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Körperhaltung

Haltung
Es gibt unterschiedliche Aspekte nach denen man eine bestimmte Sitzhaltung als Standard im Unterricht einfuü hren
sollte. Wenn die Moü glichkeit besteht, dass ein Anfaü nger spaü ter einmal auch schwierigere Literatur spielen wird, so
sollte man eine Haltung waü hlen, die ihm dies auch ermoü glicht. Dabei hat sich die Haltung mit der Gitarre auf dem
linken Oberschenkel und dem linken Fuß auf einem Fußschemel als bisher beste bewaü hrt, weil sie der Gitarre die
groü ßtmoü gliche Stabilitaü t bietet (Abb. links). Allerdings ist diese Haltung wegen der asymmetrischen Wirkungen auf
den Stuü tzapparat in physiologischer Hinsicht nicht ideal.

Einen Kompromiss zwischen anatomisch guü nstigerer Haltung und trotzdem noch genuü gend Stabilitaü t stellen die an
der unteren Zarge befestigbaren Stuü tzen dar, bei denen beide Beine auf dem Boden stehen und die Gitarre durch die
Stuü tzde in die gewuü nschte Schraü glage gebracht wird (Abb. rechts). Allerdings ist diese Position fuü r das anspruchsvolle
Gitarrespiel etwas weniger stabil als die herkoü mmliche Haltung.

Ist der Schuü ler lediglich daran interessiert ein paar Begleitakkorde und eine einfache Schlagtechnik zu erlernen, kann
man ihm die relativ starre Position ersparen und er kann die Gitarre unter Weglassung des Fußschemel und eventuell
mit UÜ bereinanderschlagen der Beine wahlweise auf einen der beiden Oberschenkel oder auch auf beide zugleich
legen.
Trainieren der optimalen Sitzhaltung
Der Spieler sollte etwa 20cm vor dem Stuhl stehen und sich dann mit nach vorne gestreckten Armen (um ein Vorbeugen des Oberkoü rpers zu
vermeiden), aber mit geradem Ruü cken auf den vorderen Abschnitt der Sitzflaü che des Stuhls setzen. Ein runder Ruü cken ist dabei ebenso zu
vermeiden wie ein Hohlkreuz. Um das Gefuü hl eines geraden Ruü ckens zu erlernen kann man sich mit der Wirbelsaü ule entlang einer Kastenkante
aufstellen und versuchen moü glichst viel des Ruü ckens, Nackens und des Hinterkopfs mit dieser Kante in Beruü hrung zu bringen und dabei
gleichzeitig die "aufrechteste" Haltung zu erfuü hlen.

Beide Fuü ße werden nun flach auf den Boden gesetzt, der Winkel Koü rper/Oberschenkel, ebenso wie der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel
sollten etwa 90Grad betragen. Der linke Oberschenkel muss ins Publikum zeigen, damit die Decke der Gitarre anschließend parallel zum Publikum
ist und in Folge dessen den Ton orthogonal ins Publikum projiziert. Diese Richtwirkung ist besonders bei hoü heren Tonfrequenzen ausgepraü gt.

Als naü chstes raü umt man das rechte Bein aus dem Weg. Dazu dreht man den rechten Oberschenkel nach aussen, wobei weder die Beckenposition,
noch die des rechten Unterschenkels im Verhaü ltnis zum Oberschenkel veraü ndert wird. Es wird also der rechte Unterschenkel am Knie haü ngend
zusammen mit dem Fuß so weit nach rechts gedreht wie der Oberschenkel.

Verwendet man einen Fußschemel, so wird daraufhin der linke Oberschenkel angehoben und der Fußschemel darunter gestellt. Je nach
persoü nlicher Praü ferenz kann dabei die Neigung der Trittflaü che nach vorne oder nach hinten zeigen. Es gibt auch ebene Fußschemel. Das Anheben
des Oberschenkels fuü hrt allerdings mehr oder weniger zwangslaü ufig zu einem Beckenschiefstand, der durch eine kontraü re Neigung der Schultern
ausgeglichen wird (linke Schulter wird gesenkt, rechte gehoben). Dieses seitliche Kruü mmen der Wirbelsaü ule sollte man gelegentlich durch
Ausgleichsbewegungen kompensieren.

