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Nr. 263 Politik Freitag, 10.

November 1989

Namen und Reformgesetze zur Alterssicherung verabschiedet China / Militärchef Generalbundesanwalt


Nachrichten
Blüm: Eine historische Stunde KP-Chef Jiang Anklage gegen
folgt auf Deng Palästinenser
Bonn (dpa). Als „historische der Alterssicherung drei Kinder- me der Rentenversicherung ge-
Stunde für das Parlament und für erziehungsjahre angerechnet löst. Als Aufgabe für die 90er Peking (dpa). Chinas führen- Karlsruhe/Frankfurt (dpa/AP).
die Rentenversicherung" hat werden. Beamte und Rentner er- Jahre blieben vor allem die Ein- der Politiker Deng Xiaoping ist Wegen des Verdachts des zwei-
Bundesarbeitsminister Blüm halten monatlich denselben Be- führung einer sozialen Grundsi- von seinem letzten hohen Amt fachen gemeinschaftlich ver-
(CDU) gestern die Verabschie- trag. Abgeordnete sollen ihre cherung und eines Wertschöp- in der Kommunistischen Partei suchten Mordes und weiterer
dung der Reformgesetze zur Höchstverso'rgung von 75 Pro- fungsbeitrages. Renate Schmidt Chinas, dem Vorsitz der Zentra- Straftaten hat Generalbundes-
Rentenversicherung und Beam- zent künftig zwei Jahre später (SPD) kritisierte, daß Kinderer- len Militärkommission, zurück- anwalt Rebmann gegen zwei
tenversorgung bezeichnet. Red- und damit nach 18 Jahren erhal- ziehungszeiten bei der Rente getreten. Nachfolger des 85jäh- mutmaßliche Mitglieder der ter-
ner van Regierungskoalition und ten. weiterhin dann nicht angerech- rigen Deng ist KP-Chef Jiang roristischen Vereinigung
SPD-ppposition> hoben in der Bei der Abstimmung votierten net werden, wenn die Eltern Zemin (63). Deng hatte laut der „Volksfront für die Befreiung
fünfstündigen Debatte die Ge- die Grünen gegen die Gesetze, nach der Geburt des Kindes er- chinesischen Nachrichtenagen- Palästinas - Generalkomman-
meinsamkeit bei dem Reform- werbstätig bleiben. Sie lastete tur Xinhua formell seinen Rück- do" (PFLP-GC) Anklage erho-
werk hervor. ,• diese Regelung vor allem Blüm tritt eingereicht, der von der am ben. Die beiden Angeschuldig-
Einzelheiten der Reformgesetze
Mit den Gesetzen, die zum finden Sie auf der Wirtschaftsseite. an. Der wies diesen Vorwurf er- Donnerstag in Peking beendeten ten Hafez Kassem Dalkamoni
großen Teil zum 1. Januar 1992 regt zurück: „Ich verbitte mir, ZK-Plenarsitzung nach „gewis- (45) und Abdel Fattah Ghadan-
in Kraft treten, sollen vor allem mich in der deutschen Öffent- senhaften Diskussionen" gebil- far (48) befinden sich seit dem
die sich, aus: dem wachsenden • weil sie sie für sozial unausge- lichkeit als Frauenfeind hinzu- ligt worden sei. 27. Oktober 1988 in Frankfurt in
Anteil. alter Menschen an der wogen halten. Bei den Sozialde- stellen". Der Vorsitz in der Militär- Untersuchungshaft.
Gesellschaft ergebenden Fihanz- mokraten gab es 17 Enthaltun- Die Grünen erklärten, die kommission, der faktisch den Im Zuge einer größeren Poli-
probleme der Alterskassen ge- gen, ein FDP-Abgeordneter vorliegende Reform sei „unter Oberbefehl über die chinesi- zeiaktion waren im Herbst 1988
löst werden. Die Regelalters- stimmte gegen das Gesetz. dem Strich mehr ein Spargesetz" schen Streitkräfte bedeutet, gilt in deren Frankfurter Wohnung
grenze für Renten wird ebenso Während der Debatte äußer- als eine Strukturreform. Die von als die entscheidende Schlüssel- Sprengmittel und Bomben ge-
wie für Pensionen nach 2001 ten Redner der am Kompromiß ihnen geforderte Verschiebung position im chinesischen funden worden.
Engholm als Teil schrittweise auf 65 Jahre herauf- beteiligten Parteien die Über- sei möglich, da durch den star- Machtgefüge. Der 82jährige Beim Entschärfen einer dieser
Anläßlich seines 50. Geburtsta- gesetzt. Die Beiträge und der zeugung, die Reform werde bis ken Zustrom von Über- und Staatspräsident Yang Shangkun Bomben ist ein Kriminalbeamter
Bundeszuschuß zur Rentenver- weit ins nächste Jahrtausend Aussiedlern eine wesentlich wurde Stellvertreter Jiangs.
ges gab Schleswig-Holsteins sicherung werden mittelfristig eine verläßliche Grundlage bil- günstigere Finanzlage der Al- Angeblich hatte er sich auch um getötet und ein weiterer lebens-
inisterpräsident Björn Eng- gefährlich verletzt worden. Den
Min (SPD) gestern einen Emp-
holm steigen. Die Renten werden den. Blüm hob hervor, es sei terskassen zu erwarten sei. Die den Vorsitz beworben.
künftig schwächer erhöht. Be- „keine Rentenrevolution" ge- Redner der anderen Parteien Angeklagten wird außerdem
fang im Kieler Landeshaus. Ein Beobachter erwarten, daß vorgeworfen, am 31. August
Parteigenosse schenkte . Eng- amte können die Höchstversor- macht worden. Bewährtes wer- meinten dagegen, die finanziel- Deng auch nach seinem Rück- 1987 und am 26. April 1988 in
holm einen rot-grünen Apfel; gung von 75, Prozent künftig erst de erhalten, Neues eingeführt. len Auswirkungen des Zu-tritt die dominierende Kraft in Hedemünden (Kreis Göttingen)
den sich der Landeschef nach nach 40 statt bisher nach 35 Jah- D.reßler räumte ein, mit der stroms seien noch nicht abzu- Peking und eine Art „Schieds- zwei Sprengstoffanschläge auf
Wilhelm-Tell-Art spontan auf ren erreichen. Künftig sollen bei Reform seien nicht alle Proble- schätzen. richter" zwischen Konservati- US-Militärtransportzüge. mit
den Kopf legte. ven und Reformern bleiben dem Ziel verübt zu haben, mög-
wird. Im Rücktrittsschreiben lichst viele US-Bürger zu töten
SPD für Tempo 120 Lufthansa-Chef: wird kein konkreter Grund für oder zu verletzen. Bei den Ak-
den Rückzug genannt, sondern tionen war eine' Deutsche ver-
In einem Antrag an den Bundes- allgemein von „gesundheitli- letzt worden und erheblicher
tag fordert die SPD-Bundestag- chen Gründen" gesprochen. Sachschaden entstanden.
fraktion Geschwindigkeitsbe-
grenzungen von 120 km/h auf
„Inlandsflüge
Autobahnen, von 90 km/h auf
Bundesstraßen und von 50 be-
ziehungsweise 30 km/h auf
einstellen" Besuch in Polen
Ortsstraßen. Dadurch würden Düsseldorf (AP). Der Vorsit-
nach Ansicht der Opposition die zende der Deutschen Lufthansa,
Verkehrssicherheit erhöht, die Heinz Ruhnau, hat sich für eine
Luftverschmutzung verringert Einstellung von Inlandsflügen
Kohl bekräftigt Bonner
und Energie gespart werden. und für deren Ersatz durch Bo-
Die Forderung entspricht einem denverkehrsmittel ausgespro-
Vorschlag der EG-Komission. chen. Dies sei angesichts des
Position zur Westgrenze
überlasteten Luftraumes ein Ge- Warschau (dpa). Am Abend Staaten" geschaffen.
Widerruf zu Ordnungsruf bot der Stunde, erklärte Ruhnau
auf einer Veranstaltung der
seines ersten Besuchstages in Kohl wiederholte zur Oder-
Polen betonten Bundeskanzler Neiße-Grenze Formulierungen
Der Vizepräsident des Deut- nordrhein-westfälischen SPD. . Kohl wie auch Regierungschef aus seiner Erklärung zur Lage
schen Bundestages, Dieter-Juli- Ein Lufthansa-Sprecher prä- Mazowiecki die Bedeutung der der Nation vom Vortag: „Wir
us Cronenberg, hat einen Ord- zisierte, die Gesellschaft setze deutsch-polnischen Aussöh- können und wir wollen keine
nungsruf, den er dem CDU-Ab- sich vor allem für die Einstel- nung für Europa. In Tischreden Rechtspositionen verändern."
geordneten Wilfried Böhm wäh- lung von Inlandsflügen auf ex- während eines Banketts verwie- Zu den Grundlagen der
rend der Plenarsitzung vom 26. trem kurzen Strecken ein. Als sen sie auf die Reformbewegun- Deutschlandpolitik gehöre „das
. Oktober erteilt hatte, aus forma^ Beispiel nannte er die Verbin- gen in Ost- und Mitteleuropa Festhalten an Buchstaben und
, len Gründen zurückgezogen. dungen Nürnberg - Frankfurt und bekräftigten den Willen, ei- Geäst des Warschauer Vertra-
Böhm hatte der SPD vorgewor- oder Stuttgart -» Frankfurt. Nach nen Durchbruch zu erzielen. ges in allen seinen Teilen". Je-
fen, sie koaliere mit „Mauern- SPD-Angaben plädierte Ruhnau Mazowiecki unterstrich, daß der wisse, „daß wir noch keinen
,- mördern". Sein ZwischenruHje- gleichzeitig für den Ausbau der in der Frage der Oder-Neiße- Friedensvertrag haben": •
zog sich auf die SPD/DKP-Koali- internationalen Flughäfen in der Grenze alle Polen zusammen- Beide Politiker sprachen das
tion im südhessischen Langen- Bundesrepublik. Die deutschen stünden. „Es geht um die grund- Problem der deutschen Minder-
selbold. Luftverkehrsunternehmen sätzlichsten nationalen Interes- heit in Polen an. Mazowiecki
könnten nur konkurrenzfähig EINE „DEUTSCHE PERESTROIKA" strebe der neue Staats- und sen: das Recht auf ein Leben in gab ,zu, „daß Vernachlässigun-
bleiben, wenn ihre Interkonti- der DDR, Krenz, an. Das attestierte der stellvertretende gesicherten.von niemandem be- gen im Zugang zur ... deutschen
Ost geht in den Bergbau nentalflüge ausgelastet seien. Parteichef SPD-Vorsitzende und nordrhein-westfälische Ministerpräsident strittenen Grenzen." Er fuhr Kultur für jene, die sich zu die-
Friedhelm Ost (Bild), ehemaliger Rau (rechts) gestern dem Honecker-Nachfolger nach einem, ein- fort: „Ausgehend von der Aner- ser Tradition bekennen", nach-
Regierungs- stundigen Gespräch in Ost-Berlin. Am Abend reiste Rau Sach kennung der Oder-Neiße-Gren- zuholen seien. Gleichzeitig dür-
sprecher, wird Gentechnikgesetz Leipzig, wo er eine zweiwöchige Kulturpräsentation Nordrhein- ze als westliche Grenze Polens" fe man aber auch die „humanitä-
zum 1. Januar Westfalens eröffnete. Die Kulturschau mit über 1000 Mitwirken- habe der Vertrag von 1970 die re Frage" der Entschädigung für
des kommen- den ist die bislang größte Veranstaltung der Bundesrepublik dieser „unentbehrliche Grundlage für Kriegsopfer und Zwangsarbei-
den Jahres ei- Art in der DDR. Unser Foto zeigt in der Mitte DDR-Kulturminister die Entwicklung der Beziehun- ter nicht vernachlässigen.
ner der Haupt-
geschäftsführer
Kabinett Hoffmann. (dpa-Funkbild) gen zwischen unseren beiden Siehe auch Kommentar
der Wirt-
schaftsvereini-
gung Bergbau
ergänzt Entwurf DDR / Ankündigung von freien Wahlen
in Bonn. Im Juli Bonn (dpa). Der Bundestag
Bevölkerung / Paritätischer Wohlfahrtsverband:
soll Ost die
Nachfolge von
Karl-Heinrich
wird in der nächsten Woche das
Gentechnikgesetz in erster Le-
sung beraten, das den rechtli-
Jakob antreten. Der Ex-Regie- chen Rahmen für die weitere
rungssprecher ist dann neben Forschung und Nutzung dieser
Schabowski: Wollen „Zehn Prozent sind arm"
Harald Kliebhan der zweite Technik schaffen soll. Dies kün-
Hauptgeschäftsführer des Spit- digte gestern der forschungspo-
zenvefbandes. litische Sprecher der CDU/-
CSU-Fraktion, Christian Lenzer
mit allen reden Bonn (dpa/epd). Mindestens wie an der Zunahme von Räu-
zehn Prozent der bundesdeut- mungsklagen ablesen; aber
schen Bevölkerung ist nach auch an den Lebönsumständen
dem gestern in Bonn vorge- alter oder kranker Menschen.
stellten ersten Armutsbericht Die Zahl der Sozialhilfeemp-
Özal will EG-Beitritt an. Der hessische Verwaltungs- Fortsetzung könnte. Das Hauptvorstands- des Deutschen Paritätischen fänger ist seit 1980 um über 46
gerichtshof hatte einen Tag zu- Politisches Tagesgespräch mitglied der DDR-CDU, Win- Wohlfahrtsverbandes Prozent auf mehr als drei Mil-
Als wichtigstes Ziel seines Lan- vor die geplante Großproduk- war gestern in der DDR die An- fried Wölk, forderte die Strei- (DPWV) arm. Das sind mehr lionen Menschen gestiegen.
des hat dertion von Humaninsuliii bei kündigung von Staats- und Par- chung des SED-Führungsan- als sechs Millionen Menschen. Der Verband forderte die
neue türkische Hoechst .in Frankfurt mit dem teichef Krenz, ein „neues Wahl- spruches aus der DDR-Verfas- Das läßt sich nach Ansicht Einführung einer Armutsbe-
Staatspräsident Hinweis auf die fehlende bun- gesetz" zu verabschieden, das sung. Die Mitinitiatorin der Bür- des DPWV vor allem an der richterstattung in der Bundes-
Turgut Özal am desgesetzliche Regelung ge- freie, allgemeine, demokratische gerinitiative Neues Forum, Bär- Zahl der Langzeitarbeitslosen republik wie in Frankreich
Donnerstag den stoppt. Das Kabinett übernahm und geheime Wahlen gewähr- bel Bohley, glaubte nicht an den und Sozialhilfeempfänger so- oder der Schweiz.
Beitritt der Tür- gestern eine Reihe von Vor- leiste. Schabowski erklärte auf Willen der SED, freie Wahlen
kei zu Europäi- schlägen des Bundesrates: So die Frage, ob die SED sich für einzuführen. „Das hätte sie
schen Gemein- sollen Errichtung und Betrieb Wahlen wie in Polen eine be- schon längst haben können",
schaft (EG) be- einer gentechnischen Aanlage stimmte Zahl von Sitzen im Par- sagte Frau Bohley in Ost-Berlin.
zeichnet. Zuvor nur einer Genehmigung mit Öf- lament reservieren lassen oder Das Neue Forum, das jetzt mit HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
| war der frühere fentlichkeitsbeteiligung unter- den ungarischen Weg einschla- Gründungsverhandlungen be- Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
Ministerpräsi- liegen. Sie soll'auch andere Zu- gen wolle, wo alle Parteien die ginne, werde versuchen, als Or- ALLGEMEINE H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
| dent vor demstimmungen z.B. nach dem gleichen Rechte haben, die DDR ganisation an den nächsten Vertriebsleiter. Gerd Lühring.
J Parlament, in Wasserrecht einschließen. müsse „ihre eigene Praxis finden Volkskammerwahlen teilzuneh- Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Ankara vereidigt worden. Özals und definieren". Ein Datum für men. Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Vorgänger, General Evren - er Neuwahlen stehe noch nicht Einen Tag nach der Wahl in Achim von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
hatte 1980 den Militärputsch in Diätenerhöhung fest. Die SED sei für eine plurali- das neue SED-Politbüro wurde Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
der Türkei angeführt - schied stische Meinungsgesellschaft Hans-Joachim Böhme (59) als Lothar Orzechowski
99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
und werde mit allen relevanten SED-Bezirkschef von Halle von 5 618110. Postgirokonto 155132-608
nach sieben Jahren aus. Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
gesellschaftlichen Kräften und den örtlichen Gremien mit gro- Stellv. Chefredakteure

Raketen unterm Hammer


2,3 % mehr Geld Gang gesetzt habe, reden. Aus- Entscheidung darüber, ob Böh-
natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
der Volksbewegung, die alles in ßer Mehrheit abgewählt. Eine Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
preis 28,50 DM).
Die UdSSR will einen Teil ihrer für Abgeordnete drücklich
Forum.
erwähnte er das Neue me nun im Politbüro bleiben
Verantwortliche Redakteure
Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik:
Die Beendigung des Abonnements ist nur
aufgrund der Abrüstungsverträ- könne, kündigte Schabowski für Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Einhaltung einer Frist von einem Monat
ge ausrangierten Militärausrü- Bonn (dpa). Gegen die Stim- Die SED verfüge über langjäh- heute an. Anders verhalte es Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
stungen, wie Raketenlafetten, men der Grünen haben die Bun- rige Koalitionsbeziehungen und sich bei dem gestern von seiner Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Funkgeräte und Teile der ver- destagsabgeordneten ihre Ge- werde den demokratischen Weg Funktion als Erster Sekretär der u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
schrotteten atomaren Mittel- hälter und Aufwandsentschädi- zur Erarbeitung des Wahlgeset- Bezirksleitung Cottbus entbun- Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
streckenraketen, zugunsten gungen am gestern rückwirkend zes einschlagen. Dabei werde denen Werner Walde, der Kan- bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
wohltätiger Zwecke verkaufen. zum 1. Juli um 2,3 Prozent er- man „alle Varianten zur Bestim- didat des Politbüros ist. Er sei sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Am 28. November werde im höht. Die Diäten steigen somit mung der SED durchspielen". auf eigenen Wunsch zurückge- Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
Moskauer Sokolniki-Park eine von 9013 auf 9221 Mark brutto Schabowski schloß aus, daß treten. Als dritter Oberbürger- derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Ausstellung eröffnet, bei derim Monat, die steuerfreie Auf- bei einem Andauern der Flücht- meister in der DDR trat nach Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
sich Interessenten informieren wandsentschädigung erhöht lingswelle eine Viermächte- 18jähriger Amtszeit in Stral- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
können, teilte ein Sprecher mit. sich von 5155 auf 5274 Mark. Konferenz erforderlich werden sund Horst Lehmann zurück. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht.
Frankfurter Straße 168. 35 Kassel.
Nr. 263 Politik Freitag, 10. November 1989

Namen und Reformgesetze zur Alterssicherung verabschiedet China / Militärchef Generalbundesanwalt


Nachrichten
Blüm: Eine historische Stunde KP-Chef Jiang Anklage gegen
folgt auf Deng Palästinenser
Bonn (dpa). Als „historische der Alterssicherung drei Kinder- me der Rentenversicherung ge-
Stunde für das Parlament und für erziehungsjahre angerechnet löst. Als Aufgabe für die 90er Peking (dpa). Chinas führen- Karlsruhe/Frankfurt (dpa/AP).
die Rentenversicherung" hat werden. Beamte und Rentner er- Jahre blieben vor allem die Ein- der Politiker Deng Xiaoping ist Wegen des Verdachts des zwei-
Bundesarbeitsminister Blüm halten monatlich denselben Be- führung einer sozialen Grundsi- von seinem letzten hohen Amt fachen gemeinschaftlich ver-
(CDU) gestern die Verabschie- trag. Abgeordnete sollen ihre cherung und eines Wertschöp- in der Kommunistischen Partei suchten Mordes und weiterer
dung der Reformgesetze zur Höchstverso'rgung von 75 Pro- fungsbeitrages. Renate Schmidt Chinas, dem Vorsitz der Zentra- Straftaten hat Generalbundes-
Rentenversicherung und Beam- zent künftig zwei Jahre später (SPD) kritisierte, daß Kinderer- len Militärkommission, zurück- anwalt Rebmann gegen zwei
tenversorgung bezeichnet. Red- und damit nach 18 Jahren erhal- ziehungszeiten bei der Rente getreten. Nachfolger des 85jäh- mutmaßliche Mitglieder der ter-
ner van Regierungskoalition und ten. weiterhin dann nicht angerech- rigen Deng ist KP-Chef Jiang roristischen Vereinigung
SPD-ppposition> hoben in der Bei der Abstimmung votierten net werden, wenn die Eltern Zemin (63). Deng hatte laut der „Volksfront für die Befreiung
fünfstündigen Debatte die Ge- die Grünen gegen die Gesetze, nach der Geburt des Kindes er- chinesischen Nachrichtenagen- Palästinas - Generalkomman-
meinsamkeit bei dem Reform- werbstätig bleiben. Sie lastete tur Xinhua formell seinen Rück- do" (PFLP-GC) Anklage erho-
werk hervor. ,• diese Regelung vor allem Blüm tritt eingereicht, der von der am ben. Die beiden Angeschuldig-
Einzelheiten der Reformgesetze
Mit den Gesetzen, die zum finden Sie auf der Wirtschaftsseite. an. Der wies diesen Vorwurf er- Donnerstag in Peking beendeten ten Hafez Kassem Dalkamoni
großen Teil zum 1. Januar 1992 regt zurück: „Ich verbitte mir, ZK-Plenarsitzung nach „gewis- (45) und Abdel Fattah Ghadan-
in Kraft treten, sollen vor allem mich in der deutschen Öffent- senhaften Diskussionen" gebil- far (48) befinden sich seit dem
die sich, aus: dem wachsenden • weil sie sie für sozial unausge- lichkeit als Frauenfeind hinzu- ligt worden sei. 27. Oktober 1988 in Frankfurt in
Anteil. alter Menschen an der wogen halten. Bei den Sozialde- stellen". Der Vorsitz in der Militär- Untersuchungshaft.
Gesellschaft ergebenden Fihanz- mokraten gab es 17 Enthaltun- Die Grünen erklärten, die kommission, der faktisch den Im Zuge einer größeren Poli-
probleme der Alterskassen ge- gen, ein FDP-Abgeordneter vorliegende Reform sei „unter Oberbefehl über die chinesi- zeiaktion waren im Herbst 1988
löst werden. Die Regelalters- stimmte gegen das Gesetz. dem Strich mehr ein Spargesetz" schen Streitkräfte bedeutet, gilt in deren Frankfurter Wohnung
grenze für Renten wird ebenso Während der Debatte äußer- als eine Strukturreform. Die von als die entscheidende Schlüssel- Sprengmittel und Bomben ge-
wie für Pensionen nach 2001 ten Redner der am Kompromiß ihnen geforderte Verschiebung position im chinesischen funden worden.
Engholm als Teil schrittweise auf 65 Jahre herauf- beteiligten Parteien die Über- sei möglich, da durch den star- Machtgefüge. Der 82jährige Beim Entschärfen einer dieser
Anläßlich seines 50. Geburtsta- gesetzt. Die Beiträge und der zeugung, die Reform werde bis ken Zustrom von Über- und Staatspräsident Yang Shangkun Bomben ist ein Kriminalbeamter
Bundeszuschuß zur Rentenver- weit ins nächste Jahrtausend Aussiedlern eine wesentlich wurde Stellvertreter Jiangs.
ges gab Schleswig-Holsteins sicherung werden mittelfristig eine verläßliche Grundlage bil- günstigere Finanzlage der Al- Angeblich hatte er sich auch um getötet und ein weiterer lebens-
inisterpräsident Björn Eng- gefährlich verletzt worden. Den
Min (SPD) gestern einen Emp-
holm steigen. Die Renten werden den. Blüm hob hervor, es sei terskassen zu erwarten sei. Die den Vorsitz beworben.
künftig schwächer erhöht. Be- „keine Rentenrevolution" ge- Redner der anderen Parteien Angeklagten wird außerdem
fang im Kieler Landeshaus. Ein Beobachter erwarten, daß vorgeworfen, am 31. August
Parteigenosse schenkte . Eng- amte können die Höchstversor- macht worden. Bewährtes wer- meinten dagegen, die finanziel- Deng auch nach seinem Rück- 1987 und am 26. April 1988 in
holm einen rot-grünen Apfel; gung von 75, Prozent künftig erst de erhalten, Neues eingeführt. len Auswirkungen des Zu-tritt die dominierende Kraft in Hedemünden (Kreis Göttingen)
den sich der Landeschef nach nach 40 statt bisher nach 35 Jah- D.reßler räumte ein, mit der stroms seien noch nicht abzu- Peking und eine Art „Schieds- zwei Sprengstoffanschläge auf
Wilhelm-Tell-Art spontan auf ren erreichen. Künftig sollen bei Reform seien nicht alle Proble- schätzen. richter" zwischen Konservati- US-Militärtransportzüge. mit
den Kopf legte. ven und Reformern bleiben dem Ziel verübt zu haben, mög-
wird. Im Rücktrittsschreiben lichst viele US-Bürger zu töten
SPD für Tempo 120 Lufthansa-Chef: wird kein konkreter Grund für oder zu verletzen. Bei den Ak-
den Rückzug genannt, sondern tionen war eine' Deutsche ver-
In einem Antrag an den Bundes- allgemein von „gesundheitli- letzt worden und erheblicher
tag fordert die SPD-Bundestag- chen Gründen" gesprochen. Sachschaden entstanden.
fraktion Geschwindigkeitsbe-
grenzungen von 120 km/h auf
„Inlandsflüge
Autobahnen, von 90 km/h auf
Bundesstraßen und von 50 be-
ziehungsweise 30 km/h auf
einstellen" Besuch in Polen
Ortsstraßen. Dadurch würden Düsseldorf (AP). Der Vorsit-
nach Ansicht der Opposition die zende der Deutschen Lufthansa,
Verkehrssicherheit erhöht, die Heinz Ruhnau, hat sich für eine
Luftverschmutzung verringert Einstellung von Inlandsflügen
Kohl bekräftigt Bonner
und Energie gespart werden. und für deren Ersatz durch Bo-
Die Forderung entspricht einem denverkehrsmittel ausgespro-
Vorschlag der EG-Komission. chen. Dies sei angesichts des
Position zur Westgrenze
überlasteten Luftraumes ein Ge- Warschau (dpa). Am Abend Staaten" geschaffen.
Widerruf zu Ordnungsruf bot der Stunde, erklärte Ruhnau
auf einer Veranstaltung der
seines ersten Besuchstages in Kohl wiederholte zur Oder-
Polen betonten Bundeskanzler Neiße-Grenze Formulierungen
Der Vizepräsident des Deut- nordrhein-westfälischen SPD. . Kohl wie auch Regierungschef aus seiner Erklärung zur Lage
schen Bundestages, Dieter-Juli- Ein Lufthansa-Sprecher prä- Mazowiecki die Bedeutung der der Nation vom Vortag: „Wir
us Cronenberg, hat einen Ord- zisierte, die Gesellschaft setze deutsch-polnischen Aussöh- können und wir wollen keine
nungsruf, den er dem CDU-Ab- sich vor allem für die Einstel- nung für Europa. In Tischreden Rechtspositionen verändern."
geordneten Wilfried Böhm wäh- lung von Inlandsflügen auf ex- während eines Banketts verwie- Zu den Grundlagen der
rend der Plenarsitzung vom 26. trem kurzen Strecken ein. Als sen sie auf die Reformbewegun- Deutschlandpolitik gehöre „das
. Oktober erteilt hatte, aus forma^ Beispiel nannte er die Verbin- gen in Ost- und Mitteleuropa Festhalten an Buchstaben und
, len Gründen zurückgezogen. dungen Nürnberg - Frankfurt und bekräftigten den Willen, ei- Geäst des Warschauer Vertra-
Böhm hatte der SPD vorgewor- oder Stuttgart -» Frankfurt. Nach nen Durchbruch zu erzielen. ges in allen seinen Teilen". Je-
fen, sie koaliere mit „Mauern- SPD-Angaben plädierte Ruhnau Mazowiecki unterstrich, daß der wisse, „daß wir noch keinen
,- mördern". Sein ZwischenruHje- gleichzeitig für den Ausbau der in der Frage der Oder-Neiße- Friedensvertrag haben": •
zog sich auf die SPD/DKP-Koali- internationalen Flughäfen in der Grenze alle Polen zusammen- Beide Politiker sprachen das
tion im südhessischen Langen- Bundesrepublik. Die deutschen stünden. „Es geht um die grund- Problem der deutschen Minder-
selbold. Luftverkehrsunternehmen sätzlichsten nationalen Interes- heit in Polen an. Mazowiecki
könnten nur konkurrenzfähig EINE „DEUTSCHE PERESTROIKA" strebe der neue Staats- und sen: das Recht auf ein Leben in gab ,zu, „daß Vernachlässigun-
bleiben, wenn ihre Interkonti- der DDR, Krenz, an. Das attestierte der stellvertretende gesicherten.von niemandem be- gen im Zugang zur ... deutschen
Ost geht in den Bergbau nentalflüge ausgelastet seien. Parteichef SPD-Vorsitzende und nordrhein-westfälische Ministerpräsident strittenen Grenzen." Er fuhr Kultur für jene, die sich zu die-
Friedhelm Ost (Bild), ehemaliger Rau (rechts) gestern dem Honecker-Nachfolger nach einem, ein- fort: „Ausgehend von der Aner- ser Tradition bekennen", nach-
Regierungs- stundigen Gespräch in Ost-Berlin. Am Abend reiste Rau Sach kennung der Oder-Neiße-Gren- zuholen seien. Gleichzeitig dür-
sprecher, wird Gentechnikgesetz Leipzig, wo er eine zweiwöchige Kulturpräsentation Nordrhein- ze als westliche Grenze Polens" fe man aber auch die „humanitä-
zum 1. Januar Westfalens eröffnete. Die Kulturschau mit über 1000 Mitwirken- habe der Vertrag von 1970 die re Frage" der Entschädigung für
des kommen- den ist die bislang größte Veranstaltung der Bundesrepublik dieser „unentbehrliche Grundlage für Kriegsopfer und Zwangsarbei-
den Jahres ei- Art in der DDR. Unser Foto zeigt in der Mitte DDR-Kulturminister die Entwicklung der Beziehun- ter nicht vernachlässigen.
ner der Haupt-
geschäftsführer
Kabinett Hoffmann. (dpa-Funkbild) gen zwischen unseren beiden Siehe auch Kommentar
der Wirt-
schaftsvereini-
gung Bergbau
ergänzt Entwurf DDR / Ankündigung von freien Wahlen
in Bonn. Im Juli Bonn (dpa). Der Bundestag
Bevölkerung / Paritätischer Wohlfahrtsverband:
soll Ost die
Nachfolge von
Karl-Heinrich
wird in der nächsten Woche das
Gentechnikgesetz in erster Le-
sung beraten, das den rechtli-
Jakob antreten. Der Ex-Regie- chen Rahmen für die weitere
rungssprecher ist dann neben Forschung und Nutzung dieser
Schabowski: Wollen „Zehn Prozent sind arm"
Harald Kliebhan der zweite Technik schaffen soll. Dies kün-
Hauptgeschäftsführer des Spit- digte gestern der forschungspo-
zenvefbandes. litische Sprecher der CDU/-
CSU-Fraktion, Christian Lenzer
mit allen reden Bonn (dpa/epd). Mindestens wie an der Zunahme von Räu-
zehn Prozent der bundesdeut- mungsklagen ablesen; aber
schen Bevölkerung ist nach auch an den Lebönsumständen
dem gestern in Bonn vorge- alter oder kranker Menschen.
stellten ersten Armutsbericht Die Zahl der Sozialhilfeemp-
Özal will EG-Beitritt an. Der hessische Verwaltungs- Fortsetzung könnte. Das Hauptvorstands- des Deutschen Paritätischen fänger ist seit 1980 um über 46
gerichtshof hatte einen Tag zu- Politisches Tagesgespräch mitglied der DDR-CDU, Win- Wohlfahrtsverbandes Prozent auf mehr als drei Mil-
Als wichtigstes Ziel seines Lan- vor die geplante Großproduk- war gestern in der DDR die An- fried Wölk, forderte die Strei- (DPWV) arm. Das sind mehr lionen Menschen gestiegen.
des hat dertion von Humaninsuliii bei kündigung von Staats- und Par- chung des SED-Führungsan- als sechs Millionen Menschen. Der Verband forderte die
neue türkische Hoechst .in Frankfurt mit dem teichef Krenz, ein „neues Wahl- spruches aus der DDR-Verfas- Das läßt sich nach Ansicht Einführung einer Armutsbe-
Staatspräsident Hinweis auf die fehlende bun- gesetz" zu verabschieden, das sung. Die Mitinitiatorin der Bür- des DPWV vor allem an der richterstattung in der Bundes-
Turgut Özal am desgesetzliche Regelung ge- freie, allgemeine, demokratische gerinitiative Neues Forum, Bär- Zahl der Langzeitarbeitslosen republik wie in Frankreich
Donnerstag den stoppt. Das Kabinett übernahm und geheime Wahlen gewähr- bel Bohley, glaubte nicht an den und Sozialhilfeempfänger so- oder der Schweiz.
Beitritt der Tür- gestern eine Reihe von Vor- leiste. Schabowski erklärte auf Willen der SED, freie Wahlen
kei zu Europäi- schlägen des Bundesrates: So die Frage, ob die SED sich für einzuführen. „Das hätte sie
schen Gemein- sollen Errichtung und Betrieb Wahlen wie in Polen eine be- schon längst haben können",
schaft (EG) be- einer gentechnischen Aanlage stimmte Zahl von Sitzen im Par- sagte Frau Bohley in Ost-Berlin.
zeichnet. Zuvor nur einer Genehmigung mit Öf- lament reservieren lassen oder Das Neue Forum, das jetzt mit HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
| war der frühere fentlichkeitsbeteiligung unter- den ungarischen Weg einschla- Gründungsverhandlungen be- Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
Ministerpräsi- liegen. Sie soll'auch andere Zu- gen wolle, wo alle Parteien die ginne, werde versuchen, als Or- ALLGEMEINE H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
| dent vor demstimmungen z.B. nach dem gleichen Rechte haben, die DDR ganisation an den nächsten Vertriebsleiter. Gerd Lühring.
J Parlament, in Wasserrecht einschließen. müsse „ihre eigene Praxis finden Volkskammerwahlen teilzuneh- Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Ankara vereidigt worden. Özals und definieren". Ein Datum für men. Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
Vorgänger, General Evren - er Neuwahlen stehe noch nicht Einen Tag nach der Wahl in Achim von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
hatte 1980 den Militärputsch in Diätenerhöhung fest. Die SED sei für eine plurali- das neue SED-Politbüro wurde Chefredakteur nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
der Türkei angeführt - schied stische Meinungsgesellschaft Hans-Joachim Böhme (59) als Lothar Orzechowski
99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
und werde mit allen relevanten SED-Bezirkschef von Halle von 5 618110. Postgirokonto 155132-608
nach sieben Jahren aus. Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
gesellschaftlichen Kräften und den örtlichen Gremien mit gro- Stellv. Chefredakteure

Raketen unterm Hammer


2,3 % mehr Geld Gang gesetzt habe, reden. Aus- Entscheidung darüber, ob Böh-
natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
der Volksbewegung, die alles in ßer Mehrheit abgewählt. Eine Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
preis 28,50 DM).
Die UdSSR will einen Teil ihrer für Abgeordnete drücklich
Forum.
erwähnte er das Neue me nun im Politbüro bleiben
Verantwortliche Redakteure
Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik:
Die Beendigung des Abonnements ist nur
aufgrund der Abrüstungsverträ- könne, kündigte Schabowski für Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Einhaltung einer Frist von einem Monat
ge ausrangierten Militärausrü- Bonn (dpa). Gegen die Stim- Die SED verfüge über langjäh- heute an. Anders verhalte es Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
stungen, wie Raketenlafetten, men der Grünen haben die Bun- rige Koalitionsbeziehungen und sich bei dem gestern von seiner Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Funkgeräte und Teile der ver- destagsabgeordneten ihre Ge- werde den demokratischen Weg Funktion als Erster Sekretär der u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
schrotteten atomaren Mittel- hälter und Aufwandsentschädi- zur Erarbeitung des Wahlgeset- Bezirksleitung Cottbus entbun- Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
streckenraketen, zugunsten gungen am gestern rückwirkend zes einschlagen. Dabei werde denen Werner Walde, der Kan- bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
wohltätiger Zwecke verkaufen. zum 1. Juli um 2,3 Prozent er- man „alle Varianten zur Bestim- didat des Politbüros ist. Er sei sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
Am 28. November werde im höht. Die Diäten steigen somit mung der SED durchspielen". auf eigenen Wunsch zurückge- Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
Moskauer Sokolniki-Park eine von 9013 auf 9221 Mark brutto Schabowski schloß aus, daß treten. Als dritter Oberbürger- derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
Ausstellung eröffnet, bei derim Monat, die steuerfreie Auf- bei einem Andauern der Flücht- meister in der DDR trat nach Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
sich Interessenten informieren wandsentschädigung erhöht lingswelle eine Viermächte- 18jähriger Amtszeit in Stral- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
können, teilte ein Sprecher mit. sich von 5155 auf 5274 Mark. Konferenz erforderlich werden sund Horst Lehmann zurück. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht.
Frankfurter Straße 168. 35 Kassel.
Nr. 263 Themen des Tages Freitag, 10. November 1989

DDR nach den Ankündigungen von Krenz und Schabowski


Solide Basis
Rentenreform
In selten erlebter Einmütigkeit ha-
ben SPD und Koalition die Renten-
reform über die Bühne gebracht.
Der Wahlkampf hat schon begonnen
Von unserem Mitarbeiter Peter Gärtner, Berlin
Das Gesetzeswerk bietet für den-
jenigen wenig Angriffsflächen, der
in der Reform kein Allheilmittel für n der DDR scheint der Wahl- schen und geheimen Wahl zu zwangsläufig, daß der seit vier- Dahinter stecken offenbar Parteien und Gruppierungen.
alle aktuellen und zukünftigen Pro- kampf zu beginnen: Die Libera- stellen. • zig Jahren erhobene Führungs- Vorstellungen von innerpartei- Die Begründung veröffentlichte
bleme der Altersversorgung sieht. len fordern in ihrem Parteiblatt Daß Krenz mit seiner spekta- anspruch der Staatspartei neu licher Demokratie, die bislang „Der Morgen": „Der Anspruch
Bei realistischer Betrachtung bie- ..Der Morgen" einen „pluralisti- kulären Ankündigung, sich für definiert werden muß: „Ein nur von den ungarischen und auf das Wahrheits-, Macht- und
tet das Paragraphenwerk wenig schen Sozialismus", der durch ein neues Wahlgesetz einzuset- Grundmangel unseres bisher polnischen „Bruderparteien" in Führungsmonopol durch nur
Angriffsflächen', was dafür spricht, freie Wahlen garantiere, daß die zen, ernst machen will, unter- existierenden Systems", so gab Ansätzen verwirklicht wurden. eine politische Kraft hat sich als
daß es ein gelungenes Werk ist. Macht allein vom werktätigen strich am Mittwochabend der Krenz in seiner Grundsatzrede Der Abschied vom Zentralismus schädlich erwiesen."
Volk ausgehe. Es gehe nicht jetzt für Information und Me- offen zu, „war eine solche Bezie- steht jedenfalls für den neuen
Die Bonner Reform stellt die hung zwischen Staat und Partei, SED-Chef fest: Das Prinzip
Rentenfinanzen - sowohl bei Be- bloß um neue Leute an der Spit- dienpolitik im Politbüro zustän- Grenzen aufgezeigt
ze, so der Kommentator der Zei- dige Günter Schabowski. Mit daß diese Partei diesen An- funktionierte „von oben nach
ziehern als auch bei Versicherern - spruch letzten Endes doch in unten", erwies sich aber umge-
mittelfristig auf eine solide Basis. tung gestern, sondern um eine den Worten „theoretisch ist die-
..prinzipielle neue Politik". Und se Möglichkeit drin", räumte hohem Maße administrativ kehrt „als nicht ausreichend ar- Wie weit die „Hinzuziehung
Sie verteilt die durch die sich ver- durchzusetzen versuchte". Als beitsfähig". Deshalb könne nach
ändernde Altersstruktur der Bevöl- erstmals in der Geschichte der der SED-Reformer ein, daß die neuer gesellschaftlicher Kräfte"
DDR ist die SED unter Egon Staatspartei bei freien Wahlen Konsequenz kündigte Krenz Ansicht von Krenz das Ziel der (Schabowski) gehen wird, ist zur
kerung entstehenden Probleme nun eine „Entflechtung von Reformen nur sein, „einen ge-
der Rentenversicherung auf meh- Krenz offenbar bereit, sich einer auch abgewählt werden könnte. Zeit noch'ungewiß. Die Grenzen
freien, allgemeinen, demokrati- Dazu gehört dann auch Staat und Partei" an. sellschaftlichen Konsens zur ihrer politischen Arbeit zeigte
rere Schultern. Bund und Beitrags- Lösung der Probleme im Rah-
zahler werden zur Kasse gebeten, Krenz in seiner Rede auf: „Auf-
men einer sozialistischen Ge- fassungen, Konzeptionen und
die Rentner können mit gesicher- sellschaftsordnung zu schaffen".
ten Zahlungen rechnen. Die Anhe- Plattformen, die über die Verän-
Für die Staatspartei SED steht derung verfassungsmäßiger
bung der Altersgrenzen ist in die- eine außerordentliche Partei-
sem Zusammenhang ein unange- Grundlage auf eine Erosion oder
konferenz im Dezember vor der gar den Umsturz der sozialisti-
nehmer, aber unentbehrlicher Tür.
Schritt, wenn die Belastungen für schen Staats- und Gesell-
die drei verschiedenen Gruppen in schaftsordnung hinauslaufen,
Grenzen gehalten werden sollen. werden keine Chance haben."
Innerhalb der Verfassung
Die Rentenreform ist eine verläß-
liche Grundlage, mit der sich und Aktionsprogramm
an der sich arbeiten läßt. In einigen Zwar stehen der Termin und
Teilbereichen sind nämlich Nach- die Umstände der Wahlen noch
besserungen wünschenswert: Bei- nicht fest, doch soviel scheint Die ersten drei Punkte des
spielsweise müßte über die neue jetzt bereits sicher: Die SED von Krenz ^zur Diskussion ge-
Regelung der Anerkennung von wird nicht darum herumkom- stellten „Aktionsprogramms"
Kindererziehungszeiten nachge- men, jetzt auch die neu entstan- laufen jedoch ohne Zweifel auf
dacht werden. Der Sprung von ei- denen Sammlungsbewegungen eine Legalisierung der Opposi-
nem auf drei Jahre bei Babys, die zuzulassen. Allerdings unter tion hinaus: Erarbeitet soll von
ab 1992 geboren werden, ist.unge- der entscheidenden Bedingung, der Volkskammer ein neues
recht. Noch weniger begründbar daß die oppositionellen Grup- Vereinigungsgesetz, ein neues
ist die Beschränkung auf jene Vä- pierungen „auf dem Boden der Versammlungsgesetz sowie ein
ter oder Mütter, die nach der Ge- Verfassung" (Egon Krenz) ste- Mediengesetz werden.
burt nicht arbeiten. Da auch in Zu- hen müssen. Der SED-Chef
kunft wohl vor allem Frauen ihre stellt sich offenbar in diesem Zu- Auf einmal scheine alles mög-
berufliche Karriere zugunsten der sammenhang vor, daß in der lich, kommentierte gestern das
Kindererziehung unterbrechen, ist Verfassung festgelegte System Zentralorgan der DDR-CDU
dies eine die Mütter benachteili- der Blockparteien unberührt zu „Neue Zeit" bissig, und trotz-
gende Regelung. lassen, womit allerdings auch dem komme alles zu spät und
Die Nachwuchsprobleme der die Möglichkeit für eine weitere reiche nicht aus. „Das Mißtrau-
Republik werden durch die Reform Blockpartei gegeben wäre. en ist zu groß", diagnostizierte
aber nicht behoben: Spätestens im . Ganz in diesem Sinne forderte das Blatt der Christdemokraten.
Jahr 2010 ist die nächste Reform die Initiativgruppe „Neues Fo- Von daher verlange man „baldi-
fällig. Horst Seidenfaden rum" bereits gestern ein „Wahl- ge Neuwahlen und ein wahrhaft
.Deine Uhr geht nach, Egon, es ist schon 5 nach 12!" (Karikatur: Wolf) bündnis" aller oppositioneller demokratisches Wahlgesetz".

Eine Reise 80 Partnerstädte aus UdSSR und Bundesrepublik/.Treffen Bundesrepublik: Immer mehr kommen
im Schatten
iNun mußte auch des Kanzlers
Gedenkstunde in Auschwitz ver-
Das große Thema ist der Frieden Das Land als Magnet
tagt werden. Juden hatten Einwän- Von unserem Redaktionsmitglied Rolf Effenberger Von AP-Korrespondent Harald Schultz
de, weil an ihrem hohen Feiertag
die Ruhe der Opfer des Holocaust
gestört werden könnte. Es war Jlline Stadt, die man vor lauter ersten Partnerschaftstreffen in den. Bei einer Reihe deutscher Diie Trabbis mit den DDR-Bür- machten die Fortzüge nur knapp
eine Panne unter weiteren Peinlich- Bäumen nicht sieht, das ist Saarbrücken, auf 100 verdop- Teilnehmer rief das Kopf schüt- gern stauen sich an der tsche- die Hälfte aus, der Rest der
keiten, die Schatten voraus auf die Alma-Ata, die Hauptstadt der pelt. Und sie halten sich nicht teln hervor. choslowakischen Grenze. Im- Deutschen ziehe in andere euro-
als historisch eingestufte Polenrei- Sowjetrepublik Kasachstan in mehr beim „allgemeinen Frie- Die Probleme liegen in der So- mer mehr Aussiedler schnüren päische Länder.
se warfen. Daß vor dem Mark- ein Mittelasien, wo die Uhren ge- denspathos" auf, wie Eichel fest- wjetunion auf der Straße. Im ihr Bündel. Obendrein kommen Seit 1945 kamen nach Anga-
stellte, sondern führen zu sehr Zeichen von Glasnost und Pere- viele Ausländer, die zwischen ben des Bundesinnenminste-
Stolperstein noch eben wegge-
räumt werden konnte, ist Vor allem §enüber unserer Zeit um fünf
tunden vorgehen. Vier Flug- konkreten Projekten auf vielen stroika wird darüber ohne Um- Flensburg und Berchtesgaden riums rund vier Millionen Men-
der Beharrlichkeit des Außenmini- stunden östlich von Moskau ge- kommunalen Gebieten. schweife gesprochen. Hilfe zur ihr Auskommen suchen. Die schen aus der Sowjetischen
sters Genscher zuzuschreiben, legen. Dort fand, in der Bundes- Dennoch spielt der Frieden ihrer Lösung erhoffen sich die Bundesrepublik ist ein Magnet Zone und der DDR in die West-
der damit die wohlwollende Auf- republik fast nicht wahrgenom- für die Sowjetbürger in diesen Sowjet-Partner von den Bundes- für Menschen aus aller Herren zonen und die Bundesrepublik,
merksamkeit der Gastgeber auf men, in der Öffentlichkeit der Beziehungen eine große Rolle. republikanern, vor allem auch Länder. Der „Wanderungsge- vor allem in den 50er Jahren.
sich zieht. Die bisher weitestge- Sowjetunion aber stark beachtet Immer wieder testen sie unauf- auf wirtschaftlichem Gebiet. In winn" betrug 1988 rund eine Unmittelbar nach dem Krieg wa-
hende Garantie für die polnische -' sogar die „Prawda" nahm fällig die Ehrlichkeit der Frie- dieser überraschenden Offen- halbe Million Menschen, so viel ren es rund 730 000, von 1949
Westgrenze sorgte für Aufhellung Notiz davon - das zweite Tref- densbereitschaft der Deutschen, heit sieht Eichel den „konse- wie seit 1971 nicht mehr. Und bis zum Mauerbau 1961 knapp
in einem nach wie vor schwierigen fen der Partnerstädte der UdSSR und genau diesem Thema galt quenten Bruch mit der stalinisti- 1989 wird er noch größer sein. 2,7 Millionen. Seit 1962
Verhältnis. und der Bundesrepublik statt. die Frage eines Journalisten der schen Vergangenheit". Aller- 1988 stieg die Bevölkerungszahl schwankten die jährlichen Zah-
Delegationen aus 80 Städten sowjetischen Nachrichtenagen- dings befürchtet er auch, daß die um ein knappes Prozent, weil len nur noch zwischen etwa
Dabei wurde manche Fehlein- beider Länder waren gekom- tur Tass: „Wie ernst werden die Sowjets die Möglichkeiten deut- der „Wanderungsgewinn" grö- 11 000 und rund 40 000. In die-
schätzung führender Bonner Politi- men, um'in Plenarsitzungen und Partnerschaften in der Bundes- scher Städte überschätzen. Den- ßer als das Geburtendefizit war, sem Jahr ist der Strom der Zu-
ker zur Räson gebracht. Es hat Gesprächen am Runden Tisch republik genommen?" noch könnten sie manche Hilfe- wie das Statistische Bundesamt wanderer aus der DDR aber dra-
sich gezeigt, daß der Wechsel in gemeinsame Probleme zu be- stellung bei der Herstellung von in Wiesbaden errechnet hat. Im stisch angeschwollen: Bis zum 5.
Warschau keinen Wandel in Fra- Am Ende des Partnerschafts- entsprechenden Kontakten in vergangenen Jahr zogen etwa November kamen gut 174 000
gen von grundsätzlicher Bedeu-
sprechen und die Freundschaft treffens betonte der Oberbür-
weiter zu festigen. Mit' Spruch- der Bundesrepublik leisten. 900 000 Menschen zu, gut Übersiedler, mehr als 1961 bis
tung mit sich bringt. Wenn etwas germeister von Alma-Ata: „Das 400 000 zogen weg. zum Mauerbau am 13. August.
die Polen eint, dann ist es ihre
bändern, die über den breiten wichtigste Problem ist, den Frie-
leidvolle jüngere Geschichte, die
Straßen angebracht waren, wur- den zu erhalten", und über-
mit dem deutschen Überfall be-
den die Gäste aus dem Westen reichte Reste der letzten Mittel- Lebendige Partnerschaften
in deutscher Sprache willkom- streckenrakete, die im Rahmen Abstimmung gewonnen Millionen Vertriebener
gann. Diese Narben schmerzen men geheißen.
und wecken ungute Gefühle, wenn der Abrüstungsvereinbarungen Die Städtepartnerschaften
Vergangenheit mit einem flotten auf einem Testgelände in Ka- UdSSR und Bundesrepublik je- Wenn eine starke Zuwande- Ähnlich ist es mit den Ver-
Federstrich bewältigt werden soll. sachstan zerstört worden war, denfalls sind äußerst lebendig. rung ein Zeichen für den Erfolg triebenen und Aussiedlern aus
Auch Wirtschaftshilfe, so willkom- Bessere Kontakte an den Vorsitzenden der „Unsere Beziehungen sind zu eines Gemeinwesens ist, dann den Ostgebieten des früheren
men sie ist, darf nicht als Allheilmit- deutsch-sowjetischen Freund- wichtig, als daß wir nur die Di- war die Bundesrepublik bisher Deutschen Reiches und Osteu-
tel erscheinen. Der Kongreß habe den Wert, schaftsgesellschaft, Dietrich plomaten werkeln lassen könn- ungeheuer erfolgreich. Die „Ab- ropa. Das Innenministerium
„daß viele merken, daß es viele Sperling, und den Leiter der De- ten", sagte der Vorsitzende stimmung mit den Füßen" hat sie schätzt ihre Zahl in den Jahren
Noch ist nicht aller Tage Abend. legation, Claus-Wilhelm Hoff- Sperling. Nachdem er die Gast- gewonnen. In der DDR lebten unmittelbar nach dem Krieg auf
Helmut Kohl hat eben erst ein Ter- sind", stellte der Kasseler Ober-
bürgermeister Hans Eichel,, Lei- mann, Oberbürgermeister von geber vor einer zu großen Moto- zum Beispiel 1949 rund 18,8 zwölf Millionen. Laut Bundes-
rain betreten, das noch immer er- Biberach a. d. Riss. risierung mit allen ihren Konse- Millionen Menschen, 1987 aber ausgleichsamt in Bad Homburg
kundet werden muß. Die Mißlich- ter des Gesprächskreises'Öko-
logie, fest. In der Tat, in Alma- Die Zerstörung der Raketen quenzen, vor zu sorglosem Um- nur noch 16,7 Millionen. Für die kamen dann von 1950 bis 1987
keiten im Vorfeld können überwun- gang mit der Energie, vor den Bundesrepublik dagegen regi- rund 1,4 Millionen. Jährlich wa-
den werden durch ein treffendes Ata zeigte sich, daß Städte der schafft für die Sowjetunion ein
Bundesrepublik zu keinem an- neues Problem: Wohin mit den Gefahren der Kernkraft gewarnt strierte die Wiesbadener Behör- ren es bis 1975 meist etwa
Wort und eine sprechende Geste. hatte, stellte er fest: „Wir brau- de von 1950 bis 1988 rund 24,8 20 000, manchmal auch mehr; in
Es geht nicht nur darum, Polen da- deren Land der Erde so intensi- Plutonium-Sprengköpfen? Als
ve und zahlreiche Verbindun- sichersten Weg ihrer Beseiti- chen in der Ökologie die Einmi- Millionen Zuzüge und 16,1 Mil- den Jahren danach rund 40 000.
für zu entlohnen,-daß es sich vom schung des anderen - das ist lionen Fortzüge. Über die Gren- Aber seit kurzem öffnen die
Osten weg dem Westen zuwendet gen unterhalten wie zu ihren gung sieht der Chefökologe
Partnern in der Sowjetunion, sie Moskaus, sich der Gefahren Volksdiplomatiel" Volksdiplo- zen kamen also 8,7 Millionen Herkunftsländer ihre Tore weit:
und mutig seinen Weg sucht zu matie im gemeinsamen Haus Eu- Menschen mehr in die Bundes- 1987 kamen knapp 80 000 Aus-
Freiheit und Demokratie, sondern beschränken sich nicht nur auf wohl bewußt, den Bau von
offizielle Kontakte. Ihre Zahl Kernkraftwerken, die mit die- ropa wurde zum geflügelten republik, als weggingen. siedler, 1988 gut 200 000 und
auch um die Einlösung einer Wort des Kongresses. von Januar bis Oktober 1989 so-
Schuld. Das kann nur in einem Akt hat sich in zwei Jahren, seit dem sem Plutonium betrieben wer- gar 297 000.
der Verständigung geschehen, in Weniger Auswanderer
dem beide Seiten anerkennen, Ende 1988 lebten rund 1,5
was war und was ist. Millionen Türken in der Bun-
Alfred Brugger Presse-Echo Gleichzeitig ließ die Auswan-
derung der Deutschen nach. Die
desrepublik, knapp 600 000 Ju-
goslawen, gut 500 000 Italiener,
jährliche Zahl ihrer Fortzüge fast 300 000 Griechen, knapp
Zum „Zerfall des kommunistischen tig sind? Und genügen die neuen Kein Wunder, daß es nun nicht sank von gut 100 000 in den 130 000 Spanier und rund
Das Zitat Machtgefüges" in der DDR, der mit den
jüngsten Ereignissen im Deutschland
Männer aus den Reihen der al- mehr nur um eine „neue SED" 50er Jahren auf etwa 60 000 seit 70 000 Portugiesen. Platz bietet
das Land aber auch 170 000 Po-
jenseits der Mauer einhergeht, schreibt
ten Partei? Auch auf diesen Re- geht, sondern um die Brechung 1970. Nur ein Teil dieser Deut-
„Ich wünsche mir, daß unsere Poli- die formern lastet der Fluch der bö- des Machtmonopols und - das schen wandert auch tatsächlich len, gut 150 000 Österreichern
tiker mit dem Gesicht zum Volk sen Erfahrung, den die Bevölke- muß wohl als sicher gelten - um aus. Viele gehen nach Angaben und fast 100 000 Niederländern.
stehen. Und nicht erst dann, wenn rung der DDR so lange hat ertra- freie Wahlen. Diese Tatsache des Amtes nur für eine Zeit als Nicht zu vergessen jeweils rund
sie mit dem Rücken zur Wand ste- gen müssen und der nicht nur freilich enthüllt die wahre welt- Techniker, Entwicklungshelfer, 80 000 Briten und US-Bürger so-
hen." den politischen Alltag, sondern politische Dimension der jüng- Manager oder Studenten fort. wie die 70 000 Franzosen, ohne
Der ehemalige DDR-Spionage- Aber genügen „Reformen", auch die ökonomische Wirk- sten Vorgänge, aber auch die Eine Auswanderungsstatistik die stationierten Soldaten und
chef Markus Wolf wenn völlig neue Strukturen nö- lichkeit so unerträglich machte. Gefahren... liege aber nicht vor. Jedenfalls ihre Angehörigen.
Nr. 263 Hessen Freitag, 10. November 1989

Flüchtlingsstrom reißt nicht ab 34jährige erdrosselt

Erneut Mord an
1000 Plätze für Übersiedler Prostituierter
in Kasernen der Bundeswehr in Offenbach
Offenbach (lhe). Zum dritten-
mal innerhalb von acht Wochen
Kassel/Homberg (ach/ula/g/lag). Der Zu- künfte in Fuldatal-Ihringshausen, in der ist im Raum Offenbach eine Pro-
strom der Übersiedler aus-der DDR reißt schon einmal Übersiedler untergebracht wa- stituierte tot aufgefunden wor-
nicht ab, in den hessischen Notunterkünften ren, sind jedoch zur Zeit als Notquartier nicht den. Wie die Polizei am Donners-
im Gespräch. Statt dessen hält die 2. Pan- tag mitteilte, wurde eine 34 Jahre
wird es immer enger. Auch die Übergangs- alte Prostituierte erdrosselt in ih-
wohnheime des Bundesgrenzschutzes in zergrenadierdivision der Bundeswehr in Kas- rer Wohnung entdeckt.
Bad Hersfeld, Hünfeld, Fulda und Aisfeld sel ab heute, Freitag, rund 1000 Plätze für Ein Freund der Frau hatte der
platzen aus allen Nähten. Die BGS-Unter- die Flüchtlinge parat. Polizei gemeldet, daß er seine
Bekannte seit Samstag nicht
Bei den Göttinger Panzer- schränken: „Unterbringung geht sche ärztliche Hilfe von der mehr erreichen habe, obwohl
grenadieren ist in der Zieten- vor Ausbildung", lautet der In- Bundeswehr. ihr Wagen vor der Tür stehe.
kaserne Platz für 180 Übersied- spekteurs-Befehl. Die Flüchtlin- Im Schwalm-Eder-Kreis wur- Als die Polizei in die Wohnung
ler. In Hess. Lichtenau (Werra- de nach Fritzlar und Schwar- eindrang, fand sie die Tote im
Meißner-Kreis) werden bei Pan- zenborn neben den bereits be- Flur liegend. Nach den bisheri-
zeraufklärern und Panzerbatail- stehenden 26 Unterkünften mit gen Ermittlungen ist die Frau
lon zunächst 130 Menschen, in etwa 1300 Betten, in denen auch bereits in der Nacht zum Mon-
Sontra 50 untergebracht. In Ful-
datal-Rothwesten (Kreis Kassel)
Hubschrauber Deutsche aus Polen und der
UdSSR untergebracht sind, jetzt
tag getötet worden.
Am 3. Oktober war in Langen
gibt es bei der Fernmeldeeinheit
in der Fritz-Erler-Kaserne
holte Formulare eine weitere Unterbringungs-
möglichkeit für DDR-Übersied-
eine 25jährige Frau tot aufge-
funden worden und am 9. Sep-
250 Plätze, in Rotenburg/Fulda Braunschweig/Gießen (dpa). ler im Feriendorf Silbersee bei tember eine 22jährige in Seli-
können bei den Panzergrenadie- Wegen des unverminderten Frielendorf geschaffen. genstadt (Kreis Offenbach). Alle
ren in der Alheimerkaserne 160 Ansturms von Übersiedlern drei Frauen wurden erdrosselt.
Personen unterkommen. In der aus der DDR mußten am Allerdings kann nach Ansicht
Schwalmstädter Harthbergka- Donnerstag die notwendigen Mit Bahn, Bussen und Pkw der Polizei nicht davon ausge-
serne (Schwalm-Bder-Kreis) ste- Vordrucke für Aufnahme- gangen werden, daß es sich in
hen 250 Betten bereit, und im scheine per BGS-Hub- Bis zum Abend hatten sich hier den drei Fallen um denselben
Ausbildungsstützpunkt der Divi- schrauber von der Druckerei 130 ehemalige DDR-Bürger ge- Täter handele.
sion in Winterberg (Hochsauer- in Braunschweig abgeholt meldet, die mit Bahn, Bussen oder
landkreis), wo in den vergange- werden. eigenen Pkw zumeist über Gie-
nen Monaten bereits zweimal ßen, aber auch über die Umwege
Ostaussiedler Nach Informationen der
untergebracht Druckerei
wurden, sollen nun 120 DDR- Bundesnotaufnahmelager hatte das Bonn oder Lübeck gekommen Zwei Tote bei
waren. Weitere Busse wurden
Übersiedler einziehen. Gießen seit August bereits
in
erwartet. Ingesamt stehen am Sil- Zusammenstoß
200 000 solcher sechsseiti-
gen - Vordrucke anfertigen
bersee 600 Betten zur Verfügung.
In Fritzlar waren in Halle 7 der
In der „Puppenstube" zeigen sich Risse Lampertheim (lhe). Ein 21 jäh-
Notfalls Turnhallen lassen. In den vergangenen Georg-Friedrich-Kaserne der Frankfurts umstrittene fungen seien falsche statische riger Italiener aus Worms und.
'24 Stunden wurden noch Bundeswehr am Mittwochmor- „Römer-Ostzeile" - im Volks- Berechnungen. Die beauftrag- eine 57jährige Frau aus Lam-
gen bis zu 420 ehemalige DDR- mund „Puppenstube" genannt ten Statiker hätten offenbar
Nach Angaben von Divisions- einmal 100 000 Stück ver- - zeigt vorzeitige Alters- die Statik des Holzes und der pertheim-Hofheim (Kreis Berg-
sprecher Oberstleutnant Ulrich langt, von denen 50 000 nun Bürger untergebracht. Gestern straße) kamen am Donnerstag-
vormittag nutzten noch 250 die erscheinungen: Mehrere der Betonteile des Hauses „Engel"
Korst wird auch in weiteren der auf dem Luftweg nach Gie- acht vor erst fünf Jahren fer- (unser Foto, im Hintergrund morgen beim Frontalzusammen-
insgesamt 18 Divisionsstandorte ßen gebracht wurden. Zu- Kaserne. Die Aufnahmeverfah- stoß ihrer Personenwagen auf
ren konnten schnell abgeschlos- tiggestellten Fachwerkhäuser der Kaiserdom) nicht genü-
geprüft, ob zusätzliche Unter- sätzlich 150 000 Exemplare sen werden. Bisher lagen den haben Risse, eines ist nicht gend aufeinander abgestimmt, einer Landesstraße bei Lampert-
kunftsplätze geschaffen werden sind in Auftrag gegeben und
Fritzlarern noch keine konkreten mehr standfest genug. Wie Nachdem sich das Holz ge- heim-Rosengarten ums Leben.
können. Bisher werden keine sollen in den nächsten Tagen
Angaben über neue Einquartie- Stadtrat Hanskarl Protzmann setzt habe, sei die Steinkon- Die 17jährige Tochter der Frau
Turnhallen mit Betten belegt. ausgeliefert werden. rungen vor, doch lassen Anfra- (SPD) mitteilte, haben städti- struktuion bis zur Bruchge- wurde schwer verletzt.
Bleibt die Flüchtlingswelle wei- gen nach zusätzlichen Unter- sche Mitarbeiter Stützpfosten fahr unter Spannung geraten, Nach den Ermittlungen der
ter so stark, müßten aber auch künften vermuten, daß weitere zur Absicherung des Gebäu- Das Gebäude muß damit Polizei geriet der 21 jährige nach
Hallen in Notunterkünfte um- ge bekommen nicht nur die Ver- Übersiedler nach Fritzlar weiter- des angebracht. Das Gebäude schon nach einem halben einem Überholmanöver beim
funktioniert werden. pflegung, sondern bei Bedarf verwiesen werden. müsse wahrscheinlich ge- Jahrzehnt saniert werden, Wiedereinscheren mit seinem
Die Truppe muß sich ein- auch rasche und unbürokrati- räumt werden. Die Häuser Ein gerichtliches Beweis- Fahrzeug ins Schleudern. Dabei
auf dem Römerberg waren sicherungsverfahren soll kam der Wagen auf die Gegen-
historischen Vorbildern nach Angaben Protzmanns fahrbahn und prallte frontal ge-
nachgebauten worden. Ursa- zur Klärung der Haftungs- gen den Wagen der 57jährigen
Vollzugsbeamte Staatliche Anerkennung von Sozialarbeitern che der baulichen Verwer- frage beitragen. (Foto: dpa) Frau. Sie und der junge Mann
starben am Unfallort.

