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Aus Newsletter von Radio Vatikan – 27.05.

2010

THEMEN DES TAGES:

Vatikan: Papst fordert offenen Umgang mit Missbrauchsskandal


Papst Benedikt XVI. hat die Bischöfe Italiens zu einem offenen Umgang mit dem Missbrauchsskandal
aufgefordert. „Der Wille zu einem neuen Zeitalter der Evangelisierung verbirgt nicht die Wunden, von
denen die Kirche aufgrund der Schwäche und Sünde einiger Mitglieder gezeichnet ist“, sagte er am
Donnerstag vor der Italienischen Bischofskonferenz im Vatikan. Dieses „demütige und schmerzhafte
Eingeständnis“ dürfe jedoch nicht den Einsatz zahlreicher Gläubigen und Priester vergessen lassen. Auch
in Italien gebe es Anzeichen für eine „kulturelle Krise“. Als Beispiele nannte er eine Verunsicherung über
moralische Werte sowie die Schwierigkeiten vieler Erwachsener, ihren Verpflichtungen in der Erziehung
nachzukommen. Diese kulturelle Krise sei „ebenso ernst wie die wirtschaftliche“. Angesichts der Gefahr,
dass große Traditionen zum toten Buchstaben würden, müsse die Kirche ihre Bemühungen um christliche
Bildung und Erziehung verstärken. Dabei spiele die Familie eine unverzichtbare Rolle. Die Italienische
Bischofkonferenz hält von Montag bis Freitag ihre Frühjahrsvollversammlung im Vatikan ab. Zugleich
würdigte der Papst die verstärkten Bemühungen der italienischen Bischöfe um Bildung und Erziehung.
(rv/kna)

Missbrauchsbericht: Mindestens 205 Opfer


An diesem Donnerstagmittag hat die Missbrauchsbeauftragte Ursula Raue ihren Abschlussbericht ihrer
Untersuchungen vorgestellt. In München trat die im Februar vom Jesuitenorden eingesetzte Berliner
Rechtsanwältin mit den Ergebnissen ihrer unabhängigen Untersuchung zum Missbrauch im Orden vor die
Journalisten:

„Bis vorgestern haben sich bei mir 205 Leute gemeldet. Dabei kamen ganz unterschiedliche Vorwürfe zur
Sprache. Von Aussagen wie „ich weiß, dass es anderen geschehen ist“ bis hin zu „ich muss Ihnen jetzt
einfach sagen, wie schlimm das für mich selber war“, gibt es die ganze Bandbreite. Teilweise haben sich
auch Geschwister von Opfern gemeldet, die sich selbst nicht gemeldet haben, und mitgeteilt, was sie
wussten. Da war also alles drunter.“

Verdächtigt werden 46 Patres, weltliche Lehrer und Erzieher des Ordens, gab die Missbrauchsbeauftragte
an. Neben den Übergriffen an Jesuiten-Einrichtungen seien ihr fünfzig weitere, meist an katholischen
Einrichtungen geschehene Übergriffe gemeldet worden, so Raue weiter. Als Orte des Missbrauchs nannte
Raue neben dem Canisius-Kolleg in Berlin das Kolleg Sankt Blasien, das Aloisiuskolleg in Bad
Godesberg, die Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg, ein ehemaliges Kolleg im westfälischen Büren sowie
Jugendeinrichtungen in Hannover und Göttingen. ....(rv)

Türkei: „Politik der Öffnung“ in Tarsus


Im türkischen Tarsus soll es Christen künftig leichter möglich sein, Gottesdienst zu feiern. So soll etwa
der Eintritt für die gegenwärtig als Museum genutzte Kirche wegfallen, wie die Türkische
Bischofskonferenz an diesem Mittwoch vermelden ließ. Diese neue Richtung im Umgang mit dem
Gotteshaus sei vor allem durch eine „Politik der Öffnung“ von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan
ermöglicht worden, heißt es. Das hält auch der Jesuitenpater Felix Körner für wahrscheinlich, der an der
Päpstlichen Hochschule Gregoriana in Rom Theologie der Religionen unterrichtet und auf die christlich-
muslimische Begegnung spezialisiert ist. .... (kipa/rv)

