht ab
25–30 ⁄, nach oben sind keine Gren-
zen gesetzt. Zahlreiche Gourmet-Tem-
Essen und Trinken pel, die den Meistern kaum nachste-
hen, bieten „Tafelfreuden“ mit Preisen
Mit der eingeborenen Berliner Koch- ab 20 ⁄ an. In der Kategorie „Ange-
kunst konnte sich über viele Jahrzehn- sagt“ muss man in der Regel 15 bis
te kein Gastwirt mit Ruhm bekleckern, 20 ⁄ für ein Gericht unter den Kassen-
höchstens mit Erbspüree und wabbeli- bon schieben, es kann aber auch ein-
gem Eisbein, Bulette (Frikadelle) und mal mehr werden. Bei unseren Tipps
Curryketchup in Berlin-West sowie „Deutsch“ und „Ethno“ ist jeweils ein
Broiler (Hähnchen), eingebrannter Orientierungspreis angegeben.
Mehlsoße und Sättigungsbeilage in Darüber hinaus halten in der Innen-
Berlin-Ost. Die Stadt hüben wie drüben stadt an jeder Straßenecke mindestens
war Feinschmecker-Notstandsgebiet, zwei passable Pizzerien oft palästinen-
in dem nur sehr wenige geschmackvol- sischer Provenienz, indische, chinesi-
le Essen-Adressen wie selige Inselchen sche und türkische Schnellrestaurants,
aus der Einheitssoße herausragten. Bistros und Hähnchengrills, Bagel-,
Glücklicherweise sind diese Zeiten Fritten-, Sushi- und Döner-Imbisse bis
heute vorbei. Seit der Wiedervereini- spät in die Nacht ihre Türen offen.
gung wurden beständig neue kulina- Auch in Cafés und Kneipen muss nie-
rische Zeichen gesetzt, und sogar mand verhungern, ein kräftiges Früh-
„Hamwa nich!“ (Ost) und „Kannst- stück ebenso wie ein Teller leckere
michma!“ (West) verschwinden all- schwäbische Maultaschen oder Käs-
mählich aus dem gastronomischen spätzle kostet durchschnittlich 5–8 ⁄.
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 25

Essen und Trinken 25

Margaux, Unter den Linden 78 (Eingang


Schluss mit dem blauen Dunst Wilhelmstr.), 10117 (Mitte), Tel. 22 65 26 11,
In allen Berliner Restaurants, Bars, www.margaux-berlin.de, Mo.–Sa. 19–22.30

Reisetipps A–Z
Cafés, Kneipen und Diskotheken herrscht Uhr, Fr.–Sa. 12–14 Uhr. Michelin-Stern-gekür-
striktes Rauchverbot. Einzige Ausnahme: tes Feinschmeckermekka im Bundestagsein-
Gequalmt werden darf in einem vom zugsbereich, wo Küchenchef Michael Hoff-
Gastraum abgetrennten Raucherzimmer mann französisch inspirierte Köstlichkeiten
mit verschließbarer Tür, sowie in Ein- serviert, beispielsweise Glattbutt mit Badoit-
Raum-Kneipen bis 75 m². gelée und geeistem Olivenöl oder Terrine
aus getrüffelten grünen Bohnenkernen. (S1,
S2, U55 Brandenburger Tor).
Rutz, Chausseestr. 8, 10115 (Mitte), Tel. 24
62 87 60, www.rutz-weinbar.de, Mo.–Sa.
Von Meisterhand Weinbar ab 16 Uhr, Restaurant 18.30–22.30
Uhr. Aufsteiger des Jahres 2005, kurz darauf
First Floor, Budapester Straße 45, 10787 16 Punkte im Gault Millau und 2007 schließ-
(Charlottenburg), Tel. 25 02 10 20, www. lich ein Michelin-Stern – so lautet die rasante
firstfloor.palace.de, Mo.–Fr. 12–15 Uhr und Karriere des jungen Potsdamers Marco
18.30–23 Uhr, Sa./So. nur 18.30–23 Uhr. Im Müller, der im Rutz die Gaumen mit kreativer
vielfach ausgezeichneten Restaurant des Pala- globaler Aromenküche verwöhnt. Dazu gibt
ce Hotels präsentiert Meisterkoch Matthias es erlesene Weine aus deutschsprachigem
Buchholz Grand Cuisine. Die Kreationen aus Raum sowie kostenlos hohen Promi-Auftrieb.
nobler Klassik mit leichter Aromenküche wur- (U6 Oranienburger Tor).
den mit 18 von 20 Gault Millau-Punkten so- VAU, Jägerstr. 54/55, 10117 (Mitte), Tel.
wie einem Michelin-Stern geehrt. (S und U1, 202 97 30, www.vau-berlin.de, Mo.–Sa. 12–
U9 Zoologischer Garten). 14.30 Uhr, 19–22.30 Uhr. Nahe dem Gen-
Facil, Potsdamer Straße 3, 10785 (Tiergar- darmenmarkt präsentiert Meisterkoch Kolja
ten), Tel. 590 05 12 34, www.facil.de, Mo.–Fr. Kleeberg seine schnörkellose, persönliche Mi-
12–15 Uhr und 19–23 Uhr. Die fünfte Etage schung aus französischer, deutscher und me-
im Mandala Hotel am Potsdamer Platz ist diterraner Küche. Das war den Gastro-Testern
dem Genießen im zwanglosen Understate- von Michelin ebenfalls einen Stern wert. (U6
ment gewidmet. Dazu kreiert Küchenchef Französische Str.).
Michael Kempf Spitzenkochkunst wie souf-
fliertes Bisonfilet und Tunfisch mit Pfeffer-
kruste auf Minz-Couscous, für die der Guide Tafelfreuden
Michelin einen Stern und der Gault Millau 17
Punkte verliehen. (S1, S2 und U2 Potsdamer Altes Zollhaus, Carl-Herz-Ufer 30, 10961
Platz). (Kreuzberg), Tel. 692 33 00, www.altes-zoll
Fischers Fritz, Charlottenstraße 49, 10117 haus-berlin.de, Di.–Sa. ab 18 Uhr. Malerisch
(Mitte), Tel. 20 33 63 63, www.fischersfritz im Fachwerkhaus im kleinen Park am Land-
berlin.com, tgl. 12–14 Uhr und 18.30–22.30 wehrkanal, die Küche von Maître Herbert
Uhr. Dem Chef de Cuisine Christian Lohse im Beltle eine elegante Liaison von regional/in-
Restaurant des Regent-Hotels am Gendar- ternational, der Klassiker des Hauses: Bran-
menmarkt gelang 2007 die Sensation: Für denburgische Bauernente aus dem Rohr mit
seine Fisch- und Meeresfrüchtekompositio- Wirsinggemüse und Kartoffelpuffer. (U1, U6
nen, z. B. mit geeisten Krebstaschen gefüllter Hallesches Tor).
Lauch-Cannellono an schwarzer Tintenfisch- GUY, Jägerstr. 59–60, 10117 (Mitte), Tel.
Vinaigrette, wurde Fischers Fritz vom Guide 20 94 26 00, www.guy-restaurant.de, Mo.–
Michelin als erstes und bisher einziges Berli- Fr. 12–15 und 18–1 Uhr, Sa. 18–1 Uhr. Inter-
ner Restaurant mit zwei Sternen ausgezeich- nationale Küche, ebenso exquisit wie schnör-
net. (U6 Französische Str.). kellos elegant, im neoromanischen Rund-
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 26

26 Essen und Trinken

bögeninnenhof nicht weit vom Gendarmen- Schnitzel mit lauwarmem Kartoffelsalat. (U2,
markt, die Weinkarte mit hundert offenen U6 Stadtmitte oder U6 Französische Str.).
Weinen exzellent. (U6 Französische Str.). Paris–Moskau, Alt-Moabit 141, 10557
Hartmanns Restaurant, Fichtestr. 3, 10967 (Tiergarten), Tel. 394 20 81, www.paris-mos
(Kreuzberg), Tel. 61 20 10 03, www.hart kau.de, Mo.–Fr. 12–15 Uhr und ab 18 Uhr,
manns-restaurant.de, Mo.–Sa. 18–0 Uhr. Der Sa./So. ab 18 Uhr. Ein Klassiker unter den
Shootingstar unter den Berliner Spitzenres- Berliner Gourmettempeln, im hübschen
taurants. In den Gewölberäumen am Süd- Fachwerkhaus anno 1898 mit Blick auf das
stern genießt man am offenen Kaminfeuer Kanzleramt, schon zu Mauerzeiten unter
Gaumenkitzel wie Zweierlei von der Wachtel, Feinschmeckern gerühmt. Die neu internatio-
Spanferkelbäckchen oder Geschmortes und nale Küche kombiniert fein mit deftig, z. B.
Gebratenes vom Frischling. (U7 Südstern). Havelzander an ausgebackener Blutwurst zu
Lutter & Wegner Gendarmenmarkt, Char- Rotweinschalotten und Kartoffelmus. (S
lottenstr. 56, 10117 (Mitte), Tel. 202 95 40, Hauptbahnhof).
www.lutter-wegner-gendarmenmarkt.de, tgl. Vox Bar, im Hotel Grand Hyatt am Potsda-
11–3 Uhr, Küche bis 1 Uhr. 1811 gegründe- mer Platz, Marlene-Dietrich-Platz 2, 10785
tes Traditionslokal und königlicher Wein-Hof- (Tiergarten), Tel. 25 53 17 72, www.vox-res
lieferant, in dem seinerzeit E.T.A. Hoffmann taurant.de, Mo.–Fr. 12–14.30 Uhr und 18.30–
und der Hofschauspieler Ludwig Devrient 0 Uhr, Sa./So. 18.30–0 Uhr. Die offene
Stammgäste waren. Die Weinkarte verzeich- Showküche präsentiert kulinarische Köstlich-
net auch heute noch gut 1000 Positionen, keiten von regionalen Produkten, mit medi-
gespeist wird nach österreichischer Art, z. B. terranem, internationalem und gelegentlich
Tafelspitz vom Jungbullen oder Zanderstru- asiatischem Touch. (S1, S2 und U2 Potsda-
del, nicht zu vergessen der Klassiker Wiener mer Platz).
411be Foto: kj
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Essen und Trinken 27

Angesagt Henne, Leuschnerdamm 25, 10999 (Kreuz-


berg), Tel. 614 77 30, www.henne-berlin.de,
Di.–Sa. ab 19 Uhr, So. ab 17 Uhr. Typisch Alt-
Al Contadino sotto le Stelle, Auguststr. 34,

Reisetipps A–Z
berliner Wirtshaus mit Originaleinrichtung
10119 (Mitte), Tel. 281 90 23, www.alconta
von 1907. Auf der Karte steht knuspriges
dino.com, tgl. 18–0 Uhr. Eines der besten
Hähnchen (7,50 ⁄), und nichts als Hähn-
und zugleich kleinsten italienischen Restau-
chen, dafür eines der leckersten der Stadt,
rants in der Spandauer Vorstadt. In einer La-
dazu gibt es Krautsalat und Klosterschwarz-
denwohnung verwöhnt der „Bauer unter den
bier. (U8 Moritzplatz, Bus M29).
Sternen“ seine Gäste mit köstlicher süditalie-
Schank- und Speisenwirtschaft Sophien-
nischer Küche. Unbedingt reservieren! (U8
eck, Große Hamburger Str. 37, 10115 (Mitte),
Weinmeisterstr. oder Rosenthaler Platz).
Tel. 283 40 65, www.sophieneck-berlin.de,
Borchardt, Französische Str. 47, 10117 (Mit-
tgl. ab 12 Uhr, Küche Fr./Sa. bis 1 Uhr, sonst
te), Tel. 81 88 62 62, tgl. 12–0 Uhr. Zu Loup
bis 0 Uhr. Zwischen Hackeschen Höfen und
de Mer an Sprossengemüse treffen sich mit-
Oranienburger Straße täglich frische regiona-
tags Manager und Verbandsfunktionäre und
le Küche, vom Berliner Matjessalat über
abends Politprominenz. Ex-Kanzler Schröder
Schollenfilet bis zur Kohlroulade, dazu ein
ward auch schon gesehen. (U6 Französische
umfangreiches Wein- und Fassbiersortiment.
Str.).
7–12 ⁄. (S Oranienburger Str. oder Hacke-
Florian, Grolmanstr. 52, 10623 (Charlotten-
scher Markt, U8 Weinmeisterstr.).
burg), Tel. 313 91 84, www.restaurant-flori
STÄV, Schiffbauerdamm 8, 10117 (Mitte),
an.de, tgl. 18–3 Uhr. Elegant im Savigny-Kiez,
Tel. 282 39 65, www.staev.de, tgl. ab 10 Uhr
ab 23 Uhr kommen für die Filmsterne und ih-
mit open end. Die Ständige Vertretung ist
re Produzenten Nürnberger Rostbratwürst-
längst vor den Bonnern nach Berlin umgezo-
chen mit Kraut auf den Tisch. (S Savigny-
gen. Neben Rheinischem Sauerbraten wird
platz).
nun auch Havelländer Krebssuppe serviert.
Sarah Wieners Speisezimmer, Chaussee-
10–15 ⁄. (S und U6 Friedrichstr.).
str. 8, 10115 (Mitte), Tel. 70 71 80 20, www.
sarahwiener.de, Mo.–Fr. 10–23 Uhr, Sa./So.
18–23 Uhr. Im zweiten Hinterhof der alten Weltküche
Lokfabrik in der Chausseestraße kredenzt die
bekannte Fernsehköchin mediterran beein-
flusste österreichische Kompositionen. Wer Äthiopisch
dort kein Plätzchen mehr findet, kann ihre Blue Nile, Tempelhofer Ufer 6, 10963
Zubereitungen im Hamburger Bahnhof ge- (Kreuzberg), Tel. 25 29 46 55, www.bluenile
nießen, dort befindet sich ein zweites Sarah berlin.de, tgl. 15–0 Uhr. Lamm, Rind, Huhn
Wiener-Restaurant: Invalidenstr. 50–51, Tel. und Vegetarisches zum Insherabrot, auf dem
70 71 36 50, Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 11–20 Mesob, einem kleinen runden Basttischchen
Uhr, So. 11–18 Uhr. (Speisezimmer: U6 Ora- serviert und mit den Händen im Brotfladen
nienburger Tor; im Hamburger Bahnhof: verzehrt. 8–12 ⁄. (U1, U6 Hallesches Tor).
S Hauptbahnhof, U6 Zinnowitzer Str., Bus
245). Australisch
Corroboree, Bellevuestr. 5 (im Sony Center
am Potsdamer Platz), 10785 (Tiergarten), Tel.
Deutsch 26 10 17 05, www.gustos.de, tgl. ab 19 Uhr.
Känguru, Vogel Strauß und Krokodil. 8–17 ⁄.
Diener, Grolmanstr. 47, 10623 (Charlotten- (S1, S2 und U2 Potsdamer Platz).
burg), Tel. 881 53 29, www.diener-tatter
sall.de tgl. 18 Uhr bis ultimo. Berliner Urge-
wächs, seit über 100 Jahren prima Haus-
mannskost. 4–10 ⁄. (S Savignyplatz). Straßencafé im Prenzlauer Berg
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 28

28 Essen und Trinken

Französisch sen werden vor den Augen der Gäste zube-


Café Nord-Sud, Auguststr. 87, 10117 (Mit- reitet. 27–48 ⁄. (U1, U9 Kurfürstendamm).
te), Tel. 97 00 59 28, Mo.–Sa. 12–15 Uhr und Goko, Neue Schönhauser Str. 12, 10178
17–23 Uhr. Nicht Grand Cuisine, sondern (Mitte), Tel. 27 58 25 49, www.go-ko.com,
bodenständige französische Hausmacher- Mo.–Sa. 12–1 Uhr, So. 14–1 Uhr. Herausra-
küche, lecker und preisgünstig, im einfach gende Sushi-Institution, die Zutaten von bes-
eingerichteten Lokal; die drei täglich wech- ter Qualität, die Röllchen meisterlich gefer-
selnden Menus für 7,50 ⁄ werden von den tigt, das Lokal Feng-Shui-gerecht ausgerich-
Franzosen in Berlin sehr geschätzt. (U8 Wein- tet. 8–28 ⁄. (S Hackescher Markt, U8 Wein-
meisterstr.). meisterstr.).

Indisch Jüdisch
Amrit, Oranienstr. 202–203, 10999 (Kreuz- Beth-Café, Tucholskystr. 40, 10117 (Mitte),
berg), Tel. 612 55 50, www.amrit.de, tgl. 12– So.–Do. 12–20 Uhr. Das Restaurant der or-
1 Uhr. Mitten im Kiez und meistens sehr voll thodoxen Synagogengemeinde zu Berlin be-
(U1 Görlitzer Bahnhof); die Filiale in der Ora- reitet koschere typische Speisen wie Gefillte
nienburger Straße 45 in Mitte (S1, S2 Orani- Fisch oder Tscholent zu. 5–12 ⁄. (S1, S2 Ora-
enburger Str.) steht dem nicht nach. nienburger Str., U6 Oranienburger Tor).
Kalkutta, Bleibtreustr. 17, 10623 (Charlot- Gabriel’s, Fasanenstr. 79–80, 10623 (Char-
tenburg), Tel. 883 62 93, tgl. 12–0 Uhr. Ältes- lottenburg), Tel. 882 61 38, www.itsgabriel.de,
tes indisches Restaurant mit dem einzigen So.–Fr. 11.30–15.30 und 18.30–23 Uhr, Sa.
Tandoori-Lehmofen Berlins. 10–15 ⁄. (S Sa- 11.30–15.30 Uhr. Berlins ältestes jüdisches
vignyplatz). Restaurant im jüdischen Gemeindehaus ser-
viert koschere internationale und israelische
Spezialitäten. 16–22 ⁄. (U1, U9 Kurfürsten-
Italienisch damm).
Cantamaggio, Alte Schönhauser Str. 4,
10119 (Mitte), Tel. 283 18 95, www.canta
maggio.de, Mo.–Sa. ab 18 Uhr. Köstliche Libanesisch
klassische italienische Küche, stets beste fri-
Qadmous, Am Friedrichshain 1, 10407
sche Zutaten, hausgebackenes Brot, täglich
(Prenzlauer Berg), Tel. 424 62 55, www.qad
wechselnde Karte. Am Wochenende unbe-
mous.de, So.–Do. 12–0 Uhr, Fr./Sa. 12–
dingt reservieren. 13–26 ⁄. (U2 Rosa-Luxem-
1 Uhr. Stattliche Auswahl kalter und warmer
burg-Platz).
Mäsa (Vorspeisen), z.B. Makanek (gebratene
Trattoria à Muntagnola, Fuggerstr. 27,
Rindfleischwürstchen) oder Sardin Meklim
(Schöneberg), Tel. 211 66 42, www.muntag
(gebratene Sardinen an Sesamsauce) und ei-
nola.de, tgl. 17–0 Uhr. Lieblingsitaliener vie-
ne Vielfalt köstlicher orientalischer Fisch- und
ler Berliner, zu süditalienischen Spezialitäten
Fleischgerichte. Auch in Berlin eine Selten-
werden Weine aus der Basilicata und 18 ver-
heit: libanesische Weine. 7-14 ⁄. (Tram M4).
schiedene Olivenöle der Region serviert. 12–
20 ⁄. (U1, U2, U3 Wittenbergplatz).
Marokkanisch
Japanisch Kasbah, Gipsstr. 2, 10119 (Mitte), Tel. 27 59
Daitokai, Tauntzienstr. 9–12 (in der 1. Eta- 43 61, www.kasbah-berlin.de, Di.–So. 18–0
ge im Europa-Center), (Charlottenburg), Tel. Uhr. Marokkanische Couscous-Variationen,
261 80 99, www.daitokai.de, tgl. 12–15 Uhr orientalisch gefülltes Huhn und Geschmortes
und 18–0 Uhr. Seit 1973 am Platz und damit vom Fisch oder Fleisch im Ambiente wie aus
der Klassiker unter den Berliner Edel-Japa- Tausend und eine Nacht. 11–16 ⁄. (U8 Wein-
nern. Hummer, Ente und andere Delikates- meisterstr.).
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 29

Essen und Trinken 29

017be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Mexikanisch frisch gebackenen Piroschki, Pelmenis, Blin-
Joe Peñas Cantina y Bar, Marheinekeplatz chikys und anderen Spezialitäten. 7–22 ⁄.
3, 10961 (Kreuzberg), Tel. 693 60 44, www. (U7 Richard-Wagner-Platz, Bus M45, X9).
joe-penas.com, Mo.–Fr. ab 12 Uhr, Sa./So. ab
9 Uhr. Seit Jahren angesagter gehobener Sze-
ne-Mexikaner. 8–14 ⁄. (U7 Gneisenaustr.). Spanisch
Atame, Dircksenstr. 40, 10178 (Mitte) Tel.
28042560, www.atame-tapasbar.de, Mo.–Fr.
Österreichisch ab 10 Uhr, Sa./So. ab 11 Uhr. Warme und
Austria, Bergmannstr. 30, 10961 (Kreuz- kalte Tapas, Tortillas und Salate vom Feinsten,
berg), Tel. 694 44 40, tgl. ab 18 Uhr. Einer der dazu eine wechselnde kleine Abendkarte
besten Österreicher in der Stadt. Unübertrof- und ausgewählte spanische Weine. 4–15 ⁄.
fen das Wiener Schnitzel und immer don- (S Hackescher Markt).
nerstags das knusprige Spanferkel. 14–18 ⁄.
(U7 Gneisenaustr.).
Südafrikanisch
Cape Town, Schönfließer Str. 15, 10439
Russisch (Prenzlauer Berg), Tel. 40 05 76 58, www.ca
Samowar, Luisenplatz 3 (an der Schloss- petown-restaurant.de, Mo.–Do. ab 18 Uhr,
brücke), 10585 (Charlottenburg), Tel. 341 41
54, www.restaurant-samowar.de, tgl. ab 11.30
Uhr. Warenikys, Borschtsch-Moskowskii mit Falafel-Imbiss im Prenzlauer Berg
012-041b.qxd 29.07.2009 11:16 Seite 30

30 Currywurst und Döner

Gaumenkitzel à la Berlin: Currywurst und Döner


Sag mir, was du isst, und ich sag dir, wer du Scheiben geschnitten ist, legt man es 15 bis
bist ... Wenn dieses Sprichwort an der 20 Stunden in eine Zwiebel-Gewürz-
Spree Gültigkeit hätte, müssten die Berliner mischung ein oder auch in Milch, wie es
allesamt etwas wurstig und abgebrüht, er- ein anderes Rezept besagt, und knetet es
hitzbar, gegrillt und durchgedreht sein. anschließend mit Kräutern, Öl und Zwie-
Rund 25.000 Kilo Döner Kebap verspeisen belsaft durch, wobei die Gewürzmischun-
die Hauptstädter tagtäglich, jährlich wer- gen das Geheimnis jedes einzelnen Erzeu-
den etwa 100 Millionen der in Weißbrot- gers bleiben. Die für den Spieß ungeeigne-
vierteln mit Salat und Soße über die Theke ten kleinen Fleischstücke werden zu Hack-
gereichten türkischen Fleischpäckchen ver- fleisch gewolft, das man zwischen einige
drückt, gefolgt von der Currywurst im Lagen des diagonal auf dem Spieß aufge-
Pappdeckel auf Platz 2 in der Hitliste der schichteten Fleisches presst. Zugleich fügt
Leib-und-Magen-Gerichte mit immer noch man Schicht für Schicht Lammnetzfett hin-
fetten 70 Millionen Portionen. Currywurst zu, welches den Kegel oben endlich auch
und Döner Kebap sind aus dem Berliner abschließt. Das überstehende Fleisch wird
Kulturleben gar nicht wegzudenken. kurzerdings abgesäbelt.
Dabei handelt es sich sowohl als auch Um im zunehmenden Dönerboom – En-
um relativ junge Erfindungen. Um 1970 de der 1980er Jahre gab es in Berlin 400
eröffneten türkische Einwanderer in West- Verkaufsstände, heute soll die deutsche
berlin die ersten, damals noch recht exo- Hauptstadt mehr Döner-Buden als Istanbul
tisch anmutenden Döner-Buden. Der Dö- zählen – Panschern das Handwerk zu le-
ner Kebap selbst, der übersetzt soviel wie gen, trat auf Initiative des Vereins türkischer
„drehender Braten“ heißt und aus Anato- Kaufleute im Juni 1989 die „Festschreibung
lien stammt, ist schätzungsweise 130 bis der Berliner Verkehrsauffassung für das
160 Jahre alt. Zu jener Zeit hatte man die Fleischerzeugnis Döner Kebap“ in Kraft, ei-
Idee, den traditionell am Spieß über dem ne Art Döner-Reinheitsgebot, das 1991
Feuer gegarten Hammel gewissermaßen bundesweit übernommen wurde und Fol-
wieder auf die Beine zu stellen, indem man gendes festschreibt: Zur Herstellung darf
das Fleisch senkrecht der Hitze aussetzte. nur Fleisch vom Kalb, Rind oder Schaf ver-
Doch war der Aufbau des Drehspießes so wendet werden. Das Hackfleisch mit höchs-
arbeitsintensiv, dass er meist nur für große tens 20 Prozent Fett wird gewolft und ge-
Festlichkeiten vorgenommen wurde, zumal mengt, aber nicht gekuttet und darf am Ke-
das Fleisch noch am selben Tag verzehrt gel höchstens 60 Prozent betragen. Brüh-
werden musste. wurstbrät und Kutterhilfsmittel wie Phos-
Heute produziert man den Drehbraten phate oder Citrate sind ebenso verboten
für eine riesige Fangemeinde im großen wie Stärke oder stärkehaltige Bindemittel.
Maßstab. Bis zu 20 Tonnen Fleisch am Tag Alles in allem ist ein Döner Kebap also ein
werden allein in der Produktionsstätte in ziemlich gesundes Produkt.
Schönwalde im Norden Berlins verarbeitet. Davon kann bei der Currywurst, gleich
Dennoch hat sich am überkommenen ob mit oder ohne Darm, überhaupt keine
Herstellungsverfahren nicht allzu viel geän- Rede sein. Das geliebte Brühwurstbrät be-
dert. Der Aufbau des Drehspießes erfor- steht nur zur Hälfte aus Fleisch vom Rind
dert nach wie vor Zeit und Geschick: oder Schwein, der Rest sind 30 Prozent
Nachdem das Fleisch vom Knochen gelöst, schieres Fett und 20 Prozent Wasser. Und
von den Sehnen befreit und in breite dünne wird gar eine falsche „Curry“, namentlich
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 31

Currywurst und Döner 31

Reisetipps A–Z
eine Bockwurst, Wiener oder Frankfurter in dern sich aufbläht. Im Gegensatz zur ur-
die Pfanne oder Friteuse gesenkt, bilden sich sprünglich Frankfurter Brühwurst, die im 17.
bei der Hitze aufgrund des Nitritpökelsalzes Jahrhundert die Hugenotten mit an die
krebserzeugende Nitrosamine. Mancher Ber- Spree brachten, ist das Brät „ohne“ also eine
liner weiß das womöglich nicht und läuft echte Berliner Erfindung. Den krönenden
trotzdem keine Gefahr, denn wenn er sich et- Klecks setzten schließlich die amerikani-
was Gebratenes gönnt, bestellt er traditions- schen Alliierten auf dieses Erfolgsrezept, als
halber ohnehin eine „ohne“, d. h. eine in der sie Ketchup und asiatische Curry-Gewürzmi-
Regel nicht gepökelte Wurst ohne Darm. schungen mit nach Deutschland brachten.
Ende der 1940er Jahre, als in Berlin die er- Wie beim Döner Kebap die äußerste
ste Currywurst zubereitet wurde, hatte dies Schicht gut durchgegrillt und die Fleisch-
jedoch wenig mit Gesundheitsbewusstsein zu streifen schön dünn abgeschnitten werden
tun, sondern war schlicht aus der Not gebo- müssen, das Brot und der Salat stets frisch
ren. Im Nachkriegsberlin gab es kaum Därme sein sollten, so gibt es auch bei der
zum Wursten, weshalb man ein Brühwurst- Currywurst Wesentliches zu beachten: Der
brät austüftelte, das auch ohne Haut seine echte Berliner isst sie ganz – die vorgeschnit-
Form nicht verliert und bei der Zubereitung tene Curry käme eher einem Lebensstil auf
obendrein nicht zusammenschrumpft, son- der Überholspur entgegen – und wie beim
Döner die Jogurt-Knoblauch- oder scharfe
Soße, ist bei der Currywurst der Ketchup
entscheidend. Die besten Buden machen
012be Foto: kj

ihn selbst, wobei auch hier die Rezeptur ein


jeweils streng gehütetes Geheimnis ist. Auf
alle Fälle sollte der Ketchup angewärmt über
die in viel Fett gebratene (nicht fritierte!)
Wurst gegeben werden, darüber das Curry-
pulver scharf, schön scharf oder extra.
Über ein halbes Jahrhundert nach ihrer
Erfindung hat die Berliner Lieblingsspeise
nun ein Museum bekommen. Im ersten
Deutschen Currywurst Museum geht es
rund um die leckere Wurst, und auch eine
Verkostung darf auf keinen Fall fehlen.

Deutsches Currywurst Museum, Schüt-


zenstr. 70, 10117 (Mitte), Tel. 88 71 86 30,
www.currywurstmuseum.de, tgl. 10–22 Uhr
(ab 15. August 2009).

Der Berliner liebt seine Currywurst


012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 32

32 Festivals, Feste, Events

Fr.–So. ab 16 Uhr. Steaks vom Krokodil, Imbiss


Springbock und Gnu sind selbst im multikulti-
verwöhnten Berlin noch eine Seltenheit. 10– Konnopke, U-Bahnhof Eberswalder Straße
26 ⁄. (S und U2 Schönhauser Allee, Tram (U2) unter der Hochbahn. Das Urgestein un-
M13, 50). ter den Berliner Curry-Buden. Mo.–Fr. 6–20
Uhr, Sa. 12–19 Uhr.
Thailändisch
Mao Thai, Wörther Str. 30, 10405 (Prenz-
lauer Berg), Tel. 441 92 61, www.maothai.de,
tgl. 12–23 Uhr. Beliebte Adresse, da fantasti-
Festivals, Feste, Events
sche Currys, ausgezeichnete Ente, köstlicher
Grillfisch und vieles mehr; vornehm-schlicht Januar
ausgestattet, die Einrichtung stammt original Internationale Grüne Woche: Größtes
aus Thailand. 8–15 ⁄. (U2 Senefelder Platz). Fressfest in Deutschland. Leistungsschau von
Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und
Gartenbau in den Messehallen unter dem
Türkisch Funkturm. Info-Tel. 30 38-0, www.messe-
Defne, Planufer 92c, 10967 (Kreuzberg), berlin.de.
Tel. 81 79 71 11, www.defne-restaurant.de, Lange Nacht der Museen: Großes Kunst-
im Sommerhalbjahr tgl. 16–1 Uhr, Nov.– und Kulturhappening mit Konzerten, Theater,
März 17–1 Uhr. Defne, zu deutsch Lorbeer, Lesungen, Speis’ & Trank in über hundert
bietet noch mehr als hervorragende türki- Museen. Info-Tel. 24 74 97 00, www.lange-
sche Kochkunst. Das Restaurant mit lauschi- nacht-der-museen.de.
gem, kleinem Sommergarten am Landwehr- Transmediale: Festival für zeitgenössische
kanal ist Philosophie. Eines der besten türki- Kunst und digitale Kultur, Ende Januar/An-
schen Restaurants in Berlin! 9–15 ⁄. (U1, U8 fang Februar. Info-Tel. 24 74 97 61, www.trans
Kottbusser Tor). mediale.de.
Hasir, Adalbertstr. 10, 10999 (Kreuzberg),
Tel. 614 23 73, www.hasir.de, tgl. rund um Februar
die Uhr. Döner und Sis Kebap entweder auf
Internationale Filmfestspiele Berlin (Ber-
die Hand im kleinen gemütlichen Gastraum
linale): Das einzige deutsche A-Festival und
oder im benachbarten stilvollen Restaurant.
nach Cannes und Venedig bedeutendste
6–10 ⁄. (U1, U8 Kottbusser Tor).
Filmfestival Europas. Info-Tel. 25 92 00, www.
berlinale.de.
Schokoladig
März
Schokoladenrestaurant Fassbender & ITB: Internationale Tourismusbörse und
Rausch, Charlottenstr. 60, 10117 (Mitte), Tel. größter Reisemarkt der Welt. Info-Tel. 30 38-0,
20 45 84 40, www.fassbender-rausch.de, tgl. www.messe-berlin.de.
11–20 Uhr. Das erste Schokoladen-Restau- MaerzMusik: Internationales Festival aktu-
rant Europas serviert mit Edel-Kakao und eller Musik mit Aufführungen neuer Werke
Plantagenschokolade verfeinerte Spezialitä- der Orchester- und Kammermusik sowie ex-
ten der Weltküche und alles rund um die perimentell und medienkünstlerisch orien-
süße Verführung. 10–20 ⁄. (U2 Stadtmitte). tierten Arbeiten. Info-Tel. 25 48 92 52, www.
berlinerfestspiele.de.

Mai
Theatertreffen Berlin: Zwei Wochen Gast-
Gastronomie in der Friedrichstraße spiele der führenden deutschsprachigen Büh-
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 33

Festivals, Feste, Events 33

410be Foto: kj

Reisetipps A–Z
nen. Info-Tel. 25 48 92 52, www.berlinerfest Juli
spiele.de. Classic Open Air Berlin: Populäre Klassik
ILA: Internationale Luft- und Raumfahrtaus- unter dem Sternenhimmel in drei warmen
stellung auf dem Flughafen Berlin-Schöne- Sommernächten auf dem Gendarmenmarkt.
feld; alle zwei Jahre im Turnus 2008, 2010 Höhepunkt der Berliner Open Air-Saison
etc. Info-Tel. 30 38-0, www.ila-berlin.de. klassischer Musik. Info-Tel. 315 75 40, www.
classicopenair.de.
Pfingsten MuseumsInselfestival: Berliner Kultursom-
Karneval der Kulturen: Kunterbunter Mul- mer open air vor der Kulisse der Museumsin-
tikulti-Umzug und viertägiges Straßenfest mit sel und an anderen Orten, mit Konzerten,
viel Musik und Tanz in Kreuzberg. Info-Tel. Performances, Kino und Theateraufführun-
Werkstatt der Kulturen 60 97 70 22, www. gen von Anfang Juli bis Anfang Oktober.
karneval-berlin.de. Info-Tel. 266 42 42 42, www.museumsinsel
festival.de.
Juni
Christopher Street Day-Parade: Fantasie- August
reiche, schrille Umzugsparade der Berliner Berliner Gauklerfest: Zehn Tage Drahtseil-
Homosexuellen durch die Innenstadt. Info- akrobaten, Schwertschlucker, Jongleure und
Tel. 23 62 86 32, www.csd-berlin.de. Stelzenläufer mit Buden und Schaustellern
Fête de la Musique: Internationaler Open auf dem Parade-Boulevard Unter den Linden.
Air-Tag der Rock- und Popmusik, umsonst Info-Tel. 206 26 73, www.gauklerfest.de.
und draußen auf zahlreichen Bühnen in der Tanz im August: Führendes Festival des
Stadt. Info-Tel. 443 40 940, www.fetedela zeitgenössischen Tanzes, Neuentdeckungen
musique.de. von jungen Choreografen und Compagnien
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 34

34 Festivals, Feste, Events

sowie Wiederbegegnung mit Künstlern, die wechselndem thematischen Schwerpunkt.


das internationale Tanzgeschehen entschei- Info- und Tickethotline (01805) 57 00 00,
dend mitgeprägt haben. Info-Tel. 25 90 04 www.juedische-kulturtage.org.
41, www.tanzimaugust.de.
Lange Nacht der Museen: Großes Kunst-
und Kulturhappening mit Konzerten, Theater, September
Lesungen, Speis’ & Trank in über hundert Musikfest Berlin: Internationale Spitzenor-
Museen. Info-Tel. 24 74 97 00, www.lange- chester 16 Tage zu Gast in Berlin. Info-Tel. 25
nacht-der-museen.de. 48 90, www.berlinerfestspiele.de.
Internationale Funkausstellung: Große Internationales Literaturfestival: Knapp
Party der Fernsehanstalten Ende August und zwei Wochen zeitgenössische Prosa und Ly-
Anfang September unter dem Funkturm so- rik, mit Autoren von Weltruhm und neuen in-
wie Messe und Leistungsschau der Kommu- ternationalen Entdeckungen. Info-Tel. 27 87
nikationsmedien und Unterhaltungselektro- 86 20, www.literaturfestival.com.
nik. Info-Tel. 30 38-0, www.ifa.de. ISTAF: Internationales Stadionfest und
Young.euro.classic: Zweieinhalbwöchiges Leichtathletiktreffen im Olympiastadion. Info-
Klassik-Festival mit internationalen Jugend- Tel. 24 31 99 0, www.istaf.de.
orchestern im Konzerthaus am Gendarmen- Berlin Marathon: Alljährliches Drängeln
markt. Info-Tel. 88 41 73 90, www.young- von über 40.000 Langstreckenläufern, In-
euro-classic.de. line-Skatern, Rollstuhlfahrern, Handbikern
Jüdische Kulturtage: Zahlreiche kulturelle und Power-Walkern durch das Brandenbur-
Veranstaltungen der Jüdischen Gemeinde zu ger Tor. Info-Tel. 30 12 88 10, www.real-ber
Berlin von internationalem Rang, mit jährlich lin-marathon.com.
400be Foto: kj
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 35

Fundbüros, Geldwechsel, Informationsstellen 35

Oktober Geldwechsel
Deutschlandfest: Umzug mit Präsentation
der deutschen Bundesländer am 3. Oktober

Reisetipps A–Z
Unter den Linden. Der Brauch muss aller- Vom Geldwechsel über den An- und
dings noch ein bisschen geübt werden. Verkauf von Reiseschecks, Barauszah-
art forum berlin: Internationaler Kunst- lungen von Kreditkarten bis zum Ver-
markt führender Galerien der Gegenwarts-
kauf von Telefon- und Eintrittskarten
kunst auf dem Messegelände. Info-Tel. 30 38
20 76, www.art-forum-berlin.de. und vielem anderen mehr hat sich die
Reisebank AG an zentralen Stellen mit
November außergewöhnlichen Öffnungszeiten
JazzFest Berlin: Vier Tage Jazzkonzerte auf touristische Anliegen spezialisiert.
von internationalen Gruppen und Solisten
von Rang im Haus der Kulturen der Welt und Reisebank im Bahnhof Zoo, Tel. 881 71 17,
anderen Veranstaltungsorten. Info-Tel. 25 48 tgl. 8–21 Uhr, (S und U2, U9 Zoologischer
90, www.jazzfest-berlin.de. Garten).
Reisebank im Bahnhof Friedrichstraße,
Tel. 20 45 50 96, Mo.–Fr. 7.30-20 Uhr,
Dezember Sa./So. 8–20 Uhr (S und U6 Friedrichstraße).
31. Dezember: Große Silvesterparty am Reisebank im Hauptbahnhof, Tel. 20 45
Brandenburger Tor. 37 61, tgl. 8–22 Uhr, (S und U55 Hauptbahn-
hof).
Reisebank im Ostbahnhof, Tel. 296 43 93,
Mo.–Fr. 7–21 Uhr, Sa./So. 8–20 Uhr (S Ost-
Fundbüros bahnhof).

Zentrales Fundbüro, Platz der Luftbrücke


6, 12101 (Tempelhof), Tel. 75 60 31 01,
Mo./Di. 8–15 Uhr, Do. 13–18 Uhr, Fr. 8–12 Informationsstellen
Uhr. (U6 Platz der Luftbrücke).
BVG-Fundbüro, Potsdamer Str. 180/182, BTM
10783 (Schöneberg), Tel. 19 44 9, Fax 25 62 Die Berlin Tourismus Marketing
80 20, Mo.–Do. 9–18 Uhr, Fr. 9–14 Uhr. (U7
Kleistpark). GmbH (BTM) ist Ansprechpartner für
Fundbüro der Deutschen Bahn (zuständig fast alle den Berlin-Tourismus betref-
auch für Funde in Berliner S- und Regional- fenden Belange. Neben allgemeinen
bahnen), Döppersberg 37, 42103 Wuppertal, touristischen Informationen gibt sie
Callcenter-Tel. (0900) 199 05 99, Fax (0202)
35 23 17, fundbuero.dbag@bahn.de, Mo.–Sa. Broschüren und Stadtpläne, ein Hotel-
8–20 Uhr. verzeichnis und ein Berlin-Magazin so-
wie zahlreiche Special-Interest-Hefte
heraus, unterhält die Touristinforma-
tionen, vermittelt Hotels und Pensio-
nen, Gästeführer und Busse, Theater-
und Messekarten sowie Tickets für
Die besten Skater brauchen für die
verschiedene Events, organisiert den
42,195 km lange Marathonstrecke Berlin-Aufenthalt und vieles andere
gut eine Stunde mehr.
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 36

36 Informationsstellen

Für allgemeine touristische Informationen S1 bis Potsdam HBF). Darüber hinaus


sowie die telefonische Ticket- und Hotelzim- ermöglicht die WelcomeCard Preis-
mer-Reservierung ist unter der Telefonnum-
mer 25 00 25 ein Info-Call-Center im Haus nachlässe bis zu fünfzig Prozent bei
der BTM eingerichtet, dessen kompetente mehr als 140 touristischen und kultu-
und stets zuvorkommenden Mitarbeiterinnen rellen Veranstaltungen und Unterneh-
und Mitarbeiter Mo.–Fr. 9–20 Uhr, Sa./So. mungen wie Stadtrundfahrten, Füh-
9.30–18 Uhr erreichbar sind.
Touristische Berlininformationen von A bis rungen, Museen etc. Im Tarifbereich
Z, die Möglichkeit zur Hotelzimmer-Reser- A/B kostet sie für zwei Tage 16,50 ⁄,
vierung, Ticket-Bestellung und vieles mehr für drei Tage 22 ⁄, für fünf Tage 29,50
gibt es online unter der BTM-Adresse www. ⁄. Im Tarifbereich A/B/C fallen für
visitberlin.de.
zwei Tage 18,50 ⁄ an, für drei Tage
25 ⁄, für fünf Tage 34,50 ⁄. Bis zu drei
Touristinformationen Kinder unter 14 Jahre können auf der
In einem Meer von Reklamezettel- WelcomeCard für den Bereich A/B/C
chen, Postkarten, Prospekten, Veran- kostenlos mit.
staltungsbroschüren und Berlin-Souve- Museumsliebhabern bietet die Drei-
nirs halten die Infostores der BTM all- Tage-Karte SchauLUST-MuseenBER-
gemeine touristische Informationen, LIN für 19 ⁄ (ermäßigt 9,50 ⁄) an drei
Stadtpläne, das Sieben-Tage-Programm aufeinander folgenden Tagen freien
„Berlin to go“ und viele nützliche Eintritt in rund siebzig Berliner Museen
Tipps und Empfehlungen parat. Wie und Sammlungen; darunter die Berli-
die BTM-Zentrale vermitteln sie Zim- ner Stadtmuseen, das Deutsche Tech-
mer in Hotels und Pensionen, reservie- nikmuseum oder die berühmten Staat-
ren Karten für Konzerte, Theater, lichen Museen zu Berlin auf der Mu-
Events, Rundfahrten und vieles andere. seumsinsel.
In den Infostores im Neuen Kranzler Die WelcomeCard Culture+ kombi-
Eck (Kurfürstendamm nahe Zoologi- niert die Vorzüge der WelcomeCard
scher Garten), im Hauptbahnhof, am mit dem Schaulust-Museumspass, d. h.
Brandenburger Tor sowie im Alexa an zwei, drei oder fünf Tagen fährt
Shopping Center am Alexanderplatz, man kostenlos mit den öffentlichen
außerdem an Automaten und Ver- Verkehrsmitteln des VBB im Tarifbe-
kaufsstellen der Berliner Verkehrsbe- reich A/B (Innenstadtbezirke) oder
triebe (BVG) und der S-Bahn sowie in A/B/C (ganz Berlin und S1 bis Pots-
vielen großen Hotels erhalten Berlin- dam HBF), erhält Preisnachlässe bis zu
besucher die WelcomeCard. Wahl- fünfzig Prozent bei mehr als 140 touris-
weise zwei, drei oder fünf Tage bietet tischen und kulturellen Veranstaltun-
das WelcomeCard-Gutscheinheft freie gen und Unternehmungen und hat
Fahrt mit allen Bussen und Bahnen des darüber hinaus freien Eintritt in über
Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg siebzig Berliner Museen. Kostenpunkt:
(VBB) im Tarifbereich A/B (Innenstadt- Bereich A/B zwei Tage 34,50 ⁄, drei
bezirke) bzw. A/B/C (ganz Berlin und Tage 40 ⁄, fünf Tage 47.50 ⁄; Bereich
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 37

Kinder 37

A/B/C zwei Tage 36,50 ⁄, drei Tage en es touristische Infos über die Stadt,
45 ⁄, fünf Tage 52,50 ⁄. Bis zu drei zu Kultur und Events oder Projekten
Kinder unter 14 Jahre können auf der und aktuellen Veranstaltungen, seien

Reisetipps A–Z
im A/B/C-Bereich geltenden Wel- es Texte zur Geschichte der Stadt und
comeCard Culture+ kostenlos mitge- virtuelle Spaziergänge zu den interes-
nommen werden. santesten Sehenswürdigkeiten, oder
seien es Seiten zu den Bezirken, Behör-
Infostore Neues Kranzler Eck, Kurfürsten- den und zur Berliner Verwaltung. Au-
damm 21 (in der Passage), Mo.–Sa. 10–20
Uhr, So. 10–18 Uhr, von April bis Oktober er-
ßerdem bietet berlin.de Links zu zahl-
weiterte Öffnungszeiten. (U1, U9 Kurfürsten- reichen Unterkunftstipps mit der Mög-
damm). lichkeit zur Online-Buchung. Ebenfalls
Infostore im Brandenburger Tor, Pariser direkt gebucht werden können Tickets
Platz (südliches Torhaus), tgl. 10–18 Uhr, von
April bis Oktober erweiterte Öffnungszeiten.
für Events und Veranstaltungen.
(S1, S2, U55 Brandenburger Tor). www.berlinonline.de berichtet Ak-
Infostore im Hauptbahnhof, Eingang Eu- tuelles aus der Spree-Metropole, ist
ropaplatz, im Erdgeschoss, tgl. 8–22 Uhr. Berlin-Guide und Programm-Service
(S Hauptbahnhof).
Infostore im Alexa Shopping Center, Gru-
mit dem Neuesten zu Kino und Kon-
nerstr. 20 (am Alexanderplatz, Erdgeschoss), zerten, Kunst und Kultur, Einkaufen
Mo.–Sa. 10–20 Uhr. (S und U2, U5, U8 Alex- und Ausgehen, Klubs und Partys,
anderplatz). Klatsch und Tratsch aus der Haupt-
stadt und viele Dinge mehr.
Internet Ein virtuelles Berlin zum Reisen am
Die Seiten der BTM bieten unter Bildschirm, detaillierten Besichtigen al-
www.visitberlin.de neben einer Foto- ler Sehenswürdigkeiten und teils sogar
mappe mit Berlin-Bildern, einem Hotel- zum Betreten präsentiert www.3d-
verzeichnis und verschiedenen Reise- stadtmodell-berlin.de. In der Simula-
angeboten die Möglichkeit zum Ent- tion kann die ehemalige Mauer mit To-
decken der wichtigsten Berliner Se- desstreifen und Hinterlandmauer mit
henswürdigkeiten, das aktuelle Berlin- einem Klick aktiviert oder abgeschaltet
Programm mit sämtlichen Veranstal- werden. So veranschaulicht das Stadt-
tungen, außerdem Tipps für Kids, Tee- modell zugleich den Wandel Berlins
nies, Familien, Senioren, Special-Inte- seit 1989.
rest-Touristen auf den Spuren ihrer Ge-
schichte, Schwule und Lesben, Party-
gänger, Kulturbeflissene u. v. m. Da- Kinder
rüber hinaus ist die Möglichkeit zur
Online-Buchung von Tickets und Ho- Deutsche Hauptstadt, quirlige Kultur-
telzimmern bereitgestellt. metropole, buntes Szene-Mekka und
Unter der offiziellen Hauptstadt- schnelle Weltstadt mit Schnauze und
adresse www.berlin.de findet man Herz. So rühmt sich Berlin, und so
umfassende Berlin-Informationen, sei- wird es auch von den meisten Men-
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 38

38 Kinder

schen erlebt. Als pulsierende Millio- dem Fahrstuhl zur Aussichtsplattform


nenstadt, als Häusermeer und As- des Fernsehturms hinaufsausen und
phaltdschungel. Kann das mit Kindern durch das Fernrohr auf Berlin hinunter-
zusammengehen? Die Antwort ist ein schauen, das einem in allen vier Him-
lautes und klares Ja! Großstadt und melsrichtungen zu Füßen liegt. Das ist
Kinder müssen kein Widerspruch sein. so recht etwas für kleine Stadtindianer,
Während Städtereisen Familien oft vor ebenso wie für ihre Erwachsenen, und
grundsätzliche Probleme stellen, ver- am besten auf großer Fahrt mit den
fügt besonders Berlin über viele ab- Doppeldeckerbussen der Linien 100
wechslungsreiche und unterhaltsame und 200 zu erleben (siehe dazu auch
Angebote gemeinsam für Groß und den Exkurs „Sightseeing mit den Li-
Klein. nien 100 und 200“).
Über die umfangreichen Program- Alles zum Sehen und Staunen aus
me und Veranstaltungen tagtäglich der Spree-Perspektive bieten die Ber-
vor Ort informieren die Stadtmagazi- liner Wassertaxis ihren großen und
ne „Zitty“ und „Tip“. kleinen Passagieren auf original Ams-
terdamer Grachtenbooten in einstün-
Sehenswertes diger Wasserrundfahrt, vorbei an Mu-
Auch ohne weiterführendes Info- seumsinsel, Schiffbauerdamm und
Futter sind zahlreiche Sehenswürdig- Reichstag zum Haus der Kulturen der
keiten in der Innenstadt von Alexan- Welt und retour. Unterwegs werden
derplatz bis Zoologischer Garten für die Attraktionen jenseits jeglichen
kleine Menschen spannend genug zu Kunsthistorikerchinesischs lebhaft, live
entdecken: durch den Zoo und den und mit viel Spaß dabei von einem
Tiergarten spazieren, von der Brücke Fremdenführer erläutert. Wenn der
über die Tiergartenschleuse herab den Kapitän gute Laune hat, beantwortet
Fahrgästen auf den Ausflugsdampfern er den jüngeren Fahrensleuten, die ihn
auf den Kopf spucken und die Sieges- auf der Brücke besuchen, sämtliche
säule erklimmen, mit dem schnellsten Fragen und lässt sie – wenn er be-
Personenaufzug Europas im Kollhoff- sonders gute Laune hat – auch einmal
Gebäude am Potsdamer Platz in ans Steuer.
90 Meter Höhe brausen, sich vom
Berliner Wassertaxi-Stadtrundfahrten:
Duft der Bratwürstchenstände ver- www.berlinerwassertaxi.de, Tel. 65 88 02 03,
führen lassen und anschließend mit Apr.–Okt. tgl. jede halbe Stunde 10–17 Uhr
der Rikscha umherfahren, zur Leier- ab den Anlegestellen: an der Schlossbrücke
kastenmusik im Opernpalais Unter am Zeughaus (Straße Unter den Linden), an
der Karl-Liebknecht-Brücke gegenüber vom
den Linden Eis und Kuchen verkase- Berliner Dom. (S Hackescher Markt, Bus 100,
matuckeln, danach zwischen den stei- 200, TXL).
nernen Meeresgottheiten im Neptun-
brunnen ein erfrischendes kurzes Darüber hinaus gibt es viele faszinie-
Kneipp-Bad nehmen, schließlich mit rende Dinge in den Außenbezirken
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 39

Kinder 39

210be Foto: kj

Reisetipps A–Z
zu entdecken: die Zitadelle und das Tierisch geht es zu, von Ameisenbär
Fort Hahneberg in Spandau, die Mär- über Tierfütterung und Tierkinder bis
chenschlösser an Havel und Spree Wiesel und Zebra, mitten im Stadtzen-
und vieles andere mehr, das weiter trum im Zoo Berlin und östlich im Be-
hinten im Buch in den Stadtspazier- zirk Lichtenberg in Europas größtem
gängen ausführlich beschrieben ist. Landschaftstiergarten, dem Tierpark
Berlin.
Besondere Attraktionen für Kids
Dschungelexpedition, Feenschloss, Zoo Berlin, Hardenbergplatz 8 (Eingang
Mini-Berlin mit Brandenburger Tor, „Löwentor“, S und U2, U9 Zoologischer Gar-
ten) und Budapester Str. 32–36 (Eingang
Reichstag und Dom und vieles mehr „Elefantentor“, Bus 200), Tel. 25 40 10, www.
aus Millionen von kleinen Legostein- zoo-berlin.de, Mitte März–Mitte Sept. tgl. 9–
chen zeigt auf 3500 Quadratmetern 19 Uhr, Mitte Sept.–Mitte Okt. tgl. 9–
das Legoland Discovery Center im 18 Uhr, im Winterhalbjahr tgl. 9–17 Uhr.
Sony Center am Potsdamer Platz.
Legoland Discovery Center Berlin, Pots-
damer Platz, Tel. 301 04 00, www.legoland
discoverycentre.com, tgl. 10–19 Uhr. (S1, S2, Jugend musiziert
U2 Potsdamer Platz). auf dem Gendarmenmarkt
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 40

40 Kinder

Tierpark Berlin, Am Tierpark 5, 10319 und für die ganz Kleinen das Sand-
(Lichtenberg), Tel. 51 53 10, www.tierpark- mannhaus.
berlin.de, Mitte März–Mitte Sept. tgl. 9–18
Uhr, Mitte Sept.–Mitte Okt. tgl. 9–17 Uhr, im Filmpark Babelsberg, August-Bebel-Str.
Winterhalbjahr tgl. 9–16 Uhr. (U5 Tierpark). 26–53, 14482 Potsdam, Tel. (0031) 721 27 50,
www.filmpark-babelsberg.de, Mitte März–
Auf Unterwasserreise zu rund 4000 Ende Okt. tgl. 10–18 Uhr, an einigen Mon-
Meeresbewohnern von den Spree- tagen im Jahr geschlossen. (S1 Babelsberg).
quellen über den Atlantik bis in tropi-
sche Gewässer geht es im Sea Life Essen und Trinken
Berlin mit dem AquaDom, dem welt- Auch am Ausgehen soll es nicht feh-
weit größten freistehenden Aquarium. len. Das Restaurant Charlottchen
AquaDom & Sea Life Berlin, Spandauer
bietet neben Theater- und Kleinkunst-
Str. 3 (gegenüber vom Berliner Dom), 10178 aufführungen fröhliche Gastronomie
(Mitte), Tel. (01805) 66 69 01 01, www.sea für die Familie. Es ist Theater mit Res-
lifeeurope.com, tgl. 10–19 Uhr. (S Hacke- taurant sowie Kultur- und Begeg-
scher Markt, Bus 100, 200, TXL).
nungsstätte für Alte und Junge, Unver-
sehrte und Behinderte zugleich. Die
Eine ganze Stadt nur für Kinder auf
Kinderspeisekarte verzeichnet Gau-
13.000 Quadratmetern und zugleich
menfreuden wie Schnitzel, Pommes,
Europas größtes Kinder-, Jugend- und
Spaghetti und Tomatenketchup, und
Familienzentrum ist das FEZ in der
wenn die Erwachsenen am Tisch lang-
Wuhlheide. Badesee, Schwimm- und
weilige Gespräche führen, kann sich
Sporthalle, Theater- und Konzertsäle,
der Nachwuchs in den Spielraum mit
Kunstlabor, Kindermuseum, Kino und
Klötzen, großer Burg und Rutsche
zahlreiche Spielplätze sowie ein kun-
zurückziehen. Auf der Bühne gibt es
terbuntes Mitmachangebot, nicht zu
für die Kleinen vom „Dinosaurier im
vergessen die Kinder-Parkeisenbahn,
Kühlschrank“ über bunte Liederpro-
laden zu Spiel, Spaß und Freizeitver-
gramme, Zauberer, Clowns und Pup-
gnügen ein.
penspieler bis hin zum Mitspieltheater
FEZ, An der Wuhlheide 197, 12459 (Köpe- allerlei zu erleben.
nick), Tel. 53 07 10, www.fez-berlin.de, im
Sommer So.–Fr. 11–18 Uhr, Sa. 13–18 Uhr, Restaurant Charlottchen, Droysenstr. 1,
im Winter So.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 13–18 Uhr. 10629 (Charlottenburg), Tel. 324 47 17,
(S3 Wuhlheide). www.charlottchen-berlin.de. Die Räumlich-
keiten sind tgl. ab 10 Uhr geöffnet, der wech-
Einmal hinter die Kulissen einer Traum- selnde Spielplan ist stets aktuell auf der
Homepage nachzulesen. (S Charlottenburg,
fabrik schauen kann man im Filmpark U7 Wilmersdorfer Str.).
Babelsberg in Potsdam, wo Europas
älteste Filmstudios stehen. Zum fünf-
bis sechsstündigen Besichtigungspro- Kulturelles
gramm zählen zahlreiche Attraktionen Das eigens auf Kinder zugeschnitte-
wie Stuntshows, eine Filmtiershow ne kulturelle Angebot ist erstaunlich.
012-041b.qxd 29.07.2009 11:17 Seite 41

Kinder 41

Mehrere speziell nur für Kinder einge- Puppentheater Berlin verzaubert mit
richtete Museen laden zu einem Be- Marionetten-, Schatten- und Puppen-
such ein: das Kindermuseum Labyrinth spiel, Masken, Papiertheater und Er-

Reisetipps A–Z
in der Fabrik Osloer Straße, das Mach- zählungen die Puppenspielkunst von
mit! Museum für Kinder im Prenzlauer Hella und Ulrich Treu.
Berg und das Juniormuseum im Ethno-
logischen Museum Dahlem (siehe un- FigurenTraumTheater, Siegfriedstr. 29,
ter „Museen und Gedenkstätten“). 10365 (Lichtenberg), Tel. 558 98 73. (S und
U5 Lichtenberg).
Spannendes aus Natur- und Technik
Theater Mirakulum, Brunnenstr. 35, 10115
bieten das Deutsche Technikmuseum, (Mitte), Tel. 449 08 20, www.mirakulum.de.
die Nr. 1 bei Kids, die Eisenbahnen, (U8 Bernauer Str. oder Rosenthaler Platz).
Oldtimer und alte Flugzeuge lieben, Hans Wurst Nachfahren, Gleditschstr. 5,
10781 (Schöneberg), Tel. 216 79 25, www.
das Museum für Naturkunde mit dem
hans-wurst-nachfahren.de. (U1, U2, U3, U4
größten Dino der Welt und der Histo- Nollendorfplatz).
rische Hafen. Puppentheater Berlin, Gierkeplatz 2,
Museen, die in Uropis Zeiten oder 10585 (Charlottenburg), Tel. 342 19 50,
www.puppentheater-berlin.de. (U7 Richard-
in märchenhafte Zauberwelten ent-
Wagner-Platz).
führen, sind die Sammlung Kindheit
und Jugend des Stadtmuseums Berlin
und das Puppentheater-Museum. Zauberkünstler unterschiedlichster
Näheres dazu siehe unter „Museen Art bevölkern die Stadt. Darunter exis-
und Gedenkstätten“. tiert für die Kleinen seit mittlerweile
Kindertheater mit Menschen ver- zwei Jahrzehnten Addis Zaubärbühne,
anstalten das carrousel Theater an der die sich mit dem magischen Zauber-
Parkaue, das Grips Theater, das Tiya- Mitmach-Theater von Addi und sei-
trom – Türkisches Theater Berlin, das nem einzigen zaubernden und schwe-
bereits erwähnte Theater & Restaurant benden Bär der Welt, Erwin, an Kinder
Charlottchen und viele andere (siehe ab drei Jahre und ihre Erwachsenen
unter „Theater“). wendet.
Kindertheater mit Puppen und Verwunschene Grüße sendet auch
Marionetten führen neben der Schau- das Zaubertheater Igor Jedlin mit
bude Berlin (siehe unter „Theater“) „Zauberhits für Kids“, wo Häschen un-
u. a. das FigurenTraumTheater mit ter dem Umhang des Magiers hervor-
Stabfiguren-, Schau-, Hand- und Mas- hopsen, Tauben und manchmal sogar
kenpuppenspielen und das Theater die Kinder in die Luft fliegen.
Mirakulum vor. Bei Hans Wurst Nach-
fahren sind Märchenbearbeitungen Addis Zaubärbühne (verschiedene Auf-
und literarische Stoffe, aber auch aktu- führungsorte), www.rolf-barth.de.
Zaubertheater Igor Jedlin, Roscherstr. 7,
elle Stücke für Hand-, Stab- und Klapp- 10629 (Charlottenburg), www.zaubertheater.
maulpuppen, Rollwagenpuppen und de, Tel. 323 37 77. (U7 Adenauerplatz, Bus
Marionetten fest im Programm. Im M19, M29 Lehniner Platz).
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 42

42 Kinos, Lesben

022be Foto: kj

Kinos Das Monatsmagazin „Blattgold“, www.


blattgold-berlin.de, berichtet frauenspezifisch
über Politik und Kultur und informiert über al-
Über 240 Lichtspieltheater und Multi- le wichtigen Hauptstadttermine für Frauen.
plexkinos gibt es in Berlin, es besteht Einmal jährlich erscheint im Jackwerth-Ver-
mithin kein Mangel. Die Programme lag in Kooperation mit der Berlin Tourismus
und Programmadressen schlagen Sie Marketing GmbH (BTM) der deutsch-engli-
sche Queerguide zu Berlins schwullesbischer
bitte in den Tageszeitungen oder Szene, Out in Berlin. Er listet Hotels, Bars,
Stadtmagazinen nach. Cafés und Restaurants, Shopping-Tipps so-
wie die besten Partys und Gay-Events auf. Er
liegt kostenlos in den Touristinformationen
aus oder kann bei der BTM bestellt werden
Lesben (siehe „Informationsstellen“).

Zeitschriften
Informationen über die Berliner Szene er- Infos, Beratung
hält frau anhand der Zeitschrift „Siegessäu- Frauenkrisentelefon, telefonische Bera-
le“, www.siegessaeule.de, die es in zahlrei- tung unter Tel. 615 42 43, Mo. und Do. 10–
chen Cafés, Kneipen und Klubs, Kinos, Ver- 12 Uhr, Di. 15–17 Uhr, Mi./Fr. 19–21 Uhr,
anstaltungsorten, Buchläden und natürlich Sa./So. 17–19 Uhr, www.frauenkrisentele
Kiosks zu kaufen gibt. fon.de.
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 43

Medien 43

Migrantinnenberatung, telefonische Bera- Schönes Mittelklassehotel in Ku’damm-Nähe


tung auf Dari, Persisch, Polnisch, Tel. 615 75 nur für Frauen (DZ mit Frühstück ab 92 ⁄).
96, Mo. 10–12 Uhr, www.frauenkrisentele (U7 Konstanzer Str.).

Reisetipps A–Z
fon.de. Hotel Intermezzo, Gertrud-Kolmar-Str. 5,
Lesbenberatung, Kulmer Str. 20a, 10783 10117 (Mitte), Tel. 22 48 90 96, Fax 22 48 90
(Schöneberg), Tel. 215 20 00, www.lesben 97, www.hotelintermezzo.de. Mitten im Herz
beratung-berlin.de, Mo./Di. und Do. 10–19 der Metropole, die Zimmer behaglich im
Uhr, Mi. u. Fr. 10–17 Uhr, Do. 17–19 Uhr offe- Landhausstil, männliche Kinder bis 12 Jahre
ner Treff. sind erlaubt. (DZ mit Bad 90 ⁄, ohne Bad 75
⁄, Frühstück 6 ⁄). (S1, S2 und U2 Potsdamer
Platz oder U2 Mohrenstraße).
Treff
Women’s classic für erste Kontakte ist das
Café und Frauenzentrum Begine in der Zimmervermittlung
Potsdamer Str. 139 (Schöneberg), Tel. 215 14 ebab (enjoy bed & breakfast), Zimmerver-
14, www.begine.de, Mo.–Fr. ab 17 Uhr, Sa. mittlung für Schwule, Lesben & Freunde,
ab 19 Uhr. (U1 Kurfürstenstr., U2 Bülowstr., Postanschrift: Nollendorfplatz 5, Haus B,
U7 Kleistpark). 10777 (Schöneberg), Kontakt: Tel. 23 62 36
10, Fax 23 62 36 19, (Mo.–So. 16.30–21.30
Uhr), http://ger.ebab.com, KundInnenfiliale:
Kunst c/o Mann-o-Meter, Bülowstr. 106, 10783
Das Verborgene Museum e.V., Schlüterstr. (Schöneberg), Tel. 216 80 08. (U1, U2, U3,
70, 10625 (Charlottenburg), Tel. 313 36 56, U4 Nollendorfplatz).
www.dasverborgenemuseum.de, Do./Fr. 15–
19 Uhr, Sa./So. 12–16 Uhr. Das Museum er-
schließt und dokumentiert Kunst von Frauen
mit dem Ziel, „die bislang verschollene Kunst
der Frauen zu erforschen, ihr Lebenswerk der Medien
Öffentlichkeit zugänglich zu machen und
den Museen weiterzuvermitteln.“ (S Savigny- Unter den Zeitschriften sind „Zitty“
platz).
und „Tip“ die beiden größten und
wichtigsten Berliner Stadtmagazine.
Bad
Sie erscheinen vierzehntägig und
Nur für Frauen ist das Türkische Bad Ha-
mam im Kreuzberger Frauenzentrum „Scho-
geben in ihren umfangreichen Pro-
kofabrik“, Mariannenstr. 6 (im Hinterhaus), grammteilen Auskunft über das tag-
10997 (Kreuzberg), Tel. 615 14 64, www. tägliche Veranstaltungsangebot von
schokofabrik.de, Mo. 15–23 Uhr, Di.–So. 12– Ausstellungen, Bühnen, Galerien, Kind
23 Uhr. (U1 Kottbusser Tor).
& Kegel, Kino, Kunst, Literatur, Musik
und vielem mehr.
Unterkunft
Das „Berlin Programm“ mit dem
Frauenhotel Artemisia, Brandenburgische
Str. 18, 10707 (Wilmerdorf), Tel. 873 89 05, Monatsprogramm für Oper, Theater,
Fax 861 86 53, www.frauenhotel-berlin.de. Konzerte, Ausstellungen sowie Aus-
flugs-, Kultur-, Restaurant- und Shop-
pingtipps erscheint jeweils am 15. des
Vormonats. Es kann neben dem Laden-
verkauf für 2 ⁄ online oder telefonisch
Eingang zu einem Rumpelkino direkt beim Verlag bestellt werden.
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 44

44 Museen und Gedenkstätten

Rimbach-Verlag, Karl-Hofer-Str. 11, 14163


Berlin, Tel. 802 10 71, Fax 802 99 88, www.
Museen
berlin-programm.de. und Gedenkstätten
Das Sieben-Tage-Programm „Berlin Eine auf den ersten Blick verwirrende
to go“ der Berliner Tourismus Marke- Vielfalt prägt die Berliner Museums-
ting GmbH (BTM) informiert über die landschaft. Über 170 Museen und et-
aktuellen wöchentlichen Veranstal- wa 300 Galerien wollen besucht und
tungen aus den Bereichen Bühne, besichtigt werden. Die nach der
Kunst, Musik, kulturelle Höhepunkte Wiedervereinigung notwendige Zu-
und anderes mehr. Ebenfalls aus dem sammenführung des vorher Zerstreu-
Haus der BTM stammt die Broschüre ten, Getrennten ebenso wie die uner-
„Berlin Events“, die einen Überblick lässliche Neuordnung des seitdem
über die wichtigsten kulturellen High- Doppeltgemoppelten ist weit voran-
lights des Jahres bietet. Beide Hefte geschritten. Doch nach wie vor sind
sind in den Touristinformationen er- viele Dinge in Bewegung, werden Kis-
hältlich oder können von den Seiten ten gepackt, Exponate eingelagert und
der BTM, www.visitberlin.de, runter- an anderer Stelle wieder ausgepackt.
geladen werden. Über 1,5 Milliarden Euro kostet allein
Jeden Mittwoch erscheint die von die aufwendige Restaurierung der
der Berliner Tageszeitung „Tagesspie- Museumsinsel im Herzen der Stadt bis
gel“ herausgegebene wöchentliche zum Jahr 2015. Im Dezember 1999
Veranstaltungsvorschau „Ticket“. wurde das Glanzstück der Berliner
In den Touristinformationen, den Museumslandschaft von der UNESCO
meisten Hotels und vielen Kneipen zum Weltkulturerbe der Menschheit
liegt stets ein bunter Strauß kostenlo- erklärt.
ser Broschüren, Flyer und Szeneblätt-
chen mit den aktuellen Programmen Stiftungen
der Berliner Bühnen bzw. Klub- und Die berühmten Häuser auf der Mu-
Party-Events aus; darunter für das jun- seumsinsel – das Alte Museum, die Al-
ge oder jung gebliebene Publikum das te Nationalgalerie, das Bode-Museum,
Szene-Magazin „030“ mit vielen Pro- das Pergamonmuseum und das Neue
grammtipps zu Bühne, Party, Kino und Museum – gehören zu den Staat-
Konzerten mit entsprechenden Guide lichen Museen zu Berlin – Preußi-
Maps, in denen zum besseren Auffin- scher Kulturbesitz (SMPK), die in der
den die einzelnen Locations einge- Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu-
zeichnet sind. sammengefasst sind. Neben der Mu-
Die wichtigsten Berliner Tageszei- seumsinsel im Stadtzentrum sind die
tungen sind „Tagesspiegel“, „taz“, Staatlichen Museen an vier weiteren
„Berliner Zeitung“ und „Berliner Standorten zu finden: am Kulturforum
Morgenpost“. Potsdamer Platz – Tiergarten, in Char-
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 45

Karte S. 46 Museen und Gedenkstätten 45

437be Foto: kj

Reisetipps A–Z
lottenburg rund um das Schloss Char- BERLIN für 19 ⁄ (ermäßigt 9,50 ⁄) ei-
lottenburg, im Südwesten Berlins im ne praktische Alternative. An drei auf-
Ortsteil Dahlem sowie im Südosten in einander folgenden Tagen gewährt sie
der Altstadt von Köpenick. freien Eintritt in über siebzig Berliner
Die Vielzahl großer und kleiner Lan- Museen und Sammlungen.
desmuseen sowie die Museen der Informationen zu mehr als 200 Berli-
Berliner Stadt- und Kulturgeschichte ner und Brandenburger Museen, Ge-
haben unter dem Dach der Stiftung denkstätten und Archiven, zu Ausstel-
Stadtmuseum Berlin eine Heimat ge- lungen, Führungen, Programmen, Mu-
funden. seumsfesten und Veranstaltungen,
In der Stiftung Staatliche Schlös- Öffnungszeiten und Eintrittspreisen
ser und Gärten sind die meisten Ber- gibt es kostenlos bei der MuseumsIn-
liner und Potsdamer Schlösser und formation Berlin.
Parks vereint, darunter Schloss Sans-
MuseumsInformation Berlin, Tel. 24 74 98
souci und Schloss Charlottenburg. 88 (Mo.–Fr. 9–16 Uhr, Sa./So. 9–13 Uhr),
Um nicht für jedes Museum bzw. je- www.museumsportal-berlin.de.
den Museumsstandort erneut eine Ein-
trittskarte lösen zu müssen, bietet die
Drei-Tage-Karte SchauLUST-Museen- Im Alten Museum
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 46

46 Museen und Gedenkstätten

A Charlottenburg B Bahnhof Zoologischer Garten

Luisen-
pl.
ERNST-REUTER-

r.
U

nst
mm PLATZ
m1 uer Da m Sony-
Spanda m 8m

ane
Kaiser-Fr
3 He Center
2 r 5 Philharmonie

Fas
WESTEND tza m und Kammer-

Knesebeckstraße
S lle musiksaal
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Staatliche Museen zu Berlin


A Charlottenburg F Dahlem
m 1 Gipsformerei m 15 Ethnologisches Museum
m 2 Museum Berggruen m. Juniormuseum, Museum
m 3 Museum Europäischer Kulturen,
Scharf-Gerstenberg Museum für
B Bahnhof Zoologischer Garten Asiatische Kunst
m 4 Museum für Fotografie – G Köpenick
Helmut Newton Stiftung m 16 Kunstgewerbemuseum
C Tiergarten
m 5 Hamburger Bahnhof –
Museum für Gegenwart E Museumsinsel
D Kulturforum Potsdamer Platz HACKESCHER Geh. Staatsarchiv
m 6 Gemäldegalerie, MARKT
S Preuß. Kulturbesitz
Kunstgewerbemuseum, Am Kupferg 9
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Museen und Gedenkstätten 47

C Tiergarten D Kulturforum Potsdamer Platz

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Reisetipps A–Z
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042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 48

48 Museen und Gedenkstätten

Das MuseumsJournal berichtet vier- 12 ⁄, ermäßigt 2–6 ⁄. Günstiger sind


teljährlich über die Berliner und Pots- Standortkarten zwischen 6 ⁄ und 12 ⁄,
damer Schlösser und Museen, über ih- ermäßigt 3–6 ⁄, die mit wenigen Aus-
re Sonderausstellungen und Veranstal- nahmen für alle Museen an einem
tungen, Neuerwerbungen und den ak- Standort am Tag des Besuchs gelten
tuellen Forschungsstand. Dem Journal (nicht für Sonderausstellungen). Für
angehängt ist ein Info-Kalender mit Kinder unter 16 Jahre, Sozialgeld- und
den aktuellen Terminen, Angeboten, ALG II-Bezieher ist der Eintritt kos-
Adressen und Öffnungszeiten. Es ist tenlos. Freien Eintritt für alle gibt es je-
für 7 ⁄ im Buchhandel und in den den Donnerstag vier Stunden vor
großen Berliner Museen erhältlich. Schließung.

Veranstaltungen Standort Museumsinsel


Ein einzigartiges Erlebnis für Mu-
seumssurfer ist seit 1997 die Lange Adresse und
Nacht der Museen. Einmal im Winter Verkehrsanbindung J
und einmal im Sommer halten über Bodestr. 1–3, 10178 (Mitte)
hundert bedeutende Museen von 18 S Hackescher Markt
bis 2 Uhr für Nachtschwärmer ihre To- Bus TXL, 100, 200
re offen. Dabei wird ein Rahmenpro-
gramm von Führungen, Lesungen, Altes Museum: Nach Plänen Karl Friedrich
Musik und Tanz geboten. In diesen Schinkels erbaut, 1830 als erster Musentem-
pel auf der Museumsinsel eröffnet. Weltweit
zwei festlichen, nicht ausschließlich bedeutende Antikensammlung mit Skulp-
musealen Nächten sind Shuttle-Busse turen, Schmuck, Bronzen, Vasen der griechi-
der BVG und eine Schifflinie auf den schen, etruskischen, römischen Epoche.
Museumsrouten eingerichtet. Das ak- Museumseingang: Am Lustgarten, tgl. 10–
18 Uhr, Do. 10–22 Uhr.
tuelle Programm erfährt man unter Tel. Neues Museum: Ägyptisches Museum
24 74 98 88 und www.lange-nacht- und Papyrussammlung mit Kunstwerken des
der-museen.de. alten Ägyptens, darunter die berühmte Büste
der Nofretete; Museum für Vor- und Frühge-
schichte mit archäologischen Sammlungen
der Alten Welt von der Steinzeit bis ins Mit-
Staatliche Museen zu Berlin telalter, darunter Heinrich Schliemanns Troja-
Ausgrabungen. (Ab Mitte Oktober 2009, die
An fünf Standorten versammeln sich die Öffnungszeiten standen bei Redaktions-
schluss des Reiseführers noch nicht fest.)
Staatlichen Museen zu Berlin (SMPK)
Alte Nationalgalerie: Das 1866–1876 von
mit ihren Kunstschätzen. Informationen Friedrich August Stüler geschaffene Bauwerk
dazu erhält man beim Besucherservi- birgt deutsche und europäische Malerei und
ce unter Tel. 266 42 42 42 sowie auf Skulptur des 19. Jahrhunderts.
Museumseingang: Am Lustgarten, Di.–So.
den Seiten der SMPK, www.smb.spk-
10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr.
berlin.de und www.smb.museum.de. Bode-Museum: 1897–1904 unter Ernst
Hauskarten kosten zwischen 4 ⁄ und Eberhard von Ihne errichtet, beherbergt es
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 49

Karte S. 46 Museen und Gedenkstätten 49

023be Foto: kj

Reisetipps A–Z
neben dem Münzkabinett und dem Museum 1930 eröffneten und damit jüngsten Mu-
für Byzantinische Kunst mit einer hochrangi- seumsbaus auf der Museumsinsel befinden
gen Sammlung spätantiker und byzantini- sich die Antikensammlung mit griechischen
scher Werke die Skulpturensammlung, die und römischen Skulpturen sowie heraus-
weltweit zu den größten Sammlungen für äl- ragend dem Pergamonaltar und dem römi-
tere Plastik zählt. schen Markttor von Milet; das Vorderasia-
Museumseingang: Monbijoubrücke, tgl. tische Museum mit dem Ischtartor und der
10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr. Prozessionsstraße von Babylon als den
Pergamonmuseum: Unter dem Dach des Hauptattraktionen; das Museum für Islami-
nach Entwürfen von Alfred Messel erbauten, sche Kunst, in dem die Prunkfassade des jor-
danischen Wüstenschlosses „Mschatta“ be-
sticht. Wegen abschnittsweiser Sanierung
kann es bis 2015 zur zeitweiligen Schließung
Skulptur vor der Alten Nationalgalerie einzelner Abteilungen kommen.
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 50

50 Museen und Gedenkstätten

Museumseingang: Am Kupfergraben, tgl. Musikinstrumenten-Museum: 3500 Musik-


10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr. instrumente und Objekte vom 16. bis zum
Friedrichswerdersche Kirche: Deutsche 20. Jahrhundert. Immer Samstag im Rahmen
Bildhauerkunst des frühen 19. Jahrhunderts, der Führung ab 11 Uhr erklingt Punkt 12 Uhr
insbesondere Werke der Berliner Meister Jo- die „Mighty Wurlitzer“, eine beeindruckende
hann Gottfried Schadow und Christian Daniel Theaterorgel aus den 1920er Jahren.
Rauch; außerdem eine Dokumentation zu Ben-Gurion-Str. (gegenüber vom Sony
Leben und Werk von Karl Friedrich Schinkel, Center), 10785 (Tiergarten), Di./Mi./Fr. 9–17
der mit der Friedrichswerderschen Kirche ein Uhr, Do. 9–22 Uhr, Sa./So. 10–17 Uhr. (S1,
Hauptwerk der deutschen Neugotik schuf. S2 und U2 Potsdamer Platz, Bus M48, M85
Werderscher Markt, tgl. 10–18 Uhr. Kulturforum, 200, 347 Philharmonie.)
Neue Nationalgalerie: Nach Plänen von
Ludwig Mies van der Rohe 1968 als erstes
Standort Kulturforum
Museum am Kulturforum eröffnet. Gezeigt
Potsdamer Platz – Tiergarten werden weltbedeutende Werke von der klas-
Gemäldegalerie: Eine der weltweit bedeu- sischen Moderne bis zur Kunst der 1960er
tendsten Sammlungen europäischer Malerei Jahre von Dali, Dix, Feininger, Grosz, Kandins-
vom 13. bis 18. Jahrhundert, darunter Meis- ky, Kirchner, Klee, Kokoschka, Miro u. a. sowie
terwerke von Bruegel, Caravaggio, Dürer, spektakuläre Wechselausstellungen interna-
Gainsborough, Pesne, Raffael, Rubens, Rem- tionalen Rangs.
brandt u.a., auf rund 7000 Quadratmetern in Potsdamer Str. 50, 10785 Tiergarten, Di./
72 Sälen und Kabinetten. Mi./Fr. 10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr, Sa./So.
Matthäikirchplatz 4/6, 10785 (Tiergarten), 11–18 Uhr, bei besonders frequentierten
Di.–So. 10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr. (S1, S2 Wechselausstellungen erweiterte Öffnungs-
und U2 Potsdamer Platz, Bus M48, M85 Kul- zeiten. (S1, S2 und U2 Potsdamer Platz oder
turforum, 200, 347 Philharmonie.) U1 Kurfürstenstr., Bus M29 Potsdamer
Kunstbibliothek: Rund 400.000 Schriften Brücke, M48, M85 Kulturforum).
zur Bildenden Kunst und Architektur von der Hamburger Bahnhof – Museum für Ge-
Spätantike bis in die Gegenwart. genwart: Mit der berühmten Sammlung
Matthäikirchplatz 8, 10785 (Tiergarten), Marx als Grundstock glänzt das um viele Ex-
Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr (S1, S2 ponate der Staatlichen Museen erweiterte
und U2 Potsdamer Platz, Bus M48, M85 Kul- Museum für Gegenwartskunst. In den Räu-
turforum, 200, 347 Philharmonie.) men des Hamburger Bahnhofs sowie in den
Kunstgewerbemuseum: Europäisches benachbarten Rieck-Hallen ist bis 2011
Kunsthandwerk aller nachantiken Stilepo- außerdem die umstrittene „Flick Collection“
chen im ältesten deutschen Museum seiner zu sehen, die umfangreiche Privatsammlung
Art. von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts des
Matthäikirchplatz 4/6, 10785 (Tiergarten), NS-Großindustriellen-Erben Friedrich Chris-
Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr. (S1, S2 tian Flick.
und U2 Potsdamer Platz, Bus M48, M85 Kul- Invalidenstraße 50–51, 10557 (Tiergarten),
turforum, 200, 347 Philharmonie). Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa.11–20 Uhr, So. 11–18
Kupferstichkabinett: Über 110.000 Zeich- Uhr. (S Hauptbahnhof, U6 Zinnowitzer Stra-
nungen, Aquarelle, Pastelle, Ölskizzen und ße, Bus M41, M85, 147, 240, 245).
nicht weniger als 500.000 Druckgrafiken von
Botticelli und Dürer über Picasso bis Andy
Warhol. Standort Charlottenburg
Matthäikirchplatz 8, 10785 (Tiergarten), Museum Berggruen: Hochkarätige Werke
Di., Mi., Fr. 10–22 Uhr, Do. 10–22 Uhr, der Klassischen Moderne mit über hundert
Sa./So. 11–18 Uhr. (S1, S2 und U2 Potsda- Exponaten des Schaffens Picassos und rund
mer Platz, Bus M48, M85 Kulturforum, 200, sechzig Bildern von Paul Klee, die der 2007
347 Philharmonie.) verstorbene Kunstsammler und Mäzen Heinz
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 51

Karte S. 46 Museen und Gedenkstätten 51

Berggruen der Stiftung Preußischer Kulturbe- fernen Kulturen zu ertasten. Kleine Forscher
sitz übereignete; im westlichen Stülerbau ge- gehen im Juniormuseum im Ethnologi-
genüber vom Schloss Charlottenburg. schen Museum auf Entdeckungsfahrt.

Reisetipps A–Z
Schlossstr. 1, 14059 (Charlottenburg), Di.– Lansstr. 8, 14195 (Dahlem), Di.–Fr. 10–18
So. 10–18 Uhr. (S41, S42 Westend, U2 So- Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
phie-Charlotte-Platz, U7 Richard-Wagner- Museum für Asiatische Kunst: Kunst-
Platz, Bus M45, 109, 309). sammlungen Süd-, Südost- und Zentralasiens
Museum Scharf-Gerstenberg: Hervorra- mit Werken des indo-asiatischen Kulturraums
gende Gemälde, Skulpturen und Arbeiten vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis in die Gegen-
auf Papier des Surrealismus von Piranesi, wart; ostasiatische Sammlung mit Kunstwer-
Goya und Redon bis zu Dalí, Magritte, Max ken Chinas, Japans und Koreas.
Ernst und Dubuffet; im östlichen Stülerbau Lansstr. 8, 14195 (Dahlem), Di.–Fr. 10–18
und im Marstall gegenüber vom Schloss Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
Charlottenburg. Museum Europäischer Kulturen: Rund
Schlossstr. 70, 14059 (Charlottenburg), 270.000 Ausstellungsstücke widmen sich den
Di.–So. 10–18 Uhr. (S41, S42 Westend, U2 europäischen Alltagskulturen vom 18. Jahr-
Sophie-Charlotte-Platz, U7 Richard-Wagner- hundert bis zur Gegenwart. (Wegen Umbau
Platz, Bus M45, 109, 309). bis Herbst 2010 geschlossen.)
Gipsformerei: Gips- und Bronzeabgüsse Arnimallee 25, 14195 (Dahlem), Di.–Fr.
von berühmten Werken der Antike, des Mit- 10–18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
telalters, der Neuzeit und der Moderne.
Sophie-Charlotte-Str. 17–18, 14059 (Char-
lottenburg), Mo./Di und Do./Fr. 9–16, Mi. 9– Standort Köpenick
18 Uhr. (S41, S42 Westend, Bus M45, 309, Kunstgewerbemuseum: Repräsentations-
139). kultur des 16. bis 18. Jahrhunderts, darunter
Museum für Fotografie – Helmut New- das Spiegelkabinett aus Schloss Wiesentheid,
ton Stiftung: Weltberühmte Sammlung des ein Turiner Chinesenzimmer, vertäfelte Sa-
2004 verstorbenen Foto-Künstlers Helmut lons, Tapisserien und vieles mehr im pracht-
Newton, in der ehemaligen Kunstbibliothek voll restaurierten Barockschloss Köpenick im
am Bahnhof Zoo. Südosten Berlins.
Jebenstr. 2, 10623 (Charlottenburg), Di.– Schlossinsel, 12557 (Köpenick), Di.–So.
So. 10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr. (S und U2, 10–18 Uhr. (S3 Köpenick, Bus 164, 167, Tram
U9 Zoologischer Garten). 60, 61, 62, 67).

Standort Dahlem Weitere bedeutende Museen


Alliierten-Museum: Kriegsgerät sowie Fo-
Verkehrsanbindung J tos, Filme, Alltagsgegenstände und andere
Dokumente zum Leben der alliierten Trup-
U3 Dahlem-Dorf pen in Berlin. 1998 zum 50. Jubiläum der
Bus X11, X83, 101, 110 Berliner Luftbrücke im ehemaligen Kino der
Amerikaner „Outpost“ eröffnet.
Clayallee 135, 14195 (Zehlendorf), Tel.
Ethnologisches Museum: Aus dem Kunst- 8 18 19 90, www.alliiertenmuseum.de, Do.–
und Raritätenkabinett der brandenburgi- Di. 10–18 Uhr. (U3 Oskar-Helene-Heim, Bus
schen Kurfürsten hervorgegangene Samm- 115 und 183).
lung außereuropäischer Kunst- und Kultur- Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung:
erzeugnisse von der Vorgeschichte bis in die Dokumente und Werke der bedeutenden Ar-
Gegenwart. In einem Teil des Museums ha- chitektur- und Designgruppe von 1919–1933
ben blinde Menschen die Möglichkeit, die sowie ein Teil des Walter Gropius-Nachlasses.
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 52

52 Museen und Gedenkstätten

Klingelhöferstr. 14, 10785 (Tiergarten), Tel.

412be Foto: kj
254 00 20 www.bauhaus.de, Mi.–Mo. 10–17
Uhr. (Bus M29, 100, 106, 187).
Berlinische Galerie – Landesmuseum für
Moderne Kunst, Architektur und Photo-
graphie: Sammlungen der Berliner Sezes-
sion, des abstrakten Expressionismus, Dada
und Fluxus bis hin zu Werken der Gegenwart
von Baselitz, Libuda u. a. in einer ehemaligen
Glaslagerhalle in Kreuzberg.
Alte Jakobstraße 124–128, 10969 (Kreuz-
berg), Tel. 78 90 26 00, www.berlinischegale
rie.de, Mi.–Mo. 10–18 Uhr. (U1, U6 Halle-
sches Tor, U6 Kochstr., Bus M29, 248).
Botanischer Garten und Botanisches Mu-
seum: Ursprünglich ein Lust- und Kräutergar-
ten am Stadtschloss der preußischen Kurfürs-
ten, wurde der Garten zunächst an den heu-
tigen Kleistpark und 1910 schließlich nach Brücke-Museum: Werke der expressionisti-
Dahlem verlegt. Auf 43 Hektar geht es ge- schen Künstlergruppe „Die Brücke“.
wissermaßen in Concorde-Geschwindigkeit Bussardsteig 9, 14195 (Dahlem), Tel. 831
aus der afrikanischen Savanne über die Lüne- 20 29, www.bruecke-museum.de, Mi.–Mo.
burger Heide ins Gebirge. Dioramen im Bo- 11–17 Uhr. (Bus 115).
tanischen Museum präsentieren die prähisto- Dalí-Museum: 400 Werke, überwiegend
rische Welt sowie gegenwärtige Pflanzenge- Grafiken, Illustrationen, Skulpturen und Ar-
meinschaften vom inneren tropischen Re- beitsmappen des berühmten spanischen
genwald auf Sumatra über die Atlantikküste Surrealisten.
bis hin zur Vegetationszone an einem märki- Leipziger Platz 7, Berlin-Tiergarten, Tel.
schen See. (01805) 10 33 23, www.dalimuseum.de,
Königin-Luise-Str. 6–8, 14191 (Dahlem), Tel. Mo.–Sa. 12–20 Uhr, So. 10–20 Uhr. (S1, S2
83 85 01 00, www.botanischer-garten-berlin. und U2 Potsdamer Platz).
de. Eingänge: Unter den Eichen 5–10 (S1 Bo- DDR-Museum: So war die DDR, vom
tanischer Garten, Bus M48) und Königin-Lui- Sandmann über Pionierausweis, Trabi und
se-Platz (Bus X83, 101). Der Garten ist geöff- Brigadearbeiterschrank bis zum Camping-
net tgl. Mai–Juli 9–21 Uhr, Apr./Aug. 9–20 glück an der Ostsee, von Plaste & Elaste über
Uhr, Sept. 9–19 Uhr, März/ Okt. 9–18 Uhr, Intershops bis zum Überwachungssystem, al-
Nov.–Jan. 9–16 Uhr, Feb. 9–17 Uhr, das Mu- les auf engstem Raum im DDR-Museum zum
seum tgl. 10–18 Uhr. Die Gewächshäuser Anfassen, Auffassen, Erleben. Der Großteil
schließen jeweils eine halbe Stunde früher. der über 10.000 Exponate wurde von ehema-
Bröhan-Museum: Kunsthistorische Samm- ligen DDR-Bürgern gespendet.
lung Prof. Karl Bröhans mit Glas, Keramik, Karl-Liebknecht-Str. 1 (im Souterrain Dom
Gemälden, Möbeln des Jugendstil, Art déco Aquarée gegenüber vom Berliner Dom),
und Funktionalismus. 10178 (Mitte), Tel. 847 12 37 31, www.ddr-
Schlossstr. 1a, 14059 (Charlottenburg), Tel. museum.de, tgl. 10–20 Uhr, Sa. 10–22 Uhr.
32 69 06 00, www.broehan-museum.de, Di.– (S Hackescher Markt, Bus TXL, 100, 200).
So. 10–18 Uhr, Do. 10–20 Uhr. (S41, S42 Deutsche Kinemathek – Museum für
Westend, U2 Sophie-Charlotteplatz, U7 Film und Fernsehen: Hundert Jahre deut-
Richard-Wagner-Platz, Bus M45 109, 309). sche Filmgeschichte in Kulissen, Dokumen-
ten, Objekten, dazu rund tausend Filme, der
Nachlass von Fritz Lang, Heinz Rühmann und
Dach des Zeughauses – besondere Attraktion – von Marlene Die-
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 53

Museen und Gedenkstätten 53

trich; außerdem in der „Ausstellung Fernse- Historischer Hafen: Zahlreiche immer


hen“ die Sternstunden der deutschen TV-Ge- noch fahrtüchtige historische Binnenschiffe
schichte; im Filmhaus im Sony Center am im größten Museumshafen Deutschlands le-

Reisetipps A–Z
Potsdamer Platz. gen Zeugnis von 200 Jahren märkischer Bin-
Potsdamer Str. 2, 10785 (Tiergarten), Tel. nenschifffahrt ab.
300 90 30, www.filmmuseum-berlin.de, Di.– Märkisches Ufer/Ecke Inselstr., 10178 (Mit-
So. 10–18 Uhr, Do. 10–22 Uhr. (S1, S2 und te), Tel. 21 47 32 57, www.historischer-hafen-
U2 Potsdamer Platz). berlin.de, Anfang Mai bis Ende Oktober
Deutsches Historisches Museum: Jahre- (S und U8 Jannowitzbrücke, U2 Märkisches
lang wurde das 1695–1730 errichtete Zeug- Museum).
haus umgebaut, renoviert, restauriert und Jüdisches Museum: 2001 eröffneter, von
2006 dann wieder eröffnet. In seinen Räum- Architekturkennern aus aller Welt gefeierter
lichkeiten zeigt das Deutsche Historische Museumsneubau des Architekten Daniel Li-
Museum die Dauerausstellung „Zeugnisse beskind und Liebling der Berliner Museums-
deutscher Geschichte“, die mit über 8000 besucher. In 14 Abschnitten wird die jüdische
ausgewählten Exponaten ein lebendiges Bild bzw. deutsch-jüdische Geschichte und Kultur
von 2000 Jahren deutscher Geschichte nach- von der Vertreibung aus Judäa über das Mit-
zeichnet. Durch das sehenswerte Zeughaus- telalter bis in die Gegenwart vorgestellt.
Foyer (Schlüterhof) gelangt man zum an die Lindenstraße 9–14, 10969 (Kreuzberg), Tel.
historischen Mauern angeschlossenen Neu- 25 99 33 00, www.juedisches-museum-ber
bau des chinesisch-amerikanischen Star-Ar- lin.de, Mo. 10–22 Uhr, Di.–So. 10–20 Uhr.
chitekten I. M. Pei, der Wechselausstellungen (U1, U6 Hallesches Tor, Bus M29, M41, 248).
beherbergt. Der Haupteingang zur neuen Käthe-Kollwitz-Museum: Das Museum
Ausstellungshalle befindet sich an der Nord- bietet einen Überblick über das Schaffen von
westecke des Zeughauses, Hinter dem Käthe Kollwitz und stellt das bildhauerische
Gießhaus 3. Werk der Künstlerin aus.
Unter den Linden 2, 10117 (Mitte), Tel. 20 Fasanenstr. 24, 10719 (Charlottenburg),
30 44 40, www.dhm.de, tgl. 10–18 Uhr. Tel. 882 52 10, www.kaethe-kollwitz.de, tgl.
(S Hackescher Markt, Bus 100, 200, TXL). 11–18 Uhr. (U1 Uhlandstr.).
Deutsches Technikmuseum: Alte Automo- Kindermuseum Labyrinth: Wechselnde
bile, Lokomotiven, Dampfmaschinen, Schiffs- Ausstellungen für Kinder zum Anfassen, Aus-
modelle, Flugzeuge, Roboter u. v. m. am ehe- probieren und spielend Neues entdecken in
maligen Anhalter Güterbahnhof, Ausstellun- der Fabrik Osloer Straße. Bitte Socken oder
gen zu Schienen- und Straßenverkehr, Schiff- Hausschuhe mitbringen.
und Luftfahrt, Film-, Foto-, Nachrichten-, Osloer Str. 12, 13359 (Wedding), Tel. 800
Haushalts- und Textiltechnik. Im „Spectrum“ 93 11 50, www.kindermuseum-labyrinth.de,
warten 250 Experimente, darunter zehn Fr./Sa. 13–18 Uhr, So. 11–18 Uhr. (S Bornhol-
Weltneuheiten darauf, dass die Besucherin- mer Straße, U8, U9 Osloer Straße).
nen und Besucher sie spielerisch technisch Machmit! Museum für Kinder: Unter dem
begreifen. Ein Spaß besonders für Kinder. Im Motto „Gegenstände zum Anfassen und
Museumspark: Lokschuppen und Energie- Ausprobieren“ erarbeiten Kinder und Ju-
park mit alter Hammerschmiede, Wind- gendliche zwischen 0 und 16 Jahre in Pro-
mühlen, Windrädern und moderner Solaran- jektwochen ihre eigenen Ausstellungen.
lage. Die gesamte Museumsanlage ist behin- Senefelder Str. 5, 10437 (Prenzlauer Berg),
dertengerecht ausgestattet. Ein integratives Tel. 74 77 82 00, www.machmitmuseum.de,
Leitsystem ermöglicht auch blinden und seh- Di.–So. 10–18 Uhr. (S Prenzlauer Berg, U2
behinderten Menschen den Besuch des Frei- Eberswalder Str.).
geländes. Martin-Gropius-Bau: herausragende Wech-
Trebbiner Str. 9, 10963 (Kreuzberg), www. selausstellungen.
sdtb.de, Tel. 90 25 40, Di.–Fr. 9–17.30 Uhr, Niederkirchnerstr. 7/Ecke Stresemannstr.
Sa./So. 10–18 Uhr. (U1, U2 Gleisdreieck). 110, 10963 (Kreuzberg), Tel. 25 48 60, www.
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54 Museen und Gedenkstätten

gropiusbau.de, Mi.–Mo. 10–20 Uhr. (S1, S2 300 Handpuppen und Marionetten, Stab-,
Potsdamer Platz oder Anhalter Bahnhof, U2 Flach- und Schattentheaterfiguren aus ver-
Potsdamer Platz, Bus M41). schiedenen Kulturkreisen Europas, Afrikas
Mauermuseum am Checkpoint Charlie: und Asiens.
Geschichte und Ereignisse an der Mauer, Karl-Marx-Str. 135, 12043 (Neukölln), Tel.
Zeugnisse gelungener DDR-Fluchten. 687 81 32, www.puppentheater-museum.de,
Friedrichstr. 43–45, 10969 (Kreuzberg), Mo.–Fr. 9–16 Uhr, So. 11–16.30 Uhr. (U7
Tel. 253 72 50, www.mauer-museum.de, tgl. Karl-Marx-Str.).
9–22 Uhr. (U6 Kochstr.). Stadtmuseum Berlin – Knoblauchhaus:
Museum für Kommunikation Berlin: Das Die Ausstellung „Bürgerliches Wohnen im
1872 als erstes Postmuseum der Welt ge- Biedermeier“ mit Wohnzimmer, Schlafraum,
gründete Haus zeigt Ausstellungen zur Ge- Salon und Bibliothek sowie Wechselausstel-
schichte, Gegenwart und Zukunft der Kom- lungen zur Kulturgeschichte des 19. Jahrhun-
munikation, eine Computergalerie und eine derts im großbürgerlichen Haus der Familie
Schatzkammer mit der berühmtesten Brief- Knoblauch aus dem 18. Jahrhundert geben
marke der Welt, der „Blauen Mauritius“. Einblick in die Berliner Wohnkultur des Bie-
Leipziger Straße 16, 10117 (Mitte), Tel. 20 dermeier.
29 40, www.museumsstiftung.de, Di.–Fr. 9– Poststr. 23 (im Nikolaiviertel), 10178 (Mit-
17 Uhr, Sa./So. 11–19 Uhr. (U2 Mohrenstr., te), Tel. 24 00 21 62, www.stadtmuseum.de,
U2 und U6 Stadtmitte). Do.–Di. 10–18 Uhr, Mi. 12–20 Uhr. (S und
Museum für Naturkunde: 1810 gegründet U2, U5, U8 Alexanderplatz sowie U2 Klos-
und mit über dreißig Millionen Objekten das terstr.).
älteste, größte und bedeutendste naturhisto- Stadtmuseum Berlin – Märkisches Muse-
rische Museum Deutschlands. Umfangreiche um: Berlins Stadt- und Kulturgeschichte von
mineralogische, geologische, paläontologi- 60.000 v. Chr. bis heute im Haupthaus der
sche, zoologische Sammlungen. Im Saurier- Stadtmuseen. Besondere Attraktionen sind
saal ist das mit 13,27 Meter weltweit höchste die Gotische Kapelle mit einer Sammlung
Skelett eines Brachiosaurus brancai ausgestellt. mittelalterlicher Skulpturen, der Zunftsaal
Invalidenstr. 43, 10115 (Mitte), Tel. 20 93 und die Waffenhalle.
85 91, www.naturkundemuseum-berlin.de, Am Köllnischen Park 5, 10179 (Mitte), Tel.
Di.–Fr. 9.30–17 Uhr, Sa./So. 10–18 Uhr. (U6 30 86 62 15, www.stadtmuseum.de, Do.–Di.
Zinnowitzer Str.). 10–18 Uhr, Mi. 12–20 Uhr. (U2 Märkisches
Neue Synagoge Berlin – Centrum Judai- Museum).
cum: Die ständige Ausstellung in der Neuen Stadtmuseum Berlin – Nikolaikirche: Im
Synagoge zeichnet die Geschichte des Hau- ältesten Gotteshaus der Stadt widmet sich die
ses und die mit ihm verbundenen mannigfal- Ausstellung der bau- und kirchengeschichtli-
tigen Formen des Berliner jüdischen Lebens chen Bedeutung der Nikolaikirche sowie
nach. Die Ausmaße des ehemaligen Synago- berühmten Persönlichkeiten, die hier wirkten.
genhauptraums lassen sich auf der Freifläche Nikolaikirchplatz (im Nikolaiviertel), 10178
hinter den restaurierten Gebäudeteilen im (Mitte), Tel. 24 00 21 62, www.stadtmuseum.
Rahmen einer Führung entdecken. de, wegen Bauarbeiten bis Dezember 2009
Oranienburger Str. 28–30, 10117 (Mitte), geschlossen. (S und U2, U5, U8 Alexander-
Tel. 88 02 83 00, www.cjudaicum.de, April– platz sowie U2 Klosterstr.).
Sept. So./Mo. 10–20 Uhr, Di.–Do. 10–18 Stadtmuseum Berlin – Sammlung Kind-
Uhr, Fr. 10–17 Uhr; März und Okt. So./Mo. heit und Jugend: Rund 2000 Gegenstände
10–20 Uhr, Di.–Do. 10–18 Uhr, Fr. 10–14 vom Spielzeug bis zum historischen Klassen-
Uhr; Nov.–Feb. So.–Do. 10–18 Uhr, Fr. 10– zimmer erzählen von Kindheit und Jugend im
14 Uhr. (S1, S2 Oranienburger Str.). 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Puppentheater-Museum: Fantastische Mär- Wallstr. 32, 10179 (Mitte), Tel. 275 03 83,
chenwelt in Berlins einzigem Puppentheater- www.stadtmuseum.de, Mo.–Fr. 9–17 Uhr.
Museum (nur vier deutschlandweit) mit über (U2 Märkisches Museum).
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Museen und Gedenkstätten 55

The Story of Berlin: Multimediale Erlebnis- zentrum.de, Juni–Okt. tgl. 9.30–19 Uhr,
Ausstellung zur Geschichte Berlins. Nov.–Mai Di.–So. 10–17 Uhr. (S1, S2, S86
Kurfürstendamm 207–208, im Ku’damm- Nordbahnhof, U8 Bernauer Str., Tram M10).

