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Die Umerziehung in Westdeutschland

Die Umerziehung hatte den Zweck, das Volk auf psychologischem Wege in seiner
geistig-seelischen Substanz entscheidend zu verändern. Damit schufen die
Westmächte ein Mittel, das die Westdeutschen mit Hilfe einer systematischen
Massenbeeinflussung weit besser unterwarf und sie alle Schuld freiwillig auf sich
nehmen ließ, wogegen die Kriegsschuldlüge des Versailler Vertrages zu einem
allgemeinen Widerstand des deutschen Volkes geführt hatte.

Untersuchen wir nun die Impulse für die geistig-seelische Umstrukturierung des
westdeutschen Volkes, dann müssen wir bis auf das Jahr 1930 zurückgehen. In
diesem Jahr wurde Max Horkheimer Leiter des Instituts für Sozialforschung in
Frankfurt a. M. Er verknüpfte die Aussagen von Marx und Freud und verband so
Soziologie und Psychologie zur Sozialpsychologie. Sein Institut wurde alsbald als
"Marxburg" bekannt und zu einem besonderen Anziehungspunkt linksintellektueller
Akademiker. Zu den Dozenten und Assistenten gehörten z. B. W. Adorno und Herbert
Marcuse, welch letzterem wir später noch begegnen werden. Im Jahre 1933 wurde das
Frankfurter Institut von den Nationsozialisten wegen "staatsfeindlicher Umtriebe"
geschlossen. Es setzte seine Arbeit jedoch ohne größere Unterbrechung fort, indem
es an die Columbia-Universität in New York übersiedelte.

Zu einer konkreten Anwendung dieser Theorien kam es in größerem Ausmaß aber erst
dann, als sie von den Instanzen der USA aufgegriffen wurden, die sich mit
psychologischer Kriegsführung befaßten. Psychologische Kriegsführung ist mehr als
nur Propaganda in Kriegszeiten. Sie umfaßt auch alle die Anstrengungen, die zu einer
Änderung der Psychologie der Besiegten führen sollen. Dabei ist der psychologische
Krieg wie der Wirtschaftskrieg zeitlich unbegrenzt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges
bemühten sich die Amerikaner, die Theorien der Umerziehung in Deutschland in die
Praxis umzusetzen. Die Abteilung für psychologische Kriegsführung wurde in
Abteilung für Informationskontrolle umgetauft und ließ sich zunächst in Bad Homburg
nieder, von wo sie 1946 nach Berlin verlegt wurde. Eine ihrer Hauptaufgaben war die
Vergabe von Lizenzen für Zeitungsherausgeber, Verleger, Filmintendanten und
Rundfunkdirektoren. Die Anwärter auf diese Posten wurden in Bad Orb im Screening
Center, das von dem New Yorker Psychiater David Mardochai Levy ins Leben gerufen
wurde, auf ihre - im Sinne der neuen sozialpsychologischen Thesen - "charakterliche"
Eignung getestet.

Die getarnten Umerzieher

Als bestes Mittel für die Änderung des deutschen Charakters wurde die Erziehung
angesehen, und der Leiter der Abteilung "Erziehung" bei der amerikanischen
Militärregierung verkündete 1948 in einem Umerziehungsprogramm u. a.:

"Die wahre Reform des deutschen Volkes wird von innen kommen. Sie wird geistig
und moralisch sein. Die Schultypen sind von geringerer Bedeutung für die Zukunft
Deutschlands und der Welt als das, was gelehrt wird, wie gelehrt wird und durch wen
gelehrt wird. Keine Besatzungsarmee wird je erfolgreich ein pädagogisches oder
kulturelles Schema einem besiegten Volke auferlegen. Militärregierung wird als
Militärregierung angesehen werden. Es wird daher das Ziel der Militärregierung sein,
a) Die als demokratisch bekannten Elemente in der deutschen Bevölkerung zu
identifizieren und zu ermutigen,

b) die Entwicklung oder Wiedererrichtung von Institutionen und Organisationen in


Deutschland zu unterstützen, die zur Erfüllung unserer Mission beitragen können".

1500 Deutsche waren von den Siegern ausgewählt, um als Spitzenmitarbeiter den
Umerziehungsprozeß voranzutreiben. So gingen die Amerikaner davon ab, den
Deutschen Reformen aufzuerlegen. Sie gingen statt dessen dazu über, in die
Gesellschaft deutsche Männer, Institutionen und Ideen einzubauen, die die Ziele der
Militärregierung verwirklichen würden, ohne daß der amerikanische Einfluß auf den
ersten Blick erkennbar war.

Umerziehung im Gewande der Politologie

Die lückenlose und zentral gelenkte Einführung der politischen Wissenschaften in


allen westdeutschen Universitäten und Hochschulen ist ein Musterbeispiel für
praktizierte Umerziehung. Wie hier vorgegangen wurde, zeigt die Lektüre des
Gesamtprogramms der Konferenz von Waldleiningen vom 10. und 11. September
1949, die auf Anregung der amerikanischen Militärregierung von der hessischen
Landesregierung veranstaltet wurde. In Vortrag und Diskussion wurde dort die These
vorbereitet, daß die deutschen Hochschulen zur Einübung des demokratischen
Lebensstils unbedingt Lehrstühle für politische Wissenschaften benötigten. In engem
Zusammengehen mit den Besatzungsmächten sollte nun eine Methode ausgearbeitet
werden, durch die für die Hochschulen, ohne daß ihrer Autonomie zu nahe getreten
wurde, einige Leute aus dem Ausland zum Neuaufbau dieser Lehrstühle herangeholt
werden konnten.