Minister für GhK-Konvent protestiert


Verbesserungen gegen Gesetzentwürfe
Wiesbaden/Mainz (dpa). Eine
Verbesserung der Situation der Kassel (nh). Proteste und Em- nung der Berufspraxis. Würden
Beamten im allgemeinen Voll- pörung haben in der Gesamt- die Gesetzentwürfe so verab-
zugsdienst haben der hessische hochschule Kassel (GhK) die schiedet, werde ein Ausbil-
Justizminister Koch (CDU) und Gesetzentwürfe zur Staatlichen dungsmodell in Frage gestellt,
sein rheinland-pfälzischer Amts- Anerkennung von Sozialarbei- das nun bereits 15 Jahre erfolg-
kollege Caesar (FDP) gemeinsam tern und Sozialpädagogen aus- reich arbeite.
von der Bundesregierung gefor- gelöst, die den Hochschulen Der Konvent der GhK fordert
dert. jetzt von der hessischen Landes- deshalb Regelungen, „die mit der
Nach einem Treffen in Wiesba- regierung zugegangen sind. Wie Pluralität der Ausbildungsgänge
den sprachen sich beide Minister in der Lehrerbildung, so heißt es auch den weiteren Bestand des
am Donnerstag für eine höhere in einem einstimmigen Beschluß bewährten und auch von den An-
Bewertung dieser Laufbahn aus; des Konvents der Universität, stellungsträgern anerkannten
die Anforderungen an den Beruf werde wiederum „ein Stück Stu- Studiengangsmodells als Kasse-
seien aufgrund zahlreicher Re- dienreform der GhK in Frage ge- ler Spezialität sicherstellt".
formmaßnahmen seit 1977 er- stellt". Bereits eine Woche zuvor hat-
heblich gestiegen. Die Beamten Die Entwürfe enthielten, ob- te GhK-Präsident Brinckmann
des allgemeinen Vollzugsdien- wohl von der GhK in den mehr- Wissenschaftsminister Ger-
stes seien nicht mehr wie zuvor jährigen Vorgesprächen wie- hardt einerseits dafür gedankt,
vornehmlich mit Sicherungs-, derholt gefordert, keinerlei Re- daß er bei der „Sicherung wich-
Ordnungs- und Versorgungs- gelungen, die die Besonderhei- tiger Elemente der Lehrerbil-
funktionen befaßt, sondern auch ten des „Kasseler Modells" im dung" in Kassel mitgeholfen
weitgehend in die Behandlung integrierten Diplomstudiengang habe, ihn aber gleichzeitig dazu
der Gefangenen einbezogen. für soziale Berufe anerkennen. aufgerufen, „die nächste Exeku-
Deutlich verbessert werden Im Gegenteil: Die jetzt von der tion des fragwürdigen Gebotes
müßten, so die beiden Minister, Landesregierung vorgesehenen der Einheitlichkeit", die nun im
die Beförderungsmöglichkeiten Anpassungen „heben die Kasse- Sozialwesen vor der Tür stehe,
für die Beamten im Vollzugsbe- ler Besonderheiten als prakti- „von Anfang an zu verhindern".
reich. Gleichzeitig solle bei der sche Konsequenz quasi auf". Wenn man von den Hochschu-
geplanten Anhebung der Polizei- Dabei gehe es vor allem um die len fordere, daß sie sich dem
zulage auch die Vollzugszulage Gemeinsamkeit der Ausbildung Wettbewerb stellten, so Brinck-
von derzeit 90 auf mindestens von Sozialarbeitern und Sozial- mann, müsse die GhK auch die
150 Mark monatlich erhöht wer- pädagogen und um die Einbezie- Chance haben, „ihre besonde-
den, forderten Koch und Caesar. hung, Bewertung und Anerken- ren Leistungen anzubieten".

Wegen Aussiedlern Gentechnik / FDP-Fraktion

Philologen: ,Gesetz bald verabschieden'


Mehr Stellen Von unserer Wiesbadener Redaktion

Wiesbadener Redaktion Wiesbaden (Eff). Als Reaktion sei ein breiter gesellschaftlicher
auf das Gentechnikurteil des und politischer Konsens not-
Wiesbaden (Eff). Die Einstel- Hessischen Verwaltungs- wendig, betonte er (siehe auch
lung von 190 zusätzlichen Leh- gerichtshofs (VGH). in Kassel Meldung auf Seite 2).
rerinnen und Lehrern hat ge-forderte die FDP-Landtagsfrak-
stern der Vorsitzende des Hes- tion Bundesregierung und Bun-
sischen Philologenverbandes, destag auf, ein Gesetz über die
Der VGH hatte -'wie berichtet
- vorgestern entschieden, daß
eine Versuchsanlage der
PORZELLANHAUS
LÄNG
Günther, von der Landesregie- Anwendung der Gentechnologie Hoechst AG in Frankfurt zur
rung gefordert, um angesichts beschleunigt zu verabschieden. Herstellung von Humaninsulin
der groben. Zahl von Aussied- Der umweltpolitische Sprecher auf der Basis von gentechnisch
lern und Übersiedlern aus derder FRaktion, Hielscher, erklär- veränderten Bakterien nicht in
DDR deren Kinder ausreichend te, dieses Gesetz müsse natür- Betrieb genommen werden dürfe,
in den Schulen betreuen zu kön- lich gründlich beraten werden, weil es in den geltenden Gesetzen
nen. Im gymnasialen Bereich sei was aber nicht dazu führen dür- keine Rechtsgrundlage für die
der Zustrom überproportional fe, daß die deutsche Industrie Errichtung gentechnischer Anla-
hoch. Das müsse bei der künfti- international ins Hintertreffen gen gebe. In den USA wird be-
gen Stellenverteilung berück- gerate. Für die Regelungen zur reits Hümaninsulin mit Hilfe der
sichtigt werden. Anwendung der Gentechnologie Gentechnologie produziert.
HESSISC KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEM KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,40 DM Nr. 264 • Samstag, 11.11.1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Neue Reiseregelung fuhrt zu Massenansturm von DDR-Bürgern / Weitere Übergänge in den Westen Zum Tage

Die Berliner Mauer stürzt ein


Berlin (dpa/AP). Die Berliner Mauer stürzt ein: In den nächsten Tagen durch die DDR-Regierung nutzten mehr als 100 000 DDR-Bürger die Gele
Freude, beinah
grenzenlos
W e l c h ein Tag. Und welch eine
werden neun neue Übergänge zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt genheit, zum Teil erstmals in ihrem Leben westlichen Boden zu betreten Nacht. Die Nachricht, daß die Aus-
oder von West-Berlin zur DDR geöffnet, für die Teile der Sperranlage reise aus der DDR an förmliche
Der Andrang an den Berliner Sektorenübergängen und den Grenzkontroll- Voraussetzungen nicht mehr ge-
eingerissen werden müssen. Bereits in der Nacht zum Freitag wurde die stellen zwischen der Bundesrepublik und der DDR war nicht mehr zu zählen, bunden sei, wenn auch immer
Grenze durchlässig wie nie zuvor: Nach der Freigabe des Reiseverkehrs Rund 90 Prozent der Ost-West-Besucher kehrten in die Heimat zurück. noch an eine Erlaubnis, verstanden
zigtausend Ostberliner, wie das
Schon am Freitag abend öffne- Um eine dramatische Situati- zum Chaos: Weil ein Durch- Kette von Grenzsoldaten gegen- die DDR zusammen. Ein großer Herz es ihnen eingab. Die Mauer,
ten die neuen Berliner Grenz- on zu verhindern, so das DDR- kommen an den Übergängen über, die Hunde bei sich hatten. Teil der mehr als 7500 DDR- verstanden sie, ist weg, die Gren-
übergänge an der Glienicker Innenministerium, sei die Ab- wegen des großen Ansturms Vor dem Brandenburger Tor Bürger, die bis 17.30 Uhr in die ze ist offen. Sie setzten sich in
Brücke und im Vorort Lichten- fertigung unbürokrastisch er- kaum noch möglich war, klet-. standen Tausende von West- Bundesrepublik gereist war, Bewegung und probierten die
rade. Zugleich begannen Abriß- folgt: Die DDR-Bürger konnten terten Ostberliner und West- berlinern vor und auf den Sperr- machte sich auf den Rückweg. neue Freiheit sogleich aus. Und vor
arbeiten an der Mauer im Bezirk zunächst mit Personalausweis, berliner einfach über die Mauer. anlagen und riefen „Die Mauer Auf bundesdeutscher Seite ent- ihrer fröhlichen Zuversicht zerfiel
Prenzlauer Berg und am Potsda- später teilweise ganz ohne Kon- Volkspolizisten halfen ihnen muß weg". Zwischenfälle wur- standen Wartezeiten von bis zu die Mauer tatsächlich.
mer Platz. Dort soll von heute trolle die Grenze passieren. Die- dabei. In West-Berlin spielten den bis Mitternacht nicht be- drei Stunden, während sich auf •
beziehungsweise morgen an der se Regelung wurde bis zum sich den ganzen Tag über rüh- kannt. DDR-Gebiet die Fahrzeuge auf Berlin war für Stunden ganz re-
Verkehr fließen. Die weiteren Abend praktiziert, obwohl ur- rende menschliche Szenen des mehr als zehn Kilometer Länge gellos vereint. Die Menschen igno-
Übergänge werden in den näch- sprünglich ab Freitag 8 Uhr ein Wiedersehens ab. Auf dem Ku' stauten. rierten einfach den Rest der Gren-
sten Tagen entstehen. Außer- Visum verlangt werden sollte. dämm herrschte Volksfeststim- Kilometerlange Staus ze. Und niemand traute sich, ihnen
dem soll Ost-Berlin mehr und Am späten Abend kam es dann mung. in den Weg zu treten. Es war ein
mehr an das Westberliner Nah- Weitere Grenzübergänge will Regelung „von Dauer" deutsches Fest, es .ist ein deut-
verkehrsnetz angeschlossen die DDR nach Ankündigung von sches Fest. Denn in Berlin verdich-
werden. Heikle Situationen Innenminister Dickel auch zur tete sich nur, was an anderen Stel-
DDR-Innenminister Dickel len der Grenze - in Duderstadt und
Nachdem am Donnerstag Bundesrepublik öffnen. Nach- machte in einer Fernseh-An-
abend SED-Polititbüromitglied dem an den alten Übergängen Herleshausen-auch geschah. Ge-
Schabowski in Ostberlin be- Weitere Berichte Bei allem Jubel in West und
Ost kam es gestern abend auch bereits tagsüber Zehntausende
sprache klar, daß für Reisen in
den Westen künftig ein Visum regelter, aber mit dem gleichen
kannt gegegeben hatte, daß alle über die Ereignisse im Zu- zu heiklen Situationen: Etwa die offene Grenze für eine Stipp- wunderbaren Überschwang. Weil
entweder in den Paß oder in den das Wort von der grenzenlosen
DDR-Bürger jederzeit ein Visum sammenhang mit der Öff- 500 Westberliner begannen an visite im Westen genutzt hatten, Personalausweis eingetragen
für die Reise in den Westen er- der Falkenseer Chaussee damit, nahm der Ansturm der DDR- Freude zu nahe liegt, möchte man
nung der DDR-Grenze zur werden muß. Er versicherte den es fast vermeiden. Aber hier
halten können, gab es an den Bundesrepublik sowie Hin- die Mauer einzureißen. An die- Bürger mit Beginn des Wochen- DDR-Bürgern ausdrücklich, daß
Grenzen zwischen der DDR und ser Stelle soll bald ein neuer endes noch zu. Der Bundes- stimmt es wie selten. Hier ist es an
tergrundberichte und Repor- die jetzt gefundene Ausreiselö- seinem konkreten Platz.
West-Berlin oder der Bundesre- tagen stehen auf den folgen- Grenzübergang eingerichtet grenzschutz berichtete von kilo- sung „von Dauer" sei und zu den
publik kein Halten mehr. Noch den vier Seiten. „Blick in die werden. Nach Angaben der meterlanen Stauungen an den •
in der Nacht kamen rund 50 000 Grenzkontrollpunkten. Grundlagen des neuen DDR-
Zeit" und die Landesseite fin- Polizei standen in offenbar ge- Reisegesetzes gehören wird. Eine historische Stunde also?
Ostberliner und DDR-Bürger in den Sie weiter im Innern. spannter Situation etwa 50 Am Übergang Duderstadt Fortsetzung nächste Seite Oh ja. Mag sein, daß es noch grö-
den Westteil der Stadt. Menschen auf DDR-Seite einer brach der Rückreiseverkehr in Siehe „Zum Tage" ßere, endgültigere Augenblicke
geben wird. Noch ist die DDR ja
kein freies Land. Noch regiert die
Politik der Erneuerung SED, auch wenn ihr die Zügel aus
der Hand zu gleiten scheinen.
Noch existieren die Grenzen und
SED-Chef Krenz: die gegensätzlichen Systeme. Und
wenn die rapide Entwicklung auch
in ihrer Richtung eindeutig scheint,
Strecken allen nämlich hin zu Freiheit und Selbst-
bestimmung, so kennt- die Ge-
die Hand aus schichte doch brutale Wendun-
gen. Speziell die deutsche Ge-
schichte ist voll davon. Deshalb
Berlin (dpa). Mit der Gewäh- sollten wir den Dingen nicht eupho-
rung der Reisefreiheit für alle risch vorauseilen.
mündigen DDR-Bürger wollte •
die Ost-Berliner Führung nach Könnte vor allem sein, daß es
den Worten des DDR-Staats- den Dingen nichts nützt. Die natio-
und Parteichefs Krenz auch zum nale Wiedervereinigung, vielleicht
Ausdruck bringen, „daß wir es kommt sie. Vielleicht ist sie sogar
mit der Politik der Erneuerung der logische Endpunkt dessen,
ernst meinen und allen die Hand was in der DDR und in Europa ins-
ausstrecken". Auf einer Kund- gesamt passiert. Dennoch: sie
gebung der Ost-Berliner SED, zu jetzt politisch herbeitrommeln zu
der sich gestern abend 150 000 wollen, könnte falsch sein. Wir im
Menschen im Lustgarten einfan- Westen haben weder die Perestroi-
den, sagte Krenz: „Oft wurde ka in der Sowjetunion noch die re-
uns gesagt, wenn die Leute aus- volutionären Veränderungen in Po-
reisen dürfen, dann bleiben sie len und Ungarn bewirkt. Und wenn,
hier. Wir üben uns gerade darin dann nicht durch Reden, sondern
und wollen sie (Reisefreiheit) durch unsere beispielgebende Exi-
lernen." stenz. Da liegt auch die stärkste
Dieser Schritt sei ein Teil ei- Kraft der Bundesrepublik gegen-
ner „großen Lektion, die wir über der DDR, in ihrem bloßen Da-
nicht vergessen werden". Diese sein.
Maßnahme sei im Interesse der
Menschen, niemand sollte sie
gegen die Menschen mißbrau- Dieses Dasein ist durch Freiheit
chen, warnte Krenz, dessen und - zum Glück - Wohlstand be-
Rede von Beifall aber auch von stimmt. Beide, so labil ihr Verhält-
Pfiffen begleitet wurde. nis ist, hängen nach unserer Mei-
Zum Thema Wahlen erklärte nung zusammen. Und die übergro-
Krenz: „Wir setzen uns dafür VOR DEM SYMBOL BERLINS, dem Brandenburger Tor, kletterten auch am Freitagabend hunderte von Ost- und Westberlinern auf die ße Mehrheit der DDR-Bevölkerung
ein, daß.freie Wahlen stattfin- Mauer und demonstrierten damit, daß die „befestigte Grenzanlage" der DDR politisch nicht mehr existiert. (dpa-Funkbild) glaubt es auch. Welche Art von
den und unser Volk die Besten Freiheit und welche Art von Wohl-
ins Parlament schickt". Die SED ;tand (Wohlstand auch als Wohl-
gefühl begriffen) die Menschen
sei für eine „demokratische
Koalitionsregierung". Das vom
SED geht gegen ausgeschlossene ZK-Mitglieder vor drüben für sich ins Auge fassen,
ZK beschlossene Aktionspro- das müssen wir ihnen strikt selbst
überlassen. Schön, das sagen alle.

„Fehlverhalten" Mittags wird untersucht


gramm sei ein Programm für die
Partei, „um das Vertrauen im Und vielleicht ist damit gar nichts
Volk wiederzugewinnen". Die gesagt.
SED sei bereit, sich zu ändern,
„wir werden uns aber niemals Bleiben wir bei den Tatsachen.
aus der Verantwortung steh- Berlin (dpa). Mit Überra- die gegen das Statut der Partei reicherung, ungerechtfertigte Angaben machte er nicht. Sie sind unbegreiflich, ja phanta-
len". schungen hat das SED-Zentral- verstoßen haben, entsprechen- Vorteilsgewährung oder Ver- Nach seinen Worten wird in tisch genug. Die Mauer ist gebor-
Wörtlich heißt es im Aktions- komitee (ZK) auch an seinem de Maßnahmen einzuleiten". geudung von Volksvermögen der FDJ zur Zeit darüber disku- sten. Was Erich Honecker noch vor
programm: „Wir schlagen vor, letzten von drei Sitzungstagen Aus dem Politbüro traten ge- anlasten. Gleichzeitig räumte er tiert, wie die Organisation offen wenigen Monaten als Jahrhundert-
die Volkskammerwahlen auf aufgewartet: Die früheren SED- stern der als SED-Bezirkssekre- Übergriffe der Sicherheitsorga- für Mitglieder, gleich welcher werk bezeichnete, existiert nur
der Grundlage einer neuen Politbüromitglieder Mittag und tär von Halle abgelöste Hans- ne ein, die die „Würde der ein- Partei, welcher Weltanschau- noch als Trümmerhaufen. Abfall,
Wahlgesetzgebung durchzufüh- Herrmann wurden aus dem ZK Joachim Böhme zurück. Außer- zelnen bei der Zuführung oder ung oder welchen religiösen Be- vielleicht auch Mahnmal der Ge-
ren. Wir sind für ein Wahlrecht, ausgeschlossen. In einem Kom- dem wurden die Kandidaten Jo- im Gewahrsam verletzten". kenntnisses sein könne. schichte. Und das allein ist, egal
das eine freie, allgemeie, demo- munique heißt es, der Aus- hannes Chemnitzer, Inge Lan- Der Erste Sekretär des FDJ- Massive Selbstkritik übte in- was daraus noch folgen mag,
kratische und geheime Wahl ge- schluß Mittags sei wegen „gröb- ger und Werner Bälde abgelöst. Zentralrates, Eberhard Aurich, zwischen der langjährige SED- Grund zur Freude, zu menschli-
währleistet und in jedem Stadi- lichster Verstöße gegen die in- In Erfurt trat Oberbürgermeiste- enthüllte gestern, der entmach- Chefideologe Hager. „Wie an- her, zu nationaler, zu deutscher
um der Wahl die öffentliche nerparteiliche Demokratie, ge- rin Seibert (SED) zurück. tete DDR-Staatschef Honecker dere Genossen zergrüble" er Freude. Erlauben wir uns doch, be-
Kontrolle garantiert. Wir setzen gen die Partei- und Staatsdiszi- DDR-Generalstaatsanwalt habe ein FDJ-Schreiben vom 9. sich den Kopf über seinen un- vor wir wieder ins Grübeln kom-
uns dafür ein, daß Volkskammer plin sowie Schädigung des An- Wendland forderte gestern ei- Oktober als größten „Angriff der mittelbaren Anteil an gemach- men, dieses schöne Gefühl. Es ist
und örtliche Volksvertretungen sehens der Partei" erfolgt. Die nen Volkskammer-Untersu- FDJ auf die Parteiführung in ten Fehlern. Offensichtlich habe ein Gefühl, das uns mit den Men-
ohne Bevormundung ihre ver- Zentrale Parteikontrollkommis- chungsausschuß für Korruption vierzig Jahren" bezeichnet und er sich immer weiter entfernt schen in der DDR in jedem Fall
fassungsmäßige Rechte und sion wurde beauftragt, „das und Funktionsmißbrauch. Zur als Mittel benutzt, um den heu- „vom realen, täglichen" Leben, vereint, nicht nur heute, sondern
Pflichten als souveräne Macht- Verhalten und die Fehlleistun- Begründung sagte er, Bürger tigen Generalsekretär Krenz ge- von dem, was in den Betrieben hoffentlich für immer.
organe... • uneingeschränkt gen" Mittags zu untersuchen würden „namentliche benann- gebenenfalls daran zu hindern, oder in den Kaufhallen oder
wahrnehmen". und „gegen weitere Genossen, ten Personen" persönliche Be- die Wende einzuleiten. Weitere sonstwo vor sich ging". Lothar Orzechowski
Nr. 264 Themen des Tages Samstag, 11. November 1989

Zitate des Tages Niemand hatte den Bau der Mauer für möglich gehalten

„Ick war eben


im Westen" 28 Jahre Symbol der Teilung
Von dpa-Korrespondent Wolfgang Marquardt
„Hallo Taxi 17 - einmal
Hamburg und zurück." (Ein
40jähriger aus Schwerin, der Ais ls in den frühen Morgen- wußt habe und Gegenmaßnah- Berlin Nachdruck zu verleihen.
per Taxi kurz einen kranken stundendes 13. August 1961 auf men bewußt unterlassen worden Die Sowjets reagierten prompt.
Freund in Hamburg besuch- Ost-Berliner Seite der Sektoren- seien. Wenn irgendein westli- Sie ließen ihrerseits auf östli-
te) grenze Siraßenpflaster aufgeris- cher. Geheimdienst etwas ge- cher Seite Panzer auffahren. Die
sen, Betonpfähle eingerammt, ahnt haben sollte, bis in die poli- einstigen Kriegsverbündeten
„Als ich sechs war, wurde Stacheldraht gezogen und Grä- tischen Etagen war eine solche standen
die Mauer gebaut, jetzt ist ben ausgehoben wurden, hätte Information nicht gedrungen. In einander sich mit drohend auf-
mein Junge hier sechs." (Ein es wohl niemand der damaligen West-Berlin und Bonn herrsch- gegenüber.gerichteten Kanonen
Dann funktionierte
Ost-Berliner auf dem Rück- Zeitzeugen für möglich gehal- te totale Überraschung und Rat- der heiße politische
sitz eines vollbesetzten Tra- ten, daß dies der erste Schritt für losigkeit. Erst hinterher erin- Panzer fuhren in dieDraht. Die
Kasernen
bis bei einem Besuch im den Bau der Mauer und damit nerten sich politische Beobach- zurück.
Westteil der Stadt) zur völligen Abschottung von ter, daß US-Präsident Kennedy
„Außer vier Ostlern nix." West-Berlin war. in seinem Bericht zur Lage der
(Antwort eines jungen West- Nation (State oi the Union mes- 77 starben
Berliners auf die Frage von Hinweise gab es sage) gesagt hatte: „Die Grenze
DDR-Grenzern, ob er etwas der Freiheit verläuft am Potsda- Seitdem kam es an der 29 Ki-
im Wagen habe) mer Platz in Berlin." lometer langen Mauer immer
Und doch hat es schon vorher Dies sei in Moskau als Signal wieder zu dramatischen Flucht-
„Ick war eben im Westen, einen versteckten Hinweis auf
habe bei meiner Freudin Bier die eigentlichen Absichten der aufgefaßt worden, ihren Sektor versuchen von Ost nach West.
und Kaffee getrunken, aber DDR-Führung gegeben. In einer ohne-Risiko nen, um
absperren zu kön- Kränze und Mahnmale erinnern
der dramatischen an 77 Menschen, die es nicht
jetzt muß ick erst mal wieder internationalen Pressekonfe- Fluchtbewegung jener Tage Ein- geschafft haben, den freien Teil
arbeeten jehen." (Junge Ost- renz am 15. Juni 1961 hatte halt zu gebieten. Um ganz sicher
Berlinerin in der S-Bahn) Berlins unversehrt zu erreichen.
SED-Chef Walter Ulbricht auf zu gehen, stellte sich der gesam- Seit dem 9. November 1989 ist
„Ab heute sage ich, ich die Frage einer westdeutschen te Warschauer Pakt damals hin- die Mauer nach 28 Jahren
möchte hundert Jahre alt Korrespondentin, ob die DDR ter den Mauerbau, was heute im durchlässig geworden. Willy
werden, auch wenn ich eine Staatsgrenze am bisher Osten hie und da schon anders Brandt, 1961 Berliner Regieren-
schon mehr als die Hälfte- durchlässigen Brandenburger interpretiert wird. der Bürgermeister, der damals
hinter mir habe." (Ältere Tor errichten könnte, geantwor- Dramatischer Höhepunkt, der vor hunderttausenden Berlinern
Leipzigerin) tet: „Niemand hat die Absicht, den wackligen Weltfrieden in
eine Mauer zu errichten." Zwei Gefahr bringen konnte, war der die Forderung erhoben hatte:
„Die Mauer muß weg!" ist der
„Heute wollen wir uns Monate später war sie da. Aufmarsch amerikanischer Meinung, die mit den Vorgän-
schnell einmal in Hof um- Seitdem beschäftigen sich die Panzer am Ausländerübergang gen dieser Tage verbundene
schauen, aber morgen nach- Historiker der Frage, ob auf Checkpoint Charlie, um dem stille Revolution werde die bis- AN DER MAUER VERBLUTETE am 17. August 1962 der 18jährige
mittag... gehen wir wieder westlicher mit Seite jemand von der Recht der Westalliierten auf un- herige Spaltung Deutschlands Peter Fechter, dessen Leiche hier abtransportiert wird,
zur Demo." (DDR-Bürger bei beabsichtigten Absperrung ge- kontrollierten Zugang nach Ost- hinter sich lassen.
einem Besuch in Bayern) • (dpa-Archivbild)
„Seit 30 Jahren mein erstes
Schultheiss." (Ost-Berliner Kohl hielt es nicht in Polen
am Checkpoint Charly)
„Ich war auf der Reeper-
bahn... es war wie ein Zwang,
ich mußte es einfach ma-
chen." (Junger DDR-Bürger
auf einer Spritztour in Ham-
Drama der Gegenwart
burg)
„Guten Morgen, Frau Mi-
nisterin." (Volkspolizist zur
Bundesministerin für inner-
holte den Kanzler ein
deutsche Beziehungen, Do- Aus Warschau berichtet Hans-Ludwig Laucht •
rothee Wilms, bei ihrer Ein-
reise am Morgen in Ost-Ber- Freitag, 9.45 Uhr: Der Kanzler lich." Polnische Intellektuelle
lin) ist auf die Minute pünktlich. Es schrecken vor dem arg strapa-
ist .ein kalter,, ,klarer; .Morgen, zierten ,W,ort„, Wieder.vereirn-
Helmut Kohl nimmt ein Blumen- gung kaum zurück. Aber Äng-
gebinde fest in beide Hände und ste um. eine neuer ausufernde
legt es mit unbewegter,M.iߧ auf. ißebatte über,j, ihr«. (Westgrenze
Politikersprüche den grauen, • skandinavischen zeigen sie unverhohlen. Das
Basalt des Denkmals zu Ehren polnische Trauma heißt Schle-
der Helden ; de&, -Warschauer sien. ».Dort, wo; das: industrielle
Ghettos. Der Ort, im Zentrum Herz Polens schlägt. Deutsche
„Glücklichstes der polnischen Hauptstadt gele- Gebietsansprüche, eine Ver-
gen, steht wieder einmal im schiebung der Oder-Neisse-Li-
Volk der Welt" Brennpunkt der Weltgeschich- nie nach Osten sind in War-
te. Hier kniete Willy Brandt. schau kein Thema für Verhand-
Das Bild vom in Demut gebeug- lungen. „Die Völker unserer
„Die für uns Deutsche so ten Bundeskanzler ging um den Länder, Polen und Deutsche,
bewegenden Stunden der Globus. Am 10. November 1989 müssen in gegenseitigem Ver-
wird Helmut Kohl von der dra- ständnis und Eintracht mitein-
letzten Nacht bedeuten ei- matischen Gegenwart eingeholt. ander leben. Wir sind auf die-
nen tiefen historischen Ein- Die Ereignisse in der DDR be- sem Wege", erklärt Regierungs-
schnitt in die Nachkriegsge- stimmen
schichte." (Bundespräsident „Nicht hier, seine gehen wir
Gedanken. chef Mazowiecki.
etwas zur
Richard von Weizsäcker) Seite", bittet der Kanzler zur im-
provisierten Pressekonferenz im Andere Sorgen EIN FOTO GING UM DIE WELT: Während des Mauerbaus nutzt ein junger Soldat der Volksarmee die
„Gestern Nacht war das Schatten des Mahnmals. letzte Möglichkeit zur Flucht. (Contipress-Archivbild)
deutsche Volk das glück-
lichste Volk auf der Welt." Für die Gastgeber der jüdi- Kohls Blitz-Abstecher an den
(der neue Präsident des Bun- schen Gemeinde bleibt wenig Rhein läßt den kleinen Mann in Innerdeutsche Grenze
desrates, Berlins Regieren- Zeit. Sie zeigen Verständnis. Warschau kalt. Ihn quält das
der Bürgermeister Walter „Ich fliege heute nach Bonn zu- mühsame Alltagsleben. Die In-
Momper, vor der Länder- rück. Mein Platz ist im Augen- flation (monatlich 15 Prozent)
kammer) blick im Kanzleramt", sagt Kohl. frißt Einkommen und Spargro-
Doch es ist nicht das Ende seiner schen, soweit vorhanden, auf.
„Der Schritt, zu dem sich Reise durch Polen. „Ich komme Alte Menschen wissen kaum,
die Führung der DDR veran- Samstagabend wieder nach wie sie ihren Lebensunterhalt
Trennlinie von 1393 km Länge
laßt sah, unterstreicht in be- Warschau zurück." Dann geht bestreiten sollen. Viele Senio- Als die Siegermächte des 1952, umfangreiche Sperranla- Bautrupps hundertausende Mi-
eindruckender und elemen- das Besuchsprogramm planmä- ren beziehen nur eine kärgliche Zweiten Weltkriegs 1944 im gen zu errichten: Stacheldraht-,
tarer Weise, daß der Wille ßig weiter. Rente von 50 000 Zloty. Ein Li- Londoner Protokoll Deutsch- Metallgitter- und Betonzäune, nen. 125 Menschen gelang es 1988
zur Freiheit auf Dauer stär- ter fette Milch kostet bereits land unter sich aufteilten, hatten Minenfelder, Gräben, Hundel- (1987: 98), unter Gefahr für Leib
ker ist als jeder staatliche über tausend Zloty. Ein Brot ist sie auch schon die Grenze zwi- aufanlagen und Wachtürme. und Leben diese Barrieren zu
Zwang." (Kanzleramstsmini- Überall Ratlosigkeit nicht unter 600 Zloty zu haben. schen den fünf Jahre später ent- Dieser bis zu zwei Kilometer überwinden. Nach Angaben der
ster Rudolf Seiters vor dem Ein Abendessen im Restaurant standenen beiden deutschen breite Streifen wird von mehr Zentralen Erfassungsstelle in
Bundesrat) Aber was heißt schon Plan? gehört für polnische Familien Staaten festgelegt: 1393 Kilome- als 45 000 Soldaten der DDR- Salzgitter, wo Unrechtstaten in
bereits zum Luxus. 10 000 Zloty
„Wir sind nahe an einem Schon am ersten Besuchstag pro Essen sind die Regel - doch ter lang, verläuft sie von der Lü- Grenztruppe überwacht. Zu Be- der DDR registriert werden, ka-
Punkt, wo die Menschen im überschlugen sich die Ereignis- ein Normalverdiener kommt becker Bucht im Norden bis zur ginn der 80er Jahre versuchte men seit dem Bau der Berliner
gespaltenen Deutschland se. Ratlosigkeit allenthalben. nur auf 120 000 Zloty im Monat. deutsch-tschechoslowakischen die DDR ihr internationales An- Mauer 1961 an der Grenze zwi-
wieder zusammenkommen Die Nachricht von der Öffnung DDR-Bürger werden in War- Grenze östlich von Hof im Sü- sehen zu verbessern, indem sie schen der Bundesrepublik und
werden." (SPD-Ehrenvorsit- der DDR-Grenze ereilt den schau bereits als Kapitalisten den. 1983/84 die geiürchteten Selbst- der DDR mindestens 111
zender Willy Brandt, zu des- Kanzler beim Abendessen mit eingeordnet. Um die Bürger vom attrakti- schußanlagen („Tötungsauto- Flüchtlinge ums Leben, an der
sen Amtszeit als Regierender dem polnischen Premiermini- ven Westen abzuschotten, be- maten" ) an den Metallgitterzäu- Mauer 77.
Bürgermeister die Mauer ge- ster Tadeusz Mazowiecki im Pa- gann die kommunistische DDR nen abbaute. 1985 entfernten (dpa)
baut worden war) lais des Ministerrates. Die Polen
sind bewegt und zeigen Ver- Wenig Informationen
„Daß die Verantwortlichen ständnis für eine mögliche Un-
in der DDR nicht nur Perso- terbrechung der Reise. Doch Als Helmut Kohl am Freitag
nen in den entscheidenden Kohl ist unsicher. Als er kurz um 14.30 Uhr mit seiner Luft- Bundespräsident von Weizsäcker:
Positionen auswechseln, vor Mitternacht im Luxushotel waffenmaschine im Himmel ver-
sondern ihr System dem Wil- Mariott vor die eilig zusammen- schwindet, ist auch Walter
len des Volkes entsprechend getrommelten Bonner Korre- Wallmann, Hessens Minister-
verändern, halte ich für un- spondenten tritt, sagt er: „Ge- präsident, an Bord. „Ich bleibe
ausbleiblich." (Kölns Erzbi- schichtliche Augenblicke rich- in der Bundesrepublik", verkün-
schof Joachim Kardinal ten sich nicht nach Program- det er. In der jetzigen Lage kom-
Freiheit nicht einzumauern
Meisner) men. Ich bin in einer schwieri- me es auf die Länderchefs und
gen Lage meinen Gastgebern ge- die Kommunen an. Aber drama- B, 'undespräsident Richard von despräsidenten hat folgenden tung gilt den vielen Menschen,
„Das, was uns aber mit genüber. Die Polen messen mei- Weizsäcker hat die Entwick- Wortlaut: die bei aller Bewegung beson-
Dankbarkeit gegen Gott in nem Besuch eine unglaubliche tisieren will er die Situation lung in der DDR als eine „tiefen „Die für uns Deutsche so be- nen geblieben sind und Aus-
besonderer Weise erfüllt, ist Bedeutung zu." nicht. „Vom Notstand kann historischen Einschnitt in der wegenden Stunden der letzten brüche nicht zugelassen haben.
die Art und Weise, wie das nicht die Rede sein." Sicher ist Nachkriegsgeschichte" gewer- Nacht bedeuten einen tiefen
sich da niemand. Informationen In diesem Sinne gilt es nun,
geschehen ist. Ohne Gewalt, Das mag in der offiziellen Les- tet. Der Deutschen Presse- historischen Einschnitt in die mit Verantwortungsbewußt-
durch das Gebet vieler Chri- art so sein. Der politische Nor- tröpfeln in Warschau nur lang- Agentur (dpa) erklärte Weiz- Nachkriegsgeschichte. Sie zei- sein und Augenmaß Schritt für
sten durch Jahre hindurch." malverbraucher in Warschau sam ein. „Wir wissen einfach zu säcker am Freitag, die Ereignis- gen aber auch, wie schon die Schritt einen Zustand zu errei-
(Martin Kruse, Berliner Bi- nimmt das Ereignis gelassen zur wenig", räumt Wallmann ein. se zeigten, daß Freiheit auf vorangegangenen Entwicklun- chen, in dem die Menschen in
schof und Vorsitzender des Kenntnis. Die 1,7 Millionen Ein- Dann eilt er hinter dem Kanzler Dauer nicht eingemauert wer-, gen, daß Freiheit auf Dauer Deutschland hüben und drü-
Rates der evangelischen Kir- wohner der polnischen Metro- her, der in Warschau seiner den könne. nicht eingemauert werden ben in Freiheit und Würde mit-
che in Deutschland) pole meinen, wenn sie angespro- Hauptbeschäftigung nachgeht: Die Stellungnahme des Bun- kann. Respekt und Hochach- einander leben können."
chen werden, lapidar: „Na, end- Dem Telefonieren.
Nr. 264 Politik Samstag, 11. November 1989

Flüchtlingsproblem / Bremen will Wohnraum beschlagnahmen Echo auf Grenzöffnung Vereinbarungen unterzeichnet / Kohl:

Behörden suchen mit Hochdruck Parteien:


Reformprozeß
^Entwicklung in Polen
nach neuen Notunterkünften unterstützen nicht vernachlässigen' Bonn (dpa/AP). Nach der Öff-
.. Hamburg (dpa/AP). Mit der einer „Blitzaktion" bundesweit Matrazen und Decken herge- nung der DDR-Grenze zum We- Warschau (dpa/AP). Bundes- len zu bleiben und ihre Gesprä-
Öffnung der innerdeutschen Schutzräume für die Aufnahme richtet. Kanada will Gelände zur sten haben gestern im Bundesrat außenminister Genscher und che wie geplant zu führen. Es
Grenze durch die DDR hat sich von Übersiedlern her. Die Län- Errichtung von Notunterkünf- die Bundesregierung und die sein polnischer Amtskollege dürfe nicht der Eindruck entste-
das Flüchtlingsproblem in der der griffen auf Hilfskrankenhäu- ten bereitstellen. Bundesländer ihre Bereitschaft Skubiszewski haben gestern im hen, daß man jetzt, die polnische
Bundesrepublik weiter ver- ser, Jugendherbergen, Turnhal- Der österreichische Innenmi- bekräftigt, den Reformprozeß in Beisein der Regierungschefs bei- Entwicklung vernachlässige.1
schärft. Die bundesdeutschen len, Polizeischulen und -kaser- nister Franz Löschnak sagte, der DDR mit großzügiger Hilfe der Länder eine Reihe von Ab- Kohl hatte dem polnischen
Behörden bemühten sich ge- nen zurück. So wurden in Nie- seine Regierung sei grundsätz- zu unterstützen. In einer spon- kommen und Ressortvereinba- Regierungschef Mazowiecki
stern mit Hochdruck um zusätz- dersachsen sieben meist unter- lich bereit, Bonn und Ost-Berlin tanen Aussprache in der Län- rungen unterzeichnet, darunter hatte am Donnerstag abend ei-
liche Notunterkünfte in der oh- irdische Hilfskrankenhäuser bei der Lösung von Problemen dervertretung wurde zugleich das erst vor einigen Tagen fer- nen Brief über wirtschaftliche
nehin schon katastrophalen Un- mit rund 2000 Betten vorberei- im Zusammenhang mit den versichert, daß auch weiterhin tiggestellte Investitionsschutz- Hilfsmaßnhamen für Polen
terbringungssituation. Kirchen, tet. Auch Hessen, das zum Wo- DDR-Flüchtlingen zu helfen. in der Bundesrepublik alle abkommen und Vereinbarungen übergeben. Bundeswirtschafts-
Organisationen und Hilfswerke chenende 8000 neue' Platze Außenminister Mock lehnte DDR-Bürger willkommen seien, über Jugendaustausch, Kultur- minister Haussmann teilte mit,
wollen weitere Betten bereit- schaffen will, mobilisierte Bet- aber die Aufnahme einer größe- die sich trotz des Wandels zur institute und die Errichtigung die Bundesregierung wolle den
stellen. Auch die Alliierten ten in Hilfskrankenhäusern. ren Zahl von Emigranten aus Ausreise entschlossen hätten. von Generalkonsulaten in Kra- polnischen Reformkurs mit ei-
Streitkräfte, Österreich und Ka- Das nordrhein-westfälische So- der DDR entschieden ab. Der neue Präsident des Bun- kau und Hamburg. ner neuen Kredit von drei Milli-
nada boten ihre Hilfe an. zialministerium mietete gestern desrates, der Berliner Regieren- Genscher reiste am Nachmit- arden DM unterstützen. Zu-
acht auf dem Rhein in Düssel- de Bürgermeister Momper tag zusammen mit Bundeskanz- gleich'verzichtete die Bundesre-
dorf liegende Hotelschiffe zur An Grenze der Belastbarkeit (SPD), eröffnete die Sitzung mit ler Kohl in die Bundesrepublik gierung praktisch auf den größ-
Verfügung vorbereitet Unterbringung von DDR-Über- den Worten: „Gestern Nacht zurück. Kohl, der seinen für ten Teil der Rückzahlung des al-
siedlern an. Das Bayerische Rote Kreuz war das deutsche Volk das sechs Tage geplanten offiziellen ten Milliarden-Kredits: 750 Mil-
Der Bremer Senat will unge- Das Technische Hilfswerk (BRK) ist durch die anhaltende glücklichste Volk auf der Welt." Besuch in Polen wegen der Er- lionen DM Kredit- und Zinsver-
nutzten Wohnraum beschlag- (THW) bereitete weitere Be- Massenflucht inzwischen nahe Auf diesen Tag hätten die Deut- eignisse in der DDR unterbrach, pflichtungen werden ganz erlas-
nahmen, falls die Zuwande- helfsquartiere vor. In acht Städ- an die Grenze seiner Belastbar- schen 28 Jahre seit dem Mauer- entschuldigte sich am Flughafen sen, 570 Millionen DM werden
rungswelle von DDR-Übersied- ten seien die angebotenen Ein- keit gestoßen. Die freiwilligen bau gewartet. Die hohen Lasten bei seinen polnischen Gastge- in Zloty in einen Fonds einge-
lern anhält. Der zuständige Bre- richtungen bereits belegt, hieß Helfer hätten mittlerweile und die großen Probleme, die auf bern und versicherte: „Ich bin in zahlt, aus dem gemeinsame Pro-
mer Sozialsenator, Bürgermei- es. Die Bundeswehr hat bis ge- 500 000 unbezahlte Einsatz- die Bundesländer zukämen, 28 Stunden wieder da." jekte in Polen finanziert werden.
ster Henning Scherf, erklärte stern abend rund .30 000 Unter- stunden hinter sich, sagte BRK- würden angesichts der Freude Der Kanzler hatte in den Mor- Kohl will - sofern nichts Un-
gestern, er habe eine entspre- kunftsplätze für Übersiedler in Präsident Bruno Merk. Das Bay- über die Entwicklung in genstunden nach einer Kranz- vorhergesehenes eintritt" heute
chende Beschlagnahmeverfü- über 100 Kasernen im ganzen rische Rote Kreuz stehe nun vor Deutschland gemeistert werden. niederlegung am Ghetto-Denk- abend wieder in Warschau sein
gung vorbereiten lassen. Ange- Bundesgebiet bereitgestellt. Der seinem größten Einsätz seit Kanzleramtsminister Seiters mal in Warschau an die Persön- und am Sonntag zusammen mit
sichts des Massenansturmes Bundesgrenzschutz hat in sei- Kriegsende. (CDU) bekräftigte die Zusage lichkeiten aus Wirtschaft, Kul- dem polnischen Ministerpräsi-
von Menschen aus der DDR und nen Kasernen und Unterkünften Der Verband der Angestell- Bundeskanzler Kohls, der DDR tur und Politik aus seiner Be- denten Mazowiecki an einer
der nicht zu bewältigenden Un- bislang etwa 8000 Menschen ten-Krankenkassen bot an, bei wirklichen Reformen in ei- gleitdelegation appelliert, in Po- Messe in Kreisau teilnehmen.
terbringungsprobleme müßten aufgenommen. Übersiedler in Rehabilitations- ner „völlig neuen Dimension" zu
Eigentümer von ungenutztem zentren, Ausbildungseinrich- helfen. An die Länder und die
Wohnraum Platz schaffen. Wer tungen und Personalwohnhei- Bürger in der Bundesrepublik
dazu nicht freiwillig bereit sei, Hilfe durch Alliierte men unterzubringen. appellierte er, die auftretenden Volksarmee Werden abkommandiert
der müsse dann durch die Be- Das Diakonische Werk der Probleme solidarisch zu lösen.
hörden gezwungen werden, sag- Auch die amerikanischen Evangelischen Kirchen in Besondere Unterstützung brau-
te Scherf.
In einer Art konzertierter Ak-
Streitkräfte stellen in ihren Ka- Deutschland appellierte an die
sernenanlagen Unterkünfte zur Kirchengemeinden, schnell und
che auch Berlin. Zunächst keine Stasi-Leute
tion bereiteten sich Bundeslän-
der und Einrichtungen des Bun-
Verfügung. Dasselbe boten am unkonventionell zu helfen. So
Freitag die französischen Streit- stünden zahlreiche Erholungs- SPD für „runde Tische" Einberufungen in den Tagebau
des auf die erwartetenen Tau- kräfte in der Bundesrepublik an. und Kureinrichtungen von Kir-
senden von Neuankömmlinge In West-Berlin hat die britische chen, Firmen, Verbänden und Die Bundestagsfraktionen be- Berlin (dpa). Die DDR will die Berlin (AP). 1200 Mitarbeiter
vor. Der Zivilschutz richtete in Armee zwei Hallen mit Betten, Gewerkschaften im Winter leer. rieten in Sondersitzungen. SPD- wegen der Ausreisewelle des DDR-Staatssicherheitsdien-
Fraktionschef Vogel plädierte schwierige wirtschaftliche Si- stes werden nach Angaben des
für ein schnelles Treffen Kohls tuation durch den Einsatz von stellvertretenden Ministers für
mit dem nominierten DDR-Re- Soldaten bewältigen. Daher sol- Staatssicherheit, Rudi Mittig, in
gierungschef Modrow. Er for- len von Januar bis April 1990 den nächsten Tagen zum Braun-
Parteichef seit 1956 derte die Einrichtung von „run- keine Reservisten in die Natio- kohleabbau abkommandiert.
den Tischen" nach polnischem nale Volksarmee (NVA) und die Mittig habe das Zentralkomitee
Muster in Ost-Berlin und Bonn. Grenztruppen eingezogen wer- der SED darüber informiert, daß
Bulgarien: Todor Schiwkow tritt ab Unions-Fraktionschef Dreg-
ger bewertete diesen Vorschlag
den. Wie das Verteidigungsmi-
nisterium der Nachrichtenagen-
tur ADN zufolge mitteilte, wer-
Angehörige seines Ministeri-
ums „zur sofortigen Unterstüt-
zung für die Volkswirtschaft ...
zurückhaltend. Wie Vogel un-
Sofia (dpa). Der seit 1956 am- Der bisherige Außenminister sich Schiwkow noch an die terstrich er aber die Bereit- den gleichzeitig die für den Zeit- in der Braunkohle zum Einsatz
tierende bulgarische Parteichef Petar Mladenow wurde sein Spitze der Reformbewegung schaft, der DDR bei Versor- raum vom 6. November bis 8. kommen" sollten, meldete die
Todor Schiwkow ist am Freitag Nachfolger. Das Zentralkomi- gesetzt. Die bulgarischen Re- gungsschwierigkeiten zu helfen. Dezember 1989 festgelegten "DDR-NacKrichtenagentur A,pN
vom Zentralkomitee , Seiner tee hat dem Parlament darüber formbemühungen seien deut- Der CSU-Vorsitzende, Bun- Einberufungsüberprüfungerf am Freitag. Demonstranten in
Partei überraschend von die- hinaus vorgeschlagen, lich hinter der Lage in der So- desfinanzminister Waigel, stell- zum Reservistenwehrdienst für der DDR hatten mehrfach gefor-
sem Posten entbunden worden. Schiwkow auch als Staatsober- wjetunion zurückgeblieben, te auf einer Pressekonferenz in 1990 eingestellt. dert: „Stasi in den Tagebau."
Das meldete die amtliche bul- haupt abzulösen. hatte er kritisiert. Er hatte die München der DDR projektge-
garische Nachrichtenagentur Die Ablösung Schiwkows Errichtung einer „bürgerlichen bundene Kredite in Aussicht.
BTA. Nach dieser Meldung bat kam für westliche Beobachter Gesellschaft sozialistischen Bundesdeutsche Hilfen müßten Ostberliner Anwalt DDR-TV-Nachrichten
der 78jährige Spitzenpolitiker in Sofia völlig überraschend. Typs" mit politischem Pluralis- jedoch an weitreichende politi-
selbst um seine Entlassung. Erst vor wenigen Tagen hatte mus angekündigt. sche und wirtschaftliche Refor-
men geknüpft werden.
De Maiziere „Aktuelle
FDP mit „Marshallplan"
Öffnung der Grenzen durch Ostberlin neuer CDU-Chef Kamera" in 3Sat
Die FDP will Vorschläge für
Moskau: Kluge und richtige Entscheidung bessere Lebensverhältnisse in
der DDR entwickeln. Ihr Fi-
nanzexperte Gattermann prä-
Berlin (dpa). Der Ostberliner
Rechtsanwalt Lothar de Maizie-
re ist neuer Vorsitzender der
Mainz (eg). Die Nachrichten-
sendung des DDR-Fernsehens
„Aktuelle Kamera" wird künftig
sentierte bereits eine Art CDU in der DDR. Auf ihn entfie- täglich zum Programmschluß
Moskau/Washington (dpa). wardnadse weiter: „Ich glaube, mand weiß, was demnächst pas- „Marshallplan" für private ge- len im Hauptvorstand der Partei auch über das gemeinsame Sa-
Der sowjetische Außenminister es war eine richtige und kluge, sieren wird", sagte er in der werbliche Investoren. Danach 92 von 118 abgegebenen Stim- tellitenprogramm 3Sat von ZDF,
Schewardnadse hat die Ent- eine weise Entscheidung." Nacht zum Freitag. Bush fügte soll ein Fonds bei der Lasteriaus- men, meldete die amtliche DDR- ORF und SRG ausgestrahlt. Das
scheidung Ost-Berlins, die Er schloß gleichzeitig aus, daß hinzu: „Aber es läuft in unsere gleichsbank eingerichtet wer- Nachrichtenagentur ADN ge- ist das Ergebnis einer Überein-
Grenzen zur Bundesrepublik in der DDR eine Regierung ohne Richtung." Die Grenzöffnung den, dessen Mittel durch private stern. Sein Gegenkandidat Win- kunft, die zwischen den Pro-
und zu West-Berlin zu öffnen, die Beteiligung der Kommuni- nannte der Präsident „ein dra- bundesdeutsche Kapitalgeber fried Wölk erhielt vier Stimmen. grammverantworllichen von
als eine „normale Entscheidung" sten möglich sei. „Ich glaube, matisches Ereignis". Viele DDR- aufzubringen wären. Der bisherige langjährige Vor- ZDF/3Sat und dem Fernsehen
bezeichnet. In einem Interview das wird nicht passieren". Bürger, die sich eingesperrt ge- Die Grünen forderten eine ra- sitzende Gerald Götting war erst der DDR vereinbart wurde.
sagte das Politbüro-Mitglied: fühlt hätten, könnten nun sagen: dikale Kürzung des Rüstungs- vor wenigen Tagen zurückge- 3Sat-Koordinator Walter Kon-
„Die Öffnung der Kontrollpunk- US-Präsident Bush begrüßte „Sieh mal, wir können umzie- haushalts, eine drastische Re- treten. rad sagte dazu: „Wir sollten an-
te in Berlin geschah nicht auf die Öffnung der DDR-Grenze, hen, aber wäre es nicht besser, duzierung der Bundeswehr und Der 49jährige de Maiziere ist gesichts der jüngsten Ereignis-
unsere Weisung, die deutschen beobachtet aber auch mit Vor- wir beteiligen uns an den Refor- ngere Zusammenarbeit mit der ein Neffe des ehemaligen Gene- se... jede Perspektive nutzen, um
Freunde selbst haben diese Ent- sicht die Fortschritte der DDR in men, die in unserem Lande vor DDR auf dem Gebiet des Um- ralinspekteurs der Bundeswehr, ein umfassendes Bild der Situa-
scheidung getroffen". Sche- Richtung .Demokratie. „Nie- sich gehen?". weltschutzes. Ulrich de Maiziere. tion zu dokumentieren."

