Linksjugend Das Magazin der Linksjugend [‘solid] Bayern

[‘solid] INFO/ 4
Inhalt Her mit der Zukunft!
Die Situation für Jugendli- beutung durch die Unterneh- men von Praktika!
In dieser che, die nach der Schule in men!
Ausgabe: Seite das Berufs- - Die Qualität der
leben Berufsausbildung
Her mit der 1 einsteigen muss verbessert
Zukunft! wollen, ist werden! Für uns
nach wie ist eine Ausbil-
vor verhee- dung eine Art von
Der deutschen 2 rend. Erst ist
Sozialdemokratie Bildung. Sie darf
es schwer deshalb nicht an
gewidmet überhaupt Kriterien der wirt-
Die Geschichte 2 einen Platz schaftlichen Ver-
Des 1. Mai für eine Be- wertbarkeit ausge-
rufsaus- richtet sein! Wir
bildung zu wehren uns gegen
Die Nazis und der 3 finden und
Tag der Arbeit Unternehmen, die
noch schwe- Auszubildende als
rer ist es billige Arbeits-
Ein Mal im Jahr 4 einen guten kräfte ausnutzen
kämpfen ist Ausbil- und dem gesetzli-
Menschen demonstrierten am 1. Mai 2009 auch für
nicht genug! dungsplatz zu chen Ausbildungs-
einen gesetzlichen Mindestlohn.
erhalten. Da auftrag nicht mehr
Mitmachen! 4 immer mehr nachkommen. Um derartige
Jugendliche nur noch eine - Ein Grundrecht auf Ausbil- Ausbeutungsverhältnisse zu
Berufsausbildung für einen dung: JedeR Jugendliche verhindern braucht es u.a.
Impressum 4 Beruf bekommen, der ihnen muss die Möglichkeit auf eine Übernahmeverpflichtung
kaum Chancen eröffnet, darf eine qualifizierte Ausbildung der Auszubildenden nach der
es auch nicht verwundern, haben! Dabei ist eine freie Berufsausbildung durch die
dass heute fast 40% der 16 – Ausbildungswahl zu gewähr- Unternehmen.
25jährigen in prekären Be- leisten, bei der auf zehn Ju-
schäftigungsverhältnissen gendliche 15 Ausbildungs- - Wir fordern reguläre und
leben. So klaut man ihnen plätze fallen sollen. unbefristete Arbeitsverhältnis-
ihre Lebensplanung und ihre se statt Niedriglöhne, Leihar-
Zukunft! - Wer nicht ausbildet wird beit und befristete Verträge!
umgelegt: Alle Betriebe Jugendliche brauchen eine
Linksjugend [’solid] Bayern müssen sich durch eine Aus- sichere Zukunft, die nicht
kämpft an der Seite der Aus- bildungsplatzumlage an der andauernd von der Profitma-
zubildenden, der jungen Er- Ausbildung beteiligen, auch ximierung des Kapitalisten
werbstätigen und der jungen (und vor allem) wenn sie abhängig ist!
Erwerbslosen für eine Ver- nicht selber ausbilden! Dazu
besserung der derzeitigen, wird als kurzfristige Lösung
katastrophalen Verhältnisse eine überbetriebliche Ausbil-
und fordert deshalb: dung angeboten, die durch
die Bundesagentur finanziert
- Die Abschaffung des Prak- wird. Das ist sinnvoller als
tikums ohne Lohn, denn das Bewerbungstraining und
ist die höchste Stufe der Aus- Repression bei Nichtannah-

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Die Geschichte des 1. Mai
Der deutschen Dass der 1.Mai ein besonderes Differenzen der ArbeiterInnenbewegung und
Datum ist, weiß eigentlich jedeR, führten schließlich dazu, dass die sich an-
Sozialdemokratie wobei es für die meisten Menschen bahnende Gefahr des Nationalsozialismus
heutzutage eben nur ein arbeitsfrei- unterschätzt beziehungsweise von der Masse
gewidmet er Tag ohne Bedeutung ist. „Einst kaum wahrgenommen wurde.