Zur Umerziehungsmethode äußerte sich 1967 der Ordinarius für Politikwissenschaft


an der Universität in Frankfurt /M., Prof. Dr. Iring Fetscher, sehr präzise: "Als durch die
totale Niederlage der Wehrmacht die Voraussetzungen für den Aufbau eines neuen,
demokratischen Deutschlands entstanden waren, wußten westliche Alliierte so gut wie
deutsche Demokraten, daß hierfür nicht nur die Schaffung von Verfassungen und die
Neubildung von Parteien erforderlich sein würde, sondern auch ein intensiver Wandel
des Denkens, der Empfindungen, der Verhaltensweisen. Soziologie, Demoskopie,
Politwissenschaft dienen als wissenschaftliche Hilfsinstrumente bei der Orientierung.

Wenn die Strukturen der Familien autoritär sind und bleiben und wenn im Berufsleben
ein starres und hierarchisches Unterordnungsverhältnis besteht, kann kaum erwartet
werden, daß die Einstellung zu politischen Entscheidungsfragen vom Geist der
Toleranz, der Freiheitsliebe, der demokratischen Mitverantwortung geprägt wird." Hier
wird der Grund erkennbar, warum in Westdeutschland systematisch die
Emanzipierung der Jugend von der Familie betrieben wird. Prof. Fetscher fährt dazu
fort: "Die moderne Sozialentwicklung kommt diesem Prozeß der Auflösung autoritärer
Verhaltensmuster in mancher Hinsicht entgegen." Eine Konsequenz davon ist die in
den USA erfundene und von dort in die Bundesrepublik eingeführte antiautoritäre
Erziehung. Zur Ehre der USA ist allerdings festzustellen, daß dort die Schädlichkeit
dieser Methode für Staat und Gesellschaft längst erkannt wurde, wogegen sie hier
noch weiter praktiziert wird.

Der frühere SDS (Sozialistische Deutsche Studentenbund) ist ein legitimes Kind der
nach 1945 etablierten Soziologen und Politologen, und der Prophet dieser
Studentenorganisation war der Professor für Sozialphilosophie Herbert Marcuse. Zu
seiner Philosophie gehört, "daß es für unterdrückte und überwältigte Minderheiten ein
Naturrecht auf Widerstand gibt, außergesetzliche Mittel anzuwenden, sobald die
gesetzlichen sich als unzulänglich herausgestellt haben. Wenn sie Gewalttaten
anwenden, beginnen sie keine neue Kette von Gewalttaten, sondern zerbrechen die
etablierte. Da man sie schlagen wird, kennen sie das Risiko, und wenn sie gewillt sind,
es auf sich zu nehmen, hat kein Dritter, und am allerwenigsten der Erzieher und
Intellektuelle, das Recht, ihnen Enthaltung zu predigen." In der Praxis bedeutet dies
eine Legitimation für Gewalttätigkeit und Hemmungslosigkeit, wobei der Zweck die
Mittel heiligt.

Die westdeutsche Nachkriegspolitologie ist also in ihrer Zielsetzung eng mit den aus
den USA stammenden Bemühungen der Umerziehung verbunden. Ausgesprochener
Zweck der Umerziehung des deutschen Volkes ist seine geistige und moralische
Reform, der Wandel seines Denkens, seiner Empfindungen und Verhaltensweisen und
die Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der
Bundesrepublik. Auch die modernen politischen Praktiken wie Sit-in, Go-in, Teach-in
und die Idee der Gegenuniversität stammen aus den USA. Heute sind es schon die
Schüler der ersten Politologen, die in Schlüsselstellungen der westdeutschen
Meinungslenkung negativ wirksam sind, vor allem auch in Bezug auf die deutsche
Schuldfrage und die Umwertung der deutschen Geschichte, was von besonders
schwerwiegender Bedeutung in Bezug auf die Geschichte des deutsch-polnischen
Verhältnisses ist.

Unter den Folgen der mit modernsten psychologischen Erkenntnissen arbeitenden


und alle Möglichkeiten der Meinungsbildung erfassenden Umerziehungspolitik leidet
heute das gesamte Staats- und Gesellschaftsleben. Insbesondere aber hat sie zur
Folge, daß es eine folgerichtige westdeutsche Wiedervereinigungspolitik nicht gibt. Im
Gegenteil stehen die in Westdeutschland gepflegten Leitideen zu einer erfolgreichen
gesamtdeutschen Politik im krassen Widerspruch.

Dabei ergeben sich folgende Erkenntnisse:

1. In der Bundesrepublik konnte sich kein gesamtdeutsches Staatsbewußtsein bilden.

2. Das Volk soll in seiner geistig-seelischen Substanz entscheidend beeinflußt werden,


um es politisch an der Kandare zu halten, und zwar, wie der Amerikaner Louis Nizer in
seinem 1943 erschienenen Werk "What to do with Germany?" (Was soll man mit
Deutschland machen?) schrieb, und von dem Präsident Truman verlangte, daß es
jeder Amerikaner lesen sollte, politisch hart, wirtschaftlich aber großzügig. Die
wirtschaftliche Lebensgrundlage sei Voraussetzung für den Erziehungserfolg (S. 154).
Also: Ablenkung des Bundesbürgers von der Politik durch das Wirtschaftswunder.
Der Erfolg hat dem Verfasser voll recht gegeben.

