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Geschichten aus Gehenna:

Wie der Vater ...

von Dane Rahlmeyer


Anmerkung: Die Geschichte spielt zwischen
»Das Außenseiter-Gen« und »Ol’Violet Eyes«

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Ich sah ihn kämpfen. Umringt von Kreaturen mit Augen,
wo ihre Münder sein sollten, und Mündern anstelle von
Augen; eingekreist von Alpträumen mit verzerrten Fratzen
und Klauen wie Sicheln, sah ich ihn um sein Leben
kämpfen.
Seine Fäuste verkrampfen sich um die Griffe seiner
Waffen. Manchmal hielt er Äxte, manchmal Messer,
manchmal Pistolen – manchmal blieben ihm nur seine
bloßen Hände.
Diesmal sind es zwei Schwerter mit Klingen wie
schwarze Spiegel. Blut läuft daran herab – grünes, blaues,
purpurnes Blut. Tropfen davon sprenkeln sein Gesicht,
mischen sich mit dem Schweiß, der ihm von der hohen
Stirn läuft. »Du siehst aus wie dein Vater.« Ich hab es
schon tausend Mal gehört und es immer gehasst.
Ich sehe ihn kaum noch zwischen flügelbewehrten
Schultern und gepanzerten Rücken, als würde er in einer
Flut von Dämonen ertrinken. Ein Mann gegen eine ganze
Armee. Er ist erschöpft bis an die äußersten Grenzen, ich
bilde mir ein, seinen Herzschlag donnern zu hören. Doch
er gibt nicht auf. Er hat nie aufgegeben.
Ich renne zu ihm, schwinge Durandana nach links und
nach rechts, sodass seine Klinge zu einem silbernen
Flirren wird, und in einem Regen aus Armen und
Tentakeln rufe ich ihm zu, er solle aushalten. Hilfe sei
unterwegs. Ich rufe seinen Namen, sage ihm all die Dinge,
die ich ihm vorher nicht sagen konnte, oder wollte. Und ich
weiß, dass er sterben wird. Ich habe die Szenerie so oft
gesehen. Ich weiß, dass ihn bald alle Kraft verlassen wird,
dass sie ihn zerfetzen werden. Dass gleich Blut, rotes
Blut, auf Panzer und Schuppen spritzt.
Nein. Diesmal nicht. Durandana bahnt mir den Weg
durch die Monster. Diesmal werde ich es schaffen.
Diesmal werde ich ihn retten.

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Dann sieht er mich; eine Sekunde lang treffen sich
unsere Blicke. Er lächelt, ein mattes, erleichtertes Lächeln.
Und nur diese eine Sekunde lang zögert er.
Ich schreie seinen Namen, als sich die Krallen in seinen
Rücken bohren, als er zusieht, wie schwarze Dornen aus
seiner Brust wachsen.
Dann umringt mich die Flut. Sie sind überall. Ich lasse
das Schwert kreisen, werde langsamer mit jedem Hieb.
Ich will schreien ... und ich sterbe mit ihm.

***

Das Laken klebte nass an meinem Rücken; Schweiß lief


mir über Arme und Beine. Zwischen den Vorhängen
hindurch leuchtete der Mond wie ein blindes Auge. Mara
lag neben mir und verzog das Gesicht. Aber sie wachte
nicht auf, auch nicht, als ich mich auf die Bettkante setzte,
das Gesicht in meinen Händen. Sie wacht nie auf. Ich
schreie nur im Traum, nicht im Schlaf.
Lange versuchte ich nur, wieder zu Atem zu kommen,
die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben. Es ist fast ein
Ritual; beinahe jede Nacht der gleiche Ablauf.
Träume sind Schäume. Mein Vater hat das immer
gesagt. Mein Leben lang hatte ich das auch geglaubt.
Aber nun, wo ich zurück in Dornberg war ...
Ich sehe ihn fast jede Nacht – kämpfend, blutend, immer
sterbend. Meinen Vater, Hendrick Leonhard. Jedes Mal
versuche ich, mich zu ihm durchzuschlagen, ihm zu
helfen. Und jedes Mal komme ich zu spät.
Aber wer träumt schon von Hoppelhäschen und
lachenden Blumen in einer Stadt an den Pforten zu
Gehenna? Die Grenzen zwischen den Welten sind hier so
dünn wie Zellophan. Möglich, dass mit den ganzen

