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Jahrgang · 2/2009
Informationen:
ihbs
Hamburger Berufliche Schulen
Schwerpunkt:
Individualisiertes
Lernen
Foto: fotolia
Im p r e ss u m
Herausgeber Rainer Schulz, HI (verantw.) Layout & Satz
Hamburger Institut Dr. Manfred Schwarz, HI S 1 zwei:c werbeagentur GmbH, Hamburg
für Berufliche Bildung (HIBB) Manfred Thönicke, HI 24 www.zwei-c.com
Rainer Schulz (Geschäftsführung) Dr. Annegret Witt-Barthel, HI S 2
Hamburger Straße 131, Druck
22083 Hamburg Redaktionskontakt Schüthedruck, www.schuethedruck.com
Telefon: 040 42863-2842
Redaktion Fax: 040 42863-4033 Auflage:
Uwe Grieger, HI S E-Mail: manfred.schwarz@hibb.hamburg.de 6.000
Simone Jasper, FSP 1
Helmuth Köhler, HI 1 Redaktionsassistenz Die „Informationen: Hamburger Berufliche
Ernst Lund, G 19 Gisela Weiß, HI-A Schulen“ („ihbs“) erscheinen mehrmals pro Jahr.
Norbert Meincke, H 17 19. Jahrgang, Heft 2 / 2009
6 10 15
Konzept zur Senkung ersteR Jahresbericht der Thesen und Erfahrungen zum
der Abbrecherquote Hamburger Schulinspektion individualisierteN Lernen
Die Schulabbrecherquote an den berufli Die Schulinspektion hat mittlerweile 34 „Individualisiert lernt man am besten
chen Schulen ist – bei allen Differenzie Schulen besucht – davon 14 berufliche gemeinsam“ – das ist eine These, die nicht
rungsmöglichkeiten – besorgniserregend. Schulen. Der Jahresbericht liefert wich nur in Hamburg derzeit intensiv diskutiert
Diese Misserfolge gilt es, erheblich tige Erkenntnisse zur Qualität beruflicher wird. Dieses „ihbs“-Heft präsentiert eine
abzubauen. Dazu hat die FSP 1 ein Konzept Bildung in der Hansestadt. Deutlich werden ausführliche Analyse und grundsätzliche
entwickelt, das seit August 2008 in der Stärken und Schwächen. Ein relevantes Überlegungen. In den anschließenden
Wagnerstraße erprobt wird. Über erste Ergebnis der Inspektion: Unterschiede gibt Beiträgen berichten einzelne berufliche
Erfahrungen kann berichtet werden. es vor allem innerhalb einzelner Schul Schulen über im Projekt SELKO gemachte
standorte, weniger zwischen den Schulen. Erfahrungen.
6 FSP 1 12 H 14 15 Grundkonzept
Schulabbrecherzahlen senken Festakt: 50. Geburtstag Individualisiertes Lernen
9 G 8 13 H 11 21 Pädagogische Instrumente
Sieger bei Bundeswettbewerb Qualitätssiegel für Individuelle Fördermöglichkeiten
Schulprozessentwicklung
10 Schulinspektion 22 Neues Netzwerk
Erste Ergebnisse für 13 H 1 LI-Angebote
14 berufliche Schulen Handelsschule gewinnt Filmpreis
23 Praxisbericht aus der W 3
12 Preise für beste Lehrer 14 G 20 SELKO-Erfahrungen
Wirtschaftsgymnasium St. Pauli Neue Ausstattung
auf dem Siegerpodest 25 H 17
14 W 2 SELKO: Erste Erfolge
12 G 15 8o-jähriges Bestehen
Richtfest: „Hamburg Centre 26 FSP 2
of Aviation Training” Good-Practice-Beispiele
28 30 33
Senatorin Christa Goetsch nimmt im Im März hatten die Handelskammer, Hand Der Bundespräsident hat den Hauptschul
„ihbs“-Interview Stellung zur Rolle der werkskammer, der Unternehmensverband zweig der Kooperativen Gesamtschule
beruflichen Schule in der Hamburger Nord und das HIBB zu einer gemeinsamen (KGS) in Neustadt a. Rbge. ausgezeichnet.
Bildungsoffensive und zur Reform des Tagung eingeladen: Rund 230 leitende Besonderheit der Schule: Sie arbeitet eng
Übergangssystems Schule-Beruf. Die Berufsbildner berieten über Herausforde zusammen mit der dortigen berufsbilden
„ihbs“ fragt auch nach der Verbesserung rungen im Berufsbildungssystem – zum den Schule. An zwei Tagen in der Woche
der Durchlässigkeit von der Berufsbildung Beispiel im Bereich „Übergang Schule- absolvieren die Lernenden eine praxis
zu den Hochschulen und dem Zeitpunkt Berufliche Ausbildung“. Im Mittelpunkt: ein orientierte Ausbildung an der beruflichen
der Evaluation des HIBBs. Vortrag von Prof. Eckart Severing und eine Schule. Mit ihrem Schulabschluss erwer
Podiumsdiskussion. ben sie auch das BGJ-Zertifikat.
jedoch bei abbruchgefährdeten Schü- weiligen Lehrkraft für sie stimmig ist, sen, nicht erworbenen Schlüsselquali-
lerinnen und Schülern unserer Erfah- d. h., sie lernen für „ihre Lehrerin oder fikationen und daraus resultierender
rung nach nicht selten ins Leere: Die ihren Lehrer“. Gelingt ein solcher Be- mangelnder Handlungs- und Problem-
Betreffenden lassen sich schlichtweg ziehungsaufbau nicht, entwickeln sich lösungskompetenz derart überlagert,
nicht darauf ein. Vielmehr fallen sie Disziplinprobleme und enorm hohe dass die Schülerinnen und Schüler
durch hohe Fehlzeiten auf. Sie stören Fehlzeiten, die schließlich im Schulver- keine Chancen hatten zu erfahren,
den Unterricht und gefährden damit sagen und dem Abbruch der Ausbil- dass sie etwas leisten können. Sie ste-
ihren eigenen Lernerfolg. Sie kommen dung münden können. cken sozusagen in einer Sinnbildungs-
zu spät, verweigern sich, bringen keine Denn ein erheblicher Anteil dieser krise. Die äußeren, Struktur gebenden
Arbeitsunterlagen mit zur Schule und Schülerinnen und Schüler sehen auf Kräfte bröckeln – die Schülerinnen
belasten mitunter das Klassenklima eine recht problematische individu- und Schüler stehen immerhin an der
durch aggressives und provozierendes elle Schulbiografie zurück, so dass in- Schwelle zum Erwachsenwerden – be-
Verhalten. Sie blockieren andere und trinsisch motiviertes Lernen nicht nur vor eine stabile innere Haltung ent-
vor allem sich selbst und lassen Lernen kaum entwickelt wird, sondern sogar wickelt werden konnte, die aus der
nicht zu. aktiv verhindert wird, um weitere Miss- Passivität und Verweigerung in eine
Worin besteht nun aber das Rät- erfolge zu vermeiden. sinnvolle Bildungsaktivität hätte mün-
sel dieses blockierten Lernprozesses? Wir gehen davon aus, dass sich hinter den können. An dieser Stelle setzt
Neuere Erkenntnisse aus dem Bereich diesen Lernblockaden eine mangelnde unser Konzept zur Reduzierung der
der Neurobiologie identifizieren neben psychosoziale Kompetenz verbirgt, sich Abbrecherquote an. Bildung selbst ist
methodischen Fragen einen weiteren selbst und den eigenen Schulbesuch so nicht machbar – aber die Bedingungen
wesentlichen Parameter für gelingen- zu organisieren, dass ein erfolgreicher für die Möglichkeiten von Bildung sind
de Bildung: den Beziehungsaufbau. Abschluss erreicht werden kann. Als machbar bzw. gestaltbar. Für sie wollen
Voraussetzung, dass Bildung gelingen Dimensionen dieser mangelnden Kom- wir an der FSP 1 pädagogisch Sorge
kann, ist eine gelingende Beziehung zu petenz begegnen uns immer wieder tragen.
den Schülerinnen und Schülern. Das folgende Bildungsrisiken: bildungsfer-
ist nicht eben neu. Und dennoch: Ein ne soziale Lagen, Migration, Religion,
großer Teil dieser Schülerinnen und geschlechtsspezifische Kontexte und 4. Konzeptionelle Eckpunkte
Schüler sind psychosozial ausgespro- Behinderung. Die Lernmotivation wird
chen bedürftig und lernen, wenn die von sozialer Benachteiligung, häusli- Fünf Instrumente bzw. Maßnahmen
Beziehung zwischen ihnen und der je- chen Problemen, Misserfolgserlebnis- sollen uns diesem Ziel näher bringen:
4.1 Unterstützung im Lern- und findet auf mehreren Ebenen statt. Hier gen zur Motivation und subjektiven
Leistungsbereich wählt jede Klassenleitung bzw. jedes Befindlichkeit, der eigenen Ziele
Im Stundenplan des betreffenden Bil- Klassenteam die Maßnahmen aus, die und Unterstützungsbedarfe thema-
dungsganges werden Stunden für För- auf die jeweilige Situation der Klasse tisiert werden.
derunterricht fest verankert. Diese passen. Das kann und wird sich unter Viertens gibt es die Möglichkeit zu
sollen helfen, Schwächen im Lern- und Umständen von Halbjahr zu Halbjahr regelmäßigem oder gelegentlichem
Leistungsbereich aufzufangen. ändern. Für die folgenden Maßnahmen Teamteaching zur Erreichung spezi-
stehen der Klassenleitung oder wahl- eller Ziele in einzelnen Lernfeldern
4.2 Hilfestellung zur Entwicklung weise dem Klassenteam 1,5 Stunden oder hinsichtlich besonderer The-
von Selbststeuerung der Wochenarbeitszeit zusätzlich zur men.