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Nr. 264 Wirtschaft Samstag, 11. November 1989

DDR / Investitionen, Kooperationen


Die Rentenreform im Detail (Teil 2)

Drei Erziehungsjahre Bundesdeutsche Firmen in Startlöchern chen". Erst Ende September hat- realer Ansatz erreicht, „die konzerns Helmut Barth. Fdl's
bald anrechenbar
Hamburg (dpa/vwd). Auf die
„überwältigende und atembe- te der designierte DDR-Regie- Menschen am Verbleib in der die Rahmenbedingungen sich
raubende" Entwicklung in der rungschef Hans Modrow den DDR zu überzeugen ". Die bun- entsprechend entwickln, will
DDR hat die bundesdeutsche Autokonzern besucht. Damals desdeutschen Großunterneh- Unilever auch in der DDR inve-
Privatwirtschaft mit großem hatte er erklärt, daß das Fahr- men haben jedoch als Voraus-' stieren.
Bonn. Am vergangenen oder Vater drei statt bisher ein Kooperationswillen reagiert. In zeugkombinat IFA mit Daimler- Setzung für ein starkes Engage- Die Continental AG (Hanno-
Donnerstag verabschiedete Kindererziehungsjahr anrech- einer dpa-Umfrage am Freitag Benz Gespräche über eine Zu- ment fast ausnahmslos mehr ver) sei als „an der Grenze lie-
der Bundestag in Bonn die Re- nen lassen, die mit 75 Prozent machten die befragten Großun- sammenarbeit auf dem Gebiet marktwirtschaftliche Elemente, gendes Unternehmen" bereit,
iormgesetze zur Altersiche- des Durchschnittseinkom- ternehmen jedoch auch klar, der Nutzfahrzeuge führe. in der DDR gefordert. Commerz- sich .verstärkt in der DDR zu
rung. Mit den Gesetzen, die mens bewertet werden. Wer daß noch weitreichende Wirt- bank-Chef Walter Seipp erklär- engagieren. Sinnvoll könnten
zum großen Teil zum 1. Januar mehr verdient und nach der schaftsreformen in der DDR not- te: „Angesichts der rasch wach- Joint Ventures sein, wenn die
1992 in Kraft treten, sollen vor Geburt weiterarbeitet, hat da- wendig sind, um neue Hilfsmaß- „Schnell handeln" • senden politischen Veränderun- Rahmenbedingungen stimmten,
allem die sich aus dem wach- von nichts. Insgesamt zehn Er- nahmen, Joint Ventures und Di- gen in der DDR sollten wir nicht sagte ein Sprecher des Reiten -
senden Anteil alter Menschen ziehungsjahre sowie Pflegezei- rektinvestitionen im großem Stil Nach Einschätzung von Thys- davon ausgehen, daß auch die herstellers.- Dazu gehörten ein
an der Gesellschaft sich erge- ten wirken sich als sogenannte in die Tat umzusetzen. sen-Chef Dieter Spethmann wirtschaftliche Lage im anderen verläßliches Rechts- und Wah-
benden Finanzprobleme der „Berücksichtigungszeiten" Der Daimler-Benz-Konzern sind „viele deutsche und andere Teil Deutschlands mit einem ruhgssytem sowie ein funktio-
Altersklassen gelöst werden. rentensteigernd aus. Ein ur- geht nach der „überwältigenden westliche Unternehmen bereit, Paukenschlag von heute auf nierendes Rechnungswesen.
In unserer Serie stellen wir die sprünglicher Unterschied zur Entwicklung" in der DDR davon schnell zu handeln", in dem sie morgen geändert werden kann."
wichtigsten Änderungen im Beamtenversorgung, wonach aus, daß die bisherigen Ge- Betriebe in der DDR eröffnen. Seipp forderte» für Joint Ventu-
Detail vor. ein Jahr Kindererziehung für schäftsentwicklungen eine Den Unternehmen muß laut res ein „Investitionschutzab- Interesse Reemtsmas-
• Bundeszuschuß. Der Zu- die Staatsdiener gut den dop- „qualitativ neue Dimension er- Spethmann in der DDR Gele- kommen", das auch die Frage
schuß des Bundes zur Renten- pelten Betrag ausgemacht hät- fahren". Unternehmenssprecher genheit gegeben werden, des „Gewinntransfers" ein- Auch die Reemtsma Cigaret-
versicherung von derzeit 29,4 te, wurde ausgebügelt: Jetzt ist Matthias Kleinert erklärte: „An- Grundstücke zu nutzen und schließe. tenfabriken GmbH (Hamburg)
Milliarden Mark wird 1990 ein Babyjahr für pensionierte gesichts der aktuellen Entwick- darauf Betriebe zu errichten. bringt die Bereitschaft; zu Di-
um 300 Millionen Mark, im Beamte und Rentner gleicher- lung eröffnen sich vielleicht Maschinen und Produktions- rektinvestitionen und Know-
folgenden Jahr um weitere 2,3 maßen 28,79 Mark im Monat Chancen des gemeinsamen Wir- programme würden mitge- „Produkte bekannt" How-Transfer mit. Sonst würde
Milliarden aufgestockt. Dazu wert. kens, die wir bis vor kurzem bracht. der Gesamtvorstand nicht - wie
kommen 1992 noch voraus- nicht für möglich gehalten ha- Für die Vermarktung der dort Die Deutsche Uniliever vorgesehen - am 19. und.20. No-
sichtlich 4,8 Milliarden Mark, • Rente nach Mindesteinkom- ben." gefertigten Produkte auf dem GmbH (Hamburg) sieht in der vember in Dresden zusammen-
mit denen die bisher gesondert men. Diese Regelung, die vor Sein Unternehmen sei selbst- Weltmarkt werden dann bun- Öffnung der DDR große Markt- treten, sagte ein Unternehmens-
erstatteten Ausgaben für Kin- allem Frauen mit wenig Ein- verständlich bereit, über kon- desdeutsche Firmen sorgen. Die chancen. „80 Prozent der DDR- sprecher. Die erste Sitzung des
dererziehungszeiten pauschal kommen begünstigt, wird ver- krete Projekte „einer verstärk- DDR-Mitarbeiter könnten mit Bevölkerung kennt unsere Pro- Gesamtvorstands außerhalb des
abgegolten werden. Ab dann längert und auch auf niedrige ten Zusammmenarbeit auf allen den so eingenommen Devisen dukte durch die Fernsehwer-. Werks sei ein „Signal",, das in
wird er jährlich automatisch Pflichtbeiträge in den Jahren Gebieten, die unser Konzern be- auch in West-Geld entlohnt bung", erklärte der Sprecher des der DDR sicher verstanden wer-
erhöht; der Anstieg ist ab 1992 seit 1973 ausgedehnt. Damit arbeitet, mit der DDR zu spre- werden. Damit sei dann eine Nahrungs- und Waschmittel- de.
nicht nur an den der Brutto- werden Geringverdiener so
verdienste, sondern auch an behandelt, als hätten sie höch-
den der Beitragssätze gekop- stens 75 Prozent des durch-
pelt. Damit wird der Anteil des schnittlichen Rentenbeitrags Südwesten/Metallarbeitgeber reagierten auf IG-Metall-Forderungen
Bundes an den Rentenausga- gezahlt. Voraussetzung dafür Neues vom Tage
ben bis zum Jahr 2010 auf ist eine Wartezeit von 35 (bis-
etwa 19,2 Prozent stabilisiert.
• Erziehungs- und Pflegezeit.
Für Kinder, die ab 1992 gebo-
ren werden, kann sich Mutter
her 25) Jahren, wobei „Be-
rücksichtigüngszeiten" einge-
schlossen sind.
(Wird fortgesetzt)
Gewerkschaftspaket abgelehnt Dollar fester
Frankfurt. Der amtliche Mit-
telkurs des US-Dollar wurde am
Fellbach (AP). Die baden- umfaßt, lehnte Hundt ab. Nach Überlegungen der Gewerk- Freitag in Frankfurt mit 1,8517
württembergischen Metallar- den Vorstellungen des Ver- schaft nicht zur Regelarbeitszeit (Donnerstag: 1,8447) DM ohne
beitgeber haben gestern mit ei- bandsvorsitzenden soll der werden, der Sonntag soll ar- offizielle Mitwirkung der Deut-
Lufthansa und Interflug Durch „Private" ner Reihe von Gegenvorschlä- künftige Manteltarifvertrag für beitsfrei bleiben. schen Bundesbank festgestellt.
gen auf den Forderungkatalog Facharbeiter eine Regelarbeits- Darüber hinaus präsentierte
der IG Metall geantwortet, die zeit von 40 Stunden statt der die Gewerkschalt im Südwe- Höhere Rendite
in der Tarifrunde des kommen- gegenwärtigen 37 Stunden er- sten, wo rund eine Million Me-
Kooperation Werbe-Einbußen den Frühjahrs sowohl die 35-
Stunden-Woche als auch Ein-
möglichen. tallarbeitnehmer tätig sind, ein
Er plädierte dafür, die Ar- dickes Bündel von Zusatzforde-
Bonn. Vom 13. November an
werden neue' Bundesobligatio-
nen mit einem Nominalzins von
wird erweitert in der ARD kommenserhöhungen um acht
bis neun Prozent durchsetzen
will. Der Vorsitzende des Ver-
beitszeit auf maximal zehn Stun- rungen, die von weitgehender
den täglich und an sechs Tagen Arbeitszeitsouveränität
in der Woche zu verteilen. Da- die Verwirklichung der Men-
über
7,25 Prozent (Serie 87) zürn Ver-
kaufskurs von 99,5 Prozent mit
bands der Metallindustrie einer Rendite von 7,37 Prozent
Frankfurt (dpa/vwd). Die Flug- Berlin (dpa). Die öffentlich- mit soll auch samstags gearbei- schenwürde im Betrieb bis hin angeboten. Sie werden am 20.
gesellschaften Interflug und rechtlichen Fernsehsender be- (VMI), Dieter Hundt, sprach tet werden können. zu weitgehenden Mitbestimm-
sich in Fellbach dafür aus, daß Dezember 1994 fällig.
Lufthansa (LH) wollen ihre Zu- kommen die private Konkur- Die IG Metall verlangt dage: ugsrechten des Betriebsrates
sammenarbeit erweitern und renz immer stärker zu spüren. hochqualifizierte Kräfte länger gen die Einführung einer „Nor- "reichen.
' •
den innerdeutschen Flugver- Bei einem insgesamt stark ex- arbeiten sollen als dies der ge- malarbeitszeit" von 35 Stunden Hundt sprach von einem Cointreau, Remy fusionieren
kehr - ,,auf eine normale Jpasis pandierenden- Werbemarkt ge- genwärtige Tarifvertrag erlaubt. in der Woche für alle.,Verteilt „sehr engen" Yerteilungsspiel:, Paris, Die^yiberwiegend^von
stellen". Angesichts derr.'Rei* hen immer mehr lukrative Wer- Außerdem soll auch Samstags- werden soll die Normalarbeits- räum im kommenden Jahr und' Familien gehaltenen französi-
seerleichterungen für DDR-Bür- beaufträge an ihnen vorbei. Die arbeit möglich werden. zeit auf maximal acht Stunden schlug vor, den erwarteten Pro- schen Getränkehersteller Coin-
ger sei eine deutliche Steigerung Einbußen im Werbegeschäft er- Das Forderungspaket der Ge- am Tag und 40 Stunden in der duktivitätsfortschritt in Höhe treau und Remy Martin fusio-
der Nachfrage nach regulären reichen inzwischen mehrstellige werkschaft, das nach Arbeitge- Woche, wobei nur von Montag von rund drei Prozent voll für nieren. In die neue Wein- und
Verbindungen zwischen beiden Millionenbeträge, wie eine Um- berberechnungen eine Gesamt- bis Freitag gearbeitet werden Einkommensverbesserungen zu Spirituosen-Gruppe bringt
deutschen Staaten zu erwarten. frage für die neueste Ausgabe belastung in zweistelliger Höhe soll. Der Samstag darf nach den verwenden. Remy 4,15 Milliarden Francs
Das wurde in einem gestern in des dpa-Informationsdienstes (1,2 Mrd. DM), Cointreau 1,8
Frankfurt verbreiteten „Kom- für Medien ergab. Milliarden Franc Jahresumsatz
munique Leipzig" bekannt, das Von den zum Teil dramati- Mercedes-Benz AG / Niederlassung Kassel ein. Nach Angaben der Unter-
Interflug-Generaldirektor Klaus schen Einbrüchen sind bislang nehmen vom Freitag in Paris soll
Henkes und Lufthansa-Vor- ausschließlich die ARD-Sender die Identität jedes Partners ge-
standschef Heinz Ruhnau nach wahrt bleiben.
einem Verhandlungen am Don-
nerstag in Leipzig unterzeichnet
hatten.
im Norden und Westen betrof-
fen, die ihre Preise für Werbe-
spots zum Teil bereits kräftig ge-
Dreifacher Wechsel in der Führungsspitze Stagnieren Spritpreise
senkt haben. Der Umfrage zufol-
Die Linienflüge zwischen ge blieben bislang die Sender in Kassel (hos). In der Kasseler nischer Leiter für die Region tätig war. Düsseldorf. Für die Fahrer der
Frankfurt und Leipzig sowie Süddeutschland von dieser Ent- Niederlassung der Mercedes- Mitte nach Mannheim. Nachfol- Der Verkaufsleiter Pkw der fast 30 Millionen Autos auf bun-
zwischen Leipzig und Düssel- wicklung verschont. Neben Benz AG dreht sich das Perso- ger des 50jährigen ist der 39jäh- Kasseler Niederlassung, Kurt desdeutschen Straßen wird sich
dorf sollten ohne zeitliche Ein- Preissenkungen und Sparmaß- nalkarussell: Gleich drei Mit- rige Klaus Ulkann, der bisher Schwierzowski (45), wechselt in nach Ansicht des Esso-Chefs
schränkung fortgesetzt werden, nahmen gibt es innerhalb der glieder der Führungsmann- Technischer Leiter der Nieder- die Stuttgarter Konzernzentra- Thomas Kohlmorgen mit dem
fordern Lufthansa und Interflug. ARD jetzt Überlegungen, Wer- schaft wechseln im Rahmen der lassung Schweinfurt war. le. Für ihn kommt der 46jährige gemeinsamen europäischen Bin-
Die Begrenzung bis zum 1. Fe- bezeiten überwiegend bundes- Umorganisation des Daimler- Helmut Altemöller (47), Ver- Horst Grimm aus der Berliner nenmarkt bei den Benzinpreisen
bruar sei nicht geeignet, eine weit anzubieten. Anders als frü- Konzerns, in deren Verlauf kaufsleiter Nutzfahrzeuge und Niederlassung nach Kassel. nichts'ändern. Die in den EG-
dauerhafte Verbindung zu her sind beim Westdeutschen Pkw- und Nutzfahrzeugbereich Um'mog, geht als Vertriebsleiter Mitgliedsländern zum Teil sehr
schaffen, und mit Genehmigun- Rundfunk (WDR), beim Saar- aus der Holding Daimler-Benz Nutzfahrzeuge der Region Mitte Niederlassungsleiter Horst großen Preisunterschiede für
gen für jeweils nur drei Monate ländischen Rundfunk (SR), beim AG in eine neugeschaffene Ge- ebenfalls nach Mannheim. Seine Beier dankte den scheidenden Benzin blieben zunächst beste-
werde der kommerzielle Erfolg Norddeutschen Rundfunk sellschaft Mercedes-Benz AG Position in Kassel besetzt der Mitarbeitern in einer Feierstun- hen, so der Esso-Chef in Düssel-
verhindert. In Kürze werde die eingegliedert wurden, in andere 46jährige Ulrich Vreemann, der de und würdigte deren Verdien- dorf. Eine Harmonisierung der
(NDR) und beim Sender Freies Positionen. Technischer Leiter unterschiedlichen Mineralöl-
Fortsetzung der Flüge nach dem Berlin (SFB) die Werbezeiten bisher im Vertrieb Nutzfahrzeu- ste um den Aufbau der Kasseler
1. Februar 1990 beantragt. Detlef König wechselt als Tech- ge in der Zentrale in Stuttgart Niederlassung. steuersätze sei nicht realistisch.
nicht mehr ausgebucht.

Aktien Aktien Festverz. Werte, Wandel Investmentfonds Ausg. Rücknahme Investmentfonds Ausg. Rücknahme

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98,60 Adifonds 2,10


10. 11

72.47
10. 11.

69.02 Uniglobal 132


0 11

84.50
10 11

80 44
AG für Verkehr 10 664,00 690,00 Hussel/Oouglas 10 689.90 730.00 6,75% Bund v. 85/95 96,65 96,35 Adirenta 1,40 21,91 21,27 Unirak 3.89 78.65 74 88
Frankfurter Wertpa- Allianz vers. 12 2055,00 2070,00 IWKA 7 278.00 296.00 6% Bund v, 86/98 91.40 91,25 Aditec 1,00 112.55 107,19 Umrenta • 2.80 40.50 39.30
Altana 11 402,00 408.50 Kali + Salz 0 221,50 223.20 7,125% Bahn v. 85/95 98,50 98,50 Adiverba 2.45 173.29 165,04 Unispezial 1,65 84.20 • 80.16
pierbörse, übermittelt Anzag 6 350,00 346,00 Karstadt 9 574.00 605.00 7% Post v, 85'97 97,75 97,65 A.G.I -Fonds Nr. 1 7,00 179.71 171,15 Dpvtapnkiirse {Verkauf in nun
von der DRESDNER Asea Brown Bover 12 640,00 643,00 Kaufhof 8,50 551,00 580.00 6,75% Hyp. Hbg, (95) 94,60 94,60 Akkumula — 315.75 300,71
BASF 12 267,70 270.00 KSB Stämme 6,50 265,00 272.00 6,75% KfW v. 85/93 96,35 96,35 Colonia Rtfds 2,91 48,84 47,19 USA (US $ 1.-) 1 8557
BANK. 3ayer 12 278,50 281,20 KHD 0 169.00 173.50 9,125% Dresdner ECU/93 101,375 101,375 Concentra 1,28 43,29 41,23 England (£ 1,-) 2 9^3
3ayer Hypo 12,50 372,30 375,00 Klöckner-Werke 0 146.50 15100 8% Hoechst $ v. 83 ex 97,00 97.00 Dekafonds 1.30 55,20 52,44 Irland (Ir £ 1,-) '• 2.6 7 0
3ayer Veremsb. 13 355,00 364,00 Kolbenschmidt 8 232,50 238,00 12.375% Dresd. A-$ 85/90 97,75 97,75 Dekarent 2,30 33.08 32,12 Kanada (kan $ 1,-) 1 5886
Holland (hfl 100) •8ß>35
Lebhaft 3ekula 5
1n
117,50 127,50
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Leifheit 12
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590,00 Dekaspezial — 204.8C 194.57
Schweiz (sfr 100) 114 0<i5
An den deutschen Aktien- Dill, -r berger 1U DOu.UU Linde lo mo. uu Dekatresor
88'.34 Belgien (bfr 100) 4 779
BHF-Bank 12 401'00 401,00 Lufthansa 4 174^00 176.50 Auslandsaktien (DM/Stck.) 3,30 83^93
Despa-Fonds
märkten kam es am Freitag 3MW 12,50 520,50 534,50 MAHO 6 347.00 358.00 DIFA-Fonds Nr.1 8,00 179.90 170.90 Frankreich (FF 100) 29.575
nach der Öffnung der DDR- 3mding 10 550,00 574,50 MAN 6,50 340,00 352.50 9, 11. 10. 11. DIT-Eurozins 270 77.09 78.84 Dänemark (dkr 100) 25845
Grenze bei recht lebhaftem 3OSS Vz. 22 1200,00 1250,00 Mannesmann 6,50 230,00 240.00 DIT-Intern Rtfds, „K" 5,51 78,07 76,17 Norwegen (nkr 100) 26.800
3rau und Brunnen 0 470,00 494,00 Mauser Wald. 0 280,00 283,00 Akzo 112,40 112,50 DIT Paziftk-Fds. 0,80 167.42 159,45 Schweden (skr 100) 28.900
Geschäft zu einer deutli- 3rem. Vulkan 0 115,00 115.00 Mercedes Hold. 12 517,50 522.00 Alcan 40.10 40,20 DIT-Schweiz — 84,87 82,40 Italien (Lire 1000) 1.3745
chen Kurstestigung. Die Commerzbank 9 256,00 258.00 Metallges. 8 443,50 458,00 Algem. Bk. Nedl. 37.00 36.80 DIT-Rohstoff-Fds. ' 1,20 92,29 89,60 Österreich (öS 100) 14.223
Übersiedlerwelle verhalf kontinental AG 8 351,50 345,50 Nixdorf 4 322 00 318.00 Alusuisse 1525,00 1550,00 Dt. Rentenfonds 4,16 82,50 80,49 Spanien (Pta 100) , 1.590
vor allem Bau-, Maschinen- Daimler 12 654,00 659,50 PKI 16 569^00 569,00 Anglo American Corp 48,00 47.30 DWS Eurorenta 6,00 88,00 85,44 Portugal (Esc 100) 1.180
bau- und Konsumwerten zu Degussa 10,50 467,00 478,00 Porsche 11 775,00 760,00 Banco Central 75.00 75,00 Fondirent 7,15 80,88 78,52 Japan (Yen 100) 1.2985
deutlichen Aufschlägen. Deutsch. Babcock 5 195,00 198,00 Preussag 5 309,00 308,50 BP 8.60 8,65 Fondiro 1,80 95,90 91,33 Finnland (Fmk 100) 43.410
Deutsche Bank 12 654,00 665.00 PUMA Vz, 0 340.00 342.00 De Beers 26.30 26,30 Gerling Dyn 2,75 69,15 66,17 100 M Ost (Ank.) 9 50
Der Commerzbank-Index DLW 12 700,00 715,00 PWA 9 280,00 287.00 Exxon 84,00 83 50 Gerling Rendite 4,20 51,64 50,14 100 M Ost (Verk.) 12.50
stieg um 33,3 auf 1 862,3 Dresdner Bank 10 327,00 334,00 Rheinmetall 8,50 360,00 368,00 ' Fiat Stämme 14,30 14.35 Grundbesitz Inv 3.20 76,40 72,72
Punkte. Leichter hat der Metalle + Münzen (o. MwSt.)
Dyckerh Stämme 8 850,00 Rosenthal 5 340,00 345,00 General Motors 81,70 82.50 Grundw. Fonds 6,50 138,30 131,09
Rentenmarkt nach mittle- FAG Kugelfischer 7 345,00 358,00 RWE Stamme 8 311,50 318,00 Hitachi (100 St.) 1840,00 1840,00 Haus-Invest. 3.20 •71,00 67,54 Unze Gold (US-$) London 386 45
rem Umsatz geschlossen. Feldmühle Nobel 10 550,00 553,50 Salamander 8 415,50 440,00 IBM 178,50 180,50 III Fonds Nr 1 4,60 121.40 115.50 Gold (Ankauf) 22700.00
Der Commerzbank-Renten- Frankfurter Hypo. 12 900,00 915,00 Schering 12 733,50 741.00 ICI 33,30 33,00 Industria 1,28 68.62 65.35 Gold (Verkauf) 23 500.00
Goldschmidt 12 424,50 433,00 Siemens 11 545,50 559.50 ITT 106,50 106,50 Inrenta 4,40 65,00 63.38 Silber (Ankauf) 30000
marktmdex betrug 104,847 Hagen Batterie 4 210,00 210,00 SEL 2,50 319,00 317.00 KLM 40.90 40,90 Interkapital 1.20 — 21,54 Silber (Verkauf) 360,00
(plus 0,033). Hamborner • 8 479.00 495,00 ' Thyssen 7,50 212,80 223.50 Litton 155,50 156,50 Inter-Renta 3,10 35,35 34.30 Krügerrand (neu) . 691.00 — 731.00
Harpener 12,50 484.00 490,00 Varta 10 368,00 379.00 Norsk Hydro 38,50 38,70 Intervest 3,80 102,25 97,37 Maple Leaf 722,00 — 762,00
Heidelb. Zement 8 1180.00 1220,00 VDO 6,50 280.00 289,00 Olivetti Vorz. 6,70 6,60 Intern. Rentenf. 6,12 80,34 78,00 Tscherwonez 1975-80 165 00 — 191,00
Henkel Vz, 8,50 527,00 534,00 Veba 11 321.50 330.50 Philips 42,50 43,40 Investa 2,65 70,60 67,23 je 100 kg: ,
Herlitz Stämme 6 246,00 255,00 VEW 6,50 175,50 180.50 Royal Dutch 119,50 119,50 Plusfonds 2,85 82,68 78,74 Elektrokupfer 504,14 — 506.20
Henninger Br 6 680,00 700,00 VIAG 7.50 305,50 309.00 Schweiz. Bankges. 4085,00 4110.00 Renditdeka 1,90 33,77 32,79 Alüm. f. L. 362.00 — 365.00
Hochtief 10 928,00 980,00 VGT 7.50 570.00 549.50 Sony 107.00 108.50 Rentensparfonds 3,55 55,97 54,34 Blei in Kabeln 136.25 — 137,25
Hoechst 12 264.00 265,30 VW 10 416.00 432,00 Unilever 127,40 129.20 Thesaurent 80,17 78,21 Messing MS 58-1 436.00 — 451,00
Hoesch 8 228,50 223,80 Wella 9 598,50 609.00 United Techn 98.00 97.50 Transatlanta 0,25 29,60 28,19 Messing MS 58-2 462,00 — 485,00
Alle Angaben ohne Gewähr Holzmann 10 1055,00 1140,00 WMF 5 455,00 Xerox 104,90 104.50 Unifonds 1,34 33,50 31,83 Messing MS 63 492,00 — 499,00
Nr. 264 Hessen Samstag, 11. November 1989

Thema: Auswirkungen der Entwicklung in der DDR auf Hessen

Sondersitzung des Kabinetts


und Aktuelle Stunde im Landtag
Wiesbaden (Eff/Ihe). Auftakt der viertägi- tiert werden sollen. Bereits heute wird sich das
gen Plenarsitzung des Landtags in der näch- hessische Kabinett in einer Sondersitzung mit
sten Woche wird am Dienstag nach der Frage- der veränderten innerdeutschen Situation be-
stunde eine Aktuelle Stunde sein, beantragt fassen. Ministerpräsident Wallmann (CDU),
sowohl von der SPD .als auch von CDU und der Bundeskanzler Kohl auf seiner Polen-Reise
FDP, in der die dramatische Entwicklung in der begleitet, unterbrach ebenfalls seinen Besuch
DDR und ihre Auswirkungen auf Hessen disku- und kehrte nach Wiesbaden zurück.
Die Landesregierung hatte be- Der SPD-Landesvorsitzende zwischen Hessen und Thürin-
reits in der Nacht zum Freitag Eichel forderte gestern die so- gen zum deutsch-deutschen
einen Arbeitsstab eingerichtet, fortige Einberufung einer Son- „Begegnungsraum" gemacht
der sich um provisorische Un- derkonferenz der kommunalen werden.
terkünfte für Übersiedler küm- Spitzenverbände Hessens und Ferner sprach sich Eichel da-
mert. Der Arbeitsstab will Un- der Landesregierung, auf der für aus, wegen der Entwicklung
terkünfte für rund 8000 Neu- praktisch zu lösende Probleme in der DDR die dritte Stufe der
bürger aus der DDR „aktivie- der Flüchtlinge besprochen
ren." Bereits in der Nacht zum werden müßten.
Freitag sei damit begonnen wor-
den, etwa 2500 Betten in fünf
Hilfskrankenhäusern und in
Wenn auch ein „Ausbluten
der DDR" verhindert werden
müßte, so sollten doch die Men-
Aktion

Ganz besondere Brote j^ e n Feld und schwangen anschließend die Dresch-


Schutzräumen bereitzustellen.
Nach Öffnung der innerdeut-
schen Grenze rechne Hessen
mit einem erneuten Anstieg der-
Übersiedlerzahlen, erklärte eine
Sprecherin des Ministeriums in
Wiesbaden.
schen, die in den nächsten Ta-
gen noch kommen würden, mit
offenen Armen aufgenommen
werden und auch in Hessen eine
Bleibe finden. Die Organisation
dieser Aufnahme müsse zwin-
gend zwischen Landesregie-
advent
Unsere Leser helfen*
u e nin flegel. Gestern nun wurde das alte Öfchen mit rung, Städten, Gemeinden und
Kaufungen (Landkreis Kassel) gestern aus Sau- Holz und Reisig eingeheizt: Mit einem vier Meter Landkreisen, abgestimmt wer-
erteig und Roggenmehl im Freien geknetet und langen Holzschieber holt August Viehmann (im „Keine Bevormundung" den. Er icherte zu, daß Sozial- Helfen Sie mit!
im Backhaus gebacken. Das verwendete Mehl Bild rechts, neben ihm seine Frau Marie) die demokraten, die auf kommuna- Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf
stammt aus einem „ Roggenanbau wie vor 50 Jah- schwelende Glut aus dem Ofen; die Lehmwände
ren", den der Arbeitskreis Regionalmuseum haben sich inzwischen gut aufgeheizt. Mit der CDU-Generalsekretär Jung ler Ebene Verantwortung tra- Konto-Nr. 2055
Kaufungen angeregt hatte. Saat, Ernte, Verarbei- „Huddel" reinigt er den Backraum von Asche. sagte, die „Gemeinsamkeit aller gen, ihren Beitrag dazu leisten
wollten. bei einem der hier aufgeführten Kre-
tung und jetzt schließlich das Brotbacken - alles Dann gibt er das Backen frei. 25 große Laibe Brot Deutschen", sei jetzt gefordert. ditinstitute: Kreissparkasse Kassel,
„wie zu Omas Zeiten". Ganz stilecht wurde im verschwinden einer nach dem anderen im heißen Nach ersten Kontakten mit der Stadtsparkasse Kassel, Volks-
September vorigen Jahres der Boden mit Pferden Ofen. Nach der Aktion treffen sich alle Beteilig- Ost-CDU in Berlin hob er her- bank Kassel, Raiffeisen-Zentral-
vor, daß die Freiheit suchenden Neue Partnerschaften
bank Kurhessen AG Kassel, Volks-
gepflügt und das Getreide eingesät. Mit der Sen- ten heute zum großen Brotschlemmen. bank Northeim, Kreissparkasse
se zogen die Kaufunger zur Ernte im Juli auf das ((itx/Foto: Herzog) Menschen in der DDR keine Be- Northeim, Volksbank Bad Hersfeld,
vormundung aus der Bundesre- Eichel schlug vor, die Städte- Sparkasse Bad Hersfeld-Roten-
publik wollten. Man müsse ih- partnerschaften zwischen der burg,hessen Raiffeisen-Zentralbank Kur-
AG Bad Hersfeld.
nen dabei helfen, in ihrer Hei- Bundesrepublik und der DDR zu Oder auf das
Weserbergland-Mittelweser mat Lebensbedingungen zu intensivieren,
Appell an Kommunen schaffen, die ihnen das Dort- Ebene der kommunalen Betrie- vor allem auf der Postscheckkonto Hann. 500 307
Bareinzahlungen sind in allen
bleiben erleichterten. be, um den Menschen der DDR unseren Geschäftsstellen möglich.
FDP-Fraktionsvorsitzender zu helfen. Darüber hinaus regte
Fremdenverkehrsverband Land verkauft Wilke unterstrich das. Um deut- er an, zwischen den Bundes- Steuerreform auszusetzen. Die
lich zu machen, in welcher Brei- ländern und den DDR-Bezirken 25 Milliarden Mark, die zum 1.

mit neuem Erscheinungsbild Grundstücke te geholfen werden könnte, Partnerschaften zu gründen. Für Januar frei würden, sollten für
nannte er als Beispiel ein Woh- Hessen böten sich die drei thü- die „Wohlfahrt auf beiden Sei-
nungsbauprogramm der Bun-ringischen Bezirke an, sagte er. ten der deutsch-deutschen
Zugleich könnte die Grenze Grenze eingesetzt werden."
Wiesbaden (lhe). Das Land desrepublik in der DDR.
Rinteln (ybc). Der Fremden- bis einschließlich Oktober vier Hessen will zugunsten des
verkehrsverband Weserberg- Prozent mehr Übernachtungen Wohnungsbaus 22 staatliche
land-Mittelweser mit seinen als im Vorjahr gezählt: Das We- Grundstücke mit einer Gesamt- In Aufnahmelagern Zaun bei Tann abgerissen
sechs Regionen zwischen Qber- serbergland zähle deutlich zu fläche von fast 280.000 Qua-
weser, Mittelweser-Steinhuder den Gewinnern: Deutschland- dratmeter an Kommunen ver- __. _
Meer" Deister-Ö'sterwajld, Urlaub und Mittelgebirge lägen kaufen.' Als Käufer mußten
Schaumburg-PÖrta Westfalica derzeitig im Trend, Ferienorte Städte, Gemeinden und Kreise
und dem Osnabrücker Land soll seien attraktiver geworden, kul- dafür sorgen, daß auf den Area-
Psychologenverband bietet Grenzarbeiten
zusammenwachsen. turspezifische Werbemaßnah- len möglichst bald Wohnungen
stärker
Deshalb gehören die Reorgani- men zeigten ihre Wirkung.
sation des Verbandes, die Festi-
errichtet werden, erklärte Fi-
nanzminister Kanther (CDU) am kostenlose Beratung an stark reduziert
gung des Erscheinungsbildes Freitag in Wiesbaden. Ange- Kassel (m.s.). Erheblich redu-
und der Identität des Verbandes Radfernweg sichts des Zustroms von Über- Frankfurt/Bad Soden (lhe). Zu gen in der Lage, die Übersiedler ziert hat die DDR-Grenztruppe
sowie ein besseres „Marketing" diedlern prüften auch andere kostenlosen Beratungen für bei der Eingliederung in die
zu den Hauptaufgaben für 1990, Auch das für 1989 kreierte dieBehörden, darunter vor allem DDR-Übersiedler wollen mehr neue Gesellschaft zu beraten seit Mitte Oktober die Arbeiten
an der thüringisch-hessischen
wie in der Verbandsversamm- „Jahr der Weserrenaissance" Forstverwaltung, ob sie als 100 Psychologen in den oder ihnen Tips für Bewer- Grenze. Wie das Grenzschutz-
lung in Rinteln bekanntgegeben und die „Straße der Weser- Grundstücke besitzen, die sich nächsten Wochen in die Auf- bungsgespräche zu geben. kommando Mitte und der Grenz-
wurde. renaissance" seien hervor- für den Wohnbau eignen. nahmelager gehen. Mit dieser Ferner forderten die Ver- zolldienst gestern mitteilten,
Dazu wurde als vielfältig ver- ragend angenommen worden. Innenminister Milde (CDU) Aktion des Berufsverbands bandssprecher von der Bundes- waren im Oktober nur noch 300
wendbares Werbesymbol für Außerdem sei das Angebot im appellierte gestern an Städte Deutscher Psychologen (BDP) in regierung ein Psychotherapeu- Grenzsoldaten und Pioniere
die nächsten Jahre auch ein Weserbergland durch den 190und Gemeinden, Baulandreser- Zusammenarbeit mit dem Deut- tengesetz. Darin müßten Berufs- (September: 740) sowie 430
neues grün-blaues Verbands- Kilometer langen Radfernweg er- ven so schnell wie möglich für schen Roten Kreuz sollten de- zulassung, Qualifikation und die (480) Zivilarbeiter eingesetzt.
logo mit Wellenlinien (Weser, weitert worden, dessen Teilbe- den Wohnungsbau auszuwei- pressive Reaktionen der Neu- Einbeziehung der Klinischen Sie wurden Von 300 (555)
Ufer und Berge) vorgestellt. reich von Münden bis Minden im sen. Der derzeitige Mangel an ankömmlinge gerade in den er- Psychologen in die Krankenver- Grenzsoldaten bewacht.
Bei 35 000 Betten im Ver-Oktober eingeweiht wurde. Es bebaubaren Flächen sei „in er- sten Tagen nach der Übersied- sicherung einheitlich geregelt Ostwärts von Tann/Rhön
bandsgebiet wurden mit fehle nur noch die Fortsetzung ster Linie ein kommunales Pla- lung verhindert werden, kün- werden. wurde die vordere Reihe des
6,8 Millionen Gästeankünften zur Mittelweser nach Bremen. nungs- und Umsetzungsdefizit." digte BDP-Präsidentin Angela Wegen der bisherigen Rege- zweireihigen Metallgitterzauns,
Schorr am Freitag in Frankfurt lung, die Psychologen nur als der nur noch in diesem Grenz-
zum Auftakt des zweitägigen Hilfspersonen des Arztes inner- abschnitt in dieser Form be-
Je 15 000 Mark Geldstrafen ausgesetzt Antrag der Grünen: Bundeskongresses des Verban- halb der Krankenversorgung stand, abgerissen. Das Gelände
des in Bad Soden an. vorsehe, gebe es eine Unter- wurde planiert, die Versor-
Die DDR-Bürger, die in die versorgung bei der Behandlung gungspunkte für die eingesetz-
Bundesrepublik kommen, litten von psychisch Kranken. Um die ten Pioniere, Grenzsoldaten und
Kinopreis für Blockiererinnen ,Keine Bahnhöfe vor allem unter Heimweh, der richtige Anwendung von psy-Geräte abgebaut. Dieser schon
Trennung von ihrer Familie chologischen Tests etwa bei baufällige Teil der Sperren hatte
12 Filmtheater verwarnt mehr schließen' oder anderen psychischen Kindern oder bei Bewerbungen seine „Aufgabe" verloren, nach-
Spannungen. Gruppengesprä- um einen Arbeitsplatz zu garan- dem laut BGS und Grenzzoll-
che in den Lagern oder Über- tieren, setzen sich die mehr als dienst der Grenzsperr- und
Wiesbadener Redaktion Michelstadt (lhe). Das Amts- Wiesbadener Redaktion gangsheimen könnten eine Hilfe 10 000 Diplom-Psychologen im Signalzaun etwas weiter im
gericht in Michelstadt (Qden- bieten, sagte Frau Schorr. BDP ferner für einen gesetz- Landesinnern der DDR funk-
Wiesbaden (Eff). Zwölf hessi- waldkreis) hat am Freitag gegen Wiesbaden (Eff). Der Land- Außerdem seien die Psycholo- lichen Schutz solcher Tests ein. tioniere.
sche Filmtheater, darunter das vier Odenwälder Frauen wegen tagsabgeordnete Reeh (Hom-
„Capitol C" und der „Film- der Blockade eines amerikani- berg) hat einen Antrag einge-
laden", beide Kassel, erhalten schen Munitionstransporters bracht, nach dem der Landtag
den erstmals in diesem Jahr ver- eine Verwarnung ausgespro- die Landesregierung auffordern Günther (SPD): Neue Perspektiven für Kurhessen und Thüringen
gebenen Hessischen Kinopreis chen. Zusätzliche Geldstrafen soll, die „weiteren eklatanten
des Ministers für Wissenschaft wurden zur Bewährung ausge- Angebotseinschränkungen im
und Kunst für ihr „ausgezeich- setzt.
netes Programm". Dieses Votum
Schienennahverkehr
Die vier Angehörigen des Bahnhofsschließungen in Nord-
der Jury gab gestern Wissen- „Odenwälder Friedensforums" hessen" zu verhindern.
durch
..Gemeinsamer Wirtschaftsraum denkbar"
schaftsminister Gerhardt (FDP) hatten am 31. Oktober 1988 mit Das neue Nahverkehrskon- Kassel (m.s.). Für die gesamte ringen) einst einen gemein- Die Initiative der nordhessi-
bekannt. Urkunde und einen einer rund einstündigen Blocka- zept der Bahn für Nordhessen sei Region Ost- und Nordhessen samen Industrie- und Handels- schen SPD vor einem Jahr,
Geldpreis von je 15 000 Mark de einem Munitionstransporter zwar ein erster Schritt zur Umge- sowie Südniedersachsen hätten kammer-Bezirk bildeten. Zur Brückenfunktionen zu unseren
wird der Minister am 27. No- der amerikanischen Streitkräfte staltung des Personenverkehrs die deutschlandpolitischen aktuellen Situation sagte er Nachbarn in der DDR zu über-
vember in Wiesbaden im Schloß die Zufahrt zur Verladestation auf der Schiene, zugleich bringe Entwicklungen außergewöhnli- nach einer Sitzung des Bezirks- nehmen, sei jetzt in einer Weise
Biebrich den Preisträgern über- am Michelstädter Bahnhof ver- es aber auch eine Verschlechte- che und neue Perspektiven, die vorstands, die SPD Hessen habe bestätigt worden, wie sie damals
geben. wehrt. rung für eine Reihe von Gemein- jetzt genutzt werden müßten, bereits beim Landesparteitag in selbst die SPD noch nicht habe
Mit dem Hessischen Kino- Richter Trautmann bezeich- den und Ortsteilen mit insgesamt erklärte gestern abend der Limburg Angebote an die DDR voraussehen können, erklärte
preis werde ein weiterer Schritt nete die Blockade als „Gewalt- 15 500 Einwohnern, sagte Reeh. Vorsitzende des SPD-Bezirks formuliert, in denen sie sich un- Günther. Er habe damals zu ei-
im Rahmen der Neugestaltung anwendung im Sinne des Para- Sie würden davon betroffen, weil Hessen-Nord, Landtagsvize- ter anderem für ein gemein- nem kulturellen Austausch, zur
der Filmförderung getan, erklär- graphen 240 Strafgesetzbuch." die Züge auf zehn Bahnhöfen we- präsident Dr. Günther. Zum er- sames Entwicklungsprogramm Zusammenarbeit der Hochschu-
te Gerhardt. Im kommenden Die Anwendung von Gewalt im sentlich seltener oder überhaupt stenmal sei das bisher Undenk- Hessens mit der DDR für Städte len im Wissenschaftsbereich
Jahr werde erstmals ein Hessi- politischen Kampf laufe dem de- nicht mehr hielten, nämlich in bare denkbar geworden, den und Gemeinden beiderseits der und zu Wirtschaftskontakten
scher Filmpreis verliehen wer- mokratischen Prinzip zuwider. Baumbach, Kassel-Oberzwehren, gemeinschaftlichen Wirt- Grenze eingesetzt. Ferner sol- aufgerufen.
den. Der Minister unterstrich Zugleich hielt er den Angeklag- Rengershausen, Wolfershausen, schaftsraum Kurhessen-Thü- len, so Günther, Partnerschaf- Günther sagte, erst die von
seine Absicht, gute Kinos zu er- ten aber ein „besonnenes und Altenbrunslar, Singlis, Schlier- ringen in Zukunft wiederum so ten vertieft und neue gegründet den Sozialdemokraten unter
halten und zu fördern - als Ab- maßvolles Verhalten vor Ort"bach, Ihringshausen, Kragenhof zu verbinden, daß diese Region werden. Willy Brandt eingeleitete Ost-
spielstätte und bei Auswahl ei- zugute. Die Handlung sei nicht und Gertenbach. aus ihrer Grenzlage heraus Der SPD-Bezirksvorsitzende und Deutschlandpolitik habe
nes kulturell wertvollen Pro- von „eigennützigen Motiven" . Die Aufrechterhaltung der be- wieder zu einem Wirtschafts- begrüßte ausdrücklich den Vor- zu einer solch positiven Ent-
gramms. Eine sinnvolle Film- bestimmt gewesen. drohten Haltepunkte könne und raum in der Mitte Deutsch- schlag zur Öffnung weiterer wicklung beitragen können.
förderung müsse auch als ge- Die Frauen kündigten Beru- müsse durch ein angebotsorien- lands und Europas liege. zwischen Damals sei diese Politik von
wichtigen Teil die Kinoförde- fung vor dem Darmstädter tiertes Nahverkehrssystem ab- Günther erinnerte daran, daß Schienenübergänge der Bundesrepublik und der kondervativen Kreisen verun-
rüng umfassen, sagte er. Landgericht an. gesichert werden, forderte Reeh. Kassel und Mühlhausen (Thü- DDR. glimpft worden.
Nr. 264 Stadt Kassel Samstag, 11. November 1989

DDR-Bürger testen neue Freiheit mit Kassel-Besuch Hilfe am Wochenende

Wegweiser für
Einfach so in den Westen
Von Jörg Steinbach (Text) und Hans-Joachim Thienemann (Fotos)
DDR-Bürger
Kassel (b/man). Die Stadt
Kassel sowie einige Gemeinden
Kassel. Der erste Trabbi wurde in der 4.45 Uhr zählten die Beamten schon 60 rat- im Altkreis Kassel haben ge-
Nacht zum Freitag um 3.20 Uhr gesichtet, suchende Autofahrer aus der DDR. Überall in stern spontan auf den Besucher-
sinnigerweise auf dem Platz der Deutschen der Stadt waren gestern den ganzen Tag die andrang aus der DDR reagiert
Einheit. Am Großen Kreisel fragte der Fahrer Trabants, Wartburgs'und Ladas zu sehen. und beschlossen, auch am Wo-
chenende einen Betreuungs-
einen Schutzmann nach dem richtigen Weg Die plötzliche Reisefreiheit sorgte für einen dienst anzubieten.
durch die Stadt. Die Polizei plazierte einen Besucheransturm der Menschen aus Eisen-
Funkwagen als mobilen Infostand, und bis ach, Arnstädt und anderswo in Kassel. Die Stadt Kassel rechnet auf-
grund der Öffnung der DDR-
Am Hauptbahnhof klettern rasch die Frage, die gestern klargemacht. Jetzt ist der Leiter Grenze mit rund 2000 Besu-
mittags vier junge Männer aus wohl jeder Besucher aus dem Zivil- und Katastrophenschutz chern. Für sie wird im Lesezim-
ihrem Wartburg „mit VW-Mo- Osten hörte: Wollt ihr denn des städtischen Brandschutzam-. mer im 2. Stock des Rathauses
tor", wie einer stolz betont. tes reichlich müde. Um 5.30 Uhr
hier bleiben? „Nee, wir müssen ein Betreuungsbüro eingerich-
„Jetzt fahren wir einfach mal' kam eine junge Frau mit ihrem
zurück", wir arbeiten doch alle", tet, das heute von 8.30 bis
und gucken, ob das klappt", lautet die Antwort. Und etwasvierjährigen Jungen, um ein 14 Uhr und morgen von 14 bis
schildert Rüdiger Thiel den ge- verlegen kommt hinterher: paar Stunden zu schlafen und 18 Uhr geöffnet sein wird. Im be-
stern früh spontan gefaßten Ent- dann nach Bielefeld weiterzurei-
„Heut' haben wir halt mal frei- treuungsbüro erhalten die DDR-
schluß. „Wieso soll das nicht ge- sen, erzählt Kaiser. Etwas spä-
gemacht." Der Freitag als Feier- Bürger - auch die, die keine
hen?", fragte am Übergang tag in den grenznahen Städtenter kamen vier Studenten aus Zählkarte vorweisen können -
Wartha/Herleshausen der der DDR, „drüben läuft heute der DDR. Sie waren noch im das Besuchergeld in Höhe von
Grenzpolizist zurück. Schwupp, 'eh nichts." Dunkeln durch Kassel gestiefelt, 100 Mark. Klaus Angermann,
waren die vier aus Eisenach wollten „nur mal sehen, ob's der Leiter der Koordinations-
'drüben. „Einfach so, wir konn- wahr ist." Im Bunker wärmten stelle, betonte, es sei auch si-
ten das kaum fassen". Notbetten im Bunker sie sich auf, bekamen ein kräfti- chergestellt, daß die Besucher
ges Frühstück. Dann ging's wie- kostenlose KVG-Karten sowie
Dabei hatten sich Rüdiger sonstige Informationen erhal-
Thiel, Lutz-Achim Linge, Jörg Im Katastrophenschutz-Bun- der noch
heimwärts, „wir haben heu-
ten. Auch die Unstützung auf
Strauß und Uwe Hans gedacht, ker unter dem Hauptbahnhof ist te Vorlesung", erklärten
nur mit dem Personalausweis um diese Zeit wieder Ruhe ein- sie der verduzten Bunkerbesat-
„hat das bestimmt keinen gekehrt. Karl Kaiser, mitten in zung.
Zweck". Jetzt aber drücken ih- der Nacht aus dem Bett geklin- Bis gestern abend hatten sich
nen Kasseler Feuerwehrmänner gelt, hat gegen 3 Uhr die Bun- in der Bunker-Notaufnahme Heute um 11 Uhr
der mobilen Einsatzleitstelle am kertür aufgeschlossen und mitganze drei DDR-Bürger einge- 100 MARK BEGRÜSSUNGSGELD pro Person holten sich gestern
Hauptbahnhof Stadtpläne in die Helfern von Katastrophen- funden, die nicht zurück woll- 350 DDR-Bürger im Rathaus ab. (Foto: Jochen Herzog)
schutz und DRK den Bunker mit ten. Die drei wurden in ein
Hand. Los geht's zum Bummel in
der Innenstadt. Vorher noch 960 Betten als Notunterkunft Übergangslager weitergeleitet,
der Bunker bleibt aber geöffnet - Ehefrau Mitte Oktober über Un-
Kundgebung
falls doch noch Notbetten für garn geflüchtet war. „Das konn-
Flüchtlinge gebraucht werden. te keiner voraussehen", sagt er
Mittags in der City: Auf dem nachdenklich zur jetzt offenen
am Rathaus
Parkplatz am Karlsplatz und im Grenze, „damit hätten wir nie im Kassel (b). Aus Anlaß der
Rathaus-Innenhof parken - von Leben gerechnet." Ereignisse in der DDR findet
Passanten neugierig beäugt - am heutigen Samstag um
mehrere Autos mit DDR-Kenn- 11 Uhr vor dem Kasseler
zeichen. Manche haben trotz „Dem Krenz traut keiner" Rathaus eine Kundgebung
Parkgebührenzone keinen Park- mit Oberbürgermeister Hans
schein hinter der Windschutz- Zur Zeit der Flucht „hatten Eichel statt.
scheibe liegen. wir Angst, die machen ganz zu." Das Kasseler Stadtober-
Fühlt er sich jetzt betrogen? Der haupt erläuterte gestern, er
Trabbis ohne Knöllchen Kränführer und Rangierer, der möchte nicht nur die DDR-
bereits einen neuen Arbeits- Besucher in Kassel begrü-
platz gefunden hat, schüttelt ßen, sondern vor allem auch
„Eigentlich haben wir alle den Kopl. „Die haben uns 'drü- die Demokratiebewegung in
gleich zu behandeln", sagt die ben 30 Jahre verarscht, dem der DDR unterstützen. Ei-
Hilfspölizistin, die gerade einem Krenz traut doch keiner." Zu- chel appellierte au die Kassen
bundesdeutschen Pkw ein rück will er allenfalls mal „nur le'r Bevölkerung, sich an der
Knöllchen unter den Scheiben- zu Besuch"; das Mißtrauen ist Kundgebung zu beteiligen.
wischer steckt. Sie geht kontrol- noch groß: „Wir glauben noch
lierend weiter. Der Trabbi um nicht 'dran, daß das immer so
die Ecke - auch ohne Park- bleibt."
schein - bleibt ohne Knöllchen. dem Wege der ..Sozialhilfe für
Nachmittags fällt im Rathaus of- durchreisende Übersiedler sei
fiziell die Entscheidung: Kein Westmark um Mitternacht gewährleistet.
DDR-Autofahrer ohne Park- Außerhalb der Öffnungszei-
schein wird zur Kasse gebeten. Spätabends richtete die Feu- ten des Betreuungsbüros im Rat-
erwehr gestern in der mobilen haus steht für die DDR-Besu-
„Nie damit gerechnet" Einsatzleitstelle und Informa- cher am Hauptbahnhof ein In-
tionszentrale am Hauptbahnhof formationsbus bereit. Im Zivil-
sicherheitshalber noch eine schutzbunker am Hauptbahn-
.. Im Übergangswohnheim für „Nachtzahlstelle" der Stadtver- hof, Eingang Ottostraße, können
Übersiedler in der Jägerkaserne waltung ein. Damit die spät in Besucher bis zu zwei Nächten
schreibt ein ehemaliger DDR- Kassel eintreffenden Nacht- untergebracht werden. -'
Bürger gerade einen Brief an die schwärmer aus der DDR sich
früheren Arbeitskollegen. „Die mitsamt Begrüßungsgeld ins
TAGESBESUCH in Kassel: Aus Eisenach rollten gestern gemeinsam (von links) Uwe Hans, Jörg Freunde bleiben ja", sinniert der westliche Nachtleben stürzen Kreisgemeinden
Strauß, Lutz-Achim Linge und Rüdiger Thiel an. - .. 38jährige, der mitsamt seiner konnten...
Die Gemeindeverwaltungen
von Niestetal, Fuldatal und Ful-
dabrück bleiben am Wochenen-
Blitzumfrage in der Kasseler Innenstadt de ebenfalls für mehrere Stun-
den geöffnet, um für Wochend-
gäste aus der DDR ansprechbar

„Sie sollen gerne kommen, aber wieder 'rüberfahren" zu sein und ihnen das Begrü-
ßungsgeld auszahlen zu können.
In Kaufungen und Schauenburg
werden Bereitschaftsdienste
Kassel (ach). Auf dem Park- ben." le DDR-Bürger die offenen in unserem Interesse liegen, daß desrepublik. eingerichtet.
platz am Karlsplatz sitzt Fritz Zur überraschenden Reise- Grenzen zur Flucht nutzen die DDR entvölkert wird." Im „Das wird hart für DDR-Bür- Die Gemeindeverwaltung Nie-
Grünberg in seinem Wagen und freiheit für DDR-Bürger gab es könnten, sorgte freilich auch für Moment sehe es aus, als seien ger, die hierbleiben wollen", stetal wird heute von 8 Uhr bis
schaut zu einem gleich gegen- gestern bei einer Blitzumfrage skeptische Stimmen. Die schon alle Deutschen gleich, aber glaubt Rosemarie Mosler. Aber zum frühen Nachmittag für ge-
über geparkten DDR-Trabant der HNA in der Kasseler Innen- angekommenen, zahlreichen DDR-Bürger gleicher, merkt die die Reisefreiheit „finde ich toll", öffnet sein. Am übrigen Wo-
'rüber. Die plötzliche Grenzöff- stadt ohne Einschränkung nur Flüchtlinge, die auf Dauer in der junge Frau kritisch an. Wenn sagt sie. „Die Mauer muß weg, chenende ist unter der Rathaus-
nung sieht er als gute Methode positive Stimmen. „Find' ich in Bundesrepublik bleiben wollen, nicht wirklich alle gleichbehan- die sollen 'rein und 'raus dürfen nummer 05 61 / 5 20 20 ein Be-
auf dem Weg zu demokrati- Ordnung", meint kurz und bün- lassen viele Bürgerinnen und delt würden, „dann wird's bei wie in jedem anderen Land". Es reitschaftsdienst eingerichtet.
schen Verhältnissen in der dig Jürgen Brand, der mehrere Bürger im Westen nachdenklich uns noch ganz, ganz große „ist mir lieb, wenn Besuch Außerdem will Bürgermeister
Herbst mit dem Kreis über die
DDR. „Ich bin überzeugt, daß Verwandte in der DDR-Stadt werden. Schwierigkeiten geben", sagt kommt", sagt die Kasselerin, die kurzfristige
die Masse der Menschen 'drü- Altenburg hat. Die vielleicht „Sie sollen gerne kommen, das Ehepaar und denkt dabei an ebenfalls noch Angehörige in Notquartiers Einrichtung eines
in der Grundschu-
ben bleibt", sagt er und findet, schon bald mal zum Kaffeetrin- aber sollen auch wieder 'rüber- Geldgeschenke für DDR-Bürger der DDR hat. Bloß davor, daß le Sandershausen verhandeln.
jeder Bundesbürger „sollte bei- ken bei dem Kasseler vorbei- fahren", sagt Karola Hartmann- und die schlechten Abgaswerte Besucher hierbleiben möchten,
tragen, daß die Besucher einen schauen. Kling. Und auch Ehemann Nor- der Trabbis, an Wohnungsnot ist ihr bange: „Aufnehmen kann In Fuldatal bleibt das Rathaus
angenehmen Aufenthalt ha- Daß möglicherweise sehr vie- bert Kling findet: „Es kann nicht und Arbeitslosigkeit in der Bun- ich niemand." heute von 11 bis 12 und von 15
bis 16 Uhr sowie morgen von 11
bis 12 Uhr für DDR-Gäste geöff-
net, in Fuldabrück heute von 10
bis 12 Uhr. Die Gemeinde Kau-
fungen setzt auf Flexibilität:
Über einen Bereitschaftsdienst
( « 0 56 05 / 38 44) sind sowohl
Mitarbeiter der Verwaltung
(Auszahlung des Begrüßungs-
geldes) als auch des Bauhofs
(Einrichtung von Notquartie-
ren) erreichbar. In der Schauen-
burg können über Bürgermeister
Erich Schmidt (0 56 01/33 98)
am Wochenende die zuständi-
gen Mitarbeiter der Gemeinde
informiert werden.
In den größten Kommunen al-
lerdings, Baunatal und Vellmar,
erkannten die Verantwortlichen
keinen Handlungsbedarf. Auch
ein Sprecher der Gemeinde Loh-
felden stellte fest, daß besondere
lÜRRBM RRAKin FRITZ GRÜNBERG KAROLA HARTMANN-KLING NORBERT KLING ROSEMARIE MOSLER Vorkehrungen sich erübrigen.
Nr. 264 Stadt Kassel Samstag, 11. November 1989

Kassels Partnerstadt Elgershäuser Sportler:


Der Einfluß der Biografie auf die Geographie Arnstädter
Spontaner Besuch Me leiningen habe ich immer zu
finden gewußt: Auf der Höhe von
Fulda direkt nach Osten. Auch
Weimar, Eisenach, Erfurt brauche
Sylvia
Griffin
Templin, Eisleben, Ludwigslust?
Und so, wie uns diese Orte op-
tisch aus dem Blick gerieten, ent-
schwanden sie uns ganz aus dem
einladen!
Schauenburg (ing).' Nur eine

aus Arnstadt
ich auf keiner Karte lange zu su- Blickfeld. Der Grauschleier der
chen. Die Heimatkunde aus den Politik schob sich dazwischen. Stunde nach Bekanntwerden
ersten beiden Meininger Schul- der Meldung, daß die DDR die
jahren hat sich da niedergeschla-
gen. Aber mit dem Wechsel in der
Vcorgestern abend, als das Fern- Grenze nach Westen öffnet, faß-
te die Führungsspitze des TTC
sehen die Öffnung der Grenze
Biografie änderte sich auch der meldete, habe ich den alten Elgershausen ganz spontan ei-
Kassel (b). Im vergangenen tal den Weg nach Nordhessen Blick für die Geographie - aus der Schulatlas hervorgeholt. Ich habe nen, wie sie meint, „spektakulä-
Monat, als der Rat der Stadt eingeschlagen. Doch dann wa- neuen Heimat Kassel wandte er mich geübt im Wiedererkennen ren Beschluß". Die Tischtennis-
Arnstadt die Beziehung zur ren sie zunächst nach Kassel ge- sich nicht zurück auf die gerade der Orte, aus denen in den letzten freunde aus dem Schauenburger
Partnerstadt Kassel einseitig fahren und „erstmal hier hän- überwundene Grenze zu Thürin- Wochen diese erstaunlichen Ortsteil, zufällig zur Vorstands-
einfror, hätte wohl keiner für gengeblieben", wie sie am Nach- gen, sondern richtete sich nach Nachrichten, diese aufregenden sitzung versammelt, wollen auf
möglich gehalten, was gestern mittag im Rathaus erzählten, wo Westen. Bilder kamen. Ich habe nachge-
eintrat: Spontaner Besuch aus sie sich ihr Besuchergeld abhol- Im Heimatkundeunterricht hing Bei einem Treffen ehemaliger schaut, wo ich vielleicht bald Anzeige
Arnstadt in Kassel. Nicht nur, ten. jetzt die Hessenkarte, die, als wir Meininger in der Rhön zum 17. ohne große Formalitäten hinfah-
daß sich unter den 350 Besu-
chern aus der DDR, die sich ge-
Überhaupt sei die Partner- älter wurden, von der Deutsch- Juni hörte ich sie einmal über ren könnte. Die Vorstellung, daß
dieses neue Deutschland da drü-
Weihnachtsfeiern
schaft mit Kassel in Arnstadt landkarte verdrängt wurde. In je- Lautsprecher in den Osten schal- Stadthallen-Restaurant
stern im Kasseler Rathaus das nur wenig bekannt, sie selbst nen fünfziger Jahren war es noch len: „Wir rufen Schmalkalden, Zel- ben ganz einfach erreichbar wür- Tel, 77 70 93 und
Begrüßungsgeld in Höhe von hätten es nur erfahren, weil ihre eine dreigeteilte, die neben der la-Mehlis, Eisenach!" Aber im Erd- de, nimmt mir noch immer den Waldhotel Schäferberg, Espenau
100 Mark abholten, vier Arn- Baunataler Verwandten ihnen Bundesrepublik die „sowjetisch kundeunterricht spielten sie keine Atem. Als Kind habe ich „drüben" Tel. 0 56 73/79 51
städter Bürger befanden. Auch Artikel der HNA geschickt hät- besetzte Zone" aufwies und die die DDR-Hymne gelernt und ge-
ein SED-Stadtrat aus der thürin- ten. Jetzt hoffen die beiden - die Gebiete „unter polnischer und
Rolle. Die Karte hätte ebensogut
an der Grenze enden können. sungen: „Auferstanden aus Rui- Gänseessen
gischen Partnerstadt nutzte ge- gestern morgen spontan ihre russischer Verwaltung." Darauf Und so ging es auch mir, die ich nen und der Zukunft zugewandt".
stern die Öffnung der Grenze für Arbeitsstelle verließen, um end- suchte ich manchmal Weimar, wo doch Bindungen nach drüben Jetzt könnte das für die Men- Vorschlag von Vereinschef Karl
eine Reise nach Kassel, gab lich mal in den Westen zu reisen ich geboren bin, oder sagte für hatte, wie so vielen Schulkindern schen dort erstmals wahr werden. Schäffer umgehend Kontakt auf-
Oberbürgermeister Hans Eichel - daß die Partnerschaft richtig in mich wie eine Litanei die vertraut meiner Generation und danach: Und ich könnte Zeuge sein: Nicht nehmen mit ihren Sportkollegen
preis. die Gänge kommt und regelmä- klingenden Namen der Orte um Nur vage Vorstellungen, wo wel- mit dem Finger auf der Landkarte in Kassels Partnerstadt Arn-
Meiningen her, wo ich aufwuchs: che Städte in der DDR liegen. des Schulatlas, sondern mit Au- stadt - und an einem Adventwo-
Anzeige Schmalkalden, Wasungen, Zelta- gen und Ohren auf dem Markt- chenende 20 Familien aus Thü-
Berlin, Leipzig und Dresden platz von Meiningen.
Mehlis, Hildburghausen. vielleicht noch. Aber Prenzlau, ringen drei Tage nach Elgers-
hausen einladen. Es reiche näm-
ucher-Aal I lich nicht, lediglich Freund-
schaftsspiele auszutragen.
20,- bis 50,- nett verpackt!
„Die Welle der Sympathie für
;-Räucherei Monika Peter • Kassel. Frankfurter Str. 128 • 0561/22267 • vis-ä-vis Aue-Stadion Ramona Menzel: Ich war' so gern dabeigewesen die Bürgerinnen und Bürger im
anderen Teil - Deutschlands
Der OB zeigte sich gestern ßige Besuche zur Normalität schwappte über an die Theke",
nicht nur überzeugt, daß die werden. Frank und Richter sind schildert TTC-Organisationslei-
Kontakte schon bald auch offi-
ziell wieder aufgenommen wer-
den, er lüftete auch ein streng
gehütetes Geheimnis: Auch in
den vergangenen Tagen hat es
sich jedoch sicher: „Wir werden
wirtschaftlich noch schwere
Zeiten durchmachen." Auf dem
Rückweg wollten sie auch noch
in Baunatal reinschauen.
Zwischen Freude und Wut ter Roland Kotaska die Stim-
mung im Vereinslokal „Zur Soh-
le". Und so wanderte denn
gleich ein Sparschwein herum
und schluckte die ersten Schei-
städtepartnerschaftliche Berüh- Auch für Thomas Hoppe aus Kassel (wet). So zerrissen wie vergangenen Wochen hatten Schönes gekauft und war' wie- ne für den guten Zweck.
rungspunkte gegeben. So sei be- Arnstadt war gestern klar, daß jetzt hat sich die junge Frau ihre Wirkung: „Ich hab' jetzt oft der rüber. Und dann hätt' ich
reits vor gut zwei Wochen ein er noch am selben Tag wieder wohl lange nicht gefühlt: Ramo- Heimweh, nachts habe ich Alp- gesagt, guckt hier, das hab' ich
Arnstädter Vertreter des Neuen zurückkehren wird. Noch Stun- na Menzel, am 12. Spetember träume von zuhause. Wenn ich aus dem Westen". Für Drogenabhängige
Forums in Kassel zu Gast gewe- den nach dem Grenzübertritt mit ihren Töchtern Nancy (6) das gewußt hätte, wäre ich Also zurück? „Wenn ich noch
sen, und am Freitag habe er mit glaubte der 24jährige CNC-Dre- und Linda (4) von der DDR aus glaub' ich nicht gegangen." im Lager war' und allein, dann
Arnstadts Bürgermeister Bernd her zu schweben, schien ihm über Ungarn geflüchtet und seit Doch als sie ging, war von all ja..., aber so?" Ramona Menzels
Markert telefoniert.
Markert habe mitgeteilt, daß
„einfach unbegreiflich, die Mau-
er von hinten gesehen zu ha-
ihrem Eintreffen in Kassel von
der HNA bei ihren ersten
dem noch nichts zu ahnen. Partner ist auch in der Bundes-
republik, und er will bleiben,
Anlaufstelle im
die Rat der Stadt Arnstadt am
Montag nächster Woche seine
ben". Hoppe bedauerte, daß die
Partnerschaft Arnstadt-Kassel,
von der er nur über den gut
Schritten in der Bundesrepublik
begleitet, fühlt sich betrogener
denn je zuvor. Tränen standen
Viel Glück gehabt...
mißtraut der DDR-Führung wei-
terhin. Sie dagegen meint, daß
„die nun nicht mehr zurück kön-
Cafe Nautilus
neue Position zur Partnerschaft
festlegen wolle, anschließend funktionierenden „Buschfunk" der 24jährigen in den Augen, als Ramona Menzel gehört si- nen". Ihre ganze Hoffnung gilt Kassel (tox). Ein Modell-U-
sei ein weiteres Gespräch ge- (Mundpropaganda) in der DDR sie am Donnerstagabend im Ra- cherlich zu denen, die Glück daher einem Besuch in der DDR, Boot mit dem Namen Nautilus
plant. erfahren habe, in den letzten dio die Meldung von der Öff- hatten im „goldenen Westen", der Möglichkeit, ihre Freunde gehörte zu den symbolträchti-
Wochen „untergegangen" sei. nung der DDR-Grenze hörte. der, das weiß sie nun auch, in wiederzusehen, „telefoniert gen Geschenken bei der Eröff-
Daß Besuch im Westen kam Tränen der Freude über eine manchen Dingen so golden nicht hab' ich schon mit ihnen!" nungsfeier. Gestern füllten noch
Spontanbesuche für den 24jährigen so überra- Nachricht, auf die kaum jemand ist. Sie hat eine wunderschöne Und wieder schweift der Blick geladene Gäste die Räume des
schend, daß er gar nicht wußte, zu hoffen gewagt hatte. Tränen und dank vieler Spenden auch durch die^ neue Wohnung, Nan- Cafe Nautilus. Am Mittwoch
Für Rudolf Frank und seinen was er sich von den 100 Mark der Wut aber auch darüber, daß komplett eingerichtete • Woh- cy und" Linda kommen, schwen- um 14 Uhr öffnet das Cafe seine
Schwager Mathias Richter aus („es ist schon ein bißchen pein- offensichtlich alles umsonst nung, Nancy geht zur Schule, ken ifröhlich die Laterne für den Türen für drogenabhängige und
Arnstadt war es allerdings we- lich, etwas geschenkt zu neh- war. Umsonst, sich über Nacht Linda seit 14 Tagen begeistert in Umzug am Martinstäg. Das, so drogengefährdete Menschen.
niger die Städtepartnerschaft, men") kaufen würde. Am lieb- von ihren Freunden, ihrer Ar- den Kindergarten. Und obwohl die Mutter, „kannten wir auch Als Kontaktladen des Dro-
die sie gestern nach Kassel zog. sten, so beteuerte er, „würde ich beit, ihren Kollegen, ihrem gan- sie noch keine Arbeit hat, nicht nicht." Wie so vieles. Noch im- genvereins Nordhessen konzi-
In erster Linie hatten sie wegen ein Stück Stacheldraht als Sou- zen Hab und Gut getrennt zu vermittelt wird, weil die Kinder mer beispielsweise verbirgt sie piert, soll das Cafe in unmittel-
ihrer Verwandtschaft in Bauna- venir mit zurücknehmen". haben, unter gefährlichen Um- nur von 8 bis 13 Uhr betreut ihre Freude und ihr Erstaunen barer Nähe zum Hauptbahnhof
ständen in eine Ungewisse Zu- sind, ihr die Decke oft auf den über das Angebot hier, „denn Anlaufstelle sein. Angeboten
kunft geflohen zu sein. „Es sind Kopf fällt, versichert sie, „es ich möchte nicht als DDR- werden konkrete Lebenshilfen:
doch noch diesselben!" Diesel- geht mir gut, ich könnte ja Flüchling erkannt werden"; als Mahlzeiten und Getränke zum
ben an der Macht, die verant- schließlich immer noch im Lager jemand, der auf die Hilfe der Selbstkostenpreis, sanitärer
wortlich waren für Unfreiheit, sein!" Nein, undankbar möchte Menschen hier angewiesen ist. Anlagen, Spritzenaustausch
Gängelei und Angst, „die dre- sie nicht erscheinen. Denn daß angesichts der Flücht- und Kondomvergabe.
hen und wenden sich jetzt, wie Aber sie wäre eben doch so lingsströme aus Solidarität Ab- Angela Waldschmidt und
es für sie gerade am besten ist". gerne dabeigewesen - bei den lehnung zu werden droht, weiß Heiner König vom Vorstand des
Demonstrationen in Magdeburg auch Ramona Menzel. Drogenvereins Nordhessen
Und wütend bricht es aus ihr und Ostberlin, an den Grenz- drückten die Hoffnung aus, daß
heraus: „Die haben doch immer übergängen gestern nacht, als Doch schon hat sie die Kauf- das Cafe demnächst ebenso gut
nur auf Kosten der Leute in der die Menschen unbehelligt von häuser wieder vergessen, ihre besucht sein werde wie zur Er-
DDR gelebt, die wissen gar Ost nach West gingen, den hi- Sprunghaftigkeit spiegelt die öffnung. An die Polizei richtete
nicht, was sie uns antun, das storischen Augenblick feierten: zwiespältigen Gefühle: „Manch- König die Bitte, mit diesem neu-
können sie nie wieder gutma- „Sie können sich gar nicht vor- mal muß ich an meine Blumen en Projekt so sensibel umzuge-
chen! Und schlechtes Gewissen stellen, was das für die Leute in denken, die waren so schön. hen wie dies in der Vergangen-
haben sie jetzt auch nicht, son- der DDR bedeutet! Ich war' Aber sie haben die Wohnung heit bei anderen Einrichtungen
dern reden immer drum rum". dann bestimmt auch mal in den versiegelt, da werden sie alle der Kasseler Drogenhilfe der
Schon die Nachrichten der Westen gefahren, hätte mir was eingegangen sein." Fall war. Er bat um Verständnis
dafür, daß „Zusammenarbeit" im
Sinne der Vertrauensbildung
272 Straftaten / Angeklagte geständig darin bestehen müsse, daß man
nicht zusammenarbeite.

Aus Wut Großfeuer gelegt Unterstützung zugesagt

Stadträtin Christine Schmar-


sow sagte auch für die Zukunft
Kassel (t). In der Nacht zum mals zumeist arbeitslos, von nen. Anscheinend haben man- die Unterstützung der Stadt zu.
10. Juni 1988 gegen 2.20 Uhr 1984 bis 1989 in Kassel, der Re- che Bestohlenen ihren Versi- Auch Angelika Mallach vom
schreckten die Bewohner Nie- gion und fast im gesamten Bun- cherungen geschönte Zahlen Hessischen Sozialministerium
derzwehrens aus dem Schlaf. desgebiet Einbrüche verübten. genannt, um ihrerseits einen gu- kündigte eine weitere finanziel-
STÄDTEPARTNERSCHAFT: Rudolf Frank (links) und sein Schwa- Großbrand in einem Teppichbo- Die „Arbeitsweise" war immer ten Schnitt machen zu können. le Förderung des Cafes an. Mit-
ger Mathias Richter aus Arnstadt nutzten gestern die Öffnung der denlager am Glockenbruchweg. gleich: in beinahe allen von be- Staatsanwälte Wagner rat- tel kommen in erster Linie aus
Grenze für einen Besuch in der Partnerstadt Kassel. (Foto: Herzog) „Ich wollte zunächst ein paar kannt gewordenen und ange- tert in Kurzfassung die Taten dem Topf des Bundesmodells
Tapetenrollen anstecken, doch klagten 272 Fällen schraubten von 100 bis 150 in so kurzer Zeit „Booster" (Verstärkung).
die brannten nicht gut", sagte oder drehten sie die Profilzylin- herunter (die Angeklagten nik- Eine gute Zusammenarbeit
der Brandstifter gestern vor der der von Türen ab und gelangten ken jeweils, oder schütteln den wünscht sich Manfred Sautter
3. Strafkammer des Landge- so vornehmlich zu nächtlicher Kopf, oder sie sagen leicht pro- vom Beratungszentrum W 23
richts. Als das Feuer ausblieb, Stunde in Büros oder verlassene testierend bei der Angabe des
Schnelle Hilfe nach DKW-Panne zündete er ein leicht entflamm-
bares Verdünnungsmittel an.
Wohnungen. Sie waren fast im-
mer auf Bares aus, verschmäh-
gestohlenen Betrags „viel zu
hoch"), daß Richter Knauf be-
und benannte ein gemeinsames
Problem. Denjenigen, die das
Drogenproblem aus dem öffent-
Kassel (b). Auch im Golde- zu erscheinen, und zweitens Mit dem Erfolg, daß das Lager ten aber auch Schmuck und an- sorgt anfragt, ob eine Pause an- lichen Bewußtsein verdrängen
nen Westen sind die DDR- wollten sie die Rückreise unter ausbrannte, ein Schaden von 6,3
Millionen Mark entstand und
dere wertvolle Gegenstände
nicht, die sie später „versilber-
gezeigt sei. Die Staatsanwältin
jedoch bedankt sich und setzt wollten, sei das Cafe Nautilus
Bürger vor Ost-Problemen keinen Umständen ohne ihr das genauso ein Dorn im Auge wie
nicht gefeit: Kaum hatten ge- Auto antreten. Und einen „einealles, fixe
weil der junge Mann
Idee hatte".
ten". Sogar einige Sparschwei-
ne, die in den Büros gefunden
die Zahlenreihe fort. das W 23. Die steigende Zahl
stern vier Heizer aus dem Rücktransport durch den So kommt man dann gestern von Drogenabhängigen fordere
Heizkraftwerk Eisenach ihr ADAC für 300 Mark ließen die Er und sein Kumpan geben an, wurden, mußten „sterben". bei der Zahl 272 an. Gelegent- eine intensive Kooperation der
Ziel Kassel erreicht, da gab auf finanziellen Möglichkeiten der in die Halle eingebrochen zu Die Angeklagten sind im gro- lich läßt Richter Knauf einen verschiedenen Einrichtungen.
der Kölnischen Straße die Ma- vier Heizer nicht zu. sein, um nach Bargeld zu su- ßen und ganzen geständig. Da- Gag einfließen, so bei der Kurz- Geöffnet hat „Nautilus", Wer-
schine ihres DKW-Zweitak- Magistratssprecher Hans- chen. Als sie eine halbe Stunde bei zeigte sich jedoch bei dem Schilderung eines Einbruchs in ner-Hilpert-Straße 25-27, mon-
ters ihren Geist auf - und kei- Jochem Weikert schließlich lang keine müde Mark gefunden laut Anklageschrift angerichte- das Kasseler Büro der „Neuen tags und donnerstags (11 bis 15
ne Chance, für das historische erhörte den Hilferuf und gab hatten, ärgerten sie sich und ka- ten Gesamtschaden von 700 000 Heimat", bei dem zwei Täter 40 Uhr, mittwochs 14 bis 18 Uhr,
Gefährt in Kassel Ersatzteile spontan die Order aus, die Ka- men in Wut: „Da habe ich nicht Mark (ohne Brandstiftung) ein Mark erbeuteten. „Haben Sie", sonntags 16 bis 19 Uhr. Sozial-
zu bekommen. rosse vom ADAC transportie- lange überlegt und angesteckt." Widerspruch. Die angeblich ge- fragt der Kammervorsitzende, arbeit auf der Straße, die „street-
Was die Panne erschwerte: ren zu lassen. In der festen Die beiden beutelosen Brand- stohlenen Summen sind in ver- „bei der Neuen Heimat tatsäch- work" im Umfeld der Szenetreff-
Erstens waren die vier Heizer Überzeugung: „Irgendwie stifter gehören zu jener zehn- schiedenen Fällen oftmals von lich Geld gesucht?" Allgemeines punkte, ergänzt die Aktivitäten
fest entschlossen, pünktlich kriegen wir die 300 Mark köpfigen Truppe von jungen den Geschädigten höher ange- Gelächter im Saal. Die Ver- der Nautilus-Mitarbeiter Chri-
zur Nachtschicht in Eisenach schon zusammen." Männern über 21 Jahren aus geben, als die Angeklagten ge- handlung wird am 17. Novem- stine Haseke, Ute Schimmele
Kassel und Umgebung, die, da- stehen, oder sich erinnern kön- ber fortgesetzt. und Rolf Wehnhardt.
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Millionenfaches Wiedersehen Zum Tage


Die Macht
der Gefühle
Deutschland feierte am
Wochenende millionenfa- W a s wir am Wochenende in
ches Wiedersehen - die Deutschland erlebt haben, war die
Macht der Gefühle.. Unerwartet
Mauer bekam neue, gro- kam zunächst die Öffnung der
ße Löcher - und ganz Ber- Grenzen. Das war ein politischer
lin war „eine Wolke": Über Akt und von der DDR-Führung im-
drei Millionen DDR-Bürger mer noch mit einem Kalkül verse-.
strömten am Samstag hen. Was danach geschah, durch
die Menschen geschah, hatte je-
und Sonntag in endlosen doch die Kraft des Elementaren.
Kolonnen über die offe- Für das, was sich an den Grenzen
nen Grenzen in die Bun- in den grenznahen Orten und in
desrepublik und nach Berlin abspielte, fehlen die stich-
.haltigen Begriffe. Es hilft ja nichts,
West-Berlin - allein schät- einen beschreibenden Superlativ
zungsweise eine Million auf den anderen zu setzen. Die
auf den Kurfürstendamm Macht der Gefühle entmachtet die
und die umliegende City. Wörter. '
Die grenznahen Städte Freilich nicht nur die Wörter, um
wie Kassel oder Lübeck die es am Ende gar nicht schade
platzen aus allen Nähten. wäre. Außer Kraft gesetzt war an
diesem Wochenende mehr, näm-
Die Bilanz der Behörden lich die zähe Normalität des Le-
im Westen war - trotz bens hüben und drüben, wenig-
chaotischer Verkehrsver- stens dem äußeren Anschein
hältnisse und Massenan- nach. Alle, so der Anschein, waren
für 48 Stunden ihrem Alltag ent-
sammlungen in den Städ- rückt und standen ein Stück über
ten - mehr als positiv: „Es sich selbst, gerührt, erschüttert,
war ein friedliches Wie- mitgerissen. Und für diesen Zu-
dersehensfest. Die DDR- stand gibt es sehr wohl einen Be-
griff, einen doppeldeutigen: den
Bürger sind uns weiter des Ausnahmezustands.
willkommen." Über die al-
ten und mehrere eiligst Es mag ein wunderbares Erleb-
eingerichtete neue Grenz- nis sein, wenn die Regeln der
übergänge machte sich Schwerkraft nicht mehr gelten,
wenn alles fliegt und alles stürzt.
die überwiegende Zahl Zukunft haben solche Augenblicke
der zu Besuch gekom- nicht und dürfen sie nicht haben.
menen DDR-Bürger ge- Der Ausnahmezustand, wo er dau-
stern abend auf den ZU DEUTSCH-DEUTSCHEN TREFFEN ungeahnten Ausmaßes kam schenmeer - am Nachmittag war für die Straßenbahnen in der erhaft würde, wäre destruktiv.
es gestern in den grenznahen Städten. Kassel (unser Bild) erlebte Königsstraße kein Durchkommen mehr. Für die meisten Gäste aus Selbst in die Hochstimmung dieser
Heimweg. den Ansturm von über 20 000 DDR-Besuchern, die aus der nord- der DDR gab der Kassel-Aufenthalt allerdings nur einen Schaufen- Tage mischte sich bereits Mißstim-
hessischen Metropole mit ihren Fahrzeugen eine „Trabantenstadt" sterbummel her, weil - anders als in den kleineren Städten - fast mung. Mißstimmung am Grunde,
machten. Die Fußgängerzone glich einem unübersehbaren Men- kaum Geschäfte außerplanmäßig öffneten. Foto:Koch leise Töne des Verdrusses, vor al-
lem aber Fragen nach dem gere-
gelten Weiterkommen, das alles
Berlin/Hamburg (dpa). So wie Weizsäcker warnt vor Triumphgefühlen Berlin schwarz vor Menschen. war abgedrängt, wurde aber hör-
sie in Massen kamen, so verlie- Mehrere 100 Meter lange bar.
ßen Hunderttausende von DDR- Schlangen bildeten sich - wie in Es war nicht die Stunde der Poli-
Bürgern gestern nach ihrem den grenznahen Gemeinden der
Wochenend-Besuch wieder die
Bundesrepublik und Westber-
lin. Nur ein ganz kleiner Pro-
zentsatz blieb hier. Überein-
DDR öffnet neue Grenzübergänge Bundesrepublik - vor Banken
und Postämtern, die das Begrü-
ßungsgeld für DDR-Bürger in
Höhe von 100 DM auszahlten.
tik, sondern die der Gefühle. Am
besten stand da, wer sie halbwegs
adäquat wiederzugeben vermoch-
te. Das wird morgen vergessen
stimmende Reaktion in den
schier endlosen Rückfahrt-
schlangen (hin waren die Staus
bis zu 70 km lang): „Wir sind
Staus auch bei Rückreisewelle Jeweils am Abend zogen Tau-
sende von DDR-Bürgern mit
Plastiktüten voller Mitbringsel
aus dem Westen nach Hause.
sein. Was ab sofort wieder gilt, ist
kühle Gedankenarbeit, sind verläß-
liche Entwürfe, klare Konzeptio-
nen, damit das, was explosiv im
Gefühl stattfand, auch in einer dau-
überwältigt, damit hätten wir zen sehen nun offenbar immer Gedanken zu ordnen." Im Rah- Grenzlinie trafen sich West- Überall hatten die Behörden in erhaften Realität stattfinden kann.
nie mehr gerechnet. Es ist weniger DDR-Bürger einen Sinn men eines Gottesdienstes in der Berlins Regierender Bürgermei- der Bundesrepublik das Lan- Gerade die oppositionellen Kräfte
Wahnsinn, davon kommt die darin, ihre Republik jetzt zu Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis- ster Momper (SPD) und der Ost- denschlußgesetz aufgehoben. in der DDR sind zur Zeit eher be-
DDR-Führung nicht mehr weg - verlassen. In West-Berlin hieß kirche rief er zu einem „ernst- Berliner Oberbürgermeister Ärger gab es am Sonntag, als in drückt als begeistert. Sie fürchten,
wir kommen wieder." es, es kämen erheblich weniger haften und verantwortlichen Krack (SED). Beide sprachen einigen Städten, z.B. in Kassel, daß in Freudenfeuem verbrennt,
Die DDR hatte bis Sonntag DDR-Bürger, die um Aufnahme Gebrauch von Freiheit und von einem historischen Mo- die meisten Geschäfte dennoch was erst als neue Ordnung mühse-
nachmittag rund 4,3 Millionen in die Durchgangslager bäten. Wahrheit" auf. Er warnte vor ment, als sie den fünften neuen geschlossen blieben. lig aufgebaut werden muß.
Visa für Privatreisen von DDR- Dieser Trend wurde auch im Triumphgefühlen und davor, die Grenzübergang in Berlin freiga- Die DDR-Führung machte am
Bürgern in den Westen ausge- übrigen Bundesgebiet deutlich. DDR „mit West-Mark an die ben. Drei weitere sollen folgen. Wochenende deutlich, daß die Das ist richtig. Aber die Erkennt-
stellt. Seit Donnerstag abend - Bundespräsident von Weiz- Wand zu drücken". Mehr als die Momper betonte: „Das Herz neuen Reisemöglichkeiten für nis des einen wird die Erkenntnis
mit Bekanntgabe der neuen Rei- säcker, der am Sonntag über die Hälfte der Gottesdienstbesu- Berlins beginnt wieder zu schla- ihre Bürger nicht wieder zu- des anderen nicht mehr auslö-
semöglichkeiten - stempelten neuen Grenzübergänge Glienik- cher waren DDR-Bürger. gen." Krack sagte zu, als näch- rückgenommen werden. Inzwi- schen. Es herrscht, längst totge-
DDR-Beamte Visa für die Bun- ker Brücke und Potsdamer Platz Zuvor hatte es am Potsdamer stes solle der freie Reiseverkehr schen gibt es Vereinbarungen sagt, zwischen Deutschen und
desrepublik „im Akkord", auf Ost-Berliner Gebiet ging und Platz, wo früher das Leben der für West-Berliner in den Ostteil zwischen Reichs- und Bundes- Deutschen doch noch ein inniges
gleichgültig ob in Reisepaß oder dort Blumen von DDR-Bürgern Reichshauptstadt Berlin pul- der Stadt geprüft werden. bahn zu einer Verbesserung des Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Personalausweis. überreicht bekam, sagte: „Wir sierte, einen historischen Hän- Am Samstag und Sonntag war innerdeutschen Zugverkehrs. Es ist einfach da und es hat, gibt
Nach der Öffnung der Gren- brauchen Zeit, um Gefühle und dedruck gegeben. Direkt auf der vor allem die City von West- Siehe „Zum Tage" man ihm nur Raum, eine unglaubli-
che Frische und Kraft. Das ist die
Lehre dieser Tage.
Bundesbürger / DDR Hoffmann: Führungsanspruch könnte überholt sein Rotes-Kreuz/Rückkehrer Lothar Orzechowski

Kein freier SED kündigt Sonderparteitag an Hilfe vereinbart Wie die Deutschen
Reiseverkehr von hüben und drüben das
Berlin (dpa). DDR-Staats- und Hoffmann stellte im Zusammen- bandes FDJ, der evangelischen große Wiedersehen feierten,
Berlin (AP). Die DDR hat mit Parteichef Krenz hat einen Son- hang mit einer möglichen Ände- Jugendarbeit und der Opposi- Bonn (AP). Das Deutsche Rote schildern Berichte und Re-
Nachdruck bestritten, daß nun derparteitag der SED vorge- rung der DDR-Verfassung den tion in einer gemeinsamen Er- Kreuz (DRK) hat mit dem Roten portagen im Innern. „Blick in
auch Westberliner und Bundes- schlagen. Danach soll die vom Führungsanspruch der SED in- klärung „Angst um die Existenz Kreuz in der DDR eine Verein- die Zeit" und die Landesseite
deutsche ohne Formalitäten in 15. bis 17. Dezember vorgesehe- frage. Die Verfassung, die die unseres Landes" geäußert. In barung zur .umfassenden Be- sind dabei weiter nach hin-
den Osten reisen können. Die ne Parteikonferenz in einen Au- führende Rolle der Partei fest- dem am Sonntag in Ost-Berlin treuung von Übersiedler getrof- ten gerückt.
Ostberliner Nachrichtenagen- ßerordentlichen Parteitag umge- schreibt, fixiere „bestimmte Zu- bekanntgewordenen Papier fen, die aus der Bundesrepublik
tur ADN meldete gestern, ent- wandelt werden. Nach Angaben stände". „Wenn diese Zustände wird der SED-Spitze vorgewor- in den Osten zurückkehren
sprechende „Gerüchte und Spe- von ADN wird das Zentralko- nicht mehr da sind, dann muß fen, die neue Reisepraxis ohne möchten. Wie das DRK gestern
kulationen" entbehrten jegli- mitee am Montag abend über man die Verfassung ändern", flankierende politische und öko- in Bonn berichtete, wollen die Lotto- und Totozahlen
cher Grundlage. Die zwischen den am Sonntag nachmittag vom sagte Hoffmann am Sonntag in nomische Konzepte eingeführt beiden Gesellschaften ab sofort Lotto: 4, 20, 26, 29, 32, 48 Zusatz-
beiden deutschen Staaten und Politbüro unterbreiteten Vor- Leipzig. zu haben. Darin hieß es: „Wir Rückkehrer auf ihrem Heimweg zahl: 17.
dem Westberliner Senat ge- schlag beraten. Krenz sagte zu Die personelle Erneuerung haben Sorge um den Ausver- begleiten und ihnen Hilfestel- Toto: 2, 1, 2, 1, 0, 0, 1, 0, 1, 1, 1.
schlossenen Reisevereinbarun- der Initiative, viele Briefe von der SED ging auch am Wochen- kauf unseres Landes." lung bei der Wiederbegründun- Auswahlwette: 5, 12, 22, 38, 40, 41
gen blieben bestehen. Parteikollektiven hätten ihn ende weiter. In den Bezirken Der Leipziger Gewandhaus- dung ihrer Existenz in der DDR Zusatzspiel: 35.
„sehr beeindruckt". Am Wo- Magdeburg, Erfurt, Halle und kapellmeister Kurt Masur, einer geben. Rennquintett:
chenende hatten Tausende von Rennen A: 10, 7, 15.
Zuvor hatte der Bundesgrenz- Karl-Marx-Stadt wurden neue der Köpfe der DDR-Reformbe- Die Organisation wies darauf Rennen B: 33, 32, 26.
schutz mitgeteilt, Reisende hät- SED-Mitgliedern auf Kundge- Bezirkschefs gewählt. wegung, rief die DDR-Bürger hin, daß angesichts der jüngsten Spiel 77: 8 1 7 2 7 6 7.
ten übereinstimmend erzählt, bungen in zahlreichen Städten Angesichts des ungehemmten auf, die Wende im eigenen Staat Entwicklungen in der DDR ge- Süddeutsche Klassenlotterie: Großes
daß die Vorlage des Personal- die Einberufung eines Sonder- Reisestroms von DDR-Bürgern mit Demonstrationen „weiter in genwärtig DDR-Bürger in größe- Los der Woche mit 1 Million DM
ausweises oder des Reisepasses parteitags gefordert. in den Westen haben führende. die richtige Richtung zu len- rer Zahl in ihre Heimat zurück- Losnummer 381 543.
für eine Einreise genügt habe. DDR-Kultusminister Hans- Vertreter des DDR-Jugendver- ken". kehren wollen. (Ohne Gewähr)
Nr. .265 Politik Montag, 13. November 1989

NA ENDLICH BIST DU DA, scheint dieses Bild auszudrücken. Oft wohnten Verwandte oder Freunde „WEM GOTT WILL RECHTE GUNST ERWEISEN" - mit dieser Melodie marschierte eine Blaskapelle
nur wenige Gehminuten entfernt, doch erst jetzt können sie wieder in die Arme geschlossen werden, aus Diedorf/Wendehausen gestern durch den löchrig gewordenen „Eisernen Vorhang" zum Platz-
(Foto: Koch) konzert nach Wanfried. (Foto: Stier)

Volksfest-Stimmung an der deutsch-deutschen Grenze. haben es in bis dahin unvorstellbarer Zusammenarbeit DDR-
Der „Eiserne Vorhang" hat über Nacht seinen Bann verloren. Grenzsoldaten, bundesdeutsche Straßenbauer und um Mit-
Vom „Todesstreifen" seit Jahrzehnten zerrissene Straßen ternacht „drüben" aus den Betten getrommelte Hilfskräfte:
öffnen sich wie im Märchen, werden binnen eines Vormittags Zu den langjährigen Check-Points gehören seit Sonntag BUNDES- :
zu Volks-Wanderwegen. Zehntausende von Menschen aus neue Übergänge - für Zehntausende von Bürgern beider REPUBLIK:
Thüringen, Hessen und Niedersachsen liegen sich mit Trä- deutscher Staaten „vor der Haustür." Unsere Redaktionsmit-
nen in den Armen. Ein Wunder wird Wirklichkeit. Vollbracht glieder waren vor Ort. DEUTSCH-:
ALANDS:;:;! Gadebusch Mustin
Massenansturm auf die neuen Grenzübergänge in der Region DDR POLEN

Mit Blasmusik zu den Nachbarn


Von K a r l - H e r m a n n H u h n , T h o m a s S t i e r , Frank T h o n i c k e , Werner Keller und H a n s - J ü r g e n F i s s e l e r
Berlin

Wanfried. Bei Wanfried, wo herübergekommen sind, unter sein". Er deutet zurück, auf sein Bundesbürger konnten nur
seit gestern Mittag Tausende ihnen der Eschweger Stadtver- Heimatdorf. „Jahre konnten wir mit dem Personalausweis einen Ellerich/Walkenried
über die Grenze wechselten, ordnetenvorsteher Heinz Büh- nur hierher gucken,1 jetzt sind Spaziergang nach drüben ma-
wurde seit kurz nach Mitter- rig. Er hat Tränen im Gesicht. wir da". chen - mußten allerdings 30
nacht fieberhaft gearbeitet. Ein Tränen gibt es an diesem Tag 10.45 Uhr. Immer mehr Mark bezahlen (fünf Mark Vi-
DDR-Bautrupp, viele Freiwillige noch oft, in Katharinenberg, in Schaulustige drängen durch den sum, 25 Mark Mindestum- Hohengandern/Witzerthausen
und die Eschweger Straßenbau- Diedorf, Wendehausen, überall offenen Zaun, längst stehen tausch).
er schufteten beim Schwerma- begegnen sich ungezählte Hunderte auf DDR-Gebiet. Die Katharinenberg Wanfried
schineneinsatz gemeinsam. Grenzlandgänger aus Nordhes- Volkspolizisten, die DDR-Gren-
Hunderte von -Westdeutschen ! sen und Thüringen, die sich seit zer, schauen zu. Man zieht sich Starker Rückreiseverkehr •JUntersuh /Obersuhl
schauten zu. Jahrzehnten nicht mehr gese- zurück. Was von den Bundes-
hen, nur brieflich die alten bürgern wie ein Signal verstan- Probstzella/Ludwigsstadt
Bald gibt's erste Gespräche
mit DDR-Grenzern. Der Esch- Freundschaften bewahrt hatten den wird. „Jetzt woll'n wir mal
In den ersten anderthalb vacha/
Stunden passierten den Über-
weger Landrat Brosey kommt.
Auf die Frage: „Wann dürft
- gestern wurden sie erneuert.
Mit dem beiderseitigen Willen:
rüber", sagt einer eher belang-
los. Es wirkt wie eine Aufforde-
gang 1750 Personen in 400 MBIosenberg/Hof CSSR
Fahrzeugen von Osten nach
• auch Ihr rüber?" die Antwort: Was hier und heute erreicht rung. „Jetzt nach Untersuhl". Westen. In Gegenrichtung wa-
„Hoffentlich bald, wenn es ein wurde, kann uns keiner mehr „Jetzt wolln wir's wissen.". Ein ren es 260 Personen in 85 Wa- Hönbach/Neustadt INDEX FUNK 3929
neues Reisegesetz gibt." Bisher nehmen. Dritter: „Ich hab doch keine gen. Am Nachmittag setzte ein
gelten für die Uniformierten Angst mehr". Die Menge setzt starker Rückreiseverkehr ein.
noch strenge Sonderbestim-
mungen. Bummel im Todesstreifen,
sich in Bewegung, Richtung
DDR. Man durchquert auf alten
Dabei nahm der neue Übergang
auch Fahrzeuge auf, die am über
Die neuen Grenzübergänge
Betonplatten den Todesstreifen. Herleshausen bzw. Worbis in
Manchem wird mumig. Die wer- die Bundesrepublik gekommen Löcher in der Mauer und Bezirk Schwerin: Gadebusch-
Brausender Beifall Wildeck. Punkt 10 Uhr, auf Lücken im Zaun: Die einst fast Ratzeburg; Bezirk Magdeburg:
der Straße zwischen Obersuhl den doch alle Minen wegge- waren.
räumt haben? unüberwindliche Grenze zwi- Stapelburg-Bad Harzburg; Be-
und Untersuhl. Dort, wo ein Git- Hessens Ministerpräsident schen der Bundesrepublik und zirk Erfurt: Hohengandern-
Es ist 11.30 Uhr. Es kann lps- terzaun die beiden kleinen Orte Nach 300, 400 Metern ist Wallmann war ebenso wie In- der DDR sowie zwischen den Neu-Eichenberg, Katharinen-
gehn. Ursprünglich hieß es: Öff- seit Jahren trennt, geschieht Hi- Schluß mit diesem sonntägli- nenminister Milde und Staatsse- beiden Teilen Berlins ist berg-Wanfried und Untersuhl-
nung ab 12 Uhr. „Die Männer, storisches. Das Metall wird chen deutsch-deutschen Spa- kretär Stanitzek Zeuge des für durchlässig geworden. Um den Obersuhl; Bezirk Suhl: Vacha-
die die ganze Nacht hier so flott weggeräumt, die Grenze ist of- ziergang. DDR-Grenzer stehen den Grenzkreis historischen liberalisierten Reiseverkehr Philippsthal und Höhnebach-
gearbeitet haben, sollen die er- fen. Als erster strampelt ein vor einem Stop-Schild. Passie- Augenblicks. Wallmann machte zu bewältigen, hat die DDR- Neustadt; Bezirk Gera: Probst-
sten sein, die rüberfahren," ver- Radfahrer gen Westen, gefolgt ren darf nur, wer ein Visum hat. sogar einen kleinen Gang auf Führung zahlreichen neuen zellaTLudwigstadt; Bezirk
kündet ein DDR-Offizier unter von ungezählten Trabbis, Mo- Trotzdem: Weitere Erfahrun- DDR-Gebiet. Übergängen zugestimmt. In Karl-Marx-Stadt: Blosenberg-
brausendem Beifall. Und dann peds. Die l ersten Fußgänger gen ganz neuer Art dürfen ge- Wegen seiner Nähe zur Auto- Berlin wurde die Mauer schon Felitzsch/Hof
kommen sie. In zwei Trabbis rol- bummeln durch den Todesstrei- macht werden. Zum Beispiel bahn Göttingen-Kassel und zur dreimal durchbrochen. An
len sie durch die jubelnde Men- fen, der zum Weg in ein neues Plaudereien mit DDR-Grenzbe- Bundesstraße 27 kommt dem drei weiteren Stellen wird sie Der Übergang Ellerich in
ge gen Wanfried. Die ersten Leben wird. Tausende erwarten amten. „Das bleibt hier offen", Übergang bei Eichenberg eine in den nächsten Tagen einge- Niedersachsen wurde für den
Fußgänger von „drüben" sind die DDR-Bürger. Klatschen, Ju- sagt ein hoher Offizier, „ist doch zentrale Bedeutung zu. Die rissen. Auch durch weitere Personenverkehr per Eisen-
von „drüben" im Anmarsch, beln, Tränen schießen in die Au- ganz normal. Und wenn Sie ein Grenzbehörden schätzen, daß er Buslinien wurde die Sperran- bahn erweitert.
Motorradfahrer folgen. Es wer- gen. „Herzlich willkommen in Visum haben, können sie von später einmal ein ebenso hohes lagen zur DDR durchlässiger.
den immer.mehr. Gegen 12 Uhr Wildeck", hat einer ein Schild mir aus auch auf den Händen zu Pkw-Aufkommen haben könnte Gestern abend berichtete
marschiert eine Blaskapelle aus gemalt., Bananen werden ver- uns rüberkommen". wie Herleshausen. An der innerdeutschen der Bundesgrenzschutz, die
Diedorf/Wendehausen mit schenkt. Polizei-Hauptkommis- Grenze will die DDR nach An- DDR habe am Sonntag im Harz
„Wem Gott will rechte Gunst sar Klaus Lorenz, Stationsleiter gaben des innerdeutschen Mi- noch zwei weitere Grenzüber-
erweisen" durch den „Eisernen in Rotenburg, begrüßt seinen Aus dem Boden gestampft Großer Tag nisteriums bis heute zehn wei- gänge geöffnet: Zwischen Ho-
Vorhang" - zum Platzkonzert DDR-Kollegen mit Handschlag. tere Grenzübergänge einrich- hegeiß und Rothe Sütte (DDR)
nach Wanfried. Dort steht die Kameras klicken. Wenig später ten oder erweitern. Folgende sowie Braunlage und Elend
Hauptstraße voller Menschen. freut sich der Vopo, als ihm ein Neu-Eichenberg. Unter dem Northeim. Großer Tag für die Übergänge waren schon am (DDR) können allerdings nur
Die Grenze hat ihren Bann ver- Polaroid-Bild von diesem Mo- stürmischen Beifall von 6000 alte Eisenbahnerstadt Nort- Sonntag für Pkw und Fußgän- Fußgänger die Grenze passie-
loren. Immer mehr Besucher ment geschenkt wird. Menschen wurde am Sonntag- heim: Gestern um 9.55 Uhr er- ger offen: ren, (dpa)
strömen gen Westen. Und nach mittag auch der neue Grenz- reichte der erste von drei Son-
„drüben"? Ergreifende Wiedersehenss- übergang bei Eichenberg im derzügen der Bundesbahn mit
zenen. Christiane Heckmann Norden des Werra-Meißner- rund 350 DDR-Bürgern aus
Was niemand für möglich ge- aus Obersuhl schließt ihre Kreises von der DDR geöffnet Nordhausen und Ellrich über
halten hat, geschieht gegen Großtante Erika Eimer aus Un- worden. Rudi Müller aus der den überraschend für den Per- HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
12.45 Uhr: „Sie können die tersuhl in die Arme. Als Kind, DDR-Gemeinde Vatterode roll- sonenverkehr geöffneten
Grenze passieren, bitte nehmen
Sie den Ausweis mit," heißt es.
erzählt uns Erika Eimer, habe
sie in Obersuhl gespielt. Nun,
te mit seinem Trabbi als erster in
den Westen - in Gegenrichtung
Grenzübergang Walkenried die
südniedersächsische Kreisstadt.
ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter. Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
Die Menschen, die zum Teil seit nach Jahren, kommt sie zu Fuß passierte der Vorsitzende des Über 1000 Menschen nutzten Herausgeber •
Stunden darauf gewartet haben, zu ihren Verwandten: „Was für Werratalvereins Witzenhau- diese Möglichkeit zu einem Be- Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
ziehen los - hinüber. Unter ih- ein Gefühl: Du gehst aus einer sen, Artur Künzel, samt Familie such im Westen. Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
nen auch der 79jährige Wan- DDR-Haustür raus und in eine das Tor in die DDR, das sich Am Nachmittag setzte die nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr.
über Nacht aufgetan hatte. Chefredakteur
frieder Alfons Mehler. Mit dem West-Haustür rein". Bundesbahn wiederum drei 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
Fahrrad und zwei Eimern voller Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Binnen elf Stunden war eine Züge ein, um die Besucher nach Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Cox-Orangeäpfel: „Für meine provisorische Grenzkontroll- Ellrich zurückzubringen. Die Stellv Chefredakteure natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Geschwister, zwei Kilometer Tränen kullern stelle von Arbeitskräften der planmäßigen Züge, für die all die Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
von hier in Diedorf, die haben DDR sowie BGS-Angehörigen Jahre Walkenried die Endsta- preis 28,50 DM).
keine." Viele nutzen die Gunst Verantwortliche Redakteure
Freude ist sicher nur ein buchstäblich aus dem Boden ge- tion war, fuhren ungehindert Die Beendigung des Abonnements ist nur
der Stunde zur DDR-Süpvisite schwaches Wort für das, was stampft worden. Die Nachricht weiter bis zur DDR-Grenzsta- Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
ohne Visum und Paß. In dieser Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
Jürgen Schmidt aus Untersuhl von der Öffnung des neuen tion Ellrich. Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst
historischen Stunde sind die in diesen Momenten erlebt. Übergangs löste eine Völker- In der Northeimer Innenstadt Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau
zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Grenzer großzügig. Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Noch einen Meter hat der Mann wanderung aus dem hessisch- setzten sich viele DDR-Bürger u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
bis zu Grenze, da stürzen niedersächsischen Grenzgebiet semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Vor dem DDR-Dorf haben in Diskussionen vehement für Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
Soldaten Zelte aufgeschlagen, Schaulustige und Journalisten nach Eichenberg aus. Es gab ki- eine Direktverbindung zwi- bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
eine provisorische Grenzkon- auf ihn ein, stellen Fragen. Doch lometerlange Stauungen auf den schen Nordhausen und Nort- mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
trollstelle geschaffen, unter frei- diesen einen Schritt in den We- Straßen. Der Jubel kannte keine „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
heim ein. Eine solche Direktver- sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann.
rier", Herzberg.
em Himmel gibt's Ausreise-Visa sten will der Mann zunächst Grenzen - Ordnungskräfte hat- bindung würde den alten Eisen- Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son-
ten Mühe, den Fahrzeugen beim derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
für DDR-Bürger, formlos, flott. tun. „Erstmal raus", ruft er, „erst bahnknotenpunkt Northeim zu Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
Ein Team der Aktuellen Kamera raus..." Tränen kullern über die Passieren des Überganges die einer neuen Dimension aufstei- Redaktion Hannover Harald Birkenbeul.
Bahn freizumachen. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
interviewt die „Westler", die Wangen: „Ist das schön, hier zu gen lassen. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
Nr. 265 Politik Montag, 13. November 1989

Bilder des Tages vom Potsdamer Platz

Deutsch-deutsche Grenzpatrouille Von Weizsäcker im Gespräch mit einem DDR-Polizei-Offizier

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Zum ersten Mal im Westteil der Stadt Bürgermeistertreffen: Momper und sein östlicher Kollege Krack
Nr. 265 Themen des Tages Montag, 13. November 1989

Die Umarmung von Kohl und Mazowiecki Potsdamer Platz: Das Herz schlägt wieder
Die Umarmung
von Kreisau
Mehr als eine bloße „Das Unglaubliche
Geste ist wahr geworden"
GrIroße Gesten geraten schnell in
die Nähe des Profanen, ja des Lä-
cherlichen. Die Kreisauer Umar- Aus Kreisau berichtet unser Redaktionsmitglied Hans-Ludwig Laucht
mung zwischen dem deutschen
Bundeskanzler und dem polni-
schen Premier ist weit davon ent- Hiln Hilferuf aus Oberschle- Die Ausreisepapiere hat er in strotzende westdeutsche Kanz- Von unserem Mitarbeiter Paul F. Duwe, Berlin
fernt. Sie ist sichtbarer Ausdruck sien: „SOS - OS". Das Transpa- der Tasche. Aber die Frau des ler. Daneben das angestrengte,
dafür, daß sich das Verhältnis der rent drückt aus, was viele emp- Rentners wurde krank. „Nun schmale, leidende Gesicht sei- vjenau um 8.21 Uhr lief der Westberliner war nicht zu den-
beiden Völker zu entkrampfen be- finden. Sie sind mit dem Auto, muß ich wohl für immer hier nes Gastgebers. erste Schub von etwa 100 Ost- ken. In teilweise gereiztem Ton
ginnt. Die Polen zeigten aus eige- mit dem Motorrad, mit dem bleiben. Es ist schön, wieder „Selig sind, die Frieden stif- berlinern über den Potsdamer wurden die Menschen abgewie-
ner leidvoller Erfahrung Verständ- Fahrrad oder zu Fuß gekommen. einmal Deutsch zu hören." Seine ten", steht in großen Lettern auf' Platz zur Bellevuestraße am sen, wahrend die Ostberliner
nis für die Reiseunterbrechung des Das einsame Rittergut derer von Versorgung macht ihm Kum-dem Altar. Und um Frieden zu Westberliner Tiergarten. Dort durch ein Spalier schubweise in
Kanzlers, und sie wissen es zu wür- Moltke spannt für einen Tag die mer. Es reicht kaum zum Leben. stiften, sind beide gekommen. war erst wenige Minuten vor der Gegenrichtung passieren
digen, daß er zurück an die Weich- Brücke vom fernen Schlesien In den Taschen der Bonner Fast beschwörend mahnt wäh- acht Uhr die letzte Betonplatte durften. Kurz nach zehn Uhr
sel gekommen ist. Sie erweisen zur westdeutschen Heimat. Korrespondenten sammeln sich rend der Predigt der Bischof von für den zwölf Meter breiten hatte sich die Lage normalisiert.
ihm, allen voran Tadeusz Mazo- Zwischen Breslau (Wroclaw) viele Adressen von Leuten wie Oppeln, Alfons Nossel, die Poli- Mauerdurchbruch von einem Die ersten „Trabbis" konnten
wiecki, auch menschlichen Re- und dem fünfzig Kilometer ent- Gerhard Schneider, die bei der tiker und Völker zum menschli- Kran herausgehoben worden. auf der notdürftig angelegten Pi-
spekt. fernten Schweidnitz (Swidnica) Bundesregierung Rentenan- chen Miteinander. Die Worte Als die ersten „Ostler" auf Höhe ste über die Grenze rollen, wo
weisen nur kleine weiß-rote pol- sprüche geltend machen wollen. des Oberhirten finden in der des Grenzstreifens waren, wie- immer noch Hunderte Beifall
Vergessen, so sagte Bischof nische Fahnen und die Farben „Wir haben außer euch sonst Umarmung und Kohl und Mazo- derholte sich das bewegende klatschten und jubelten.
Nossel, könnten seine Landsleute der Bundesrepublik den Weg. niemanden mehr." Das Verhält- wiecki sichtbaren Ausdruck. Bild dieser Tage: Jubel, Freu- Unterdessen erlebte die Stadt
nicht. Wie sollten sie auch, nach Gegen 10 Uhr am Sonntag mor- nis zwischen Polen und Deut- Die Menge ist ergriffen. Einigen denschreie und -tränen, Blumen auch gestern wieder ein turbu-
allem, was sich beide Völker ge- gen mögen es einige tausend schen hat sich, wenn man den stehen Tränen in den Augen. Sie wanderten hin und her, Sekt- lentes Wiedersehensfest. Wie
geneinander angetan haben. Aber sein, die den Altar unter freiem Stimmen Glauben schenken empfinden, daß dies mehr als korken knallten. schon seit Tagen üblich, brach
der Wille zur Versöhnung führt über Himmel umringen. Im eiskalten will, seit 10, 20 Jahren ent- eine bloße Geste ist. erneut der Verkehr zusammen.
die Bereitschaft, die Sorgen und Wind wehen Transparente. spannt. Und nachdem die neue „Großer Gott wir loben dich", Im Stadtzentrum am Kurfür-
Ängste des anderen zu verstehen. „Helmut, denk an uns!" ist zu Regierung in Warschau regiert, singen die Menschen. Doch es Kein Halten mehr stendamm versammelten sich
Der Oberhirte sprach von der Ein- lesen. „Helmut, du bist auch un- sind die zwischenmenschlichen schwingt auch Trauer mit. Bi- wieder Hunderttausende, insge-
maligkeit dieser Stunde im schlesi- ser Kanzler", „vergiß uns nicht", Beziehungen besser geworden. schof Nossel erinnert an den In diesem Monat kannte auch samt mögen es mehr als eine
schen Kreisau. Das Europäische heißt die beschwörende Mah- „Materiell geht es nach wie vor Terror der Naziherrschaft, an die vieltausendköpfige Menge Million Besucher gewesen sein,
Haus jedenfalls, das Michail Gor- nung. Der Kirchenchor singt schlecht." die Schrecken der Vertreibung. auf Westberliner Gebiet kein die von der neuen Freiheit Ge-
batschow skizzierte, ist ohne Polen „Das ist der Tag des Herrn." Aber da ist auch Kreisau. Jener Halten mehr. Sie drückte so brauch machten.
und Deutsche nicht denkbar. Um die Gestaltung dieses Ta- Der Kanzler ist bewegt Ort, der zu einer Keimzelle des kräftig gegen die gemeinsame Auf den Straßen spielten sich
ges war lange gerungen worden. Widerstandes gegen Hitler wur- Kette von West-Polizisten und immer wieder Szenen der Hilfs-
Die Polen wollen nicht in der Rol- Kohl wollte ursprünglich auf de. Da sind die Männer um Hel- Ost-Grenzern, daß viele Hun- bereitschaft ab. Westberliner
le des Bittstellers auftreten. Sie ha- den Annaberg, den Wallfahrts- Helmut Kohl fährt im schwar- mut James Graf von Moltke und derte auf den für 28 Jahre zum nahmen die Ostberliner einfach
ben konkrete Vorstellungen dar- ort der Schlesier. Doch den zen Volvo vor. Das Wetter in dessen Freund, den Grafen York Sperrgebiet verwandelten Pots- mit dem Auto mit, weil die Busse
über, wie sie ihre desolate Wirt- empfindsamen Polen war dieser Warschau war zu schlecht, um von Wartenburg. Männer, die damer Platz strömten. oft nicht mehr kamen. Und wenn
schaft wieder voranbringen kön- Ort zu sehr mit eigenen, ein Flugzeug zu benutzen. Die ihren Kampf gegen das Un- Punkt acht Uhr trafen sich die die Besucher kein Westgeld
nen. Ohne Hilfe des Westens aber schmerzlichen Erinnerungen Korrespondenten folgen dem rechtsregime unter dem Fallbeil Bürgermeister der beiden Teile mehr hatten, dann spendierten
wird sich Warschau nicht wieder befrachtet. Sie boten Kreisau an. Regierungschef in Taxis oder oder im Konzentrationslager Berlins direkt auf der Grenzlinie ihnen die Gastgeber Bier, Zei-
erholen können. Der Bundeskanz- Der Kanzler, innen- und außen- Omnibussen, auch ein Beweis verloren. Auch diese Seite deut- und schüttelten einander die tungen oder rückten auch schon
ler hat sich einen eigenen Einblick politisch unter Beschüß geraten, dafür, daß die Organisation scher Geschichte findet Eingang Hände. Walter Momper sprach mal einen grünen oder braunen
in die Lage verschaffen wollen. Auf nahm an. Züge des Chaotischen trägt. Die in die Worte des Geistlichen. von einem historischen Moment Geldschein heraus.
ihm ruhen viele Hoffnungen der Po- Doch vielen Schlesiern war dicht an dicht stehenden Men- Heute wird das aus dem 13.
len, aber auch der Deutschen, die den Weg zu weit. „Zum Anna- schen applaudieren und skan- Jahrhundert stammende Ritter-
noch jenseits der Grenze leben. berg wären 50 000 gekommen", dieren: „Helmut, Helmut." Der gut vom Staat bewirtschaftet.
klagte eine Gruppe aus Beuthen. Kanzler ist tief bewegt. Der Ju- Die Witwe Moltkes, Freya, lebt
Nach den Pfiffen von Berlin In Kreisau, schätzt die katholi- bel kommt von Herzen. Es ist seit 1960 mit ihrem Sohn Kon-
schlug Helmut Kohl im fernen Po- sche Kirche, versammelten sich mehr stille Freude als lärmende rad in den Vereinigten Staaten.
len viel Sympathie entgegen. Und rund 7000 Menschen. Die Demonstration. Sichtlich betrof- Im Herrenhaus hat man neue
wer die Gemütslage des empfind- Mehrheit: ehemalige Deutsche. fen blickt Polens Premiermini- Fenster eingesetzt. Sie künden
samen Kanzlers kennt, der weiß, Einer von ihnen ist Gerhard ster Tadeusz Mazowiecki um davon, daß hier eine Gedenk-
daß er sich noch immer zu revan- Schneider. Er ist einer von den sich. Er spürt, daß die Menge stätte entstehen soll. Die Mittel
chieren wußte. 30 „reinblütigen" Deutschen, angespannt ist. Es ist ein seltsa- sind im Etat der Bundesregie-
Hans-Ludwig Laucht, Kreisau die noch in Schweidnitz leben. mer Kontrast. Dort der vor Kraft rung eingeplant.