Vatikan: Dialogkreis mit Atheisten und Ungläubigen eingerichtet


Es ist ein unerwarteter, aber sehr lebensnaher Vorstoß, von dem der Präsident des Päpstlichen Kulturrates,
Erzbischof Gianfranco Ravasi, nun spricht: Katholische Christen sollen verstärkt mit Nichtglaubenden
und Atheisten in Dialog treten, aber nicht irgendwie oder einfach so: Der Vatikan habe, im Dunstkreis des
Kulturrats, bereits eine eigene Stiftung für das Gespräch mit den Atheisten und Nichtglaubenden ins
Leben gerufen. Das berichtet der Erzbischof in der Mittwochausgabe der italienischen Tageszeitung „La
Repubblica“.
Die Idee zur Einrichtung der Stiftung sei von Papst Benedikt selbst gekommen; ihr Name, „Vorhof der
Heiden“, knüpfe an die Tradition des antiken Tempels von Jerusalem an - auch dort habe es einen Ort der
Begegnung gegeben zwischen gläubigen Juden, Andersgläubigen und Agnostikern, so Ravasi. Die Idee
habe folglich schon eine erste Form angenommen, auch wenn organisatorische Details noch geklärt
werden müssten. Eigene Statuten etwa besitze der Gesprächszirkel noch nicht.
Ein erster Sitzungstermin ist allerdings schon fixiert: Am 24. und 25. März 2011 wird in Paris – der
Symbolstadt der Laizität, wohlgemerkt – getagt. (la repubblica/rv)

DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Aus welchem Stoff sind Galaxien, Sterne und Kometen gemacht? Wie entstand das Universum? Auf
der 12. Sommerakademie der vatikanischen Sternwarte „Specola“ gehen diesen Fragen bald 27 Studenten
aus 24 Ländern nach. Die internationale Akademie zum Thema „Die Chemie des Universums“ beschäftigt
sich mit Theorien zur Entstehung des Universums und zur chemischen Zusammensetzung seiner
Bestandteile. Die Workshops finden vom 30. Mai bis 25. Juni im Sitz der Sternwarte in Castel Gandolfo
statt, die sich im Garten der päpstlichen Sommerresidenz befindet.
Die „Specola“, die seit 1986 alle zwei Jahre Sommerakademien veranstaltet, gilt als eine der ältesten
Sternwarten der Welt. Ihre offizielle Gründung wird auf das Jahr 1891 datiert. Seit August 2006 steht sie
unter der Leitung des Jesuiten Pater José Gabriel Funes. (rv)

Europa

Deutschland
2009 sind 123.585 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Diese Zahl fasst die
Kirchenaustritte in allen 27 deutschen Bistümern zusammen. Bei den Taufen hat es in 2009 einen leichten
Rückgang gegeben, allerdings bleibt die Zahl mit rund 178.000 Taufen hoch. Gleichzeitig sind in den
deutschen Bistümern fast 4.000 Eintritte in die katholische Kirche und rund 8.500 Wiederaufnahmen
verzeichnet worden. Diese Zahlen sind erste Ergebnisse der Jahresstatistik der Deutschen
Bischofskonferenz, die wie jedes Jahr im Sommer fertiggestellt werden wird. ..... (pm)

Das jahrelange Engagement der Kirchen, Solidarität mit verfolgten Christen in aller Welt zu üben,
trägt offenbar noch deutlicher als bisher auch politische Früchte. In der Unions-Bundestagsfraktion
hat sich jetzt der „Stephanuskreis“, benannt nach dem christlichen Märtyrer, gegründet, der besonders auf
die Lage verfolgter Christen hinweisen will. Zur ersten Sprecherin der neuen Runde wählten die rund 20
Mitglieder die 55-jährige katholische Abgeordnete Ute Granold, Obfrau der Fraktion im
Menschenrechtsausschuss. Granold verweist darauf, dass sich die Regierung im Koalitionsvertrag dazu
verpflichtet hat, weltweit für Religionsfreiheit einzutreten. Die Situation von religiösen Minderheiten in
Indien und der Türkei stehen zunächst auf dem Plan der Gruppe. (kipa)