Mit dem gesamten Bildungsgang wurde Verfügung: Fünftens führen die Klassenleitungen
ein verbindliches Regelwerk mit Kon- Erstens führen die Klassenleitungen in jedem Halbjahr einen Projekttag zu
sequenzen für Regelverletzungen ent- drei Einführungstage durch, die be- folgenden Themen durch:
wickelt und vereinbart. Ziel ist es, den reits Themen wie soziales Lernen - Im ersten Halbjahr zum Thema kon-
Schülerinnen und Schülern zu helfen, und Lernenlernen aufgreifen und struktiver Umgang mit Konflikten;
für ihre spätere Ausbildung erforder- gleichzeitig viel Raum geben für ein - im zweiten Halbjahr zum Thema
liche Sekundärtugenden zu entwickeln gegenseitiges Kennenlernen und Klassengemeinschaft, soziales Ler-
und den eigenen Schulerfolg zu sichern. einen ersten Beziehungsaufbau. nen und Problemlösungskompe-
Das jeweilige Klassenteam strukturiert Zweitens hat jede Klasse eine fest tenz;
sich hierbei im Sinne des Teamgedan- verankerte Klassenlehrerstunde u. - im dritten Halbjahr eine klassenbe-
kens als „Netz und Geländer“. a. für Themen aus den Bereichen zogene Kinderaktion;
„soziales Lernen“, „Konfliktlösung“, - im vierten Halbjahr zum Thema
4.3 Psychosoziale Unterstützung der „Umgang miteinander“ und „Moti- Berufsorientierung.
Personal- und Sozialkompetenzen vation“.
Eine Verstärkung der psychosozialen Drittens bieten die Klassenleitungen 4.4 Erschließung externer Beratungs-
Unterstützung im oben entwickelten oder das Klassenteam regelmäßige und Unterstützungsangebote
Sinn war uns besonders wichtig. Sie Einzelberatungen an, in denen Fra- Reichen diese schulischen Maßnah-
men zur verstärkten psychosozialen
Unterstützung nicht aus, bemühen
sich die Klassenleitungen, den betref-
fenden Schüler bzw. die Schülerin an
externe Unterstützungsinstitutionen
weiterzuvermitteln.
4.5 Flankierende
Gelingensbedingungen
Außerdem wird zur Unterstützung die-
ses Vorhabens für möglichst wenig Leh-
rerwechsel in den Klassen gesorgt. Ziel
ist auch, im schulischen oder persönli-
chen Umfeld mehr Raum zu schaffen
für eine Weiterentwicklung der Team-
arbeit in den Klassenteams und einen
vermehrten Austausch zwischen den
Klassenleitungen.
5. Erste Erfahrungen
aber sagen, dass das Konzept insgesamt 5.4 Beratungs- und Unterstützungs Bundeswettbewerb
auf ein durchweg positives Echo stößt, angebote „Sonnige Schule“
da es Raum bietet für die Modulation Die Inanspruchnahme externer Bera-
der Bedingungen, unter denen Bildung
geschieht.
tungs- und Unterstützungsangebote
erfolgt zunehmend und bewusst. Sie G 8 gewinnt
Im Folgenden seien unsere ersten
Erfahrungen kurz skizziert:
wird als wirksam erfahren, weil zahlrei-
che Schülerinnen und Schüler in einem
mit Konzept für
5.1 Förderunterricht
schwierigen häuslichen Umfeld leben
bzw. gesundheitliche Probleme haben.
Solaranlage
Der eingerichtete Mathematik- und Die Schülerinnen und Schüler erfahren
Englischförderunterricht wird als sehr unmittelbar, dass so etwas wie öffentli- Am Bundeswettbewerb „Sonnige Schu-
sinnvoll angesehen und sollte noch auf che Beratungsstellen überhaupt existie- le“ beteiligten sich in Deutschland über
das Fach Sprache und Kommunikati- ren und ihnen hier geholfen wird. Eine 50 Schulen mit einer eigenen Solaran-
on ausgedehnt werden. Dennoch ist es Konfliktlösung kann zudem oftmals al- lage. Gefragt waren clevere Konzepte,
notwendig, dass die Schülerinnen und lein durch ‚Bordmittel der Schule’ (den die eine schulische Photovoltaikanlage
Schüler immer wieder zur Teilnahme Klassenleiter, das Klassenteam und die in den Unterricht einbinden.
motiviert werden. Beratungslehrer) kaum geleistet wer- Es konnten schriftliche und gegen-
den. ständliche Beiträge eingereicht werden
5.2 Regelwerk – zum Beispiel Projektberichte, Poster
Die vereinbarten Hilfestellungen zur 5.5 Klassenteam PowerPoint Präsentationen, Internet-
Entwicklung von Selbststeuerung und Es gelingt überwiegend, in den Klas- seiten und Filme.
Sekundärtugenden durch ein verbindli- sen mit möglichst wenig Lehrerwechsel Die Preisverleihung fand am 14. Mai
ches Regelwerk und gemeinsam verein- auszukommen, was von den Klassen- 2009 in der Erich-Kästner Grundschule
barte Konsequenzen werden durchweg leitungen als positiv für das Klassen- in Königs Wusterhausen statt (Bran-
als sehr sinnvoll und wirksam erlebt, klima, die Arbeitsatmosphäre, für die denburg). Im Rahmen der Feier wurden
weil sie den Schülerinnen und Schülern, Weiterentwicklung der Teamarbeit und die Fotovoltaikanlage der Grundschule
die kaum Selbstdisziplin aufbringen, für gemeinsames Handeln gegenüber eingeweiht. Die Preise überreichten die
helfen, eine Struktur zu erlernen. Ein- Erziehungsberechtigten bewertet wird. Vertreterin des Bundesumweltministe-
schränkend sei angemerkt, dass ein Re- riums, Kim Jakobiak de Flores, und der
gelwerk allein, ohne flankierende Hil- Organisator des Wettbewerbs, Florian
fen, keine ausreichende Wirksamkeit 6. Ausblick Kliche (Unabhängiges Institut für Um-
entfaltet. weltfragen – UfU e.V.).
Unser Ziel ist es, als Teil eines leistungs- Die Gewinnerin des Wettbewerbs,
5.3 Psychosoziale Unterstützung fähigen Bildungssystems möglichst viele die Berufliche Schule für Recycling und
Die Maßnahmen zur psychosozialen Schülerinnen und Schüler anschlussfä- Umwelttechnik (G 8) aus Hamburg,
Unterstützung der Personal- und So- hig zu machen für den dualen Ausbil- erhielt als Belohnung 1.500 Euro. Den
zialkompetenz werden als wirksam dungsmarkt. Wir hoffen, nach unseren Preis hat für die G 8 Egbert Kutz ent-
und sinnvoll erfahren, weil sie die ersten positiven Erfahrungen, unser gegengenommen. An diesem Wettbe-
Möglichkeit eröffnen, Konflikte und Ziel mit Hilfe unserer Unterstützungs- werb hatten zwei Klassen der BFS tq
gruppendynamische Prozesse, die das instrumente erreichen zu können und Elektrotechnik und Informationstech-
Lernen behindern, aufzugreifen und werden gegebenenfalls 2010 erneut zum nik teilgenommen. Der Wettbewerbs-
zu lösen. Auch wird es möglich, per- Stand der Umsetzung berichten. beitrag der G 8 ist zum Beispiel unter
sönlichen Problemen der Schülerin- der Internetadresse www.solarlernen.de
nen und Schüler Raum zu geben. Der Dr. Annja Baisch-Weber veröffentlicht.
Kontakt zwischen Klassenleitungen (Abteilungsleiterin an der FSP I) MSz (HIBB)
und Schülern wird spürbar gestärkt.
Insbesondere Hilfe bei persönlichen
Problemen wird von Schülerinnen und Weitere Infos Weitere Infos
Schülern stark nachgefragt. Termine
zu Einzelgesprächen außerhalb des Das von der Arbeitsgruppe erstellte
Konzept zur Reduktion der Abbrecherquote www.hibb.hamburg.de/index.php/article/
Unterrichts werden dankbar ange-
inklusive aller Materialien (Regelwerk detail/4858
nommen.
und Einführungswoche) kann auf der
Die Projekttage werden hinsichtlich Homepage der FSP 1 unter dem Bildungs www.solarlernen.de
ihrer Wirksamkeit noch uneinheitlich gang „Sozialpädagogische Dienstleistung
beurteilt. Übereinstimmend wird der teilqualifizierend“ heruntergeladen werden: www.gewerbeschule-8.de
Projekttag „Berufsorientierung“ als not- www.fsp1.de.
wendig und positiv bewertet.