3. Dem deutschen Volk wurde der Sonderstatus des verbrecherischen und am letzten
Kriege alleinschuldigen auferlegt. Die Schwarz-Weiß-Malerei in der geschichtlichen
Beurteilung des deutschen Volkes wurde so nachdrücklich betrieben, daß das Volk -
auch diejenigen Generationen, die schon die Weimarer Zeit miterlebt haben, trotz
gegenteiligen Erlebens an die aufgestellten Thesen weitgehend glaubt.

4. Man setzt die Kriegsgenerationen einer Dauerdiffamierung aus und bemüht sich, in
ihnen die Vorstellung des eigenen Versagens, der eigenen Schuld und der
Kollektivschuld zu erzeugen.

5. Den jungen Generationen bemüht man sich einzureden, daß sie ein Recht haben,
ihre Eltern unter einen Schuldvorwurf zu stellen und gegen sie zu revoltieren. Gezielte
Zersetzungskampagnen schwächen die Staatsautorität; Politologen und Soziologen
sind in Schulen, Universitäten und anderen meinungsbildenden Organen rastlos tätig,
und zu ihnen gesellen sich andere politisch gleichgerichtete Kreise.
6. Die Bindung an das deutsche Volk und die deutsche Nation ist weitgehend
aufgelöst. Der Bevölkerung wird der von allen Bindungen freie Weltbürger als Leitbild
nahegebracht. Das neue Schlagwort lautet: "Ein nationaler Deutscher kann nur
europäisch denken."

Man unterdrückt die Tatsache, daß das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation"
bereits im Jahre 962 von Kaiser Otto dem Großen gegründet wurde (Kaiser Karl der
Große gründete 800 das "Heilige Römische Reich Fränkischer Nation), und leugnet die
Kontinuität der deutschen Nation. Dabei wurde erst jetzt wieder bei der 150-Jahr-Feier
des Hambacher Festes in allen bei jenem Fest gehaltenen Reden deutlich, daß das
Gefühl für das Vorhandensein der deutschen Nation über die Niederlegung der
deutschen Kaiserkrone im Jahre 1806 durch Kaiser Franz II. hinaus erhalten blieb.

7. Im Bereich der offiziellen Kulturpolitik ist alles Erhabene, Erhebende und Schöne
außer Kurs. In der bildenden Kunst, auch in der kirchlichen, herrscht abstrakter
Konstruktivismus, der bis zu Anormalität und Nihilismus geht. In der Literatur herrscht
ein hektisch überdrehter und ideologisch einseitiger Betrieb im Zeichen von
Marxismus und Freudianismus, von Auflösung der alten, traditionsreichen
Gesellschaftsordnung bis zur unmittelbaren Staatszerstörung. In der Musik gilt
offiziell die Atonalität und der Konstruktivismus, in der Unterhaltungsmusik
amerikanischer Import, hektisch und ohne jede stimmliche Kultur, im Stil immer
eintöniger mit zunehmenden afrikanischen Elementen. Kennzeichnend ist auch, daß
der BRD-Rundfunk von der Unterhaltungsmusik der DDR, die über ausgezeichnete
Komponisten dieses Musikzweiges verfügt, keinen Gebrauch macht, wohl, weil zu
"konservativ" und für eine Gesellschaftsveränderung ungeeignet.

8. Zur systematischen Zersetzung der westdeutschen Moral gehört die Einführung des
Begriffs der pluralistischen Gesellschaft unter Bundeskanzler Erhard, wonach sich
jedermann seine eigenen Wertmaßstäbe selbst bilden kann, und innerhalb dessen vor
allem die Verbreitung der Vorstellung, daß es keine absoluten Sittengesetze gibt.
Durch solche Lehren überläßt man es also auch den Jugendlichen, die altersmäßig
nach den allgemein geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen dazu noch nicht
fähig sind, sich eigene Wertmaßstäbe zu bilden. Damit wird das westdeutsche
Gemeinschaftsleben schon bei der Jugend zersetzt, und diese lebt weitgehend in
einem moralischen Nihilismus, da sie nicht unterscheidet zwischen Gut und Böse,
Recht und Unrecht, sondern deren Verhalten sich mehr oder weniger danach richtet,
was ihr nützt oder nicht nützt. An die Stelle allgemeingültiger Leitbilder ist das eigene
Ich getreten, an die Stelle des Gemeinwohls der Egoismus. Der ehemalige Präsident
des Bundesverfassungsgerichts Dr. Gebhard Müller sprach es einmal aus, daß die
öffentliche Moral in Westdeutschland, wie sie sich aus einer Reihe von Film- und
Druckerzeugnissen dokumentiere, auf einen Tiefstand abgesunken ist, der nirgendwo
auf der Welt unterboten werde. Da der Staat zu wenig dagegen unternehme, werde es
auch verantwortungsbewußten Eltern fast unmöglich gemacht, ihre Kinder vor den
Gefahren einer sexuellen Verwilderung zu bewahren.

9. Auf Grund dieser pluralistischen Gesellschaft wird die Präambel des


Grundgesetzes, die die deutsche Wiedervereinigung zum Richtpunkt jedes
Staatsbürgers erhebt, ständig entwertet, indem jedermann nicht nur ungestraft,
sondern sogar von höchsten amtlichen Persönlichkeiten gedeckt,
Verzichtserklärungen für deutsche Gebiete abgeben kann.

