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NS-Szene

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Was passiert, wenn Neonazis bei Rockergruppen einsteigen? Werden diese Gruppen Die Meldung der Südwest Presse vom
23. Dezember 2002 ist kein Einzelfall.
damit zu Bestandteilen der neonazistischen Infrastruktur? Oder ist es so, dass sich die
Unter der Überschrift »Skins und
Neonazis dann, wenn auch nur schrittweise, entpolitisieren müssen? Die Beobachtung Rocker rücken zusammen« heißt es:
»Der Treff der Bandidos in Mannheim
von temporären Allianzen zwischen Neonazis und Rockern ist nicht neu. Doch vor dem
etabliert sich allmählich als Veran-
Hintergrund sich verändernder Szenen, sowohl bei den Rockern wie auch bei den staltungsort für rechtsradikale Kon-
zerte. Dabei gibt sich der internatio-
Neonazis, sind die damit verbundenen Fragen aktueller denn je. Der folgende Beitrag
nale Motorradclub im Internet als
soll diese Fragen aufgreifen und Fakten liefern. Hierzu haben wir mit Mitgliedern Unterstützer der »Biker gegen Rechts«
aus.« Anlass für den Bericht waren
deutscher Motorradclubs (MCs), die ungenannt bleiben werden, lange und kontrovers
zwei Konzerte, die im Bandidos-Club-
diskutiert und darüber versucht, zu einer Einschätzung zu kommen. haus in einem Mannheimer Industrie-
viertel unter der Mitorganisation von
Dieser Artikel versteht sich als Einführung in die Thematik und wird sich vor allem mit
(ehemaligen) Blood & Honour-Expo-
den »großen«, internationalen Clubs beschäftigen. Im nächsten AIB werden wir uns nenten stattfanden: Am 2. November
2002 spielten »Siegnum«, »Prop-
ein paar »kleineren« Clubs widmen, die sich in der Grauzone zwischen Bikern und
aganda«, »White Voice« und »Stone-
Neonazis bewegen und Bestandteil zum Teil bizarrer Halbwelten sind. heads« vor 400 Neonazis, die aus
mehrere Bundesländern und aus dem
benachbarten Ausland angereist
waren. Am 21. Dezember 2002 traten
»Aufmarsch«, »Gegenschlag« und

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[1]
[ 2]

erneut »Siegnum« vor 130 Neonazis MC Born to be Wild, ein Dutzend aus keine sichtbaren Zeichen einer extrem [ 1] Rocker des MC
auf. Die extrem rechte Bremer Band der »harten, rechten Szene« wie der rechten Politisierung unter den Law- Gremium und der Hells-
»Kategorie C« tingelte derweilen Neonazigruppe Vandalen. Die Signale men festzustellen waren. Nach ein Angels – Stilvorlagen für
durch verschiedene Clubhäuser des an die Biker sind unüberhörbar: Spielt paar Jahren waren dann auch die die extreme Rechte?