Gegen islamischen Religionsunterricht und für das Aufhängen von Kreuzen in allen
Klassenzimmern ist die Schüler Union. Dies geht aus dem Leitantrag des CDU/CSU-Nachwuchses für
dessen Bundestagung am Wochenende in Mannheim hervor. Das Treffen steht unter dem Leitwort „Eine
Idee für Deutschlands Schulen. Starke Werte. Starke Wurzeln“. In dem Papier heißt es, die deutsche
Kultur basiere auf Traditionen, die christlichen Ursprungs seien. Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe
seien die Leitlinien jahrhundertealter Bräuche. Nur, wenn Kinder und Jugendliche wertebewusst erzogen
würden, bestehe hinreichende Sicherheit, dass sie nach einer friedlichen, leistungsorientierten und sozialen
Gemeinschaft strebten. Die Schüler Union bekennt sich in ihrem Antrag zum katholischen und
evangelischen Religionsunterricht. Er vermittele Werte und Grundsätze, die auf ein Leben in
Gemeinschaft und Nächstenliebe zielten. „Verbindliche Alternative“ zum konfessionellen Unterricht solle
ein Fach Ethik sein. Schulfächer für Religionen, die in Deutschland keinen zentralen verantwortlichen
Ansprechpartner haben, werden abgelehnt. Dies gilt entsprechend auch für islamischen
Religionsunterricht. ..... (kna)

Mit Bildung und Religion von der Antike bis zur klassischen Epoche des Islam befassen sich künftig
Wissenschaftler an der Universität Göttingen. Das „Courant Forschungszentrum Educationand
Religion: From Early Imperial Roman Times to the Classical Period of Islam” (EDRIS) wird am 3. Juni
mit einem Symposium und einem Festvortrag offiziell eröffnet, wie die Hochschule am Donnerstag in
Göttingen ankündigte. Es ist eines von sieben Forschungszentren, die die Universität aus Mitteln der
Exzellenzinitiative von Bund und Ländern eingerichtet hat.
Drei Nachwuchsgruppen untersuchen frühe „Bildungsgesellschaften“, in denen sich römisch-griechische,
jüdische, frühchristliche und arabisch-islamische Kulturen und Religionen gegenseitig beeinflussten und
vom Miteinander profitierten. Das Hauptaugenmerk der Wissenschaftler liegt dabei auf den Einflüssen,
die dieses Erbe auf das heutige Bildungssystem und die moderne Wissenschaft ausgeübt hat. Mit ihren
Erkenntnissen wollen sie die aktuelle Bildungsdebatte um eine kulturhistorische Dimension erweitern.
(kipa)

Österreich
Eine Vertiefung des Glaubens und wieder mehr Familien, die das Christentum überzeugt leben –
das wünscht sich der Linzer Bischof Ludwig Schwarz für seine Diözese. In einem Interview in der
aktuellen Ausgabe der „Kirchenzeitung der Diözese Linz“ anlässlich seines 70. Geburtstags zeigt sich
Schwarz überzeugt, dass aus solchen christlichen Familien auch wieder mehr Priesterberufungen
hervorgehen würden. Und Priester seien wesentlich für das Leben der Kirche: „Das muss man klar sagen:
Ohne Priester wird es nicht gehen.“ Bischof Schwarz vollendet am 4. Juni sein 70. Lebensjahr. ....(kap)

Großbritannien
Die Kampagne „Es gibt definitiv einen Gott“ ist die am meisten beanstandete Werbeanzeige in
Großbritannien. Das geht aus dem Jahresbericht des britischen Werberates für 2009 hervor, der am
Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach erhielt das selbstdisziplinäre Organ der Werbeindustrie 1204
Beschwerden von Personen, die den Slogan als Beleidigung für Atheisten und als irreführende
Behauptung ansahen. Der Werberat lehnte indessen eine Untersuchung ab, weil es sich mit Blick auf den
Auftraggeber, die „Christliche Partei“, um eine politische Aussage handle. ... (kipa)

Zypern
Der katholische Generalvikar auf Zypern, Umberto Barato, hat die Kritik von orthodoxen
Geistlichen am Papstbesuch auf der Insel scharf zurückgewiesen. Die betreffenden zyprischen
Bischöfe diskreditierten sich selbst durch ihre „unqualifizierten Äußerungen“ über den Papst und die
katholische Kirche, sagte der Franziskanerobere am Mittwoch. Dem Oberhaupt der katholischen Kirche
die Würde des Bischofsamtes abzusprechen, zeuge von wenig Sachkenntnis, meinte Barato, der auch
Vertreter des Apostolischen Nuntius in Zypern ist. ....(kipa)