1. Jahresbericht der
Schulinspektion: Trends für
die Beruflichen Schulen
Am 9. Juni 2009 ist der erste Jahresbericht der Hamburger Schulinspektion erschienen,
der einen übergreifenden und systematischen Blick auf die Qualität der Hamburger Schulen
wirft. Im Bericht werden wichtige Trends für die beruflichen Schulen deutlich.
8%
leben wie beispielsweise Feste, Wettbe- 92 % vorgefundenen Unterschiede auf Ebene
werbe etc. als auch zur Rückmeldung der Schule, 88 Prozent liegen innerhalb
über die Schule. von Schulen. Die restlichen fünf Prozent
gehen auf die Schulform zurück.
Bewertungen der Unterrichtsqualität
Ein wesentliches Augenmerk legt der Herausforderungen
diesjährige Jahresbericht auf die vor- Querliegend zu diesen standardisierten
findliche Unterrichtsqualität. Grundla- Erhebungen hat die Schulinspektion
ge hierfür sind die zahlreichen Unter- Thesen formuliert, welche Heraus-
richtsbesuche, die die Inspektorinnen forderungen sich auf der Grundlage
und Inspektoren während ihres drei- Schule Unterricht der Erkenntnisse über die inspizierten
tägigen Schulbesuchs abstatten. Zu Schulen ergeben. Zugespitzt lassen
berücksichtigen ist, dass der Fokus der sich drei zentrale Handlungsfelder er-
Schulinspektion nicht auf der Betrach- Abbildung 1: Anteil der Varianz auf Schul- kennen:
tung des einzelnen Unterrichts liegt – bzw. Unterrichtsebene. 1. Schulen müssen die Gelegenheit be-
dementsprechend auch keine Rückmel- kommen und fest etablieren, vonein-
dungen an einzelne Lehrkräfte möglich Schulen mit den allgemeinbildenden ander zu lernen und mit dem Ziel der
sind –, sondern die Unterrichtskultur, Schulen Hamburgs, so zeigen sich die Qualitätsentwicklung zu kooperie-
das Übergreifende, Verbindende im Stärken des Unterrichts vor allem in ren. Die Lehrkräfte sind noch zu oft
Unterricht einer Schule im Vordergrund den Bereichen der Motivierung von Einzelkämpfer, die gezwungen sind,
steht. 30 Kriterien, die unterschiedliche Schülerinnen und Schülern, des All- das Rad stets neu zu erfinden.
Facetten von Unterrichtsqualität abbil- tags- und Berufsbezugs sowie der Ein- 2. An den Schulen muss ein Qualitäts-
den, leiten dabei die Beobachtungen. beziehung von Interessen und Erfah- management für den Unterricht ein-
Mithilfe dieser Kriterien hat die Ham- rungen der Schülerinnen und Schüler. geführt werden. Die Schulen müssen
burger Schulinspektion ein Stufenmo- Insgesamt verhalten sich die Ergebnis- Know-how erwerben, wie Unterrichts-
dell der Unterrichtsqualität entwickelt, se allerdings ähnlich zu denen der all- qualität systematisch entwickelt und
das vier voneinander unterscheidbare, gemeinbildenden Schulen. die Erreichung der Ziele überprüft
aufeinander aufbauende Niveaustufen wird. Dies gilt allerdings für den allge-
identifiziert. So kann die Unterrichts- Große Spannbreiten bei der meinbildenden Bereich noch mehr als
kultur danach bewertet werden, ob sie Unterrichtsqualität für die berufsbildenden Schulen. Hier
lediglich grundlegende, basale Anfor- Auffällig ist bei genauem Hinsehen, werden offensichtlich erste Ergebnis-
derungen an Unterricht erfüllt (Stufe dass es enorme Spannbreiten der Unter- se entsprechender konzertierter Steu-
richtsqualität gibt. Damit ist zu fragen, erungsinitiativen seitens des HIBB,
worauf die gefundenen Unterschiede des Landesinstituts und der Schullei-
lediglich in einem kleinen Teil möglicherweise zurückgehen. Ein erster tungen sichtbar.
der beobachteten unterrichtssequenzen
Schritt liegt darin, die Ebene zu identi- 3. Nötig ist eine schlüssige, pragma-
(6,2 prozent) dominiert die sicherung
fizieren, auf der der größte Teil der Va- tische Gesamtstrategie der Schul-
pädagogisch-didaktischer Voraus-
rianz gebunden wird. Wie Abbildung 1 entwicklung. Schulprogramme, Bil-
setzungen (stufe 1).
zeigt, gehen lediglich acht Prozent der dungsstandards und Rahmenpläne
gefundenen Unterschiede in der Un- sowie das Ziel des individualisierten
terrichtsqualität auf Unterschiede zwi- Lernens stehen noch zu oft unver-
1), oder ob sie in methodisch-didaktisch schen den Schulen zurück. 92 Prozent bunden nebeneinander.
anspruchsvoller Weise ein individuali- der gefundenen Unterschiede liegen da-
siertes, kompetenzorientiertes Lernen gegen innerhalb der einzelnen Schulen. Dr. Martina Diedrich, Institut für
ermöglicht (Stufe 4). Tabelle 1 zeigt, Damit entspricht die Heterogenität der Bildungsmonitoring (ifbm) der BSB
wie sich die Unterrichtsbeobachtungen Unterrichtsqualität innerhalb der Schu-
in den beruflichen Schulen auf die vier len in etwa der der allgemeinbildenden
Stufen verteilen. Schulen. Dort liegen sieben Prozent der
Es wird deutlich, dass lediglich in ei-
nem kleinen Teil der beobachteten Un-
terrichtssequenzen (6,2 Prozent) die lediglich acht prozent der gefundenen
Sicherung pädagogisch-didaktischer unterschiede in der unterrichtsqualität
gehen auf unterschiede zwischen den WeITere Infos
Voraussetzungen dominiert (Stufe 1).
schulen zurück. 92 prozent der gefun-
Dagegen liegt jeweils etwa ein Drittel denen unterschiede liegen dagegen
des gesehenen Unterrichts auf Stu- www.schulinspektion.hamburg.de/
innerhalb der einzelnen schulen.
fe 3 (36,8 Prozent) bzw. Stufe 4 (30,3 jahresbericht
Prozent). Vergleicht man berufliche
den Luftfahrtstandort Hamburg als in- fischer Weise den besonderen Charakter
ternationales Bildungszentrum im Luft- des Wirtschaftsstandortes Hamburg un-
Ingo Koch: „Bester Lehrer“ fahrtbereich etablieren.“ terstreicht. In der anschließenden Fest-
MSz (HIBB) rede sagte der Vorsitzende des Vereins
Hamburger Spediteure e.V. (VHSp),
Weitere Infos Weitere Infos Walter Stork: Es komme heute nicht nur
den fachlichen Kompetenzen eine hohe
www.wg-st.pauli.hamburg.de/index.php/ www.hibb.hamburg.de/index.php/article/ Bedeutung zu: „Vertrauen, Anstand und
article/detail/1281 detail/2824 Bescheidenheit – danach lasst uns stre-
ben!“ Nach einem besonders schönen
„Qualitätszentrierte
Schulentwicklung-QZS“
Qualitätssiegel
für die H 11
Die Einführung des Qualitätsmanage-
ments in allen Hamburger beruflichen
Schulen in deren Ziel- und Leistungs-
vereinbarungen gilt als richtungswei-
send. Als erste Hamburger Schule hat
nun die Staatliche Handelsschule Holz-
damm (H 11) im Mai das QZS-Quali-
tätssiegel erhalten.
H11-Schulleiter Michael Gadow
stellte zufrieden fest: „Die Verleihung Die Gewinner des Wettbewerbs
des Qualitätssiegels ist ein gemeinsa-
mer Erfolg aller Beteiligten und wird
uns Ansporn auf dem weiteren Weg Bundesweiter Wettbewerb
der Schulentwicklung sein.“ In einem
Glückwunschschreiben gratulierte
Schulsenatorin Christa Goetsch der Handelsschule 1 gewinnt Filmpreis
Schule. Sie wies auf die Bedeutung des
Qualitätsmanagements für einen nach- 2008 machte das französische Film- Wettbewerb teilzunehmen. Die Schüle-
haltigen Schulentwicklungsprozess hin; drama „Die Klasse“ Schlagzeilen. Der rinnen und Schüler setzten sich in ihrem
die Senatorin hofft auf hilfreiche Anre- Filmverleih Concorde hat dazu einen Werk selbstkritisch mit ihrem Alltag in
gungen auch für andere Schulen und bundesweiten Filmwettbewerb für ihrer Klasse auseinander. Der Clou: Die
Kolleginnen und Kollegen. deutsche Schulen ausgeschrieben. jungen Filmschaffenden produzierten
Die H 11 hatte sich nach einer zwei- Den zweiten Preis gewann die Han- einen Kurzfilm, der darstellt, wie Unter-
jährigen Phase des schulischen Ent- delsschule 1 in Hamburg – mit einem ori- richt nicht ablaufen sollte: Eindrucksvoll
wicklungs- und Evaluationsprozesses ginellen Video. Die Unterstufenklasse spielen sie undisziplinierte, lernunwillige
auf der Basis des QZS-Leitfadens HH 08/4 (Höhere Handelsschule) hatte Schüler, die zu spät zur Schule kommen,
erfolgreich durch das Unternehmen sich im Französischunterricht den mit den Unterricht erheblich stören – und
MTO in Tübingen zertifizieren lassen. der „Goldenen Palme 2008“ prämier- Unterrichtserfolge verhindern. Nach der
Hierfür wurden den Projektleitern von ten französischen Spielfilm „Die Klasse“ Filmproduktion hat sich die Klassendis-
MTO durch die Schule umfangreiche („Entre les Murs“) im Kino angeschaut. ziplin erheblich verbessert.
