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Es mag einem Jeden selbst auffallen, der Kontakt zu Menschen ändert auch einen selbst. Nun ist das mit
der Veränderung so eine Sache, ich spreche nicht unbedingt von der Veränderung grundlegender
Einstellungen zum Leben, wobei auch dies die Schwächsten durchaus erleiden, sondern vielmehr von einer
schleichenden Angleichung an gesellschaftlich geschätzte Verhaltensmuster.
Nun kann man daraus viele große Worte machen, warum auch nicht es lässt sich soviel daran
ruminterpretieren, dass zu wenige Worte die ganze Angelegenheit womöglich geringschätzen würde. Aus
diesem Grund hole ich weiter als, hoffentlich nicht zu weit, wer will schon den Urschleim ein weiteres Mal
sehen, wo wir ja täglich damit zu tun haben, man muss nur einmal in die Fußgängerzonen und
Bahnhofsvorplätze dieser Welt gehen und schon sieht man sie, die Einzeller.
Mich über diese Viel‐zu‐Vielen wieder aufzuregen, würde zwar wieder den einen oder anderen zur Tränen
der Comedy‐Rührung treiben, doch wenden wir uns in dieser Sache einfach dem zu der schreibt – Mir. Man
könnte sich durchaus Fragen, was beschwert er sich eigentlich, ein überdurchschnittlich großer, weiblicher
Freundeskreis, nicht zu unterschätzende Allgemeinbildung, keinem goldenen Kalb nacheifernd und auch
sonst braucht sich ein kein frommer Hexenmeister einbilden mich zu bekehren und doch dieser
Selbstzweifel eben durch all das irgendwie anders zu werden. Mal sehen!
Dann überlegen wir mal alle zusammen, was ich meinen könnte – und schon wer ne Idee? Sicher nicht, also
werde ich es selbst in die Wege leiten, schließlich soll niemand über der Lektüre sterben, weil das Ende
solange hat auf sich warten lassen. Also das Problem ist folgendes, als ich anfing mich zu entwickeln war ich
auf mich allein gestellt (in geistiger Hinsicht), umliegendes Volk brachten mich nicht voran, aber die alten
Meister vergangener Jahre dafür umso mehr. Nur das sich Diese wiederrum nicht mit heutigen Problemen
rumärgern mussten, jedenfalls nicht in ihren Werken, was mich dazu führte diese zwar als Ratgeber in
Betracht zu ziehen, ihre eigentliche Funktion aber eher in der Abhärtung vor anderen Menschen bestand.
Das tolle daran ist, ich konnte in dieser anfänglichen Phase meines Lebens jedem Gegenstand einen Wert
beimessen, um den manch ein Mensch, z.B. meinen Kater beneidet hätte und genau das ist heute LEIDER
etwas schwieriger geworden – der Grund ist die in der Überschrift erwähnte, sich geschlechtsspezifisch
orientierte Gruppe von Individuen, die ganz tapfer mein Konzept in Frage stellen.
Leider kann man ihnen das noch nicht mal verübeln, wenn wir uns ein Beispiel an folgendem Spruch
nehmen:
Auf die Frage, was Liebe sei, antwortet Theophrast: <<Das Leiden einer unbeschäftigten Seele.>> ‐Sokrates
Überkommt jemanden gerade die Frage, warum dieser Ausspruch einen womöglich negativen
Beigeschmack hat? Es ist zweifelsohne so zu verstehen, dass nur der Zeit für die Liebe, das Leben und den
Wein hat, der sich nicht durch Beschäftigungen, wie die Welt hassen, an Bomben bauen oder so
belastenden Tätigkeiten, wie wissenschaftlichen Arbeiten schreiben zuwendet – oder gerade doch?
Wo lernt man eben so etwas, wie die Liebe schätzen? Bestimmt nicht aus Büchern, Gemälden oder Filmen,
dass Gefühl entsteht nur dann, wenn etwas vorher dies begünstigte. Wie sicherlich soeben auffällt ist diese
Argumentation zirkulär und ich hätte eigentlich nicht darauf hingewiesen, wenn nicht genau daran mein
eigentliches Ziel bestünde, zu zeigen, dass es sich nicht herleiten lässt, aus welchen Vorbedingungen auch
immer. Deshalb bleibt die Frage im Raum stehen, woher kommt sie die tiefere innere Verbundenheit die
auch einem Pessimisten einen optimistischen Gesichtszug verleiht?
