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WAlLIS 4

Atheismus vs. Agnostizismus


Lässt sich die Existenz Gottes widerlegen oder soll die Frage offen bleiben?
Wall i s. - Die Gründung
der Freidenker-Vereini-
gung im Wallis hat dem
Thema Religion und Glau-
ben in der öffentlichen Dis-
kussion neue Impulse ver-
liehen. .

Vor allem das Outing von Beda


Stadler als waschechter Atheist
gab zu reden. Beda Stadler ist
der Überzeugung, dass sich die
Phänomene dieser Welt allein
durch die Naturwissenschaften
erklären lassen. Wie alle Athe-
isten lehnt er das Konstrukt ei-
nes Gottes als Ursprung und
Schöpfer der Welt strikte ab.
Damit widerspricht er aber ei-
gentlich der Vorgehensweise
der wissenschaftlichen For-
schung, auf deren Regeln er als
. Professor der Immunologie ein-
geschworen ist.
*
Jede wissenschaftliche Theorie
gilt nämlich so lange als gültig,
bis sie einwandfrei widerlegt ist.
Falsifikation nennt man das im
Wissenschaftsjargon. Wie aber
kann ein übernatürliches Wesen,
wie es Gott oder ein göttliches
Wesen unbestritten sein muss,
falsifiziert werden? Wie kann
seine Existenz einwandfrei wi- «Die Erschaffung Adams» an der Decke der Sixtinischen Kapelle in Rom: Während die Atheisten die Existenz Gottes oder höherer Wesen
derlegt werden? Der transzen- strikte ablehnen, lässt der Agnostizism~s die Möglichkeit einer Existenz Gottes offen. Foto Keystone
Lässt sich die Existenz Gottes widerlegen oder soll die Frage offen bleiben?
Wal I i s. - Die Gründung
der Freidenker-Vereini-
gung im Wallis hat dem
Thema Religion und Glau-
ben in der öffentlichen Dis-
kussion neue Impulse ver-
liehen. .
Vor allem das Outing von Beda
Stadler als waschechter Atheist
gab zu reden. Beda Stadler ist
der Überzeugung, dass sich die
Phänomene dieser Welt allein
durch die Naturwissenschaften
erklären lassen. Wie alle Athe-
isten lehnt er das Konstrukt ei-
nes Gottes als Ursprung und
Schöpfer der Welt strikte ab.
Damit widerspricht er aber ei-
gentlich der Vorgehensweise
der wissenschaftlichen For-
schung, auf deren Regeln er als
. Professor der Immunologie ein-
geschworen ist.
*
Jede wissenschaftliche Theorie
gilt nämlich so lange als gültig,
bis sie einwandfrei widerlegt ist.
Falsifikation nennt man das im
Wissenschaftsjargon. Wie aber
kann ein übernatürliches Wesen,
wie es Gott oder ein göttliches
Wesen unbestritten sein muss,
falsifiziert werden? Wie kann
seine Existenz einwandfrei wi- «Die Erschaffung Adams» an der Oecke der Sixtinischen Kapelle in Rom: Während die Atheisten die Existenz Gottes oder höherer Wesen
derlegt werden? Der transzen- strikte ablehnen, lässt der Agnostizismus die Möglichkeit einer Existenz Gottes offen. Foto Keystone
dente Gegenstand der Forschung
- in diesem Fall Gott - entzieht heit, nämlich nach der Ursache entweder ungeklärt oder grund- fach nicht zu klären sind. mit «ich kann es nicht wissen»
sich ja der Untersuchung, weil er dieser Welt, gar keine Antwort sätzlich nicht zu klären ist. Die- * oder «das kann niemand wissen
den empi:rischen Mitteln der Na- zu geben versucht. Selbstver- se Weltanschauung betont die Die Auffassung, dass die Exis- und wird auch nie jemand wis-
turwissenschaft als Objekt der ständlich hat die Wissenschaft Begrenztheit menschlichen tenz Gottes oder göttlicher und sen können» antworten.
Forschung gar nicht zur Verfü- die modeme Urknall-Theorie. Wissens. Die Möglichkeit der anderer höherer Wesen grund- *
gung steht. Dem Atheismus ge- Doch wie kam es dazu? Und Existenz transzendenter Wesen sätzlich unerkennbar sei, wird Hätte die Menschheit in ihrer
lingt es ebenso wenig, die Exis- was war vorher? Der Mensch oder Prinzipien wird von dieser auch als starker Agnostizismus langen Geschichte aus lauter
tenz Gottes zu widerlegen, wie denkt in Kausalketten. Der Weltanschauung nicht bestrit- bezeichnet. Dagegen bezeichnet Atheisten oder Agnostikern be-
es den Religionen dieser Welt Atheismus entzieht sich aber ten. Der Agnostizismus ist so- der schwache Agnostizismus die standen, wären Abermillionen
gelingt, die Existenz Gottes zu der allerletzten Kausalität. wohl mit Theismus als auch mit Auffassung, dass die Existenz von Todesopkrn in den zahlrei-
beweisen. * Atheismus vereinbar, da der von höheren Wesen nicht ehen Glaubenskriegen der ver-
' Im .Gegensatz zu~ ' Athelsmuii,
L

* Glaub'e' an ' doti: möglich 1st, ' '- grundsätzlich;· sön'derr( nur zum -, ,, gangenen Jahrtausende ver-
Die Behauptung, Got.t gebe es ist dt;r Agnostizi s llWs aus_ wj~.- . selbs~ w,enn man (he Möglich- gegenwärtigen . Zeitpupkt und . meidbar gewesen. Denn eines
nicht, dürfte folglich gemäss · senschaft'Iicher Sicht viel ehrli- keit der rationalen Erkeimtnis mit den jetzigen Methoden uner- ist sowöfH für eirien Agnostiker
den Gesetzen der Naturwissen- cher. Diese philosophische An- , Gottes verneint. Der Agnosti- kennbar ist. Während ein schwa- wie auch für einen Atheisten
schaft gar nicht gemacht wer- sicht geht nämlich davon aus, zisrrluS lässt somit auch die al- eher Agnostiker auf die Frage, unerklärlich: dass man sich
den. Kommt hinzu, dass der dass die Existenz oder Nicht- lerefste Ursache nach den Din- ob es einen Gott gibt, mit «ich über eine nicht zu klärende Fra-
Atheismus auf eine der grundle- existenz eines höheren Wesensl . ·gen '·ieser Welt offen und aner- weiss es nicht» antwortet, ent- ge die Köpfe einschlagen kann.
gendsten Fragen der Mensch- wie beispielsweise eines Gotte , ken ~, dass gewisse Fragen ein- gegnet ein starker Agnostiker wek

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