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Monstern auch jede Menge schlechte Schwingungen zu
uns kamen.
Ich sah zu Mara. Für einen Moment dachte ich daran,
sie zu wecken, mich von ihr ablenken zu lassen. Aber
nach der Sache mit den Hexen neulich brauchte sie ihren
Schlaf. Also ließ ich sie in Ruhe, und marschierte ins
Wohnzimmer. Gesichter beobachteten mich aus den
Schatten; als ich das Licht anmachte, verwandelten sie
sich zurück in afrikanische Holzmasken. Ich setzte mich
auf das Sofa, das Leder wurde nass von meinem
Schweiß. Ich traute mich nicht, die Augen zu schließen.
Von der anderen Seite des Raums sah Hendrick zu mir
hinüber. Sorglos, lächelnd. Miriam stand neben ihm, die
Hand über seine Schulter gelegt. Ich hab nie daran
gezweifelt, dass sie sich geliebt hatten. Ehrlich und
aufrichtig geliebt. Und das machte alles, was geschehen
war, nur noch trauriger. Der Junge zwischen den beiden,
der zwölfjährige Bengel, der frech in die Kamera grinste,
war mir völlig fremd. Ein anderer Alex Leonhard aus
einem anderen Universum. Vor langer, langer Zeit in einer
Galaxis weit, weit entfernt.
Ich konnte das Foto nicht länger ansehen; es tat weh.
Ich wandte gerade den Blick ab – als ein Schrillen die
Stille zerriss. Ich zuckte zusammen, wirbelte herum, wobei
Durandana sich reflexartig in einem weißen Blitz aus
meiner Handfläche materialisierte.
Das Telefon. Nur das Telefon.
Trotzdem hämmerte mein Herz weiter vor sich hin: es
war drei Uhr Nachts. Um diese Zeit brachte niemand gute
Nachrichten. Ich riss den plärrenden Apparat von der
Ladestation, bevor Mara oder Niko wach wurden. Ich
dachte an die Nacht vor über einem Jahr, an die leise, fast
flüsternde Stimme des Notarztes, der mich fragte, ob ich
der Sohn von Miriam Leonhard sei.

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Das Display zeigte eine Dornberger Nummer, die ich
nicht kannte.
»Leonhard?« sagte ich und ließ Durandana wieder in
meiner Handfläche verschwinden.
Schweigen am anderen Ende. Aber nur für einen
Moment.
»Rabe«, sagte ein alter Mann mit einer Stimme wie
Pergament auf Sandpapier. Er klang unruhig.
»Entschuldigen Sie die späte Störung ... aber ich muss
Hendrick Leonhard sprechen.«
»Warum?« fragte ich, während mein Magen Slalom fuhr.
»Das, äh, das kann ich nur Herrn Leonhard mitteilen.«
»Hendrick ist nicht da. Was immer Sie ihm sagen wollen,
können Sie auch mir sagen.«
Wieder Schweigen. »Wo ist er? Kommt er wieder?«
»Warum sagen Sie mir nicht erst mal, wer zum Geier Sie
sind?«
»Rabe«, sagte der alte Mann. »Anton Rabe. Sie sind
sein Sohn. Alexander.«
»Was wollen Sie?« fragte ich und rieb mir müde die
Stirn.
»Oh Gott«, ertönte es am anderen Ende. »Es hat ihn
erwischt, nicht wahr? Die Monster haben ihn erwischt.«
Ich riss die Augen auf. »Sie wissen davon?«
»Von Gehenna, ja. Wissen Sie, Ihr Vater und ich ... wir
waren Geschäftspartner. Damals – Oh Gott, das ist schon
sieben Jahre her! Damals hat mich eins von diesen
Ungeheuern angegriffen. Wenn Ihr Vater nicht gewesen
wäre ... ich hätte mehr verloren als nur mein Augenlicht.
Seitdem ... habe ich meine Kontakte spielen lassen. Ihn
mit Ausrüstung versorgt. Magische Ausrüstung, verstehen
Sie? Waffen, Artefakte, quer über die Welt verstreut. Auch
das Schwert. Durendal.«
»Sie meinen Durandana?«

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»Es hat viele Namen gehabt. Aber, ja, mir meinen das
gleiche. Ich habe damals die Waffe für ihn besorgt. Hat
mich ein halbes Vermögen gekostet, aber ... ich war es
ihm schuldig.«
Ich zögerte, nicht ganz sicher, was ich von der Sache
halten sollte. »Und jetzt haben Sie etwas Neues für ihn?«
»Ja«, sagte der alte Mann. »Die Armillarsphäre. Ein
Kurier hat sie heute gebracht. Hendrick und ich, wir haben
ewig danach gesucht. Einer meiner, ähm, Gutachter, fand
sie in einer geheimen Kammer unterhalb eines
Kellergewölbes in Florenz. Ich bin sicher, es ist das
Original, aber ...« Er klang auf einmal sehr nervös.
»Junger Mann, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sie
sobald wie möglich abholen könnten. Mir ist nicht ganz
wohl mit dem Ding im Haus. Es ist sehr mächtig. Und
eigentlich habe ich ja auch mit diesem ganzen magischen
Plunder nichts am Hut. Ihr Vater war der Held. Ich bin nur
ein einfacher Kaufmann.«
Ich überlegte nur eine Sekunde. »Wir kommen sofort.«
Ich hörte ihn aufatmen. »Danke, junger Mann. Ihr Vater
hat oft von Ihnen gesprochen. Er war sehr stolz auf Sie.
Sie haben mein aufrichtiges Beileid.«
Ich kämpfte gegen den Kloß in meiner Kehle. »Dafür ist
es hoffentlich noch zu früh«, sagte ich. »Geben Sie mir
Ihre Adresse!«