Reisetipps A–Z
Karee, 10719 (Wilmersdorf), Tel. 88 72 01 Forschungs- und Gedenkstätte Norman-
00, www.story-of-berlin.de, tgl. 10–20 Uhr. nenstraße: In der ehemaligen Kommando-
(U1 Uhlandstr.). zentrale der DDR-Staatssicherheit wird ge-
Zille-Museum: Skizzen, Lithografien und forscht und dokumentiert. Im Stasi-Museum
Entwürfe sowie sozialkritische dokumenta- im Haus 1 werden die original erhaltene
rische Fotografie des berühmten „Milljöh“- Mielke-Etage sowie Ausstellungen zur Arbeit
Zeichners Heinrich Zille. der Staatssicherheit und über die DDR-Op-
Propststr. 11, 10178 (Mitte), Tel. 24 63 25 position gezeigt.
00, www.zillemuseum-berlin.de, tgl. 11–18 Ruschestr. 103, 10365 (Lichtenberg), Tel.
Uhr (April–Okt. bis 19 Uhr). (U2 Klosterstr., 553 68 54, www.stasi-museum.de, Mo.–Fr.
Bus M48). 11–18 Uhr, Sa./So. 14–18 Uhr. (U5 Magdale-
nenstr.).
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen:
Gedenkstätten Nach Ende des Zweiten Weltkriegs das sow-
jetische Internierungslager „Speziallager Nr.
Denkmal für die ermordeten Juden Euro- 3“, ab 1946 zentrales sowjetisches Untersu-
pas: Im Herzen der Hauptstadt dehnt sich chungsgefängnis in der SBZ/DDR und
auf 19.000 m² das Stelenfeld der zentralen 1951–1989 zentrale Untersuchungshaftan-
Holocaust-Gedenkstätte Deutschlands aus, stalt des Ministeriums für Staatssicherheit
die an die sechs Millionen jüdische Opfer (MfS) der DDR, mahnt der Ort heute diesen
des nationalsozialistischen Terrors erinnert. Teil unserer Geschichte an.
Dem Gelände angeschlossen ist ein unterir- Genslerstraße 66, 13055 (Hohenschön-
discher Ort der Information, der sich Her- hausen), Tel. 98 60 82 30, www.stiftung-hsh.
kunft, Leben und Schicksal der Opfer widmet. de. Die Besichtigung der weitläufigen Ge-
Stelenfeld: südlich vom Brandenburger Tor fängnisanlage ist nur im Rahmen einer
zwischen Cora-Berliner-, Hannah-Arendt- und Führung möglich. Öffentliche Rundgänge für
Ebertstr., rund um die Uhr frei zugänglich; Einzelpersonen ohne Voranmeldung Mo.–Fr.
Ort der Information: Cora-Berliner-Str. 1, 11 und 13 Uhr, Sa./So. stdl. 10–16 Uhr; Grup-
10117 (Mitte), Tel. 26 39 43 36, www.holo pen nach Voranmeldung tgl. 9–16 Uhr. (Bus
caust-mahnmal.de, April–Sept. Di.–So. 10– 256, Tram M5, M6).
20 Uhr, Okt.–März Di.–So. 10–19 Uhr. (S1, Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Am
S2, U55 Brandenburger Tor, Bus M41). historischen Ort des missglückten Umsturzes
Dokumentationszentrum Berliner Mauer: vom 20. Juli 1944 befindet sich im „Bendler-
Am 37. Jahrestag des Mauerbaus 1998 an Block“, dem ehemaligen Oberkommando
der Bernauer Straße eingeweiht, erinnert die der Wehrmacht, die Gedenkstätte und Aus-
an der Grenze zwischen dem ehemaligen stellung „Widerstand gegen den Nationalso-
Ost-Bezirk Mitte und dem ehemaligen West- zialismus“.
Bezirk Wedding liegende Gedenkstätte an Stauffenbergstraße 13–14 (Eingang über
die Opfer kommunistischer Gewaltherr- den Ehrenhof), 10785 (Mitte), Tel. 26 99 50
schaft. Im November 1999 wurde der auf gut 00, www.gdw-berlin.de, Mo.–Mi./Fr. 8–18
200 Metern erhaltene Mauerrest um ein Do- Uhr, Do. 9–20 Uhr, Sa./So. 10–18 Uhr, Spiel-
kumentationszentrum ergänzt. Bis zum 50. oder Dokumentarfilme über den Widerstand
Jahrestag des Mauerbaus 2011 wird die An- So. 11 Uhr, öffentliche Führungen Sa./So. 15
lage auf 1,5 Kilometer Länge erweitert, um Uhr. (S1, S2 und U2 Potsdamer Platz, U1
als Zentrale Gedenkstätte die Geschichte der Kurfürstenstr., Bus M29, M48).
Mauer und der Teilung Berlins zu erzählen. Gedenkstätte Haus der Wannseekonfe-
Bernauer Str. 111, 13355 (Mitte), Tel. 464 renz: Im Januar 1942 fand in der Villa am
10 30, www.berliner-mauer-dokumentations Wannsee die berüchtigte Wannseekonferenz
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56 Museen und Gedenkstätten

401be Foto: kj
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Musik- und Konzerthallen, Jazzkeller & Co. 57

statt, auf der die organisatorische Durch- Topographie des Terrors: Auf dem „Prinz-
führung der so genannten „Endlösung der Albrecht-Gelände“, ehemals Sitz von Gesta-
Judenfrage“ verhandelt wurde. Eine Ausstel- po, SS und Reichssicherheitshauptamt, wird

Reisetipps A–Z
lung dokumentiert die Konferenz und den der Terror der NS-Zeit mit ihren Überwa-
Völkermord an den europäischen Juden. chungs- und Verfolgungsapparaten anhand
Am Großen Wannsee 56–58, 14109 (Zeh- von Ausgrabungen und Ausstellungen doku-
lendorf), Tel. 805 00 10, www.ghwk.de, tgl. mentiert, während der Arbeiten zum Neubau
(außer an gesetzlichen Feiertagen) 10–18 des Dokumentationszentrums open air.
Uhr. (Bus 114 ab S-Bahnhof Wannsee). Niederkirchnerstr. 8, 10963 (Kreuzberg),
Gedenkstätte Plötzensee: Ort des Geden- Tel. 254 50 90, www.topographie.de, Mai–
kens für die Opfer des Nationalsozialismus in Sept. tgl. 10–20 Uhr, Okt.–Apr. tgl. 10–18
der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Uhr. (S1, S2 Anhalter Bahnhof oder Pots-
Gelände der früheren Strafanstalt Plötzensee. damer Platz, U2 Potsdamer Platz, U6 Koch-
Hüttigpfad, 13627 (Charlottenburg), Tel. str., Bus M29, M41).
344 32 26, www.gedenkstaette-ploetzensee.
de, März–Okt. tgl. 9–17 Uhr, Nov.–Feb. tgl.
9–16 Uhr. (S41, S42, S46 Beusselstraße, Bus
123). Musik- und Konzerthallen,
Gedenkstätte und Museum Sachsenhau-
sen: Rund dreißig Kilometer nordwestlich Jazzkeller & Co.
von Berlin liegt bei Oranienburg das ehema-
lige Konzentrationslager Sachsenhausen, in Selten war Berlin eine Stadt, die von
dem zwischen 1936 und 1945 mehr als die
Hälfte der über 200.000 Häftlinge ums Le- Haus aus epocheschreibende Kompo-
ben kam. Die meisten Gebäude wurden in nisten und Interpreten hervorbrachte.
den 1950er Jahren abgerissen, neben einer Dafür verstanden es königliche Mäze-
Ausstellung sind jedoch zahlreiche authen- ne und Kulturmanager stets umso bes-
tische Zeugnisse verblieben, die den Schre-
cken intensiv anmahnen. ser, die brillantesten Sänger, Tonsetzer
Straße der Nationen 22, 16515Oranienburg, und virtuosesten Instrumentalkünstler
Tel. (0 33 01) 20 00, www.stiftung-bg.de, 15. an die Spreeufer zu locken. Seit den
März–14. Okt. tgl. 8.30–18 Uhr, 15. Okt.–14. Anfängen der musikalischen Tradition
März tgl. 8.30–16.30 Uhr. Verkehrsverbin-
dung ab Berlin-Zentrum: Regionalbahn RE 5 Berlins mit der Einweihung der Hof-
ab Berlin-Hbf bis Bahnhof Oranienburg, oder oper 1742, heute Staatsoper Unter
S1 (Wannsee-Oranienburg) bis Bahnhof Ora- den Linden, genießt die Hauptstadt
nienburg, von dort Bus 804 (fährt stdl.) oder den Ruf eine herausragende Auffüh-
zwanzig Minuten ausgeschilderter Fußweg.
rungsstätte zu sein.
Nicht zu vergessen die metropolita-
nen Soundkreationen Neue Deutsche
Welle Anfang der 1980er und Techno
in den 1990er Jahren sowie ein weite-
res Urberliner Eigengewächs: Paul
Lincke (1866–1946), der Hauptvertre-
ter der Berliner Operette, aus dessen
„Frau Luna“ mit „Das macht die Ber-
Das Denkmal für die ermordeten Juden liner Luft, Luft, Luft“ die heimliche Ber-
Europas ist ein Stelenfeld lin-Hymne stammt.
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58 Musik- und Konzerthallen, Jazzkeller & Co.

Klassisch spielhaus am Gendarmenmarkt, das seit 1984


als „Konzerthaus Berlin“ firmiert.
Gendarmenmarkt, 10117 (Mitte), Tel. 203
Das Angebot an Orchestern und
09 21 01, www.konzerthaus.de. (U2 Haus-
Chören ist überwältigend. Neben den vogteiplatz oder Stadtmitte, U6 Französische
großen Sinfonie-Orchestern konzertie- Str. oder Stadtmitte).
ren die Klangkörper der Opernbühnen, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
drei renommierte und unzählige kleine- (DSO): Zweimal wurde der 1946 von den
Amerikanern in ihrer Besatzungszone als
re, ebenfalls hervorragende Kammer- RIAS-Symphonie-Orchester gegründete Klang-
orchester, zehn Profichöre und über körper in der Zeit nach der Wende umge-
hundert sehr gute Laienchöre. Sie kön- tauft, bis er zu seiner derzeitigen Organisa-
nen hier nicht alle genannt werden. tionsform und seinem gegenwärtigen Na-
men fand. Ab 1989 stand dem Orchester Vla-
Die Übersicht dient lediglich als erste dimir Ashkenazy als künstlerischer Leiter vor,
Orientierung durch die Berliner Or- ab September 2000 Kent Nagano, und seit
chesterlandschaft. Für ausführliche In- der Spielzeit 2007/2008 dirigiert Ingo Metz-
formationen sei auf die Stadt- und Pro- macher (verschiedene Spielstätten).
Besucherservice: Charlottenstr. 56, 10117
grammzeitschriften verwiesen. (Mitte), Karten-Tel. 20 29 87 11, -Fax 20 29 87
29, www.dso-berlin.de. (U2, U6 Stadtmitte).
Berliner Philharmoniker/Berliner Philhar- Orchester der Komischen Oper: Unter
monisches Orchester: Das Flaggschiff unter seinem jungen Generalmusikdirektor Yakov
den Klangkörpern. Berliner Philharmoniker Kreizberg machte sich der Klangkörper ne-
nennen sich die annähernd 150 Konzertmu- ben Opern- und Ballettaufführungen (siehe
siker und Solisten des 1882 gegründeten, be- auch unter „Theater“) hochverdient um an-
rühmtesten Berliner Orchesters bei Tonträ- spruchsvolle Konzertprogramme mit großem
ger-Einspielungen. Konzertieren sie in ihrem Anteil zeitgenössischer Musik. Nachdem
Stammhaus, der Philharmonie, oder befin- Kreizberg das Haus verlassen hatte, folgte
den sie sich auf Gastspielreise firmieren sie ihm 2002–2007 Kirill Petrenko. Neuer Gene-
dagegen unter Berliner Philharmonisches Or- ralmusikdirektor ist Carl St. Clair.
chester. Mit Herbert von Karajan als künstleri- Behrenstr. 55–57, 10117 (Mitte), Info- und
schem Leiter 1955–1989 gelangte es endgül- Karten-Tel. 47 99 74 00, www.komische-oper-
tig zu Weltruhm. Auf Karajan folgte für die berlin.de. (S1, S2, U55 Brandenburger Tor,
kommenden dreizehn Jahre Claudio Abado, U2 Französische Str.).
den im September 2002 der Brite Sir Simon Staatskapelle Berlin: Seit 1742 der Kno-
Rattle als sechster Chefdirigent in der über belsdorff-Bau Unter den Linden eröffnete,
hundertjährigen Geschichte des Orchesters haben dem Orchester der Staatsoper Unter
ablöste. den Linden im Verlauf seiner Geschichte so
Herbert-von-Karajan-Str. 1, 10785 (Tiergar- berühmte Namen wie Felix Mendelssohn-
ten), Karten- und Info-Tel. 25 48 89 99, www. Bartholdy, Giacomo Meyerbeer und Richard
berliner-philharmoniker.de. (S1, S2 und U2 Strauss vorgestanden. Neben Opern- und
Potsdamer Platz, Bus M48, 200, 347). Ballettaufführungen (siehe auch „Theater“)
Konzerthausorchester: Es wurde 1952 in veranstaltet die Staatskapelle regelmäßig
Berlin/Hauptstadt der DDR gegründet und Konzerte und Liederabende. Generalmu-
entwickelte sich zur Kapazität in Sachen rus- sikdirektor ist seit 1992 Daniel Barenboim. Im
sischer Musik, besonders für Schostako- Herbst 2002 wurde er von der Staatskapelle
witsch-Interpretationen, wendete sich nach zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt.
der Wiedervereinigung vermehrt auch zeit- Unter den Linden 7, 10017 (Mitte), Info-Tel.
genössischen Werken zu. Stammhaus ist das 20 35 40, Karten-Tel. 20 35 45 55, www.
1819–1921 von Schinkel errichtete Schau- staatsoper-berlin.de. (Bus 100, 200, TXL).
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Musik- und Konzerthallen, Jazzkeller & Co. 59

Jazz brik-schlot.de. (S Nordbahnhof, U6 Zinno-


witzer Str.).
Quasimodo, Kantstr. 12a, 10623 (Charlot-

Reisetipps A–Z
Die Szene ist ebenso quecksilbrig wie tenburg), Tel. 312 80 86, www.quasimodo.
vielfältig und deshalb nahezu unüber- de. (S und U2, U9 Zoologischer Garten).
schaubar. Zu den bekanntesten und Yorckschlösschen, Yorckstr. 15, 10965
(Kreuzberg), Tel. 215 80 70, www.yorck
beständigsten Institutionen zählt das schloesschen.de. (U6, U7 Mehringdamm).
JazzFest Berlin, eines der ältesten und
renommiertesten Jazzfestivals Euro-
Experimentierfelder,
pas, das bereits seit 1964 alljährlich die
Künstlerische Crossovers
ersten grauen Novembertage mit hei-
An der Schnittstelle von U- und E-
ßen Rhythmen erfüllt. Etablierte Stars,
Musik, Alter und Neuer Musik, Mini-
illustre experimentelle Insider-Acts und
malmusik und Wordtronic mit choreo-
zunehmend Crossovers zwischen lo-
grafischen Konzerten, Tanz, Theater
kalen Folks und globalen Klängen von
und Literatur bieten das Haus der Kul-
Künstlern aus allen fünf Kontinenten
turen der Welt am Tiergartenrand
verwandeln Berlin im November in ei-
und das Radialsystem im alten Pump-
ne Hauptstadt des Jazz.
werk an der Spree in Friedrichshain in-
Infos zu Programmen und Auf-
ternationale Programme und Veran-
führungsorten erhält man bei den Ber-
staltungsreihen von außerordentlichem
liner Festspielen, Schaperstr. 24,
Format.
10719 (Wilmersdorf), Tel. 25 48 90,
www.jazzfest-berlin.de. (U3, U9 Spi- Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-
chernstr.). Dulles-Allee 10, 10557 (Tiergarten), Tel. 39
78 70, www.hkw.de. (U55 Bundestag, Bus
Über das ganze Jahr spielt eine Rei- M85, 100).
he von Clubs eine feste Rolle im Berli- Radialsystem, Holzmarktstr. 33, 10243
ner Jazzleben. Von Dixie und Main- (Friedrichshain), Tel. 288 78 85 88, www.radi
stream bis Avantgarde und Experimen- alsystem.de. (S Ostbahnhof).
telles bieten sie eine Bühne für die un-
terschiedlichsten Gigs und Konzerte.
Rock, Pop, Schlager,
Die beliebtesten Adressen:
Folk, Funk, Black House,
A-Trane, Bleibtreustr. 1, 10625 (Charlotten- Triphop, Techno ...
burg), Tel. 313 25 50, www.a-trane.de. (S Sa-
vignyplatz). Ob Garage-Punk im S-Bahn-Bogen
Badenscher Hof, Badensche Str. 29, 10715
(Wilmersdorf), Tel. 861 00 80, www.baden
oder Wildecker Herzbuben auf der
scher-hof.de. (U7 Blissestr. oder Berliner Str., Bühne im Volkspark Friedrichshain, ob
Bus 104). Rolling Stones im Olympia-Stadion
b-flat, Rosenthaler Str. 13, 10119 (Mitte), oder Soundsystem-Tunes auf dem
Tel. 283 31 23, www.b-flat-berlin.de. (U8
Müggelspree-Dub-Dampfer, mehrere
Weinmeisterstr.).
Kunstfabrik Schlot, Chausseestr. 18, hundert Veranstaltungen an einem
10115 (Mitte), Tel. 448 21 60, www.kunstfa durchschnittlichen Wochenende sind
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60 Nachtleben – Kneipen & Co.

für einen Reiseführer zu viel. Bitte in zweiten Café bis mittags frühstücken
den Stadt- und Programmzeitschriften gehen. Anschließend ein Wechsel in
nachschlagen, Flyer einfangen und Kneipe und Biergarten, danach ein ge-
Prospekte und Plakatanschläge beach- pflegtes Restaurant und hinterher bis
ten! Wichtige Veranstaltungsorte sind: weit nach Mitternacht ein nettes Lokal,
denn das Nachtleben beginnt in der
Arena, Eichenstr. 4, 12435 (Treptow), Tel. Regel sehr spät. Im Morgengrauen,
533 20 30, www.arena-berlin.de. (U1 Schle-
sisches Tor, Bus 265).
nach Club oder Disco, zunächst ein
Junction-Bar, Gneisenaustr. 18, 10961 Absacker in einer ruhigeren Bar, und
(Kreuzberg), Tel. 69 81 74 21, www.junction- ab morgens um 8 Uhr beim Chill-Out
bar.de. (U7 Gneisenaustr.). im Trend-Café der vergangenen Nacht
Knaack-Klub, Greifswalder Str. 224, 10405
(Prenzlauer Berg), Tel. 442 70 60, www.
Adieu sagen, dann in einem zweiten
knaack-berlin.de. (Bus 200, Tram M4). Café bis mittags frühstücken gehen ...
KulturBrauerei, Knaackstr. 97, 10435
(Prenzlauer Berg), Tel. 44 31 51 51, www.kul Ausgehviertel
turbrauerei.de. (U2 Eberswalder Str.).
Maria am Ostbahnhof, An der Schilling-
Die trendy locations und „VIPsta-
brücke 33–34, 10243 (Friedrichshain), Tel. 21 tions“ wechseln ebenso oft, wie das
23 81 90, www.clubmaria.de. (S Ostbahnhof). Nachtleben schnelllebig ist. Allgemein
RAW-Tempel, Revaler Str. 99, 10245 (Fried- lassen sich jedoch, sofern man Kli-
richshain), Tel. 29 77 44 18, www.raw-tem
pel.de. (S und U1 Warschauer Str.).
schees bemühen möchte – und es
SO 36, Oranienstr. 190, 10999 (Kreuz- steckt in jedem Klischee ein Körnchen
berg), www.so36.de. (U1 Kottbusser Tor Wahrheit – einige typische Ausgeh-
oder Görlitzer Bahnhof). Viertel voneinander unterscheiden:
In Mitte, dem nach der Wiederver-
einigung kurzzeitig „Wilden Osten“,
wo in Läden, Kellern und Bunkern eine
Nachtleben – kreative, schillernde Club-Gemeinde
Kneipen & Co. rauschende Parties feierte und wo
„Tresor“ und „E-Werk“ den Ruf Berlins
In Berlin gibt es keine Sperrstunde als World-Techno-Capital begründe-
und über 13.000 gastronomische Ein- ten, hat sich inzwischen eine kunter-
richtungen. Man könnte es sich also bunte Gesellschaft von groovenden
wahrlich zur Lebensaufgabe machen, Szene-VIPs, Hipsters, Kultis, Yuppies
24 Stunden am Tag auf die Piste zu ge- und Touris etabliert. Viele der Top-
hen, in jedem Alter und mit welchen Adressen befinden sich im Bermuda-
Ansprüchen und Vorlieben auch im- dreieck zwischen Oranienburger
mer. Ein Leben wie Bacchus in Spree- Tor, Hackescher Markt, Rosa-Luxem-
Athen könnte darum wie folgt ausse- burg-Platz und Rosenthaler Platz:
hen: Morgens um 8 Uhr beim Chill- sehr touristisch die Oranienburger
Out im Trend-Café der vergangenen Straße, auch bei den Berlinern ange-
Nacht Adieu sagen, danach in einem sagt die Hackeschen Höfe, und in den
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Nachtleben – Kneipen & Co. 61

kleineren Straßen und Höfen jede

025be Foto: kj
Menge Interessantes zu entdecken.
Insgesamt wurden in diesem schnell

Reisetipps A–Z
durchschrittenen Areal Anfang des
3. Jahrtausends rund 140 Gaststätten
mit knapp 7000 Sitzplätzen gezählt,
womit fast jeder Einwohner der Span-
dauer Vorstadt (ca. 8000) seinen eige-
nen Thekenplatz hat.
Rund um die Gedächtniskirche:
überwiegend gehoben touristisch.
In Charlottenburg im Einzugsbe-
reich des Savignyplatzes trifft sich
vom Maler und Schriftsteller über den
Architekten in Jeans und schwarzem
Kashmir-Rolli bis zum Theatervölkchen
die Kultur-Schickeria des alten Wes-
tens in unübertrieben eleganten Pin-
ten, Bars und Restaurants.
Der Schöneberger Nollendorf-Kiez
bietet neben den traditionell schwulen
Lokalen die legendären Musiker- und
schickeren Szenekneipen des alten
Westens. Die alteingesessenen „Beau- bevoll „Friedlhain“ genannt, eröffnet ei-
ty-Berger“ kommen allmählich in die ne Gastwirtschaft nach der anderen im
Jahre, ziehen aber immer noch mit. Einzugsbereich Boxhagener Platz und
In Kreuzberg pflegt man im Multi- Simon-Dach-Straße. Rund 150 Knei-
kultikiez zwischen Oranienplatz, pen und Restaurants sind es dort mitt-
Spreewaldplatz und Schlesischem lerweile geworden, mit über 3400
Tor nach wie vor den trashigen Out- Außenplätzen für die im Sommer be-
law-Charme der vergangenen zwei liebte gastronomische Freiluftversor-
Jahrzehnte, angereichert mit einer Pri- gung, die allen voran bewegte Men-
se coolem 2000er-Schick. schengruppen bis 25 Jahre anlockt.
In Friedrichshain, von seinen zahl- Im Prenzlauer Berg groß im Kom-
reichen studentischen Bewohnern lie- men, da noch nicht vollständig luxus-
saniert, ist der Kiez zwischen U-Bahn-
hof Eberswalder Straße, S-Bahnring,
Prenzlauer Allee und Danziger Straße.
Südlich davon flaniert man kunterbunt
über die Kastanienallee, während in
In der Oranienburger Straße der Gastronomie rund um den Was-
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62 Nachtleben – Kneipen & Co.

serturm und den Kollwitzplatz das sa- Kreuzberg


turierte linksliberale Stadtbürgertum Bateau Ivre, Oranienstr. 18, 10997 (Kreuz-
Ausgehen pflegt. berg). Laut, sehr laut und voll, voller am volls-
ten, sommers auch draußen auf dem Trottoir.
Tgl. 9–3 Uhr. (U1, U8 Kottbusser Tor oder U1
Cafés, Kneipen, Lounges Görlitzer Bahnhof).
Freischwimmer, Vor dem Schlesischen Tor
2, 10997 (Kreuzberg). Im Bootshaus auf Ste-
Mitte
gen über dem Wasser schweben. Im Som-
Café Burger, Torstr. 58/60, 10119 (Mitte). mer Mo.–Fr. ab 14 Uhr, Sa./So. ab 10 Uhr, im
Früher berühmtes DDR-Künstlerlokal, heute Winter Mo.–Fr. ab 16 Uhr, Sa. ab 12 Uhr, So.
nicht weniger berühmter Salon, in dem sich ab 11 Uhr. (U1 Schlesisches Tor, Bus 265).
u. a. Wladimir Kaminer seine ersten Sporen Möbel Olfe, im Neuen Kreuzberger Zen-
verdiente, außerdem Filmvorführ- und Live- trum, Eingang Dresdener Str., 10999 (Kreuz-
konzerthaus sowie Tanzwirtschaft. Burger berg). Dernière Crie-Trinkhalle im NKZ-Be-
Bar tgl. ab 21 Uhr, Tanzwirtschaft Mo.–Do. tonkoloss. Di.–So. ab 18 Uhr. (U1, U8 Kott-
ab 20 Uhr, Fr./Sa. ab 21 bzw. 22 Uhr, So. ab busser Tor).
19 Uhr. (U2 Rosa-Luxemburg-Platz). Morena-Bar, Wiener Str. 60, 10999 (Kreuz-
Club der polnischen Versager, Ackerstr. berg). Lecker frühstücken von morgens bis
170, 10115 (Mitte). Auf der Bühne, an der ultimo. So.–Do. 9–3 Uhr, Sa. 9–4 Uhr. (U1
Bar, auf den Gartenstühlen göttlicher Mix Görlitzer Bahnhof).
mittel- und osteuropäischer Musik, Kultur, Rote Harfe, Oranienstr. 13, 10997 (Kreuz-
Politik. Do.–Sa. ab 20 Uhr. (U8 Rosenthaler berg). Uralt-Institution, früher Saufaus, heute
Platz). schick, im ersten Geschoss Orient Lounge.
Eschloraque Rümschrümp, Rosenthaler Mo.–Sa. ab 10 Uhr, So. ab 9 Uhr. (U1, U8
Str. 39 (2. Hinterhof), 10178 (Mitte). In un- Kottbusser Tor oder U1 Görlitzer Bahnhof).
mittelbarer Nachbarschaft zu den schicken San Remo Upflamör, Falckensteinstr. 46,
Hackeschen Höfen: groovy, kunstschrottig, 10997 (Kreuzberg). Absolut angesagt, zwei-
alternativ im selbstverwalteten Haus Schwar- tes Wohnzimmer im tosenden Autoverkehr,
zenberg, abends ab 22 Uhr Livemusik. Di.– dazu Livemusik von der quietschenden
So. ab 14 Uhr, Mo. ab 21 Uhr. (S Hackescher Hochbahn. Mo.–Fr. ab 14 Uhr, Sa./So. ab 10
Markt, U8 Weinmeisterstr.). Uhr. (U1 Schlesisches Tor).
Hafenbar, Chausseestr. 20 , 10115 (Mitte). Würgeengel, Dresdener Str. 122, 10999
Eine Legende unter den Musikbars. 1967 (Kreuzberg). Cocktailschlürf-Institution fürs
eröffnet, seitdem unverwechselbar crazy mit gepflegte Versumpfen, spätestens ab 23 Uhr
Schlager, Disco-, 1980er-Jahre-Musik von großes Gedrängel. Tgl. ab 19 Uhr. (U1, U8
den Tellern der Diskotheker, alles zum Mit- Kottbusser Tor).
schunkeln. Fr. ab 21 Uhr, Sa. ab 22 Uhr. (U6
Zinnowitzer Str.).
Oxymoron, in den Hackeschen Höfen, Ro-
Friedrichshain
senthaler Str. 40/41, 10178 (Mitte). Tagsüber Astro-Bar, Simon-Dach-Str. 40, 10245
Café/Restaurant, Do./Fr./Sa. Nacht nobel- (Friedrichshain). Auf der Friedl’hainer Aus-
szeniger Club mit House, Rythm’n’Blues, gehmeile Nr. 1, im Hinterzimmer Raumschiff
Soul und Funk. Tgl. ab 9 Uhr. (S Hackescher Enterprise-Schick, ab 22 Uhr kosmisches Die-
Markt, U8 Weinmeisterstr.). dschäjing. Tgl. ab 20 Uhr. (S und U1 War-
Reingold, Novalisstr. 11, 10115 (Mitte). schauer Str., U5 Frankfurter Tor).
Cocktails nippen in edlen Leder- und Samt-
sesseln, mit DJ-Mischung: Soul & Funk,
House, Elektropop, samstags resident djing.
Di.–Sa. ab 19 Uhr. (S Hackescher Markt, U8
Weinmeisterstr.). Chillen im Freischwimmer
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Nachtleben – Kneipen & Co. 63

218be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Dachkammer, Simon-Dach-Str. 39, 10245 An einem Sonntag im August, Kastanien-
(Friedrichshain). Unten Kneipe, im 1. OG allee 103, 10435 (Prenzlauer Berg). Szene-
Cocktailbar mit Balkon zum Hinausgucken. café mit morgens ab 9 Uhr Berliner Buffet
Glückliche Stunde für Drinks ist immer von von Schrippe bis Boulette. Tgl. ab 9 Uhr. (U2
19 bis 20 Uhr. Mo.–Fr. ab 12 Uhr, Sa./So. ab Eberswalder Str.).
10 Uhr. (S und U1 Warschauer Str.). Razzia in Budapest, Oderberger Str. 38,
Zum Feuermelder, Krossener Str. 24, 10435 (Prenzlauer Berg). Letzter Cocktail-
10245 (Friedrichshain). Plasteblümchen, Stopp vor dem Mauerpark, schummrig,
Kicker und Billard, dazu Molle oder Fassbier. gemütlich, mit 1980er- und 1990er-Oldies
Echt berlinerisch, und die Betreiber achten absolut angesagt. Tgl. ab 19 Uhr. (U2 Ebers-
darauf, dass es so bleibt. Mo.–Sa. ab 15 Uhr, walder Str.).
So. ab 12 Uhr. (S und U1 Warschauer Str.). Schwarz-Sauer, Kastanienallee 13, 10435
(Prenzlauer Berg). In wabernden Rauschwa-
den echte Prenz’lberger angucken, anschlie-
Prenzlauer Berg ßend Late Night-Kampftrinken. Tgl. ab 8 Uhr.
8mm Bar, Schönhauser Allee 177b, 10119 (U2 Eberswalder Str.).
(Prenzlauer Berg). Für Filmfreaks abends Zu mir oder zu dir, Lychener Str. 15, 10437
Streifen im 8- und 16-Millimeter-Format an (Prenzlauer Berg). Chillige Sessel-Sofa-
die Wand projiziert, dazu Bierchen und Lounge, leicht retro-styled, Selbstholer-Theke,
Wein, Indie, Rock und Elektro. Tgl. ab 21 Uhr. dazu Elektro, Funk, House, Techno, IDM,
(U2 Senefelder Platz). Soul in so moderater Lautstärke, dass man
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64 Nachtleben – Kneipen & Co.

sich noch unterhalten kann. Tgl. ab 20 Uhr. lage eine wechselnde Speisenkarte. Tgl. ab 15
(U2 Eberswalder Str.). Uhr. (S Westend, U2 Sophie-Charlotte-Platz).
Schwarzes Café, Kantstr 148, 10623 (Char-
lottenburg). Auf zwei Etagen rund um die
Schöneberg Uhr Frühstücken, Kaffee, Bier oder Wein trin-
Café Einstein, Kurfürstenstr. 58, 10785 ken. Mit dem Geburtsjahr 1978 ein Berliner
(Schöneberg). Die Jugendstilvilla mit leichter Gastronomie-Opa, ungebrochen beliebt. Tgl.
Patina ist Kultadresse bei allen, die gerne 24 Stunden geöffnet, nur Di. 6–11 Uhr ge-
schreiben und stundenlang eng bedruckte schlossen. (S Savignyplatz).
Zeitungen lesen. Der Ableger Unter den Lin-
den Nr. 42 im streng sachlichen Art déco. Tgl.
8–1 Uhr. (U1, U2, U3, U4 Nollendorfplatz). Biergärten
Café M, Goltzstr. 33, 10781 (Schöne-
berg). Trotz Outfit und Service einer Minia- Schleusenkrug, Müller-Breslau-Str. (an der
turbahnhofshalle schon seit den 1980er Jah- Schleuse), 10623 (Tiergarten). Bier-Gärtchen
ren von Milchkaffee bis Martini in aller Mun- plus Terrassen über der Tiergartenschleuse
de. Mo.–Fr. ab 8 Uhr, Sa./So. ab 9 Uhr. (U1, am Landwehrkanal. Absolut in. Tgl. ab 10 Uhr.
U2, U3, U4 Nollendorfplatz und U7 Ei- (S und U2, U9 Zoologischer Garten).
senacher Str.). Café am Neuen See, Lichtensteinallee 2,
Ex’n’Pop, Potsdamer Str. 157, (Schöne- 10787 (Tiergarten). Im Tiergarten am Neuen
berg). Abstürzen mit Bierflasche und Tanzen See; ist er zugefroren, hat eine Eisbar für die
zu allem, außer Techno und Punk. Tgl. ab 22 Schlittschuhläufer geöffnet. Sonst Boots-
Uhr. (U7 Kleistpark). verleih. Tgl. ab 10 Uhr, im Winter nur Sa./So.
Kumpelnest 3000, Lützowstr. 23, 10785 ab 10 Uhr. (S und U2, U9 Zoologischer Gar-
(Schöneberg). Szenig, kitschig, plüschig und ten, Bus 200).
ein irres Gedrängel im ehemaligen Puff. Tgl. Mauersegler, Bernauer Str. 63, 13355
ab 18 Uhr. (U1 Kurfürstenstr.). (Prenzlauer Berg). Kaffehäuschen und Bier-
Leydicke, Mansteinstr. 4, 10783 (Schöne- garten für Menschen von 0 bis 100 Jahre mit
berg). Spirituosen total. Seit Anfang des Frühstück, Latte und Kuchen, BBQ, Frischge-
20. Jahrhunderts Destille und Legende zu- zapftem, WLAN für Worcaholics; immer
gleich. Tgl. ab 18 Uhr, Sa. ab 16 Uhr. (S1, S2 sonntags direkt nebenan ab 10 Uhr großer
und U7 Yorckstr.). Trödelmarkt im Mauerpark. Mai–Okt. tgl. ab
10 Uhr. (U2 Eberswalder Str.).
Prater, Kastanienallee 7–9, 10435 (Prenz-
Charlottenburg lauer Berg). Prenz’lberger Freiluftinstitution
Café Aedes, Savignyplatz, S-Bahnbogen unter Kastanien in der Kastanienallee. Bier-
599, 10623 (Charlottenburg). Schick im garten April–Sept. tgl. ab 12 Uhr, Restaurant
S-Bahnbogen im zur Architekturgalerie (Hausmannskost) Mo.–Sa. ab 18 Uhr, So. ab
Aedes gehörenden Café sitzen, oder drau- 12 Uhr. (U2 Eberswalder Str.).
ßen im Sonnenschein auf dem Pflaster, Zenner (Eierschale), Alt-Treptow 14–17,
während über den Köpfen die S-Bahn vorbei- 12435 (Treptow). Traditionsreiches Ausflugs-
rattert. Mo.–Fr. 8–0 Uhr, Sa./So. 9–0 Uhr. lokal mit über 400-jähriger Geschichte. Um-
(S Savignyplatz). rahmt von Kuchen-, Getränke- und Würst-
Café Wintergarten im Literaturhaus, Fa- chenbuden walzen zu Schrammelmusik oder
sanenstr. 23, 10719 (Charlottenburg). Die Dixielandklängen von der Omi bis zum Mini
Synthese von Literatur, Kunst, Architektur alle durch den großen Garten am Spreeufer.
und gehobener Gastronomie. Auch im Gar- Tgl. ab 10 Uhr. (S Treptower Park, Bus 265)
ten. Tgl. 9.30–1 Uhr. (U1 Uhlandstr.).
Dicker Wirt, Dankelmannstr. 43, 14059
(Charlottenburg). Echte Berliner Kneipe mit
acht Fassbier und zwölf Flaschbier, als Grund- Der Schleusenkrug am Landwehrkanal
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Nachtleben – Kneipen & Co. 65

353be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Bars liner Ensemble. Mo.–Do. 18–4 Uhr, Fr.–So.
18–5 Uhr. (S und U6 Friedrichstr.).
Vox Bar, Marlene-Dietrich-Platz 2 (im Ho-
Bar am Lützowplatz, Lützowplatz 7, 10785
tel Grand Hyatt), 10785 (Tiergarten). Über
(Tiergarten). Cocktails, Malt Whiskies und
230 Sorten Whisky, damit eine der Bars mit
120 Champagnersorten ab 17 Uhr in Berlins
der größten Whisky-Auswahl in Deutschland,
most famous styled bar mit einem der längs-
Mo.–Sa. ab 22 Uhr Jazz und Blues live. 2008
ten Tresen der Stadt. Bis 21 Uhr glückliche
vom Magazin „Feinschmecker“ zu Deutsch-
Stunde. Tgl. 17–4 Uhr. (U1, U2, U3, U4 Nol-
lands Bar Nr. 1 gekürt. Tgl. ab 18 Uhr. (S und
lendorfplatz, Bus M29, 100, 187).
U2 Potsdamer Platz).
Gainsbourg, Savignyplatz 5, 10623 (Char-
lottenburg). Entspannte, legere Atmosphäre
mit Publikum aus Kunst und Kultur. Tgl. ab 16
Uhr, im Winter ab 17 Uhr. (S Savignyplatz). Clubs und Dancefloor
Harry’s New York Bar, im Grand Hotel Es-
planade, Lützowufer 15, 10785 (Tiergarten). Alte Kantine, Knaackstr. 97 (in der Kultur-
Sehr vornehm, sehr elegant, mit Live-Piano brauerei), 10435 (Prenzlauer Berg). Funky-
im Art déco und des Öfteren internationalen Beats zwischen massigen Gewölbebögen
Stars aus Film, Funk und Fernsehen zu Gast. und Backsteinsäulen. Mo./Mi./Fr./So. ab 22
Tgl. ab 12 Uhr. (U1, U2, U3, U4 Nollendorf- Uhr, Sa. ab 20 Uhr Kantinenlesen mit wech-
platz, Bus M29, 100, 187). selnden Autoren. (U2 Eberswalder Str.).
Van Gogh, Schiffbauerdamm 6–7, 10117 Clärchens Ballhaus, Auguststr. 24, 10117
(Mitte). Stilvolle Cocktails und Klaviermusik (Mitte). Ob Ökolatsche oder Desinger-San-
vor echten Kujau-Fälschungen nahe dem Ber- dale, hier wird das Tanzbein geschwungen,
042-066b.qxd 29.07.2009 11:18 Seite 66

66 Notrufe, Post und Telefon

egal ob Oldie, Tango, Swing oder Schwof.


Tgl. ab 10 Uhr, im Winter ab 12 Uhr. Mo. ab
Notrufe
22 Uhr Salsa, Di. ab 21 Uhr Tango, Mi. ab 21
Uhr Swing, Do. ab 21 Uhr Standard und La- Polizei/Notruf, Tel. 110
tein, Fr./Sa. ab 20 Uhr Schwof, So. ab 15 Uhr Feuerwehr/Rettungsleitstelle, Tel. 112
Tanztee. (S Oranienburger Straße). Ärztlicher Bereitschaftsdienst,
Berghain, Am Wriezener Bahnhof, 10234 Tel. 31 00 31
(Friedrichshain). Techno, Electro, House, Antirassistisches Telefon, Tel. 785 72 81
Diedschäjing, Vocals u. v. m. auf zwei Floors Berliner Krisendienst,
im alten Heizkraftwerk am Ostbahnhof. Im Tel. 390 63-10 bis -90
Dezember 2005 eröffnet und seither einer Drogennotruf, 192 37
der Top-Clubs Europas unter den Tanzschup- EC-Karten sperren lassen, Tel. (01805)
pen. Fr./Sa. ab 0 Uhr. (S Ostbahnhof). 021 021 oder bei der jeweiligen Hausbank
Delicious Doughnuts, Rosenthaler Str. 3, Kreditkarten sperren lassen:
10119 (Mitte). Loungig absacken zu House, Visa/MasterCard, Tel. (069) 79 33 19 10
Funk und Elektrojazz. Täglich ab 21 Uhr. (U8 American Express, Tel. (069) 97 97 10 00
Rosenthaler Platz). Diners Club, Tel. (069) 66 16 61 23
Far Out, Kurfürstendamm 156, 10709 BarclayCard, Tel. (089) 89 09 98 77
(Charlottenburg). Baghwan beyond time and Frauenkrisentelefon, Tel. 615 42 43, Mo.
space. Di.–So. ab 22 Uhr. (U7 Adenauer- und Do. 10–12 Uhr, Di./Mi./Fr. 19–21 Uhr,
platz, Bus 110, 119, 129, 219, N10, N19). Sa./So. 17–19 Uhr
Havanna, Hauptstr. 30, 10827 (Schöne- Kindertelefon, Tel. 61 00 61
berg). Salsa und Latino auf mehreren Dance- Schwules Überfalltelefon, Tel. 216 33 36,
floors, wer möchte jeweils mit Tanzanleitung tgl. 17–19 Uhr
eine Stunde vor Einlass. Mi. ab 21 Uhr, Fr./Sa. Telefonseelsorge, Tel. (0800) 111 01 11
ab 22 Uhr. (U7 Kleistpark, Bus 104, 148, Kirchliche Telefonseelsorge,
204). Tel. (0800) 111 02 22
Knaack-Klub, Greifswalder Str. 224, 10405 Zahnärztlicher Notdienst,
(Prenzlauer Berg). Bereits zu DDR-Zeiten Tel. 89 00 43 33
Urgestein der Ausgeh- und Tanzkultur. Heu-
te auf drei Etagen Lounge, Bars, Billard, Club-
bing, Indie-Konzerte, tgl. ab 19 Uhr. (Tram Pannenhilfe
M4). ADAC Pannenhilfe, Tel. (0180) 222 22 22
Maria am Ostbahnhof, An der Schilling- ACE Pannenhilfe, Tel. (0180) 234 35 36
brücke, 10243 (Friedrichshain). Clubbing mit
DJ-Promis, Elektro total in allen Facetten, am
Wochenende auch härtere Techno-Klänge.
Tgl. ab 23 Uhr. (S Ostbahnhof). Post und Telefon
Sage Club, Köpenicker Str. 87, 10179 (Mit-
te). Vier Areas, zwei Dancefloors, Lounges, Die Vorwahl für Berlin ist 030.
Bars, Chill-Zone und Grillgarten im umge- Die Vorwahl für Deutschland ist 0049.
bauten U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße, Das Info-Telefon der Deutschen Post er-
dazu Funk, Grunge, Rock, Elektro, Indie, In- reicht man unter (0180) 233 33.
dustrial, Freestyle, Metal, Hardrock. Do. ab
19 Uhr. (U8 Heinrich-Heine-Str.).
Watergate, Falckensteinstr. 49, 10997
(Kreuzberg). Absolut Drum ’n’ Bass, dazu
der fantastische Blick auf Oberbaumbrücke
und Osthafen. Mi./Fr. ab 23 Uhr, Do. je nach
Veranstaltung, So. ab 0 Uhr. (U1 Schlesi-
sches Tor). Auf der Christopher-Street-Day-Parade
067-091b.qxd 29.07.2009 11:20 Seite 67

Schwule 67

Schwule hof Greifswalder Straße – S-Bahnhof


Ostkreuz. Zu entdecken gäbe es dort
Stadtviertel ohnehin nicht viel.

Reisetipps A–Z
Berlin ist eine der größten Metropo- Die spannenden Kieze sind traditio-
len für Schwule in Europa. Es existiert nell das Viertel rund um die Kreuzber-
ein umfassendes Kultur- und Freizeit- ger Oranienstraße mit dem „SO 36“
angebot, und man lebt an der Spree im Zentrum, der Kiez zwischen den
vergleichsweise unbehelligt. Dennoch U-Bahnhöfen Eberswalder Straße
gibt es auch hier Diskriminierung, und Schönhauser Allee im Prenzlau-
Neidattacken und leider manchmal er Berg sowie insbesondere das „Rosa
auch Angriffe. Lieber meiden sollten Dreieck“ in Schöneberg zwischen
sichtlich homosexuelle Männer die Nollendorfplatz, Fuggerstraße, Motz-
Gegend östlich der Vertikale S-Bahn- straße und dem Kleistpark im Süden.
402be Foto: kj
067-091b.qxd 29.07.2009 11:20 Seite 68

68 Schwule

Legendär in der Motzstraße: Toms Infos


Bar, direkt nebenan die Bar Hafen, Mann-o-Meter, Bülowstr. 106, 10783
und rechts gegenüber das historische (Schöneberg), Tel. 216 80 08, www.mann-o-
meter.de, Di.–Fr. 17–22 Uhr, Sa./So. 14–20
Eldorado, heute schwul-lesbische Mu- Uhr. Erste Adresse und Anlaufstelle, Info- und
sik-Bar, das als „Herrenlokal“ bereits in Kontaktladen mit vielen Tipps, Info-Daten-
den 1920er Jahren beliebter Treff- bank und Gay-Switchboard. (U1, U2, U3, U4
punkt von homo- und bisexuellen Nollendorfplatz).
Künstlern, Bohèmiens und anderen
schillernden Nachtschwärmern war. Zimmervermittlung
Marlene Dietrich, Claire Waldorff und ebab (enjoy bed & breakfast), Zimmer-
vermittlung für Schwule, Lesben & Freun-
Wilhelm Bendow feierten hier, bis das de, Postanschrift: Nollendorfplatz 5, Haus B,
Lokal sofort nach der Machtergreifung 10777 Berlin (Schöneberg), Kontakt: Tel. 23
durch die Nationalsozialisten geschlos- 62 36 10, Fax 23 62 36 19, (tgl. 16.30–21.30
sen wurde. Im Schöneberger Kiez Uhr), http://ger.ebab.com, KundInnenfiliale:
c/o Mann-o-Meter, Bülowstr. 106, 10783
wurde 1919 der erste Aufklärungsfilm (Schöneberg), Tel. 216 80 08. (U1, U2, U3,
zum Thema Homosexualität gedreht, U4 Nollendorfplatz).
an dem der Nestor der Schwulenbe-
wegung, der Sexualwissenschaftler Museum
Magnus Hirschfeld, entscheidend be- Das Schwule Museum in Kreuzberg wid-
teiligt war. In der Nollendorfstraße 17 met sich mit vielen tausend Exponaten der Er-
forschung und öffentlichen Darstellung
lebte in einer Pension ab 1929 der eng- schwulen Lebens und der Geschichte der
lische Schriftsteller Christopher Isher- Homosexuellen in Deutschland. Mehring-
wood, der 1933 Deutschland wieder damm 61, 10961 (Kreuzberg), Tel. 69 59 90
verließ und seine Erinnerungen in 50, www.schwulesmuseum.de, tgl. außer Di.
14–18, Sa. 14–19 Uhr. (U6, U7 Mehring-
„Goodbye to Berlin“ niederschrieb, damm).
das später zur Vorlage für den Welter-
folg „Cabaret“ wurde. Zeitschriften
Schwule House- und Trance-Institu- Berlins schwullesbisches Stadtmagazin
tion ist das Connection in der Fugger- „Siegessäule“ erscheint monatlich und bietet
straße 33, und fast schon als „Opi-La- neben vielen Programmadressen und Aus-
gehtipps einen umfassenden Überblick über
den“, weil bereits 1977 eröffnet und
die schwulen und schwullesbischen Veran-
immer noch führend, befindet sich am staltungen des Monats.
Kleistpark, in der Hauptstraße 157, das Einmal jährlich erscheint im Jackwerth-Ver-
Café Neues Ufer (ehemals „Anderes lag in Kooperation mit der Berlin Tourismus
Marketing GmbH (BTM) der deutsch-engli-
Ufer“). Berühmt wurde es einst als
sche Queerguide zu Berlins schwullesbischer
„zweites Wohnzimmer“ von Rio Reiser Szene, Out in Berlin. Auf 64 Seiten listet er
und David Bowie. Letzterer lebte in sei- Hotels, Bars, Cafés und Restaurants, Shop-
nen fiebrigen Berliner Jahren, in denen ping-Tipps sowie die besten Partys und Gay-
Events auf. Er liegt kostenlos in den Tourist-
die Alben „Low“ und „Heroes“ ent-
informationen aus oder kann direkt bei der
standen, zusammen mit Iggy Pop in BTM bestellt werden (siehe „Informations-
der Hauptstraße 155. stellen“).
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Stadtrundfahrten, Rundgänge 69

413be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Stadtrundfahrten, BBS-Berliner Bären Stadtrundfahrt, tgl.
10–18 Uhr im 15-Minuten-Takt ab Kurfürsten-
Rundgänge damm/Ecke Rankestr. (nahe Kaiser-Wilhelm-
Gedächtniskirche, S und U2, U9 Zoologi-
scher Garten oder U1, U9 Kurfürstendamm)
Bus-Stadtrundfahrten und Alexanderplatz/gegenüber Hotel Park
Inn (S und U2, U5, U8 Alexanderplatz). Tel.
35 19 52 70, www.sightseeing. de.
Bus-Stadtrundfahrten im 15- bis 30-Mi-
BvB-Stadtrundfahrten, im Sommerhalb-
nuten-Takt mit Stadtbilderklärer im jahr tgl. 10–18 Uhr, im Winterhalbjahr tgl.
klassischen Sightseeing-Sinn bieten 10–17 Uhr im 15-Minuten-Takt ab Kurfürsten-
verschiedene Unternehmen an. Sie damm 225/Kranzlereck (U1, U9 Kurfürs-
tendamm), Tel. 683 89 10, www.bvb.net.
dauern in der Regel zwei Stunden und
Severin + Kühn, Apr.–Okt. tgl. 10–18 Uhr
kosten um die 20 ⁄ für Erwachsene im 15-Minuten-Takt ab Kurfürstendamm
und 10 ⁄ für Kinder bis 13 Jahre. Sind 216/Ecke Fasanenstr. (U1 Uhlandstr.) und
sie mit dem „City-Circle-Tour“-Logo DomAquarré (gegenüber Berliner Dom,
S Alexanderplatz oder Hackescher Markt,
gekennzeichnet, bedeutet dies, dass
Bus TXL, 100, 200), Tel. 880 41 90, www.se
an allen angefahrenen Sehenswürdig- verin-kuehn-berlin.de.
keiten die Möglichkeit zum Ausstei-
gen, Verweilen und späteren Wieder-
zusteigen besteht. City Tour
067-091b.qxd 29.07.2009 11:20 Seite 70

70 Stadtrundfahrten, Rundgänge

Linien 100 und 200 Kurfürstendamm), Erwachsene 20 ⁄, Kinder


Eine der an Aussicht reichsten Mög- 10 ⁄, bis 6 Jahre frei, Tel. 25 62 55 65, www.
bvg.de.
lichkeiten, sich einen ersten Überblick
über Berlin zu verschaffen, ist eine
Sightseeing-Partie mit dem Doppelde- Zille-Bus
ckerbus der Linien 100 und 200 der Vierzig Minuten zuckelt der nostal-
Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die gische Zille-Bus mit Stadtbilderklärer
Spree-Metropole für Einsteiger sozusa- wie zu Großvaters Zeiten durch das
gen, denn die Busse fahren im Fünf- Berliner Zentrum: Unter den Linden
Minuten-Takt an zahlreichen Sehens- entlang, am Gendarmenmarkt vorbei
würdigkeiten vorbei. Aussteigen, sich durch das Brandenburger Tor zur Sie-
umschauen und mit dem nächsten gessäule, dem Schloss Bellevue und
100er oder 200er weiterfahren ist vielen Sehenswürdigkeiten mehr.
möglich, sofern man über eine Tages-
Zille-Bus, April–Okt. tgl. stündlich 10.30–
karte, 7-Tage-Karte, Gruppenkarte, 17.30 Uhr ab Brandenburger Tor/Ecke Ebert-
CityTourCard (siehe „Unterwegs in str. (S1, S2, U 55 Brandenburger Tor), Ticket
Berlin, Mit dem ÖPNV“) oder eine 5 ⁄, Kinder bis 6 Jahre frei, Tel. 25 62 55 56,
WelcomeCard (siehe „Informations- www.bvg.de.
stellen“) verfügt.
Panorama-S-Bahn
Berlin Insider
An zahlreichen ausgesuchten Halte- Auf einstündiger Schienenfahrt geht
punkten mit besonderen Sehenswür- es mit der Panorama-S-Bahn über den
digkeiten, Museen, bekannten Berliner S-Bahnring und quer durch die Innen-
Unternehmen, Einrichtungen mit Über- stadt. Durch große Panorama-Glas-
raschungen und vielen anderen At- flächen genießt man einen fantas-
traktionen zwischen Kurfürstendamm tischen Ausblick, während zur Stadt-
und Alexanderplatz, Schloss Charlot- bilderklärung die Sehenswürdigkeiten
tenburg, Checkpoint Charlie und Ni- der Metropole an einem vorüberzie-
kolaiviertel kann man den ganzen Tag hen. Drehbare Sessel, Klimaanlage,
über beliebig oft in die Cabrio-Dop- Snack- und Getränkeservice sowie ei-
peldecker-Busse der Berliner Verkehrs- ne behindertengerechte Ausstattung
betriebe ein- und aussteigen. Nach 30 sorgen für den Komfort. Die Queen zu
bis 60 Minuten folgt der nächste Bus Gast in Berlin war vom S-Bahn-Sight-
mit Stadtführer. Bei Regen wird das seeing entzückt.
Freiluft-Oberdeck per Rollverdeck zu-
Panorama-S-Bahn, Start Sa./So. 11, 12.40
geklappt. Die Tour ohne Unterbre- und (themenbezogen) 14.20 Uhr ab Ost-
chung dauert etwa zwei Stunden. bahnhof, Erwachsene 16 ⁄, Kinder bis 13 Jah-
re 9,50 ⁄, Ticketverkauf in den S-Bahn-Kun-
Berlin Insider, tgl. ab 10 Uhr ab Kurfürsten- denzentren Zoologischer Garten, Friedrich-
damm 19/Ecke Joachimsthaler Str. (U1, U9 straße, Hauptbahnhof, Alexanderplatz und
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Sightseeing mit den Linien 100 und 200 71

Sightseeing mit den Linien 100 und 200

Reisetipps A–Z
Start der Linie 100 ist der Hardenbergplatz Schüler des Baumeisters Schadow fertigte
vor dem Bahnhof Zoologischer Garten. das Reiterstandbild Seiner preußischen
Sobald der Bus seine Türen öffnet, emp- Majestät, das vor der Humboldt-Universität
fiehlt es sich, rasch die Treppe zum Ober- steht. Es folgen Baumeister Knobelsdorffs
deck hinaufzusteigen und die besten Plätze 1741–43 errichtete Staatsoper unter den
vorn am Panoramafenster zu besetzen. Sie Linden, Schinkels Neue Wache, seit 1969
garantieren einen einmaligen Ausblick. Mahnmal für die Opfer von Faschismus
Vom Bahnhof aus fährt der Bus mit Blick und Gewaltherrschaft, sowie das prachtvol-
auf die Ruine der Kaiser-Wilhelm-Ge- le Zeughaus, einer der wenigen Barock-
dächtniskirche, das vielgeschossige Euro- bauten Berlins. Jenseits der Schlossbrücke
pa-Center und das chinoise Elefantentor schließen sich Lustgarten und Museums-
am Zoo Berlin in den Tiergarten hinein. An insel an sowie der gründerzeitliche Berli-
der goldenen Siegessäule am Großen ner Dom. Dahinter erheben sich am öst-
Stern, dem Bundespräsidialamt, dem lichen Spreeufer kurz vor dem Alexander-
Schloss Bellevue als Sitz des Bundespräsi- platz der Turm der St. Marienkirche, ihr
denten und dem geschwungenen Dach zur Seite der Backsteinturm des Roten Rat-
der alten Kongresshalle, heute Haus der hauses, Sitz des Berliner Senats, und dahin-
Kulturen der Welt, vorbei, geht die Fahrt ter die silberne Kugel des Fernsehturms
quer durch den Tiergarten zum Reichstag, am Alexanderplatz. Mit 365 Metern ist er
dem von Norman Foster mit einer gewalti- das höchste Bauwerk der Stadt mit einem
gen Glaskuppel überwölbten Sitz des Bun- Café-Restaurant und einer Aussichtsplatt-
destags, zum Brandenburger Tor. form in 200 m Höhe.
Das in seiner jetzigen Form Ende des Die Doppeldecker der Linie 200 starten
18. Jahrhunderts errichtete Tor, einst eines ebenfalls am Hardenbergplatz vor dem
von vierzehn Stadttoren und ab 1961 wie Bahnhof Zoo. Vorbei an der Kaiser-Wil-
kein anderes Bauwerk Symbol für die tödli- helm-Gedächtniskirche, Europacenter und
che deutsch-deutsche Grenze, ist heute Zoo Berlin geht die Fahrt Richtung Bot-
das Wahrzeichen schlechthin für das unge- schaftsviertel, Kulturforum mit Neuer Na-
teilte Berlin. Obenauf thront die Quadriga tionalgalerie und Gemäldegalerie über die
mit der Siegesgöttin Viktoria, die nach ihrer gelb leuchtende Philharmonie zum Pots-
Restaurierung wieder das eherne Vierge- damer Platz, unverkennbar durch die mar-
spann lenkt. Den Reichstag zu ihrer nördli- kante Glas-Stahlkonstruktion des Sony Cen-
chen Seite, ruht der Blick der geflügelten ters und den orangefarbenen debis-Turm in
Dame auf der östlichen Prachtstraße Unter der Daimler City. Von dort schwenkt der
den Linden, an der Preußenkönig Friedrich Bus ein via Brandenburger Tor und folgt
der Große im 18. Jahrhundert die ersten fortan wie die Linie 100 der Prachtstraße
prunkvollen Bauten errichten ließ. Ein Unter den Linden.

Ostbahnhof sowie online. Aufgrund des Mit dem Trabi


halbjährlichen Fahrplanwechsels empfiehlt es
sich, die Abfahrtzeit vorher noch einmal
Auf Trabi-Safari mit 26 PS durch die
nachzufragen. Kundenhotline der S-Bahn Ber-
lin, Tel. 29 74 34 44, Online-Tickets und aktu- Großstadt knattern ... Nach Auswahl
eller Fahrplan unter www.s-bahn-berlin.de. seines Lieblingsmodells aus der Fahr-
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 72

72 Stadtrundfahrten, Rundgänge

zeugflotte – Standard-Stinkerchen, fet-

414be Foto: kj
ziges Cabriolet oder auch Stretch-Trabi
– und kurzer Einweisung in die Vier-
gang-Revolver-Handschaltung, geht es
bei bis zu 30 km/h Spitze, mit dem
Gästeführer im ersten Kult-Autochen
vorneweg, im Konvoi auf einstündige
Stadtrundfahrt. Während der Tour er-
läutert der City-Guide die Sehenswür-
digkeiten über Funkverbindung, die
man kopfhörerfrei aus den Stereolaut-
sprechern in den einzelnen Wagen
empfängt.

Trabi-Safari, zwei Touren zur Auswahl:


„Berlin Classic“ und „Berlin Wild East“, Tages-
fahrten 10–18 Uhr, Nachtfahrten auf Anfra- Mit dem Schiff
ge, ab BallonGarten am Hi-Flyer, Wilhelm-
straße/Ecke Zimmerstraße in Mitte nahe
Checkpoint Charlie. (S1, S2 und U2 Pots-
Viele Hunderte Kilometer Wasser-
damer Platz, U6 Kochstr.). Pro Person 30 ⁄, straßen führen durch Berlin, von de-
Voranmeldung erforderlich, Tel. 27 59 22 73, nen drei Wasserfahrgebiete touristisch
www.trabi-safari.de. äußerst sehens- und erlebenswert
sind: die Innenstadt aus der Spree-
Mit dem Fahrrad und Landwehrkanal-Perspektive sowie
die Müggelspree und die Havel mit
In der warmen Jahreszeit lässt sich ihren jeweiligen Seen.
Berlin besonders schön mit dem
Drahtesel erkunden. Die Stadtführer Stern und Kreis Schifffahrt
der Fahrradstation Friedrichstraße len- Über dreißig Schiffe zählt die Flotte
ken ihre Gäste abseits der ausgetre- der traditionsreichen Stern und Kreis-
tenen Pfade zu den Highlights im schifffahrt, die 2008 ihren 120. Ge-
Großstadtdschungel an allen Ver- burtstag feierte. Sämtliche Innenstadt-
kehrsstaus vorbei. fahrten mit Stadtbilderklärung starten
Berlin by Bike, Fahrradstation Friedrich- von März bis Oktober. (Alle angege-
straße, Dorotheenstr. 30, 10117 (Mitte), Tel. benen Fahrzeiten gelten für 2009.)
(0180) 510 80 00, www.fahrradstation.de,
April–Okt. tgl. 10.30 Uhr (deutsch), 14.30 Historische Stadtrundfahrt, eine Stunde
Uhr (englisch). durch die Mitte Berlins, tgl. 10.30–18.30 Uhr
im Halbstundentakt ab Anleger Nikolaiviertel
nahe dem Schlossplatz (Bus TXL, 100, 200,
M48) und 10–19 Uhr ab Anleger Friedrich-
Ausflugsschiffe am Anleger straße/Weidendamm (S und U6 Friedrich-
Karl-Liebknecht-Brücke straße).
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 73

Stadtrundfahrten, Rundgänge 73

Brückenfahrt, vier Stunden durch die In- Brücke/ Maybachufer in Kreuzberg (U1 Kott-
nenstadt über Spree und Landwehrkanal, tgl. busser Tor, U8 Kottbusser Tor oder Schönle-
ab 10 Uhr im 30- bis 45-minütigen Takt ab instr.), ab Anleger Corneliusbrücke/Lützowu-

Reisetipps A–Z
den Anlegern Jannowitzbrücke (S und U8 fer in Tiergarten (U1, U2 Wittenbergplatz,
Jannowitzbrücke), Schlossbrücke Charlotten- Bus M29, 100, 200), ab Anleger Potsdamer
burg (U7 Mierendorffplatz, Bus M45, 109) Brücke/ Schöneberger Ufer nahe Potsdamer
und Friedrichstraße am Reichstagsufer (S und Platz (S1, S2 und U2 Potsdamer Platz, U1
U6 Friedrichstr.). Kurfürstenstr., Bus M29, M48) und ab Anle-
Spreefahrten, ganz Berlin in vier Stunden, ger Hansabrücke in Moabit (U9 Hansaplatz).
tgl. 9.45 und 14 Uhr ab Heimathafen Trep- Spreefahrten, anderthalb bis drei Stunden
tow im Treptower Park (S Treptower Park). über die Spree durch Berlin, April–Okt. tgl.
Havelfahrten, auf der Havel kann man ab Anleger o2 World 10, 14, 18 Uhr (U1
ebenfalls viele schöne Kreuzfahrten unter- Schlesisches Tor oder Warschauer Str.), ab
nehmen. Havelfahrten führen z. B. ab Span- Hansabrücke 12 und 16 Uhr (U9 Hansa-
dau/Lindenufer über den Grunewaldturm platz).
nach Wannsee, ab Wannsee nach Potsdam, Reederei Riedel, Planufer 78, 10967 (Kreuz-
ab Tegel/Greenwichpromenade in die Innen- berg), Tel. 693 46 46, www.reederei-riedel.de.
stadt oder zum Müggelsee.
Stern und Kreis Schifffahrt, Puschkinallee
15, 12435 (Treptow), Tel. 536 36 00, www. Berliner
sternundkreis.de. Wassertaxi Stadtrundfahrten
Täglich fast jede halbe Stunde zwi-
Reederei Riedel schen 10 und 17 Uhr legen die Schiffe
Mit vierzehn Schiffen und Stadtbil- von den Anlegestellen an der Schloss-
derklärung kreuzt auf Spree und Land- brücke am Zeughaus (Straße Unter
wehrkanal von Mitte März bis Ende den Linden) und der Karl-Liebknecht-
Oktober außerdem die Reederei Rie- Brücke gegenüber vom Berliner Dom
del. (Alle angegebenen Fahrzeiten gel- ab. (S Hackescher Markt, Bus 100,
ten für 2009.) 200, TXL). Während der Schiffpartie
Stadtkernfahrten, 1 bzw. 1½ Stunden
durch die Mitte Berlins werden die Se-
durch die Mitte der Spreemetropole, tgl. ab henswürdigkeiten live und bei guter
9.30 Uhr ab Anleger Moltkebrücke/Ludwig- Laune auch recht amüsant erläutert.
Ehrhard-Ufer nahe Bundeskanzleramt Deshalb sind die Fahrten besonders
(S Hauptbahnhof, Bus M41), tgl. ab 9.30 Uhr
im Zweistundentakt ab Anleger am Haus der
bei Kindern beliebt.
Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee
im Tiergarten nahe dem Kanzleramt (S Berliner Wassertaxi, Wendenschlossstr. 30,
Hauptbahnhof, Bus 100). 12559 (Köpenick), Tel. 68 58 02 03, www.
Brückenfahrten, drei Stunden oder 23 berlinerwassertaxi.de.
Wasserkilometer über Spree und Landwehr-
kanal durch die Berliner Innenstadt, tgl.
10.30, 14.30 und 19 Uhr sowie Fr.–So. zu- Thematische Stadtführungen
sätzlich 11.15 und 15.15 Uhr ab Anleger Mär-
kisches Ufer (S und U8 Jannowitzbrücke, U2 StattReisen und das Kulturbüro veran-
Märkisches Museum); tgl. 10.15 und 14.15
stalten themenspezifische Stadtrund-
Uhr ab Anleger Hallesches Tor/Waterlooufer
in Kreuzberg (U1, U6 Hallesches Tor); tgl. gänge und Rundfahrten mit S-Bahn
10.30 und 14.30 Uhr ab Anleger Kottbusser und U-Bahn, Fahrrad oder zu Fuß bei-
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 74

74 Stadtrundfahrten, Rundgänge

spielsweise auf den Spuren von Brecht Schuhwerk und auch im Sommer wär-
und Fontane, Spaziergänge am alten mende Kleidung empfohlen.
Mauerstreifen entlang, Touren für Kin- Der Ticketverkauf für die einzelnen
der, Wege in das jüdische Berlin, Touren erfolgt, wenn nicht anders er-
Führungen zu Kunst und Kultur, Archi- wähnt, jeweils 30 Minuten vor Beginn
tektur, Gegenwart und Geschichte in an der Kasse in der südlichen Vorhalle
Berlin und vieles andere mehr. des U-Bahnhofs Gesundbrunnen, Brun-
nenstr. 105, 13355 (Wedding), Tel. 49
Kultur Büro Berlin – Zeit für Kunst e.V.,
Malmöer Str. 6, 10439 (Prenzlauer Berg), Tel.
91 05 17, www.berlinerunterwelten.
440 09 36, www.stadtverfuehrung.de. de. (S und U8 Gesundbrunnen).
StattReisen Berlin e.V., Malplaquetstraße
5, 13347 (Wedding), Tel. 4 55 30 28, www. Tour 1: Bunkeranlage am Weddinger U-
stattreisenberlin.de. Bahnhof Gesundbrunnen sowie Unterwel-
ten-Museum, Do.–Mo. 12, 14 und 16 Uhr,
April–Okt. außerdem Di./Mi. 12 und 14 Uhr.
Über den Wolken Treffpunkt: Brunnenstraße 105 (südliche Vor-
halle U-Bahnhof Gesundbrunnen, Ausgang
Humboldthain/Brunnenstraße). (S und U8
In der Wilhelmstraße/Ecke Zimmer- Gesundbrunnen).
straße steigt nahe Checkpoint Charlie Tour 2: Flakturmruine am Volkspark Hum-
der Berlin Hi-Flyer, einer der weltweit boldthain, April–Okt. Do./Fr. 12, 14, 16 Uhr,
größten Helium-Ballons, 150 Meter Sa./So. 11, 13 und 15 Uhr. Treffpunkt: Untere
Plattform der Bunkerruine am Volkspark
hoch in die Lüfte und verharrt dort, Humboldthain. (S und U8 Gesundbrunnen).
mit mächtigen Stahlseilen im Boden Tour 3: Zivilschutzanlage unter dem Bloch-
verankert, für einen ausgiebigen Rund- platz sowie eine modernere Schutzanlage,
umblick auf die Dächer Berlins. die 1977 für den „Ernstfall“ errichtet wurde,
Do.–So. 12, 14 und 16 Uhr. Treffpunkt: Bad-
Berlin Hi-Flyer, p. P. 19 ⁄, erm. 13 ⁄, Kin- /Ecke Hochstraße (gegenüber Gesundbrun-
der 3–6 Jahre 3 ⁄. Air Service Berlin, Tel. 53 nencenter). (S und U8 Gesundbrunnen).
21 53 21, Wilhelmstraße/Ecke Zimmerstraße Tour M: Auf den Spuren der spektakulärs-
in Mitte, im Sommerhalbjahr So.–Do. 10–22 ten Fluchttunnel aus der Zeit der Berliner
Uhr, Fr./Sa. 10–0.30 Uhr, im Winterhalbjahr Mauer, Sa./So. 11 Uhr. Treffpunkt: Bad-/ Ecke
So.–Do. 11–18 Uhr, Fr./Sa. 11–19 Uhr. (S1, Hochstraße (S und U8 Gesundbrunnen).
S2 und U2 Potsdamer Platz, U6 Kochstr.). Tour D: Berlins älteste U-Bahnlinie U8 mit
Geisterbahnhöfen, Bunkern und Schutzräu-
men, So. 11 und 14 Uhr (Dauer 150 Minu-
ten). Festes Schuhwerk, warme Kleidung, Ta-
Unter der Erde schenlampe mitbringen; für einen Teil der
Strecke werden Gummistiefel Größe 37–48
Abenteuerliche Führungen in den Ber- bereitgehalten, größere oder kleinere Füße
liner Untergrund zu vergessenen Tun- müssen sie selbst mitbringen. Treffpunkt und
Kartenverkauf im Zwischengeschoss U-Bahn-
neln, Verkehrsanlagen, Gewölben und
hof Moritzplatz (U8).
Bunkern unternimmt der 1997 gegrün-
dete Verein Berliner Unterwelten e.V.
Für die in der Regel 90- oder 120-
minütigen Touren werden festes Deutsches Theater
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 75

Theater 75

415be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Theater die einen Überblick über die wichtigs-
ten kulturellen Highlights des Jahres
Die Programme und Veranstaltungen bietet. Beide Hefte sind in den Tourist-
der Berliner Sprech-, Musik-, Kabarett- informationen erhältlich oder können
und Kleinkunstbühnen sowie von Va- von den Seiten der BTM, www.visitber
rieté, Comedy, Zirkus und anderem lin.de, runtergeladen werden.
mehr lassen sich in zahlreichen Publi- Detaillierte Auskünfte über das tägli-
kationen nachlesen. In den Tourist- che Programmangebot von A bis Z
informationen und vielen Hotels lie- findet man darüber hinaus in den
gen kostenlose Stadtmagazine, Pro- Stadtzeitschriften „Zitty“ und „Tip“
grammprospekte verschiedener Büh- (siehe unter „Medien“).
nen und Veranstaltungsflyer aus. Aus
dem Haus der Berliner Tourismus Mar-
keting (BTM) stammen das aktuelle Sprechtheater
wöchentliche Veranstaltungsprogramm
„Berlin to go“ mit Tipps zu den inte- Berlin blickt auf eine lange, glänzende
ressantesten Kulturveranstaltungen aus Theatertradition zurück. Sie beginnt
den Bereichen Theater, Kunst, Musik mit dem 1786 gegründeten Deut-
sowie die Broschüre „Berlin Events“, schen Nationaltheater am Gendar-
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 76

76 Theater

menmarkt, das sich unter der Leitung Berliner Ensemble: Die 1954 nach der
des Schauspielers, Dramatikers und Rückkehr aus dem Exil von Bertolt Brecht im
Theater am Schiffbauerdamm gegründete,
Theaterprinzipals August Wilhelm Iff- renommierte Staatsbühne wurde 1991 in ei-
land (1759–1814) rasch zu einer der ne GmbH umgewandelt, an der zunächst ein
bedeutendsten deutschsprachigen Fünfer-Direktorium herrschte, anschließend
Bühnen entwickelte. Ende des 19. Jahr- bis zu seinem Tod 1995 Heiner Müller allein
triumphierte. Seit 1999 ist Claus Peymann
hunderts zählte die Stadt über Intendant.
400 Theater, darunter manche Bühne Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 (Mitte), Tel.
von legendärem Ruf, wie die 1914 ge- 28 40 81 55, www.berliner-ensemble.de.
gründete Volksbühne oder das bereits (S und U6 Friedrichstr.).
Deutsches Theater und Kammerspiele:
1883 in der Schumannstraße 13a fest- Das 1883 in der Schumannstraße eröffnete
lich eröffnete Deutsche Theater. 1905 Theater ist Inbegriff der Regie- und Schau-
übernahm Max Reinhardt (1873–1943) spielkunst von internationalem Rang. Ab
die Leitung des Deutschen Theaters 1905 feierte es erstmals unter Max Reinhardt
Erfolge. Unter der Leitung von Thomas Lang-
und machte es mit seinen bahnbre- hoff 1991–2001 wurde es zweimal zum
chenden Neugestaltungen der antiken „Theater des Jahres“ gewählt.
Dramen, Shakespeare-Inszenierungen Schumannstr. 13a, 10117 (Mitte), Tel. 28
und Aufführungen zeitgenössischer 44 12 21, Karten-Tel. 28 44 12 25, www.deut
schestheater.de. (S und U6 Friedrichstr.,
Autoren zum viel diskutierten Mittel- Bus 147).
punkt der internationalen Theaterge- Grips Theater: Seit dreißig Jahren ist der
meinde. Erwin Piscator (1893–1966) Klassiker unter den Kindertheatern pfiffig
gründete 1922 das Proletarische Thea- und aktuell. Der konsequente Spielplan wie
die hohe künstlerische Qualität der Inszenie-
ter und wirkte 1924–1927 ebenso kurz rungen wurden vielfach ausgezeichnet.
wie umstritten erst an der Volksbühne Altonaer Str. 22, 10557 (Moabit), Tel. 39 74
am Rosa-Luxemburg-Platz und 1962– 74 77, www.grips-theater.de. (U9 Hansaplatz).
1966 dann an der Freien Volksbühne Hebbel am Ufer (HAU): Mit internationa-
len zeitgenössischen Koproduktionen und
im Westteil der Stadt. 1954 gründete Avantgarde-Gastspielen hat sich das Hebbel-
Bertolt Brecht (1898–1956) im Haus Theater seit seiner Wiedereröffnung 1989 zu
am Schiffbauerdamm in Ostberlin das einer der führenden europäischen Bühnen
weltberühmte Berliner Ensemble. Die für modernes Sprech- und Tanztheater ent-
wickelt. Heute mit drei Spielstätten: HAU 1:
große Zeit der Schaubühne begann Stresemannstr. 29, HAU 2: Hallesches Ufer
1970 mit Peter Stein. 32, HAU 3: Tempelhofer Ufer 10, alle in
Heute werben rund 30 große Büh- 10963 (Kreuzberg). (U1, U6 Hallesches Tor).
nen und über 500 freie Theatergrup- Theaterkasse im HAU 2, Hallesches Ufer
32, 10963 (Kreuzberg), Karten-Tel. 259 00
pen, Klein- und Off-Theater um die 40, www.hebbel-theater.de. (U1 Möckern-
Gunst des Publikums. Von Schauspiel brücke oder U1, U6 Hallesches Tor).
über Kabarett, Kleinkunst und Revue, Maxim-Gorki-Theater und Studiobühne:
von Avantgarde bis Boulevard, von ex- Im 1823–1827 nach Schinkel-Plänen von Karl
Theodor Ottmer errichteten Gebäude der
perimentell bis traditionell und sparta- Berliner Singakademie bilden Autoren des
nisch bis opulent reicht das Spektrum 20. Jahrhunderts sowie russische Dramatiker
im Programmangebot. den Schwerpunkt im Spielplan.
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Theater 77

Am Festungsgraben 2, 10117 (Mitte), Tel. Kurfürstendamm 206–209, 10719 (Charlot-


20 22 11 15, www.gorki.de. (S und U6 Fried- tenburg), Tel. 88 59 11 88, www.komoe
richstr., S Hackescher Markt, Bus 100, 200, die.de. (U1 Uhlandstr.).

Reisetipps A–Z
Tram M1, 12). Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz:
Renaissance-Theater: Im 1922 eröffneten 1914 mit den Spargroschen von Mitgliedern
Theater wird vor überwiegend jungem Publi- des Volksbühnenvereins gegründet, sieht
kum von glänzenden Schauspielern leichtere sich das Theater unter der Intendanz Frank
Kost präsentiert. Castorfs in der Tradition Erwin Piscators als
Knesebeckstr. 100, 10623 (Charlotten- Ort des politischen Denkens, der Kontrover-
burg), Tel. 312 42 02, www.renaissance-thea se und der Innovation.
ter.de. (U2 Ernst-Reuter-Platz). Rosa Luxemburg-Platz, 10178 (Mitte), Tel.
Die Schaubude Berlin: Das 1954 gegrün- 24 06 55, Karten-Tel. 24 06 57 77, www.
dete Puppentheater spielt morgens und volksbuehne-berlin.de. (U2 Rosa-Luxemburg-
nachmittags Puppen- und Figurentheater für Platz).
Kinder ab 4 Jahre, abends für Erwachsene im
Marionetten- und Handpuppenspiel klassi-
sche Stoffe wie Goethes „Faust“, Puppen-
opern und auch experimentelle, zeitgenössi-
Kabarett,
sche Stücke. Kleinkunst und Varieté
Greifswalder Str. 81–84, 10450 (Prenzlauer
Berg), Tel. 423 43 14, www.schaubude-ber In den Goldenen Zwanzigern des
lin.de. (S Greifswalder Str.). letzten jahrhunderts trieb die Brettl-
Schaubühne am Lehniner Platz: Unter Pe-
ter Stein feierte das Haus in den 1970er Jah-
bühne als ureigenes Berliner Gewächs
ren erstmals Triumphe, an die nach dem Um- ihre höchste Blüte. Stolze 167 Varieté-
zug vom Halleschen Tor an den Kurfürsten- Theater zählte man in der Stadt. Für
damm 1981 insbesondere mit Inszenierun- Max Reinhardts berühmtes literari-
gen von Botho-Strauß-Stücken durch Regie-
stars wie Luc Bondy, Peter Stein und Robert
sches Kabarett „Schall und Rauch“
Wilson angeknüpft werden konnte. und die avantgardistische „Tribüne“
Kurfürstendamm 153, 10709 (Wilmersdorf), spitzten Autoren wie Kurt Tucholsky,
Karten-Tel. 89 00 23, www.schaubuehne. Erich Kästner und Walter Mehring die
de. (U7 Adenauerplatz, Bus M19, M29).
Theater an der Parkaue: Größtes Kinder-
Feder. Im bereits 1887 als „vornehms-
und Jugendtheater Deutschlands. Neben tes Etablissement“ Berlins im Hotel
Märchen und klassischen Kinderstücken ste- Central am Bahnhof Friedrichstraße
hen zahlreiche neue und aktuelle Inszenie- eröffneten „Wintergarten“ gaben sich
rungen auf dem Spielplan, viele davon sind
Ur- oder deutsche Erstaufführungen.
Akrobaten, Schlangenmenschen und
Parkaue 29, 10367 (Lichtenberg), Tel. 557 Clowns ein Stelldichein, darunter der
75 20, www.parkaue.de. (S und U5 Frankfur- „Akrobat schöön“ Charlie Rivel. Im Ka-
ter Allee). barett „Linden“ trällerte die „kesse
Theater und Komödie am Kurfürsten-
Röhre“ Claire Waldorff die Großstadt-
damm: 1921 gegründet, 1928–1932 unter
der Leitung von Max Reinhardt, 1971–1974 chansons von Tucholsky. Trude Hester-
vom Betonkloß des Ku’damm-Karrees um- bergs „Wilde Bühne“, Rosa Valettis
baut, sind die beiden Urgesteine unter den „Größenwahn“ und die Haller-Revuen
Berliner Boulevardtheatern die Heimspiel-
im „Admiralspalast“ standen an Ver-
stätten von Winfried Glatzeder, Herbert Herr-
mann oder auch Johannes Heesters und – un- ruchtheit dem „Kit Cat Club“ nicht
vergessen – Brigitte Mira und Harald Juhnke. nach, der berühmt-berüchtigten Va-
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 78

78 Theater

rieté-Bühne, der mit dem Musical „Ca- Quatsch und Klimbim ein Stelldichein. Die
baret“ und ganz besonders in dessen Berliner Lieblings-Geschwister Pfister sind
hier beinahe zu Hause, Max Raabe mit sei-
Verfilmung mit Liza Minelli ein Denk- nem Palastorchester und auch die begnade-
mal gesetzt wurde. te, stets champagnertrunkene Diseuse Geor-
In der bald nach dem Krieg geteil- gette Dee feiern hier ihre Heimspiele.
ten Stadt stichelte im Osten die „Dis- Schaperstraße 24, 10719 (Wilmersdorf),
Tel. 883 15 82, www.bar-jeder-vernunft.de.
tel“ gegen die Herrschenden an. Im (U9 Spichernstr.).
Westen wurde das Nachkriegskaba- Berliner Kabarett Anstalt (BKA): Unter ei-
rett von der „Dachluke“, den „Stachel- nem Kreuzberger Dach seit 1971 der Spielort
schweinen“ und den „Wühlmäusen“ der Satire-, Komödianten- und Brettl-Elite.
Mehringdamm 32–34, 10961 (Kreuzberg),
geprägt, nicht zu vergessen das legen- Tel. 202 20 07, www.bka-luftschloss.de. (U6,
däre Funkkabarett „Die Insulaner“, das U7 Mehringdamm).
der RIAS Berlin bis weit in die „Zone“ Die Distel: Der Stachel am Regierungssitz
hinein ausstrahlte, sowie der „Mann mit aktuellem politisch-satirischen Kabarett
am Bahnhof Friedrichstraße im Admiralspa-
mit der Pauke“, der satirische Anar- last (s. o.).
cho-Kabarettist Wolfgang Neuss. Friedrichstr. 101, 10117 (Mitte), Tel. 204 47
Nach der Wiedervereinigung erlebte 04, www.distel-berlin.de. (S und U6 Fried-
die Stadt dann weit mehr als nur eine richstr.).
Die Stachelschweine: 1949 gegründetes
Renaissance, nämlich geradezu einen Urgestein des politischen Kabaretts rund um
Siegeszug der urberlinischen Brettl- den Multimeckerer Wolfgang Gruner, der
kunst, dieser Mischung von Artistik 2002 verstarb.
und Akrobatik, Tanz und Revue, Cou- Tauentzienstr. 6–9 (Europa-Center), 10789
(Charlottenburg), Tel. 261 47 95, www.die-
plet und Chansons, Klugem, Frechem stachelschweine.de. (S und U2, U9 Zoologi-
und Frivolem mit einer ordentlich res- scher Garten oder U1, U2, U3 Wittenberg-
pektlosen Portion politisch-satirischer platz).
Berliner Schnauze und Herz. Tipi Zelt am Kanzleramt: Zum zehnten
Geburtstag der Bar jeder Vernunft Mitte
2002 eröffnete Dependence nahe dem
Admiralspalast: Ab 1873 erbaut, 1922 Kanzleramt. Brettln im Schatten der Macht.
zum illustren „Welt-Varieté“ im Art-déco-Stil Große Querallee (zwischen Kanzleramt
umgestaltet, seit 1953 Spielstätte des Kaba- und Haus der Kulturen der Welt), 10557
retts „Die Distel“ und nach der Wende Spiel- (Tiergarten), Tel. 390 66 50, Karten-
ball verschiedener Investoren, wurde das Tra- Tel. (0180) 327 93 58, www.tipi-das-zelt.de.
ditionshaus der leichten Muse nach denkmal- (S Hauptbahnhof, U55 Bundestag, Bus 100).
gerechter Sanierung 2006 feierlich neu eröff- Die Wühlmäuse: Das Kabarett-Theater von
net. Gezeigt wird ein buntes Programm aus Didi Hallervorden ist Spielort der deutschen
Revue, Comedy, Travestie, Magie, Musik- Satire-Prominenz, z. B. Hans Scheibner, Ingo
und Theatershow. Apelt, Bruno Jonas und Mathias Richling.
Friedrichstr. 101, 10117 (Mitte), Tel. 47 99 Pommernallee 2–4, 14052 (Charlotten-
74 99, www.admiralspalast.de. (S und U6 burg), Tel. 30 67 30 11, www.wuehlmaeuse.
Friedrichstr.). de. (U2 Theodor-Heuss-Platz).
Bar jeder Vernunft: Seit 1992 ist das Spie-
gelzelt in der Schaperstraße eine erste Adres-
se für Kleinkunst und Kabarett. Anspruchsvol-
les und Innovatives geben sich mit Comedy, Am Gendarmenmarkt
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 79

Theater 79

317be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Musiktheater gentlich auch einen handfesten Theaterskan-
dal. Seit August 2009 ist der Wagner- und
Strauss-Experte Donald Runnicles neuer Ge-
Oper neralmusikdirektor.
Berlin ist Opernstadt. Weltweit ein- Bismarckstr. 35, 10627 (Charlottenburg),
malig, verfügt die Stadt gleich über vier Tel. 343 84 01, Karten-Tel. 34 38 43 43,
www.deutscheoperberlin.de. (U2 Deutsche
bedeutende Opernhäuser, in denen Oper).
allabendlich über 4500 Plätze für Mu- Komische Oper: 1947 von Walter Felsen-
siktheater- und Ballettvorstellungen, stein (1901–1975) gegründet. Fast 28 Jahre
Sinfonie- und Kammermusikkonzerte leitete der berühmte österreichische Regis-
seur das Musiktheater in der Tradition der
reserviert sind. französischen Opéra Comique. Die Werke
werden in Deutsch aufgeführt, 2007 wurde
Deutsche Oper: Unter dem langjährigen, das Haus zur „deutschen Oper des Jahres“
im Dezember 2000 verstorbenen Generalin- gewählt. Zu den Konzerten des Orchesters
tendant Goetz Friedrich profilierte sich die der Komischen Oper siehe auch unter „Mu-
Westberliner Oper in der Bismarckstraße mit sik- und Konzerthallen, Jazzkeller & Co“.
Programmschwerpunkten auf klassischen Behrenstr. 55–57, 10017 (Mitte), Tel. 47 99
Werken italienischer und französischer Meis- 74 00, www.komische-oper-berlin.de. (S Un-
ter sowie Wagners „Ring der Nibelungen“. ter den Linden, U6 Französische Str.).
Seit der Spielzeit 2006/07 sorgt Intendantin Neuköllner Oper: Der Benjamin unter den
Kirsten Harms für frischen Wind und gele- Berliner Opernbühnen mit dem Geburtsjahr
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 80

80 Unterkunft

1977 spielt von klassisch über volkstümlich Friedrichstadtpalast: In Europas größtem


bis experimentell. Die begrenzten Räumlich- Revuetheater glänzt neben einer farbenfro-
keiten und infolge dessen die Einrichtung der hen Ausstattung und schillernden Kostümen
Stücke für kleine Instrumentalensembles ma- besonders die steppende, Jazztanz und klas-
chen die Aufführungen zum hautnahen Er- sisches Ballett aufführende Girlreihe, die ei-
lebnis. nen Abend im Friedrichstadtpalast zum Au-
Karl-Marx-Straße 131–133, 12043 (Neu- genschmaus macht.
kölln), Tel. 688 90 70, Karten-Tel. 68 89 07 Friedrichstr. 107, 10117 (Mitte), Tel. 23 26
77, www.neukoellneroper.de. (U7 Karl- 23 26, www.friedrichstadtpalast.de. (U6 Ora-
Marx-Str.). nienburger Tor).
Staatsoper Unter den Linden: Das 1742 Musical Theater am Potsdamer Platz: Im
nach Plänen des Baumeisters Knobelsdorff Juni 1999 mit dem Musical „Der Glöckner
eingeweihte Haus ist gleichermaßen das von Notre Dame“ eröffnet, bietet das Mu-
Schmuckkästchen wie der Uropa der Berli- siktheater im Daimler-Areal 1800 Sitzplätze.
ner Musikbühnen. Weltberühmte Tonkünst- Marlene-Dietrich-Platz (am Potsdamer
ler wie Giacomo Meyerbeer, Felix Mendels- Platz), Tel. (01805) 44 44, www.stage-enter
sohn-Bartholdy und Richard Strauss wirkten tainment.de. (S und U2 Potsdamer Platz).
hier. Unter der Musikdirektion von Daniel Ba- Theater des Westens: Just reif für das Al-
renboim bilden neben dem klassischen Re- tenteil, kam der Erfolg am 65. Geburtstag
pertoire die Werke von Richard Wagner so- 1961 mit der deutschsprachigen Erstauf-
wie vormozartäische Opern einen Schwer- führung von „My Fair Lady“. Neben dem Mu-
punkt (zu den Konzerten der Staatskapelle sical Theater am Potsdamer Platz dient das
Berlin siehe auch unter „Musik- und Konzert- prunkvoll ausgestattetet Haus an der Kant-
hallen, Jazzkeller & Co.“). straße heute als zweiter Berliner Auftritt für
Unter den Linden 7, 10017 (Mitte), Tel. 20 die Produktionen der Stage Entertainment
35 40, www.staatsoper-berlin.de. (Bus 100, Company.
200, TXL). Kantstraße 12, 10623 (Charlottenburg),
Tel. (01805) 44 44, www.stage-entertain
ment.de. (S und U2, U9 Zoologischer Gar-
Leichte Muse ten).
Für die Verbreitung von Pop-Musi-
cals wurde manche vormals schwer
subventionierte staatliche Berliner
Bühne veräußert und umfunktioniert. Unterkunft
Jedoch besitzt Berlin keine Musical-
Tradition, Thalias historische Wurzeln Großstädte sind nirgends ein billiges
liegen an der Spree vielmehr in Kaba- Pflaster. Bedenkt man aber, dass Berlin
rett, Varieté, Kleinkunst und Satire. Deutschlands Reiseziel Nr. 1 und mit
Musikalisch sind sie in den Zwanzi- der Zahl registrierter Übernachtungen
ger-Jahre-Revuen sowie den Liedern pro Jahr zusammen mit London und
und Couplets von Paul Lincke (1866– Paris zu den Top-Drei-Städten Europas
1946), Walter Kollo (1878–1940) oder zählt, noch vor Rom, Wien, Madrid
Friedrich Hollaender (1896–1976) zu und Prag, ist die Spree-Metropole mit
finden, an die heute vorzugsweise die Preisen von 70 bis 100 ⁄ für ein attrak-
Kleinkunst-Szene wieder anknüpft. tives Doppelzimmer pro Nacht mit al-
Folgende Tempel der Leichten Muse lem Komfort in zentraler Lage sogar
finden sich in Berlin: relativ günstig. Zurzeit verfügt die
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 81

Unterkunft 81

Stadt über ein Übernachtungsangebot Luxus (5 Sterne) an, wobei jedoch


von rund 100.000 Hotelbetten, und es nicht etwa ein Dehoga-Mitarbeiter un-
werden jedes Jahr mehr. dercover die betreffende Räumlichkeit

Reisetipps A–Z
inspizierte. Nein, ein Fragebogen, den
Berlin Tourismus die Hoteliers zugesandt bekamen,
Marketing Gesellschaft (BTM) wurde vom Computer ausgewertet,
Eine große Anzahl von ihnen kann der punktete, wenn z. B. ein Bad vor-
über die Berliner Tourismus Marketing handen ist, aber nicht, ob es sich in ei-
Gesellschaft gebucht werden, deren nem blitzsauberen oder verschimmel-
Touristinformationen auch Zimmer ten Zustand befindet. So regnete es
vermitteln. Um die Unterkunft nicht als viele, viele Sterne auf die Berliner Ho-
Katze im Sack mieten zu müssen, gibt tellandschaft nieder. Lassen Sie sich
die BTM jährlich einen Bild-Katalog nicht davon irritieren.
mit Berliner Hotels und Pensionen her- Viel hilfreicher ist die Orientierung
aus, den man schriftlich oder telefo- am Preis, wobei wie überall auf der
nisch anfordern kann. Für die Infor- Welt die Faustregel gilt: je teurer, desto
mation und Reservierung per Telefon besser. Günstige Herbergen gibt es in
ist dort im Haus Mo.–Fr. 9–20, Sa./So. Berlin natürlich auch.
9.30–18 Uhr ein Info-Call-Center ein-
gerichtet. Auf der Website der BTM, Unterkunfts-Tipps
Stichwort „Suchen & Buchen/Unter-
künfte“ sind mit Foto, Adresse, Preis Die aufgeführten Unterkünfte (außer
und Informationen zur Ausstattung Campingplätze, Jugendherbergen und
350 Hotels und Pensionen notiert, die Jugendgästehäuser) befinden sich alle
man online betrachten und reservie- in zentraler Innenstadtlage; die ange-
ren kann. gebenen Preise sind Richtpreise und
gelten für zwei Personen im Doppel-
Berlin Tourismus Marketing GmbH zimmer mit Dusche/WC und Früh-
(BTM), Am Karlsbad 11, 10785 Berlin, Reser-
vierung von Tickets und Unterkunft Tel. 25
stück in den Hochreisezeiten.
00 25, www.visitberlin.de (siehe auch unter Unter „Hochreisezeiten“ versteht
„Informationsstellen“). sich in Berlin nicht die übliche touristi-
sche Sommerhochsaison. Sie verteilen
Kategorien sich vielmehr über das ganze Jahr je
1998 wurde der Berliner Herbergs- nach Event, internationalem Messeter-
himmel um viele Sternchen bereichert. min oder Massenveranstaltung, wie
Mancher Hotelier trat beim Deutschen beispielsweise „Grüne Woche“ (zehn
Hotel- und Gaststättenverband (Deho- Tage im Januar), Internationale Film-
ga) zur freiwilligen Sterne-Klassifizie- festspiele (zwei Wochen im Februar),
rung in den fünf Kategorien Tourist Internationale Tourismusbörse (fünf
(1 Stern), Standard (2 Sterne), Komfort Tage im März), Karneval der Kulturen
(3 Sterne), First Class (4 Sterne) und (Pfingsten), Christopher Street Day (an
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 82

82 Unterkunft

einem Wochenende im Juni), Berlin- te, verbindet stilvolles Understatement und


Marathon (im September) und vieles klassische Eleganz mit dem zeitgenössischen
Design von Tommaso Ziffer. Es ist eines der
andere mehr. wenigen Berliner Luxushotels, das kein Neu-
Außerhalb dieser stark frequentier- bau ist, entsprechend gediegen die Atmo-
ten Termine gewähren die Hotels die sphäre. (Bus TXL, 100, 200).
unterschiedlichsten Preisnachlässe, Hotel Grand Hyatt, Marlene-Dietrich-Platz
2, 10785 (Tiergarten), Tel. 25 53 12 34,
Arrangements und Wochenendange- www.berlin.grand.hyatt.com. Am Potsdamer
bote, weshalb es sich immer lohnt, ei- Platz trifft sich seit 1998 die sachlich-kühle
nen Preisvergleich anzustellen. Wer Noblesse. (S und U2 Potsdamer Platz).
auf der Suche nach der Unterkunft sei- Hilton Hotel, Mohrenstr. 30, 10117 (Mitte),
Tel. 20 23 0, Fax 20 23 42 69, www.hilton.de.
ner Wahl bei der BTM (www.btm.de, Am schönsten Berliner Platz gelegen, dem
www.visitberlin.de) noch nicht fündig Gendarmenmarkt. (U2, U6 Stadtmitte).
geworden ist, für den halten die offizi- Hotel Ritz Carlton, Potsdamer Platz 3,
ellen Seiten der Hauptstadt www.ber- 10785 (Tiergarten), Tel. 33 77 77, www.ritz
carlton.com. Im Nobelhochhaus des Beis-
lin.de, Stichwort „Tourismus & Hotels“, heim Centers am Potsdamer Platz steigen all-
zahlreiche weitere Angebote zum An- jährlich zur Berlinale die Hollywoodstars ab.
schauen, Vergleichen und Reservieren Auch sonst hoher Promi-Auftrieb. (S und U2
parat. Potsdamer Platz).
Regent Hotel, Charlottenstr. 49, 10117
(Mitte), Tel. 203 38, Fax 20 33 61 19, www.
Luxus regenthotels.com. Prachtvoll verführerisch
Himmlische Preise ab 200 ⁄ bis in schwin- am Gendarmenmarkt. Logieren wie zur Zeit
delerregende Höhen lassen bei den meisten Louis XIV. (U6 Französische Str.).
nicht einmal die Quartiernahme in einer dor-
tigen Besenkammer in den Bereich der Vor-
stellung treten. Macht nichts! Folgende atem- 110–220 ⁄
beraubend elegante Hotels sind Sehens- ackselhaus/bluehome, Belforter Str. 21,
würdigkeiten für sich und lohnen zum Schau- 10405 (Prenzlauer Berg), Tel. 44 33 76 33,
en und Atmosphäreschnuppern mindestens www.ackselhaus.de. Im „ackselhaus“ und
für einen ausgedehnten Espresso in der dem zugehörigen „bluehome“ zwei Häuser
Hotelbar. weiter gehen Gründerzeit, Kolonialstil und
Hotel Adlon, Unter den Linden 77, 10117 elegante moderne Linie eine Synthese ein,
(Mitte), Tel. 22 61 0, www.hotel-adlon.de. wenige Schritte vom schicken Kollwitzplatz
High Society im nach alten Plänen wiederer- entfernt. (ackselhaus 110–130 ⁄; bluehome:
bauten Fünf-Sterne-Hotel am Brandenburger Studio Deluxe ab 140 ⁄, Apartment Exklusiv
Tor. 2005 wurde das Adlon von der Hotelver- ab 150 ⁄; U2 Senefelder Platz).
einigung „The Leading Hotels of the World“ Hotel Art Nouveau, Leibnizstr. 59, 10629
zum besten Hotel in Europa gewählt. (S1, S2, (Charlottenburg), Tel. 327 74 40, www.hotel
U55 Brandenburger Tor). artnouveau.de. Schöne Zusammenfügung
Hotel de Rome, Behrenstr. 37, 10117 (Mit- von Alt (Stuckdecken und Antiquitäten) und
te), Tel. 460 60 90, www.hotelderome.de. Neu (sachliche Eleganz und luftige südliche
Mit dem im Oktober 2006 vom Tophotelier
Sir Rocco Forte am Bebelplatz eröffneten
Fünf-Sterne-Palast stieg Berlin in die Spitzenli-
ga der europäischen Hotelerie auf. Das 1889
errichtete, denkmalgeschützte Gebäude, das Das Adlon –
bis 1945 als Dresdner Bank-Zentrale fungier- Fünf-Sterne-Hotel am Brandenburger Tor
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 83