10. Nach einer Weisung der Ständigen Kultusministerkonferenz, den Unterricht an


Oberschulen betreffend, hat u. a. der Unterricht von der Alleinschuld des deutschen
Volkes am Zweiten Weltkrieg auszugehen. Damit ignoriert man u. a., daß die Polen
schon seit dem vorigen Jahrhundert Anspruch auf Ostdeutschland als "urpolnisches"
und "urkatholisches" Land erhoben; daß sie gleich nach Kriegsende 1918 die immer
noch deutsche Provinz Posen annektierten und anschließend dreimal versuchten,
Oberschlesien zu annektieren, so daß die anschließenden deutsch-polnischen
Spannungen, wie Reichskanzler Dr. Wirth (Zentrum) erkannte, dann zu dem
"Brandherd" führten, der "den europäischen Kontinent in Unglück und Zerstörung
stürzte".

11. Zu den tiefstgreifenden Entwicklungen gehört die bewußte Überfremdung der


Deutschen in der Bundesrepublik, und die Planmäßigkeit drückt sich aus in der
Dialektik, mit der die Massenmedien und auch die Kirchen diese für Deutschland
entscheidende Frage behandeln, indem sie nämlich die zweifellos vorhandene
Feindlichkeit gegen das seit Jahren lawinenartig anschwellende Scheinasylantentum
mit einer allgemeinen Ausländerfeindlichkeit gleichsetzen, die jedoch in
Westdeutschland keineswegs vorhanden ist. Indem die angeführten Richtungen diese
Stellung beziehen, propagieren sie praktisch die Umwandlung der über 1000 Jahre
alten deutschen Nation in eine kosmopolitische Völkermischung, womit auf die alte
deutsche Reichstradition und die in über 1 000 Jahren gewachsene Kulturtradition
verzichtet würde. Auch mit dieser Entwicklung vollzieht sich automatisch eine
Veränderung der geistig-seelischen Struktur der westdeutschen Bevölkerung, die
einer gesamtdeutschen Entwicklung entgegenwirkt.

12. Auch die polnische Frage ist für Deutschland leider auch ein schwerwiegendes
kirchliches Problem, indem Polen, um mit Papst Pius XII. zu sprechen, "das liebste
Kind" des Vatikans ist. Die vorrangige Bedeutung Polens für die Römische Kirche
umriß auf dem deutschen Katholikentag 1859 der Grazer Probst Alexius v.
Prusinowski: "Die Stellung des polnischen Volkes zur katholischen Kirche ist schon
wegen der geographischen Lage höchst wichtig. Denn die Kirche in Polen ist die
Vormauer der katholischen Welt gleichzeitig gegen das Schisma wie gegen die
Häresie." Er unterstrich die hohe Bedeutung der "Vormauer gegen Irren und
Unglauben" in Mitteleuropa. So wurde im preußischen sog. "Kulturkampf", der in
Wirklichkeit ein weltlicher Machtkampf war, weil es dem Vatikan nicht nur um Religion,
sondern um den ganzen Menschen geht, unter der toleranten preußischen Regierung
die Provinz Posen, wo 1900 das Verhältnis rein deutsch : polnisch 718421 : 1051488
war, zu einer Bastion der "streitenden Kirche" ausgebaut, so daß von dort aus unter
dem Schlagwort "polnisch = katholisch, deutsch = evangelisch" sogar die
Polnisierung Oberschlesiens betrieben wurde. Eine im Sinne des Vatikans natürliche
Folge war die weitgehende Zusammenarbeit der polnischen Fraktionen im Reichstag
und preußischen Landtag mit den Zentrumsfraktionen. Für die Autonomie
Oberschlesiens schließlich, für die das Reichsgesetz vom 27. 11. 1920 eine
Volksbefragung anordnete, argumentierte nicht nur Reichskanzler Fehrenbach
(Zentrum), sondern auch Polen, und zu den Folgen der (von den Oberschlesiern mit
über 90 °/U abgelehnten) Autonomie schreibt der im oberschlesischen
Abstimmungskampf aktiv tätige Pf. Dr. Paul Nieborowski in seinem Buch:
"Oberschlesien und Polen", 5. Aufl. Breslau 1922, daß sie Oberschlesien "furchtbaren
inneren Wühlereien und Kämpfen" und "äußeren Gefahren seitens Frankreichs und
der Tschechei" ausgesetzt und seine geistige, materielle und volkstumsmäßige
Verbindung gelockert hätte.

Deutschland ist als unheilvolles Erbe von Reformation und Gegenreformation auch
konfessionell gespalten, und die deutsche Problematik dieses Erbes besteht in der
historischen, immer wiederkehrenden Gewissensfrage: Handeln die deutschen
Katholiken vorrangig als Deutsche, oder fühlen sie sich vorrangig den übernationalen
Interessen des Vatikans verpflichtet? Von wesentlicher Bedeutung ist dies z. B. für die
deutsch-polnische Schuldfrage. Es ist nachweisbar, daß die Polen seit dem vorigen
Jahrhundert immer wieder Anspruch auf die ostdeutschen Gebiete erhoben. Im Polen
zwischen 1919 und 1939 gab es neben der gewaltsamen Eliminierung des
nichtpolnischen Volkstums auch eine Gegenreformation, und es ist vom polnischen
Standpunkt aus nur folgerichtig, wenn 1966 der polnische Primas Kardinal Wyszynski
erklärte: "Mit der Wiedergewinnung der polnischen Westgebiete, mit der Vernichtung
des preußischen Staates und der Zerschlagung des Deutschen Reiches hat die
Gegenreformation ihr Ziel erreicht". Die zahllosen nach der Annexion 1945 zerstörten,
ausgeschlachteten und auch heute noch beschlagnahmten evangelischen Kirchen
Ostdeutschlands bestätigen die unverminderte Geltung der von den Polen als Mittel
der Politik benutzten Gleichung: "Polentum = Katholizismus".