Presse-Echo Nachhaltiges Echo im Ausland

Ende der Mauer


Am Wochenende gab es nur ein Thema. Oder-Neisse und Elbe weiterge-
hen soll,
DIE WELT
PassauerNeuePresse
überall bestaunt
Ein ganz irdisches Wunder
scheint geschehen. Erstmals seit
einer Generation bewegten sich Dieser 9. November 1989
Deutsche im Osten frei nach wird in die Geschichte eingehen
Westen. Auch wenn man An- als ein Freudentag für die Deut-
stöße von draußen berücksich- schen, weil die unmenschliche
tigt, der Umbruch ist durch die Grenze endlich offen ist.
D.ie Ereignisse an der akzeptieren, daß die beiden
deutsch-deutschen Grenze Supermächte, die sich die
Deutschen zwischen Elbe, Oder, haben in den Auslandsmedien Welt geteilt haben, immer
Ostsee, Erzgebirge selber ver- ein gewaltiges Echo gefunden. noch ohne Europa über die
wirklicht worden... Wie be- Jranffurter^llgemeine Auch die Sonntagszeitungen Zukunft Europas diskutieren?"
nommen läßt man die Zeit der enthielten vor allem in westli-
Einsamkeit, auch der politi- Es ist unwahrscheinlich, daß chen Ländern Sonderseiten in (Aus: Kölner Stadt-Anzeiger / Hanel)
schen, hinter sich. Man schämt die DDR ihre Grenzen geöffnet großem Umfang, nachdem Sorge geäußert
sich seiner Tränen nicht. hat ohne Absprache mit der So- schon am Samstag die Volks-
wjetunion. Schließlich hatte nur feste an der Grenze beherr- Vor allem französische Blät- und davon, daß „das alte Herz Wohl mehr als 30 000 Autos
wenige Stunden zuvor ein Spre- schendes Thema waren; so ter v äußerten Sorge über ein Berlins" wieder zu schlagen be- aus dem Osten tuckerten durch
cher des Außenministeriums in stellte die französische „Libe- wiedervereinigtes Deutsch- gonnen habe. Sein Ostberliner die Stadt, darunter viele Zwei-
Moskau noch einmal ausdrück- ration" das Geschehen auf 17 land „mit 80 Millionen Men- Kollege Erhard Krack hielt sich takt-„Trabbis", die bläuliche
Nichts ist stärker als eine Idee, lich den anderen Teil Deutsch- Sonderseiten dar. Auch in schen" als „Hauptpartner Ruß- indes merklich zurück. Für ihn Geruchsfahnen hinter sich her-
deren Zeit gekommen ist, hat lands als „strategischen Ver- Ländern der Dritten Welt wie lands" („Le Figaro"), das mehr bedeutete das Spektakel ledig- zogen. Aber auch das nehmen
Außenminister Genscher kürz- bündeten" der östlichen Groß- Mexiko und Ägypten domi- Exportkraft habe als „Großbri- lich eine „symbolische Geste". die meisten Westberliner in die-
lich gesagt. Richtig. Und das macht hervorgehoben. Geplant nierte Deutschland die Schlag- tannien und Frankreich" zu- Schon in der Nacht zum Sonn- sen Tagen gern in Kauf. Ein Poli-
gilt... auch für die SED. Der Rei- war das Unterfangen der DDR zeilen. sammen („Le Parisien"). „Le tag harrten Tausende vor der zist besänftigte einen „Trabbi"-
sefreiheit und Versammlungs- also wohl kaum. Vielmehr dürf- Monde" sah die „Gefahr", daß Mauer aus, um den Einsturz des Kritiker mit den Worten: „Berlin
freiheit werden Koalitions- und te die Einwilligung des Kreml durch die deutsch-deutsche Sperrwerks vielleicht miterle- ist doch kein Luftkurort".
Meinungsfreiheit folgen müssen allein dem atemberaubenden Sondersendungen Annäherung der „europäische ben zu können. Aber die Ost- Die Geschwindigkeit, mit der
und - auch das steht längst an - Druck der Entwicklungen in der Aufbau Schaden" nehme:.Gro- Grenzer brauchten Stunden, an diesem Wochenende die
die Annullierung der gefälschten DDR zuzuschreiben sein. Weltweit widmeten Funk- ße Beachtung fand eine Äuße- ehe sie mit leichten Preßluft- Mauer bröckelt, erzeugt noch
Kommunalwahl vom Sommer. und Fernsehsender ihre Nach- rung des Deutschlandexperten hämmern die Fugen zwischen immer bei Berlinern aus allen
Erst dann werden die Zweifler an richten vorrangig dem DDR-Alfred Grosser, wonach die zwei Platten geöffnet hatten. Stadtteilen Fassungslosigkeit
die Wende glauben können und SüddcutschcZeirung Geschehen und brachten Son- DDR-Bürger keine Wieder- Als dann der historische Mo- und ungläubiges Staunen. Ein
sich an der Umgestaltung ihres dersendungen auch über die vereinigung fordern. ment am Sonntagmorgen nahte, junger Mann aus Biesenthal,
Gemeinwesens beteiligen. Die DDR ist fast mit einem historische Entwicklung im steigerte sich auch die Euphorie nordöstlich von Berlin, drückte
Satz in eine neue Phase ihres Nachkriegsdeutschland. Das Auch „Berlingske Tidende" der Medienleute aus Amerika, dieses Gefühl vor dem Branden-
Auslandsinteresse spiegelte (Dänemark) wies darauf hin, Japan oder Italien. Ein amerika- burger Tor in Worten aus: „Ich
Q Q Westdeutsche Zeitung Umbruchs getreten. Aber auch
für die Bundesrepublik hat sich sich auch in der großen Zahl daß die „Volkserhebung" „zu nischer Fernsehreporter sprach bin ein Jahr älter als die Mauer.
über Nacht - im wörtlichen Sin- von Berichterstattern wider, keinem Zeitpunkt die Forde- mit atemloser Stimme in sein« Ich kann das gar nicht glauben,
Den Westen trifft die neueste ne - eine neue Lage ergeben. die vor Ort über das Gesche- rung nach Wiedervereinigung Kamera: „Das Unglaubliche ist daß ich die Mauer jetzt von die-
Entwicklung iader DDR nahezu hen berichten. erhoben hat". „Maariv" (Isra- wahr geworden. Die Berliner ser Seite aus sehen kann."
unvorbereitet. Zwar hat man el) warnte, wer eine rasche Mauer fällt. Nun können noch Die Öffnung der neuen Grenz-
seit Jahrzehnten die Fahne der WIESBADENER KURIER In den Kommentaren war Wiedervereinigung unterstüt- ganz andere Träume Wirklich- übergänge, all das überwältigt
Wiedervereinigung hochgehal- das Meinungsspektrum weit ze, ignoriere die „ernsthafte keit werden, sogar die Wieder- die Menschen auch noch Tage
ten und gebetsmühlenhaft Er- Ob Völker glücklich sein kön- gefaßt.. Neben euphorischen Gefahr, daß das deutsche Volk vereinigung Deutschlands." darauf. Etwa die Öffnung der
leichterungen gefordert für die nen, wie Berlins Bürgermeister Äußerungen („Dagens Nyhe- wieder mit der Illusion zu spie- Währenddessen verlangte die „Brücke der Einheit" über die
Menschen im anderen Teil Momper es ausgedrückt hat, sei ter"/Schweden: „weltpoliti- len beginnt, daß zum dritten Menschenmenge: „Wir wollen Havel nach Potsdam. Jahrzehn-
Deutschlands. Doch Strategien dahingestellt. Aber soviele sche Freudenstunde") wurden Mal... versucht werden könn- Frühstücken auf dem Alex." telang wurden hier Agenten
entwickelt oder Denkmodelle glückliche Menschen wie seit Sorge über eine mögliche Wie- te, die Welt zu zerstören". Doch die Ost-Grenzer wollten ausgetauscht, jetzt macht sie ih-
für den Fall, der jetzt eingetreten der „verrückten Mauernacht" dervereinigung und Verschie- den „Bürgern aus Berlin-West" rem Namen wieder alle Ehre.
ist, hat man nicht. Man fragt hat Deutschland - und beson- bungen im internationalen po- diesen Wunsch, wie noch in der
sich, was im innerdeutschen Mi- ders die DDR - seit 1945 nicht litischen Gleichgewicht laut. Moskau im Visier Nacht von Donnerstag auf Frei-
nisterium in den letzten Jahr- mehr gesehen. In diesem Zusammenhang tag, nicht erfüllen. Uniformierte Loch in der Mauer
zehnten geschehen ist. fehlten auch Hinweise auf den Einheiten mit geschultertem Ge-
bevorstehenden Gipfel von Die „Neue Zürcher Zeitung" wehr rückten an. Andere Oder der Übergang an der
NÜRNBERGER Kremlchef Michail Gorba- unterstrich, daß von der weite- Trupps erschienen im Gleich- Bernauer Straße von Wedding
ZEITUNGIEr™ tschow und US-Präsident ren deutschlandpolitischen schritt mit martialischen zum Prenzlauer Berg. Dort hat-
ÜölmfcfiePunDfctjau George Bush nicht. „Entwicklung letztlich auch Schutzschilden. Nur von der ten sich am und nach dem 13.
Die Dominanz militärischen das Überleben der sowjeti- Plattform für die Journalisten
Die Freude sollte uns aber Denkens ist damit abgeklungen. Der „Corriere della Serra" schen Führung abhängen konnte man dieses Schauspiel August 1961 erschreckende
nicht so überwältigen, daß wir Mit der Öffnung der DDR-Gren- (Italien) registrierte das „Ende könnte". Der britische „Inde- verfolgen. Ein Beobachter mein- Szenen zugetragen, als Men-
schen aus den oberen Stockwer-
unfähig zur sachlichen Ein- zen stellt Egon Krenz auch den der Ordnung von Jalta", und pendent" bezeichnete die te: „Wie bei Asterix und Obe- ken
schätzung der Situation werden, Warschauer Pakt in Frage. das französische „Journal de Grenzöffnung als „verzweifel- lix". der Häuser sprangen oder
die uns mit unbeschreiblichen Wenn der sogenannte Schutz- Dimanche" meinte: „Moskau ten Versuch, die Unterstüt- sich abseilten, weil die unteren
Glücksgefühlen erfüllt, zugleich wall gefallen ist, fällt die wortlo- hat schon erklärt, daß eine Än- zung der Regierten zu ge- Etwas später beruhigte sich beiden Etagen schon zugemau-
aber auch mit der Sorge kon- se waffenstarrende Konfronta- derung der Grenzen nicht in winnen". die Lage. Schilde und Karabiner ert waren. Und jetzt ist selbst an
frontieren muß, wie es mit dem tion an der Zonengrenze in sich Frage kommt. Wie kann man (dpa) wurden zumeist beiseite gelegt, diesem symbolträchtigen Ort
arg gebeutelten Staat zwischen zusammen. doch an ein Durchkommen für ein Loch in der Mauer.
Nr. 265 Politik Montag, 13. November 1989

Polen-Besuch / Umarmung Kohls und Mazowieckis in Kreisau

Messe im Zeichen der Versöhnung


Kreisau (dpa/AP). Als Zeichen
der Versöhnung haben sich die
Regierungschefs der Bundesre-
publik und Polens gestern bei
einer Messe auf dem ehemaligen
Gutshof des Hitler-Gegners
Helmuth James Graf von Molt-
ke im niederschlesischen Krei-
sau demonstrativ umarmt. Die
katholische Zeremonie war für
Bundeskanzler Kohl der symbo-
lische Höhepunkt seiner Polen-
Reise. Vor dem Altar unter frei-
em Himmel begrüßte der Bischof
von Oppeln, Alfons Nossol, die
„beiden christdemokratischen
Regierungschefs" Tadeusz Ma-
zowiecki und Kohl. Sie saßen
nebeneinander auf der Altarem-
pore. Vor der Kommunion
tauschten sie unter dem Beifall
der Menge mit einer Umarmung
den christlichen Friedensgruß
aus. Kohl und Mazowiecki um-
armten sich dann noch demon-
strativ unter dem Beifall der ... wo Mode so wenig kostet
Menge.
Nach dem Gottesdienst, der
unter dem Matthäus-Wort „Se-
lig, die Frieden stiften" stand,
versicherte der Kanzler, jeder
habe gespürt, „daß dies ein
wichtiger Augenblick im Leben
FÜR HERREN
unserer Völker ist. Wir haben
die Geschichte gespürt. Sie war AUF DEM EHEMALIGEN GUTSHOF IN KREISAU: Bei einer Messe unter freiem Himmel umarmen sich
da - gerade auf diesem Platz mit-
ten in Europa." Der gegenseitige der polnische Ministerpräsident Mazowiecki und Bundeskanzler Kohl. (dpa-Funkbild) Anzüge im Business-
Gruß der Versöhnung dürfe Style, ein- oder
„nicht ohne Folgen bleiben: Laßt ten und einer Blaskapelle. Sie „Wunder der wahren Versöh- fen mit dem polnischen Staats-
uns aufbrechen von diesem Al-
tar in eine gute, friedvolle, gott-
forderten unter anderem deut-
sche Schulen und Gottesdien-
nung zwischen den so lange ver-
feindeten Völkern" vollziehen,
präsidenten Jaruzelski nach,
das wegen der Unterbrechung
ANGELO LITRICO
zweireihig, hochwertige
gesegnete Zukunft für unsere
Völker, für die Polen, für die
ste. Die mehr als sechsstündige die sich im Zeichen christlicher der Polenreise ausgefallen war.
Unterdessen forderte der pol-
Qualitäten
Autobusfahrt nach Kreisau, zu Liebe gegenseitig vergeben
Deutschen, für uns alle in Euro- der Kohl im nebelverhangenen müßten. Auch Nossol verwies nische Außenminister Krysztoff C&A-Spartip
pa." Mazowiecki meinte, dieses Warschau nachts gestartet war, auf die historische Bedeutung Skubiszewski eine klare Stel-
Gefühl der christlichen Brüder- wurde in Schweidnitz (Swidni- gerade dieses Ortes, der ein lungnahme zu der Grenzproble-
lichkeit zwischen beiden Völ- ca) kurz unterbrochen. Dort be- Symbol für den antifaschisti- matik zwischen den beiden
kern müsse auch nach der suchte der Bundeskanzler die schen Widerstand sei. Staaten. Bezogen auf die jüngste
Rückkehr der Teilnehmer von evangelische Friedenskirche. Am Nachmittag besuchte Entwicklung in der DDR erklär-
diesem Gottesdienst in Kreisau In seiner nacheinander auf Kohl das Wallfahrtskloster te er in einem Interview, daß Nappaleder-
bleiben. eine eventuelle Wiedervereini-
polnisch und deutsch gehalte-
nen Predigt unterstrich der Bi-
Tschenstochau. Zusammen mit
dem polnischen Ministerpräsi- gung für Polen nur dann akzep- Blousons
Zu der Messe waren etwa
350.-
tabel sei, wenn der neue Staat ANGELO LITRICO
7000 Menschen gekommen, un- schof von Oppeln, Nossol, wie denten Tadeusz Mazowiecki be- die polnische Westgrenze nicht
ter ihnen viele Deutsche von
den offiziell noch nicht zugelas-
schwierig dieser Polen-Besuch
des Kanzlers sei, obwohl doch
tete er vor dem Gnadenbild der
„Schwarzen Madonna", dem in Frage stellen würde. C&A-Spartip
senen „Deutschen Freund- beide „europäische Nachbarn polnischen Nationalheiligtum. Siehe auch Kommentar
schaftskreisen" mit Traftsparen- sind". Es müsse sich jetzt das Am Abend holte Kohl sein Tref- und „Themen des Tages"

Longjackets
Äußerung „Volk der DDR" DDR / SPD fordert nationales Programm
C&A-Spartip 95.-
Heftiger Streit Waigel: Hilfe wirksam Hosen, Reine
Kohl - Momper erst nach Reformen Schurwolle

Bonn (dpa). Ein ungewöhnlich Kohl den Bürgermeister plötz- Bonn/Berlin (AP/dpa). Die chen Know-how und umfassen- C&A-Spartip 1 2 5 . "
heftiger Streit ist am Wochen- lich scharf an, ohne genau zu Entwicklung in der DDR und den Investitionen helfen.
ende zwischen Bundeskanzler sagen, welche Passage er meine: wirtschaftliche Hilfsmaßnah- Auch der baden-württember-
Kohl (CDU) und Berlins Regie- „Herr Momper spricht eine an- men für die Menschen dort stan- gische Ministerpräsident Späth
rendem Bürgermeister Momper dere Sprache als ich." Dieser den am Wochenende bei den (CDU) setzte sich für eine Wirt- Hosen in verschie-
(SPD) ausgebrochen. Momper hatte unter anderem vom „Volk Bonner Parteien im Blickpunkt. schaftshilfe ein. Die Grenzöff-
warf Kohl „eklatantes Versagen der DDR" gesprochen. Zu dem CSU-Chef Waigel bekräftigte, nung habe auch abrüstungspoli- denen Dessins
in der entscheidenden Situation Pfeifkonzert, das auch die von erst wenn die aus Bonn ange- tische Bedeutung. AKlGELO LITRICO
in der deutschen Geschichte" ihm angestimmte Nationalhym- mahnten politischen und wirt- Um die Forderung von SPD-
vor. Zuvor hatte Kohl den Bür-
germeister vor der Bonner Pres-
ne überdeckte, sagte Kohl, er
habe sich „geschämt", daß sol-
schaftlichen Reformen verwirk-
licht seien, könne Unterstüt-
Parteichef Vogel nach einem C&A-Spartip 7 5 . "
„runden Tisch" in der Bundesre-
se angegriffen und die Frage auf- che „Pöbelszenen" möglich ge- zung als Hilfe zur Selbsthilfe publik mit Regierung, Hilfsver-
geworfen, ob Momper im Sinne wesen seien. wirksam werden. bänden und Tarifpartnern kam
des Grundgesetzes „das gleiche Momper reagierte am Sams- Zur Finanzierung der Reise- es am Wochenende zum Streit.
Verfassungsverständnis hat ... tag abend mit scharfen Angrif- devisen für Besucher aus der Kohl lehnte den Vorschlag mit \westbüiy/ Pullover, Gr. AA-XL =
wie ich". fen und Enttäuschung auf die DDR erklärte der Finanzmini- Hinweis darauf ab, daß in Polen
Auslöser der Verärgerung des Äußerungen des Kanzlers. Die- ster, es sei der Ost-Berliner Füh- mit dem „runden Tisch" die Ab- 48/50-56/58 _ _
Kanzlers war offenbar die Kund- ser „lebt und denkt offenbar an rung zuzumuten, einen Teil ih- lösung einer Diktatur begonnen
gebung am Freitag abend vor den Gefühlen der Menschen in
dieser historischen Stunde vor-
res Devisenaufkommens • zur
Verfügung zu stellen. Das je-
habe. Die Zusammenarbeit mit
den Ländern und Verbänden
C&A-Spartip 5 5 r
dem Westberliner Rathaus ANGELO LITRICO
Schöneberg. Während Momper, bei". Momper betonte, er habe weils einmal im Jahr gezahlte funktioniere. SPD-Bundesge-
der SPD-Ehrenvorsitzende bewußt vom „Volk der DDR" ge- Begrüßungsgeld solle auch un- schäftsführerin Anke Fuchs
Brandt und Außenminister Gen- sprochen. Der Kanzler habe ter den Bedingungen des Der sprach daraufhin von kleinli-
scher (FDP) bejubelt worden nicht begriffen, daß die Men- Westberliner Regierende Bür- chen parteitaktischen Motiven. Grobstrick-Pullover
waren, hatte es Pfiffe und Buh- schen in der DDR nicht die Wie- germeister Momper (SPD) wie- Bundeskanzler Kohl wird sich
rufe für den Kanzler gegeben. dervereinigung interessiere. derholte seinen Vorschlag, das wahrscheinlich Anfang Dezem- oder -Westen,
Kohl kritisierte am Samstag Führende CDU-Politiker wie Begrüßungsgeld entfallen zu las- ber außerhalb Ost-Berlins mit
vor der Presse in Bonn äußerst CDU-Generalsekretär Rühe sen und es stattdessen der DDR-Staats- und Parteichef Gr. S-XL =44/46-56/58
scharf, daß seine Ansprache vor wiesen am Sonntag die Kritik Staatsbank in der DDR zum Um- Krenz und dem dann gewählten
den nur 10 000 Menschen am Mompers und anderer Sozialde- tausch zu überweisen. neuen Ministerpräsidenten Mo-
Rathaus von den elektronischen
Medien ausführlich übertragen
mokraten an Kohl zurück. Der
nordrhein-westfälische CDU-
Ein nationales Programm zur
Unterstützung von Reformen
drow treffen. Das vereinbarte
Kohl, der am Freitag seinen Po-
C&A-Spartip 42T
worden sei, eine anschließende Chef, Bundesarbeitsminister forderten die SPD-Abgeordne- len-Besuch unterbrochen hatte,
vor 150 000 Menschen an der Norbert Blüm (CDU), erklärte, ten Ingrid Matthäus-Maier und vor Beginn einer Sondersitzung
Gedächtniskirche aber nicht. die SPD solle aufhören, den Er- Wolfgang Roth, um den Bürgern des Kabinetts in Bonn. Kanzler-
Auf eine Journalisten-Frage, folg der Menschen in der DDR in der DDR das Bleiben zu er- amtsminister Seiters soll zur
Vorbereitung am 20. November
Dress- oder Freizeit-
wie er Mompers Äußerungen parteipolitisch für sich zu be- leichtern. Bundesdeutsche Un-
vor dem Rathaus beurteile, griff schlagnahmen. ternehmen sollten mit westli- nach in Ost-Berlin reisen. hemden, Gr. 38-45

Statt 17. Juni / Gedenktag in Ost und West Dresden / Verfahren gegen Offiziere geplant C&A-Spartip

Vogel: 9. November künftig feiern DDR läßt Demonstranten frei Anzug- oder Freizeit-
Bonn (dpa). Der SPD-Vorsit- in einem Interview. Nun könne Berlin (AP). Die DDR läßt alle den. Gegen Sicherheitskräfte, Socken, Gr. 40-46,
zende Vogel hat den 17. Juni als darüber nachgedacht werden, in Dresden Inhaftierten frei, die die ihre Befugnisse überschrit- 5 Paar
nationalen Gedenktag in Frage dort bei der Durchfahrt von Zü- ten hatten, werden dem Bericht
gestellt und stattdessen den 9.
November als gemeinsamen
Feiertag für beide deutsche
ob nicht der 9. November „eine
höhere Bedeutung" habe. Wenn
es danach ginge, „was eine
Volksbewegung erreicht hat",
gen mit DDR-Flüchtlingen aus
der Bonner Botschaft in Prag an
Protesten und Ausschreitungen
zufolge Verfahren eingeleitet.
Darunter befinden sich laut
ADN auch Offiziere. Der Direk-
C&A-Spartip 12r
Staaten ins Gespräch gebracht. sei es naheliegend, anstatt der beteiligt waren. tor des Bezirksgerichts, Sieg-
Um den Sinn des „Tages der erfolglosen Arbeiterunruhen Die DDR-Nachrichtenagentur. fried Stranovsky, habe mitge-
deutschen Einheit" habe es vom 17. Juni 1953 die Öffnung ADN meldete gestern das gelte teilt, auch bereits ergangene Ur-
schon immer Diskussionen ge- der innerdeutschen Grenzen am auch für die Teilnehmer späte- teile gegen drei junge Männer
geben, sagte Vogel am Sonntag 9. November 1989 zu feiern. rer Demonstrationen in Dres- würden angefochten.
Nr. 265 Stadt Kassel Montag, 13. November 1989

KOMMENTAR: Bilanz des deutsch-deutschen Volksfests in Kassel


Glatt versagt
M a n muß sie gesehen haben: Die
Kinder, wie sie sich an den Schau-
fenstern die Nasen plattdrückten.
Die jungen Leute, die den Hunder-
Über 20 000 waren da
ter übermütig küßten, ehe sie ihn V o n B u r g h a r d H o l z , A r m i n H i n g s t ( T e x t ) u n d J o c h e n H e r z o g ( F o t o s )
sorgfältig im DDR-Paß verstauten.
Die Älteren, die den ungewohnten
Schein gründlich betrachteten, be- Kassel. Deutsch-deutsches Leiter der eigens eingerichteten gestern morgen „die Finger •* *
vor sie ihn im Gedränge an der Volksfest in der Kasseler Innen- Koordinationsstelle, gestern wund gewählt" hatten, um die
Kasse aus der Hand gaben. stadt: Über 20 000 Menschen abend überaus zufrieden Bilanz. Einzelhändler aus ihrem „Tief-
Wie am Schnürchen funktionier- aus der DDR nutzten am Wo- Oberbürgermeister Hans Ei- schlaf" zu wecken und sie zum
te das Auszahlen des Begrüßungs- chenende die Öffnung der chel sprach von einer „General- Öffnen zu überreden, ließen sich
geldes gestern in Kassel. Greifbar Staatsgrenze zu einem sponta- probe", auf die sich die Stadt nur einige wenige von der lukra-
nahe war für die Besucher die Erfül- nen Besuch in Nordhessen und rechtzeitig eingerichtet und die tiven Einnahmequelle locken.
lung ihrer Wünsche. Aber sie stan- verwandelten die City an beiden sie deshalb größtenteils mit Bra- Nicht nur im Rathaus und -
den vor verschlossenen Türen. Tagen in ein riesiges fröhliches vour bestanden habe. Das erste laut Eichel - bei der Industrie-
In Duderstadt, in Eschwege, in Menschenmeer. Lob richtete der OB an die Be- und Handelskammer stieß die
Witzenhausen, in Bebra - überall völkerung, die die Gäste „so Tatenlosigkeit des Handels auf
wurde kurzfristig Personal mobili- Reibungslose Auszahlung freundlich aufgenommen hat, Verwunderung, vor allem die
siert, um den DDR-Bürgern diese wie man es sich nur vorstellen Kasseler Bevölkerung reagierte
fast kindliche Freude zu gönnen: kann". Den Besuchern aus der stocksauer, weil sich/die Gäste
Einmal kaufen, was das Herz be- Die Mitarbeiter der Rathäuser DDR bescheinigte er, mit „gro- dadurch viele Wünsche nicht
gehrt und die übervollen Läden in Kassel und den umgrenzen- ßem Verständnis und Disziplin erfüllen konnten. Umso größer
hergeben. Einmal leichtsinnig sein den Städten und Gemeinden aufgetreten" zu sein. Eine Lo- war Eichels Dank an diejenigen,
dürfen mit diesem unverhofften sorgten trotz des Massenan- beshymmne sang Eichel auch die gestern ihre Läden geöffnet
Geschenk von hundert Mark West. drangs für eine reibungslose auf die Hilfsorganisationen - oder spontane Verkaufsstände
Johanniter Unfallhilfe, Arbei-
Die meisten Einzelhändler im Auszahlung des Besuchergel- ter-Samariter-Bund, Deutsches organisiert hatten.
„Oberzentrum" Kassel waren die des; die Hilfsorganisationen lei- Rotes Kreuz, Technisches Hilfs-
letzten beiden Tage offenbar blind steten Tausende von freiwilli- werk, Freiwillige Feuerwehren „Zu spät erfahren,,
und taub. Sie hatten am Samstag gen Arbeitsstunden, um die Gä- - sowie auf die Mitarbeiter im
abend nicht Phantasie genug, we- ste zu verpflegen und unterzu- Rathaus, im Landratsamt und
nige Stunden weiterzudenken. Ent- bringen; die Bürger in Kassel bei der Berufsfeuerwehr. Dr. Karl Schumann, der Vor-
gangen ist ihnen die Chance ihres und Umgebung empfingen die sitzende des Einzelhandelsver-
Lebens: Geld, das der Staat ver- Besucher aus dem Osten mit Allein beim Handel habe es band Hessen-Nord, wies ge-
schenkt, direkt in ihre Kassen zu großer Herzlichkeit. Allein der „nicht geklappt", zeigte sich der stern abend die Vorwürfe ent- ,* *-. •Jh iu-Ju «i

leiten. Aber viel schlimmer ist die Einzelhandel träufelte einen Oberbürgermeister enttäuscht schieden zurück und betonte, BANANEN und anderes Obst sowie Kaffee und Toilettenartikel
Enttäuschung, die sie den Besu- dicken Wermutstropfen in den über die überwiegend geschlos- der Einzelhandel habe zu spät standen ganz oben auf der Einkaufsliste der Besucher aus der DDR.
chern bereitet haben. Sie haben Freudenbecher. „Wir sind zwei- senen Geschäfte in der Innen- von der Aufhebung der Laden- Während ein Händler gestern das Kilo Bananen für 1,49 Mark
glatt versagt, geschäftlich wie mal überrascht, aber nicht über- stadt. Obwohl sich Mitarbeiter schlußzeiten erfahren und sei anbot, mußten die Gäste anderswo fast das Doppelte bezahlen.
menschlich. rollt worden", zog ein übermü- des Rathauses laut Magistrats- nicht mehr in der Lage gewesen, Einige Händler mußten sich sogar den Vorwurf gefallen lassen, die
deter Klaus Angermann, der sprecher Hans-Jochem Weikert darauf zu reagieren. wenig zahlungskräftigen DDR-Bürgern zu übervorteilen.
Sylvia Griffin

Kurioses am Rande Gutes Zusammenspiel der Helfer


Umso besser die Reaktion im den Haufen geworfen. In einem
Kasseler Rathaus, im Landrats- Fall transportierte die Polizei
Feuerwache als amt, und in den Gemeinden des 150 000 Mark sogar in einer Pla-
Landkreises. Überall meldeten stiktüte.
Trabbiwerkstatt sich freiwillige Helfer, um die Hochbetrieb herrschte an bei-
Auszahlung des Besuchergeldes den Tagen auch am Info-Bus am
LJie Kasseler Berufsfeuer- zu beschleunigen. Hauptbahnhof, der vielen Besu-
wehr entwickelte sich am Ihren Höhepunkt erreichte chern als erste Anlauf- und in
Wochenende zum Trabbi- die Völkerswanderung gestern den Nächten als Auszahlungs-
Experten. Zahlreichen Auto- gegen 6 Uhr, als sich etwa 6000 stelle diente. Nur wenige Meter
fahrern aus der DDR, die Besucher aus der DDR vor dem entfernt, im 900 Plätze bieten-
Probleme mit ihren Karossen Kasseler Rathaus einreihten den Zivilschutzbunker am
hatten, halfen die Feuer- und eine mehrere hundert Me- Hauptbahnhof, übernachteten
wehrmänner fachmännisch ter lange Schlange bildeten. Ins- „in Wechselschicht" über 3000
aus der Patsche. In einem gesamt wurden im Rathaus ge- Besucher. Zudem teilten die
Fall wurde gar eine gebro- stern 8000 Gäste begrüßt, am Hilfsorganisationen dort rund
chene Antriebswelle wieder Samstag waren es 6000 gewe- 10 000 kalte Mahlzeiten aus.
flott gemacht. ,• sen. Im Landratsamt holten sich Zusätzlich zu den Plätzen in
an beiden Tagen knapp 2000 Bunkern standen Betten in der
Zitate \
„Sonst muß ich für 100
Mark tausend Formulare
ausfüllen, heute kriege ich
Feuerwehr vermittelt Betten
50 000 Mark einfach so in Kassel (b). Da weiterhin mit nimmt die Feuerwehr Über-
die Hand gedrückt." (Ein Besucherandrang aus der DDR nachtungsangebote von Pri-
Mitarbeiter des Rathauses, gerechnet wird, bleibt der vatpersonen entgegen und
der Begrüßungsgeld an DDR- Info-Bus der Berufsfeuerwehr vermittelt sie. Die Auszah-
Bürger auszahlte). vorerst Anlaufstelle am lungsstelle für das Besucher-
Hauptbahnhof. Unter den Ruf- geld im Lesezimmer des Rat-
nummern 7 16 70 und 7 88 40 hauses öffnet heute .um 7 Uhr.
Nachdem Klaus Angermann,
der Leiter der Koordinations-
stelle im Kasseler Rathaus,
vor der Presse mitgeteilt hat- DDR-Bürger das Besuchergeld Fritz-Erler-Kaserne in Rothwe-
te, daß die Besucher aus der ab, in den Altkreisgemeinden sten zur Verfügung. Darüber
DDR kostenlos die Busse und wurden 4700 Anträge bearbei- hinaus vermittelte die Berufs-
Bahnen der KVG benutzen tet. feuerwehr 270 Schlafplätze, die
dürfen, kam es zu folgendem Die Schwerpunkte lagen zum Kasseler Privatpersonen ange-
Gespräch zwischen Wolfram einen - zwangsläufig - in Kau- boten hatten.
Bremeier, dem KVG-Vor- fungen (2500 Besucher) sowie in Mit Einbruch der Dunkelheit
standsvorsitzenden, und SPONTANE HILFSBEREITSSCHAFT in Kassel- am Hallenbad Ost wurden die Besucher aus der Lohfelden und Niestetal, wohin wurden die Trabbis, Wartburgs
Magistratssprecher Hans Jo- Bettenhausen: Mitglieder des Polizei-Funk- DDR am Samstag von einem privaten Begrü- die Polizei die Besucher im Kon- und Ladas, die zwei Tage das
chem Weikert. Bremeier: Clubs Kassel sowie private Funkergruppen fin- ßungskomitee in Empfang genommen und bewir- voi führte, um das Kasseler Rat- Bild auf fast allen Parkplätzen
„Wer hat denn das entschie- gen die Besucher aus der DDR an der Stadtgrenze tet. Die HNA versorgte die DDR-Bürger gestern haus zu entlasten. Um den An- der Stadt geprägt hatten, gestar-
den?" - Weikert: „Der Vor- ab und organisierten Autokonvois, die dann von morgen mit einer Ausgabe der „Sonntagszeit", drang zu bewältigen und das tet und die Rückreisewelle setz-
standsvorsitzende der KVG, der Polizei in die Innenstadt und die Randgemein- der sie wichtige Hinweise für ihren Aufenthalt in Bargeld von insgesamt zwei Mil- te sich in Bewegung. Spätestens
Wolfram Bremeier." - Bre- den geleitet wurden. Hier wie auch anderswo Kassel und in der Region entnehmen konnten, lionen Mark zu organisieren, am nächsten Wochenende wol-
meier: „Ach so." begrüßten zahlreiche Anwohner die Gäste mit und lud sie zu einem kostenlosen Mittagessen ins wurden teilweise sämtliche bü- len die meisten wieder zu Be-
Kuchen, belegten Broten, Kaffee und Tee. Auch Kasino des Presse + Druckzentrums ein. rokratischen Formalitäten über such kommen.

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ADN-Mitteilung
Nationalelf Aids-Inßzierung DDR-Probleme Janssen 60 Zum Tage
Weizsäcker Wirbel um Leben Was zu Genialer Im Galopp
bald in DDR? Dorfner gefährdet tun ist Zeichner Daas sozialistische System der
Berlin (AP). Bundespräsident DDR ist von galoppierender
von Weizsäcker möchte in ab- Wirbel um Fuß- Zum erstenmal Die deutsch-deut- Der Hamburger Schwindsucht befallen. Kein Tag
sehbarer Zeit die DDR besu- ball-Nationalspieler hat der Bundesge- sche Euphorie vom Grafiker und Zeich- vergeht, an dem nicht ein Götze
chen, nach Ostberliner Anga- Hans Dorfner (Foto) richtshof die Verur- letzten Wochenen- ner Horst Janssen stürzt und ein Dominostein fällt.
ben möglicherweise noch vor zwei Tage vor dem teilung eines Aids- de weicht nüchter- (Foto), eine der gro- Was eben noch Antwort war, wird
Weihnachten. Dieser Termin WM-Qualifika- infizierten, der ei- ner Betrachtung der ßen Begabungen un- bereits wieder infragegestellt.
wurde vom Präsidialamt in Bonn tionsspiel gegen nen Partner durch bleibenden Proble- serer Zeit, wird heu- Dabei sind Überraschungen
jedoch nicht bestätigt. Wales. Der Münch- ungeschützten me. Woran die te 60 Jahre alt. In schon die Regel. Präsident der
Wie die DDR-Nachrichten- ner hatte aus dem Sexualverkehr ang- DDR-Wirtschaft den letzten Jahren Volkskammer wurde ein bisher fast
agentur ADN mitteilte, habe Trainingslager sei- steckt hat, wegen krankt und was so- ist Janssen auch Unbekannter. Die erste geheime
von Weizsäcker seinen Wunsch nen Vereinstrainer gefährlicher Kör- fort geschehen muß, häufiger mit literari- Abstimmung wirkte sich aus. Doch
bei einem überraschenden Be- 11 ynckes öffentlich perverletzung be- steht auf einer Poli- schen Texten an die die eigentliche Situation ist, daß
such am Potsdamer Platz ge- harf kritisiert. stätigt. Siehe „Blick tik-Sonderseite. Öffentlichkeit getre- die SED freiwillig die Führungsposi-
stern morgen gegenüber einem S he Sport in die Zeit". Siehe Kommentar. ten. Siehe Kultur tion räumte, auf der Egon Krenz
DDR-Grenzer geäußert. noch besteht. Sie trat zur Wahl gar
nicht erst an.
Das strahlt aus. Aus den Reihen
der lange gefügsamen Blockpar-
DDR / Nach Wahl zum Regierungschef teien ertönt der Ruf, die Nummer 1
in Staat und Verfassung zur Dispo-
sition zu stellen. Das zu Ende ge-

Modrow strebt
dacht, bedeutet den freien Wett-
bewerb und damit die Zulassung
unabhängiger Parteien. Diesen
Sauerstoff will dem Staat der in
solcher Therapie bewanderte Man-
fred von Ardenne zuführen. Daß

Koalition an Marx nur zu Murks führt, weckt sei-


ne Forderung nach einer sozialisti-
schen Marktwirtschaft.
Statt Welten trennen demnach,
in der Vision nur noch, Winkel und
Berlin (dpa/AP). Die DDR-Volkskammer hat gestern Nischen die DDR von der Bundes-
republik. Die Annäherung erfolgt
abend den Dresdner Reformpolitiker Hans Modrow (61) zum rasant. Daß ein Reformpolitiker
neuen Regierungschef gewählt. Ohne Aussprache stimmten vom Schlage des unverdächtigen
die rund 500 Parlamentarier bei einer Gegenstimme per Hans Modrow Ministerpräsident
Handzeichen für Modrow. werden soll, galt vor kurzem noch
als Verheißung. Inzwischen sind
auch Träume und Wünsche refor-
Kurz nach seiner Wahl er- folge des SED-Politikers Sinder- miert. Als Exponent der SED haftet
klärte der 61jährige im DDR- mann antrat, sprach sich für seinem Ruf auch deren Ruch an.
Fernsehen, er habe ein schweres große Bürgerriähe aus, um das Seine Zeit der Bewährung wird
Amt übernommen, „das sehr verlorene Vertrauen zurückzu- kurz sein. Alfred Brugger
harte Arbeit" bedeute. Die Kraft gewinnen. Jetzt sollte nicht nur
dafür finde er in der Bescheiden- „in den Rückspiegel" geschaut,
heit, sagte der SED-Politiker. sondern beispielsweise ein neu-
Modrow strebt nach seinen es Wahlgesetz ausgearbeitet ,Kein Gedanke an Abriß'
Worten eine werden.
„echte Koali- Maleuda: „Ich verweise hier
• sra XiX!*
tionsregierung"
an. Alle Partei-;
en müßten nun,
auf die oberflächliche Arbeit mit
dem Reisegesetz. So etwas darf
uns in der Vorbereitung zur Ge-
UNERWARTETE NIEDERLAGE für Manfred Gerlach (Mitte): Die DDR-Volkskammer wählte gestern
nicht den Chef der Liberaldemokraten zum neuen Parlamentspräsidenten, sondern den Vorsitzen-
Modrow: Mauer
„kompetente
Leute" dafür^
setzgebung nicht wieder passie-
ren." Eine Zusammenarbeit mit-
den der Bauernpartei, Günter Maleuda (links). Die SED von Egon Krenz (rechts) hatte keinen
Kandidaten aufgestellt. (dpa-Funkbild)
bleibt vorerst
vorschlagen. den Bürgerbewegungen wie dem
Erste Gesprä-i Neuen Forum könne er sich Hamburg (dpa). Die DDR plant
ehe darüber! nicht nur vorstellen, „ich glau- DDR-Besucher / 5,2 Millionen Visa ausgestellt offenbar nicht den Abriß der
sollen bereits! be, dazu sind wir verpflichtet". Berliner Mauer. „Im Moment
heute stattfin-| haben wir daran überhaupt kei-
den. Für den! nen Gedanken", erklärte DDR-
17. November
kündigte Modrow seine Regie-
rungserklärung und die Kabi-
nettsliste an.
Ein Porträt des neuen Volkskam-
merpräsidenten Male,uda finden
Sie auf „Themen des Tages".
Wieder kamen über 100 000 Regierungschef Modrow in ei-
nem Interview der „Bild"-Zei-
tung. Berlins Regierender Bür-
germeister Momper stehe in sei-
Bei der ersten geheimen Ab- Die gestrige ganztägige Berlin/Hamburg (dpa/AP). de die Übersiedlung genehmigt. leichterungen für die DDR-Bür- nem Teil der Stadt doch in einer
stimmung in der DDR-Volks- Auch am ersten Arbeitstag nach Gleichzeitig öffnete die DDR ger", wie es offiziell in Ost-Ber- „gleichen Furcht. Der kommt
Volkskammer-Debatte wurde ökonomisch auch nicht ..zu-
kammer war es am Morgen zu von Abgeordneten als eine dem deutsch-deutschen Wie- am Montag neue Grenzübergän- lin hieß. Damit können DDR-
einer Überraschung gekommen: dersehensfest vom Wochenen- ge, zwei in Berlin und jeweils Bürger jetzt wieder ohne Kon- recht", meinte Modrow. Über
„Lernstunde der Demokratie" eine Öffnung des Brandenburger
In der ersten Stichwahl ihrer bezeichnet. Dabei wurde auch de nutzten gestern wieder über einen in Hessen (für Fußgänger trollen und Beschränkungen bis
Geschichte wählte die Volks- 100 000 DDR-Bürger die offenen bei Altenburschla im Werra- unmittelbar zur Grenze gehen. Tores werde dagegen dem-
Kritik an den Politikern der ab- Meißner-Kreis) und in Bayern. nächst mit der Bundesregierung
kammer den Vorsitzenden der getretenen Führung geübt. Grenzen für einen Kurzbesuch Auch wurde der Schießbefehl zu sprechen sein.
DDR-Bauernpartei, Günter Ma- Gestern abend beschloß das im Westen. Einige Städte wie Zwei weitere Mauerdurchbrü- nun auch offiziell außer Kraft
leuda, zum neuen Parlaments- Zentralkomitee der SED erwar- Lübeck waren wieder mit DDR- che sind für heute angekündigt. gesetzt. Für die DDR stelle sich noch
präsidenten. Der allgemein als tungsgemäß einen außerordent- Autos vollgestopft. West-Berlin Westberliner können zudem Das Innenministerium in Ost- eine andere Frage: „In unserem
Favorit gehandelte Liberal-De- lichen Parteitag. Er soll vom 15. atmete nach dem Massenan- von sofort an mit Fahrrädern Berlin teilte gestern zudem mit, Staat gibt es nur geringe Krimi-
mokrat Manfred Gerlach erhielt sturm auf, der Besucherstrom und Motorrädern nach Ost-Ber- für Angehörige und Zivilbe- nalität, kaum Aids, Rauschgift
bis 17. Dezember in Ost-Berlin lin und die DDR fahren, teilte
230 Stimmen, 16 weniger als stattfinden. ging deutlich zurück. schäftigte der DDR-Volkspoli- ist so gut wie unbekannt." Wenn
Maleuda. • Seit Öffnung der DDR-Gren- Senatssprecher Kolhoff mit. zei sowie der anderen Organe eine offene Grenze all dies „her-
dpa cg Siehe „Zum Tage" und
Der 58jährige, der die Nach- Bericht nächste Seite zen am Donnerstag abend sind des Ministeriums seien die libe- überschleudert, dann habe ich
nach inoffiziellen Schätzungen ralisierten Regelungen für Pri- als Ministerpräsident für meine
bislang weit über drei Millionen Sperrzone aufgehoben vatreisen ebenfalls gültig. Politik auch keine Chance".
Demonstrationen Besucher aus DDR DDR-Bürger in die Bundesrepu- Keine Chance dagegen für Nach Einschätzung Björn
blik und nach West-Berlin ge- Mit sofortiger Wirkung hob Wolf Biermann: der 1976 ausge- Engholms geht die SED „konse-
kommen - und fast alle wieder die DDR außerdem die seit 37 bürgerte Liedermacher hat er- quent den Weg zu freien Wah-
zurückgekehrt. Die DDR hat be- Jahren bestehende Sperrzone neut keine Einreisegenehmi- len". Nach einem Gespräch mit
400 000 fordern HBV für früheren reits über 5,2 Millionen Visa für
Privatreisen in den Westen aus-
im Grenzgebiet zur Bundesre-
publik auf - eine weitere „Maß-
gung erhalten, teilte der Ostber-
liner Pfarrer Reiner Eppelmann
Modrow in der Nacht zum Mon-
tag erklärte • der Kieler Regie-
freie Wahlen langen Samstag gestellt, 10 754 Menschen wur- nahme im Interesse weiterer Er- mit. rungschef, daß in Ost-Berlin sei-
er Ansicht nach erwogen werde,
den auf das Frühjahr 1991 fest-
Berlin (dpa). Vier Tage nach
Einführung der neuen Reisere-
Düsseldorf (dpa). Die Ge-
werkschaft Handel, Banken und
Immer weniger wollen im Westen bleiben gelegten Wahltermin in das
kommende Jahr vorzuverlegen.
gelüng haben gestern abend Versicherungen (HBV) hat an-
über 400 000 Bürger in der DDR gesichts des starken Besucher- Bonn/Hamburg (dpa/AP). Im chern aus ..der DDR knapp Die Ausreisewelle hat auch
wieder für Reformen demon- andrangs aus der DDR vorge- Strom der Millionen DDR-Besu- 11 500 als Übersiedler gemel- die Zentrale Erfassungsstelle in Die endgültigen Quoten
striert. Gefordert wurden freie schlagen, einen der vier langen cher sind nach wie vor Tausen- det. Nicht enthalten ist in den Salzgitter erfaßt. „Wir verzeich- Lotto: Gewinnklasse I 1 215 701,20
Wahlen und eine „dauerhafte, Einkaufssamstage in der Vor- de von Menschen, die in der Zahlen Berlin, wo die Situation nen ein ungeheuer dramatisches DM; II 59788,50 DM; III 9589,20
gesetzlich verbriefte Reisefrei- weihnachtszeit auf den kom- Bundesrepublik bleiben wollen. unübersichtlich war. Unklar ist Ansteigen der gemeldeten Ge- DM; IV 143,20 DM; V 10,30 DM.
heit". In Sprechchören und auf menden Samstag vorzuziehen. Allerdings geht ihre Zahl zu- auch, wieviel Übersiedler in die waltakte aus der DDR, weil uns Toto:
Transparenten wurden weitere „Vor dem Hintergrund der Öff- rück. Von Sonntag bis gestern DDR zurückkehren wollen. Das durch die Übersiedler mehr In- Auswahlwette: I. 1 278 843,70 DM;
wirksame Reformen verlangt. nung der Grenze sollten wir fle- früh kamen deutlich weniger Deutsche Rote Kreuz stellt sich formationen zur Verfügung ste- II. 57 370,90 DM; III. 1517,70 DM;
So hieß es zum Beispiel in Leip- xibel reagieren und allen Besu- DDR-Übersiedler in die Bundes- auf eine „beträchtige Zahl" ein. hen", erklärte gestern ein Spre- IV. 42,10 DM; V. 4,60 DM. - Ergeb-
zig: „Die Mauer hat ein Loch, chern Berlins sowie der grenz- republik als an den Vortagen. Mit der Bereitstellung von cher der Erfassungsstelle. Er niswette: I. 5302,80 DM; II. 181,60
aber weg muß sie doch", „Freie nahen Gebiete am kommenden Von den knapp 416 000 DDR- 10 000 heuen Unterkünften für stellte bei weiterer Entwicklung DM; III. 17,90 DM.
Wahlen, wahre Zahlen" und Samstag Einkaufsmöglichkeiten Bürgern, die über die offene DDR-Übersiedler haben die So- in der DDR die Existenz seiner Rennquintett:
„Egon, rück' das Westgeld bis 18 Uhr bieten", erklärte der Grenze in die Bundesrepublik zialversicherungsträger erst- Behörde in Frage: „Wenn die Rennen A: Gewinnklasse I 870,50
raus". zweite Vorsitzende der Ge- einreisten, wollten nach Anga- mals den Plan von Arbeitsmini- Amnestie in der DDR greift und DM; II 95,10 DM.
werkschaft HBV, Steinborn. Als ben des Bundesinnenministe- ster Blüm unterstützt, Neuan- das politische Strafrecht weitge- Rennen B: Gewinnklasse 147,70 DM;
Demonstrationen gab es außer riums 3456 in der Bundesrepu- kommenden rasch eine vorüber- hend wegfällt, dann entfällt der II 16,30 DM.
in Leipzig unter anderem auch Ausgleich dafür sollte auf den Kombinationsgewinn: unbesetzt,
in Dresden, Cottbus, Halle und langen Samstag am 23. Dezem- blik bleiben. Am Vortag hatten gehende Bleibe in Kur- und Er- größte Teil dessen, was wir zu Jackpot 84 803,40 DM.
Neubrandenburg. ber verzichtet werden. sich von etwa 280 000 Besu- holungsheimen zu verschaffen. registrieren haben." (Ohne Gewähr)
Nr. 266 Politik Dienstag, 14. November 1989

Namen und Deutschlandpolitik / Zusicherung an EG und Nato In Zigaretten Guerilla-Offensive


Nachrichten G
Engholm mit Momper-Paß
Genscher: Kein Bonner Alleingang | "»•«««« 350 Tote in
El Salvador
Auf unbürokratische Weise ge- Brüssel (dpa/AP). Bundesau- wir von einigen Überresten der
"
len nun in den von ihr regierten
** Teergehalt
langte der ßenminister Genscher hat den Besatzüngszeit oder der Besat- Bundesländern einrichten. Der Brüssel (AP). Den Zigaretten- San Salvador (AP). Die salva-
schleswig-hol- westlichen Verbündeten zugesi- zungsmentalität selbst frei wer- Westberliner Senat warf der rauchern in der Europäischen dorianische Guerillabewegung
steinische Mi- chert, daß die Bundesrepublik den und diese Zöpfe abschnei- Bundesregierung „Untätigkeit" Gemeinschaft wird der starke Nationale Befreiungsfront Far-
nisterpräsident angesichts der Ereignisse in der den". Bahr: „Dieser ganze in der Deutschlandpolitik vor. Tobak entzogen. Die Gesund- abundo Marti (FMLN) hat den
Engholm (Foto) DDR auf keinen Fall einen natio- Quatsch mit diesen alten Besat- Gegen die Idee des „runden heitsminister der zwölf EG-Län- Norden der Hauptstadt San Sal-
am Wochenen- nalen Alleingang unternehmen zungsrechten muß jetzt zu Ende Tisches" wandte sich auch FDP- der haben am Montag eine Ver- vador unter ihre Kontrolle ge-
de beim Grenz- werde. Die Bundesregierung sein." Chef Lambsdorff. Der Begriff seiordnung verabschiedet, wonach bracht. Der rechtsextreme Prä-
übergang werde die Integrationspolitik in Dagegen meinte der Partei- durch Polen „verbraucht". Der von Ende 1992 an nur noch Zi- sident Cristiani verkündete
i\ •%£*%* Checkpoint der Europäischen Gemeinschaft ratsvorsitzende Gansei, jetzt die „runde Tisch" in der Bundesre- garetten mit einem Höchstge- währenddessen am Sonntag
I ' J ^ Charlie nach und in der Nato konsequent Siegermächte für weiterreichen- publik sei das Parlament. halt von 15 Milligramm Kon- abend den landesweiten Belage-
wk ***- ^ • H s eOftberlin. Da er fortsetzen, erklärte Genscher de Lösungen deutsch-deutscher densat (Teergehalt) pro Stück rungszustand. Die Kämpfe zwi-
wk « r a n i n e n P a ß ver ~ gestern in Brüssel während der Probleme verantwortlich ma- Einladung zu EG-Gipfel verkauft werden dürfen. Bis schen den linken Rebellen und
Hl |L w i Sassen hatte, Ministertagung der Westeuro- chen zu wollen, sei ein „Mangel Ende 1997 soll der höchstzuläs- der Armee waren die schwer-
half, ihm eine päischen Union. innerer Souveränität". Wer sige Teergehalt dann auf zwölf sten seit Beginn des Bürger-
Notiz seines Parteigenossen Genscher bezeichnete es als heute noch von „Besatzungs- Der französische Staatspräsi- Milligramm gesenkt werden. kriegs vor zehn Jahren.
Walter Momper. Auf einen „absolut verfrüht", schon jetzt mächten" rede, leiste Ressenti- dent Mitterrand hat unterdes- Vorgeschrieben sind künftig Nach amtlichen Angaben
Flugplan schrieb der Regierende im Kreis der ehemaligen Sieger- ments Vorschub. sen Staats- und Regierungschefs auch mindestens zwei auf der wurden mindestens 350 Men-
Bürgermeister Berlins: „Bitte mächte USA, Frankreich, Groß- Die SPD erneuerte unterdes- der Europäischen Gemeinschaft Packung aufgedruckte Warnun- schen getötet und Hunderte
Ministerpräsident Björn Eng- britanniens und Sowjetunion sen ihr Angebot für ein „Höchst- (EG) für Samstag nach Paris zu gen vor gesundheitlichen Schä- verwundet. Das Rote Kreuz teil-
holm, der seinen Paß vergessen über die weitere Entwicklung maß an Gemeinsamkeit" bei der einem Sondergipfel eingeladen, den. Unter anderem: „Rauchen te mit, in vielen Gebieten sei me-
hat, einen kurzen Besuch nach der Ereignisse zu beraten. Bewältigung der anstehenden um über die neue politische verursacht Herz- und Gefäß- dizinische Hilfe unmöglich.
Berlin (Ost) ermöglichen". Der SPD-Politiker Bahr Aufgaben. Bundesgeschäftsfüh- Lage in Europa zu diskutieren. krankheiten". Die Minister wol- Die Rebellen hatten die Offen-
sprach sich für eine Vier-Mäch- rerin Fuchs rückte dabei aller- Auch der Präsident der EG-len damit bis zum Jahr 2000 die sive angekündigt, nachdem Ge-
Neubauer hört auf te-Konferenz unter Beteiligung dings von dem Begriff des „run- Kommission, Delors, soll an dem Zahl der Todesfälle durch spräche zwischen ihnen und der
der beiden deutschen Staaten den Tisches" ab. Die SPD wolle Treffen teilnehmen. Krebserkrankung um 15 Pro-Regierung kürzlich gescheitert
Nach einjähriger Amtszeit ver- aus. Es sei jetzt an der Zeit, „daß aber solche Koordinationsstel- Siehe auch Kommentar zent drücken. waren.
zichtet der
Bundesvorsit-
zende der FDP-
Nachwuchsor- FDP-Politiker gegen gemeinsamen Feiertag am 9. November Polenreise / „internationales Judentum'
ganisation Jun-
ge Liberale (Ju-
lis), Georg
Neubauer, auf
eine weitere
Kandidatur.
Als positiv bewertete Bundes- Einheit" festgehalten werde.
innenminister Schäuble (CDU) Gegen das Datum 9. Novem-
gestern Überlegungen für einen ber wandten sich FDP-Politiker.
gemeinsamen Feiertag von Bun- Dies sei ein „problematischer
erinnerte daran, daß der 9. No-
vember auch der Tag der Kapi-
tulation im Ersten Weltkrieg,
der Tag des Hitler-Marsches auf
Klein zieht umstrittene
Als Grund für
seinen Verzicht
gab der 31 jähri-
ge berufliche
desrepublik und DDR am 9. No- Tag für die Deutschen", sagte
vember. Entscheidend sei, daßGeneralsekretärin Schmalz-Ja-
an einem „Tag der Deutschen cobsen. Parteichef Lambsdorff
die Feldherrenhalle und die so-
genannte
gewesen sei.
Reichskristallnacht
Formulierung zurück
Prioritäten an. In den Reihen der Warschau (dpa). Äußerungen brauchs zu bedienen. Der heute
Julis waren Neubauer mangeln- von Regierungssprecher Klein 76jährige Galinski war von
de Aktivitäten vorgeworfen (CSU) über das „internationale 1943 bis 1945 selbst Häftling im
worden. Judentum" haben am Montag in Konzentrationslager Ausch-
Warschau am Rande des Polen- witz, wo seine Frau und seine
besuchs von Bundeskanzler Mutter umgebracht wurden.
Zahnarzt als DDR-Spion Kohl für Aufregung gesorgt.
Generalbundesanwalt Kurt Klein nahm nach einem klären-
Rebmann hat gegen einen Zahn- den Gespräch mit dem Vorsit- Kohl wirbt um Verständnis
arzt aus der DDR Anklage we- zenden des Zentralrates der Ju-
gen Spionageverdachts erho- den in Deutschland, Heinz Ga- Bundeskanzler Kohl hat ge-
ben. Der Zahnarzt soll dem linski, diese Formulierung zu- stern um Verständnis für den
DDR-Ministerium für Staatssi- rück und versicherte, er werde Wunsch der Deutschen nach
cherheit (Stasi) nach mehreren sie nicht mehr verwenden. Ga- Selbstbestimmung geworben.
Besuchen der Bundesrepublik linski sagte daraufhin: „Die Sa- Bei der Verleihung der Ehren-
über das Kontrollverfahren an che ist aus der Welt." doktorwürde an der katholi-
der Grenze berichtet und ver- Klein hatte in Pressekonfe- schen Universität Lublin räumte
sucht haben, alles über eine Per- renzen zur Verschiebung der er aber ein, es gehe nicht nur die
son herauszufinden, von der der Kanzlervisite im ehemaligen KZ Deutschen an, „ob und wie sie
Stasi angenommen habe, daß sie Auschwitz, die ursprünglich am ihr Schicksal frei bestimmen
beim Bundesnachrichtendienst jüdischen Feiertag Sabbat und ob sie ihren Weg mit oder
arbeite. Der Zahnarzt befindet (Samstag) geplant war und dann gegen die Nachbarn gehen".
sich seit dem 16. Juli in Unter- auf heute verlegt wurde, von Kohl forderte eine „gerechte
suchungshaft. „Sensibilitäten des internationa- und dauerhafte Friedensord-
len Judentums" gesprochen. nung, in der auch das deutsche
Galinski, der von Kohl in dieVolk in freier Selbstbestimmung
200 000 für Abtreibung offizielle Kanzlerdelegation bei seine Einheit wiedererlangt".
Mit Massenkundgebungen ha- der Polenreise aufgenommen Kohl erhielt die Auszeichnung
ben am Sonntag in 120 Städten worden war, erklärte dazu: „Das für seinen Einsatz zur Aussöh-
der USA mehr als 200 000 Men- war ein Begriff während der Na- nung zwischen den Völkern.
zizeit, um uns Juden zu diskri-
schen für das Recht von Frauen
auf Abtreibung demonstriert. minieren und zu diffamieren. in Am Sonntag abend hatte Kohl
einem dreieinhalbstündigen
Allein in Washington versam- Diesen Begriff kenne ich nicht Gespräch mit dem polnischen
melten sich nach Angaben der EIN DREIEINHALBSTUNDIGES GESPRACH führten am Sonntagabend Polens Staatspräsident Jaru- unter uns Juden.". Klein versi- Staatspräsidenten Jaruzelski
„Los Angeles Time" 150 000 zelski und Bundeskanzler Kohl. Im Mittelpunkt stand die Grenzfrage. Dazu erklärte Bonns Regie- cherte anschließend, er habe „ungewöhnlich offen" über die
Menschen, darunter zahlreiche rungssprecher Klein, daß trotz der Rechtslage Formeln gefunden werden könnten, die der schwieri- „nicht im Traum" daran ge- Lage in der DDR gesprochen.
Politiker und Kandidaten der gen Situation auch psychologisch gerecht würden. (dpa-Funkbild) dacht, sich des NS-Sprachge- Siehe „Themen des Tages"
Gouverneurs- und Kongreß-
wahlen 1990. Organisiert hatte
die Kundgebungen die „Pro
Choice"-Bewegung, nachdem
Aussprache in DDR-Volkskammer / Stoph übt Selbstkritik Aussiedlerheime Bundestag / CSU
der Oberste Gerichtshof der
USA den Bundesstaaten die
Möglichkeit eingeräumt hatte,
das liberale Abtreibungsgesetz
einzuschränken.
Abrechnung mit alten Fehlern Zimmermann nicht
mehr Direktkandidat
Berlin (AP). In der Ostberliner necker auch den inzwischen aus ohne die erforderliche kollekti- Münster (AP). Das Oberver- Landshut (dpa). Bundesver-
Demo in Sofia geplant Volkskammer hat am Montag dem SED-Zentralkomitee aus- ve Beratung durchgesetzt. Jaro- waltungsgericht Münster hat kehrsminister Zimmermann ist
Um Bulgariens neuen Parteichef eine ungewöhnlich offene Aus- geschlossenen DDR-Wirt- winsky verlangte die uneinge- eine einstweilige Anordnung
.Petar Mlade- sprache über die innenpoliti- schaftsführer Mittag an. Beide schränkte Verwirklichung der gegen den Bau von Übergangs- gestern abend bei der Nominie-
Jnow (Bild) zur sche Krise in der DDR stattge- hätten eine selbstherrliche Poli- Menschenrechte in die DDRwohnheimen für Aussiedlerfa- rungzurdes CSU-Direktkandida-
Idemokrati- funden. Redner mehrerer Frak- tik betrieben und einsame Ent- und die öffentliche Kontrolle al- milien abgelehnt. Grundstücks- ten Bundestagswahl 1990 im
niederbayerischen Wahlkreis
1 sehen Reform- tionen rechneten in schonungs- scheidungen getroffen. ler staatlichen Entscheidungen. •nachbarn hatten die von der Ge- Landshut gegen einen 3 4jähri-
I politik zu er- loser Offenheit mit den Fehlern Der bekannte Dresdner Wis- meinde begonnene Errichtung
" muntern, haben der vergangenen Jahrzehnte ab. SED-Politbüromitglied Wer- senschaftler Manfred von Ar-von zwei Doppelhäusern in ei- gen Bewerber unterlegen. Zim-
mermann (64) hatte den Wahl-
,die sechs Op- Der frühere DDR-Minister- ner Jarowinsky verlangte eine denne schlug die umfangreich- nem reinen Wohngebiet verhin- kreis seit 1957 in Bonn vertre-
äpositionsgrup- präsident Stoph (SED) übte offen Stärkung des Parlaments und sten wirtschaftlichen Verände- dern wollen. Die Bausubstanz ten. Ihm wurde von den Dele-
jpen des Landes Selbstkritik, griff aber auch die eine bessere Kontrolle der Re- rungen vor, die in der DDR bis- entspräche jedoch den Festset- gierten vorgehalten, daß er in
[für Samstag in Politik des früheren Staats- und gierung, in der künftig die vier her öffentlich zur Diskussion ge- zungen des Bebauungsplanes, den vergangenen Jahren so sel-
I Sofia zu einer Parteichefs Horiecker an. Derkleineren Blockparteien neben stellt worden sind. Als Vertreter entschied das Gericht. ten im Wahlkreis war.
I Großdemon- von ihm geführte Ministerrat, so der SED einen größeren Einfluß des Kulturbundes plädierte er
3 stration aufge- Stoph, sei in der Vergangenheit erhalten müßten als bisher. Zu- ferner für Zulassung und Entfal-
rufen. Dies teil- seinen „verfassungsmäßigen gleich bekräftigte Jarowinsky tung unabhängiger Parteien und
te Professor Peter.Beron von der Pflichten nicht voll nachgekom- den Willen seiner Partei zur po- alternativer Gruppierungen auf HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
men". litischen Wende in der DDR und dem Boden der Verfassung. ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
Umweltgruppe „Öko-Glasnost"
mit. Die Ablösung von Todor Stoph erklärte, die Regierung sprach sich für freie Wahlen in Notwendig sei weiter der Ab- H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
Schiwkow, dem früheren Partei- habe „verabsäumt", .der höch- der DDR aus. bau unverdienter Privilegien Herausgeber
chef, „kann nur der Anfang sten Volksvertretung „Rechen- Jarowinksy sagte, die „politi- und die Auswechslung inkom- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Bäte,
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
schaft über ihre Arbeit abzule- sche Arroganz" der bisherigen petenter Fachleute. ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
sein", meinte Beron. Es seien Achim von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
„viel radikalere Reformen nö- ;en und sie auf die neu entstan- Staats- und Parteiführung sei Der 82jährige sprach von ei- nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
lenen Entwicklungsprobleme" schuld an den Problemen, sie nem „erschreckenden Wirt- Chefredakteur 99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
tig". Lothar Orzechowski
im Land aufmerksam zu ma- habe die Regierungsarbeit ein- schaftsgefälle" zwischen der 5618110. Postgirokonto 155132-608
chen. Stoph griff neben Ho- geschränkt und Entscheidungen Bundesrepublik und der DDR. Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Stellv. Chefredakteure
Funktionäre müssen ran natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
Höhere kommunistische Partei- preis 28,50 DM).
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funktionäre Chinas müssen Außenhandels-Staatssekretär: Zunächst Annäherung Die Beendigung des Abonnements ist nur
Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
künftig 15 Tage jährlich körper- Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
liche Arbeit leisten. Das gestern Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
die Parteizeitung Renmin Ribao.
Die Kader sollten auf diese Wei-
DDR hält EG-Mitgliedschaft nicht für ausgeschlossen Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
se vor Ort „von den Arbeitern Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
an der Basis lernen und ein bes- Paris (dpa). Die DDR hält lang- Wirtschaftsblatt „La Tribüne de ende mit der EG ein Wirtschafts- bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
seres Verständnis für deren Pro- fristig einen Beitritt zur Europäi- l'Expansion". „Für den Augen- hilfe-Abkommen zu schließen. mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
bleme entwickeln." Die Arbeits- schen Gemeinschaft für möglich. blick" wünsche Ost-Berlin je- „Wir sind bereit, die Verhand- sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
„Wir schließen den Gedanken doch nur eine „Annäherung an lungen so schnell wie möglich Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
leistungen der Funktionäre sol- langfristig nicht aus", sagte der derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
len jährlich bewertet und die Be- den Gemeinsamen Markt". wieder aufzunehmen, um das Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger.
urteilung auch veröffentlicht DDR-Staatssekretär für Außen- Meyer erklärte das Interesse Projekt zum Abschluß zu brin- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Exemplare.
Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
werden. handel, Christian Meyer, dem der DDR, noch vor dem Jahres- gen". Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht.
Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
Nr. 266 Blick in die Zeit Dienstag, 14. November 1989