Materialien und Dokumentationen des Der Film zeigt den schwierigen Schulall- Interessierte können den Film „Die
Entwicklungsprozesses bereitgestellt. tag eines Lehrers im 20. Pariser Arron- Klasse“ voraussichtlich ab Juli 2009 im
Mit dem QZS-Qualitätssiegel wird do- dissement, einem „Multi-Kulti-Viertel“ LI beim Medienverleih im Hartsprung
kumentiert, dass die Schule mit Erfolg – einem „Sozialen Brennpunkt“. Der ausleihen.
qualitätsorientierte Schulentwicklung Lehrer trifft auf eine Klasse mit etlichen
betreibt. Migrantenkindern. Viele seiner Schüler Text und Foto: MSz (HIBB)
UG (HIBB) haben noch nie ein Buch gelesen und
verstehen auch kein sauber gesprochenes
Weitere Infos Französisch. Trotz großer Turbulenzen Weitere Infos
und Auseinandersetzungen resigniert
http://www.hh.schule.de/h11/ der engagierte Lehrer jedoch nicht … www.hibb.hamburg.de/index.php/article/
http://www.mto.de/ Der Film motivierte die Klasse, mit ei- detail/4589
nem sechsminütigem Film an dem Film-
Neue Produktionsküche
und CNC-Holzverarbeitung
Die Staatliche Gewerbeschule Verkehrstechnik – Arbeitstechnik –
Ernährung – G 20 – bildet ihre Schülerinnen und Schüler mit einer neuen Produktionsküche
und einem CNC1)-Holzverarbeitungszentrum innovativ aus.
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jeder Schüler optimale Bedingungen
für sein Lernen erhält. Jeder Lerner
soll sein Begabungspotential ausschöp- Individualisiertes Lernen findet auch in Gruppenarbeit statt
fen können. Die Kunst der Lehrenden
besteht darin, die Heterogenität einer
Lerngruppe angemessen in die Gestal- seinen Stärken und Entwicklungsbedar- derung schließt auch die Entwicklung
tung des Unterrichts einzubeziehen, fen in den Blick nehmen (diagnostizie- der sozialen und personalen Kompetenz
indem die Unterschiede im Vorwissen, ren) und im Lernprozess unterstützen. mit ein. Individualisierung des Unter-
den Interessen, der Leistungsfähigkeit Die Lernenden können ihren Lern- richts bedeutet nicht, dass die Lernen-
und der Lernstrategie berücksichtigt prozess individuell gestalten und über- den jetzt nur noch in Einzelarbeit lernen.
werden. Das muss sich niederschlagen nehmen Verantwortung für ihr Lernen. Vielmehr gilt es, eine auf den einzelnen
in der Gesamtkomposition von Un- Gefördert wird das selbstverantwortli- bezogene Balance zwischen individua-
terricht, d. h. die Makrostrukturierung che Lernen durch realistische Zielfor- lisierten und kooperativen Lernformen
muss so angelegt sein, dass individuali- mulierungen und die Unterstützung der (Einzelarbeit, Partnerarbeit, Kleingrup-
siertes Lernen auch Raum finden kann. Selbststeuerung zum Beispiel durch die pen, Gesamtklasse) herzustellen.
Die Systematik des Unterrichts wird Planung und Reflexion von Lernwegen Für Lehrpersonen, die einen so an-
dann nicht allein und nicht primär aus und -schritten. Fördert man auf diese spruchsvollen Unterricht gestalten
dem Unterrichtsgegenstand abgeleitet, Art, hilft man insbesondere, Lernerfol- wollen, ist eine plausible theoretische
sondern aus den Möglichkeiten der ge sichtbar werden zu lassen. Lehrerin- Begründung für diese Unterrichtsform
Aneignung (von der Groeben , S. 100). nen und Lehrer übernehmen in diesem hilfreich. Wir werden deshalb im nächs-
Individualisierung des Unterrichts Prozess eine weitere Rolle, nämlich die ten Abschnitt wesentliche Aspekte zum
bedeutet, dass Lehrerinnen und Lehrer eines Lerncoaches. Dieser verfügt über Lernverständnis skizzieren, aus denen
jede einzelne Schülerin bzw. jeden ein- eine umfangreiche Diagnose- und Bera- sich Prinzipien für individualisierten
zelnen Schüler intensiv mit ihren bzw. tungskompetenz. Die individuelle För- Unterricht herleiten.
Gelingensbedingungen Nutzung verstärkt und verändert (neu- „neu zu Lernendem“ eine neuronale
Schule muss einen Lebensraum bieten, ronale Plastizität). Jedes Mal, wenn Verbindung herstellen. Neue Lern-
in dem die geistigen und emotionalen eine Nervenbahn benutzt wird, werden reize müssen etwas Bekanntes haben,
Grundbedürfnisse des Menschen nach die Synapsen, über die die Nervenzel- anschlussfähig sein, damit das Gehirn
guten Beziehungen und der Möglich- len miteinander in Kontakt stehen, mit seinen entsprechenden Teilen „an-
keit des Wachstums erfüllt werden.1) vergrößert und damit in ihrer Über- springt“ und durch die gleichzeitige Ak-
Die Rahmenbedingungen müssen so ge- tragungsfähigkeit für Signale verbes- tivierung eine Verbindung hergestellt.
staltet sein, dass die Schülerin oder der sert. So führt ein bewusstes mehrfaches
Schüler erkennen kann, dass die Welt, Denken (Üben) über diesen Weg zum Bedeutsamkeit
die sie oder ihn umgibt grundsätzlich Erfolg. Ein nachhaltiges Lernen ist Damit neue Eindrücke und Lernange-
verstehbar ist, dass sie von ihr oder ihm damit an eine aktive geistige Ausein- bote gut gelernt und tief verankert wer-
gestaltet und kontrolliert werden kann andersetzung gebunden. Soll beispiels- den, müssen sie für die Lebensbewälti-
und das sie letztlich sinnvoll organisiert weise gelernt werden, selbständig in gung des Individuums bedeutsam sein,
ist.2) Anhand von fünf Gelingensbedin- logischen Zusammenhängen zu den- also Sinn geben. Nur wenn das Lernen
gungen skizzieren wir nachfolgend, wie ken, muss das Gehirn die Gelegenheit individuelle Bedeutung hat, kann ein
erfolgreiches und nachhaltiges Lernen bekommen, selbständig aktiv logisch starkes Erfolgsgefühl mit seinen mo-
in der Schule gelingt, sodass die Schü- zu denken. Neurologische Studien ha- tivierenden Begleiterscheinungen auf-
lerinnen und Schüler eine gesunde Ein- ben außerdem gezeigt, dass nachhalti- treten und das Grundbedürfnis nach
stellung zu ihrer Lebenswelt entwickeln ge Kompetenzbildung nur möglich ist, individuellem Wachstum befriedigt
können und ihrem Bedürfnis nach tra- wenn die Lernenden bewusst „Ja“ zum werden. Der Sinn eines Lerngegen-
genden Beziehungen und individuellem Lernen sagen, also selbstverantwort- standes ergibt sich nicht nur dadurch,
Wachstum nachgehen können: lich, autonom sich dem Problem oder dass er hilft, das biologische Leben zu
der Aufgabe zuwenden. Dies weist auf fristen (hilft, sich zu ernähren) sondern
Erfolgsorientierung die große Bedeutung der Emotionalität auch dadurch, dass man besser mit sei-
Das Gehirn schüttet bei erfolgreicher beim Lernen hin. nen Mitmenschen kommunizieren und
Problemlösung bestimmte Opiate und am gesellschaftlichen und kulturellen
Neurotransmitter aus. Diese versetzen Emotionalität Leben teilhaben kann. Diese Kommu-
das Gehirn in ein Gefühl der Begeiste- Alles, was der Mensch lernt, ist verbun- nikationsfähigkeit wiederum hilft dem
rung und des Wohlfühlens. Diesen Zu- den mit Gefühlen. Auch beim Lernen Einzelnen im Spiegelbild des Anderen,
stand will das Gehirn, um das eigene von sachlichen und sozialen Zusam- mit dem es sich auseinandersetzt, sich
Wachstum zu sichern, immer wieder menhängen sind Gefühle beteiligt. Da selbst zu erkennen. Denn die Antwort
herstellen und sucht nach entsprechen- das Gehirn Bereiche miteinander ver- auf die Frage, „Wer bin ich?“ bekommt
den Gelegenheiten und Herausforde- netzt, die gleichzeitig angesprochen man nur im Kontakt mit seinen Eltern,
rungen. Die beim Erfolgserlebnis ausge- sind (Hebbsche Bahnung: „Cells that Lehrerin bzw. Lehrern und anderen
schütteten Neurotransmitter (vor allem fire together wire together“; Storch/ Mitmenschen sowie in der Auseinan-
Dopamin) bewirken, dass die gerade Krause, S. 35) wird der Lerngegenstand dersetzung mit deren Bedeutungshori-
erfolgreich durchgeführten Schritte zur unlöschbar mit dem Gefühl verknüpft, zonten3).
