Neve Shalom
Wahat al Salam
Rundbrief
„Berlin ist in“, Einstellungen können sich ändern.
Berlin ist für Israelis heute
der angesagte Ort. Am 17.
3. 2010 berichtete dpa: „Die
Zahl israelischer Touristen
in Berlin hat sich seit 2000
mehr als verdreifacht. 47.321
Israelis haben Berlin im
vergangenen Jahr besucht,
die größte außereuropäische
Besuchergruppe nach den
USA.“ Deutsch-Kurse werden
immer beliebter. Rund 3000
Israelis bekommen jedes
Jahr einen deutschen Pass.
Viele sind Nachkommen
von Juden, die von den Nationalsozialisten vertrieben wurden.
Das Popkonzert des Israelis Aviv Geffen am 24. April in Berlin
u. a. mit dem Song „Berlin“ wurde live in Geffens Heimat
übertragen.
Vor 40 Jahren war das noch ganz anders. Der Gedanke,
Jugendaustausch mit den für den Völkermord an den Juden
verantwortlichen Deutschen aufzunehmen, stieß in Israel,
auch im Parlament, auf heftigen Widerstand. Dreimal, 1962,
1968 und 1971, gab es in der Knesset hitzige Debatten. So
protestierte am 24.7.1968 die Abgeordnete Raziel-Naor: „Ist
es nötig,.. dass man die Jugend dazu bringt, ihren Fuß auf den
Boden der Unreinheit zu setzen? …eine ernste Warnung, dass
…die Füße unserer Jugendlichen nicht den Boden betreten,
aus dem das Blut unseres Volkes schreit.“
Die Medien berichteten im April von Aktionen jüdischer
Extremisten, die die arabischen Bewohner aus Siluan in
Ostjerusalem vertreiben wollen, und von Überfällen von
Siedlern auf Palästinenser in der Westbank. Chaim Oron
M.K. (Mitglied der Knesset), von der Oppositionspartei
Meretz, nannte bei der Eröffnung der neuen Bibliothek
(s.S.2!) diese Anhänger Kahanes Faschisten. Sein Bruder Dr.
Yair Oron lebt im Friedensdorf, wo arabische und jüdische
Bürger Israels gleichberechtigt sind. Er war 2006 Referent
bei unserer Jahrestagung in Königswinter. Leider fehlt die
Gleichberechtigung sonst im Land. Wie Ha’aretz am 5.5.10 den
Bericht eines Knessetausschusses zitierte, stagniert trotz der
Erklärungen verschiedener israelischer Regierungen der Anteil
arabischer Beschäftigter im öffentlichen Sektor bei nur 6 Prozent,
obwohl die Araber 20 % der Bevölkerung Israels sind. So gibt es
z. B. unter den 439 Angestellten der Knesset nur 6 Araber. Yariv
Levin, M.K. der regierenden Likud-Partei, entgegnete darauf,
Mai 2010
dass Araber meist nicht loyal
zum Staat wären und nichts
für ihn täten.
Viele, die die Araber aus
dem Land vertreiben wollen,
wie z. B. Außenminister
Liebermann, kamen selbst
aus dem Ausland und durften
sich nur, weil sie Juden
sind, in Israel niederlassen.
Schon Mitchener hat 1965
in seinem Buch „Die Quelle“
die These vertreten, dass
viele, die heute als Araber
gelten, Nachkommen der
Juden der Bibel sind, deren Vorfahren bei Verfolgungen ihre
Religion gewechselt hätten, um bleiben zu können. Dass viele
Juden von zur jüdischen Religion konvertierten Khazaren oder
Berbern abstammen, behauptet auch Shlomo Sand, Professor
für Geschichte an der Uni Tel Aviv, in einem Buch, das lange
auf israelischen Bestsellerlisten stand und gerade in Deutsch
„Die Erfindung des jüdischen Volkes“, im Verlag Propyläen
erschienen ist. In einem Interview der Frankfurter Rundschau
(10.5.10) sagt der Sohn von Holocaust-Überlebenden „die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Palästinenser aus Hebron ein
Nachkomme eines alten Juden ist, ist größer, als dass ich einer
bin.“ Sand stützt sich u. a. auf ein 1929 erschienenes Buch
von Izhak Ben-Zvi, später israelischer Staatspräsident, und
David Ben Gurion, später Premierminister, „die auf der Basis
etymologischer Studien zu palästinensischen Ortsnamen die
These vertraten, dass die dort lebenden Fellachen nicht die
Nachfahren arabischer Eroberer, sondern jüdischer Bauern
seien, die ihre Scholle nicht verlassen wollten.“ Das ist heute
Teil einer innerjüdischen Diskussion. Unser Anliegen aber
ist der Anspruch aller Menschen im Lande auf gegenseitigen
Respekt und Chancengleichheit.
Wenn wir das Interesse junger Israelis an Deutschland und
die gute Zusammenarbeit mit unseren ehemaligen Feinden,
den Franzosen, Engländern, Amerikanern usw., sowohl
in der großen Politik als auch besonders herzlich unter
den internationalen Freundeskreisen des Friedensdorfes
betrachten, stärkt das unsere Hoffnung, dass sich auch im Staat
Israel die Einstellungen der jüdischen und arabischen Bürger
zueinander und auch zu den Nachbarn verbessern werden.
Wir wollen die Arbeit dafür in der bilingualen Grundschule
und in der Friedensschule weiter unterstützen.
Nachrichten aus dem Dorf
Wolfgang Hammerl und ich waren im April bei der
internationalen Konferenz der Freunde in Neve Shalom/
Wahat al Salam, bei der über die Entwicklung des Dorfes
und seiner pädagogischen Institutionen in den letzten
beiden Jahren Rechenschaft gegeben und über die Zukunft
gesprochen wurde. Wegen der Asche aus Island wäre sie
fast ausgefallen. Für einige der Angemeldeten, z.B. aus den
Niederlanden, die schon für Montag gebucht hatten, gab
es keine Verbindung. Unser für Mittwoch 21.4. gebuchter
Flug wurde dann doch durchgeführt. Bericht erstatteten die
Bürgermeisterin Frau Dorit Shippin, Umar Igbariyeh, der
Leiter der friedenspädagogischen Einrichtungen, und deren
Mitarbeiter. Da die Unterstützung der Freundeskreise infolge
der Wirtschaftskrise stark zurückgegangen war, musste das Dorf
darauf mit harten Sparmaßnahmen reagieren. Personal wurde
durch Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten verringert.
Geplante Programme der Friedensschule und des Geistlichen
Zentrums mussten leider ausfallen.
Das Gästehaus war in unseren Tagen voll belegt, an
Wochentagen mit Schülern und Gästegruppen aus dem
Ausland, am Sabbat mit israelischen Familien.
Für das Projekt „Wege und Räume des Friedens“ wird ein
Ausschuss gebildet, der es mit Reuven Moskowitz gemeinsam