»Wer war das?«


Ich bekam fast einen Herzkasper, als Mara plötzlich an
der Tür stand – das Aus-dem-Nichts-materialisieren hatte
sie sich anscheinend von Niko abgeguckt. Das Haar hing
ihr wirr ins Gesicht, ihr Blick war besorgt.
»Ich erklär’s dir unterwegs«, sagte ich und stellte das
Telefon zurück auf die Ladestation.

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Sie legte mir die Hand auf die Brust. Wie immer schien
sie mich zu durchschauen wie Plexiglas. »Du hast wieder
geträumt.«
Ich nickte. Und sie umarmte mich wortlos. Ich hielt sie
fest und küsste sie auf die Stirn. »Mach dir keine Sorgen«,
sagte ich. »Zieh dich an. Ich hol solange Niko aus der
Abstellkammer.«

***

Der Taunus röhrte über die verlassene Landstraße; seine


Scheinwerfer bohrten sich in die Dunkelheit.
»Kennen Sie den Typen, Niko?« Ich blickte in den
Rückspiegel. Niko saß allein auf der Rückbank,
kerzengerade, mit perfekt gebundener Krawatte und
korrekt angeschnallt. Sein Gesicht schien nur aus
Schatten zu bestehen, in denen zwei lila Augen glühten.
»Ich fürchte, nur flüchtig, Herr Leonhard«, murmelte er,
mal wieder nicht ganz bei der Sache.
»Meinen Sie, wir können ihm trauen?« Mara hatte die
unruhigen Hände gefaltet.
»Herr Leonhard ... ich meine, Herr Leonhard senior und
Herr Rabe hatten schon einige Zeit miteinander Geschäfte
gemacht, bevor ich in Herrn Leonhards Dienst trat. Soweit
mir bekannt ist, hatte Ihr Vater, Herr Leonhard, eine
Menge Sympathie für ihn.«
Ich war drauf und dran, ihm zum zehntausendsten Mal
zu sagen, dass er sich das ewige »Herr Leonhard« sparen
konnte, aber ich wusste, dass ich es ihm genauso wenig
abgewöhnen konnte wie einem britischen Butler das
»Sir.« Und ehrlich gesagt hatte ich ja selbst
Schwierigkeiten, einen über Achttausendjährigen zu
Duzen. Also waren wir quitt.

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»Und diese ... Amüller-Sphäre?«, fragte ich. »Wissen
Sie, was er damit gemeint hat?«
»Ich vermute, Sie meinen eine ‚Armillarsphäre‘«
Ich zuckte mit den Achseln. »Was soll das sein?«
»So ein astronomisches Dingsbums, oder?« Mara
drehte sich zu Niko. »Eine Art Globus aus lauter Reifen
und Ringen. Damit misst man Planetenbewegungen ...
glaub’ ich zumindest.«
Niko nickte – wie immer wirkte es wie eine halbe
Verbeugung. »Korrekt, Fräulein Dreiden«, sagte er.
»Und was sollte Hendrick damit anfangen?« fragte ich.
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, Herr Leonhard«,
antwortete unser Hausdämon. »Aber was immer diese
Armillarsphäre für einen Zweck hat – es muss sich um ein
bedeutendes Artefakt handeln.«

***

Anton Rabes Haus lag einige Kilometer außerhalb von


Dornbergs City, direkt am Waldrand. Zu dieser
nachtschlafenden Zeit waren die Laternen schon
erloschen, aber das Mondlicht strahlte hell auf
Jahrhundertwendehäuser mit protzigen Gärten, und
dicken Luxuskarossen vor den Garagen. Das Haus, das
wir suchten, wirkte dagegen ziemlich nüchtern, mit einem
kleinen, vor sich hinwuchernden Garten und einer
renovierungsbedürftigen Fassade.
Nur hinter einem Fenster im ersten Stock brannte Licht.
Ich schlug die Wagentür zu, und folgte Niko und Mara
durch das quietschende Gartentor, wobei jeder von uns
wachsam die Gegend sondierte. Ich blickte zu Mara.
»Spinnensinn?«
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. »Alles ruhig«,
sagte sie, klang aber nicht völlig überzeugt.