Ein Gedicht von Erich Mühsam war der 1.Mai der Kampftag der Für Hitler wurde der 1.Mai zum Instrument
Arbeiterklasse. Heute dient er nur seiner Politik und er schuf den „Feiertag der
Erich Mühsam
War einmal noch dazu, dass Gewerkschafter nationalen Arbeit“, an dem von nun an volk-
vor schwindenden Massen markige festähnlich gestaltet lange Märsche aller
ein Revoluzzer Reden staatskon-
halten“, meint formen
Im Zivilstand Lampenputzer 2007 ein Re- Gruppen
ging im Revoluzzerschritt porter, der da- wie der
mit noch ein- Wehr-
mit den Revoluzzern mit mal diesen macht, der
Eindruck bes- SS oder
Und er schrie: "Ich revolüzze!" tätigt, denn ein der Hitler-
und die Revoluzzermütze Kampftag der jugend
schob er auf das linke Ohr
ArbeiterInnen- stattfan-
klasse ist der den. Am
kam sich höchst gefährlich vor 1.Mai heute 2.Mai
nicht mehr 1934 wur-
Doch die Revoluzzer schritten unbedingt. den
mitten in der Straßen Mitten 1889 fand zur schließlich
Gründung der die Ge-
wo er sonsten unverdrutzt In (West-) Deutschland haben „alternative“
Zweiten Inter- werk-
alle Gaslaternen putzt nationalen ein 1. Mai Demos Tradition schaften
ArbeiterInnen- verboten
Sie vom Boden zu entfernen kongress in Paris statt. Er sollte Raum zur und viele gewerkschaftlich engagierte und
rupfte man die Gaslaternen Vernetzung von Menschen auf der ganzen anders Gesinnte festgenommen und einge-
Welt bieten. Es hatten Aufstände in den ver- sperrt. So mussten Maifeste im Untergrund
aus dem Straßenpflaster aus
schiedensten Ländern während des stattfinden. Im Konzentrationslager Buchen-
zwecks des Barrikadenbaus 19.Jahrhunderts stattgefunden, aber keine wald feierten Häftlinge unterschiedlichster
dieser Aufbegehren gegen die Kapitalisten Herkünfte miteinander.
Aber unser Revoluzzer hatte schließlich ihre Ziele vollkommen er- Nach dem Ende des 2.Weltkrieges blieb der
schrie: Ich bin der Lampenputzer füllt. So hatte es in am 1.Mai 1896 in Nord- 1.Mai weiterhin gesetzlicher Feiertag, in der
amerika einen Generalstreik zur Durchset- russischen Besatzungszone galt der 1.Mai
dieses guten Leuchtelichts
zung des 8-Stunden-Tages gegeben. Bei an- von Anfang an als „Jubeltag“, 1946 wurden
bitte, bitte, tut ihm nichts schließenden Auseinandersetzungen zwi- an diesem Tag auch die SPD und die KPD
schen ArbeiterInnen und dem Staat hat es zur SED vereint.
Wenn wir ihn das Licht ausdrehen zwar zahlreiche Tote und viele Verletzte In Westdeutschland wuchs eine schnelle
kann kein Bürger nichts mehr sehen gegeben, die politischen Ziele konnten je- Abgrenzung zwischen dem DGB und Fei-
doch nicht durchgesetzt werden. Die Sozia- ernden des linken Spektrums, die sich relativ
Laßt die Lampen stehn, ich bitt! listinnen und Sozialisten aus verschiedenen schnell wieder von der Politik und dem Re-
denn sonst spiel ich nicht mehr mit. Ländern beschlossen auf dem Kongress ei- formismus der Gewerkschaften distanzieren
nen „Weltfeiertag des Proletariats“ zu schaf- wollten. Mit der Entstehung der Punk-
Doch die Revoluzzer lachten fen um an diesem Tag für Arbeiterinnen- Bewegung entstand in Kreuzberg ein erstes,
und die Gaslaternen krachten
rechte, den 8-Stunden-Tag, ein Verbot der großes autonom organisiertes Straßenfest.