MC Gremium und der Hells Angels, nicht mit den Schmuddelkindern. Aufnäher von den Kutten verschwun- [ 2] Vandalen-Grußformel
und im Jahre 2003 kam auch der NS- Dies sind einige der harten Fakten, den. V.F.F.V. (Vandalen Forever –
Forever Vandalen) –
Black Metal in manch einem Clubhaus die zeigen, wie dringend antifaschi- Berührungspunkte und Zusammen-
abgeschaut von den Hells
an: Bands wie »Wewelsburg« und stische Wachsamkeit geboten ist. arbeit zwischen Neonazis und Rok- Angels
»Totenburg« gastierten im Juli 2003 Dennoch erscheint Sensationsbericht- kern gab es in den folgenden Jahren
bei den Mannheimer Bandidos, erstattung genauso wenig angebracht dennoch genug. Vor allem im Täto-
»Magog« aus dem Umfeld der ehema- wie ein vorurteilsgeladenes »es wächst wier-Business, im Türsteher-Gewerbe
ligen »Skinheads Sächsische zusammen was zusammen gehört«. und sicher auch in manch krimineller
Schweiz« (SSS) im November 2003 Denn die Biker-Szene insgesamt ist Sparte, z.B. im Waffenhandel, fanden
beim Outlaws MC im thüringischen nicht weiter nach rechts gerückt. Dass sie immer wieder zusammen. Die
Grabe. Für Personen der SSS keine es jedoch zunehmend Allianzen zwi- deutsche Rockerszene bot lange Zeit
neue Erfahrung: Im Clubhaus des schen einzelnen Clubs und Neonazis ein recht eingefahrenes Bild, geriet
Dresdner Gremium MC konnte die gibt, hat meist einen sehr einfachen ab 1999 aber in Bewegung. Der
2001 verbotene Neonazi-Terrortruppe Grund: Geschäfte. Und da haben die gefürchtete MC Bones trat zu den
in der Vergangenheit mehrere Veran- Neonazis mancherorts einiges zu bie- Hells Angels über, die (schwarzen)
staltungen durchführen. Bei einer ten. Für die antifaschistische Bewe- Ghost-Rider, die über mehrere Dut-
Razzia, die sich vor allem gegen den gung kann das kein Grund zur Ent- zend Chapter in Deutschland verfüg-
als extrem rechts (szene-)bekannten warnung sein. Doch sollte sie sich ten, schlossen sich den Outlaws an
MC Nordmänner aus dem niedersäch- bemühen, die Dynamik der derzeiti- und stellten sich ebenfalls unter ame-
sischen Wendland richtete, wurden im gen Entwicklung zu verstehen, um rikanische Führung. Und die erbitter-
Frühjahr 2003 über 200 Maschinen- differenziert und zielgerichtet inter- ten Konkurrenten der Hells Angels,
pistolen und -gewehre sowie einige venieren zu können. die Bandidos, drängten mit der
Panzerfäuste gefunden, was die Frage »Übernahme« der (gelben) Ghost-
aufwirft, für wen und was diese Berührungspunkte Rider mit Macht nach Deutschland.
Waffen eigentlich bestimmt waren. Bereits Ende 70er Jahre waren »Nazi- Die Szene hat sich »globalisiert«.
Jüngstes Beispiel sind die Durch- Rocker«, die in Clubs wie MC National Heute sind es vier Clubs, die das
suchungen bei Combat 18 Pinneberg oder MC Stander Greif bundesweit Geschehen bestimmen: Outlaws, Ban-
am 28. Oktober 2003, die darauf Furore machten, ein Thema für die didos, Hells Angels sowie der MC Gre-
begründet waren, dass sich die Medien. Sie verschwanden nach eini- mium, der letzte Club im Konzert der
Neonazis Waffen aus der regionalen gen Jahren. Sie lösten sich auf, man- Großen, der noch von Deutschland
Rotlicht- und Rockerszene besorgen cher stieg aus, andere fanden Auf- aus geleitet wird. Deren Clubpolitik
wollten. nahme in eher »unpolitischen« Clubs. funktioniert nach den Prinzipien »mo-
Selbst die Sicherheitsbehörden rea- Als 1980 die »Wehrsportgruppe Hoff- derner« Unternehmensführung: Fran-
gieren aufgeschreckt, ihre Sicher- mann« verboten wurde, richtete die chising, grenzüberschreitender Expan-
heitsanalysen klingen besorgt. Nach Polizei eigens eine Kommission ein, sionsdrang, freundliche und feind-
einer Razzia am 16. November 2003 um den weiteren Werdegang der liche Übernahmen. Die Marketing-
gegen ein »Nordmann-Treffen« des Hoffmann-Leute zu verfolgen, der bei abteilung sorgt sich derweilen um das
Berliner Rockerclub Walhalla 92 zähl- einigen direkt in den (heute aufgelö- Image. Der Mythos der »Wilden« und
te die ansonsten recht wortkarge sten) MC Lawmen führte. Fünf Jahre »Gesetzlosen« wird sorgsam gepflegt
Berliner Polizei der Öffentlichkeit vor, später resümierten die Staatsschüt- und eine geheimnisvolle wie schil-
wer alles dort angetroffen wurde. Ca. zer, dass außer Aufnähern wie »Ich lernde Parallelwelt aufgebaut. An-
30 Gäste kamen – so die Polizei – vom bin stolz, ein Deutscher zu sein« dererseits bemüht man sich um

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[1] [ 2]

gesellschaftliche Anerkennung und richtet hat und Aberhunderte von »Karriere« angekommen zu sein.