Aids-Infizierung
Ohne Paß und Visum über die deutsch-deutsche Grenze
BGH: Das Leben
gefährdende
Behandlung
Mit dem Rad das Thüringer Land „entdeckt"
Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Leicht
Karlsruhe (dpa). Übertragen
Aids-Infizierte bei ungeschütz- .m Feldrand, wo das kleine Als sie bei Wanfried (Kreis Autos. Die Volkspolizisten, die ter nach Diedorf fahre. Auf dem Wieder auf der Straße unter-
ten Sexualkontakten den Virus Elektrizitätswerk von Kathari- Eschwege) mittags die Grenzen stundenlang in der stinkenden Weg begegne ich immer wieder halte ich mich mit einem Fach-
auf gesunde Partner, müssen sie nenberg steht, steige ich das er- öffneten und die knatternde Abgaswolke versuchen, den Bürgern aus dem Westen. arbeiter. Fast 40 Jahre habe er
mit einer Verurteilung wegen ste Mal ab. Mein Blick schweift Trabbi-Kolonne den Berg run- Überblick zu behalten, haben's Spontan haben sie sich für ei- hier in Diedorf in einer
gefährlicher Körperverletzung über das weite, schroffe Acker- ter in den Westen rollte, bin ich nicht leicht. Ein junger Trabbi- nen Sonntagsspaziergang Strumpffabrik gearbeitet, die
rechnen. Komme es zu einer In- land, das sich zwischen den einfach rüber gefahren. Ohne fahrer, der aus Richtung Mühl- durch die DDR entschieden. • auch an westliche Kaufhäuser
fektion, sei dies eine „das Leben sanften Hügel des Thüringer Paß, ohne Visum. Noch nicht hausen kommt, meckert: „Laßt Vielen steht noch das Staunen hefere. Ständig bevormundet
gefährdende Behandlung", heißt Lands erstreckt. Links unten einmal gefragt hat man mich, doch endlich mal von unserer über diese fast groteske Situati- und kontrolliert. „Wir haben
es in einer am Montag veröffent- wärmt sich das kleine Diedorf wohin ich denn will. Gewinkt Schlange ein paar durch. Wir on im Gesicht. „Wohin?", frage Hunger gelitten, und die Obe-
lichten Entscheidung des Bun- in der nachmittäglichen No- haben sie mir, die DDR-Gren- wollen auch rüber." ich sie. „Soweit die Füße tra- ren haben in Saus und Braus
desgerichtshofs (BGH), mit der vembersonne, und ganz hinten, zer, und gelächelt. In dieser hi- gen." Jeder Blick, jeder Schritt gelebt." Aber „jetzt endlich ha-
die Verurteilung eines Mannes wo schon der Dunst einem die storischen Stunde haben sie in den Osten ist für sie ein neu- ben sie den SED-Betriebsleiter
durch das Landgericht Saar- freie Sicht nimmt, da muß wohl nicht mehr an Dienstvorschrif- „Unglaublich" es Erlebnis. verjagt."
brücken zu einer auf Bewährung Treffurt liegen. ten und Befehle gedacht. Sie Manche von ihnen treffe ich Und dann erzählt er noch,
ausgesetzten Freiheitsstrafe von Der Anblick ist bewegend. haben sich nur noch dem Recht Ein älterer Mann fragt mich später in Diedorf wieder, bei daß er früher oft am Sonntag
einem Jahr und sechs Monaten Alles so neu und doch so ver- der Freiheit verpflichtet ge- erstaunt, woher ich denn kom- Helmut Erdmann in der Knei- mit dem Rad nach Wanfried
bestätigt wurde. traut. Sogar der breite Grenz- fühlt. me. „Von drüben." - „Mit dem pe, die einzige, die an diesem und über Altenburschla und
Damit entschied das Karlsru- streifen mit dem meterhohen Einfach rüber mit dem Rad. Rad?" - „Ja, mit dem Rad, ein- Tag geöffnet hat. Am Morgen, Wendehausen zurück nach
her Gericht erstmals einen Fall, Stacheldraht paßt plötzlich an An diesem Tag ist alles erlaubt. fach rüber." Es sei unglaublich, erzählt der Wirt, habe er noch Diedorf gefahren sei. Das Rad
in dem es tatsächlich zu einer diesem wunderschönen Sonn- Ich erreiche Katharinenberg, sagt er, „40 Jahre lang und jetzt überlegt, ob er überhaupt öff- hat er noch...
Aids-Infektion gekommen war. tag ins Bild. Und erst jetzt, in das nur wenige Kilometer von das." Er sei noch nicht drüben nen solle. „Es sei ja sowieso kei- Ich weiß nicht, mit wievielen
Der Angeklagte erfuhr 1985 der Ruhe dieses Moments, wird Wanfried entfernt ist, aber wo gewesen, er habe so lange ge- ner da." Doch dann macht er wildfremden Menschen aus der
durch den Arzt eines Gesund- mir bewußt, daß ich an diesem jahrelang Welten zwischen la- wartet, nun „kommt es auf ei- das Geschäft des Jahres. Seine DDR ich an diesem Sonntag bei
heitsamtes, daß er mit dem Hu- denkwürdigen Tag, wo vor der gen. Das sonst so beschauliche, nen Tag auch nicht mehr an." Gaststätte an der Kirche wird meinem „Ausflug" ins Thürin-
manen Immunmangel-Virus Mauer nicht das Ende, sondern ruhige Dorf ist zum Verkehrs- Wir verabschieden uns. „Einen zum Treffpunkt deutsch-deut- ger Land geredet habe. Ich weiß
(HIV) infiziert sei. Zugleich der Anfang war, mit meinen Fü- knotenpunkt geworden. Von schönen Tag noch und komm' scher Gemütlichkeit. Sie ist so nur noch, daß sie mir alle so
wurde er über die Ansteckungs- ßen und meinem Fahrrad auf Mühlhausen, Treffurt und Din- bald wieder", ruft er mir noch voll wie mancher Supermarkt wundersam vertraut gewesen
gefahr bei jedem ungeschützten dem Boden der DDR stehe. gelstädt her stauen sich hier die zu, als ich schon den Berg run- im Westen. sind.
Sexualverkehr unterrichtet.
Gleichwohl hatte der Mann im
Juni 1987 mit einem Mann zwei-
mal ungeschützten Verkehr. Ostfrankreich
Dabei ging der Partner davon ADAC warnt vor DDR-Fahrzeugen
aus, daß der Verkehr mit dem
Angeklagten ohne gesundheitli-
Schäferhund
che Risiken sei. Bereits zehn
Tage nach dem letzten Ge-
schlechtsverkehr wurden im
Blut des Mannes erste Infek-
biß Säugling tot Trabbis keine Renner
tionsmerkmale festgestellt. Lomiges (dpa). Ein drei Wo-
München/Bonn (AP/dpa). kehrsministeriums in den ver-
Damit habe der Angeklagte Nachdem sich bereits die ersten gangenen Tagen an grenznahen
chen alter Säugling ist am Mon-
eine gefährliche Körperverlet- Unfälle mit Trabbis und Wart- Autobahntankstellen kostenlos
tag in Saint-Priest-sous-Aixe
zung begangen, die das Strafge- burgs auf bundesdeutschen Au- an Besucher aus der DDR abge-
(Ostfrankreieh) vom Schäfer-
setzbuch mit Freiheitsstrafen bis tobahnen ereignet haben, hat geben worden. Das Verkehrsmi-
hund seiner Großeltern totge-
zu fünf Jahren bedroht, ent- der ADAC in München am nisterium hatte die für die Tank-
bissen worden. Der Hund hatte
schied nunmehr der BGH. Der Montag an alle Autofahrer ap- stellen zuständige Gesellschaft
das Kind im Maul durch die
Mann habe gewußt, daß er infol- pelliert, ganz besondere Rück- für Nebenbetriebe an Bundesau-
Wohnung geschleppt, bevor er
ge seiner Aids-Infektion keinen sicht auf die zahlreichen DDR- tobahnen gebeten, dafür zu sor-
mehrfach zubiß. Das Tier, das
ungeschützten Sexualverkehr Fahrzeuge zu nehmen. Die Wa- gen, daß Besuchern aus der DDR
sich wie tollwütig verhielt, soll
haben dürfe und ganz bewußt gen aus der DDR seien oft nur in Notfällen unbürokratisch ge-
eingeschläfert werden. Die Mut-
die Gesundheitsschädigung sei- mit Tempo 70 bis 80 auf den holfen wird. Aus welchem Etat
ter des Babys war zur Erholung
nes Partners in Kauf genommen. Autobahnen unterwges. Beson- der Treibstoff bezahlt wird, ist
von der Entbindung mit dem
(AZ: 4 StR 318/89) ders bei Nacht sei erhöhte Vor- noch nicht geklärt.
Kind bei ihren Eltern zu Besuch.
sicht geboten, da die Schluß-
leuchten der Trabbis und Wart-
Teilchenbeschleuniger Nordrhein-Westfalen burgs oft nur sehr spät zu erken-
nen seien. Auch sollte berück-
sichtigt werden, daß die DDR- Kennzeichen
„Ins Geheimnis der Anti-Drogen-Disco Besucher mit ihren Wagen auf
den Strasseri auch an exponier- an DDR-Autos
Materie eindringen" für Jugendliche ten Stellen hielten, um Landkar-
ten zu studieren. Die Kennzeichen von
Trabbis und Wartburgs, die
Genf (AP). Im Europäischen Düsseldorf (dpa). Mit Musik, jetzt auf unseren Straßen fah-
Laboratorium für Teilchenphy- Videoclips und. Aufklärung Schadensregulierung ren, geben noch Rätsel auf.
sik bei Genf ist am Montag der startet in Nordrhein-Westfalen Hier die Auflösung: der erste
größte Teilchenbeschleuniger die erste „Anti-Drogen-Disco": Bundesbürger und West-Ber- Buchstabe auf dem Num-
der Welt offiziell seiner Bestim- Das von Baden-Württemberg liner, die durch einen Autofah- mernschild verrät den Ver-
mung übergeben worden. An übernommene Pilotprojekt soll rer aus der DDR einen Schaden waltungsbezirk, aus dem das
der Zeremonie nahmen Staats- bei Jugendlichen in Verbindung erlitten haben, können ihre An- Auto kommt:
oberhäupter und Minister aus mit Musik Interesse wecken, sprüche direkt beim Gesamtver- A = Rostock
14 europäischen Staaten teil, sich über Probleme von Rausch- band der Haftpflicht- und Un- B = Schwerin
darunter Frankreichs Staatsprä- giftkonsum und -kriminalität zu fallversicherer (HUK) in Ham- C = Neubrandenburg
sident Francois Mitterrand so- informieren. Trauriger Hinter- burg geltend machen. Darauf D,P = Potsdam
wie der schwedische König Carl grund: Von Januar bis Ende Ok- hat die Organisation am Montag E = Frankfurt/Oder
XVI. Gustaf. tober wurden nach Angaben des in Bonn hingewiesen. Umge- H,M = Magdeburg
Der 27 Kilometer lange Teil- Innenministeriums in NRW be- kehrt erhalten DDR-Bürger, die K,V = Halle
chenbeschleuniger verläuft reits 196 Drogen-Todesfälle re- durch einen bundesdeutschen L,F = Erfurt
ringförmig unter französischem gistriert. 1988 waren es 179 oder westberliner Autofahrer zu N = Gera
und Schweizer Gebiet. Die An- Rauschgiftopfer. Schaden gekommen sind, Scha- O = Suhl
lage ist bereits seit längerem in Nach dem Auftakt am kom- denersatz direkt von der staatli- S,U R,Y = Dresden
Betrieb. Mitterrand sagte, die MÜLLEIMER: Der Hut ist aus grünem Stroh, der Abfall ist echt. menden Mittwoch in Düsseldorf chen Versicherung der DDR. = Leipzig
Anlage werde den europäischen Die Absicht ist umweltfreundlich und der Designer ist Graham sind zwölf weitere Veranstal- Maßgebend für die Höhe der T,X = Karl-Marx-Stadt
Kernphysikern dabei helfen, in Smith, der in London die Hutmode für Frühjahr und Sommer tungen geplant. In die Musik- Schadenersatzleistungen sei je- Z = Cottbus
Zusammenarbeit mit ihren Kol- '90 vorstellte. Nach seinen Vorstellungen sollen die Ladies für und Lightshow werden an jedem weils das Recht des Staates, in Autos, die aus Ost-Berlin
legen in aller Welt in das Ge- das Müllhütchen tief in die Geldbörse greifen. Ob sich wohl Abend dreimal kurze Informa- dem sich der Unfall ereignet. kommen, sind an der römi-
heimnis der dichten Strukturen Käuferinnen finden?. (dpa-Funkbild) tionsblöcke von etwa zehn Mi- Rund 36 000 Liter Benzin sind schen Eins (I) zu erkennen.
der Materie einzudringen. nuten eingestreut. nach Angaben des Bonner Ver-

Mai und Juni '90 Devisenskandal ab Mittwoch vor Braunschweiger Landgericht


Teils neblig, teils sonnig
Rockstars treten
in Hannover auf
Schaden für VW: Rund 473 Millionen DM Die Vorhersage
für heute
Wetterlage:
Ein Hoch, das
sich von den
Braunschweig (dpa/vwd). Die (32). Sie sollen zwischen Ende die teuer gekauften Dollar nur Britischen In-
Hannover (dpa). Die Rock- Anklageschrift ist 435 Seiten 1983 und Oktober 1987 fortge- mit großem Verlust wieder los seln bis zum
Stars Tina Turner und Prince dick, die sichergestellten Unter- setzte Untreue in zum Teil be- und büßte rund 377 Millionen Mittelmeer
werden im Mai und Juni 1990 lagen reihen sich auf einhundert sonders schwerer Art und Ur- DM ein. Schmidt und Junger ha- erstreckt,
im Niedersachsen-Stadion in Meter aneinander. Der VW-De- kundenfälschung begangen ha- ben die Fälschungen bereits ge- bleibt wetter-
Hannover auftreten. Konzert- visenskandal, der ab Mittwoch ben; Schmidt Beihilfe zur Un- standen. bestimmend.
veranstalter Fritz Rau will mit vor dem Landgericht Braun- treue und Urkundenfälschung. Daneben sollen die Angeklag- Vorhersage:
der „Rock-Weltliga" bis zu schweig verhandelt wird, gilt als Den strafrechtlich relevanten ten,noch fast acht Millionen DM In den Vor-
60 000 Zuschauer in die Arena einer der größten Finanzaffären Schaden gibt die Staatsanwalt- in die eigene Tasche gewirt- mittagsstun-
locken, in der der Zweitligaklub in der Bundesrepublik. Der schaft Braunschweig mit etwa schaftet haben, als sie Kursge- den verbreitet
Hannover 96 seine Heimspiele Volkswagen AG entstand insge- 385 Millionen DM an. winne aus geglücktem Geldhan- neblig-trüb,
austrägt. Das Niedersachsen- samt ein Schaden von rund 473 Der dickste Brocken sind die del „abschöpften". Die Differenz sonst tags-
Stadion ist der einzige Ort in Millionen DM, annähernd ein „Ungarn-Geschäfte". Schmidt in Höhe von 88 Millionen., DM über überwie-
Norddeutschland, wo Prince Jahresgewinn des Unterneh- soll mit Unterstützung der VW- zum VW-Gesamtschaden sind gend sonnig.
auftreten wird, Tina Turner mens. Ausgelöst worden waren Mitarbeiter insgesamt 300 Mil- nach Angaben des Gerichts De- 7 bis 12 Grad.
wird auch in Oldenburg zu hö- die Ermittlungen durch eine lionen Dollar aus mißglückten visengeschäfte vom Herbst In der Nacht
ren und zu sehen sein. Verhand- Strafanzeige von VW vom März Spekulationsgeschäften wegen 1985, die Junger in den Sand klar, dabei er-
lungen liefen noch mit den Rol- 1987. des drohenden Verlustes beim gesetzt haben soll. neut Nebel-
ling Stones, sagte Rau am Mon- Vor Gericht verantworten Wolfsburger Unternehmen ein- Junger soll außerdem in dem bildung.
tag vor Journalisten in Hanno- müssen sich der Frankfurter De- geschleust haben. Mit Hilfe ge- Zivilverfahren zwischen dem Nachts um
ver. Neben der US-Prominenz visenmakler Hans-Joachim fälschter Papiere kamen der An- Unternehmen und der Ungari- minus 2 Grad.
werden im kommenden Jahr in Schmidt (40) sowie vier ehema- klage zufolge dann zu einem ho- schen Nationalbank im Oktober Schwachwin-
Hannover unter anderen auch lige Mitarbeiter der VW-Devi- hen Wechselkurs Terminge- 1987 vor dem Landgericht dig. Aftssich-
Udo Lindenberg und Peter Maf- senabteilung: der frühere Chef- schäfte mit der Ungarischen Na- Frankfurt einen Meineid began- ten: Wenig
fay auftreten. devisenhändler von VW, Burk- tionalbank zustande. Die Sache gen haben. Der VW-Vorstand Änderung.
Für die Fans wird es jedenfalls hard Junger (42), sowie Hans- flog auf, als die Ungarn bei Fäl- geht davon aus, daß dem Unter-
kein billiges Vergnügen: Jede Jürgen Bunk (40), Heinz-Günter ligkeit die Annahme der Wäh- nehmen Schadensersatz zu- SA 7.38, SU 16.35; MA 16.52, MU 9.40
Karte kostet 45 Mark. Schwarz (40) und Lutz Quaquil rung verweigerten. VW wurde steht.
Nr. 266 Themen des Tages Dienstag, 14. November 1989

Die Volkskammer, bisher von Ein weiterer grober Schön-


vielen DDR-Bürgern als das Günther Maleuda neuer Präsident der Volkskammer heitsfehler der Demokratie-
Schädlicher „einstimmigste Gremium der
Welt" verspottet, beginnt jetzt
übung war gestern nicht zu
übersehen: In die gläsernen Ur-
Aktionismus nen steckten ihren Wahlschein

Wahl mit Schönheitsfehlern


Demokratie zu üben: Erstmals in
der Geschichte der Volksver- auch die längst abgelöste Volks-
tretung stellten sich zur Wahl bildungsministerin Margot Ho-
des Präsidenten gleich mehrere necker und der entmachtete
L/ie Dynamik der deutsch-deut- Kandidaten. Und die Staatspar- Propaganda-Chef des Politbü-
schen Wiederbegegnung wirft alle tei SED, mit 127 Abgeordneten Von unserem Berliner Mitarbeiter Peter Gärtner ros, Joachim Herrmann. Denn
politischen Konzepte in Ost und größte Fraktion in der Volks- alle 478 anwesenden Abgeord-
West über den Haufen. So schnell kammer, verzichtete sogar auf neten waren noch über die un-
wie die Menschen von ihrer neuen einen eigenen. Ihr weitreichen- Präsident in der „Aktuellen Ka- dem Parteivorstand an, bis er im demokratische Einheitsliste ins
Freiheit Besitz ergreifen, können der letzten Wochen von den
der Einfluß kam aber doch zum mera", der Nachrichtensendung März 1987 den an einem Herz- Straßen in das Parlament zu tra- Parlament gelangt, eine wirkli-
sich die Regierenden nicht aus den Vorschein: Denn nicht den in des DDR-Fernsehens, daß die leiden erkrankten Parteivorsit- che Legitimation der Bürger be-
Schablonen gewohnten Denkens gen. Dazu gehört dann bei-
den letzten Wochen recht auf- Positionen seiner Partei auf dem zenden Ernst Mecklenburg ab- spielsweise auch, die Volks- sitzt keiner von ihnen. Das soll
befreien. In Bonn überschattet müpfige Liberaldemokrat Man- Bildschirm „kein Thema" seien. löste. Seit Juni 1987 war er dann sich nun bald ändern, jedenfalls
kleinliches Gezänk um frühere Ver- kammer aus der Scheindemo-
fred Gerlach, sondern den bis- Der frühere Landarbeiter hat in auch einer der Stellvertreter des kratie herauszuführen: Denn in nach dem vorläufigen „Aktions-
dienste und künftige Absichten die lang eher unauffällig angepaßten der DBD, der er bereits zwei Staatsratsvorsitzenden, der bis programm" des SED-Politbüros.
bewegenden Ereignisse. Vom Wil- den vergangenen Jahrzehnten Parteichef Egon Krenz hat die
Günther Maleuda bestimmten Jahre nach ihrer Gründung bei- vor wenigen Wochen noch trat das „Scheinparlament" nur
len zur Gemeinsamkeit in histori- die Abgeordneten zum Volks- trat, „Entflechtung" von Staat und
scher Stunde sind die Parteien kammer-Präsidenten. eine stromlinige Karriere Erich Honecker hieß. Im Gegen- zweimal im Jahr zusammen, Partei bereits mehrfach ange-
weit entfernt. Was soll man davon hinter sich: Nach dem Studium satz zu Manfred Gerlach, dem stets nach den Tagungen des ZK kündigt: Vorgezogene Wahlen,
halten, daß Spitzenpolitiker wegen Der 58jährige Maleuda ist seit in Potsdam, das Maleuda 1955 eigentlichen Favoriten für das der SED, um deren Beschlüsse vielleicht schon im nächsten
rhetorischer Schnitzer wie „Volk 1987 Vorsitzender der Demo- als Diplomwirtschaftler ab- eher repräsentative Amt des abzusegnen. Zur „Sitte des Hau- Jahr, gehören dazu.
der DDR" oder organisatorischer kratischen Bauernpartei' schloß, arbeitete er als hauptbe- Volkskammer-Präsidenten, ist ses" gehörte auch, auf eigene
Bagatellen wie dem „runden Tisch" Deutschlands (DBD), die erst ruflicher Funktionär in Klein- von Günther Maleuda nicht be- Stellungnahmen, Anfragen und Doch in den Oppositionsgrup-
mit der Streitaxt aufeinander losge- 1948 im mecklenburgischen städten am Rande Berlins. kannt, daß er jemals aus der Rei- Vorschläge - obwohl in der pen wachsen die Bedenken, sich
hen? Wie können sie allen Ernstes Schwerin gegründet wurde und Der große Sprung nach vorn he tanzte. DDR-Verfassung eigentlich vor- einer raschen Wahl zu stellen.
erwägen, den 9. November zum bei der „Wende" in der DDR kei- gelang ihm 1976 als er zum Es wird also erst zeigen müs- gesehen - zu verzichten. Und „Bei sofortigen Neuwahlen", so
Feiertag der Einheit zu erklären, ne besondere Rolle spielt. Erst DBD-Vorsitzenden des Bezirks sen, ob ein „Wendehals" wie bislang wurde kein einziges Ge- vermutet Bärbel Bohley vom
anstatt sich erst einmal um die Ein- vor wenigen Tagen beklagte Halle delegiert wurde. Ein paar Maleuda wirklich dajür geeig- setz auf Initiative der Volks- „Neuen Forum", „würden wir
heit zu kümmern? sich der neue Volkskammer- Jahre später gehörte er bereits net ist, den demokratischen Stil kammer verabschiedet. den kürzeren ziehen".
Die Mahnung des Bundespräsi-
denten zu Geduld und Besonnen-
heit gilt nicht nur für die Menschen Polenreise / Heute gemeinsame Erklärung
in Ost und West, die alles Trennen-
de überwinden wollen und bessere
Lebensbedingungen erhoffen. Sie
sollte auch von allen Politikern be-
herzigt werden, denen die Verän-
derungen nicht schnell genug ge-
Kohls Schwerstarbeit,
hen. Bloßer Aktionismus kann nur
Schaden anrichten. Weder steht
die Wiedervereinigung hier und
heute auf der Tagesordnung, noch
Kleins Ungeschick
würde es sinnvoll sein, mit der Aus Warschau berichtet Hans-Ludwig Laucht
deutschen Frage jetzt eine Konfe-
renz der vier ehemaligen Sieger-
mächte zu befassen. Haanna Szymanska hält mit ih- die Erklärung betrifft, kennt
Der auch in der SPD umstrittene rer Meinung nicht hinter dem den Text zur Zeit nur cjer außen-
Vorschlag von Gaus und Bahr ver- Berg. „Die Zusammenarbeit zwi- politische Berater des Bundes-
kennt, daß eine europäische Frie- schen Polen und Deutschland kanzlers, Horst Teltschik. „Der
densordnung nicht durch Besat- liegt in beiderseitigem Interesse. sitzt auf dem Papier wie eine
zungsrecht dekretiert, sondern nur Wir brauchen die Deutschen Glucke", sagen die Beamten des
in freier Entscheidung aller betrof- auch, um aus unserer wirt- Presse- und Informationsamtes.
fenen Staaten geschaffen werden schaftlichen Misere herauszu-
kann. Jetzt kommt es darauf an, kommen." Dann fügt die Redak-
teurin der Wochenzeitung „Ko- Verblüffendes Ergebnis
den Prozeß der Selbstbestimmung bieta" (Die Frau) nachdenklich
in der DDR zu fördern. Die Dynamik hinzu: „Es geht ja nicht nur um
der Volksbewegung würde durch Die Zeitung der Gewerkschaft
eine Viermächte-Konferenz nur ge- ökonomische Dinge. Man könn- „Solidarität" kam bei einer Um-
bremst werden. Achim v. Roos te ja auch fragen, wo die Polen frage unter 2213 Bürgern in 48
heute stünden, wenn es nicht Städten des Landes zu einem
den 1. September 1939 gegeben verblüffenden Ergebnis: 39% der
hätte." Befragten sprachen sich für die
Folgt dem Glück Die hübsche blonde Frau sitzt
für die Kommunisten im War-
deutsche Wiedervereinigung
aus, 36% lehnten sie ab, 24% hat-
bald der Frust? „Nicht zu fassen, der Krenz macht ernst!" (Karikatur: Haitzinger)
schauer Parlament. Und auch
sie treibt die Furcht vor einem
ten keine Meinung. Nicht min-
der heikel ist auch das Problem
wiedervereinten Deutschland der deutschen Minderheit. Den
um, wie viele Polen in diesen Polen fällt es schwer, diesen Be-
Musgeräumte Regale - bis zu 300 dramatischen Tagen und Wo- griff zu verwenden. Im offiziel-
Prozent mehr Umsatz. Dank der
Millionen DDR-Besucher hatten
Presse-Echo chen. Polen als Puffer zwischen
dem mächtigen Rußland und ei-
len Sprachgebrauch der Regie-
rung und der katholischen Kir-
viele leidgeprüfte Kaufleute in den nem vereinigten Deutschland ist che kommt er nicht vor. Den-
strukturschwachen Zonenrandre- Über die Zukunft Europas schreibt die die Europäische Gemeinschaft DDR entstanden - in der nicht nur für Politiker an der noch antworteten 55,6% auf die
gionen am Wochenende das Ge- Londoner vor der Entscheidung, welche sprachschöpferischen Kraft des Weichsel eine Horrorvorstel- Frage nach der Existenz dieser
schäft ihres Lebens gemacht. Und Gestalt sie nach der Schaffung Volkes - neue Worte. So etwa lung. „ deutschen Bürger polnischer
es gibt sicher nicht wenige unter THE TIMES des Binnenmarktes 1991 anneh-
men soll. Die Zukunft Deutsch-
der Begriff des Wendehalses als
Synonym dafür, sich flugs vom
Stichwort Wiedervereini- Staatsangehörigkeit mit Ja, 24%
mit Nein.
ihnen, die nach Öffnung der Gren- gung. Hanna Szymanska kann
ze davon ausgehen, dieser „run" Die Zukunft Europas ... wird lands, oder der beiden Deutsch- Saulus in den Paulus zu verwan- den Wunsch der Deutschen Der Bundeskanzler leistet in
setze sich nunmehr munter Woche sowohl auf der Tagesordnung lands, ist für alle diese drei deln - und nach Bedarf ebenso nach Einheit verstehen. Dreimal diesen Tagen Schwerstarbeit.
für Woche fort. Das freilich wäre ein des amerikanisch-sowjetischen Punkte eine zentrale Frage - flugs wieder zurück in den Sau- war Polen in seiner Geschichte Kohl meistert den Besuch mit
Irrglaube, den sie schnellstens auf- Gipfels vor Malta wie 'auch auf Grund für Hoffnung und gleich- lus. geteilt. Dieses Trauma sitzt tief. einer bewundernswerten Kon-
geben sollten. der des Gipfeltreffens der Mit- zeitig Angst in ganz Europa ... Egon Krenz, der neue Staats- „Die Deutschen sollten ihre al- dition. Am Sonntagmorgen um
Denn es ist kurzfristig keine Lö- gliedsstaaten der Europäischen Die Bundesrepublik... wird chef der DDR, gilt im Volk als ten Fehler nicht wiederholen. drei saß er im Auto nach Krei-
sung in Sicht, wie die Besucher Gemeinschaft in Straßburg ste- im Westen am besten verankert Wendehals. Er hatte im vergan- Der Bundeskanzler hat bei sei- sau, weil der Flug wegen Nebel
dauerhaft an harte Währung kom- hen. Drei Veränderungen sind durch die Schaffung eines politi- genen Mai die Wahlen ge- nem Besuch Gelegenheit, die gestrichen werden mußte. Den
men. Natürlich könnte man das Be- zusammengelaufen. Die Regie- schen Verbandes der EG. Dieser fälscht, dem chinesischen Mas- polnische Westgrenze ein für al- ganzen Tag über folgten Bespre-
grüßungsgeld anheben, vielleicht rungen in Osteuropa wurden würde ein wiedervereinigtes saker an friedlichen Demon- lemal zu garantieren.". chungen. Die Korrespondenten
sogar mehrmals im Jahr zahlen. beiseite geschoben von der Deutschland überwachen, damit stranten applaudiert. Jetzt die Ob in der gemeinsamen Erklä- in seiner Begleitung klagen der-
Doch das alles bliebe unbefriedi- Kraft von Reformen, die sie es sich nicht eine eigene Einfluß- Wendung: Krenz begrüßt freie rung, deren Veröffentlichung weil über chaotische Terminpla-
gend, weil sich am Almosen-Ge- kaum verstehen oder kontrollie- zone schafft... Wahlen und den Fall der Mau- für heute erwartet wird, die nungen und schlechte Nach-
ruch, der mit dieser Praxis verbun- ren können... Zweitens ist die er. Von seinem Luxusauto hat Oder-Neiße-Linie angespro- richtenverbindungen mit den
Form der Nachkriegs-Sicher- Einen ganz anderen Aspekt der Ent- sich der Wendehals abgewendet
den ist, nichts ändern würde. wicklung in der DDR kommentiert das chen wird, ist noch nicht klar. Heimatredaktionen.
Gefragt sind also andere Wege. heitsregelung durch die verän- Wiener Massenblatt
und einem schlichten Lada zu- Auch das Problem der deut- Für zusätzliche Aufregung
Solche nämlich, die über die DDR derte Politik Gorbatschows und gewendet. So wendig ist der schen Minderheiten ist noch of- sorgte eine Mißstimmung zwi-
führen und somit nicht sofort zu die daraus folgenden Abrü- KURIER Wendehals, stets hängt er sei- fen. Wie es heißt, soll diese Be- schen Regierungssprecher Hans
realisieren sind. So muß Ost-Berlin stungsverhandlungen neu ge- nen Mantel nach dem Wind, den zeichnung in der Abschlußer- Klein und dem Vorsitzenden des
alles daran setzen, das • eigene staltet worden. Drittens steht In den stürmischen Tagen der Wendemantel. klärung nicht vorkommen. Was Zentralrates der Juden in
Währungs- und Bankensystem zu Deutschland, Heinz Galinski. Es
reformieren. Insbesondere gilt es, war nicht nur die Bemerkung
den ungeheuren Kaufkraftüber- über das „Internationale Juden-
hang abzuschöpfen und Geld- und tum", die Galinski verurteilte.
Warenmenge in vernünftige Rela- „La Pasionaria" ist tot Der Sprecher der deutschen Ju-
tion zu setzen. Das Ergebnis einer den fühlt sich in Warschau ver-
solchen Radikalkur wäre eine eini- nachlässigt. So habe ihn die
germaßen harte DDR-Währung,
die - frei austauschbar - auch im
Westen gern akzepiert würde.
Doch an den- Reformern drüben
Eine spanische Nationalheldin Bundesregierung erst einen Tag
vor der Abreise nach Polen über
das Programm unterrichtet.
Auch das, so hört man, gehört
liegt's nicht allein, auch aus der Die als „La Pasionaria" be- Dolores jedoch schon vorher. 1933 reist die stets schwarz zu den Ungeschicklichkeiten im
Bundesrepublik muß' tatkräftige kannte Präsidentin der spani- Nach der Grundschule wollte gekleidete Dolores Ibarruri Vorfeld der mehrfach verscho-
Hilfe kommen, wenn das soeben schen Kommunisten, Dolores sie Lehrerin werden, doch der erstmals in die Sowjetunion, benen Kanzlervisite.
erlebte Glück mittelfristig nicht in Ibarruri, ist tot; sie erlag 93jäh- Familie fehlte es an Geld für die von der sie „unauslöschliche"
Frust umschlagen soll. Gemeint rig einem Herzversagen. Sie Ausbildung. So lernte sie Eindrücke mitbrachte. Nach
sind Kredite zur Verbesserung der war zum Mythos geworden, als Schneiderin und arbeitete als der Niederlage der Republik Heute nach Auschwitz
Infrastruktur sowie die Bereit- sie 1936 in den ersten Monaten Hausmädchen. 1915 heiratete floh sie 1939 über Paris in die
schaft, den Firmen im anderen des spanischen Bürgerkrieges die damals noch gläubige Ka- Sowjetunion. Die spanische Heute wird Helmut Kohl das
Deutschland mit Know how und in Madrid die republikanischen tholikin den Bergmann, Soziali- Exil-KP wählte sie 1942 zur ehemalige NS-Vernichtungsla-
Kapital unter die Arme zu greifen. Kämpfer mit der Parole „No pa- sten und späteren Kommuni- Generalsekretärin und 1960 ger Auschwitz aufsuchen. Be-
Dabei darf es nicht darum gehen, saran" (Sie werden nicht sten Julian Ruiz Gabina mit zur Präsidentin. Am 13. Mai fürchtungen, daß ehemalige
die DDR aufzukaufen. Dies würde durchkommen) gegen die auf- kirchlichem Segen. 1977, nach 38jährigem Mos- Zwangsarbeiter die Gelegenheit
die Menschen dort nämlich nicht ständischen Truppen General Mit ihm zusammen gründete kauer Exil, kehrte die schloh- benutzen könnten, ihre Forde-
weiterbringen. Ulrich Brehme Francos mobilisierte. Ihre flam- sie seit 1919 erste kommunisti- weiße Dolores Ibarruri in ihre rungen nach Wiedergutma-
menden Reden und ihr Motto sche Zellen in Asturien. In der Heimat zurück. Ihre Anhänger chung anzumelden, wurden in
„Lieber aufrecht sterben, als Partei stieg sie schnell auf, wur- bereiteten ihr einen triumpha- der polnischen Hauptstadt nicht
auf Knien leben" (Mas vale mo- de 1930 ins Zentralkomitee ge- len Empfang. ausgeschlossen. Drei Milliarden
Das Zitat rir de pie que vivir arrodilla-
dos) sind auch bei den Interna-
wählt, 1932 ins Politbüro. Da-
neben fing sie an, in kommuni-
Am 15. Juni 1977, bei den Mark verlangen die ins ehemali-
tionalen Brigaden unvergessen, ersten freien Wahlen nach ge Reich verschleppten Männer
„Die Zeitungen bei uns sind jetzt stischen Blättern unter dem Franco, wurde „La Pasionaria" und Frauen für die in den Kon-
voll von Perestroika und Men- in der Freiwillige aus aller Welt Pseudonym „La Pasionaria" wieder als Abgeordnete ge-
die Republik unterstützten. zentrationslagern geleistete
schenrechten. Dabei hatten wir (Die Leidenschaftliche) Artikel wählt, gab ihr Mandat jedoch Zwangsarbeit. Galinski hat in-
noch nie so viele Verhaftete und Bekannt geworden war die zuschreiben. 1931 schickte die bald ab und lebte seitdem zu- zwischen zur Mäßigung aufge-
und so viele auf den Straßen prü- KONSEQUENTE STREITERIN am 9. Dezember 1895 im baski- Partei sie nach Madrid. Sie be- rückgezogen, arbeitete aber rufen und appelliert, die Ruhe
gelnde Polizisten wie jetzt." bis ins hohe Alter: „La Pasiona- schen Städtchen Gallarta in ei- teiligte sich an Streiks und Auf- fast bis zuletzt noch in den Par- des Ortes nicht zu stören. Für
Jan Urban, na (dpa-Funkbild) ner Bergmannsfamilie geborene ständen und saß im Gefängnis. teigremien mit. (dpa) ihn ist Auschwitz „der größte
CSSR-Bürgerrechtler jüdische Friedhof der Welt."
Nr. 266 Hessen Dienstag, 14. November 1989

Verbindung zwischen Gemeinde und Bahnhof Großburschla bei Wanfried-Heldra geöffnet

Fünfter neuer
Übergang
freigegeben
Wanfried (harn). Um 15.45 Uhr,
eine Viertelstunde früher als an-
gekündigt, strömten die Massen
durch das neue Loch im Zaun:
Nach Eichenberg-Arnstein und
Wanfried-Katharinenberg wur-
de gestern nachmittag nahe dem
Wanfrieder Ortsteil Heldra der
dritte neue Übergang von der
DDR zum Werra-Meißner-Kreis
- und damit der fünfte zwischen
Thüringen und Hessen - eröff-
net. Er verbindet den thüringi-
schen Ort Großburschla mit sei-
nem Bahnhof, der seit Ziehung
der Grenze unerreichbar war.

Blaskapelle vorweg

Nahezu alle 1300 Einwohner ... wo Mode so wenig kostet


Großburschlas strömten laut ju-
belnd durch das neue Tor, in der
Hand Blumen, die die Gärtneri-
sche Produktionsgenossen-
schaft für diesen denkwürdigen
Augenblick zur Verfügung ge- MIT BLUMEN, die die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft gestiftet hatt k i n nahezu alle Damen-Schuhe
stellt hatte. Voran marschierte Einwohner Großburschlas über den neuen Übergang in den Westen. (Foto: Hammerl)
die Heldrasteiner Blaskapelle Kurzstiefeletten, warm gefüttert,
aus Schnellmannshausen.
Auf westlichem Gebiet hatten den Gaststätte „Zur Farbe" und Für die Arbeiter der Gärtneri- dennoch überraschend. Peter Obermaterial Leder
sich im Laufe des Nachmittags „Zur Krone" entwickelten sich schen Produktionsgenossen- Stephan, 29jähriger Arbeiter:
Hunderte Schaulustiger versam-
melt, die den DDR-Bürgern einen
begeisterten Empfang bereiteten.
Viele von ihnen strömten durch
spontan ausgelassene Feiern.
Der neue Übergang ist zu-
nächst nur für Fußgänger zu pas-
sieren, doch ab morgen sollen ihn
schaft, die noch am .Vorabend „Ich hab' geheult, als ich das
für die Öffnung des Übergangs Zeug weggeräumt habe." Um
demonstriert hatten, kam der 13.30 Uhr sei er dazu von einer
Auftrag, bei der Beseitigung anderen Arbeit abkommandiert
C&A-Spartip 90.-
den Zaun nach Großburschla. In auch Autos benutzen können. der Anlagen zu helfen, worden. Stiefel, Obermaterial Nappaleder

Ministerpräsident Wallmann: C&A-Spartip 55.-


Velours-Stiefel oder Velours*
Land will sich an Projekten in DDR beteiligen Trekkingboots,
Obermaterial Leder
Von unserer Wiesbadener Redaktion

Wiesbaden (Eff). Das Land Hessen werde sich auch (CDU) vor der Landespressekonferenz nach der Öffnung der
C&A-Spartip 38r
finanziell an bestimmten Projekten in Thüringen bei der DDR-Grenze zur Bundesrepublik an. Voraussetzung sei, daß
Einführung einer freiheitlichen Ordnung in der DDR engagie- freie Wahlen verbindlich in Aussicht stünden. „Wir finanzie-
ren. Das kündigte gestern Ministerpräsident Wallmann ren nicht den Monopolanspruch der SED", betonte er.
Wallmann schloß nicht aus,
daß in der Bundesrepublik für
nicht zu einer Bevormundung zwischen Wildeck und Wartha
führen. Er zeigte sich jedoch bei Herleshausen, den Bau einer
sammenhang sprach sich der
Regierungschef, ebenso wie es
Herren-Schuhe
eine begrenzte Zeit Steuern, überzeugt, daß sich in diesem Autobahn Kassel-Eisenach, die der Vorsitzende der SPD-Land-
z. B. die Benzinsteuer, erhöht Diskussionsprozeß zwischen Öffnung weiterer Grenzüber- tagsfraktion," -Welteke, - schon Stiefel oder Stiefeletten mit Lammfell
würden oder ausschließlich für den Extremen Kapitalismus und gänge, die Elektrifizierung der getan hat, für die allgemeine
diesen Zweck eine höhere öf- Sozialismus der dritte Weg, die Eisenbahnstrecke Bebra-Eisen- gefüttert,Obermaterial Leder
Einspeisung der DDR-Fernseh-
fentliche Verschuldung in Kauf soziale Marktwirtschaft, durch- ach, die Einrichtung eines Per- programme in die Kabelnetze
genommen werde, um diese Hil- setzen werde. sonennahverkehrs zwischen der Bundespost aus.
fe zu finanzieren. Der Minister- Der Ministerpräsident sprach Städten oder Gemeinden dies- Wallmann mahnte, über der C&A-Spartip / V i *
präsident wollte diese Äußerun- sich dafür aus, daß jedes Bun- seits und jenseits der Grenze Freude der Öffnung der DDR-
gen als „lautes Nachdenken" desland seine Hilfe auf eine Re- und die Entsalzung der Werra. Grenze nicht die Versöhnungs-
verstanden wissen. Winterstiefel mit wetterfester Profilsohle
gion der DDR konzentriere, gespräche von Bundeskanzler
Hessen auf das benachbarte Kohl in Polen untergehen zu las- und Teddyfutter,Obermaterial Leder,
„Nicht bevormunden" Thüringen. Mit seinem Koali- Für Zeitungsaustausch sen. Er hatte den Kanzler auf Gr. 40-46
tionspartner, seinem Stellver- einem Teil der Polenreise be-
treter Gerhardt (FDP), habe er
50.-
Einen freien Austausch von gleitet und dabei vorgeschlagen,
Die Bundesrepublikaner sich bereits über erste Schritte hessischen und thüringischen daß sich die Bundesländer eben-
warnte Wallmann davor, gegen- verständigt. Dieser arbeite als Zeitungen hält Wallmann für falls in Polen engagieren, vor al- C&A-Spartip
über DDR-Bürgern auch nur Wissenschaftsminister Vor- sehr wichtig. Die Bundesbürger lem auf dem Gebiet der Kultur.
den „Anschein von reichen Vet- schläge für kulturelle Kontakte seien über die Verhältnisse in Der hessische Regierungschef Schnürschuhe mit Profilsohle,
tern" zu erwecken. Angesichts aus. der DDR weit weniger infor- berichtete, er habe in Polen Ge-
der schlimmen wirtschaftlichen spräche darüber geführt, wie ge- Obermaterial Leder, Gr. 39-45
Wallmann sieht eine Reihe miert als umgekehrt. Dieser In-
Lage in der DDR müsse mit ih-
nen die Sozialismus-Diskussion
geführt werden. Das dürfe aber
von Möglichkeiten der Zusam- formationsaustausch könne dem
menarbeit mit der DDR: die gegenseitigen Verständnis die-
Schließung der Autobahnlücke nen, betonte er. In diesem Zu-
holfen werden kann. Nun er-
wartet er konkrete Projekte von
polnischer Seite. C&A-Spartip' 40.-
Slipper, Obermaterial Leder, Gr. 40-46
Sendebetrieb beginnt morgen / Informationen und Musik rund um die Uhr
C&A-Spartip
Privater Rundfunksender FFH ist startklar
19 Uhr
Frankfurt (hpo). Der erste pri- werden täglich Den Vorbericht zur Börse sen- Reagan-Parodien. In „Ron-sens"
vate Rundfunksender Hessens
ist startklar. 24 Stunden Voll-
„Wunschhits" aufgelegt. det FFH um 10.25 und die Bör- soll Mr. Reagan eine zweite
senmeldungen um 13.39 Uhr. Reporter-Karriere starten.
Der Polizeireport, ein Hörer- Für die Moderation hat Radio
Kinder-Schuhe
programm: Informationen und „Ohne Ladenschluß"
Musik rund um die Uhr - mit Wetterbericht, Umwelttips und FFH „keine Stars vom Hessi-
diesem Konzept will Radio FFH Veranstaltungshinweise sowie schen Rundfunk" eingestellt, Stiefel mit Teddyfutter, Obermaterial
morgen früh um 4.55 Uhr seinen Der „unterhaltsame Nach- Klatsch und Tratsch aus Hessen sondern junge Radio-Profis, die Leder, Gr. 36-40
Laden- sind andere wiederkehrenden bisher vornehmlich in Bayern
Sendebetrieb aufnehmen. „Gu-
ten Morgen, Hessen!" heißt das
vierstündige Magazin. FFH-
Programmchef Hans-Dieter
richtenkanal ohne
schluß" will seine Hörer stets Programmpunkte.
auf dem laufenden halten; die
aktuellen Ereignisse aus Politik,
Sport und Weltgeschehen sol- „Behörden wachküssen"
und Schleswig-Holstein gearbei-
tet haben. Uwe Hackbarth und
Diana Hartmann zum Beispiel,
die morgen in der ersten Sendung
C&A-Spartip 48.-
Hillmoth ist stolz auf das Sen-
deschema, das er und seine Mit- len ebenso wie Hessen-Themen zu hören sein werden, stammen Stiefel mit Teddyfutter und Reißverschluß,
arbeiter in den zurückliegenden dann in die Sendung eingestreut Hörern, die Ärger mit Ämtern aus Kassel und Bad Hersfeld. Obermaterial Leder, Gr. 25-30
Monaten entworfen haben. Ge- werden, wenn sie „frisch" sind. haben, will Radio FFH mit der
stern stellte er es erstmals derHillmoth: „Kein Warten also auf Sendung „Wir küssen die Behör-
Presse vor. Nischen oder Sende-Kästchen." den wach" helfen. Rund um die „Rotierende Werbeinseln"
Ein Programm in dieser Form Uhr ist das Hörertelefon besetzt;
habe es in Hessen bisher noch die Nummer: 069-19725. Da sich Radio FFH aus Wer-
C&A-Spartip 42T
Vor allem Oldies nicht gegeben. Einen Service besonderer Art bung finanzieren muß, sollen pro
Ganz ohne Rubriken geht es bietet Radio FFH denen, die Pro- Stunde drei eingestreut werden. Thermo-Boots mit Teddyfutter und
„Ein angenehmer Begleiter aber auch bei FFH nicht. Nach- bleme mit dem Liebesleben ha- Geschäftsführer Dr. Harald wasserdichtem Fußteil,
durch den Tag" will FFH denrichten kommen immer fünf Mi- ben. Erika Berger, Zuschauern Josse hofft, daß sich die Werbe-
Hörern werden, ein „freund- nuten vor der vollen Stunde, von RTL plus und Illustrierten- beiträge „harmonisch ins Pro-
licher Nachbar". Die Musik von morgens zwischen 5 und 9 Uhr Lesern als Sex-Beraterin be- grammeinfügen". Zwölf Minuten
Radio FFH soll ins Ohr gehen, auch fünf Minuten vor der hal- kannt, wird jeden Donnerstag pro Stunde seien erlaubt, mehr
Gr. 31-35
C&A-Spartip 16.-
nicht daran vorbei, erläuterte ben Stunde, „Hessen aktuell" zwischen 22 und 1 Uhr ihre Dien- als sechs Minuten sollen es nach
Hillmoth. Vor allem Oldies aus gibt's um 16.25 und 17.25 Uhr. ste anbieten. „Zeit für Zärtlich- seine Worten aber nur in Aus-
den letzten 40 Jahren, aktuelle 40 Korrespondenten in aller keit" heißt die Sendung. nahmefällen werden. 85 Prozent'
Hits, „die das' Zeug haben, Ol- Welt sowie fünf Außenstudios Die Stunde zwischen 21 und aller Bürger Hessens werden bei
dies zu werden" und auch deut- in Kassel, Fulda, Gießen, Wies- 22 Uhr am Montag gehört dem Sendebeginn erreichbar sein; Ra-
sche Titel („allerdings kein baden und Darmstadt liefern der schwarzen Entertainer Ron dio FFH hofft, pro Werbestunde
Heino") werden das Programm Zentrale in Frankfurt-Rödel- Williams, vor allem bekannt für durchschnittlich 180 000 Hörer
bestimmen. Zwischen 18 und heim zu. seine umwerfenden Ronald- zu haben.
Nr. 266 Politik Dienstag, 14, November 1989

Die Bevölkerung der beiden deutschen Staaten ist immer sung: Wertvoller Familienbesitz wie Bestecke oder Antiqui- Kostgänger des reichen Partners Bundesrepublik werden.
noch von der unverhofften Freude über die Öffnung der täten werden mit in den Westen genommen und hier gegen Andererseits aber scheint eine Stärkung des Systems unter
Grenze ergriffen. Die Besucherwelle hält an - und langsam DM verscherbelt. Der Ausverkauf der DDR, von vielen den gegenwärtigen Bedingungen kaum möglich. Das Pro-
mischen sich sorgenvolle Äußerungen unter den Jubel. Der Experten befürchtet, beginnt bereits. Der Zusammenfüh- blem drängt, die Vorweihnachtszeit mit dem erwarteten
Grund: Die Devisenknappheit der DDR macht es den Besu- rung der Wirtschaftssysteme dient eine solche Entwicklung Milliardengeschäft, das in diesem Jahr durch DDR-Besu-
chern schwer, im Westen beispielsweise umfassend einzu- aber nicht: Die Kluft zwischen reich (im Westen) und arm cher noch angeheizt wird, steht vor der Tür. Wir befragten
kaufen oder sich länger aufzuhalten. Der Tausch von Ost- (im Osten) ist schon so groß genug. Politiker und führende Experten nach Lösungsvorschlägen. Das Prekäre der Si-
währung gegen DM ist zwar möglich - doch die Kursrelatio- Wirtschaftswissenschaftler zerbrechen sich die Köpfe, wie tuation ist allseits bekannt. Einziges Manko der Umfrage: In
nen sind alles andere als attraktiv für die Deutschen aus sie einen goldenen Mittelweg zur Lösung der Probleme der DDR war gestern kein Gesprächspartner zu erreichen.
dem Osten. Sie greifen schon in diesen Tagen zur Notlö- beschreiten können. Einerseits darf die DDR nicht zum Das Telefonnetz war hoffnungslos überlastet.

Drfr, Meinhard Miegel, Leiter iP ict Her -VV 11 U>CI1<UI 711


aufgeben.
des Instituts für Wirtschaft und Professor Rainer Ölten vom
Gesellschaft in Bonn, sieht die Fachbereich Wirtschaftswis-
Dinge unkompliziert. Da die senschaften der Gesamthoch-
schule Kassel sieht im Aufbau

Wichtig: „Geldschaum" muß weg


DDR-Wirtschaft nicht von heu-
te auf morgen zu reformieren einer Zweitwährung in der DDR
sei, müßten kurzfristig außerge- eine Möglichkeit, die aktuellen
wöhnliche Hilfen angeboten Probleme in den Griff zu bekom-
werden. Sein Vorschlag: Die men. Diese zweite Währung
Bundesbürger sollten allesamt Von u n s e r e n R e d a k t i o n s m i t g l i e d e r n U l r i c h B r e h m e , A n d r e a s K ä c k e l l und Horst S e i d e n f a d e n
müßte mit der DM im Kurs 1:1
einen Arbeitstag ausschließlich getauscht werden. Die DDR-
für die DDR arbeiten. Vorge- Notenbank dürfe allerdings
schlagen werde hierfür der 17. Andererseits würde es dort drü- bestehen. wie in Belgien, wo zwei Wäh- Joint ventures (Gemeinschafts- nicht versuchen, mit der Aus-
Juni, der „auf diese Art und ben die Menschen voranbrin- • Nur Preise für Güter des ge- rungen parallel umlaufen) und firmen) erlauben. Dies würde weitung der Geldmenge Zah-
gen." hobenen Bedarfs werden freige- wären nicht mehr auf das Begrü- Kapital und dringend benötigtes lungsschwierigkeiten der Be-
Weise sinnvoller als bis heute triebe oder anderer Stellen zu
genutzt werden kann", erklärte Freilich weiß auch Miegel, geben, die der notwendigsten ßungsgeld oder auf Almosen an- Know how ins Land bringen. In
daß die DDR-Wirtschaft über Lebensmittel nicht. Eine solche gewiesen. diesem Zusammenhang lehnten bekämpfen. „Die Gekhjberhän-
er gestern gegenüber unserer ge müssen weg," fordert Ölten.
Zeitung. eine solche Hilfe grundsätzlich Währungsreform wurde 1948 in Das wären sie auch dann nicht sie einen „Ausverkauf" der DDR
kaum gesunden kann: „Hierfür den Westzonen praktiziert. Der mehr, wenn DDR-Bürger bei- ab. Wenn westdeutsche Groß- Eine Angleichung wäre auch
Und so sieht Miegels Berech- sind weitere Hürden zu neh- positive Aspekt: Sozialer Un- spielsweise im Osten lebten, firmen die besten Anlagen und durch eine Änderung des Preis-
nung aus: Arbeitstag für Ar- men." So gilt es laut Miegel und mut könnte vermieden werden. aber im Westen arbeiteten. Der Böden dort aufkauften, bringe es systems möglich: Die Abschaf-
beitstag schaffen und erbringen seinem Kollegen Hans-Karl Wenn der „Geldschaum" für die DDR damit verbundene den Menschen dort nichts. fung der Subventionen würde zu
die Bundesbürger Werte an Gü- Hartwig (Uni Münster, Abtei- (Miegel) dann verschwunden positive Aspekt: Diejenigen mit einem Preisanstieg der Waren
tern und Dienstleistungen in lung „Vergleich von Gesell- sei, die DDR-Mark also hart und D-Mark in der Tasche würden Miegel glaubt, daß auf diese führen und das Preisgefälle zwi-
Höhe von zehn Milliarden schaftssystemen"), den hohen konvertierbar wäre, könnte man im Westen einkaufen und -da- Art und Weise in der DDR die schen Ost und West abbauen.
Mark. Und genau diese Summe Geldüberhang in der DDR auf- sie in ein System fester Wech- durch den heimischen Konsum- größten Defizite in drei bis fünf Damit allerdings, so Ölten, wür-
könne der DDR beispielsweise zulösen. Möglich sei dies über selkurse bringen. So wie dies in warenmarkt entlasten. Jahren überwunden werden de eine ökonomische Kettenre-
zur Verbesserung ihrer Infra- zwei Wege: der Währungsschlange der Eu- Wichtiger ist es nach Ansicht könnten. Unser Lebensstandard aktion ausgelöst: Steigen die
struktur zur Verfügung gestellt • Alle Preise werden freigege- ropäischen Gemeinschaft schon beider Wissenschaftler, die Zu- sei dann bei optimaler Koopera- Preise im Osten, müßten Löhne
werden. Wörtlich: „Wir sind ein ben. Dies würde zu einer Ab- seit zehn Jahren mit Erfolg sammenarbeit zwischen Ost- tion in zehn Jahren erreichbar. und Gehälter angehoben wer-
reiches Land und können auf wertung der DDR-Mark führen, praktiziert werde. Die DDR- und Westfirmen auf eine neue Den Sozialismus (Volkseigen- den. Waren würden teurer, die
dieses Geld ohne Verlust unse- gleichzeitig könnte erkannt Bürger könnten mit ihrem Geld Ebene zu heben. Konkret sollte tum an Produktionsmitteln) internationale Wettbewerbsfä-
res Lebensstandards verzichten. werden, wo Abgebotsmängel dann auch hier einkaufen (so die DDR-Wirtschaft sogenannte brauchte die DDR dabei nicht higkeit gemindert.