Lösung des anstehenden Problems be- das gleichzeitig vorherrscht. Ruft die
sonders stark und nachhaltig im Gehirn bzw. der Lernende den Lerngegenstand Zudem hat sich in Untersuchungen
eingeschrieben werden. Das oft erlebte später wieder auf, wird auch das damit zu der Wirkung von „Spiegelneuro-
Gefühl des Erfolges führt bei der Schüle- abgespeicherte Gefühl wieder erinnert. nen“ gezeigt, dass Lernerfolge ganz
rin bzw. beim Schüler zu einem Vertrau- Die Neurowissenschaft hat zudem be- erheblich von der Vertrauenswürdig-
en in die eigenen Fähigkeiten. Es entsteht legt, dass im Zustand der Angst große keit des Gegenübers abhängen. Ähn-
das Gefühl der „Selbstwirksamkeit“. Bereiche des Gehirns blockiert werden liche Gedanken und Werthaltungen
und zu komplexen Denkvorgängen werden entwickelt, wie sie bei seinem
Selbstverantwortete Aktivität nicht mehr in der Lage sind. Gegenüber also dem Lehrenden bzw.
Beim Lernen werden bestehende neu- Vorbild beobachtet werden, wenn der
ronale Netze durch den Prozess der Anschlussfähigkeit Lernende dem Lehrenden vertraut,
Werden die Lernenden mit Anforde- sich von ihm wertgeschätzt und res-
Anmerkungen: rungen konfrontiert, die sie nicht ver- pektiert fühlt. Für unser Thema er-
1) Gerald Hüther beschreibt die Erfahrung guter Beziehun-
stehen, weil die Vorkenntnisse fehlen gibt sich daraus die Konsequenz, dass
gen und die Erfahrung des eigenen Wachstums als ele- und so keine weiter zu entwickelnde zu einem erfolgreichen individuellen
mentar für eine gesunde Entwicklung des Menschen. Netzwerke angeregt werden können, Lernen der vertrauensvolle und auf
2) Antonowski beschreibt in seinem Konzept der Salu-
togenese, dass diese Einstellung zur Welt zu entwi- kann letztlich nichts gelernt werden, gegenseitigem Respekt beruhende
ckeln ist, um gesund zu bleiben. und der dringend erhoffte Erfolg bleibt Kontakt zu Lehrern und Mitschülern
3) Hier wird die essentielle Bedeutung der „gesunden Be-
ziehung“ für die menschliche Entwicklung deutlich.
aus. Um sich weiter zu entwickeln muss gehört („Der Schüler lernt den Leh-
sie zwischen „schon Gelerntem“ und rer“ [H. R. Maturana]).
Fasst man die Konsequenzen, die wir zung von individualisiertem Unterricht? „ein stärker individualisierter Unterricht
aus den fünf Gelingensbedingungen Wir skizzieren nachfolgend Auswirkun- an das Interesse der Schüler an subjektiv
für erfolgreiches und nachhaltiges Ler- gen auf die Lehrerrolle, den Einsatz von bedeutungsvollem Lernen und am Kom-
nen gezogen haben, zusammen, wird möglichen Instrumenten und Methoden petenzerleben sowie an den Fähigkeiten
deutlich, dass in einer angstfreien Lern und gängige Organisationsformen. zur Reflexion der Lernprozesse anknüp-
atmosphäre, in intensivem vertrauens- Es ist unbestritten, dass sich die Auf- fen kann“ (Kunze 2008, S. 22). Aus un-
vollen Kontakt mit dem Lehrer und gaben von Lehrerinnen und Lehrern serer Sicht ist das nicht nur möglich, son-
den Mitschülern den Lernenden ein durch individualisierten Unterricht er- dern zwingend notwendig, wenn man die
individuell bedeutsames Lernangebot weitern. Zunächst wollen wir uns darauf Lernenden erreichen will.
gemacht werden muss, das durch eine besinnen, was wir an den beruflichen Ebenso ist der selbstverantworte-
präzise Anpassung an ihre Vorerfahrun- Schulen hinsichtlich der Umsetzung te schüleraktivierende Unterricht in
gen und Vorkenntnisse individuelle Er- der Gelingensbedingungen von Lernen handlungsorientierten Lernsituationen
folgserlebnisse ermöglicht. Dies gelingt schon gut machen, um dann herauszu- in unseren Schulen verankert. Auch die
in einer Schule, in der engagierte, kom- stellen, was weiter entwickelt werden Anschlussfähigkeit von neuen Informa-
petente und menschlich kontaktfähige muss oder dazu kommt. Wir haben auch tionen ist uns bewusst und wir berück-
Lehrer ein Lernangebote gestalten und bisher schon für ein lernförderliches sichtigen sie zum Beispiel durch das
in denen die Schüler selbstverantwort- Unterrichtsklima gesorgt und Team- Thematisieren von Vorwissen oder die
lich aktiv sowohl individuell als auch fähigkeit gefördert. Die individuelle Visualisierung mit Hilfe von Lernland-
kooperativ erfolgreich lernen können. Bedeutsamkeit der Unterrichtsthemen karten sowie thematischen Strukturen.
Wie dies gelingen kann und welche war spätestens seit der Einführung des Allerdings beziehen wir uns dabei bis-
Voraussetzungen nötig sind, legen wir Lernfeldkonzepts mit der umfassenden her in der Regel auf die gesamte Lern-
im Folgenden dar. Kompetenzorientierung und dem Bezug gruppe bzw. den „Durchschnittsschü-
zur Arbeits- und Lebenswelt leitendes ler“, mit der Folge, dass die eine Gruppe
Gestaltung von Prinzip für die Gestaltung von Lernpro- von Lernenden unterfordert, die andere
individualisierenden Lernprozessen zessen. Von daher fällt uns das Bejahen überfordert ist und nur auf die dritte das
Was bedeuten die vorangegangenen und auch die Umsetzung der These von Lernangebot passt. Im individualisier-
Überlegungen für die konkrete Umset- Ingrid Kunze nicht schwer, dass auch ten Unterricht hingegen geht es zentral
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ben, S. 189). Es stellt sich so die Frage,
ob Leistungsbewertung im individua-
lisierten Unterricht nicht eher für das
Lernen und das individuelle Wachstum
förderlich ist, wenn sie die individuellen
Lernfortschritte misst. Als „gut“ würde
einer Lerngruppe nicht zu groß wer- jahrgangsübergreifenden Unterricht eine Leistung dann gelten, wenn eine
den zu lassen, die Schwächeren „mit anzubieten. Dies ist in vielen beruflichen Schülerin bzw. ein Schüler dem indivi-
zuziehen“ und Benachteiligungen aus- Bildungsgängen bei der kurzen Verweil- duell erreichbaren Optimum möglichst
zugleichen. Diese Intention strebt auch dauer der Lernenden in den beruflichen nahe kommt (von der Groeben, S. 101).
danach, Bedingungen zu schaffen, bei Schulen nur schwer möglich. Denkbar Da es aber definierte Standards für
denen gemeinsamer Unterricht über- ist es jedoch auch, Lernsituationen zu Abschlüsse und Berechtigungen gibt,
haupt noch möglich ist. konstruieren, in denen arbeitsteilig auf kommen wir nicht umhin, diese Stan-
Als eine andere vorrangige Begrün- verschiedenen Niveaustufen gearbeitet dards als Bezugsnorm für die Noten zu
dung für individualisierten Unterricht wird. Und natürlich bleibt es in bestimm- nehmen, was bei schwächeren Schülern
wird angeführt, dass jede Schülerin und ten Phasen des Unterrichts sinnvoll, leis- meist zu einer lernhemmenden Frus-
jeder Schüler ihre Begabungspotenti- tungsheterogene Gruppen zu bilden, in tration führt. Es sollte in diesem Zu-
ale ausschöpfen können und optimale denen die Leistungsstarken die Schwä- sammenhang über die Einführung von
Entwicklungsbedingungen erhalten. cheren unterstützen. Mindeststandards nachgedacht werden.