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Ich klingelte. Niemand antwortete. Das gleiche Spiel von
vorn, dasselbe Ergebnis.
»Irgendwas stimmt da nicht«, murmelte ich.
Ein kleiner Blitz zuckte auf und Durandana lag in meiner
Hand. Ich blickte zu Mara. Sie verstand, was ich wollte,
und trat vor. Sie legte die Hand auf das Türschloss,
konzentrierte sich. Ich spürte ein Prickeln auf meiner Haut
– und die Tür sprang auf.
»Erlauben Sie«, sagte Niko und ging uns voran.
Im Haus war es dunkel. Es roch nach Lavendel und
Zigarettenqualm. Ich tastete nach einem Schalter neben
der Tür. Das Licht schälte einen engen Flur aus der
Dunkelheit. Alte Familienfotos hingen goldgerahmt neben
Eichenholztüren, auf antiken Möbeln standen
ausgestopfte Eulen und Bussarde. Eine mit Teppich
bezogene Treppe führte nach oben.
»Herr Rabe?« rief ich.
Das Haus schwieg sich aus.
Niko lief uns voraus, in den ersten Stock, dort, wo wir
das Licht hatten brennen sehen. Die Treppe war so steil,
dass wir fast stolperten. Ich umklammerte Durandana mit
beiden Händen, und das Schwert schaltete meine Ängste
fürs Erste auf Standby.
Eine Tür am Ende des oberen Flurs stand offen. Licht
flutete daraus hervor.
»Herr Rabe?« Diesmal war es Mara, die seinen Namen
rief.
Erst jetzt nahm ich den scharfen Gestank von Rauch
war.
»Scheiße«, flüsterte ich, als wir die Tür erreichten. Mara
keuchte erschrocken.
Ein Jugendstilschrank war umgekippt, der Schreibtisch
aus Kirschholz stand schräg. Krallenspuren verunzierten
die Wandpaneele und Rot tränkte den Perserteppich.

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Darauf lag ein alter Mann in Norwegerpulli und
Cordhose, während Blut aus seinem Hals strömte. Er
hatte keine Augen. Seine Lider bedeckten leere Höhlen –
und drei fahle, alte Narben zogen sich über sein vor Angst
verzerrtes Gesicht. Eine verbogene Sonnenbrille lag
neben ihm in der roten Lache. In seiner rechten Hand
ruhte eine Pistole, sie schmauchte noch.
Er war der zweite tote Mensch, den ich in meinem Leben
gesehen hatte, und ich brauchte einen Moment, den
Schock zu verdauen. »Niko!« rief ich. »Irgendwer war hier
– versuchen Sie, seine Fährte zu kriegen, schnell!«
»Zu Befehl, Herr Leonhard.« Ich sah nicht hin, als Nikos
Gesicht zu Schatten zerfloss. Im nächsten Moment hörte
ich hinter mir die Pfoten eines großen Hundes oder Wolfs
über die Flurdielen tappsen und dann die Treppe hinab.
»Scheiße«, flüsterte ich wieder, als ich die Leiche
betrachtete. Ich ging vor dem alten Mann in die Hocke.
Der Anblick machte mich unsagbar traurig.
Mara legte eine Hand auf meine Schulter.
»Es tut mir leid«, sagte sie leise.
»Mir auch«, antwortete ich.
Dann begriff ich, dass sie nicht mit mir sprach. Auf
einmal fühlte ich mich, als wäre ich in Eiswasser
gesprungen. Mein Atem stand als Wolke vor dem Mund.
»Es tut mir so leid«, sagte Mara wieder. »Wir sind sofort
losgefahren!«
Ich hörte Tränen in ihrer Stimme. Sie blickte zu einem
umgeworfenen Ohrensessel, näherte sich ihm um einen
Schritt. Sogar meine Gänsehaut bekam eine Gänsehaut.
Rabe war hier.
Mara lauschte in eine andere Welt. »Doch!« wehrte sie
sich. »Wenn wir nur schneller –!«
Sie unterbrach sich. Ich blickte mich um. Aber da war
nichts und niemand, außer uns. Und der Kälte.

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»Wer oder was hat Ihnen das angetan?« fragte Mara.
Wieder schwieg sie, hörte zu.
»Ich verstehe«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Wir
werden ihn finden, das verspreche –!« Eine Pause. Sie
nickte. »Ich verstehe.« Plötzlich blickte sie sich um. »Herr
Rabe?«
»Ist er ... gegangen?« fragte ich.
Mara sah mich an. Sie öffnete gerade den Mund, als
draußen ein Wolf heulte.
Niko.
Wir rannten los, die Treppe hinunter.
»Er hat gehört, wie das Ding aus dem Keller kam«,
sagte Mara und wischte sich im Laufen Tränen von den
Wangen. »Rabe ist ins Arbeitszimmer, um seine Pistole zu
holen. Aber es war zu schnell, es hat ihn ...«
»Und die Sphäre?«
»Es hat sie mitgenommen!«
»Bist du sicher? Ich meine, er konnt’ es schließlich nicht
sehen!«
»Als Geist schon.«
»Hat er gesagt, wofür das Teil gut ist?«
Mara schüttelte den Kopf. »Nur eines: ›Sie ist viele‹.«
Wir stürmten aus dem Haus. Am Ende der Straße, dort,
wo die Wohngegend in den Wald überging, hockte ein
grauer Wolf. Mondlicht fing sich in seinen lila Augen. Wir
liefen ihm entgegen – und er jagte in den Wald hinein.
»Folgen Sie mir!« hörten wir Nikos düster verzerrte
Stimme sagen. Und wir gehorchten.
»Rabe hat gesagt, die Sphäre ist gefährlich«, Mara
schnappte nach Luft, »in den falschen Händen –!«
»Ich kann’s mir in etwa denken«, sagte ich. Es stimmte
nicht ganz, aber das war im Moment egal.
Viel wichtiger war die Frage, wie Azreds Leute Rabe
ausfindig gemacht hatten. Hatten sie von seiner