Unterkunft 83

416be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Farben), die individuell ausgestatteten Zim- In einem denkmalgeschützten Haus von
mer sind großzügig bemessen. (126-176 ⁄; 1845, wenige Schritte nördlich vom Oranien-
S Savignyplatz, U7 Adenauerplatz, Bus M29, burger Tor, die Zimmer mit Stuck und Holz-
101). böden in einem gelungenen Mix aus zeit-
Arte Luise Kunsthotel, Luisenstr. 19, 10117 genössisch klarem Design, Sammlerstücken
(Mitte), Tel. 28 44 80, www.luise-berlin.com. und Antiquitäten individuell ausgestattet. Die
Klassizistisches Stadtpalais von 1825 mit Er- Dependence „Garden Hotel“ mit lauschigem
weiterungsbau aus dem Jahr 2003 in Sicht- Garten liegt ca. 250 Meter entfernt in der In-
weite von Reichstag und Spree, jedes Zim- validenstr. 11, Tel. 28 44 55 77. (145–215 ⁄,
mer von einem namhaften Künstler gestaltet. in der Dependence 125–230 ⁄; S1, S2 Nord-
(99–210 ⁄, in der Mansarde mit Dusche/WC bahnhof, U6 Zinnowitzer Str.).
auf dem Gang 79–110 ⁄, Frühstück 9,50 ⁄
pro Person; S und U6 Friedrichstr.).
Hotel Askanischer Hof, Kurfürstendamm 80–130 ⁄
53, 10707 (Charlottenburg), Tel. 881 80 33, Hotel Alameda, Michaelkirchstr. 15, 10179
www.askanischer-hof.de. Altmodisch vor- (Mitte), Tel. 30 86 83 30, www.alameda.de.
nehm und exklusiv, ein bisschen plüschig; Freundliches kleines Hotel im Dachgeschoss,
wenn er in Berlin weilt, logiert David Bowie die geschmackvoll ausgestatteten Zimmer
inmitten der ausgesuchten Antiquitäten. mit Blick über die Dächer Berlins sind teils
(117–150 ⁄, Suite ab 165 ⁄; U7 Adenauer- mit schmalen Balkonen. Die zentrale Lage
platz, Bus M29). (20 Minuten Fußweg zur Museumsinsel oder
Honigmond, Tieckstr. 12, 10115 (Mitte), zum Alexanderplatz) zwischen modernisier-
Tel. 284 45 50, www.honigmond-berlin.de. ter Platte und Gewerbearchitektur an der
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 84

84 Unterkunft

Spree, an der Nahtstelle zwischen Kreuzberg weg vom Ku'damm entfernt in einer ruhigen
und Mitte, ist zwar keine erste Adresse, dafür Seitenstraße (März–Dez. ab 59 ⁄, Jan./Feb
aber authentisch berlinisch und deshalb von ab 49 ⁄, zu Großveranstaltungen ab 69 ⁄,
ganz besonderem Reiz. (80–128 ⁄; U8 Hein- Frühstück 6,50 pro Person; U3 Augsburger
rich-Heine-Str.). Str. oder U9 Spichernstr.).
Hotel Bogota, Schlüterstr. 45, 10707 (Char- Hotel am Potsdamer Platz, Potsdamer Str.
lottenburg), Tel. 881 50 01, www.bogota.de. 82–84, 10785 (Tiergarten), Tel. 262 63 55,
Gediegene Eleganz mit nostalgischem www.hotel-am-potsdamer-platz.de. Mit flot-
Grandhotel-Flair, wenige Minuten vom tem Schritt fünf Minuten vom Potsdamer
Ku’damm entfernt. (89–150 ⁄, Dusche/WC Platz entfernt, funktional ausgestattete Zim-
auf dem Gang 64–77 ⁄; U2 Uhlandstr., U7 mer. (49–69 ⁄, Frühstück 7 ⁄ pro Person; U1
Adenauerplatz, Bus M29). Kurfürstenstr., Bus M29).
Hotel am Scheunenviertel, Oranienburger Hotel Taunus, Monbijouplatz 1, 10719
Str. 38, 10117 (Mitte), Tel. 282 21 25, www. (Mitte), Tel. 283 52 54, www.hoteltaunus.
hotelamscheunenviertel.de. Mittendrin im com. Direkt hinter dem Hackeschen Markt
Geschehen, nahe Dom und Museumsinsel zählt die Lage und nichts als die Lage. Kleine
reiht sich hier ein Lokal ans andere. (Ab 80 ⁄; ordentliche Zimmer mit Duschbad, Telefon
S Hackescher Markt). und TV im Klinkersteinaltbau, gefrühstückt
Hotel Seifert, Uhlandstr. 162, 10719 (Wil- wird in einem der vielen Cafés in der Umge-
mersdorf), Tel. 884 19 10, Fax 884 19 13 30, bung (ab 59 ⁄, S Hackescher Markt).
www.hotel-seifert.de. Komfortzimmer in ei-
nem historischen Gebäude der Jahrhundert-
wende im Herzen der West-City in Ku’damm- Hostels und Gästehäuser
nähe. (89–119 ⁄; U1 Uhlandstr.). East Seven Berlin Hostel, Schwedter Str. 7,
Motel One Berlin Alexanderplatz, Dirck- 10119 (Prenzlauer Berg), Tel. 93 62 22 40,
senstr. 36, 10179 (Mitte), Tel. 20 05 40 80, www.eastseven.de. Vergleichsweise kleines
www.motel-one.de (ab 84 ⁄, Frühstück Haus, sehr gepflegt im sanierten Altbau, mit
7,50 ⁄ pro Person; S und U2, U5, U8 Alexan- schönem Garten im Hof, nahe der Prenz’l-
derplatz); berger Kneipenmeile zwei U-Bahnstationen
Motel One Berlin-Ku'damm, Kantstr. 7– vom Alex. (4-Bett-Zimmer 19 ⁄ pro Person,
11a, 10623 (Charlottenburg), Tel. 31 51 73 DZ 25 ⁄ pro Person, zzgl. Bettwäsche 3 ⁄,
60, www.motel-one.de (ab 74 ⁄, Frühstück ohne Frühstück; U2 Senefelder Platz).
7,50 ⁄ pro Person; S und U2, U9 Zoologi- Meininger City Hostel, Hallesches Ufer
scher Garten). Beide Häuser konsequent in 30, 10963 (Kreuzberg), Tel. 66 63 61 00, Fax
sachlichem Schick, Top-Lagen inmitten der 66 63 62 22, www.meininger-hostels.com. In
ersten Berliner Bummelmeilen. Kreuzbergs schönem Westen, zehn Minuten
zum Potsdamer Platz. Frühstückbüffet, und
alle Zimmer mit Dusche/WC. (Schlafsaal
50–90 ⁄ 18 ⁄, DZ 33 ⁄ pro Person, Frühstück 4 ⁄;
Pension Eden am Zoo, Uhlandstr. 184, U1, U6 Hallesches Tor).
10623 (Charlottenburg), Tel. 881 59 00, Fax Mitte’s Backpacker Hostel Berlin, Chaus-
881 59 00, www.berlinhotelsonline.de. Rei- seestr. 102, 10115 (Mitte), Tel. 28 39 09 65,
zende kleine Gründerzeitherberge im Zen- www.backpacker.de. Echt cool, wenige Mi-
trum der West-City, die Zimmer verteilen sich nuten von der Oranienburger Straße. (7–9-
auf zwei Etagen, ohne Fahrstuhl (55–80 ⁄; U1 Bett-Zimmer 15–19 ⁄ pro Person, DZ mit
Uhlandstr.). Dusche/WC 30–34 ⁄ pro Person, zzgl. Bett-
Hotel Metropolitan Hansa, Schaperstr. wäsche 2,50 ⁄, ohne Frühstück. U6 Zinno-
36, 10719 (Wilmersdorf), Tel. 23 60 74 70, witzer Str.).
www.metropolitanberlin.com. Komfortables Ostel DDR-Design-Hostel, Wriezener Kar-
Drei-Sterne-Hotel zum erstaunlichen Preis, in ree 5, 10234 (Friedrichshain). Tel. 25 76 86
einem Gründerzeithaus fünf Minuten Fuß- 60, www.ostel-berlin.de. In einer Platte un-
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 85

Unterkunft 85

verfälscht ostig am Ostbahnhof, innen vom cvjm-jugendgaestehaus.de. Großes Haus des


Plaste-Eierbecher über „Honni“-Porträt und Christlichen Vereins junger Männer (CVJM),
Stasi-Suite bis hin zum echten Ost-Toiletten- in zentraler City-Lage am Nollendorfplatz

Reisetipps A–Z
papier original DDR-Kitsch vom Feinsten. (Preis pro Person im DZ 30 ⁄, im EZ 36 ⁄, im
(Pionierlager bis 6 Personen ab 9 ⁄ pro Per- Drei- oder Vierbettzimmer 28,50 ⁄ bzw.
son, Frühstück 4,50 ⁄, DZ mit Etagenbad 27,50 ⁄; U1, U2, U3, U4 Nollendorfplatz).
54 ⁄, mit eigenem Bad 61 ⁄; S Ostbahnhof).
The Circus Hostel, Weinbergsweg 1a,
10119 (Mitte), Tel. 20 00 39 39, www.circus- Mitwohnzentralen
berlin.de. (8-Bett-Zimmer 19 ⁄, DZ mit Bad Sie vermitteln gegen eine Gebühr Gäste-
70 ⁄; U8 Rosenthaler Platz). zimmer, Apartments oder Wohnungen für
die Nacht, ein Wochenende, mehrere Wo-
chen und auch für längere Zeit.
Jugendherbergen und -gästehäuser fine+mine Internationale Mitwohnagen-
Die drei Häuser des Deutschen Jugend- tur, Neue Schönhauser Straße 20, 10178
herbergswerk (DJH) in Berlin, von denen ei- (Mitte), Tel. 235 51 20, www.fineandmine.de.
nes im Zentrum, die beiden anderen am freiraum Wohnagentur, Wiener Str. 14,
Stadtrand im Grünen liegen, betreibt der 10999 (Kreuzberg), Tel. 618 20 08, www.
DJH-Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. freiraum-berlin.com.
Sie sind sehr beliebt und deshalb meistens
belegt, weshalb sich eine frühzeitige Reser-
vierung empfiehlt. Voraussetzung für die Campingplätze
Übernachtung ist die Mitgliedschaft im DJH, Die Campingplätze des Deutschen Cam-
die beantragt werden kann beim DJH Mit- pingclubs (DCC) in Berlin befinden sich in at-
gliederservice, Bismarckstraße 8, 32754 Det- traktiver Lage im Grünen, aber auch recht ab-
mold, Tel. (05231) 740 10, service@djh.de, gelegen. Die Fahrt in die Innenstadt dauert
www.jugendherberge.de. eine bis anderthalb Stunden.
DJH-Jugendherberge Berlin Internatio- Campingplatz Am Krossinsee, Wernsdor-
nal, Kluckstr. 3, 10785 (Tiergarten), Tel. 261 fer Str. 38, 12527 (Schmöckwitzwerder), Tel.
10 97, www.jugendherberge.de. Schlafsaal 675 86 87, Fax 675 91 50, www.dccberlin.de,
15 ⁄, bis 26 J./Familien 21,50 ⁄, ab 27 J. ganzjährig, Ver-/Entsorgung für Wohnmobi-
24 ⁄. Mitten in der Stadt nahe Potsdamer le. An der südöstlichen Stadtgrenze in schö-
Platz. (U1 Kurfürstenstr., Bus M29). ner Kiefernheide direkt am Ufer des Sees.
DJH-Jugendherberge Ernst Reuter, Herms- Campingplatz Gatow, Kladower Damm
dorfer Damm 48, 13467 (Hermsdorf), Tel. 213–217, 14089 (Gatow), Tel. 365 43 40,
404 16 10, www.jugendherberge.de. Bis www.dccberlin.de, ganzjährig, Ver-/Entsor-
26 J./Familien 17,50 ⁄, ab 27 J. 20,50 ⁄. Am gung für Wohnmobile. Im Westen Berlins am
Rande des Tegeler Forsts nahe der nördli- Waldrand nahe der Havel gelegen.
chen Stadtgrenze, mit Bus und U-Bahn ca. ei- Campingplatz Kladow, Krampnitzer Weg
ne Stunde in die Innenstadt. 111 Betten in 111–117, 14089 (Kladow), Tel. 365 27 97,
Sechsbettzimmern. (U5 Alt Tegel, weiter mit www.dccberlin.de, ganzjährig geöffnet. Schö-
dem Bus 125). ner Waldplatz im Südwesten der Stadt am
DJH-Jugendgästehaus am Wannsee, Ba- Sacrower See.
deweg 1, 14129 (Zehlendorf), Tel. 803 20 34,
www.jugendherberge.de. Bis 26 J./Familien Der Berliner Campingclub (BCC) unterhält
21,50 ⁄, ab 27 J. 24,50 ⁄. Unmittelbar am zwei Plätze in schöner Lage im Westen Ber-
Großen Wannsee im Südwesten Berlins, lins in Spandau direkt an der Havel.
knapp eine Stunde mit der S-Bahn in die In- Campingplatz Bürgerablage, Niederneu-
nenstadt. (S1, S7 Nikolassee). endorfer Allee 60/Papenberger Weg, 13587
CVJM-Jugendgästehaus City, Einemstr. 10, (Spandau), Tel. 335 45 84, www.berliner-
10787 (Schöneberg), Tel. 26 49 10 88, www. camping-club.de, April–Ende Sept.
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86 Unterwegs in Berlin

Campingplatz Breitehorn, Breitehornweg Regel verboten. Die Parkgebühr be-


24, 14089 (Spandau), Tel. 365 34 08, www. trägt je nach Lage 25 bis 50 Cent pro
berliner-camping-club.de, mit kleinem Bade-
strand, April–Ende Sept. angefangene Viertelstunde, in viel fre-
quentierten Zonen wie dem Potsda-
Wohnmobilstellplätze mer Platz sogar 75 Cent alle fünfzehn
Internationale Reisemobilstation Berlin- Minuten.
Mitte, Chausseestr. 82, 13353 (Wedding),
Tel. 46 79 75 49, www.reisemobilstationber Taxi
lin-mitte.de. An der Grenze nach Mitte am
ehemaligen Mauerverlauf, Strom, Wasserver-
/entsorgung, Dusche/WC, teils parzellierte
Berliner Motordroschken dürfen die
Stellplätze. eigens für Radfahrer und den öffentli-
Wohnmobil-Stellplatz Berlin-City, Alex- chen Nahverkehr eingerichteten Bus-
andrinenstr. 125–127, 10969 (Kreuzberg), spuren mitbenutzen. Insofern gelan-
Tel. 215 90 51, www.steinbockundsohn.de.
Praktischerweise auf dem Firmengelände ei-
gen sie zu Stoßzeiten besser durch
nes Pannen- und Abschleppdiensts, Strom, die Stadt als der motorisierte Privatver-
Wasserver-/entsorgung, kein Sanitär. kehr.
An Taxen herrscht in Berlin kein
Mangel. Bis auf wenige Ausnahmen
wie Großveranstaltungen, die Silves-
Unterwegs in Berlin ternacht oder außergewöhnliche Fahr-
zeiten ist es im Innenstadtbereich des-
Auto halb nicht nötig, ein Taxi vorzubestel-
len oder zu einem Taxistand zu laufen.
Es ist die teuerste und oft auch die Auf die Straße gehen und winken
langsamste aller Fortbewegungsmög- genügt.
lichkeiten durch Berlin. Während in
der Rushhour die Fußgänger auf dem Funk-Taxi
Bürgersteig lächelnd an der Blechlawi- Über die Funkzentralen können Tag und
ne vorüberziehen, braucht der einge- Nacht Taxen gerufen werden.
keilte Automobilist Nerven wie Stahl- Funk Taxi Berlin: 26 10 26
seile. An der Tagesordnung sind Um- TaxiFunk: 443 32 22
leitungen, Be- und Entladen in zweiter Würfelfunk: 222 22 55
Spur, Hupkonzerte auf verstopften
Straßenkreuzungen sowie Schneiden, Fahrradtaxis
Ausbremsen und Stinkefingerzeigen,
gelegentlich auch eine Beule im Blech. „Mobilität dank Muskelkraft“ lautet die
Allgegenwärtig sind auch die knöll- Attraktion unter den Berliner Perso-
chenschreibenden Damen und Her- nenbeförderungsdienstleistungen. All-
ren im Auftrag der Polizei. Wo der jährlich radeln die Fahrrad-Rikschas
Parkraum im Innenstadtbereich nicht von Velo Taxi von Frühjahr bis Herbst
bewirtschaftet wird, ist Parken in der die stattliche Anzahl von 350.000
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Unterwegs in Berlin 87

032be Foto: kj

Reisetipps A–Z
Menschen durch die Stadt. Die flotten Die Rikschas von BikeTaxi kommen
Umwelt-Flitzer kutschieren von März ebenfalls von März bis Oktober auf
bis Oktober täglich 12–20 Uhr. Man die Piste, und zwar im Linienbetrieb
ordert sie unter Tel. 44 31 94 28 und vom Alexanderplatz durch die Stadt-
www.velotaxi.de, oder man steigt ein- mitte zum Brandenburger Tor und von
fach ein an den Stationen der folgen- dort durch den Tiergarten über Euro-
den vier Sightseeing-Routen: pacenter und Zoologischer Garten bis
zum Savignyplatz in der Westcity. Te-
Adenauerplatz – Kurfürstendamm – Breit-
lefonisch ruft man sie unter Tel. 23 55
scheidplatz (Europacenter)
Breitscheidplatz (Europacenter) – Tiergar- 00 77 herbei und im Internet unter
ten – Brandenburger Tor www.bike-taxi.de.
Brandenburger Tor – Straße Unter den Lin-
den – Alexanderplatz
Bahnhof Friedrichstraße – Friedrichstraße – Fahrrad
Potsdamer Platz
In Hinblick auf die Autoschlangen zu
manchen Tageszeiten ist das Fahrrad
das ideale Fortbewegungsmittel in Ber-
Velo-Taxi lin. Die Stadt verfügt über ein gut aus-
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 88

88 Unterwegs in Berlin

gebautes Radwegenetz. Leider jedoch laden des ADFC bezogen werden.


müssen „Radweg“ und „Sicherheit“ kei- Neben einer großen Auswahl an Lite-
neswegs Synonyme sein, weshalb 1998 ratur zum Thema Fahrradfahren ste-
die generelle Fahrradwege-Benut- hen dort die ADFC-Mitarbeiterinnen
zungspflicht aufgehoben wurde. Man und -Mitarbeiter den Pedalrittern bei
darf also auch die Straßen beradeln, allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite.
hat mithin die Wahl, je nachdem wo
ADFC: Brunnenstr. 28, 10119 (Mitte), Tel.
man sich besser gesehen glaubt. Be- 448 47 24, www.adfc-berlin.de, Mo.–Fr. 12–
nutzungspflichtig sind nur die mit ei- 20 Uhr, Sa. 10–16 Uhr.
nem Radwegeschild gekennzeichneten
Fahrstreifen, und das sind nicht viele. Radverleih
Die Fahrradstation verleiht Räder ab 15 ⁄
ADFC pro Tag. Sie sind ausgezeichnet in Schuss, da
jährlich fabrikneu. Die Läden sind geöffnet
Ansprechpartner schlechthin für alle Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sa. 10–16 Uhr. Infos/Re-
Belange rund um das Veloziped ist servierungen unter www.fahrradstation.com.
auch in Berlin der Allgemeine Deutsche Bahnhof Friedrichstraße, Eingang Doro-
Fahrrad-Club (ADFC). Er bietet geführ- theenstraße 30, 10117 (Mitte), Tel. 28 38 48
48. (S und U6 Friedrichstr.).
te Fahrrad-Ausflugstouren an und Auguststraße 29a, 10119 (Mitte), Tel. 22
gibt Touren- und Routenplaner heraus. 50 80 70. (U8 Weinmeisterstr. oder Rosent-
Sie können über den Buch- und Info- haler Platz).
417be Foto: kj
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Unterwegs in Berlin 89

Bergmannstraße 9, 10961 (Kreuzberg), Auf wichtigen Strecken, auf denen


Tel. 215 15 66. (U7 Gneisenaustr.). es keine S- oder U-Bahn gibt, sind die
Goethestraße 46, 10625 (Charlottenburg),
Metrolinien von Bus und Tram unter-

Reisetipps A–Z
Tel. 93 95 27 57. (U2, U7 Bismarckstr.).
wegs. Die mit einem „M“ und einer
zweistelligen Ziffer gekennzeichneten
Mit dem ÖPNV Linien verkehren täglich mindestens
zwanzig Stunden im Zehn-Minuten-
Das Netz des Öffentlichen Personen- Takt, häufig auch öfter. Die schnellen
nahverkehrs in und um Berlin herum ExpressBus-Linien, die weniger Halte-
ist deutschlandweit einzigartig und stellen als üblich anfahren, tragen die
vergleichsweise günstig. Es besteht ein Kennzeichnung „X“; der JetExpressBus
gemeinsamer Tarif für Berlin und Um- TXL befördert die Fahrgäste in zwan-
land, den die Berliner Verkehrsbetrie- zig bis vierzig Minuten je nach Ver-
be (BVG), die S-Bahn Berlin GmbH, kehrsdichte vom Alexanderplatz zum
die Deutsche Bahn (DB), der Verkehrs- Flughafen Tegel. Die noch verbliebe-
betrieb Potsdam (ViP) und zahlreiche nen Lücken füllen zahlreiche weitere
weitere Verkehrsgesellschaften im Busse und Straßenbahnen. Über die
Verkehrsverbund Berlin-Branden- Flüsse und Seen setzen BVG-Fähren
burg (VBB) miteinander ausgehandelt über.
haben.
Die Tarifbereiche im Großraum Ber-
lin sind in drei Zonen aufgeteilt: Fahrkarten
A: Innerer S-Bahnring, der die Innenstadt- Die Fahrkarten werden entweder
bezirke umschließt. am Automaten in den S- und U-Bahn-
B: Äußerer S-Bahnring, der der Berliner
höfen oder der Tram gezogen, in den
Landesgrenze folgt.
C: Brandenburger Umland. Kundenzentren der BVG und der
S-Bahn erworben oder beim Schaff-
Das Verkehrsnetz ist feinmaschig. ner gelöst (Bus, Fähre). Münzgeld pa-
S-Bahnen (Schnellbahnen) fahren im rat zu halten ist in jedem Fall besser als
Allgemeinen im Zehn-Minuten-Takt sich seine Banknote von einer Maschi-
von morgens 4 Uhr bis nachts 1 Uhr, ne auffressen zu lassen oder gar einen
sonn- und feiertags im Zwanzig-Minu- Busfahrer zu ärgern.
ten-Takt. U-Bahnen fahren ebenfalls Vor Fahrtantritt müssen die Fahrkar-
zwischen 4 Uhr morgens und 1 Uhr ten an einem Stempelautomaten ent-
nachts, in den Hauptverkehrszeiten wertet werden.
meist alle dreieinhalb Minuten, sonn- Neben verschiedenen Angeboten
und feiertags alle fünf Minuten. Sarü- für Wochen-, Monats-, Jahres- und
ber hinaus sind sie in den Nächten von Abonnementkarten gelten folgende
Freitag auf Samstag und Samstag auf allgemeine Fahrausweise (in der Regel
Sonntag unterwegs (außer U3 und werden die Preise alle ein bis zwei Jah-
U4). re leicht erhöht).
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90 Unterwegs in Berlin

Einzelfahrausweis für die Kurzstrecke:

033be Foto: kj
1,30 ⁄, ermäßigt 1 ⁄, für drei S- bzw. U-Bahn-
stationen oder sechs Bus- bzw. Straßenbahn-
haltestellen.
Einzelfahrausweis: 2,10 ⁄ (erm. 1,40 ⁄) für
den Tarifbereich A/B, 2,50 ⁄ (erm. 1,70 ⁄) für
B/C und 2,80 ⁄ (erm. 2 ⁄) für den Tarifbe-
reich ABC. Das Ticket berechtigt zu einer
Fahrt mit Umsteigen auf direktem Weg Rich-
tung Fahrziel.
Tageskarte: Sie kann nach der Entwertung
bis 3 Uhr des Folgetags für eine beliebige An-
zahl von Fahrten genutzt werden und kostet
für den Tarifbereich A/B 6,30 ⁄ (erm. 4,80 ⁄),
für B/C 6,50 ⁄ (erm. 4,80 ⁄) und für ABC
6,50 ⁄ (erm. 4,80 ⁄). Kinder unter sechs Jah-
re fahren umsonst auf dem Ticket mit.
7-Tage-Karte: Sie gilt ab dem Tag der Ent-
wertung für sieben aufeinander folgende Ka-
lendertage; ihre Gültigkeit endet am siebten
Tag um 0 Uhr. Sie beinhaltet die Mitnahme
von einem Erwachsenen und bis zu drei Kin-
dern vom vollendeten 6. bis zum vollendeten
14. Lebensjahr werktags ab 20 Uhr, samstags
und sonntags ganztägig. Die Kosten betra-
gen für die Tarifbereiche A/B 26,20 ⁄, B/C
27 ⁄ und ABC 32,30 ⁄.
Kleingruppenkarte: Gruppen von drei bis
fünf Personen können mit diesem Fahraus- hältlich in den Verkaufsstellen der Verkehrs-
weis ab Entwertung bis zum Folgetag 3 Uhr betriebe, in zahlreichen großen Hotels sowie
neben S- und U-Bahnen, Bussen, Straßenbah- in den Touristinformationen (siehe „Informa-
nen und Fähren auch Regionalbahnen und tionsstellen“).
Regionalexpresszüge benutzen. Kinder bis CityTourCard: Zwei, drei oder fünf Tage
zum vollendeten sechsten Lebensjahr sowie freie Fahrt auf allen Linien des VBB inklusive
ein Hund fahren unentgeltlich mit. Kosten- Regionalbahn und Regionalexpresszüge im
punkt: Tarifbereich A/B 15,90 ⁄, B/C 15,40 ⁄, Tarifbereich A/B sowie bis zu fünfzig Prozent
ABC 16,10 ⁄. Eintrittsrabatt bei vielen touristischen Sehens-
WelcomeCard: Zwei, drei bzw. fünf Tage würdigkeiten und Angeboten Kinder bis zum
freie Fahrt mit allen öffentlichen Verkehrsmit- vollendeten sechsten Lebensjahr und ein
teln des VBB inklusive Regionalbahnen und Hund fahren unentgeltlich mit. Zu erwerben
Regionalexpresszügen. Zusätzlich ermöglicht ist die CityTourCard an den Ticketautomaten,
die WelcomeCard Preisnachlässe bis zu fünf- in den Verkaufsstellen der Verkehrsbetriebe
zig Prozent für Stadtrundfahrten, Museen, und in zahlreichen großen Hotels. (Tarifbe-
Bühnen, Ausstellungen, Veranstaltungen und reich A/B zwei Tage 15,90 ⁄, drei Tage
vieles mehr. Im Tarifbereich A/B kostet sie für 20,90 ⁄, fünf Tage 28,90 ⁄; A/B/C zwei Tage
zwei Tage 16,50 ⁄, für drei Tage 22 ⁄, für fünf 17,90 ⁄, drei Tage 22,90 ⁄, fünf Tage
Tage 29,50 ⁄. Im Tarifbereich A/B/C fallen 33,90 ⁄.)
für zwei Tage 18,50 ⁄ an, für drei Tage 25 ⁄, Auf den Fährlinien der BVG gelten die nor-
für fünf Tage 34,50 ⁄. Bis zu drei Kinder unter malen BVG-Tarife. Auf den Omnibus-Aus-
14 Jahre können auf der WelcomeCard für flugslinien der BVG gilt für Fahrgäste ohne
den Bereich A/B/C kostenlos mit. Sie ist er- Zeitkarte ein Sondertarif.
067-091b.qxd 29.07.2009 11:21 Seite 91

Vorverkaufsstellen 91

Sämtliche Preisangaben entsprechen Hauptbahnhof (im 1. OG neben dem


dem Stand im Juli 2009. Leichte Auf- Treppenaufgang zu den Gleisen 15 und 16),
wärtsbewegungen sind jederzeit mög- tgl. 6–22 Uhr. (S Hauptbahnhof).

Reisetipps A–Z
Ostbahnhof, Mo.–Fr. 6–21 Uhr, Sa./So.
lich, da die Verkehrsbetriebe die Tarife 7–21 Uhr. (S Ostbahnhof).
in der Regel alle ein bis zwei Jahre zu Zoologischer Garten, Mo.–Fr. 7–21 Uhr,
erhöhen pflegen. Sa./So. 8–21 Uhr. (S und U2, U9 Zoologi-
Achtung! Grundsätzlich müssen al- scher Garten).
le Ticket-Variationen vor Antritt der
ersten Fahrt am Stempelautomaten
entwertet werden. Die Kontrolleure Vorverkaufsstellen
sind unerbittlich und betrachten eine
nicht gestempelte Karte als ungültig. Folgende Konzert- und Theaterkas-
sen befinden sich gut erreichbar in der
Innenstadt:
Info
BVG-Verkaufs- und Informationsstellen: Ars Scribendi, Arcaden Einkaufszentrum
Fahrplan- und Tarifauskünfte rund um die am Potsdamer Platz, Alte Potsdamer Str. 7,
Uhr erhält man unter Tel. 194 49 sowie on- 10785 (Tiergarten), Tel. 25 29 69 87. (S und
line unter www.bvg.de. U2 Potsdamer Platz).
Verkaufs- und Informationsschalter der Berliner Theater- und Konzertkasse, Kauf-
Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) befinden hof am Alexanderplatz, Alexanderplatz 9,
sich in der Regel in den großen U-Bahn-Um- 10178 (Mitte), Tel. 24 74 33 27, Ticket-Hotline
steigebahnhöfen, dort außerdem in den Rei- 241 46 35. (S und U2, U5, U8 Alexander-
semärkten und gegebenenfalls Bahnsteig- platz).
kiosken. Service-Punkte für weiterführende Medienkaufhaus Dussmann, Friedrichstr.
Informationen, Fahrplan- und Tarifauskünfte 90, 10115 (Mitte), Tel. 20 16 60 93. (S und
betreibt die BVG in zentraler Lage im U6 Friedrichstr.).
BVG-Pavillon Zoo, vor der Bahnhofhalle Showtime, Theaterkasse im Kaufhaus des
am Hardenbergplatz, tgl. 6–22 Uhr. (S und Westens (KaDeWe), Tauentzienstr. 21–24,
U2, U9 Zoologischer Garten). 10789 (Tiergarten), Tel. 217 77 54. (U1, U2,
Bahnhof Alexanderplatz, in der Vorhalle U3).
Richtung Weltzeituhr, tgl. 6–22 Uhr. (S und
U2, U5, U8 Alexanderplatz). Eintrittskarten in letzter Minute zum
S-Bahn-Verkaufs- und Informationsstel- halben Preis gibt’s bei Hekticket, ent-
len: Fahrplan- und Tarifauskünfte erteilt die
S-Bahn-Kundenhotline, Tel. 29 74 33 33. Im weder online unter www.hekticket.de,
Netz lassen sie sich unter www.s-bahn- telefonisch über das Last-Minute-Tel.
berlin.de abrufen. 230 99 30 oder in den Vorverkaufs-
Verkaufs- und Informationsschalter der stellen am Zoo und am Alex.
S-Bahn Berlin findet man in der Regel bei den
großen Umsteigebahnhöfen. Darüber hinaus Hekticket am Zoo, Hardenbergstr. 29d (im
befinden sich Kundenzentren in zentraler La- Foyer der Deutschen Bank), 10623 (Tiergar-
ge in den Bahnhöfen ten), Mo.–Sa. 10–20 Uhr, So. 14–18 Uhr.
Alexanderplatz, Mo.–Fr. 6.30–21 Uhr, (S und U2, U9 Zoologischer Garten).
Sa./So. 8–21 Uhr. (S und U2, U5, U8 Alexan- Hekticket am Alexanderplatz, Alexander-
derplatz). platz 8 (im ehemaligen Saturn), 10178 (Mit-
Friedrichstraße, Mo.–Fr. 6.30–21 Uhr, te), Mo.–Sa. 11–19 Uhr. (S und U2, U5, U8
Sa./ So. 8–21. (S und U6 Friedrichstr.). Alexanderplatz).
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92 Berlin und seine Bewohner

621be Foto:kj
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Berlin und seine Bewohner 93

Berlin
und seine
Bewohner
319be Foto: kj

217be Foto: kj

Christopher Street Day

Leierkastenfrau im Park

Farbenfroh und ausgelassen:


Karneval der Kulturen
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94 Politisches, Geografisches

Politisches Bis Ende 2000 oblag dem Senat die


ständige „Fachaufsicht“ über die Bezir-
Berlin ist ein Bundesland, zugleich ke. Seit Inkrafttreten der Verwaltungs-
Hauptstadt der Bundesrepublik reform am 1. 1. 2001, mit der eine Zu-
Deutschland und Sitz des Bundes- sammenlegung der 23 Berliner Bezir-
präsidenten. Seit dem Zusammen- ke auf nunmehr zwölf selbstverwaltete
treten der Bundesversammlung zur Großbezirke einherging, besitzt der
Wahl des Bundespräsidenten am 50. Senat nur noch ein „Eingriffsrecht“ bei
Jahrestag des Grundgesetzes, dem Beeinträchtigung der Gesamtinteres-
23. Mai 1999, ist die Hauptstadt Regie- sen Berlins. Die zwölf Bezirke arbeiten
rungssitz. Bundestag, Bundesregie- mit eigenem Teilhaushalt und eigener
rung und Bundesrat arbeiten in Berlin. Verwaltung. Die Bezirksverordneten-
Die Verfassung des Landes Berlin versammlung wählt den Bezirksbür-
aus dem Jahr 1950 gilt seit dem 1. Ja- germeister und die Stadträte.
nuar 1991 nicht mehr nur für West-, Das Berliner Wappen ist der Bär.
sondern für ganz Berlin. Sie wurde
1995 überarbeitet und per Volksab-
stimmung mit 75,1 Prozent Zustim-
mung bestätigt. Zu den wesentlichen Geografisches
Neuerungen gehören u. a. die Mög-
lichkeit der Bürger zum Volksbegeh- Größe
ren und die Gleichstellung der Frau. „Berlin ist schön, Berlin ist groß.“ So
Die Berliner Volksvertretung ist das sah der Schriftsteller und Theaterkriti-
Abgeordnetenhaus von Berlin mit ker Alfred Kerr die deutsche Hauptstadt
mindestens 130 Abgeordneten. Die im Jahr 1896. Das darauf folgende
Ausschüsse tagen öffentlich. Jahrhundert brachte zwei Weltkriege,
Das Abgeordnetenhaus wählt den Teilung, Wiedervereinigung und zahl-
Regierenden Bürgermeister (RBm) – reiche städtebauliche Experimente. So
Oberbürgermeister der Stadt und zu- lässt es sich heute trefflich darüber
gleich Ministerpräsident des Landes –, streiten, ob Berlin das Prädikat „schön“
der die Richtlinien der Politik be- noch verdient. Aber groß ist es in der
stimmt. Er ernennt und entlässt die Se-
natsmitglieder, deren Anzahl durch die
Berliner Verfassung vorgegeben und
seit der 14. Legislaturperiode neun Se-
natoren einschließlich RBm beträgt.
Die Senatoren führen ihre Ressorts als
Landesminister und kommunale De-
zernenten in Personalunion in eigener
Verantwortung, im Streitfall entscheidet
der gesamte Senat. Die Havel, vom Großen Fenster aus
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Geografisches 95

002be Foto: kj

Berlin und Bewohner


Tat. Bei maximal 38 Kilometern Länge fläche ist von Wald bedeckt und jeder,
und 45 Kilometern Breite dehnt sich der einmal mit dem Flugzeug in Tegel,
das Bundesland auf rund 890 Qua- Tempelhof oder Schönefeld gestartet
dratkilometer aus. Das entspricht etwa oder gelandet ist, wird bestätigen,
der neunfachen Größe von Paris. Zu- dass es kaum eine andere vergleichbar
sammen mit dem brandenburgischen grüne europäische Metropole gibt.
Speckgürtel jenseits der 234 Kilometer Von den Berliner Flüssen ist die bei
langen Stadtgrenze bildet die deut- Spandau in die Havel mündende
sche Hauptstadt einen der größten eu- Spree mit 45 Kilometern der längste
ropäischen Ballungsräume. Fluss im Stadtgebiet, gefolgt von der
Havel mit gut 27 Kilometern, der Pan-
Natur ke mit 21 Kilometern sowie der Dah-
Reichlich die Hälfte Berlins ist mit me und der Wuhle mit 16 Kilometern
Häusern, Betriebs- und Verkehrs- und 15 Kilometern.
flächen versiegelt, bei den anderen Spree und Dahme folgen dem Ver-
fünfzig Prozent Fläche handelt es sich lauf des Warschau-Berliner-Urstrom-
um Parks und Grünanlagen, Felder, tals, einem gewaltigen Flussbett, das
Wälder, Flüsse und Seen. Allein ein mit dem Abschmelzen der Gletscher-
knappes Fünftel der Berliner Gesamt- gebirge am Ende der letzten Eiszeit vor
092-121b.qxd 29.07.2009 11:23 Seite 96

96 Geografisches

rund 10.000 Jahren entstand und in je- nen und auch die höchsten natür-
ner fernen Zeit auch die Wassermas- lichen Erhebungen – die Müggelberge
sen von Oder und Weichsel zur Elbe (114,7 m), der Schäferberg (103 m)
führte. Als die beiden großen öst- und der Havelberg (97 m) – tragen
lichen Ströme später einen weniger wesentlich dazu bei, dass Berlin insge-
umständlichen Weg nach Norden hin samt auf einen stattlichen Durch-
fanden, hinterließen sie in dem tro- schnitt von immerhin 35 Metern über
ckengefallenen Bett neben einigen dem Meeresspiegel kommt.
Dünen vor allem Sümpfe und riesige
Sandflächen. Die gesamte heutige Lage
Berliner Innenstadt liegt im Urstromtal Geografisch liegt die deutsche Bun-
und ist bei einem extrem hohen deshauptstadt mit den Koordinaten
Grundwasserspiegel überwiegend auf des Roten Rathauses auf 52°31’12“
Sand gebaut. nördlicher Breite und 13°24’23“ östli-
Havel, Dahme und Spree bilden mit cher Länge. Die Ortszeit liegt nur 6
ihren Ausbuchtungen neben einigen Minuten 22 Sekunden hinter der Mit-
Grundwasserseen den größten Teil teleuropäischen Zeit, die quasi einen
der Berliner Seen. Nach dem Müggel- Katzensprung von der Spree-Metro-
see folgen der Tegeler See, der Lange pole entfernt im polnischen Trzęsacz
See und an vierter Stelle der vielbesun- auf dem 15. Meridian östlicher Länge
gene Wannsee als die größten Gewäs- eingestellt wird.
ser im Stadtgebiet. Sie sind weitge-
hend von Wäldern umgeben, meist in Klima
Form einer Kiefernheide, einem auf Es herrscht ein kontinental beein-
den Sandböden gedeihenden, mit Bir- flusstes, recht trockenes Klima vor.
ken und Eichen durchsetzten, sehr So kann sich die berühmte Berliner
lichten, knorrigen Kiefernwald, dessen Luft, Luft, Luft bei allgemein schöner
wundervoll duftender, dichter Nadel- Großwetterlage im Sommer sehr
teppich bis auf Wacholder oder das stark erwärmen. Heiße Tage, an denen
bedürfnislose Heidekraut kaum Unter- das Thermometer im Schatten über
holz hochkommen lässt. die 30 °-Marke hinaufklettert, sind kei-
Größere Buchenbestände finden ne Seltenheit. Die Antwort ein halbes
sich auf den ton- und kalkhaltigen Jahr später können klirrend kalte Win-
Mergelböden der beiden Hoch- termonate mit Temperaturen bis gele-
flächen, die im Norden und Süden gentlich –10 °C sein. In den letzten
sanft gewellt das Urstromtal begren- zehn Jahren kam das allerdings nur
zen: nördlich der Barnim mit einer noch selten vor.
Höhe zwischen 50 und 60 Metern
und südlich, mit dem Grunewald und
den meisten Havelseen, der 45 bis
55 Meter hohe Teltow. Die Hochebe- Schöner Wohnen am Wasser in Köpenick
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Administratives und Städtebauliches 97

003be Foto: kj

Berlin und Bewohner


Administratives Ein jeder Bezirk ist eine selbststän-
dige Stadt, die jeweils über ein Rathaus,
und Städtebauliches Bürgermeister, Bezirksamt und Bezirks-
verordnetenversammlung, Behörden,
Bezirke Schulen, Krankenhäuser, Dienstleis-
Berlin ist in Ausdehnung und Ein- tungszentren, Einkaufsboulevards und
wohnerzahl die größte Stadt Deutsch- zentrale Märkte verfügt. Wenn bei-
lands. Sie ist in zwölf politisch und ad- spielsweise der Spandauer sagt, er
ministrativ selbstständige Bezirke auf- fährt in „die Stadt“, hat er damit nicht
geteilt, deren Grenzen im Wesentli- etwa den Ku’damm oder die Friedrich-
chen auf das „Gesetz über die Bildung straße, sondern die Spandauer Altstadt
einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ im im Sinn, ebenso wie der Schöneberger
Jahr 1920 zurückgehen. Seinerzeit wur- seine Hauptstraße oder der Neuköll-
den die Städte Charlottenburg, Köpe- ner seine Karl-Marx-Straße meint.
nick, Lichtenberg, Neukölln, Schöne- Die Berliner Bezirke müssen den
berg, Spandau und Wilmersdorf sowie Vergleich mit anderen deutschen
59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke Großstädten nicht scheuen. So nimmt
mit Berlin zum damals 878,35km2 zäh- Pankow, wo über 360.000 Menschen
lenden Groß-Berlin zusammengelegt. leben, nach Bochum und Wuppertal
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98 Die Berliner

Rang 18 unter den deutschen Groß- Städtebauliche Zonen


städten ein; gefolgt von den Bezirken Entsprechend der geschichtlichen
Mitte (344.000 Ew.) und Tempelhof- Stadtentwicklung lassen sich trotz Tei-
Schöneberg (332.000 Ew.), dann den lung und Wiedervereinigung bis heu-
Städten Bielefeld (319.000 Ew.) und te drei städtebauliche Zonen vonein-
Bonn (315.000 Ew.) sowie den Be- ander unterscheiden: die Innenstadt
zirken Charlottenburg-Wilmersdorf mit dem Tiergarten und dem histori-
(315.000 Ew.) und Neukölln (305.000 schen Stadtkern Altberlin/Alt-Cölln so-
Ew.) als den beiden letzten deutschen wie den ihn ringsum umgebenden, bis
Großstädten oberhalb der 300.000- Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten
Einwohner-Marke. Mit seinen 218.000 Vorstädten. Hier befindet sich der
Einwohnern ist Spandau als kleinster größte Teil der Berliner Sehenswürdig-
Berliner Bezirk etwas größer als die keiten.
rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Die Innenstadt wird umschlossen
Mainz oder die thüringische Landes- von einem in wilhelminischer Zeit in
hauptstadt Erfurt. Form von Mietskasernen nahezu kreis-
Am dichtesten ist die Besiedlung im förmig entstandenen Großstadtgür-
Stadtteil Kreuzberg, wo sich 14.600 tel mit dem Arbeiterviertel Wedding
Menschen auf einem Quadratkilome- und Prenzlauer Berg im Norden, Fried-
ter drängeln, gefolgt von Prenzlauer richshain im Osten, Kreuzberg und
Berg mit 12.700 Köpfen pro Quadrat- Schöneberg im Süden sowie den
kilometer und an dritter Stelle Schöne- überwiegend gutbürgerlichen Bezir-
berg mit 12.300 Einwohnern pro Qua- ken Wilmersdorf und Charlottenburg
dratkilometer. Den größten Freiraum im Westen.
genießen die Zehlendorfer im grünen Um den Großstadtgürtel legt sich
Südwesten (1400 Einwohner/qkm) und wiederum das grüne Band der Außen-
noch mehr die Köpenicker im grünen bezirke mit Villenvierteln, Gartenstäd-
Südosten, die mit nur 900 Menschen je ten, Dörfern, Wäldern und Seen.
Quadratkilometer die Gegend rund
um den Großen Müggelsee bevölkern.

Kiez Die Berliner


Die kleinste berlinische Einheit ist
der Kiez, das Wohnviertel mit dem Einwohnerzahl
Einkaufsladen, dem Wochenmarkt Über 3,4 Millionen offiziell regis-
und der Stammkneipe um die Ecke, in trierte Menschen leben in der Spree-
dem man zu Hause ist und fast jeden Metropole, womit sie mehr Einwohner
kennt und das man deshalb nur not-
wendigerweise verlässt. Oder würde
ein Frankfurter etwa unaufgefordert Das Leben ist eine Baustelle –
nach Wiesbaden fahren? Potsdamer Platz vor der Jahrtausendwende
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Die Berliner 99

004be Foto: kj

Berlin und Bewohner


als Schleswig-Holstein oder Sachsen- auch die „Bonner“ bevorzugten ein
Anhalt zählt, ein bisschen weniger als Häuschen im Grünen.
Rheinland-Pfalz und etwa die Hälfte Seit 2006 wendet sich nun das Blatt,
der Bevölkerung Niedersachsens. Bis die Zahl der Berliner steigt wieder
2005 sank die Einwohnerzahl entge- leicht. Zu verdanken ist das vor allem
gen allen früheren Annahmen bestän- der Zuwanderung ausländischer Mit-
dig, und trotz Berlin-Hype und Regie- bürger, außerdem dem Babyboom
rungsumzug ging man von einem der Jungakademiker in den Stadtteilen
auch in Zukunft anhaltenden Bevölke- Charlottenburg, Friedrichshain und
rungsschwund aus. Wer es sich leis- Prenzlauer Berg, die als Studenten vor
ten konnte, zog hinaus aus der Stadt zehn Jahren kamen und mittlerweile
ins brandenburgische Umland, und die neue urbane Mittelschicht bilden.
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100 Die Berliner

Insgesamt verließen seit dem Mau- den oder verwitwet ist. Bei den Ledi-
erfall fast 1,7 Millionen Menschen die gen dominieren die Männer, womit
Stadt. Ebenfalls 1,7 Millionen – und da- auf dem Heiratsmarkt insgesamt Pari
mit jeder Zweite, der heute in Berlin herrscht.
mit erstem Wohnsitz gemeldet ist –, Jüngster aller Berliner Bezirke ist
zogen nach der Wiedervereinigung an Friedrichshain-Kreuzberg mit einem
die Spree. In keiner anderen deut- Durchschnittsalter von 37,2 Jahren.
schen Stadt hat es seit 1990 einen so
massiven Bevölkerungsaustausch ge- Einwanderungen
geben. Fast die Hälfte der Berliner sind Zwölf Jahre nationalsozialistischer
noch keine zwanzig Jahre Berliner – Terror 1933–1945 mit Vernichtungs-
ganz im Sinne der altüberlieferten Le- krieg und dem Völkermord an den Ju-
benskultur an der Spree. den wollen so gar nicht zu den Spree-
Und nicht nur für Menschen, auch Athenern passen, die traditionell eher
für Hunde besitzt die Stadt eine hohe tolerant und multikulti eingestellt
Anziehungskraft. Die Anzahl der „Frau- sind, da von Haus aus selbst ein kun-
chen“ und „Herrchen“ steigt parallel terbuntes Bevölkerungsgemisch.
mit der Zunahme der Singlehaushalte, 1685 strömten nach dem „Edikt von
wobei die Faustregel gilt: Je kleiner die Potsdam“ Glaubensverfolgte aus halb
Bude, desto größer der Hund. Für Europa in das unfruchtbare östliche
über 120.000 Vierbeiner wird alljähr- Sandland, in welchem ein im europäi-
lich Hundesteuer gezahlt, die Dunkel- schen Machtpoker äußerst unwichti-
ziffer an steuerhinterziehenden Kötern ger Kurfürst „jottwede“ (janz weit
lässt sich anhand ihrer Hinterlassen- draußen) über eine Handvoll Men-
schaften allenfalls schätzen. Bei 55 Ton- schen regierte: Es kamen Böhmer und
nen Hundekot täglich kommt man auf Holländer, Salzburger und französi-
eine zusätzliche Zahl zwischen 40.000 sche Hugenotten. Die in Frankreich
und 50.000. verfolgten protestantischen Glaubens-
flüchtlinge machten um 1700 ein Fünf-
Bevölkerungsstruktur tel der Berliner Bevölkerung aus, d. h.
Insgesamt ist Berlin ein Stadt der jeder fünfte Berliner war ein Franzose.
jungen bis mittelalten Erwachsenen. Bereits 1671 wurde die Jüdische Ge-
Die Altersgruppe der 20- bis unter 45- meinde gegründet.
Jährigen ist mit fast 40 Prozent Bevöl-
kerungsanteil am stärksten vertreten.
Die 45- bis unter 60-Jährigen schlie-
ßen sich mit rund 27 Prozent als zweit-
größte Gruppe an.
Zur Freude des starken Geschlechts Über 3,4 Millionen Menschen
überwiegt der Anteil der holden können heute von sich behaupten:
Weiblichkeit, die zumal öfter geschie- „Ick bin ein Berliner.“
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Die Berliner 101

320be Foto: kj

Berlin und Bewohner


Im Zeitalter der Industrialisierung Berliner heute
bereicherten diese märkische Me- Heute leben über 473.000 ausländi-
lange ungezählte deutsche und polni- sche Mitbürger aus 186 Staaten der
sche Arbeitskräfte aus Pommern, Ost- Welt in der Bundeshauptstadt. Jeder
preußen und insbesondere aus Schle- vierte Einwohner hat einen Migrations-
sien sowie im Zuge der russischen hintergrund, oder in Zahlen ausge-
Revolution Emigranten aus dem ent- drückt: 863.000 Berliner. Davon be-
stehenden Sowjetreich. Nach dem Ers- sitzen 42 Prozent die deutsche Staats-
ten Weltkrieg zählte die russische Ge- angehörigkeit. Den Löwenanteil stel-
meinde mit ihrem Brennpunkt in len die türkischstämmigen Berliner, ge-
„Charlottengrad“ annähernd 300.000 folgt von Menschen aus dem ehemali-
Menschen. Zur Zeit der deutschen gen Jugoslawien und auf Platz 3 Polen.
Teilung wanderten nach Westberlin Stark vertreten sind außerdem Italie-
vornehmlich Südeuropäer, Kurden, ner, Russen, US-Amerikaner, Franzo-
Palästinenser und vor allem Türken sen, Griechen und Briten.
und Schwaben ein, in Berlin/Haupt- Summa summarum gibt es in Berlin
stadt der DDR kamen Thüringer, Viet- also sehr viele Berliner. Gebürtige Ber-
namesen und Sachsen hinzu. liner, echte Berliner, Neuberliner,
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102 Eene kleene Abschweifung zu’t Jemüt

Eene kleene Abschweifung zu’t Jemüt


vonne balinüsche Einjesessene

„Es lebt aber, wie ich in allem merke, in Ber- Wat unsre olle Muse Berolina hia damit
lin ein so verwegener Menschenschlag bei- „unta Jänsekrätzchen“ auseinanderposa-
sammen, dass man mit der Delikatesse mentiern will, meint nüscht jeringeret als
nicht weit reicht, sondern dass man Haare unsre uffet balinüsche Jemüt bezüchliche
auf den Zähnen haben und mitunter etwas Filosofie: „Erst komm icke. Denn komm ick
grob sein muss, um sich über Wasser zu nochma. Denn kommt ne janze Weile jar
halten.“ nüscht, un denn kommste noch lange
Nee, hamwa det mit Bejeisterung uffje- nich“, wie et unlängst oochm Vizeproto-
nommen, watter olle Joethe da üba uns kollheini von et Auswärtije Amt unta seine
Einjeborne vazappt hat!!! Nich dass wa mit entzündeten Oochen jetreten is. „Ich erle-
unsere jottjejebene Muttawitz desterwejen be es“, sachta mitn vaärjerten Jesichtsfal-
gleich von Balin zu Prahlin übajewechselt tenwurf neunzehnsiebnneunzich bein Be-
wärn. Aba et schmeichelt doch zurück- such von sone ausländischen Staatskopp,
blicklich uff det Scheniale, wat wa nu ehmt wofür se disswejens eijens ‘n Damm für ab-
ma ham. Un wie de Burchtheatadirex Lau- jesperrt ham, sachta: „dass Berliner Auto-
be anno 1837 noch eens drufforjelt mit die fahrer, die durch unsere protokollarischen
Aussaache „der Berliner ist grob“, sachta, Wagenkolonnen gestoppt werden, mit
„zanksüchtig, ohne Sentimentalität, eitel,“ Hupkonzerten reagieren oder schimpfend
– da musset eem doch vor lauta Kompli- aussteigen und uns einen Vogel zeigen.
mentiererei direkt de Schamesröte inne Das geht doch nicht!“ Echt knorke!
Oochen treibn. Wat üban Daumen jepeilt vonne Welt nu
Nu, ohne det Eijenlob schtinkt, möcht ick aba die jrößte Lobdudelei an uns Balina is,
doch saachen, de Balina träächt schließlich is von die italienische Aasgeige Cagliostro:
allet Menschenmöchliche mit bei, um sein „Berlin – ekelhafte Stadt! Kein Mensch
miesen Charakta zu vafestijen. Woruff, glaubt einem was.“
wenn ick mir so zu behauptn erlaubn derf, Nee, Jott, die Freude! Bei soville Blüme-
zujejeben de janze Erdkujel neidisch uff un- kins wird eem ja jleich zweema menschen-
saeens is. Wat ja janz im Eijentlichen vonne freundlicha umme Zwirbeldrüse. Oda, wie
wahre balinüsche Jröße zeucht ... un wat wia jerüat uff balinüsch zu saachen pflejen:
bloß die uffällich jeistetzerüttete Indewie- da wirds eem janz melanchlöterisch inne
djums nich direktemang inne Bulljong- Herzjejend.
jlocke jehn will. Sehnse, all det is Balin. Se müssn nur ma
Ehr’nsache, uns kann keena! Oda, um den Kaviar aus Ihre Oochen puhlen un ornt-
mir vaständlich uff jut deutsch auszedrickn: lich hinkieken un denn wer’n Se mit sehr
„Ick sitz am Tisch un esse Klops. Uff een- jroßer Jewißheit ebenfalls zu diese oben an-
mal klopt’s. jefihrten vaninftije Übazeujungen jelangen.
Ick staune und verwundre mir. Uff eenmal
jeht se uff, de Dier. Buchtipp: Entdecken Sie die erfri-
Ick stehe uff un denk: nanu? Jetzt isse uff, schende, humorvolle Mentalität der Berli-
erst war se zu. ner mit dem Kauderwelsch Band 139 „Ber-
Ick jehe raus un kieke. Wer steht draußen: linerisch – das Deutsch der Hauptstadt“
Icke!“ aus dem REISE KNOW-HOW Verlag.
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Karte Seite 108 Geschichte 103

Wahlberliner, Berliner mit oder ohne Sieg über die Slawen


Wahlrecht, genau so, wie sie Wilhelm 928/29 zieht der deutsche König Hein-
Lehmann in seiner mutigen Charakter- rich I. (um 875–936) mit seinem Heer gegen
die Elbslawen, erobert Brennabor an der Ha-
studie „Die schrecklichen Berliner“ be- vel und weitere slawische Gebiete im Osten.
schreibt: Geborene, Gestorbene, Hie- Sein Sohn Otto I., der Große (912–973) rich-
sige, Auswärtige und Sonstige. Und sie tet 936/37 zwei Grenzmarken gegen die Be-
alle eint das Einzigartige, Einmalige, siegten ein, macht sie bis zur Oder hin zins-

Berlin und Bewohner


pflichtig und leitet ihre Christianisierung ein.
welchem schon Präsident John F. Ken-
Nur wenig später, im Jahr 948, werden die
nedy 1963 erlag: „Vor zweitausend Bistümer Havelberg und Brandenburg ge-
Jahren“, bemerkte er, „war der stolzes- gründet, ab 968 sind sie dem Erzbistum Mag-
te Satz, den ein Mensch sagen konnte, deburg unterstellt. Die slawischen Stämme
antworten mit Aufständen.
der: Ich bin ein Bürger Roms. Heute ist
Insgesamt wird über drei Jahrhunderte um
der stolzeste Satz, den jemand in der das karge, sumpfige Sandland gerungen, bis
freien Welt sagen kann: Ich bin ein im 12. Jahrhundert unter dem Harzer Grafen
Berliner.“ von Ballenstedt, Albrecht dem Bären (1100–
1170) aus dem Haus der Askanier, die ost-
deutsche Kolonisation ihren Anfang nimmt.
1134 belehnt Kaiser Lothar III. den Bären mit
Geschichte der Nordmark (der heutigen Altmark). 1136
gewinnt er die Prignitz hinzu und sichert sich
durch eine freundschaftliche Verbindung mit
Praeludium dem Hevellerfürsten Pribislav von Branden-
burg außerdem die Erbfolge im Havelland.
Ein Waffengang nach Pribislavs Tod bleibt
Erste Siedler
dennoch nicht aus: 1157 nimmt Albrecht die
Um die Zeitenwende siedelt im Gebiet Brandenburg ein und nennt sich daraufhin
zwischen mittlerer Elbe und Oder der ger- Markgraf von Brandenburg.
manische Stamm der Semnonen. Nach
178 n. Chr. verlieren sich seine Zeugnisse für
diesen Raum, denn zur Zeit der Völkerwan- Stadtluft macht frei
derung verlassen die Germanen die Regio-
nen östlich der Elbe. In diese Gebiete wan-
dern etwa ab Mitte des 6. Jahrhunderts sla- Entstehung von Cölln und Berlin
wische Völker ein: in den Havel-Spree-Raum Die genauen Gründungsjahre der Orte
westlich vom heutigen Berlin vor allem die Berlin und Cölln zu beiden Seiten der Spree
Heveller mit ihrem Hauptort Brennabor (auf Höhe der heutigen Mühlendammbrü-
(Brandenburg) und östlich die Sprewanen, cke) sind unbekannt. Lange Zeit nahm man
deren Stammesfürst in einer um 825 erbau- an, dass diese Ereignisse um das Jahr 1230
ten Burg auf der Schlossinsel Köpenick resi- stattfanden. Doch dann gruben Archäologen
diert. Bereits anno 750 wird die vermutlich Anfang 2008 auf der südlichen Spreeinsel, ei-
hevellische Burg Spandow (Spandau) errich- nem der ältesten Orte Berlins, eine auf 1192
tet, wohingegen von einem Ort namens datierende Eichenbohle aus. Der Fund war
„Berlin“ zu dieser Zeit noch nirgends die Re- eine kleine Sensation, denn er beweist: Die
de ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist „Ber- Stadt ist älter als bisher gedacht.
lin“ jedoch ebenfalls ein ursprünglich elb- 1237 wird Cölln auf der Spreeinsel erst-
slawischer Name, genauer ein Gewässer- mals in einer Urkunde erwähnt, sieben Jahre
oder Flurname, der auf ein feuchtes, sumpfi- später taucht der Name Berlin das erste Mal
ges Gelände hindeutet. in einem Schriftstück auf.
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104 Geschichte

Ab 1251 genießt Berlin nachweislich Zoll- Friedrich II., „Eisenzahn“


freiheit und „andere gewöhnliche Rechte un- Um ihre bürgerlichen Freiheiten gegen die
serer Städte“, Cölln wird 1261 erstmalig als neuen Landesherren zu wahren, kommt es
„civitas“, als Stadt bezeichnet. Gemeinsam 1432 zur Vereinigung der beiden Städte
kontrollieren sie die Spree-Furt und fungieren Berlin und Cölln. Indes, schon Friedrich II.
als Handelskontor am Kreuzpunkt wichtiger (1413–1471), „Eisenzahn“ genannt und ent-
Handelsstraßen zwischen Flandern und Po- schlossen, die Privilegien der Bürger zu bre-
len, der Ostsee und dem Mittelmeerraum. chen, kann die Berlin-Cöllner Ratsmitglieder
entmachten. Die Bürger antworten 1447/48
mit dem Berliner Unwillen, doch dem
Weitere Entwicklung „Eisenzahn“ gelingt es den Aufstand nieder-
Kommunale Selbstverwaltung, die Freiheit zuwerfen. Zum Zeichen seines Herrschafts-
der Bürger vom Fron und nicht zuletzt die anspruchs veranlasst er auf der Cöllner Seite
Einrichtung einer Münzprägeanstalt 1280 för- der Spree den Bau eines Schlosses.
dern das Wachstum. Ende des 13. Jahrhun- Um 1450 zählt Berlin 724 Häuser und
derts ist Berlin/Cölln der Hauptstapel- und Hausbuden und Cölln 312 Wohngebäude
Handelsplatz in der Mark und mit 3000 bis plus besagtes in Bau befindliche Schloss, das
4000 Einwohnern bereits größer als die älte- der Kurfürst 1451 bezieht. 1470 wird Berlin
ren Nachbarstädte Spandau oder Köpenick. zur Residenzstadt der brandenburgischen
1307 kommt es mit Verbindungen im Ge- Kurfürsten.
richtswesen, der kirchlichen Organisation so-
wie einer gemeinsam geregelten Landesver- Joachim II.
teidigung zur Union zwischen den Städten.
Nur die Verwaltung der jeweils inneren An- Gut achtzig Jahre später, unter der Regent-
gelegenheiten und auch das jeweilige Stadt- schaft Joachims II. Hektor (1505–1571),
siegel bleiben weiter bestehen. gehören zur Residenzstadt Berlin-Cölln be-
reits 1322 Feuerstellen. Der Kurfürst mit
Hang zu Prunk und Festlichkeit lässt das alte
Schloss seiner Vorgänger niederreißen und
Brandenburgische Kurfürsten durch den Baumeister Kaspar Theiß einen
prachtvollen Neubau errichten. Dieses
Schloss wird später vielmals umgebaut und
Friedrich I. erweitert und schließlich als Kriegsruine 1950
Nach dem Aussterben der Askanier gerät auf Anordnung der DDR-Führung abgeris-
die Mark Brandenburg 1320 als „erledigtes sen. 1539 erfolgt der Übertritt Joachims II.
Reichslehen“ zunächst an die bayerischen zum protestantischen Glauben. Zahlreiche
Wittelsbacher und danach an das luxembur- Kirchen entstehen, darunter die St. Nikolai-
gische Herrschergeschlecht. Dessen heraus- und die Marienkirche. 1569 wird Joachim II.
ragender Exponent, König Sigismund, in Per- mit dem Herzogtum Preußen (dem späteren
sonalunion zugleich Markgraf von Branden- Ostpreußen) mitbelehnt, 1618 erlangen die
burg, bestellt 1411 den Nürnberger Burg- brandenburgischen Kurfürsten offiziell den
grafen Friedrich VI. von Hohenzollern (1371– Titel „Herzog von Preußen“.
1440) zum „rechten obersten und gemeinen Im selben Jahr beginnt der Dreißigjährige
Verweser und Hauptmann“ in der Mark. Krieg, der erste furchtbare Krieg in der Neu-
1415 ernennt er ihn zum Kurfürsten, und zeit, der das Gebiet des heutigen Deutsch-
zwei Jahre später erfolgt mit viel Pomp und lands und besonders Norddeutschlands in
Zeremoniell Friedrichs feierliche Belehnung. ein riesiges Schlachtfeld verwandelt. Die Ver-
Als Friedrich I. von Brandenburg wird er der heerungen sind fürchterlich. Berlin-Cölln be-
Stammvater aller brandenburgischen Mark- klagt den Verlust der Hälfte seiner Einwoh-
grafen und Kurfürsten, preußischen Herzöge nerschaft. Nunmehr leben wieder nur 6000
und Könige und deutschen Kaiser bis 1918. Menschen im Residenzdorf an der Spree.
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Karte Seite 108 Geschichte 105

Friedrich Wilhelm mell nicht zum Deutschen Reich gehört,


1640, acht Jahre vor Ende des Kriegs, tritt kann der Kaiser in Wien gegen die Krönung
Friedrich Wilhelm (1620–1688), der „Große keinen Widerspruch einlegen.
Kurfürst“, die Regentschaft an. Er zentralisiert 1709 geht aus Berlin-Cölln und den Neu-
die Verwaltung, schafft ein stehendes Heer gründungen Friedrichswerder, Dorotheen-
und legt damit den Grundstein für den Auf- stadt und Friedrichsstadt die zentralisierte
stieg Brandenburg-Preußens zur europäi- Einheitsgemeinde und königlich-preußische
schen Großmacht. In seine Zeit fällt die erste Residenzstadt Berlin hervor.

Berlin und Bewohner


große Erweiterung Berlins. Die Straße Un-
ter den Linden und der Marstall entstehen,
Soldatenkönig
vor der Stadt wird der Tiergarten angelegt.
Unter Leitung Gregor Memhardts (von dem König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), der
auch der erste bekannte Berliner Stadtplan „Soldatenkönig“, vollendet den Aufbau Bran-
stammt) wird Berlin nach den leidvollen Erfah- denburg-Preußens zur absoluten Monarchie.
rungen des Krieges ab 1658 zur Festung aus- Calvinistisch-fromm, streng und sparsam,
gebaut. In den folgenden 25 Jahren entsteht schafft er in rastloser Arbeit einen effizient
rund um Berlin-Cölln ein gewaltiges Wehr- verwalteten Militär- und Beamtenstaat, sa-
system mit insgesamt 13 Bastionen. Sogar niert die Staatsfinanzen und erzieht seine Un-
Friedrichswerder, die erste der kurfürstlichen, tertanen zu unbedingtem Gehorsam. 1717
von Berlin-Cölln unabhängigen Neustädte, werden der Tiergarten der Öffentlichkeit zu-
wird in das Befestigungswerk mit einbezogen. gänglich gemacht und die Schulpflicht einge-
1685 erlässt Friedrich Wilhelm das Edikt führt. Drei Jahre später findet erstmals eine
von Potsdam, das Glaubensflüchtlingen aus Volkszählung statt: Berlin hat 64.000 Einwoh-
aller Welt bei freier Religionsausübung ein ner. Abermals wandern Ausländer zu, nun
Niederlassungsrecht in Brandenburg ge- besonders Protestanten aus Böhmen.
währt. Die in Frankreich verfolgten Hugenot- Erste Textilmanufakturen entstehen und
ten stellen bald darauf ein Fünftel der Berliner die sechs Meter hohe Akzisemauer (Zoll-
Bevölkerung. Bereits 1671 wird die Jüdische mauer) wird errichtet, die nicht nur die Zoll-
Gemeinde gegründet. Insgesamt wächst die abgaben gewährleisten, sondern auch das
Stadt ab 1650 von 6000 auf stolze 55.000 Ein- Desertieren von Soldaten unterbinden soll.
wohner im Jahr 1700 (zum Vergleich: London Im Todesjahr Friedrich Wilhelms I. 1740 zählt
zählt in jener Zeit über 700.000 Menschen). Berlin 100.000 Einwohner, ein Fünftel davon
sind Soldaten mit ihren Familien.

Preußische Könige Friedrich der Große


Sein Sohn Friedrich II., der Große (1712–
Erste Krönung 1786), nutzt diese militärische Schlagkraft,
Der Friede von Oliva 1660 bestätigt die um kurz nach seinem Regierungsantritt 1740
Souveränität des brandenburgischen Kurfürs- gegen Schlesien zu ziehen, die reichste Pro-
ten im Herzogtum Preußen, womit die Ge- vinz der österreichischen Habsburger. Nach
schichte Preußens und damit der Aufstieg dem Zweiten Schlesischen und dem Sieben-
Berlins zur europäischen Metropole ihren jährigen Krieg (1756–1763) ist das Haus
Anfang nimmt. 1696 wird die Akademie der Habsburg entschieden geschwächt und
Künste gegründet, 1700 die Societät der Wis- Preußen endgültig Großmacht.
senschaften, 1701 beginnt man mit dem Bau Friedrich II. ist Feldherr, Staatsmann und
des Deutschen und des Französischen Doms. Schöngeist zugleich, betrachtet sich als „ers-
Im selben Jahr krönt sich Friedrich III. ter Diener des Staates“ und führt das Land im
(1657–1713), Sohn des Großen Kurfürsten, in Sinne eines auf das Heer gegründeten, auf-
Königsberg zu Friedrich I., König in Preu- geklärten Absolutismus. Die brandenburgi-
ßen. Da die ostpreußische Hauptstadt for- schen Sümpfe werden urbar gemacht, Stra-
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106 Friedrich der Große

Der Flötenspieler von Sanssouci –


Friedrich der Große

Im armen Preußen, einem der zu jener Zeit Der Widerstand gegen den brutalen Va-
rückständigsten deutschen Staaten, erblickt ter ist damit gebrochen, Friedrich schwört,
am 24. Januar 1712 in Berlin, der Residenz- künftig „blindlings den väterlichen Willen
stadt dieses erst elf Jahre vorher gegründe- zu befolgen“. Auf dessen Befehl hin erfolgt
ten Königreichs, Baby Friedrich von Hohen- 1732 die Verlobung mit Elisabeth Christine
zollern das Licht der Welt. Im Jahr darauf, von Bevern-Braunschweig, welche ihm die
1713, besteigt sein Vater als König Friedrich Entlassung aus der Küstriner Verbannung
Wilhelm I. den preußischen Thron. Fortan einbringt, und ein Jahr später die Heirat,
auch Landesvater, lehrt der „Soldatenkö- wobei Friedrich zu diesem Zeitpunkt schon
nig“, wie man ihn bald nennt, den Sohn wie entschlossen ist, die ungeliebte Prinzessin
das Volk gleichermaßen „Zucht und Ord- nach dem Tode des Vaters zu verstoßen.
nung“ sowie „unbedingten Gehorsam“ Die Jahre von 1736 bis 1740 verlebt er un-
und baut das kleine Preußen zur viert- beschwert im Freundeskreis auf Schloss
stärksten Militärmacht Europas auf. Um sei- Rheinsberg in der nördlichen Mark, wo
nen Sohn Friedrich in „wahrer Liebe zum auch die von einem vierzigjährigen Brief-
Soldatenstand“ zu erziehen, ehrlich, rein- wechsel begleitete Freundschaft mit dem
lich und mit der Gesinnung, dass ein König französischen Dichter und Philosophen
„der erste Diener seines Staates“ sei, hagelt Voltaire beginnt.
es zu jeder Gelegenheit Hiebe auf den 1740 stirbt der Soldatenkönig und hinter-
Rücken des Kindes. Das ist oft mit größten lässt seinem Sohn neben einer schlagkräf-
Demütigungen verbunden, da der Vater tigen Armee ein effizientes, geordnetes
bevorzugt, Stockschläge und Beschimpfun- Staatswesen mit randvoll gefüllten Truhen.
gen öffentlich vor Ministern, Generälen Friedrich, nun König Friedrich II. von Preu-
und Diplomaten auf den Kronprinzen nie- ßen, führt das gestrenge Aufbauwerk sei-
dergehen zu lassen. Dieser entwickelt sich nes Vaters fort, fortan um die Ideen der
indes zum zartgliedrigen Schöngeist, der Aufklärung und die Schönen Künste berei-
sich dem Spiel auf der Querflöte, der Philo- chert. Freund Knobelsdorff beauftragt er
sophie, der Literatur und der französischen mit dem Bau eines Opernhauses Unter den
Sprache verschreibt. Die Vater-Sprache, Linden und ruft Gelehrte aus aller Welt
das Deutsche, beherrscht er zeitlebens nur nach Berlin. Die Todesstrafe wird abge-
„wie ein Kutscher“. schafft und die Zensur aufgehoben. In reli-
1730 misslingt dem mittlerweile 18-jähri- giösen Fragen herrscht Toleranz, „denn hier
gen Thronfolger eine mit Hilfe seiner Freun- muss ein jeder nach seiner Fasson selig
de Katte und Keith geplante Flucht nach werden,“ wie Friedrich erklärt.
England. Er wird verhaftet und auf Befehl Im gleichen Jahr stirbt in Wien der deut-
seines Vaters als Deserteur in die Festung sche Kaiser Karl VI. ohne männlichen Nach-
Küstrin verbracht. Keith kann entkommen, folger und halb Europa schickt sich an, sei-
für den geliebten Katte gibt es dagegen ner Tochter Maria Theresia die habsburgi-
kein Pardon. Vor den Augen Friedrichs wird sche Erbfolge streitig zu machen. Ohne
er in Küstrin hingerichtet. Not und bar jeder Rechtsgrundlage mar-
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Friedrich der Große 107

Berlin und Bewohner


schiert Friedrich mit seinen Truppen in die geschieht, als nach dem Tod der Zarin Elisa-
Habsburgerprovinz Schlesien ein und ent- beth der glühende Friedrich-Verehrer Peter
fesselt mit diesem Ersten Schlesischen von Holstein-Gottorf als Peter III. den russi-
Krieg (1740–1742) die österreichischen schen Thron besteigt und zu Gunsten
Erbfolgekriege. Im Zweiten Schlesischen Preußens das Bündnis wechselt. Nach dem
Krieg (1744/45) verteidigt der König seine Frieden von Hubertusburg 1763 ist Preu-
Eroberung mit Erfolg. Preußen unter Fried- ßen endgültig Großmacht.
rich dem Großen, wie man ihn nun nennt, Den letzten ungeheuerlichen Landraub
ist damit als europäische Militärmacht an- begeht König Friedrich II. neun Jahre später
erkannt. gemeinsam mit Russland und Österreich.
Die folgenden zehn Friedensjahre Mit Zarin Katharina II. und seiner ehemali-
gehören der Innenpolitik und der Kultivie- gen Erzfeindin Maria Theresia im Bund ver-
rung des Landes. Friedrich befiehlt den An- leibt er sich im Zuge der Ersten Polnischen
bau der Kartoffel, lässt die Sümpfe entwäs- Teilung 1772 Westpreußen, das Ermland
sern, Deiche und Kanäle bauen, das Land und den Netzedistrikt ein. „Fridericus Rex“,
urbar machen und Dörfer errichten. Nach der große Friedrich, ist mit 51 Jahren einer
einer selbstgefertigten Skizze entsteht un- der populärsten Herrscher Europas. Insge-
ter der Leitung von Knobelsdorff in Pots- samt 350.000 Menschen aus aller Herren
dam das verspielte Sommerschloss Sans- Länder wandern während seiner Regent-
souci, „ohne Sorge“, in dem sich der König schaft nach Preußen ein, in diesen in jener
dem vertrauten Gespräch mit Voltaire, dem Zeit beispiellos aufgeklärten, modernen
Flötenspiel, Komponieren und Verse- und zugleich merkwürdig altertümlichen
schmieden hingibt. 1756, am Morgen des Staat, der sich innerhalb eines Menschenle-
Siebenjährigen Kriegs, hat er seine elegan- bens aus völliger Bedeutungslosigkeit zur
ten Röcke nach neuestem Pariser Schick europäischen Großmacht erhoben hat. Zu-
seit Jahren längst abgelegt und durch einen gleich ist Friedrich der Große auch zum
„Sterbekittel“, eine schlichte blaue Uniform störrischen, misanthropen „Alten Fritz“ ge-
ersetzt, wie sie ähnlich schon der Vater worden. Von greisenhafter Statur und auf
trug. Der Krückstock ist der ständige Be- den Krückstock gestützt, die Uniform abge-
gleiter des 1,65 Meter kleinen Mannes aus wetzt, die Weste vom Priemen bekleckert
Berlin, der inzwischen europaweit ein und der Zopf bis fast auf den Allerwertes-
mächtiger und gefürchteter Herrscher ist. ten gewachsen, zeigt sich dieser verlotter-
Um dem Angriff seiner Feinde auf Preu- te, früh gealterte Mann seinem Volk nur
ßen zuvorzukommen, marschiert Friedrich noch selten.
ohne Kriegserklärung 1756 überraschend Einsam stirbt der kinderlose Friedrich, mit
in Sachsen ein. Der Siebenjährige Krieg ge- einer verschlissenen Uniform bekleidet, am
gen Frankreich, Österreich und Russland 17. August 1786 in den Armen seines Die-
beginnt, der Preußen nach anfänglichen ners Strützki in Sanssouci.
Siegen endlich an den Rand des Unter-
gangs führt. Das „Wunder von Preußen“
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108 Geschichte

Rosenthaler Tor Schönhauser


Hamburger Königs-
Tor Tor Tor
Neues Tor
Oranienburger Prenzlauer
Tor Tor
ERWEITERUNG FRIEDRICHSHAIN

SPANDAUER VORSTADT
1699
FRIEDRICH- KÖNIGSSTADT
WILHELM-STADT 1690 Landsberger Tor
1830
ERWEITERUNG
UNTER- Be 1802
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BAUM NEUE AUSLAGE st
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ST. MARIEN

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1448 ST. NIKOLAI
DOROTHEENSTADT

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Branden- STRALAUER

ite
burger Spree VORSTADT
Tor CÖLLN ERWEITERUNG
1690

ng
um 1230 1802
g
FRIEDRICHS- g unR
s t i SSE
WERDER fe A
1658 Be W Niederschlesischer
Bahnhof
FRIEDRICHSTADT AM
1688 NEUCÖLLN-
Postdamer
Tor LUISENSTADT
(1695) 1802
Postdamer
Bahnhof

FRIEDRICHSTADT
ERWEITERUNG
ER WEITERUNG Stralauer
Anhaltisches Tor 1734 LUISENSTADT Tor
ERWEITERUNG
ER WEITERUNG
1840
Anhalter
Bahnhof OBERBAUM
Schlesisches
Tor
Köpenicker
Hallesches Cottbuser Tor Tor
Tor
Wasser-Tor

ßen und Kanäle gebaut und rund 300.000 Die sozialen Spannungen nehmen zu.
Menschen angesiedelt. 1774 öffnet das Berliner Armenhaus seine To-
1742 eröffnet in Berlin das Opernhaus Un- re. In den Seidenmanufakturen kommt es zu
ter den Linden als der erste Bau des vom Kö- Streiks. Im Todesjahr Friedrichs II. zählt Berlin
nig und seinem Architekten Knobelsdorff ge- 147.388 Einwohner.
planten Forum Fridericianum, zu dem sich
bis 1780 noch die Hedwigskirche, die Biblio-
thek und das Prinz-Heinrich-Palais hinzuge- Reformen
sellen. Ab 1770 wird die Straße Unter den In die Regierungszeit Friedrich Wilhelms II.
Linden mit vornehmen Herrenhäusern zum (1744–1797), seit 1786 König von Preußen,
Prunkboulevard ausgebaut. fällt der Bau des Brandenburger Tors, heute
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Geschichte 109

lins nach sich zieht. Unter Steins Nachfolger


Rosenthaler Tor Schönhauser Königs-
Berlin um 1840 Fürst von Hardenberg erfolgt 1810 die Eröff-
Hamburger Tor nung der Berliner Universität, 1812 die
Neues Tor Tor Tor
Oranienburger Prenzlauer „Judenemanzipation“, mit der die jüdischen
Tor Tor Einwohner Preußens zu preußischen Staats-
ERWEITERUNG FRIEDRICHSHAIN bürgern erklärt werden, und 1814 die Ein-
SPANDAUER VORSTADT führung der allgemeinen Wehrpflicht.
1699
FRIEDRICH- KÖNIGSSTADT

Berlin und Bewohner


WILHELM-STADT 1690 Landsberger Tor
1830 Sieg über Napoleon
ERWEITERUNG
UNTER- Be 1802 0 500 m 1813 wird Berlin zum Brennpunkt der „na-
fe
BAUM NEUE AUSLAGE st tionalen Erhebung“ gegen die Besetzung
ALT BERLIN ig
1780 u
ST. MARIEN Preußens durch napoleonische Truppen. Im
ng

um 1260 März ziehen russische Soldaten in die Stadt


Be

SCHLOSS
rline

ALT BERLIN Frankfurter Tor und verjagen die bereits versprengte franzö-
1448 ST. NIKOLAI
DOROTHEENSTADT
B ef es ti gu

sische Nachhut. Generalleutnant Blücher


r Se

1674 um 1230
Branden- STRALAUER bringt die von Napoleon geraubte Quadriga
ite

burger Spree VORSTADT aus Paris nach Berlin an ihren angestammten


Tor CÖLLN ERWEITERUNG
1690
ng

um 1230 1802 Platz auf dem Brandenburger Tor zurück,


g
FRIEDRICHS- g unR nun um den preußischen Adler und das von
s t i SSE
WERDER fe A Baumeister Schinkel entworfene Eiserne
1658 Be W Niederschlesischer
Bahnhof
FRIEDRICHSTADT AM Kreuz bereichert.
1688 NEUCÖLLN- Die europäischen Großmächte beschlie-
Postdamer
ßen 1814/15 auf dem Wiener Kongress die
Tor LUISENSTADT Neuordnung des nachnapoleonischen Euro-
(1695) 1802 pas, die vornehmlich aus der Wiederher-
Postdamer stellung der alten Ordnung besteht. Die
Bahnhof
Restaurationspolitik mit Pressezensur,
FRIEDRICHSTADT Überwachung, Vereins- und Versammlungs-
ERWEITERUNG
ER WEITERUNG Stralauer verbot bringt eine Zeit äußerer Ruhe (Bieder-
Anhaltisches Tor 1734 LUISENSTADT Tor
ERWEITERUNG
ER WEITERUNG meierzeit).
1840
Anhalter
Bahnhof OBERBAUM
Schlesisches
Tor Architektur und Wirtschaft
Köpenicker Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) stellt als
Hallesches Cottbuser Tor Tor seinen ersten bedeutenden Bau in Berlin 1818
Tor
Wasser-Tor die Neue Wache fertig. Es folgen das Schau-
spielhaus, das Alte Museum, die Bauaka-
demie, die Werdersche Kirche und vieles an-
dere mehr. Der berühmte Park- und Garten-
Wahrzeichen par excellence von Berlin, die architekt Peter Josef Lenné (1789–1866)
Inbetriebnahme der ersten Berliner Dampf- zeichnet verantwortlich für zahlreiche Grün-
maschine und die Französische Revolution, anlagen, darunter 1819 für die Neugestaltung
die 1789 mit dem Sturm auf die Pariser Bastille des Tiergartens.
beginnt. 1806 besetzt Napoleon mit seinen Bereits 1816 wird in Berlin die erste deut-
Truppen die preußische Hauptstadt, in der ein sche Lokomotive fertig gestellt. Im selben
Jahr darauf der liberale Reichsfreiherr Karl von Jahr findet auf der Spree die Jungfernfahrt
und zum Stein weitgreifende Reformen für des ersten deutschen Dampfschiffs statt.
Preußen einleitet: unter anderem das Edikt 1820 werden vor dem Hamburger und dem
zur Bauernbefreiung, das eine massive Land- Oranienburger Tor außerhalb der Stadtmau-
flucht und die ungebremste Ausdehnung Ber- ern Berlins erste Mietskasernen hochgezo-
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110 Geschichte

gen. 1844 eröffnet der Zoologische Garten, fahrt 1879 in der Reichshauptstadt. Drei
1845–1850 wird nach Lennés Planung der Jahre später nimmt die Stadtbahn auf ihrer
Landwehrkanal erbaut, 1846 geht die erste Hauptstrecke zwischen Charlottenburg und
Pferde-Omnibuslinie in Betrieb. dem Schlesischen Bahnhof den regelmäßi-
Berlin hat inzwischen über 400.000 Ein- gen Verkehr auf und 1886 wird der Kurfür-
wohner, nach den Eingemeindungen von stendamm zum Prachtboulevard ausgebaut.
Wedding, Gesundbrunnen, Moabit und dem Seit dem Austritt aus der Provinz Branden-
Norden von Schöneberg und Tempelhof 1861 burg 1883 ist Berlin ein selbstständiger Ver-
sind es schließlich über eine halbe Million. waltungsbezirk.
Im „Dreikaiserjahr“ 1888 übernimmt nach
dem Tod Wilhelms I. und Friedrichs III. schließ-
Revolutionen
lich Wilhelm II. (1859–1941) die Regierungs-
Infolge der Julirevolution 1830 in Paris geschäfte. Die pompöse Epoche des Wilhel-
kommt es auch in Berlin zu Ausschreitungen, minismus spiegelt sich im Bau des überdi-
woraufhin 1831 eine Städteordnung „zur Er- mensionierten Berliner Doms (1893–1905),
haltung der Ruhe in Deutschland“ in Kraft tritt. der 1895 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Ge-
Im Revolutionsjahr 1848 wird Berlin zum dächtniskirche und nicht zuletzt des 1894
Zentrum der „Märzrevolution“. Nach einem nach dem Entwurf Paul Wallots fertig gestell-
heißen Sommer zieht General von Wrangel ten Reichstags wider.
am 10. November mit seinen Truppen in die
preußische Hauptstadt ein. Zwei Tage später
wird für die nächsten acht Monate der Groß-Berlin
Belagerungszustand verhängt. 1902 eröffnet die erste U-Bahn-Linie ihren
Betrieb, 1905 zählt die Hauptstadt zwei Mil-
Deutsche Kaiser lionen Einwohner. Sie ist die am dichtesten
besiedelte Metropole Europas. Am 1. April
1912 tritt das Gesetz zur Schaffung des
Gründerjahre „Zweckverbandes Groß-Berlin“ in Kraft, zu
1862 wird der erzkonservative Altmärker dem neben Berlin die Städte Charlottenburg,
Otto von Bismarck (1815–1898) zum preußi- Wilmersdorf, Neukölln, Lichtenberg und
schen Ministerpräsidenten ernannt. Nach Spandau sowie die Landkreise Niederbarnim
dem letzten der Deutschen Einigungskriege, und Teltow mit nun insgesamt 4,1 Millionen
1870/71 gegen Frankreich, erfolgt am 18. Ja- Einwohnern gehören.
nuar 1871 in Versailles die Proklamation des Im Sommer 1914 beginnt der Erste Welt-
Deutschen Reichs mit dem preußischen Kö- krieg, an dessen Ende 1918 der Zusammen-
nig Wilhelm I. (1797–1888) als deutschem bruch des deutschen Kaiserreichs steht.
Kaiser an seiner Spitze. Das fast 830.000 Ein-
wohner zählende Berlin wird Hauptstadt
des Deutschen Reichs.
Beschleunigt durch die milliardenhohen
„Kriegsschuldzahlungen“ Frankreichs brummt
die deutsche Wirtschaft in den Gründerjah-
ren. Berlin boomt. Hunderte neue Firmen
und ganze Stadtviertel mit Mietskasernen
entstehen. 1873 wird die Siegessäule auf
dem Königsplatz (Platz der Republik) aufge-
stellt. 1877 überschreitet Berlin, auch durch
den starken Zuzug aus dem verarmten Schle-
sien, die Millionenmarke. Die erste elektri-
sche Straßenbahn der Welt, von Siemens & Die Siegessäule mit Victoria auf der Spitze
Halske entwickelt, unternimmt ihre Jungfern- wurde 1873 aufgestellt
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Karte Seite 108 Geschichte 111

321be Foto: kj

Berlin und Bewohner


092-121b.qxd 29.07.2009 11:24 Seite 112

112 Geschichte

Republikaner Bei den Reichstagswahlen erhält die faschis-


tische NSDAP knapp 38 Prozent der Stim-
und Nationalsozialisten men. Ende Januar 1933 wird Adolf Hitler
von Reichspräsident Hindenburg zum Reichs-
Novemberrevolution kanzler ernannt. Am 27. Februar brennt der
Im November 1918 kommt es zur Revolu- Reichstag, am 15. März wird in Oranienburg-
tion. Der Kaiser dankt ab, Philipp Scheide- Sachsenhausen wenige Kilometer nördlich
mann (1865–1939) ruft vom Balkon des von Berlin das erste Konzentrationslager ein-
Reichtags die Republik aus, während Karl gerichtet. Neun Tage später erfolgt mit dem
Liebknecht (1871–1919) vom Stadtschloss ei- Ermächtigungsgesetz die nationalsozialisti-
ne „Freie sozialistische Republik“ prokla- sche Gleichschaltung Deutschlands. Der
miert. Unruhen und Arbeitsniederlegungen Boykott jüdischer Geschäfte beginnt. Auf
sind an der Tagesordnung, Arbeiter- und dem Opernplatz verbrennt die SA „un-
Soldatenräte bilden sich. Wegen der zahlrei- deutsche Bücher“. Im Sommer 1936 eröffnen
chen Ausschreitungen auf den Berliner auf dem eigens dafür angelegten Reichs-
Straßen eröffnet im Februar 1919 die Natio- sportfeld die XI. Olympischen Sommerspiele.
nalversammlung in Weimar. Kurz nach dem von Goebbels organisierten
Judenpogrom, der „Reichskristallnacht“ am
Zwanziger Jahre 9. November 1938, erfolgt die Beschlagnah-
mung allen jüdischen Eigentums.
1920 wird die Hauptstadt durch das „Ge- Mit dem Einmarsch der deutschen Wehr-
setz über die Bildung einer neuen Stadtge- macht in Polen beginnt am 1. September
meinde Berlin“ mit den Städten Char- 1939 der Zweite Weltkrieg. Zu diesem Zeit-
lottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, punkt hat Berlin mit rund 4.354.000 Men-
Schöneberg, Spandau, Wilmersdorf sowie 59 schen seine jemals höchste Einwohnerzahl
Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zur erreicht. Zwei Jahre später nehmen die Mas-
878,35 Quadratkilometer großen Stadtge- sendeportationen der Berliner Juden in die
meinde Groß-Berlin zusammengelegt. In 20 Konzentrations- und Vernichtungslager ihren
Bezirken leben nun insgesamt 3,85 Millionen Anfang. Ende Januar 1942 organisieren NS-
Menschen. Spitzenvertreter auf der Wannseekonferenz
Es folgen die Jahre einer kurzen, aber die „Endlösung der Judenfrage“. Den Aufruf
nachhaltigen kulturellen Blüte in Berlin – die Goebbels im Berliner Sportpalast im Februar
Goldenen Zwanziger. Währenddessen steu- 1943 zum „Totalen Krieg“ beantworten die
ern Wirtschaftskrise und Inflation auf ihren Alliierten mit verstärkten Luftangriffen. Ab
Höhepunkt zu. 1923, als der Flughafen Tem- November des Jahres beginnt „The Battle of
pelhof in Betrieb geht und im Vox-Haus die Berlin“, die Flächenbombardierung der
erste Sendung des Berliner Rundfunks er- Hauptstadt des Dritten Reichs, die mit Unter-
klingt, kostet 1 Dollar 40 Milliarden Mark. brechungen bis zum Frühjahr 1945 anhält.
Trotz galoppierender Inflation findet 1924 die Am 2. Mai 1945 kapituliert das von sowjeti-
erste „Große Deutsche Funkausstellung Ber- schen Truppen besetzte, zerstörte Berlin.
lin“ in den Messehallen statt, und eine Volks-
zählung ergibt 4.024.165 Berliner, davon 2,3
Millionen Berufstätige.
Frontstadt – Geteilte Stadt
Nazis an der Macht
Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskri- Teilung der Stadt
se 1929 verschärfen sich die Zusammenstöße Während der Potsdamer Konferenz im
und Schießereien zwischen Rechts- und Links- Sommer 1945 im Schloss Cecilienhof teilen
radikalen und der Polizei. 1932 sind in Berlin die Siegermächte Deutschland in vier Besat-
636.000 Arbeitslose registriert, jeder dritte zungszonen und Berlin in vier Sektoren auf:
Berliner lebt von öffentlichen Zuwendungen. französisch der Nordwesten der Stadt, bri-
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Geschichte 113

Aufteilung Berlins 1945

0 15 km

Reinickendorf

Berlin und Bewohner


Pankow

Staaken
Weißensee
Wedding
Spandau Brandenburger
Charlottenburg
“ Tor
Lichtenberg

Wilmersdorf
ve
l
Ha

lhof
Zehlendorf Treptow Spr
Steglitz Neukölln e

e
Temp

e
Köpenick

Britischer Sektor
Sowjetischer Sektor
Amerikanischer Sektor
Französischer Sektor
Berliner Mauer ab 1961

tisch der Westen, amerikanisch der Südwes- Mark ein und riegeln sämtliche Zufahrtswe-
ten und sowjetisch der Osten. Der Kalte ge nach Westberlin ab. Die Blockade be-
Krieg beginnt. 1946 vereinigen sich in der ginnt, während der die Westberliner Bevölke-
sowjetischen Besatzungszone SPD und KPD rung bis Mitte Mai 1949 mit „Rosinenbom-
zur Sozialistischen Einheitspartei Deutsch- bern“ aus der Luft versorgt wird.
lands (SED), die bei den Gesamt-Berliner Am 23. Mai 1949 erfolgt die Gründung
Wahlen knapp 20 Prozent der Stimmen er- der Bundesrepublik Deutschland mit
hält. Die SPD gewinnt diese Wahl mit beina- (West)berlin als einem Bundesland unter
he 49 Prozent aller Stimmen. 1947 wird der maßgeblichem Vorbehalt durch die Alliier-
Sozialdemokrat Ernst Reuter (1889–1953) ten; am 7. Oktober gründet sich die Deut-
zum Oberbürgermeister gewählt, der sein sche Demokratische Republik mit (Ost)
Amt jedoch erst 1948 antreten kann, da der berlin als Hauptstadt der DDR. Diese wird
sowjetische Stadtkommandant sein Veto ein- am 17. Juni 1953 zum Zentrum des Volksauf-
legt. stands gegen das SED-Regime, der durch
Wenige Tage nach der Währungsreform sowjetisches Militär niedergeschlagen wird.
in den drei Westzonen Deutschlands und Der UDSSR-Ministerpräsident Nikita Chrusch-
den drei Westsektoren Berlins im Juni 1948 tschow stellt 1958 das „Berlin-Ultimatum“
führen die Sowjets in ihrer Zone die Ost- mit der Forderung, West-Berlin zu einer „Frei-
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114 Die Mauer

Die Mauer

Auf rund 155 Kilometern verlief die unüber- rissen, Gräben gezogen und Betonpfähle
windbare innerstädtische Grenze, die aus aufgestellt. Den Bewohnern Ostberlins und
zirka 45.000 Betonelementen à 1,20 Meter der DDR wurde das Betreten Westberlins
Breite und 3,60–4,10 Meter Höhe aufge- untersagt, binnen weniger Stunden wurden
baut war. Hinter der auf Westberliner Seite Familien und Freunde für die kommenden
mit allerlei Malereien verzierten und ver- fast dreißig Jahre voneinander getrennt.
hältnismäßig harmlos wirkenden Vorlands- Man unterbrach unverzüglich den U- und
mauer erstreckten sich auf der DDR-Seite S-Bahnverkehr, ab 15. August wurden ne-
die tödlichen Sperranlagen: der Todestrei- ben provisorischen Ziegelmauern die ers-
fen mit Metallgitterzäunen, Signaldrähten ten Betonplatten aufgestellt und ab 21. Au-
und Beobachtungstürmen, ein etwa zehn gust die Eingänge und Fenster der unmittel-
Meter breiter, hell erleuchteter Kontroll- bar an Westberliner Gebiet angrenzenden
streifen mit Hundelaufanlagen, auf dem be- Häuser zugemauert. Vorher war es zu
waffnete Grenzsoldaten in Jeeps patrouil- spektakulären Fluchtaktionen gekommen:
lierten und gelegentlich auch Panzer pos- Mit zusammengebundenen Laken seilten
tiert wurden, dahinter die zweite, kleinere sich die Menschen aus den Fenstern zum
Hinterlandsmauer sowie ein gut 100 Meter „Sprung in die Freiheit“ ab, schwammen
breiter Sperrgürtel. So präsentierte sich der durch die Flüsse und Kanäle, nutzten unter-
so genannte „Antifaschistische Schutzwall“, irdische Versorgungsverbindungen oder
den die DDR-Regierung mit dem Einver- gruben sich einen Tunnel.
ständnis der Warschauer Paktstaaten ge- Fortan waren die Westberliner einge-
gen die von ihr ausgemachten westlichen mauert, wurden aber moralisch und finan-
Störaktionen 1961 hatte errichten lassen ziell aus dem Westen unterstützt, wie die
und der auch der bis dato anhaltenden nicht eingemauerten Ostberliner Haupt-
Massenauswanderung aus der DDR einen städter der DDR durch den Osten morali-
Riegel vorschob. Seit der zunehmenden Si- sche und finanzielle Unterstützung erfuh-
cherung der DDR-Grenzen zur BRD ab ren. Schon ein gutes Jahrzehnt später spiel-
1952 war Berlin zu einem „Fluchtloch“ ge- te die Mauer keine bemerkenswerte Rolle
worden. Gemäß dem Vier-Mächte-Status mehr. Die Tragödie war der Gewohnheit
musste die innerstädtische Sektorengrenze gewichen. Für die Hauptstädter war West-
offen gehalten werden, was bis zum 13. Au- berlin mittlerweile wörtlich zu einem
gust 1961 knapp anderthalb Millionen weißen Fleck auf der Landkarte geworden,
Menschen zur Flucht über Berlin in den Ostberlin für die Einwohner des Westteils
Westen nutzten. der Stadt zur Hauptstadt der belächelten
Sonntag um 2 Uhr am 13. August sperr- „Täterä", wie man die DDR nannte, und der
ten Einheiten der Volkspolizei und Nationa- man seit 1971 – mit den entschiedenen
len Volksarmee die Sektorengrenze nach Reiseerleichterungen durch das Viermäch-
Westberlin ab. Panzer, Soldaten und be- te- und Transit-Abkommen – auf seiner
waffnete Betriebskampfgruppen bezogen Fahrt nach „Wessiland“ demonstrativ seine
Stellung. Im Morgengrauen waren bereits Rücklichter zeigte.
Straßensperren mit Stacheldraht und Spani- Spätestens Anfang der 1970er-Jahre voll-
schen Reitern errichtet, die Pflaster aufge- zog sich die Teilung über das Räumliche
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Die Mauer 115

hinaus auch psychologisch und kulturell. nur ihre Öffnung, auch der Abriss der Mau-

Berlin und Bewohner


Während es im Westteil der Stadt seit den er geschah wie ihr Bau über Nacht. „Berlin,
Studentenunruhen 1968 schrittweise zum nun freue dich!“ lautete der Imperativ, und
Aufbruch der verkrusteten politischen und welcher Berliner hätte angesichts der welt-
gesellschaftlichen Verhältnisse gekommen bewegenden Ereignisse gewagt, um der Er-
war, erfüllten sich auf der anderen Seite der innerung halber für ein kleines Stückchen
Mauer die Hoffnungen nicht, die viele Mauer und Todesstreifen zu bitten?
DDR-Bürger 1971 an den Wechsel vom Ebenso rasch, wie er damals errichtet
Mauerbauer Walter Ulbricht zu Erich wurde, verschwand der Betonwall wieder.
Honecker als Erster Sekretär des Zentralko- Nur in der Niederkirchnerstraße am Mar-
mitees der SED geknüpft hatten. An- tin-Gropius-Bau erheben sich, streng ge-
schließend igelte man sich ein in Ostberlin, schützt, noch wenige hundert Meter origi-
zog sich in die „Innerlichkeit“ zurück, wo- nal und unverfälscht erhaltene Vorderland-
gegen die Westberliner „Insulaner“ als üp- mauer, an der Spree in Friedrichshain ste-
pig alimentierter Vorposten der freien Welt hen noch 1300 Meter 1990 nachträglich
immer eingebildeter wurden und ihre angemalte Hinterlandmauer, die „Eastside-
Maueridylle wie den Umstand genossen, gallery“. Am Mauerpark Bernauer Straße/
dabei gleichzeitig eine berühmte Weltstadt Ecke Eberswalder Straße haben nach '89
zu sein. Ja, dank dieser in der Tat einmali- Graffitikünstler hinter der Grünanlage auf
gen Wohnsituation galt man als Westberli- dem ehemaligen Todesstreifen einen klei-
ner in aller Welt automatisch als Attraktion. nen Betonrest besprüht, und ebenfalls in
Zumal: In keiner Stadt lebte es sich ver- der Bernauer Straße/Höhe Ackerstraße
gleichsweise ungeniert und frei wie im ein- wurde zum 37. Jahrestag des Mauerbaus
gemauerten Westteil der Stadt. 1998 die „Gedenkstätte Berliner Mauer“
Dann öffneten sich nach dem Sommer eingeweiht. Zusätzlich begann man an
1989, als Zehntausende DDR-Bürger über stark von Fußgängern frequentierten Stra-
Ungarn und die Tschechoslowakei in den ßen zwischen den Bezirken Mitte und
Westen geflohen waren, am 9. November Kreuzberg mit der Markierung des ehema-
nach 28 Jahren plötzlich die innerstädti- ligen Mauerverlaufs durch doppelläufige
schen Grenzen. Über eine halbe Million Großsteinpflasterreihen. In Abständen sind
Ostdeutsche erstürmten mit oder ohne gusseiserne Platten mit der Inschrift „Berli-
„Trabi“ in den darauffolgenden Tagen den ner Mauer 1961–1989“ in das Pflaster ein-
Westteil der Stadt. „Wahnsinn“ war das gelassen, die Einheimischen wie Besuchern
Wort der Stunde, das die Ereignisse zwar in auf der Spurensuche behilflich sein sollen.
keiner Weise darstellen konnte, aber sie Damit dieses obszöne Bauwerk nicht voll-
dennoch mit Abstand am besten beschrieb. ends in Vergessenheit gerät und mehr
Die Sektkorken knallten, die Tränen flossen bleibt als nur der Gedanke: Stimmt ja, da
in Strömen, und Westberliner und Ost- war doch mal was.
berliner lagen einander in den Armen.
Das Problem war nun, dass keine Zeit
mehr bestand, die Mauer, dieses heillose
Bauwerk gebührend zu würdigen. Nicht
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116 Geschichte

008be Foto: kj

en Stadt“ zu erklären. Im August 1961 be- zivilen Transitverkehr von der Bundesrepublik
ginnt die DDR mit dem Bau der Mauer, die nach Berlin (West), betont gleichzeitig aber
Berlin (West) bis auf wenige Übergänge her- auch, dass der Westteil der Stadt kein „kons-
metisch einschließt. titutiver Teil“ der BR Deutschland ist.
1976 wird anstelle des 1950 abgerissenen
Stadtschlosses der Palast der Republik als
Jahre mit der Mauer Tagungsort der DDR-Volkskammer einge-
1967 wird in Berlin (West) bei Protesten
gegen den Besuch des Schahs von Persien
(Iran) der Student Benno Ohnesorg erschos-
sen, 1968 wird der Anführer der Außerparla-
mentarischen Opposition, Rudi Dutschke,
durch ein Attentat von einem Rechtsextre-
misten schwer verletzt.
Am Alexanderplatz entsteht 1969 mit dem
damals 365 Meter hohen Fernsehturm in
der DDR das seinerzeit höchste deutsche Letzte Mauerstückchen
Gebäude.
Das Viermächteabkommen 1971 bringt
Einreiseerleichterungen von Berlin (West) Nach 28 Jahren fiel die Mauer:
nach Berlin (Ost) sowie Erleichterungen im Ost und West trennt nur noch ein Schritt
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Geschichte 117

009be Foto: cp

Berlin und Bewohner


weiht. Neue Berliner Bezirke entstehen im lichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am
Osten der Stadt: Ab 1979 bildet Marzahn 7. Oktober 1989 tritt Erich Honecker als
den 21. Berliner Bezirk, 1986/87 kommen Staatsoberhaupt von allen seinen Ämtern
Hohenschönhausen und Hellersdorf als 22. zurück. Am 9. November fällt die Berliner
und 23. Bezirk hinzu. 1987 findet in beiden Mauer.
Hälften der geteilten Stadt jeweils eine 750-
Jahr-Feier statt.
Nach den Wahlfälschungen durch die SED Wiedervereinigung
bei der Kommunalwahl im Spätfrühling 1989
kommt es in der Hauptstadt der DDR ver-
stärkt zu Protesten. Ungarn reißt seine Das Ende der DDR
Grenzzäune nieder. Viele DDR-Bürger/innen Am Tag der Einführung der D-Mark in der
„stimmen mit den Füßen ab“ und setzen sich DDR am 1. Juli 1990 werden die Grenzkon-
in den Westen ab. Elf Tage nach den Feier- trollen zwischen den beiden deutschen Staa-
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118 Wirtschaft, Arbeit und Soziales

ten und den beiden Teilen Berlins eingestellt.