Damit wird jedoch die Heterogenität
nicht kleiner, sondern größer: „Stei-
gende Leistungsheterogenität ist das
Ergebnis erfolgreichen Unterrichts“
Lernen in Gemeinschaft Lernen allein
(Baumert 2006, S. 43; vgl. dazu von der L ernen mit gegenseitiger L ernen nach eigenem Interesse
Groeben, S.101). Wir haben es also mit Anregung und Unterstützung Lernen nach eigenem Lerntyp
einem Zielkonflikt zu tun: Sollen die Lernen mit gegenseitiger Lernen nach eigener
schwächeren Schüler gefördert werden Anerkennung und Rücksicht Lerngeschwindigkeit
und die leistungsstärkeren Schüler bei Lernen mit Regeln und Absprachen
der Förderung der Schwächeren ein-
gesetzt werden, damit auf einem ge-
meinsamen Level unterrichtet werden
kann und somit möglichst alle Schüler
die gesetzten Standards erreichen, oder
Entwertende Übertreibung Entwertende Übertreibung
sollen im individualisierten Unterricht
alle Schüler konsequent gefördert wer- ivellierung von Individualität
N lympiareife Einzelkämpfer
O
den, was sicherlich zu einer Verschär- Entwicklungshemmung besondere Nur an eigenem Fortkommen
fung der Leistungsheterogenität führen Begabungen interessiert
würde. Eine Möglichkeit, beide Ziele Vernachlässigung individueller Auf sich selbst fixiert
zu verfolgen, besteht darin, zu bestimm- Lernschwierigkeiten
ten Themen /Fächern / Schwerpunkten
literatur
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Das Trainingsbuch. 3. Auflage, Großburg-
wedel 2007
Seminarangebote
Berufliche Bildung
Das Landesinstitut unterstützt die teil-
nehmenden Schulen bei der Umset-
Das HIBB hat den Auftrag, ein Rahmenkonzept zum zung und Weiterentwicklung des Lern-
konzepts durch Fortbildung, Beratung,
individualisierten Lernen zu entwickeln. Das Landesinstitut bietet für die Begleitung und Organisation der Ver-
beruflichen Schulen Unterstützung an im Rahmen eines neuen Netzwerkes netzung. Ihre Ansprechpartner sind
– zum Beispiel Seminare zur Gestaltung der Lernarrangements. Hilke Schwartz und Reinhard Kober.
Die teilnehmenden Schulen ergreifen
die entwickelten Maßnahmen, um die
Netzwerk SELKO / KomLern seinen Lernerfolgen ist. Hierbei wird beschriebenen Ziele zu erreichen. Um
ab August 2009 sie bzw. er durch Lerncoaching von voneinander zu lernen, ermöglichen sie
den Lehrkräften unterstützt (siehe Pra- – wie zurzeit begonnen – Hospitationen
Im Rahmen der Bildungsoffensive des xisbeispiele auf den folgenden Seiten, für interessierte Schulen und unterstüt-
Hamburger Senats ist das HIBB be- ausführliche Informationen finden Sie zen sich gegenseitig als so genannte
auftragt worden, ein Rahmenkonzept auch unter www.li-hamburg.de/rbb). Referenzschulen.
„Individualisiertes Lernen“ auf der Leitziel des Netzwerkes ist, dass die Die bisher in den Projekten betei-
Grundlage der Erfahrungen in den beteiligten Schulen auf der Grundlage ligten Schulen entscheiden sich bis
Projekten „SELKO“ und „KomLern“ des o. g. Lernkonzepts ihr schulisches Anfang Oktober 2009, ob sie dem
zu entwickeln. Dieses Konzept wird Umsetzungskonzept zum individuali- Netzwerk beitreten. „Neue“ Schulen,
federführend im HIBB entwickelt und sierten Lernen weiter entwickeln und die das vorhandene Lernkonzept um-
mit den Schulen bis zum 1. Mai 2010 dabei vorhandene Erfolge nutzen und setzen wollen, werden in das Netzwerk
abgestimmt. Beide Projekte werden ausbauen. Dabei werden folgende Teil- aufgenommen, wenn sie mit einem
ein wichtiger Bestandteil des Rahmen- ziele von den Beteiligten angestrebt: Quorum von 75 Prozent der beteiligten
konzeptes sein und ab August 2009 im 1) Verfahren zur Bestimmung des Lern- Lehrkräfte die Umsetzung des Lern-
Rahmen eines Netzwerkes zusammen stands, der Kompetenzentwicklung konzepts in der betroffenen Abteilung
geführt, das vom Referat Berufliche und Potenzialanalyse (AV) werden bzw. dem Bildungsgang bzw. der Stufe
Bildung des Landesinstituts koordi- regelhaft eingesetzt. befürworten.
niert wird. 2) Die Instrumente zur Referenzierung
Die Pilotphase des Projektes SEL- (Kompetenzraster und Checklisten)
KO ist bereits seit Juli 2008 beendet sind fester Bestandteil des Unter- Weitere Infos
und ausgewertet, während das Pilot- richts und werden weiterentwickelt.
www.li-hamburg.de/rbb
projekt von KomLern im Juli 2009 3) Selbstlernmaterialien (Lernjobs)
Ansprechpartner/-in im Referat
abgeschlossen und evaluiert sein wird. stehen in ausreichender Anzahl für Berufliche Bildung:
Beide Projekte arbeiten an der schul- den Lernenden zur Verfügung und Hilke Schwartz; Tel.: (040) 4 28 01-25 80;
genauen Umsetzung des Lernkonzepts werden von dem Lernenden ausge- ab 10.08.09 neue Tel. Nr.: 42 88 42-664;
„Individualisiertes kompetenzorien- wählt und bearbeitet, um seine per- E-Mail: hilke.schwartz@li-hamburg.de
tiertes Lernen mit Kompetenzrastern sönlichen Lernziele zu erreichen. Reinhard Kober; Tel.: (040) 4 28 01-2789;
und individueller Lernbegleitung“. Da 4) In der Unterrichtsorganisation sind ab 10.08.09 neue Tel. Nr.: 42 88 42-663
dieses Lernkonzept mit geringfügig un- die Selbstlernzeiten als ein Merkmal E-Mail: reinhard.kober@li-hamburg.de
terschiedlichen Ausprägungen die bei- der individualisierten Lernkultur
den Projekte verbindet, liegt es nahe, fest verankert und werden vom Ler-
die beteiligten Projektschulen in einem nenden zur Erreichung seiner per-
Netzwerk zusammenzuführen. Dieses sönlichen Lernziele genutzt. Seminarangebote zum
wird im Oktober 2009 im Rahmen ei- 5) Die Begleitung und Unterstützung Individualisierten Lernen
ner Auftaktveranstaltung gegründet. des Lernenden in seinem Lernpro-
Die Grundidee des Lernkonzeptes zess wird durch regelhafte Lerncoa- Das folgende Schaubild verdeutlicht
ist, dass die bzw. der Lernende selbst ching-Gespräche, die in der Unter- die Herausforderung für Lehrkräfte,
aussagefähig zu seinen Kompetenzen, richtsorganisation verankert sind, das individualisierte Lernen zu unter-
seinen Zielen, seinem Lernprozess und gewährleistet. stützen und Lernprozesse zu gestalten.
Referenzrahmen
(zum Beispiel Kompetenzraster)
Schule Niendorf
Zunächst werden die Kompetenzen der Schüler1) mit Hilfe von
Kompetenzfeststellung Eingangstests und Selbsteinschätzungen eingeordnet. Die Zugehörigkeit
Phasen
selbst ver- handlungs- zu einer bestimmten Niveaustufe (Bepunktung) definiert den individuellen
antworteten orientierter
Startpunkt des Schülers für sein Lernen.
Lernens Unterricht
Das Lernen
gestalten
D urch die Bearbeitung von „Lern-
jobs“ kann jeder Schüler seinen
eigenen Lernweg gehen und wird da-
„Selbstlernzeit“
Für die BFStq-Schüler gibt es sechs
Stunden Selbstlernzeit in der Woche. In
Lerncoaching
Schüler bei durch Lernstandsgespräche und diesen Stunden entscheiden die Schüler
Lehrer- aktivie- Lerncoaching von Lehrern beratend selbst, ob sie sich mit Englisch, Deutsch
zentrierter render begleitet. Die Arbeit folgt folgender oder Mathematik beschäftigen. Haben
Unterricht Unterricht SELKO-Definition: SELKO bedeutet sie sich für einen Inhalt entschieden,
„Selbstverantwortetes individualisier- müssen sie Ziele und den Weg dorthin
tes Lernen mit Kompetenzrastern und in einem Wochenplan dokumentieren.
individueller Lernberatung“. Im Rah- Diese Wochenpläne dienen gemeinsam
Portfolio men der Arbeit sollten alle Beteiligten mit den Klausuren, erarbeiteten Lern-
eine Antwort geben können auf die jobs und Präsentationen als Grundla-
Mit den aufgeführten Seminarange- Frage: Wie funktioniert selbst verant- ge für das nächste Lernstandsgespräch
boten, die wir auf Nachfrage schulge- wortetes Lernen? Bei der schulischen und die nächste „Punktesetzung“ im
nau durchführen, unterstützen wir die Arbeit sollte allen Beteiligten jederzeit Kompetenzraster. SELKO bietet so die
Lehrkräfte in der Gestaltung ihrer Ler- klar sein: Möglichkeit, den unterschiedlichen Vo-
narrangements: „Ich weiß, wo ich stehe.“ raussetzungen der Schüler Rechnung zu
„Ich weiß, wo ich hin will.“ tragen und sie entsprechend ihrer Kom-
Anzustreben ist ein Schülerinnen und „Ich werde auf dem Weg begleitet.“ petenzen zu fördern oder zu fordern.