Kinderarbeit und andere Themen einzutre- Auch heute gibt es am 1.Mai zu den zahlrei-
und der Lampenputzer schlich ten. Von da an wurde der 1.Mai in vielen chen DGB-Veranstaltungen Alternativen. So
fort und weinte bitterlich Ländern, hauptsächlich in Europa, zu einem findet in Nürnberg seit mehr als zehn Jahren
bedeutungsvollen Datum und so finden seit- eine Revolutionäre 1.Mai-Demonstration mit
Dann ist er zu Haus geblieben dem jährlich gemeinsame Großspaziergänge einem anschließenden internationalistischen
und Volksfeste statt. Straßenfest statt.
und hat dort ein Buch geschrieben:
Mit dem Ausbruch des 1.Weltkrieges endete
Nämlich, wie man revoluzzt die erste massenhafte Euphorie und auch der
und dabei doch Lampen putzt internationale Charakter des 1.Mai war ver-
loren gegangen. Im Jahre 1916 gründete sich
Erich Mühsam der Spartakus-Bund, unter anderem deshalb

seitezwei
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Die Nazis und der Tag der Arbeit
Warum Feiertagsantifaschismus nicht genug ist
Zunächst geht es auch darum die Wurzeln des
Faschismus und des völkischen Denkens zu
benennen und gegen sie anzugehen. Wer Fa-
schismus spricht, darf über den Kapitalismus
nicht schweigen. Für die bürgerliche Gesell-
schaft stellt der Faschismus eine Notoption dar,
um sozialen Fortschritt zu stoppen und rück-
gängig zu machen. Darüber hinaus dient der
Rassismus als Spaltmöglichkeit gegenüber den
ausgebeuteten Klassen. Vor allem Boulevard-
zeitungen wie BILD oder Sensationsmagazine
im Fernsehen dienen dazu einen vorhanden
Rassismus am Kochen zu halten und die Arbei-
tenden gegeneinander anhand vermutlicher
Abstammung aufzuhetzen.
Und hier kommen wir zum zweiten Aspekt,
warum Antifaschismus sich nicht auf samstäg-
liche Spaziergänge beschränken darf. Es geht
auch darum den alltäglichen Rassismus im Be-
trieb, in der Nachbarschaft oder an der Ausbil-
Sogenannte „Autonome Nationalisten“ auf einer Demonstration dungsstätte zu bekämpfen. Den Mitarbeiten-
den, den Nachbarn den Mitlernenden gegen
Beleidigung
Die extreme Rechte versucht schon lange den 1.Mai für sich und Ausgrenzung beizuste-
zu vereinnahmen, ihn der Linken zu rauben. Deshalb machte hen. Reaktionäre und völki-
ihn das NS-Regime 1933 wieder zum gesetzlichen Feiertag – Der 1. Mai ist der
sche Kackscheiße beim Na-
er war dies bereits 1919 deutschlandweit gewesen - und gab
ihm eine andere Bedeutung. Sie proklamierte ihn als Tag der men zu nennen und dafür zu internationale Kampftag
nationalen Arbeit und funktionierte ihn um, so dass er als sorgen, dass sie überall dort
Symbol für die Versöhnung von Kapital und Arbeit im dauerhaft beendet wird, wo der Arbeitenden und er
Dienste eines völkischen Nationalismus wurde. Eine Woche man gerade ist.
später zerschlug es konsequenterweise dann auch noch die
Gewerkschaften. Völkische und faschistische ist eben nicht der Tag
Gedanken und Handlungen
Auch heute noch gibt es derartige Manöver durch die extre- sind kein Monopol der offen der nationalen Arbeit.
me Rechte. Dieses Jahr versuchen sie am 1. Mai u.a. nach bekennenden Nazis – sie sind
Schweinfurt zu mobilisieren. Dahinter steckt nicht nur ein auch in den staatlichen Struk-
taktisches Kalkül, sondern auch eine Positionierung gegen turen, den Betrieben, den Schulen, in der Familie, im Freun-
einen internationalen Kapitalismus dem sie Volksgemein-
deskreis vorzufinden. Sie gehören erkannt, benannt und ge-
schaft, also einen nationalen Kapitalismus entgegensetzen.