Am 2. Oktober erfolgt die Suspendierung
Wirtschaft,
der alliierten Hoheitsrechte und am 3. Okto-
ber der Beitritt der DDR in den Geltungs-
Arbeit und Soziales
bereich des Grundgesetzes. Das auf einer
Fläche von rund 890 Quadratkilometern so- Wohl nirgends sind das Ausmaß und
mit wiedervereinigte Berlin zählt 3,46 Millio- die Widersprüche des oft dramati-
nen Einwohner, die in insgesamt 23 Bezirken
leben. schen Strukturwandels, den die Wirt-
schaft seit der Wiedervereinigung
durchlaufen hat, besser und eindringli-
cher zu studieren als in der „Werkstatt
Berlin wird Regierungssitz
der Einheit“, wie Politiker in ihren
Im Juli 1991 beschließt der Deutsche Bun-
destag mit hauchdünner Mehrheit den Um- Sonntagsreden die deutsche Bundes-
zug des Bundestags, des Bundesrats und der hauptstadt gerne nannten.
Bundesregierung mit den wichtigsten Minis- War Berlin vor dem Zweiten Welt-
terien von Bonn nach Berlin. Das Umzugsge-
krieg einer der wichtigsten Wirt-
setz Berlin-Bonn tritt am 10. März 1994 in
Kraft, womit die Hauptstadt zum Regierungs- schaftsstandorte und die größte Indus-
sitz im Wartezustand und ihr Zentrum in die triemetropole Deutschlands, und war
größte Baustelle Europas verwandelt wird. später Ostberlin das bedeutendste In-
Nach jahrelangen hitzigen Debatten ver-
dustriezentrum der DDR, so erwisch-
packen Christo und seine Frau Jeanne-Claude
1995 den Reichstag, auf dem Kurfürsten- te es nach der Wiedervereinigung vor
damm findet mit rund 300.000 Ravern die allem das verarbeitende Gewerbe. Seit
Love Parade statt. Im Jahr darauf sind es dem Mauerfall war ein drastischer Ab-
schon 750.000, die fröhlich durch den Tier-
bau von Produktionskapazitäten
garten hotten. 1998 beschließt das Abgeord-
netenhaus umfangreiche Reformen, darunter und Arbeitsplätzen in der Industrie zu
die Verringerung der Berliner Bezirke von 23 beklagen, nicht nur in der ehemaligen
auf 12 ab dem 1. Januar 2001. Ein Jahr später Hauptstadt der DDR, sondern glei-
wird die Bundeshauptstadt mit dem Zu-
chermaßen hüben wie drüben.
sammentreten der Bundesversammlung zur
Wahl des Bundespräsidenten am 50. Jahres- Die Gründe für den ökonomischen
tag des Grundgesetzes, dem 23. Mai 1999, Abbau Ost sind sattsam bekannt: Weg-
Regierungssitz. Bundestag, Bundesregie- fall der osteuropäischen Absatzmärkte
rung und Bundesrat nehmen in Berlin ihre Ar-
nach der Einführung der D-Mark,
beit auf, knapp zwei Jahre später wird am
20. April 2001 feierlich das neue Bundes- steinalte Fertigungsanlagen und nicht
kanzleramt im Tiergarten eröffnet. konkurrenzfähige Produkte. Sie koste-
Neben den Herausforderungen, die der ten in nur einem Jahrzehnt über
längst noch nicht abgeschlossene Bundes-
150.000 Arbeitsplätze im Ostteil der
Umzug für die Stadt mit sich bringt, stehen
für das Land Berlin weitere zentrale Zukunfts- Stadt von vormals 187.000 Industriear-
projekte an. Dazu zählen Ausbau und Inbe- beitsplätzen.
triebnahme des Flughafens Berlin-Branden- Die Ursachen für den Abbau West
burg International in Schönefeld und darüber
sind in der jahrzehntelangen isolierten
hinaus eine weitere Wiedervereinigung: die
für den Sankt-Nimmerleinstag geplante Län- Lage zu suchen. Infolge des Funktions-
derfusion Berlin-Brandenburg. verlusts der eingemauerten Teilstadt
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Wirtschaft, Arbeit und Soziales 119

bei gleichzeitig unsicherer Insellage Kind lebt an der Armutsgrenze, denn


mitten im kommunistischen „Roten es stammt aus einem Haushalt, der
Meer“, wanderten die großen Betriebe ohne staatliche Hilfen seinen Leben-
nach Westdeutschland ab. Dem ver- sunterhalt nicht bestreiten kann.
suchte die BRD mit Steuervorteilen für So fließt das Gros des Landeshaus-
Westberliner Unternehmen und Be- halts denn auch in die Sozialtransfers.
schäftigte zu begegnen, ein letztes Mal Gleichzeitig hat die Stadt sagenhafte

Berlin und Bewohner


1990 mit 13 Mrd. DM Bundeshilfe und 61 Mrd. ⁄ Schulden angehäuft, und
9 Mrd. DM Berlinförderung – wodurch „Sparen bis es quietscht“, wie es der
die Mauerstadt allmählich zur „verlän- Regierende Bürgermeister Klaus Wo-
gerten Werkbank“ Westdeutschlands wereit formulierte, wurde zum geflü-
wurde; d. h. hier ließ man, oft mittels gelten Wort. Fast 11 Prozent Ein-
vorsintflutlicher Technologie, nur sparung der Ausgaben verbuchte Ber-
schrauben und löten, sofern saftige lin zwischen 1995 und 2005. Der
Prämien winkten. Nach dem Wegfall Durchschnitt der Bundesländer in die-
der Westberlin-Subventionen verla- sem Zeitraum lag bei 3,3 Prozent.
gerten viele Firmen ihre Herstellung Die harte Sparpolitik des Senats
folgerichtig in billiger produzierende spüren besonders schmerzlich die Be-
europäische Regionen oder wander- zirke, die die bürgernahen Dienstleis-
ten auch nur zu den neuen Förder- tungen erbringen, die Parks und Grün-
töpfen nach Ostberlin oder ins bran- flächen pflegen, öffentliche Gebäude
denburgische Umland ab. und das Straßenland unterhalten, für
So halbierte sich von 1991 bis 2001 Gesundheit und Soziales, für Volks-
die Zahl der Beschäftigten im verar- hochschulen und Bibliotheken, Kitas,
beitenden Gewerbe. Dazu gesellte Schulen und Jugendeinrichtungen zu-
sich ein anhaltender Stellenabbau in ständig sind und wegen fehlender Fi-
Behörden, Ämtern und Dienststuben. nanzmittel ihren Aufgaben inzwischen
Die durchschnittliche Erwerbslo- teils nicht mehr nachkommen können.
senquote 2006 lag bei knapp 18 Pro- Schwarz auf Weiß verdeutlicht die Si-
zent, zwei Jahre später standen immer tuation der jährlich bzw. alle zwei Jah-
noch 14 Prozent der Berliner außer re vorgestellte Bericht „Monitoring So-
Lohn und Brot. Insbesondere an den ziale Stadtentwicklung“, den der Berli-
fast 220.000 Arbeitslosengeld II-Bezie- ner Senat in Auftrag gibt: Die Haupt-
hern geht jeder zaghafte wirtschaft- stadt zerfällt immer weiter in arme und
liche Aufschwung vorbei. Über die reiche Quartiere. Die Gegensätze ver-
Hälfte von ihnen ist langzeitarbeitslos, schärfen sich.
darüber hinaus muss bei zahlreichen Nun aber zu den guten Nachrichten:
Erwerbstätigen ungeachtet ihrer vier- Es gibt sie noch, die traditionsreichen
zigstündigen Arbeitswoche das Ein- Unternehmen des Berliner Maschi-
kommen mit Hartz IV-Leistungen auf- nen- und Schienenfahrzeugbaus, der
gestockt werden. Jedes dritte Berliner Elektrotechnik und chemischen Indus-
092-121b.qxd 29.07.2009 11:24 Seite 120

120 Wirtschaft, Arbeit und Soziales

trie, Namen wie Siemens und Borsig, knapp 400 Verlagen ist Berlin nach
DeTeWe, Schering und Schwartz- München die zweitgrößte deutsche
kopff, wenn manche von ihnen auch Verlagsmetropole.
nicht mehr unter dem angestammten Berlin holt also auf und hat sich zum
Firmennamen und nur noch mit er- Ziel gesetzt, in den kommenden Jah-
heblich geschrumpfter Belegschaft ren zum Kraftzentrum einer wissens-
produzieren. Insbesondere in den for- basierten Ökonomie von morgen zu
schungsintensiven Industriezweigen werden. Drei „Ts“ bringt die Stadt
wie Pharmazie und Biotechnologie, dafür ein: Talente, Technologie, Tole-
Elektro-, Medizin- und Nachrichten- ranz; das bedeutet Wissenschaft, kul-
technik sind zahlreiche neue Unter- turelle Vielfalt und kreative Menschen
nehmen mit einem hohem Anteil an aus aller Welt. Als besonders groß
Forschungs-Dienstleistungsarbeitsplät- wird das Entwicklungspotenzial in der
zen entstanden. Kreativwirtschaft eingeschätzt. Kunst
Ebenfalls günstig verläuft die Ent- und Kultur, Film und Musik, Mode,
wicklung in den produktionsnahen Design und andere Unternehmen der
Dienstleistungsbranchen, die ge- „Creative Industry“ erwirtschafteten
genüber 1991 heute rund zwei Drittel 2006 einen Umsatz von 17,5 Mrd. Eu-
mehr Menschen beschäftigen. Dazu ro, das ist beinahe doppelt so viel wie
gesellten sich über 100.000 Gewerbe- in der restlichen Bundesrepublik.
neugründungen seit 1990, von denen Für die anderthalb Millionen Berliner
sich manche am ruppigen Markt zu Beschäftigten, von denen stattliche 80
behaupten verstanden, von der Imbiss- Prozent im Dienstleistungsbereich
bude bis zur Softwareschmiede. tätig sind (bei 18 Prozent im produzie-
Als Wissenschaftsstandort kann renden Gewerbe), sind bis 2006
die Stadt neben 16 Hochschulen mit
über 140.000 Studenten auf rund 250
Forschungs- und Entwicklungseinrich-
tungen verweisen. Gesundheitswirt-
schaft und Medizintechnik, Verkehrs-
system-, Informations- und Kommuni-
kationstechnik, Bio- und Umwelttech-
nologie made in Berlin sind weltweit
führend. Internationale Spitzenunter-
nehmen verlagerten ihre Deutschland-
bzw. Europazentralen an die Spree,
womit das Big Business Einzug hielt.
Und auch als Medienstandort bietet
die Hauptstadt Superlative: Nirgends
werden deutschlandweit mehr Rund- Fußgängerbrücke über die Spree
funk- und Fernsehsender gezählt. Mit zum neuen Hauptbahnhof
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Wirtschaft, Arbeit und Soziales 121

354be Foto: kj

Berlin und Bewohner


150.000 neue Arbeitsplätze entstan- zeichnete 2006 die größten Zuwächse
den. Dienstleistung lautet das Zau- in ganz Europa. Und hatte man bereits
berwort. Im bundesweiten Vergleich vor ein paar Jahren Rom vom dritten
expandiert dieser Sektor überdurch- Platz auf der Beliebtheitsskala europäi-
schnittlich und macht zwischenzeitlich scher Reiseziele verdrängt, setzt man
drei Viertel der gesamten Berliner nun an, Paris den zweiten Rang streitig
Wertschöpfung aus. Nicht zu verges- zu machen. Mit 17,7 Millionen Über-
sen die zahlreichen neuen Tätigkeits- nachtungen 2008 verzeichneten die
felder bei Verbänden und Institutio- Berliner Hotels gegenüber den Re-
nen, die im Windschatten des Regie- kordjahren 2006 und 2007 eine weite-
rungsumzugs von Bonn an die Spree re satte Steigerung, und für 2010 ist
wechselten. Und auch die zahllosen das ehrgeizige Ziel von mindestens 20
Fenster der neuen Bürotürme wollen Millionen Übernachtungen anvisiert.
geputzt werden. Ganz nach dem Motto „Berlin, Berlin,
Boomsektor und Jobmotor Num- wir fahren nach Berlin“, mit dem die
mer 1 aber ist der Tourismus, der be- Hauptstadt ebenso simpel wie aus-
reits 7,5 Prozent des gesamten Berli- drucksvoll für sich wirbt, hat sich die
ner Bruttosozialprodukts erwirtschaf- Spree-Metropolen als Place to be mitt-
tet. Die Hotelerie brummt, sie ver- lerweile weltweit mit Erfolg etabliert.
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122 Berlin-Mitte

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Berlin-Mitte 123

Berlin-Mitte
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Schlossbrücke mit Berliner Dom

Drachentöter Georg im Nikolaiviertel

Der Fernsehturm mit Lichtkreuz –


im Volksmund „Die Rache des Papstes“
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124 Überblick

Überblick um den sich im Verlauf der Jahr-


hunderte eine in unregelmäßigen
Sprüngen beinahe ringförmig wach-
In Mitte schlägt das Herz der Stadt. sende Stadt legte: zunächst im Westen
Hier befindet sich Berlins histori- die kurfürstlichen Neugründungen
scher, politischer und kultureller Friedrichswerder unmittelbar westlich
Mittelpunkt, in dem sich vom Alex- der Spreeinsel, Dorotheenstadt rund
anderplatz bis zum Brandenburger um die Straße Unter den Linden und
Tor, von der Oranienburger Straße bis Friedrichstadt im Einzugsbereich der
zur südlichen Friedrichstraße auf engs- Friedrichstraße südlich der Linden. Sie
tem Raum eine Fülle an bedeutenden wurden 1709, acht Jahre nach der
Sehenswürdigkeiten dicht aneinander- Gründung des Königreichs Preußen,
drängt. von Friedrich I. (1657–1713) mit der
In Mitte liegt die Keimzelle Berlins. Doppelstadt Berlin-Cölln zur könig-
Auf der Spreeinsel und gegenüber am lich-preußischen Residenzstadt Berlin
östlichen Flussufer begann im 13. Jahr- zusammengefasst.
hundert mit den Städten Cölln und Außerhalb der Befestigungsanlagen
Berlin die Geschichte der Stadt. Dies- wuchsen derweil die Vorstädte: im
seits und jenseits einer Furt durch die Norden Berlin-Cöllns die Spandauer
Spree bildeten sie den innersten Kern, Vorstadt und, weiter im Uhrzeiger-
324be Foto: kj
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Atlas Seite X Die Spreeinsel 125

sinn, nordöstlich die Königsstadt, öst- Eingemeindungen der Orte Wedding,


lich die Stralauer Vorstadt sowie süd- Gesundbrunnen, Moabit, dem Nor-
östlich die Köpenicker Vorstadt (Lui- den Schönebergs und Tempelhofs ein
senstadt). Zusammen mit Friedrichs- zweiter Ring um den ersten.
werder, Dorotheen- und Friedrichs- So wundert es nicht, dass es im alten
stadt im Westen schlossen sie den ers- Herzen der Stadt den größten Reich-
ten Ring um den Altberliner Stadtkern. tum an Sehenswertem und Interes-
Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. santem zu entdecken gibt, an his-
(1688–1740) ließ ihn 1734–1736 unter torischen und kulturhistorischen Se-
Einbeziehung weiter unbebauter Flä- henswürdigkeiten ebenso wie an mo-
chen von einer sechs Meter hohen mentan im Entstehen Begriffenem, an

Berlin-Mitte
Zollmauer, einer „Akzisemauer“ um- klassischen Kultur-Hochgenüssen wie
ziehen. Diese aus Ziegelsteinen aufge- Avantgardistischem oder Szenigem,
baute Besteuerungslinie beschrieb an geballter Scheußlichkeit wie vollen-
noch bis weit ins 19. Jahrhundert hi- deter Schönheit, an Vergangenem
nein die Berliner Stadtgrenze: Sie ver- ebenso wie an dem Zukünftigen, das
lief vom Brandenburger Tor über das Anfang des dritten Jahrtausends gera-
Rosenthaler und Schönhauser Tor im de Gestalt annimmt. Weshalb es sich
Norden der Stadt nach Osten zum zum Berlin-Kennenlernen auf jeden
Frankfurter Tor und von dort weiter Fall lohnt, direkt in medias res, mitten-
nach Süden zum Schlesischen und mang in die Dinge hineinzugehen.
Halleschen Tor, um über das Potsda-
mer Tor zum Ausgangspunkt zurück-
zukehren. Ihr Verlauf deckt sich größ-
tenteils mit den derzeitigen Stadtteil- Die Spreeinsel
grenzen von Mitte (nicht zu verwech-
seln mit dem Großbezirk Mitte, zu Wie alt die beiden Siedlungen Cölln
dem außerdem die Stadtteile Tiergar- auf der Spreeinsel und Berlin am jen-
ten und Wedding gehören). Abgese- seitigen Flussufer wirklich sind, kann
hen vom Westen Friedrichshains und niemand sagen. Nur soviel ist ver-
dem Norden von Kreuzberg ent- bürgt: 1237 wird Cölln auf der Insel
spricht Mitte in seiner Ausdehnung erstmals in einer Urkunde erwähnt,
mithin etwa der historischen kurfürstli- sieben Jahre später taucht der Name
chen, später königlich-preußischen Berlin das erste Mal in einem Schrift-
Residenzstadt Berlin. Bis 1861 war die stück auf, womit Cölln der älteste
Mitte von heute identisch mit ganz nachgewiesene Teil Berlins ist. Einge-
Berlin. Erst danach legte sich mit den denk seiner ersten Erwähnung feierten
1987 die beiden Berlins – hüben West-
berlin, drüben die Hauptstadt der
DDR – mit großem Pomp jeweils ihre
Berliner Bär auf der Hanf-Parade eigene 750-Jahr-Feier.
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126 Die Spreeinsel

Friedrichsbrücke rien und der Fernsehturm am Alexan-


Zur Spreeinsel – der Museumsinsel derplatz zu erkennen; spreeaufwärts
mit ihren weltberühmten Sammlun- funkeln die goldenen Kuppeln der
gen, dem Schlossplatz im Zentrum der Neuen Synagoge im Licht.
Insel und der Fischerinsel im Süden –
führt ein gleichermaßen schöner wie Museumsinsel
kurzer und direkter Weg. Vom S-Bahn-
hof Hackescher Markt schwenkt man
südlich in die Spandauer Straße ein,
folgt der Burgstraße nach rechts und
Verkehrsanbindung J
S Hackescher Markt
geht über die kleine, nur für Fußgän- Bus 100, 200, TXL
ger geöffnete Friedrichsbrücke über
die Spree zur Museumsinsel hinüber.
Von der Brücke aus eröffnet sich ein Den nördlichen Teil der Spreeinsel,
schöner kleiner Rundumblick auf das den die Straße Unter den Linden zum
alte Herz Berlins, der bei der ersten Schlossplatz hin begrenzt, bildet die
Orientierung behilflich sein kann. berühmte Museumsinsel – die von
Flussaufwärts nach Süden geht die Wasser umgebene Akropolis von
Sicht auf den mächtigen Berliner Dom Spree-Athen. In über hundert Jahren,
und dahinter die weite Fläche, die bis von 1823 bis 1930, entstanden auf der
Frühjahr 2006 der Palast der Republik von König Friedrich Wilhelm IV. zur
einnahm, danach, wie unmittelbar aus „Freistätte für Kunst und Wissen-
der Spree gewachsen, auf den klotzig schaft“ erklärten Inselhälfte fünf he-
wilhelminischen Neuen Marstall, als- rausragende Museumsbauten; eine
dann den panzerglasgesicherten Ge- Tempelstadt für die Musen, deren
meinschaftsneubau von Deutschem Mauern 6000 Jahre Kunst und Kultur
Industrie- und Handelstag (DIHT), der Menschheitsgeschichte beher-
Bundesverband der deutschen Indu- bergen.
strie (BDI) und Bundesvereinigung der Nachdem 1830 das vom großen
deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Baumeister Preußens, Karl Friedrich
und abschließend die Hochhäuser auf Schinkel, entworfene Alte Museum
der Fischerinsel, die dort nach dem eröffnet hatte, entwickelte dessen
Abriss der verschlungenen dunklen Schüler Friedrich August Stüler 1841
Gassen, Häuser und Höfe Alt-Berlins auf königliches Geheiß eine erste Ge-
in sozialistischer Zeit in Plattenbau- samtkonzeption für die Inselbebau-
weise hochgezogen worden sind. Ih- ung. Bis 1876 waren nach Stülers Plä-
nen links zur Seite erheben sich über nen das Neue Museum und die Alte
dem östlichen Spreeufer die beiden Nationalgalerie fertig gestellt. Durch
Türme der Nikolaikirche, und dreht den Bau der Stadtbahn-Trasse 1882,
man seinen Kopf noch weiter nach die man über die nördliche Inselspitze
Osten sind der Kirchturm von St. Ma- führte, ergab sich eine neue räumliche
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Atlas Seite X und Karte Seite 46 Die Spreeinsel 127

Situation, an der sich in der Folge die


Entwürfe für das 1904 eingeweihte
Bode-Museum und zuletzt 1930 das Die Museen auf
Pergamonmuseum orientierten. So der Museumsinsel e
entstand in einem Jahrhundert ein ein-
maliges Museums-Ensemble, eine Ver- Altes Museum: Weltweit bedeutende
Antikensammlung mit Skulpturen,
beugung vor der Kunst, an dem jede Schmuck, Bronzen, Vasen der griechi-
Generation jeweils mit ihren eigenen schen, etruskischen, römischen Epoche.
Vorstellungen und wesentlichen Stil- Neues Museum: Ägyptisches Museum
mitteln mitwirkte. und Papyrussammlung mit Kunstwerken
des alten Ägyptens vorwiegend aus der
Mit der Auslagerung der Schätze

Berlin-Mitte
Zeit um 1400 v.Chr., darunter die Büste
von der Kunst des alten Ägyptens und der Nofretete; Museum für Vor- und Früh-
der klassischen Antike bis hin zur Ma- geschichte mit archäologischen Samm-
lerei des ausklingenden 19. Jahrhun- lungen der Alten Welt von der Steinzeit
bis ins Mittelalter, darunter Heinrich
derts begann man bereits 1939 am Schliemanns Troja-Ausgrabungen. (Ab
Anfang des Zweiten Weltkriegs. Bis Mitte Oktober 2009).
1944 waren die Sammlungen zum Alte Nationalgalerie: Ebenso umfang-
Schutz vor den Bombenangriffen reiche wie weltweit bedeutende Samm-
lung internationaler und deutscher Male-
deutschlandweit in Bunkern und Salz- rei des 19. Jahrhunderts.
stöcken verschwunden und blieben in- Bode-Museum: Münzkabinett mit
folge der deutschen Teilung für die Münzserien vom 7. bis zum 20. Jahrhun-
nächsten vierzig Jahre auseinanderge- dert, Byzantinisches Museum und Skulp-
turensammlung mit Objekten vom
rissen. Zwar veranlasste die DDR-Füh- frühen Mittelalter bis Ende 18. Jahrhun-
rung schon in den 1950er Jahren die dert, frühchristliche, byzantinische und
Wiedererrichtung von vier der fünf nachbyzantinische Kunst 3.–19. Jahrhun-
kriegszerstörten Museumsbauten. dert, spätantike koptische Kunst und Iko-
nensammlungen 6.–19. Jahrhundert.
Doch die Zusammenführung der Pergamonmuseum: Weltberühmte
Kunstschätze konnte erst nach der Sammlungen orientalischer Altertümer
Wiedervereinigung ins Rollen ge- und antiker Großarchitekturen, darunter
bracht werden, erschwert durch den der Pergamonaltar (2. Jh. v. Chr.)., Isch-
tartor und Prozessionstraße aus Babylon
Umstand, dass sich kostbare Bestände (6. Jh. v. Chr.) und die Fassade des Wüs-
wie Teile der Ausgrabungen Heinrich tenschlosses Mschatta (8. Jh.).
Schliemanns in Troja oder der Schatz
Öffnungszeiten: Die Museen sind Di.,
von Eberswalde noch als „Beutekunst“ Mi., Fr., Sa., So. 10–18 Uhr und Do. 10–
in Russland befinden. 22 Uhr geöffnet. Das Pergamonmuseum
1999 beschloss der Stiftungsrat der wird bis 2015 abschnittsweise saniert.
Stiftung Preußischer Kulturbesitz ei- Zeitweilig kann es deshalb zur Schlie-
ßung einzelner Abteilungen kommen.
nen Masterplan Museumsinsel für
die aufwendige Restaurierung und
Modernisierung der Berliner Akropo-
lis. Für über 1,5 Milliarden Euro wer-
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128 Die Spreeinsel

den unter der Gesamtleitung des Ar- Fridericianum und der Münchner
chitekten David Chipperfield bis zum Pinakothek einer der ersten der Öf-
Jahr 2015 die Bauwerke auf der Insel fentlichkeit zugänglichen Museums-
saniert und nach dem Vorbild des Pa- bauten in Deutschland. Damals „Kö-
riser Louvre und der Vatikanischen nigliches Museum“ und vom Volks-
Museen in Rom räumlich und thema- mund schlicht „Museum“ genannt, er-
tisch zu einem gemeinsamen Museen- hielt es seinen Namen „Altes Muse-
komplex zusammengefasst. Eine un- um“ erst nach dem Neubau des Neu-
terirdische Archäologische Promena- en Museums ab Mitte des 19. Jahrhun-
de wird die einzelnen Museen mitein- derts. Mit seiner säulengeschmückten
ander verbinden, bereichert um ein weitläufigen Vorhalle, seiner an das rö-
zentrales Eingangsgebäude vor dem mische Pantheon angelehnten großen
Neuen Museum am Kupfergraben, Rotunde und der repräsentativen Trep-
das nach Chipperfields Entwürfen ent- penanlage, die man in solcher Form
steht. Der neue Hauptzugang mit Kas- bisher nur in Herrschaftsbauten antraf,
sen, Cafés, Shops und Vortragsräu- zählt das Alte Museum zu den Meis-
men soll den Namen James-Simon- terwerken des Klassizismus und bildet
Galerie tragen, nach dem großzügig- zugleich einen Höhepunkt im Schaf-
sten Mäzen, den die Staatlichen Mu- fen Karl Friedrich Schinkels.
seen zu Berlin jemals hatten. Zahlrei- Den Zweiten Weltkrieg überdauer-
che Kunstwerke und Sammlungen te es ausgebrannt und schwer beschä-
sind dem Engagement von James Si- digt. 1966 war der Wiederaufbau voll-
mon (1851–1931) zu verdanken, dar- bracht, und derzeit wird es bei laufen-
unter die Büste der ägyptischen Köni- dem Betrieb, unter der Leitung des
gin Nofretete. Architektenbüros Hilmer & Sattler, be-
Noch im Jahr 1999 wurde die Berli- hutsam für die Besucherströme des
ner Museumsinsel, unter Berücksichti- 21. Jahrhunderts aufpoliert. Gezeigt
gung des Masterplans für die Sanie- wird die Antikensammlung mit grie-
rung, von der UNESCO als „einzigarti- chischer Kunst und Kultur von der kre-
ges Ensemble von Museumsbauten“ tischen und mykenischen Epoche bis
gewürdigt und zum Weltkulturerbe in hellenistische Zeit sowie Kunst der
der Menschheit erklärt. Etrusker und antiken Römer.
Vor der 87 Meter langen Südfront
Altes Museum und Lustgarten (53) des Musentempels dehnt sich der
Das erste und älteste Bauwerk des Lustgarten aus. Ursprünglich ein Lust-
Museen-Ensembles ist das mit 18 ioni- und Kräutergarten am Stadtschloss,
schen Säulen der Straße Unter den wurde die Grünanlage erstmals auf
Linden zugewandte Alte Museum. Ab Befehl des Soldatenkönigs Friedrich
1823 wurde es nach Plänen Karl Fried- Wilhelm I. (1688–1740) eingeebnet
rich Schinkels erbaut und war zu seiner und zum öden Exerzierplatz umfunk-
Eröffnung 1830 neben dem Kasseler tioniert. Noch 1822, ein Jahr vor Bau-
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Atlas Seite X und Karte Seite 46 Die Spreeinsel 129

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Berlin-Mitte
beginn des Alten Museums, fragte Neues Museum (54)
Heinrich Heine angesichts der kahlen Nachdem das Alte Museum bereits
Fläche ironisch: „Wo aber ist der Gar- ein Jahrzehnt nach seiner Eröffnung
ten?“ – Er feierte seine Wiederaufer- vor lauter Kunst aus allen Nähten
stehung nach der Fertigstellung des platzte, machte man sich Anfang der
Alten Museums, nun als streng geo- 1840er-Jahre an die Planung eines
metrische Anlage nach Plänen des neuen Museums. König Friedrich Wil-
Gartenbaumeisters Peter Joseph helm IV. beauftragte damit seinen Hof-
Lenné (1789–1866). Ein knappes Jahr- baurat, den Schinkel-Schüler Friedrich
hundert später wurde sie abermals ab- August Stüler (1800–1866). Im
geräumt, seinerzeit von den Nazis, die Herbst 1841 wurden die ersten Grün-
das Lustgartengelände für pompöse dungspfähle gerammt, im Frühjahr
Aufmärsche brauchten. 1998 rollte 1843 war Grundsteinlegung. Ab Mitte
man dann wieder Rasen aus, und seit- 1847 erfolgte die Innenausmalung
her gedeiht in Anlehnung an den alten durch Wilhelm von Kaulbach und an-
Lenné-Entwurf anstelle von Pflaster- dere bedeutende Künstler des Berliner
stein zum dritten Mal Grün. Klassizismus. 1854 war das Bauwerk
als zweiter Tempel für die Künste auf
Altes Museum der Museumsinsel vollendet.
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130 Die Spreeinsel

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs folgte ohne Nachbildungen. Die Wun-
zerstörten es Feuer- und Sprengbom- den, die der Krieg schlug, sollen sicht-
ben so stark, dass es die nächsten vier- bar bleiben. Vorhandenes wurde res-
zig Jahre als Ruine verblieb und nicht tauriert, Fragmente, wie sie die Zeit
wieder hergestellt wurde. Erst 1985 be- überdauerten, wurden geehrt, und die
gannen die Sicherungsarbeiten. Darü- Tausende Bausteine, die Jahrzehnte-
ber hinaus mussten die alten Grün- lang vielerorts lagerten, wurden sorg-
dungspfähle ersetzten werden – eine fältig wieder integriert. Einen „harten
ungemein schwierige Arbeit, die ins- baulichen Dialog zwischen Vergan-
gesamt bis 1994 andauerte. Drei Jahre genheit und Gegenwart“ nannte die
darauf beauftragte die Stiftung Preußi- taz Chipperfields Wiederaufbau.
scher Kulturbesitz den Londoner Ar- Nach der Wiedereröffnung Mitte
chitekten David Chipperfield mit dem Oktober 2009 präsentiert das Neue
233 Millionen Euro teuren Wiederauf- Museum das Ägyptische Museum
bau. 2003 begannen die Bauarbeiten, und Papyrussammlung mit Werken
und im September 2007 wurde ein des alten Ägyptens vorwiegend aus
heiß umstrittenes Richtfest gefeiert. der Zeit um 1400 v. Chr. Star der
In Anbetracht der großen Zer- Sammlung: die weltberühmte Büste
störung – teils fehlen komplette Ge- der Königin Nofretete. Außerdem be-
bäudeabschnitte – lautete die Frage: herbergt es das Museum für Vor- und
Historische Rekonstruktion oder zeit- Frühgeschichte, das über 100.000
genössische Architektur? Viele Berli- archäologische Zeugnisse der Alten
ner wünschten sich eine originalge- Welt von der Steinzeit bis ins Mittel-
treue Kopie des Stülerschen Bau- alter ausstellt.
werks. Denn dieses war weit mehr als
nur ein Dach über dem Kopf für die Alte Nationalgalerie (55)
Kunst, sondern selbst ein Gesamt- Als dritter Bau auf der Museumsinsel
kunstwerk. Es stellte nicht nur Kunst schloss sich nach Altem und Neuem
des Altertums aus, sondern bettete sie Museum 1866–1876 die Alte Natio-
durch eine von antik bis exotisch an- nalgalerie an. Und abermals zeichnete
mutende Innengestaltung in einen Friedrich August Stüler für die Entwürfe
sinnlich erlebbaren Rahmen ein. Vor verantwortlich. In Form eines ko-
allem dass Stülers berühmter Trep- rinthischen Tempels sollte das Muse-
penaufgang und die ihn begleitenden um entstehen; doch seine Verwirkli-
Wandbilder Kaulbachs nicht wieder chung durfte der Baumeister nicht
original hergestellt wurden, löste Ver- mehr erleben, er verstarb im Jahr vor
ärgerung aus. Sogar eine Bürgerinitia- dem ersten Spatenstich.
tive mit Prominenten aus Film, Funk Bis zum nationalsozialistischen Bil-
und Fernsehen gründete sich. dersturm beherbergte die Alte Natio-
Doch es blieb dabei, die Wieder- nalgalerie neben Malerei des 18. und
herstellung des Neuen Museums er- 19. Jahrhunderts eine der weltweit be-
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Atlas Seite X und Karte Seite 46 Die Spreeinsel 131

deutendsten Sammlungen der Moder- wissenschaftlichen Museumswesens.


ne. Deren Exponate wurden teils zur 1872 begann er seine Karriere als Di-
unheilvollen Ausstellung „Entartete rektorialassistent an den Königlich
Kunst“ nach München fortgebracht Preußischen Museen, seit 1890 hatte
und anschließend verschleudert, ein er in Personalunion die Leitung der
anderer Teil ging während der Ausla- Skulpturensammlung und der Gemäl-
gerung im Zweiten Weltkrieg in Flam- degalerie inne und führte – ab 1905
men auf. Der große Bestand deut- Generaldirektor der Staatlichen Mu-
scher und internationaler Malerei des seen – die Berliner Sammlungen zu
19. Jahrhunderts konnte dagegen ge- Weltruhm.
rettet werden und ist heute an seinem Nach einer umfassenden Restau-

Berlin-Mitte
angestammten Ort wieder vereint. rierung 2000–2005, die 152 Millio-
Nach einer Generalsanierung 1998– nen Euro verschlang, konnte das Bo-
2001 feierte man die Wiedereröff- de-Museum im Oktober 2006 als
nung der altehrwürdigen Hallen. Seit- Standort für die Skulpturensammlung,
dem dienen sie Meisterwerken des das Museum für Byzantinische Kunst
Klassizismus und der Romantik, des und die Münzsammlung wieder eröff-
deutschen und französischen Impres- nen. Schwelgerisch sind die alten
sionismus, außerdem ist Malerei der Prunkräume wiedererstanden: 64 Säle,
Gründerzeit und des Historizismus so- die durch fast 2000 Jahre Kulturge-
wie der Sezession und des Symbolis- schichte der Menschheit führen.
mus zu sehen. Hinter der 16 Meter hohen Basilika,
Weitere Standorte der Nationalgale- die den Innenraum der florentinischen
rie befinden sich am Kulturforum Pots- Kirche San Francesco al Monte nach-
damer Platz, am Hamburger Bahnhof ahmt, gruppieren sich labyrinthisch
sowie am Standort Charlottenburg. die einzelnen Ausstellungsräume. Sie
bergen die größte Skulpturensamm-
Bode-Museum (57) lung Europas: Bildhauerkunst, Porträt-
Im Stil des späten Historismus erhebt büsten, Schnitzereien und Retabeln
sich das Bode-Museum als viertes vom europäischen Mittelalter über die
Bauwerk auf der Museumsinsel. Auf frühe Neuzeit bis 1800, darunter sol-
einem dreieckigen Grundriss wurde es che wertvollen Stücke wie die Linden-
mit einer mächtigen Kuppel 1897– holzskulpturen von Tilman Riemen-
1904 vom Hofarchitekt Ernst Eberhard schneider, Werke des florentinischen
von Ihne als „Kaiser-Friedrich-Muse- Bildhauers der Frührenaissance Dona-
um“ auf die nördliche Inselspitze ge- tello oder die barocke „Tänzerin“ von
setzt und nach seiner Rekonstruierung Antonio Canova.
in den 1950er-Jahren nach dem Berli- Das Museum für Byzantinische
ner Museenpapst Bode benannt. Kunst präsentiert eine erstrangige
Arnold Wilhelm Bode (1845-1929) Sammlung spätantiker weströmischer
ist einer der Erfinder des modernen, Kunst sowie byzantinische Werke aus
122-157b.qxd 29.07.2009 11:26 Seite 132

132 Die Spreeinsel

Konstantinopel und dem Byzantini- Glanzstücke des Vorderasiatischen


schen Reich vom 4. bis zum 15. Jh. Die Museums sind die prunkvolle Prozessi-
Münzsammlung unter dem Dach des onsstraße in Babylon (um 580 v. Chr.),
Bode-Museums darf sich rühmen, die das Ischtar-Tor und die Thronsaalfas-
größte der Welt zu sein. sade von König Nebukadnezar II.
(604–562 v. Chr.). Im Museum für Isla-
Pergamonmuseum (56) mische Kunst gehört die 33 Meter lan-
Dem Engagement Bodes ist schließ- ge und 5 Meter hohe Fassade des jor-
lich auch das fünfte und jüngste Muse- danischen Wüstenschlosses von
um auf der Insel zu verdanken. Um die Mschatta aus dem 8. Jahrhundert zu
zahlreichen Ausgrabungen deutscher den besonderen Höhepunkten.
Altertumsforscher aufnehmen zu kön- Von 2008 bis 2015 wird das Perga-
nen, drängte er auf die Errichtung ei- monmuseum unter der Leitung des
nes weiteren Gebäudes. So entstand Münchner Architekten Oswald Ma-
mit mehrfachen Unterbrechungen thias Unger abschnittweise saniert und
1910–1930 unter den Architekten Al- um eine Archäologische Promenade
fred Wessel und Ludwig Hoffmann sowie einen dem Kupfergraben zuge-
zwischen Neuem Museum und Bode- wandten, gläsernen vierten Flügel er-
Museum das Pergamonmuseum. weitert. Dazu werden zeitweilig ein-
Die Dreiflügelanlage vereint unter zelne Abteilungen geschlossen. Insge-
ihrem Dach das Vorderasiatische samt steht das Haus dem Publikum
Museum, das Museum für Islami- aber weiterhin offen.
sche Kunst sowie die Architektursäle
und den Skulpturentrakt der Antiken- Galeriehaus Bastian (39)
sammlung. Großartigstes Exponat in Vis-à-vis vom Neuen Museum und
der Antikensammlung ist der im letz- David Chipperfields kommender Ja-
ten Drittel des 19. Jahrhunderts wieder mes-Simon-Galerie eröffnete im No-
aufgefundene Pergamonaltar. Um vember 2007 am Kupfergraben ein
170 v. Chr. unter Eumenes II. im klein- lichtdurchfluteter Tempel für die Ge-
asiatischen Pergamon errichtet, wur- genwartskunst. Hausherr des ebenfalls
den ein Drittel des Altars, die große vom Architekt Chipperfield errichteten
Freitreppe und die originalen Friesplat- Gebäudes ist das Ehepaar Bastian, das
ten im Maßstab 1:1 in Berlin wieder zu den führenden Berliner Kunsthänd-
aufgebaut. Zu den aufsehenerregen- lern, Kunstsammlern und Galeristen
den Rekonstruktionen der Antiken- gehört.
sammlung zählt außerdem das aus
dem 2. Jahrhundert stammende, fast Galeriehaus Bastian, Am Kupfergraben
dreißig Meter hohe römische Markt- 10, Tel. 288 78 70. www.cfa-berlin.de, Di.–Fr.
11–18 Uhr, Sa. 11–16 Uhr.
tor von Milet, das man 1903 bei Gra-
bungen fand und 1925–1929 im Per-
gamonmuseum wiedererrichtete. Berliner Dom
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Atlas Seite X Die Spreeinsel 133

422be Foto: kj

Berlin-Mitte
Berliner Dom (52) im überbordenden Neubarock errich-
Der Berliner Dom, mit seiner Haupt- tet. Seinerzeit 114 Meter hoch, redu-
fassade dem Lustgarten zugewandt, zierte man die Gesamthöhe des im
fungierte sinnbildhaft als Bindeglied Zweiten Weltkrieg schwer beschädig-
zwischen hie Kunst und dort Kaiser- ten Sakralbaus bei seiner Rekonstruk-
tum – der Kirche gegenüber am tion ab 1975 auf bescheidenere 98
Schlossplatz stand bis zu seiner Spren- Meter. Die ehemals der Nordfassade
gung 1950 das gigantische Stadt- vorgelagerte, kriegszerstörte Denk-
schloss der Hohenzollern. Der Herr- malkirche wurde überhaupt nicht
lichkeit und übertriebenen Kunstauf- mehr aufgebaut. Dem ungeachtet ist
fassung von „SM“, wie die Berliner Sei- der Berliner Dom auch heute noch
ne Majestät Kaiser Wilhelm II. (1859– das größte evangelische Gotteshaus
1941) abkürzten, kann man dagegen Deutschlands.
immer noch ansichtig werden. Nach Den Höhepunkt in der vor goldver-
Abriss des Vorgängerbaus wurde das brämten Zierrat glänzenden Predigt-
monumentale Gotteshaus 1894–1905 kirche, der Hauptkirche des Doms,
nach Plänen Julius Carl Raschdorffs als die man durch die Säulenvorhalle be-
dreiteiliger Granit- und Sandsteinbau tritt, bildet die 74 Meter hohe Kuppel.
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134 Die Spreeinsel

Sie ist mit acht eindrucksvollen Mosai- das vollständig aus Marmor bestehen-
ken des Lieblingsmalers Kaiser Wil- de Kaiserliche Treppenhaus auf. Als
helms und Hauptrepräsentanten der Wand- und Deckenschmuck begleiten
wilhelminischen Malerei, Anton von es dreizehn Temperabilder von Albert
Werner, geschmückt. Zur wertvollen Hertel, die aus dem Leben Jesu Christi
Innenausstattung gehören die vergol- erzählen.
dete Altarwand mit den 12 Aposteln Für Krethi und Plethi ist dagegen die
nach einem Entwurf Karl Friedrich schmucklose „Beamtentreppe“ ge-
Schinkels, davor der 1850 vom Schin- dacht. Sie führt zum Dom-Museum,
kel-Schüler Friedrich August Stüler ge- das anhand von Zeichnungen, Skizzen
schaffene Altartisch aus weißem Mar- und Modellen die annähernd hundert-
mor sowie hinter dem Altar verborgen jährige Planungs- und Entstehungsge-
das Marmortaufbecken von Christian schichte des Sakralbaus und seiner
Daniel Rauch (1777–1857). Die reich Vorgänger erzählt. Von dort geht es
dekorierte Eichenholzkanzel links vom weitere 267 Stufen auf einer teils aben-
Altarraum wurde nach einem Entwurf teuerlich engen Treppe zum Kuppel-
Otto Raschdorffs 1907 vollendet. umgang hinauf, von dem aus man,
Gegenüber der Kaiserempore mit fünfzig Meter oberhalb des Straßen-
dem preußischen Königswappen stellt niveaus, einen herrlichen Rundumblick
die 1905 eingeweihte Orgel des Hof- auf die Berliner Dächer genießen kann.
orgelbaumeisters Wilhelm Sauer ein Tief unter dem Straßenniveau sind in
weiteres Prunkstück dar. Mit 7269 der Hohenzollerngruft, der Krypta
Pfeifen und 113 Registern ist sie die der einstigen Hofkirche, auf 1300
größte in Deutschland. Unterhalb der Quadratmeter Fläche über hundert
Orgelempore sind die barocken Särge und Sarkophage aufgebahrt, in
Prachtsarkophage für den Großen Kur- denen Angehörige, Fürsten und Köni-
fürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) ge der Hohenzollernfamilie ruhen.
und seine zweite Gemahlin Dorothea
Berliner Dom, Am Lustgarten 7, Mo.–Sa.
von Holstein-Glücksburg (1636–1869)
9–20 Uhr, So. 12–20 Uhr (Okt.–Ende März
ausgestellt. bis 19 Uhr), keine Besichtigung zu Gottes-
Unter der Südempore lohnen die diensten u. Veranstaltungen.
von Andreas Schlüter (um 1660–1714)
geschaffenen, kostbaren Särge des
ersten preußischen Königspaars Fried-
rich I. (1657–1713) und Sophie Char-
lotte (1668–1705) einen Blick. Neben-
an befindet sich der Eingang zur ver-
gleichsweise schlichten Tauf- und
Traukirche, dessen wertvollstes Stück
das Altargemälde Carl Begas‘ d. Ä. von
1820 ist. In ihrer Nachbarschaft steigt Palast der Republik 2008
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Atlas Seite X Die Spreeinsel 135

Der Schlossplatz Ende 2008, der Palast der Republik be-


fand und wo es ab 2010 nun wieder-
Stadtschloss, Palast der Republik, erstehen soll.
White Cube (48) Den Grundstein zu der in ihren ers-
„Das Stadtschloss bildet den Mittel- ten Tagen „Zwing Cölln“ genannten
punkt für Berlins wichtigste historische Feste legte 1443 der zweite Hohenzol-
und politische Erinnerung“, schrieb lerngraf über die Mark, Friedrich II. Ei-
Robert Springer 1876 in seinem Reise- senzahn (1413–1471). Dessen be-
führer „Berlin. Die deutsche Kaiser- scheidene Hütte ließ Kurfürst Joachim
stadt“ über die seit nunmehr einem II. (1505–1571) kaum hundert Jahre
halben Jahrhundert heiß umstrittene später gleich wieder einreißen, um sei-

Berlin-Mitte
Fläche im historischen Stadtzentrum. nem Baumeister Kaspar Theiß ausrei-
Tatsächlich war das Stadtschloss über chend Platz für ein neues, prachtvol-
500 Jahre lang das Maß aller Dinge, les Renaissanceschloss zu verschaf-
die Koordinate, an der die Geschicke fen. Dieses diente dann gewisser-
Berlins zusammenliefen und von wo maßen als Grundstock für die zahlrei-
aus Berlin in die Welt ausstrahlte. Über chen gewaltigen Erweiterungsbauten,
500 Jahre lang stand das Schloss an die sich in den folgenden Jahrhunder-
der Stelle, wo sich später, von 1973 bis ten anschlossen.
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136 Die Spreeinsel

Nach der letzten großen Erweite- Im Bombenhagel des Zweiten Welt-


rung 1706–1723 bedeckte der Ho- kriegs wurde die Hohenzollernresi-
henzollernpalast eine Fläche von fast denz fast völlig zerstört. Die Entschei-
200 Meter Länge und 120 Meter Brei- dung, ob die Ruine wieder aufgebaut
te – womit er zum größten profanen oder vollends abgerissen werden soll-
Barockbau nördlich der Alpen avan- te, fällten nach Gründung der DDR die
cierte. Bauherr König Friedrich I. neuen Machthaber in Ostberlin, so wie
(1657–1713), berühmt für seine sie der SED-Generalsekretär Walter Ul-
Prunk- und Verschwendungssucht, bricht 1950 verlautbaren ließ: „Das
hatte dazu eigens den „Michelangelo Zentrum unserer Hauptstadt, der Lust-
des Nordens“, Andreas Schlüter, 1699 garten und das Gebiet der jetzigen
zum Hofbaumeister berufen. Als aber Schlossruine, müssen zu dem großen
dessen soeben errichteter, 120 Meter Demonstrationsplatz werden, auf
hoher Münzturm einzustürzen drohte dem der Kampfwille und Aufbauwille
und wieder abgetragen werden muss- unseres Volkes Ausdruck findet.“
te, jagte man Schlüter 1706 mit Trotz anhaltender internationaler
Schimpf und Schande davon. Nach- Proteste wurde das Stadtschloss als In-
folger wurde sein schärfster Konkur- begriff des preußischen Militarismus
rent Johann Eosander von Göthe, der 1950 in monatelanger Arbeit ge-
den Neigungen seines Königs zu mo- sprengt. Auf dem nun großen, weiten,
numentalem Pomp in nichts nach- öden Geviert baute man anschließend
stand. Letztlich ist es nur dem Able- eine gewaltige Tribüne auf, vor der die
ben Seiner Majestät 1713 verdanken, Volksmassen mit „Winkelementen“
dass die Ausmaße des Schlosses nicht aufmarschieren und ihren obersten
noch um ein Vielfaches weiter ausgrif- Einheitsparteigenossen zujubilieren
fen. Darüber hinaus stand das junge sollten. Ab 1973 entstand dann in nur
Königreich Preußen, auch infolge des zwei Jahren Bautätigkeit der Palast
Schlossbaus, am Rand des Bankrotts; der Republik, das Sinnbild par excel-
und der Nachfolger auf dem Thron, lence für den Aufstieg wie auch den
Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., Niedergang der Deutschen Demokra-
machte sich an die Sanierung der tischen Republik: bis 1990 Sitz der
Staatsfinanzen. DDR-Volkskammer und zugleich mul-
Bis 1716 wurde die Lücke zwischen tifunktionales Kulturzentrum mit Tanz-
Eosanderportal und Schlüterhof ge- und Konzertvergnügen, Gastronomie
schlossen, abschließend setzte man und zahlreichen weiteren Freizeitein-
1850 die von Schinkel und Stüler richtungen. Im Frühjahr 2006 wurde
entworfene Kuppel auf das Portal an mit seinem Abriss begonnen, 2008
der Westfront und widmete sich war der „Rückbau“ beendet.
fortan, bis zum Ende des Kaiserreichs Gemäß dem Bundestagsbeschluss
1918, nur noch dem weiteren pracht- von 2002 wird an seiner Stelle eine Re-
vollen Innenausbau. konstruktion des alten Berliner Stadt-
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Atlas Seite X Palast der Republik, White Cube ... 137

Palast der Republik, White Cube ... –


Zwischennutzungen als Kontinuitätsprinzip
Erichs Lampenladen nannte man den 180 geblich. Anknüpfend an den Bundestagsbe-
Meter langen, mit orangefarbenen Glas- schluss von 2002 bestätigte im Januar 2006
fronten geschmückten Betonkoloss wegen die große Mehrheit der Parlamentarier, ge-
seiner illustren Innenbeleuchtung. Nach gen die Stimmen lediglich von Grünen und
der Wiedervereinigung 1990 gingen die Linkspartei, den Wiederaufbau des histori-
Lichter aus, und die ästhetisch wie politisch schen Stadtschlosses. Und damit den Abriss

Berlin-Mitte
hochgradig symbolgeladene Frage lautete: der asbestsanierten Palast-Ruine im Herzen
Dekonstruktion oder Rekonstruktion? Ab- Berlins.
riss oder Instandsetzung, denn wie so viele Für die Ewigkeit bauen hat sich somit ein-
der 1970er-Jahre-Gebäude war auch der mal mehr als Trugschluss erwiesen. Kaum
Palast der Republik massiv asbestbelastet. eine Stadt verkörpert das deutlicher als die
Im Anschluss an die darum unvermeid- deutsche Hauptstadt Berlin, in der Aufbau,
liche Sanierung – 720 Tonnen Spritzasbest Umbau und Abriss seit Jahrhunderten an
wurden entfernt – blieb von ihm nicht viel der Tagesordnung sind. Zwischennutzun-
mehr als sein Stahlskelett und rohes Mauer- gen sollte man also nicht mehr länger nur
werk übrig. Und so stand er denn da, als als Interimslösung verstehen, sondern sie
schaurig-schöne Ruine über der Spree, und vielmehr zum Kontinuitätsprinzip schlecht-
stieg in dieser Gestalt zum heiß umstritte- hin in der Spree-Metropole erklären.
nen Kultobjekt auf. Bis 2010 die Bauarbeiten zum Hum-
Während die Köpfe von Architekten und boldt-Forum beginnen, steht auf dem
Stadtplanern in Kommissionen über Bebau- Schlossplatz die durch privates Mäzenaten-
ungsplänen und Nutzungskonzepten zu tum geförderte Kunsthalle White Cube,
rauchen begannen und der „Förderverein die Werke herausragender in Berlin arbei-
Berliner Schloss“ den Palast nach Christo- tender Künstler präsentiert. Danach muss
Manier ringsum in eine Barockfassade aus die Kunst auf der Suche nach einer festen
Plastikbahnen verpackte, bliesen die Geg- Bleibe weiterziehen.
ner des Stadtschloss-Wiederaufbaus zum Man mag es kaum glauben, aber die
Sturm. Junge Künstler, Architekten, Schrift- deutsche Hauptstadt, die Künstler und
steller, Film- und Musikschaffende zogen Kreative aus der ganzen Welt anlockt und
ein und kreierten ein Zwischennutzungs- deren freie Kunstszene wie kaum eine an-
konzept, das Erichs alten Lampenladen, dere in Deutschland pulsiert, verfügt neben
zwischen freiliegenden Stahlträgern und den Staatlichen Museen und gewerblichen
blinden Fensterscheiben, zu einer der an- Galerien über keine Ausstellungsorte für
gesagtesten Off-Spielstätten für Ausstel- junge Kunst. Das ist bedauerlich, und viel-
lungen, Theater, Musik und Performances leicht kann folgende Überlegung über den
machte. Für den Erhalt des Palasts der Re- Missstand hinwegtrösten: Ganz offensicht-
publik wurde zur Bundestagswahl 2005 so- lich ist nicht das Vollkommene, das Vollen-
gar eigens eine Partei gegründet. dete, sondern die Zwischennutzung der vi-
Doch ihr Kampf um die symbolische Be- tale Zustand, die Lebensader Berlins.
setzung der Mitte von Deutschland war ver-
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138 Die Spreeinsel

schlosses unter dem Namen Hum- platz wachsen, bis hier ab 2010 für das
boldt-Forum entstehen. In der weit- neue alte Stadtschloss die nächste rie-
läufigen Kubatur der untergegange- senhafte Baustelle entsteht – die nach
nen Hohenzollernresidenz soll es als Reichstag und Kanzleramt, Potsdamer
Zentrum für Wissenschaft und Kultur Platz, Tiergartentunnel und Haupt-
die Zentral- und Landesbibliothek so- bahnhof Berlins Gesicht ein
wie die wissenschaftliche Sammlung weiteres Mal entscheidend verändern
der Humboldt-Universität aufnehmen wird.
und außerdem – so nahe bei der Mu-
seumsinsel – dem zweiten großen Marstall, Ribbeck-Haus (49)
Auftritt der Staatlichen Museen auf Südlich der Stelle, wo sich bis 2008
der Spreeinsel dienen. Nach Abschluss der Palast der Republik befand,
der Bauarbeiten, irgendwann zwischen schließen sich spreeaufwärts in der
2013 und 2015, werden die großen Breiten Straße der 1898–1900 erbaute
Bestände der Ethnologischen Museen, Neue Marstall und mit ihm verbun-
die sich zurzeit noch in Dahlem befin- den der Alte Marstall an, gefolgt von
den, ins Humboldt-Forum umziehen. der Renaissance-Front des Ribbeck-
Kostenpunkt für das gigantische Hauses, in dem das „Zentrum für
Bauvorhaben nach einem Entwurf des Berlin-Studien“ untergebracht ist.
Italieners Francesco Stella: 552 Millio-
nen Euro. Den Löwenanteil trägt der Staatsratsgebäude
Bund mit 440 Millionen Euro, das Land An der Südflanke des Schlossplatzes
Berlin steuert 32 Millionen Euro bei, erhebt sich das ehemalige Staatsrats-
und der Förderverein Berliner Schloss, gebäude der DDR. In das 1964 einge-
der mit Wilhelm von Boddien an der weihte Gebäude ist das Portal IV des
Spitze schon seit der Wiedervereini- Berliner Stadtschlosses eingefügt, von
gung für den originalgetreuen Wieder- dem aus Karl Liebknecht am 9. No-
aufbau des Stadtschlosses kämpft, ist vember 1918 die sozialistische Repu-
mit 80 Millionen Euro Spendengeldern blik Deutschland ausrief. Bis zur Fertig-
beteiligt. stellung des Neubaus im Tiergarten
Bis 2010 steht auf der Schlossfreiheit diente das Staatsratsgebäude als pro-
nahe der leeren Fläche, die der abge- visorisches Bundeskanzleramt und be-
rissene Palast der Republik hinterlas- herbergte den Bundeskanzler und sein
sen hat, die temporäre Kunsthalle Kabinett. Seit Herbst 2005 ist es Sitz
White Cube des Wiener Architekten der renommierten European School of
Adolf Krischanitz. Ihre rund 600 Qua- Management and Technology.
dratmeter Ausstellungsfläche dient Ar-
beiten von bedeutenden in Berlin wir- Friedrichswerdersche Kirche (45)
kenden Künstlern der Gegenwart. Das dritte Bauwerk im sozialisti-
Ansonsten lässt man erst einmal schen Bund mit Palast der Republik
Gras über die kahle Fläche am Schloss- und Staatsratsgebäude war das aus-
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Atlas Seite X Unter den Linden 139

nahmslos hässliche DDR-Außenminis- verein Bauwerk“ auf der ehemaligen


terium, das bereits 1995 abgerissen Nordostecke der Bauakademie im
wurde und seitdem den Blick auf Karl Herbst 2002 eine Musterfassade wie-
Friedrich Schinkels (1781–1841) back- dererstehen. Auf Initiative des „Förder-
steinrote Friedrichswerdersche Kirche vereins Bauakademie“ ist sie seit Som-
westlich des Spreegrabens freigibt. mer 2004 um eine komplette Attrap-
Das grazile, 1824–1831 im neugoti- pe des historischen Gebäudes er-
schen Stil errichtete Gotteshaus ist Teil gänzt, die eindrucksvoll dokumentiert,
des Museumsstandorts Museumsin- um welches architektonische Glanz-
sel und beheimatet deutsche Bildhau- stück Berlin heute ärmer ist.
erkunst des frühen 19. Jahrhunderts,

Berlin-Mitte
insbesondere Werke der Berliner Meis- Auswärtiges Amt
ter Johann Gottfried Schadow und Der Friedrichswerderschen Kirche
Christian Daniel Rauch. Im Emporen- gegenüber befindet sich südlich am
geschoss ist eine Dokumentation zum Werderschen Markt das mit Naturstein-
Leben und Werk Schinkels zu sehen, platten verkleidete alte Reichsbankge-
dem großen Baumeister Preußens, der bäude. 1934–1939 für die Reichsbank
mit der Friedrichswerderschen Kirche erbaut, diente es ab 1958 als Sitz des
zugleich ein Hauptwerk der deut- Zentralkomitees der SED. Um einen
schen Neugotik geschaffen hat. davorgesetzten Neubau erweitert, be-
Schinkelmuseum in der Friedrichswerder- herbergt es seit dem Regierungsum-
schen Kirche, tgl. 10–18 Uhr. zug das Auswärtige Amt der Bundes-
republik Deutschland. Das neue Ge-
Bauakademie (46) bäude nach Plänen der Architekten
Vor der Kirche, am Platz des abgeris- Thomas Müller und Ivan Reimann ent-
senen DDR-Außenministeriums, zeich- stand in zweijähriger Bauzeit für um-
nete bis Sommer 2004 eine Grünanla- gerechnet etwa 85 Millionen Euro und
ge den Grundriss der berühmten ist der größte Ministeriumsneubau.
Schinkelschen Bauakademie nach.
Das 1832–36 hier errichtete, in seiner
Verbindung von Funktionalität, Kon-
struktion und Materialästhetik für die Unter den Linden
moderne Architektur richtungsweisen-
de Backsteingebäude, wurde im Zwei- „Solang noch Untern Linden die alten
ten Weltkrieg stark beschädigt, an- Bäume blühn, kann nichts uns über-
schließend rekonstruiert und musste winden. Berlin bleibt doch Berlin!“
schlussendlich, ungeachtet weltweiter Diesen Gassenhauer nach einer Wei-
Proteste, 1962 dem Neubau des se von Walter Kollo aus der Revue
Außenministeriums weichen. „Drunter und drüber“ sang man Mitte
Als Werbung für den originalgetreu- der 1920er-Jahre, während man hut-
en Wiederaufbau ließ der „Bildungs- lüpfend und kopfnickend den reprä-
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140 Unter den Linden

sentativen Prachtboulevard im Schat- möglichen Baustile in sich vereinte –


ten der Lindenbäume hinauf- und hi- und nach seiner Zerstörung im Zwei-
nabflanierte. ten Weltkrieg in einer unglaublichen
Dabei hätten es ursprünglich eigent- Aufbauleistung der DDR in den
lich Nussbäume sein sollen! 1647 ließ 1950er- und -60er-Jahren größtenteils
der Große Kurfürst den schmalen Reit- wiederauferstand – ergänzt um die so-
weg, der damals vom Stadtschloss zialistische Spielart und die zeitgenös-
durch den urwaldähnlichen Tiergarten sische Architektur unserer Tage. Ein
über die Feldmark Lietzow (Charlot- Bummel Unter den Linden ist heute al-
tenburg) zur Festung Spandau führte, so ein Defilee vorbei an 300 Jahren
mit mehreren Reihen Nussbäumen preußischer und deutscher Geschich-
und Linden bepflanzen. Doch mit te und Baugeschichte, die am ba-
„Unter den Nüssen“ wollte es nichts rocken Zeughaus an der Schloss-
Rechtes werden. Die Nussbäume ver- brücke ihren Anfang nimmt und am
trugen den märkischen Sandboden wiedererstehenden „Salon der Repu-
nicht und gingen bald darauf ein, nur blik“ am Pariser Platz in die Gegen-
die Linden gediehen. wart einmündet.
Nach der Konstituierung des Königs-
reichs Preußen 1701 machte man sich Von der Schlossbrücke
dann daran, die Straße für den königli- zum Bebelplatz (35)
chen Pendelverkehr auszubauen, denn
eine Preußische Meile (rund 7,5 km)
entfernt von Berlin entstand in Lietzow
das großartige Schloss, das König
Verkehrsanbindung J
S Hackescher Markt
Friedrich I. für seine Frau Sophie Char- Bus 100, 200, TXL
lotte in Auftrag gegeben hatte. Im Zu-
ge dessen entwickelte sich rund um
die Linden die Dorotheenstadt (nach Schlossbrücke
der zweiten Gemahlin des Großen „Hundebrücke“ hieß die hölzerne
Kurfürsten so genannt) zum „Quartier Verbindung zwischen Spreeinsel und
des Nobles“, dem vornehmen Wohn- Festland in den Tagen des Großen Kur-
viertel des Adels. fürsten, da dieser hier seine Hunde-
Unter Friedrich II. (1712–1786) be- meute für die Hetzjagd im Tiergarten
gann schließlich der Ausbau der Straße versammelte. Und „Hundebrücke“
Unter den Linden zum prunkvollen hieß sie noch bis ins 19. Jahrhundert
Boulevard. Ein beeindruckender Rei- hinein, bis sie einem steinernen Nach-
gen preußischer Architektur entstand,
der im Verlauf der nächsten Jahrhun-
derte vom Barock über den Schinkel-
schen Klassizismus bis zum wilhelmini-
schen Historismus der Gründerzeit alle Zeughaus Unter den Linden
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Atlas Seite X Unter den Linden 141

212be Foto: kj

Berlin-Mitte
folger weichen musste. Nach einem Bildhauer Andreas Schlüter (um 1660–
Entwurf von Schinkel entstand 1821– 1714) – den man nach einem Jahr
1824 an ihrer Stelle die Schlossbrücke. Bautätigkeit allerdings hinauswarf,
Die sie zierenden acht Figurengrup- nachdem nahebei der von ihm ent-
pen aus strahlend weißem Carrara- worfene Münzturm am Stadtschloss
Marmor wurden 1845–1857 ebenfalls wieder eingestürzt war – und schließ-
nach Schinkel-Plänen gefertigt. lich ab 1706 Jean de Bodt. Vom glück-
losen Andreas Schlüter stammen die
Zeughaus (41) 22 Masken sterbender Krieger im
Das der Schlossbrücke benachbarte Zeughaus-Lichthof, die schmerzlich
Zeughaus ist das bedeutendste erhal- die Verwundbarkeit des Menschen an-
tene Barockgebäude Berlins. Sein Bau mahnen und einen dabei zugleich in
1695–1730 wurde von den in jener Staunen versetzen. Denn Bauplastiken
Zeit wichtigsten preußischen Architek- dieser dergestalt den Krieg anklagen-
ten geplant und betreut: Johann Ar- den Ausführung an einem Zeughaus,
nold Nehring, der zugleich für den das von seinen ersten Tagen an im-
Schlossbau in Lietzow zuständig war, merhin bis 1875 durchgehend als Waf-
nach dessen Tod Martin Grünberg, fen- und Munitionsdepot diente, sind
dann der berühmte Baumeister und gewiss nicht der Regelfall. Von Berliner
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142 Unter den Linden

Bildern und Zeugnissen“, die mit über

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8000 ausgewählten Exponaten ein le-
bendiges Bild von 2000 Jahren deut-
scher Geschichte nachzeichnet.
An seiner Nordflanke befindet sich
zwischen Zeughaus und Palais am
Festungsgraben der lichtdurchflutete
Erweiterungsbau des chinesischstäm-
migen New Yorker Stararchitekten
Ieoh Ming Pei (geb. 1917), zu dessen
spektakulären Arbeiten die Glaspyra-
mide im Hof des Louvre und der Ost-
flügel der National Gallery of Art in
Washington zählen. 2003 eröffnet, er-
gänzt der Neubau die Dauerausstel-
lung im Zeughaus auf über 10.000
Quadratmeter um weitere 2700 Qua-
dratmeter für Sonderausstellungen.
Vor dem Zeughaus findet am Kup-
fergraben jeden Samstag und Sonntag
ein touristischer Kunst- & Nostalgie-
markt statt.
Bürgern während der Märzrevolution
1848 gestürmt, wurde die Waffen- Deutsches historisches Museum (Zeug-
haus und Pei-Bau), tgl. 10–18 Uhr. Zum Pei-
kammer im Anschluss an die Reichs- Bau mit Wechselausstellungen gelangt man
gründung im Auftrag Kaiser Wilhelms I. von der Straße Unter den Linden entweder
zur nationalen Weihehalle für Militaris- durch das sehenswerte Zeughaus-Foyer
mus und Monarchie umgebaut; später (Schlüterhof), oder durch den Haupteingang
der neuen Ausstellungshalle an der Nord-
ließ Hitler seine braunen Horden im westecke des Zeughauses, Hinter dem Gieß-
Hof aufmarschieren. haus 3.
Ab 1952 war nach dem Wiederauf-
bau im Zeughaus das „Museum für
deutsche Geschichte“ untergebracht.
Pünktlich zur Wiedervereinigung am
3. Oktober 1990 zog in seine Mauern
die westdeutsche Interpretation der
Geschichte, das Deutsche historische
Erweiterungsbau am
Museum, ein. Nach jahrelangen Um- Deutschen Historischen Museum
und Restaurierungsarbeiten zeigt es
seit Juni 2006 die vielbesuchte Dauer-
ausstellung „Deutsche Geschichte in Neue Wache
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Atlas Seite X Unter den Linden 143

426be Foto: kj

Berlin-Mitte
Neue Wache (42) Raumes eine vergrößerte Kopie der
In direkter Nachbarschaft befindet Pietà von Käthe Kollwitz ein. Zwei
sich Schinkels 1816–1818 nach dem 1969 in den Boden eingelassene Ur-
Vorbild eines römischen Kastells ent- nen enthalten die sterblichen Überres-
standene Neue Wache. Genau hun- te eines unbekannten Soldaten und ei-
dert Jahre lang (bis 1918) war dort die nes unbekannten Antifaschisten.
königliche Wache untergebracht, da- Neue Wache, Zentrale Mahn- und Gedenk-
nach begann die Karriere des zierli- stätte der Bundesrepublik für die Opfer von
chen Häuschens mit den sechs dori- Krieg und Gewaltherrschaft, tgl. 10–18 Uhr.
schen Säulen als Mahnmal: zunächst
Ehrenmal der Gefallenen im Ersten Palais am Festungsgraben
Weltkrieg, ab 1960 Mahnmal für die Von der Straße Unter den Linden
Opfer des Faschismus und Militaris- aus kaum zu erkennen, liegt hinter der
mus und seit 1993, abermals umge- Neuen Wache das 1751 bis 1753 er-
widmet, Zentrale Gedenkstätte der baute, später klassizistisch umgestalte-
Bundesrepublik für die Opfer von te und nach dem Zweiten Weltkrieg
Krieg und Gewaltherrschaft. Seit- wiedererrichtete Palais am Festungs-
dem nimmt das Zentrum des leeren graben. Es diente als Wohnstätte des
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144 Unter den Linden

preußischen Finanzministers, und Wiederaufbau nach dem Krieg 1952


auch der große Staatsmann und Refor- ist das Haus die Spielstätte des Maxim-
mer Preußens, Heinrich Friedrich Karl Gorki-Theaters.
Freiherr von und zum Stein (1757–
1831), lebte hier von 1804 bis 1808
Stadtkommandantur (47)
(sein Denkmal steht schräg gegenüber
Unmittelbar dem Zeughaus gegen-
neben dem Kronprinzenpalais am
über entstand an der vornehmen
Spreegraben). Das Palais dient heute
Adresse Unter den Linden 1 die Berlin
als Kulturzentrum und beherbergt
Repräsentanz des Bertelsmann-Kon-
u. a. den Künstlerclub „Die Möwe“,
zerns nach historischem Original. Es
das Bezirksmuseum von Mitte sowie
ist der Standort der um 1750 errichte-
die Tadschikische Teestube, die in
ten Stadtkommandantur, von der nach
stilecht zentralasiatischem Ambiente
zahllosen Umbauten und schließlich
zum Teegenuss einlädt.
den Kriegszerstörungen 1945 kein
Bezirksmuseum Mitte (Regionalgeschicht- Stein übrig blieb. In ihrer klassizisti-
liches aus den Stadtteilen Mitte, Tiergarten schen Ansicht von 1873/74 wurde sie
und Wedding), Mi. und Fr.–So. 13–17 Uhr,
als Domizil für den Gütersloher Me-
Do.13–18 Uhr.
Tadschikische Teestube, tgl. 17–0 Uhr. dienkonzern rekonstruiert.

Maxim-Gorki-Theater (38) Kronprinzenpalais (43)


Dem Palais westlich zur Seite, eben- An die neue alte Stadtkommandan-
falls hinter der Neuen Wache und zu- tur schließt das Kronprinzenpalais an.
sätzlich vom Kastanienwäldchen ver- In dem 1663 als Wohnsitz für einen
deckt, steht die klassizistische „Sing- Kabinettssekretär erbauten, 1732 für
akademie“, heute das Maxim-Gorki- den damaligen Kronprinzen Friedrich
Theater. Goethefreund Carl Friedrich zur Stadtresidenz umgewandelten Pa-
Zelter (1758–1832), seit 1800 Leiter lais wurde mehrfach Geschichte ge-
der Singakademie, veranlasste den schrieben. 1859 kam hier der letzte
Bau durch Karl Theodor Ottmer. 1827 deutsche Kaiser, Wilhelm II., zur Welt.
eröffnet, stieg es als ältester Konzert- 1920 zog die Abteilung Moderne
saal Berlins schnell zu einem Zentrum Kunst der Nationalgalerie mit ihren
des Berliner Kultur- und Geisteslebens Gemälden in das Gebäude ein, die die
auf. Liszt und Mendelssohn-Bartholdy Nazis später als „entartet“ verhöhnten.
konzertierten hier, die Pianistin Clara Da von dem im Zweiten Weltkrieg völ-
Schumann und der Teufelsgeiger Paga- lig zerstörten Palais keine Baupläne
nini waren zu Gast, August Wilhelm mehr existierten, wurde es 1968–1969
Schlegel hielt in den Räumlichkeiten von Richard Paulick nach alten Stichen
der Singakademie Vorlesungen, und mühevoll rekonstruiert und als Gäste-
Alexander von Humboldt berichtete haus des DDR-Ministerrats wiederer-
von seinen Forschungsreisen. Seit dem richtet. 1990 kam es im Kronprinzen-
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palais zur Unterzeichnung des Nur durch die kleine Rasenfläche des
deutsch- deutschen Einigungsver- Prinzessinnengartens (östlicher Bebel-
trags. platz) vom Opernpalais getrennt, er-
hebt sich die Deutsche Staatsoper Un-
Opernpalais (44) ter den Linden als erstes und ältestes
Seit 1811 ist das Kronprinzenpalais Bauwerk des Forums Fridericianum.
durch einen Übergang über die Das Forum entstand nach dem Regie-
Oberwallstraße hinweg mit dem ehe- rungsantritt Friedrichs II. ab 1741 als
maligen Prinzessinnenpalais, heute neues Geisteszentrum sowie künst-
Opernpalais, verbunden. 1733–1737 lerischer Mittelpunkt des preußi-
errichtet, wurde es nach seiner Zer- schen Königreichs. Zur Oper gesell-

Berlin-Mitte
störung im Zweiten Weltkrieg 1961– ten sich als weitere Bauten des Forum-
1963 von Richard Paulick komplett Ensembles die St.-Hedwigs-Kathedra-
wiederaufgebaut und erlangte als le, die Alte Bibliothek und auf der
„Operncafé“ einen sehr hohen Be- nördlichen Straßenseite der Linden
kanntheitsgrad über die Hauptstadt das ehemalige Prinz-Heinrich-Palais,
der DDR-Grenzen hinaus. Noch heute die heutige Humboldt-Universität.
wartet das Operncafé mit einer uner-
hörten Auswahl verführerischer Torten Deutsche Staatsoper (36)
und Patisserien auf. Im Tiefgeschoss Mit der Deutschen Staatsoper Unter
offeriert die „Schinkelklause“ gut bür- den Linden, damals die „Königliche
gerliche deutsche Küche und draußen Oper“, schuf Georg Wenzeslaus von
auf den Lindenterrassen kommt blon- Knobelsdorff (1699–1753) in dreijähri-
der Gerstensaft frisch gezapft auf den ger Bautätigkeit 1741–1743 einen Su-
Tisch. Mit angeschlossenem Imbiss- perlativ: Das einem korinthischen
betrieb und Selbstbedienungsbereich Tempel nachempfundene Opern-
kommt so bei Sonnenschein und Blick haus war die erste nicht in ein Schloss
auf die Schinkelsche Neue Wache auf integrierte, sondern als Baukörper frei-
der anderen Straßenseite sogar im stehende Spielstätte Deutschlands.
klassizistischen Herz Preußens ein we- Darüber hinaus wurde die Oper als ei-
nig bayerische Biergartenatmosphäre ne der größten und modernsten jener
auf. Zeit in Europa gerühmt. Zahlreiche
Essen und Trinken: große Namen standen ihren Orches-
Operncafé, tgl. 8–0 Uhr. tern vor, von Felix Mendelssohn-Bar-
Schinkelklause, tgl. 11.30–0 Uhr. tholdy über Giacomo Meyerbeer und
Richard Strauss bis heute Daniel Baren-
Das Forum Fridericianum boim. Doch zunächst ereilte das Haus
das Schicksal vieler anderer Theater-
Verkehrsanbindung J stätten jener Zeit vor Erfindung des
elektrischen Lichts. Genau hundert
Bus 100, 200, TXL
Jahre nach ihrer Errichtung brannte die
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146 Unter den Linden

Linden-Oper 1843 bis auf die Grund- nessbereich mit Swimmingpool, die
mauern ab. Anschließend wurde sie ehemalige Kassenhalle ein Ballsaal und
von Carl Ferdinand Langhans (1782– in der Vorstandsetage vornehme Sui-
1869) wieder aufgebaut. ten –, eröffnete im Herbst 2006 in sei-
Im Zweiten Weltkrieg restlos zer- nen Mauern das Fünf-Sterne-Quartier
stört, ist ihre originalgetreue Rekons- Hotel de Rome (34).
truktion 1952–1955 Richard Paulick zu
verdanken. Ab 2010 werden die Heili- Alte Bibliothek (33)
gen Hallen für die folgenden vier Jahre Dass die Alte Bibliothek an der
geschlossen und für rund 240 Millio- Westflanke des Bebelplatzes wie der
nen Euro grundlegend saniert. Der Michaelertrakt der Wiener Hofburg
Spielbetrieb findet dann an anderem erscheint, ist kein Zufall. Das neuba-
Ort statt. rocke Gebäude – von den Berlinern
wegen seiner geschwungenen Form
St.-Hedwigs-Kathedrale „Kommode“ genannt – wurde 1775–
Die St.-Hedwigs-Kathedrale ist un- 1780 nach dem Entwurf von Georg
schwer an ihrer imposanten, 40 Meter Christian Unger unter Zugrundele-
im Durchmesser messenden Kuppel zu gung eines um 1725 entstandenen
erkennen. 1747–1773 erbaute Johann Plans des österreichischen Baumeis-
Boumann d. Ä. nach Knobelsdorff-Plä- ters Joseph Emanuel Fischer von Erlach
nen das Gotteshaus im Stil des römi- (1656–1723) errichtet. Kurioserweise
schen Pantheons für die nach den war die Berliner Kopie sogar weitaus
Schlesischen Kriegen einwandernden früher fertig gestellt als das Wiener
katholischen Schlesier. St. Hedwig ist Original. Der Bau beherbergte die
seit 1930 Kathedrale des Erzbistums über 150.000 Bände umfassende kö-
Berlin. Das schlichte Innere stammt nigliche Bibliothek. Heute ist dort die
aus der Zeit nach dem Wiederaufbau juristische Fakultät der Humboldt-
1952–1963. Universität untergebracht.
Durch die rückwärtige Fassade der
ehemaligen Dresdner Bank, die seit Versunkene Bibliothek (35)
1889 den Bebelplatz im Süden be- Inmitten des kopfsteingepflasterten
schließt, wirkt die Kathedrale trotz ih- westlichen Bebelplatzes befindet sich
rer imposanten Kuppel förmlich in die seit 1995 die Versunkene Bibliothek
Ecke gedrängt. Die 1923 auf die Bank des israelischen Künstlers Micha Ull-
aufgesetzten Geschosse, die den Ein- mann. Eine in den Boden eingelasse-
druck zusätzlich verstärkten, entfernte
man 1952 bei ihrer Rekonstruktion
wieder; anschließend zog die DDR-
Staatsbank in das Gebäude ein. 2004–
2006 aufwendig umgebaut und luxus-
saniert – der alte Tresorraum nun Well- Bebelplatz und St.-Hedwigs-Kathedrale
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404be Foto: kj

Berlin-Mitte
ne, einen Quadratmeter große Glas- Altes Palais (32)
scheibe und darunter ein leerer weißer An die Alte Bibliothek schließt sich,
Raum mit leeren weißen Regalen, in den Linden zugewandt, das Alte Palais
denen 20.000 Bücher Platz finden an. Vor dessen Portikus steht mitten
könnten, erinnern an die unheilvolle auf der Straße verkehrsumtost das 13
Bücherverbrennung, die die SA und Meter hohe Reiterstandbild Fried-
nationalsozialistische Studentenorga- richs des Großen (38). Der von Chris-
nisationen am 10. Mai 1933 auf dem tian Daniel Rauch (1777–1857) in den
damals noch „Opernplatz“ genannten Jahren 1839 bis 1851 geschaffene, mit
Geviert abhielten. Die Werke von Al- Krückstock auf seinem Lieblingspferd
fred Döblin, Sigmund Freud, Heinrich dahinreitende „Alte Fritz“ machte im
Heine, Erich Kästner, Heinrich und Tho- Verlauf eines Jahrhunderts allerlei mit:
mas Mann, Karl Marx, Carl von Ossietz- Die Tauben erwiesen Seiner Majestät
ky, Erich Maria Remarque, Kurt Tuchols- nicht den geringsten Respekt und be-
ky, Arnold Zweig und vieler anderer als kleckerten munter seinen ehernen
„undeutsch“ verfemter Autoren gin- Dreispitz, die Steigbügel klaute man
gen in Flammen auf. Roheit und Bar- ihm und 1950 landete Friedrich
barei hatten damit nicht nur symbol- schließlich, samt Pferd in Einzelteile
haft Einzug gehalten. zerlegt, im Potsdamer Schlosspark von
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148 Unter den Linden

Sanssouci. Erst mit der Rückbesinnung deutschen Idealismus, Johann Gottlieb


der DDR-Führung auf Berlins preußi- Fichte (1762–1814).
sche Tradition fand er 1980 auf seinen Zahlreiche weitere berühmte Ge-
nun um einige Meter verschobenen lehrte und Wissenschaftler wirkten
Sockel zurück. Dem 600 Kilogramm hier: darunter die Philosophen Georg
schweren Reiterstandbild zu Hufen Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Wil-
bevölkern vorneweg des Königs Ge- helm Schelling und Friedrich Schleier-
neräle das Postament, die preußischen macher, die Mediziner Rudolf Virchow,
Dichter und Denker jener Zeit, darun- Robert Koch und Ferdinand Sauer-
ter Lessing und Kant, müssen dagegen bruch oder die Physiker Max Planck
mit einem Platz unter dem Pferde- und Albert Einstein.
schweif Vorlieb nehmen. Die Wiedererrichtung des traditions-
reichen Universitätsgebäudes nach
Humboldt-Universität dem Krieg erfolgte ab 1946, an-
Der Blick des Alten Fritz ist dem schließend wurde die Alma Mater Be-
Prinz-Heinrich-Palais auf der Nord- rolinensis nach ihrem Gründer in
seite der Straße Unter den Linden zu- Humboldt-Universität umbenannt.
gewandt. Das heutige Hauptgebäude Als Antwort auf die fortan streng mar-
der Humboldt-Universität entstand ab xistisch-leninistische Ausrichtung eröff-
1748 als Stadtresidenz für den Bruder nete zwei Jahre später in Dahlem die
Friedrichs II., Prinz Heinrich von Preu- Freie Universität.
ßen. Die Pläne dafür, die möglicher- 1990 wurden Ideologie und führen-
weise auf ersten Entwürfen Knobels- de Köpfe abermals ausgetauscht, und
dorffs fußen, lieferte Johann Bou- die Humboldt-Uni stieg – nicht zuletzt
manns d. Ä., der auch die Bauleitung dank ihrer zentralen Innenstadtlage –
übernahm. Nach Unterbrechung der zur beliebtesten Berliner Hochschu-
Arbeiten durch den Siebenjährigen le auf. Derzeit studieren rund 34.000
Krieg konnte das spätbarocke Prinzen- Studenten an der ältesten der insge-
domizil 1766 fertiggestellt werden. samt vier Berliner Universitäten, be-
Kaum ein halbes Jahrhundert später wacht von den Standbildern der Brü-
diente es bereits der frisch gegründe- der Alexander und Wilhelm von Hum-
ten Berliner Universität. boldt an ihrem Haupteingang.
Im Jahr 1809 wurde die Gelehrten-
stätte auf Initiative des liberalen Staatsbibliothek
preußischen Bildungsreformers und Unmittelbar nebenan thront mäch-
Sprachwissenschaftlers Wilhelm von tig über der Straße Unter den Linden
Humboldt (1767–1835) ins Leben ge-
rufen. Nach ihrem Stifter, König Fried-
rich Wilhelm III., erhielt sie den Namen
Friedrich-Wilhelm-Universität. Erster Wilhelm von Humboldt gab der ersten
Direktor war der große Philosoph des Berliner Universität ihren Namen
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Atlas Seite X Unter den Linden 149

425be Foto: kj

Berlin-Mitte
die 1903–1914 von Ernst von Ihne er- das Gouverneurshaus an. Das 1721
richtete ehemalige Preußische Staats- fertiggestellte Gebäude stand ur-
bibliothek. Mit den Beständen der sprünglich in der Rathausstraße-/Ecke
Staatsbibliothek West am Kulturforum Jüdenstraße, wurde dort 1960 abge-
ist sie heute zur Staatsbibliothek tragen und drei Jahre später in die
preußischer Kulturbesitz zu Berlin Kriegslücke eingefügt, die das zerstör-
vereint. te Niederländische Palais 1945 Unter
den Linden hinterlassen hatte. In der
Gouverneurshaus (31) Vergangenheit fungierte es unter an-
Gegenüber, auf der Südseite der Lin- derem als Sitz des Gouverneurs von
den, schließt sich an das Alte Palais Berlin, daher der Name. Heute sind in
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150 Unter den Linden

seinen Mauern Einrichtungen der Von der Friedrichstraße


Humboldt-Universität untergebracht. zum Pariser Platz
Deutsche Guggenheim Berlin (30)
Auf das Gouverneurshaus folgt der Verkehrsanbindung J
1920 aus Sandstein errichtete Gebäu- S und U6 Friedrichstraße
dekomplex der Deutschen Bank. In S1, S2, U55 Brandenburger Tor
Kooperation mit der New Yorker Gug-
genheim-Foundation bietet das Geld- Waren die Linden im östlichen Teil
haus seit 1997 ein Dach für hoch- stets durch höfische Bauten, Paläste,
karätige Wechselausstellung zeit- Residenzen und militärische Institu-
genössischer internationaler Kunst. tionen geprägt, so bestimmten den
Dafür wurde eigens eine 510 Quadrat- westlichen Teil von jeher repräsenta-
meter große Galerie nach Plänen des tive bürgerliche Gebäude. Im Zuge
amerikanischen Architekten Richard der Reichsgründung 1871 und dem
Gluckman realisiert. damit einsetzenden Bau-Boom wich
Die Kooperation der von den jüdi- freilich auch Unter den Linden die
schen Guggenheims gegründeten Stif- gemütliche Lebensart einer hektischen
tung ausgerechnet mit der Deutschen Betriebsamkeit. Man mauerte und
Bank mag einen je nach Betrachtung zimmerte, was die Statik und der Berli-
überraschen oder erfreuen. War das ner Sandboden hielten, stockte auf
Bankhaus doch tief in die Verbrechen oder baute gleich neu, größer, höher,
des Dritten Reichs verstrickt. Es betei- pompöser. Rund um die Leipziger
ligte sich an der „Arisierung“ jüdischer Straße und die südliche Friedrichstraße
Geschäfte und vor allem an der Ab- entstanden großzügige Kaufläden,
wicklung von jüdischen Großunter- Passagen und Warenhäuser, südlich
nehmen mit internationalen Kontak- der Linden und dort vornehmlich in
ten. 1980 stellte sich die Deutsche der Behrenstraße wuchsen die Bank-
Bank als erste deutsche Großbank ih- paläste in Windeseile in den Himmel
rer historischen Verantwortung. Und empor, in der nördlichen Friedrich-
mit der Berliner Galerie kehrte die straße und Unter den Linden reihten
Guggenheim-Stiftung 1997 sogar zu sich Cafés und vornehme Hotels.
ihren Wurzeln zurück – wenn auch Der Verkehr brauste, das Leben pul-
nur im weitesten Sinne. Die Begründe- sierte tagsüber und auch in den
rin des New Yorker Guggenheim-Mu- Abend- und Nachtstunden, wenn sich
seums, die Malerin Hildegard „Hilla“ in den Amüsierbetrieben ein reges
Rebay von Ehrenwiesen (1890–1967) Vergnügungsleben entfaltete. Der Em-
emigrierte 1927 aus Berlin in den Big porkömmling Berlin schickte sich an zu
Apple. den traditionsreichen Weltstädten auf-
Deutsche Guggenheim Berlin, Unter den zuschließen, und die Linden/Ecke
Linden 13–15, tgl. 10–20 Uhr, Do. bis 22 Uhr. Friedrichstraße wurden zum Sinnbild
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Atlas Seite X Unter den Linden 151

dafür. „Hier ist der Brennpunkt des vor-


nehmen Verkehrs in Berlin. Zwischen
den zwei Ufern von prachtvollen Häu- Umbauarbeiten
sern, Palästen und Hotels, auf der ei-
Eigentlich hätte schon alles bis zur Fuß-
gentlichen Promenade in der Mitte, auf ball-WM 2006 fertig sein sollen. Aber Ber-
den Reit- und Fahrwegen und den bei- lin wäre nicht Berlin, und seine Gäste wür-
den Trottoirs treibt die heitere Muße den die Stadt womöglich gar nicht mehr
der Bevölkerung in unaufhaltsamem wiedererkennen, würde sie sich ihnen auf
einmal so ganz ohne Großbaustelle prä-
Strome dahin,“ beschrieb 1876 Robert sentieren. Also entschloss man sich, den
Springer die quecksilbrige Atmosphäre. Spaten diesmal gleich dort anzusetzen,
wo sich die allermeisten Berlin-Besucher

Berlin-Mitte
Unter den Linden/ bewegen: auf dem Prachtboulevard Un-
ter den Linden.
Ecke Friedrichstraße 2004/05 wurde der Bebelplatz aufge-
Diese Atmosphäre herrscht drei- wühlt, um rund um die Versunkene Bi-
zehn Jahrzehnte später nicht minder, bliothek Autostellplätze unter die Erde zu
zeitgemäß noch bereichert um eine legen. Zwischenzeitlich sind die Arbeiten
abgeschlossen, doch der Umbau der Lin-
tüchtige Blechlawine. Von den Vor- den geht weiter. Bis 2006 wurden vor
kriegsbauten steht Unter den Linden/ dem Forum Fridericianum unter den Au-
Ecke Friedrichstraße dagegen kein ein- gen des „Alten Fritz“ der Fahrdamm ver-
ziger mehr, bis auf das 1936 erbaute engt, die Bürgersteige auf bis zu elf Meter
verbreitert und auch der Mittelstreifen
Haus der Schweiz (26), das unbe- komplett umgestaltet. 2010 rücken nahe-
schadet die Zeit überstand. bei am Schlossplatz die Baukräne für die
Ihm auf der Südostseite quer ge- Errichtung des riesigen Humboldt-Fo-
genüber erhebt sich das Lindencorso rums an.
Am anderen Ende des Boulevards Rich-
(29) anstelle des im Krieg zerstörten, tung Pariser Platz gräbt man zurzeit die
legendären Cafés Bauer, das ab 1878 „Kanzler-U-Bahn“ ins Erdreich ein. Da-
Wiener-Kaffehaus-Charme versprühte. mals noch unter Kanzler Kohl als Projekt
Nachdem ab den 1960er-Jahren das durchgesetzt, wird die U55 ab 2017 den
Hauptbahnhof über Reichstag, Branden-
DDR-Lindencorso mit fast 1000 Plät- burger Tor und Unter den Linden mit dem
zen in Restaurants, Cafés und Tanz- Alexanderplatz verbinden. Der erste Ab-
bars im Plaste-Look die Massen an- schnitt vom Hauptbahnhof zum Branden-
lockte, befindet sich dort heute ein burger Tor wurde Anfang August 2009
eingeweiht.
neuer, kühler BRD-Lindencorso. Wo
sich das 1828 vom österreichischen
Zuckerbäcker Kranzler eröffnete Tor-
tenparadies Café Kranzler befand, In den Kaiserhöfen neben dem Haus
schmückt das prominente Luxushotel der Schweiz hält der Buchladen Berlin
Westin Grand (28) seine bis 1987 er- Story (25) ein großes Sortiment an
richtete, historisierende DDR-Platte Artikeln mit Berlin-Bezug parat: von
mit den typischen Accessoires weltläu- Büchern und historischen Stadtplänen
figer Nobelherbergen. über Filme, Poster, Shirts und Souve-
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152 Unter den Linden

nirs bis hin zu Alte-Fritz-Büsten und driga auf dem Brandenburger Tor
Nachbildungen der Schadowschen stammt.
Prinzessinnengruppe aus Marmor-
staub und Alabastergips. Abermals ein Russische Botschaft (22)
Gebäude weiter hat sich im Zollernhof Die Südseite der Linden dominiert
das ZDF-Hauptstadtstudio (24) ein- kurz vor dem Brandenburger Tor das
quartiert. Botschaftsgebäude der russischen
Föderation. 1950–1953 errichtete es
Berlin Story, Unter den Linden 26, Tel. 20
45 38 42, tgl. 10–20 Uhr. ein Architekten-Kollektiv um Anatoli
Stryshewski im typischen stalinisti-
Ecke Neustädtische Kirchstraße bietet schen Zuckerguss-Stil anstelle der al-
der Ableger des namhaften Café Ein- ten, 1765 erbauten und im Krieg zer-
stein (23) kleine Speisen und Drinks – störten Russischen bzw. Sowjetischen
sachlich, cool, schick und nicht zu ver- Botschaft.
wechseln mit dem morbiden Charme
des Schöneberger Originals. An ihrer Der Pariser Platz
Verlängerung südlich der Linden lädt
in der Glinka-/Ecke Behrenstraße die
Komische Oper (27) zum Musikge- Verkehrsanbindung J
S1, S2, U55 Brandenburger Tor
nuss ein. Von der schlichten Nach-
kriegsfassade darf man sich nicht über
das prächtige Innere hinwegtäuschen Brandenburger Tor
lassen. Eine Gedenktafel erinnert an Auch wenn es mittlerweile nur noch
einen der großen Theatermacher des eines unter vielen Bauwerken am Pari-
20. Jahrhunderts: Walter Felsenstein ser Platz ist – die erste Erwähnung ge-
(1901–1975), der die Komische Oper bührt nach wie vor dem Branden-
1947 gründete und ihr bis 1975 als In- burger Tor. Im Zuge der Stadterweite-
tendant und Chefregisseur vorstand. rung ließ Friedrich Wilhelm I. (1688–
1740) die Plätze „Quarré“ (Pariser
Bundestagsgebäude (21) Platz), „Oktogon“ (Leipziger Platz)
Die gesamte Straßenfront zwischen und „Rondell“ (Mehringplatz) anlegen
Neustädtischer Kirchstraße und Scha- und 1734–1736 zusammen mit dem
dowstraße nimmt der Neubaukom- Rest von Berlin von einer sechs Meter
plex des Deutschen Bundestags ein hohen Zollmauer umziehen; wobei
(Sitzungssäle, Abgeordnetenbüros, das Brandenburger Tor, das das
Verwaltung). In der Schadowstraße Quarré nach Westen hin zum Tiergar-
um die Ecke lebte im Haus Nr. 10/11
der Berliner Bildhauer und Haupt-
meister des preußischen Klassizismus,
Johann Gottfried Schadow (1764– Im Zentrum des „Salons der Republik“ –
1850), von dessen Hand u. a. die Qua- das Brandenburger Tor
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Atlas Seite X Unter den Linden 153

326be Foto: kj

Berlin-Mitte
ten abschloss, in jener Zeit nicht mehr (April bis Oktober erweiterte Öff-
als ein schmuckloses Loch in der Mau- nungszeiten).
er war. Zwischen 1788 und 1791 ent- Nach den Befreiungskriegen gegen
stand es dann in der Form, wie wir es Napoleon wurde das Quarré, unter-
heute sehen: als Sandsteinbau mit fünf dessen längst eine schicke Adresse für
Tordurchfahrten, entworfen nach Art Adel und hohe Militärs, im Jahr 1814
der Propyläen auf der Athener Akro- in „Pariser Platz“ umbenannt. Wer auf
polis – das bedeutendste Werk des sich hielt, baute an dieser exponierten
Baumeisters Carl Gotthard Langhans Stelle, und die berühmtesten preußi-
(1732–1793). Obenauf wird das Tor schen Baumeister wirkten hier.
von der Quadriga gekrönt, dem bron- Mit dem „kritischen“ Wiederaufbau
zenen Viergespann mit der Siegesgöt- des kriegszerstörten Platzes zum „Sa-
tin Viktoria als Wagenlenkerin, das Jo- lon der Republik“ seit Mitte der
hann Gottfried Schadow 1789–1793 1990er-Jahre knüpfte man an diesen
erschuf. Punkt wieder an. Die Namen der Be-
Gleich nebenan ist im Südflügel teiligten lesen sich wie die VIP-Liste
vom Brandenburger Tor eine Tourist- der international renommierten Archi-
information untergebracht, die täg- tektengilde: Gehry, Gerkan, Behnisch,
lich von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat Kleihues & Co. Ein jeder entwarf unter
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154 Das Brandenburger tor

Das Brandenburger Tor Fackeln durch das Brandenburger Tor, und


der Maler Max Liebermann (1847–1935),
Dank seiner bevorzugten Lage zwischen der das nördlich an das Tor grenzende Pa-
den Linden und dem Tiergarten war das lais bewohnte und dem gespenstischen
Brandenburger Tor – das einzig erhaltene Spektakel von seinem Atelierfenster aus bei-
von ursprünglich vierzehn Berliner Stadt- wohnte, kommentierte: „Ich kann gar nicht
toren – schon immer nicht nur von hervor- soviel fressen, wie ich kotzen möchte“, zog
ragender städtebaulicher Funktion, son- die Vorhänge zu und öffnete sie bis zu sei-
dern hatte stets auch eine immense sym- nem Tod zwei Jahre später nicht mehr.
bolhafte Bedeutung. „Friedenstor“ nannte Schon 1942 machte man vorsorglich ei-
man es nach seiner Fertigstellung 1791 und nen Gipsabguss von der Quadriga, mit des-
krönte es 1793 mit Johann Gottfried Scha- sen Hilfe man 1956–1958 das im Krieg zer-
dows ehernem, von einer Friedensgöttin störte Original neu in Kupfer treiben konn-
gelenktem Viergespann. Den Blick ostwärts te. Wie die meisten historischen Bauwerke
zum Stadtschloss gewandt, wachte die Wa- im Herzen Berlins ist auch die Quadriga ei-
genlenkerin über die Linden und den be- ne Rekonstruktion. 1958 wurde die neue
triebsamen Verkehr zu ihren Füßen, wo, alte Dame auf das wiederaufgebaute Bran-
von zwei Flügelhäuschen für Wache und denburger Tor verbracht – ohne Eisernes
Zoll eingerahmt, die Fuhrwerke der Händ- Kreuz und Preußischen Adler.
ler ebenso wie die Equipagen der feinen Drei Jahre später wurde die Mauer ge-
Gesellschaft links und rechts durch die vier baut. Mitten im Todesstreifen, vom Tiergar-
Durchfahrten zwischen den dorischen Säu- ten durch das Betonmauermonster abge-
len hindurchrollten. Die mittlere, fünfte, et- sperrt und der gesamte Pariser Platz rund-
was breitere Durchfahrt war ausschließlich um in Schutt und Asche versunken, avan-
der königlichen Familie vorbehalten. cierte das Brandenburger Tor in dieser Er-
Der Frieden sollte jedoch nicht lange scheinung 1961 innerhalb weniger Wo-
währen. Nach der Eroberung Berlins durch chen für die nächsten 28 Jahre zum Symbol
napoleonische Truppen wurde Madame für die tödliche deutsch-deutsche Grenze,
samt Gespann 1806 als Siegesbeute nach für die Teilung Deutschlands, ja für die Tei-
Paris entführt und kehrte erst 1814, nach lung der Welt überhaupt.
der Niederlage Napoleons, auf ihren ange- Seit dem Mauerfall gilt es umgekehrt wie
stammten Platz zurück; bereichert um ei- kein anderes Bauwerk als das Wahrzeichen
nen Preußischen Adler und das von Schin- schlechthin für das ungeteilte Berlin. Die
kel entworfene Eiserne Kreuz als den bei- Bilder der im November 1989 vor dem
den Insignien, die rasch zum Inbegriff des Brandenburger Tor auf der Vorlandmauer
preußisch-deutschen Militarismus aufstie- tanzenden Menschen gingen rund um die
gen. Die wohlgesonnene Friedensgöttin Erdkugel, und am 3. Oktober 1990 fanden
war zu einer Siegesgöttin mutiert – der stol- hier die Feierlichkeiten zur Wiederver-
zen Viktoria. einigung statt. Dabei entgingen der wagen-
Vor den Augen Viktorias spielten sich lenkenden Kupferlady zwar die dicken Kro-
zahlreiche Höhepunkte und ebenso die kodilstränen, die der deutscher Einheits-
finstersten Stunden deutscher Geschichte kanzler dazu vergoss – sie befand sich bis
ab: Truppen paradierten zur Reichsgrün- 1991 in Restaurierung –, doch hat die Vik-
dung, zu Kaisers Geburtstag und mar- toria seitdem viele weitere bunte Feste und
schierten unter dem Jubel der Bevölkerung Feuerwerke gesehen. Sie trägt auch wieder
1914 in den Ersten Weltkrieg hinaus. Am den Preußischen Adler und den Sieger-
30. Januar 1933 zogen anlässlich Hitlers Er- kranz mit dem Eisernen Kreuz. Wollen wir
nennung zum Reichskanzler braune SA- hoffen, dass sie diesmal besser damit um-
Horden im Gleichschritt mit brennenden zugehen versteht.
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Atlas Seite X Unter den Linden 155

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Berlin-Mitte
dem Deckmantel der „kritischen Re- Gast in Berlin. Das wiedererrichtete
konstruktion“ sein eigenes Schlös- Adlon setzt diese Tradition mit großem
schen, nichts mag sich recht in das an- Erfolg fort. Genau im hundertsten Jahr
dere fügen, weshalb die Kritiker dieser seiner Eröffnung wurde es 2005 von
„kritischen Rekonstruktion“ heute der Vereinigung „The Leading Hotels
schon von den „Bausünden der of the World“ zum besten Hotel in
1990er-Jahre“ sprechen. Europa gekürt.