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Verbindung zu Hendrick erfahren und ihn die ganze Zeit
ausspioniert – solange gewartet, bis er mit neuen
Artefakten versorgt wurde? Wie viel wusste Azred über
meinen Vater – und über uns?
Der Wald verschluckte uns; der Mond drang kaum durch
das Blätterdickicht und der Geruch von Erde und
verfaulendem Laub hüllte uns ein. Nikos Wolfsgestalt
hetzte zwischen den Bäumen hindurch. Hatte er eine Spur
gewittert – oder war er einfach nur auf Gut Glück
losgezischt?
Nein. Da war etwas: ein Schemen, der vor Niko
davonlief.
Ich erkannte einen skelettartigen Torso, bleich wie eine
Wagenladung Maden. Sein Unterkörper war geformt wie
eine hüfthohe Tarantel, die jemand aus lauter Knochen
zusammengepuzzelt hatte. Als das Ding seinen Kopf im
Laufen zu uns umdrehte, erkannte ich ein Dutzend
schwarze Augen in einem fleischlosen Schädel. Und eine
Kiste, von Skelettarmen umklammert. Aber der Vorsprung
des Dämons schmolz allmählich dahin, und wir ließen
nicht locker, rannten ihm nach.
Direkt in die Falle.
»Alex!« rief Mara plötzlich und bremste ab. Sie packte
meinen Arm.
Im nächsten Moment wurden die Bäume um uns herum
lebendig. Klauenartige Äste streckten sich nach uns aus;
Mäuler und Augenhöhlen formten sich in der Rinde, Beine
mit Füßen aus Wurzeln wurden aus dem Boden gerissen.
Es waren sieben an der Zahl. Sie stapften auf Mara und
mich zu, kesselten uns ein. Ihr Gebrüll ließ die kalte Erde
zittern.
»Die Bäume schlagen aus«, sagte ich mit trockener
Kehle. Nicht mal ich fand das witzig.

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Ein knorriger Arm schoss von rechts auf mich zu; ich
drehte eine halbe Pirouette und Durandanas Klinge schlug
in das Holz – nur dass es kein Holz war, sondern ein
borkiger Panzer. Darunter lag weiches Fleisch. Blut wie
Ahornsirup spritzte mir ins Gesicht, im gleichen Moment,
als sich aus der Ferne Wolfsgebell näherte.
»Niko!« rief ich und wehrte den nächsten Hieb ab.
»Kümmern Sie sich um das Spinnending! Wir schaffen
das hier allein!«
Ich bekam nicht mit, ob er gehorchte oder nicht, denn
von links und rechts gingen zwei Baumriesen auf mich los.
Mara warf den ersten mit einem magischen Windstoß
gegen eine unbeteiligte Eiche; ich erledigte den zweiten
mit einem gezielten Stich in die Stamm-Mitte, doch ohne
lebenswichtige Organe zu treffen. Eine Faust aus Zweigen
traf mich am Kinn; Lichter gingen auf, ich stürzte zu Boden
und rollte mich im letzten Moment zur Seite, bevor ein
Wurzelfuß mich zermalmt hätte.
Ich sprang auf. Mein Atem brannte wie Feuer, Adrenalin
rauschte durch meinen Körper.
Aber ich hatte keine Angst. Nicht, solange ich das
Schwert hatte.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich mich damals vor
Durandana gefürchtet hatte; davor, seine Marionette zu
sein – nur hilflos zuzusehen, wie es mich lenkte, ohne
dass ich wusste, wohin.
Jetzt wehrte ich mich nicht länger. Kein Zögern mehr,
kein Zweifeln. Der Kampf war wie ein Tanz, und ich
kannte jeden Schritt.
Bernsteinfarbenes Blut regnete auf uns herab;
Durandana ließ Fetzen von Borkenhaut fliegen. Während
Maras Magie zwei Riesen gegeneinander schlug, führte
ich die Klinge sicher und präzise wie ein Uhrwerk, ein