Schüler aktivierender Unterricht, ge- Durch das selbstständige Arbeiten
kennzeichnet durch Einführungswoche der Schüler gewinnt die jeweilige Lehr-
Handlungsorientierten Unterricht Für die Schüler beginnt das „neue Ler- kraft viel Zeit für die Einzelbetreuung.
Teamentwicklung im Klassenraum: nen“ an der W 3 mit einer Einführungs- „Input“ gibt es als Angebot des Lehrers
soziales und kooperatives Lernen woche. Dabei gilt es, sich mit der Ar- oder gemäß der Nachfrage der Schüler;
Förderung der Selbstlernkompetenz beit mit SELKO grundsätzlich vertraut dieser Input ist nicht unbedingt mehr
von Schülerinnen und Schülern zu machen. Die Schüler erhalten das auf die ganze Klasse orientiert, sondern
Lernentwicklungsgespräche führen (neue) Arbeitsmaterial für die zweijäh- bedient auch individuelle Nachfragen.
(die Lehrkraft in der begleitenden rige Ausbildung, das von den Kollegen
Rolle) der W 3 mit großem Arbeitseinsatz er- Rahmenbedingungen
Die Unterstützung der Lernent- arbeitet und zusammengestellt wurde. Die grundsätzlichen Rahmenbedingun-
wicklung mit einem Portfolio. Es finden Kompetenzfeststellungen gen an Schulen lassen sich meistens nur
und Einzelgespräche mit jedem Schü- schwer verändern.
Hilke Schwartz, Michaela Frede, LI ler statt, um seine bereits vorhandenen Es gibt aber zwei wichtige Vorausset-
Kompetenzen als Startpunkt für seine zungen für ein Gelingen in der Schule:
Weitere Infos weitere Arbeit festzuhalten. 1. Es braucht motivierte Kollegen, die
Dazu wurden Kollegen durch Fort- den Mut haben, sich auf etwas Neues
Ausführliche Seminarbeschreibungen bildungen, koordiniert durch das LI,
finden Sie unter www.li-hamburg.de/rbb in den Bereichen Lernstandsgespräche
Ansprechpartnerin im Referat Berufliche Anmerkung:
und Lerncoaching geschult. Dies war
Bildung: M. Frede; Tel.: (040) 4 28 01-25 80;
ab 10.08.09 neue Tel. Nr.: 42 88 42-664
für die Lehrkräfte die Voraussetzung 1) AusGründen der Lesefreundlichkeit wird nur die männ-
E-Mail: michaela.frede@li-hamburg.de für die Umsetzung ihrer neuen Rolle liche Schreibform verwendet. Gemeint sind aber in glei-
cher Weise beide Geschlechter.
als Lernberater bzw. Lernbegleiter.
Projekt SELKO
beteiligten sich in der ersten Schulwo- das Fach Sprache und Kommunikation der Höheren Handelsschule und BFS-
che in den SELKO-Fächern an einem wurde geändert, denn die Lernjobs wer- vq einzuführen.
Eingangstest, um ihre Lernausgangslage den nicht mehr in geblockten Einheiten Es bleibt noch viel zu tun – auf dem
zu bestimmen. Ihnen wurde auf einer bearbeitet. Die Lernenden und ihre Be- Weg zu einer neuen Lehr- und Lernkul-
zentralen Einführungsveranstaltung das rater verfügen über zwei Wochenstunden tur.
SELKO-Konzept vorgestellt. Im Stun- für selbstorganisiertes Lernen, insgesamt Manfred Duttenhöfer (H 17)
denplan fest verankert ist eine Lerncoa- etwa 70 Stunden in der Unterstufe.
ching-Stunde. Jede Schülerin und jeder Im laufenden Schuljahr 2009/10 ar-
Schüler führt mit der entsprechenden beiten die Fachgruppen daran, das Ler- Weitere Infos
Fachlehrkraft pro Schulhalbjahr und nen mit Kompetenzrastern im Bereich
Fach ein verpflichtendes Lernentwick- der BFS-tq weiterzuentwickeln und das www.handelsschule-bergedorf.de/
lungsgespräch. Das Rahmenkonzept für Konzept SELKO auch in den Klassen
Lernsettings gestalten –
Lernvereinbarungen treffen
Einige Lehrerinnen und Lehrer betreiben allerlei Vorbereitungsfleiß für ihren Unterricht, ohne dadurch
notwendigerweise erfolgreich zu sein. Zum Teil hat das mit einem rezeptionsorientierten Lernverständnis zu tun,
das die Lernenden nicht in die Lage versetzt, den Lernsinn zu verstehen.
PRAXIS
Selbstorganisationsfähigkeit fördern:
reflektieren und bilanzieren, eige- sichtbar am Arbeitsplatz angebracht. – „Viel und ungewohnte Arbeit.“
ne Lernwege finden und mit unter- Sie unterstützt die Lernenden, ihre – „Früher war das Arbeiten ein-
schiedlichen Lernwegen experimen- Lernwege im Blick zu behalten, und facher, aber nicht so erfolgreich.“
26 ihbs Nr. 2 · 2009 tieren können. sie bietet dem Lernberater die Mög- – „Ich werde besser unterstützt und
Ist das Schwerpunktthema für lichkeit, gezielt nachzufragen. Alle fühle mich ernstgenommen.“ ■
den nächsten Lernabschnitt gewählt, Dokumente, Verträge, Protokolle,
in der Lernberatung abgesprochen Arbeitsergebnisse, Kommentare der
Schwerpunkt
Lernkarteikarte (Muster)
Name: Datum:
Klasse: Lernfeld:
Was ich heute Woran ich erkenne, dass ich Fragen, die ich noch zum An dieser Frage werde
neu gelernt habe: erfolgreich gelernt habe: Thema habe: ich in der nächsten Stunde
weiterarbeiten:
Meilensteine, die es seit Schwierigkeiten und wie ich Ich habe Beratungsbedarf: Kommentar der
der letzten Lernberatung damit umgegangen bin: Lernberatung:
gegeben hat:
Die Lernenden erhalten eine prozess- die Transparenz der Entscheidungen Ist das Schwerpunktthema für den
begleitende Lernberatung. und eine Kultur des Vertrauens. nächsten Lernabschnitt gewählt, in der
Im Rahmen dieser fortlaufend verfüg- Lernberatung abgesprochen und in ei-
baren Lernberatung werden gegensei- Leitidee: nem Lernvertrag festgehalten, gestal-
tige Erwartungen geklärt. Ein wichti- Die im Lernvertrag vereinbarten ten die Schüler und Schülerinnen eine
ger Beitrag zu einer für selbstständige Ziele sind Grundlage für das Ler- Lernlandkarte (Beispiel siehe oben; LF
Arbeit förderlichen Lernkultur, die den nen im Bereich des selbstgesteuer- steht für Lernfeld).
Lernenden hilft, das individuelle und ten Lernens. Die Lernlandkarte zeigt unterschied-
kollektive Lernen selbst in die Hand zu Der Lernvertrag steht für die gute liche Pfade, die die Schülerin gehen
nehmen. Sie reflektieren den eigenen Zusammenarbeit zwischen Lernen- möchte, um das Thema der Hauptinsel
Lernprozess und entwickeln metakog- den und Lehrkräften. erfolgreich bearbeiten zu können. Die
nitive Kompetenzen. Die Lernberatung Die Lernenden übernehmen eine Landkarte wird gut sichtbar am Ar-
bietet eine Gesamtorientierung für den große Verantwortung für den eige- beitsplatz angebracht. Sie unterstützt
Lernprozess und stützt die Individuali- nen Lernerfolg. die Lernenden, ihre Lernwege im Blick
tät des Einzelnen. Mit ihrer Unterschrift dokumentie- zu behalten, und sie bietet dem Lern-
ren die Beteiligten den gegenseitigen berater die Möglichkeit, gezielt nach-
Der Lernvertrag Respekt und die gemeinsame Verant- zufragen. Alle Dokumente, Verträge,
Der Lernvertrag enthält Zielvereinba- wortung für das Lernergebnis. Protokolle, Arbeitsergebnisse, Kom-
rungen und klärt, welche Ressourcen mentare der Lernberatung usw. werden
zur Erreichung des Ziels notwendig Nach jeder Selbstlerneinheit füllen die in einem Portfolio festgehalten.