Hotel Adlon (19) Akademie der Künste (18)


Am konservativsten ist gewiss das Unmittelbar an das Adlon schließt
beinahe originalgetreu wieder aufge- sich die Glasfront der neuen Akade-
baute, legendäre Hotel Adlon geraten.
Ursprünglich 1905 war die Luxusher-
berge in der Südostecke des Platzes
anstelle eines Schinkelschen Palais’
entstanden und sorgte fortan für die
Die Quadriga mit der
Unterbringung der europäischen Vor- Siegesgöttin Viktoria als Wagenlenkerin
nehmen, Schönen und Reichen zu krönt das Brandenburger Tor
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156 Unter den Linden

mie der Künste an. Am Ort der kriegs- Bauende im Frühjahr 2008 die Ameri-
zerstörten alten Akademie der Künste kanische Botschaft. 75 Jahre nach
errichtete der Stuttgarter Günther dem Grundstückskauf und 13 Jahre
Behnisch den Neubau im Sinne einer nach Planungsbeginn kehrte die US-
„antiberlinischen Störung“. Was auch Vertretung damit an den Pariser Platz
immer der Stararchitekt damit ge- zurück. 1957 war die kriegszerstörte
meint haben wollte – ob die gestren- alte US-Botschaft abgerissen worden,
ge Berliner Regel über die Traufhöhe bis zum Mauerfall lag das Grundstück
oder die Knebelvorschrift über das fortan im Todesstreifen. 1995 gewann
Verhältnis von Glas zu festen Werk- das kalifornische Architektenbüro
stoffen, die jedem fantasievollen Ent- Moore, Rubell, Yudell mit seiner Idee
wurf unverzüglich ein enges Korsett einer gläsernen Kuppel auf dem Dach,
anlegen – findet der volkstümliche die nachts weithin leuchten sollte, den
Berliner zumindest, mit der luftig Architektenwettbewerb; die folgenden
transparenten Akademie sei Beh- Jahre rangen Amerikaner und Berliner
nisch eines der hübschen Häuser am Senat um die vom Foreign Office ein-
Platz gelungen. Im Mai 2005 übergab geforderten exorbitanten Sicherheits-
man sie mit großem Staatsakt ihrer vorkehrungen. Diese wurden nun für
Bestimmung, die Schönen Kunst zu die Öffentlichkeit nahezu unsichtbar
fördern und zu unterstützen. installiert, z. B. versenkbare Poller rund
um das Gebäude, damit der Pariser
DZ-Bank (17) Platz, entgegen dem ursprünglichen
Auf die Akademie der Künste folgt Wunsch der Amerikaner, auf seiner ge-
das 1996–1999 errichtete DZ-Bank- samten Fläche weiter frei zugänglich
Gebäude des gefeierten Kaliforniers bleibt. 2006 wurde Richtfest gefeiert,
Frank O. Gehry. Die für Gehrys Ent- am 4. Juli 2008 folgte die Botschafts-
würfe ungewöhnlich unspektakuläre einweihung.
Außenfassade verdankt sich, wie die
der meisten Bauwerke am Platz, den West- und Nordseite
verklemmten Berliner Bauvorschriften. Links und rechts flankieren das Bran-
Im Kontrast dazu steht das bewegte denburger Tor die unter der Ägide von
Innenleben mit über hundert ge- Joseph Kleihues wieder auferstande-
krümmten Edelstahlplatten, die sich nen historischen Häuser „Sommer“
im Foyer über zwei Geschosse er- (15) und „Liebermann“ (13); Bauherr
strecken und die Empfangshalle des war die Rheinische Hypothekenbank.
Geldinstituts wie einen riesigen Wal Im Nordwestwinkel, in Richtung
aussehen lassen. Reichstag, beschließt das Palais am

Amerikanische Botschaft (16)


Die letzte Lücke in der Häuserfront „Der Wal am Brandenburger Tor“ –
am Brandenburger Tor schloss mit in der DZ-Bank
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Atlas Seite X Unter den Linden 157

328be Foto: kj

Berlin-Mitte
Pariser Platz (12) das alte Quarré. der bei seiner Erstehung aber eher die
Ihm folgen auf der Nordflanke die von Vorstellungen von Politik und Finanz-
Meinhard von Gerkan entworfene welt spiegelte, als dass er der Vielfalt
Dresdner Bank (11), die Französi- der Gesellschaft Ausdruck verlieh.
sche Botschaft (10) und das Gebäu- „Hier und nicht am Stadtschloss“,
de der AGB-Immobilien. Abgeschlos- schrieb die Fachzeitschrift „Bauwelt“
sen wird der Platz im Nordosten durch 1995 zum Baubeginn, „werden die
ein Bauwerk, das die Unternehmens- Grundsteine für das Bild dieser Stadt
gruppe Stoffel errichtete. Dort im Erd- zwischen gestern und morgen gelegt.“
geschoss ist das Kennedy-Museum Und folgt man diesem Gedanken, lässt
(9) untergebracht, das Fotos, Doku- sich mit Freude feststellen, dass das
mente und Memorabilien der Kenne- weite Kopfsteinpflaster dazwischen –
dy-Familie zeigt (tgl. 10–18 Uhr). gewissermaßen das Parkett im Salon –
So steht sie da, die doch recht nüch- längst kunterbunte Menschenscha-
tern wirkende Banken- und Botschafts- ren aus aller Welt zu ihrem „peoples
ansammlung am Brandenburger Tor; place“ umstaffiert haben. Und damit
ein Ensemble, für das die Hauptstadt- den Pariser Platz wieder zu dem ma-
planer das repräsentable Prädikat „Sa- chen, was er auch ist: die Gute Stube
lon der Republik“ kreierten; ein Salon, Berlins.
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158 Von der Spreeinsel zum Alex

Von der Spreeinsel Vom Marx-Engels-Forum


zum Alex zum Fernsehturm

„Auferstanden aus Ruinen und der Zu-


kunft zugewandt.“ – Nirgendwo wur-
Verkehrsanbindung J
S Hackescher Markt und S Alexanderplatz
de die DDR-Nationalhymne augenfäl- Bus 100, 200, TXL
liger in Szene gesetzt als östlich der
Spreeinsel zwischen Karl-Liebknecht-
Straße und Karl-Marx-Allee. Im Krieg DomAquarée (7)
nahezu vollständig ausgelöscht, ent- Unmittelbar hinter dem Berliner
stand hier das neue Berlin – Haupt- Dom, nur durch die Spree getrennt,
stadt der DDR. Das Gebiet von der erhebt sich das 2004 eröffnete Dom
Spree bis zum Alexanderplatz wurde Aquarée. Neben einem vornehmen
im Gegensatz zur Museumsinsel und Radisson-Hotel, obligatorischen Büro-
den Linden nicht rekonstruiert, son- etagen und einer Gastronomie-Ga-
dern blieb auf weiter Fläche unbebaut. lerie birgt der Gebäudekomplex
Die repräsentative Leere umgab man außerdem eine besonders für Kinder
mit modernen „Wohnobjekten“, wel- spannende Attraktion. Im AquaDom
che die neue Zeit verkörperten, und heißt es Abtauchen auf einer Rund-
diese wiederum „mit einer großzügi- reise durch über dreißig naturge-
gen Verkehrslösung für die Berliner In- treue Süß- und Salzwasserbecken,
nenstadt“, wie man in der damaligen die, bevölkert von Tausenden Fluss-
Planer-Sprache formulierte. De facto und Meeresbewohnern, den Weg des
bedeutete das vielspurige Asphaltbän- Wassers von den Spreequellen über
der und vielgeschossige Plattenbauten. den Wannsee und die Elbe bis hin zu
Aber auch der romantischen Seele Nordsee und Atlantik aufzeigen.
sollte es an nichts mangeln. Noch kurz Direkt an der Spree, am Kai vor dem
vor dem Ende der DDR bereicherte Schiffsanleger, wartet im Haus das
man das Hauptstadtzentrum um ein DDR-Museum (6) auf einen Besuch.
idyllisches Stückchen Alt-Berlin und Mit über 10.000 Sammlerstücken, die
ließ an der Spree das kleine Nikolai- überwiegend ehemalige DDR-Bürger
viertel wiedererstehen. spendeten, lässt es den Alltag in der
Deutschen Demokratischen Republik
– vom TV-Sandmann, Pionierausweis
und FDJ-Winkelement über Trabi und
Brigadearbeiterschrank bis zum Cam-
pingglück an der Ostsee, von Plaste &
Marx-Engels-Forum
Elaste über Intershops bis zum Über-
mit real nicht mehr existierendem wachungssystem – auf engstem Raum
Palast der Republik im Hintergrund noch einmal auferstehen. 2008 wurde
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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 159

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Berlin-Mitte
die kleine Ausstellungsstätte für den gentlich nur aus der Vogelperspektive,
renommierten European Museum of ebenso wie die Gesamtkonzeption
the Year Award nominiert, der jedes der augenscheinlich ziemlich verstreut
Jahr die besten Museen Europas aus- umherstehenden Denkmale. Es han-
zeichnet. delt sich um das erst drei Jahre vor
dem DDR-Zusammenbruch 1986 fer-
Aquadom & Sealife Center, Eingang Span- tig gestellte Marx-Engels-Forum mit
dauer Str. 3, tgl. 10–19 Uhr. den Standbildern der beiden Begrün-
DDR-Museum, Eingang Karl-Liebknecht-
Str. 1 (am Spreeufer im Souterrain vom Dom der des wissenschaftlichen Kommu-
Aquarée), tgl. 10–20 Uhr, Sa. 10–22 Uhr. nismus und gewissermaßen Urgroß-
vätern der Deutschen Demokratischen
Republik, Karl Marx (1818–1883) und
Marx-Engels-Forum Friedrich Engels (1820–1895). Ihre
Auf der anderen Straßenseite dehnt bronzenen Abbilder (Marx sitzt, En-
sich am östlichen Spreeufer eine zu- gels steht) sind vorwärts nach Osten
nächst recht unscheinbar wirkende gewandt und von jeweils zwei mal
Grünfläche aus. Ihre Anlage in Form zwei Metallstelen umkränzt, in die
sternenartig auf einen zentralen Kreis Motive aus dem sozialistischen Arbei-
zulaufender Wege erschließt sich ei- terleben eingearbeitet sind.
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160 Von der Spreeinsel zum Alex

Rotes Rathaus (33) rin und Aufbauhelfer, die man 1958


Folgt man ihrem Blick über die unter dem Titel „Weg mit den Trüm-
Spandauer Straße hinweg, eröffnet mern I und II“ hier aufgestellt hat.
sich der bis zum U- und S-Bahnhof
Alexanderplatz reichende, allüberall Neptunbrunnen (34)
vom Fernsehturm überragte, weitläu- Davor plätschert der knapp siebzig
fige Platz ohne Namen, an dem sich Jahre ältere Neptunbrunnen von Rein-
rechts zur Seite unübersehbar das Ro- hold Begas (1831–1911). Das 1891
te Rathaus erhebt. 1861–1869 erbau- vollendete Hauptwerk des Berliner
te man es nach Plänen von Hermann Bildhauers und Rauch-Schülers Begas
Friedrich Waesemann im oberitalieni- stand ursprünglich vor dem Stadt-
schen Neorenaissance-Stil in rotem schloss am Schlossplatz und wurde
Klinkerstein. Der Name „Rotes Rat- erst nach seiner Restaurierung 1969
haus“ ist also keineswegs ideologi- hierher verbracht. In poliertem Granit
scher, sondern rein materieller Natur. spucken Tritonen, Putten und allerlei
Von Inbetriebnahme an war es bis zu Meeresgetier Wasserfontänen, über
seiner Zerstörung im Zweiten Welt- denen dick und bräsig Neptun mit
krieg Sitz des Berliner Magistrats, nach seinem Dreizack thront. Den Becken-
seinem Wiederaufbau 1950–1958 rand um die stolze Gottheit herum
wurde es Wirkungstätte des Magis- flankieren vier ebenso üppig barocke
trats der Hauptstadt der DDR und ist wie knapp bekleidete Damen, die die
seit der Wiedervereinigung Sitz des vier Hauptflüsse des damaligen Deut-
Gesamtberliner Senats, das ist die schen Reiches vorstellen (Rhein, Oder,
Berliner Landesregierung. Sehenswert Elbe und Weichsel) und zwischen de-
ist der an den Balkonbrüstungen des nen heute im Sommer vor allem kleine
Hauptgeschosses entlanglaufende, Kinder nach den ausufernden Strapa-
über 200 Meter lange Relieffries, die zen einer Berliner Besichtigungstour
„Steinerne Chronik“, die mit 36 Ter- ein erfrischendes kurzes Kneipp-Bad
racottatafeln aus der Geschichte Ber- nehmen.
lins von der Stadtgründung bis 1871
erzählt. St.-Marien-Kirche (35)
Vor der Hauptfront des Roten Rat- Die einsam auf weiter Pflasterflur
hauses, schon auf dem Platz ohne Na- emporragende St.-Marien-Kirche gibt
men, stehen rechts und links die ein sichtachsenbezüglich recht schrä-
1953/54 von Fritz Cremer entworfe- ges Bild auf dem Platz ab, egal aus
nen Bronzestandbilder Aufbauhelfe- welchem Blickwinkel man sie betrach-
tet. Einst stand der lang gestreckte
Backsteinbau inmitten eines dichten
Gassengewirrs rund um die in der
Bei Kindern im Sommer sehr beliebt – zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
der Neptunbrunnen gegründete Neustadt von Alt-Berlin.
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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 161

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Berlin-Mitte
Seit den Bombennächten im Zweiten haltene Berliner Kirche. 1893–1894
Weltkrieg gibt es diese Neustadt je- umfassend umgebaut, sind dennoch
doch nicht mehr und stattdessen drei- zahlreiche Stücke ihrer wertvollen In-
bis vierspurige Straßenfluchten, die nenausstattung erhalten. So die Mar-
den jungen Platz ohne Namen umzie- morkanzel (1702/03) von Andreas
hen – was auch die verquere, isolierte Schlüter und im nördlichen Joch der
Stellung der überkommenen St.-Ma- Turmhalle die um 1485 auf die Wand
rien-Kirche erklärt. Um 1270 wurde mit gebrachte Totentanz-Darstellung, ein
ihrem Bau begonnen, damit ist sie zu- rund 22 Meter langes Fresko, das in 28
sammen mit der Nikolaikirche südlich Szenen den Sensenmann zeigt, wie er
des Marx-Engels-Forums (siehe der die geistlichen und weltlichen Stände
nächste Abschnitt) die älteste noch er- zum tödlichen Reigen bittet.
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162 Von der Spreeinsel zum Alex

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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 163

St.-Marien-Kirche, geöffnet außerhalb von Telecafé, tgl. 10–0 Uhr, letzter Einlass je-
Gottesdiensten und Veranstaltungen Nov.– weils eine Stunde vor Schluss.
März tgl. 10–18 Uhr, Apr.–Okt. tgl. 10–
21 Uhr.
Alt-Berlin um St. Nikolai
Fernsehturm (32)
Den wortwörtlichen Höhepunkt auf
dem namenlosen Platz bildet der Berli- Verkehrsanbindung J
S Alexanderplatz
ner Fernsehturm. 1969 fertig gestellt,
U2, U5, U8 Alexanderplatz
ist er mit 368 Metern das höchste U2 Klosterstraße
Bauwerk der Stadt und zugleich einer Bus 100, 200, TXL, M48

Berlin-Mitte
der höchsten Funktürme der Welt. „Te-
lespargel“ oder auch „Rache des Paps-
tes“ wird er genannt, da bei Sonnen- Nikolaiviertel
schein über seine gesamte Silberkugel Vom Nikolaiviertel kann man sich
hinweg ein strahlendes Christenkreuz gegenwärtig nur noch mit viel Fantasie
erscheint, was der Sozialistischen Ein- vorstellen, dass das kleine Karree zwi-
heitspartei zu DDR-Zeiten gar nicht schen Spree, Rotem Rathaus und Mol-
gefiel. Vom Sockel aus saust der Fahr- kenmarkt bis Mitte der 1980er-Jahre
stuhl zum Café-Restaurant in 200 Me- eine öde Trümmerwüste war. Das von
ter Höhe hinauf. Das Tele-Café dreht Berlinern wie Touristen gleichermaßen
sich zweimal pro Stunde um seine ei- für putzig befundene, aus nur fünf
gene Achse, sodass man sich in Kopfsteinpflastergässchen bestehen-
dreißig Minuten ohne einen einzigen de Viertelchen gab es bis zu diesem
Schritt laufen zu müssen einen hervor- Zeitpunkt nicht – wenngleich es heu-
ragenden Überblick über die Millio- te hier oder da aussieht, als trüge es
nenstadt verschaffen kann. Im Stock- bald ein halbes Jahrtausend auf dem
werk über dem Café befindet sich ei- Buckel. Die größtenteils im 18. Jahr-
ne Aussichtsplattform mit Münzfern- hundert für gut situierte Bürger erbau-
rohren, die sich bei klarem Wetter ab- ten Wohnhäuser rund um die Post-
solut lohnt: Die Sicht reicht dann bei- straße und den Nikolaikirchplatz wur-
nahe vierzig Kilometer weit. den im Zweiten Weltkrieg völlig zer-
stört und erst zur Berliner 750-Jahr-Fei-
Berliner Fernsehturm, Alexanderplatz, er 1987 wiedererrichtet. Man rekons-
10178 (Mitte). Panorama-Etage geöffnet truierte die schönsten Gebäude ori-
März–Okt. tgl. 9–0 Uhr, Nov.–Feb. 10–0 ginalgetreu, die Lücken dazwischen
Uhr, letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor
füllte man mit auf antik getrimmten
Schluss.
Plattenbauten aus, pflasterte die Sträß-
lein und versah sie mit schmiedeeiser-
nen Kandelabern. So stellte sich der
Der „Telespargel“ Sozialismus Romantik vor und lag da-
ist einer der höchsten Funktürme der Welt mit vollkommen richtig.
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164 Von der Spreeinsel zum Alex

In den letzten verbliebenen DDR- gelischen Kirchenlieddichtung – wer-


Jahren avancierte das Nikolaiviertel den noch immer gesungen: „Nun ru-
rasch zur beliebten Touristenattraktion hen alle Wälder“, „Befiehl du deiner
– und blieb es bis heute. Von Antik Wege“, „Geh aus mein Herz und su-
über Souvenirs bis Kitsch und auch che Freud, in dieser schönen Sommer-
Kunsthandwerklichem wie KPM-Por- zeit ...“ Das Gotteshaus beherbergt
zellan, Bunzlauer Keramik und Plau- heute eine Abteilung des Stadtmu-
ener Spitze bieten die Geschäfte eine seums, die Wechselausstellungen Ber-
bunte Auswahl an Mitbringseln an. liner und Brandenburger Künstler so-
Die zahlreichen Restaurants und Loka- wie insbesondere seine eigenen his-
le tischen von Altberliner Küche über torischen Kostbarkeiten präsentiert.
Pasta und Pizza bis Neu-International Darunter Fragmente des 1876 eingeris-
alles auf, was Herz und Magen begeh- senen Hochaltars und das lange Zeit
ren. Und mit ein bisschen Glück gerät verloren geglaubte Zinntaufbecken
einem sogar ein echter Berliner Tradi- von 1563.
tionsverein vor die Linse, der in histori-
schen Kostümen und mit Pickel- Stadtmuseum Berlin – Nikolaikirche, Ni-
kolaikirchplatz, wegen Bauarbeiten bis De-
hauben bewehrt vor der Nikolaikirche zember 2009 geschlossen.
zum Platzkonzert aufspielt.
Zille-Museum (11)
Nikolaikirche (14) Wenige Schritte entfernt widmet
Die 1981–1987 rekonstruierte Niko- sich in der Propststraße das Zille-Mu-
laikirche ist das älteste Bauwerk Ber- seum Leben und Werk des Berliner Eh-
lins. Schon vierzehn Jahre bevor die renbürgers Heinrich Zille (1858–1929).
Stadt erstmals Erwähnung fand, be- Die vom Urenkel des berühmten
gann man um 1230 an dieser Stelle „Milljöh“-Zeichners unterhaltene Aus-
mit der Errichtung einer spätromani- stellung zeigt Skizzen, Lithografien
schen Feldsteinbasilika. Noch im 13. und Entwürfe mit Motiven aus den Ar-
Jahrhundert wurde sie zu einer früh- beiterviertel-Hinterhöfen der Kaiser-
gotischen Hallenkirche umgebaut und zeit sowie – dem großen Publikum
hatte um 1380 fast schon die Form er- noch weitgehend unbekannt – Zilles
reicht, wie wir sie heute vor Augen ha- dokumentarische Fotoarbeiten. Sie
ben. Nur die ursprünglich unsymmetri- gelten als ein Meilenstein in der Ge-
sche Einturmfassade wurde im Zuge schichte der modernen Fotografie.
der Restaurierung 1876–1878 durch
eine neugotische Doppelturmfassade Zille Museum, Propststr. 11, tgl. 11–19 Uhr
ersetzt. In den Jahren 1657 bis 1666 (Nov.–März bis 18 Uhr).
wirkte hier Paul Gerhardt (1607–1667)
als Pastor. Seinen Namen kennt heute Zum Nußbaum (13) P
kaum jemand mehr, aber seine Lieder An der Nordflanke der Nikolaikirche
– viele sagen, die schönsten der evan- duckt sich an der Propststraße/Ecke
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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 165

Am Nußbaum das gleichnamige Res- Hausherren, der Berliner Familie Knob-


taurant. Bis es 1943 im Bombenhagel lauch, erzählt. Ihre großbürgerlich aus-
versank, war der Nußbaum eine der gestatteten Wohnräume mit Gemäl-
ältesten Gaststätten Berlins. Um den, Möbeln, Porzellan, Fotografien
1571 ursprünglich in Cölln auf der Fi- u.v.m., die Familienmitglieder dem
scherinsel errichtet, baute man das Museum im Knoblauchhaus schenk-
Haus 1986/87 im Nikolaiviertel ori- ten, lassen die Atmosphäre des Bie-
ginalgetreu wieder auf. Seitdem wird dermeiers in der ersten Hälfte des 19.
im Nußbaum – für die exponierte tou- Jahrhunderts noch einmal aufleben.
ristische Lage zu vernünftigen Preisen Stadtmuseum Berlin – Museum im Knob-
– Berliner Hausmacherküche serviert.

Berlin-Mitte
lauchhaus, Poststr. 23, Di./Do.–So. 10–18
Uhr, Mi. 12–20 Uhr.
Gaststätte Zum Nußbaum, Am Nußbaum
3, Tel. 242 30 95, tgl. ab 12 Uhr.
Ephraim-Palais (16)
Gerichtslaube (12) P Am Spreeufer, an der Ecke zum
Köstlichkeiten nach Berliner Art verkehrsumtosten Mühlendamm, steht
speist man auch im historischen das 1762–1766 im zierreichen Rokoko
Kreuzgewölbe der Gerichtslaube we- vom Bankier Friedrichs II., Veitel Heine
nige Schritte entfernt in der Post- Ephraim, erbaute, sich mit vergoldeten
straße. Gegen 1270 an der Spandau- schmiedeeisernen Balkonen schmü-
er/Ecke Rathausstraße errichtet, muss- ckende Ephraim-Palais. Es gilt als eines
te das alte Rats- und Gerichtsbarkeits- der schönsten Palais in Berlin und
gebäude gleich mehrmals umziehen: wurde deshalb für die Erweiterung des
Um 1865 trug man es im Zusammen- Mühlendamms 1935 auch nicht abge-
hang mit dem Neubau des Roten Rat- rissen, sondern nur in seine Einzelteile
hauses ab, baute es 1871 im Park des zerlegt und im Westen Berlins eingela-
Schlosses Babelsberg in Potsdam wie- gert. In dieser Form überdauerte es
der auf und rekonstruierte nach die- den Krieg als eines von wenigen Ge-
sem wiederum die 1985–1987 im Ni- bäuden gewissermaßen „original“.
kolaiviertel entstandene neue, alte Ge- 1983 wanderten die knapp 2500
richtslaube. Palais-Einzelteile im Rahmen einer
Restaurant Zur Gerichtslaube, Poststr. 28, spektakulären Austauschaktion zwi-
Tel. 241 56 97, tgl. ab 11.30 Uhr. schen Westberliner Senat und Ostber-
liner Magistrat nach langem Streit
Knoblauchhaus (15) über die Mauer nach Osten zurück
Rechterhand vom Kirchenportal ist und konnten – um etwa zwanzig Me-
im Knoblauchhaus (Poststraße/Ecke ter versetzt – an (fast) alter Stelle wie-
Nikolaikirchplatz) eine weitere Abtei- der aufgebaut wurden. Heute bildet
lung des Stadtmuseums untergebracht. das Ephraim-Palais den Rahmen für
In der 1759–1761 erbauten Stadtvilla Wechselausstellungen zeitgenössischer
wird die Geschichte der ehemaligen Kunst.
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166 Von der Spreeinsel zum Alex

Stadtmuseum Berlin – Ephraim-Palais, Ludwig Hoffmann zur Entlastung des


Postr. 16, Do.–Di. 10–18 Uhr, Mi. 12–20 Uhr. Roten Rathauses gebaut. Nach dessen
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg tag-
Von der geschwungenen, balkonver- te hier bis 1948 der Gesamtberliner
zierten Südostecke des Ephraim-Palais Magistrat, danach zogen die demokra-
aus hat man eine schöne Sicht auf die tischen Parteien im Anschluss an den
Spree mit der Mühlendammschleuse von der SED inszenierten „Stadthaus-
und das jenseitige Ufer, über dem sich putsch“ nach Westberlin in das Schö-
der backsteinrote, trutzige Turm des neberger Rathaus aus. Später war das
Märkischen Museums erhebt (siehe mächtige Haus Sitz des DDR-Minister-
nächster Abschnitt „Das Märkische rats und hat inzwischen die Senatsver-
Ufer“). Direkt auf der gegenüber lie- waltung für Inneres aufgenommen.
genden Straßenseite befinden sich am
Mühlendamm Nr. 1-3 das barocke Pa- Podewilsches Palais (24)
lais Schwerin (17) und die alte Staat- Nahebei steht in der Kloster-/Ecke
liche Münze (18). Das DDR-Kul- Parochialstraße das Podewilsche Pa-
turministerium war in diesem Gebäu- lais, 1701–1704 von Jean de Bodt er-
detrakt untergebracht, dem 1954– richtet. Es trägt den Namen des Staats-
1958 der Schriftsteller Johannes R. Be- ministers Podewil, der den barocken
cher (1891–1958), der Dichter der Putzbau 1732 bezog. Zu DDR-Zeiten
DDR-Nationalhymne, vorstand. diente es als „Haus der jungen Talen-
te“, heute sind unter seinem Dach Kul-
Molkenmarkt turprojekte untergebracht.
Inzwischen donnert hier am Mol-
kenmarkt ein aberwitziger Verkehr, Klosterkirche (25)
und es erscheint beinahe grotesk, dass Dem Podewilschen Palais schließt
ausgerechnet an der großräumigen, sich zur Grunerstraße hin die Ruine
öden Verkehrskreuzung, wo die acht der Franziskaner-Klosterkirche aus
Spuren des Mühlendamms mit der dem 13. Jahrhundert an, einem der bis
sechsspurigen Spandauer Straße zu- zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
sammenstoßen, die Berliner Geschich- bedeutendsten mittelalterlichen Bau-
te ihren Anfang nahm: Rund um den werke Berlins. 1574 richtete man hier
Molkenmarkt entwickelte sich im das erste Gymnasium in der Mark
13. Jahrhundert die Stadt. Brandenburg ein. Nach der grauen
Tracht der Franziskaner-Mönche wur-
Altes Stadthaus de es „Gymnasium zum Grauen Klos-
Östlich ragt an der Jüdenstraße der
gut achtzig Meter hohe Kuppelturm
des muschelkalkgrauen Alten Stadt-
hauses auf. 1902–1911 wurde das vo-
luminöse Gebäude nach Plänen von Im Nikolaiviertel
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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 167

050be Foto: kj

Berlin-Mitte
ter“ genannt und besteht an anderem den prachtvollen, doppelläufigen Ju-
Ort in Berlin bis heute fort. gendstiltreppenaufgängen, die mittler-
weile mancher beliebten Fernseh-Ge-
Justizpalast (26) richtsserie als eindrucksvolle Kulisse
Gegenüber setzt sich in der Litten- dienen.
straße 12–17 der 1896–1904 erbaute In der sich parallel zur Littenstraße
Justizpalast in Szene, heute Landge- erstreckenden Waisenstraße sind ne-
richt und Amtsgericht Mitte. Man ben Resten der mittelalterlichen Stadt-
müsste zwar nicht extra dort hinpil- umwallung einige wenige Häuser der
gern, aber wenn man schon einmal da alten inneren Stadtmauerbebauung
ist, lohnt sich ein kurzer Blick auf die erhalten. Darunter befindet sich das
hoch überwölbte Empfangshalle mit traditionsreiche (aus dem Jahr 1621),
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168 Von der Spreeinsel zum Alex

nach dem Krieg originalgetreu rekons- die Gegend um das Märkische Ufer –
truierte Gasthaus Zur letzten Instanz früher Neucölln am Wasser genannt
(23), in dem man gutbürgerlich ge- – schon im Mittelalter und unterstand
nießt, und zwar vom herzhaften „An- dem Magistrat der Stadt Cölln auf der
walts-Frühstück“ bis hin zur „Zeugen- Spreeinsel. An die einst grachtenartige
aussage“ in Form von Berliner Eisbein Bebauung des westlichen Spreearms
mit Sauerkraut und Erbspüree. erinnert eine Zeile spätbarocker und
Gasthaus Zur letzten Instanz, Waisenstr. klassizistischer Häuser aus dem 18.
14, Tel. 242 55 28, Mo.–Sa. 12–1 Uhr. Jahrhundert, die das Märkische Ufer
südlich der Fischerinsel schmückt.
Das Märkische Ufer Unter ihnen zählt das 1969 von der
Breiten Straße hierher in eine Kriegs-

Verkehrsanbindung J lücke umgesetzte Ermelerhaus zu den


schönsten Gebäuden. Ursprünglich
U2 Märkisches Museum 1567 errichtet und im 18. Jahrhundert
zu einem Rokokopalais umgestaltet,
Nicht zu verwechseln mit dem Bezirk gehört es zu den wenigen erhaltenen
Neukölln im Süden Berlins, entstand Patrizierhäusern des alten Berlin.
052be Foto: kj
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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 169

Historischer Hafen (20) untergebracht. Das Märkische Mu-


Unter dem Motto „Berlin ist aus dem seum ist mit dem Gründungsjahr 1874,
Kahn gebaut“ schaukeln wenige Schrit- damals im Podewilschen Palais, die
te flussaufwärts zahlreiche altertüm- Urgroßmutter aller Berlinmuseen
liche Binnenschiffe im Historischen und war früher das größte Heimat-
Hafen (Eingänge zum Museumshafen museum der DDR.
befinden sich auf der Fischerinsel und
Stiftung Stadtmuseum Berlin – Märki-
östlich der Inselbrücke). Seite an Seite sches Museum, Am Köllnischen Park 5,
sind die immer noch fahrtüchtigen Di./Do.–So. 10–18 Uhr, Mi. 12–20 Uhr.
Dampf- und Motorschlepper, Fahr-
gastschiffe, Maßkähne und Stoßboote

Berlin-Mitte
am Spreeufer vertäut und geben ein Am Alexanderplatz
Zeugnis von 200 Jahren märkischer
Binnenschifffahrt ab.
Historischer Hafen Berlin, Märkisches
Verkehrsanbindung J
S und U2, U5, U8 Alexanderplatz
Ufer/Ecke Inselstraße, Tel. 21 47 32 57, Di.–
So. 11–18 Uhr.
Der Alexanderplatz ist eine Legende.
Märkisches Museum (21) Zuerst Viehmarkt und Exerzierplatz,
Von dort ebenfalls nur einen Stein- dann Verkehrsknotenpunkt, Weltstadt-
wurf entfernt, schaut am Köllnischen platz, schließlich Zentrum der Haupt-
Park der trutzige rote Backsteinturm stadt der DDR, mit dessen Architektur
des Märkischen Museums in den Him- das SED-Regime die Überlegenheit
mel hinauf. Halb malerische Raub- des Sozialismus für die Ewigkeit in Be-
ritterburg, halb altehrwürdiger Sakral- ton gießen ließ – und auf eben diesem
bau, sind Ähnlichkeiten des 1901– Platz am 4. November 1989 mit der
1907 von Ludwig Hoffmann in nord- größten Demonstration, die die DDR
deutscher Backsteingotik errichteten je gesehen hatte, kurzerhand wegge-
Gebäudes mit anderen Bauwerken in fegt wurde.
der Mark Brandenburg beabsichtigt. Seit seinem Bestehen ist der Alexan-
Der Bergfried der Wittstocker Bi- derplatz ein sperriges, schwierig hand-
schofsburg diente als Vorbild für den habbares Gebilde, das sich bislang je-
Turm, und für die gotischen Maßwerk- dem Versuch mit Erfolg widersetzte, es
giebel stand die Katharinenkirche in repräsentativ aufzuhübschen. „Ochsen-
Brandenburg/Stadt Pate. Unter dem platz“ hieß der von Manufakturen und
riesigen Walmdach sind umfangreiche planlos errichteten Häusern umgebe-
Sammlungen zur Stadtgeschichte ne Viehmarkt und Exerzierplatz bis
zum Jahr 1805, als er anlässlich einer
Visite von Zar Alexander I. beim
Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. in
Im Historischen Hafen „Alexanderplatz“ umgetauft wurde.
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170 Von der Spreeinsel zum Alex

Anfang der 1870er-Jahre schüttete teln der Armen und Ärmsten, und
man den alten Festungsgraben zu und ständig dem drohenden Verkehrsin-
errichtete das Viadukt, auf dem fortan farkt ausgesetzt. Weshalb man sie zum
die Berliner Stadtbahn fahren sollte. Ausklang der 1920er-Jahre durch eine
1882 wurde sie zusammen mit dem „radikale Abwrackung“ wegräumte.
Bahnhof Alexanderplatz eingeweiht, Streng nach den Vorgaben des
und der „Alex“ entwickelte sich zum Stadtbaurats Wagner, der für den Ale-
herausragenden Verkehrsknotenpunkt xanderplatz ein weltstädtisches Ron-
für den Osten der Stadt. Fernbahnen dell mit sternenförmig einmündenden
und S-Bahnen, Omnibusse sowie die Straßen und rundum Einheitsbebau-
„Elektrische“ mit zahlreichen Linien ung vor seinen Augen sah, wurde ein
kreuzten die Wege. Von 1904 bis 1911 beschränkter Architekturwettbewerb
wuchs das Warenhaus Tietz aus dem ausgeschrieben, aus dem der Entwurf
Boden empor, mit der auf 250 Metern von Peter Behrens (1868–1940) erfolg-
damals längsten Kaufhausfassade der reich hervorging. (Ludwig Mies van der
Welt. Zwei Jahre später ging unterir- Rohe, der sich nicht an die Auflagen
disch die U-Bahn-Linie A in Betrieb, bis hielt, belegte den letzten Platz.) Bereits
1928 kamen weitere Untergrundbah- Anfang der 1930er-Jahre waren das
nen hinzu. Alexanderhaus und das Berolina-
Es entstand eine abgründige, irrgar- haus (29) im Südwesten des Platzes
tene, flirrend verwirrend über- und fertig gestellt – die beiden einzigen
untereinander geschichtete Szenerie Gebäude aus jener Zeit, die bis heute
mit treppauf, treppab verborgenen noch stehen.
Schmuddelecken hinter blasskühl ge- Nach dem Krieg wagte man aber-
kachelten Fluchten, durch die sich die mals einen radikalen Neuanfang, nun
Menschenmassen hektisch von Bahn- buchstabengetreu nach den „Grund-
hof zu Umsteigebahnhof drängten, so sätzen für die Neugestaltung der Berli-
wie sie der Berliner Armenarzt und ner Innenstadt“, dem so genannten
Schriftsteller Alfred Döblin (1878– „Aufbaugesetz“ aus dem Jahr 1950.
1957) in seinem Roman „Berlin Alex- Unter Einbeziehung des alten Beh-
anderplatz“ von 1929 beschrieb. Eine rens-Plans entstand so hufeisenförmig,
glücklose, halbseidene Welt. Endsta- nach Osten geöffnet, unter Feder-
tion für Gestrandete, zwischen Huren- führung verschiedener Architekten-
winkeln, Jazzrhythmen und Schlacht- Kollektive im Großen und Ganzen bis
hausgeruch in den fadenscheinigen 1970 der neue DDR-Alexanderplatz,
Glanz Tausender Großstadtlichter ge- mit 80.000 Quadratmetern Fläche
taucht. Umgürtet von den Wohnvier- mehr als vier Mal so groß wie der Vor-
kriegsplatz. 1969 wurden an seiner
Nordwestflanke das Centrum-Waren-
haus (31) (heute Kaufhof) und dahin-
Die Weltzeituhr am Alexanderplatz ter das 123 Meter hohe Interhotel
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Atlas Seite XII Von der Spreeinsel zum Alex 171

427be Foto: kj

Berlin-Mitte
„Stadt Berlin“ (31) (heute Hotel geschützten Haus des Lehrers (28)
„Park Inn Berlin Alexanderplatz“) östlich am Alexanderplatz stammt wie
eröffnet. Ebenfalls 1969 erfolgte die der Brunnen aus den Händen von
Einweihung von Erich Johns Urania- Walter Womacka.
Weltzeituhr (30) und Walter Wo- Rundum wurde der Platz seit 2005
mackas Brunnen der Völkerfreund- einmal mehr aufgewühlt. Denn einen
schaft (31) im südlichen bzw. nördli- „Vorposten der Mongolei“, wie ihn
chen Zentrum des Platzes. „Nutten- nach der Wiedervereinigung der
brosche“ wird die Weltzeituhr, die kei- führende Städteplaner Dieter Hoff-
ner je wirklich entziffern konnte, von mann Axthelm konstatierte, oder gar
den Berlinern zärtlich genannt“. Der eine „mongolische Steppe“ (der Zeit-
umlaufende Bilderfries am denkmal- Redakteur Klaus Hartung), will man in
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172 Von der Spreeinsel zum Alex

der neuen Hauptstadt natürlich nicht dicht hintereinander gedrängten Hin-


sehen. Die Pläne von Kollhoff & Tim- terhöfen hochgezogen; und sie füllten
mermann, die aus dem Städtebauwett- sich schnell, sehr schnell. Mit einset-
bewerb 1993 siegreich hervorgingen zender Industrialisierung und schließ-
und dreizehn Wolkenkratzer in „klarer lich in der Gründerzeit errichtete man
strenger Ordnung“ vorsahen, sind we- für die aus der Provinz in die Reichs-
gen Finanzmangel bei mittlerweile hauptstadt strömenden Menschen
reichlich leer stehenden Büroflächen Mietskasernen im Großmaßstab. In
Gott sei Dank wieder vom Tisch. Statt- den lichtlosen feuchten Ein-Raum-
dessen sind umso mehr Einkaufs- Küche-Klo-auf-halber-Treppe-Ritzen im
flächen entstanden, darunter das be- dritten oder vierten Hinterhof drängel-
tonschwere rosafarbene Shopping- ten sich häufig zehnköpfige Proletarier-
Monument „Alexa“, das im Septem- familien. Oft war Schmalhans Küchen-
ber 2007 eröffnete. Und womöglich meister in dem Stadtviertel, das die in
wird sich der Alex auch dieser radika- der glänzenden Residenzstadt Unge-
len Neuerung erfolgreich entziehen. littenen aufnahm: Minderbemittelte,
Denn er ist, wie er ist, sperrig und wi- Arme, Kranke, Katholiken und Juden.
derborstig. Ein „ewiger Jahrmarkt ... Armut war das Charakteristikum
durch das Karussell der Schuhe, durch der Gegend im Sophienviertel rund
die Würfelbuden und Bijouterien.“ um die Sophienkirche, in dem viele
(Otto Alfred Palitsch, Vossische Zei- hauptsächlich jüdische Wohlfahrtsein-
tung, 1928). richtungen entstanden, Armenhäuser
und Suppenküchen, Schulen und Hos-
pitäler. Eine Ausnahme bildete die
Spandauer Vorstadt Oranienburger Straße, die Anfang des
19. Jahrhunderts zu einer vornehmen
Weithin sichtbar strahlen die goldenen Adresse ausgebaut wurde.
Kuppeln der Neuen Synagoge über Östlich der Rosenthaler Straße wan-
der Spandauer Vorstadt, die im derten im Kiez zwischen Tor- und Karl-
18. Jahrhundert im Gebiet nördlich Liebknecht-Straße nach den Judenpo-
Alt-Berlins zwischen Spree und Ora- gromen in Ost- und Südosteuropa An-
nienburger, Rosenthaler und Schön- fang des 20. Jahrhunderts bis in die
hauser Tor entstand. Die ersten Sied- 1920er-Jahre Zehntausende meist bit-
ler auf dem sumpfigen Boden waren terarme orthodoxe Juden in die niedri-
Bauern und Tagelöhner, später Dienst- gen Häuschen und schmalen Gassen
boten und kleine Handwerker, gefolgt des Scheunenviertels ein. Auf ihrer
von Arbeitern, die sich in den Textil- Flucht in die USA oder in das Gelobte
manufakturen verdingten. Land strandeten viele in diesem Ber-
1820 wurden vor den Toren bereits liner Viertel, das seinen Namen einer
die ersten berüchtigten Berliner Miets- Feuerordnung von 1672 verdankt: Zur
kasernen mit ihren engen, dunklen, Eindämmung der Brandgefahr mussten
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Atlas Seite XVI Spandauer Vorstadt 173

055be Foto: kj

Berlin-Mitte
seinerzeit sämtliche Scheunen und die Münz- und die Mulackstraße die
Lagerschuppen mit brennbaren Mate- Zentren der käuflichen Liebe, wie sie
rialien vor die Stadttore verlegt werden. Charlotte von Mahlsdorf (1928–2002)
Mit anbrechendem 20. Jahrhundert beschrieb: „Hier war Armut, hier war
vernahm man im Scheunenviertel Enge, aber auch Schönheit, Mensch-
dann überwiegend Jiddisch, gemischt lichkeit und ein Hauch von Poesie.
mit dem Rotwelsch der ballonmützen- Hier trug das Leben keine Schminke
beschirmten Hehler, Schieber und (...). Das Leben trieb – vorwärts, rück-
Kleingauner und dem deftigen berli- wärts, kreuzte und staute sich, schwirr-
nischen Platt aus dem Mund der Zu- te und hetzte, stolperte und taumelte,
hälter und Huren. Im zwielichtigen trottete gemächlich: Die Menschen
Schummer der Rotlichtlokale waren schwatzten, beteten, hurten, tranken,
lästerten, balgten, juchzten, atmeten.“
In dieser Art gibt es das Scheunen-
viertel heute freilich nicht mehr. Die
engen, niederen Häuschen sind alle
längst abgerissen und wichen größten-
Die Volksbühne – teils bereits Ende der 1920er-Jahre
das erste moderne Theater Berlins neuen, größeren, höheren Gebäuden.
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174 Spandauer Vorstadt

Eine der verbliebenen Attraktionen de kreative Kunst-Klub-Kultur-Kom-


am Rosa-Luxemburg-Platz und mittler- mune sehr viel kiffte, rauschende Feste
weile wieder in aller Munde, ist die feierte und gelegentlich ein paar Kup-
1913/14 nach einem Plan von Oskar ferrohre zu einem Kunstwerk zusam-
Kaufmann errichtete Volksbühne (41), menschweißte. Auch das gibt es schon
das erste moderne Theater Berlins. lange nicht mehr.
Dank der an den Theaterkassen ent- Bei einer in etwa gleich gebliebenen
richteten Obuli und den Spargroschen Einwohnerzahl fand von Sanierungs-
der Mitglieder des Volksbühnenver- beginn im Jahr 1993 bis heute ein
eins (ein als Zweig der Arbeiterbil- annähernd kompletter Bevölkerungs-
dungsvereine gegründeter Theaterbe- austausch statt. Der Trash ist einer Sze-
suchsverein) konnte die Spielstätte ne aus sachlich-kühlen Lokalen gewi-
1914 eröffnen. Zehn Jahre später chen, in denen sich eine Gesellschaft
stand ihr bis 1927 ebenso kurz wie groovender VIPs, Hipsters, Yuppies,
umstritten der legendäre Erwin Pisca- Kultis und Touris trifft. Rund 1,2 Milli-
tor (1893–1966) vor, an dessen quasi- arden Euro flossen in die Sanierung
dokumentarischen, politisch kontro- der Spandauer Vorstadt und haben sie
versen Stil der von der Kulturpromi- zu einem der attraktivsten, teuersten
nenz bejubelte Intendant Frank Castorf Berliner Innenstadt-Wohnpflaster ge-
heute wieder anknüpft. Rund um die macht. Auf den Häusern in dieser her-
Volksbühne liegen, kreuz und quer ins ausragenden Wohnlage lastet ein
Straßenpflaster und in die Gehwege enormer finanzieller Verwertungs-
eingelassen, die sechzig Betonbalken druck, weshalb man kaum noch Le-
des 2006 vom Bildhauer Hans Haacke bensmittelgeschäfte und dafür umso
geschaffenen Denkzeichens Rosa Lu- mehr zahlungskräftige Nobelkanzleien
xemburg verstreut. Auf ihnen prangen und Consultantbüros sowie zahlreiche
in Bronze gefasste Zitate der 1919 er- Bars und Restaurants findet. Rein rech-
mordeten Revolutionärin. nerisch verfügt jeder der etwa 8000
Anders als zahlreiche andere Quar- Einwohner der Spandauer Vorstadt
tiere blieb die Spandauer Vorstadt von über seinen eigenen Thekenplatz.
den Bomben im Zweiten Weltkrieg
weitgehend verschont, zählte aber bis
zum Ende der DDR zu den vernach-
lässigten Innenstadtvierteln. Nach der
Wiedervereinigung konnte es –
kriegszerschossen und über Jahrzehn-
te dem Verfall preisgegeben – dank
der Billig- oder Garnicht-Mieten kurz-
zeitig zum „Wilden Osten“ aufblühen,
wo in ehemaligen Läden, Kaufhauskel-
lern und Kriegsbunkern eine schillern- Der erste der acht Hackeschen Höfe
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Atlas Seite XVI Spandauer Vorstadt 175

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Berlin-Mitte
Ein Spaziergang Uhr findet inmitten der Labelläden-
durch das Sophienviertel und Gastronomie-Szenerie ein Wo-
chenmarkt statt, auf dem man sogar
echte Lebensmittel: Wurst, Fleisch,
Verkehrsanbindung J Fisch, Käse, Obst und Gemüse erwer-
S Hackescher Markt oder Oranienburger ben kann.
Straße
U6 Oranienburger Tor Hackesche Höfe (29)
U8 Weinmeisterstraße
Den einen gilt die Sanierung von
Tram M1, M6
Deutschlands größtem geschlosse-
nen Hofareal als Sündenfall der
In den Straßen rund um den Hacke- „Schickimickisierung“ der Spandauer
schen Markt pulsiert das Leben. Vorstadt, für die anderen ist sie eine
Shoppen, Bummeln oder sich in ei- Erfolgsstory. 1997 waren die umfang-
nem Café auf dem gepflasterten reichen Restaurierungs- und Moderni-
Markt vor dem S-Bahnbogen nieder- sierungsarbeiten in den Hackeschen
lassen sind angesagt. Immer donners- Höfen beendet und sie stiegen mit Ki-
tags 9–18 Uhr und samstags 10–18 no, Theater, Gastronomie neben Woh-
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176 Spandauer Vorstadt

nungen, Galerien und Ateliers zum

429be Foto: kj
neuen Touristenmagnet auf.
Bereits als der Bau der acht Wohn-,
Geschäfts- und Gewerbehöfe im spä-
ten 19./frühen 20. Jahrhundert fertig
gestellt war, handelte es sich um eine
kleine Sensation. Zwar folgte die 9200
Quadratmeter umfassende Gewerbe-,
Fabriketagen- und Wohnhofanlage der
seinerzeit üblichen Berliner Mischung
aus Wohnen und Arbeiten unter ei-
nem Dach. Doch neu an den Hacke-
schen Höfen war, dass man die Arbei-
terfamilien nicht länger in dunkle enge
Hinterhofbutzen pferchte, sondern
achtzig beheizbare Wohnungen mit
sogar Innentoiletten für sie baute. Da-
rüber hinaus standen den Menschen
im Viertel im ersten Hof Festsäle für
Vereins- und Familienfeiern zur Ver-
fügung.
Der Haupteingang befindet sich
nur wenige Schritte vom S-Bahnhof
Hackescher Markt entfernt in der Ro- Haus Schwarzenberg (30)
senthaler Straße 40/41. Hinter der Unverkennbar dank seines verfalle-
großen Tordurchfahrt begrüßt einen nen Zustands, schließt sich unmittel-
gleich im ersten Hof eine von farbigen bar an die Hackeschen Höfe zur So-
Glasursteinen geschmückte Fassade in phienstraße hin das Haus Schwarzen-
Anklängen an Jugendstil und Art déco. berg an (Rosenthaler Straße 39). Es ist
Das Chamäleon-Varieté spielt hier auf, eines der letzten Relikte in der Span-
und das Oxymoron, tagsüber Café/ dauer Vorstadt, wie sie vor der großen
Restaurant, verwandelt sich nachts in Sanierung ab Mitte der 1990er-Jahre
einen nobelszenigen Club. In den einmal war: kleinteilig parzelliert, mit
weiteren Höfen sind Hoftheater, schmaler Tordurchfahrt durch das Vor-
Bücherläden, Werkstätten, Boutiquen, derhaus hindurch zu weiteren verwin-
Schmuckläden und vieles mehr unter- kelten Höfen mit Wohn- und Fabrikge-
gebracht. Galerien und Cafés laden bäuden. Das für Berlin typische Ne-
zum Verweilen ein, und sind die beneinander von Wohnen und dichter
Hackeschen Höfe endlich durchwan- Gewerbeüberbauung zeigt sich im
dert, ist man bereits in der Sophien- Haus Schwarzenberg noch in seiner
straße angelangt. mittlerweile selten gewordenen au-
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Atlas Seite XVI Spandauer Vorstadt 177

thentischen Form, seit 1995 ergänzt Anne Frank Zentrum, Di.–So. 10–18 Uhr.
um eine Vielzahl von alternativen Kul- Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt,
tgl. 10–20 Uhr.
tur- und Freizeiteinrichtungen.
Wie lange es in dieser Form noch er-
halten bleiben würde, war lange Zeit Sophienstraße
ungewiss. Da sich die Grundstücks- Die Sophienstraße entstand ab 1712
eigner nicht einigen konnten, stand in Verbindung mit dem Bau der So-
die Zwangsversteigerung an, nach der phienkirche. Ihre Wohnhäuser aus
das Haus Schwarzenberg voraussicht- dem 18. und 19. Jahrhundert wurden
lich den Weg vieler anderer Immobi- mit Blick auf die Berliner 750-Jahr-Fei-
lien in der Spandauer Vorstadt gegan- er Teil des großen Sanierungspro-

Berlin-Mitte
gen wäre: erst die Sanierung, dann die gramms, das die DDR-Regierung bis
Kommerzialisierung. Im Sommer 2004 1987 für die Hauptstadt auflegte, und
erwarben schließlich eine Berliner unter dem Motto „Kunst, Handwerk
Wohnungsbaugesellschaft und die Tradition“ auf hübsche altmodische
Stiftung Deutsche Klassenlotterie den Art wieder hergestellt.
Gebäudekomplex, um in Zusammen- In den Sophiensälen (31) (Haus Nr.
arbeit mit den Bewohnern seinen Fort- 18), heute international renommierte
bestand als alternatives Kulturzen- Stätte für zeitgenössischen Tanz und
trum sicherzustellen. Theater, sprachen 1918 Karl Lieb-
Neben Galerien und Ateliers haben knecht und Wilhelm Pieck. Das histori-
hier ein Programmkino und der ange- sche Gemäuer war der Versamm-
sagte Club „Eschloraque Rüm- lungsort des 1844 gegründeten Hand-
schrümp“ ihr Zuhause. Das Anne werkervereins, einer Keimzelle der
Frank Zentrum, Partnerorganisation Berliner Arbeiterbewegung.
des Anne Frank Hauses in Amsterdam, Unter der Hausnummer 21 firmiert
widmet sich mit einer Ausstellung dem der Eingang zu den Ende des 19. Jahr-
Leben von Anne Frank. Das Museum hunderts erbauten Sophie-Gips-
Blindenwerkstatt Otto Weidt zeich- Höfen (32), wo das Kunstsammle-
net in den Originalräumlichkeiten das rehepaar Hoffmann seit 1995 seine in
mutige Engagement des Kleinfabrikan- vier Jahrzehnten erworbene Kollektion
ten Otto Weidt nach, der im National- der Gegenwartskunst präsentiert: die
sozialismus jüdische und nichtjüdische Sammlung Hoffmann mit Werken
Gehörlose und Blinde vor der Depor- von Nan Goldin, Frank Stella, Andy
tation rettete. Warhol und vielen weiteren namhaften
Künstlern, die man immer samstags
nach Voranmeldung bewundern kann.
Sammlung Hoffmann, Sophie-Gips-Höfe,
Aufgang C, Sophienstr. 21, Tel. 28 49 91 20,
www.sammlung-hoffmann.de, samstags nach
Haus Schwarzenberg Voranmeldung Führung in kleinen Gruppen.
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178 Spandauer Vorstadt

Große Hamburger Straße Jüdische Knabenschule (22)


In der Großen Hamburger Straße Nebenan in der Großen Hamburger
liegen auf dem Weg zur Oranienbur- Straße war in Haus Nr. 27 mit der
ger Straße mehrere ebenso denkwür- Fertigstellung des Baus ab 1906 die
dige wie erschütternde Sehenswürdig- Knabenschule der Jüdischen Ge-
keiten. Die Straße, in der Juden, Ka- meinde untergebracht. An der Fas-
tholiken und Protestanten einst ein- sade des seit 1993 wieder bestehen-
trächtig ihre Einrichtungen unterhiel- den Jüdischen Gymnasiums und Real-
ten und die deshalb „Toleranzstraße“ schule ist eine Gedenktafel für den
hieß, wandelte sich im National- Philosophen und Aufklärer Moses Men-
sozialismus zum Inbegriff für Diskrimi- delssohn (1729–1786) angebracht, der
nierung, Ausgrenzung und nazistische in Berlin die erste jüdische Schule
Gräueltaten. gründete. „Nach Wahrheit forschen,
Einen großen Teil der Straße im obe- die Schönheit lieben, Gutes wollen,
ren Ende nimmt der im Kern 1851– das Beste tun“ ist sie überschrieben.
1854 errichtete rote Klinkerbau des
katholischen St.-Hedwigs-Kranken- The Missing House (23)
hauses ein. Wenige Meter danach ragt Gegenüber klafft zwischen den
auf der anderen Straßenseite, zwischen Häusern Nr. 15 und 16 anstelle eines
den neubarocken Häusern Nr. 30 und Vorderhauses eine Lücke. Die Installa-
Nr. 29 leicht nach hinten versetzt, der tion von Christian Boltanski aus dem
barocke Kirchturm der evangelischen Jahr 1990 heißt The Missing House.
Sophienkirche (21) auf. Der Sakral- An die wie amputiert dastehenden
bau wurde von Königin Sophie Luise Seitenflügel sind vom Erdgeschoss bis
1712 als Pfarrkirche für die Spandauer unter die Dachluke gut lesbar Na-
Vorstadt gestiftet. Mit dem krönenden mensschilder montiert: Der Spreng-
Turm wurde jedoch erst zwanzig Jahre meister Feldhaus wohnte hier, die Di-
später begonnen (1732– 1734), und rektrice M. Thomas, der Amtsrat W.
als berlinweit einzig verbliebener Ba- Jordan, der Statistenführer A. Kunze,
rockturm ist er eine besondere Zier- die Pensionärin M. Müller und andere
de. Das Innere der Sophienkirche zeigt – bis 1945.
sich dagegen vergleichsweise schlicht,
so wie es sich – selbst im Barock – für Jüdisches Altenheim
eine protestantische Kirche gehört. In südlicher Nachbarschaft zur Kna-
Auf dem kleinen, der Sophienstraße benschule befand sich, wo sich heute
zugewandten Kirchhof befinden sich eine Grünfläche ausdehnt, das erste
die einfachen Grabsteine des Kompo- Altenheim der Jüdischen Gemeinde.
nisten und Leiters der „Berliner 1942 verwandelte es die Gestapo in ein
Singakademie“ Carl Friedrich Zelter Sammellager zum Abtransport in die
(1758–1832) und des Historikers Leo- Vernichtungslager. Insgesamt 55.000
pold von Rancke (1795– 1886). Berliner wurden von der Sammelstelle
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Atlas Seite XVI Spandauer Vorstadt 179

in der Großen Hamburger Straße aus die Gestapo ein Sammellager für alte
zum Bahnhof Grunewald transportiert, und kranke Menschen daraus, 15.000
dort in Viehwagen gesperrt und in die jüdische Männer und Frauen, im Nazi-
Todeslager nach Theresienstadt und Jargon sogenannte „Alterstransporte“,
Auschwitz deportiert. Ein der Straße wurden von hier aus in die Vernich-
zugewandter Gedenkstein und dane- tungslager verschleppt. Zu DDR-Zei-
ben eine 1985 von Will Lammert ge- ten war in der Ahawah eine Schule un-
schaffene Figurengruppe gemahnen tergebracht, heute steht das Gebäude
und erinnern daran. leer und verfällt. Doch hat es die Jüdi-
sche Gemeinde inzwischen zurücker-
halten und plant, darin ein Mehrreli-

Berlin-Mitte
Jüdischer Friedhof (24)
gionenhaus einzurichten, in dem sich
Unter der nach 1945 zur Grünan-
Juden und Christen, Muslime und
lage umgestalteten Fläche verbirgt sich
Buddhisten begegnen.
der 1692 angelegte, älteste jüdische
Zahlreiche Galerien und Kunsthand-
Friedhof Berlins. 1943 wurde er von
werker haben sich in der Auguststraße
der Gestapo geschändet und zerstört,
niedergelassen, darunter das KW – In-
von den vormals 3000 Grabstätten
stitute for Contemporary Art (15)
blieben drei in die südliche Grund-
gleich gegenüber von der Ahawah,
stücksmauer eingelassene Grabtafeln
das mit Wechselausstellungen der Ge-
und wenige, zerstörte Überreste von
genwartskunst Aufmerksamkeit auf
Grabsteinen erhalten. Für Moses Men-
sich zieht. Nahebei kann man sich im
delssohn, der 1786 im alten Friedhof
„Strandbad Mitte“ zum Kaffee oder
beigesetzt wurde, errichtete man ein
auch kühlen Gerstensaft zur Sommer-
schlichtes Gedenkgrab.
zeit im Strandkorb die Sonne auf den
Pelz brennen lassen oder in „Clär-
Auguststraße chens Ballhaus“ zu Tango, Standard,
Ein weiterer stummer Zeuge der Ver- Latein das Tanzbein schwingen. Nicht
nichtung jüdischen Lebens befindet weit entfernt lädt August-/Ecke Tu-
sich in der Auguststraße Nr. 14-16. Es cholskystraße die orthodoxe israeli-
ist das 1856–1860 zeitgleich mit der sche Synagogengemeinde Adass Jisro-
Neuen Synagoge von den Architekten el im Beth-Café zu koscheren Speisen
Knoblauch und Hähnel im Auftrag der ein. Und folgt man der Tucholsky-
Berliner Jüdischen Gemeinde erbaute straße nach Süden, ist kurz darauf die
ehemalige Jüdische Krankenhaus. Bis Neue Synagoge in der Oranienburger
1914 diente das Gebäude als Kranken- Straße erreicht.
haus, ab 1915 fanden in ihm zahlrei-
che jüdische Flüchtlinge aus Osteu- KW –Institute for Contemporary Art, Au-
guststr. 69, Di.–So. 12–19 Uhr (Do. bis
ropa Unterkunft, schließlich wurde da-
20 Uhr).
raus ein Kinderheim, die Ahawah (16) Strandbad Mitte, Kleine Hamburger Str.
(Hebräisch für „Liebe“). 1941 machte 16, tgl. ab 9 Uhr.
158-184b.qxd 29.07.2009 11:28 Seite 180

180 Spandauer Vorstadt

Clärchens Ballhaus, Auguststr. 24, tgl. ab schlichte Marmorstelen erheben. Am


10 Uhr, im Winter ab 12 Uhr; Tanz Mo. ab 22 7. Mai 1995 erfolgte die feierliche
Uhr, Di.–Do. ab 21 Uhr, Fr./Sa. ab 20 Uhr,
So. ab 15 Uhr. Eröffnung des Centrum Judaicum, das
Beth-Café, Tucholskystr. 40, So.–Do. 12– in den Räumen der Vorsynagoge mit
20 Uhr. einer ständigen Ausstellung, die die
Geschichte des Hauses und das mit
Neue Synagoge ihm verbundene jüdische Leben in
und Centrum Judaicum (10) Berlin nachzeichnet. Im Obergeschoss
Schon von weitem sind die maurisch befinden sich der Repräsentantensaal,
geschwungenen Goldkuppeln der die Jüdische Galerie und Räumlichkei-
Neuen Synagoge in der Oranienbur- ten für Wechselausstellungen.
ger Straße zu sehen. Ab 1859 wurde
das prachtvolle Gotteshaus von Neue Synagoge und Ausstellung im Cen-
trum Judaicum, Oranienburger Str. 28–30,
Eduard Knoblauch erbaut und nach
Tel. 88 02 84 51, Apr.–Sept. So./Mo. 10–20
dessen Erkrankung 1862 von Friedrich Uhr, Di.–Do. 10–18 Uhr, Fr. 10–17 Uhr; März
August Stüler bis 1866 vollendet. Eine und Okt. So./Mo. 10–20 Uhr, Di.–Do. 10–18
erste Planung beabsichtigte zunächst, Uhr, Fr. 10–17 Uhr; Nov.–Feb. So.–Do. 10–
18 Uhr, Fr. 10–14 Uhr.
das Bauwerk etwa 90 Meter hinter der
Straße freistehend zu errichten, doch
die Gemeinde wollte keine Synagoge Oranienburger Straße
im Hinterhof, weshalb Knoblauch zu- Lange Zeit war die Querverbindung
sätzlich zu der prunkvollen Hauptsy- von der nördlichen Friedrichstraße
nagoge eine mit Eingangshalle, zum Hackeschen Markt als beliebteste
Herrenvestibül und Trausaal versehe- Berliner Wirtschafts-Parade absolut
ne, repräsentative Vorsynagoge an der angesagt. Nach Leerstand und Verfall
Straßenfront schuf. 1943 wurde das zu DDR-Zeiten kam nach der Wieder-
Gotteshaus durch Bomben stark be- vereinigung zuerst ein bunter Mix von
schädigt, 1958 sprengte man die Künstlern und Studenten, der sich in
Hauptsynagoge, und nur die unmittel- der preisgünstigen Morbidität nieder-
bar an der Straße gelegenen Gebäu- ließ. In ihrem Gefolge öffneten Knei-
deteile blieben bestehen. pen, denen immer mehr Lebensmittel-
1988 begann nach der Gründung geschäfte und Bäckereien wichen, bis
der Stiftung „Neue Synagoge Berlin – schließlich ein schillerndes buntes
Centrum Judaicum“ der Wiederauf- Ausgeh-Viertel entstanden war. So
bau der Ruine, wobei eine vollständige aufgewertet und viel besucht, in bester
Rekonstruktion nicht vorgesehen war. Lage nur einen Steinwurf von der
Die Hauptsynagoge wurde nicht wie- Museumsinsel entfernt, folgte ein
der aufgebaut, an ihrer Stelle klafft heu- Tross von Investoren und Immobilien-
te eine mit weißem Kies gestaltete lee- entwicklern, und mit ihnen die Ver-
re Fläche, hinter der sich im Halbrund marktung der bald darauf aufwendig
dort, wo einst der Thoraschrein stand, sanierten Gebäude. Die Szene-Clubs
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Atlas Seite XVI Spandauer Vorstadt 181

430be Foto: kj

Berlin-Mitte
und Alternativ-Kneipen mussten Flags- Heckmannhöfe (11)
hipstores, Restaurantketten und Nichtsdestotrotz bietet die Oranien-
schließlich Flatrate-Sauf-Einrichtungen burger Straße viele Sehenswürdigkei-
weichen. Die legendäre Alternativmei- ten. Nur wenige Schritte von der Neu-
le im Herzen Berlins, die nach der en Synagoge entfernt, lohnt ein kleiner
Wende entstand, ist heute leider ihr Spaziergang durch die Heckmannhö-
„Ballermann“. Geblieben sind dage-
gen die Bordsteinschwalben, die nach
wie vor auf dem Trottoir ihre Dienste
anbieten. Heute halt für Trupps be-
trunkener Flatrate-Touristen. Die Neue Synagoge
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182 Die mutigen Frauen in der Rosenstraße

Die mutigen Frauen in der Rosenstraße


Es gibt keinen Grund mehr von der Rosen- Ehefrauen und Mütter tagelang lauthals ge-
straße zu sprechen. Sie ist ein unschein- gen die Internierung ihrer Männer und
bares Stückchen Innenstadt, eingeklemmt Söhne.
zwischen den zur DDR-Zeit in Plattenbau- „Wir wurden in das Lager Rosenstraße
weise errichteten Häuserschluchten, von gebracht“, ist in den Erinnerungen von
wo aus die Läden an der Karl-Liebknecht- Ernst Gross (Berlin 1905–1984 Jerusalem)
Straße beliefert werden. nachzulesen, „dort waren wir eine Woche
Aber es gibt viele Gründe sich an die Ro- und niemand wusste, was mit uns werden
senstraße zu erinnern. Auf der kleinen würde. Sie wollten uns offenbar auch ab-
Grünfläche, dort wo sich einst eine Syna- transportieren. Aber damals haben die Frau-
goge befand, steht heute ein Denkmal aus en gemeutert. Das ist wohl das einzige Mal,
Stein, mehrteilig und zur Hälfte Skulptur, dass sowas vorgekommen ist. Da haben die
zur anderen Relief, das berührt. Von Inge- christlichen Frauen tagelang vor dem Ge-
borg Hunzinger geschaffen und zum bäude der Rosenstraße Skandal gemacht,
50. Jahrestag der Ereignisse 1993 der Öf- und schließlich haben sie es erreicht, und
fentlichkeit übergeben, erinnert es an die sie haben uns wieder freigegeben.“
so genannte „Fabrikaktion“ am 27./28. Fe- Weshalb die Nazis nichts gegen den
bruar 1943, mit der die SS-Schergen die Straßenprotest unternahmen, bleibt den
deutsche Hauptstadt endgültig „judenfrei“ Historikern ein Rätsel. Vielleicht hatte es
machen wollten. Die Deportationen aus mit Stalingrad zu tun, das einen Monat vor-
Berlin in die Konzentrationslager hatten be- her „verloren” gegangen war, und wahr-
reits im Oktober 1941 begonnen, und scheinlich mit den verheerenden alliierten
schon im Januar 1942 war auf der berüch- Bombardierungen Berlins, die am 1. März
tigten „Wannseekonferenz“ die „Endlösung einsetzten. Beides ließ die Moral der Bevöl-
der Judenfrage“ organisiert worden. Insge- kerung unter den Nullpunkt sinken. Am
samt 55.000 jüdische Berlinerinnen und 6. März 1943 notierte der Propagandami-
Berliner wurden in den Lagern ermordet. nister Goebbels in sein Tagebuch, dass man
Doch gab es noch die Juden aus den „privi- die Unruhe in der Rosenstraße momentan
legierten Mischehen“, so der Nazijargon, nicht gebrauchen könnte und deshalb die
die „nur“ zur Zwangsarbeit verpflichtet wa- Deportation der Gefangenen verschoben
ren. Aber auch damit war es im Februar hätte.
1943 vorbei. Es begann die Zeit der großen Die Erinnerungen eines Opfers und die
Razzien, während derer die Menschen di- Tagebuchnotiz eines Massenmörders und
rekt aus den Betrieben geholt und bis zu Verbrechers gegen die Menschlichkeit –
ihrem Abtransport in die Vernichtungslager bis zu Ingeborg Hunzingers Denkmal war
eingesperrt wurden. So auch in der Rosen- es das einzige, was an die mutigen Frauen
straße im Gebäude der Sozialverwaltung, in der Rosenstraße erinnerte. 2003 wurde
vor dessen Tür dann jedoch etwas für diese ihre Geschichte unter dem Titel „Rosen-
Zeit sehr Ungewöhnliches geschah: Auf straße“ von Margarethe von Trotta schließ-
der Straße protestierten die christlichen lich verfilmt.

fe. Neben Designerläden und Bou- Ballkleidern ihre Freude finden. Die
tiquen werden im Laden Sterling Gold Bonbonmacherei gleich im ersten
(Mo.–Fr. 12–20 Uhr, Sa. 12–18 Uhr) Hof im Kellergeschoss ist mit ihrer ver-
Fans von glitzernden Second-Hand- führerischen Leckerli-Auswahl beson-
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Atlas Seite XVI Spandauer Vorstadt 183

ders für Kinder ein Spaß. Denn in der

433be Foto: kj
Küche darf man beim Bonbonmachen
zuschauen, traditionell über dem Feu-
er gekocht.
Bonbonmacherei in den Heckmannhö-
fen, Mi.–Sa. 12–20 Uhr, die Süßigkeiten wer-
den gegen 14, 16 und 18 Uhr gemacht (Ju-
li/Aug. Sommerpause).

Postfuhramt (12)
Ecke Tucholskystraße wartet das

Berlin-Mitte
ehemalige Hauptpostfuhramt mit ei-
ner für einen Behördenbau ebenso
zierreichen wie kuriosen Formgebung
auf. Der 1875–1881 errichtete Klin-
kerpalast mit achteckiger Tambour-
kuppel und reich geschmückter Fassa-
de wirkt wie eine steingewordene wil-
helminische Hutschachtel. Im Innen-
hof waren in den Stallungen einst über
200 Postkutschenpferde unterge-
bracht. Seit 1995 wird das Gebäude
von der Post nicht mehr genutzt. Es
folgten zehn Jahre Zwischennutzung Künstlerruine Tacheles (7)
für Partys, Kunst und Kultur und 2005 Auf der anderen Straßenseite, zur
der Verkauf an einen Investor von in- Friedrichstraße hin, thront die allent-
ternationalem Rang, dessen Name ge- halben bekannte Künstlerruine Tache-
heim blieb. Nach einer Phase des les. Das 1908/09 von Franz Ahrens ge-
Leerstands wird die „Hutschachtel“ baute Passagen-Kaufhaus nahm mit 14
seit Sommer 2006 wieder zwischen- Eingängen, 9 Höfen und 10 Treppen-
genutzt und dient als Ausstellungsort häusern einst das gesamte Karree Ora-
für aktuelle Architektur, Design und nienburger 53-57/Friedrichstraße 110-
Fotokunst. Was die Zukunft dem Post- 112 ein. Ab 1928 diente es der AEG
fuhramt bringt, ist dagegen weiterhin als „Haus der Technik“ (Ende der
ungewiss. 1930er-Jahre wurde von hier die erste
Fernsehübertragung der Welt ausge-
strahlt) und NS-Dienststellen quartier-
ten sich in den Gebäudekomplex ein.
Im Krieg wurde er völlig zerbombt.
Die Sprengung der verbliebenen
Künstlerruine Tacheles traurigen Ruine verhinderten Besetzer
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184 Spandauer Vorstadt

431be Foto: kj

1990 zu einem Zeitpunkt, als schon trugen dem Tacheles einen weithin be-
die Bäumchen aus ihr hervorwuch- kannten Ruf in der Off-Szene ein. Zu
sen. Sie richteten in den zugigen, da- Ende 2008 kündigte der Eigentümer
mals teils wand-, decken- und/oder den Vertrag. Was weiter mit dem Haus
bodenlosen Räumlichkeiten das inter- passiert, weiß man nicht.
nationale alternative Kulturprojekt
„Tacheles“ (jiddisch „Klartext“) ein.
Mit dem neuen Besitzer, der Kölner
Fundus-Gruppe, einigten sich 1998
die Künstler im Haus nach jahrelan-
gem Streit über eine weitere Nutzung.
So blieb ihnen die Kulturruine bei ei-
ner symbolischen Monatsmiete von
50 Cent erhalten. 31 Künstlerateliers,
im Hof der berühmte Skulpturengar-
ten, ein Programmkino und die trashi-
ge Bier- und Konzertlokalität „Zapata“ Alternativ: Café Zapata im Tacheles
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Atlas Seite XIV nördl. Friedrichstr. bis Mauerstreifen 185

Von der nördlichen nand Sauerbruch (1875–1951). Die


Charité nimmt ein gutes Drittel der ge-
Friedrichstraße bis zum samten Friedrich-Wilhelm-Stadt ein,
ehemaligen Mauerstreifen und der 1981/82 errichtete, 86 Meter
hohe Charité-Neubau überragt als ihr
alles beherrschendes „Wahrzeichen“
den ganzen Komplex.
Verkehrsanbindung J
S und U6 Friedrichstraße IHZ (31)
Ein weiteres, von zwei Neubauten
flankiertes Hochhaus bestimmt das

Berlin-Mitte
Die Geschichte des Friedrich-Wilhelm- Erscheinungsbild am südlichen Ein-
Stadt genannten Stadtviertels zwi- gang zur Friedrich-Wilhelm-Stadt: der
schen Spree, Humboldthafen und In- weiße Riese des Internationalen Han-
validenstraße beginnt im Jahr 1738, als delszentrums, 1975 von der Nippon-
der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Steel-Corporation am Bahnhof Fried-
den Schiffbauern die Erlaubnis erteilte, richstraße errichtet.
westlich der Weidendammbrücke ihre
Werkstätten einzurichten. Der Name Bahnhof Friedrichstraße
Friedrich-Wilhelm-Stadt geht jedoch Der Name des Bahnhofs Fried-
nicht auf den Soldatenkönig zurück, richstraße ist für viele mit dunklen
sondern auf Friedrich Wilhelm III. DDR-Stunden verbunden. Bis zum
(1770–1840), unter dem ab 1827 die Mauerbau am 13. August 1961 liefen
planmäßige Bebauung ihren Anfang an diesem zentralen Verkehrsknoten-
nahm. punkt die Gleise von Fernbahn,
S-Bahn und U-Bahn zusammen. Da-
Charité nach war hier plötzlich Endstation.
Von herausragender Bedeutung für Quasi über Nacht wurde aus dem
die Entwicklung der Friedrich-Wil- Durchgangs- ein zweigeteilter Sack-
helm-Stadt erwies sich die Gründung bahnhof mit einem streng bewachten
eines Pestkrankenhauses 1710 außer- Westbereich für Reisen von und nach
halb der damaligen Stadt (in Branden- Westberlin und Westdeutschland
burg wütete der Schwarze Tod), aus (Bahnsteig A für Fernzüge, Bahnsteig
dem sich im 18. Jahrhundert die Cha- B für die S-Bahn). Hermetisch abgerie-
rité entwickelte. In dem berühmtesten gelt, war diese Westenklave für DDR-
deutschen Universitätsklinikum und Bürger unterhalb des Rentenalters
Krankenhauskomplex wirkten als Ärz- nicht zugänglich. Die Einwohner der
te und bahnbrechende Medizinpionie- Hauptstadt der DDR benutzten einen
re Christoph Martin Hufeland (1762– anderen Teil des Bahnhofs, der nur
1836), Rudolf Virchow (1821–1902), von Osten her betreten werden konn-
Robert Koch (1843–1910) und Ferdi- te. Im Untergrund ratterten die Züge
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186 nördliche Friedrichstraße bis Mauerstreifen

059be Foto: kj

der U-Bahnlinie 6, die auf ihrer Strecke Glaskuppel postiert, breitbeinig ihre
zwischen Wedding und Kreuzberg Kalaschnikoffs im Anschlag. Bis weni-
finstere, verrammelte Geisterbahn- ge Minuten vor Abfahrt wurden die
höfe passierte – mit einem einzigen Züge durchsucht und Hunde unter ih-
Zwischenstopp am U-Bahnhof Fried- nen hindurchgejagt, nicht, um den
richstraße. Von dort konnten die Va- Klassenfeind zu verschrecken, son-
luta-Wessis ohne Grenzkontrollen die dern um sozialistische Mitbürger an
Waggons zum Umsteigen verlassen, der Republikflucht zu hindern. Für die
um auf ihrem Weg zur S-Bahn Rich- Einreise in die Hauptstadt der DDR
tung Bahnhof Zoo in dem einen oder wurden die Westberliner wiederum in
anderen Intershop entlang der laby- eine gesonderte Abfertigungshalle ge-
rinthischen Schmuddelgänge verbilligt schleust, in der es mit Ablaufen der
Rauchwaren und Alkoholika zu er- Einreiseerlaubnis erbarmungslos Punkt
stehen und (illegal) nach Westberlin 0 Uhr Abschied von den Freunden
zu schmuggeln. und Verwandten von „drüben“ zu
Oberirdisch im S- und Fernbahnhof- nehmen galt. Unzählige Tränen wur-
bereich hielten derweil die Soldaten den dabei vergossen, weshalb der Pa-
der Grenztruppen der DDR, in zehn villon zwischen Bahnhof und Spree
Meter Höhe an den Stirnseiten der den Namen Tränenpalast (29) trägt.
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Atlas Seite XIV nördl. Friedrichstr. bis Mauerstreifen 187

In der Nachbarschaft erhebt sich auf rant, Luxusbad, 1922 schließlich ein
dem spitzwinkligen Spreedreieck ein Revuetheater und Anfang der 1930er-
nach einem Entwurf von Architekt Jahre ein Operettenbetrieb. 1946 tag-
Mark Braun errichtetes neues Hoch- te im Admiralspalast der Vereinigungs-
haus. Erste Pläne für eine solche Be- parteitag von KPD und SPD zur Sozia-
bauung stammten bereits von Ludwig listischen Einheitspartei, 1955 zog das
Mies van der Rohe, der hier in den Metropol-Theater in die altehrwürdi-
1920er-Jahren einen Glasturm errich- gen Mauern ein. Bereits zwei Jahre zu-
ten wollte. Das neue Gebäude lehnt vor hatte sich das politisch-satirische
sich in seiner Gestalt an die Idee des Kabarett Distel gegründet, das bis
legendären Baumeisters der Moderne heute an seiner traditionsreichen Stät-

Berlin-Mitte
an. te gegen den Berliner Politbetrieb sti-
Südlich des Bahnhofs befand sich chelt. Nach mehrfachem Eigentümer-
bis zum Zweiten Weltkrieg im Central- wechsel seit der Wiedervereinigung
Hotel das legendäre Wintergarten- und einem glücklosen Spielbetrieb,
Varieté, in dem die Tiller-Girls triller- konnte der Admiralspalast im Sommer
ten, Otto Reutter seine Couplets zum 2006 frisch restauriert als Veranstal-
Besten gab, Charlie Rivel seine Lippen tungsort wieder eröffnen.
zum „Akrobat schööön“ schürzte und
bereits 1895 Max Skladanowskys Berliner Ensemble (23)
„Theater lebender Bilder“ zur Weltur- Weiter geht es auf der Spur berühm-
aufführung kam – die Geburtsstunde ter Namen und Adressen über die
des Kinos. Das Gebäude wurde im Weidendammbrücke zum Schiffbau-
Krieg zerstört. erdamm, wo am Bertolt-Brecht-Platz in
dem unscheinbaren Gebäude mit
Admiralspalast (30) dem komischen „Hut“ obenauf das
Gegenüber vom Tränenpalast hat Berliner Ensemble (BE) zu Hause ist.
auf der östlichen Straßenseite, einge- 1892 eröffnete in dem just fertig ge-
klemmt zwischen Neubauten, ein letz- stellten Bau das „Neue Theater am
tes Relikt des unterhaltungsdürsten- Schiffbauerdamm“, das schon in vor-
den 1920er-Jahre-Berlin den Zeiten reinhardtscher Zeit tüchtig für Skan-
getrotzt. Im letzten Drittel des 19. Jahr- dale sorgte, zum Beispiel 1893 mit der
hunderts zunächst als Admiralsgarten- Uraufführung des verbotenen sozial-
bad über einer Solequelle erbaut, zog kritischen Stücks von Gerhart Haupt-
in den Vergnügungstempel 1910 eine mann „Die Weber“.
Eislaufarena mit Orchester ein. Es folg- 1903 übernahm der große Regisseur
ten Café, Kino, Tanzsaal, Bar, Restau- Max Reinhardt (1873–1943) das Haus.
Unter seiner Leitung 1903–1905 wur-
den der Orchesterraum und die Dreh-
bühne eingebaut und es fanden welt-
Bahnhof Friedrichstraße weit Aufsehen erregende Inszenierun-
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188 nördliche Friedrichstraße bis Mauerstreifen

060be Foto: kj

gen statt. Trotz Reinhardts Weggang Friedrichstadtpalast (22)


an das Deutsche Theater kam es in der Hinter dem BE stand Am Zirkus 1
Folgezeit zu nicht weniger spekta- zwischen Bertolt-Brecht-Platz und
kulären Ereignissen, u. a. wurde hier Reinhardtstraße bis 1985 der ebenfalls
1928 Brechts und Weills „Dreigro- berühmte Friedrichstadtpalast. Die
schenoper“ welturaufgeführt. von Hans Poelzig für Max Reinhardt
Nach der Rückkehr Bertolt Brechts zum „Großen Schauspielhaus“ umge-
(1898–1956) und seiner Frau Helene staltete Markthalle musste geschlos-
Weigel (1900–1971) aus dem Exil rie- sen und abgerissen werden, da im
fen die Eheleute mit dem Placet des morastigen Untergrund die Grün-
Politbüros 1954 das Berliner Ensemble dungspfähle verfault waren. Dennoch
ins Leben, das die Weigel nach Brechts sollte Ostberlin nicht auf ein Revue-
Tod 1956 bis zu ihrem Lebensende
weiterführte. Bevor das BE in mühseli-
ge Streitereien versank, stand ihm als
letzter großer Direktor bis zu seinem
Blick auf das Internationale Handels-
Tod 1996 der Schriftsteller Heiner Mül- zentrum und den Bahnhof Friedrich-
ler vor. Heute wird es von Claus Pey- straße, im Hintergrund Dom,
mann geleitet. Fernsehturm und Forum-Hotel
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Atlas Seite XIV Chausseestraße 189

theater verzichten. Schon 1984 eröff- gefeierte Institution: Das 1883 in der
nete nur einen Steinwurf entfernt an Schumannstraße eröffnete Deutsche
der Einmündung der Reinhardtstraße Theater ist der Inbegriff für Schau-
in die Friedrichstraße der neue Fried- spiel- und Regiekunst von internatio-
richstadtpalast, eine orientalisch an- nalem Rang. Ab 1905 feierte es unter
mutende Betonorgie, der deshalb so- Max Reinhardt bis zu dessen Emigra-
gleich der Spitzname „Aserbaidschani- tion 1933 glänzende Erfolge. Mit Tho-
scher Hauptbahnhof“ verpasst wurde. mas Langhoff als Chef wurde es in den
Indes sollte man sich nicht daran 1990er-Jahren zweimal zum „Theater
stoßen. In Europas größtem Revue- des Jahres“ gewählt.
theater brilliert neben einer farbenfro-

Berlin-Mitte
hen Ausstattung und schillernden Ko-
stümen besonders die steppende, ja- Chausseestraße
zz- und klassisches Ballett tanzende,

J
famose Girlreihe, die einen Abend im
Friedrichstadtpalast wahrlich zum Au- Verkehrsanbindung
genschmaus macht. U6 Oranienburger Tor und Zinnowitzer
Straße
Nach dem Kulturgenuss laden am
Schiffbauerdamm, vom BE bis zur Al-
brechtstraße wie auf einer Perlen- Französischer und
schnur aneinandergereiht, Bars und Dorotheenstädtischer Friedhof (16)
Restaurants zu Tafelfreuden ein. Bert Brecht und Helene Weigel, Hei-
ner Müller und auch der viel verehrte
Essen und Trinken:
Mime Bernhard Minetti (1905–1998)
Restaurant Ganymed, Schiffbauerdamm
5, Tel. 28 59 90 46, tgl. 12–2 Uhr, Küche bis haben nur einen kleinen Spaziergang
0 Uhr. Neu-internationale Gerichte. von ihren Wirkungsstätten entfernt auf
Cocktailbar Van Gogh, Schiffbauerdamm dem Dorotheenstädtischen Friedhof
6, Tel. 281 01 06, Mo.–Do. 18–4 Uhr, Fr.–So.
die letzte Ruhe gefunden. Seit dem
18–5 Uhr.
Restaurant Engelbrecht, Schiffbauerdamm späten 18. Jahrhundert lagen vor dem
7, Tel. 28 59 85 85, im Sommer tgl. 12–1 Uhr, Oranienburger Tor mehrere Gottes-
im Winter Mo.–Sa. 12–23 Uhr. Neu-interna- acker im freien Gelände. Davon erhal-
tionale Küche.
ten sind die 1762 angelegten Fried-
Berliner Republik, Schiffbauerdamm 8, Tel.
30 87 22 93, tgl. 10–6 Uhr. Bier-Bar und Res- höfe der Dorotheenstädtischen und
taurant. Friedrichswerderschen Gemeinden so-
STÄV, Schiffbauerdamm 8, Tel. 282 39 65, wie der ihnen zur Chausseestraße hin
tgl. 11–1 Uhr. „Ständige Bonner Vertretung“,
vorgelagerte Friedhof der französi-
mit Kölsch und Rheinischem Sauerbraten.
schen reformierten Gemeinde, kurz
Französischer und Dorotheenstädti-
Deutsches Theater (10) scher Friedhof genannt.
Hinter der Adresse Schumannstraße Auf dem kleinen Französischen Fried-
13a verbirgt sich eine weitere weltweit hof liegen der Zeichner und Kupferste-
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190 Chausseestraße

214be Foto: kj

cher Daniel Chodowiecki (1726–1801) Heinrich Mann, Anna Seghers, Johan-


und der berühmte Schauspieler Lud- nes R. Becher, Arnold Zweig und viele
wig Devrient (1784–1832) begraben. andere bedeutende Persönlichkeiten.
Auf dem größeren, mit wundervol- Bertolt Brecht und Helene Weigel
len Grabmälern geschmückten Doro- konnten von ihrer letzten Wohnung
theenstädtischen Friedhof ruhen ne- und Wirkungsstätte aus ihre Blicke un-
ben Brecht und Weigel, Müller und Mi- mittelbar über die Grabstätten der
netti, die Bildhauer Johann Gottfried großen Dichter und Denker schweifen
Schadow und Christian Daniel Rauch, lassen. Heute befindet sich im Quer-
der gefeierte Baumeister Preußens gebäude Chausseestraße 125 in der
Karl Friedrich Schinkel, die Philosophen vom Ehepaar 1953 bezogenen Woh-
Fichte und Hegel, die Schriftsteller nung die Brecht-Weigel-Gedenk-
stätte (15).
Direkt gegenüber steht als Nr. 13 das
mit einer historisierenden Sandstein-
fassade geschmückte ehemalige Ver-
waltungsgebäude der Firma Borsig
(17). August Borsig (1804–1854) liegt
Dorotheenstädtischer Friedhof ebenfalls auf dem Dorotheenstädti-
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Atlas Seite XIV Chausseestraße 191

schen Friedhof begraben. 1837 grün- Neben umfangreichen mineralogi-


dete er unmittelbar vor dem Oranien- schen, geologischen, paläontologi-
burger Tor die Maschinenbauanstalt, schen und zoologischen Sammlungen
aus der die größte Lokomotivfabrik Eu- sind im Lichthof unter der hohen Glas-
ropas hervorging. An der Chaussee- kuppel sieben Dinosaurierskelette zu
straße und auf dem Gebiet östlich von sehen, unter ihnen das Glanzstück des
ihr eröffneten im 19. Jahrhundert fer- Naturkundemuseums: der Brachiosau-
ner die Unternehmer Egells, Wöhlert rus brancai. 1905 wurden die Überres-
und Schwartzkoppf ihre Fabriken, wo- te dieses Vorzeitgiganten, der vor 150
mit Berlins Aufstieg zur Industrie- Millionen Jahren durch das Jura stapf-
metropole begann. te, im Süden Tansanias entdeckt. Mit

Berlin-Mitte
über 15 Meter Länge und exakt 13,27
Brecht-Weigel-Gedenkstätte, Chaussee-
str. 125, Tel. 200 57 18 44. Besichtigung
Meter Höhe ist es das weltweit größ-
max. 8 Personen, Di.–Fr. 10–11.30 Uhr, Sa. te Dinoskelett aus echten Fossilien,
10–15.30 Uhr, zusätzlich Di. 14–15.30 Uhr das man jemals in einem Museum auf-
und Do. 17–18.30 Uhr, halbstündl. Führun- stellte.
gen, So. 11–18 Uhr, stündl. Führungen. (U6
Oranienburger Tor oder Zinnowitzer Str.). Museum für Naturkunde, Invalidenstr. 43,
Tel. 20 93 85 91, Di.–Fr. 9.30–17 Uhr, Sa./So.
Essen und Trinken: 10–18 Uhr. (U6 Zinnowitzer Str.).
Rutz, Chausseestr. 8, Tel. 24 62 87 60,
Mo.–Sa. Weinbar ab 16 Uhr, Restaurant
18.30–22.30 Uhr, Küche bis 24 Uhr. Gault Bundesministerium für Verkehr (4),
Millau- und Michelin-Stern-gekrönte Gau-
menkitzel.
Bundesministerium für Wirtschaft (3)
Sarah Wieners Speisezimmer, Chaussee- Nebenan ist an der Ostecke zum In-
str. 8 (im Hinterhof), Tel. 70 71 80 20, Mo.– validenpark in der 1875–1878 errich-
Fr. 10–23 Uhr, Sa./So. 18–23 Uhr. Mediter- teten Geologischen Landesanstalt und
ran beeinflusste österreichische Küche der
prominenten TV-Köchin.
Bergakademie, später dem DDR-Mi-
nisterium für Geologie, in einem Neu-
bau das Bundesministerium für Ver-
Museum für Naturkunde (5)
kehr heimisch geworden. An der Süd-
Geht man die Chausseestraße noch
westecke des Parks ist das Bundes-
ein Stückweit hinauf und biegt dann
ministerium für Wirtschaft in das mit ei-
links in die Invalidenstraße ein, ist das
nem Anbau vergrößerte Ensemble von
1883–1889 am Platz vor dem Neuen
„Kaiser-Wilhelm-Akademie für das mi-
Tor entstandene Museum für Natur-
litärische Bildungswesen“ und mit ei-
kunde schnell erreicht. Die bereits 1810
nem Seitenflügel erhaltene, 1747–1748
begründete und mittlerweile 30 Millio-
errichtete Invalidenhaus eingezogen.
nen Objekte umfassende Sammlung
ist die größte in Deutschland. Das Mu-
seum selbst, Teil der Humboldt-Uni- Hamburger Bahnhof (1)
versität, zählt zu den fünf wichtigs- Jenseits der Brücke über den Berlin-
ten Naturkundemuseen der Welt. Spandauer-Schifffahrtskanal liegt kurz
185-205b.qxd 29.07.2009 11:30 Seite 192

192 Chausseestraße

vor dem gläsernen neuen Hauptbahn- Dokumentationszentrum


hof der 1846 eröffnete Hamburger Berliner Mauer (14)
Bahnhof. Er diente als Endstation für Wie kaum ein anderer Ort an der al-
die Berlin-Hamburger-Eisenbahn, die ten Berliner Sektorengrenze wurde die
1903 bereits wieder stillgelegt wurde. Bernauer Straße zum Inbegriff aller
Heute ist in den Hallen auf rund persönlichen Mauerdramen: Fenster-
10.000 Quadratmetern Ausstellungs- sprünge aus den oberen Stockwerken
fläche das Museum für Gegenwart im August 1961, während die DDR-
untergebracht. Es präsentiert Kunst Grenztruppen im Erdgeschoss bereits
von der zweiten Hälfte des 20. Jahr- die Fenster vermauerten; von Hand
hunderts bis heute: Werke von Beuys, gegrabene Tunnel unter Mauer und
Kiefer, Lichtenstein, Rauschenberg, Todestreifen hindurch 1962 und
Twombly und Warhol, von Malern der 1964, die rund hundert Menschen zur
italienischen Transavanguardia und Flucht in den westlichen Wedding ver-
Vertretern der Minimal Art. Als Mekka halfen; schließlich das berühmte Foto
für Gegenwartskunst beherbergt der mit dem Volksarmeesoldat Conrad
Hamburger Bahnhof darüber hinaus Schumann, der am 15. August 1961 an
die namhafte Sammlung Marx sowie der Bernauer Straße über den Stachel-
zeitgenössische Malerei und Bildhau- draht in den Westen sprang – Bilder,
erei, Raum- und Lichtinstallationen, die um die Welt gingen.
Grafik, Foto, Video und Multimedia. Allenthalben wurde das Betonun-
Seit 2004 ist im ehemaligen Bahnhofs- getüm, das die Stadt fast vier Jahr-
gebäude sowie in den benachbarten zehnte lang teilte, nach der Wieder-
Rieck-Hallen bis 2011 außerdem die vereinigung abgeräumt. Nur in der
umstrittene Flick Collection zu sehen, Bernauer Straße bleib ein gut 200 Me-
die umfangreiche Privatsammlung von ter langer Mauerabschnitt mit sämtli-
Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts chen Sperranlagen original erhalten.
des NS-Großindustriellen-Erben Fried- Wo also könnte ein geeigneterer Ort
rich Christian Flick. für eine Gedenkstätte sein? 1998 wur-
de sie eingeweiht und ein Jahr später
Hamburger Bahnhof – Museum für Ge- um ein von den Architekten Kohlhoff
genwart, Invalidenstraße 50–51, Di.–Fr. 10– und Kohlhoff entworfenes Dokumen-
18 Uhr, Sa. 11–20 Uhr, So. 11–18 Uhr.
(S Hauptbahnhof, U6 Zinnowitzer Straße,
tationszentrum ergänzt. Seit 2008
Bus 120, 123, 147, 240, 245). wird die Anlage nun, nach Plänen von
Lius Mona und Henner Winkelmüller,
Essen und Trinken: zu einer Zentralen Gedenkstätte aus-
Sarah Wiener im Hamburger Bahnhof, In- gebaut und auf eine Länge von 1,5 Ki-
validenstr. 50–51, Tel. 70 71 36 50, Di.–Fr. lometer erweitert. Am Nordbahnhof
10–18 Uhr, Sa. 11–20 Uhr, So. 11–18 Uhr.
Neben dem „Speisezimmer“ in der Chaus-
wird ein Informationspavillon entste-
seestraße das zweite Restaurant der bekann- hen und zwischen Acker- und Brun-
ten TV-Köchin. nenstraße die Mauer gewissermaßen
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 193

„wiedererrichtet“. Diesmal in Form lo- Von den drei neuen großen Plät-
se aneinander gereihter Stahlstelen, zen, die bei den wichtigsten Toren
die man im Unterschied zum Original entstanden, nimmt man an, dass sie
allerdings überall durchschreiten kann. der Soldatenkönig wahrscheinlich als
Rund 120 Erinnerungspunkte werden Aufmarschplätze für seine Regimenter
Orte von Fluchtversuchen und ande- geplant hatte: in der Dorotheenstadt
ren dramatischen Ereignissen markie- das die Straße Unter den Linden beim
ren. Zum 50. Jahrestag des Mauer- Brandenburger Tor abschließende
baus am 13. August 2011 soll die Zen- „Quarré“ (Pariser Platz), südlich davon
trale Gedenkstätte fertig gestellt sein. das achteckige „Oktogon“ (Leipziger
Platz) sowie das wegen seiner runden

Berlin-Mitte
Dokumentationszentrum Berliner Mauer, Aufmachung so genannte „Rondell“
Bernauer Str. 111, Juni–Okt. tgl. 9.30–19 Uhr, (Mehringplatz) am Südende der Fried-
Nov.–Mai Di.–So. 10–17 Uhr; die Außenan-
lagen sind Tag und Nacht zugänglich. (S1, S2,
richstraße, der zentralen Lebensader
S86 Nordbahnhof, U8 Bernauer Str., Tram der Friedrichstadt.
M10). Als 1740 Sohn Friedrich II. den preußi-
schen Thron bestieg, war die in eine
stattliche Anzahl beinahe gleich großer
Karrees (die heutigen „Quartiere“)
Die Friedrichstadt eingeteilte Stadt so gut wie fertig ge-
stellt, und man konnte sich ihrem Aus-
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts ließ bau und ihrer Verschönerung widmen.
Kurfürst Friedrich III., der spätere Preu- Den größten Bauboom erlebte die
ßenkönig Friedrich I., südlich der Stra- Friedrichstadt im letzten Drittel des
ße Unter den Linden die Friedrichstadt 19. Jahrhunderts. Der nach dem
anlegen. Die Schachbrettmusterstadt Deutsch-Französischen Krieg auf das
war die dritte fürstliche Neugrün- frischgebackene Deutsche Reich nie-
dung vor den alten Bastionen Berlin- dergehende Milliardenregen löste vor
Cöllns. allem südlich der Linden ein hekti-
Unter seinem Sohn, dem Solda- sches Gründerfieber aus. Von ihrer ur-
tenkönig Friedrich Wilhelm I., erfolgte sprünglichen Anlage her eine Wohn-
ihre Erweiterung dergestalt, dass er stadt, wandelte sich die Friedrichstadt
sie teils weit über das bis dato bebaute innerhalb weniger Jahre zum Berliner
Gebiet hinaus mit einer Akzisemauer Geschäftszentrum Nr. 1. Rund um die
umziehen ließ. Hinein in die Stadt füll- Behrenstraße ließ sich in repräsenta-
ten sich dank der Zolleinkünfte, die an tiven Bank- und Kontorhäusern die
den Toren erhoben wurden, schnell Großfinanz nieder, in der Leipziger
die Schatztruhen des Königs, und hi- Straße wuchsen Konsumtempel, La-
naus aus der Stadt verhinderte die denpassagen und Galerien aus dem
sechs Meter hohe Mauer das Ausbü- Boden, in der Friedrichstraße schiller-
xen manches kriegsmüden Soldaten. ten Vergnügnungsetablissements in
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194 Die Friedrichstadt

unmittelbarer Nachbarschaft zu zwie- de Treiben in der Friedrich- und in der


lichtigen Kaschemmen, und westlich Leipziger Straße etwas ungemein Ab-
davon siedelten sich in der Wilhelm- stoßendes, ja etwas Anwiderndes“, ent-
straße, nahezu am Tiergartenrand, rüstete sich ein Herr namens Isidor Kas-
Ministerien, Diplomatie und Abgeord- tan 1919. „Die unverhüllte Schamlosig-
nete an, sodass ein Regierungsviertel keit, die nackte Roheit machten sich
entstand. hier breit, ohne auch nur eine leise Bei-
Beinahe alles wurde im Zweiten mischung von versöhnendem Humor.“
Weltkrieg zerstört. Von der Leipziger In der Tat! In der Vergnügungsmei-
Straße existierte nichts mehr, weshalb le zwischen Oranienburger und Halle-
man für die Neubebauung mit den ge- schem Tor wogten die Menschen-
waltigen Wohntürmen zwischen Char- massen in todschicken Hotels ebenso
lottenstraße und Spittelmarkt 1969– wie in halbseidenen Hinterzimmerspe-
1975 wahrlich nichts abreißen musste. lunken. Das Leben pulsierte in erstklas-
Wo sich in der Wilhelmstraße die Ba- sigen Restaurants genauso wie in Bou-
rockpalais der verschiedenen Ministe- lettenbratereien. Gefeierte Künstler
rien befanden, bezogen später ge- gaben in Kabaretts und Varietés ihre
treue SED-Kader ihre im postmoder- Couplets und Sottisen sowie akrobati-
nen Plattenbaustil errichteten Privile- schen Nummern zum Besten. Und
gierten-Wohnungen – mit exklusivem wem der Schritt auf die große Bühne
Blick auf Mauer, Sperranlagen und nicht gelang, der verdingte sich als
hinüber in das feindliche kapitalisti- Charge oder ging nachts einer frag-
sche Ausland. Der Gendarmenmarkt, würdigen Tätigkeit nach.
damals in „Platz der Akademie“ umbe- Zweimal hüllte sich die Friedrich-
nannt, wurde dagegen ab Mitte der straße in dieses fiebrige, sirrende, zer-
1970er-Jahre sorgsam rekonstruiert, streuungssüchtige Kleid – vor dem Ers-
wodurch Berlin eine der schönsten ten Weltkrieg in sattsam zufriedenen
Platzanlagen erhalten blieb, ja, viele Goldbrokat und zwischen den Krie-
sagen sogar, die schönste im gesam- gen in flüchtiges Talmi, wie es am bes-
ten ehemaligen Preußen. ten Klaus Mann beschreibt: „Millionen
von unterernährten, korrumpierten,
verzweifelten, geilen, wütend vergnü-
Die östliche Friedrichstadt gungssüchtigen Männern und Frauen
torkeln und taumeln dahin im Jazz-De-
lirium ... Man tanzt Foxtrott, Shimmy,
Verkehrsanbindung J Tango, den altertümlichen Walzer und
U2 Stadtmitte den schicken Veitstanz. Man tanzt
U6 Stadtmitte und Französische Straße

„Für jedes anständig empfindende Quartier 206:


Gemüt hatte dieses lärmend branden- Teil der Friedrichstadtpassagen
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 195

061be Foto: kj

Berlin-Mitte
Hunger und Hysterie, Angst und Gier, Friedrichstadtpassagen
Panik und Entsetzen.“ und Galeries Lafayette (34)
Dass sich solches nicht wiederholen Die meisten neuen Büro- und Ge-
kann, dafür sorgte die für den jüngsten schäftshäuser haben sich zwischen
Wiederaufbau der Friedrichstraße Französischer und Mohrenstraße aus-
verantwortlich zeichnende Stararchi- gedehnt. Über drei Quartiere hinweg
tektenriege im Sinne einer „historisch- entstanden 1996/97 die Friedrichstadt-
kritischen Rekonstruktion“. Vergnü- passagen (Quartier 207, 206, 205) mit
gungspaläste, Tanztempel oder Stra- dem Glaspalast der Galeries Lafayette
ßencafés waren in ihrer Planung nicht (Quartier 207) nach Plänen Jean Nou-
vorgesehen und existieren deshalb vels als dem ersten der drei durch eine
heute auch nicht. In der zweifellos unterirdische Passage miteinander ver-
spektakulären, leider aber ebenso un- bundenen Gebäudekomplexe. Sehens-
poetisch geratenen Mehrwert-Archi- wert im Quartier 207 sind die trichter-
tektur haben Kreativität und Fantasie förmigen, riesigen lichtbrechenden
wenig Platz. Sollen sie auch nicht. Die Glaskegel im Inneren, um die herum
Bauwerke sind für den anspruchsvol- sich über alle Geschosse hinweg die
len Konsumenten gedacht. Verkaufsflächen gruppieren.
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196 Die Friedrichstadt

063be Foto: kj

Würfelmuster in Beige und Braun mentstore. Auf 2000 Quadratmetern


zieren das mit scherenschnittartig her- sind Couture, Haute Couture, Classics,
vortretenden Brüstungen versehene Design und viele schöne Dinge des
Quartier 206 (32) zwischen Jäger- schönen Lebens zu einer optischen
straße und Taubenstraße, dessen ästhetischen Sinfonie arrangiert. Man
Lichthof mit Marmormosaiken in Form darf auch einfach nur gucken und
edel designter Art-Déco-Anmutungen muss nicht unbedingt kaufen.
besticht. Die Nobelboutiquen präsen- Last but not least gelangt man in das
tieren dem Stil angemessen das vor- Quartier 205 (29), das die Moh-
nehme Nichts, ein paar wenige stehen renstraße südlich beschließt. Der bau-
sogar immer noch leer. Eine Augen- hausartige quadratisch-praktische Ge-
weide im Quartier 206 ist der Depart- bäudekomplex beherbergt die ge-
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 197

wöhnlichen Bekleidungsketten, womit liegendes Pendant, der Deutsche


er gewissermaßen den Proletarier der Dom, war sie die ersten achtzig Jahre
drei Friedrichstadtpassagen-Quartiere lang „barhäuptig“, d. h. ohne Turm.
darstellt. Auch hier standen noch bis Erst unter Friedrich II. erhielten die
vor kurzem einige Läden leer, denn Gotteshäuser 1780–1785 hüben wie
die Leute kommen sowohl unter- drüben zwei gleich gestaltete Kup-
irdisch als auch überirdisch eher zum peln (franz. dôme), wodurch sie im
Schauen als Shoppen – zumal die Bür- Volksmund von schlichten Gemeinde-
gersteige in der Friedrichstraße sehr kirchen geschwind zu „Domen“ auf-
schmal sind, sich keine Cafés zum stiegen. Zum 200-jährigen Jubiläum
„Spazierensitzen“ anbieten und dich- 1905 innen prunklos neubarock um-

Berlin-Mitte
ter Autoverkehr herrscht. gestaltet, im Zweiten Weltkrieg zer-
stört und ab 1977 wiedererrichtet, tei-
Gendarmenmarkt len sich den Französischen Dom heute
und Französischer Dom die deutschsprachige Hugenottenge-
Ganz anders zeigt sich das Bild nur meinde, die französischsprachige Com-
wenige Schritte entfernt am Gendar- munauté protestante francophone und
menmarkt. Von den schlanken Kup- die Evangelische Kirchengemeinde in
peln des Französischen und des Deut- der Friedrichstadt. Das Hugenotten-
schen Doms überragt, ist er fraglos ei- museum zeigt Wissenswertes zur Ge-
ner der schönsten Plätze Berlins. Der schichte der französischen Glaubens-
Soldatenkönig beschloss in den 30er- flüchtlinge und des Französischen
Jahren des 18. Jahrhunderts, hier am Doms. Von der Aussichtsballustrade
Markt ein Wachregiment unterzubrin- unterhalb der Turmkuppel aus genießt
gen, die Gens d’Armes, die dem Platz man einen schönen Blick auf die Mitte
seinen Namen gaben. In jener Zeit Berlins.
war der Bau des Gotteshauses für die
Französische Friedrichstadtkirche, Di.–
protestantischen Réfugiés bereits fertig So. 12–17 Uhr.
gestellt. Von 1701 bis 1705 entstand Museum und Turmkuppel, Di.–Sa. 12–17
der Französische Dom bzw. die Fran- Uhr, So. 11–17 Uhr.
zösische Friedrichstadtkirche als das
erste öffentliche Gebäude in der Fried- Deutscher Dom
richstadt. Wie ihr am Platz gegenüber- Für die deutschen Calvinisten wurde
auf der Südseite am Gendarmenmarkt
nach siebenjähriger Bauzeit 1708 der
Deutsche Dom eingeweiht. Wie die
Geschwisterkirche im Zweiten Welt-
krieg in Trümmer gelegt und ab 1977
Im Foyer des Quartier 205:
rekonstruiert, öffneten sich nach um-
der „Turm von Klythie“ aus Autoschrott fangreichen Restaurierungen im Okto-
von John Chamberlain ber 1996 erneut die Portale, gegen-
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198 Die Friedrichstadt

gerbau, der das Deutsche National-

064be Foto: kj
theater unter Leitung des großen Iff-
land beheimatete, wurde 1817 ein
Raub der Flammen. 1819–1821 ent-
stand an seiner Stelle nach einem Ent-
wurf Karl Friedrich Schinkels der neue
prunkvolle Theaterbau mit repräsenta-
tiver Freitreppe und einem von Chris-
tian Daniel Rauch geschaffenen Apol-
lo auf einem Greifengespann zum krö-
nenden Abschluss. Hier wurde Thea-
tergeschichte geschrieben. 1919–1930
führte Leopold Jeßner (1878–1945) die
Bühne zu Weltruhm. Nach seiner Emi-
gration 1933 übernahm „Mephisto“
Gustaf Gründgens (1899–1963) unter
den Nationalsozialisten die Leitung
und führte das Haus, bis es in Schutt
und Asche versank.