verwirklichen soll.
Die Friedensschule verkleinerte ihr Team hauptamtlicher
Mitarbeiter stark und setzt nun jeweils, wenn die Finanzierung
eines Programms gesichert ist, freiberufliche Fachleute ein.
Sie hatte doch auch Grund zur Freude. Die von einem
Amerikaner gestiftete neue Bibliothek der Friedensschule
wurde am 22.4.2010 feierlich eröffnet. Professor Avishai
Abraham M.K. von der Arbeitspartei, israelischer Minister für
die Minderheiten, wünschte der Friedensschule viel Erfolg.
Viele Freunde des Dorfes waren gekommen. Auf der website
http://nswas.org/spip.php?article942 findet sich ein Bericht
in englischer Sprache mit vielen Bildern. Die Bibliothek muss
erst noch ausgestattet werden. Dann soll sie dem Dorf, den
Teilnehmern der Friedensschule, dem Kreis und darüber hinaus
Studenten und Forschern der Friedenspädagogik dienen.
„Anwälte, die in Dialog und Aktion Wandel schaffen“
ist ein anderes wichtiges Projekt der Friedensschule:
gemeinsame Kurse für jüdische und palästinensische
Berufstätige aus von Regierungen unabhängigen
Organisationen (NGOs), Wohltätigkeitsverbänden, von
Frauengruppen, Gewerkschaften und ähnlichen Aktivitäten.
Von 2007 bis 2009 trafen sich regelmäßig 121 Teilnehmer, die
sich mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt konkret und
persönlich auseinandersetzen wollen, in drei Themengruppen:
Juristen, Psychologen und Architekten. Eine Hälfte waren
Palästinenser aus den besetzten Gebieten, die andere israelische
Staatsbürger (12 % palästinensische und 38% jüdische
Israelis). Alle Teilnehmer konnten aus den wiederholten
Begegnungen, Diskussionen und Informationsveranstaltungen
viel mitnehmen. Zum Beispiel erklärten die jüdischen Juristen,
dass sie in ihrem Engagement für Gleichberechtigung gestärkt
wurden. Sie wollen sich noch stärker für die Rechte der
Palästinenser einsetzen, die laufend durch die Trennungsmauer,
Hauszerstörungen, Einschränkung der Bewegung, Mangel
an ausreichender Gesundheitsversorgung und sonstigen
Grundbedürfnissen verletzt werden. Die Palästinenser mussten
vorher innere Hemmungen und ablehnende Ratschläge ihrer
Freunde, die wegen der Besatzung vor der Teilnahme warnten,
überwinden. Sie stellten nachher fest, dass es ihnen gut tat, dass
Israelis bereit waren, zuzuhören. Der Kurs habe ihre Bereitschaft
gestärkt, sich mit sozialen Aktivitäten gemeinsam für die
Menschenrechte gegen die Besatzung einzusetzen. Ähnliche
Erfahrungen gab es auch in den anderen Berufsgruppen, die die
Teilnehmer auch an ihre Kollegen weitergaben, die nun auch
Interesse bekundeten an solchen Begegnungen teilzunehmen.
Bei den Begegnungen merkten Juden, dass sie im Gegensatz
zu ihren palästinensischen Gesprächspartnern, die über
ausreichende Hebräischkenntnisse verfügen, sich mit diesen in
deren Muttersprache nicht verständigen konnten. Um besser
mithalten zu können richteten sie danach in eigener Initiative
für Teilnehmer und darüber hinaus Arabischkurse ein.
Erfolgreiche Jugendbegegnungen zwischen jüdischen und
arabischen Gymnasien fanden zuletzt im November 2009 und
im Januar 2010 statt. Soweit Ihre Spenden das ermöglichen,
wollen wir sie auch weiterhin fördern.
 Die Schule braucht einen neuen Schulbus.
Wie immer wurde uns von Eltern und Lehrern viel Gutes privat weiterzuführen. Der Staat Israel gibt der Privatschule, die
von der Grundschule berichtet. Erfreulich ist das sehr große als zweisprachige in keine der beiden Zweige der israelischen
Interesse jüdischer und arabischer Familien ihre Kinder staatlichen Schulen (jüdische oder arabische Erziehung) passt,
gemeinsam unterrichten nur eine Förderung pro
zu lassen, dies trotz der Kopf der Schüler, aber
im Land aufgereizten und keinen Zuschuss für den
zur Verständigung und Transport, obwohl sie das
zum Miteinander beider für die Privatschulen der
Volksgruppen so negativen ultraorthodoxen Parteien
Stimmung. Es gibt aber tut. Aber deren Stimmen
auch Unerfreuliches: Die werden in der Knesset ja
zweisprachige und multi- bei vielen Abstimmungen
kulturelle sechsklassige gebraucht.
Schule kann trotz hoher Durch die von den
Anmeldungen für das Freundeskreisen vor Jahren
neue Schuljahr wegen geförderte Anschaffung
finanzieller Notlage den von Schulbussen, die
1. Jahrgang nur einzügig der Busgesellschaft des
fahren. Sie muss viele Landkreises Mateh Yehuda
Kinder abweisen, weil zur Nutzung im Schüler-
schon jetzt die Beförderung transport überlassen sind,
der 220 Kinder aus 25 Orten zu teuer kommt. Eigentlich ist werden zur Zeit noch die Kosten für den Transport von
eine intensive bilinguale Erziehung durch zweisprachige Lehrer 180 Kindern gespart. Für 40 Kinder muss allerdings schon
nur in kleineren Klassen gut zu verwirklichen. Dazu sollte die jetzt monatlich gezahlt werden Leider darf ein 2004 günstig
Zweizügigkeit helfen. Neve Shalom/Wahat al Salam hatte zur erworbener, im Jahr 2000 gefertigter Bus im nächsten Jahr
Zeit des Erziehungsministers Josi Sarid, der die gemeinsame nicht mehr für den Schülertransport genommen werden, da
Erziehung als positiv für die Verständigung zwischen beiden dies in Israel dafür nur 10 Jahre nach Fertigstellung erlaubt ist.
Volksgruppen ansah, dessen Angebot, die Schule in das Der Hinweis darauf, dass das Auto 2004 als Ausstellungsstück
staatliche Schulsystem zu übernehmen, angenommen. Als noch neu war, wird nicht akzeptiert.
später die Regierung wechselte und die Likudpartei das
Erziehungsministerium übernahm, die Ministerin jüdische
und arabische Kinder in einer Klasse für sinnlos hielt und Wir müssen also alle dringend für
u. a. keinen arabischen Schulleiter genehmigen wollte(im einen neuen Schulbus sammeln.
Dorf wechseln die Leitungsfunktionen zwischen Juden und
Arabern), beschloss die Dorfgemeinschaft die Schule wieder Wir vertrauen auf Ihre Spende dazu!