Nicht weil sie antikapitalistisch oder gar sozialistisch wären, bannt.
sondern weil sie letztlich ihre eigene Volkswirtschaft in ei- Der 1. Mai ist der internationale Kampftag der Arbeitenden
nem kapitalistischen Wettbewerb gegen andere Volkswirt- und er ist eben nicht der Tag der nationalen Arbeit. Dement-
schaften gestärkt sehen wollen.
sprechend ist es Pflicht sich angesichts dieses Tages sich
Das Establishment sieht solche Aktionen durchaus wohlwol- nicht nur für die Interessen der Arbeitenden einer Nation
lend, dienen sie doch dazu antikapitalistische Systemkritik oder dergleichen einzusetzen, sondern sich auch gegen jeden
von links als Spielart eines vermeintlichen links-rechten Nationalismus, jeden Rassismus und den Faschismus zu
Totalitarismus zu diskreditieren. wenden.
Natürlich ist es richtig sich Faschisten, Nazis und Rassisten
bei solchen Gelegenheiten entgegenzustellen und alle sind Mümmel
aufgerufen sich daran zu beteiligen. Aber hier darf es aus
zweierlei Grund nicht enden.

seitedrei
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[‘solid] INFO/ 4
Ein Mal im Jahr kämpfen
ist nicht genug!
Der 1.Mai ist für die ArbeiterInnenbe-
wegung ein besondere Kampftag ge-
gen soziale Ungerechtigkeit, politi-
sche Unterdrückung nach innen und
militärische Aggression nach außen.
Statt Ausbeutung und Kapitalismus
wollen wir ein Leben in Freiheit, Soli-
darität, Frieden und Demokratie ge-
nießen. Auch in diesem Jahr demonst-
rieren dafür weltweit wieder Millio-
nen Menschen. In Deutschland, in
dem der Klassenkampf - nicht erst seit
der schwarz-gelben Koalition - von
oben mit ganzer Härte auf die Lohn-
abhängigen trifft, setzen sich am
1.Mai Tausende im Sinne der Freiheit
gegen den Wahn der inneren Sicher-
heit, im Sinne der Solidarität gegen den „Reformkurs“ der Herrschenden, im Sinne des
Internationalismus gegen Rassismus, im Sinne der antifaschistischen Traditionen der
ArbeiterInnenbewegung gegen Neonazismus und im Sinne des Sozialismus gegen die
kapitalistische Ordnung zur Wehr! Aber wir müssen nicht nur am 1.Mai, sondern alltäg-
lich in den Betrieben, an den Universitäten und in den Schulen für diese Ziele streiten.
Wir als Linksjugend [’solid] wollen unseren Teil dazu beitragen und freuen uns über
jedeN neueN MitstreiterIn!
Stefan Gebuhr
Linksjugend [‘solid] INFO/
Ausgabe 4 (Mai 2010)
Herausgeberin:
Linksjugend [‘solid] Bayern
Humboldtstr. 104, 90459 Nürnberg
info@linksjugend-solid-bayern.de
www.linksjugend-solid-bayern.de
Redaktion: Ramona Tax (V.i.S.d.P.),
Christian Löbel
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der
Redaktion oder der Herausgeberin wieder.
V.i.S.d.P.:
Linksjugend [`solid] Bayern,
Humboldtstraße 104, 90459 Nürnberg
Design: Christian Löbel
Auflage: 2.000
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Bedingungen Unported“-Lizenz in der Version 3.0.
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