Um den Gendarmenmarkt
Ab Mitte der 1970er-Jahre wurde
wärtig für die Ausstellung des deut- der Gendarmenmarkt (zu DDR-Zeiten
schen Bundestags „Wege – Irrwege – Platz der Akademie) sorgfältig wieder
Umwege. Die Entwicklung der parla- aufgebaut. Seitdem gilt er als ebenso
mentarischen Demokratie in Deutsch- feines wie teures Pflaster, wo neben
land“. Apollo, dem Gott der Künste, auch im-
mer Lukullus, der Gott der Küche, re-
Deutscher Dom, Mai–Sept. Di–So. 10–19
Uhr, Okt.–April Di.–So. 10–18 Uhr. giert. Currybuden und Schnellrestau-
rants wird man selbst im weiteren
Konzerthaus Berlin (51) Einzugsbereich keine entdecken. Hin-
Deutscher und Französischer Dom gegen bietet nördlich des Platzes das
prägen zusammen mit dem klassizis- Restaurant Fischers Fritz im Prunkhotel
tischen Schinkelschen Schauspiel- Regent königliche Gaumenkitzel an.
haus, heute Konzerthaus Berlin, die Um die Ecke lädt in der Französischen
Silhouette des Platzes. Der von Carl Straße Borchardt zwischen Marmor-
Gotthard Langhans errichtete Vorgän- säulen zu ausgewählten Tafelfreuden
ein. Das VAU und das Guy, beide
führende Berliner Gourmettempel, be-
Der Französische Dom finden sich nahebei in der Jägerstraße,
auf dem Gendarmenmarkt und an der Westflanke des Platzes ver-
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 199

führt Lutter & Wegner mit Lokal und lie, ragen am Ende der verkehrser-
Weinhandlung zum Schlemmen. Das schütterten Leipziger Straßenschlucht
1811 gegründete Traditionslokal des westlich als Fluchtpunkte die Sony-
königlichen Wein-Hoflieferanten, in Glastürme am Potsdamer Platz in den
dem sich der Dichter E.T.A. Hoffmann Himmel hinauf. Östlich kratzen An-
(1776–1822) und der Hofschauspieler fang der 1970er-Jahre hochgezogene
Ludwig Devrient zusammen betran- Wohnplattenbauten die Wolken. Un-
ken, ist nach vierzig Jahren Westberli- mittelbar vor dem ehemaligen Grenz-
ner Exil fast an seinen angestammten kontrollpunkt Checkpoint Charlie ist
Platz zurückgekehrt. Am Haus ist eine seit Mitte der 1990er-Jahre über fünf
Gedenktafel für E.T.A. Hoffmann ange- Quartiere hinweg das Checkpoint

Berlin-Mitte
bracht, der hier die letzten sieben Jah- Charlie Business Center aus dem Bo-
re bis zu seinem Tod 1822 wohnte. den geschossen, darunter das im spit-
Eine Sünde wert ist auch der Scho- zen Winkel an der Friedrich-/Mauer-
ko-Laden von Fassbender & Rauch ge- straße zulaufende Quartier 106 (22)
genüber vom Deutschen Dom. In den von Architektur-Altmeister Philip Cor-
Verkaufsräumen des Chocolatiers las- telyou Johnson.
sen sich neben einer Vielfalt von An der Bezirksgrenze von Mitte
süßen Köstlichkeiten Modelle der nach Kreuzberg erinnert der Name
berühmtesten Berliner Sehenswürdig- Mauerstraße noch an die Akzisemau-
keiten, z. B. des Brandenburger Tors, er des Soldatenkönigs, die von hier
ganz aus Schokolade bewundern. Das zum Rondell hin verlief. Dass genau an
Schokoladenrestaurant nebenan ser- dieser Stelle am 13. August 1961 er-
viert schokoladig verfeinerte Welt- neut eine Mauer errichtet wurde, dies-
küche. mal als tödliche Demarkationslinie, be-
Essen und Trinken: trachten viele als Ironie der Geschich-
Borchardt, Französische Str. 47, Tel. 81 88 te. Doch hat es ursächlich mit der
62 62, tgl. 12–0 Uhr. Grenzziehung durch die Alliierten zu
Fischers Fritz, im Regent Hotel, Charlotten- tun, die ihren Sektorenverlauf selbst-
str. 49, Tel. 20 33 63 63, tgl. 12–14 Uhr und
18.30–22.30 Uhr. verständlich auch an historischen Ge-
Lutter & Wegner, Charlottenstr. 56, Tel. 20 gebenheiten orientierten.
29 54 10, tgl. 11–1 Uhr.
VAU, Jägerstr. 54/55, Tel. 202 97 30, Mo.– Checkpoint Charlie (23)
Sa. 12–14.30 Uhr, abends 19–22.30 Uhr.
Guy, Jägerstr. 59–60, Tel. 20 94 26 00, Am Checkpoint Charlie („Charlie“
Mo.–Fr. 12–15 und 18–1 Uhr, Sa. 18–1 Uhr. für „C“; „B“ wie „Bravo“ für den Kon-
Fassbender & Rausch, Charlottenstr. 60, trollpunkt Dreilinden nach Westberlin;
Tel. 20 45 84 40, tgl. 11–22 Uhr. vor der Transitstrecke durch die DDR
Richtung Westberlin in Helmstedt da-
Entlang der Friedrichstraße mals der Checkpoint „Alpha“) passier-
Zurück auf der Friedrichstraße, auf ten die alliierten Streitkräfte, Auslän-
dem Weg Richtung Checkpoint Char- der, Diplomaten und Botschaftsange-
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200 Die Friedrichstadt

065be Foto: kj

hörige die Grenze. Die Westberliner Pflastersteinreihe im Straßenbelag,


mussten einen anderen Übergang be- weshalb sich – für eine Vorstellung
nutzen, die Westdeutschen abermals von dem ganzen absurden Ausmaß
einen anderen. An den Checkpoint dieser todbringenden Grenzanlagen –
Charlie, wo sich am 28. Oktober 1961 ein Besuch im Mauermuseum am
amerikanische und sowjetische Panzer Checkpoint Charlie anbietet.
gegenüberstanden und beinahe ein
Mauermuseum am Checkpoint Charlie,
neuer Krieg ausgelöst worden wäre, Friedrichstraße 43–45, Tel. 253 72 50, tgl. 9–
gemahnen heute nur noch wenige ori- 22 Uhr.
ginale Accessoires: die alte dreispra-
chige Warntafel „You are leaving the Jüdisches Museum (24)
American sector“ und eine kleine alli- Das Mauermuseum an der Fried-
ierte Kontrollbaracke, die der Betrei- richstraße/Ecke Kochstraße liegt schon
ber des Mauermuseums im Jahr 2000
mitten auf der Kreuzberger Seite der
Friedrichsstraße aufstellen ließ. Den
ehemaligen Mauerverlauf vergegen-
wärtigt nur noch eine doppelläufige Checkpoint Charlie
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 201

auf der Kreuzberger, also der ehemals Die westliche Friedrichstadt


Westberliner Seite. Mit einem kleinen
Spaziergang von hier aus gegen Osten
erscheint sogleich das goldene, um ei- Verkehrsanbindung J
nen gläsernen Neubau bereicherte S und U2 Potsdamer Platz
U2 Mohrenstraße
Hochhaus des Axel-Springer-Verlags
(25) vor Augen.
Den Blick rechter Hand in die Der Spaziergang westlich der Fried-
Markgrafenstraße gewandt, lässt sich richstraße bis zum Tiergartenrand
bereits der sonnengelbe Barockbau durch die Friedrichstadt ist einer der
des ehemaligen Berlin-Museums an besonderen Art, denn es gibt bis auf

Berlin-Mitte
der Lindenstraße erkennen. Das Ge- wenige Ausnahmen gar nichts zu se-
bäude dient als Haupteingang zum Jü- hen, dafür jedoch um so mehr ins Ge-
dischen Museum nebenan, das nach dächtnis zu rufen.
Plänen von Daniel Libeskind ent- Briefmarkensammler lockt sicherlich
stand. Der in Form eines zerborstenen das Museum für Kommunikation
Davidsterns errichtete silberne Mu- (21) Leipziger Straße/ Ecke Mauer-
seumsbau zieht neben zahlreichen straße. Das mit dem Gründungsjahr
Menschen, die sich für die jüdische 1872 weltweit älteste Postmuseum ist
Geschichte und Kultur in Deutschland nicht zu verfehlen. Weithin sichtbar
interessieren, außerdem Architektur- zieren drei eine Weltkugel auf ihren
freunde aus aller Welt an. Lange vor Schultern tragende Giganten das Ende
der Eröffnung im Jahr 2001 stand man des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäu-
zur Besichtigung schon Schlange vor de. Es beherbergt neben Ausstellungen
dem Gebäude, dessen Architektur Fu- zur Geschichte, Gegenwart und Zu-
rore gemacht hatte – obwohl in ihm kunft der Kommunikation als wertvolls-
damals noch gar nichts ausgestellt ten Schatz die berühmte Briefmarke
war. „Blaue Mauritius“.
Heute beherbergt das Jüdische Mu- Museum für Kommunikation, Leipziger
seum eine Vielzahl an Exponaten, die Str. 16, Tel. 20 29 40, Di.–Fr. 9–17 Uhr, Sa./
in vierzehn Abschnitten von der 2000- So. 11–19 Uhr.
jährigen deutsch-jüdischen Geschich-
te erzählen: von der Vertreibung aus Wilhelmstraße
Judäa über die mittelalterliche Welt Das hauptsächliche Augenmerk in
der Aschkenas im Heiligen Römischen der westlichen Friedrichstadt sollte
Reich bis hin zum Holocaust und dem aber der Wilhelmstraße gelten, die
jüdisch-deutschen Leben der Gegen- östlich des Pariser Platzes, mit postmo-
wart. dernen Plattenbaukästen geschmückt,
am Tiergartensaum schnurgerade
Jüdisches Museum, Lindenstraße 9–14, Tel. nach Süden Richtung Kreuzberg ver-
25 99 33 00, Di.–So. 10–20, Mo. 10–22 Uhr. läuft. In dieser hervorragenden Lage
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202 Die Friedrichstadt

ließ im 18. Jahrhundert der Adel seine Außenministers Ribbentrop). Nr. 74


Stadtpalais’ bauen. Hier ballte sich bis bezogen 1799 zuerst der Preußische
zum Untergang des Dritten Reichs die Großkanzler, 1848 das Preußische
deutsche Regierungsmacht: Seit Be- Staatsministerium, 1871 das Reichs-
ginn des 19. Jahrhunderts zogen zu- kanzleramt und, nach einem Inter-
nächst gewichtige preußische Minis- mezzo als Reichsamt des Inneren, ab
terien in die Adelspalais’, nach der 1919 das Auswärtige Amt. Die Haus-
Reichsgründung 1871 Kanzlei, Minis- nummern 75 und 76 beherbergten
terien und Behörden des Deutschen ebenfalls Einrichtungen des Auswärti-
Reichs und 1933–1945 zahlreiche gen Amtes.
„Ministerien“ genannte Parteidienst- Haus Nr. 76 wurde 1862–1878 zu-
stellen und Institutionen Nazi-Deutsch- dem von Reichskanzler Otto von Bis-
lands. Die „Wilhelmstraße“ war ein Be- marck (1815–1898) und seiner Familie
griff wie die Londoner Downing Street bewohnt. 1878 siedelten sie in das be-
oder der Kreml in Moskau, bis sie nachbarte prachtvolle Palais Wilhelm-
1945 beinahe gänzlich ausradiert wur- straße Nr. 77 über, das von da an, um
de. Heute berichten ausführliche, auf einen Erweiterungsbau ergänzt (Nr.
dem Bürgersteig aufgestellte gläserne 78), bis 1945 als Reichskanzlei diente.
Informationstafeln über die „Ge- Im Nationalsozialismus nutzte Hitler
schichtsmeile Wilhelmstraße“. das Gebäude als Wohnung sowie für
In die alte Hausnummer 68 (heute repräsentative Veranstaltungen. An-
Nr. 60), wenige Schritte vom Pariser fang 1939 wurden diese mit der Fer-
Platz entfernt, sind gegenüber der neu tigstellung der Neuen Reichskanzlei in
entstandenen Britischen Botschaft (5) die Wilhelmstraße/Ecke Voßstraße
Büros des Deutschen Bundestags (6) verlegt.
eingezogen. Das Gebäude diente ab Voßstraße 1–19 lautete die präzise
1903 dem Preußischen Kultusminis- Postadresse der nach Entwürfen Albert
terium, unter den Nazis war in ihm das Speers über eine Straßenfront von 400
Reichsministerium für Wissenschaft, Meter errichteten Neuen Reichskanz-
Erziehung und Volksbildung unterge- lei. Von Anbeginn teils mit Luftschutz-
bracht, später quartierte sich das bunkern unterkellert, legte man 1943
DDR-Ministerium für Volksbildung einen zusätzlichen unterirdischen Luft-
unter Margot Honecker in ihm ein. schutzraum mit direkter Verbindung
Jenseits der die Wilhelmstraße kreu- zu Hitlers Privaträumen in der alten
zenden Behrenstraße schlossen sich Reichskanzlei an – der Führerbunker,
auf der Westseite das Reichsministe- in dem der millionenfache Massen-
rium für Ernährung und Landwirt- mörder 1945 seinen kläglichen Selbst-
schaft (Nr. 72) und der dreiflügelige mord beging.
Barockbau des Reichspräsidentenpa- Auf der östlichen Straßenseite lagen
lais an (Nr. 73; ab 1934 Präsidialkanz- zwischen Behren- und Voßstraße das
lei, ab 1939 Dienstwohnung des NS- Preußische Justizministerium, später
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 203

Reichsjustizministerium (Nr. 65), Bautätigkeit fertig gestellt, zog das


und benachbart das Palais des Preußi- Reichsluftfahrtministerium unter Her-
schen Staatsministeriums (Nr. 64), mann Göring in das Ungetüm ein. Zu
das zusammen mit einem Erweite- DDR-Zeiten diente es als „Haus der
rungsbau (Nr. 63) 1934–1945 dem Ministerien“, nach der Wiedervereini-
„Stab des Stellvertreters des Führers gung beherbergte es 1991–1995 die
der NSDAP“, in persona Rudolf Hess, Treuhandanstalt und bietet unter dem
Quartier bot. Gegenwärtig dient es als neuen Namen Detlev-Rohwedder-
zweiter Amtssitz des Bundesministe- Haus (16) nun wahrlich ausreichend
riums für Verbraucherschutz, Ernäh- Raum – 112.000 Quadratmeter Brutto-
rung und Landwirtschaft (Nr. 54 nach geschossfläche und 6,8 Kilometer Flu-

Berlin-Mitte
heutiger Zählweise). re – für das Bundesministerium der Fi-
Ebenfalls teilweise erhalten blieb der nanzen.
am früheren Wilhelmplatz von der
Straße zurückgesetzte Gebäudekom- Niederkirchnerstraße
plex des berüchtigten Reichsministe- Hinter diesem gewaltigen Komplex
riums für Volksaufklärung und Pro- ducken sich, dem Potsdamer Platz zu-
paganda (Nr. 8–9). Vor 1933 diente an gewandt, parlamentarische Institutio-
dieser Stelle ein kleines Palais der Pres- nen: an der Leipziger Straße der Bun-
seabteilung des Auswärtigen Amts. desrat (14) im 1899–1904 erbauten
Nachdem Joseph Goebbels das Haus Preußischen Herrenhaus, und südlich
übernommen hatte, musste durch die davon, mit dem Eingangsportal an der
immens wachsende Mitarbeiterzahl – Niederkirchnerstraße, das Berliner Ab-
1939 waren es 2000 Bedienstete – be- geordnetenhaus (15) im alten Preu-
ständig angebaut werden, bis das Ge- ßischen Landtag. Dessen Zwilling, der
bäude schließlich das gesamte Karree unmittelbar gegenüberliegende, 1881
bis zur Mauerstraße verschlang. Das als Kunstgewerbemuseum errichtete
Palais brannte 1945 aus, die Erweite- Martin-Gropius-Bau (17) diente nach
rungsbauten bestehen dagegen größ- seiner Restaurierung ab 1981 als Do-
tenteils noch. In ihnen tritt heute das mizil der Berlinischen Galerie, des
Bundesministerium für Arbeit und Werkbund-Archivs und der Jüdischen
Soziales (13) dieses schwierige Erbe Abteilung des Berlin-Museums. 1999
an. öffnete er nach umfangreicher Sanie-
Südlich der Kreuzung mit der Leipzi- rung wieder seine Tore und beher-
ger Straße nimmt unübersehbar ein bergt seitdem spektakuläre Wechsel-
weiterer im Nationalsozialismus ent- ausstellungen.
standener, gigantischer Koloss die ge-
Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7,
samten 250 Meter Straßenlänge bis Tel. 25 48 60, Mi.–Mo. 10–20 Uhr.
zur Niederkirchnerstraße ein (Nr. 81-
85 nach alter, Nr. 97 nach neuer Zähl- Das Gebäude fußt bereits auf Kreuz-
weise). 1936 nach nur zweijähriger berger Gebiet; und genau hier, zwi-
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204 Die Friedrichstadt

066be Foto: kj

schen Gropiusbau und Berliner Abge- Anhalterstraße, Wilhelmstraße und


ordnetenhaus, verlief bis 1990 die ehemaliger Prinz-Albrecht-Straße (heu-
Mauer. Mehrere hundert Betonmeter te Niederkirchnerstraße) befanden
sind in der Niederkirchnerstraße noch sich 1933–1945 die mächtigsten Ein-
erhalten. Es ist das letzte in der Stadt- richtungen des nationalsozialistischen
mitte verbliebene Stück echte, unver- Verfolgungs- und Terrorapparats: die
fälschte Berliner Mauer. Gegen arg- Geheime Staatspolizei (Gestapo),
lose Mauerspechte ist das unterdessen die Reichsführung SS und das
ziemlich zerklopfte, aber doch authen- Reichssicherheitshauptamt. Von hier
tische Mahnmal mit einem Metallzaun aus wurden Verfolgung und Völker-
gesichert. mord stabsmäßig organisiert und An-
dersdenkende im Hausgefängnis der
Topographie des Terrors (18) Gestapo zu Tode gefoltert. Die 1987
Hinter diesem letzten übrig gebliebe- von der Stadt Westberlin zur 750-Jahr-
nen Rest einer einst tödlichen Grenz- Feier eröffnete Dokumentation auf
anlage dehnt sich südlich das Ausstel- dem „Prinz-Heinrich-Gelände“ findet
lungsgelände der Topographie des – solange die Arbeiten zum Neubau
Terrors aus. Auf der Fläche zwischen einer Ausstellungshalle andauern –
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Atlas Seite XVIII Die Friedrichstadt 205

355be Foto: kj

Berlin-Mitte
open air und quasi halb unterirdisch, einst glanzvollen Anhalter Bahnhofs
da in den ausgegrabenen Fundamen- ein weiterer historischer Überrest und
ten der Terroreinrichtungen statt: „In- erzählt sein „Es war einmal“: Ab Eröff-
mitten der Stadt/ klaffende Erde / Res- nung 1880 menschenverstopfter Bahn-
te gekachelter Keller / Folterwerkstät- hof nach Süden, einzigartige Hotel-
ten / zur Erzeugung / von Heimatkun- dichte rundum, rastloser Verkehr,
de“, wie es in Günter Kunerts Gedicht 1952 endgültig Betriebsende, 1959 bis
„Prinz-Albrecht-Straße“ heißt. 2010 auf die Portalruine geschleift – heute
soll das neue Dokumentationsgebäu- ein Denkmal.
de auf dem Gelände fertig gestellt
sein.
Topographie des Terrors, Niederkirchner-
straße 8, Tel. 25 48 67 03, Mai–Sept. tägl.
10–20 Uhr, Okt.–Apr. tägl. 10–18 Uhr.
Im alten Preußischen Landtag befindet
Anhalter Bahnhof (19) sich heute das Berliner Abgeordnetenhaus
Südlich erhebt sich am Askanischen
Platz mit den Kriegstrümmern des Topographie des Terrors
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206 Berlin-Tiergarten

329be Foto: kj
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Berlin-Tiergarten 207

Berlin-
Tiergarten
078be Foto: kj

330be Foto: kj

Den Grundstein für den Reichstag


legte 1884 Kaiser Wilhelm I.

Viktoria auf der Siegessäule wird


von den Berlinern „Goldelse“ genannt

Die gläserne Kuppel ist frei zugänglich


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208 Überblick

Überblick der brandenburgischen Kurfürsten.


Sie hatten ihn dem Rat der Stadt Cölln
Stück für Stück abgeluchst, um in den
Der von Spree und Landwehrkanal Spreeauen ungestört auf die Pirsch ge-
umzogene Tiergarten erstreckt sich hen zu können.
zwischen Zoologischem Garten und Zum erfolgreichen Halali ließ Kur-
Brandenburger Tor, dem Stadtteil fürst Johann Sigismund 1611 Hasen
Moabit und dem Schöneberger Ufer. aussetzen und den Tiergarten einhe-
Er ist das grüne Herz der Stadt. Mit gen, damit der Braten nicht stiften
Hotelmeile und Diplomatenviertel geht. Eine Tradition, die der Große Kur-
zeigt er sich mal blasiert und heraus- fürst Friedrich Wilhelm (1620–1688)
geputzt, dann wieder hochambitio- weiterführte, indem er 1657–1659 Ge-
niert wie am Kulturforum oder auch flügel und Wild ansiedelte, ausgesuch-
american-styled wie am Potsdamer te Bäume anpflanzte und die ganze
Platz und gleich nebenan plötzlich als Anlage mit Stakenzäunen umziehen
Wildnis im Miniaturformat. Zugleich ließ.
ist er eine Berühmtheit, die Hoheit un- Die erste große Narbe wurde dem
ter den zahlreichen Berliner Park- Tiergarten unter dem ersten Preu-
schönheiten. Preußische Kurfürsten ßenkönig beigebracht. Um vom Stadt-
jagten und preußische Könige lust- schloss aus das neu erbaute Lust-
wandelten in ihm wie heute Bundes- schloss bei der Feldmark Lietzow (spä-
präsident, Bundeskanzler und Par- ter Charlottenburg) bequemen Fußes
lamentarier vor allem seine nördlichen ansteuern zu können, ließ Friedrich I.
und östlichen Ausläufer bevölkern. (1657–1713) eine breite Schneise
Mit den Regierungsbauten im öst- durch den Wald schlagen und die
lichen Spreebogen ist der Tiergarten, Straße Unter den Linden in westlicher
an dessen Ostgrenze einst die Mauer Richtung weiterführen. Im Tiergarten
verlief, symbolisch ein Stückweit nach entstanden der Große Stern sowie an
Mitte gerückt, weshalb es nur folge- der Spree der „Zirkel“, ab dem
richtig ist, dass sich die beiden kleins- 19. Jahrhundert dann „Platz vor den
ten alten Bezirke Berlins – Tiergarten Zelten“ genannt, da sich die Berliner
und Mitte – im Rahmen der Verwal- hier in Bierzelten, Festsälen und
tungsreform 2001 zusammengeschlos- Kaffeegärten amüsierten.
sen haben. Bereits mit dem Regierungsantritt
Als „wiesenwachs bey der Lützen Friedrichs II. (1712–1786) 1740 hatte der
gelegen“ wird der „Thiergarten“ 1540 Park nach einem Plan des Baumeisters
in der „Preußisch Brandenburgischen Knobelsdorff seine heutigen Grund-
Repositura“ genannt. Zu jener Zeit be- züge erhalten. An der Wende zum 19.
fand sich der dichte, wildreiche Spree- Jahrhundert dann vom Barockgarten
auenwald vor den Stadtmauern Cöllns in einen englischen Landschaftspark
bereits im dreizehnten Jahr im Besitz umgestaltet, vervollkommnete ihn in
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Atlas Seite VIII und VI Überblick 209

diesem Geschmack 1833–1839 der scher setzte die Entwicklung in der


Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné, zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
der auch federführend bei der Eröff- mit der Industrialisierung ein. Brauerei-
nung des Zoologischen Gartens 1844 en, Häfen und Bahnhöfe wurden ge-
mitwirkte. baut. Borsig eröffnete das Moabiter Ei-
Am südlichen Tiergartenrand erbau- senwalzwerk, der Landwehrkanal wur-
ten derweil begüterte Berliner Bürger de schiffbar gemacht, und der Reichs-
hochherrschaftliche Landhäuser und tag entstand.
Villen, später auch vornehme Miets- 1873 weihte man auf dem Königs-
häuser, sodass zwischen Tiergarten- platz (Platz der Republik) vor dem
straße und Landwehrkanal allmählich Reichstag mit ordentlich preußischem
ein exklusives Wohnviertel entstand. Tschingderrassabumm die Sieges-
„Der Thiergarten gehört vorzugsweise säule ein. Zahllose weitere Denkmäler
den höheren Ständen“, berichtet wurden im Tiergarten aufgestellt, da-
Robert Kaisers Cicerone 1876. „Wer ei- runter die 1898–1901 unter herzhaf-

Berlin-Tiergarten
nen Zweig abpflückte, um seinen Hut tem internationalen Gelächter aufge-
zu schmücken, würde sich einer Strafe zogene Siegesallee. Sie führte über
aussetzen. Eine steife Scheere des An- reichlich einen halben Kilometer vom
standes und der Controlle hält das Reichstag südwärts zum Kemperplatz
Volk zurück ... Dagegen fühlen sich und präsentierte alle naselang einen
die Reichen und Vornehmen hier ganz lebensgroßen, marmorierten preußi-
behaglich.“ schen Recken, Halbgott oder Vorvater
Krethi und Plethi drängte sich unter- von „SM“ Wilhelm zwo. Die Berliner
dessen in engen dunklen Mietskaser- nannten die Siegesallee die „Puppen-
nen, die jenseits der Spree in Moabit allee“, wenn sie, oft von weit her kom-
aus dem Boden schossen. Seinen Na- mend, hier nur zum Spaß „bis in die
men erhielt der Ortsteil von Tiergarten Puppen“ spazierten.
mit großer Wahrscheinlichkeit von den Zwischen den beiden Weltkriegen
aus Frankreich geflüchteten Hugenot- ließen sich in den vornehmen Villen
ten, die König Friedrich Wilhelm I. zu am südlichen Tiergartenrand mehr
Beginn des 18. Jahrhunderts nördlich und mehr Auslandsvertretungen nie-
der Spreebögen ansiedelte. Die unge- der, sodass zwischen Klingelhöfer- und
strafte Ausübung ihrer Religion musste Hildebrandstraße schließlich ein „Di-
ihnen wie ein Leben im biblischen Mo- plomatenviertel“ entstand. Bis auf die
abiter Land erscheinen. Indes wollte es im Dritten Reich errichtete Italienische
mit ihrer Seidenraupenzucht nichts und Japanische Botschaft versank es
Rechtes werden, da die Maulbeerbäu- wie das Regierungsviertel nebenan in
me im märkischen Sand nicht gedie- der Wilhelmstraße im Bombenhagel
hen, weshalb Moabit noch bis weit ins des Zweiten Weltkriegs (und entsteht
19. Jahrhundert hinein nur aus weni- seit Mitte der 1990er Jahre wieder als
gen Hütten bestand. Um so stürmi- Botschaftsviertel).
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210 Der östliche Tiergarten

In den bitterkalten Wintern nach Zwischen Straße des 17. Juni


dem Zweiten Weltkrieg wurde der und Spreebogen
Park komplett abgeholzt und verheizt,
konnte dank der Baumspenden vieler
Städte jedoch schon bald darauf wie- Verkehrsanbindung J
der aufgeforstet werden, zunächst als S1, S2, U55 Brandenburger Tor
grüne Lunge für die westberlinischen oder Bundestag
S Hauptbahnhof
Frontstädter und später auch als Grill-
Bus 100
stelle für die Einwanderer aus süd-
lichen Ländern.
Bis heute steigt über dem Park all- Sowjetisches Ehrenmal
jährlich in der schönen Jahreszeit eine Unmittelbar westlich des Branden-
köstliche Würstchenwolke auf, die burger Tors erhebt sich an der Straße
gewiss – trotz mancher behördlicher des 17. Juni das aus Gesteinstrümmern
Eindämmungsversuche seit dem Re- der Hitlerschen Reichskanzlei erbaute,
gierungsumzug – auf Dauer selbst im Oktober 1945 eingeweihte Sowjet-
den energischsten Kanzleramtsminis- ische Ehrenmal. Es gedenkt der vielen
ter betören wird. Millionen Menschen, die durch den
deutschen Eroberungskrieg in der
UDSSR ums Leben kamen, und ehrt
die 20.000 Soldaten der Roten Armee,
die im Kampf um Berlin fielen. Im
Der östliche Tiergarten grimmigen Blutvergießen wurde das
Gebiet zwischen Reichstag, Branden-
Straße des 17. Juni burger Tor und Wilhelmstraße als letz-
Vom Brandenburger Tor aus verläuft tes erobert, danach war das grausige
die Straße des 17. Juni schnurgerade Morden, war der Zweite Weltkrieg
nach Westen, wobei sie den Tiergar- vorbei.
ten in eine kleinere Nord- und eine Schätzungsweise 2500 Soldaten be-
größere Südhälfte zerteilt. Seinen Na- grub man hinter dem Ehrenmal auf
men erhielt das breite, vielspurige As- dem Gelände, das lange Zeit nur von
phaltband zur Erinnerung an den Staatsangehörigen der UDSSR betre-
Volksaufstand in der DDR am 17. Ju- ten werden durfte. Es handelte sich
ni 1953. Zuvor war die ursprünglich um exterritoriales Gelände, eine sow-
„Charlottenburger Chaussee“ genann- jetische Exklave im britischen Sektor in
te Verlängerung der Straße Unter den Westberlin, vor der es insbesondere
Linden im Zuge der nationalsozialisti- seit dem Mauerbau immer wieder zu
schen Umbaupläne Berlins zur Welt- Übergriffen von erbosten Westberli-
hauptstadt „Germania“ auf die dop- nern auf das russische Wachbataillon
pelte Breite zur „Ost-West-Achse“ aus- kam. Nachdem 1970 sogar Schüsse
gebaut worden. abgegeben worden waren, wurde die
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Atlas Seite VIII Der östliche Tiergarten 211

Straße des 17. Juni in ihrem letzten Ab- Reichstagsgebäude und Kanzleramt
schnitt vor der Mauer für den Kraft- entfernt und ist durch seine beiden 46
fahrverkehr gesperrt und weiträumig Meter hohen Bügelbauten schon aus
gesichert. der Ferne leicht auszumachen. Zwi-
schen den Bügeln spannt sich die 321
Tiergartentunnel Meter lange gläserne Halle der in Ost-
Vor dem Sowjetischen Ehrenmal West-Richtung verlaufenden Stadt-
wurde lange Zeit der Tiergartentunnel bahn, die auf 180 Metern Länge wie-
für die U-Bahn, die Bundesstraße B 96 derum die Bahnhofshalle in Nord-Süd-
und die Eisenbahn (Nord-Süd-Tunnel) Richtung kreuzt; mit einer flachen
gegraben. 1995 starteten die ersten Kuppel am Schnittpunkt der beiden
Schachtarbeiten, im Jahr 2000 sollten Dächer, die bei aller Gigantomanie –
die Röhren ursprünglich eröffnet wer- die ambitionierten Bügelbauten der
den, doch zahlreiche Pannen verzö- Deutschen Bahn überragen das Bun-
gerten dies immer wieder. Zuletzt

Berlin-Tiergarten
deskanzleramt um zehn Meter – im-
platzte die Inbetriebnahme im Januar merhin die Reichstagskuppel nicht in
2006, weil die Software nicht mitspiel- den Schatten stellt. Insgesamt wurden
te, womit der Tiergartentunnel zu ei- für den gläsernen Eisenbahntempel,
nem der langwierigsten Bauprojekt den Meinhard von Gerkan entwarf,
der Hauptstadtplanung avancierte. rund zehn Milliarden Euro verbaut. Ihm
251 Züge mit einer Viertelmillion Fahr- zur Seite werden in den kommenden
gäste tagtäglich hatten die Projektent- Jahren am Humboldt-Hafen schicke
wickler seinerzeit prognostiziert, die in neue Stadtquartiere entstehen.
der Erde unter Berlin zwischen Potsda-
mer Platz, Bundeskanzleramt und dem Information:
Infostore im Hauptbahnhof, tgl. 8–22 Uhr.
riesigen neuen Hauptbahnhof nörd-
lich des Spreebogens einmal ihre Bahn
ziehen sollten. Kurz vor Bauabschluss Reichstag
wurden schließlich sogar 300.000 Pas-
sagiere pro Tag erwartet – und genau Der Deutsche Bundestag nimmt seit
diese Erwartung hat sich heute als dem Umzug der Parlamentarier im
richtig erwiesen. Pünktlich zur Einwei- Mai 1999 vom Rhein an die Spree im
hung des Hauptbahnhofs im Mai komplett nach einem Entwurf des Bri-
2006 konnte auch der Tiergartentun- ten Norman Foster umgebauten
nel seinen Betrieb aufnehmen. Reichstagsgebäude Platz. Den Grund-
stein zur Errichtung des von Paul Wal-
Hauptbahnhof lot (1841–1912) entworfenen, recht-
Seit Ende Mai 2006 bildet der neue eckigen Neorenaissancepalasts legte
Hauptbahnhof Berlins Tor zur Welt. 1884 Kaiser Wilhelm I. persönlich.
Als größter Kreuzungsbahnhof Euro- Zehn Jahre später eröffnete der mit ei-
pas liegt er nur wenige Schritte vom ner mächtigen Kuppel geschmückte
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212 Der Reichstag – dem deutschen Volke

Der Reichstag – dem deutschen Volke


„SM“ Wilhelm II. fand es gar nicht lustig, Verfassung. Die Ereignisse der darauf fol-
dass er als Monarch mit absolutem, göttli- genden zwölf Jahre sind zur Genüge be-
chem Herrschaftsanspruch 1894 der Eröff- kannt: Ermächtigungsgesetz, Gleichschal-
nung des deutschen Parlamentsgebäudes tung, Liquidierung des Rechtsstaats, Auf-
beiwohnen musste. Zehn Jahre vorher hat- bau des diktatorischen Terrorregimes, An-
te sein Großvater, Kaiser Wilhelm I., den zetteln des Zweiten Weltkriegs, zigmillio-
Grundstein für den von Paul Wallot entwor- nenfacher Völkermord, schließlich der ei-
fenen Reichstag gelegt. Zwanzig Jahre spä- gene Untergang. Am 30. April 1945 wurde
ter, 1914, schickte Wilhelm II. seine stolzen auf der Kuppel des Reichstags nach erbit-
Soldaten auf die Felder der Ehre zum Tot- terten Kämpfen die Rote Fahne der Sowjet-
schießen und Sichtotschießenlassen und union gehisst. Damit war der Zweite Welt-
1916, als das Töten noch immer kein Ende krieg zu Ende, Nazideutschland besiegt.
nahm, wurde zur Aufmunterung und als „Ihr Völker der Welt“, appellierte der
Dankeschön die Inschrift „Dem deutschen Westberliner Bürgermeister Ernst Reuter
Volke“ am Giebel über dem Säulenportal während der sowjetischen Blockade drei
des Reichstagsgebäudes angebracht. Am Jahre später im Angesicht von 350.000
9. November 1918 – Wilhelm II. brach ge- Menschen vor dem zerbombten Reichs-
rade zur Flucht nach Holland auf – prokla- tagsgebäude. „Schaut auf diese Stadt und
mierte der Sozialdemokrat Philipp Scheide- erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses
mann (1865–1939) von einem Fenster des Volk nicht preisgeben könnt!“
Reichstags aus die Republik, welche nach 1954 wurde die marode Reichstagskup-
heillosen Wirren jedoch keine zwei Jahr- pel gesprengt und 1957 der Wiederaufbau
zehnte später schon wieder unterging. des kriegszerstörten Gebäudes beschlos-
Einen Monat nach Hitlers Ernennung sen – ohne Kuppel und im Inneren in
zum Reichskanzler brannte am 27. Februar schlichterer Form – als Sitz eines gesamt-
1933 das Reichstagsgebäude. Der in den deutschen Parlaments für den Fall einer
Geschichtsbüchern so genannte „Reichs- möglichen deutschen Wiedervereinigung.
tagsbrand“ lieferte den Nationalsozialisten 1971 war der neue alte Reichstag fertig
den Vorwand für das Außerkraftsetzen gestellt, in dem man jedoch bis auf wenige
zahlreicher Grundrechte der Weimarer Fraktions- und Ausschusssitzungen den
331beFoto: kj
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Atlas Seite VIII Der östliche Tiergarten 213

Parlamentsbau und erlebte fortan eine


wechselvolle Geschichte: 1918 prokla-
parlamentarischen Betrieb nicht aufnahm;
mierte Philipp Scheidemann (1865–
einerseits da die BRD-Abgeordneten in den 1939) von einem Fenster des Reichs-
Räumlichkeiten ohnedies keine Beschlüsse tags aus die Republik; im Februar 1933
von bundespolitischer Relevanz fassen ging das Gebäude einen Monat nach
durften, andererseits hatte die „Ostseite“
den Reichstag, so unmittelbar vor der Mau-
Hitlers Ernennung zum Reichskanzler
er gelegen, vom Gebälk bis zu den Funda- in Flammen auf; in der Nachkriegszeit
menten verwanzt. So brachte man unter verlief seit der Teilung Berlins an sei-
seinem Dach die permanente Bundesaus- ner Ostseite die Mauer; 1954 spreng-
stellung „Fragen an die deutsche Geschich-
te“ unter, die zu Mauer-Zeiten fester Be-
te man die kriegsbeschädigte Kuppel;
standteil jeder Westberliner Sightseeing- am 3. Oktober 1990 fanden hier die
Tour war. 1996 zog sie in leicht veränderter Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung
Konzeption in den Deutschen Dom am statt; 1995–1999 wurde das Gebäude
Gendarmenmarkt um.
vollständig entkernt und nach Plänen

Berlin-Tiergarten
Am 3. Oktober 1990 fanden im altehr-
würdigen Wallot-Bau die Feierlichkeiten zur Norman Fosters mit einer weithin
deutschen Wiedervereinigung statt, womit sichtbaren gläsernen Kuppel neu auf-
sich die Konturen seiner zukünftigen Be- gebaut; am 23. Mai 1999 nahm der
stimmung bereits abzeichneten: Ein Drei-
vierteljahr später, im Juni 1991, erfolgte der
Deutsche Bundestag zur Wahl des
Bundestagsbeschluss, den Regierungssitz Bundespräsidenten im Reichstagsge-
nach Berlin zu verlegen. Ein letztes Mal war bäude zu Berlin seine Arbeit auf; mit
es „Dem deutschen Volke“ bis Mitte der der beeindruckenden Fosterkuppel,
1990er-Jahre vergönnt, vor dem Reichstag
auf dem weitläufigen Platz der Republik
unter der sich das Plenum des deut-
Würstchen zu grillen und Fußball zu spie- schen Bundestags versammelt, als ei-
len. Zu Christos spektakulärer Reichstags- nem der neuen Wahrzeichen Berlins.
verhüllung 1995 feierten die Berliner mit Ein Besuch der Reichstagskuppel
Gästen und Besuchern aus aller Welt noch
einmal einen ganzen Sommer lang, bis sich
zählt darum gleich in doppelter Hin-
das Hohe Haus im Herbst selben Jahres, sicht zu den Sightseeing-Höhepunk-
von des Künstlers Silberhaut wieder befreit, ten. In luftiger Höhe genießt man ei-
in eine gigantische Baustelle verwandelte. nen fantastischen Rundumblick auf die
Der Reichstag wurde vollständig ent-
kernt und nach dem Plan Sir Norman Fos-
Dächer der Spree-Metropole. Die gan-
ters als Sitz des deutschen Bundestags ze Stadt liegt einem zu Füßen, ebenso
komplett neu aufgebaut. Dieses Mal wie- wie die Volksvertreter, die unterhalb
der mit einer Kuppel, die als Reminiszenz sichtbar im Plenarsaal ihre Debatten
an den alten Wallot-Entwurf entstand und
seit 1998 den neuen deutschen Bundestag
austragen. Für die Besichtigung muss
und historischen Reichstag krönt. Es ist ei- allerdings wegen enormen Publi-
ne gläserne Kuppel, lichtdurchflutet und kumsandrangs am Einlass stets mit län-
durchsichtig, unter der sich das Bundes- geren Wartezeiten gerechnet werden.
tagsplenum versammelt, eine weithin sicht-
bare, futuristische Glashaube, die sich über Reichstagsgebäude/Deutscher Bundes-
dem alten Reichstagsgemäuer erhebt und tag, Platz der Republik, tgl. 8–24 Uhr, letzter
heute längst ein Berliner Wahrzeichen ist. Einlass 22 Uhr. Der Zugang ist kostenlos.
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214 Der östliche Tiergarten

630be Foto: kj

Parlamentsgebäude Humboldthafens abriegelt. 36 Meter


und Kanzleramt (2) hoch ist der von den Berliner Architek-
ten Schultes und Frank entworfene Ku-
Hinter dem Reichstag entstanden mit bus des Kanzleramts, das im Mai 2001
Arbeitsräumen für Bundesverwaltung, feierlich eröffnet wurde. Seinen Spitz-
Ausschüsse und Abgeordnete drei namen hatte es längst vorher weg:
große Blöcke: östlich des Reichstags Von den Berlinern wird es in Anspie-
das Jakob-Kaiser-Haus, jenseits der lung auf den damaligen Initiator des
Spree das Marie-Elisabeth-Lüders- unansehnlichen, klotzigen Baus „Koh-
Haus und an der Nordflanke des losseum“ genannt oder, wegen seiner
Reichstagsgebäudes das Paul-Löbe- augenscheinlichen Form, schlicht und
Haus (3). Letzteres bildet den Ab- ergreifend „Waschmaschine“.
schluss des von den Städteplanern und
Architekten so genannten „Band des
Bundes“, das über ein Forum nach
Westen hin mit dem neuen Kanzler- Reichstagskuppel mit Paul-Löbe-Haus
amt abschließt und in dieser Form den und Verbindungsbrücke über die Spree
gesamten Spreebogen südlich des zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
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Atlas Seite VIII Der östliche Tiergarten 215

071be Foto: kj

Berlin-Tiergarten
Haus der Kulturen der Welt Architektur. 1980 stürzte das Spann-
betondach kurz vor einer Veranstal-
Wenige Schritte vom „Bandwurm“ tung ein und begrub einen Redakteur
entfernt spiegelt sich hinter dem des Sender Freies Berlin unter sich.
1987 zur 750-Jahr-Feier eingeweihten Eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Glockenturm, dem Carillon, das kühn Nach dem Wiederaufbau wurde die
geschwungene Dach der alten Kon- Schwangere Auster 1989 ihrer neuen
gresshalle, heute Haus der Kulturen Bestimmung als Haus der Kulturen der
der Welt, im Wasser der Spree. Das ei- Welt übergeben. Seitdem finden ge-
ner nach vorne weit geöffneten nau an dem Ort, an dem sich vor weit
Riesenmuschel gleichende und des- über hundert Jahren die Berliner „In
halb auch „Schwangere Auster“ ge- den Zelten“ amüsierten, multikultu-
nannte Bauwerk des Architekten Hugh relle Veranstaltungen statt: Musik,
Stubbins war der amerikanische Bei- Kunst, Tanz, Theater und Ausstellun-
trag zur Internationalen Bauausstel- gen aus aller Welt zu Gast in Berlin.
lung 1957. Es galt aufgrund der bau-
technisch gewagten Dachkonstruktion
als richtungsweisend in der modernen Haus der Kulturen der Welt
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216 Der östliche Tiergarten

Denkmal für die ermordeten ihn mit traditionellen Mitteln zu reprä-


Juden Europas (19) sentieren, unweigerlich zu einem aus-
sichtslosen Unterfangen,“ so Eisen-
Zurück am Reichstag und von dort man 1998.
südwärts gewandt, hat man wenige Ergänzend widmet sich in der süd-
Fußminuten südlich vom Brandenbur- östlichen Ecke des Areals der unterirdi-
ger Tor das Denkmal für die ermorde- sche Ort der Information der Her-
ten Juden Europas erreicht. Mitten im kunft, dem Leben und dem Schicksal
Herz der Hauptstadt der Bundesrepu- der Opfer. Um die unfassbare Zahl
blik Deutsachland dehnt sich auf von sechs Millionen getöteten Men-
19.000 Quadratmetern das Stelenfeld schen in den Bereich des Vorstellbaren
des New Yorker Architekten Peter Ei- zu rücken, werden in Raum 3 Kurzbio-
senman aus, ein zentraler Ort der Erin- grafien der Ermordeten verlesen und
nerung und des Gedenkens an die zeitgleich ihre Namen, Geburts- und
sechs Millionen jüdischen Opfer des Sterbejahre an die Wand projiziert.
nationalsozialistischen Terrors. Könnten alle sechs Millionen in dieser
Von der ersten Idee, ein zentrales Weise erinnert werden, würde die Le-
Holocaust-Mahnmal zu errichten, das sung sechs Jahre, sieben Monate und
die Journalistin Lea Rosh 1988 erst- siebenundzwanzig Tage andauern.
mals öffentlich anregte, gingen seiner Die Namen der Holocaust-Opfer stell-
Erbauung viele Jahre der Diskussionen te die Jerusalemer Gedenkstätte Yad
und hitzigen Debatten um Form und Vashem dafür zur Verfügung.
Gestaltung voraus. Im Juni 1999 ent-
Denkmal für die ermordeten Juden Euro-
schied der Bundestag schließlich, den pas, rund um die Uhr frei zugänglich.
mittlerweile mehrfach überarbeiteten Ort der Information, April–Sept. Di.–So.
Entwurf Peter Eisenmans zu verwirk- 10–20 Uhr, Okt.–März Di.–So. 10–19 Uhr.
lichen. Im April 2003 war Baubeginn,
im Mai 2005 wurde das Denkmal mit Der Potsdamer Platz
einer feierlichen Zeremonie einge-

J
weiht.
2711 unterschiedlich hohe Beton- Verkehrsanbindung
stelen sind auf dem ungleichmäßig S1, S2 und U2 Potsdamer Platz
abgesenkten Gelände im Raster ange-
ordnet, in ihrer wellenförmigen Gestalt „Ich kann den Potsdamer Platz nicht
von jedem Standort aus anders wahr- finden!“, hörte man lange Zeit nicht
nehmbar. Ohne Eingang, ohne Aus-
gang, als Erfahrungsraum von allen
vier Seiten begehbar. Schlicht, nicht
überwältigend, und ohne jede Er- Die Gestaltung des Denkmals
klärung. Denn „Ausmaß und Maßstab für die ermordeten Juden Europas
des Holocaust machen jeden Versuch, war lange Zeit umstritten
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Atlas Seite VIII und Karte Seite 220 Der östliche Tiergarten 217

356be Foto: kj

Berlin-Tiergarten
nur den alten Mann in Wim Wenders des japanischen Elektronikgiganten,
Film „Der Himmel über Berlin“ jam- nördlich davon die weißen Hochhäu-
mern. Auf der Suche nach einem ver- ser des Beisheim-Centers und südlich
lorenen Platz wanderte man bis 1989 der klinkergeschmückte Büroturm des
durch ödes Brachland immer an der Star-Architekten Hans Kollhoff. So ist
Mauer entlang. Später dehnten sich der Potsdamer Platz gar nicht zu ver-
vor den Augen am südöstlichen Tier- fehlen – oder zumindest das Areal, das
gartenrand die Gruben der größten in- man gemeinhin so nennt: die Daimler-
nerstädtischen Baustelle Europas aus, City, das Sony Center, das Beisheim-
und schließlich wuchs ein Kranwald in Center und die Park-Kolonnaden.
den Himmel hinauf. Spätestens seit Ursprünglich war der Potsdamer
der Eröffnung der Daimler-City An- Platz nicht mehr als eine imposante
fang Oktober 1998 sind markante Straßenkreuzung vor dem Leipziger
Wegweiser gesetzt. Schon aus der Fer- Platz. Vor seiner Zerstörung im Zwei-
ne ist der grün leuchtende Würfel auf ten Weltkrieg lag er als gewichtiger
dem debis-Hochhaus am Reichpiet- Verkehrsknotenpunkt dort, wo die alte
schufer auszumachen. Am Sony Cen- Potsdamer Straße, die Bellevue-, die
ter erheben sich unübersehbar der Ebert-, die Stresemann- und die Leipzi-
103 Meter hohe, verglaste Büroturm ger Straße zusammenlaufen.
206-231b.qxd 29.07.2009 11:32 Seite 218

218 Mythos Potsdamer Platz

Mythos Potsdamer Platz


Auch wenn es ihn eigentlich gar nicht mehr timern im öden Gestrüpp rund um den
gibt ... etwas ist an die historische Stelle Potsdamer Platz im Schatten der Mauer
zurückgekehrt: Wo in der Stille des Todes- nur gelegentlich eine Aussichtsplattform
streifens hinter der Mauer einst Jeeps oder mit Blick in den Osten hinauf – bis die
höchstens einmal ein einsamer Panzer den DDR im November 1989 plötzlich ihre
Boden durchpflügten, bebt heute wieder Grenzübergänge öffnete.
die Erde rund um den Potsdamer Platz. Ein Nur wenige Jahre später tanzten am
ohrenbetäubender Verkehrslärm erschüt- Potsdamer Platz schon die Kräne. Für ei-
tert Häuser und Menschen und verschlägt ne unterirdische Verbindung zwischen
selbst den Tiergartener Karnickeln den U-Bahnhof und Einkaufspassage bekam
Atem. Genau so war es damals, in den das Weinhaus Huth vier Meter unter sei-
1920er-Jahren, als der Potsdamer Platz der nem alten ein neues Fundament verpasst,
verkehrsreichste Verkehrsknotenpunkt ganz den „Kaisersaal“ der Esplanade-Ruine hob
Europas war. 1924 knatterte die für das da- man auf eine Rollkonstruktion und ver-
malige Kfz-Aufkommen aberwitzige Zahl schob ihn um 75 Meter. Die Spree wurde
von 2700 Fahrzeugen stündlich über die aus ihrem Flussbett geholt und umgeleitet,
riesige Kreuzung, weshalb man dort noch Baggerseen und Schuttgebirge entstanden.
im Oktober jenen Jahres eine der ersten Binnen kürzester Zeit hatte sich die trost-
Ampelanlagen Europas installierte. Dazu lose Brache vor der Mauer im ehemaligen
kamen unterirdisch die U-Bahn und überir- Niemandsland in die größte innerstädti-
disch 26 Straßenbahn- und 5 Buslinien. Sie sche Baustelle Europas verwandelt, aus der
beförderten zahllose Gäste und Angestell- schrittweise ein neuer Stadtraum empor-
te ringsum in die Hotels, Restaurants und wuchs.
Vergnügungsbetriebe, von denen manch Am 4. Oktober 1998 strömten über eine
eines schon zu Lebzeiten Legende war. halbe Million Neugierige zur Eröffnung der
Das Haus „Vaterland“ beispielsweise, mit Daimler-City auf den Marlene-Dietrich-
Ungarischer Weinstube, „Cowboytänzen Platz und in die Potsdamer Platz Arkaden,
und Neger-Jazzbands“ in der Wild-West- auf das mit 68.000 Quadratmetern Grund-
Bar und den berühmten „Rheinterrassen“, fläche immerhin keine zehn Fußballfelder
die eine Rheinlandschaft imaginierten – mit kleine Gelände. Im 26.500 Quadratmeter
echtem Gewitter mit Blitz, Donner und Re- großen Sony Center wurden im Februar
gen einmal pro Stunde. Stolze 19 Stockwer- 2000 erstmals die Internationalen Berliner
ke zählte das von Erich Mendelsohn Filmfestspiele eröffnet und die Schönen,
1931/32 erbaute Columbus-Haus am Platz. Reichen und Berühmten ebenso wie Cine-
Den Zweiten Weltkrieg und die nachfol- asten aus aller Welt kamen in Scharen an
genden Abrissorgien überdauerten nur den südlichen Tiergartenrand.
zwei Zeitzeugen: das in die Daimler-City Richtungsweisend, zukunftsorientiert?
integrierte Weinhaus Huth aus dem Jahr Allmählich räumen auch die Skeptiker ein,
1912, in dessen Vorgänger schon Theodor dass trotz der in der Tat offensichtlichen
Fontane becherte, sowie die in das Sony Künstlichkeit dieser am Reißbrett entwickel-
Center einbezogene, restaurierte Ruine ten Ministädte das Leben an den Pots-
des einst hochherrschaftlichen Hotels „Es- damer Platz zurückgekehrt ist – wobei der
planade“. Von 1961 bis 1989 ragte neben Verkehrslärm nur eine unter den vielen be-
diesen beiden einzig verbliebenen Old- merkenswerten neuen Erscheinungen ist.
206-231b.qxd 29.07.2009 11:33 Seite 219

Atlas Seite VIII und Karte Seite 220 Der östliche Tiergarten 219

357be Foto: kj

Berlin-Tiergarten
Daimler-City (28) „Potsdamer Platz Arkaden“, unter
Vom Landwehrkanal dehnt sich die deren 200 Meter langem Glasdach
Daimler-City mit insgesamt 19 Gebäu- sich auf drei Etagen 120 Einkaufsläden,
den nach Norden aus, beginnend mit Bistros und Cafés tummeln. Das ein-
dem sienafarbenen debis-Hochhaus zige aus alter Zeit noch verbliebene
von Renzo Piano und dem benachbar- Gebäude, das Weinhaus Huth, das
ten, einer kolossalen Riesenschildkröte dank seiner Stahlbetonskelettbauweise
ähnelnden Geschäftsblock von Arata den Zweiten Weltkrieg überdauerte,
Isozaki. Ende 1998 eröffnete die unter wurde saniert und in die neue Stadt in-
Federführung von Renzo Piano ent- tegriert.
worfene Ministadt in Privatbesitz, an Einen luftigen Überblick über das
der fernerhin die Architekten Richard gesamte Areal bietet die Panorama-
Rogers, Rafael Moneo, Hans Kollhoff,
Ulrike Lauber und Wolfram Wöhr betei-
ligt waren. Ein Multiplex-Kino, ein Mu-
sical-Theater, ein Luxushotel, Luxus-
wohnungen und die größte deutsche Hochhäuser am Potsdamer Platz
Spielbank entstanden sowie Cafés, mit Kollhoff-Haus (links) und
Restaurants und die Shoppingmall Sony-Center (rechts)
206-231b.qxd 29.07.2009 11:33 Seite 220

Berlin 16
220 Der östliche Tiergarten

Potsdamer Platz h 1 Mariott-


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206-231b.qxd 29.07.2009 11:33 Seite 221

Atlas Seite VIII Der östliche Tiergarten 221

Plattform auf dem weinroten Kollhoff- dere Attraktion – von Marlene Dietrich.
Hochhaus an der Nordostspitze der Darüber hinaus präsentiert die „Aus-
Daimler-City. In wenigen Sekunden stellung Fernsehen“ die Sternstunden
trägt einen der schnellste Fahrstuhl Eu- der deutschen TV-Geschichte. Nicht
ropas vom Plafond zur schönen Aus- zu vergessen das große Star-Defilee
sicht hinauf. während der Internationalen Film-
festspiele, die alljährlich im Februar
Panorama-Plattform, täglich 11–20 Uhr,
schwerpunktmäßig im Sony Center
letzter Einlass 19.30 Uhr.
stattfinden.
Die Kleinen werden vor allem im Le-
Sony Center (29) goland Discovery Center auf ihre
Nördlich der Daimler-City schließt Kosten kommen. Berliner Sehenswür-
sich zum Tiergarten hin das Sony Cen- digkeiten, eine Dschungelexpedition,
ter an. Das aus sieben Bauwerken be- ein Feenschloss und anderes mehr
stehende Ensemble aus Stahl und sind dort mit Millionen von Legostei-

Berlin-Tiergarten
Glas nach einem Entwurf des nen nachgebaut.
deutsch-amerikanischen Architekten
Deutsche Kinemathek – Museum für
Helmut Jahn umfasst Büros, Geschäf- Film und Fernsehen, Potsdamer Str. 2, Di.–
te, Gastronomie, Eigentumswohnun- So. 10–18 Uhr, Do. 10–20 Uhr.
gen, Kinos und vieles mehr. Im Zen- Legoland Discovery Center Berlin, im
Sony Center am Potsdamer Platz, tgl. 10–
trum des Super-Centers wölbt sich
19 Uhr.
über den 40 Meter hohen gläsernen
Fassaden eine Zeltdachkonstruktion Großes Aufsehen erregte 1996 die
aus 24 Membranbahnen. Sie über- Verschiebung des „Kaisersaals“, den
spannt ein 4000 Quadratmeter gro- man heute an der Nordseite des Fo-
ßes Forum und ermöglicht den Besu- rums im Sony Center findet. An sei-
chern, unabhängig von Wetter und nem ursprünglichen Ort stand der
Jahreszeit imaginär open air an ihrem Speisesaal der denkmalgeschützten
Cappuccino zu nippen. Kriegsruine des feudalen Hotels Espla-
Mit dem Filmhaus im Sony Center nade dem Straßenbau nach der
wurde Berlin um eine Attraktion rei- Wende im Weg. In einer ingenieur-
cher. Im Jahr 2000 zogen die Freunde technisch einmaligen Aktion wurde
der Deutschen Kinemathek in den der Gebäudetrakt deshalb komplett
Glaspalast ein, im Spätsommer 2000 angehoben, auf eine luftkissenartige
eröffnete dort die Deutsche Kinema- Rollkonstruktion gesetzt und 75 Meter
thek – Museum für Film und Fernse- verrückt.
hen. Hundert Jahre deutsche Filmge- Für den neuen Büroturm musste der
schichte in Kulissen, Dokumenten und Esplanade-Frühstücksaal seinen Platz
Objekten werden gezeigt, dazu rund räumen; er wurde in 500 Teile zerlegt,
tausend Filme, der Nachlass von Fritz in Kisten gepackt und zur Restaurie-
Lang, Heinz Rühmann und – als beson- rung nach Gotha gebracht. Zwei Wän-
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222 Der östliche Tiergarten

073be Foto: kj
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Atlas S. VIII und Karten S. 46, 220 Der östliche Tiergarten 223

de des neubarocken Prunksaals ver- Albers betraut, das Bürohaus an der


blieben am alten Ort und sind nun an Ebertstraße stammt aus der Feder von
der nördlichen Außenfassade des Modersohn & Freiersleben. Die schicken
Sony Centers hinter Glas zu bewun- Parkside Apartments am Tiergarten-
dern. Der Frühstücksaal wurde neben rand entwarf der Londoner Architekt
dem nicht minder prächtigen wilhelmi- David Chipperfield.
nischen Kaisersaal, in dem Kaiser Wil-
helm II. seine Herrenabende abhielt, Park-Kolonnaden (27)
wiederaufgebaut und findet sich mit Bei so vielen erstaunlichen Glanz-
dem ebenfalls vom alten Esplanade leistungen sind die Park-Kolonnaden
herrührenden Palmenhof und Silber- östlich der Daimler-City ein wenig aus
saal vitrinenartig ausgestellt nordöst- dem Blickfeld gerückt. Der 180 Meter
lich im Forum. In die kronleuchter- lange Gebäudekomplex wurde nach
schweren Säle ist eine gehobene Plänen Giorgio Grassis errichtet und
Gastronomie eingezogen. umfasst noch mehr Büros, Geschäfte

Berlin-Tiergarten
und Restaurants.
Beisheim-Center (30)
Als jüngstes Ensemble am Potsda- Museumsstandort Kulturforum
mer Platz erheben sich nordöstlich Potsdamer Platz – Tiergarten
vom Sony Center am Potsdamer Platz
die weißen Hochhäuser des Beisheim-
Centers. Im Auftrag des Metro-Grün- Verkehrsanbindung J
ders Otto Beisheim eröffnete hier An- S1, S2 und U2 Potsdamer Platz
fang 2004 das elegante Quartier Bus M48, 200, 347
amerikanischer Prägung mit Hotels,
Büros und Luxusapartments. Für das Staatsbibliothek
Ritz-Carlton-Hotel und die darüber ge- Westlich der neuen Citys schieben
legenen Wohnungen sowie für das sich als Riegel oder – je nach Stand-
Bürogebäude an der Auguste-Hausch- punkt und Sichtweise – als Bindeglied
ner-Straße zeichnet das Architekten- zum Kulturforum die Staatsbibliothek
team Hilmer & Sattler und Albrecht und die Philharmonie mit Kammermu-
verantwortlich, das bereits den städte- siksaal zwischen die Tempel der leich-
baulichen Masterplan für den Pots- ten Muse in Daimler-City und Sony
damer Platz entwickelte. Mit dem Ent- Center. Mit einer Ausdehnung von
wurf für das benachbarte Mariott Ho- 19.400 Quadratmetern erreicht die
tel wurde der Berliner Professor Bernd 1967–1978 nach Plänen von Hans
Scharoun (1893–1972) errichtete
Staatsbibliothek stolze Dreiviertel der
Fläche des gesamten Sony Centers.
Bis zu acht Millionen Bücher finden
Daimler City in dem vielgliedrigen Bauwerk Platz.
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224 Der östliche Tiergarten

Philharmonie und
Staatliche Museen Musikinstrumenten-Museum
am Kulturforum e Die 1960–1963 ebenfalls von Hans
Scharoun erbaute Philharmonie zeich-
Gemäldegalerie: Weltbedeutende
Sammlungen europäischer Malerei vom net sich von außen keineswegs durch
13. bis 18. Jahrhundert. Schönheit aus, triumphiert im Inneren
Matthäikirchplatz 4/6, Di.–So. 10–18 jedoch durch die Gestalt gewordene
Uhr, Do. 10–22 Uhr. Idee einer „Musik im Mittelpunkt“:
Kunstbibliothek: Rund 400.000 Schrif-
ten zur Bildenden Kunst und Architektur Die Zuhörerplätze steigen terrassen-
von der Spätantike bis in die Gegenwart. förmig um ein Musikpodium herum an
Matthäikirchplatz 8, Di.–Fr. 10–18 Uhr, und bieten somit von jedem Punkt des
Sa./So. 11–18 Uhr. Konzertsaals aus eine meisterhafte
Kunstgewerbemuseum: Europäisches
Kunsthandwerk aller nachantiken Stil- Akustik. Der mit der Philharmonie ver-
epochen. bundene Kammermusiksaal entstand
Matthäikirchplatz 4/6, Di.–Fr. 10–18 1984–1987 unter Scharouns Schüler
Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr. Edgar Wisniewski, der bis 1984 bereits
Kupferstichkabinett: Über 110.000
Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle, Ölskiz- das gleichfalls an die Philharmonie
zen und 500.000 Druckgrafiken von Bot- grenzende Musikinstrumenten-Muse-
ticelli und Dürer bis Warhol. um realisiert hatte. Dort werden 3500
Matthäikirchplatz 8, Di., Mi., Fr. 10–18 Musikinstrumente und Objekte aus
Uhr, Do. 10–22 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
Musikinstrumenten-Museum: Musik- dem 16. bis 20. Jahrhundert ausge-
instrumente und Objekte vom 16. bis stellt. Samstags um 12 Uhr erklingt die
zum 20. Jahrhundert. „Mighty Wurlitzer“, eine Kinoorgel der
Ben-Gurion-Str. (gegenüber vom Sony 1920er-Jahre.
Center), Di./Mi./Fr. 9–17 Uhr, Do. 9–22
Uhr, Sa./So. 10–17 Uhr.
Neue Nationalgalerie: kostbare Werke Neue Nationalgalerie
von der klassischen Moderne sowie Auf- Als Dritter im Bunde am ehemals
sehen erregende Wechselausstellungen. kriegsverödeten Ort vor der Mauer
Potsdamer Str. 50, Di./Mi./Fr. 10–18
Uhr, Do. 10–22 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr, gesellte sich zu Staatsbibliothek und
bei besonders frequentierten Ausstellun- Philharmonie unmittelbar am Land-
gen erweiterte Öffnungszeiten. wehrkanal 1965–1968 die Neue
Nationalgalerie. Die grazile, nahezu
Außerdem zählt noch zum Standort:
Hamburger Bahnhof – Museum für schwebende Stahl-Glas-Konstruktion
Gegenwart (siehe „Berlin Mitte – Chaus- war das letzte Bauwerk Ludwig Mies
seestraße“): Sammlung Marx sowie wei- van der Rohes (1886–1969) und das
tere wichtige Werke zeitgenössischer einzige, das er nach seiner Emigration
Kunst, außerdem die „Flick Collection“
mit Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. aus Nazideutschland in die USA
Invalidenstraße 50–51, Di.–Fr. 10–18
Uhr, Sa. 11–20 Uhr, So. 11–18 Uhr.
(S Hauptbahnhof, U6 Zinnowitzer Straße,
Bus 120, 123, 147, 240, 245).
St.-Matthäus-Kirche am Kulturforum
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Atlas Seite VIII und Karte Seite 46 Der östliche Tiergarten 225

077be Foto: kj

Berlin-Tiergarten
(1936) jemals noch in Deutschland dehnt sich das Kulturforum aus. Der
entwarf. Im Oktober 1968 eröffnete es Plan von vier eigenständigen, durch ei-
mit einer Piet-Mondrian-Ausstellung ne gemeinsame Eingangshalle mitein-
und bietet seitdem Raum für Gemälde ander verbundenen Museen stammte
und Skulpturen des 20. Jahrhun- 1968 von Rolf Gutbrod. 1978 war Bau-
derts sowie Wechselausstellungen beginn, 1985 konnte das Kunstgewer-
zeitgenössischer Kunst. bemuseum als erstes der Gebäude
eingeweiht werden. Bereits im Jahr zu-
Kulturforum vor, 1984, hatten die Architekten
Nordwestlich der dem Kunsttempel Heinz Hilmer und Christoph Sattler die
benachbarten, 1844–1846 von August Planung übernommen. Unter ihrer Fe-
Stüler erbauten St.-Matthäus-Kirche derführung eröffneten im Jahr 1993
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226 Der westliche Tiergarten

das Kupferstichkabinett und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand,


Kunstbibliothek und im Juni 1998 die Stauffenbergstraße 13–14 (Eingang über den
Ehrenhof), Tel. 26 99 50 00, Mo.–Mi./Fr. 8–
von Architekturkritikern wie Kunstlieb- 18 Uhr, Do. 9–20 Uhr, Sa./So. 10–18 Uhr,
habern gleichermaßen gefeierte Ge- Spiel- oder Dokumentarfilme über den Wi-
mäldegalerie. Unter ihrem Dach wird derstand Sa./So. 11 Uhr, öffentliche Führun-
auf rund 7000 Quadratmetern auf ei- gen So. 15 Uhr.
nem fast zwei Kilometer langen Rund-
gang in 72 Sälen und Kabinetten eine Bauhaus-Archiv
der weltweit bedeutendsten Sammlun- Weiter westlich ziehen am Reichs-
gen europäischer Malerei vom 13. bis pietschufer/Ecke Klingelhöferstraße die
18. Jahrhundert gezeigt, darunter Wer- Shed-Dächer des Bauhaus-Archivs
ke von Bruegel, Caravaggio, Canaletto, die Blicke auf sich. In dem nach umge-
Dürer, van Eyck, Gainsborough, Pesne, arbeiteten Entwürfen von Walter Gro-
Raffael, Rubens, Rembrandt, Tizian, pius 1976–1978 errichteten Gebäude
Vermeer und Watteau. ist eine umfangreiche Sammlung zur
Bauhaus-Geschichte untergebracht.
Bendlerblock (31) Bauhaus-Archiv, Klingelhöferstraße 14, Tel.
Nur wenige Minuten von der Gemäl- 254 00 20, Mi.–Mo. 10–17 Uhr.
degalerie entfernt, erhebt sich hinter
dem in fröhlichen hellblau und roséfar-
benen Streifen angemalten Wissen-
schaftszentrum am Reichpietschufer Der westliche Tiergarten
der geschichtsträchtige Bendlerblock.
Der mächtige Gebäudekomplex ent- Großer Stern
stand 1911–1914 als Reichsmarine- und Schloss Bellevue
amt und wurde bis zum Jahr 1938,
nun Sitz des nazistischen Oberkom-
mandos, zum heute bestehenden Aus- Verkehrsanbindung J
Bus 100, 106, 187
maß erweitert. Die Gedenkstätte
Deutscher Widerstand mahnt mit ei-
ner ständigen Ausstellung „Widerstand Siegessäule
gegen den Nationalsozialismus“ am Den Großen Stern im Herzen des
historischen Ort den missglückten Um- Tiergartens hatte man im Zuge der na-
sturzversuch gegen Hitler am 20. Juli tionalsozialistischen Umbaupläne auf
1944 an, in dessen Anschluss die da- 200 Meter Durchmesser verbreitert
ran Beteiligten Graf von Stauffenberg, und ihm 1938/39 zur Zierde die Sie-
von Haeften, von Quirnheim und Ol- gessäule aufgepflanzt, die zuvor auf
bricht im Hof des Bendlerblocks stand- dem Königsplatz (heute Platz der Re-
rechtlich erschossen wurden. Neuer publik) vor dem Reichstag stand. Seit
Hausherr am Reichspietschufer ist das jener Zeit hält die „Goldelse“ – wie
Bundesministerium für Verteidigung. die Berliner die von Friedrich Drake
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Atlas Seite VI Der westliche Tiergarten 227

434be Foto: kj

Berlin-Tiergarten
zum krönenden Abschluss der Säule Bundespräsidialamt
geschaffene Viktoria nennen – ihren Wenige Schritte von der Siegessäule
Lorbeerkranz über dem autolärmen- entfernt wurde dem deutschen Bun-
den, fünfstrahligen Kreisverkehr am despräsidenten mit dem Fertigstel-
Großen Stern in den Himmel über lungstermin 1998 am Spreeweg ein
Berlin. Der 1873 zur Feier der sieg- bemerkenswertes Ei gelegt, genauer
reichen preußischen Einigungskriege gesagt das „Präsidentenei“, oder kor-
enthüllten Dame kann man mit Hilfe rekt ausgedrückt das Bundespräsidial-
von 280 Stufen bis fast unter den Rock amt erbaut. Seiner Eierform – ein vier-
klettern. Anschließend genießt man geschossiges Ellipsoid in dunkelgrau-
von der Plattform aus eine herrliche em Naturstein – verdankt es den Spitz-
Aussicht weit über den Tiergarten hin- namen.
weg. Über die Fußgängerunterführun-
gen erreicht man gefahrlos den Sockel Schloss Bellevue
der 69 Meter hohen Säule. In nördlicher Nachbarschaft steht
das dreiflügelige, mit einer strahlend
Siegessäule am Großen Stern, 1. Apr.–31. weißen, frühklassizistischen Fassade
Okt. Mo.–Fr. 9.30–18.30 Uhr, Sa./So. 9.30–
19 Uhr, Nov.–März Mo.–Do. 10–17 Uhr, Fr.–
So. 10–17.30 Uhr. Schloss Bellevue
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228 Der westliche Tiergarten

gezierte Schloss Bellevue. 1785 für den er zum Tiergarten-Pumpwerk erinnert


jüngsten Bruder König Friedrichs II. als an sie und ihren Mitstreiter Karl Lieb-
Sommerpalais erbaut und nach seiner knecht (1871–1919), den man nach
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wie- der Folter im Eden-Hotel in derselben
dererrichtet, diente es dem Bundes- Nacht am Neuen See im Tiergarten
präsidenten bis zu seinem Umzug umbrachte.
vom Rhein an die Spree als repräsen-
tativer Amtssitz während der Berlin- Neuer See
Aufenthalte. Seit 1994 ist der „Spree- Den südwestlichen Tiergartenzipfel
weg 1“ nun die feste erste Wohn- und zwischen der Straße des 17. Juni, der
Arbeitsadresse des bundesrepubli- Hofjägerallee und der Hotelmeile an
kanischen Staatsoberhaupts. der Budapester Straße teilen sich der
Weder Schloss Bellevue noch das Zoologische Garten (Zoo Berlin) und
Bundespräsidialamt können besichtigt nördlich des Landwehrkanals der
werden. Neue See mit romantischen Uferwe-
gen um seine weit verzweigten Ge-
Zoo und Neuer See wässer. An der Lichtensteinallee ver-
leiht das Café am Neuen See Ruder-
boote und lädt mit großem Biergarten
Verkehrsanbindung J und Terrasse über dem Wasser zum
S und U2, U9 Zoologischer Garten Verweilen ein. Ein weiteres beliebtes
Bus 200
Einkehr- und Ausgucklokal ist der
Schleusenkrug an der Tiergarten-
Rosa-Luxemburg-Denkmal Schleuse. Obwohl die Schifffahrt heu-
Südlich der Siegessäule haben sich te keine große Bedeutung auf dem
im Tiergarteneck zwischen Klingelhö- Kanal mehr hat, ziehen immer noch
fer-, Stülerstraße und Landwehrkanal genügend Ausflugsdampfer vorbei,
die Nordischen Botschaften und die denen man von der Terrasse des Aus-
CDU-Parteizentrale niedergelassen, in flugslokals aus während der Schleu-
deren Nachbarschaft an der Lichten- senpassage bei Cola und Würstchen
steinbrücke über den Landwehrkanal vortrefflich zuschauen kann.
das kleine Rosa-Luxemburg-Denkmal Vereinzelt haben Hausboote am
steht. Die linke Sozialdemokratin und Ufer festgemacht, hinter denen sich
Anführerin des Spartakusbundes Rosa auf der Kanalinsel die gewaltigen rosa
Luxemburg (1870–1919) wurde in und lila Röhren der Versuchsanstalt
der Nacht zum 15. Januar 1919 nach für Wasserbau und Schiffbau win-
einem peinvollen Verhör im dama- den, die in direkter Nachbarschaft zur
ligen Hotel Eden in der Budapester Technischen Universität in diesem
Straße auf der Straße erschossen und größten Wasserumlauftank der Welt
ihre Leiche in den Landwehrkanal ge- die Hydrodynamik von Schiffsmodel-
worfen. Eine Gedenktafel an der Mau- len testet.
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Atlas Seite VI Der westliche Tiergarten 229

082be Foto: kj

Berlin-Tiergarten
Essen und Trinken: laternen von den verschiedenen Städ-
Café am Neuen See, Lichtensteinallee 1, ten erzählen, in denen sie einst die
Tel. 254 49 30, März–Okt. tgl. ab 10 Uhr, im
Winter nur Sa./So. ab 10 Uhr. Straßen beleuchteten. Westlich der
Schleusenkrug, Müller-Breslau-Str. (an der S-Bahnbrücke findet an der Straße des
Schleuse), Tel. 313 99 09, tgl. ab 10 Uhr bis 17. Juni jeden Samstag und Sonntag
ultimo. 10–17 Uhr ein sehenswerter Trödel-
und Kunstmarkt statt.
Laternenwald
Nahebei wartet am S-Bahnhof Tier- Zoo
garten ein Park der besonderen Art Der Ausflug in den Zoo Berlin, bes-
auf seine Besichtigung: ein kleiner La- ser unter dem berühmten Namen
ternenwald, in dem zahlreiche mit „Zoologischer Garten“ bekannt, be-
Schildern beschriftete historische Gas- ginnt für die meisten Besucher in der
Budapester Straße am Eingang Elefan-
tentor, dem 1899 errichteten markan-
ten Wahrzeichen. Das reich mit ost-
asiatischen Malereien und Schnitze-
reien verzierte, von zwei vier Meter
Café am Neuen See hohen Elefanten aus Elbsandstein ge-
206-231b.qxd 29.07.2009 11:33 Seite 230

230 Der westliche Tiergarten

lands und zugleich der neuntälteste

080be Foto: kj
der Welt. 2007 sorgte er mit dem
niedlichen Eisbärbaby Knut für großes
Aufsehen. Mittlerweile hat das Beispiel
Schule gemacht und es werden auch
andernorts kleine Eisbären, die die
Mutter verstoßen hat, mit der Flasche
aufgezogen.
Dem Zoo angeschlossen ist das
Aquarium, wo auf drei weitläufigen
Etagen vom farbenprächtigen Traum-
kaiserfisch bis hin zum Hai über 5000
Fischarten bestaunt werden können,
außerdem Amphibien, Reptilien sowie
in der Krokodilhalle diese ebenso ur-
tümlichen wie gefräßigen grünen Pan-
zerechsen. Neben dem Elefantentor
befindet sich ein zweiter, weniger fre-
quentierter Eingang in den Zoo direkt
am Hardenbergplatz am Bahnhof
Zoologischer Garten.

tragene Eingangsportal wurde nach Zoo Berlin, Hardenbergplatz 8 (Eingang


seiner Zerstörung im Zweiten Welt- „Löwentor“, S und U2, U9 Zoologischer Gar-
ten) und Budapester Str. 32–36 (Eingang
krieg 1984 originalgetreu rekonstru- „Elefantentor“, Bus 200), Mitte März–Mitte
iert. Seitdem empfängt es wieder die Sept. tgl. 9–19 Uhr, Mitte Sept.–Mitte Okt.
Besucher, die den knapp 14.000 Tie- tgl. 9–18 Uhr, im Winterhalbjahr tgl. 9–17
ren (bei 1500 Tierarten) im Zoo Hal- Uhr. Aquarium ganzjährig 9–18 Uhr.
lo sagen möchten. Der Vorgänger des
Zoos, der Ende des 18. Jahrhunderts
auf der Pfaueninsel eröffnet wurde,
zählte bereits 850 Tiere, die zweimal
pro Woche besichtigt werden konn-
ten. Zusammen mit der im Tiergarten
gelegenen Fasanerie schenkte Fried-
rich Wilhelm IV. die Tiere der Berliner
Bevölkerung, woraufhin der Zoo in
den Südwesten des Tiergartens in Die meisten Besucher betreten den Zoo
Stadtnähe verlegt wurde. Am 1. Au- durch das Elefantentor
gust 1844 öffnete er seine Tore, damit
ist er der älteste Tierpark Deutsch- Bahnhof Zoo
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Atlas Seite VI und Karte Seite 46 Der westliche Tiergarten 231

Bahnhof Zoo

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Der Name ist Legende. 1884 eröff-
net, versinnbildlichte er in den 1920er/
1930er-Jahren den Mythos der Groß-
stadtmoderne. Am Bahnhof Zoo hiel-
ten die fortschrittlichsten Schnelltrieb-
wagen, sensationelle drei Stunden Rei-
sezeit brauchte man nur bis nach
Hamburg. Nach dem Mauerbau 1961
stieg der „Zoo“ zum zentralen An-
kunfts- und Abfahrtsort für Westberli-
ner Bahnreisende auf. Er wurde zum
heimlichen Hauptbahnhof in der ein-
gemauerten Teilstadt. Am Bahnhof
Zoo war Endstation – im wörtlichen

Berlin-Tiergarten
wie auch im bildhaften Sinne. Drogen-
handel, Beschaffungskriminalität und
Babystrich rund um eine vor Dreck
strotzende, düstere Halle, von deren
Wänden die zerborstenen Kacheln fie-
len, zählten für viele zu den schockie-
renden Erlebnissen, die das erste Mal
auf dem Schienenweg nach Westber- Dafür geht es künftig umso höher
lin kamen. Spätestens mit dem auto- hinaus. Bis 2011 wird nördlich vom
biografischen Junkie-Roman von Chris- Bahnhofsgebäude Europas höchstes
tiane F., „Wir Kinder vom Bahnhof Riesenrad entstehen. Mit 175 luftigen
Zoo“ (1978) gelangte die Gleisstation Höhenmetern wird es das berühmte
zu traurigem Ruhm. London Eye in den Schatten stellen
Das Schmuddelimage verlor der und einen wohl atemberaubenden
Bahnhof mit seiner Sanierung Mitte Panoramablick auf die Hauptstadt ver-
der 1990er-Jahre. Vom Mythos ent- sprechen.
kleidet, frisch angemalt und mit An der Nordwestfront vom Bahn-
Schnellbäckerei, Imbiss und Boutiquen hof wartet in der ehemaligen Kunst-
versehen, ist er heute ein Bahnhof wie bibliothek in der Jebenstraße im Mu-
jeder andere. Mit der Eröffnung des seum für Fotografie die weltbekann-
neuen Hauptbahnhofs am nördlichen te Sammlung des 2004 verstorbenen
Tiergartenrand 2006 wurde der „Zoo“ Foto-Künstlers Helmut Newton auf ei-
– sehr zur Empörung der Westberliner nen Besuch.
– sogar zum Regionalbahnhof degra- Museum für Fotografie – Helmut New-
diert. Seitdem stoppt hier nicht einmal ton Stiftung, Jebenstr. 2, Di.–So. 10–18 Uhr,
mehr der Intercity-Express. Do. 10–22 Uhr.
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232 Rund ums Zentrum

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Rund ums Zentrum 233

Rund
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ums
Zentrum

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Der Märchenbrunnen
im Volkspark Friedrichshain

Schloss Charlottenburg

Am Landwehrkanal
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234 Charlottenburg

Charlottenburg burger Stadtgrenzen heran, vornehm-


lich in Gestalt begüterter Herrschaf-
Seit der Wiedervereinigung geraten ten, die unter der Devise „go West“
die früheren Touristenmagneten in der der lärmenden Metropole entflohen
„West-City“, wie man das alte West- und ihre Domizile stadtnah im Grü-
berliner Stadtzentrum nennt, zuneh- nen errichteten.
mend ins Hintertreffen, und auch die „Im Grunewald ist Holzauktion ...
klassischen Postkartenveduten sind ein links um die Ecke rum, rechts um die
wenig aus dem Blickfeld gerückt: das Ecke rum, überall ist große Holzauk-
Europacenter mit der Ruine der Kaiser- tion.“ Diesen von Otto Teich in Wort
Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, das Kauf- und Weise ausgeheckten Gassenhau-
haus des Westens (KaDeWe) am er sangen die Berliner, wenn sie am
Wittenbergplatz, der platanengesäum- Wochenende vom Bahnhof Grune-
te Kurfürstendamm mit seinen Straßen- wald aus zur Landpartie „ins Jrüne“ zo-
cafés, Schaufenstern, Vitrinen und gen, während der Wald östlich des
schicken Boutiquen, der Funkturm auf Bahnhofs gerade „plattjemacht“ wur-
dem Messegelände ... Nichtsdestotrotz de. Rund um den Königs- und den
gibt es im alten Westen nach wie vor Dianasee wich er einer Wohngegend
viel zu entdecken. Die Großstadt, die für „bessere Kreise“, der Villenkolonie
sich zwischen Ku’damm und Schloss Grunewald im Neuen Westen, die ab
Charlottenburg erstreckt, ist garantiert 1889 auf Anregung des Reichskanz-
mehr als einen einzigen Bummel wert. lers Bismarck Formen annahm.
Sie entwickelte sich aus dem winzi- Drei Jahre vorher hatte man auf Bis-
gen Flecken Lietzow am grünen marcks Vorschlag bereits mit dem
Strand der Spree, wo ab 1695 für Kur- Ausbau des Kurfürstendamms zu ei-
fürstin Sophie Charlotte die Lietzen- nem repräsentativen Boulevard be-
burg, das spätere Schloss Charlotten- gonnen. In den 1920er-Jahren – Char-
burg, gebaut wurde. In jener Zeit lottenburg gehörte mit Inkrafttreten
konnte das kurfürstliche Residenz- des „Gesetzes über die Bildung einer
dörfchen Lietzow auf stolze 100 Ein- neuen Stadtgemeinde Berlin“ seit
wohner verweisen; 200 Jahre später 1920 zur deutschen Hauptstadt –
zählte die Stadt Charlottenburg über stand der Kurfürstendamm mit Kaba-
100.000, Anfang des 20. Jahrhunderts retts, Restaurants und Kaffeehäusern,
mehr als 300.000 Menschen. Mietska- vornehmen Hotels und zweifelhaften
sernen entstanden, in denen die ar- Kaschemmen der Friedrichstraße nicht
men Leute hausten, so wie sie der nach. Bis auf einen ebenso kleinen wie
„Milljöh“-Zeichner Heinrich Zille por- feinen Unterschied: Er war stets ein
traitierte.
Derweil rückte von Osten her die
aus allen Nähten platzende Reichs- Heerstraße/Bismarckstraße,
hauptstadt Berlin an die Charlotten- im Hintergrund die Siegessäule
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Atlas Seite IV Charlottenburg 235

Fünkchen mondäner, einen Touch ostentativ ausstaffiert. Schließlich war


mehr bohème und allzeit „très chic“. Westberlin, die eingemauerte Insel im
Im Bombenhagel des Zweiten Welt- Roten Meer, stets „eine Reise wert“
kriegs wurde Charlottenburg, der und musste deshalb auch Wertvolles
Stadtmitte gleich, nahezu vollständig bieten. Nichtsdestotrotz lag selbst in
in Trümmer gelegt, aber anders als die den 1980er-Jahren noch der Kitzel der
bedeutenden fridericianisch-preußi- Frontstadt in der Luft, der sich insbe-
schen Bauten in der späteren Haupt- sondere rund um den Ku’damm im
stadt der DDR nur teilweise wieder Herzen des ungewollt neuen Stadt-
aufgebaut. zentrums Berlin-West mit einer Prise
Im Gegenteil, Westberlin wurde als élégance parisienne zu einem berau-
„Schaufenster des Westens im Stil schenden Berlin-Flair verdichtete, den
modernster Wirtschaftswundermanier man nach wie vor schnuppern kann.
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Rund ums Zentrum


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236 Charlottenburg

Rund um den Ku’damm die größte Schlemmer- und Feinkost-


abteilung des Kontinents. Sehr beliebt
sind dort auch die Champagnerbars
Verkehrsanbindung J als samstägliche Kontaktanbahnungs-
S und U2, U9 Zoologischer Garten theken der gehobenen Gesellschaft.
U1, U2, U3 Wittenbergplatz
U1 Kurfürstendamm und Uhlandstraße
Europacenter (27)
Nahebei, wo sich von der Kaiserzeit
Auch wenn die Tauentzienstraße bis zum Zweiten Weltkrieg im
selbstverständlich nicht der Kurfürs- berühmten „Romanischen Café“ Berli-
tendamm ist, wollen wir diese seine ner Künstler und Literaten trafen, er-
Verlängerung nach Osten hin bis zum hebt sich 22 Stockwerke hoch ein wei-
Wittenbergplatz mit in den Abschnitt teres Westberliner Wahrzeichen: das
hineinnehmen, denn Tauentzien und Europacenter. Mit seinem Eröffnungs-
Ku’damm, wie die Berliner kurz sagen, jahr 1965 ist es eine der ältesten
bilden gemeinsam das Herzstück der Shopping-Malls Deutschlands und
Berliner West-City. deshalb nicht nur zum Einkaufen, son-
dern auch architekturhistorisch inte-
Bahnhof Wittenbergplatz ressant. Ebenfalls seit 1965 spielt im
1902 wurde der Bahnhof Witten- Europacenter das Urgestein unter den
bergplatz eingeweiht, der an der ers- Westberliner politischen Kabaretts auf:
ten U-Bahn-Linie zwischen Warschau- die bereits 1949 gegründeten „Sta-
er Brücke und dem heutigen Ernst- chelschweine“.
Reuter-Platz lag und somit die Groß-
stadt mit dem Neuen Westen verband. Weltkugelbrunnen
Die vornehme Anwohnerschaft hatte Dem Hochhaus zu Füßen sprudelt
vorher dafür gesorgt, dass die Hoch- am Breitscheidplatz der „Wasser-
bahnlinie westlich vom Nollendorf- klops“, wie Joachim Schmettaus Welt-
platz in den Untergrund geführt wer- kugelbrunnen auf berlinisch heißt.
den musste, damit ihre empfindsamen Rundherum mischen sich auf Westber-
Seelen nicht unter dem „unästhe- lins zentralem Bummel- und „Spazie-
tischen“ Anblick dieses proletarischen rensitz“-Platz kauffreudige Einheimi-
Massenverkehrsmittels litten. sche mit wissbegierigen Touristen, lus-
tigen Straßenmusikanten, Berbern und
KaDeWe (30) Skateboardfahrern.
1907 öffnete das KaDeWe (Kauf-
haus des Westens) seine Tore. Mehr-
fach aufgestockt, ist es bis heute das
größte Warenhaus in Europa, die le-
gendäre „Fressetage“ im sechsten Ge-
schoss bietet auf 7000 Quadratmeter U-Bahnhof Wittenbergplatz
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Atlas Seite IV Charlottenburg 237

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Rund ums Zentrum


Kaiser-Wilhelm- sturm erhob. So blieb der „Hohle
Gedächtniskirche (25) Zahn“ den Berlinern als Ruine erhal-
Abends senkt sich auf die Bistro- ten, nun als Mahnmal gegen Krieg und
tische und Stühle rund um den Brun- Zerstörung. In der Eingangshalle, seit
nen der Schatten der Kaiser-Wilhelm- 1987 Gedenkhalle, erzählen Schaubil-
Gedächtniskirche. 1895 wurde das der von der Geschichte des Gottes-
Gotteshaus eingeweiht, 1943 fiel es im hauses. Außerdem ist das Nagelkreuz
Bombenhagel bis auf den Kirchturm- von Coventry ausgestellt, das man
stumpf in Schutt und Asche. Bald nach 1987 von England nach Westberlin
dem Krieg setzte eine über zehnjähri- überbrachte – aus Nägeln geformt, die
ge Debatte um seine Wiedererrich- man in der Asche der beim deutschen
tung ein, bis man sich 1956 schließlich Bombenangriff 1941 zerstörten Kathe-
für einen Neubau entschied. Den Ar- drale von Coventry fand.
chitektenwettbewerb gewann Egon Ei-
ermann mit seinem Entwurf eines glä- Kranzler-Eck (24)
sernen Achtecks, so wie es heute Wenige hundert Meter weiter west-
auch steht. Der verbliebene Vorkriegs- lich endet der Tauentzien am Joa-
turm sollte abgerissen werden – wo- chimstaler Platz, wie die verkehrsrei-
raufhin sich ein gewaltiger Protest- che Kreuzung in den Stadtplänen ver-
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238 Charlottenburg

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zeichnet ist. Berliner wie Städteplaner terscheiben die rotweiße Rotunde.


und Besucher der Spree-Metropole Zeitgleich eröffnete nebenan der 19-
kennen sie dagegen unter Kranzler- geschossige Hochhausriegel mit
Eck, da hier das althergebrachte Café Büros, Läden, Gastronomie und
Kranzler in einem denkmalgeschütz- Wellness-Zentrum unter dem Dach
ten zweigeschossigen 1950er-Jahre- unter dem Namen „Neues Kranzler
Gebäude jahrzehntelang köstliche Ku- Eck“. Entworfen wurde die 300 Millio-
chen und Torten servierte. Seit De- nen Euro teuere, massive Glas-, Stahl-
zember 2000 ist es nach einem unseli- konstruktion vom Chicagoer Architek-
gen Umbau des Gebäudes im Ober- ten Helmut Jahn, der auch für das
geschoss untergebracht und anstelle Sony Center am Potsdamer Platz ver-
eines quirligen Kaffeehausbetriebs – antwortlich zeichnete.
im Sommer auch draußen auf dem
Trottoir – zieren nun öde Schaufens- Kurfürstendamm
Am Kranzler-Eck beginnt der Kur-
fürstendamm, der platanengesäumte
Berliner Prachtboulevard, an dem es
Einkaufen im größten neben zahlreichen schönen Gründer-
Warenhaus Europas – das KaDeWe zeitstadtvillen eigentlich gar nichts
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Atlas Seite IV Charlottenburg 239

Rund ums Zentrum


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240 Charlottenburg

tendamm (37) vergnügliches Boule- Magistrale. Dort fällt unmittelbar nach


vardtheater zum Besten. Bereits 1921 der Eisenbahnbrücke das 1896 erbau-
an dieser Stelle von Max Reinhardt ge- te, mit Zuckergusstürmchen ge-
gründet, wurde die Spielstätte 1971– schmückte Theater des Westens (19)
1974 vom Betonkloß Ku’damm-Karree ins Auge. Unter der künstlerischen Lei-
ummäntelt. In dieser Gestalt stiegen tung von Helmut Baumann (*1939)
Komödie und Theater zu Thalias ers- avancierte es zwischen 1980 und
ten Westberliner Adresse auf, wurden 1990 zu einer der erfolgreichsten
zur Heimspielstätte von Winfried Glat- deutschen Musical-Bühnen. In seiner
zeder, Herbert Herrmann und – unver- Nachbarschaft schlägt das altehrwür-
gessen – Brigitte Mira und Harald dige Delphi-Kino (18) die Cineasten
Juhnke. seit Jahrzehnten in Bann; und der
Doch ist im Gefolge der Wiederver- Jazzkeller „Quasimodo“ nebenan ist
einigung auch im alten Westberlin vie- eine nicht minder gerühmte alteinge-
les in Bewegung geraten. Nach dem spielte Einrichtung.
Verkauf der Immobilie an eine Toch- Kurz darauf kreuzt die Fasanen-
tergesellschaft der Deutschen Bank, straße, wo mit der Hausnummer 79
dann an einen Private-Equity-Fonds, das Jüdische Gemeindehaus (23)
neudeutsch auch „Heuschrecke“ ge- liegt. In seine ansonsten schlichte Fas-
nannt, und schließlich einen Projekt- sade wurde das alte Eingangsportal
entwickler, stehen Theater und Komö- der in der Reichspogromnacht 1938
die seit 2008 ohne Mietvertrag da. Die zerstörten Synagoge integriert. Es wird
Theaterleute sind quasi zu Hausbeset- überragt von einem von Joseph Klei-
zern geworden und planen, mit der hues entworfenen Bürogebäude, das
Unterstützung zahlloser Berliner, uner- seit seiner Fertigstellung 1995 ein riesi-
schrocken bereits die Spielzeit 2010. ges „Windsegel“ auf dem Dach trägt.
Doch die Zukunft ist ungewiss. Also Vier Stockwerke hoch ist das Alumini-
hingehen und einen lustigen Abend umdreieck, das wohl noch viele Gene-
verbringen, so lange es Theater und rationen mit der Frage beschäftigen
Komödie am Ku’damm noch gibt! wird, wozu es eigentlich gut sein soll.