13. Auch das ebengenannte Thema gehört zu dem so wichtigen Gebiet


"Geschichtspflege". Nachdem die Westdeutsche Kultusministerkonferenz den
Beschluß faßte, daß dem Geschichtsunterricht die deutsche Alleinkriegsschuld
zugrundezulegen sei, wurde der obligatorische Geschichtsunterricht an den
westdeutschen Schulen praktisch abgeschafft und weitestgehend durch Politologie
und Soziologie ersetzt. Dies bedeutete, daß man die westdeutsche Jugend zu
"geschichtslosen Barbaren" machte. Der Verlust der Geschichte ist, um mit Professor
Schoeps zu reden, gleichbedeutend mit einer moralischen Krisis, einem Zurücksinken
ins Fellachendasein, einer Verkümmerung des Menschentums, deren Symptome
Daseinsflucht, Verwirrung und Entscheidungslosigkeit sind. Diese Analyse von Prof.
Schoeps entspricht derjenigen einer kritischen Rede, die Mitte April der amerikanische
Botschafter Burns vor einem Ausschuß des deutsch-amerikanischen Kongresses
über den Zustand der deutsch-amerikanischen Beziehungen hielt, und in einem
anschließend in der Bundesrepublik gegebenen Interview legt der Botschafter das
heißeste Eisen der Bundesrepublik offen, indem er auffordert: "die Ehre des
deutschen Volkes wiederherzustellen" bzw. "das Geschichtsbild, das in den letzten 37
Jahren von bestimmter Seite geprägt worden ist, ins rechte Lot zu rücken". "Der
heutigen Generation muß das Schuldgefühl genommen werden, das uns in der
Völkerfamilie so sehr schadet." Die Administration Reagan, die ja mit der
Administration Roosevelt und Truman ideologisch nicht identisch ist, bekennt sich
also zu der Einsicht, daß die amerikanische Umerziehungspolitik mit ihrer Pflege des
deutschen Alleinschuldgefühls schädlich war.

Die westdeutschen Parteien freilich, die das deutsche Alleinschuldgefühl sorgsam


pflegen, befinden sich damit in einer Zwickmühle. Lassen sich doch mit der Aufrollung
dieser für eine innere deutsche Wiedergeburt entscheidenden Frage viele Fiktionen
nicht mehr aufrechterhalten, die von den Massenmedien sorgfältig gepflegt werden
und sich auf die Zeit zwischen 1919 und 1939 beziehen, und deren Behandlung
bewußt übergangen wird, obgleich es zur Entlastung Deutschlands wesentlich
beitragen würde. Dazu gehören auch die polnischen Geschichtsfälschungen mit der
Fiktion von Deutschland als dem polnischen Erbfeind.

14. Die Manipulation der öffentlichen Meinung durch Desinformation wird in folgender
Zusammenfassung von Beispielen sichtbar:

a) Man übergeht das seit 911 bestehende Deutsche Reich, das 962 zum "Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation" wurde.

b) Der Begriff "Deutsche Nation" wird ausgehöhlt, ihr Vorhandensein in der Gegenwart
sogar schon geleugnet.

c) Man leugnet schon, daß die Stelle der Präambel des Grundgesetzes "Vollendung
der deutschen Einheit" die deutsche Wiedervereinigung bedeutet.

d) Preußen-Deutschland wird als der historische Bösewicht Europas hingestellt.

e) Der Versailler Vertrag und die Zeit von 1919-1939 werden ausgeklammert, und man
übergeht die unheilvolle, in der internationalen Geschichtsforschung längst erwiesene
Bedeutung dieses Diktates als Ursache aller folgenden Spannungen in Deutschland
und Voraussetzung für die Entwicklung des Nationalsozialismus.

f) Man verschweigt, daß der Anschluß Deutsch-Österreichs an Deutschland eine


Forderung des österreichischen Parlaments und Volkes war und Anfang 1919 für
Deutschland die Verfassungsbestimmung feststand: "Österreich tritt als Ganzes und
als ein Gliedstaat dem Deutschen Reich bei." Bei 1921 stattfindenden
Sonderabstimmungen sprach sich Tirol mit 98,8 %, Salzburg mit 99,3 % für den
Anschluß aus. Es war hauptsächlich Frankreich, das ihn mit ständig zunehmenden
Drohungen verhinderte. (Außenminister Briand 1930: "L'Anschluß c'est la guerre.").

g) Man propagiert die Alleinschuld Deutschlands bzw. Hitlers am 2. Weltkrieg, ohne


den durch den Versailler Vertrag und die ständigen polnischen Völkerrechtsbrüche
bedingten Spannungen Rechnung zu tragen.

h) Polen wird als das ständige unschuldige Angriffsobjekt Deutschlands hingestellt.