demonstriert über Spendenaktionen ihnen sind bereit, ihr Geld darin zu Etwas Höheres als dem Führungskreis
[ 1] Vielen der
für die Kinderkrebshilfe oder Kampag- investieren, sich von Kopf bis Fuß von »Blood & Honour«, »Hammer-
vermeintlichen »Nazi-
nen wie »Biker gegen Rechts« soziale zutätowieren zu lassen. Zudem: Neo- skins« oder einer Kameradschaft hat
Rockern« fehlt schon
Verantwortung. nazis sind extrem autoritaristisch, die Szene nicht zu bieten. Oft genug
allein das Motorrad zur
Wenn auch das sogenannte Rotlicht- jederzeit bereit, sich unterzuordnen, mussten sie auch erkennen, wie ihre
Rocker-Idendität.
Milieu nach wie vor ein Steckenpferd nach oben zu buckeln und nach unten »Eliten« nicht das hielten, was sie
der Biker ist, so macht dieses – auch zu treten. Gerade in Netzwerken wie versprachen. Das gesamte Ausmaß
[ 2] Stilelemente
oder gerade bei den großen Clubs – »Blood & Honour« oder »Hammer- der Durchsetzung der Szene mit Infor-
germanischer Mythologie
nur einen Teil des Business aus. skins« ist seit den 80er Jahren schon manten ist nach der Erfahrungen der
finden sich in der Rocker-
Immobiliengeschäfte oder das Veran- eine Affinität zu den Bikergruppen zu letzten Jahre allenfalls grob zu schät-
und in der Nazi-Szene.
stalten großer Events (vom Rock- erkennen. Das Prinzip von einjährigen zen. Und diejenigen mit den größten
Festival bis hin zum Box-Weltmeister- »Probemitgliedschaften«, die Berech- Klappen und den dicksten Muskeln
schaftskampf) sind mit geringen tigung, erst bei einer Vollmitglied- (wie zum Beispiel aktuell Martin Wiese
(juristischen) Risiken und oft reich- schaft das Organisationssymbol bzw. aus München) waren oft die, die in
lich Profit verbunden. »Colour« zu tragen, haben die selbst- den polizeilichen Vernehmungen am
In dem Bemühen, sich einen bestim- ernannten Naziskin-Eliten eins zu längsten und lautesten sangen. Vom
mten Markt in einem abgesteckten eins von den Bikern abgekupfert. Der pseudokonspirativen, sprich: unpro-
Territorium zu sichern, steht man sich interne Hammerskingruß H.F.F.H fessionellen, Verhalten und den bitte-
mittlerweile auf den Füßen herum (Hammerskins Forever – Forever Ham- ren Konsequenzen (wie zum Beispiel
und ist mehr denn je gezwungen, ört- merskins) ist eine billige Kopie einer aktuell München) ganz zu schweigen.
liche Hilfstruppen zu rekrutieren, die von den Hells Angels in die Rocker- So haben sich nicht wenige vom har-
den Boden bereiten und Plätze frei- szene eingebrachten Grußformel, ten Kern der Neonazis bewusst und
halten. Die Helfershelfer, denen über ursprünglich A.F.F.A. (Angels Forever gewollt in die Grauzone zwischen
einen Support-Club, einen Hang- – Forever Angels). Auch das Prinzip, politischen Aktivismus und Rocker-
around- oder Prospect-Status Identi- verbotene Symbole und Namen über Szene begeben. Ob sie sich dort auf
tät geboten und das Gefühl vermittelt Zahlencodes zu verschlüsseln – aktu- Dauer einrichten können und wohin
wird, nun bei einer unschlagbaren ell wurde aus »Blood & Honour« »28« der Weg der Einzelnen führt, ist viel-
Truppe dabei zu sein, werden oft – gewann nach dem Verbot der Ham- fach wohl noch offen.