Da wir so nicht weiter kommen, fragen wir einfach einen alten Freund, den Franz. So Franz sag mal was
zum Thema: (Franz räuspert sich und beginnt)
Liebe ist alles, was unser Leben steigert, erweitert, bereichert. Nach allen Höhen und Tiefen. Die Liebe ist so
unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Danke Franz, war zwar etwas kafkaesk aber ich nehm dir das auch nicht Übel, war immerhin schon ein
Glück das du überhaupt da warst. (Franz geht ab.)
Wo wir dem Problem wieder ins Antlitz blicken, die Frage an Publikum, „Sieht wer schon was?“ – wenn
nicht einfach etwas weiter zurücktreten. Wenn das nicht hilft (sind wohl zu wenige Mathematiker unter
euch), viel Spaß mit der Auflösung.
So wir haben jetzt das Problem, dass wir diese Frage ontologisch mal eben schnell nicht beantworten
können, auch mal eben langsam geht’s nicht, dafür ist es einfach zu metaphysisch. Aber wir können es
pragmatisch versuchen. Also dann starten wir Erkenntnismaschine und schauen wir einfach mal, ob wieder
einer Wahrheiten in Tüten verkauft oder im besten Fall verschenkt (Ja ich mach‘s gratis, die Pointe denke
sich aber bitte jeder selber).
In meine typischen Art des böswilligen Schelms kürze ich die Debatte einfach ab und proklamiere mein
eigenes Dogma: Liebe gibt es genau deshalb, weil die wahre geistige Erlösung eben nicht im Himmelreich
von statten geht, sondern im Hier und Jetzt, zwischen all den Menschen, die uns weiter bringen, steigern,
erheitern, deren Lebensinhalt wir sind und die für uns einen Grund darstellen weiter zu leben, die uns
vermissen und unseren Sarg tragen – Ja, damit wir überhaupt glücklich sein können.
Bin ich soeben glücklich? – Fragen wir mal die Frauen in meiner Umgebung was die dazu meinen – also die
Damen, was meint ihr? (Betretenes Schweigen!) War ja auch klar, sonst mindestens 20000 Wörter pro Tag
von sich geben und jetzt will sich niemand äußern. Na dann reite ich das Pferd der Erkenntnis oder doch
eher Selbsterkenntnis eben selber zu, wird schon gut gehen – wobei als Pessimist darf ich das doch nicht
annehmen, na dann schieb ich es einfach auf die geistige Umnachtung oder die in meinem Kopf vor Wollust
schmatzenden Lippen, die mich nicht mehr los lassen.
Aber da fällt mir grade noch jemand ein der mich bestimmt in Schutz nimmt, nicht war Friedrich? Ich muss
dazu sagen ich bin mit ihm groß geworden und seine Aphorismen waren wirklich prägend, fast so wie von
dem, wie hieß er noch, diesem Künstler mit N. Friedrich kann sich diese Chance einfach nicht entgehen
lassen und schlägt folgendes vor:
Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.
Wunderbar, damit bin ich aus dem Schneider, fehlt nur noch die Antwort auf meine oben gestellte Frage
nach dem Glücklich sein. Sagen wir mal so, wenn wir uns wirklich wie Würfel in unser Leben werfen
können, wie es schon der Jean‐Paul meinte und wir darüberhinaus auch noch die Richtung bestimmen,
dann möchte ich die Damen bitten, sich noch etwas mehr in meine Richtung begeben, damit ich voll und
ganz an ihnen teilhaben kann.
So nun sitz ich hier mit euch und wir haben noch nicht geklärt, ob es nun Fluch oder Segen war.
Abschließen würde ich mich soweit aus dem Fenster lehnen wollen, zu sagen, Ja. Auch wenn der Schmerz
streckenweise diese Entscheidung in Frage stellt. Aber insgesamt mach es mich doch menschlicher.
In diesem Sinne, nehm diesen Spruch mit auf die Reise: All unsere Erinnerungen sind in Tränen gebadet.
Und ganz vielleicht sehen wir uns 2046 wieder, wenn ich endlich den großen Durchbruch geschafft habe
und anerkannter Künstler bin.
OG3r