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angestrengtes Grinsen auf dem Gesicht, wie jemand, er in
die Sonne blickt.
Rabes Worte gingen mir nicht aus dem Kopf: »Er war
sehr stolz auf Sie.«
Ich dachte an meinen Vater, den ich die letzten Jahre
hassen gelernt hatte, ohne zu wissen, welche Kämpfe er
austrug, welche Opfer er gebracht hatte. Durandana sang
in meinen Händen und erfüllte die Nacht mit dem Brüllen
von Bäumen und ich fragte mich, wie die Dinge gelaufen
wären, ohne Martyn Azred und seine Armee und ihren
Versuch, die Welt in den Abgrund zu stürzen.
Meine Familie wäre noch heile – Hendrick hätte Miriam
nie verlassen; sie wäre nie mit mir nach Oldenburg
gegangen und hätte nie die Fahrt angetreten, die sie das
Leben gekostet hatte.
Hendrick und ich wären noch Freunde, so wie damals,
bevor all das begonnen hatte; bevor er sich von uns
getrennt hatte, um einen Kampf anzutreten, der vielleicht
aussichtslos war.
Mein Vater wäre jetzt bei mir.
Die Wut ließ mich zittern. Sie hatten mir mein Leben
gestohlen!
Aber ich würde sie nicht damit durchkommen lassen. Ich
würde kämpfen, so wie der Mann den ich Nacht um Nacht
in meinen Träumen sah. Eines Tages würde ich nach
Gehenna gehen, notfalls allein. Ich würde Hendrick
zurückholen und nebenbei die Welt retten. Ich würde ihm
zeigen, dass er sich nicht geirrt hatte, als er mir seinen
Job auferlegt hatte. Dass er zu Recht stolz auf mich war.
Der Baum vor mir hob die Hände – doch nicht zum
Angriff.
Sondern aus Furcht.

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Es war wie ein Rausch: Das Schwert war ich und ich war
das Schwert. Hatte Hendrick sich auch so gefühlt, als er
Durandana getragen hatte?
Die Klinge bohrte sich durch Rinde, der Baum riss das
Maul in einem stillen Schrei auf – dann verging er zu einer
Wolke aus Staub.
Da waren’s nur noch sechs. Ich knöpfte mir den
nächsten vor; das Ding wich vor mir zurück, wobei es fast
einen seiner Kumpane umriss. Durandana zerschnitt die
Luft; Baumblut spritzte, ein Astarm löste sich noch im Flug
in grauen Nebel auf, dann zerplatzte der nächste Dämon.
Mara schleuderte einen Blitz aus dem Handgelenk, und
noch bevor der Dämon vor ihr zu Staub zerfallen war,
erledigte sie den nächsten mit dem gleichen Manöver. Sie
hatten keine Chance gegen uns. Bald waren es nur noch
vier, dann drei. Ich hörte jemanden lachen – nur einen
Moment später begriff ich, dass ich es selber war.
Dann sah ich Maras Blick. Sie starrte mich an, als wäre
ich ein Fremder. Und das Lachen verging mir endgültig,
als wir aus der Ferne gequältes Wolfsgeheul hörten.
»Hilf ihm!« brachte Mara mit zusammengebissenen
Zähnen hervor. Ihre nächste Blitzattacke misslang. Man
sah ihr deutlich an, dass ihre magischen Batterien zuneige
gingen. »Beeil dich!«
»Aber –!«
Wieder hörten wir Nikos Heulen; es lief mir eiskalt die
Wirbelsäule hinab.
»Los!« rief Mara. Die drei verbliebenen Riesen stapften
auf sie zu. Sie hob die Hände, zauberte einen Ball aus
Licht herbei, der harte Schatten warf. »Ich krieg das schon
hin! Vertrau mir!«
Ich zögerte. »Viel Glück!« rief ich und rannte los. Hinter
mir hörte ich Maras Kampfschrei, der Blitz schlug ein und
brennendes Holz knisterte.

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Ein drittes Mal erklang Wolfsgeheul. Schwächer diesmal,
doch laut genug, dass ich ihm durch die Dunkelheit folgen
konnte.
Ich rief Nikos Namen; die Bäume schienen meine
Stimme zu verschlucken, aber wenigstens blieben sie an
Ort und Stelle. Bald gelangte ich zu einer Lichtung. Darauf
sah ich einen Schemen, der in Wahrheit aus zwei
Schemen bestand, die mit einander kämpften. Ich
erkannte graues Fell und darauf schwarzes Blut. Und
einen vielgliedrigen, madenbleichen Körper.
Knochenkrallen bohrten sich in Nikos Wolfsgestalt; sein
Jaulen ging mir durch Mark und Bein.
»Niko!«
Der Spinnendämon riss sein Dutzend Augen in meine
Richtung. Er ließ von Niko ab; der Wolf fiel schlapp ins
Unterholz. Dann kam der Dämon auf mich zu gekrabbelt.
Seine Bewegungen waren abgehackt, unnatürlich – wie in
einem Stummfilm. Neuer Stoff für meine Alpträume.
Er schrie, ein Geräusch wie tausend Fingernägel auf
einer Tafel. Ich verzog das Gesicht, wollte Durandana
heben – aber meine Muskeln verkrampften sich. Ich
konnte mich nicht rühren! Und das Spinnenskelett jagte
auf mich zu, Zweige brachen unter seinem Gewicht.
Kennen Sie diese Träume, in denen man schreien will,
aber kein Laut kommt einem über die Lippen? In denen
einen alles dazu drängt weg zu laufen, aber die Beine sind
wie versteinert?
Ich sah mein dutzendfaches, zur Salzsäule erstarrtes
Spiegelbild in seinen riesigen, schwarzen Augen. Es ließ
die Arme kreisen; seine Knochenkrallen würden mich
zerreißen wie ein Shredder und ich konnte nicht mal
blinzeln!
Nikos Wolfsgestalt rührte sich kaum, nur dann und wann
gab er ein leises Fiepen von sich. Weit entfernt hörte ich