Dann wird die Gitarre mit der Zarge satt auf dem linken Oberschenkel aufgelegt und man laü sst das Instrument so weit zuruü ck rutschen, bis es mit
der Oberkante das Brustbein beruü hrt. Der Boden ist nun frei selbst zu schwingen. Auch zeigt die Deckenneigung etwas aufwaü rts, was es
ermoü glicht auch auf einer niedrigen Buü hne uü ber die Koü pfe der Leute hinweg statt in ihre Baü uche zu spielen, wodurch der Ton auch in den hinteren
Sitzreihen noch gut gehoü rt werden kann.

Nun wird das rechte Bein wieder so weit hergedreht, bis es mit dem rechten Oberschenkel an der Zarge anliegt. Dieser Punkt variiert, je nachdem
wie steil die Gitarre gehalten wird, was wiederum hauptsaü chlich von der gewuü nschten abhaü ngt.

Hat man nun die richtige Sitzhaltung eingenommen, so kann es noch immer vorkommen, dass man eine unterschiedliche Gewichtsverteilung am
Gesaü ß spuü rt. Ist naü mlich die eine Gesaü ßhaü lfte staü rker belastet als die andere, so kann das im Laufe der Zeit zu unangenehmen Sitzschmerzen
fuü hren. Als Abhilfe dagegen verschiebe man den Fußschemel so lange nach rechts oder links, bis das linke Bein so weit weiter außen oder weiter
innen von der haü ngenden Haltung zu stehen kommt, dass sich die Belastung der beiden Gesaü ßhaü lften gleich stark anspuü rt.
Haltung des rechten Arms und der Hand
Der rechte Arm sollte vom Koü rper herabhaü ngend außen um die Gitarre herumgefuü hrt und im Schultergelenk so weit nach oben rotiert
werden, dass er ungefaü hr im Bereich des Ellbogengelenks auf der vorderen oberen Zargenkante der Gitarre aufliegt (als wuü rde man mit
haü ngenden Armen einen mitteldicken Baum umarmen). Keinesfalls sollte er von oben an das Korpus gebracht werden, da die Gefahr
besteht, dass dabei die rechte Schulter hochgezogen und anschließend nicht mehr entlastet wird. Nachdem der Arm auf der
Zargenkante aufliegt, werden die Fingerspitzen zu den Saiten gedreht, sodass eine gleichmaü ßige Kruü mmung uü ber Handgelenk und
Fingergelenke laü uft, die die Fingerendglieder letztlich senkrecht auf die Saiten positionieren.

Um dem "Zargenkantensyndrom" vorzubeugen, bei dem der Druck der Holzkante knapp unter dem Ellbogengelenk Probleme mit der
Muskeldurchblutung und mit dem Ellennerv erzeugt, kann man unter dem Hemd- oder Blusenaü rmel eine leicht gefuü tterte Manschette
anziehen.

Trotz einer Position, die im allgemeinen fuü r den gedeckten Anschlag geeignet sein soll
ist es wichtig, dass sich die Daumenspitze beim Spielen außerhalb der Hand befindet,
damit nicht beim gleichzeitigen Anschlag von p und i auf benachbarten Seiten die
beiden Fingerspitzen einander behindern indem sie aufeinander treffen und sich
gegenseitig den Weg versperren. Sie sollen sich vielmehr aneinander vorbei bewegen.
Dabei bilden die beiden Fingerspitzen ein verkehrtes "V", durch das man jederzeit
beim Spielen von oben her durch schauen koü nnen sollte.