sind: Schüler und Schülerinnen eine Lernkar-
Welche personelle Unterstützung teikarte aus. Auf dieser wird der Ler- Schülerkommentare:
wird gewünscht? nerfolg und/oder der Beratungsbedarf „Ich kann endlich selbst entschei-
Welche Arbeitsmittel müssen be- dokumentiert und mit der Lehrkraft/ den, wie ich lernen will.“
reitgestellt werden? Lernberatung weitere Arbeitsschrit- „Das Verhältnis zur Lehrkraft ist
Wie viel Zeit ist zur Erreichung des te vereinbart. Die Lernkarteikarte ist sehr gut und intensiv geworden.“
Ziels notwendig? Grundlage für das Lernberatungsge- „Viel und ungewohnte Arbeit.“
spräch. „Früher war das Arbeiten einfacher,
Die Schülerinnen und Schüler des 2. Se- aber nicht so erfolgreich.“
meters der FSP2 kennen den Lehrplan, Das Lernberatungsgespräch vollzieht „Ich werde besser unterstützt und
sie verfügen über Praxiserfahrung, ha- sich in einem offenen dialogischen und fühle mich ernstgenommen.“
ben im ersten Ausbildungsabschnitt interaktiven Prozess, orientiert sich
Biografiearbeit geleistet und sich mit dennoch am Curriculum. Lernberatung Petra Stamer-Brandt
ihrem individuellen Zugang zum Ler- ist ein partizipativer Prozess. Er ist für Petra.Stamer-Brandt@bsb.hamburg.de
nen auseinandergesetzt. Auf dieser die Lernenden überschaubar und nach- Stellvertretende Schulleiterin der
Grundlage formulieren sie einen Lern- vollziehbar und setzt auf Freiwilligkeit. Fachschule für Sozialpädagogik
vertrag, der mit der Lernfeldlehrkraft Die Schüler und Schülerinnen erleben Hamburg-Altona FSP 2
abgestimmt wird. Die Lehrkraft ak- in der Interaktion mit ihren Lernbera-
zeptiert auch ungewöhnliche Lernwe- terInnen, dass sie eigene Entscheidun-
ge und -settings und ermutigt dadurch gen treffen, ihre Arbeit reflektieren Hinweis
zum Entdecken vorhandener Potenzia- und bilanzieren, eigene Lernwege fin- Der Beitrag ist zunächst im Friedrich Verlag
le. Grundvoraussetzung für gelingende den und mit unterschiedlichen Lernwe- (Seelze bei Hannover) erschienen.
Gespräche sind eine gute Atmosphäre, gen experimentieren können.
wurde. Ich habe aber keinen Zweifel Übergang in die Berufswelt zu ermög-
daran aufkommen lassen: Die Beruf- lichen, wird aber auch ein Fachkräfte-
lichen Schulen sind ein Eckpfeiler der mangel befürchtet. Muss daher nicht
neuen Bildungsoffensive. auch mehr für die Attraktivität der Be-
rufsbildung und für die Durchlässigkeit
ihbs: Hamburg hat als Metropolregion zu den Hochschulen getan werden?
einen sehr hohen Anteil an bildungsbe-
nachteiligten Schülerinnen und Schü- Goetsch: Das ist richtig. Deswegen
lern. Es ist leider zu befürchten, dass wollen wir durch die Schulgesetzno-
vor allem Jugendliche mit schlechtem vellierung auch im Rahmen der dualen
oder fehlendem Schulabschlusses von Ausbildung den Zugang zur Hochschu-
der Arbeitsmarktentwicklung weiter ne- le erleichtern. Zukünftig wird es mög-
gativ betroffen sein werden. Aber viele lich sein, im Rahmen einer beruflichen
Herausforderungen können nicht erst Ausbildung eine Hochschulzugangsbe-
Quartier „Altstadt-Altona“
M it ungewöhnlichem Engagement,
viel Fantasie und großem Zeit-
aufwand präsentierten acht Stadtteil-
zurückkommen. Deswegen gab es am 25.
Juni 2009, gab es eine „Pflanzenbörse“ –
zum öffentlichen Verkauf der Produkte.
bzw. Erzieher. Weitere Schwerpunkte
sind die Berufsfachschulen für „Sozial-
pädagogische Assistenz“ und für „So-
Initiativen auf dem Familienfest im zialpädagogische Dienstleistungen“.
“August-Lütgens-Park“ vielfältige und Integration von Theorie und Praxis Außerdem bildet die FSP einige zu-
interessante Outdoor-Spiele sowie ein Die Event-Aktionen des Parkfestes künftige „Helferinnen in der Tagesstät-
buntes Bühnenprogramm mit inter- haben Schülerinnen und Schüler der te“ aus; dies ist eine „Qualifizierungs-
nationaler Musik und faszinierenden FSP 2 mit ihren Lehrkräften lange vor- maßnahme für Menschen mit geistiger
Tanzdarbietungen. Zusammen mit bereitet: In den Schulkulturkursen zum Behinderung“. Die Schule hat als eige-
vielen Anwohnern von „Altona-Alt- Parkfest verbinden sich alle zwei Jahre ne Praxis-Ausbildungsstätte eine Kita
stadt“ feierten zum sechsten Mal die Theorie und Praxis, Projektmanage- in der Gerritstraße. Insgesamt umfasst
am Park ansässigen Institutionen. Das ment und Kreativität. Der Bogen vom die FSP 2 rund 1000 Schülerinnen und
sind insbesondere die Fachschule für Stadtteilfest zur Arbeit in der Schule ist Schüler sowie 75 Lehrkräfte.
Sozialpädagogik, „Haus 3“, die Kita schnell hergestellt: An der FSP-Altona
Hospitalstraße, „Verikom“, die Türki- werden vor allem weibliche und männ- Text und Foto:
sche Gemeinde und die (italienische) liche Erzieher ausgebildet. Jährlich Manfred Schwarz (HIBB)
„Associazione Basilicata“. wird eine Klasse mit dem Schwerpunkt
Die Schülerinnen der FSP 2 waren „Internationale Klasse“ eingerichtet.
an den vielen, bunten Ständen und Ak- Die Fachschule ermöglicht ebenfalls Weitere Infos
tionen beteiligt. Ein ganz besonderes eine „Weiterbildung für Migrantinnen
www.hh.shuttle.de/hh/fsp2medien/
Projekt, das auf dem Fest für die Öf- zur staatlich anerkannten Erzieherin“ http://freenet-homepage.de/
fentlichkeit freigegeben wurde, ist die und die berufsbegleitende Ausbildung kitagerritstrasse
„Action Planting“ des FSP-Wahlpflicht- zur staatlich anerkannten Erzieherin
kurses „Kunst im öffentlichen Raum“.
Lange hatten 17 FSP-Schülerinnen
zusammen mit ihrer Kunstlehrerin
Soraya Löding im wahrsten Sinne des
Wortes „künstlerisch in der Erde ge-
wühlt“. An mehreren Tagen haben die
Schülerinnen auf der Rasenfläche vor
dem historischen Haupt-Schulgebäude
ein Pflanzenkunstwerk entstehen las-
sen. 500 Pflanzen – von der Grasnelke
und dem Phlox bis zu Sonnenröschen
und Alpenastern – wachsen nun an
der Max-Brauer-Allee 134. Das Natur-
kunstwerk zwischen schulischem und
öffentlichem Raum wurde mit einer
Rede der Schulleiterin Barbara Wol-
ter offiziell den Betrachtern überge-
ben. Für längere Zeit wurde es nun ein
„Hingucker“. Das Geld für die Pflan-
zen sollte freilich wieder in die Schule FSP-Künstlerinnen mit Fachlehrerin Soraya Löding und Schulleiterin Barbara Wolter
Nach 37 Jahren geblich für die sozialpädagogischen Beruf zurückgreifen und freuen uns auf
Schulen bei der Formulierung neuer eine weiterhin gute Zusammenarbeit!“
Verabschiedung Bildungspläne und der Standards für
die Praxisausbildung beteiligt. Sie
Gerd Knop arbeitet unter anderem
im Bereich Personal der Otto Group
für Hella wirkte wesentlich mit bei der Institu (Hamburg) und für soziale Projekte. Ei-
tionalisierung des neuen Beruflichen
Eickenscheidt Gymnasiums Pädagogik / Psychologie in
Niendorf. Die Aufsichtsbeamte war fe-
Die frisch gebackene Pensionärin hinter- derführend bei der Reform der teilquali-
Foto: Bundesarbeitsministerium
lässt nachhaltige Spuren: Oberschulrätin fizierenden Berufsfachschule.
Hella Eickenscheidt hat zunächst die Rainer Schulz lobte ihre Rolle als
Realschule und dann das Wirtschafts- Analytikerin und merkte an: „Deine
gymnasium in Hildesheim besucht. Ihr Streitfähigkeit wird von vielen bewun-
Studium schloss sie als Diplom-Handels- dert – und von einigen eher harmonie-
lehrerin ab. Während ihrer Studienzeit süchtigen Männern gefürchtet. Dies
hat den Effekt, dass Du Dich häufig gar
nicht streiten musst …“ Olaf Scholz beglückwünscht Gerd Knop
Die G 7 war angeblich Hella Eicken-
scheidts Lieblingsschule. Dazu der
HIBB-Geschäftsführer: „Der Hambur- nes der wichtigsten ist dabei das „Ham-
ger Hafen mit seiner Ausrichtung auf burger Hauptschulmodell“, das vom
den Logistikbereich auf der einen Seite Hamburger Netzwerk der Initiative für
und seine maritime Tradition auf der Beschäftigung 1999 gemeinsam von
anderen Seite hat Dich immer fasziniert der Otto Group und Hapag-Lloyd AG
und sogar ins Schwärmen gebracht. Dies in enger Zusammenarbeit mit Schulen,
mag wohl auch vielleicht mit Deiner Behörden und Unternehmen ins Le-
Leidenschaft fürs Segeln zusammen ben gerufen wurde. Ziel der Projekt-
hängen.“ arbeit ist es vor allem, Schulabgängern
mit Hauptschulabschluss verstärkt in
Foto: privat