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Maras Blitze zucken und das Brüllen der Bäume. Ich
wollte um Hilfe rufen, aber ich konnte nicht. Durandana lag
nutzlos in meiner Hand; ich flehte das Schwert an, mir zu
helfen, wieder die Kontrolle über meinen Körper zu
übernehmen. Da sauste eine knöcherne Kralle auf mich
zu. Meine rechte Hand kribbelte – ich bekam den Arm
wieder frei, riss Durandana hoch –!
Knochen klirrte auf Stahl, Knochen gewann. Durandana
flog zischend durch die Luft und blieb vibrierend in einer
Erle stecken.
Stolpernd fiel ich vor den Schlägen des Dämons zurück.
Ohne das Schwert war ich hilflos. Meine Lungen fühlten
sich an, als hätte ich pulverisiertes Glas inhaliert, meine
Sicht verschwamm, ich fing an zu röcheln. Eine
Krallenhand schlitzte mir das rechte Hosenbein auf,
warmes Blut floss. Ich warf mich zur Seite, landete
krächzend und hustend im Unterholz.
Das Ding drehte seinen Kopf in einem unmöglichen
Winkel zu mir – dann rotierten die Spinnenbeine seinen
Körper hinterher. Es wusste, dass ich erledigt war. Von
seinem Gegner war nur ein asthmatisches Bündel Angst
übrig. Das leise Flüstern, das ich hörte, musste das
Kichern des Dämons sein.
Wie gelähmt lag ich im Unterholz, alles war Schmerz. Ich
drehte den Kopf zur Seite, auf der Suche nach einem Ast
oder Stein – irgendeiner Waffe. Aber da war nichts.
Doch! Fast einen Meter zu meiner Linken lag etwas
zwischen Blättern und Gras. Eine Holzkiste, wenig größer
als ein Schuhkarton. Das Monster musste sie beim Kampf
gegen Niko fallen gelassen haben. Der Deckel stand
offen. Und daraus war ein faustgroßer Gegenstand gerollt,
eine Kugel aus Ringen von grün angelaufenem Kupfer –
darin drehten sich Kreise innerhalb von Kreisen, in
verschiedene Richtungen, ganz von allein. Wieder hörte

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ich das Flüstern – nein, es kam nicht von dem Dämon. Es
breitete sich in meinem Kopf aus wie Nebel, kalt und
formlos. Es mussten Dutzende, Hunderte von Stimmen
sein; Männer und Frauen, die in fremden Sprachen
flüsterten – vielleicht schrieen sie auch und ein Abgrund
von Zeit nahm ihnen die Kraft.
»Sie ist viele«, hatte Mara gesagt.
Der Dämon bemerkte, wohin mein Blick ging. Sah, wie
ich die Hand nach der Sphäre ausstreckte. Er zischte
alarmiert, winkelte seine acht Beine an.
Hustend und keuchend biss ich die Zähne zusammen.
Meine Finger berührten Metall. Die Kälte, die ich auf
meiner Haut spürte, kam nicht vom Kupfer – es war eine
andere Art von Kälte, die in meinen Nerven brannte, bis
tief in meine Seele hinein. Eine Kälte, wie ich sie gespürt
hatte, als Rabes Geist mit Mara gesprochen hatte. Nur
stärker, tiefer. Zorniger. Das Flüstern wurde lauter.
Hunderte Stimmen riefen nach mir.
Der Dämon landete direkt neben mir, ich spürte die
Erschütterung im Boden. Seine Krallen stießen zu.
Im selben Augenblick bekam ich die Sphäre zu fassen.
Ich holte aus, schlug das Ding nach dem Spinnenskelett
ohne es loszulassen. Das Monster hob schützend die
Arme. Metall brach.
Und das Monster schrie.
Eine Sekunde nahm mir mein eigener Atem die Sicht, so
dicht war die nebelige Wolke vor meinem Mund. Plötzlich
herrschte wieder Winter. Raureif glitzerte auf den
Baumrinden.
Der Dämon wich zurück, blind um sich schlagend. Und
ich sah Fetzen von Nebel, die um ihn herumkreisten wie
Schwärme von Geiern. Kleine Blitze zuckten auf meiner
Kleidung, die Luft um uns herum schien sich zu
kondensieren wie vor der Mutter aller Gewitter. Und das