Wie Hessen und Niedersachsen reagieren


Die DDR-Misere Rangfolge im Osten

Viel Geld - Auto-Standard Telefon-Standard Fleisch-Standard Erste Pläne hier,


wenig Waren Pkw auf Haupt- • Verbrauch

ü i n e s der Hauptprobleme
der DDR-Wirtschaft ist das
je 1000
Einwohner
(1986)
anschlüsse
auf je 1000
Einwohner
je Einwohner
1986 in kg wenig Konkretes dort
(1988)
Mißverhältnis zwischen Im hessischen Wirtschaftsmi- weil man sie gerade jetzt für die
Geld- und Warenmenge. Of- nisterium hat man zweigleisig strukturschwachen Räume an
fiziell hatten die DDR-Bürger auf die Ereignisse des Wochen- der Grenze und die immensen
1987 bei einem Bargeldum- endes reagiert. Aufwendungen zur Bewältigung
lauf von 15 Milliarden Ost- des Grenzverkehrs benötige.
mark rund 142 Milliarden Bulgarien Einmal will man den hessi- Noch keine konkreten Anga-
DDR-Mark teils auf Giro-, schen Unternehmen helfen, die ben zu zukünftigen wirtschaftli-
teils auf Sparkonten gehor- CSSRKI« DDR als neues Betätigungsfeld
zu entdecken. Ministeriums- chen Kontakten zwischen Nie-
tet. Dem stand ein Einzels- dersachsen und der DDR konnte
handelsumsatz (gilt als Indi- Ungarn Rumänien sprecher Thomas Pier meinte der Sprecher des Wirtschafts-
kator für den privaten Ver- gestern gegenüber unserer Zei- ministeriums in Hannover, Hen-
tung, man wolle Gesprächspart-
brauch) von 121,9 Milliarden
Mark gegenüber. Dies zeigt
Bulgarien DDR K l 102 ner in der DDR suchen und den ning-Werner Schwarze, ma-
Unternehmen anbieten. Auch chen.
nach Angaben von dem aus Polen UdSSR B i 100
Kassel stammenden Prof. Bonner Politiker mit guten DDR-
Karl-Hans Hartwig (Uni Kontakten hätten ihre Hilfe be- Gute Kontakte
Münster, Chef der Abteilung UdSSR 1 4 7 Ungarn H 76 reits zugesagt.
„Vergleich von Wirtschafts-
systemen"), daß die Güter- Rumänien • 44 Polen H 74 Er verwies auf die bereits in
der Vergangenheit zustande ge-
menge viel zu gering ist. Die Wegbereiter*
Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland kommenen Beziehungen zwi-
Menschen haben zwar Geld, schen niedersächsischen Groß-
können sich dafür aber nicht Wie schon in der Sowjetuni- unternehmen und der DDR-
in ausreichendem Maß Güter on, als das Ministerium hessi- Wirtschaft. „Die guten Kontak-
und Waren kaufen. schen Unternehmen bei mehre- te, die beispielsweise die Salz-
ren Besuchen in Moskau die Tü- gitter AG und VW seit Jahren
ren zum UdSSR-Markt öffnete, pflegen, werden jetzt bestimmt
Zwei Gründe Weit hinter dem Standard des Westens zurück möchte das Ministerium Weg-
bereiter für Kooperationen sein.
weiter ausgebaut", gibt sich
Schwarze optimistisch. Dar-
Dieses Mißverhältnis ist Zuverlässige Statistiken darüber, wie es Bei der Telefonausstattung nimmt die Doch auch strukturpolitisch überhinaus verfüge Nieder-
laut Hartwig auf zwei Grün- den Menschen in den Staaten des Ost- DDR einen bemerkenswert schlechten Platz denkt man in Wiesbaden über sächsen über weitere Wirt-
de zurückzuführen. Zum ei- blocks geht, wieviel sie verdienen, wieviel ein: Mit 102 Hauptanschlüssen je 1000 Ein- geeignete Maßnahmen nach: schaftszweige, die für die DDR
nen produziert die DDR Geld Denn betroffen von der Reise- von großem Interesse sein könn-
en masse. Dies sei systembe- sie dafür kaufen können (also wieviel ihr Geld wohner liegt sie nur knapp vor der UdSSR welle sind vor allem der ost- und ten.
dingt. So bekommen Betriebe wert ist), gibt es nicht. Wohl aber Statistiken, (100 Anschlüsse). der nordhessische Raum. Hier,
in der Planwirtschaft östli- die indirekt über die materielle Lage der Aber beim Fleisch verbrauch, der für geho- so Pier, sei mit erheblichen In- Noch zu früh
cher Prägung selbst dann Menschen im Osten etwas aussagen. vestitionsschüben zu rechnen.
Geld, wenn nichts erzeugt benen Nahrungsmittelkonsum kennzeich-
wird oder wenn die produ- So zum Beispiel die Kfz-Statistik. Von je nend ist, steht sie mit 97 Kilogramm je Ein- Noch sei es aber zu früh und
zierten Güter unverkäuflich 1000 Bürgern der DDR haben immerhin über wohner wieder ganz oben; die Sowjetrussen Gruppe tagt die Entwicklung in der DDR zu
sind. Der Verlust wird vom müssen sich mit 62,5 Kilogramm zufrieden jung, als daß bereits klare, ge-
Staat, sprich: von der Noten- 200 einen Pkw; damit ist die Ausstattung mit meinsame Wirtschaftsprojekte
geben, und zwar einschließlich Schlachtfett. Gestern tagte eine Arbeits-
presse, getragen. Diesem Sy- diesem wichtigen Indikator privaten Wohl- gruppe im Ministerium; sie wird mit dem Nachbarland ins Auge
stem dient selbstverständ- stands halb so groß wie in der Bundesrepu- Vermutlich steht es in Rumänien noch ihre Ergebnisse heute vorstel- gefaßt werden könnten: „Im Mo-
lich auch das dortige einstu- schlechter, aber für den Fleischverbrauch in len. Eines ist für Wiesbaden laut ment ist die Situation eben noch
fige Bankensystem (in der blik. In der Sowjetunion und in Bulgarien hat
diesem Land gibt es keine Zahlen. Pier jedoch klar: Die Zonen- etwas schwierig, was aber weni-
DDR gibt es nur eine Bank, das Privatauto dagegen noch Seltenheits- randförderung dürfe jetzt erst ger an uns als vielmehr an der
die Staatsbank, die über wert. (Globus) recht nicht angetastet werden, DDR liegt."
zahlreiche Filialen verfügt).
Während sich die Banken bei
uns refinanzieren müssen,
entfällt dies für die Institute Was sagen die Experten der Parteien? Verschiedene Rezepte, aber:
in der DDR. Konkret: Kredite
an Staatsbetriebe brauchen
nicht abgesichert zu werden.
Im Zweifel hilft die Staats-
bank. Lösung des Devisenproblems ist das Gebot der Stunde
Wenig Produktivität
MaLan darf die DDR nicht hän- visenproblem angesichts des at- DDR-Besucher fragten gleich, Erhöhung des Begrüßungsgeldes Angaben der Abgeordneten Ka-
gen lassen, sie darf nicht ausblu- traktiven Umtauschkurses im wo man beispielsweise alte Uh- nicht in Frage. Solche Gelder ritas Hensel (Pfungstadt) soll
ten oder ausverkauft werden." Westen durch Betätigung der ei- ren günstig verkaufen könnte. hätten immer den Anschein von dieses Reisewerk über Konten
Der zweite Grund für die Für den deutschlandpolitischen genen Notenpresse zu lösen, Die Lösung des Parlamenta- Almosen und machten von da- bei allen Banken verfügen.
desolate Situation in der Sprecher der SPD-Fraktion im müßte man laut Büchler auch die riers: Die DDR müsse wirksame her auch die DDR-Bürger ein DDR-Bürger könnten hier ihr
DDR ist laut Hartwig das fast Bundestag, Heinz Büchler (Hof), DDR in diese Vereinbarung ein- Zollkontrollen entwickeln, die wenig verlegen. Stattdessen Geld im Verhältnis 1:3 tau-
fehlende marktwirtschaftli- ist die Lösung des Devisenpro- binden. die Ausfuhr profitträchtiger müsse die DDR die Vorausset- schen. An den Einlagen sollte
che Denken der Betriebe. Die blems das Gebot der Stunde. Die DDR solle sich verpflich- Ware verhinderten. Gleichzeitig zungen dafür schaffen, daß in sich auch die Bundesregierung
Unternehmen sind personell Sein Vorschlag: DDR-Bürger ten, ihr Geld zurückzukaufen. sollten die bundesdeutschen ihre Betriebe von westlicher Sei- beteiligen. Das Geld wäre durch
aufgebläht und verfügen ent- müßten beim Besuch in der Bun- Durch ein solches Zugeständnis Einzelhandelsketten schnellst- te investiert werde. Das würde Streichung anderer Posten
sprechend nur über eine ge- desrepublik die Möglichkeit ha- würde man inflationsschürendes möglichst mit den HO-Läden in dann auch das Devisenproblem (Häftlingsfreikauf, Begrüßungs-
ringe Arbeitsproduktivität. ben, 500 DM zum Kurs 1:1 ein- Verhalten der DDR-Notenbank der DDR zusammenarbeiten, da- lösen. Je besser die Wirtschaft geld u.a.) aufzutreiben.
Hinzu kommt, daß für sie der tauschen zu können. Ohne dop- verhindern. Büchler jedoch hat mit die Versorgung der DDR-Be- laufe, desto höher steige der Keine Änderungen zum ge-
Plan und nicht die Nachfrage pelte Absicherung allerdings ist noch mehr im Sinn: Am einfach- völkerung mit Nahrungsmitteln Wert der DDR-Mark. genwärtigen Zustand erstrebt
das Maß aller Dinge ist. Dies dies nicht möglich, sieht Büchler sten wäre es, wenn die DM in der gesichert werden könne. Für ein deutsch-deutsches die Union. Ihr deutschlandpoli-
lahmt die Eigeninitiative und ein. Denn: Die Bundesbank müß- DDR als Zweitwährung zugelas- Für den deutschlandpoliti- Reisewerk, das von „allen ge- tischer Sprecher Eduard Lind-
damit den Anreiz, Güter her- te verpflichtet werden, die einge- sen werden würde. Die ersten schen Sprecher der FDP-Bun- sellschaftlich relevanten Grup- ner (Bad Kissingen) meinte, es
zustellen, die von den Kon- tauschten Ostmark abzukaufen. Ansätze eines Ausverkaufs hat destagesfraktion, Uwe Ronneb- pen" beider deutscher Staaten sei Sache der DDR-Führung,
sumenten begehrt sind. Um die DDR-Notenbank nicht in Büchler am Wochenende im urger (Tetenbüll, Schleswig- getragen werden müßte, machen ihre Bürger mit Devisen auszu-
Versuchung zu bringen, das De- grenznahen Hof selbst miterlebt: Holstein) kommt dagegen eine sich die Grünen stark. Nach statten.
Nr. 266 Stadt Kassel Dienstag, 14. November 1989

Sonntag in der City


Kassel (f). Was viele Kasseler Einzelhandel macht Zusagen ftir Wochenenden Herzlichkeit getan, doch dürfe
mit Empörung quittierten, die dieses Engagement von den
Tatsache nämlich, daß die mei-
sten Geschäfte in der Stadt am
Händlern nicht dazu ausge-
nutzt werden, auf diese Weise Das Arbeiten
Sonntag trotz der unzähligen
DDR-Besucher geschlossen
blieben, hat jetzt beim nordhes-
sischen Verband der Einzel-
Nach Kritik: Läden länger offen das Ladenschlußgesetz ganz
auszuhebein und das ganz nor-
• male Weihnachtsgeschäft auf
sieben Tage auszudehnen.
wurde zum Fest
händler zu hektischen Reaktio- Mit dem Beschluß, der von Sonntag offenhalten konnten. Befremdet über die Absicht Kassel (f). Es war am Sonntag-
nen geführt. allen Mitgliedern akzeptiert Dies sei zu kurzfristig gewesen, der Einzelhändler, nun auf ein- geImSamstage;
Dezember kämen vier lan-
angesichts der
morgen ein paar Minuten nach
Nachdem die erste Chance worden sei, wolle man den Be- zumal die Meldung ausschließ- mal auch die Sonntage zum neun. Karl-Heinz Wagner, Fili-
verpaßt wurde, will der Ver- suchern aus der DDR auch de- lich über den Rundfunk ver- Verkaufstag zu machen, äußer- dauerhaft offenen Grenze biete alleiter eines Schuhgeschäfts in
band nun durchstarten. An den monstrieren, „was eine Markt- breitet worden sei und viele te die Fachsekretärin für den dies den DDR-Besuchern genü- der Kasseler Innenstadt, sah die
kommenden Wochenenden, so wirtschaft kann, und was eine deshalb überhaupt keine Einzelhandel der Gewerkschaft gend Gelegenheit einzukaufen. vielen DDR-Besucher „mit trau-
der der Vorsitzende Dr. Karl Planwirtschaft nicht kann". Kenntnis davon erhalten hät- Handel, Banken und Verkehr Erika-Preuß: „Das werden die rigem Gesicht" vor den Schau-
Schumann, sollen die Geschäfte ten. (HBV), Erika Preuß. Dafür gebe DDR-Besucher
ren." Über
auch akzeptie-
mögliche zusätzliche
fenstern der verschlossen Ge-
schäfte stehen. Spontan ent-
jeweils samstags bis 16 Uhr und Zudem sei nicht etwa das La- es keine gesetzliche Grundlage. lange Samstage werde
auch an den Sonntagen zwi- Bitte um Verständnis man mit schloß er sich, zunächst allein,
denschlußgesetz außer Kraft Zum einen berate die Hessische den Betriebsräten reden, den Laden aufzumachen, nicht
schen 11 und 16 Uhr geöffnet gesetzt worden, sondern ledig- Landesregierung erst heute sich die Landesregierungwenn ent- weil er damit rechnete, die Gä-
bleiben. Schumann betonte gestern lich eine Anweisung der Lan- über die weitere Handhabung ste aus der DDR würden in Mas-
Dieser Appell schließe auch gegenüber der Presse, die Ent- desregierung an die Ordnungs- der Ladenöffnungszeiten, im schieden habe. sen Schuhe kaufen wollen, son-
Geschäfte ein, die keinen zu- täuschung über die geschlosse- ämter ergangen, die zusätzli- übrigen seien die Beschäftigten Inzwischen erklärte eines der dern um ihnen Gelegenheit zu
sätzlichen Umsatz zu erwarten nen Geschäfte sei verständlich. chen Ladenöffnungen zu dul- des Handels nicht unbegrenzt Kasseler Kaufhäuser, die am geben, sich,einfach mal im Ge-
hätten, wie Juweliere oder Gleichzeitig bat er jedoch um den. Dies ändere jedoch nichts belastbar. Sonntag geschlossen hatten, schäft umzusehen.
Pelzgeschäfte. Viele DDR-Gä- Verständnis für die Einzel- daran, daß man die öffentliche Sie hätten sich zwar am man habe mit dem Betriebsrat
ste wollten „einfach einmal guk- händler, die erst im Laufe des Kritik, sich nicht flexibel genug Samstag spontan bereiterklärt, vereinbart, am kommenden
ken", und diese Möglichkeit Samstagvormittags erfahren gezeigt zu haben, akzeptieren die DDR-Bürger auch über ihre Samstag bis 16 Uhr und auch Enormer Andrang
solle ihnen gegeben werden, so hätten, daß sie ihre Geschäfte müsse, räumte Geschäftsführer normale Arbeitszeit hinaus zu am Sonntag von 11 bis 16 Uhr
Schumann. am Samstag länger und auch am Edgar Donath ein. bedienen und dies mit großer zu öffnen.
Daß er mit seiner Entschei-
dung richtig lag, nicht aber mit
der Vermutung, es werde nichts
gekauft, stellte sich bald heraus:
Am Tag nach dem Ansturm „Die Leute sagten sich, wenn ich
sonst nichts kaufen kann, dann
eben Schuhe". Schon bald kam

Trabbis gehören
es zu seltsamen Situationen.
„Passen Sie doch bitte auf die
Kasse auf, ich muß mal eben ins
Lager", bat er die Kundschaft
„von drüben", als der Andrang
immer größer wurde. Wieviele

jetzt schon dazu es am Ende tatsächlich waren,


die in sein' Geschäft strömten -
er weiß es nicht. „Tausende",
schätzt er.
Schon bald mußte er um Ver-
Kassel (f). Der erste große Ansturm ist vorüber, und stärkung nachsuchen - und die
dennoch versiegte auch gestern der Strom an Besuchern kam. „Alle Verkäuferinnen, die
aus der DDR nicht. Schon hat man sich an die Trabbis und ich anrief, erklärten sich sofort
Wartburgs in unserem Straßenbild gewöhnt. bereit, auszuhelfen." Die allge-
meine Euphorie hatte alle erfaßt,
Auf dem Parkplatz am Fried- toren beschäftigt. Während Re- selbst das Arbeiten wurde zum
richsplatz, in der Leipziger Stra- gierungspräsident Ernst Wilke Fest. Klar, es wurde schließlich
ße und an vielen Plätzen der gestern von knapp 13,5 Millio- guter Umsatz gemacht, wie
Stadt waren sie zu sehen, teils nen Mark für den Regierungsbe- Wagner bestätigt. Doch im Vor-
als „Nachzügler" des ersten gro- zirk sprach, die am Wochenen- dergrund stand, wie er betont,
ßen Reise Wochenendes, teils de als Begrüßungsgeld an die das Bemühen, die Menschen aus
aber auch eben angereist und Gäste von drüben ausgezahlt der DDR einfach willkommen zu
mit den gleichen überschweng- wurden, kam der Leiter der Ko- heißen, sie nicht auf der Straße
lichen Gefühlen wie ihre Lands- ordinationsstelle des Kasseler stehen zu lassen.
leute in den Tagen zuvor. Magistrats, Klaus Angermann,
Die jetzt neu Angekommen- für die Stadt Kassel auf eine Ärger am Nachmittag
enen erlebten dabei eher die Summe von rund 1,7 Millionen
Normalität des Kasseler Alltags Mark, die 270 000 Mark bereits
als die Wochenendbesucher, eingerechnet, die auf die rund Eine Situation fast wie im
vor allem aber fanden sie offene 2700 Neuankömmlinge bis Märchen, eitel Freude - zu-
Geschäfte vor. Montag abend entfielen. Anger- nächst. Was danach kam, hat
Einer, der sich in aller Frühe mann: „Ein paarmal wurde es Wagner allerdings gründlich
mit seiner Frau und dem wenige knapp mit dem Geld, aber wir geärgert. „Am Nachmittag, als
Wochen alten Baby aus einem haben immer wieder welches die Kasseler ausgeschlafen hat-
Dorf bei Dresden auf den Weg beschafft." ten, kamen dann immer mehr
gemacht hatte, fand diese Nor- Einheimische, um einzukaufen",
malität schon erstaunlich genug. erzählt Wagner. Und diese Kun-
„In einem Geschäft wollte ich Abschlag beantragt den, die ihre Besorgungen doch
ANSTURM der DDR-Gäste auf die zu Hause oft entbehrten Obststände. Vorübergehend wurde die auch zu anderen Zeiten erledi-
einen Ölradiator kaufen", be- Bundesrepublik so zur „Bananenrepublik". (Fotos: Herzog) gen können, hätten sich dann
richtete er. Der Verkäufer hatte Das Begrüßungsgeld, das vom „nobel bedienen lassen".
ihm gesagt, er habe ihn momen- Bund bezahlt wird, mußte aller-
tan nicht vorrätig, er solle in dings von der Stadt über kurz- Vielen sei es schlicht egal ge-
zwei Stunden wiederkommen. fristige Bankkredite vorge- wesen, daß die Verkäuferinnen
„Bei uns hätte das mindestens schossen werden. Regierungs- dem Ansturm sowieso schon
ein halbes Jahr gedauert" - eine präsident Wilke kündigte an, er kaum gewachsen waren. Unge-
Erfahrung, die ihm sichtlich zu- wolle beim Bund eine Ab- rührt hätten sie sich immer wier
setzte. schlagszahlung von 26 Millio- der andere Schuhe aus dem La-
Kontakte zu „verschollenen" nen Mark beantragen, um für ger holen lassen. „Da war der
Verwandten werden nach und das kommende Wochenende ge- Laden voll, und die Verkäufe-
nach wieder geknüpft. Ein jun- rüstet zu sein. rinnen mußten laufen, nur um
ger Mann suchte verzweifelt Inzwischen bemüht sich die diese Leute zufriedenzustellen",
eine bestimmte Straße, von der Stadt um eine Regelung ähnlich regt sich Wagner auf. Die Ge-
er wußte, daß dort einmal Ver- der in Berlin, wo die Auszah- sichter der anfangs trotz der
wandte wohnten, mehr Informa- lung des Begrüßungsgeldes den großen Belastung gutgelaunten
tionen hatte er nicht - jahrelang Banken übertragen wurde. Verkäuferinnen seien schließ-
hatte man nichts mehr vonein- Auch Verkehrsprobleme könn- lich immer länger geworden.
ander gehört. ten dadurch reduziert werden,
etwa wenn die DDR-Bürger ihr
Geld bereits bei Bankfilialen im Schockierender Kontrast
Spontane Hilfsangebote Kasseler Osten in Empfang neh-
men könnten. Die Stadt hat sich Der Kontrast zwischen den
Zahllose spontane Hilfsange- bereiterklärt, bei der Auszah- staunenden, dankbaren und
bote von Kasseler Bürgern führ- lung mit städtischen Bedienste- höflichen Besuchern und den
ten in den vergangenen Tagen ten auszuhelfen. Eine Entschei- Einheimischen, die mit der Atti-
jedoch zu neuen Kontakten zu- dung darüber soll heute fallen. tüde des verwöhnten Kunden
hauf. 214 Übernachtungen bei Ebenfalls für heute vormittag autraten, hat die Leute im
Kasseler Familien waren allein wurde von der Stadt ein Ge- Schuhgeschäft schockiert. Und
am Wochenende beim Info-Bus spräch mit Vertretern verschie- dennoch, als das Geschäft um
der Kasseler Feuerwehr am dener Ämter sowie mit Vertre- 16 Uhr geschlossen wurde,
Hauptbahnhof, der Anlaufstelle tern des Landkreises angesetzt, empfanden sie diesen Sonntag
für viele DDR-Besucher, vermit- um über das weitere Vorgehen als etwas ganz Besonderes. Bei
telt worden. Gestern nachmittag zu beraten. Dazu gehört laut einem gemeinsamen Abendes-
hatten bereits wieder 67 Bürger Angermann, daß am nächsten sen - „wir waren naßgeschwitzt
199 Betten angeboten, die ersten Wochenende auch „Kultur in und hatten seit dem Frühstück
20 Gäste waren sofort vermittelt die Stadt kommt"; Musik und nichts gegessen" - ließen sie das
worden. Aktionen, woran es am vergan- ANSTELLEN: Den ersten Platz in der Kolonne räumten die Taxifahrer am Hauptbahnhof einem Erlebte Revue passieren, Chro-
genen Wochenende noch ge- Kollegen aus der DDR ein, der mit seinem Wartburg zu Besuch gekommen war. nik eines Feier-Tages.
Aber auch ohne Vermittlung fehlt habe. Im Gespräch sind
durch Organisationen kam es zu auch kostenlose Stadtrundfahr-
zahlreichen Begegnungen, sei es ten.
privat mit einer Einladung zum Kassel (hei). Ein Dank den Am Wochenende Die Bilanz des Arbeiter-Sa-
Übernachten oder zu einem freiwilligen Helferinnen und mariter-Bundes in Kassel ist
Glas Bier, sei es bei verschiede- „Wir kommen wieder" Helfern, die sich in den vergan- nicht weniger beeindruckend.
nen Institutionen. Allein im genen Tagen bereit fanden, Über 60 Helferinnen und Helfer
Presse+Druckzentrum
HNA konnten am Sonntag rund
der Möglichkeiten einer verbes- Tausende von Besuchern aus
serten Verkehrslenkung bei der der DDR in Kassel zu betreuen Freiwillige Helfer boten einen durchgehenden
Hilfsdienst an, verzichteten auf
400 Besucher begrüßt werden. An- und Abreise sollen eben- und zu versorgen. Die meisten ihre Freizeit, leisteten über
Werkstätten reparierten Trab-
bis, ein Kasseler lotste zwei
Pulks von DDR-lern nach Hann.
falls diskutiert werden. Apropos der über 100 ehrenamtlichen
Abreise: Nur ein verschwin- Mitarbeiter des Deutschen Ro-
dend kleiner Teil der Besucher ten Kreuzes seien am Wochen-
„über Gebühr" belastet 1000 Arbeitsstunden und ga-
ben rund 1500 Essensportionen
aus. Gar nicht zu reden von
Münden, weil dort die Geschäf- aus der DDR hat sich entschie- ende über Gebühr belastet Dieser engagierte Einsatz am verband damit die Bitte an Tausenden von Litern kalter
te offen hatten. den, hierzubleiben. Nach Schät- worden und hätten vielfach nur zurückliegenden Wochenende Frauen und Männer, sich eben- und warmer .Getränke, die an
Bilanz zu ziehen und gleich- zungen der Feuerwehr und der wenige Stunden schlafen kön- habe bewiesen, wie notwendig falls zu einer ehrenamtlichen den verschiedenen eilig errich-
zeitig den Blick nach vorn zu Stadt handelte es sich um etwa 20 nen, hob gestern der Vorsitzen- es sei, daß sich Menschen abge- Hilfstätigkeit bereitzufinden. teten Stationen in unseren
richten, damit waren gestern Personen. Die anderen, die zu- de des Kasseler DRK, Wolfgang sehen von Spenden persönlich Die Gemeinschaft sei gefordert, Landsleuten dankbare Abneh-
auch die Verantwortlichen der rückkehrten, taten es unter dem Schäfer hervor. einsetzen, sagte Schäfer und etwas zu tun. mer fanden.
Stadt und zahlreicher Organisa- Motto: „Wir kommen wieder."
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

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Schienbeinbruch Gegen Wales Bücher/DDR Renten-Serie Trabi-Fahrer Zum Tage

Müller Reuter Alles für Heute Klappern Bilanz positiv


fällt aus dabei die Leser Abschluß beachten! LJie Polen-Reise des Bundeskanz-
lers hatte ein denkwürdiges Ereig-
Hiobsbotschaft für Die deutsche Fuß- Ins Buchangebot In der vergangenen Trabis sind laut nis werden sollen. Alle Mißver-
Fußball-Zweitligist ball-Nationalmann- der DDR-Verlage Woche verabschie- Hersteller wirtschaft- ständnisse schienen ausgeräumt,
KSV Hessen: Ab- schaft wird heute werden in absehbarer dete der Deutsche lich, robust und die Vereinbarungen sorgfältig vor-
wehrspieler Jörg abend in Köln das Zeit nach Überzeu- Bundestag in Bonn schnell. Praxisnaher bereitet, der Zeitpunkt günstig ge-
Müller (31) erlitt ge- entscheidende WM- gung des Schriftstel- die Reformgesetze Hinweis im War- wählt. Daß dem Neubeginn der
stern nachmittag im Qualifikationsspiel lers Stephan Hermlin zur Alterssicherung. tungsbuch des Autos deutsch-polnischen Beziehungen
Training bei einem gegen Wales mit dem prinzipiell alle Auto- Das Reformwerk tritt für Fahrer: Auf Klap- dennoch kein überragendes Echo
Zweikampf einen Münchener Stefan ren gelangen: Die ei- zum großen Teil zum pern achten. Wenn es beschieden war, lag weder an Hel-
Schienbeinbruch und Reuter bestreiten. genen bisher verbote- 1. Januar 1992 in plötzlich unter der mut Kohl noch an seinen polni-
fällt für die restlichen Auf der Reservebank nen, die in den We- Kraft. Nähere Einzel- Motorhaube poltert, schen Gastgebern. Beide wurden
sechs Spiele dieses sitzt somit wieder der sten übergesiedelten heiten (letzter Teil) ist die Lichtmaschine von den deutsch-deutschen Ver-
Jahres aus. Siehe „Römer" Thomas und die bundesdeut- dazu auf der Wirt- verlorengegangen. änderungen überrascht, wenn
Sport. Berthold. Siehe Sport. schen. Siehe Kultur. schaftsseite. „Blick in die Zeit". nicht überrollt.
Der Kanzler mußte seinen Be-
such unterbrechen, um in Berlin
und Bonn präsent zu sein. Seine
Kohl-Reise / Jnterpretationsprobleme' Gesprächspartner in Warschau sa-
hen sich vor eine ganz neue Situa-
tion gestellt. Das mögliche Zusam-
menrücken der beiden deutschen

Polen sieht Staaten machte sie in der Grenz-


frage noch sensibler als zuvor. Da-
her konnten sie sich mit der Aner-
kennung durch die Bundesrepublik
nicht zufriedengeben. Eine Bin-

Grenzfrage gelöst dungswirkung für die Zukunft woll-


te der Kanzler wiederum nur indi-
rekt versprechen. Im Rahmen einer
europäischen Friedensordnung
sollen die Grenzen unantastbar
sein. Was aber das Selbstbestim-
Warschau (dpa/AP). Durch die gestern von Bundeskanz- mungsrecht der Deutschen dann
ler Kohl und Ministerpräsident Mazowiecki unterzeichnete noch bewirken könnte, ließ Kohl
offen. So bleibt im „Kursbuch" der
deutsch-polnische Erklärung sieht Warschau die Frage der deutsch-polnischen Versöhnung
Oder-Neiße-Grenze als gelöst an. leider immer noch ein Rest von
Undeutlichkeit zurück.
Auf einer gemeinsamen Pres- kument festgeschrieben, son-
sekonferenz sagte Mazowiecki dern in einem Brief Kohls, den Dagegen gelang es dem Bun-
in der polnischen Hauptstadt: der Kanzler dem polnischen Mi- deskanzler, die Furcht der Polen
„Die Grenzfrage als solche be- nisterpräsidenten übergeben vor einer Konkurrenz der DDR in
steht nicht. Es gibt nur das Pro- hat. der Wirtschaftshilfe zu zerstreuen.
blem irgendwelcher eventueller Das Kreditvolumen, mit dem Bonn
Weitreichend sind die polni- den polnischen Reformprozeß un-
Interpretationen". In der Erklä- schen Zusagen zum Schutz der
rung, die nach den Worten terstützen will, soll durch die
deutschen Minderheit. Sie darf deutsch-deutsche Annäherung
Kohls ein „Kursbuch" für die künftig Vereine bilden, ihre
Zusammenarbeit ist, haben bei- nicht beeinträchtigt werden. Insge-
Sprache und Tradition pflegen, samt kann der Kanzler mit der Bi-
DAS EHEMALIGE KZ AUSCHWITZ besuchte Bun- An diesen Zeremonien nahinen auch der Vorsit- de Seiteij mit einem detaillierten Büchereien und eigene Medien
deskanzler Kohl gestern am letzten Besuchstag in zende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Maßnahmenkatalog den Weg lanz seines Besuchs trotz aller
schaffen und erhält dafür Unter- Schwierigkeiten zufrieden sein.
Polen. Er legte Blumen an der Todesmauer im Heinz Galinski (Mitte), und 'der Rabbiner von für ihre künftige engere Zusam- stützung der Bundesrepublik. In
Stammlager und am internationalen Denkmal im Warschau, Menachem Joskowicz, teil. menarbeit freigemacht. allen Landesteilen Polens soll Achim v. Roos
ehemaligen Vernichtungslager Birkenau nieder. (dpa-Funkbild) Darin bekräftigen beide Län- Deutsch als Fremdsprache in
der den Warschauer Vertrag Schulen angeboten werden. SED / Neue Verfassung?
von 1970 und bekennen, daß
Ostberliner DRK: Aufnahmelager mit bis zu 10000 Plätzen „die Unverletzlichkeit
Grenzen und die Achtung der
der
Gespräch mit Schlesiern
territorialen Integrität und der Maleuda gegen
DDR erwartet jetzt Rückkehrer
Souveränität aller Staaten in Zwölf Vertreter der deut-
Europa in ihren gegenwärtigen
Grenzen eine grundlegende Be-
schen Minderheit aus Schlesien
wies Kohl gestern auf die Chan-
Führungsrolle
dingung für den Frieden sind". cen hin, die sich für sie aus der
Kohl bekräftigte auf entspre- wenige Stunden vorher unter- Berlin (dpa). Der neue DDR-
Berlin/Hamburg (dpa/AP). Das ger DDR-Bürger wird nicht richtete der Unionsfraktion in chende Fragen seinen Stand- zeichneten gemeinsamen Erklä- Volkskammer-Präsident Gün-
Rote Kreuz der DDR richtet sich mehr beschlagnahmt. .. Bonn, daß seit Samstag morgen punkt, daß er nur für die Bun- rung ergeben. Die Deutschen ther Maleuda, der der Bauern-
auf bis zu 10 000 Menschen ein, Wenige Tage nach Öffnung innerhalb von drei Tagen mehr desrepublik sprechen könne. hatten vor allem um Deutsch- partei angehört, unterstützt eine
die ihre Übersiedlung in die der innerdeutschen Grenzen als 1,5 Millionen DDR-Besucher In der 20 Seiten-Erklärung lehrer gebeten, denn es sei Änderung des Artikels 1 der
Bundesrepublik wieder rück- scheint der deutsch-deutsche im Bundesgebiet waren. Behör- wird die Hilfe der Bundesrepu- wichtig, daß die Kinder in den DDR-Verfassung über die füh-
gängig machen und in die DDR Besuchsverkehr schon ein den und Polizei rechnen am blik zur wirtschaftlichen Gesun- Schulen schon möglichst früh rende Rolle der kommunisti-
zurückkehren wollen. Stück Normalität zu werden. In kommenden Wochenende er- dung Polens beschrieben. Die Deutsch lernen. schen SED. Dies meldete am
Das Präsidium des DDR-Ro- Berlin wurden am Dienstag wie- neut mit einem Millionen-An- Zusage für Hermes-Kreditbürg- Fortsetzung nächste Seite Dienstag die DDR-Nachrichten-
ten Kreuzes teilte im SED-Zen- der zwei neue Übergänge eröff- drang. Die DDR hat laut DDR- schaften in Höhe von drei Milli- Siehe auch „Zum Tage" agentur ADN, ohne Einzelhei-
tr'alorgan „Neues Deutschland" net, nun stehen insgesamt 22 Nachrichtenagentur ADN bis- arden DM ist nicht in dem Do- und „Themen des Tages" ten mitzuteilen.
am Dienstag mit, es richte jetzt Passierstellen in der geteilten lang 5,7 Millionen Visa für Pri- Auf einer Vorstandstagung
Aufnahmelager für ehemalige Stadt zur Verfügung. vatreisen ausgestellt und 11 754 der Bauernpartei sagte Maleu-
Bürger ein, die zurückkehren.
Es sei daran gedacht, eventuell
An den innerdeutschen Gren-
zen riß der Strom von Besuchern
Ausreiseanträge genehmigt.
Verringert hat sich die Zahl
Wirtschaftshilfe für DDR nach Reformen da, seine Partei müsse zu einer
in allen Fragen souveränen Par-
auch" Kasernen der Nationalen zu Fuß, per Bahn oder Autp der DDR-Bürger, die in der Bun- tei werden, die Regierungsver-

Haussmann legt
Volksarmee dafür zur Verfü- nicht ab. Das Bundesinnenmini- desrepublik bleiben wollen. antwortung übernehme und in
gung zu stellen. sterium zählte - ohne Berlin - Nach Angaben Bonns kamen bis allen Leitungsgremien maßgeb-
Interessant in diesem Zusam- am Dienstag allein innerhalb zum Mittag 1364 Neubürger. lich vertreten ist.
menhang ist eine neue Anord- von zehn Stunden 183 500 Nur fünf wählten den Weg über Der Führungsanspruch der

6-Punkte-Katalog vor
nung des DDR-Finanzministe- DDR-Reisende. Bundesinnen- die CSSR, kein einziger über SED soll in der neuen Satzung
riums: Das Vermögen ehemali- minister Schäuble (CDU) be- Ungarn. des DDR-Gewerkschaftsbundes
nicht mehr enthalten sein. Dies
Erlaubnis in vier Ländern kündigte die neue FDGB-Vor-
Begrüßungsgeld / Um 479 Millionen sitzende Kimmel an.
Bonn/Berlin (AP/dpa). Bun- schem Wissen maßgeblich zu ei- Gestern abend begannen be-
desregierung und Industrie ha- ner „wirtschaftlichen Aufbruch- reits erste Koalitionsgespräche
Läden länger offen Bonn stockt Mittel auf ben der DDR bei konsequenter
Fortsetzung ihrer Reformpolitik
stimmung" in der DDR beitra-
gen. Bedingung seien aber „ge-
der DDR-Blockparteien. Der
neugewählte Ministerpräsident
umfassende Wirtschaftshilfen in sellschaftliche und wirtschaftli- Modrow (SED) legte seine Kon-
Berlin (AP). Der seit Wochen heißumkämpfte Bonn (dpa). Wegen der hohen Besucherzahlen Aussicht gestellt. Bundeswirt- che Reformen". Ähnlich äußerte zeptionen vor.
Ladenschluß gerät unter dem Ansturm der Mas- aus der DDR ist das in diesem Jahr mit 300 schaftsminister Haussmann sich Bundesfinanzminister Wai-
sen von DDR-Besuchern ins Wanken: Berlin, Millionen DM eingeplante Begrüßungsgeld um schlug Ost-Berlin gestern einen gel (CSU).
Hamburg, Hessen und Niedersachsen kündigten 479 Millionen erhöht worden. Das teilte die Bun- Sechs-Punkte-Katalog zur För- Auch der Präsident des Deut- Kabinettsbeschluß
gestern verlängerte Öffnungszeiten an. Dagegen desministerin für innerdeutsche Beziehungen, derung von Privatbetrieben in schen Industrie- und Handelsta-
laufen die Gewerkschaft Handel, Banken und Wilms (CDU), am Dienstag abend mit. Allen der DDR, Investitionen bundes- ges, Suhl, meinte, die DDR müs-
Versicherungen (HBV) und die Deutsche Ange- Banken und Sparkassen, die diese Hilfe von 100 deutscher Firmen sowie Ge- se erst einmal ihre Vorstellun-
stellten-Gewerkschaft allerdings Sturm: Nach
übereinstimmender Meinung der Westberliner
DM an die Besucher aus der DDR ausgezahlt
haben und noch auszahlen, würden die Gebüh-
meinschaftsunternehmen vor.
In einer in Bonn veröffentlich-
gen für eine Wirtschaftsreform
formulieren, „bevor wir uns hier
Niedersachsen
Landesverbände hat die Belastung der Ange-
stellten bereits ein Ausmaß erreicht, das nicht
mehr zu verkraften sei. In Hessen dürfen die
ren und Zinsverluste erstattet. Im übrigen wurde
festgelegt, daß von heute an das Begrüßungsgeld
durch alle Postämter im Bundesgebiet und in
ten Erklärung forderte Hauss-
mann, der sich in Tokio aufhält,
die DDR zur möglichst baldigen
die Köpfe zerbrechen". Der Bun-
desverband der Deutschen In-
dustrie wandte sich gegen eine
wählt am 13.5.
Geschäfte bis zum 23. Dezember sonntags von 11 Berlin ausgezahlt wird. Dies soll vor allem die „Entrümpelung" der Bestim- wirtschaftliche Bevormundung Hannover (dpa). In Nieder-
bis 16 Uhr geöffnet sein, an den beiden restlichen Berliner Banken entlasten. Diese zahlen nur mungen auf, die die Wirt- der DDR und gegen jedes über- sachsen wird am 13. Mai 1990
Samstagen im November bis 17 Uhr. Die Erlaub- noch bis einschließlich Samstag Begrüßungsgeld schaftsbeziehungen zwischen triebene Engagement, das in der ein neues Landesparlament ge-
nis gilt nicht für Büß- und Bettag. Verlängerten aus, um den normalen Kundenverkehr nicht beiden deutschen Staaten bisher DDR die Angst vor einem Aus- wählt - zeitgleich mit der Land-
Öffnungszeiten muß immer der Betriebsrat zu- noch weiter zu beeinträchtigen. Die Berliner noch behindern. Dann könnte verkauf schüren könnte. tagswahl in Nordrhein-Westfa-
stimmen. Ähnliche Regelungen gelten für Nie- Kreditinstitute haben seit Freitag rund 150 Mil- die Bereitstellung von Geld, Fortsetzung nächste Seite len. Diesen Termin beschloß das
dersachsen. lionen DM an DDR-Bürger ausgegeben. Sachleistungen und technologi- Siehe auch Wirtschaft Kabinett in Hannover.
Nr. 267 Politik Mittwoch, 15. November 1989

Namen und Namibia CSU-Vize / Kandidatur Negativliste verschoben Arbeitskreis-Schätzung/ 1989 und 1990:
Nachrichten
Swapo verfehlt Zimmermann Naturheilmittel 22 Mrd. DM mehr
Bahro will zurück Wahlziel tritt nicht an werden bezahlt
Der 1977 aus der SED ausge-
schlossene und
1979 in die
Bundesrepu-
Windhuk (dpa). Bei der Wahl
einer verfassungsgebenden
Versammlung in Namibia hat
München/Landshut
Bundesver-
(dpa).
kehrsminister
Bonn (dpa). Die meisten Na-
turheilmittel sollen auch weiter-
hin von den Krankenkassen be-
Steuereinnahmen
blik übergesie- die Unabhängigkeitsbewegung Zimmermann zahlt werden. Sie werden nach Bonn (dpa/vwd). Bund, Länder Milliarden ausging.
delte Rudolf Swapo ihr Ziel verfehlt: sie er- wird auf demAngaben des FDP-Bundestags- und Gemeinden können 1989 Deutlich nach oben korrigiert
Bahro will in rang 41 der 72 Mandate und ist CSU-Parteitag abgeordneten Cronenberg nicht und 1990 mit 22 Milliarden DM gegenüber der Steuerschätzung
die DDR zu- damit auf die Unterstützung von am Samstag auf der von Bundesarbeitsmini- mehr Steuern in ihren Etats vom Mai wurden die Annahmen
rückkehren. sieben anderen Mitgliedern der nicht mehr als ster Blüm (CDU) geplanten Ne- rechnen als bisher offiziell ange- für das nominale Bruttosozial-
Dies erklärte er Versammlung angewiesen, um stellvertreten- gativliste stehen. Diese Liste, nommen. Laut Arbeitskreis produkt (einschließlich der
gestern im bei der Verabschiedung einer der CSU-Vor- die bestimmte Arzneimittel von Steuerschätzungen werden im Preisentwicklung): für 1989 von
ARD-Fernseh- Verfassung für ein unabhängi- sitzender kan- der Erstattung durch die Kran- laufenden Jahr insgesamt 533,6 plus 5,6 auf 6,5 Prozent und für
magazin „Re- ges Namibia die notwendige didieren. Nach- kenkassen ausschließt, werde Milliarden DM an Steuern ein- 1990 von 4,7 auf 5,7 Prozent.
port". Seine Zweidrittel-Mehrheit zu errei- dem Zimmer- außerdem erst zum 1. Juli 1991 genommen. 9,3 Prozent mehr als
Rückkehrab- mann am Vor- in Kraft treten und damit um Nach Ansicht von Bundesfi-
chen. 1988. Das ist um 8,3 Milliarden nanzminister Waigel (CSU) hat
sicht begründete Bahro damit, Der Sprecher der südafrikani- abend bei der eineinhalb Jahre verschoben, DM höher als nach der Schät- sich die „Wachstums- und be-
daß es jetzt darum gehe, „das schen Verwaltungsmacht, Ger- Nominierung des CSU-Direkt- teilte Cronenberg am Dienstag zung vom Mai. Für 1990 korri- schäftigungsfördernde Steuer-
andere Fundament der DDR zu kandidaten für die Bundestags- gierte der Arbeitskreis seine Er- politik der Bundesregierung"
hard Roux, gab am Dienstag
bewahren und eine ökologische
abend das endgültige Ergebnis wahl 1990 in seinem bisherigen in Cronenberg
Bonn mit.
wartungen gegenüber dem Mai-
Wende herbeizuführen".
bekannt. Danach wurde die pro- Wahlkreis Landshut-Kelheim Entscheidung begrüßte diese
Blüms. Damit Wert sogar um 11,4 Milliarden nicht nur für die Steuerzahler,
überraschend deutlich geschei- werde den Arzneimittelherstel- DM nach oben. Da der Bonner sondern auch für die öffentli-
westliche Demokratische Turn-
hallen-Allianz (DTA)mit 21 Sit- tert war, bestätigten am Dienstag lern und den Ärzten Gelegen- Anteil an die EG-Kasse geringer chen Etats ausgezahlt. Die
Zwei Brandanschläge zen zweitstärkste Partei. Es fol- sowohl Parteichef Waigel als ausfällt als ursprünglich ange- Mehreinnahmen hätten entge-
Die „Revolutionäre Zellen" (RZ) gen die linksnationale United auch Generalsekretär Huber, heit gegeben, sich auf die neuen nommen, bleiben im Netz des gen SPD-Behauptungen nichts
haben sich zu Brandanschlägen Demokratie Front (UDF) mit vier der 64jährige werde nicht wieder Vorschriften langfristig einzu- bundesdeutschen Fiskus' rund mit Steuermehrbelastungen der
auf Behörden in Köln und Ham- und die von Weißen gebildete als CSU-Vize antreten. Waigel stellen. Bei Naturheilmitteln Arbeitnehmer zu tun, sondern
burg bekannt, durch die sie ge- Aktion erklärte, er gehe davon aus, daß soll die Begrenzung auf sechs 22 Milliarden hängen. seien das Ergebnis von Finanz-
Christlich-National Zimmermann „als Verkehrsmi- Wirkstoffe in einem Präparat Möglich sei es auch, die neu- politik und darauf aufbauender
gen die Behandlung von Roma (ACN) mit drei Sitzen. Drei an-
und Sinti protestierten. In der dere Parteien, die linksstehende nister seinen Aufgaben mit vol- wegfallen. en Schulden des Bundes gegen- wirtschaftlicher Entwicklung.
ler Kraft nachkommen wird." Andere Arzneimittel mit nicht über der bisherigen Planung Die SPD-Finanzexpertin
Nacht zum Dienstag stiegen sie National Patriotic Front (NPF), erforderlichen Bestandteilen deutlich zu senken: Für 1989 auf Matthäus-Maier forderte von
in die Hamburger Sozialbehörde die von Mischlingen beherrsch- Für den Posten des CSU-Vize oder nicht nachgewiesenem the- 23 bis 24 Milliarden DM gegen- der Regierung, die Einnahmen
ein und legten Feuer. An eine te Federal Convention of Nami- bewirbt sich - voraussichtlich rapeutischen Nutzen sowie über gesetzlich vorgesehenen zur Lösung drängender Proble-
Wand sprühten sie „RZ wg.bia (FCN) und die der politi- als einziger Kandidat - der Chef Kombinationspräparate der 27,8 Milliarden DM und für me wie die Bekämpfung von
Roma". Ein ähnlicher Anschlag schen Mitte zugerechnete Na- der CSU-Fraktion im bayeri- Schulmedizin mit mehr als drei 1990 auf unter 30 Milliarden Wohnungsnot und Arbeitslo-
am Sonntag auf eine Kölner Be- schen Landtag, Glück (49).
treuungsstelle für Roma und mibia National Front (NNF) er-
Siehe auch Kommentar
Wirkstoffen sollen allerdings DM, während der Regierungs- sigkeit einzusetzen.
entwurf ursprünglich von 33,7 Siehe auch Kommentar
Sinti geht ebenfalls auf das Kon- rangen je ein Mandat. auf der Negativliste bleiben.
to der „RZ". In Hamburg wird
seit längerem um ein Bleiberecht
für Roma und Sinti gestritten. Wirtschaftshilfe / Neue Vorschläge
SEW-Spitze tritt ab
Die Führungsspitze der SEW,
Steinkühler warnt vor
des Westberliner Ablegers der
SED, ist zurückgetreten. Auf ei-
ner außerordentlichen Partei-
„Ausverkauf" der DDR
vorstandstagung sagte der am-
tierende SEW-Vorsitzende Fortsetzung Bonn einzuladen. Die Problem-
Dietmar Ahrens, ohne diesen Vor einem „Ausverkauf" der lage nach Öffnung der DDR-
Schritt entstünden ungerecht- DDR warnte der Vorsitzende Grenze sei mittlerweile so breit,
fertigte Spannungen in der Par- \ - «)-•> >. /•• der IG Metall, Steinkühler: Um daß es sinnvoll wäre, wenn das
tei. Die Vorstandstagung war ein paar Devisen zu ergattern, Kabinett einlade, sagte Mom-
einberufen worden, um über die könnten DDR-Bürger, wie be-per. Er erneuerte- seine Forde-
neue Situation in der Partei, die reits Tausende von Polen, „alles, rung, daß sich die Bundesregie-
durch die Entwicklung in der was nicht niet- und nagelfest rung „jetzt ganz schnell mit der
DDR entstand, zu diskutieren. ist", im Westen verkaufen. DDR-Führung an einen runden
Auch die Reformkräfte der DKP Tisch" setzen müsse, um die
fordern von ihrer Führung un- Auch der SPD-Parteivorsit- drängenden Probleme der Devi-
mittelbare Konsequenzen aus zende Hans-Jochen Vogel senfrage, des Verkehrs sowie
dem Umbruch in der DDR. meinte, daß ohne schnelle Rege- der Wirtschaft auch der DDR zu
lungen im Währungsbereich ein klären.
„Ausverkauf" der DDR drohe.
Wechmar „Raucher 89" 4»'.V Vor der Presse in Bonn schlug Momper lobte, daß die Berli-
Vogel erneut vor, einen Devi- ner Bundessenatorin Pfarr (SPD)
Die „Erste Raucher Lobby" hat senfonds in der DDR aus dem zu der Staatssekretärs-Runde in
jdenFDP-Politi- Mindestumtausch und dem Be- Bonn zugezogen worden ist, die
I ker Rüdiger grüßungsgeld zu schaffen. die Gespräche von Kanzler-
Ivon Wechmar amtsminister Seiters (CDU)
]zum „Raucher Der Regierende Bürgermei- nächste Woche in Ost-Berlin
1 des Jahres ster von Berlin, Momper, hat vorbereitet. Dabei geht es vor
1989" gekürt. IN BESTER STIMMUNG verlief ein Treffen zwi- gen Besuch in den Vereinigten Staaten aufhält, Bundeskanzler Kohl inzwischen allem um die Abstimmung mög-
s § - sehen US-Präsident Bush und dem Chef der pol-
W i e d i e Or a
wurde wegen seiner Verdienste um die Demokra- gebeten, den Berliner Senat zu licher Hilfsmaßnahmen für die
nisation mitteil- nischen Gewerkschaft Solidarität, Walesa, im tie in Polen von Bush mit dem höchsten zivilen einer Kabinettssitzung nach DDR.
1 te, bekenne Weißen Haus in Washington; links Barbara Bush. Orden der USA, der Freiheitsmedaille, ausge-
[sich der Euro- Walesa, der sich seit Montag zu einem mehrtägi- zeichnet. (dpa-Funkbild)
I pa-Parlamenta- Bundesbürger / Reisen in die DDR
Irier zu seinem
Rauchgenuß In Ostberlin abgelöst Armee / „Dritte Söhne" Westliches Ausland
'mit den Wor-
ten: „Ich rauche gern und lasse
auch Nichtraucher gewähren".
Berechtigungsschein erforderlich
Schabowski Freistellung Prag verspricht Kassel (mwe). Bundesbürger, ohne große Formalitäten einge-
Honecker weiter krank die in die DDR reisen wollen, reist. Nachfragen unserer Zei-
Der frühere DDR-Staats- und in Regierung? wieder möglich Reisefreiheit benötigen - wie früher auch — tung ergaben jedoch, daß sich
einen von den DDR-Behörden eine solche Möglichkeit nur
Parteichef ausgestellten Berechtigungs- vorübergehend während der
Erich Honecker Berlin (dpa). Neuer SED-Be- Bonn (dpa). Dritte und weitere Prag (dpa). Der tschechoslo- schein. Das betonte gestern das Turbulenzen am Wochenende
ist nach seiner zirkschef in Ost-Berlin und da- Söhne einer Familie, von der be- wakische Ministerpräsident niedersächsische Ministerium und bei der Öffnung neuer
Gallenoperati- mit Nachfolger von Günter reits zwei Söhne Wehr- oder zi- Adamec hat in einer Regie- für Bundes- und Europaangele- Grenzübergänge ergeben hatte.
on vor drei Mo- Schabowski ist seit Dienstag der vilen Ersatzdienst geleistet ha- rungserklärung vor dem Parla- genheiten. • Nach Auskunft des nieder-
naten gesund- 54jährige Funktionär Heinz Al- ben, werden jetzt wieder auf ment in Prag den Bürgern des Nachdem Ostberlin bereits sächsischen Ministeriums gibt
heitlich stärker brecht. In Anwesenheit von Antrag vom Grundwehrdienst Landes freie Reisemöglichkeiten am Sonntag darauf verwiesen es allerdings gewisse Erleichte-
angeschlagen, SED-Generalsekretär Egon freigestellt. Das bestätigte der ins westliche Ausland verspro- hatte, daß die zwischen beiden rungen für Bundesbürger: sie
als bislang offi- Krenz hatte die Ostberliner Par- verteidigungspolitische Spre- chen. Die bisher erforderlichen deutschen Staaten beschlosse- können künftig auch mit Fahr-
ziell einge- teibezirksleitung zuvor Scha- cher der CDU/CSU, Wilz. Damit Ausreisevisa sollen abgeschafft nen Reisevereinbarungen beste- rad, Moped oder Motorrad in
räumt wurde. bowski für sein „erfolgreiches kehrt die Bundeswehr wieder zu werden. Die Neuregelung tritt hen bleiben, hatten gestern Be- die DDR einreisen und dürfen
Dies teilte seine Wirken an der Spitze der Berli- einer Regelung zurück, die bis am 1. Januar 1990 in Kraft, ver- richte von Bundesbürgern, die sich dort mit Verwandten oder
Frau, die frühe- ner Parteiorganisation seit 1985 vor einem Jahr gegolten hatte. lautete ergänzend aus dem Amt von einem Aufenthalt in der Freunden bereits unmittelbar
re Volksbil- gedankt und ihn im Zusammen- „Dritte Söhne", die in der letzten des Ministerpräsidenten. DDR zurückkehrten, erneut zu hinter der Grenze treffen, nach-
dungsministerin Margot Ho- hang mit der Übernahme eines Zeit eingezogen worden waren, Bisher wurde bei Nachweis Verunsicherung geführt: sie wa- dem Ost-Berlin die Sperrzone
necker, der DDR-Zeitung „Jun- neuen Aufgabengebietes als Se- brauchen nicht mehr mit Wehr- der vorgeschriebenen Devisen- ren eigenen Angaben zufolge aufgehoben hat.
ge Welt" mit. Er befinde sich kretär des ZK der SED von die- übungen zu rechnen. menge - mindestens 30 DM für
nicht im Krankenhaus, werde zu ser Funktion entbunden". Scha- Wilz erläuterte, daß das Ver- jeden Tag - das für den Grenz-
Hause aber medizinisch betreut. bowski wurde kürzlich als Polit- teidigungsministerium damit ei- übertritt benötigte Ausreisevi-
büromitglied bestätigt. Er ist für nem Wunsch der Koalitions- sum von der Polizei ausgestellt. HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
Medienpolitik zuständig. Er- fraktionen nachgekommen sei, Der Weg zur Polizei soll in Zu-
Späte Evakuierung wartet wird, daß er künftig eine die vor allem familien- und so- kunft entfallen. Nötig sind nach ALLGEMEINE H. Schacht. Anzeigenleiter: Horst Prehm.
Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert

Erst jetzt, dreieinhalb Jahre wichtige Position in der Regie- zialpolitische Gründe ins Feld wie vor Einreisevisa der Reise- Vertriebsleiter: Gerd Lühring.
nach dem Reaktorunglück von rung übernimmt. geführt hatten. länder. Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Tschernobyl, soll die Bevölke- Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
rung von weiteren 526 ver- Achim von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
strahlten Dörfern umgesiedelt Bundesrepublik und Polen nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr.
werden. Seit mehr als einem
Vogel: Grandiose Idee Chefredakteur
Lothar Orzechowski
99 635. TelekopiererOS 61 /20 36. Teletex
5 618110. Postgirokonto 155132-608
Jahr fordern Bewohner der Ge- Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
Stellv. Chefredakteure
biete Mogiljow und Gomel eine
Evakuierung, da sie ihre Äcker
wegen der Verseuchung nicht
Verbesserungen beim Tourismus wird spo-Parteitag Verantwortliche Redakteure
natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
preis 28,50 DM).
bewirtschaften können.
Fortsetzung sident von Weizsäcker wurde nach Berlin verlegt? Die Beendigung des Abonnements ist nur
Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
In der Erklärung räumen bei- zu einem Staatsbesuch nach Po- Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Frist für Trabis läuft ab de Seiten das Recht zur Kriegs- len eingeladen. Bonn (dpa). Die SPD wird ih- Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
660 von DDR-Übersiedlern in gräberpflege auf ihrem jeweili- Zur Frage einer Entschädi- ren Parteitag Mitte Dezember u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Ungarn zurückgelassene Autos gen Gebiet ein. In Polen liegen gung für polnische Naziopfer, voraussichtlich von Bremen Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
werden verkauft, wenn sie bis etwa 400 000 deutsche Soldaten die in der gemeinsamen Erklä- nach Berlin verlegen. SPD-Chef bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
zum 20. November nicht über begraben. Hemmnisse für den rung nicht erwähnt ist, versi- Vogel bezeichnete entsprechen-
cherte der Kanzler, er sehe die de Vorschläge vor dem Hinter-
mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann. „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
den ungarischen Automobil- Tourismus sollen abgebaut wer- menschliche Tragödie, doch die grund der Ereignisse in der DDR Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
Club in die Bundesrepublik den. Dies dürfte auch den Bundesrepublik habe schon als „grandiose Idee". Gegenwär- derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000
überführt worden sind. Die Ein- Zwangsumtausch und den Devi- enorme Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger. Exemplare.
nahmen können sich die recht- sennachweis durch polnische nommen.Belastungen auf sich ge- tig würden die organisatori- Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
mäßigen Eigentümer abholen. Reisende betreffen. Bundesprä- schen Voraussetzungen geprüft. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
Nr. 267 Hessen Mittwoch, 15. November 1989

Grüne enthielten sich der Stimme

Landtag fordert für Menschen


in der DDR Selbstbestimmung
Von unserer Wiesbadener Redaktion

Wiesbaden (Eff). Nach fast vierstündiger gefordert und die Unverletzlichkeit der gegen-
ruhiger und sachbezogener Debatte verab- wärtigen Grenzen in Europa bekräftigt wer-
schiedete gestern nachmittag der Landtag den. Darüber hinaus werden konkrete Schritte
mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP eine zur Intensivierung der Beziehungen zur DDR,
Entschließung, in der Freiheit und Selbst- insbesondere zu Thüringen, verlangt. Die Grü-
bestimmungsrecht der Menschen in der DDR nen enthielten sich der Stimme.
Der Fraktionsvorsitzende der eine Wiedervereinigung, sagte stellte der stellvertretende Mi-
Grünen, Fischer, erklärte, es Fischer. Sie könne keines der nisterpräsident Gerhardt (FDP)
wäre unehrlich, diesem Antrag vorhandenen oder künftigen fest. Die Polen müßten wissen,
zuzustimmen und somit die un- Probleme lösen, dabei eher hin- daß ihr Recht auf sichere Gren-
terschiedlichen Positionen zur derlich sein. zen nicht in Frage gestellt wer-
Wiedervereinigung zwischen de. Eine Politik, die die deutsche
Grünen und den drei anderen „Auf Frieden hinwirken" Anzeige
Fraktionen zu vertuschen. Für
die Grünen habe die staatliche
Einheit der Deutschen nie im in der Öffnung der deutsch-
" Grunelius-Schule, die auf einem Wunschzettel Vordergrund gestanden. Es gebe deutschen Grenze sieht Mini- Wie gut sehen Sie
ihren Eltern mitteilen sollen, was sie künftig keinen vernünftigen Grund für sterpräsident Wallmann (CDU)
heißt eine Aktion, die jetzt von Gesundheits- als gesundes Schulfrühstück haben wollen, sind erst eine Forderung der Deutsch- eigentlich f
dezernentin Margarethe Nimsch (Mitte) in von der Aktion hellauf begeistert. landpolitik erfüllt. Ihr oberstes
Frankfurt gestartet wurde. Die Kinder der (dpa-Funkbild) Zwei Thüringer Ziel bleibe es, auf einen Zustand Lassen Sie Ihre Augen
des Friedens in Europa hinzuwir-
ken, in dem das deutsche Volk in prüfen. Jetzt!
freier Selbstbestimmung die Ein-
Hitzige Debatte über Wallmanns umstrittene Göring-Zitate Bei Heimfahrt heit wiedererlangt. Jetzt stünden
wir in der historischen Pflicht, Ihre hessischen
in DDR getötet denen in der DDR zu helfen, die

Abstimmung auf heute vertagt Eschwege (lhe). Bei der Heim-


beim Aufbau der Demokratie
vorankommen wollten.
Augenoptiker

Einheit ermögliche, sei jedoch


fahrt in die DDR sind am Diens-
Wiesbaden (lhe). Der Landtag des Reichstags am 17. Mai 1933 tokoll der Versammlung den tagabend zwei Bürger aus Arn- „Ängste noch real" ein legitimes Ziel und nicht der
hat die Abstimmung über An- „nachdrücklich" zu mißbilligen. Reichstagspräsidenten Her- stadt (Thüringen) in der Nähe des Ausfluß von Revanchismus.
träge zu umstrittenen Göring- Außerdem liegt den Abgeordne- mann Göring mit den Worten: Grenzübergangs Herleshausen Vor zuviel Überschwang
Zitaten von Ministerpräsident ten ein Antrag der FDP vor, in „Männer und Frauen! Ich habe (Werra-Meißner-Kreis) tödlich warnte der SPD-Abgeordnete „Schon vollzogen"
Wallmann (CDU) auf heute ver- dem es heißt, Teile der Ge- dem nichts mehr hinzuzusetzen. verunglückt. Wie die Polizei in Krollmann (Kassel): Die Grenze
tagt. Die Verschiebung wurde schichte dürften nicht als Waffe Die Welt hat gesehen: Das deut- Eschwege' mitteilte, hatte eine zwischen zwei militärischen
während der Plenarsitzung am im Kampf für eigene parteipoliti- sche Volk ist einig, wenn es sein 37jährige Trabant-Fahrerin ver- Machtblöcken und zwei Wirt- Für den Vorsitzenden der
Dienstag von den Koalitions- sche Vorteile benutzt werden. Schicksal gilt!" sucht, einen Lastwagen zu über- schaftssystemen trenne immer CDU-Landtagsfraktion, Nassau-
fraktionen CDU und FDP gegen Geschichte solle nicht durch SPD und Grüne warfen dem holen. Dabei streifte sie das Heck noch die zwei deutschen Staaten. er (Wolfhagen), hat sich die Wie-
das Votum der Oppositions- Schuldzuweisungen aufgearbei- Regierungschef vor, den un- des Lkw und stieß auf der Gegen- Die Ängste unserer Nachbarn dervereinigung der Menschen
parteien SPD und Grüne be- tet oder zur Bildung von Legen- zutreffenden Eindruck zu er- fahrbahn frontal mit einem vor einem deutschen Sonderweg schon am vergangenen Wochen-
schlossen. Nach zweieinhalb- den mißbraucht werden. wecken, Sozialdemokraten hät- entgegenkommenden 40 Tonnen seien immer noch real. Für die ende in Berlin, Helmstedt, Her-
stündiger und überwiegend hit- Wallmann hatte am 12. Okto- ten gemeinsame Sache mit den schweren Lastzug zusammen. Bewahrung des Friedens müßten leshausen und an jedem Grenz-
ziger Debatte hatte die Union ber während einer Parlaments- Nazis gemacht. Nach Mitteilung der Polizei die Deutschen bereit sein, einen übergang vollzogen. Insofern sei
die Vertagung vorgeschlagen. debatte über die Behandlung der Der Regierungschef wies das schwebt die Fahrerin in Lebens- Preis zu zahlen -„auch wenn es die Wiedervereinigung in der Tat
In einer gemeinsamen Be- Nationalhymne im Schulunter- Verlangen der Opposition zu- gefahr, ihr gleichaltriger Beglei- der Verzicht auf die Einheit, die kein Thema. Der Kern der deut-
schlußvorlage der Sozialdemo- richt gesagt, während der rück. Die Behauptung, er habe ter und eine ältere Frau starben neue Vereinigung der beiden schen Frage seien Freiheit und
kraten und Grünen wird der Reichstagssitzung am 17. Maidie SPD in die Nähe der Nazis noch an der Unfallstelle. Die deutschen Staaten wäre." Menschenrechte für alle Deut-
Landtag aufgefordert, Wall- 1933 hätten auch Sozialdemo- gerückt, sei „abwegig" und eine Bundesstraße 27 war wegen des Es müsse klar sein, daß sich schen. Sie bleibe offen, solange
manns Einlassungen zum Ver- kraten das Deutschlandlied ge- „Unterstellung". Er habe die Unfalls mehr als drei Stunden die deutsche Entwicklung nicht diese Rechte den Bürgern der
halten der SPD bei der Sitzung sungen. Er zitierte aus dem Pro- SPD nicht beleidigt. lang gesperrt. gegen die Nachbarn richte, DDR vorenthalten würden.