Vom Zoo zum Savignyplatz Lokale am Savignyplatz


In der Kantstraße trifft man auf dem
Weg zum Savignyplatz auf zwei Loka-
Verkehrsanbindung J le, die seit Jahrzehnten aus dem Berli-
S und U2, U9 Zoologischer Garten ner Bar- und Kneipenleben nicht weg-
S Savignyplatz
Bus X34, M49

Quasi um die Ecke vom Bahnhof Zoo


verläuft die Kantstraße als Ost-West- Café mit Außenbereich am Savignyplatz
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Atlas Seite IV Charlottenburg 241

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Rund ums Zentrum


zudenken sind: nicht weit entfernt fang Knesebeckstraße trifft sich in der
vom Theater des Westens die Paris kleinen Bar Gainsbourg ein Publikum
Bar, Treff von Stars aus Film, Funk und aus Kunst und Kultur, und ebenso
Fernsehen, deren Anblick man sich ein schick geht es bei fränkischer Küche
bisschen kosten lassen muss, und we- zwischen den Filmstars und Produzen-
nige Schritte weiter Richtung Savigny- ten im Florian zu. Am südlichen Savig-
platz das Schwarze Café. Im stuckver- nyplatz produziert im S-Bahn-Bogen
zierten, denkmalgeschützten Gründer- das XII Apostel wagenradgroße Pizza,
zeitbau gibt es Frühstück zu jeder Ta- die viele als die beste Berlins rühmen.
ges- und Nachtzeit. In der Nachbarschaft sitzt man – der-
Rund um den Savignyplatz reiht sich nier cri – im zur Architekturgalerie
schließlich ein Lokal an das andere – Aedes gehörenden Café, und in der
im Sommer mit Tischen und Stühlen südlichen Grolmanstraße am S-Bahn-
vor der Tür –, von denen zahlreiche bogen serviert in der legendären
seit langer Zeit prominente West- Künstler- und Studentenkneipe Ter-
berliner Adressen sind: zwischen Car- zomondo der Lindenstraßen-Wirt
mer Straße und Grolmanstraße mit Kostas Pananastasiou rustikale griechi-
kleinem Biergarten und spanischer sche Küche. Gegenüber sollte man
Küche das Mar y Sol; um die Ecke An- sich auf keinen Fall von der Tattersall-
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242 Charlottenburg

Schmuddelfassade abhalten lassen, im einen Knick nach rechts machen muss-


Berliner Urgewächs Diener wird seit te, um von dort über die Otto-Suhr-Al-
über hundert Jahren prima Haus- lee mit dem turmgekrönten Rathaus
mannskost auf den Tisch gebracht. Charlottenburg (1899–1905) zum Lui-
senplatz vor dem Schloss zu gelangen.
Essen und Trinken:
Paris Bar, Kantstr. 152, tgl. 12–1 Uhr. Schiller-Theater (10)
Schwarzes Café, Kantstr. 148, tgl. rund um
die Uhr (außer Di. 6–11 Uhr). und Deutsche Oper (8)
Florian, Grolmanstr. 52, tgl. 18–3 Uhr. Theaterbegeisterte bevorzugen viel-
Mar y Sol, Savignyplatz 5, tgl. 11.30–1 Uhr. leicht den Weg über die Bismarck-
Gainsbourg, Savignyplatz 5, tgl. ab 16 Uhr, straße. An ihm liegen das 1950/51
im Winter ab 17 Uhr.
Café Aedes, Savignyplatz S-Bahn-Bogen
von Rudolf Grosse und Heinz Völker
599, Mo.–Fr. 8–0 Uhr, Sa./So. 9–0 Uhr. erbaute Schillertheater, bis weit in die
XII Apostel, Bleibtreustr. 49 (Savigny-Pas- 1980er-Jahre eine der führenden
sage), tgl. 8–1 Uhr. deutschen Sprechbühnen, sowie der
Terzomondo, Grolmanstr. 28, tgl. ab 18 Uhr.
Diener, Grolmanstr. 47, tgl. ab 18 Uhr.
1956–1961 nach einem Entwurf von
Fritz Bornemann errichtete Beton-
klotz der namhaften Deutschen Oper
Vom Zoo zum Schloss Berlin.

Verkehrsanbindung J Schlossstraße
U2 Ernst-Reuter-Platz ff.
Verkehrsanbindung J
Ernst-Reuter-Platz S41, S42 Westend
U2 Sophie-Charlotte-Platz
Viele Wege führen zum deutschen Bus M45, 309
Versailles, dem Schloss Charlotten-
burg. Einer von ihnen beginnt am
Bahnhof Zoologischer Garten und Hat man diese Strecke gewählt, geht
geht über die Hardenbergstraße (rech- es nach einer kleinen Wanderung
ter Hand nach der Fasanenstraße die über die vielspurige Bismarckstraße
Universität der Künste und Gebäude am U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz
der Technischen Universität) zunächst rechts ihn die Schlossstraße hinein.
zum nüchtern mit Büro- und Univer- Nach wenigen Metern erweitert sie
sitätshochhäusern nachkriegsgestalte- sich zu einer zum Teil von repräsenta-
ten Ernst-Reuter-Platz. Bis 1954 nann- tiven alten Bürgerhäusern gesäumten
te man den heute gewaltigen Ver- Allee mit breiter Mittelpromenade, die
kehrskreisel schlicht „Knie“, da man bereits den Blick auf die barocke Kup-
hier, auf der schnurgeraden Charlot- pel des Schlosses freigibt.
tenburger Chaussee von der Stadtmit- Kurz vor der Einmündung der
te her, zum Schloss Charlottenburg hin Schlossstraße in den Spandauer
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Atlas Seite II und Karte Seite 46 Charlottenburg 243

Damm wird mit dem Bröhan-Museum


und dem Heimatmuseum Charlotten-
Staatliche Museen am
burg-Wilmersdorf der Reigen der Char-
lottenburger Museen eröffnet. Das Standort Charlottenburg e
Bröhan-Museum (3) stellt Sammlun-
gen des Jugendstil, Art déco und Funk- Verkehrsanbindung J
S41, S42 Westend
tionalismus aus. Das Heimatmuseum
U2 Sophie-Charlotte-Platz
(6) zeichnet die Geschichte des Be- U7 Richard-Wagner-Platz
zirks Charlottenburg-Wilmersdorf nach. Bus M45, 109, 309

Bröhan-Museum, Schlossstr. 1a, Di.–So. Museum Berggruen: Gemälde der Klas-


10–18 Uhr. sischen Moderne mit über hundert Wer-
Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmers- ken Picassos und rund sechzig Bildern Paul
dorf, Schlossstr. 69, Di.–Fr. 10–17 Uhr, So. Klees.
11–17 Uhr. Schlossstr. 1, Di.–So. 10–18 Uhr.
Museum Scharf-Gerstenberg: Gemäl-
de, Skulpturen und Arbeiten auf Papier des
Dem Schloss zugewandt zieren zwei Surrealismus.
1851–1859 errichtete, identisch er- Schlossstr. 70, Di.–So. 10–18 Uhr.
scheinende Palais‘ die Ecken zum Gipsformerei: Gips- und Bronzeabgüsse
berühmter Werke von der Antike bis zur
Spandauer Damm. Sie stammen beide

Rund ums Zentrum


Moderne.
vom Schinkel-Schüler August Stüler, Sophie-Charlotte-Str. 17–18, Mo./Di und
der sie als Unterkünfte für die Offizie- Do./Fr. 9–16, Mi. 9–18 Uhr.
re der königlichen Leibgarde entwarf.
Außerdem gehört zum Standort:
Im westlichen Stülerbau hat die gefei-
Museum für Fotografie – Helmut New-
erte Sammlung Berggruen (4), „Pi- ton Stiftung (s. „Der westliche Tiergarten
casso und seine Zeit“, ihr Zuhause ge- – Bahnhof Zoo“): Weltberühmte Samm-
funden. Der 1936 von den Nazis ins lung des 2004 verstorbenen Foto-Künstlers
Helmut Newton, in der ehemaligen Kunst-
Exil getriebene bedeutende Kunst-
bibliothek am Bahnhof Zoo.
sammler, Galerist und Mäzen Heinz Jebenstr. 2, Di.–So. 10–18 Uhr, Do. 10–
Berggruen (1914–2007) kehrte 1996 22 Uhr. (S und U2, U9 Zoologischer
nach sechzigjähriger Emigration in sei- Garten).
ne Heimatstadt Berlin zurück und
überließ ihr als „Geste der Versöh-
nung“ seine wertvolle Kollektion. Sie
umfasst hochkarätige Werke der Klas-
sischen Moderne mit über hundert Ex-
ponaten des Schaffens Picassos und
rund sechzig Bildern von Paul Klee. Es präsentiert herausragende Gemäl-
Gegenüber zieht in den östlichen de, Skulpturen und Arbeiten auf Pa-
Stülerbau nach Abschluss der Sanie- pier des Surrealismus von Piranesi,
rungsarbeiten im Sommer 2008 das Goya und Redon bis zu Dalí, Magritte
Museum Scharf-Gerstenberg (5) ein. und Max Ernst.
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244 Charlottenburg

Schloss Charlottenburg einmarschierte, entzückt ausrufen


Größter Besuchermagnet ist das konnte: „Hier finde ich mein Versailles
wahrhaftig majestätische Schloss wieder!“
Charlottenburg, für das man 1695 Nach der Zerstörung im Zweiten
zum ersten Spatenstich ansetzte. Im Weltkrieg wurde Schloss Charlotten-
Westen der Residenzstadt Berlin sollte burg originalgetreu wieder aufgebaut.
im Weiler Lietzenburg das Lustschloss Auch das Reiterstandbild des Großen
für die Kurfürstin Sophie Charlotte, der Kurfürsten, das 1698 Andreas Schlüter
Gemahlin Friedrichs III., gebaut wer- schuf, ist längst restauriert. Allerdings
den, der sich 1701 als Friedrich I. ei- steht es nicht mehr an seinem ur-
genhändig zum ersten „König in sprünglichen Ort. 1943 wurde es vom
Preußen“ krönte. In nur vierjähriger Sockel vor dem Berliner Stadtschloss
Bautätigkeit entstand nach Plänen Jo- geholt und verschifft. Auf seinem Rück-
hann Arnold Nehrings das Schloss transport drei Jahre später versank es
Lietzenburg als Sommerresidenz für im Tegeler See und konnte 1950 wie-
Sophie Charlotte. der aus dem Wasser gefischt werden.
Mit der Königskrönung 1701 genüg- Seitdem schmückt es den Ehrenhof
te das kleine Barockschloss den zu- vor dem Schloss Charlottenburg.
nehmend repräsentativen Ansprüchen Innen birgt das heute größte Hohen-
nicht mehr und wurde unter der Lei- zollerndomizil in Berlin und Branden-
tung des schwedischen Baumeisters burg einen prunkvollen Rausch könig-
Eosander von Göthe nach dem Vor- licher Repräsentationsräume, darun-
bild Versailles‘ prunkvoll ausgebaut. ter das Porzellankabinett, die Chinesi-
Den Abschluss der ersten Erweiterung sche Galerie oder die Bibliothek Fried-
1712 mit der Orangerie erlebte Sophie richs des Großen. Höhepunkte jeder
Charlotte jedoch nicht mehr. 1705 ver- Schlossbesichtigung sind der Speise-
starb sie jung, nur 37 Jahre alt ist sie und Thronsaal Friedrichs II. und die
geworden. Noch im selben Jahr wurde 42 Meter lange Goldene Galerie, die
die Lietzenburg ihr zu Ehren in Schloss zu den prachtvollsten Rokokosälen in
Charlottenburg umbenannt. Deutschland zählt.
Insgesamt dauerten die Erweite-
rungsarbeiten bis Ende des 18. Jahr-
Schloss Charlottenburg, Spandauer Damm
hunderts. Ständig wurde unter den 20–24, April–Okt. Di.–So. 10–18 Uhr, Nov.–
Baumeistern Wenzeslaus von Knobels- März Di.–So. 10–17 Uhr.
dorff und anschließend Carl Gotthard
Langhans geklopft und gehämmert.
Nach einem letzten Anbau von Lang-
hans, der 1791 fertig gestellt wurde,
war die Schlossfront schließlich gut
500 Meter lang. Weshalb Napoleon,
als er 1806 mit seinem Heer in Berlin Schloss Charlottenburg
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Atlas Seite II Charlottenburg 245

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Rund ums Zentrum


Schlosspark der wertvollsten Stücke aus Berliner
Hinter dem Schloss schließt sich Manufakturen sind hier ausgestellt.
nordwärts zur Spree ein zierreicher In dem von Schinkel im klassizisti-
Barockgarten mit Springbrunnen und schen Stil errichteten Pavillon, dem
Fontänen an, eine Rekonstruktion des ehemaligen Sommerhaus, vermitteln
ursprünglichen Gartens, wie er einst die ausgestellten Möbel, Bilder und
für Sophie Charlotte angelegt wurde. Skulpturen einen Eindruck vom Le-
Die übrige Fläche des insgesamt 52 bensstil des frühen 19. Jahrhunderts.
Hektar großen Schlossparks folgt der Im 1810–1812 im Park als Tempel er-
Umgestaltung Peter Joseph Lennés von bauten Mausoleum ruhen Königin Lui-
1816 im Stil eines englischen Land- se, König Friedrich Wilhelm III., Prinz Al-
schaftsparks. brecht, die Fürstin Liegnitz, Kaiser Wil-
Wer Porzellanfiguren liebt, dem helm I. und seine Gemahlin Augusta.
werden die Augen übergehen, wenn
er das 1788 von Baumeister Langhans Belvedere, Schinkel-Pavillon, Mausole-
errichtete Belvedere im nordöstlichen um: April–Okt. Di.–So. 10–18 Uhr, Nov.–
Schlosspark besucht. Einige hundert März Di.–So. 12–16 Uhr.
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246 Charlottenburg

Messegelände nießt man einen atemberaubenden


Panoramablick über das steinerne Ber-
liner Häusermeer und im Westen das
Verkehrsanbindung J glitzernde blaue Band der Havelseen.
S Messe Nord/ICC In 51,5 Metern ü. N. N. bietet das
Bus X34, M49, 139 Funkturm-Restaurant mit Neuer Deut-
scher Küche kulinarische Leckereien.
Hatte man früher, zu Mauerzeiten, bei
Funkturm, Hammerskjöldplatz 1 an der
der Rückkehr nach Westberlin mühse- Masurenallee, Tel. 30 38 39 00.
lig den DDR-Transit- und Grenzkon- Aussichtsplattform, Mo. 10–20 Uhr, Di.–
trollpunkt Dreilinden passiert, tauchte So. 10–23 Uhr.
am Horizont schließlich die Spitze des Funkturm-Restaurant, Di. 18–23 Uhr, Mi.–
So. 11.30–23 Uhr.
Funkturms am Messegelände auf und
bald darauf das silberglänzende
Raumschiff des Internationalen Kon- ICC und Haus des Rundfunks
gresszentrums – dann war das das un- Die ältesten noch erhaltenen Hallen
trügliche Zeichen: Wieder daheim! auf dem Messegelände stammen aus
den 1930er-Jahren, ebenso wie das
Avus elegante Palais am Funkturm am Ein-
1921 wurde die Avus (Automobil-, gang Masurenallee, neben dem sich
Verkehrs- und Übungsstrecke, heute östlich der 1973–1979 erbaute, silber-
Autobahn) als erste Autorennstrecke ne Koloss des Internationalen Kon-
Deutschlands eingeweiht. An der gresszentrums (ICC) erhebt. Gegen-
Nordkurve – bis zu ihrer Entschärfung über dem Palais bietet das Haus des
1967 eine der berüchtigtsten Schika- Rundfunks an der Masurenallee ein
nen auf deutschen Rennstrecken – schönes Beispiel für den kühlen, sach-
blieb eine Zuschauertribüne erhalten. lichen und doch ausdrucksstarken Stil,
in dem die fortschrittlichsten Archi-
Funkturm tekten der 1920er- und 1930er-Jahre
Anlässlich einer Automobilausstel- ihre Bauten entwarfen. Der Sitz des
lung entstanden Anfang der 1920er- ehemaligen Sender Freies Berlin und
Jahre auch die ersten Messehallen, heutige Hauptstadtstandort des RBB
über denen man 1924–1926 nach Plä- (Rundfunk Berlin Brandenburg) stammt
nen von Heinrich Straumer den klei- aus der Feder von Hans Poelzig und
nen Bruder des Eiffelturms, den wurde 1929–1931 als erstes deutsches
Funkturm, errichtete – von den Berli- Rundfunkhaus errichtet. Mit einer Bau-
nern zärtlich „langer Lulatsch“ ge-
nannt. 150 Meter ragt seine Stahlgit-
terkonstruktion in den Himmel hinauf,
von der Aussichtsplattform in immer Funkturm und
noch stolzen 124 Metern Höhe ge- Internationales Kongress Zentrum (ICC)
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Charlottenburg 247

336be Foto: kj

Rund ums Zentrum


zeit von 1961 bis 1971 kam zusätzlich „Reichssportfeld“-Areal innerhalb von
für den Fernsehbetrieb ein Hochhaus zwei Jahren Olympiastadion, Eisho-
am Theodor-Heuss-Platz hinzu. ckey- und Reitstadion, Schwimmhalle,
Tennisplätze, das Maifeld mit Tribüne,
Olympiagelände Sportforum und Waldbühne. Die Ent-
würfe stammten ursprünglich von

J
Werner March; Hitler und sein Archi-
Verkehrsanbindung tekt Speer wandelten sie jedoch ins
S9, S75 Olympiastadion Monumentale ab, um ihrer Vorstel-
U2 Olympiastadion
lung von einer „unbezwingbaren Kraft
der deutschen Rasse“ Ausdruck zu
Vom Theodor-Heuss-Platz sind es nur verleihen.
zwei U-Bahn-Stationen zum Olympia-
gelände, dem einzigen heute insge- Olympiastadion
samt erhaltenen Zeugnis national- Im Zentrum der sportlichen Wett-
sozialistischer Architektur in Berlin. kämpfe stand und steht immer noch
Für die Olympischen Spiele 1936 ent- das Olympiastadion mit seinem aus
standen auf dem 131 Hektar großen zwei 35 Meter hohen Türmen beste-
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248 Charlottenburg

henden, die fünf olympischen Ringe gendäre Auftritt der Rolling Stones
tragenden Olympischen Tor. Nach 1965, deren Songs das Publikum der-
mehrfachen Umbauten (1966 die Ins- art in Begeisterung versetzen, dass es
tallation einer Flutlichtanlage, 1974 ei- das gesamte Waldbühnen-Mobiliar
ne Teilüberdachung), wurde die Sport- auseinandernahm.
arena bei laufendem Spielbetrieb zu-
letzt 2000–2004 nach Plänen der Ham- Glockenturm, März–Okt. tgl. 9–18 Uhr,
Nov. tgl. 10–16 Uhr.
burger Architekten Gerkan, Marg und
Partner denkmalgerecht saniert, mo-
dernisiert und mit einem neuen Dach Geschichtspfad
– eine Stahlkonstruktion mit licht- auf dem Olympiagelände
durchlässiger Membran – versehen. Vom östlichen Olympiator über Sta-
Es dient als Austragungsort für dion und Maifeld und Glockenturm
Sportwettkämpfe und andere Groß- bis zur Waldbühne erstreckt sich ein
veranstaltungen und ist darüber hi- historischer Pfad, der mit 45 Tafeln
naus die Heimspielstätte des Berliner über die Geschichte und Architektur
Fußball-Erstligisten Hertha BSC. des ehemaligen „Reichssportfelds“ in-
formiert. Darüber hinaus erläutern sie
Maifeld und Waldbühne das heroische Skulpturenprogramm
Westlich dehnt sich hinter dem Sta- der Nazi-Bildhauer Wackerle, Thorak
dion die riesige Rasenfläche des Mai- und Arno Breker, deren Werke „Staf-
felds aus. 1935/36 als Aufmarsch- felläufer“, Faust- und Zehnkämpfer“
gelände für Propaganda-Massenveran- sowie die zwei „Rosseführer“ rund um
staltungen geplant, war es nach dem das Olympiastadion stehen.
Zweiten Weltkrieg britisches militäri-
sches Sperrgebiet, auf dem man Polo- Olympiagelände, Eingang und Kasse am
Turniere austrug und die alljährliche Besucherzentrum Osttor, Olympischer Platz
Geburtstagsparade zu Ehren der 3, Info-Tel. 25 00 33 22, 1. Juni–15. Sept. tgl.
9–20 Uhr, 20. März–31. Mai und 16. Sept.–
Queen abhielt. Im Westen wird das
31. Okt. tgl. 9–19 Uhr, 1. Nov.–19. März tgl.
Maifeld vom 78 Meter hohen Glo- 9–16 Uhr (nicht an Spiel- und Veranstaltungs-
ckenturm überragt, ehemals „Führer- tagen).
turm“, der eine schöne Aussicht auf
das Olympiagelände und nahebei die
Waldbühne bietet.
Als Arena für die olympischen Turn-
und Boxwettkämpfe 1936 wurde die
Waldbühne in Form eines Amphithea-
ters ins Grüne gebettet. Seit mehr als
fünfzig Jahren finden nun in der schö-
nen Jahreszeit auf ihrer Bühne Open-
Air-Konzerte statt – darunter der le- Olympiastadion
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Karte Seite 250 Prenzlauer Berg 249

360be Foto: kj

Rund ums Zentrum


Prenzlauer Berg berg führt, ist diese Bezeichnung zu-
mindest nicht wert.
Also: Im Prenzlauer Berg, heute

Verkehrsanbindung J Stadtteil des Bezirks Pankow, gibt es


vergleichsweise wenig kunst- oder
U2 Senefelderplatz u. Eberswalder Straße
kulturhistorisch herausragende Se-
henswürdigkeiten. Der Bezirk ent-
Zugereiste, Neuankömmlinge und wickelte sich wie die anderen Arbei-
Gäste werden von den „Prenzl’ber- terviertel, die nach der Reichsgrün-
gern“ daran erkannt, dass sie zumeist dung im letzten Drittel des 19. Jahr-
„am Prenzlauer Berg“ oder gar „auf hunderts entstanden und einen Gürtel
dem Prenzlauer Berg“ sagen, wo es von trostlosen Mietskasernen um die
doch – wie benachbart im Wedding – damalige Reichshauptstadt legten.
korrekt „im Prenzlauer Berg“ heißt, Wie im Nachbarbezirk, dem „Roten
zumal es überhaupt keinen Berg gibt. Wedding“, wurde auch im Prenzl’berg
Die sanfte Steigung, die vom Berliner traditionell links gewählt.
Urstromtal, in dem Mitte liegt, auf die Zu DDR-Zeiten befand sich hier mit
Barnim-Hochfläche mit dem Prenzl’- Schwerpunkt rund um die Gethsema-
232-271b.qxd 29.07.2009 11:35 Seite 250

250 Prenzlauer Berg

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ne-Kirche nahe U- und S-Bahnhof Schimmelpilz-Außentoilette auf halber


Schönhauser Allee eines der wesentli- Treppe lebte und wirkte die Avant-
chen Zentren der künstlerisch-intel- garde der sozialistischen deutschen
lektuellen Opposition. In den zer- Republik. Jurek Becker und Manfred
bröckelnden Gründerzeitbauten mit Krug, Heiner Müller, Christa Wolf, Ste-
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Prenzlauer Berg 251

phan Hermlin und viele weitere nam-


hafte Schauspieler, Kunst- und Litera- { 1 Mauersegler
turschaffende der DDR hatten im { 2 Razzia in Budapest
Prenzlauer Berg ihre Heimat. An ihren { 3 Schwarz-Sauer
Mythos knüpfte nach der Wende eine { 4 An einem Sonntag
alternative junge Kulturszene an. Sie im August
ließ sich in den heruntergekommenen {D 5 Kulturbrauerei, Kesselhaus,
8{ Wohnungen nieder, schweißte schrä- D Soda Club, Alte Kantine
ge Skulpturen zusammen, malte { 6 Prater (Biergarten,
© Live-Konzerte u.Ä.)
schrullige Bilder, machte Musik und
{ © 7 Konnopkes Imbiss
verfasste Gedichte und trug so zum
{ 8 Zu mir oder zu dir
neuen, postwendisch schillernden
{ m 9 Machmit! Kindermuseum
{ { Image des Prenzl’bergs bei.
{ © 10 Mao Thai
Unterdessen hat sich das kreative J 11 Synagoge
Geschehen überwiegend nach Mitte © 12 Anita Wronski,
bzw. zurück nach Kreuzberg verlagert, © Pasternak,
und auch die schummrigen Bier- © Gagarin
schwemmen, rauchwabernden Eck- © 13 Gugelhof
kneipen oder revolutionären Trash-Lo- J 14 Jüdischer Friedhof

Rund ums Zentrum


© kalitäten, die dem Bezirk einst den Ruf h 15 East Seven Berlin Hostel
© ©© des „Kreuzbergs des Ostens“ eintru- { 16 8mm Bar
©
gen, gibt es nicht mehr. In den 1990er h 17 ackselhaus
Jahren wurde der Prenzlauer Berg zum { 18 Knaack-Klub
größten Flächensanierungsgebiet (Kneipe, Tanzclub)
h
Berlins, wobei die Faustregel galt: Aus
jedem sanierten Haus fliegt die Eck-
h 17 kneipe raus und eine Gastronomie mit
gehobener Küche{ und in Schwämm-
chentechnik gestalteten Wänden zieht
{
ein.
So ist Prenz’lberg heute zur belieb- sondern auch zu den tüchtigsten Exis-
testen Wohnadresse der „Bobos“ tenzgründern gehören. Der Buggy löst
(Bourgeois Bohemiens) geworden. den Cabrio als Statussymbol ab, und
Einst konsumorientiert und partyver- wo noch vor kurzem sorgfältig geklei-
zückt, schicken sie sich als erfolgrei- dete „Dinks“ (Double Income no
che Thirtysomethings nun an, das de- Kids) das Straßenbild dominierten, sit-
mografische Loch zu stopfen. Seit der zen jetzt trendy Eltern mit ihren tauffri-
Jahrtausendwende ist die Geburten- schen Erben in den Cafés.
rate um ein Viertel gestiegen, weshalb Beliebteste Tummelplätze für die Fla-
die Prenz’lberger heute berlinweit neure und Szenegänger, Frühstücker,
nicht nur mit zu den wohlhabendsten, Leckermäuler und Bar-Hocker sind die
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252 Prenzlauer Berg

Kastanienallee, der Kollwitzplatz und lin feierlich neu geweiht. Nach Jahren
der Kiez am Wasserturm. Auf der der Renovierung ist sie mit dem Ein-
Sonnenseite der Knaackstraße haben zug der Thorarollen am 1. September
sich an letzterem Ort zwischen Die- 2007 abermals wieder geöffnet. Nun
denhofer und Kolmarer Straße eine fasst sie „nur“ noch 1200 Gläubige
ganze Reihe Frühstückscafés und Spei- und ist damit immer noch die größte
segaststätten niedergelassen. in Deutschland.

Essen und Trinken: Synagoge, Rykestr. 53, Do. 14–18 Uhr, So.
Gagarin, Knaackstr. 24, Tel. 442 88 07. Rus- 13–17 Uhr, Führungen Do. 14/16 Uhr, So.
sische Küche von Frühstück bis nachts über 13/15 Uhr.
Blinis und Borschtsch bis Pelmenis, dazu
Moskwa-Flaschbier, Moskovskaya und sow-
jetische Heldenmalerei, tgl. ab 10 Uhr. Jüdischer Friedhof (14)
Pasternak, Knaackstr. 22, Tel. 441 33 99.
Der Maler Max Liebermann, der Ver-
Restaurantkneipencafé mit russischer Küche
und ab 21 Uhr russischer Livemusik, tgl. 10–1 lagsgründer Leopold Ullstein, der
Uhr. Komponist Giacomo Meyerbeer und
Anita Wronski, Knaackstr. 26, Tel. 442 84 viele weitere bedeutende Persönlich-
83. Zweites Wohnzimmer von morgens
keiten sind auf dem 1827 eingeweih-
Brunch bis Hochgeistiges nachts, auch herr-
lich zum Draußensitzen, da mit der längsten ten Friedhof an der Schönhauser Allee
Sonnenbestrahlung von allen Kneipen am begraben. Von den Nazis geschändet
Wasserturm, tgl. 9–2 Uhr. und von den Bomben im Zweiten
Weltkrieg schwer beschädigt, began-
Synagoge (11) nen 1990 umfangreiche Restaurie-
Um die Ecke befindet sich am An- rungsarbeiten. Die 150-jährigen Kasta-
fang der Rykestraße Deutschlands nien und Platanen wurden vom Wild-
größte Synagoge. 1904 wurde das wuchs befreit, die Wege gerichtet und
von Johann Hoeniger entworfene, da- die umgestürzten Grabmale, Stelen
mals 2000 Gläubige aufnehmende und Obelisken wieder aufgestellt. Da
Gotteshaus eingeweiht. In der Reichs- man jedoch nicht mehr alle zuordnen
pogromnacht 1938 demolierten Nazi- konnte, hat man am Eingang zum
Schergen den Synagogenraum, schän- denkmalgeschützten Gottesacker ein
deten die Thorarollen und verhafteten Lapidarium eingerichtet, einen würdi-
Rabbiner und Gemeindemitglieder. gen „Ort der Bewahrung“.
Dank der Lage, zurückgesetzt in einer
Seitenstraße, blieb das Haus jedoch
vor der völligen Zerstörung bewahrt.
1940 fand der letzte Gottesdienst statt,
anschließend zog die Heeresstandort-
verwaltung ein.
Im August 1953 wurde die Synago-
ge für die Jüdische Gemeinde Ostber- Jüdischer Friedhof
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Karte Seite 250 Prenzlauer Berg 253

435be Foto: kj

Rund ums Zentrum


Jüdischer Friedhof, Eingang Schönhauser Schröder/Bill Clinton im Jahr 2000 in al-
Allee 23–25, Mo.–Do. 8–16, Fr. 8–13 Uhr. ler Munde ist.
Donnerstags 12–19 Uhr und sams-
Kollwitzplatz tags 9–16 Uhr findet auf dem Kollwitz-
Am vornehmen Kollwitzplatz ist eine platz ein Ökomarkt statt, unter den
europäische Schlemmermeile ent- sich gelegentlich selbst die bundesbe-
standen: Deutsch, Italienisch, Spanisch kannte, im Prenzl’berg ansässige Polit-
oder auch alles kunterbunt durchein- und Kulturprominenz mischt.
ander. Elsässisches bietet der Gugel-
hof, der nicht unerwähnt bleiben darf, Gugelhof, Knaackstr. 37, Tel. 442 92 29.
da er seit dem Gipfel-Diner Gerhard Mo.–Fr. 16–1 Uhr, Sa./So. 10–1 Uhr.
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254 Prenzlauer Berg

091be Foto: kj

In der früheren Weißenburger Straße, Mittlerweile befindet sich in der Hu-


heute Knaack-/Ecke Kollwitzstraße, semann- wie auch der sie kreuzenden
lebte mit ihrem Mann, dem Armenarzt Sredzkistraße eine weitere spannende
Karl Kollwitz, die Bildhauerin Käthe Lokal-Parade. Den Einrichtungen
Kollwitz (1867–1945), die dem Platz rund um den Kollwitzplatz steht sie
ihren Namen schenkte. nicht nach und wird nur noch getoppt
von der Kulturbrauerei.
Husemannstraße
Nördlich mündet die Husemann- Kulturbrauerei (5)
straße ein, die 1984–1987 zur 750- Über das gesamte Areal zwischen
Jahr-Feier Berlins von der DDR vorzei- Schönhauser Allee, Sredzki-, Knaack-
gemäßig in Form gebracht wurde. Ei- und Danziger Straße dehnt sich das
ne stuckverzierte, entzückende Bil- Gelände der ehemaligen Schultheiß-
derbuchidylle entstand mit nostal- Brauerei aus, heute die Kulturbrauerei
gischen Kramläden, Antiktrödeln und (Eingänge Danziger Straße und Sredz-
Gaslaternen, der restliche Kiez war kistraße). Neben einem Lebensmittel-
zum Abbruch vorgesehen, für den discounter und einem Multiplexkino
zum Glück jedoch kein Geld mehr sind dort ein kleiner Biergarten sowie
vorhanden war. eine Uptodate-Bierterrasse in der ehe-
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Karte Seite 256 Friedrichshain 255

maligen Fassbier-Ladehalle unterge- Friedrichshain


bracht, außerdem Kleinkunstbühnen

J
sowie eine Konzerthalle im alten Kes-
selhaus und darüber hinaus zwei der Verkehrsanbindung
fashionablest Tanzclubs Berlins, der U5 Strausberger Platz, Weberwiese,
Frankfurter Tor
Soda Club und die Alte Kantine.

Kastanienallee Karl-Marx-Allee
Ein kulinarisches Urgestein, das sich Sehenswert im ehemaligen Arbeiter-
nicht nur aus alten DDR-Zeiten hi- bezirk Friedrichshain ist die denkmalge-
nüberrettete, sondern an Beliebtheit schützte Karl-Marx-Allee. 1952/53 wur-
manche heutigen Gourmet-Tempel de diese 2,5 Kilometer lange, 90 Meter
um Längen schlägt, ist Konnopkes breite Magistrale nach dem Vorbild der
Imbiss unter der Hochbahn mitten Sowjetunion im stalinistischen Zu-
auf der verkehrsumtosten Kreuzung ckergussstil errichtet. Schon im De-
am U-Bahnhof Eberswalder Straße. zember 1949 hatte man die alte Frank-
Biergartenatmosphäre verströmt, we- furter Allee in Stalinallee umgetauft,
nige Schritte in die Kastanienallee hi- und der spätere Chef- und DDR-Star-
nein, der 1852 als erster Bieraus- architekt Hermann Henselmann setzte

Rund ums Zentrum


schank damals weit vor den Toren der mit dem Hochhaus an der Weberwie-
Stadt eröffnete Prater. Gegenüber se ein erstes Zeichen für den Wieder-
wartet das Szenecafé An einem Sonn- aufbau. Aus den Trümmern des nahe-
tag im August mit Berliner Buffet von zu ausradierten Bezirks wuchs binnen
Schrippe bis Boulette und abends mit 121 Tagen das 40 Meter hohe Komfort-
Lesungen oder Livemusik; und zwei, wohnhaus mit Zentralheizung, fließend
drei Spazierminuten südlich in die warmem Wasser, Fahrstuhl und Müll-
Kastanienallee hinein lässt es sich in schlucker empor; ein Vorzeigeobjekt,
der Kneipe Schwarz-Sauer prima ab- für das sich die Mieter verpflichteten,
stürzen. ein Jahr lang ihre Wohnungen Neugie-
Konnopkes Imbiss, Schönhauser Allee
rigen aus aller Welt offen zu halten.
44a, Mo.–Fr. 6–20 Uhr, Sa. 12–19 Uhr. 1952 begann im Rahmen des „Na-
Prater, Kastanienallee 7–9, Tel. 448 56 88, tionalen Aufbauprogramms Haupt-
Biergarten April–Sept. tgl. ab 12 Uhr, Restau- stadt Berlin“ die Enttrümmerung der
rant Mo.–Sa. ab 18 Uhr, So. ab 12 Uhr.
An einem Sonntag im August, Kastani-
Gegend und der Bau der sieben- bis
enallee 103, Tel. 44 05 12 28, tgl. ab 9 Uhr. neungeschossigen, kachelverkleideten
Schwarz-Sauer, Kastanienallee 13, Tel. 448 Wohnhäuser im Großmaßstab. Das
56 33, tgl. ab 8 Uhr. „Schaufenster des Ostens“ wurde von
so genannten „Aufbauhelfern“ errichtet
– Frauen sowie zahlreiche Werktätige,
Käthe-Kollwitz-Skulptur die nach der Arbeit noch drei „Aufbau-
auf dem Kollwitzplatz stunden“ anhängten. Noch im Dezem-
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256 Friedrichshain

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Friedrichshain 257

Friedrichshain — Kreuzberg (SO 36)


Haus des Kindes s Pali Weidenweg
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258 Friedrichshain

Strausberger Platz

361be Foto: kj
Am 17. Juni 1953 waren es die Bau-
arbeiter am Strausberger Platz, die we-
gen einer Arbeitsnormerhöhung in
den Ausstand traten. In rasantem Tem-
po wuchs sich der Streik zum DDR-
weiten Volksaufstand aus, den sowje-
tische Panzer niederkämpften. Das mit
den Hausnummern 10-14 als europäi-
sches Kulturdenkmal geschützte Ron-
dell des Strausberger Platzes wird von
den beiden 13-geschossigen Hoch-
häusern „Haus Berlin“ und „Haus des
Kindes“ überragt.

Frankfurter Tor
Das Gestaltungsprinzip wird von
den beiden 1960 fertig gestellten, mit
ihren Kuppeln weithin sichtbaren
Hochhäusern von Hermann Hensel-
mann am Ostende der Karl-Marx-Al-
lee am Frankfurter Tor wieder aufge-
nommen. Ende 1961 wurde die Stalin-
ber 1952 konnten die ersten 148 von Allee in Karl-Marx-Allee umbenannt,
insgesamt 5000 Wohnungen bezogen wie sie bis heute heißt.
werden, 40 Prozent davon wurden un-
ter den verdientesten Helfern verlost. Volkspark Friedrichshain
Dass ursprünglich eine andere Be-
bauung vorgesehen war – eine
„Wohnzelle Friedrichshain“ nach Vor-
Verkehrsanbindung J
Bus 200, 240
stellungen Hans Scharouns – demons- Tram M5, M6, M8, M10
trieren die beiden Laubenganghäuser
Nr. 102/104 und 126/128 des Kollek-
tivs Ludmilla Herzenstein kurz vor dem Wenig nördlich der großen Magistrale
Frankfurter Tor. Da im April 1950 je- beginnt der Volkspark Friedrichshain.
doch eine SED-Delegation zu Studien-
zwecken in die UdSSR gereist war,
blieben sie gemäß der von dort im-
portierten „Sechzehn Grundsätze des
Städtebaus“ einsame Prediger in der Figuren im Märchenbrunnen
Städtebauwüste. im Volkspark Friedrichshain
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 259

Karte Seite 256 Friedrichshain 259

Im gewissen Sinne ist er der Gegen- wechselnder Tageskarte, Abendkarte


entwurf zum vornehmen Tiergarten. und Biergarten mit Blick auf die Ent-
1840 kam die Berliner Gemeinde- chen im Großen Teich.
verwaltung anlässlich des hundert-
jährigen Jubiläums der Thronbestei- Essen und Trinken:
Café Schönbrunn, Im Volkspark Friedrichs-
gung Friedrichs des Großen überein, hain, Tel. 46 79 38 93, tgl. 10–1 Uhr.
auf einer Brachfläche östlich vom
Alexanderplatz eigens für die Stadtbe-
Friedl’hain
völkerung einen Park anzulegen. Nicht
nur zum Anschauen und Promenieren
sollte er dienen, sondern vor allem be-
nutzbar sein. Mit dem Projekt bedach-
Verkehrsanbindung J
S und U1 Warschauer Straße
te man den Lenné-Schüler und späte- U5 Samariterstraße
ren Berliner Stadtgartendirektor Gus- Tram M10
tav Meyer (1816–1877), der daraufhin
auf vierzig Hektar den Friedrichshain
einrichtete – den ersten und damit Südöstlich der Karl-Marx-Allee dehnt
ältesten der zahlreichen Berliner sich im Altbaukiez zwischen War-
Volksparks. schauer Straße, Ringbahngleisen und

Rund ums Zentrum


Seit seiner Eröffnung 1846 steht der Oberbaumbrücke einer der Shooting-
Großvater unter den Volksparks Groß stars der Berliner Gastwirtschafts-
und Klein zur Erholung oder aktiven welt aus. Rund um den Boxhagener
Freizeitgestaltung zur Verfügung. 1913 Platz, in der Grünberger, der Krosse-
gesellte sich zum ursprünglichen Park- ner und der Gabriel-Max-Straße sowie
Meublement der von Ludwig Hoff- allen voran in der Simon-Dach-Straße
mann am Eingang Königstor erbaute drängeln sich Haus an Haus Cafés,
Märchenbrunnen hinzu – ein Entree Pubs, Kneipen, Bars, Clubs, Restau-
mit fontänenspuckenden Frosch- rants. Wo es bis vor Kurzem in man-
königen und anderen Tierfiguren und chem noch unsanierten Gründerzeit-
Szenen aus den Märchen der Brüder domizil entlang der kopfsteingepflas-
Grimm. Um die Aussicht auf die terten Straßen noch Anderthalbzim-
Dächer Berlins zu genießen, geht es merwohnungen für 300 Euro zu mie-
auf den 78 Meter hohen Großen Bun- ten gab (mit Ofenheizung, versteht
kerberg hinauf, der wie sein kleiner sich), zog es gerne Studenten hin.
Bruder, der Kleine Bunkerberg im Rund um den Boxhagener Platz ist
Nordosten des Parks, keine natürliche also Friedl’hain oder kurz einfach „der
Erhebung ist, sondern aus Trümmer- Hain“, wie die angehenden Akademi-
massen des Zweiten Weltkriegs über ker ihr Viertel liebevoll nennen. Hier ist
einem gesprengten Bunker auftürmt der Tante-Emma-Laden ein „Kiezla-
wurde. Für Speis’ und Trank im Volks- den“ und vertreibt bis spät in die
garten sorgt das Café Schönbrunn mit Nacht vornehmlich Geistiges, wartet
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 260

260 Friedrichshain

215be Foto: kj

die Eckkneipe „Feuermelder“ mit Pool- Empanadas konkurrieren mit Thai-


billard auf und serviert man neben Piz- Küche, russischen Plinsen und italieni-
za und Pasta Global Food von Ara- schem Eis. In der Simon-Dach-Straße
bisch bis Yogi-Snack. Hübsche Bou- wartet inmitten des enormen Gastro-
tiquen sorgen fürs Outfit, Tortillas und nomie-Defilees die „Astro-Bar“ mit
spaceigem Styling und kosmischem
Diedschäjing auf, und daneben lädt
mit Ausguck-Balkon im ersten Stock
die „Dachkammer“ zu Cocktails ein.
Dazu dröhnt Simon-Dach-, Ecke Kros-
sener Straße „Paule’s Metal Eck“ (mit
ordentlich Bier zur Bulette) und die
East Side Gallery „Volckswirtschaft“ wenige Schritte ent-
fernt serviert Ökoschnitzel und Best
Beer. Konzertiert, gelesen, Theater ge-
Die Oberbaumbrücke –
viel frequentierter Verkehrsweg spielt oder mit Roots Reggae Dub und
zwischen Friedrichshain und Kreuzberg Elektrobüffet Party gefeiert wird unmit-
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 261

Karte Seite 256 Friedrichshain 261

216be Foto: kj

Rund ums Zentrum


telbar vor den Ringbahngleisen in der RAW-Tempel, Revaler Str. 99, tgl. ab 10
Revaler Straße im „RAW-Tempel“ – Uhr, Veranstaltungen ab 20 Uhr.
einst das Gelände der „Königlich
Preußischen Eisenbahnwerkstatt“ und Oberbaumbrücke
1920, nach Gründung der Deutschen Seit 1896 verbindet die türmchen-
Reichsbahn, in „Reichsbahnausbes- gekrönte backsteinrote Oberbaum-
serungswerk Berlin Revaler Straße“ brücke das östliche und westliche
umbenannt. Spreeufer. Ihr Name erinnert daran,
dass sich am Oberbaum einst eine
Zum Feuermelder, Krossener Str. 24, Mo.– Zollstation befand, die den Spreekäh-
Sa. ab 15 Uhr, So. ab 12 Uhr
Volckswirtschaft, Krossener Str. 17. tgl. ab
nen mit einem abgehängten Baum-
9 Uhr. stamm die Durchfahrt versperrte und
Astro-Bar, Simon-Dach-Str. 40, tgl. ab damit eine Art Stadttor zu Wasser war.
20 Uhr. Ab 1902 ratterte im Obergeschoss die
Dachkammer, Simon-Dach-Str. 39, Mo.–Fr.
ab 12 Uhr, Sa./So. ab 10 Uhr.
U-Bahn über die Gleise. Während der
Paule’s Metal Eck, Simon-Dach-Str. 38, tgl. Teilung Berlins, als die Spree zur
ab 16 Uhr. schwer bewachten Staatsgrenze wur-
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 262

262 Kreuzberg

de, ruhte der Zugverkehr. Von DDR- Kreuzberg


Seite aus ließ man die Brücke verrie-
geln und nur einen streng kontrollier- Mitte ist out, Kreuzberg lebt, und
ten Fußgänger-Grenzübergang offen. seine Nächte sind immer noch lang!
Seit 1995 rollen die Züge nun wieder Neben Werbe- und Veranstaltungs-
und tragen die Fahrgäste zwischen agenturen, Musikunternehmen und In-
Friedrichshainer und Kreuzberger Ufer ternetfirmen, die zunehmend den
hin und her. Mit der Zusammenlegung Spreegürtel bevölkern, neben Studen-
der beiden Stadteile 2001 stieg die ten in ihren Buden und gutsituierten
Oberbaumbrücke zum Wahrzeichen Altakademikern in großzügigen sanier-
des neuen Großbezirks Friedrichshain- ten Dachterrassenwohnungen gibt es
Kreuzberg auf. auch alle anderen noch: die Freaks
und aus der Mode geratenen Alt-68er,
East Side Gallery die Hippies und Alkis, die Junks und
Westlich der Oberbaumbrücke er- die Punks, die Alten und Armen eben-
streckt sich auf rund 1300 Metern zwi- so wie die zahlreichen Initiativen und
schen Spree und Mühlenstraße das Selbsthilfeprojekte, experimentierfreu-
längste noch verbliebene Stück der digen Kooperativen, alternativen
Ostberliner Hinterlandmauer. 1990 Think-Tanks und die beständig wach-
wurde sie von Künstlern aus 21 Län- sende türkische Community – berei-
dern bemalt und damit zur längsten chert um weitere über 160 Nationen,
Open-Air-Galerie der Welt. Die mitt- die dicht an dicht zusammen in Kreuz-
lerweile stark verblassten, teils abge- berg leben.
blätterten Gemälde – darunter der Die erst mit den Eingemeindungen
berühmte „Bruderkuss“ von Dmitrij 1920 aus Teilen der alten Berliner Vor-
Vrubel – werden nach der Sanierung städte (südliche Friedrichstadt, Luisen-
des Mauerstücks bis Herbst 2009 von stadt und Tempelhofer Vorstadt) zu-
den Künstlern teils neu aufgetragen. sammengeschusterte neue Stadt ist
immer noch Experimentierbude und
Seismograf für Entwicklungen, nicht
nur berlin-, sondern auch deutschland-
weit. Denn Kreuzberg ist arm und wird
fortwährend ärmer. Und wo kein Geld
ist, muss eben die Fantasie Brücken
bauen.
Zwar wurde die südöstliche Berliner
Mitte im Krieg nicht weniger zerstört
als andere Gebiete im Stadtzentrum,
doch schnitt sie der Mauerverlauf
fortan vom Leben ab, sowohl von Ost-
In der Oranienstraße als auch von Westberlin. Kreuzberg,
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Karte Seite 256 Kreuzberg 263

insbesondere der eingemauerte Kreuz-

3be Foto: kj
berger Nordosten (nach dem 1920–
1945 geltenden Groß-Berliner Postzu-
stellungsbezirk „Südost 36“ bis heute
SO 36 genannt; der größere, südwest-
liche Teil Kreuzbergs wird von den
Berlinern wegen eben diesen Postbe-
zirken bis heute Kreuzberg 61 ge-
nannt), war Dead End, in dem die
amerikanischen Truppen bis in die
1970er Jahre hinein zwischen Kriegs-
ruinen, Abrissbirnen und öden Bau-
gruben Häusernahkampf-Manöver ab-
hielten.
Ganze Viertel waren für eine auto-
gerechte Stadt zum Abriss bestimmt.
„Zwischenvermietung“ an anatolische
Einwanderer bei gleichzeitig spekula-
tivem Leerstand war eine Folge davon.

Rund ums Zentrum


Wer seine Wohnung im Kahlschlag-
sanierungsgebiet nicht freiwillig räu-
men wollte, begegnete im Treppen-
haus gelegentlich einem gedungenen
Rollkommando. Andere Schikanen
waren die gefürchtete „heiße Entmie- Kreuzberg begannen, setzte allmäh-
tung“ (Brandstiftung) oder die Zer- lich, sehr langsam, ein Umdenken in
störung von Dächern, Dachrinnen, der Stadtplanung ein. „Sanfte Sanie-
Steig- und Fallrohren, bis das gesamte rung“ wurde zum Schlagwort der
Haus unter Wasser stand. So entstand Stunde: Entkernung der Mietskaser-
jene kunterbunte, die verrücktesten nen bei gleichzeitigem Erhalt der
Blüten treibende Mischung aus Alt- Kiezstruktur sowie Modernisierung
Kreuzberger Proletariern, muslimi- auf einem für die eingesessenen
schen Immigranten, westdeutschen Menschen bezahlbaren Niveau. So
Autonomen, Studis, Ökos, Haus- lebt man heute zu – noch – bezahlba-
besetzern und Alternativlingen, die in ren Mieten in schönen Altbauten in
den Bossen und Hausbesitzern, die ih- verkehrsruhigen Straßen, inmitten ei-
re Geschäfte überwiegend von „Wes- ner internationalen Gemeinde.
si-Land“ aus dirigierten, ihren gemein- Bar jeder Sozialromantik verzeichnet
samen Gegner erblickten. Kreuzberg jedoch auch traurige Super-
Mit den Hausbesetzungen, die im lative: bei der höchsten Bevölkerungs-
letzten Drittel der 1970er Jahre in dichte die größte Arbeitslosigkeit, die
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 264

264 Kreuzberg

meisten Arbeitslosengeld II- und So- zum Absacker der Bikini gegen das
zialhilfebezieher und die bitterste Ar- Kleine Schwarze getauscht.
mut Berlins. So kehrte, wer konnte und Die Arena selbst – mit beliebter
aufsteigen wollte, dem Stadtteil noch großer Konzerthalle – verwandelt sich
bis Mitte der 1990er-Jahre den Rücken immer am Wochenende in einen riesi-
– und kehrt inzwischen wieder zurück. gen Trödelmarkt, auf dem man vom
Denn Kreuzberg ist wieder in. alten Alibertschrank über Couchgarni-
turen, Kleider, Schuhe und Teppiche
Osthafen – Kreuzberger Ufer bis zum Second-Hand-Pressluftham-
mer alles nur Denkbare aufstöbern
kann. Zur Stärkung von Leib und Ma-
Verkehrsanbindung J gen lädt anschließend, auf dem Deck
U1 Schlesisches Tor oder in den Schiffsräumen, die „Hop-
Bus 265 petosse“ ein, die vor der Arena vor An-
ker liegt.
Als Ausgehmeile für Sonnenanbeter Bug voraus geht der Blick auf den 30
und Cocktailschlürfer steht das Kreuz- Meter hoch mitten im Spreewasser
berger Osthafen-Ufer dem Friedrichs- thronenden, ziemlich durchlöcherten
hainer nicht nach. Die Clubszene rund Molecule Man. Die Metall-Groß-
um die Oberbaumbrücke groovt. Mit skulptur des amerikanischen Bildhau-
dem Tanztempel „Watergate“ und der ers Jonathan Borowski entstand im
Wohnzimmer-Bar „San Remo Upfla- Auftrag der Allianz-AG, die sich quasi
mör“ in der Falckensteinstraße haben als Trendscout am Osthafen betätigte
gleich zwei topaktuelle Adressen er- und dort bereits bis 2000 einen
öffnet. Ebenfalls Trendsetter ist mit schicken Büroturm mit Uferpromena-
Flaschbier und Fassbier das „Mysliws- de und Wasserkaskade als neue Fir-
ka“ in der Schlesischen Straße, von wo menzentrale erbaute.
aus es weiter zu „Heinz Minkis“ lau-
schigem Biergarten geht, oder zu den Watergate, Falckensteinstr. 49, Mi./Fr./
Bootshäusern am Flutgraben, wo man Sa./So. ab 0 Uhr.
San Remo Upflamör, Falckensteinstr. Mo.–
im „Freischwimmer“ oder „Club der
Fr. ab 14 Uhr, Sa./So. ab 11 Uhr.
Visionäre“, hie von Brunch bis Fon- Mysliwska, Schlesische Str. 36, tgl. ab
due, da zu Turntablesounds auf Holz- 19 Uhr.
stegen über dem Wasser sitzt. Leib- Heinz Minki, Vor dem Schlesischen Tor 3,
im Sommer tgl. ab 12 Uhr, im Winter Esszim-
haftiges Schwimmvergnügen zur Som-
mer Mo.–Fr. 12–16 Uhr, Bar Fr./Sa. ab 19
merzeit bietet das „Badeschiff“ im Uhr, So. ab 12 Uhr.
Arena-Areal gleich nebenan (im Win- Freischwimmer, Vor dem Schlesischen
ter Sauna). Ufernah wurde dazu ein Tor 2, im Sommer Mo–Fr. ab 14 Uhr, Sa./So.
ab 10 Uhr, im Winter Mo.–Fr. ab 19 Uhr,
Wasserbecken in die Spree eingelas-
Sa./So. ab 11 Uhr.
sen, und wenn Punkt Mitternacht der Club der Visionäre, Vor dem Schlesischen
Bademeister Feierabend macht, wird Tor 1, Mo.–Fr. ab 16 Uhr, Sa./So. ab 12 Uhr.
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Karte Seite 256 Kreuzberg 265

Arena, Eichenstr. 4 (Flutgraben/Puschkin- U-Bahnlinie 1


allee) mit: Badeschiff, im Sommer tgl. ab Den Weg in die Oranienstraße, die
8 Uhr (im Winter Sauna tgl. ab 12 Uhr); Hop-
petosse, Di.–Fr. ab 12 Uhr, Sa. ab 14 Uhr, So. Flaniermeile schlechthin in SO 36,
ab 11 Uhr; Trödelmarkt, Sa./So 10– kreuzt über den Köpfen die Unter-
18 Uhr. grundbahn Linie 1. 1902 als Hoch-
bahn eröffnet, ist sie die älteste
Rund um den Görli Deutschlands und spätestens seit dem
Grips-Theater-Musical „Linie 1“ viel
Verkehrsanbindung J besungen.
U1 Görlitzer Bahnhof
Oranienstraße
Nördlich vom Bahn-Viadukt wartet
Auf drei Seiten vom Wasser des Land-
die Oranienstraße mit einer schillern-
wehrkanals und der Spree umzogen,
den Alternativshop-Parade auf. Se-
bildet im Herzen der Halbinsel der
cond Hand- und Prête-à-Porter-Bou-
Görlitzer Park die Grüne Lunge im
tiquen für korrektes Kreuzberg-Outfit,
Kiez. Zwischen Kinderbauernhof, Fuß-
Buch-, Platten-, Bio-, Gemüse- und me-
ball und Baseball wird in der schönen
diterrane Feinkostläden wechseln sich
Jahreszeit im „Görli“ gegrillt, was die

Rund ums Zentrum


mit Kuruyemis-Theken, Brutzelbuden
Holzkohle hergibt. Rechts vom Park la-
von Döner bis Sushi, Restaurants,
den auf der Sonnenseite der Görlitzer
Cafés, Bars, Kneipen ab.
Straße schöne Cafés zum Draußensit-
Am Kneipenrondell Heinrichplatz
zen mit Servicebetrieb ein, linkerhand
drängelt man sich drinnen und draußen
dehnt sich am Spreewaldplatz eines
bevorzugt im „Bateau Ivre“ oder der
der Epizentren des örtlichen Wirt-
„Roten Harfe“, letztere zugleich bester
schafts-Lebens aus. Bei beständigen
Ausguck auf die alljährlich rund um
Zuwachsraten an Lokalitäten von Bar
den Heinrichplatz stattfindende 1. Mai-
über Imbiss und Kneipe bis Restaurant
Keilerei. Die Konzert-Kultstätte „SO
verzeichnen dort auch die alteingeses-
36“ bietet Musikalisches von Elektro
senen Institutionen noch regen Zulauf:
über Indie bis Punk, in der Nachbar-
die Absturz-Legende „Madonna“ (250
schaft schwul das „Roses“ und 1950er-
Whiskey-Sorten), nebenan die Rock’n’
Jahre-gemütlich der „Bierhimmel“.
Roll-, Indie-, Punk-Bude „Wild at Heart“
und gegenüber die „Morena-Bar“ Bateau Ivre, Oranienstr. 18, tgl. ab 9 Uhr.
(Frühstück bis spät in die Nacht). Rote Harfe, Oranienstr. 13, Mo.–Sa. ab
10 Uhr, So. ab 9 Uhr.
Madonna, Wiener Str. 22, tgl. ab 15 Uhr. SO 36, Oranienstr. 190, Öffnungszeiten je
Wild at Heart, Wiener Str. 20, tgl. ab nach Veranstaltungen.
20 Uhr. Roses, Oranienstr. 187, tgl. 22–6 Uhr.
Morena-Bar, Wiener Str. 60, tgl. ab 9 Uhr. Bierhimmel, Oranienstr. 183, tgl. ab 13 Uhr.
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 266

266 Kreuzberg

Kottbusser Tor ordentlich Getümmel. Dazu locken


die Bierschwemme „Ankerklause“ mit
Verkehrsanbindung J nettem Ausspuckbalkon über dem
Wasser, und gegenüber am Paul-
U1, U8 Kottbusser Tor
Lincke-Ufer eine Reihe Cafés, unter ih-
nen die Allzeit-Institution „Café am
Nahebei erhebt sich im Halbrund um Ufer“, auf dessen Terrasse man sich
das Kottbusser Tor, mit einer Überbau- beim Frühstück die Sonne auf den Pelz
ung über die Adalbertstraße hinweg, scheinen lassen kann.
die Betonwohnmaschine NKZ (Neues
Kreuzberger Zentrum). In der Kahl-
schlagsanierung der 1970er-Jahre ge- Ankerklause, Kottbusser Brücke, Mo. ab
16 Uhr, Di.–So. ab 10 Uhr.
boren, ist der „Kotti“ heute einer der
Café am Ufer, Paul-Lincke-Ufer 44, tgl. ab
sozialen Brennpunkte Berlins, und die 10 Uhr.
Stimmung schwankt zwischen Abriss
des Ungetüms oder seiner Sanierung
und Wiederbelebung. Zumindest was Kreuzberg 61
die Lokale-Landschaft betrifft, macht
sich eine erste Reanimierung bemerk- Verkehrsanbindung J
bar. Mit „Möbel Olfe“ ist zwischen U1 Hallesches Tor
Urinierecken und Spritzbestecks eine U6 Hallesches Tor, Mehringdamm, Platz
der angesagtesten Berliner Trinkhal- der Luftbrücke
len eingezogen.
Einmal um die Ecke herum infor- Neben einer kaum weniger extensiven
miert das Kreuzberg-Museum (6) Club- und Bierbar-Kultur, die sich rund
über die wechselvolle Geschichte von um die Bergmannstraße im „Berg-
X-Berg und seinen BewohnerInnen. mann-Kiez“ abspielt, bietet Kreuzberg
Möbel Olfe, im NKZ, Eingang Dresdener
61 auch manche historische Sehens-
Str., Di.–So. ab 18 Uhr. würdigkeit. Südlich der aus amerikani-
Kreuzberg-Museum, Adalbertstr. 95a, schen Spenden finanzierten, 1954
Mi.–So. 12–18 Uhr. eröffneten Amerika-Gedenk-Biblio-
thek (9) erstrecken sich mit dem
Landwehrkanal Bethlehems- und Jerusalemskirchhof
Südlich vom „Kotti“ bildet der Land- (8) die ältesten Friedhöfe Berlins. Hier
wehrkanal traditionell die heimliche ruhen der Baumeister Knobelsdorff
Grenze zwischen den beiden Kreuz- (1699–1753), der Maler Antoine Pesne
bergs: nördlich SO 36 und südlich das (1683–1753), der Komponist Felix
etwas bürgerlichere Kreuzberg 61. Un- Mendelssohn-Bartodly (1809–1847),
mittelbar an der Kottbusser Brücke die Dichter E.T.A. Hoffmann (1776–
herrscht dienstags und freitags auf 1822) und Adalbert von Chamisso
dem Türkenmarkt am Maybachufer (1781–1838).
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 267

Kreuzberg 267

Kreuzberg 61 … 1 Jüdisches
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268 Schöneberg

Im Viktoriapark bietet der 66 Meter schinen, Bahnwagons und Loko-


hohe Kreuzberg einen hübschen Blick motiven, Schiffsmodelle, Flugzeuge,
auf die Dächer Berlins. Er wird gekrönt Roboter und vieles mehr. Daneben
vom Nationaldenkmal (14) nach Ent- werden alle nur denkbaren Fragen zu
würfen Karl Friedrich Schinkels, das Schienen- und Straßenverkehr, Schiff-
man der Anhöhe nach den Befreiungs- und Luftfahrt, Kommunikations- und
kriegen 1818–1821 aufsetzte. Weniger Medientechnik, Haushalts- und Textil-
nationalen Pathos verströmend und technik beantwortet. Im Museums-
eher wie ein abgesägter Kirchturm park warten u. a. Lokschuppen sowie
ausschauend, schmückt es obenauf ein Windpark mit alter Hammer-
ein Eisernes Kreuz, das zunächst dem schmiede, Windmühlen und Windrä-
Berg und 1920 schließlich dem Stadt- dern auf ihre Besichtigung.
teil seinen Namen gab.
Deutsches Technikmuseum, Trebbiner
Ganz unten im Süden dehnt sich im Str. 9, Tel. 90 20 45, Di.–Fr. 9–17.30 Uhr, Sa./
Drei-Bezirke-Eck Kreuzberg/Neukölln/ So. 10–18 Uhr. (U1, U2 Gleisdreieck).
Tempelhof der 1938 in Betrieb gegan-
gene Flughafen Tempelhof aus. Es ist
der nach dem Pentagon größte zu-
sammenhängende Gebäudekomplex Schöneberg
der Welt. Davor erinnert am Platz der

J
Luftbrücke das Luftbrückendenkmal
(15) – von den Berliner „Hungerkral- Verkehrsanbindung
le“ genannt – an die Blockade West- U1, U2, U3, U4 Nollendorfplatz
berlins 1948/49, während der die
amerikanischen „Rosinenbomber“ die
Bevölkerung aus der Luft mit Lebens- In Schöneberg gibt es nicht viel zu
mitteln versorgten. sehen, aber es lebt sich sehr ange-
nehm. Die „Beautyberger“ Einwohner-
schaft zeigt sich entspannt, man hat es
Deutsches Technikmuseum (5) ein bisschen zu etwas gebracht und
Einer der legendären Douglas C 47 doch seine Studentenzeit nicht ganz
Skymaster aus den Tagen der Luft- vergessen, und lebt häufig in geräumi-
brücke schwebt heute original vor der gen, stuckierten Altbauwohnungen,
gläsernen Hauptfassade des Deut- die auch etwas mehr kosten dürfen.
schen Technikmuseums. Auf dem Unmittelbar am Nollendorfplatz er-
Gelände des alten Anhalter Güter- hebt sich das 1905/06 erbaute Metro-
bahnhofs, nicht weit entfernt vom pol. Wie sein Namensvetter, das Me-
Potsdamer Platz, öffnete die einzigar- tropol-Theater, das in der Friedrich-
tige Technik-Museumsstadt 1982 ih- straße seine Heimat hatte, wurde auch
re Tore und zeigt seitdem Samm- am Nollendorfplatz Bühnengeschichte
lungen alter Automobile, Dampfma- geschrieben. 1927/28 war das damali-
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 269

Schöneberg 269

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ge „Neue Schauspielhaus“ Spielstätte seit Anfang des dritten Jahrtausends


für Erwin Piscators (1893–1966) Prole- wechselnde gastronomische Einrich-
tarisches Theater. In der Nachkriegs- tungen.
zeit beherbergte es lange Zeit ein Ki- Wenige Schritte südlich geht es im-
no, anschließend eine Diskothek und mer samstags zum Leckereien- und
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 270

270 Schöneberg

Blumeneinkaufen auf den Winter- Kammergericht fertig gestellten neu-


feldtmarkt am Winterfeldtplatz. barocken Palast der berüchtigte Volks-
Nach dem Viktualien-Cruising lässt gerichtshof unter Freisler. Von 1945–
man sich rituell in einem der zahlrei- 1948 wurden von hier aus die Ge-
chen Cafés nieder, die den Platz rund schicke der vier Besatzungszonen ge-
um die St.-Matthias-Kirche säumen. lenkt, 1971 wurde im Kontrollratsge-
bäude das Vier-Mächte-Abkommen
Winterfeldtmarkt, Mi. 8–13 Uhr, Sa. 8– über Berlin paragrafiert.
16 Uhr.

Essen und Trinken:


Café Berio, Maaßenstr. 7. Zweigeschossige Rathaus Schöneberg (8)
Schlemmereinrichtung im Wiener Kaffee-

J
hausstil, vorwiegend schwullesbisch, mit
großem Kuchenbüffet, So.–Do. 8–0 Uhr, Fr./ Verkehrsanbindung
Sa. 8–1 Uhr. U4 Rathaus Schöneberg
Slumberland, Goltzstr. 25. Oldtimer unter
den Schöneberger Absturz-Lokalitäten, damit
man weich vom Barhocker fällt von jeher mit Nicht weniger geschichtsträchtig ist das
Sandboden, Mo.–Fr. ab 8 Uhr, Sa. ab 11 Uhr,
So. ab 10 Uhr. 1914 eröffnete Rathaus Schöneberg am
Café M, Goltzstr. 33. Angesagte Miniatur- John-F.-Kennedy-Platz. Von 1949 bis
bahnhofshalle, von Milchkaffee bis Martini in zur Wiedervereinigung war es West-
aller Munde, Mo.–Fr. ab 8 Uhr, Sa./So. ab berliner Regierungssitz, Amtssitz des
9 Uhr.
Regierenden Bürgermeisters, der alliier-
ten Verbindungsoffiziere sowie Ver-
Kleistpark sammlungsort des Abgeordnetenhau-
ses, und damit politisches Epizentrum
Verkehrsanbindung J von Westberlin. Die Worte „Isch binn
ain Bälinä“ des US-Präsidenten John F.
U7 Kleistpark
Kennedy bewegten 1963 die Einwoh-
ner der eingemauerten westlichen
Am Kleistpark südlich vom Nollendorf- Stadthälfte, und die bereits 1950 nach
platz an der Potsdamer Straße befand dem Vorbild der „Liberty Bell“ in Phila-
sich Berlins erster Botanischer Garten, delphia gegossene „Freiheitsglocke“
den man 1897 jedoch, als die Stadt im Rathausturm wurde zum klingen-
sich ausdehnte, nach Dahlem verlegte. den Zeichen für die Freiheit der Welt.
Die 1870–1880 für den Alexander-
platz geschaffenen Königskolonna-
den versetzte man 1910 in den nun
verkleinerten Kleistpark, auf dessen
Gelände sich auch das Alliierte Kon-
trollratsgebäude (5) erhebt. Im Na-
tionalsozialismus tagte in dem 1913 als Rathaus Schöneberg
232-271b.qxd 29.07.2009 11:36 Seite 271

Karte Seite 269 Schöneberg 271

337be Foto: kj

Rund ums Zentrum


272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 272

272 Ausflüge in die Außenbezirke

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272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 273

Ausflüge in die Außenbezirke 273

Ausflüge in die
Außenbezirke
338be Foto: kj

101be Foto: kj

Schiffsanleger am Wannsee

Grünflächen und Wasser


gibt es in und um Berlin reichlich

Ein Stückchen Idylle – die Moorlake


272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 274

274 Dahlem

Dahlem straße mit den Dahlemer Museen ein


weiterer wichtiger Museumsstandort.
Neben dem Museum Europäischer
Verkehrsanbindung J Kulturen umfasst er das Ethnologische
Museum mit Juniormuseum und das
U3 Dahlem Dorf
Museum für Asiatische Kultur, die
Sammlungen außereuropäischer Kunst
Domäne Dahlem und Kultur vieler Jahrtausende sowie
Bis zur Eingemeindung nach Groß- europäischer Alltagskultur ab dem 18.
Berlin 1920 war Dahlem ein kleiner Jahrhundert aufzeigen.
märkischer Flecken, woran heute noch
die Domäne Dahlem erinnert. Wenige Botanischer Garten
Schritte westwärts vom U-Bahnhof und Botanisches Museum
Dahlem-Dorf dehnt sich das Domä-
nengelände aus. Einst ritterliches
Lehnsgut, im 19. Jahrhundert preußi- Verkehrsanbindung J
sche Domäne und danach Teil der S1 Botanischer Garten
Berliner Stadtgüter, ist es mittlerweile Bus M48, X83, 101
ein höchst lebendiges Freilichtmuse-
um. Traditionelle Bewirtschaftung und Vom U-Bahnhof Dahlem-Dorf die Kö-
modernste Technik gehen Hand in nigin-Luise-Straße ein Stückweit nach
Hand. In den Ställen sind Tiere Osten gewandert, rechter und linker
untergebracht, alte Handwerksberufe Hand Gebäude der Freien Universität,
wie Tischler, Kunstschmied, Töpfer gelangt man am Königin-Luise-Platz
und Blaudrucker prägen den Hof, und zum Botanischen Garten. Ursprüng-
ein Ausschank stillt vom Sommer bis lich ein Lust- und Kräutergarten am
zum Herbst von mittags bis abends Stadtschloss der preußischen Kurfürs-
Hunger und Durst. Also doch ein bis- ten, entstand um 1815 aus den For-
schen wie auf dem Land? Das aus schungen Professor Willdenows ein
dem 17. Jahrhundert stammende Her- Königliches Herbar, das 1879 zum
renhaus birgt ein Museum mit land- Botanischen Garten erweitert wurde.
wirtschaftlichen Geräten und Maschi- 1910 wurde der Standort am Kleist-
nen aus den vergangenen 300 Jahren. park in Schöneberg zu klein, und man
zog auf einen 43 Hektar großen Kar-
Freilichtmuseum Domäne Dahlem, Köni-
gin-Luise-Straße 49, Tel. 666 30 00, www.do toffelacker der Domäne Dahlem um.
maene-dahlem.de; das Gelände ist frei zu- Zahllose Bäume und Blumen, Sträu-
gänglich, Museum Mi.–Mo. 10–18 Uhr. cher und Gräser aus Europa, Afrika,
Amerika und Asien wurden dort von
Dahlemer Museen Landschaftsarchitekten aus den jewei-
Am U-Bahnhof Dahlem-Dorf befin- ligen Herkunftsländern angepflanzt
det sich Im Winkel und in der Lans- und die Umgebung von ihrer Hand
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 275

Karten Seite 46 und 276 Spandau 275

pflanzliche Lebensgemeinschaften
Staatliche Museen: vom inneren tropischen Regenwald
Standort Dahlem e über die Atlantikküste bis hin zur Ve-
getationszone an einem märkischen

J
See.
Verkehrsanbindung
U3 Dahlem-Dorf Botanischer Garten, Königin-Luise-Str. 6–8,
Bus X83, M48, 101 Garten tgl. Mai–Juli 9–21 Uhr, Apr./Aug. 9–
20 Uhr, Sept. 9–19 Uhr, März/Okt. 9–
Ethnologisches Museum: Sammlungen 18 Uhr, Nov.–Jan. 9–16 Uhr, Feb. 9–17 Uhr.
außereuropäischer Kunst- und Kulturer- Die Gewächshäuser schließen jeweils eine
zeugnisse von der Vorgeschichte bis in die halbe Stunde früher.
Gegenwart. In einem Teil des Museums Botanisches Museum, tgl. 10–18 Uhr.
haben blinde Menschen die Möglichkeit,
die fernen Kulturen zu ertasten.
Im Juniormuseum im Ethnologischen
Museum geht es für die Kleinen auf große
Entdeckungsfahrt.
Lansstr. 8, 14195 (Dahlem), Di.–Fr. 10–
Spandau
18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
Museum für Asiatische Kunst: Kunst- „Hüt Er sich, daß Er nicht nach Span-
sammlungen Süd-, Südost- und Zentral- dau kömmt!“, warnte Friedrich der
asiens mit Werken des indo-asiatischen
Kulturraums vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis
Große manchen aufmüpfigen Unter-
in die Gegenwart; ostasiatische Sammlung tan, denn Spandau bedeutete Fes-
mit Kunstwerken Chinas, Japans und tungshaft. „Ab in den Julio!“ lautete
Koreas. ein anderes Synonym für das Einsitzen

Ausflüge
Lansstr. 8, 14195 (Dahlem), Di.–Fr. 10–
18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
im Juliusturm, wo in „zwei festen Be-
Museum Europäischer Kulturen: Rund hältnissen“ kleine Schellen auf Klein-
270.000 Ausstellungsstücke widmen sich kriminelle und Ketten auf Schwerver-
den europäischen Alltagskulturen vom brecher warteten. So wurde die Span-
18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Arnimallee 25, 14195 (Dahlem), Di.–Fr.
dauer Stadtchronik im Lauf der Jahr-
10–18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr. (Wegen hunderte um einige berühmte „Ein-
Umbau bis Herbst 2010 geschlossen.) wohner“ bereichert: darunter der im
späten Mittelalter gefürchtete Raubrit-
ter Dietrich von Quitzow ebenso wie
der wegen „demagogischer Umtrie-
be“ arretierte Turnvater Jahn.
entsprechend gestaltet. Unter den 1903 wurde die stark befestigte
Glaskuppeln der Gewächshäuser ge- Stadt aufgelassen und die Bollwerke
deihen tropische und subtropische wurden geschleift, von den Fes-
Pflanzen. tungsanlagen sind neben zwei Schan-
Dioramen im Botanischen Museum zen nur noch Fort Hahneberg und
präsentieren die Welt, wie sie vor Jahr- die Zitadelle mit dem Juliusturm ge-
millionen aussah, sowie gegenwärtige blieben.
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 276

276 Spandau

Spandau “ 1 Zitadelle mit

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Spandau ist älter als Berlin! Schon stadt am Zusammenfluss von Havel
1232 bekam es die Stadtrechte verlie- und Spree.
hen und verlor erst 1920 mit der Ein-
gemeindung nach Groß-Berlin seine Altstadt
Selbstständigkeit. Nirgends wurde der Ein Bummel durch die Fußgängerzo-
Protest energischer formuliert als in ne in der Altstadt bedeutet, wenn
Spandau, und bis heute meinen die auch nicht eine Reise in eine andere
gut 218.000 Spandauer, wenn sie da- Zeit, so doch ein Eintauchen in eine
von sprechen in die Stadt zu fahren, vom Koloss Berlin gänzlich verschie-
nicht etwa den Kurfürstendamm oder dene Atmosphäre. Bis Ende des
den Alexanderplatz, sondern ihre Alt- 19. Jahrhunderts ragte im Karree zwi-
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 277

Spandau 277

220be Foto: kj

Ausflüge
schen Charlotten-, Kinkel-, Moritz- und dauer Bürgern im November 1850 die
Carl-Schurz-Straße das berüchtigte Flucht gelang. Der beherzte Carl
Spandauer Zuchthaus auf. Sein be- Schurz wanderte nach Amerika aus
rühmtester Insasse war der Bonner und brachte es dort 1877 zum US-In-
Kunstgeschichteprofessor Johann Gott- nenminister.
fried Kinkel, ein zu lebenslanger Haft Im Gotischen Haus (3), dem ältes-
verurteilter 1848er-Revolutionär, dem ten Wohngebäude Spandaus befindet
mit Hilfe seines Schülers Carl Schurz sich in der Breiten Straße Nr. 32 die
und republikanisch gesinnten Span- Spandau-Information.
Am Reformationsplatz ist die Kirche
St. Nikolai (2) aus der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts einen Augen-
Blick wert, ebenso die Sträßlein Kolk
und Behnitz mit ihren für das heutige
Berlin so ganz und gar untypischen
winzigen Häusern auf der von Mühl-
graben und Havel umflossenen Nord-
Altstadt Spandau: im Kolk spitze der Altstadt.
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 278

278 Spandau

Information: sogar bis „nach Berlin“, wie es in der


Spandau Information, im Gotischen Haus, altehrwürdigen Havelstadt selbstbe-
Breite Straße 32, 13597 (Spandau), Tel. 3 33
93 88, www.spandau-tourismus.de, Mo.–Sa. wusst heißt.
10–18 Uhr (U7 Altstadt Spandau). Im Kommandantenhaus wird an-
hand zahlreicher Ausstellungsstücke
Kirche St. Nikolai, Reformationsplatz,
Mo.–Fr. 12–16 Uhr, Sa. 11–15 Uhr, So. 14– die Geschichte der Zitadelle aufge-
16 Uhr, Turmführungen Apr.–Okt. Sa. 12.30 zeigt. Im Zeughaus ist das Stadtge-
Uhr, So. 14.30 Uhr. schichtliche Museum Spandau unter-
gebracht.
Zitadelle (1)
Über die Juliusturmbrücke gelangt Zitadelle Spandau, Am Juliusturm, Tel. 334
62 70, www.zitadelle-spandau.de, tgl. 10–17
man zur Zitadelle, die mit wuchtigen Uhr. (S5, S7 Spandau, U7 Zitadelle, Bus
Mauern, Bastionen und von Wasser- X33).
gräben umgeben in der Havel vor der
Altstadt liegt – eines der bedeutends-
ten erhaltenen Festungswerke der Fort Hahneberg (5)
Hochrenaissance in Deutschland. Ab 1880 verstärkte man zur Siche-
Kurfürst Joachim II. ließ die Feste rung der militärisch veralteten Zitadel-
1560–1594 am Platz einer älteren le – und damit Berlins – die Stadtum-
Burg in einer damals neuartigen Mi- wallung und plante vier gegen Westen
litärarchitektur errichten: Die Batte- und Süden vorgeschobene Forts, von
rietürme wurden durch weit in den denen man 1882–1888 jedoch nur
Festungsgraben vortretende, gewalti- Fort Hahneberg in Weststaaken am
ge Bastionen ersetzt, von denen herab Stadtrand realisierte. Es wurde auch
man auf allen Fronten gleichzeitig Feu- nicht mehr in Dienst gestellt, sondern
erschutz geben konnte. Tatsächlich nur als Kaserne genutzt und schlief
wurde die Zitadelle – 1806 und 1945 während der Berliner Teilung auf sei-
kampflos übergeben – nur ein einzi- nem vorgezogenen Posten südlich des
ges Mal erobert. Und zwar 1813 von Grenzkontrollpunkts Heerstraße im
den eigenen Landsleuten, die im Ver-
bund mit russischen Truppen die Fran-
zosen aus Spandau vertrieben.
Nach dem Krieg gegen Frankreich
1871 lagerten 120 Millionen Taler als
Teil der französischen Reparationszah-
lung im Juliusturm, diesem ältesten,
wahrscheinlich schon um 1200 errich-
teten Wahrzeichen der Stadt. Von der
zinnenbewehrten Aussichtsplattform
bietet sich ein wunderschöner Blick
über die Altstadt und bei klarer Sicht Die Zitadelle in Spandau
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 279

Karte Seite 280 Tegel 279

098be Foto: kj

Ausflüge
„Schutzstreifen“ der Grenztruppen Tegel
der DDR einen Dornröschenschlaf.

J
Das vollständig erhaltene Zentrum der
alten Festung wucherte mit Bäumen Verkehrsanbindung
und Sträuchern, Dornen und Moosen U6 Alt-Tegel
zu, sodass allmählich eine halb von
der Erde verschlungene, gewaltige Humboldt-Schlösschen
„Raubritterburg“ entstand. Seit 1990 „Havelabwärts von Oranienburg,
führt immer am Wochenende die „Ar- schon in der Nähe Spandaus, liegt das
beits- und Schutzgemeinschaft Fort Dorf Tegel.“ So beginnt Fontanes Be-
Hahneberg“ durch das Gelände. schreibung seines Ausflugs zum Hum-
boldt-Schlösschen in Tegel. Das alte
Fort Hahneberg, Hahnebergweg, 13593 Jagdschloss des Großen Kurfürsten
(Staaken), 90-minütige Führungen April–Okt. gelangte 1765 in den Besitz Alexander
Sa./So. 11, 12.30, 14 und 15.30 Uhr (Bus Georg von Humboldts. Zwei Jahre
M37, M49, X49).
Geschäftsstelle, Ernst-Bruch-Zeile 39, 13591 später kam sein Sohn Wilhelm, der
(Staaken), Tel. 366 46 05, www.forthahne Sprachwissenschaftler und Gründer
berg.de. der Berliner Universität, zur Welt und
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 280

280 Tegel

1769 Sohn Alexander, der Forscher sitz in Berlin, der sich noch im Besitz
und Weltreisende. 1822 ließ Wilhelm der Nachkommen der früheren Ei-
das Schlösschen von Karl Friedrich gentümer befindet.
Schinkel im klassizistischen Geschmack Indessen ist das alte Dorf Tegel
umbauen. Gelegen ist es im Tegeler längst der Großstadt gewichen. Im Zu-
Schlosspark am Rande des Tegeler ge der Gebietsreform 1920 teilte es
Forsts beinahe am Ufer des Tegeler das Schicksal Spandaus und wurde
Sees. Dort befindet sich auch die Groß-Berlin zugeschlagen. Die Stim-
Humboldtsche Familiengruft. Das An- men, die danach riefen, es nach den
wesen ist der letzte märkische Herren- berühmtesten Tegeler Söhnen in

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Tegel 281

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Ausflüge
„Humboldtstadt“ umzubenennen, fan- als besonderes Vergnügen für Kinder
den dagegen kein Gehör. Gottlob, hät- der zähnefletschende Wal „Moby
te doch der Vers umgeschmiedet wer- Dick“ und schaufelradangetrieben, mit
den müssen, den sich die Berliner im zwei hohen Schornsteinen, die MS
19. Jahrhundert auf ihr beliebtes Aus- „Havel Queen“.
flugziel machten: „Mit Kind und Kegel
raus nach Tegel!“ Tegeler See
Mit vier Kilometern Länge und bis zu
Schiffsanleger einem Kilometer Breite ist der Tegeler
An der Greenwichpromenade, die See nach dem Müggelsee das zweit-
ihren Namen nach der Partnerstadt größte Berliner Gewässer. Am Scheitel
Greenwich in London trägt, warten der Großen Malche, einer Ausbuch-
am Schiffsanleger von April bis Okto- tung des Sees, wartet die Dicke Marie
ber die Dampfer der Stern und Kreis auf ihre Besichtigung. Ungefähr
Schifffahrt für Ausflugsfahrten kreuz 26 Meter ist die knorrige Eichendame
und quer über die Havelseen, darunter hoch, ihr Umfang in Brusthöhe beträgt
6,65 Meter und zirka 900 Jahre ist sie
inzwischen alt, damit der älteste be-
Bootshaus am Tegeler See kannte Baum Berlins. Sie wurzelt an
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 282

282 Lichtenberg

der Grenze zum Humboldt-Schloss- Forschungs- und Gedenkstätte Norman-


park, der von dieser Seite nicht zu- nenstraße, Ruschestr. 103, 10635 (Lichten-
berg), Tel. 553 68 54, Mo.–Fr. 11–18 Uhr,
gänglich ist. Sa./So. 14–18 Uhr. (U5 Magdalenenstr.).

Lindwerder
Der Blick geht vom Strandbad aus Zentralfriedhof Friedrichsfelde
auf das kleine Eiland Lindwerder, dem Nordöstlich vom Bahnhof Lichten-
Heinrich Seidel Ende des 19. Jahrhun- berg dehnt sich der Zentralfriedhof
derts mit seinem idyllischen Roman Friedrichsfelde aus. Auf dem 1881
„Leberecht Hühnchen“ als Liebesinsel eröffneten, damals noch vor den To-
ein Denkmal setzte. ren Berlins gelegenen Gottesacker ist
viel Prominenz des 20. Jahrhunderts
Scharfenberg bestattet: die Künstler Käthe Kollwitz
Auf der größeren Insel Scharfenberg und Otto Nagel, die Schriftsteller Bru-
südlich von Lindwerder, zugleich die no Apitz, Irmtraud Morgner und Erich
größte der sieben Inseln im Tegeler Weinert, die Wissenschaftler Friedrich
See, gründete der Reformpädagoge Archenhold, Hermann Dunker und
Blume 1922 die Schulfarm Scharfen- zahlreiche bedeutende Persönlichkei-
berg, die spätestens seit der Fernseh- ten mehr. Legendär war die Beiset-
serie „Unser Lehrer Doktor Specht“ zung des Sozialdemokraten Wilhelm
auch über die Tegeler Seeufer hinaus Liebknecht im August 1900, der rund
Bekanntheit erlangte. 150.000 Menschen beiwohnten. Sein
Sohn Karl Liebknecht und Rosa Luxem-
burg folgten ihm im Jahr 1919. Für die
beiden Sozialistenführer und weitere
Lichtenberg Ermordete des Spartakus-Aufstands
entwarf Ludwig Mies van der Rohe das
Forschungs- und „Denkmal für Karl Liebknecht und Ro-
Gedenkstätte Normannenstraße sa Luxemburg“, kurz „Revolutions-
Alleine beim Anblick dieses schier denkmal“ genannt. Es wurde 1926 ent-
endlos wirkenden, grauen Gebäude- hüllt und im zweiten Jahr nach der NS-
trakts überkommt einen das Gefühl Machtergreifung 1935 abgerissen.
der Trostlosigkeit. Seit dem Untergang 1951 weihte man im Friedhofsein-
der DDR wird in der ehemaligen gangsbereich die Gedenkstätte der
Kommandozentrale der Staatssi- Sozialisten ein. Dort befinden sich,
cherheit geforscht und dokumentiert. von einer halbkreisförmigen Klinker-
Im Stasi-Museum im Haus 1 werden mauer umrahmt, die Grab- und Ge-
die original erhaltene Mielke-Etage so- denksteine der Arbeiterführer Karl
wie Ausstellungen zur Arbeit der Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst
Staatssicherheit und über die DDR- Thälmann, Franz Mehring, John Schehr
Opposition gezeigt. und Franz Künstler, der Sozialdemokra-
272-297b.qxd 29.07.2009 11:37 Seite 283

Köpenick 283

ten Rudolf Breitscheid, Paul Singer, Hu-


go Haase und Theodor Leipart, der Köpenick Köpenick
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DDR-Führer Wilhelm Pieck, Otto Gro- S


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Im Südosten Berlins dehnt sich mit vier
Kilometern Länge und einer Breite von
reichlich zwei Kilometern der Große † 1 Laurentius-Kirche
Müggelsee aus, die „größte Badewan- ] 2 Rathaus
ne Berlins“. Das relativ seichte Gewäs- | 3 Fremdenverkehrsverein/
ser – sein tiefster Punkt ist bei elf Me- Tourist-Information Köpenick
tern erreicht – wurde in frühen Urkun- “ 4 Schloss Köpenick mit
m Kunstgewerbemuseum
den zuerst als „Miggel“ erwähnt, wo-
rin das slawische Wort „mgla“ für Ne-
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 284

284 Köpenick

bel anklingt und an die slawische Be- nick zu einem wichtigen Industrie-
siedlung der Region ab dem 8. Jahr- standort wurde.
hundert erinnert. 1920 nach Groß-Berlin eingemein-
Den Spitznamen „Waschküche Ber- det, blieb die Stadt jedoch immer auch
lins“ verdankt Köpenick den rund 4000 die grüne Lunge im Osten, vor allem
Wäschereien, die um die Wende zum dank des Müggelsees, der laut Fonta-
20. Jahrhundert am Spreeufer standen. ne „mit zu den größten und schönsten
Fabriken und Großbetriebe siedelten unter den märkischen Seen zählt.“
sich von Rummelsburg spreeaufwärts Kurz vor der Altstadt-Insel konnte
an Fluss und Kanälen an, sodass Köpe- sich am Platz des 23. April das 1969

Der Hauptmann von Köpenick


Jedes Kind kennt die Geschichte vom

221be Foto: kj
Schuster Wilhelm Voigt, die sich 1906 in
Köpenick zutrug und den Namen der Stadt
in aller Welt bekannt machte: Nach insge-
samt über dreißig Jahren Gefängnishaft
stand der 56-jährige Mann obdachlos, vor-
bestraft und ohne Pass auf der Straße. Um
ein Dach über dem Kopf zu finden, brauch-
te er Arbeit. Bekanntlich gab es ohne Pass
jedoch keine Arbeit und ohne Arbeit wie-
derum keinen Pass, weshalb Wilhelm Voigt
beschloss, sich dieses wichtige Dokument
zu erschwindeln. Bei einem Trödler ver-
schaffte er sich dazu die ausrangierte Uni-
form eines Offiziers des kaiserlichen
Garderegiments, rekrutierte in dieser Art
kostümiert eine Handvoll Soldaten und zog
mit ihnen im Paradeschritt ins Köpenicker
Rathaus ein. Dort verhaftete der falsche
„Hauptmann von Köpenick“ den Bürger-
meister und ließ sich gegen Quittung die
Stadtkasse mit 4000 Mark überreichen.
Nur seinen ersehnten Pass bekam er nicht,
denn den stellten die Landratsämter aus,
und in Köpenick gab es keines. Zwei Wo-
chen später befand sich Wilhelm Voigt wie-
der in Haft, diesmal aber als große Be-
rühmtheit. Die ganze Welt lachte über die
obrigkeitsgläubigen Preußen, denen allein
der Anblick einer Uniform solchen Respekt
einflößte, dass sie einem Schelm auf den Der Hauptmann hat Stellung
Leim gingen. am Rathauseingang bezogen
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 285

Karte Seite 283 Köpenick 285

100be Foto: kj

Ausflüge
von Walter Sutkowski entworfene richtsgefängnis Köpenick brachten,
Mahnmal „Köpenicker Blutwoche“ wo sie die Gefangenen folterten. Bei-
aus der sozialistischen in die neue nahe hundert Menschen kamen dabei
Zeit hinüberretten. Es erinnert an die ums Leben.
Ereignisse im Juni 1933, als Rollkom-
mandos der SA während der Köpe- Altstadt
nicker Blutwoche Sozialdemokraten,
Gewerkschafter und Kommunisten
verhaften und sie u. a. in das Amtsge- Verkehrsanbindung J
S3 Köpenick
Bus 164, 167
Tram 60, 61, 62, 63
In der Altstadt von Köpenick
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 286

286 Köpenick

Bereits an der Dammbrücke am Zu- Neben kostbaren Tapisserien, Porzella-


sammenfluss von Dahme und Spree nen und Silberbüffets versetzen einen
taucht die Altstadt-Silhouette mit den prachtvolle holzvertäfelte Salons,
Türmen der Laurentius-Kirche (1) Deckengemälde, Stuckaturen sowie
und des Rathauses auf; und kurz dar- das Spiegelkabinett aus Schloss Wie-
auf begrüßt einen am jenseitigen Spre- sentheid und ein Turiner Chinesen-
eufer auf der Straße „Alt Köpenick“ zimmer ins Staunen.
gleich vor dem Portal des Rathauses Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick,
(2) der „Hauptmann von Köpenick“. Schlossinsel, Tel. 65 66 17 49, Di.–So. 10–
Zugegeben handelt es sich dabei um 18 Uhr.
ein Standbild. Aber im 1901–1904 er-
bauten roten Backsteinrathaus erzählt Friedrichshagen
eine kleine Hauptmann-Ausstellung
seine Geschichte. Im Stadtteil Friedrichshagen – 1753
Weiter in Richtung Schlossinsel, be- von Friedrich II. als Spinnerei- und Be-
findet sich im Haus „Alt Köpenick“ Nr. senbinderdorf für böhmische und Pfäl-
31–33 der Köpenicker Fremdenver- zer Familien gegründet, ab Ende des
kehrsverein (3), der mit Wissenswer- 19. Jahrhunderts eine beliebte Berli-
tem zum Bezirk, Faltblättern, Bro- ner Sommerfrische – lockt kurz vor
schüren sowie vielen Wandervorschlä- dem Austritt der Spree aus dem Müg-
gen aufwartet. gelsee Schrörs Biergarten mit Schmalz-
stulle, Spießbraten und Grillwurst.
„Hauptmann von Köpenick“-Ausstellung
im Rathaus Köpenick, tgl. 10–17.30 Uhr. Ausflugslokal Schrörs, Josef-Nawrocki-
Straße 16, Tel. 64 09 58 80, Apr.–Okt. tgl. ab
Information: 11 Uhr, Nov.–März Di.–So. ab 11 Uhr. (S3
Tourismusverein Berlin Treptow-Köpe- Friedrichshagen, Tram 60, 61).
nick, Alt Köpenick 31–33 (am Schlossplatz),
12555 (Köpenick), Tel. 655 75 50, www.ber
lin-tourismus-online.de, Mo.–Fr. 9–18.30 Uhr, Spreetunnel (2)
Sa. 10–13 Uhr. Am Ausflugslokal Schrörs befinden
sich die Dampferanlegestelle für
Schloss Köpenick (4) Kreuzfahrten über den Müggelsee
Nahebei erhebt sich auf der Schloss- und der 120 Meter lange Spreetunnel.
insel, durch einen Spreegraben von 8,5 Meter unterhalb der Wasserober-
der Altstadtinsel entfernt, das 1677– fläche spaziert man durch den 1926 er-
1690 im Barockstil erbaute Schloss bauten und versenkten Tunnel zum jen-
Köpenick. Nach zehnjähriger Restau- seitigen Ufer hindurch, darüber Fluss-
rierung konnte es 2004 als Kunstge- kähne, Paddelboote und Dampfer.
werbemuseum wiedereröffnen und
ermöglicht seitdem Einblicke in die Museum im Wasserwerk (3)
bürgerlichen und höfischen Wohnmo- Nahebei wartet am Nordufer des
den vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Müggelsees das Museum im Wasser-
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 287

Karte Seite 46 Köpenick 287

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288 Köpenick

werk auf interessierte Besucher. Es ist Südlich vom Müggelsee bilden die
in einem der alten Schöpfmaschinen- knapp 115 Meter hohen Müggelber-
häuser der insgesamt denkmalge- ge buchstäblich den Höhepunkt in
schützten, 1890–1893 in typischer Berlin. Für jeden, der einmal eine
Backstein-Neugotik errichteten Anlage wahrhaftig berauschende Aussicht auf
untergebracht und zeigt die Geschich- die deutsche Hauptstadt genießen
te der Berliner Wasserversorgung und möchte, ist der 30 Meter hohe
Abwasserentsorgung. Müggelturm (5) ein unumgängliches
Muss! Der Köpenicker Wäscherei-
Museum im Wasserwerk, Müggelsee- besitzer und Industrielle Carl Spindler
damm 307, Tel. 88 44 76 95, März–Okt. Di.–
Fr. 10–16 Uhr, Sa./So. 10–17 Uhr, Nov.–Feb.
ließ in den 80er Jahren des 19. Jahr-
Di.–Fr. 10–15 Uhr, So. 10–16 Uhr. (S3 Fried- hunderts einen ersten Turm errichten,
richshagen, Tram 60). der, ebenfalls auf Spindlers Initiative,
1890 einem pagodenförmigen Turm
wich, welcher 1958 ein Opfer der
Strandbad Müggelsee (3) Flammen wurde. Dank zahlreicher
Weiter östlich laden in der Kiefernhei- Spenden konnte schon zwei Jahre spä-
de am Seeufer zwischen Weiden und ter der neue, gegenwärtige Turm ein-
Wildrosenbüschen kleine Sandstrände geweiht werden. Seine Aussichts-
zum Verweilen ein sowie kurz vor plattform liegt 139 Meter ü. N. N., die
Rahnsdorf das große Strandbad Müg- Fernsicht beträgt bei schönem Wetter
gelsee. bis zu fünfzig Kilometer, sodass einem
angesichts der gigantischen Stadt, die
Strandbad Müggelsee, Fürstenwalder sich von hier aus sichtbar bis zum Teu-
Damm 838, nahe Rahnsdorf, Tel. 648 77 77,
Mitte Mai bis Anfang Sept. tgl. 9–20 Uhr. (S3 felsberg im Grunewald erstreckt, der
Friedrichshagen, Bus 161, Tram 61). funkelnde Müggelsee, dieses größte
aller Berliner Gewässer, nur noch wie
eine Regenpfütze erscheint. Für die
Südliches Seeufer Wegzehrung sorgt zu Füßen des
Am südlichen Seeufer verführen die Turms ein kleiner Imbissbetrieb, der –
Müggelsee Terrassen Rübezahl (4) solange bis sich ein neuer Investor für
mit großem Biergarten, Marina und das denkmalgeschützte Anwesen ge-
Bootsverleih zum Freiluftschwof. Selbst- funden hat – auch den Schlüssel hi-
bedienungstheken sorgen für die zünf- nauf zur schönen Aussicht verwahrt.
tige Verpflegung ebenso wie – gedie-
gener – das Restaurant mit schöner
Seeterrasse.