Dr. Nava Sonnenschein, Gründerin und Mitarbeiterin
der Friedensschule, erhielt am 26.4.10 im Friedensdorf die
Anerkennung als „Frau mit Mut“, da sie sich unermüdlich für
Gleichberechtigung, sozialen Wandel und Koexistenz eingesetzt
habe. Sie erhielt diese Auszeichnung als eine von 10 Frauen
weltweit von Diane Kelly, der Beraterin der amerikanischen
Außenministerin in globalen Frauenfragen, überreicht.
Gemeinsame Jahrestagung vom 29. - 31.10.2010
Sie wird zusammen mit dem Deutsch-Israelischen
Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten (diAk) in der
Evangelischen Akademie Arnoldshain bei Frankfurt
stattfinden. Obwohl unsere letzte Tagung in Königswinter
sehr gut besucht war und auch viel Zustimmung gefunden
hat, haben wir uns diesmal für eine Kooporation
entschieden. Erst im Mai kam eine Förderungszusage der
Bundeszentrale. Thema wird die Lage der Friedenskräfte
in Israel und ihre weitgehend fehlende Resonanz in der
israelischen Gesellschaft sein. Untersucht werden soll
die Entwicklung der Friedensbewegung, ihre Strategien
und Themen und warum sie in der Öffentlichkeit kaum
noch Gehör findet. Welche Differenzen und Konflikte
bestehen zwischen Friedensgruppen? Wen haben die
Friedensgruppen erreicht? Dazu wird auch eine Vertreterin
des Friedensdorfes, wahrscheinlich Dr. Nava Sonnenschein,
sprechen. Wir bitten Sie, sich den Termin schon jetzt zu
merken und würden uns freuen, Sie vom 29. bis 31.10.2010
in Arnoldshain im Taunus begrüßen zu dürfen. Weitere
Informationen folgen.