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Flüstern wurde lauter, immer lauter, wurde zu einem
Kreischen; eine Legion von Stimmen schrie plötzlich auf.
»Sie ist viele.«
Mein Herz drohte zu gefrieren und zu zerspringen. Ich
wusste nicht, was ich da entfesselt hatte, doch mir war
klar, dass es besser für meine geistige Gesundheit war,
den Blick abzuwenden. Aber ich war wie hypnotisiert; sah,
wie der Dämon von links nach rechts flog, von
unsichtbaren Kräften hin und her geworfen. Seine Arme
brachen, seine Beine knickten ein. Sein Geheul verfolgt
mich bis heute. Die Nebelfetzen verdichteten sich um ihn,
wirbelten um ihn wie ein Hurrikan.
Ein Hurrikan aus Seelen. Sie waren in der Sphäre
gefangen gewesen, wer weiß, wie lange schon. Und sie
waren wütend, rasend vor Zorn.
Dann verstummte der Dämon, von einer riesigen
Geisterfaust zerdrückt. Seine Überreste zuckten, dann
verging er zu einer Staubwolke, die von dem Seelensturm
gen Himmel gewirbelt wurde. Wolken wurden auseinander
gedrückt, ein Blitz flammte auf, dann noch einer und noch
einer.
Dann legte sich Stille über den Wald.
Es war vorbei. Trotzdem starrte ich mit großen Augen in
die Luft, wagte nicht, mich zu bewegen.
Bis ich das Winseln hörte.
»Niko!«
Unter Schmerzen kämpfte ich mich hoch. Mein rechtes
Hosenbein feucht vor Blut. Röchelnd humpelte ich zu dem
grauen Wolf, der wieder begann, sich zu rühren. Die
Wunden in seinem Fell hatten sich fast alle geschlossen:
ich konnte sehen, wie das schwarze Blut langsam
zurückfloss. Violette Augen sahen mich an; die Augen
eines Tieres, aber intelligent und uralt. »Herr Leonhard«,
hörte ich Nikos schwache Stimme, ohne dass sich das

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Maul des Wolfs bewegte. »Es hat mich ... überrumpelt.
Es ... tut mir leid...«
»Schon gut«, sagte ich und ging in die Hocke. Meine
Hand streichelte sein Fell. »Es ist vorbei. Kommen Sie
durch?«
Der Wolfskopf bewegte sich. Nickte. »Brauche ... nur
einen Moment. Machen Sie sich ... keine Sorgen.«
Leichter gesagt als getan, dachte ich und sah zu, wie
Niko wieder auf die Pfoten kam. Ich musste an ein
neugeborenes Rehkitz denken, doch er blieb stehen ohne
wieder umzuknicken.
»Alex!« rief Mara hinter uns. Ihre Stimme kam schnell
näher. Ich sah über die Schulter – Gott sei Dank, es ging
ihr gut. Sie schwebte zu uns, einen Moment später setzten
ihre Stiefel neben mir auf dem Boden auf. Wir hielten uns
fest, und ich hörte sie erleichtert seufzen. Blätter steckten
in ihrer roten Mähne, bernsteinfarbene Flüssigkeit
sprenkelte ihr Gesicht und die Jacke.
»Was ... ist passiert?« Sie klang, als hätte sie eine
Woche Schlaf nötig.
Ich antwortete mit einem Hustenanfall. »Gute Frage«,
brachte ich schließlich hervor und sah zu der kaputten
Sphäre auf dem Boden. Mara folgte meinem Blick.
»Ich glaube, um das Ding müssen wir uns keine Sorgen
mehr machen«, sagte ich.
Hinter uns erfüllte ein Brummen die Luft, und das
feuchte Geräusch von Fleisch, das sich neu formte. Wir
drehten uns um. Niko stand da, noch einen Ausdruck vom
Schmerz im Gesicht, aber unverletzt.
Ich versprach, den beiden auf dem Heimweg zu
erzählen, was passiert war und dachte beiläufig daran,
dass jemand die Polizei über den Mord an Anton Rabe
informieren musste.

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Durandana steckte immer noch in der Erle wie ein
silberner Pfeil. Ich zog das Schwert aus dem Holz und
sofort entspannten sich meine Lungen wieder. Kraft und
Zuversicht kehrten zurück. Ich atmete tief durch und
betrachtete mein Spiegelbild in der Klinge des Schwerts.
»Du siehst aus wie dein Vater«.
Zum ersten Mal fiel es mir nicht schwer, zuzustimmen.

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