Eine andere Schule der rechten Hand-Technik winkelt das Handgelenk stark ulnar ab
bei einem relativ flachen Handruü cken und spielt eher offenen Anschlag - oder wenn
gedeckten Anschlag, dann uü ber die rechte Außenseite des Fingernagels. Diese Haltung
ist aber aus physiologischer Sicht zumindest problematisch, da dabei antagonistische
Muskeln deutlich mehr Haltearbeit verrichten muü ssen und es somit leichter zu
Verspannungen kommt. Daruü berhinaus benoü tigt der Anschlag aus dem Mittelgelenk
einen groü ßeren Aktionswinkel als der aus dem Grundgelenk.
Haltung des linken Arms
Normalhaltung
Die Position des linken Arms ist ausschlaggebend fuü r den Winkel, in dem der Gitarrenhals in die Schraü ge geneigt wird. Dabei sollte der
Winkel so sein, dass, wenn der linke Arm locker herabhaü ngt, beim Abbiegen des linken Unterarms im Ellbogen die linke Hand etwa auf die
Mitte des Griffbretts (ca. 7. Lage) trifft.
Der Begriff Normalhaltung ruü hrt nicht etwa daher, dass andere Haltungen abnormal waü ren, sondern bedeutet vielmehr, dass eine gedachte
Linie von Fingergrundgelenk zur Fingerspitze normal, also senkrecht zur Richtung der Saiten verlaü uft, also damit parallel zu den
Bundstaü ben. Dabei ergibt sich aber entweder ein Knick im Handgelenk, oder aber der linke Ellbogen muss ebenfalls gehoben werden.
Beides ist nicht ideal. Ersteres, weil die Sehnen am Retinaculum flexorum (traditionell: Ligamentum Carpi transversum) reiben. Zweiteres
weil Haltearbeit zu verrichten ist. Andrerseits ist die Transversalbewegung eines Greiffingers im Gegensatz zur Haü ngehaltung weniger
komplex, da ein Ausstrecken oder Heranziehen des Fingers diesen immer parallel zum Bundstab fuü hrt.

Hängehaltung
Die anzustrebende, sogenannte Haü ngehaltung beruht darauf, dass nach dem Abwinkeln des Arms weder das Handgelenk, noch das
Schultergelenk veraü ndert wird. Die Linie Ellbogen-Fingerspitze bleibt, so wie beim herabhaü ngenden Arm, eine gerade Linie, die nicht wie
bei der Normalhaltung durch einen Knick gebrochen ist. Daraus ergibt sich auch eine entsprechende Position fuü r die Finger. Allerdings ist
die transversale Fingerbewegung bei der Haü ngehaltung komplexer, da ein einfaches Strecken eines Spielfingers diesen nicht wie in der
Normalhaltung parallel zum Bundstab bewegt. Um also mit einem Finger transversal von einer Saite auf eine andere zu strecken (oder zu
kontrahieren) ist eine zusammengesetzte Bewegung noü tig, die auch eine seitliche Bewegungskomponente des Fingers benoü tigt.

Die Haü ngehaltung hat jedoch einen ganz entscheidenden Vorteil gegenuü ber der Normalhaltung. Zwar ist der (ohnehin starke) 1. Finger in
einer mehr oder weniger schwachen Position, doch der 4. setzt optimal senkrecht auf und kann so nahezu 100% seiner Druckkraft auf das
Niederdruü cken der Saite verwenden.

In der Normalhaltung - oder noch extremer in der Geigenhaltung - ist es umgekehrt. Hier hat derstarke 1. Finger eine starke Position, doch
der schwache 4. hat einen unguü nstigen Winkel und kann nicht seine gesamte Kraft verwenden. Dies ist jedoch sehr wichtig, da der 4.
vergleichsweise ohnehin nur 60% der Druckkraft eines Daumens besitzt.