unter dem Kriterium auserwählt, ob burger Hells Angels 1983 Popularität. Neonazis bewegen sich auf die Biker-
sie ein lokaler Machtfaktor sind Sie traten fortan als »81er« auf. clubs zu – nicht umgekehrt. Dass die
und/oder den Zugang zu einer Darüber hinaus findet über den großen Clubs in einer White-Power-
bestimmten Geschäftssparte öffnen Tätowierkult und die steigende Popu- Bewegung aufgehen, scheint kaum
können. Die Neonazis sind vielerorts larität von Flammensymboliken in der vorstellbar. Denn sie können es gar
ein Machtfaktor. In manchen Regio- Neonaziszene eine fortschreitende nicht. Die Bandidos gründeten sich in
nen bestimmen sie, was auf der stilistische und ästhetische Annähe- Mexiko und in den Südstaaten der
Straße abgeht. Rechtsrock und rech- rung statt. Viele Personen des harten USA, um eben eine Gegenmacht
ter Lifestyle sind ein Business, das Kerns der Neonazis stehen weiterhin gegen die rassistische Dominanz der
sich bereits in einer Halbwelt einge- vor dem »Problem«, am Ende ihrer Hells Angels aufzubauen und haben

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[1] [ 2]

Antirassismus in ihren Leitlinien fest- ihrer CD zu grüßen. Alleine die Alte Bekannte und neue Freunde
geschrieben. Wie auch die Outlaws Tatsache, dass sie nicht in der Lage In Mecklenburg-Vorpommern sind es [1] Member des MC »Iron
sind die Bandidos, bis hinein in die waren, den Namen richtig wiederzu- vor allem die Bandidos-Chapter aus Cruise Wolmirstedt« bei
Führungsebenen, in Deutschland wie geben und stattdessen von »Ban- Neubrandenburg und Stralsund, die einer Neonazi-Demo in
in den USA eine »multikulturelle« ditos« schrieben, dürfte ihnen in der durch extrem rechte Connections auf- Magdeburg
Truppe. Selbst die Hells Angels, die in Bandidos-Chefetage wenig Sympa- fallen. Ein Beispiel: Das Europatreffen
Norddeutschland (vor allem Hannover thien eingebracht haben. der Bandidos in Anklam Ende Juli [2] Faksimilie: Der frühere
und Hamburg) über Jahre wenig Wenn auch das Politikverständnis 2003 wurde u.a. von Maik Wittmann NF-Kader Andreas Pohl
Berührungsängste mit Neonazis hat- mancher Neonazis verwässern wird, aus Rosenhagen bei Anklam angemel- als »Oswald, Vize
ten, bemühen sich zur Zeit, dieses so sind sie, genauso wie die Biker, det. Wittmann ist gleichzeitig Vermie- Gremium Dresden« in der
Image zu korrigieren. Das alles kann stets in der Lage, die sich ergebenden ter für den Neonazi-Laden »New »Bikers-News«.
die Clubs natürlich nicht im emanzi- Widersprüche auszublenden. Die »Vor- Dawn« in Anklam und den benachbar-
patorischen Sinne als fortschrittlich teile«, die neonazistische Gruppen ten extrem rechten Tattoo-Laden
erscheinen lassen, jedoch scheint und Personen aus dieser Liaison zie- »Blood & Pain«. Auch im ersten
einer nationalistischen und rassisti- hen können, potenzieren die Bedro- Domizil des »New Dawn« war Witt-
schen Ausrichtung erst einmal der hung für alle, die nicht in ihr Weltbild mann schon der Vermieter für den
Riegel vorgeschoben. passen. Ob es jetzt ein erleichterter Ladenbetreiber Markus Thielke, einem
Sind die Bikergruppen also ein Zugang zu Waffen und entsprechende Aktivisten des »Kameradschaftsbunds
Beschäftigungsprogramm für profilie- Ausbildungsmöglichkeiten sind, oder Anklam« (KBA). So war dann auch vor
rungssüchtige Neonazis? Oder sind sie die Tatsache, dass in Zeiten zuneh- Ort niemand darüber erstaunt, dass
gar das Trittbrett zum Ausstieg, in mender Repression die Rocker-Club- als einzige Nicht-Member die Aktivis-
dem sie das Angebot formulieren, häuser als Treff- oder Fluchtpunkte ten des KBA freien Zutritt zum
dass man Rebellenmythen, elitäres dienen können. Europatreffen der Bandidos hatten,
Selbstverständnis und reaktionäre Mancher Bikerclub glaubt sich außer- während andere Besucher sorgfältig
Lebenswelten – Männlichkeitskult, halb jeder politischen Logik stellen, gescreent oder gar nicht erst reinge-
Waffenfetisch, Machtstreben – auch »geschäftliche« und »politische« lassen wurden. Von dem Event
ausleben kann, ohne Neonazi zu sein? Beziehungen trennen und Neonazis schwärmte Anklams Bürgermeister
So einfach ist es leider nicht. Denn nach Gutdünken »benutzen« zu kön- hinterher, die Festwiese sei noch nie
das Verhältnis zwischen manchen nen. Doch in manchen Regionen sind so aufgeräumt hinterlassen worden.