Müggelsee Terrassen Rübezahl, Müggel-


heimer Damm 143, Tel. 65 88 24 70, Mai–
Aug. tgl. 12–20 Uhr, Sept./April tgl. 12–18
Uhr. (Bus X69). Am Kleinen Müggelsee
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 289

Karte Seite 287 Köpenick 289

436be Foto: kj

Ausflüge
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 290

290 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke

Vom Wannsee Segel- und Ruderklubs besetzt. So


empfiehlt es sich für eine Kreuzfahrt
zur Glienicker Brücke mit den Ausflugsdampfern über die
Havel nach Potsdam oder Tegel die S-
Strandbad Wannsee (24) Bahn vom Bahnhof Nikolassee zum
„Pack die Badehose ein!“ heißt es Bahnhof Wannsee zu nehmen, um zur
schon seit 1907, jenem Jahr, in dem großen Schiffsanlegestelle (27) am
der Berliner Freibäderverein am Scheitel der Wannsee-Einbuchtung zu
Großen Wannsee im Südwesten Ber- gelangen. Vor dem S-Bahnhof stoppen
lins das Strandbad Wannsee gründete. zahlreiche Buslinien, die die Ausflügler
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts je nach Interesse zur Liebermann-Villa,
pflegte berittene Polizei die Wann- zum Haus der Wannseekonferenz, zur
seegestade nach „verdorbenen Natu- Pfaueninsel oder zum Glienicker
ren“ abzusuchen, die es wagten, un- Schloss transportieren.
sittliche Bäder im Freien abzuhalten.
Nachdem die Behörden auf Druck der Liebermann-Villa (26)
Bevölkerung schließlich 200 Meter Im Frühjahr 2006 konnten nach um-
Strand zum Baden freigeben mussten, fangreicher Restaurierung Garten und
eröffnete das Strandbad Wannsee und Villa des Berliner Malers und bis 1933
man packte sein Badekostüm ein – Präsident der Akademie der Künste,
wenngleich es in jener Zeit sicherlich Max Liebermann (1847–1935), wieder-
weniger figurbetont zuging als heute eröffnen. Bis dahin hatte ein Wasser-
und man im abgetrennten FFK-Bereich sportklub das als „Gesamtkunstwerk
am längsten Seestrand Europas in- aus Malerei, Architektur und Garten-
zwischen freilich auch ganz „ohne“ kunst“ gerühmte Gelände genutzt.
darf. Die Villa selbst ist nun Museum und
widmet sich Leben und Werk des von
Strandbad Wannsee, Wannseebadweg 25, den Nazis verfemten großen Malers
Tel. 803 54 50, www.strandbadwannsee.de,
Mai–Mitte Juli Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sa./So. 8– des deutschen Impressionismus.
20 Uhr, Mitte Juli–Ende Aug. Mo.–Fr. 9–20
Uhr, Sa./So. 8–21 Uhr, Sept. tgl. 10–19 Uhr. Liebermann-Villa, Colomierstr. 3,Tel. 80 58
(S1, S7 Nikolassee, Bus 218). 59 00, Mi.–Mo. 10–18 Uhr (Do. bis 20 Uhr).
(Bus 114 ab S-Bahnhof Wannsee).

S-Bahnhof Wannsee
Vom Strandbad am östlichen Wann-
seeufer aus ist es leider nicht möglich
wie etwa am Müggelsee auf einer lan-
gen Uferpromenade entlang rund um
das Gewässer zu wandern. Die Gesta-
de im alten Westberlin befinden sich
oft in Privatbesitz und/oder sind von Am Wannsee
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 291

Karte Seite 292 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke 291

Haus der Wannseekonferenz (25)

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Am westlichen Wannseeufer, weni-
ge Minuten von der Liebermann-Villa
entfernt, wurde in der heute „Haus der
Wannseekonferenz“ genannten präch-
tigen Villa im Januar 1942 während
der berüchtigten Wannseekonferenz
die so genannte „Endlösung der Ju-
denfrage“ organisiert. Zum Andenken
an die durch nationalsozialistische Ge-
waltherrschaft umgekommenen jüdi-
schen Menschen ist in dem Gebäude
eine Gedenk- und Bildungsstätte un-
tergebracht.
Haus der Wannseekonferenz, Am Großen
Wannsee 56–58, Tel. 805 00 10, tgl. 10–
18 Uhr. (Bus 114 ab S-Bahnhof Wannsee).

Pfaueninsel
Eine „Oase, ein Blumenteppich inmit-
ten der Mark“, nannte Fontane schwär-
merisch die vom Havelwasser umspülte
ser an die Hohenzollern ansammelten.

Ausflüge
Pfaueninsel. 1793 erwarb Friedrich Wil-
helm II. das anderthalb Kilometer lange 850 Tiere zählte die Menagerie, die
und 500 Meter breite Eiland für sich zweimal pro Woche sogar vom gemei-
und seine Geliebte und ließ auf dem nen Volk besichtigt werden konnte, bis
südwestlichen Zipfel 1794–1797 ein sie Friedrich Wilhelm IV. 1842 auflöste
schneeweißes Schloss (20) in der da- und Berlin als Grundstock für einen
mals modischen Form einer romanti- Zoo übereignete. Die Pfauen sind in-
schen Ruine errichten. Die Innenein- des geblieben, die einen gleich am
richtung ist original erhalten, vom Ham- Fähranleger mit einem farbenprächti-
merklavier bis zum echten, in jenen Ta- gen Radschlag begrüßen.
gen von Dienern je nach Bedürfnis In der Inselmitte liegt das von Schin-
durch die Burg getragenen Königsklo. kel umgestaltete Kavalierhaus (21),
Unter König Friedrich Wilhelm III. am nördlichen Ende der Insel schnat-
verwandelte ab 1822 Peter Joseph tern auf einem kleinen Bauernhof nicht
Lenné die Pfaueninsel in einen mär- weit entfernt von der Meierei (23)
chenhaften Landschaftspark, in dem Gänse und Enten, östlich davon erhebt
auch die verschiedenen Tiere eine sich der kleine Luisentempel (22) zum
Heimstatt erhielten, die sich als Ge- Andenken an die jung verstorbene
schenke befreundeter Herrscherhäu- Gemahlin Friedrich Wilhelms III., die
272-297b.qxd 29.07.2009 11:38 Seite 292

292 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke

Vom Wannsee zur Glienicker Brücke Kladow


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“ 1 Jagdschloss Glienicke “ 7 Kasino


“ 2 Große Neugierde “ 8 Klosterhof
“ 3 Kleine Neugierde “ 9 Orangerie
“ 4 Löwenfontäne “ 10 Maschinenhaus
“ 5 Stibadium “ 11 Gärtnerhaus
“ 6 Schloss Glienicke mit “ 12 Teufelsbrücke
© Restaurant Goldener Greif “ 13 Jägerhof
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Vom Wannsee zur Glienicker Brücke 293

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Ausflüge
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“ 21 Kavalierhaus
† 14 Sacrower Heilandskirche “22 Luisentempel
] 15 Krughorn “23 Meierei
© 16 Wirtshaus Moorlake &24 Strandbad Wannsee
© 17 Blockhaus Nikolskoe “25 Haus der Wannseekonferenz
† 18 St.-Peter-und-Paul-Kirche “26 Liebermann-Villa
© 19 Wirtshaus zur Pfaueninsel v 27 Schiffsanlegestelle der
“20 Pfaueninselschloss Stern & Kreis Schifffahrt
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294 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke

341be Foto: kj
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Karte Seite 292 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke 295

von Volk wie Hochadel gleicher- Friedrich Wilhelm III., in St. Petersburg
maßen geliebte Königin Luise. Eine und hielt sich dort u. a. in einem der
Personenfähre pendelt kontinuierlich für die Gegend typischen Holzblock-
zwischen Insel und Festland, wo das häuser auf. Es muss ihm wohl so gut
Wirtshaus zur Pfaueninsel mit einem gefallen haben, dass er zurück in Ber-
lauschigen Biergarten hinter dem lin den Auftrag zum Bau eines solchen
Schilf zur zünftigen Einkehr einlädt. Blockhauses hoch über dem Havelufer
erteilte. 1819 entstand es rechtzeitig
Landschaftspark Pfaueninsel: zum Gegenbesuch seiner Tochter und
Fähre, Mai–Aug. tgl. 8–21 Uhr, April/Sept.
tgl. 9–19 Uhr, März/Okt. tgl. 9–18 Uhr,
erhielt zu Ehren ihres Gemahls den
Nov.–Feb. tgl. 10–16 Uhr. Namen „Nikolskoe“, zu deutsch „Ni-
Schloss, April–Okt. Di.–So. 10–17 Uhr, kolaus eigen“. Von 1834–1837 erfolg-
Besichtigung nur mit Führung (Bus 218 ab te der Bau der benachbarten St.-Peter-
S1, S7 Wannsee).
und-Paul-Kirche ebenfalls im russi-
Essen und Trinken: schen Stil. Im Blockhaus Nikolskoe lässt
Wirtshaus zur Pfaueninsel, Pfauenin- es sich in unseren Tagen, mit herr-
selchaussee, Tel. 805 22 25, tgl. 10–20 Uhr, lichem Blick über die Havel, gut
im Winter Di.–So. 10–18 Uhr. (S Wannsee, speisen.
Bus 218).
Essen und Trinken:
Blockhaus Nikolskoe, Nikolskoer Weg 15,
Blockhaus Nikolskoe (17)
Tel. 805 29 14, tgl. (außer Do.) im Sommer
und St.-Peter-und-Paul-Kirche (18) tgl. 11–23 Uhr, im Winter tgl. 12–18 Uhr.

Ausflüge
Südlich der Pfaueninsel mag sich (S Wannsee, Bus 218).
manch einer wundern, weshalb mit-
ten in der Mark ein russisches Block- Moorlake (16)
haus, das Blockhaus Nikolskoe, und Eine Haveleinbuchtung weiter im
ein zwiebelturmgeschmücktes russi- Süden stellte sich an der Moorlake mit
sches Gotteshaus das baumgekrönte dem gleichnamigen Wirtshaus 1840
Steilufer zieren. Es gibt eine Erklärung ein Stückchen Bayern ein. Das nach
dafür: Prinzessin Charlotte, die Schwes- Plänen von Ludwig Persius (1803–
ter Friedrich Wilhelms IV., vermählte 1845) im oberbayerischen Stil erbaute
sich 1817 mit dem späteren russischen Landhaus – König Friedrich Wilhelm IV.
Zaren Nikolaus. Ein Jahr nach der war seit 1823 mit einer bayerischen
Hochzeit besuchte sie ihr Vater, König Prinzessin verheiratet – diente den
Hohenzollern bei ihren Jagdausflügen
als Unterkunft. Seit über hundert Jah-
ren ist es nun eine Gastwirtschaft, die
mit regionalen Spezialitäten, aber vor
allem mit ihrem großzügigen Bier-
Von der Havel umspült: garten unmittelbar an der romanti-
die Pfaueninsel schen Moorlake lockt.
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296 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke

Essen und Trinken: bergs Tod erwarb der Bruder des künf-
Wirtshaus Moorlake, Moorlakeweg 6, Tel. tigen Königs Friedrich Wilhelm IV. bzw.
805 58 09, tgl. Mai–Okt. 10–21 Uhr, Nov.–
Apr. 10–18 Uhr (bei hohem Gästeaufkom- späteren Kaisers Wilhelm I., Prinz Carl
men länger). (S1, S7 Wannsee, Bus 218, 316). von Preußen, 1824 das Anwesen und
rief Schinkel, Persius sowie Ferdinand
Sacrower Heilandskirche (14) von Arnim als Architekten zu sich. Zur
Gegenüber erhebt sich am jenseiti- Gestaltung der Grünanlagen wurde
gen Havelufer die 1841–1844 eben- abermals Lenné zum Dienst bestellt,
falls von Persius erbaute grazile Sacro- nach dessen Plänen ein ausgedehnter
wer Heilandskirche. Auch der Entwurf Landschaftspark entstand.
für das Jägertor am Krughorn, einer Der Norden der Anlage stellt dabei
leicht in die Havel vorragenden Land- mit dem gotisierenden Jägerhof (13)
nase, stammt aus der Feder des Schin- das kühlere „Deutschland“ vor. Daran
kel-Schülers. schließen sich mit einem wildroman-
tisch zu Tal stürzenden Wasserfall die
Schlosspark Klein-Glienicke „Alpen“ an, über deren künstliche
Das Krughorn (15) markiert den Schlucht sich die Teufelsbrücke (12)
nördlichen Anfang des Schlossparks spannt. Südlich davon befindet sich
Klein-Glienicke, dessen Anlage in ihrer hinter dem von Persius entworfenen
heutigen Erscheinung vorwiegend aus Gärtnerhaus (11) und Maschinen-
der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert haus (10), das Havelwasser in die
stammt. 1814 erwarb der preußische Brunnen und Parkseen pumpte, nach
Staatskanzler Karl August Fürst von der Idee der Architekten „Italien“, das
Hardenberg das damalige Gut und be- Land der Sehnsucht, das sich mit Kasi-
auftragte Peter Joseph Lenné mit der no, Klosterhof, Treibhaus und Oran-
Umgestaltung. Im Süden entstand da- genhaus, Remise, Schloss sowie
raufhin am Schloss Glienicke im da- Großer und Kleiner Neugierde an der
mals herrschenden Geschmack nach Glienicker Brücke kurz vor Potsdam
englischem Vorbild ein „Pleasure- erstreckt.
ground“, eine Art als Sommerwoh-
nung unter freiem Himmel dienender Schloss Glienicke (6)
Gartenbereich. Nach Fürst Harden- 300 Meter vor der legendären
Brücke über den Jungfernsee befindet
sich an der Königstraße der Hauptein-
gang zum eleganten kleinen Schloss
Glienicke, vor dessen Vorderfront
Schinkels große Fontäne von zwei
wasserspeienden vergoldeten Löwen
(4) eingerahmt wird.
Wasserspeiender, vergoldeter Löwe Ab 1825 erfolgten nach den Entwür-
vor dem Schloss Glienike fen des großen Baumeisters die Um-
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Karte Seite 292 Vom Wannsee zur Glienicker Brücke 297

gestaltung des alten Gutshauses zum

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Schloss im klassizistischen italieni-
schen Landhausstil, die Erweiterung ei-
nes älteren Billardhauses zum Kasino
(7) sowie der Bau der Großen Neu-
gierde (2) und Kleinen Neugierde
(3). Im Pleasureground, der König-
straße zugewandt, konnten Neugie-
rige von beiden Pavillons aus vortreff-
lich beobachten, welch erlauchte Ge-
sellschaft sich gerade zwischen den
königlichen Residenzen Berlin und
Potsdam hin und her bewegte.
Zwischen 1835–1850 entstanden
Persius’ Stibadium (5) und von Arnims
venezianischer, reich mit Kunstwerken
aus dem oberitalienischen Raum ge-
schmückter Klosterhof (8).
Im Schloss selbst kann man im Res-
taurant Goldener Greif exquisit spei-
sen und die Gemächer des Prinzen Glienicker Brücke
Carl und seiner Gemahlin besichtigen. Über die Glienicker Brücke sind Ber-

Ausflüge
Südlich der Königstraße ist im Jagd- lin und die brandenburgische Landes-
schloss Glienicke (1) eine Heimvolks- hauptstadt Potsdam über eine Havel-
hochschule und eine internationale enge hinweg miteinander verbunden.
Begegnungsstätte untergebracht. Dass die 1907/08 erbaute, vergleichs-
Die Glienicker Parkanlagen sind seit weise schlichte Brücke Weltbekannt-
1990 als Bestandteil des bau-, kunst- heit erlangte, rührt aus den Zeiten der
und kulturgeschichtlichen Ensembles deutschen Teilung her, als die feind-
der Potsdamer Schlösser und Gärten lichen Militärblöcke zwischen ihren
ein von der UNESCO geschütztes schmiedeeisernen Brückenköpfen in
Weltkulturerbe der Menschheit. spektakulären Aktionen Spione und
politische Häftlinge austauschten.
Schloss Glienicke, Königstraße 36, Tel. Heute bietet sich die Glienicker
805 30 41, April–Okt. Di.–So. 10–18 Uhr,
Nov.–März Sa./So. 10–17 Uhr (Bus 316 ab
Brücke vor allem als schöner Aus-
S1, S7 Wannsee; Tram 93 ab Potsdam HBF). sichtspunkt auf die Potsdamer Schlös-
ser- und Gartenlandschaft an: im Sü-
Essen und Trinken: den auf Park und Schloss Babelsberg,
Restaurant Goldener Greif, Königstr. 36,
im Westen auf die Ausläufer des Neu-
Tel. 805 40 00, Mi.–So. 12–22 Uhr (Bus 316
ab S1, S7 Wannsee; Tram 93 ab Potsdam en Gartens, im Norden bis zur Sacro-
HBF). wer Heilandskirche.
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298 Potsdam

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Potsdam 299

Potsdam
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Schloss Sanssouci

Die Sacrower Heilandskirche


am Wannseeufer

Über die Glienicker Brücke


geht’s nach Potsdam
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300 Überblick, Ein Bummel durch die Stadt

Überblick sen Kriegsruine erst 1960 als Zeichen


für die „endgültige Überwindung des
Inmitten von Seen und sanften Hügel- preußisch-deutschen Militarismus“ in
ketten liegt Potsdam im Havelland mit die Luft gesprengt wurde.
seiner einzigartigen, von der UNESCO Denn auch dafür steht das histori-
zum Weltkulturerbe der Menschheit sche Potsdam: jenen unter dem Solda-
erklärten Schlösser- und Garten- tenkönig Friedrich Wilhelm I. erstmals
landschaft. Nördlich des schmucken Gestalt annehmenden, auf Zucht und
kleinen Zentrums der brandenburgi- Ordnung getrimmten militaristischen
schen Landeshauptstadt dehnt sich Geist, der Deutschland in zwei Welt-
der Neue Garten mit Marmorpalais kriege trieb. Im efeuumrankten Fach-
und Schloss Cecilienhof aus, östlich werkschloss Cecilienhof handelten
Park und Schloss Babelsberg und 1945 Truman, Stalin und Churchill bzw.
schließlich westlich die schönste, be- Attlee das Potsdamer Abkommen aus,
deutendste und berühmteste der Pots- welches die weiteren Geschicke
damer Anlagen, der Park Sanssouci, Deutschlands festlegte.
der mit einem atemberaubenden Park- Und noch in einer anderen Hinsicht
Meublement aus Häusern, Tempeln, schrieb Potsdam Geschichte, nament-
Galerien, Belvederes und gleich meh- lich Filmgeschichte. Im Stadtteil Ba-
reren Schlössern besticht. belsberg lernten Anfang des 20. Jahr-
„Sans souci“ – ohne Sorge – nannte hunderts die Bilder laufen und ent-
Friedrich der Große sein selbstentwor- wickelte sich unter der UFA das seiner-
fenes Traumschloss, das ab 1744 auf zeit größte Filmstudio Europas. Heute
einem terrassierten Weinberg vor den lockt es die Besucher unter dem Na-
Stadttoren entstand und wie kein an- men Studio Babelsberg zur vergnüg-
deres die glanzvolle Seite des frideri- lichen Studio-Tour.
zianischen Preußens widerspiegelt:
Aufklärung und Toleranz, Förderung
der Schönen Künste, Wissenschaft
und Philosophie. Vorher hatte sein Ur-
Ein Bummel
großvater, der Große Kurfürst Friedrich durch die Stadt
Wilhelm (1620–1688), das winzige,
erstmals 993 als slawische Ansiedlung Wandert man vom Bahnhof Potsdam
erwähnte Fischer- und Bauernnest – Stadt (14) über die Lange Brücke, er-
„jottwehdeh“ (janz weit draußen) – blickt man linker Hand sogleich das
bereits zur Residenz der Hohenzollern Hotel-Mercure-Hochhaus, zu dessen
gemacht. Sie manifestierte sich im Bau Füßen sich die Anlegestelle der Aus-
eines mächtigen Stadtschlosses, des- flugsdampfer (13) für die Havelseen-
und Schlösserrundfahrten (April–
Fußgängerzone, Sept.) befindet. Auf der gegenüberlie-
im Hintergrund das Brandenburger Tor genden Seite fällt an der Breiten
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Atlas Seite XXII Ein Bummel durch die Stadt 301

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Straße der Blick auf den 1685 von Jo- stein“ wollte es Auftraggeber Friedrich
hann Arnold Nehring erbauten, siena- Wilhelm IV. errichtet wissen. Bereits im
und ockerfarbenen barocken Mar- Oktober 1842 wurde die Dampfma-
stall. Er beherbergt das Filmmuseum schine erstmals in Gang gesetzt und

Potsdam
Potsdam, das anhand von Fotos, Dreh- ließ die große Fontäne vor Schloss
büchern, Kostümen und vielem mehr Sanssouci auf fast vierzig Meter auf-
die hundertjährige Geschichte der steigen.
Filmstudios in Babelsberg zeigt. Filmmuseum Potsdam, Breite Straße/Ecke
Spaziert man von dort die Breite Friedrich-Ebert-Str., Tel. 0331/2718112, www.
Straße weiter hinab, erwartet einen filmmuseum-potsdam.de, tgl. 10–18 Uhr.
kurz vor deren Ende eine kuriose Er- Dampfmaschinenhaus, Breite Straße 28,
Mai–Okt. Sa/So 10–18 Uhr. Besichtigung
scheinung. Am Ufer der Neustädter nur mit Führung.
Havelbucht erhebt sich eine 1841–
1843 von Ludwig Persius errichtete Alter Markt
kleine „Moschee“ – die tatsächlich ein Zurück an der Langen Brücke, ist die
Dampfmaschinenhaus ist, Pumpwerk 77 Meter hohe Tambourkuppel der
für die Fontänen im nahen Park Sans- Nikolaikirche (20) am Alten Markt
souci. „Nach Art der türkischen Mo- kaum zu übersehen. Der von 1830 bis
scheen mit einem Minarett als Schorn- 1850 in mehreren Etappen von den
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302 Ein Bummel durch die Stadt

Schinkel-Schülern Ludwig Persius und fahrt an der Nordflanke des im Zwei-


Friedrich August Stüler errichtete Sa- ten Weltkrieg zerstörten Potsdamer
kralbau zählt zu den Meisterwerken Stadtschlosses. Bei einem alliierten
des preußischen Klassizismus. Die Plä- Bombenangriff im April 1945 ging das
ne dazu stammen von Meister Karl imposante Bauwerk, das sich einst
Friedrich Schinkel persönlich, der sich über die gesamte heutige Grünfläche
vom Pariser Pantheon und der Londo- hinweg bis zum Ufer der Havel aus-
ner St. Pauls-Kathedrale für St. Nikolai dehnte, in Flammen auf und wurde
inspirieren ließ. Ende des Zweiten Welt- 1960 vollends abgerissen.
kriegs schwer beschädigt, dauerte der Den ursprünglichen Bau ließ 1662–
Wiederaufbau des protestantischen 1669 der Große Kurfürst Friedrich Wil-
Gotteshauses viele Jahre, erst 1981 helm errichten. In der Regierungszeit
konnte es wieder eingeweiht werden. seines Sohns und Nachfolgers, König
Der außen quadratische Kirchenbau Friedrichs I., wurde das Schloss konti-
folgt im Inneren der Form eines grie- nuierlich umgebaut und erweitert, wo-
chischen Kreuzes. Die Ausmalung der bei als herausragende Leistung des hu-
Apsis entstand nach einer Schinkel- genottischen Baumeisters Jean de
Skizze, und ein weiteres Schinkel-Werk, Bodt 1701 das seit 2002 nun wieder-
das die Zerstörungen 1945 überdauer- errichtete Fortunaportal entstand. Sei-
te, ist die Kanzel im Chorraum. ne Vollendung erfuhr das Stadtschloss
Östlich der Nikolaikirche erheben schließlich unter Friedrich dem Gro-
sich am Alten Markt das Alte Rathaus ßen, der es von 1744 bis 1752 unter
(19), 1753–1755 durch Jan Bouman Federführung der Architekten Kno-
errichtet und von einer vergoldeten belsdorff und Boumann abermals er-
Atlas-Figur gekrönt, und benachbart weitern ließ.
das Knobelsdorffhaus (18) von 1750, 17 Jahre lang währte die Debatte für
das den Namen seines Baumeisters und gegen den Wiederaufbau der Pots-
trägt. Von Knobelsdorff stammt auch damer Hohenzollernresidenz. Nach
der 1753–1755 geschaffene Mar- Beschlüssen der Stadtverordnetenver-
morobelisk im Zentrum des Platzes. sammlung im April 2000 und schließ-
St. Nikolaikirche, am Alten Markt, im Som-
lich einer Bürgerbefragung im Novem-
merhalbjahr tgl. 10–19 Uhr, im Winterhalb- ber 2006 ist nun endgültig entschie-
jahr tgl. 10–17 Uhr. den: Das barocke Stadtschloss wird
neu erstehen. In der vierflügeligen ba-
Potsdamer Stadtschloss (17) rocken Knobelsdorff-Kubatur soll es
Auf der Altem Rathaus und Nikolai- zwischen Altem Markt und Lustgarten
kirche vorgelagerten freien Fläche un- bis Ende 2012 wieder Gestalt anneh-
ternahmen die Stadtväter am 8. Sep- men. 120 Mio. Euro kostet das stolze
tember 2000 den ersten Spatenstich Projekt, und wenn es fertig sein wird,
zum Wiederaufbau des Fortunapor- zieht der brandenburgische Landtag in
tals, der 28 Meter hohen Hauptzu- die neue alte Preußenresidenz ein.
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Atlas Seite XXII Ein Bummel durch die Stadt 303

Zwischen Bassinplatz sen Schüler Georg Christian Unger. Be-


und Luisenplatz reits 1744 wurde vor dem Tor der Lui-
Im Herzen der Innenstadt erstreckt senplatz angelegt. Von dort gelangt
sich Potsdams Flanier- und Bummel- man in wenigen Minuten zum Grünen
meile, die Brandenburger Straße. Gitter, einem der Eingänge in den Park
Über 750 Meter führt die mit restau- Sanssouci.
rierten historischen Bürgerhäusern, Lä- In der Brandenburger Straße 3 nahe
den und Boutiquen, Restaurants und dem Tor hält die Tourist-Information
Cafés geschmückte Fußgängerstraße (7) zahlreiche Auskünfte, Tipps, Infor-
ostwärts vom Brandenburger Tor am mationen und Publikationen für die
Luisenplatz bis zur Kirche St. Peter Potsdam-Besucher bereit.
und Paul (22) am Bassinplatz. 1867– Tourist-Information, Brandenburger Straße
1870 wurde das Gotteshaus für die 3 (Am Brandenburger Tor), 14467 Potsdam,
katholische Gemeinde nach Entwür- Tel. (0331) 27 55 80, www.potsdamtouris
fen von Friedrich August Stüler und Wil- mus.de, April–Okt. Mo.–Fr. 9.30–18 Uhr,
Sa./So. 9.30–16 Uhr, Nov.–März Mo.–Fr.
helm Salzenberg im bunten Mix aus 10–18 Uhr, Sa./So. 9.30–14 Uhr.
byzantinischen und romanischen Stil- Probsteikirche St. Peter und Paul, Bassin-
elementen errichtet. Drei Gemälde platz 2, Di.–Sa. 10–18 Uhr, So. 12–16 Uhr.
von Antoine Pesne sind die wertvolls-
ten Stücke der Innenausstattung. Holländisches Viertel
Südöstlich steht am Bassinplatz/ Nördlich vom Bassinplatz liegt mit
Ecke Charlottenstraße der kleine Kup- dem Holländischen Viertel ein weite-
pelbau der Französischen Kirche res architektonisches Kleinod: 134 rote
(21). Georg Wenzeslaus von Knobels- Giebelhäuschen im typisch holländi-
dorff schuf das Gotteshaus 1752/53 schen Stil in vier Karrees angeordnet,
für die französisch-reformierte Ge- die der Soldatenkönig 1734–1742
durch den Amsterdamer Jan Bouman

Potsdam
meinde. Innen wurde es 1833 von Karl
Friedrich Schinkel umgestaltet; die res- errichten ließ. Sie sollten viele tüchtige
taurierte Grüneberg-Orgel datiert auf niederländische Handwerker auf-
das Jahr 1783. nehmen, von denen sich Friedrich
In entgegengesetzter Richtung wird Wilhelm I. Wirtschaftswachstum und
die Brandenburger Straße am Luisen- Wohlstand versprach. Doch die Ein-
platz vom Brandenburger Tor (6) ab- wanderer kamen nicht so zahlreich
geschlossen. Mit seinem Vollendungs- wie erhofft, weshalb das Viertel letzt-
jahr 1770 ist es älter als der bekannte endlich mit Soldaten bevölkert wurde.
Berliner Namensvetter. Auch darf sich Zu DDR-Zeiten völlig heruntergekom-
das nach Art der römischen Triumph- men, ist es unterdessen sorgfältig res-
bögen geschaffene Tor gleich zweier tauriert und lädt mit Lokalen, Kunst-
Baumeister rühmen: Die stadtwärtige handwerks-, Mode- und Designerlä-
Seite stammt von Karl von Gontard, den zum kleinen Bummel ein. Das
die üppig verzierte Feldseite von des- Jan-Bouman-Haus (24) in der Mittell-
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304 Ein Bummel durch die Stadt

straße 8 vermittelt viel Atmosphäre der xandrowka. Friedrich Wilhelm III. ließ ih-
Zeit um 1735 und zeigt außerdem ei- re reich beschnitzten Holzblockhäuser
ne Ausstellung über die Geschichte 1826 nach russischen Plänen errichten,
der Immigranten. Um die Ecke in der um zwölf Sänger eines russischen Sol-
Benkertstraße 3 präsentiert das Pots- datenchors an seinem Hof zu halten.
dam-Museum (26) in einem histori- Damit sie sich wie zu Hause fühlten,
schen Holländerhaus Stadtgeschichte. wurde ihnen sogar ein zwiebeltürm-
In unmittelbarer Nähe zum Hollän- chengekröntes russisch-orthodoxes
dischen Viertel thront an der Friedrich- Kirchlein, die Alexander-Newski-Kapel-
Ebert-Straße das Nauener Tor, nach le (34), gebaut. Sie steht oberhalb der
zwei Vorgängerbauten 1754/55 im Kolonie auf dem Kapellenberg.
neugotischen Stil errichtet. Am Platz Die Blockhäuser werden privat be-
vor dem Tor wartet das traditionsrei- wohnt. Russische Kolonie Nr. 2 birgt
che Café Heider auf Schleckermäuler. ein Privatmuseum, das sich der Ge-
Im 1731 von einem holländischen schichte der Alexandrowka von ihrer
Tischlermeister erbauten Haus befin- Entstehung bis heute widmet. Als ein-
det sich bereits seit 1903 eine Kondi- zigartig erhaltenes Beispiel „romanti-
torei. In den 1960er Jahren übernahm scher russischer Bauernhäuser“ setzte
sie Karl Heider und machte das Café die UNESCO die Kolonie Alexandrow-
dank seiner Tortenbäckerkunst weit ka 1999 auf die Welterbe-Liste.
über die DDR-Grenzen hinaus be- Museum Alexandrowka, Russische Kolo-
kannt. Trotz Besitzerwechsel in den nie 2, Di.–So. 10–18 Uhr.
Nachwendejahren ist es mit seiner rie-
sigen Tortenauswahl auch heute noch Pfingstberg
eine Sünde wert. Hinter dem Kapellenberg steigt der
Pfingstberg an. Am 1743 geweihten
Jan-Bouman-Haus, Mittelstraße 8, Mo.–Fr.
Jüdischen Friedhof und dem kleinen
13–18 Uhr, Sa./So. 11–18 Uhr.
Potsdam-Museum, Benkertstraße 3, Di.– Pomonatempel (33) vorbei – Erst-
So. 10–18 Uhr. lingswerk 1801 des damals 19-jährigen
Karl Friedrich Schinkel – erhebt sich
Café Heider, Friedrich-Ebert-Straße (am
kurz darauf die bildschöne Doppel-
Nauener Tor), Tel. (0331) 270 55 86, www.
cafeheider.de, Mo.–Fr. ab 8 Uhr, Sa. ab 9 turmanlage des Belvedere auf dem
Uhr, So. ab 10 Uhr. Pfingstberg (32), heute ebenfalls
UNESCO-Welterbe. Die prächtige
Russische Kolonie Alexandrowka Doppelturmanlage mit weiten Kolon-
Das Nauener Tor durchschritten, naden wurde unter den Baumeistern
stößt man am Ende der Friedrich-Ebert- Ludwig Persius, August Stüler und Lud-
Straße auf die Russische Kolonie Ale- wig Hesse ab 1847 im Stil einer italieni-
schen Renaissance-Villa erbaut. König
Friedrich Wilhelm IV. wollte sich damit
Wasserfontäne im Park Sanssouci den Traum erfüllen, von einem sol-
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Atlas Seite XX und XXII Park Sanssouci 305

345be Foto: kj

chen Lustschloss herab die fantasti- Park Sanssouci


sche Sicht auf Stadt und Land ge-
nießen zu können. 1861 verstarb er je- Dies gleich vorweg: Natürlich ist es
doch zwei Jahre vor der Fertigstellung. nicht möglich, den 290 Hektar großen
In Grenznähe zu Westberlin gele-

Potsdam
und wahrhaftig einzigartigen Park mit
gen, verfiel die „Schöne Aussicht“ ab all seinen Schlössern, Belvedere, Oran-
den 1950er-Jahren. Nach der Wieder- gerie, Pagoden, Fontänen, Sonnenlau-
vereinigung konnte sie dank der rühri- ben, Bädern, Tempeln und Skulpturen
gen Arbeit des Fördervereins Pfingst- hier erschöpfend zu beschreiben. In-
berg e.V. und zahlreicher Spenden res- teressierten, die tiefer in die Geschich-
tauriert und der Öffentlichkeit wieder te des immerhin über vier Genera-
zugänglich gemacht werden. Und der tionen entstandenen Parks einsteigen
Aufstieg lohnt sich! Der Panorama- möchten, sei das Besucherzentrum
blick weit über Potsdam und das Ha- (4) der Stiftung Preußische Schlösser
velland hinweg ist atemberaubend. und Gärten an der Historischen
Mühle (4) empfohlen. Auch die Füh-
Belvedere auf dem Pfingstberg, April/
Mai, Sept./Okt. tgl. 10–18 Uhr, Juni–Aug. tgl.
rungen durch den Park und die
10–20 Uhr, März und Nov. Sa./So. 10–16 Schlösser starten dort (im Besucher-
Uhr. zentrum anmelden; für öffentliche Füh-
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306 Park Sanssouci

rungen durch die einzelnen Schlösser Rheinsberg errichtet, an dem die


jeweils am entsprechenden Schlos- Hauptallee, der schnurgerade Haupt-
seingang zu den angegebenen Öff- weg durch die riesige Anlage beginnt.
nungszeiten). Weitere Informationen Über zweieinhalb Kilometer hinweg
sind im Internet abrufbar unter verbindet sie die Potsdamer Innen-
www.spsg.de. stadt mit dem Neuen Palais am west-
Besucherzentrum Stiftung Preußische
lichen Parkende. Vorbei an zwölf
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Marmorbüsten, grüßt einen kurz nach
An der Orangerie 1, 14469 Potsdam, Tel. dem Portal der von zwei Najaden flan-
(0331) 969 42 02, www.spsg.de, April–Okt. kierte Wassergott Neptun auf der
tgl. 8.30–18 Uhr, Nov.–März tgl. 8.30–17 Uhr.
Neptungrotte. Dahinter erhebt sich
die 1755–1764 für König Friedrich II.
Friedenskirche (9)
errichtete Bildergalerie. Das von Jo-
Gleich hinter dem Parkeingang am
hann Gottfried Büring geschaffene
Grünen Gitter erhebt sich die Frie-
Bauwerk wirkt außen vergleichsweise
denskirche. 1845 war Grundsteinle-
schlicht. Doch umso glanzvoller zeigt
gung für die dreischiffige Säulenbasili-
es sich innen mit Marmorböden,
ka, der Hofarchitekt Ludwig Persius
Skulpturen und Goldornamentik. Zu
nach dem Vorbild des frühchristlichen
den Höhepunkten der Gemäldesamm-
Gotteshauses San Clemente in Rom
lung, deren Grundstock einst Fried-
mit freistehendem Glockenturm, Kreuz-
rich II. legte, zählen Werke von Rubens,
gang und Säulenhof die Gestalt gab.
Anton van Dycks „Pfingsten“ und Cara-
Nach Persius’ Tod 1848 wurde die
vaggios „Ungläubiger Thomas“.
Friedenskirche bis 1854 durch Frie-
drich August Stüler und Ludwig Ferdi- Bildergalerie, Mai–Okt. Di.–So. 10–
nand Hesse vollendet. Im 1888–1890 18 Uhr.
hinzugefügten Mausoleum stehen die
Sarkophage des „99-Tage-Kaisers“
Schloss Sanssouci (6)
Friedrich III. und seiner Gemahlin Vic-
Die Bildergalerie flankiert östlich das
toria sowie seit seiner Überführung
berühmte Schloss Sanssouci. Wie ge-
1991 von der schwäbischen Hohen-
duckt liegt das bekannteste aller Pots-
zollernburg nach Potsdam außerdem
damer Schlösser zum Park hin vor ei-
der Sarkophag des Soldatenkönigs
ner großen Fontäne hinter sechs im
Friedrich Wilhelm I.
Winter verglasten Terrassen, die über
Friedenskirche, Mo.–Sa. 11–16 Uhr, So. eine ausladende Freitreppe erklommen
12–16 Uhr. werden müssen. Vier Jahre nach Re-
gierungsantritt beauftragte Friedrich II.
Neptungrotte und Bildergalerie (7) 1744 seinen Freund, den Architekt
Wenige Schritte sind es von hier zum Georg Wenzeslaus von Knobels-
Obeliskportal (8), 1747 nach dem dorff, dieses Bauwerk nach seinen
Vorbild des Gartenportals von Schloss Ideen zu verwirklichen. Ein Weinberg
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Atlas Seite XX und XXII Park Sanssouci 307

vor den Toren der Stadt wurde als den nach Knobelsdorff-Plänen errich-
Lokalität auserkoren und 1745 der tet, ursprünglich als Orangerie. Aus-
Grundstein zum Schloss gelegt. Am führender Baumeister 1747 war Bou-
1. Mai 1747 konnte Friedrichs Som- mann, drei Jahrzehnte später wurde
merresidenz bereits feierlich einge- das spätbarock-frühklassizistische Ge-
weiht werden. bäude zum königlichen Gästehaus
Schloss Sanssouci wurde zum Lieb- umgebaut.
lingsdomizil des preußischen Königs. Neue Kammern, April Sa./So. 10–18 Uhr,
Kein anderes Schloss ist so sehr mit Mai–Okt. Di.–So. 10–18 Uhr.
der Persönlichkeit Friedrichs des Gro-
ßen verbunden. Hier führte er auf lan- Historische Mühle (4)
gen Spaziergängen durch den Park Hinter den Neuen Kammern fällt die
seine Debatten mit dem befreundeten Historische Mühle ins Auge. Die
Philosoph Voltaire. Hier wollte er sans Holländermühle ließ 1887/91 Friedrich
souci – ohne Sorge – sein und in einer Wilhelm II. anstelle einer älteren Bock-
Gruft auf der obersten Weinbergter- windmühle errichten, welche im 18.
rasse auch die letzte Ruhe finden. Erst Jahrhundert weit über die Grenzen
1991 ging dieser Wunsch mit der Preußens hinaus für Gesprächsstoff
Überführung seiner sterblichen Über- sorgte. Denn ihr Klappern störte den
reste vom schwäbischen Hohenzol- König, weshalb Friedrich der Große ei-
lernschloss Hechingen nach Potsdam nen Prozess gegen den Müller an-
in Erfüllung. strengte und – beispiellos im Zeitalter
Im Rahmen einer Führung kann man des Absolutismus – ihn verlor. Bei der
die original erhaltenen Schlossräum- Mühle in ihrer heutigen Gestalt han-
lichkeiten besichtigen, Glanzpunkte delt es sich um eine Rekonstruktion
der Ausstattungskunst des 18. Jahr- der im Zweiten Weltkrieg ausgebrann-

Potsdam
hundert, und dabei eintauchen ins ten Holländermühle. Eine Mühlenaus-
friderizianische Rokoko. stellung mit Mahlwerk lädt zur Besich-
Schloss Sanssouci, April–Okt. Di.–So. 10– tigung ein; von der umlaufenden Ga-
18 Uhr, Nov.–März Di.–So. 10–17 Uhr. Das lerie eröffnet sich ein schöner Blick auf
Schloss ist nur mit Führung zu besichtigen die Potsdamer Parklandschaft.
(letzte Führung 17 bzw. 16 Uhr), der be- An der Historischen Mühle befindet
grenzte Kartenverkauf gilt nur für den Tag
des Erwerbs. Es empfiehlt sich deshalb, mög- sich auch das Besucherzentrum.
lichst früh am Schalter zu sein und das Ticket Historische Mühle, April–Okt. tgl. 10–18
zu kaufen, denn der Andrang ist groß. Den Uhr, Nov.–März Sa./So. 10–16 Uhr (Dezem-
Damenflügel kann man Mai–Okt. Sa./So 10– ber geschlossen).
18 Uhr bewundern, Schlossküche und Wein-
keller April–Okt. Di.–So. 10–18 Uhr.
Orangerie (3)
Neue Kammern (5) Wenige Spazierminuten westlich der
Auch die Schloss Sanssouci westlich Neuen Kammern liegt die jüngere,
flankierenden Neuen Kammern wur- von Persius, Stüler und schließlich Lud-
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308 Park Sanssouci

wig Ferdinand Hesse 1851–1864 im errichtet, darunter solch erstaunliche


Stil italienischer Renaissancevillen er- Festsäle wie der zwei Etagen hohe
baute Orangerie. Auf über 300 Meter Marmorsaal und die Marmorgalerie,
Länge dehnt sich das von Friedrich ein Rokoko-Theater mit 300 Plätzen
Wilhelm IV. in Auftrag gegebene Bau- und schließlich der kuriose Grotten-
werk aus, von seinem Turm genießt saal. Ursprünglich war er mit Glas-
man eine sehr schöne Aussicht auf schlacken, Muscheln und Korallen aus-
den Park. gelegt, im 19. Jahrhundert wurden die-
Orangerie und Aussichtsturm, April
se durch wertvolle Steine, Mineralien
Sa./So. 10–18 Uhr, Mai–Okt. Di.–So. 10– und Fossilien ersetzt.
18 Uhr. Auftraggeber Friedrich II. bewohnte
das Palais so gut wie nie, später nutzte
Belvedere (1) man es als Gästewohnung oder für
Von der oberen Terrasse der Oran- Festivitäten, und erst der letzte deut-
gerie führt eine Lindenallee über das sche Kaiser Wilhelm II. wählte es bis zu
1770 entstandene Drachenhaus (2) seiner Abdankung 1918 als bevorzug-
zum Belvedere auf dem Klausberg. ten Aufenthaltsort.
Friedrich der Große ließ den mit zwei
Neues Palais mit Marmorgalerie und
Altanen (Anbauten) versehenen, kup-
Grottensaal, April–Okt. Mi.–Mo. 10–18 Uhr,
pelgekrönten Rundbau 1770–1772 als Nov.–März Mi.–Mo. 10–17 Uhr; Königswoh-
ersten Potsdamer Aussichtspunkt auf nung (nur mit Führung) April–Okt. Mi.–Mo.
die schöne Umgebung errichten; zu- 10, 11, 14 und 16 Uhr; Pesne-Galerie mit
Gemälden von Antoine Pesne, Hofmaler Lud-
gleich der letzte Auftrag des Königs
wigs XIV. und fast fünfzig Jahre im Dienst der
zur Verschönerung seines geliebten preußischen Königsfamilie, April–Okt. Sa./
Parks Sanssouci. So. 10–18 Uhr.
Belvedere auf dem Klausberg, Mai–Okt.
Sa./So. 10–18 Uhr. Communs (18)
Hinter dem Neuen Palais liegen die
Neues Palais (17) Communs (1766–1769), zwei durch
Möchte man ohne den Umweg eine Kolonnade mit Triumphtor ver-
über das Belvedere direkt zum Neuen bundene Wirtschaftsgebäude, die an
Palais gelangen, nimmt man vom Dra- Prachtentfaltung das Neue Palais bei-
chenhaus aus den Weg über den Anti- nahe noch übertreffen. Sie werden
kentempel (16) (1768). Dieser und heute von der Universität Potsdam ge-
ihm gegenüber südlich der Hauptallee nutzt.
der Freundschaftstempel (15) flan-
kieren das gewaltigste Bauwerk im Schloss Charlottenhof (14)
Park, das Neue Palais. Es wurde auf Südlich vom Neuen Palais wurde
Veranlassung Friedrichs II. 1763–1769 dem Park 1825/26 ein neuer Ab-
von Büring, Manger, Gontard und Le- schnitt hinzugefügt: der Park Charlot-
geay als Prunkbau mit 300 Räumen tenhof. Eingebettet in die von Peter Jo-
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Atlas Seite XX und XXII Park Sanssouci 309

304be Foto: kj

seph Lenné gestaltete Landschaft liegt aus Landhaus, griechischem Tempel,


dort Schloss Charlottenhof, ursprüng- Arkadenhalle und Baderaum stammen
lich ein altes Gutshaus, das 1825 Kö- bereits von 1826 aus der Feder von
nig Friedrich Wilhelm III. erwarb. Karl Schinkel und Persius. 1829 begannen
Friedrich Schinkel verlieh dem Gebäu- die Bauarbeiten, 1840 war das von

Potsdam
de 1826–1829 sein von römischen lauschigen Ruheplätzen umgebene,
Patriziervillen inspiriertes, klassizis- üppig mit mediterranen Pflanzen ge-
tisches Erscheinungsbild. Mit den schmückte „Mini-Italien“ fertig gestellt.
ebenfalls von Schinkel entworfenen In- Römische Bäder, Mai–Okt. Di.–So. 10–18
nenräumen und Möbeln zählt es zum Uhr.
Hauptwerk des großen preußischen
Baumeisters. Chinesisches Teehaus (12)
Schloss Charlottenhof, Mai–Okt. Di.–So.
Von dem malerischen Gebäudeen-
10–18 Uhr. semble gelangt man schnell zum Chi-
nesischen Teehaus, einem der wichtigs-
Römische Bäder (13) ten Beispiele für die im 18. Jahrhun-
Nahebei spiegeln sich die Römi- dert in Europa herrschende China-Mo-
schen Bäder im Wasser des künstlich de. 1754–1764 entstand der zierliche,
angelegten Maschinenteichs. Erste
Entwürfe für das Gebäudeensemble Chinesisches Teehaus
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310 Neuer Garten

mit Palmsäulen und vergoldeten Musi- das Marmorpalais Gestalt an. Die früh-
kanten geschmückte Tambourkuppel- klassizistische königliche Sommerresi-
bau nach Plänen von Johann Gottfried denz mit prunkvollen Wohnräumen,
Büring. Im Inneren ist Porzellan des 18. Konzertsaal und Grottensaal zählt zu
Jahrhunderts ausgestellt. den besonderen Juwelen unter den
Chinesisches Teehaus, Mai–Okt. Di.–So.
Potsdamer Schlössern. Von 1881 bis
10–18 Uhr. zur Fertigstellung von Schloss Ceci-
lienhof 1917 fungierte es als sommerli-
Vom Teehaus ist es nicht mehr weit ches Domizil für das Kaiserpaar Wil-
auf die Hauptallee zum Obeliskportal helm II. und Auguste Viktoria.
oder zum Grünen Gitter in die Potsda- Die zum Marmorpalais gehörenden
mer Innenstadt zurück. Zweckbauten wurden nach dem da-
maligen Geschmack exotisch gestal-
tet. Die Schlossküche erscheint als
Neuer Garten halb verschüttete antike Tempelruine.
Die Gotische Bibliothek, ein Pavillon
Umrahmt vom Jungfernsee und dem am südlichen Parkende, diente der
Heiligen See dehnt sich der Neue Gar- Büchersammlung Friedrichs Wilhelm II.
ten aus. Der Wörtlitzer Gartenbau- Der Eiskeller zur Kühlung der Lebens-
meister Johann August Eyserbeck legte mittel, 1791/92 errichtet, gleicht einer
ab 1787 den über hundert Hektar Pyramide. Und die Orangerie (28),
großen Park im Auftrag Friedrich Wil- 1791–1793 erbaut, schmückt sich mit
helms II. an. Es war der erste englische einem von einer Sphinx bewachten
Landschaftspark der preußischen Kö- Ägyptischen Portal.
nige und darin gewissermaßen das Marmorpalais, Mai–Okt. Di.–So. 10–18
Gegenstück zur im Kern barocken An- Uhr, Nov.–März Sa./So. 10–16 Uhr, Besichti-
lage von Sanssouci. 1816 wurde der gung nur mit Führung.
Neue Garten von Peter Joseph Lenné
grundlegend überarbeitet. Dabei wur- Schloss Cecilienhof (30)
den unter anderem Blickverbindungen Krönender Abschluss und zugleich
zu den in jener Zeit im Entstehen jüngstes Bauwerk im Neuen Garten ist
begriffenen Schlössern und Parks an Schloss Cecilienhof nahe dem Jung-
den gegenüberliegenden Seeufern in fernsee. 1913-1917 hatte Kaiser Wil-
Sacrow, Babelsberg und auf der Berli- helm II. das romantische Fachwerk-
ner Seite in Glienicke geschaffen. schloss im englischen Landhausstil für
seinen Sohn, Kronprinz Wilhelm und
Marmorpalais (29) dessen Ehefrau Cecilie in Auftrag ge-
Zeitgleich mit dem Neuen Garten geben, noch bis Kriegsende 1945 war
nahm 1787–1793 am Ufer des Heili- es von den Hohenzollern bewohnt.
gen Sees nach Entwürfen von Karl von Zwei Monate später geriet es als Ta-
Gontard und Karl Gotthard Langhans gungsort der Potsdamer Konferenz in
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Atlas Seite XX und XXII Babelsberg 311

den Blick der Weltöffentlichkeit. Vom lichen Typen und Variationen. Dazu
17. Juli bis zum 2. August 1945 han- wird eine Auswahl feiner Speisen oder
delten die alliierten Staats- und Re- auch Deftiges aufgetischt.
gierungschefs Truman (USA), Stalin Meierei im Neuen Garten, Im Neuen Gar-
(UdSSR) und Churchill bzw. Attlee ten 10, im Sommer Mo.–Sa. 10–23 Uhr, So.
(Großbritannien) auf Schloss Cecilien- 10–22 Uhr, im Winter Di.–Do. 12–22 Uhr,
hof die Weltnachkriegsordnung aus. Fr./Sa. 12–23 Uhr, So. 10–20 Uhr.
Ihre Beschlüsse, darunter Entnazifizie-
rung, Entmilitarisierung sowie die Ab-
tretung deutscher Gebiete, die Auftei- Babelsberg
lung Deutschlands in Besatzungszo-
nen und Berlins in Sektoren, gingen als Park Babelsberg
„Potsdamer Abkommen“ in die Ge- Will man in Ruhe durch eine sanft
schichte ein. Die historischen Konfe- gewellte Gartenlandschaft spazie-
renzräume sind heute Museum, die ren, so gehe man in den Park Babels-
Privaträume des Kronprinzenpaares berg. Am Ostufer des Tiefen Sees und
können im Rahmen einer Führung be- der Glienicker Lake gelegen, ist er der
sichtigt werden. Außerdem ist im unspektakulärste Park in der Potsda-
Schloss ist ein exklusives Hotel-Restau- mer Schlösser- und Gärtenlandschaft.
rant untergebracht. Weder in Sanssouci, wo bereits mor-
gens vor Öffnung der Schlösser die er-
Schloss Cecilienhof, April–Okt. Di.–So.
10–18 Uhr, Nov.–März Di.–So. 10–17 Uhr,
sten Reisebusse anrollen, noch im
die Privaträume des Kronprinzenpaares Di.– Neuen Garten am Heiligen See wird
So. 10, 12, 14 und 16 Uhr. man so ungestört lustwandeln können.
Die 124 Hektar große Anlage wurde
Meierei (31) 1833 von Lenné begonnen und 1842–

Potsdam
Wer es zünftig mag, ist keine 200 1867 von Fürst Pückler-Muskau für
Meter entfernt in der Meierei am Ufer Prinz Wilhelm, den späteren Kaiser
des Jungfernsees richtig. Im 1790– Wilhelm I., erweitert und vollendet.
1792 errichteten, 1844 von Ludwig
Persius erweiterten Gebäude wurde Schloss Babelsberg
einst die Milche der Kühe, die im Neu- Nördlich im Park erhebt sich Schloss
en Garten weideten, gebuttert und Babelsberg. Als königliche Sommerre-
gekäst. Später beliebtes Ausflugslokal sidenz 1833/34 von Schinkel im neu-
und zu DDR-Zeiten verfallen, wurde gotischen Stil errichtet, fanden 1841
es Anfang des dritten Jahrtausends unter Ludwig Persius und 1845–1849
umfangreich restauriert. Seit der unter Johann Heinrich Strack umfang-
Wiedereröffnung 2004 als Gasthaus- reiche Erweiterungen statt. Von der
brauerei fließt drinnen wie draußen ebenfalls neugotischen Ausstattung
im Biergarten direkt am Wasser haus- der Innenräume blieb manches Se-
gebrauter Gerstensaft in allen mög- henswerte für die Nachwelt erhalten
298-313b.qxd 29.07.2009 11:39 Seite 312

312 Potsdam-Information

und kann nach umfassenden Sanie- unter DEFA-Regie, werden in den Hal-
rungsarbeiten seit 2007 wieder be- len heute Fernsehserien sowie große
sichtigt werden. internationale Produktionen gedreht.
Schloss Babelsberg, April–Okt. Di.–So. Während einer erlebnisreichen Stu-
10–18 Uhr. diotour durch den Filmpark Babels-
berg erhält man zwar weniger Einblick
Flatowturm in die Realität der Filmherstellung, be-
Zur Schlossanlage gehören weiter kommt dafür jedoch um so mehr Aben-
das 1841/42 als Damenhaus gestal- teuer, Fantasy und Action geboten.
tete Kleine Schloss (27), das Matro-
Filmpark Babelsberg, Großbeerenstraße,
senhaus (1842), in dem der Schiffer Tel. Besucherservice 721 27 38, www.film-
wohnte, der die Gondeln und Segel- park.de, tgl. 10–18 Uhr, an einigen Mon-
schiffe der Hausherren betreute, so- tagen im Jahr geschlossen. (S1 Babelsberg,
wie der von Baumeister Strack 1853– Bus 601, 619, 690).
1856 errichtete Flatowturm, der eine
der schönsten Aussichten auf Potsdam
bietet. Für den mittelalterlichen Potsdam-Information
Wohnturm mit Wehrgang und Spitz-

J
helm stand das Eschenheimer Tor in
Frankfurt/Main Pate. Verkehrsanbindung
mehr als 20 RegionalExpress-Verbindun-
Flatowturm, Mai–Okt. Sa./So. 10–18 Uhr. gen Berlin–Potsdam pro Tag mit der DB
S1 (Potsdam Hauptbahnhof)
Gerichtslaube
Auch die originale Berliner Gerichts- Info & Zimmervermittlung i
laube befindet sich hier. Ursprünglich Tourist-Information, Brandenburger Str. 3
stand sie einmal am alten Berliner Rat- (Am Brandenburger Tor), 14467 Potsdam, Tel.
(0331) 27 55 80, Fax 275 58 29, www.pots
haus. Als man dort das neue Rote Rat- damtourismus.de, Apr.–Okt. Mo.–Fr. 9.30–
haus erbaute, wurde die Gerichtslau- 18 Uhr, Sa./So. 9.30–16 Uhr, Nov.–März
be abgetragen und 1871/72 im Ba- Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sa./So. 9.30–14 Uhr.
belsberger Park wieder aufgestellt. Schriftlich erreicht man den Potsdam Tou-
rismus Service unter: Potsdam Tourismus Ser-
vice, Am Neuen Markt 1 – Kabinetthaus,
Filmpark Babelsberg 14467 Potsdam.
Auf dem Gelände der Medienstadt
Babelsberg wurde Filmgeschichte ge- Unterkunft N
schrieben. Im Februar 1912 fiel hier Hotel Bayrisches Haus, Im Wildpark 1,
die erste Klappe zum Asta-Nielsen- 14471 Potsdam, Tel. (0331) 550 50, www.
Streifen „Der Totentanz“, mit dem der bayrisches-haus.de. Im Jahr 1847 von König
Friedrich Wilhelm IV. als Geburtstagsge-
Aufstieg Babelsbergs zum damals größ- schenk für seine Frau Elisabeth Luise von
ten Filmstudio Europas begann. Bis Bayern errichtetes, seit seiner Restaurierung
1945 unter UFA- und zu DDR-Zeiten 1990 gediegenes, holzgetäfeltes Hotel de
298-313b.qxd 29.07.2009 11:39 Seite 313

Atlas Seite XX und XXII Potsdam-Information 313

Luxe, wenige Kilometer westlich von Pots- Café Heider, Friedrich-Ebert-Straße (am
dam im Wildpark (ab 170 ⁄). Nauener Tor), Tel. (0331) 270 55 86, www.
Hotel am Luisenplatz, Luisenplatz 5, cafeheider.de, Mo.–Fr. ab 8 Uhr, Sa. ab 9
14471 Potsdam, Tel. (0331) 97 19 00, Fax 971 Uhr, So. ab 10 Uhr. Leckere Tortenvielfalt,
90 19, www.hotel-luisen platz.de. In vorzügli- leichte märkische und internationale Gerichte.
cher Lage in der historischen Innenstadt zwi- Klosterkeller, Friedrich-Ebert-Str. 94, 14467
schen Brandenburger Tor und Park Sans- Potsdam, Tel. (0331) 29 12 18, www.kloster
souci, die großzügig bemessenen Zimmer keller.potsdam.de, tgl. ab 11 Uhr. Deftiges
sind dezent mit Stilmöbeln ausgestattet, das aus Topf und Pfanne unter dem Kreuzrippen-
Restaurant ist empfehlenswert (ab 129 ⁄). gewölbe im 1736 erbauten Klosterkeller.
Filmhotel „Lili Marleen“, Großbeerenstr. Meierei im Neuen Garten, Im Neuen Gar-
75, 14482 Potsdam-Babelsberg, Tel. (0331) ten 10, Tel. (0331) 704 32 11, www.meierei-
74 32 00, www.filmhotel.potsdam.de. Für potsdam.de, im Sommer Mo.–Sa. 10–23
Filmfans, in gebührlicher Nähe zu den berüh- Uhr, So. 10–22 Uhr, im Winter Di.–Do. 12–
mten Babelsberger Filmstudios, ist der 1996 22 Uhr, Fr./Sa. 12–23 Uhr, So. 10–20 Uhr.
eröffnete Neubau mit allerlei Filmrequisiten Ausflugslokal und Brauereigaststätte in der
und Devotionalien ausgestattet (ab 77 ⁄). historischen Meierei im Neuen Garten, mit
Jugendherberge Potsdam – Haus der Ju- Biergarten am Jungfernsee.
gend, Schulstraße 9, 14482 Potsdam, Tel.
(0331) 581 31 00, www.jugendherberge.de.
Keine 50 Meter vom Bahnhof Potsdam-Ba- Aktivitäten w
belsberg entfernt liegt die im Sommer 2004 Dreistündige Schlösserrundfahrt mit dem
eröffnete Jugendherberge mit 16 Doppel- Potsdammobil „Alter Fritz“, Abfahrt ab
und 27 Vierbettzimmern (alle mit Dusche/ Hauptbahnhof/Ausgang Babelsberger Str.,
WC ausgestattet und teilweise rollstuhlge- tgl. 10.30, 11 und 14 Uhr, Tel. (0331) 97 43 76,
recht), Bett im Mehrbettzimmer inkl. Früh- www.schloesserrundfahrten.de.
stück und Bettwäsche ab 15 ⁄. Ebenfalls beliebt sind die Rundfahrten durch
Campingpark Sanssouci-Gaisberg, An der die Potsdamer Altstadt und den Park Sans-
Pirschheide/Templiner See 41, 14471 Pots- souci mit dem Elektrobähnlein „Potsdam-
dam-Pirschheide, Tel. (0331) 951 09 88, www. Schlosspark-Express“. Gestartet wird am Kut-
camping-potsdam.de. Großer Platz in idyl- scherhaus unterhalb der Historischen Mühle
lischer Lage am See, Mitte März–Anfang Okt. (hinter dem Besucherzentrum Sanssouci
direkt am Parkplatz), Mitte März bis Ostern

Potsdam
Essen und Trinken P sowie Okt./Nov. stdl. 11–15 Uhr, Mai–Sept.
10.30/11/12/12.30/13.30/14/15 und 16 Uhr,
Restaurant Friedrich Wilhelm im Hotel Info-Tel. (0331) 505 35 42, www.potsdam-
Bayrisches Haus, im Wildpark 1, 14471 Pots- schlosspark-express.de.
dam, Tel. (0331) 550 50, www.bayrisches- Potsdam per Pedales – Fahrradtouren und
haus.de, Di.–Sa. 12–14 Uhr und ab 18 Uhr. Fahrradverleih, im Hauptbahnhof Potsdam,
Herrschaftlich dinieren im historischen Land- Tel. (0331) 748 00 57, www.potsdam-per-pe
haus der Königin Elisabeth von Preußen. dales.de, Mai–Sept. tgl. 9.30–19 Uhr. Leihrä-
Chefkoch Alexander Dressel komponiert ex- der und geführte Radtouren durch Potsdam
quisit Regionales mit Mediterranem. Der Mi- und das Havelland.
chelin kürte die Kochkunst mit einem Stern. Weiße Flotte Potsdam, An der Langen
Speckers Landhaus, Jägerallee 13, 14469 Brücke 6, 14467 Potsdam, Tel. (0331) 275 92
Potsdam, Tel. (0331) 280 43 11, www. 10, www.schiffahrt-in-potsdam.de. Von An-
speckers.de, Di.–Sa. 12–14 Uhr und 18–23 fang April bis Ende September Havelseen, In-
Uhr. Raffiniertes aus regionalen und saisona- sel- und Schlösserrundfahrten sowie Tages-
len Produkten. Gault Millau zeichnete den kreuzfahrten durch Brandenburg, ab Anlege-
Feinschmeckertempel im ehemaligen Garde- stelle an der Langen Brücke, tgl. ab 9.45 Uhr,
Ulanen-Gasthaus mit 15 Punkten aus. Fahrplanauskunft (0331) 275 92 33.
314-336b.qxd 29.07.2009 11:42 Seite 314

314 Anhang

346be Foto: kj
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Anhang 315

Anhang
347be Foto: kj

348be Foto: kj

Blick auf den Osten der Stadt


aus der Reichstagskuppel

Die Mauer hinterm Zaun

Karneval der Kulturen


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316 Literaturtipps, Anzeige

Literaturtipps Fontane, Theodor: „Irrungen, Wir-


rungen“. Warum der Waschfrau
Nimptsch Pflegetochter Lene und der
Arnim, Bettina von: „Dies Buch junge Baron Botho aus dem feinen
gehört dem König“. 1843 erschiene- südlichen Tiergarten im kaiserlichen
ne Schilderung der Armut in Berlin, Berlin nicht zusammenkommen
die die Schriftstellerin an König Wil- können.
helm IV. persönlich richtete. Kerr, Alfred: „Mein Berlin. Schau-
Döblin, Alfred: „Berlin Alexander- plätze einer Metropole“. Die Berlin-
platz“. Wie der kleine Mann Franz Bi- Briefe des 1933 emigrierten Schrift-
berkopf im Berlin der 1920er-Jahre mit stellers und Theaterkritikers.
seinem Versuch „anständig zu sein“ Ostwald, Hans: „Der Urberliner“.
untergeht. 1911 erschienen, der Klassiker über
Fischer-Fabian, Siegfried: „Berlin-Ever- den Berliner Humor.
greens“. Amüsante Porträts über Ber- Reimann, Brigitte: „Franziska Linker-
liner Originale, von Mutter Gräbert hand“. Die Geschichte einer jungen
und Königin Luise bis August Borsig DDR-Architektin, die am Bau einer
und Heinrich Zille. Plattensiedlung beteiligt ist.
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Hilfe 325

HILFE!
Dieses Reisehandbuch ist gespickt mit unzähligen Adressen, Preisen, Tipps und
Infos. Nur vor Ort kann überprüft werden, was noch stimmt, was sich verändert hat, ob
Preise gestiegen oder gefallen sind, ob ein Hotel, ein Restaurant immer noch emp-
fehlenswert ist oder nicht mehr, ob ein Ziel noch oder jetzt erreichbar ist, ob es eine
lohnende Alternative gibt usw.
Unsere Autoren sind zwar stetig unterwegs und versuchen, alle zwei Jahre eine
komplette Aktualisierung zu erstellen, aber auf die Mithilfe von Reisenden können sie
nicht verzichten.
Darum: Schreiben Sie uns, was sich geändert hat, was besser sein könnte, was
gestrichen bzw. ergänzt werden soll. Nur so bleibt dieses Buch immer aktuell und zu-
verlässig. Wenn sich die Infos direkt auf das Buch beziehen, würde die Seitenangabe
uns die Arbeit sehr erleichtern. Gut verwertbare Informationen belohnt der Verlag mit
einem Sprechführer Ihrer Wahl aus der über 170 Bände umfassenden Reihe „Kau-
derwelsch“ (siehe unten).
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sprechen und verstehen rund um den Globus
Afrikaans Albanisch Amerikanisch – American Slang, More American Slang, Amerika-
nisch oder Britisch? Amharisch Arabisch – Hocharabisch, für Ägypten, Algerien, Golf-
staaten, Irak, Jemen, Marokko, Palästina & Syrien, Sudan, Tunesien Armenisch
Bairisch Balinesisch Baskisch Bengali Berlinerisch Brasilianisch Bulgarisch
Burmesisch Cebuano Chinesisch – Hochchinesisch, kulinarisch Dänisch Deutsch
– Allemand, Almanca, Duits, German, Nemjetzkii, Tedesco Elsässisch Englisch – British
Slang, Australian Slang, Canadian Slang, Neuseeland Slang, für Australien, für Indien
Färöisch Esperanto Estnisch Finnisch Französisch – kulinarisch, für den Senegal,
für Tunesien, Französisch Slang, Franko-Kanadisch Galicisch Georgisch Griechisch
Guarani Gujarati Hausa Hebräisch Hieroglyphisch Hindi
Indonesisch Irisch-Gälisch Isländisch Italienisch – Italienisch Slang, für Opernfans,
kulinarisch Japanisch Javanisch Jiddisch Kantonesisch Kasachisch

Anhang
Katalanisch Khmer Kirgisisch Kisuaheli Kinyarwanda Kölsch Koreanisch
Kreol für Trinidad & Tobago Kroatisch Kurdisch Laotisch Lettisch Lëtzebuer-
gesch Lingala Litauisch Madagassisch Mazedonisch Malaiisch Mallorquinisch
Maltesisch Mandinka Marathi Modernes Latein Mongolisch Nepali Nieder-
ländisch – Niederländisch Slang, Flämisch Norwegisch Paschto Patois Persisch
Pidgin-English Plattdüütsch Polnisch Portugiesisch Punjabi Quechua Ruhr-
deutsch Rumänisch Russisch Sächsisch Schwäbisch Schwedisch Schwiizertüütsch
Scots Serbisch Singhalesisch Sizilianisch Slowakisch Slowenisch Spanisch –
Spanisch Slang, für Lateinamerika, für Argentinien, Chile, Costa Rica, Cuba, Dominikanische
Republik, Ecuador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua, Panama, Peru, Venezuela, kuli-
narisch Tadschikisch Tagalog Tamil Tatarisch Thai Tibetisch Tschechisch
Türkisch Twi Ukrainisch Ungarisch Urdu Usbekisch Vietnamesisch
Walisisch Weißrussisch Wienerisch Wolof Xhosa
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326 Register (Gastronomie)

Register Café M 64, 270


Café Nord-Sud 28
Café Schönbrunn 259
Restaurants, Kneipen, Café Wintergarten im Literaturhaus
Cafés, Clubs 64, 239
Cantamaggio 28
Cape Town 29
A
Charlottchen 40
8mm Bar 63
Clärchens Ballhaus 65, 180
Al Contadino sotto le Stelle 27
Club der polnischen Versager 62
Alte Kantine 65
Club der Visionäre 264
Altes Zollhaus 25
Corroboree 27
Amrit 28
An einem Sonntag im August 63, 255 D
Anita Wronski 252 Dachkammer 63, 261
Ankerklause 266 Daitokai 28
Arena 60 Defne 32
Astro-Bar 62, 261 Delicious Doughnuts 66
Atame 29 Dicker Wirt 64
A-Trane 59 Diener 27, 242
Austria 29
E
B Eierschale 64
Badenscher Hof 59 Engelbrecht 189
Badeschiff 265 Eschloraque Rümschrümp 62
Bar am Lützowplatz 65 Ex’n’Pop 64
Bateau Ivre 62, 265
Berghain 66 F
Berliner Republik 189 Facil 25
Beth-Café 28, 181 Far Out 66
b-flat 59 Fassbender & Rausch 32, 199
Bierhimmel 265 First Floor 25
Blockhaus Nikolskoe 295 Fischers Fritz 25, 199
Blue Nile 27 Florian 27, 242
Borchardt 27, 199 Freischwimmer 62, 264
Funkturm-Restaurant 246
C Friedrich Wilhelm 313
Café Aedes 64, 242
Café am Neuen See 64, 229 G
Café am Ufer 266 Gabriel’s 28
Café Berio 270 Gagarin 252
Café Burger 62 Gainsbourg 65, 242
Café Einstein 64 Ganymed 189
Café Heider 304, 313 Gerichtslaube 165
Café Kranzler 238 Goko 28
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Register (Gastronomie) 327

Goldener Greif 297 Mysliwska 264


Gugelhof 253 Narva Lounge 259
GUY 25, 199
O
H Operncafé 145
Hafenbar 62 Oxymoron 62
Harry’s New York Bar 65
Hartmanns Restaurant 26 P
Hasir 32 Paris – Moskau 26
Haus der Kulturen der Welt 59 Paris Bar 242
Havanna 66 Pasternak 252
Heinz Minki 264 Paule’s Metal Eck 261
Henne 27 Prater 64, 255
Hoppetosse 265
Q
I, J
Qadmous 28
Joe Peñas Cantina y Bar 29
Quasimodo 59
Junction-Bar 60

K R
Kalkutta 28 Radialsystem 59
Kasbah 28 RAW-Tempel 60, 261
Klosterkeller 313 Razzia in Budapest 63
Knaack-Klub 60, 66 Reingold 62
Konnopke 32, 255 Roses 265
KulturBrauerei 60 Rote Harfe 62, 265
Kumpelnest 3000 64 Rutz 25, 191
Kunstfabrik Schlot 59
S
L Sage Club 66
Leydicke 64 Samowar 29
Lutter & Wegner Gendarmenmarkt San Remo Upflamör 62, 264
26, 199 Sarah Wiener
im Hamburger Bahnhof 192

Anhang
M, N Sarah Wieners
Madonna 265 Speisezimmer 27, 191
Mao Thai 32 Schinkelklause 145
Mar y Sol 241 Schleusenkrug 64, 229
Margaux 25 Schrörs 286
Maria am Ostbahnhof 60, 66 Schwarzes Café 64, 242
Matrix 259 Schwarz-Sauer 63, 255
Mauersegler 64 Slumberland 270
Möbel Olfe 62, 266 SO36 60, 265
Morena-Bar 62, 265 Sophieneck 27
Müggelsee Terrassen Rübezahl 288 Speckers Landhaus 313
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328 Register (Orts-, Sach-, Personen-)

STÄV 27, 189 Alexander-Newski-Kapelle 304


Strandbad Mitte 179 Alexanderplatz 169
Alliierten-Museum 51
T Alte Bibliothek 146
Tadschikische Teestube 144 Alte Nationalgalerie 48, 127, 130
Telecafé 163 Altes Museum 48, 127, 128
Terzomondo 242 Altes Palais 147
Trattoria à Muntagnola 28 Altes Stadthaus 166
Amerikanische Botschaft 156
V Anhalter Bahnhof 205
Van Gogh 65, 189 Anne Frank Zentrum 177
VAU 25, 199 Anreise 14
Volckswirtschaft 261 AquaDom 40, 158
Vox Bar 26, 65 Arbeit 118
Arbeitslosenquote 119
W
Architektur 109
Watergate 66, 264
Art forum berlin 35
Wild at Heart 265
Ausgehviertel 60
Wirtshaus Moorlake 296
Ausländer 101
Wirtshaus zur Pfaueninsel 295
Auswärtiges Amt 139
Würgeengel 62
Auto 86
X, Y, Z Auto (Anreise) 14
XII Apostel 242 Avus 246
Yorckschlösschen 59
Zenner 64 B
Zum Feuermelder 61, 259 Babelsberg 311
Zum Nußbaum 165 Bahn (Anreise) 15
Zur Gerichtslaube 165 BahnCard 15
Zur letzten Instanz 168 Bahnhof Friedrichstraße 185
Bahnhof Wittenbergplatz 236
Bahnhof Zoo 231
Orts-, Sach- Banken 35
Bar jeder Vernunft 78
und Personen-Register
Bars 65
A Bauakademie 139
Abgeordnetenhaus 203 Bauhaus-Archiv 51, 226
Adlon 155 Behinderte 18
Administration 97 Beisheim-Center 223
Admiralspalast 78, 187 Belvedere
Ägyptisches Museum 48, 127, 130 auf dem Klausberg 308
Ahawah 179 Belvedere
Akademie der Künste 155 auf dem Pfingstberg 304
Akzisemauer 125 Bendlerblock 226
Alex 170 Berggruen, Museum 50, 243
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Register (Orts-, Sach-, Personen-) 329

Berlin Story 151 C


Berlin Tourismus Marketing Cafés 62
Gesellschaft (BTM) 35, 81 Campingplätze 85
Berlinale 32 Centrum Judaicum 54, 180
Berliner 98 Charité 185
Berliner Ensemble 76, 187 Charlottenburg 50, 234
Berliner Kabarett Anstalt (BKA) 78 Checkpoint Charlie 54, 199
Berliner Philharmoniker 58 Checkpoint Charlie
Berlinische Galerie 52 Business Center 199
Berolinahaus 170 Chinesisches Teehaus 309
Besiedlung 98 Chöre 58
Bevölkerungsstruktur 100 Christopher Street Day-Parade 33
Bezirke 97 CityTourCard 90
Bezirksmuseum Mitte 144 Classic Open Air Berlin 33
Bibliothek 146 Clubs 65
Biergärten 64 Cölln 103, 125
Bildergalerie 306 Communs 308
Blindenwerkstatt Otto Weidt 177 Currywurst 30
Blockhaus Nikolskoe 295
Bode-Museum 48, 127, 131 D
Bootsfahrten 281 Dahlem 50, 274
Botanischer Garten 52, 274 Dahme 95
Botanisches Museum 52, 274 Daimler-City 219
Botschaften 18 Dalí-Museum 52
Boxhagener Platz 259 Dampfmaschinenhaus 301
Brandenburger Tor 152, 154 Dancefloor 65
Brandenburgische Kurfürsten 104 DDR 113, 117, 169, 185
Brecht-Weigel-Gedenkstätte 190 DDR-Museum 52, 158
Bröhan-Museum 52, 243 Denkmal für die ermordeten
Brücke-Museum 52 Juden Europas 55, 216
Brunnen Detlev-Rohwedder-Haus 203
der Völkerfreundschaft 171 Deutsche Guggenheim Berlin 150
BTM 35, 81 Deutsche Kaiser 110

Anhang
Bundesministerium Deutsche Oper 79, 242
für Verkehr 191 Deutsche Staatsoper 80, 145
Bundesministerium Deutscher Dom 197
für Wirtschaft 191 Deutsches Currywurst Museum 31
Bundespräsidialamt 227 Deutsches Historisches
Bundesrat 203 Museum 53, 142
Bundestag 152 Deutsches Symphonie-Orchester
Bus 89 Berlin (DSO) 58
Bus (Anreise) 17 Deutsches Technikmuseum 53, 268
Busbahnhof 17 Deutsches Theater 76, 189
Bus-Stadtrundfahrten 69 Deutschlandfest 35
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330 Register (Orts-, Sach-, Personen-)

Diplomatenviertel 209 Fläche 95


Distel 78, 187 Flatowturm 312
Dokumentationszentrum Flick Collection 192
Berliner Mauer 55, 192 Flughäfen 17
Dom, Berliner 133 Flughafen Tempelhof 268
Dom, Deutscher 197 Flugzeug 17
Dom, Französischer 197 Flüsse 95
Domäne Dahlem 274 Forschungs- und Gedenkstätte
DomAquarée 158 Normannenstraße 55, 282
Döner 30 Fort Hahneberg 278
Dorotheenstadt 140 Forum Fridericianum 145
Dorotheenstädtischer Friedhof 189 Foster, Sir Norman 213
DZ-Bank 156 Frankfurter Tor 258
Französische Kirche 303
E Französischer Dom 197
East Side Gallery 262 Französischer und
Einkaufen 19 Dorotheenstädtischer Friedhof 189
Einwanderungen 100 Frauen 42
Einwohnerzahl 98 Freilichtmuseum Domäne Dahlem 274
Eisenzahn 104 Friedenskirche 306
Ephraim-Palais 165 Friedhof 189, 282
Erichs Lampenladen 137 Friedl’hain 259
Ermelerhaus 168 Friedrich der Große 105, 106, 147
Ernst-Reuter-Platz 242 Friedrich I. 104, 105
Essen und Trinken 24 Friedrich II. 104
Ethnologisches Museum 50, 275 Friedrich Wilhelm 105
Europacenter 236 Friedrich Wilhelm I. 105
ExpressBus-Linien 89 Friedrichsbrücke 126
Friedrichsfelde 282
F Friedrichshagen 286
Fahrkarten 89 Friedrichshain 255
Fahrrad 87 Friedrichstadt 124, 193
Fahrrad-Rikschas 86 Friedrichstadtpalast 80, 188
Fahrradtaxis 86 Friedrichstadtpassagen 195
Fahrradtour 72 Friedrichstraße 185, 199
Fasanenstraße 239 Friedrichswerder 124
Fernlinienbusse 17 Friedrichswerdersche Kirche 48, 138
Fernsehturm 163 Fundbüros 35
Feste 32 Funkturm 246
Fête de la Musique 33
FEZ 40 G
Filmfestspiele 32 Galeriehaus Bastian 132
Filmmuseum Potsdam 301 Galeries Lafayette 195
Filmpark Babelsberg 40, 312 Gästehäuser 84
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Register (Orts-, Sach-, Personen-) 331

Gaststätten 25 Heckmannhöfe 181


Gauklerfest 33 Heimatmuseum
Gedenkstätte Charlottenburg-Wilmersdorf 243
Berlin-Hohenschönhausen 55 Helmut Newton Stiftung 50, 231, 243
Gedenkstätte Hi-Flyer 74
Deutscher Widerstand 55, 226 Historischer Hafen 53, 169
Gedenkstätte Historisches Museum 52
Haus der Wannseekonferenz 55 Hitler, Adolf 112, 202
Gedenkstätte Hoffmann, Sammlung 177
Normannenstraße 55, 282 Hohenschönhausen 55
Gedenkstätte Plötzensee 57 Holländisches Viertel 303
Gedenkstätte und Museum Hostels 84
Sachsenhausen 57 Hotel-Kategorien 81
Gedenkstätten 55 Hugenotten 100, 209
Geldwechsel 35 Hugenottenmuseum 197
Gemäldegalerie 48, 224, 226 Humboldt-Forum 138
Gendarmenmarkt 197 Humboldt-Schlösschen 279
Geografie 94 Humboldt-Universität 148
Gerichtslaube 312 Husemannstraße 254
Geschichte 103
I
Gipsformerei 50, 243
ICC 246
Glienicker Brücke 297
Informationsstellen 35, 81
Glockenturm 248
Innenstadt 98
Görlitzer Park 265
Institute for Contemporary Art 179
Gouverneurshaus 149
InterCitys 15
Grips Theater 76
Internationale Funkausstellung 34
Großer Stern 226
Internationale Tourismusbörse 32
Grüne Woche 32
Internationales Handelszentrum 185
Guggenheim 150
Internationales Kongresszentrum 246
Internet 37
H
Hackesche Höfe 175 J
Hamburger Bahnhof 50, 191, 224 Jakob-Kaiser-Haus 214

Anhang
Hauptbahnhof 211 James-Simon-Galerie 128
Hauptmann von Köpenick 284 Jan Bouman 303
Hauptpostfuhramt 183 Jazz 59
Haus der Kulturen der Welt 215 JazzFest Berlin 35
Haus der Schweiz 151 Jazzkeller 57
Haus der Wannseekonferenz 291 Joachim II. 104
Haus des Lehrers 171 Juden 55, 216
Haus des Rundfunks 246 Jüdische Knabenschule 178
Haus Schwarzenberg 176 Jüdische Kulturtage 34
Havel 95 Jüdischer Friedhof 179, 252
Hebbel am Ufer (HAU) 76 Jüdisches Altenheim 178
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332 Register (Orts-, Sach-, Personen-)

Jüdisches Gemeindehaus 240 Könige 105


Jüdisches Museum 53, 200 Konzerthaus Berlin 198
Jugendherbergen 85 Konzerthausorchester 58
Juliusturm 278 Konzertkassen 91
Juniormuseum im Köpenick 51, 283
Ethnologischen Museum 50, 275 Köpenicker Vorstadt 125
Justizpalast 167 Kottbusser Tor 266
Kranzler-Eck 237
K Kreuzberg 262
Kabarett 77, 187 Kreuzberg 61 266
Kabarett Distel 78 Kreuzberger Ufer 264
KaDeWe 236 Kreuzberg-Museum 266
Kaiser 110 Kronprinzenpalais 144
Kaiser-Wilhelm- Ku’damm 236, 239
Gedächtniskirche 237 Kulturbrauerei 254
Kalter Krieg 113 Kulturforum 48, 224, 225
Kanzleramt 214 Kunstbibliothek 48, 224, 226
Karl-Marx-Allee 255 Kunstgewerbemuseum
Karneval der Kulturen 33 48, 51, 224, 225
Käthe-Kollwitz-Museum 53, 239 Künstlerruine Tacheles 183
Kaufhaus des Westens 236 Kupferstichkabinett 49, 224, 226
Kennedy-Museum 157 Kurfürsten 104
Kiez 98 Kurfürstendamm 236, 238
Kinder 37 KW –
Kinderbetreuung 41 Institute for Contemporary Art 179
Kindermuseum Labyrinth 53
Kindertheater 41 L
Kindheit und Jugend, Sammlung 54 Lage 96
Kinemathek, Deutsche 52, 221 Landesmuseum für Moderne Kunst,
Kinos 42 Architektur und Photographie 52
Kleinkunst 77 Landwehrkanal 266
Kleistpark 270 Lange Nacht der Museen 32, 34, 45
Klima 96 Laternenwald 229
Klosterkirche 166 Legoland Discovery Center 39, 221
Kneipen 60, 62 Lesben 42
Knobelsdorffhaus 302 Lichtenberg 282
Knoblauchhaus 54, 165 Liebermann-Villa 290
Köllnischer Park 169 Lindencorso 151
Kollwitz, Käthe 254 Lindwerder 282
Kollwitzplatz 253 Linie 100 70
Komische Oper 79, 152 Linie 200 70
Kommunikation, Museum für 54 Linien 100/200 71
Komödie und Theater Literaturfestival 34
am Kurfürstendamm 239 Literaturhaus Berlin 239
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Register (Orts-, Sach-, Personen-) 333

Literaturtipps 316 Museum für Fotografie 50, 231, 243


Lounges 62 Museum für Gegenwart 50, 192, 224
Luftbrückendenkmal 268 Museum für Gestaltung 51
Lustgarten 128 Museum für Kommunikation 54, 201
Museum für Naturkunde 54, 191
M Museum für Vor- und Frühgeschichte
MachMitMuseum für Kinder 53 48, 127, 130
MaerzMusik 32 Museum im Wasserwerk 286
Maifeld 248 Museum Scharf-Gerstenberg 50, 243
Maison de France 239 Museumsinsel 48, 126
Marathon 34 MuseumsInselFestival 33
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus 214 Musical Theater
Märkisches Museum 54, 169 am Potsdamer Platz 80
Märkisches Ufer 168 Musik- und Konzerthallen 57
Märkte 23, 253, 270 Musikfest Berlin 34
Marmorpalais 310 Musikinstrumenten-Museum
Marstall 138 49, 224
Martin-Gropius-Bau 53, 203 Musiktheater 79
Marx-Engels-Forum 159
Mauer 55, 114, 116, 192, 204 N
Mauermuseum Nachtleben 60
am Checkpoint Charlie 54, 200 Napoleon 109
Maxim-Gorki-Theater 76, 144 Nationalgalerie, Alte 48, 127, 130
Medien 43 Nationalgalerie, Neue 50, 224
Messegelände 246 Nationalsozialisten 112
Metrolinien 89 Natur 95
Metropol 268 Naturkunde, Museum für 191
Mitfahrzentralen 18 Neptunbrunnen 160
Mitwohnzentralen 85 Neptungrotte 306
Moabit 209 Neue Kammern 307
Molecule Man 264 Neue Nationalgalerie 50, 224
Molkenmarkt 166 Neue Synagoge 54, 180
Moorlake 295 Neue Wache 143

Anhang
Müggelberge 288 Neuer Garten 310
Müggelsee 288 Neuer See 228
Mühle 307 Neues Museum 48, 127, 129
Museen 44 Neues Palais 308
Museum Alexandrowka 304 Neuköllner Oper 79
Museum Berggruen 50, 243 Newton, Helmut 50, 231, 243
Museum Europäischer Kulturen Nikolaikirche 54, 164
51, 275 Nikolaiviertel 163
Museum für Asiatische Kunst 51, 275 Normannenstraße 55, 282
Museum für Film und Fernsehen Notrufe 66
52, 221 Novemberrevolution 112
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334 Register (Orts-, Sach-, Personen-)

O Q
Oberbaumbrücke 261, 264 Quadriga 109, 153
Öffentlicher Personennahverkehr 89 Quartier 205 196
Öffnungszeiten 19 Quartier 206 196
Olympiagelände 247 Quartier 207 195
Olympiastadion 247
Oper 79, 145, 242 R
Opernpalais 145 Rathaus Schöneberg 270
ÖPNV 89 Rattle, Sir Simon 58
Orangerie 307 Rauchverbot 25
Oranienburger Straße 180 Regierungssitz 118
Oranienstraße 265 Reichskanzlei 202
Orchester 58 Reichstag 211, 212
Orchester der Komischen Oper 58 Reisezeit 14
Osthafen 264 Reiterstandbild
Friedrichs des Großen 147
P Renaissance-Theater 77
Palais am Festungsgraben 143 Republikaner 112
Palast der Republik 135, 137 Ribbeck-Haus 138
Panke 95 Römische Bäder 309
Pannenhilfe 66 Rosa-Luxemburg-Denkmal 228
Panorama-S-Bahn 70 Rosenstraße 182
Pariser Platz 152 Rotes Rathaus 160
Park Babelsberg 311 Rundflüge 74
Park-Kolonnaden 223 Russische Botschaft 152
Parkplätze 15 Russische Kolonie Alexandrowka 304
Parlamentsgebäude 214 Russische Kolonie Nr. 2 304
Paul-Löbe-Haus 214
Pergamonmuseum S
48, 127, 132 Sachsenhausen 57
Pfaueninsel 291 Sacrower Heilandskirche 296
Pfingstberg 304 Sammlung Berggruen 50, 243
Philharmonie 224 Sammlung Hoffmann 177
Plötzensee 57 Sammlung Kindheit und Jugend 54
Podewilsches Palais 166 Sanssouci 106, 305
Politik 94 Savignyplatz 240
Post 66 S-Bahn 70, 89
Potsdam 300 Scharfenberg 282
Potsdamer Platz 216, 218 Scharf-Gerstenberg, Museum 50, 243
Potsdamer Stadtschloss 302 Schaubude 77
Potsdam-Museum 304 Schaubühne am Lehniner Platz 77
Prenzlauer Berg 249 SchauLUST-MuseenBERLIN 36, 45
Preußische Könige 105 Schiffsrundfahrten 72
Puppentheater-Museum 54 Schiffsfahrten 281
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Register (Orts-, Sach-, Personen-) 335

Schiller-Theater 242 Staatskapelle Berlin 58


Schinkel, Karl Friedrich 109, 198, 245 Staatsoper Unter den Linden 80, 145
Schloss Babelsberg 311 Staatsratsgebäude 138
Schloss Bellevue 227 Stachelschweine 78
Schloss Cecilienhof 310 Stadtkommandantur 144
Schloss Charlottenburg 244 Stadtmuseum Berlin –
Schloss Charlottenhof 308 Knoblauchhaus 54, 165
Schloss Glienicke 296 Stadtmuseum Berlin –
Schloss Köpenick 286 Märkisches Museum 54
Schloss Sanssouci 306 Stadtmuseum Berlin –
Schlossbrücke 140 Nikolaikirche 54
Schlosspark 245 Stadtmuseum Berlin –
Schlosspark Klein-Glienicke 296 Sammlung Kindheit und Jugend 54
Schlossplatz 135 Stadtrundfahrten 69
Schlossstraße 242 Stadtrundgänge 69
Schöneberg 268 Stadtschloss 135
Schwule 67 Stelenfeld 55, 216
Schwules Museum 68 Stern und Kreis Schifffahrt 281
Sea Life Berlin 40 Stiftungen 44
Seen 96 Story of Berlin 55
Sektoren 112 Stralauer Vorstadt 125
Siegesallee 209 Strandbad Müggelsee 288
Siegessäule 209, 226 Strandbad Wannsee 290
Sightseeing 71 Straße des 17. Juni 210
Slawen 103 Strausberger Platz 258
SO 36 263 Synagoge 54, 180, 252
Sony Center 221
Sophie-Gips-Höfe 177 T
Sophienkirche 177 Tacheles 183
Sophienstraße 177 Tageszeitungen 44
Sophienviertel 175 Tanz im August 33
Sowjetisches Ehrenmal 210 Tauentzienstraße 236
Spandau 275 Taxi 86

Anhang
Spandauer Vorstadt 124, 172 Tegel 279
Sprache 102 Tegeler See 281
Sprechtheater 75 Telefon 66
Spree 95 The Missing House 178
Spreeinsel 125 The Story of Berlin 55
Spreetunnel 286 Theater 75
St.-Hedwigs-Kathedrale 146 Theater an der Parkaue 77
St.-Marien-Kirche 160 Theater des Westens 80, 240
St.-Matthäus-Kirche 225 Theater und Komödie
St.-Peter-und-Paul-Kirche 303 am Kurfürstendamm 77
Staatsbibliothek 148, 223 Theaterkassen 91
314-336b.qxd 29.07.2009 11:42 Seite 336

336 Register (Orts-, Sach-, Personen-)

Theatertreffen Berlin 32 White Cube 135, 137


Tiergarten 208 Wiedervereinigung 117
Tiergartentunnel 211 Wilhelm I. 110
Tierpark 39, 283 Wilhelm II. 110
Tipi Zelt am Kanzleramt 78 Wilhelmstraße 201
Topographie des Terrors 57, 204 Winterfeldtmarkt 270
Top-Tour-Berlin 70 Winterfeldtplatz 270
Touristinformationen 36, 81 Wintergarten Varieté 77
Trabi-Safari 71 Wirtschaft 118
Tränenpalast 186 Wittenbergplatz 236
Transmediale 32 Wuhle 95
Trödelmarkt 23, 264, 265 Wühlmäuse 78

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U-Bahnen 89 Young.euro.classic 32
U-Bahnlinie 1 265
Umweltplakette 14 Z
Umweltzone 14 Zauberkünstler 41
Universität 148 Zeitschriften 43
Unter den Linden 139 Zeughaus 141
Unterkunft 80 Zille, Heinrich 164
Urania-Weltzeituhr 171 Zille-Bus 70
Zille-Museum 55, 164
V Zitadelle 278
Varieté 77 Zoo 39, 229
Verborgenes Museum 43 Zuchthaus, Spandauer 277
Versuchsanstalt für Zug (Anreise) 15
Wasserbau und Schiffbau 228
Versunkene Bibliothek 146
Verwaltung 97
Viermächteabkommen 116
Volksbühne 77, 174
Volkspark Friedrichshain 258
Vorverkaufsstellen 91

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Waldbühne 248
Wälder 96
Wannsee 290
Wannseekonferenz 55, 291
Weidt, Otto 177
WelcomeCard 36, 90
Weltkugelbrunnen 236
West-City 234
KartenatlasBerlin.qxd 29.07.2009 12:01 Seite 313

Stadtatlas I

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Sophienviertel, Tacheles, Volksbühne XVII

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XXIV Die Autorin

Die Autorin
Kristine Jaath, Jahrgang 1962, ist Ber-
linerin aus Leidenschaft. 1981 zog sie
in den damals noch eingemauerten
Westteil der Stadt und lebt seitdem bis
auf einen Studienaufenthalt in Rom
ununterbrochen am grünen Strand der
Spree. Sie studierte Germanistik, Reli-
gionswissenschaften und Italienisch in
Rom und Berlin, arbeitete anschlie-
ßend mehrere Jahre beim bekannten
Radiosender RIAS Berlin (seit 1990
DeutschlandRadio) und widmete sich
danach ausschließlich der Reiseschrift-
stellerei. Sie schrieb Texte für zahlrei-
che Fotobildbände sowie Reiseführer
über Deutschland, Italien und Polen.
Im REISE KNOW-HOW Verlag ist von ihr
außerdem der Reiseführer „Polen
–Ostseeküste und Pommersche Seen-
platte“ erschienen.
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Rangsdorfer See Wusterhausen 99 Karte auf
Gr. Seddiner See
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Kristine Jaath

8., neu bearbeitete und komplett


CityGuide
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16 Seiten Potsdam, 26 Seiten Ausflüge in die Umgebung im Museum für Naturkunde Seite 54 und 19
S- und U-Bahn-Plan im Umschlag, 23 Seiten Stadtatlas
Die letzten Meter unverfälschte Mauer:
Berlin mit diesem praktischen CityGuide individuell erleben: in der Niederkirchner Straße Seite 115
Nordseeküste f Kenntnisreiche Beschreibung der City mit den touristischen Highlights
Schleswig-Holstein: Die größte Badewanne der Stadt:
Urlaubshandbuch der Müggelsee Seite 288
f Szenetipps für Kneipen, Lokale, Clubs, Bars, Discos
zum Erleben und
Entdecken der Die schönste Schloss- und Parklandschaft
Nordseeküste f Unterkunftshinweise für jeden Geldbeutel:
Hotels, Hostels, Jugendherbergen, Mitwohnzentralen, Campingplätze Deutschlands: Potsdam-Sanssouci Seite 30
derwelsch Berlinerisch: Schleswig-
rhaltsamer Dialektführer Holsteins
f Die ganze Palette der Gastronomie: von der Sterne-Küche über Die höchste Bar- und Kneipendichte Berlin
koschere Speisen bis zur Currywurst in der Spandauer Vorstadt Seiten 172
Auswahl) bei REISE KNOW-HOW: f Besichtigungstipps: historische Prachtbauten, Kirchen und Museen Der beste Überblick über Berlin:
öln Y Paris vom Fernsehturm am Alex Seite 163
f Kulturelle Veranstaltungen: Feste, Theater und Konzerte
Kristine Jaath

eipzig Y Prag
ssabon Y Rom f Extra-Tipps für Eltern und Kinder, Adressen für Schwule und Lesben Die größte Schlemmeretage Europas:
ondon Y St. Tropez im KaDeWe Seite 236
Madrid Y Venedig f Transporthinweise von der Fahrrad-Rikscha bis zur Personenfähre
Moskau Y Wien Das bunteste Gedrängel im Kiez:
München Y Zürich f Tipps für erlebnisreiche Ausflüge: Wannsee, Spandauer Zitadelle, der Türkenmarkt am Maybachufer Seite 266
Dahlemer Museen, Humboldtschlösschen, Müggelsee, Pfaueninsel ...

Handbuch für die neue, alte Hauptstadt Berlin: eintauchen und entdecken Handbuch für die neue, alte Hauptstadt Berlin: eintauchen und entdecken

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