Man verschweigt, daß Polen schon zu Bismarcks Zeit Anspruch auf die ostdeutschen
Gebiete erhob.

i) Gefördert durch das Schlagwort"Pluralismus", wird der gesamtdeutsche Standpunkt


selbst an hohen Stellen aufgeweicht. Westdeutsche "Karolinger" propagieren die
größtmögliche Verzahnung Westdeutschlands mit Westeuropa einerseits,
andererseits die Negativierung des Preußentums als "eine Verbindung ... eines ... vom
alten Kulturboden des Reiches losgelösten Menschentyps mit der Gefügigkeit des
unterworfenen Slawentums". (So am 25. 6. 1946 im "Rheinischen Merkur" Dr.
Süsterhenn, später Präsident des rheinland-pfälzischen Landesverfassungsgerichts.)

k) Den nach Kriegsende 1945 hochkommenden dekompositorischen Elementen in


Deutschland entspricht allgemein die weittestgehende Ausschaltung der
Geschichtspflege an den Schulen und insbesondere der Pflege der Ostgeschichte
(politische, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte) als eines konstruktiven Beitrags zu
einer geistigen Öffnung nach Osten im Sinne der geschichtlichen ost- und
mitteldeutschen Brückenfunktion.

l) Die Verwendung des Schlagworts, daß man "nicht aufrechnen" dürfe. Dies bedeutet,
dem deutschen Volk das in jedem Rechtsstaat für jeden Beschuldigten legitime Mittel
zu nehmen, seinerseits eine Gegenrechnung mit Schuldhandlungen der Gegenseite
aufzustellen, und widerspricht dem in allen Kulturstaaten geltenden
römischrechtlichen Satz, daß "auch die andere Seite gehört werde".

15. Der Rolle Deutschlands als des Bösewichts Europas entspricht auch die
Unterdrückung wichtiger Bestimmungen des allgemein anerkannten und gültigen
Völkerrechts. So ist nach Art. 45 der Haager Landkriegsordnung von 1907 untersagt,
die Bevölkerung eines besetzten Gebietes zu zwingen, ihr eine andere
Staatsangehörigkeit aufzuzwingen. Nach Art. 46 darf das Privateigentum nicht
eingezogen werden, und nach Art. 47 ist die Plünderung ausdrücklich untersagt. Nach
der UNO -Konvention vom 27. November 1968, Art. 1 b, unterliegen "Verbrechen
gegen die Menschlichkeit, ob sie in Kriegs- oder Friedenszeiten begangen worden
sind ..., Vertreibung durch bewaffneten Angriff oder Okkupation ..." nicht der
Verjährung, unabhängig vom Zeitpunkt, an dem sie begangen sind. Umso
bemerkenswerter ist, daß ausgerechnet in der Vertriebenenarbeit die Schrift des
ehemaligen Deutschen Plebiszitkommissars Dr. Kurt Urbanek: "Das Heimkehrrecht
der deutschen Ausgetriebenen, ein Anspruch des positiven Völkerrechts", Dortmund
1959, als Arbeitsmaterial unbekannt ist.

16. Rundfunk und Fernsehen


Rundfunk und Fernsehen sind neben der Presse die Schlüsselstellungen der
Meinungsbildung und Meinungslenkung. Die in der Öffentlichkeit verbreitete Meinung,
daß diese Anstalten vollkommen unabhängig seien und daß weder die westdeutschen
Regierungen noch die Parteien darauf Einfluß nehmen könnten, ist jedoch irrig. Schon
der Tübinger Politologe Prof. Eschenburg weist in seinem Werk "Staat und
Gesellschaft in Deutschland, Stuttgart 1956" darauf hin, daß die Parteien und
Regierungen auf Grund der Rundfunk- und Fernsehgesetzgebung sehr wohl eine
Reihe von Möglichkeiten haben, auf die Anstalten Einfluß zu nehmen, da sie nämlich
unmittelbare und mittelbare Mitwirkungsrechte besitzen, sowohl bei der Wahl von
Intendanten und Abteilungsleitern, bei der Programmgestaltung und als
Aufsichtsorgane. Hinzu kommen die erheblichen Einflüsse, die Parteiangehörige als
Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen und anderen Organisationen in Rundfunk- und
Fernsehgremien ausüben.

Zum Inhalt der Gesetzgebung genügt es, aus dem für den WDR geschaffenen "Gesetz
über den Westdeutschen Rundfunk Köln" vom 25. 5. 1954 und für das Fernsehen aus
dem "Staatsvertrag der westdeutschen Länder über die Errichtung der Anstalt des
öffentlichen Rechts ,Zweites Deutsches Fernsehen' " vom 9.8. 1961 zu zitieren. Nach
dem Rundfunkgesetz hat der Sender "seine Sendungen im Rahmen der
verfassungsmäßigen Ordnung zu halten. Die Nachrichtengebung muß allgemein,
unabhängig und objektiv sein" (§ 4.1.). Er ... "soll ... nur der Wahrheit verpflichtet sein"
und darf "nicht einseitig einer politischen Partei oder Gruppe, einer
Interessengemeinschaft oder einer Weltanschauung dienen" (§ 4.2). Nach dem
Fernsehvertrag soll "in ganz Deutschland ein objektiver Überblick über das
Weltgeschehen, insbesondere ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit
vermittelt werden. ...

Diese Sendungen sollen vor allem auch der Wiedervereinigung Deutschlands in


Frieden und Freiheit und der Verständigung unter den Völkern dienen. Sie müssen ...
eine unabhängige Meinungsbildung ermöglichen" (§ 2), und die Berichterstattung soll
umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich sein" (§ 3).