Türkei
Jeder vierte Türke befürwortet laut einer wissenschaftlichen Studie Einschränkungen der
Religionsfreiheit. In einem von der liberalen Zeitung „Radikal“ am Donnerstag veröffentlichten
Meinungsbild erklärten 27 Prozent der Befragten, man solle nicht von einer Religion zur anderen
konvertieren dürfen. 37 Prozent sprachen sich gegen ein Recht aus, ohne jede Religionszugehörigkeit als
Atheist leben zu dürfen. In der Umfrage äußerten 72 Prozent der Teilnehmer die Meinung, Homosexuelle
dürften ihre sexuelle Orientierung nicht öffentlich kundtun. Im Falle von Atheisten waren 59 Prozent der
Meinung, sie müssten ihre Überzeugungen für sich behalten. Nicht-Muslime sollten sich nach Meinung
von 28 Prozent der Befragten nicht öffentlich als solche zu erkennen geben. ..... (kipa)
Bosnien/Deutschland
Für die Gründung einer islamisch-theologischen Fakultät in Tübingen hat der Bischof von
Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, in Bosnien geworben. Über diese Pläne sprach er bei seiner
Reise sowohl mit dem Großmufti von Sarajevo, Mustafa Ceric, als auch mit islamischen Wissenschaftlern
und Studenten. Das teilte das Bistum am Donnerstag mit. Fürst betonte, der Islam sei in Deutschland und
Europa eine Realität. In der Bundesrepublik begriffen dies allerdings nicht viele.
Ceric lobte die Rolle Deutschlands bei der Integration von Muslimen. Die Islamkonferenz entspreche
ebenso seinen Vorstellungen von einer Institutionalisierung des Islam in Europa wie die Pläne, an
deutschen Universitäten Zentren für islamische Studien einzurichten. Im Mittelpunkt der Gespräche des
katholischen Bischofs auf Einladung Cerics stand der islamisch-christliche Dialog. Bosnier stellen nach
den Türken die zweitgrößte Gruppe der in Deutschland lebenden Muslime.
- Die 1887 in Sarajevo gegründete Fakultät für Islamische Studien ist die bisher einzige dieser Art in
Europa. Nach den Worten des Bischofs steht sie wie kein anderer Ort für die Vereinbarkeit von Islam und
Europa und macht somit deutlich, dass islamisch-theologische Qualifikation und europäische
wissenschaftliche Qualität nicht im Widerspruch zueinander stehen müssten. (kipa)

Polen
Der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz, hat für seinen Beitrag zum katholisch-
jüdischen Dialog den Kardinal-Augustin-Bea-Preis der Anti-Defamation League erhalten. Der
Direktor der jüdischen Organisation Abraham Foxman überreichte die Auszeichnung am Mittwochabend
in Krakau. Dziwisz unterstrich bei der Preisverleihung, die katholische Kirche in Polen lege nach dem
Vorbild von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) großen Wert auf ein gutes Verhältnis zum Judentum. –
Die Anti-Defamation League ist eine 1913 gegründete amerikanisch-jüdische Organisation zum Kampf
gegen den Antisemitismus. Der Preis ist nach dem deutschen Konzilstheologen und Kurienkardinal
Augustin Bea (1881-1968) benannt. (kipa)

Naher Osten

Irak
Die Serie von Mordanschlägen auf Mandäer im Irak reißt nicht ab. Wie die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) am Donnerstag erfuhr, wurde am vergangenen Dienstagmorgen erneut ein Angehöriger
dieser kleinen Glaubensgemeinschaft Opfer eines Attentats. Unbekannte töteten den Mandäer Arshad
Amjad Al Sayfi im Bagdader Stadtviertel Al Bayaa. Sein Bruder wurde schwer verletzt in ein
Krankenhaus eingeliefert. „Offenbar kann die irakische Zentralregierung die Mandäer nicht schützen“,
sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. „Zur Rettung der höchstens noch 5000 Angehörigen dieser
religiösen Minderheit muss schnellstens etwas passieren. Sie schweben in großer Gefahr.“ .... (pm)

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