Rockerclubs und Neonazis ist geprägt die Neonazis überaus selbstbewusst Und wer sich Naziskins in der Region
von jeweiliger Selbstüberschätzung. und in der Lage, ihren Standortvorteil Ostvorpommern in den Weg stellt, wie
Die Neonazis jedenfalls freuen sich zu nutzen. Letztendlich stellt sich in am Himmelfahrtstag im Mai 2003 eine
über ihre vermeintlich »neuen Freun- dem ein oder anderen Fall die Frage, Gruppe von auswärtigen Ravern auf
de«. Nachdem die Neonaziband »Ge- wer hier wen funktionalisiert. Bei- dem Zeltplatz von Ueckeritz auf der
genschlag« aus Mittelhessen im spiele aus Mecklenburg-Vorpommern, Insel Usedom, muss ganz schnell fest-
Mannheimer Clubheim der Bandidos Sachsen und Niedersachsen zeigen stellen, dass die zunächst unterlege-
auftrat und dort offensichtlich echte Bedenkliches auf. nen Nazis innerhalb kürzester Zeit
Bandidos kennen lernen durfte, ließ Verstärkung mobilisieren können. Au-
sie es sich nicht nehmen, diese auf genzeugenberichten zu Folge waren

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bewegte sich Andreas Pohl schon zu heute auf eine Anzahl von »Members«
unter den rund zwei Dutzend Angrei-
Berliner Zeiten: Mit dem »Vandalen« mit Migrationshintergrund und
fern, die die nicht-rechten Zeltplatz-
Horst Schott saß er im Vorstand der schwarzer Hautfarbe verweisen, dies
1| Augenzeugen besucher dann massiv vertrieben, eine
berichten, die Abzeichen SrA, beim »Vandalen« Clemens Niesar jedoch fast ausschließlich in den
Anzahl von Männern, die Aufnäher
mit dem Schriftzug war er noch 1995 gemeldet. Aus dem alten Bundesländern. Das neugegrün-
»Bandidos« hätten sich mit dem Schriftzug »Bandidos« tru-
Clan MC wurde um 1999 das Chapter dete Gremium-Chapter in Bosnien
sowohl vorne wie hinten gen.1 Derartige Allianzen sind keines-
auf den Jacken befunden. Dresden des Gremium MC und wurde sogar berechtigt, das Kreuz aus
wegs zufällig. Schließlich mischen
Dennoch ist nicht klar, ob »Oswald«, wie sich Andreas Pohl nun dem Gremium-Colour zu entfernen.
es sich bei den lokale Naziskins der ersten und zwei-
nennt, ist dessen strategischer Kopf Der Grund: Es könne als christliches
»Abzeichen« um ten Generation nicht nur in Regionen
»Colour« oder »Support- und »Präsident«. Der Name »Oswald« Kreuz verstanden werden, doch die
wie Ostvorpommern längst in allen
Aufnäher« handelte. Das ist bewusst gewählt: 1951 wurde der neuen »Member« sind Muslime.