Es wäre geradezu paradox, wenn Bundesregierung, Länderregierungen und Parteien


es sich hätten entgehen lassen, sich in den wichtigsten Meinungsverbreitungs- und
lenkungsmitteln eine Einflußmöglichkeit zu sichern. Rundfunk und Fernsehen haben
sich aber in dem Maße, in dem die gesetzlichen Kontrollorgane in Bund und Ländern
sie gewähren ließen, zu einer selbstherrlichen Autokratie entwickelt, die einen radikal
liberalistischen, von den traditionellen, Staat und Gesellschaft tragenden Grundwerten
freien Kurs einschlug, der bis zur zügellosen Freiheit geht. In einer Zeit, in der es um
Sein oder Nichtsein des deutschen Reiches und Volkes geht, wird der
gesamtdeutsche Gedanke praktisch ausgeklammert, mindestens aber in Zweifel
gezogen. Die deutsche Reichsgeschichte wird mit einseitig Deutschland belastender
Tendenz behandelt, insbesondere die deutsch-polnische Frage, und dies, obgleich
noch Millionen Deutsche leben, die die Wirklichkeit an Ort und Stelle miterlebt haben.
Eine wichtige Aufgabe haben genannte Massenmedien immer vernachlässigt: Die
Vermittlung von Wissen, welches dem Volkswohl dient, vor allem auch für die Jugend.

"Was öffentlich in einem Lande gesagt wird, hört die ganze Welt" (Prof. Eschenburg).
Für das Ausland liegt es nahe, die in der Bundesrepublik geduldete innere Zersetzung
mit der Meinung der Bundesrepublik zu identifizieren. Die bestehenden Gesetze
reichen aus, um eine auf Wahrheit, Objektivität, Unabhängigkeit und dem
gesamtdeutschen Interesse beruhende Arbeit von Rundfunk und Fernsehen zu
gewährleisten. Allerdings muß seitens der Bundesrepublik Deutschland der ernsthafte
Wille vorhanden sein, ihnen Geltung zu verschaffen.
Bei der Unterentwicklung der westdeutschen Geschichtspflege ist es umso mehr
anzuerkennen, daß der baden -württembergische Kultusminister Mayer-Vorfelder
diesem Umstand innerhalb seines Bereichs abhelfen will. In einem Rundschreiben von
Mitte Mai 1982 an sämtliche Schulleiter des Landes stellte er fest: "Unsere Generation
würde ihre Pflicht versäumen, wenn sie der Jugend nicht einen Sinn für die deutsche
Nation nahebrächte", und er forderte unter Bezugnahme auf das heiße Eisen "DDR"
dazu auf, das Bewußtsein der deutschen Gemeinsamkeiten in Geschichte, Literatur
und Kultur zu stärken. Er verweist dabei auf die Schicksalsgemeinschaft der
Deutschen, "die durch die Trennung in zwei deutsche Staaten nicht aufgehoben
werden kann".

Das Bemühen des Kultusministers, die DDR in die westdeutsche Kulturarbeit


einzuordnen, ist geradezu epochemachend, und das könnte sie auch vor allem für die
Vertriebenenverbände sein. Es ist doch eine Groteske, die nur in dem durch das
Wirtschaftswunder chloroformierten Westdeutschland möglich ist, daß man noch
heute soviel Theater um die DDR macht, weil sie nicht in das hiesige
Demokratieverständnis paßt, ihre auf der Grundlage von Jalta beruhende Existenz
aber im übrigen übergeht. Das heutige Deutschland ist nun einmal in die
Interessensphären von Jalta eingeordnet, auch wenn man den Begriff "Jalta" mit
allem, was dazugehört, aus der deutschlandpolitischen Arbeit ausklammert.
Mitteldeutschland gehört aber zum Kerngebiet des alten deutschen Reiches, und man
braucht nur Merseburg, Quedlinburg, Tangermünde, Magdeburg, Leipzig und
Hunderte anderer Orte zu sehen, um zu sehen, daß gerade dort die deutsche
Reichsgeschichte heute noch in den zahllosen romanischen, gotischen, Renaissance-
und Barock-Baudenkmälern sichtbar ist. Der Luther Mitteldeutscher war , gehört zum
deutschen Schicksal ebenso wie der fürchterliche 30-jährige Religionskrieg, der
Deutschland bis heute konfessionell innen- und außenpolitisch spaltete. Zur DDR
gehört aber auch der im internationalen Geistesleben verankerte Begriff "Weimar",
und was wäre die westdeutsche Musik trotz der dem westdeutschen Volk von den
anonymen Manipulatoren aufoktroyierten Neutöner ohne den Namen ..Bach"?