Spenden, die bei Geburtstagen, Hochzeiten aber auch Den Menschen im Nahen Osten wünschen wir echte
Trauerfällen anstelle von Blumen überwiesen werden, sind Fortschritte in den gemeinsamen Bemühungen um Frieden,
sehr willkommen, ebenso Kollekten bei Gottesdiensten. uns allen besseres Wetter, eine Beruhigung der Weltfinanzen
Vermächtnisse im Testament an die Bruno Hussar-Stiftung und dann auch schöne Sommerferien.
(Kt 32012296,BLZ 37050299)werden die Friedensarbeit Sankt Augustin 14.Mai 2010
auf Dauer unterstützen. Ihr Hermann Sieben
Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam e.V., Geschäftsstelle: Sonnenrain 30, 53757 Sankt Augustin,
Fon: 02241-331153, Fax: 02241-396549, e-mail: friedensoase@gmx.de, www.nswas.com
Kreissparkasse Köln, BLZ 370 502 99 , Konto 032000986; Postgiro Stuttgart BLZ 600 100 70, Konto 31513-708
Spenden sind steuerlich abzugsfähig.
Vorstand: Hermann Sieben, Dr. Ulla Philipps-Heck, Karl-Josef Schafmeister, Wolfgang Hammerl,
Friederike Schröder, Rosemarie zur Nieden.
Kuratorium: Bundesminister a.D. Sigmar Gabriel MdB, Bundestagspräsidentin a. D. Professorin Dr. Rita Süßmuth, Ruth-Alice von Bismarck,
Prälat Dr. Gerhard Boß, Professor Dr. Micha Brumlik, Professor Dr. Johannes Cremerius, Bischof Dr. Johannes Friedrich,
Volkmar Deile, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Botschafter a. D. Dr. Niels Hansen, Oberbürgermeister a. D. Dr. Otmar Hesse,
George Khoury, Professor Dr. Hans Küng, Professor Dr. Horst E. Richter, Dr. Helga Timm.
vom 10.6.09 des Finanzamts Sankt Augustin von Körperschafts- und Ge-
Gilt bei Zuwendungen bis 200,- Euro zur Vorlage beim Finanzamt in Ver-
bindung mit Ihrem Kontoauszug oder dem Kassenstempel des Geldinsti-

ternationaler Gesinnung und der Toleranz auf allen Gebieten des Völker-
verständigungsgedankens.“ Die Satzungszwecke entsprechen Abschnitt a
Die Zuwendung/der Mitgliedsbeitrag wird für folgende allgemein als be-
sonders förderungswürdig anerkannte Zwecke verwandt: „Förderung in-
Der Verein „Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam“ ist laut Bescheid
tuts. Für höhere Spenden senden wir eine Zuwendungsbescheinigung.

Wir danken für Ihre Spende!

Nr.10 der Anlage 1 zu § 48 ESTDV.

Freunde von
werbesteuer befreit.

Neve Shalom~Wahat al Salam e.V.