Ein wichtiger Aspekt betreffend die Haü ngehaltung besteht darin, dass fuü r sie eine ungehinderte Supination (Nach-Außen-Drehung) der
Hand und des linken Unterarms moü glich sein muss. In seltenen Faü llen kann durch Erkrankungen wie etwa einer Arthrose diese
Beweglichkeit auch schon im Kindesalter eingeschraü nkt sein.
Atmung

Das unuü berhoü rbare Schnaufen der Spieler verschiedenster Leistungsklassen zeigt, dass auch der Atmung Augenmerk geschenkt
werden muss. Atmung und Spiel koü nnen auf der Gitarre, dem Klavier, der Harfe oder anderen Instrumenten, bei denen die
Tonerzeugung nicht mit der Atemluft geschieht unabhaü ngig nebeneinader her laufen. Das aber widerspricht dem natuü rlichen
Empfinden des Zuhoü rers. Vergessen wir nicht, dass zuerst die gesungene Melodie war und dann - daraus entstehend - die
Insrumentalmusik. Abgesehen von rein rhythmisch-motorischer Musik (z.B. Techno) und experimentellen Ansaü tzen (z.B. Steve
Reichs Minimalkompositionen) wird der Zuhoü rer oft das Beduü rfnis empfinden zumindest innerlich eine gespielte Melodie
gesanglich mit zu empfinden. Messungen haben gezeigt, dass der Zuhoü rer seine Atmung unbewusst der Musik anzupassen
versucht. So kommt er bei zu langen Boü gen in Atemruü ckstand und beginnt sich unwohl zu fuü hlen, obwohl er die Ursache des
Unbehagens meist nicht erkennt.

Daraus folgt aber unmittelbar, dass ein natuü rlicher Atem einer musikalischen Phrase folgen sollte und umgekehrt. Instrumente
wie Gitarre, Klavier oder Streichinstrumente verleiten andrerseits dazu absatzlos zu Spielen. Fuü r Studenten dieser Instrumente
besteht die beste Art eine natuü rliche Phrasierung zu erkennen darin, die in den Noten enthaltenen Linien zu singen (bei
polyphoner Musik alle und jede fuü r sich!) und dabei darauf zu achten an welchen Stellen man natuü rlicherweise atmen wuü rde.
Man kann Atmung zur Musik auch bewusst trainieren. So ist eine sich anspannende Stelle (harmonisch oder melodisch) eher
einer Einatmung zuzuordnen, waü hrend das Ausatmen auf Entspannungen geschieht. Ein Auftakt wird immer mit einatmen
verbunden, der Schlusstakt immer mit ausatmen.
Kontrolle der Haltung

Es gibt verschiedene Moü glichkeiten fuü r den Spieler selbst wie auch fuü r seinen Lehrer die Haltung zu kontrollieren.


Eigenkontrolle
Ein Moü glichkeit beim Spiel die linke Hand zu beobachten besteht darin, einen Spiegel vor sich zu haben. Die Umgewoü hnung auf
ein Spiegelbild braucht zwar 10-14 Tage, wird aber dann als ganz natuü rlich empfunden. Die Kontrolle der rechten Hand wird
durch einen Spiegel, der sich links seitlich vom Spieler befindet ermoü glicht. Eine weitere Methode besteht darin, auf dem Kopf
der Gitarre einen Fahrradspiegel zu befestigen. Etwas aufwendiger, aber noch besser ist die Verwendung einer Videokamera mit
Stativ und einen Moniror, einer Methode, die im Sport gang und gaü be ist, zumal sie auch ein nachtraü gliches Analysieren einer
aufgenommenen Bewegung erlaubt.


Kontrolle durch den Lehrer
Fuü r den Lehrer ist es besonders wichtig, nicht eine statische Position im Verhaü ltnis zum Schuü ler einzunehmen, sondern die Sitz-
oder Stehposition so zu veraü ndern, dass die jeweils optimale Beobachtungsmoü glichkeit besteht. Man wird bei einer Kontrolle
der rechten Hand eher zur Linken des Schuü lers sitzen, bei einer Kotrolle der linken eher vor ihm sitzen oder stehen und bei
einer Kontrolle der Wirbelsaü ule vermutlich am besten hinter ihm oder etwas abseits seitlich von ihm stehen.

Auch ein Spiegel im Raum, der es erlaubt zwei Perspektiven von einer Position aus zu sehen stellt eine nuü tzliche Ergaü nzung dar.

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