»Colour« als Geschäftsbereichen mit, die entweder
SS-Offizier Oswald Pohl von den Alli- Tatsächlich haben der zunehmende
großflächiges hart am Rand der Legalität oder jen-
Rückenemblem ist ierten als NS-Kriegsverbrecher hinge- Druck der Behörden, die erhöhte Auf-
seits derer liegen: Sei es als Schutz-
ausschließlich Mitgliedern richtet. Dass selbst der SSS die merksamkeit der Medien wie auch
vorbehalten, während truppen für Straßen-, Wohnwagen-
Räumlichkeiten des Dresdner Gre- interne Diskussionen dazu geführt,
Aufnäher und Aufkleber und Wohnungsprostitution, im Ana-
wie bspw. »Support your mium-Chapters in mehreren Fällen zur dass das Thema »Neonazis« nun bei
bolika-, Drogen- und Waffenhandel
local Chapter - Bandidos Verfügung gestellt wurden, verwun- einigen Clubs ernster genommen wird.
MC«beispielsweise auch und immer öfter bei der Erpressung
dert bei derart prominenter Lobby Eine wesentlich Teil zu dieser Dis-
»Prospects«, also von Schutzgeld bei Diskotheken,
»Anwärter«, besitzen nicht – genauso wenig, wie dass im kussion hat auch die Bikers News bei-
Spielsalons und Fitnessstudios. Ähn-
können. Es besteht auch neugegründeten Chapter des MC getragen, ein monatlich in der Aufl-
Möglichkeit, dass lich substanziell erscheint die
Gremium in Cottbus, für welches die age von 100.000 Exemplaren erschei-
Personen zu Verbindung zwischen Rockern und
Einschüchterungszwecken Sachsen Aufbauhilfe leisten, ebenfalls nendes Mitteilungsblatt der Szene,
Neonazis in Sachsen, die ihre Anfänge
(unautorisiert) auf die (ehemalige?) Neonazis zu finden sind. welches die Liaison mit der extremen
Bandidos-Symbolik bereits in den 90er Jahren hatte, als
Der Dresdner Gremium-Treff »Black Rechten stets kritisiert hat und auch
zurückgreifen. sächsische Neonazis mehrfach für
Seven« wurde nach seiner Schließung die Kampagne »Biker gegen Rechts«
ihre Konzerte auf die Clubhäuser
im Jahre 2000 an die Neonaziszene ins Leben rief. Sowohl Bandidos wie
lokaler MCs zurückgreifen konnten.
weiter gereicht. In den Räumen ent- auch Gremium haben sich mittlerwei-
So auf das »Clan Camp« des Dresdner
stand der Neonazitreffpunkt »Thor«, le wohl auch zu personellen Konse-
Clan MC, der in langen weißen Män-
der nach einer erfolgreichen antifa- quenzen entschlossen. Für Orte wie
teln auftrat und nicht nur vom Namen
schistischen Kampagne im Frühjahr Mannheim ist zu hoffen, dass die
her bewusste Assoziationen zum ras-
2003 dicht machen musste. Allianz mit der extremen Rechten dort
sistischen »Ku-Klux-Klan« herstellte.
nun einen herben Rückschlag erlitten
Einer der Anführer war der Ex-Berliner
Fazit hat. In anderen Orten besteht die
Andreas Siegfried Pohl, ehemaliger
Bundesweit gültige Rückschlüsse auf Gefahr, dass dies auf der Ebene von
Schlagzeuger der Rechtsrock-Pionier-
die Clubs lassen die Ereignisse in Sach- halbherzigen Distanzierungserklärun-
band »Kraft durch Froide« und
sen und Mecklenburg-Vorpommern gen, Imagekorrekturen und Bauern-
führende Figur der 1992 verbotenen
dennoch nicht zu. Obwohl der MC opfern stecken bleibt. Denn dort
»Nationalistischen Front« und deren
Gremium als »deutscher Club« noch garantieren die Neonazis, dass das
Abspaltung »Sozialrevolutionäre
die größte Attraktivität für extreme Geschäft läuft. Und das ist immer
Arbeiterfront (SrA)«. In der Grauzone
Rechte ausüben dürfte, kann auch er noch das Wichtigste. !
zwischen Neonazis und Rocker

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