Der nordrhein-westfälische Arbeits- und Sozialminister Prof. Farthmann hat letzthin


als "beängstigend", "bedrückend" und "schrecklich, ja grauenhaft" die Ergebnisse
einer Umfrage zur Situation der Jugend in Nordrhein-Westfalen beurteilt. Daß der
Minister diese Meinung öffentlich kundtat, ist ein Zeichen von Einsicht. Verfolgte man
aber eine Diskussion auf höchster Ebene, dann vermieden alle, vom linken Professor
Johanno Strasser bis zum Vorsitzenden der Jungen Union Wissmann, auf die
Grundursache des geistigen Elends der westdeutschen Jugend einzugehen, und diese
besteht in dem unter Bundeskanzler Erhard eingeführten Begriff der pluralistischen
Gesellschaft, in der alle Verhaltensweisen erlaubt sind, wenn sie nicht gesetzlich
verboten sind. Dieser schrankenlose Liberalismus wiederum hat seine Grundlage im
Grundgesetz, und wenn Bundeskanzler Schmidt im Parlament einmal darauf hinwies,
daß er keine ethisch-moralische Richtlinienkompetenz habe, so hat er formal recht.
Denn das Grundgesetz ist ethisch-moralisch wertfrei. Ein Vergleich des
Grundgesetzes mit der Reichsverfassung vom 11. August 1919 zeigt das in aller
Deutlichkeit, wenn man die Bestimmungen zur Jugenderziehung betrachtet.
Das Grundgesetz sagt dazu überhaupt nichts Materielles. Die Weimarer Verfassung
hingegen enthält hierzu 4 Artikel:

Nach Art. 118 "sind zur Bekämpfung der Schund- und Schmutzliteratur sowie zum
Schutze der Jugend bei öffentlichen Schaustellungen und Darbietungen gesetzliche
Maßnahmen zulässig".

Nach Art. 120 ist "die Erziehung des Nachwuchses zur leiblichen, seelischen und
gesellschaftlichen Tüchtigkeit ... oberste Pflicht und natürliches Recht der Eltern, über
deren Betätigung die staatliche Gemeinschaft wacht".
Nach Art. 122 ist "die Jugend .. . gegen Ausbeutung sowie gegen sittliche, geistige
oder körperliche Verwahrlosung zu schützen", und "Staat und Gemeinde haben die
erforderlichen Einrichtungen zu schaffen".

Art. 148 schließlich besagt: "ln allen Schulen ist sittliche Bildung, staatbürgerliche
Gesinnung, persönliche und berufliche Tüchtigkeit im Geiste des deutschen
Volkstums und der Völkerversöhnung zu erstreben". Auch ist in öffentlichen Schulen
"Bedacht zu nehmen, daß die Empfindungen Andersdenkender nicht verletzt werden".

Die Verfasser des Grundgesetzes haben das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Sie
dachten nur an Freiheiten und an Rechte, und deshalb kennt das Grundgesetz nur den
Abschnitt "Die Grundrechte" und nicht, wie die Weimarer Verfassung, den Abschnitt:
"Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen". Und heutzutage ist man amtlich
verwundert und erschreckt, wenn die westdeutsche Jugend von ihren Rechten so
weitgehenden Gebrauch macht. Zur Weimarer Zeit herrschte auf den deutschen
Schulen Ordnung, ein Begriff allerdings, der von den Massenmedien geradezu verpönt
wird. Damals gab es allerdings keine antiautoritäre Erziehung, auch waren die Begriffe
"Frustration", "Entstauung von Aggressionen" und "Selbstverwirklichung" in der
Jugend unbekannt, und es gab auch nicht den von Prof. Farthmann als beängstigend
empfundenen Hang der westdeutschen Jugend zur Gewalt.

Der Bundesrepublik fehlt, wie auch der Bundestagsabgeordnete Windelen am 30. Mai
1982 vor den Ostpreußen erklärte, eine Staatsgesinnung, und auf dem Augsburger
Katholikentag sprach der Ostemigrant Maximow von dem im Westen verspürten
Hauch des "tödlichen Selbstbetruges und der geistigen Verödung", von der "Konsum-
Hölle des Supermarktes", von der "Politisierung, Sozialisierung und Vulgarisierung
der Kultur", die die wahren Werte durch Konsum-Ersatzgüter zu verdrängen drohen.
Der Rezension eines Films über das Bühnenweihfestspiel "Parsifal" von Richard
Wagner in "Die Welt" vom 2. 6. 1982 ist folgendes zu entnehmen: "Das Szenenbild
wird beherrscht von einer überdimensionalen weißgrauen Totenmaske Wagners. Auf
ihr lagert man, durch die Gänge in ihrem Inneren schreitet man. ... Unter den Wimpeln,
die in Wagners ... Gehirnwindungen herumhängen", finden sich "auch ein paar
Hakenkreuze". Der Autor dieses Films, der den auch heute international zu den
bedeutendsten deutschen Komponisten gezählten Richard Wagner verächtlich
machte, erhielt dafür westdeutsche Filmförderungsmittel. Wagner ist nach der
geltenden kulturpolitischen Linie auch schon dadurch disqualifiziert, daß er in seinen
Werken auf die germanische Sagen- und Ideenwelt zurückgreift.

Die Bundesrepublik steht mit der absoluten Anzahl der Sexualverbrechen und
Rauschgifttoten weit an der Spitze aller Staaten einschließlich der USA. Unter diesen
Umständen scheint es unter direkter Bezugnahme auf das Thema dieser
Ausführungen angebracht, mit Worten von Leonid Breschnew zu schließen, die er in
seiner Rede zum hundertsten Geburtstag Lenins (1970) auf dem Roten Platz in
Moskau sprach:

"Westlich unserer Grenzen gibt es eine ungeheure Welle der Kriminalität und die
dunklen Wirbel der Rauschgiftsucht und Pornographie sowie der pervertierten
Gefühle und verstümmelten Seelen. Allein schon dieser Verfall wird mit absoluter
Sicherheit den schließlichen Triumph des internationalen Sozialismus und
Kommunismus mit sich bringen."

Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Bonn e. V.


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Quelle: http://www.wno.org/newpages/his01b.html

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