Land will Ausbau kommunaler Verkehrswege fördern

Straßenkarten für DDR-Bürger Das noch


Wiesbadener Redaktion desstraßen, um die neuen Ver-
kehrsströme aus dem Osten auf-
er. Thüringen und Hessen seien
ja einmal ein Wirtschaftsraum
Bessere ist
Wiesbaden (Eff). Schnelle Hil- nehmen zu können. gewesen.
fe für die DDR-Bürger, deren Neue Ortsumgehungen wür- Die Öffnung der Grenze erge- des Besseren
Ansturm auf hessische Städte den notwendig und der Ausbau be auch neue Aspekte für das
und Gemeinden nach der Öff- von kommunalen Straßen Schienengrundnetz Hessens,
nung der Grenze auch an den ebenso wie Verkehrsberuhi- sagte der Minister und wies auf
kommenden Wochenenden er- gung in den Ortschaften, stellte die Möglichkeit hin, daß durch
wartet wird. Das Wirtschafts- Schmidt fest. Sie sollen projekt- die neuen Verkehrsbeziehun-
ministerium und der ADAC bezogen finanziell vom Land ge- gen von der Stillegung bedrohte
bringen gemeinsam Straßen- fördert werden. Im Grenz- Bahnstrecken nun doch erhal-
karten heraus und verteilen sie bereich von Witzenhausen bis ten werden könnten.
an die Besucher, damit sie sich in die Rhön würden die Kommu-
in den ihnen unbekannten Re- nen nach derartigen Vorhaben
gionen der Bundesrepublik zu- abgefragt, um sie möglichst Autobahn nach Eisenach
rechtfinden können. Das teilte schnell realisieren zu können.
Minister Schmidt (FDP) gestern Bei der Finanzierung sieht der Mit Hilfe der Bundesregie-
vor der Landespressekonferenz Minister zunächst keine rung will Schmidt Gesprächs-
in Wiesbaden mit. Schwierigkeiten. Gegebenen- partner in der DDR suchen, um
falls müßte sie durch einen im sogenannten Thüringer Zip-
Nachtragshaushalt gesichert fel die Autobahnverbindung
Schilder und Ampeln werden. zwischen Bad Hersfeld und Ei-
senach zu schließen. Das liege
Die Verkehrsprobleme, die im Interesse beider Seiten. Bis-
die Flut der „Trabis" an der Zonenrandförderung her sei das an den von der DDR
Grenze zur DDR ausgelöst hat, verlangten Grenzsicherungs-
sollen sofort „in den Griff ge- Nachdrücklich betonte anlagen gescheitert, die aber
nommen" werden, erklärte der Schmidt „gerade jetzt" die Not- nun überflüssig geworden Erleben Sie Diesel-Fahren neu.
Minister. In den Grenzgebieten wendigkeit der Zonenrandför- seien. Wenn Sie sich jetzt entscheiden, können Sie schon in den
werde die Beschilderung - zu- derung, um die Rahmenbedin- Zu künftigen wirtschaftlichen
nächst provisorisch, dann end- gungen für eine positive Beziehungen mit Betrieben in nächsten Tagen einen neuwertigen Mercedes Diesel fahren.
gültig - den neuen Erfordernis- Wirtschaftsentwicklung zu set- der DDR äußerte sich der Mini- Ein großes Angebot attraktiver Geschäftswagen steht für Sie bereit.
sen eines starken Ostverkehrs zen. Darüber hinaus könnte sich ster zurückhaltend. Hierbei
entsprechend ergänzt. Dazu ge- eine neue Perspektive für die müsse zunächst die weitere Ent- Zum Beispiel:
hörten auch neue Ampelanla- Zonenrandförderung in Form ei- wicklung abgewartet werden.
gen an den auf den Nord-Süd- ner Zusammenarbeit über die Zusammenarbeit dieser Art 190 D 190 D 2.5 190 D 2.5 Turbo
Verkehr ausgerichteten Bun- 4000 km, SHD, 6800 km, metallic, SHD, 6900 km, metallic, SD,
Grenze hinweg ergeben, meinte gebe es aber bereits vereinzelt. 5. Gang, ZV, WD-Glas, Automatic, ZV, Radio- ABS, Automatic, Radio-
Fondbeleuchtung Cassette, WD-Glas Cassette, WD-Glas
DM 35 900,- DM 42 300,- DM 47 900,-
Ausnahmen vom Ladenschluß bis Weihnachten
Wiesbaden/Frankfurt (Eff/lhe). geöffnet sein und sonntags von Die Deutsche Angestellten- 200 D 200 Td 250 D
9000 km, metallic, SHD, 6000 km, metallic, SHD, 4000 km, metallic, ASD,
Angesichts des auch an den 11 bis 16 Uhr. Ausdrücklich Gewerkschaft (DAG) lehnt die ZV, Radio-Cassette, WD- ZV, Radio-Cassette, SHD, AHK, Radio-
kommenden Wochenenden er- ausgenommen von dieser Rege- Ausnahmeregelung in der vor- Glas, Hecklautsprecher WD-Glas Cassette, el. FH
warteten Ansturms von Besu- lung ist der Büß- und Bettag am liegenden Form ab. Das Kabinett DM 40 900,- DM 46 200,- DM 51 500,-
chern aus der DDR hat die hes- 22. November. habe übereilt entschieden und
sische Landesregierung gestern Müller sagte, gegenwärtig sei weder Gewerkschaften • noch Alle Mercedes-Benz Diesel-Motoren erfüllen schon heute die 2.
eine bis einschließlich 23. De- an eine Verlängerung dieser Betriebsräte angehört, heißt es Stufe der EG-Partikel-Gesetzgebung, deren Einführungstermin
zember befristete Ausnahme Ausnahmeregelung über den in einer Stellungnahme vom noch nicht feststeht.
vom Ladenschlußgesetz be- 23. Dezember hinaus nicht ge- Dienstag in Frankfurt. Die DAG
schlossen. dacht - als Geste der menschli- würde in grenznahen Bereichen
MERCEDES-BENZ
Wie Regierungssprecher chen Begrüßung für die DDR- eine verlängerte Öffnungszeit
an Samstagen mittragen, wenn
Willkommen bei Mercedes-Benz Personenwagen
Müller im Anschluß an die Ka- Bürger. Sie sei ein Angebot der
binettsitzung mitteilte, dürfen in Geschäftswelt, aber kein Muß. dafür die verlängerten Öff-
ganz Hessen die Geschäfte Die Landesregierung, bitte je- nungszeiten an den Donners-
sonnabends bis 17 Uhr - an den doch die Geschäftsleute darum, tagen der betroffenen Wochen
langen Sonnabenden vor Weih- von der Ausnahmeregelung Ge- und der lange Samstag am Mercedes-Benz Kassel, Pkw-Verkauf. Tel. 05 61 / 50 00-190 y
nachten wie üblich bis 18 Uhr - brauch zu machen. 23. Dezember fallen würden.
Nr. 267 Stadt Kassel Mittwoch, 15. November 1989

Länderspiel
In einem offenen Brief „an den Offener Brief / Dankesworte Lautsprecher begrüßt wurden
Bürgermeister und die Bürger der und die Mitarbeiter.des Han-
Stadt Kassel" hat Georg Breiter dels sich bereiterklärten, am
Samstag bis 16 Uhr und auch Mit Musikkorps
„Im Namen aller DDR-Gäste
aus Frankfurt an der Oder, der
zehn Tage in Niestetal zu Gast am Sonntag für ihre Gäste zu
war, seine Eindrücke vom vergan-
genen Wochenende in Kassel
" öffnen. Auch der Einsatz der
Kasseler für einen abge-
aus Kassel
niedergeschrieben. Wir wollen sie schleppten Lieferwagen aus der
unseren Leserinnen und Lesern Presse erhalten, daß alle DDR- langersehnte Tag kam doch zu Bus der Polizei, die Zeitungs- VR Ungarn hat uns sehr beein- Kassel (f). Wenn heute abend
nicht vorenthalten. Bürger ab sofort in die BRD rei- überraschend, und unsere notiz über die Betreuungs- und druckt... beim Fußball-Länderspiel kurz
„... Es ist mir ein Bedürfnis, sen dürfen. Desto mehr er- Landsleute kamen sehr schnell Auszahlungsstelle beim Rat der Zusammenfassend können vor 20 Uhr Deutschland - Wa-
aus Anlaß der historischen Er- staunt und erfreut waren wir, und zahlreich in die Stadt Kas- Stadt, die Ubernachtungsmög- wir sagen, daß rundum alles ge- les die Nationalhymnen erklin-
eignisse am 9.November 1989 wie der Rat der Stadt Kassel, sel geeilt. Auch unser zweiter lichkeiten am Bahnhof, die ko- klappt hat, ... daß es ein Erleb- gen, dann sind es Musiker aus
in Deutschland, die wir in Kas- die Polizei, das Rote Kreuz, der Sohn kam über Nacht noch hier stenlose Ausgabe von Imbiß nis war, in Ihrer schönen Stadt Kassel, die für diesen feierlichen
sel miterlebt haben, ein paar Samariter-Arbeiterbund, die an, und alle freuten sich über und Tee, die Befestigung von betreut und umsorgt worden zu Rahmen sorgen: Im Müngers-
Dankesworte im Namen aller Verkehrsbetriebe und alle Kas- die Gastfreundschaft und Auf- Landkarten an den Autos und sein. Wir verabschieden uns dorfer Stadion in Köln spielt das
DDR-Gäste zu sagen. seler Bürger diese Situation so nahmebereitschaft aller Kasse- vieles mehr. Auch sehr erfreut mit einem Wort, das an vielen Musikkorps des BGS vom
Tief bewegt haben wir die schnell mit viel Freude und ler. waren wir, daß in vielen Kauf- Trabis und Wartburgs stand: Grenzschutzkommando Mitte.
Nachricht in Fernsehen und Fleiß gemeistert haben. Der, So begann es mit dem Info- häusern die DDR-Gäste über Danke!" Die 36 Musiker unter der Lei-
tung von Polizeihauptkommis-
sar Jürgen Deeg sorgen mit
schmissigen Fußball-Hits („Ei-
DDR-Bürger / Märchenstraße G ner geht noch rein...") auch für
die musikalische Unterhaltung
vor dem Spiel und in der Halb-
zeitpause.

Appell: Einladen Die Leute vom Musikkorps


sind überzeugt, daß ihr Auftritt
im Stadion ein gutes Omen ist.
Polizeimeister Franz Kraus, der
heute abend die Lyra schlägt:

zum Kurzurlaub f / ' <?:, /:


r-t-.i
t „Die Nationalmannschaft hat
noch nie ein Länderspiel verlo-
ren, wenn wir vom Grenz-
schutzkommando Mitte mit von
der Partie waren."
Kassel (m.s.). Städte und Ge- entsprechende Angebote ma-
meinden, die zwischen Hanau chen. Volksbund-Sammlung
und Bremen der Arbeitsgemein- Einen noch größeren Bekannt-
schaft Deutsche Märchenstraße heitsgrad verspricht sich die
angehören, sollen Bürgern aus 1975 vom damaligen Landrat
der DDR einen kostenlosen oder Dr. Herbert Günther gegründe-
preisgünstigen Kurzurlaub er- te Arbeitsgemeinschaft von ei-
Spenden für
möglichen. Dazu hat die Mit-nem 1990 beginnenden Angebot
gliederversammlung der Ar- der Deutschen Touring. Die
jS-?SEf üf* ...-Kai. - ^. • -.^! -i*. Soldatengräber
beitsgemeinschaft gestern in Bundesbahn-Tochter wird nach
Kassel spontan in einer Ent- dem Vorbild des Angebotshef-
schließung an die 48 Mitglieder tes „Romantische Straße" auch V: Kassel (m.s.). Oberbürgermei-
ster Hans Eichel und Landrat
aufgerufen. ein entsprechendes Heft in \ Willi Eiermann haben die Be-
Mit diesem Angebot wolle deutscher und englischer Spra- % völkerung dazu aufgerufen, die
man die vom Land Hessen ge- ehe für die Deutsche Märchen- Haus- und Straßensammlung
startete Aktion „Begegnungen straße entwickeln. des Volksbundes Deutsche
in Deutschland" unterstützen, Kriegsgräberfürsorge (VDK)
erklärten der neue Geschäfts- „Gefahr der Aushöhlung" durch Spenden zu unterstützen.
führer der Arbeitsgemeinschaft, Die Sammlung beginnt heute
Anzeige und dauert bis zum 26. Novem-
Der scheidende Geschäftsfüh- ber. Die Spenden dienen nach
rer Wolfgang Müller betonte, in Angaben des VDK der Erhal-

i JyFRITZ MACHT LICHT y


iedrich-Ebert-StraQel Kassel Tel 15647

Kassels Werbeamtschef und


einer Zeit, in der die freiwilligen
Leistungen der Kommunen im-
• » , * * . „ • «.'.
mer stärker eingeschränkt wür- MÄRCHENHAFT. Elf Marchuiligurui der Deutsche MarchcriolrjEc kjvncn gestern zur Mitglieder-
den, drohe der Arbeitsgemein- versammlung der Arbeitsgemeinschaft, nach Kassel - ein beliebtes Fotomotiv. Hier am Brüder-
schaft die Gefahr der Aushöh- Grimm-Denkmal auf dem Grimm-Platz.
lung. Den kommunalen Vertre- (Foto: Koch)
tung und Pflege der Soldaten-
friedhöfe, den Gräbern der Op-
fer von Krieg und Gewaltherr-
schaft.
Jürgen Damm, Geschäftsfüh-
Magistratspressesprecher
Hans-Jochem Weikert, und der tungskörperschaften müsse des- rer des VDK-Kreisverbandes
scheidende Vorsitzende, Kreis- halb; deutlich gemacht werden, dem, eine verstärkte Werbung bilen Fundament". Wichtig sei, 15jährige Arbeit des Geschäfts- Kassel, bedauerte, daß in diesem
beigeordneter Oswald Schröder daß jede Kündigung „dem Her- im Inland, zusätzliche Werbung die vier Bundesländer dazu zu führers. Der langjährige, Land- Jahr der Anteil der sammlungs-
(Wolfhagen). ausbrechen eines Steines aus bei den US- und britischen Sta- bewegen, kontinuierlich Zu- kreis-Pressesprecher hatte das willigen Schülerinnen und
Mit der Einladung an DDR- der Mauer gleicht". Nur der Zu- tionierungsstreitkräften, mehr schüsse zu zahlen. Hessen sei Geschäftsführer-Amt bis zu sei- Schüler „sehr zurückgegangen"
Bürger sollen die Städte und Ge- sammenhalt garantiere auch Informationen in skandinavi- hier Vorbild. sei. Schülerinnen und Schüler,
meinden an der Märchenstraße weiterhin eine erfolgreiche Ar- schen Ländern und Werbeak- Der hohe Bekanntheitsgrad ner Pensionierung im Sommer
1989 inne. Mit Dank und Aner-
die das 12. Lebensjahr erreicht
ihre Gastfreundschaft erweisen. beit. tionen in der Schweiz und in der Märchenstraße im In- undkennung wurde er gestern offi- haben, können sich an der
Die Öffnung der Grenze eröffne Geplant sind 1990 eine durch- Österreich. Sammlung beteiligen. An-
Ausland, der Stellenwert unter ziell verabschiedet. sprechpartner für Interessen-
auch der Märchenstraße völlig gängige Beschilderung der Mär- Der Haushalts- und Werbe- den mehr als 50 deutschen Tou- Nach 15 Jahren geht die ge-
neue Perspektiven. Die weltweit chenstraße nach den Richtlinien plan 1990 umfaßt „nur" 152 000 ristikstraßen sowie die Erfolge schäftsführende Tätigkeit des ten: Jürgen Damm, ® 77 16 75.
bekannten Attraktionen könn- für touristische Hinweise, die Mark. Deshalb, so Weikert, sei der Arbeitsgemeinschaft seien Landkreises Kassel auf die Stadt Oberbürgermeister und Land-
ten nunmehr auch die Bürger Herausgabe eines neuen Unter- viel Phantasie gefragt. Nach 15 auf das unermüdliche Wirken über. Neuer Vorsitzender und rat weisen in ihrem Unterstüt-
der DDR kennenlernen. Ihnen kunftsverzeichnisses sowie der Jahren des Aufbaus folge nun von Heinrich Fischer zurückzu- Nachfolger von Oswald Schrö- zungsappell auf die von Kassel
müsse man ihren Einkommens- Sonderverzeichnisse Camping, die Phase des Ausbaus der Mär- führen. Mit diesen Worten wür- der ist Oberbürgermeister Hans ausgehende weltweite Friedens-
und Währungsverhältnissen Jugendherbergen und Wan- chenstraße „auf einem sehr sta- digte Oswald Schröder die Eichel. arbeit des VDK hin.

Harry Düsterdieck und Hans Klipp Tierschützer:

Zwei Männer warten Zeit reif für


Winterfutter
auf den großen Hit Kassel (eg). Mit der Winter-
fütterung der Vögel .sollte jetzt
bereits begonnen werden. Dar-
Kassel (ach). Ihr Lied „My bringt öfter einen neuen Lied- auf weist der Verein der Tier-
home is my Kassel" ist schon vor text mit. freunde in einem Schreiben hin
vier Jahren entstanden. In der Wenn Texter Hans seine Ide- und gibt Tips zur sinnvollen
Region wurde bisher kaum en zu Papier gebracht hat, sind Fütterung.
Notiz davon genommen, dafür die musikalischen Ideen gefragt. Der Futterplatz sollte vor
spielt RTL plus den Titel. „Hier „Mal sehen, was ich mit dem Wind, Regen, Schnee und Kat-
in Nordhessen fehlt halt jede Drum-Computer machen kann", zen geschützt sein. Bevorzugt
Unterstützung", meint Harry beginnt dann Harry seine Ar- werden Plätze mit freier Um-
Düsterdieck achselzuckend. beit. Da wird viel mit Instrumen- sicht, Bäume und Sträucher in
Entmutigen läßt sich der 38jäh- ten und Stimmen experimen- der Nähe bieten Schutz und
rige Seifmade-Komponist des- tiert, Multi-Instrumentalist Dü- Deckung. An den gekauften
halb noch lange nicht: Zusam- sterdieck („ich hab' eigentlich Häuschen fehlen meist Anflug-
men mit seinem Partner Hans alles gespielt") steuert meist Ta- Lande-Stangen, die für die Tiere
Klipp produziert er Musik am sten und Gesang bei. Und steht sehr wichtig sind.
laufenden Band. Mit ihrem auch schon mal nachts um drei
Uhr auf, weil ihm gerade eine
flotte Melodie oder ein guter Täglich zur gleichen Zeit
Bläsersatz eingefallen ist.
Menschen in 200 Titel hat das Duo schon Die Fütterung, so in dem Ap-
unserer Stadt im Kasten und bei der Gema, der
Gesellschaft für musikalische
pell, muß täglich zu den gleichen
Zeiten angeboten werden, und
Aufführungsrechte, angemel- zwar am frühen Morgen, mittags
det. Das muß sein, erklärt Klipp, und eine Stunde vor Sonnenun-
„Vampir-Studio" hoffen die bei- damit keiner die Ideen klauen tergang. Getrennt werden soll-
den Kasseler darauf, irgend- kann. Das Geschäft ist hart und ten die Futterstellen von Körn-
wann mal einen großen Hit zu das Geld der beiden Musikma- erfressern, wie Meise, Grünfink
landen. cher knapp. „Platten sind viel zu oder Dompfaff, sowie Weich-
Seit er seinen Job als Lkw- teuer", deshalb lassen sie ihre futterfressern wie Amsel, Rot-
Fahrer an den Nagel gehängt Titel von Volksmusik über Pop kehlchen oder Zaunkönig.
hat, widmet sich „Harry Har- bis Country vorzugsweise in WOHNZIMMER ALS TONSTUDIO: Komponist Harry Düsterdieck (rechts) und Texter Hans Klipp Eine Gefahr für die Vögel stel-
per" - den Künstlernamen hat er Kleinst-Auflagen auf Kassetten arbeiten seit drei Jahren als Team und haben in ihrem „Vampir"-Studio bereits über 200 le ein verschmutzter Futterplatz
sich zugelegt, „weil sich Düster- erklingen. Musiktitel erdacht und produziert. (Foto: Herzog) dar, da er ein Infektionsherd
dieck ziemlich schlecht ver- sein kann. Auf keinen Fall gefüt-
markten läßt" - voll und ganz Viele davon sind „bisher gut tert werden darf laut dem Ver-
der Musik. Das Wohnzimmer angekommen, wenn wir auch sich den Namen „Vampir"-Pro- auch der Slogan von der „Musik ner Musik ist mit besseren Tex- ein der Tierfreunde: gesalzenes
seiner Mietwohnung hat er kur- den großen Schlag noch nicht duktion zugelegt und sind da- mit Biß" so schön dazu. ten mehr zu machen." Seither Fett, Butter oder Margarine,
zerhand zum Studio umfunktio- gelandet haben", erzählt Harry. mit inzwischen in der Szene be- Nach einem Live-Auftritt von können sich die beiden auch ge- Speiserest, Brot- oder Kuchen-
niert und mit Tontechnik vollge- Das Lob von vielen Freunden kannt. Die Idee zum eher düste- „Harry Harper" kamen die Mu- genseitig Mut machen und sich krümel. Bei Meisenknödel in
stopft. Nach Feierabend kommt und Bekannten bringt den bei- ren Namen kam daher, daß „ich sikfreunde zum ersten Mal zu- immer wieder zu neuen Kompo- Netzbeuteln bestehe die Gefahr
Hans Klipp - 36 Jahre alt und den die Motivation, weiter zu schon immer ein Faible für das sammen, weil Hans Klipp den sitionen aufraffen. Motto: „Jetzt des Hängenbleibens mit den
hauptberuflich bei der KVG im texten und zu komponieren. Mystische hab'", sagt der Kom- Musiker mit der Einschätzung versuchen wir den Durch- Krallen und Verschmutzung des
Vertrieb beschäftigt - dazu und Vor drei Jahren haben sie ponist. Und schließlich paßt konfrontierte: „Aus dei- bruch." Gefieders durch das Fett.
HESSISCHE KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE
ALLGEMEINE
ALLGEMEINE
UNABHÄNGIG KASSELER ZEITUNG NICHT PARTEIGEBUNDEN
Preis 1,10 DM ) Nr. 268 • Donnerstag, 16.11.1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3
ro-r

0:3-Niederlage in Wien
40%-SteigerungSpanien: 5 Tote Kunstmarkt UdSSR/Denken Peter Hofmann Zum Tage
DDR verpaßt VW mit Schwere Kölner Heidegger Star im
WM-Teilnahme Gewinn Erleichtert
Unwetter Aufgebot als Idol Musical Geschafft! Ein kollektives Gefühl
Kassel (em). Durch eine 0:3- der Erleichterung erfaßte gestern
Niederlage.vor 55 000 Zuschau- Der Volkswagen- Sintflutartige Nie- Köln und Frank- Die parteiphiloso- Soviel scheint si- abend die Fußball-Freunde von der
ern gegen Österreich im Wiener Konzern hat in den derschläge und furt in harter Kon- phischen Pflicht- cher: Wagnertenor Nordseeküste bis zu den Alpen.
Praterstadion verpaßte die Fuß- ersten neun Mona- Stürme haben in kurrenz - im Kunst- übungen in der und Rocksänger Pe- Obgleich am Nachmittag durch ei-
ball-Nationalmannschaft der ten dieses Jahres Spanien schwere geschäft. Die Kölner UdSSR finden vor ter Hofmann (Bild) nen rumänischen Sieg über unse-
DDR erneut die Teilnahme an Umsatz und Gewinn Schäden in Indu- „Art Cologne" (bis fast leeren Sälen soll die Hauptrolle ren nördlichen Nachbarn Däne-
der Weltmeisterschaft. Neben stark steigern kön- strie und Landwirt- 22. November) setzt statt, doch bei einer im neuen Hambur- mark in Siegzwang versetzt, nah-
den Österreichern fährt aus der nen. Gegenüber schaft angerichtet. im Angesicht der wissenschaftlichen ger Andrew-Lloyd- men Beckenbauers Balltreter die
Gruppe 3 noch die UdSSR (2:0- dem gleichen Vor- Fünf Menschen ver- neuen Frankfurter Konferenz in Mos- Webber-Musical letzte und entscheidende Qualifi-
Sieger über die Türkei) nach Ita- jahreszeitraum er- loren bisher ihr Le- Messe stark auf Ex- kau wurde Martin „Phantom der Oper" kations-Hürde gegen Wales.
lien. Ebenfalls qualifizierten höhte sich der Ge- ben. In Malaga stan- pansion. Über 200 Heidegger plötzlich (Nachfolger von Abgewendet war die zwar von
sich gestern Irland (Gruppe 6, winn um mehr als den die Straßen un- Galerien sind dieses zum neuen Meister- „Cats") werden. niemandem so recht für möglich
2:0 auf Malta) und Rumänien 40 Prozent. Siehe ter Wasser. Siehe Jahr zugelassen. denker erhoben. Premiere: 29. Juni gehaltene, aber doch in Sichtweite
(Gruppe 1, 3:1 gegen Däne- Wirtschaft. „Blick in die Zeit". Siehe Kultur. Siehe Kultur. nächsten Jahres. gerückte Staatstrauer im Falle ei-
mark). ner Nichtteilnahme beim rauschen-
den Fest im Sommer nächsten Jah-
res. Nicht auszudenken der Frust,

DFB-Team nach Italien Aufforderung an EG / Gorbatschow: den die Abwesenheit des letztmali-
gen Vize-Weltmeisters in Italien
hierzulande ausgelöst hätte.
Nun kann die Weltmeisterschaft

deutsche Grenzen 1990 im gelobten Fußball-Land ru-


higen Herzens erwartet werden.
Natürlich auch vom Veranstalter
selbst, der den gestrigen Abend
wohl mit bangem Herzen verfolgt

festschreiben' hat. Den Organisatoren der großen


Sport-Party steht jetzt zweifellos
eine Invasion deutscher Fans und
damit große Kasse ins Haus. Die
Lira-Ströme werden sich in Milliar-
den-Dimensionen bewegen.
Moskau/Paris (dpa/AP). Moskau hat am Mittwoch die
Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemein- Und auch die Leitfigür der Sze-
ne, Teamchef Franz Beckenbauer,
schaft aufgefordert, bei ihrem Gipfel am Samstag in Paris die darf nun wieder freier atmen. Er,
Unverrückbarkeit der deutschen Grenzen festzuschreiben. der sein Wohl und Wehe an die 90
Es sei „jetzt nicht die richtige Zeit", bestehende politische Kölner Minuten geknüpft hatte,
und wirtschaftliche Gebilde zu zerstören. bleibt von einem Arbeitsplatz-
wechsel verschont. Jörg Allmeroth
Dies erklärte laut Parteizei- ähnlich wie Dumas. Die Wie-
tung „Prawda" Staats- und Par- dervereinigung sei Sache der UdSSR / Sowjet-Experte
teichef Gorbatschow. Er habe Deutschen, und die Sowjetunion
gewarnt, die Frage einer Wie- werde sich nicht einmischen.
• mfr' —• • •
dervereinigung zu propagieren.
Dies sei „gefährlich".
Laut Nachrichtenagentur
Die Bemerkung fiel gestern in
einem Gespräch mit der soziali-
stischen japanischen Opposi-
Perestroika
r^i*«w "''*- 7^ «^
Tass äußerten der französische
Außenminister Dumas und sein
tionsführerin Takako Doi.
US-Sprecher Fitzwater sagte
oder Diktatur?
' f
^ V sowjetischer Amtskollege Sche- in Washington, die „großen Osnabrück (lni). „In den kom-
wardnadse bei Gesprächen in Themen" des Ost-West-Ver- menden drei Monaten wird sich
Moskau konträre Ansichten hältnisses seien dringlicher als in der Sowjetunion das Schick-
über die Wiedervereinigung. der Gedanke einer Wiederver- sal der Perestroika (Umgestal-
«i^r*^!?«1 "J*H&"'ÄJSÄ.*L *. -^«-,*-„ , Außenminister Schewardnadse einigung Deutschlands. tung) entscheiden. Zur Zeit geht
bezeichnete die Versuche „ge- EG-Kommissionspräsident das Land wegen direkter Sabo-
Durch einen 2:1-Sieg über die schaft in Italien 1990. Die Tore in der 77. Spielminute einen wisser Kreise in der Bundesre- Delors wird beim Pariser Gipfel tage und negativen Bilanzen auf
Fußball-Nationalmannschaft für das DFB-Team hatten Rudi Foulelfmeter an den Pfosten. publik", die Frage einer Wieder- ein Konzept für eine neue Ost- allen Ebenen der eingeleiteten
Wales' sicherte sich die Elf der Völler (25.) und Thomas Häßler Unser Bild zeigt das l:l-Aus- vereinigung auf die Tagesord- politik der Gemeinschaft vorle- Wirtschaftsreformen den Weg
Bundesrepublik vor 60 000 im (48.) erzielt. Den Treffer der Gä- gleichstor für das DFB-Team nung zu setzen, als „Bestrebung, gen. Die DDR habe dabei eine in die Katastrophe". Das erklär-
Kölner Müngersdorfer Stadion ste markierte Allen (11.). Der durch Rudi Völler (Mitte, am die territorialpolitische Ord- Sonderstellung, erklärte der te der sowjetische Wirtschafts-
die Fahrkarte zur Weltmeister- Kölner Pierre Littbarski setzte Boden). (dpa-Funkbild) nung des ganzen Kontinents in belgische EG-Kommissar van wissenschaftler Professor Mas-
Frage zu stellen". Miert am Mittwoch in Brüssel. low vom Institut für Internatio-
Dumas habe bemerkt, jedes Für sie gehe es „um mehr als ein nale Arbeiterbewegung der
Hilfe für DDR / Anfang nächster Woche Gespräche in Ost-Berlin Volk habe das Recht frei über Handelsabkommen". „Wir müs- Akademie der Wissenschaften
sein Schicksal zu entscheiden. sen über die Lebensmittelhilfe der UdSSR (Moskau) auf einer
Doch dürfe das Schicksal des ei- hinausgehen", sagte Miert. Wil- Veranstaltung in der Osnabrük-
ly Brandt, Vorsitzender der So- ker Universität.
Seiters macht noch keine Angebote nen Volkes nicht von anderen
als Bedrohung empfunden wer-
den. Interessanterweise äußerte
sich das sowjetische Politbüro-
mitglied Jakowlew in Japan
zialistischen Internationalen,
hat nach Gesprächen in Brüssel
die EG zu einer „deutlicheren
Ostpolitik" aufgefordert.
Der Wissenschaftler zitierte
eine Umfrage der Akademie der
Wissenschaften, nach der in
diesem Jahr 52 Prozent aller Ar-
Bonn (dpa). Bundeskanzler mit den acht zuständigen Mini- sich Klein nicht einlassen. Es sei beiter in 1200 sowjetischen Be-
Kohl hat am Mittwoch in Bonn stem und den Vorsitzenden der aber klar, daß gemeinsame trieben eine „härtere Hand" von
mit den zuständigen Ministern
zwar den Rahmen für Hilfelei-
Koalitionsfraktionen, daß bei
der Erörterung von Hilfsmaß-
deutsch-deutsche Firmen oder
westliche Investitionen in der Besucheransturm hält unvermindert an der politischen Führung forder-
te. „Noch vor einem Jahr glaub-
stungen an die DDR abgesteckt, nahmen den Reform-Forderun- DDR keinen Sinn machten, te die Mehrheit an Demokrati-
konkrete Angebote wird die wenn die Rahmenbedingungen
7,7 Mio. DDR-Bürger
gen der Bürger in der DDR und sierung. Heute bewegen wir uns
Bundesregierung bei ihrer er- der tatsächlichen Reformbereit- dafür nicht gegeben seien. zwischen Perestroika und einer
sten direkten Kontaktaufnahme CDU-Generalsekretär Rühe Militärdiktatur", so Maslow.
mit der neuen DDR-Spitze aber kündigte gestern nach einer Sit- Siehe auch Kommentar
nicht vorlegen. Bundeskanzler Kohl gibt heute zung des Bundesvorstands der
In welchen Bereichen und in
welchem Umfang geholfen wer-
den soll, wird unter anderem
von den Gesprächen abhängen,
eine Regierungserklärung zur Ent-
wicklung in der DDR ab. Aus dem
Bundestag berichtet das Erste
Deutsche Femsehen ab 9 Uhr.
Partei an, man wolle überlegen,
welche wirtschaftlichen Hilfen
für die DDR schon jetzt möglich
seien. Dabei gehe es um „Inve-
besitzen Reisevisum Genfer Gericht
die Kanzleramtsminister Seiters stitionen für Deutschland", die Berlin (AP/dpa). Fast jeder riums insgesamt 242 545 DDR-
Anfang nächster Woche in Ost-
Berlin mit DDR-Ministerpräsi-
schaft der DDR-Führung „Rech-
nung getragen werden" müsse.
immer ihren Wert behielten,
egal, wie die Entwicklung in der
DDR verlaufe. Als Beispiele
zweite der rund 16,6 Millionen
DDR-Bürger hat sich bis zum
Bürger in: die Bundesrepublik
eingereist. 654 von Ihnen woll- Fall Barsche!
dent Modrow und Staats- und Mittwoch morgen ein Reisevi- ten als Übersiedler bleiben. Von
Parteichef Krenz führen wird.
Bundeskanzler Kohl wird zu Be-
Entscheidende Themen der
Gespräche Seiters' in Ost-Berlin
seien freie, gleiche und geheime
nannte er Projekte im Umwelt-
schutz sowie eine Erneuerung
sum für die Bundesrepublik be-
sorgt. Die Ostberliner Nach-
den Besuchern kamen 241 455
über die innerdeutsche Grenze
wird aufgerollt
gegnungen mit den beiden DDR- Wahlen, die Einordnung der des Telefonnetzes der DDR. richtenagentur ADN meldete, und 1090 über die Grenze zur
Spitzenvertretern noch in die- laufenden Projekte wirtschaftli- DGB-Chef Breit und Arbeit- für Privatreisen seien seit dem 9. Tschechoslowakei. Von den Genf (dpa). Die Ermittlungen
sem Jahr in die DDR reisen. Der cher Hilfe in den Reformprozeß geberpräsident Murmann haben November gut 7,77 Millionen Übersiedlern kam nur noch ei- über den Tod des früheren
zunächst ins Auge gefaßte Ter- sowie Reiseerleichterungen für sich gestern auf eine gemeinsa- Visa erteilt worden. Nach wei- ner über die CSSR-Grenze. An schleswig-holsteinischen Mini-
min Anfang Dezember scheint Bundesbürger in die DDR."Auf me Arbeitsgruppe ihrer Organi- teren Angaben des DDR-Innen- den Grenzübergängen stauten sterpräsidenten Barschel am 11.
aber fraglich zu sein. die Frage, ob es sich um Vorbe- sationen verständigt, die sich ministeriums hätten im selben sich die Wagen auf mehrere Ki- Oktober 1987 in Genf müssen
Regierungssprecher Klein er- dingungen oder Bedingungen mit den Folgen der Veränderun- Zeitraum 13 579 Menschen die lometer. Insgesamt sind seit Öff- wieder aufgenommen werden.
klärte nach der Sitzung Kohls für Bonner Hilfe handele, wollte gen in der DDR befassen soll. Übersiedlung genehmigt be- nung der Grenzen 3,5 Millionen Ein Genfer Gericht nahm den
kommen. DDR-Bürger in die Bundesrepu- Einspruch der Familie Barschel
Mit Lastwagenladungen von blik eingereist. gegen den Abschlußbericht der
Bananen, Apfelsinen und exoti- Wie erwartet sind gestern die Rjchterin teilweise an.
Noch keine Öffnung des Brandenburger Tores schen Südfrüchten rüsten sich
inzwischen Geschäfte in Grenz-
ersten DDR-Bürger in ihre ehe-
malige Heimat zurückgekehrt.
Siehe „Themen des Tages"

nähe auf den erwarteten Mas- Der vermutete große Ansturm


Berlin (dpa). Die DDR hat am Grenztruppen wandte sich über in den' nächsten Tagen am Zu- senansturm am kommenden fand jedoch noch nicht statt. Im Lotto am Mittwoch
Mittwoch abend die Erwartun- Lautsprecher an die auf westli- stand der Grenzsicherungsanla- Wochenende ein. Auch werk- Laufe des Tages fuhren Busse Ziehung A: 2, 25, 30, 34, 36, 44 Zu-
gen gedämpft, daß eine unmittel- cher Seite ausharrende Menge gen hier nichts ändern wird. Die tags hält der Besucherstrom an. aus Niedersachsen in den Be- satzzahl: 47.
bare Öffnung der Mauer vor dem von Schaulustigen und Journali- DDR-Fernsehnachrichtensen- Gestern sind in der Zeit zwi- zirk Magdeburg. Ziehung B: 8, 10, 30, 31, 33, 42 Zu-
Brandenburger Tor bevorsteht. sten: „Ich bin ermächtigt, Ihnen dung „Aktuelle Kamera 2" hatte schen 4 und 14 Uhr nach Anga- Fortsetzung nächste Seite satzzahl: 24.
Ein Angehöriger der DDR- mitzuteilen, daß sich heute und ben des Bundesinnenministe- Spiel 77: 4 1 8 8 5 8 8.
diese Durchsage live übertragen. Siehe „Themen des Tages" (Ohne Gewähr)
Nr. 268 Politik Donnerstag, 16. November 1989

Namen und Bundestag / SPD rügt Zeitdruck bei Beratungen Flugtage / Stoltenberg: Kriegsgräberpflege
Nachrichten

Papst zu Aids: Werte-Krise


CDU: Gentechnikgesetz noch 1990 Vorführungen
eingeschränkt
VDK wird in
Polen tätig
Papst Johannes Paul II. Bonn (dpa). Das Gentechnik- destag gebracht worden. vor, das der Bundestag gestern
Maßnahmen • gesetz der Bundesregierung, das Das Parlament befaßte sich mit der Mehrheit der Stimmen Bonn (dpa). Verteidigungsmi- Kassel (m.s.). Erstmals nach
zur Aids-Vor- gestern bei der ersten Lesung im außerdem mit diesen Themen: von Koalition und SPD verab- nister Gerhard Stoltenberg dem Krieg wird der Volksbund
beugung scharf Bundestag von der Opposition schiedete. (CDU) hat ein neues Konzept für Deutsche Kriegsgräberfürsorge
kritisiert, die als unzureichend kritisiert wur- „Tage der offenen Tür" bei der (VDK) voraussichtlich schon
den „wahren de, soll noch 1990 verabschie- Katastrophenschutz Bundeswehr und den alliierten 1990 in Polen tätig werden kön-
menschlichen det und in Kraft gesetzt werden. Befristete Arbeitsverträge Streitkräften angekündigt. In nen. „Die Tür in Polen ist für uns
Sinn der Sexua- Dies kündigte der CDU-Abge- der Bundestagsdebatte über den geöffnet", freute sich VDK-Prä-
lität verletzen". Eine Hilfeleistungspflicht für
Dies erklärte er ordnete Seesing an, der zugleich alle Bundesbürger im Katastro- Befristete Arbeitsverträge mit Abschlußbericht des Parlamen- sident Weber gestern in Kassel
zum Abschluß vorschlug, an der Zentralen phen- und Kriegsfall sowie eine einer Dauer bis zu 18 Monaten tarischen Untersuchungsaus- nach Gesprächen, die er in Be-
des internatio- Kommission für Biologische Si- Meldepflicht für Angehörige dürfen auch weiterhin ohne be- schusses über die Flugtagkata- gleitung Bundeskanzler Kohls
nalen Aids- cherheit auch Kritiker der Gen- medizinischer Berufe sind Kern- sonderen Grund abgeschlossen strophe von Ramstein am 28. mit dem Präsidium des polni-
Kongresses im technik zu beteiligen. Catenhu- punkte des Katastrophen- werden. Der Bundestag verlän- August vergangenen Jahres er- schen Roten Kreuzes führte.
Vatikan. Seine sen (SPD) forderte einen parla- schutz-Ergänzungsgesetzes, das gerte das seit 1985 geltende Be- klärte gestern der Vorsitzende Dessen Präsident Gura habe
Rede wurde als Bekräftigung der mentarischen Unterausschuß, der Bundestag gegen die Stim- schäftigungsförderungsgesetz dieses Gremiums, Biehle (CSU), sich für eine dauerhafte Zusam-
Position der katholischen Kir- um die Experten zu konzentrie- men der Opposition beschloß. bis Ende 1995. Stoltenberg habe ihm in einem menarbeit mit dem VDK ausge-
che verstanden, wonach der Ge- ren und sachgerechte Beratun- Die Fraktion der Grünen kün- Brief mitgeteilt, gegenüber der sprochen. Die Rot-Kreuz-Ge-
brauch von Kondomen abzuleh- gen sicherzustellen. digte wegen der von ihr als ver- bisherigen Praxis der „Flugtage" sellschaften beider Länder wer-
nen sei. Die Ausbreitung von Zur Entscheidung des Hessi- fassungswidrig angesehenen Giftmüllverbrennung würden in Zukunft Flugvorfüh- den die Federführung in der
Aids mache, so der Papst, „eine schen Verwaltungsgerichtshofs, Dienstpflichten eine Normen- Kriegsgräberfürsorge überneh-
rungen deutlich eingeschränkt. men.
besorgniserregende Krise der die geplante Insulinproduktion kontrollkjage beim Bundesver- In einer Aktuellen Stunde for- Die Sicherheitsbestimmungen
Werte" deutlich. bei der Firma Hoechst wegen fassungsgericht an. derten die Grünen einen soforti- zum Schutz der Zuschauer wür- In Polen sind etwa eine halbe
fehlender bundesgesetzlicher gen Stopp der Verbrennung von den erheblich verschärft. Million deutscher Soldaten be-
Regelungen zu stoppen, kündig- gefährlichem Industriemüll auf graben. Bereits Anfang 1990
US-Marine legt Pause ein te der Parlamentarische Staats- Vereinsförderung der Nordsee. Die Abgeordnete Auch DDR drosselt Flüge sollen konkrete Projekte erar-
sekretär des Gesundheitsmini- Charlotte Garbe warf Umwelt- beitet werden. Fest steht bereits,
Wegen einer Unfallserie, bei der steriums, Pfeifer (CDU), eine ge- Rund 90 Prozent der gemein- minister Töpfer (CDU) vor, die daß gefallene deutsche Solda-
seit Oktober mindestens zehn sonderte Stellungnahme der Re- nützigen Vereine in der Bundes- Verbrennung noch bis Ende Unterdessen hat das DDR-ten, deren Gräber in der Nähe
Soldaten umgekommen sind, hat gierung an. republik haben künftig mit dem 1994 zuzulassen. Töpfer will das Verteidigungsministerium erst- von Warschau dem Bau einer
die US-Marine am Mittwoch Problem in einer Konferenz mals öffentlich auf Beschwerden Schnellstraße weichen müssen,
eine 48stündige Übungspause Catenhusen warf der Bundes- Finanzamt nichts mehr zu tun:
regierung vor, durch ein unnöti- Sie brauchen ihre Überschüsse erörtern: Länder-Amtskollegen über militärischen Fluglärm rea- 1990 in eine würdige Grabstätte
eingelegt, um ihre Sicherheits- sowie Vertretern des Verbandes giert und eine Einschränkung umgebettet werden.
maßnahmen zu überprüfen. Der ges Kompetenzgerangel der be- aus wirtschaftlicher Tätigkeit
teiligten Ministerien mit demnicht mehr zu versteuern, wenn der Chemischen Industrie und des Flugbetriebs angekündigt. Weber wird Polen schnellst-
Stopp wurde auch mit Blick auf der Industriegewerkschaften Die Nachrichtenagentur ADN möglich eine Zusammenstellung
den Mittelmeer-Gipfel von US- Gesetz in erheblichen zeitlichen sie beispielsweise die Umsatz-
Verzug geraten zu sein. Jetzt sei grenze von 60 000 DM pro Jahr Chemie und Metall sollen am veröffentlichte am Mittwoch der Gräber aller polnischen
Präsident Bush und dem sowje- kommenden Dienstag nach eine Mitteilung des Ministeri- Kriegsopfer in der, Bundesrepu-
tischen Staats- und Parteichef es unter Zeitdruck „mit der hei- unterschreiten. Das sieht das
ßen Nadel gestrickt" in den Bun- neue Vereinförderungsgesetz Bonn kommen. ums, nach der unter anderem blik überreichen. Der VDK wird
Gorbatschow auf einem US- künftig für Sonn- und Feiertage dafür Unterlagen über Grabstät-
Kriegsschiff am 2./3. Dezember ein generelles Flugverbot fest- ten deutscher Soldaten in Polen
vor Malta angeordnet. gelegt wurde. erhalten.
Gerling zahlt 280 000 DM
Das Verfahren gegen den Chef Berlin erwartet Besucheransturm
des Kölner Ger-
ling-Versiche-
rungskonzerns,
j Hans Gerling
i (74),
{Steuerhinter-
wegen Auch Momper zahlt
" ziehung ist ein-
gestellt wor-
den. Das Köl-
ner Amtsge-
Begrüßungsgeld aus
r i c h t folgte da-
Imit einer Anre- Fortsetzung den Verkehr zwichen der Bun-
gung der Bon- Wegen des erwarteten Besu- desrepublik und der DDR vor-
*ner Staatsan- cheransturms aus Ost-Berlin gesehen. Über Berlin fahren
waltschaft. Als Auflage muß werden am kommenden Wo- auch mehrere Züge.
Gerling 280 000 DM an die Kin- chenende im Westteil der Stadt Eine Blitzumfrage, die am
der- und Jugendpsychiatrie der neben Banken, Postämtern und Mittwoch in DDR-Medien ver-
Uni Köln .zahlen. Bezirksämtern auch Senatsbe- öffentlicht wurde, ergab, daß 87
hörden öffnen, um die jeweils Prozent der üb'# 600 inter-
100 DM Begrüßungsgeld auszu- viewten Ostberliner ihre Hei-
Nordkorea: Nacheifern zahlen: Selbst in •; der Senats-
kanzlei im Rathaus Schöheberg
mat nicht auf Dauer verlassen
wöll^nT 48 Prozent der* Befragten
Nordkorea hat dazu aufgerufen, werde eine Zahlstelle eingerich- gaben an, mit den Entwicklun-
dem deutschen Beispiel zu fol- tet, teilte Momper mit. Er und gen der vergangenen Wochen
gen und die Grenze zwischen sein Senatssprecher Werner vor allem Hoffnungen zu ver-
den beiden koreanischen Staa- Kolhoff wollen selbst mit aus- binden. Ein beinahe ebensogro-
ten zu öffnen. Beim einem Tref- WARTEN MACHT MÜDE. Nach anstrengender Nachtwache vor dem Brandenburger Tor machten zahlen. Insgesamt werden es ßer Teil (47 Prozent) hegt ange-
fen mit südkoreanischen Diplo- sich diese beiden Fotojournalisten am Morgen erst einmal lang. An der Westseite der Mauer über 300 Stellen sein. sichts der Umwälzungen aller-
maten machte der nordkorean- hielten sich vergangene Nacht viele hundert Journalisten auf, um den historischen Zeitpunkt der Zur Entlastung der Straßen- dings sowohl Hoffnungen als
ische Delegationsleiter Nam Jun Wiedereröffnung nicht zu verpassen. (dpa-Funkbild) verbindungen sollen in Berlin auch Befürchtungen. 71 Prozent
allerdings keine konkreten An- am Wochenende möglicherwei- gaben an, sich über erste Rück-
gebote für eine Grenzöffnung. se Schiffe auf der Spree einge- kehrer in die DDR zu freuen. Für
setzt werden. Die Bundesbahn ein wesentlich verändertes
Bankgewerbe: 4,6 % mehr Ost-Liberale wollen Gesetzesvorlage einbringen: hat in Zusammenarbeit mit der Wahlgesetz sprachen sich nach
DDR-Reichsbahn für das Wo- Angaben des Blattes „Der Mor-
Gehaltserhöhungen von 4,6 chenende elf neue Zugpaare für gen" 93 Prozent aus.

,SE&führungsanspruch streichen'
Prozent für die rund 400 000 Be-
schäftigten des Bankgewerbes -
rückwirkend vom 1. November Für Menschen in DDR / Biedenkopf und Leber
an - haben die Tarifparteien am
Mittwoch in Düsseldorf verein-
bart. Dabei würden die Einkom- Berlin (AP/dpa). Die Liberalen Wahlen schon im Sommer 1990 urteilte sollen rehabilitiert wer-
men in den unteren Lohngrup-
pen zusätzlich angehoben, so
in der DDR machen ernst: Mit
einem Gesetzesantrag wollen
ermöglichen.
Nach freien Wahlen werde es
den. Das kündigte der Staatsse-
kretär im Ostberliner Justizmi-
Vorschlag: Am 17. Juni arbeiten
die DGB-Gewerkschaft Handel, sie erreichen, daß der Führungs- „natürlich eine ganz andere Zu- nisterium, Wittenbeck im SED-
Banken und Versicherungen anspruch der,SED aus der Ver- sammensetzung der Volkskam- Zentralorgan „Neues Deutsch- Bonn (dpa). Der CDU-Bundes- serung der Lebensbedingungen
(HBV) und die Deutsche Ange- fassung gestrichen wird. Die mer als jetzt geben", meinte der land" an. Er schlug vor, Richter tagsabgeordnete Kurt Bieden- in der DDR abgeführt werden.
stellten-Gewerkschaft (DAG). Volkskammerfraktion der Libe- Vorsitzende der Liberalen, Ger- nicht mehr von den örtlichen kopf und der SPD-Politiker Auch die privaten und öffentli-
ral-Demokratischen Partei lach, in einem Interview des Volksvertretungen wählen zu Georg Leber haben gestern vor- chen Arbeitgeber sowie Selb-
Deutschlands (LDPD) will nach ARD-Hörfunks in Ostberlin. lassen. Statt dessen solle das Ju-geschlagen, den 17. Juni für die ständige sollten entsprechende
Erneut vor Gericht einem Bericht der DDR-Nach- Die SED könnte dann die Mehr- stizministerium sie für unbefri- kommenden fünf Jahre zum Tag Beträge einzahlen. Auf diese
Der Bundesgerichtshof in Karls- richtenagentur ADN auf der heit in einer künftigen Regie- stete Zeit ernennen. der aktiven Solidarität mit den Weise könnte zehn Milliarden
ruhe hat das nächsten Sitzung der Volks- rung verlieren. Menschen in der DDR zu ma- DM im Jahr zusammenkommen.
Urteil des kammer am.Freitag eine Geset- Die künftige DDR-Regierung chen. Der „Tag der deutschen SPD und CDU äußerten Sympa-
Oberlandesge- zesvorlage zur Verfassungsän- unter Hasns Modrow wird Ger- CDU lädt Reformer ein Einheit" solle ein Arbeitstag thie für den Vorschlag. Die Grü-
richtes (OLG) derung einbringen. Anliegen lach zufolge wesentlich kleiner werden, die an ihm verdienten nen lehnten ihn ab und verlang-
Stuttgart gegen der Initiative sei die Beseitigung sein als bisher. Sie werde statt Die CDU will zu ihrem „Klei- Löhne und Gehälter sollten an ten statt dessen eine drastische
die 26 jährige des festgeschriebenen Füh- 45 Mitgliedern nur noch „etwa nen Parteitag" am 11. Dezember eine „Solidaritätsstiftung des Kürzung des Verteidigungs-
Luitgard Horn- rungsanspruches einer Klasse 23" Minister haben. Die Libera- in Berlin, der „ganz im Zeichen deutschen Volkes" zur Verbes- etats.
stein wegen oder Partei im Staat; erklärte die len, die in der alten Regierung der Veränderungen in Deutsch-
Mitgliedschaft Pressestelle der LDPD. nur das Justizministerium inne- land" stehen soll, Reformer aus
in der Roten Zudem will die Fraktion einen hatten, beanspruchen Gerlach der DDR einladen. Dies kündig- HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
Armee Frakti- zeitweiligen Ausschuß beantra- zufolge drei zusätzliche Res- te CDU-Generalsekretär Rühe
on aufgehoben. gen, der der Volkskammer so sorts. nach der Sitzung des' Bundes- ALLGEMEINE Dr. Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter. Horst Prehm.
Das OLG muß schnell wie möglich ein neues Veränderungen sind auch in vorstandes an. Dazu sollen Vertriebsleiter. Gerd Lühring.
das Verfahren Wahlgesetz vorlegen soll. Ein der Justiz der DDR geplant. Sie auch, wie er auf Fragen erklärte, Herausgeber
erneut aufrollen, weil es eine Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
Volksentscheid zum Wahlge- soll von Staat und Partei unab- „unbelastete" Mitglieder der Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
mögliche Beteiligung Horn- setz solle freie und geheime hängig werden zu Unrecht Ver- Ost-CDU gehören. Achim von Roos sel, Ruf 05 61 / 20 3-0. Tel. Anzeigenan-
steins am Anschlag auf das Dor- nahme 05 61 / 20 3-3. Fernschreib-Nr
nier-Werk in Immenstaad im Chefredakteur
99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Teletex
Juli 1986 nicht geprüft hatte. Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
Die Beschuldigte war zu vier Libanon Weiße Minderheit / Swapo: Stellv. Chefredakteure
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Jahren Haft verurteilt worden. Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
preis 28,50 DM).

Janka rehabilitiert Zwei Deutsche entführt? Aussöhnung in Namibia' Verantwortliche Redakteure


Die Beendigung des Abonnements ist nur
Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
Die Generalstaatsanwaltschaft Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst
der DDR hat den bisher verfem- Beirut (AP). In Beirut sind offenbar zwei Bun- Windhuk (dpa). Die namibische Unabhängig- Seidenfaden. Kultur. Dirk Schwarze. Frau zum Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
ten und wegen „Staatsverbre- desbürger libanesischer Abstammung und eine keitsbewegung Swapo will nach ihrem Wahlsieg u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
chens" verurteilten Walter. Jan- amerikanische Journalistin von einer bislang un- an der „nationalen Aussöhnung" arbeiten und semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
ka nun endgültig rehabilitiert. bekannten Gruppe entführt worden. In einem hat der weißen Minderheit die „Hand der bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
Der ehemalige Leiter des Auf- gestern veröffentlichten Schreiben erklärte eine Freundschaft" angeboten. Die Weißen sqllten mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
bau-Verlags war 1956 zu einer „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
„Organisation der gerechten Rache", sie habe die „ohne Furcht" in ihrer Heimat bleiben, erklärte sen/Niedersachsen: Eberhard Heinerhann. rier", Herzberg.
mehrjährigen Freiheitsstrafe Drei verschleppt. Danach handelt es sich bei den Swapo-Chef Nujoma. Bundesaußenminister Chefreporter: Karl-Hermann Huhn. Son-
derthemen: Peter Ochs.
verurteilt worden, weil er „dem Deutschen um den in Libanon geborenen 39 Jah- Genscher forderte alle UNO-Staaten auf, dasRedaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Auflage Exemplare.
„Sonntägszeit" über 200 000
Ungan-Aufstand Vorschub ge- re alten Mounir Shamseddin Sami sowie seinen Ergebnis der Wahlen in Namibia zu akzeptieren. Redaktion Hannover: Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
leistet habe". in Berlin geborenen siebenjährigen Sohn Daniel. Siehe auch Kommentar Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht. Frankfurter Straße 168, 35 Kassel.
Nr. 268 Themen des Tages Donnerstag, 16. November 1989

Schwierigkeiten mit der „Wende" /Argwohn gegen rasche Wahlen


Gorbatschow
in Gefahr
t i n Gespenst geht um in der So-
wjetunion. Erst war es nur ein lee-
Strudel bedroht DDR-Oppositionsbewegung
res Wort, aber in ständiger und Von unserem Mitarbeiter Peter Gärtner, Berlin
zunehmend drängender Wiederho-
lung nimmt es Gestalt an. Daß dem
vom inneren Verfall und äußeren De
er rasante Wandel in der anstalter vom „Forum" hatten bleiben, aber uns auch bei freien einer Zersplitterung: „Wenn die auf ein neues Medien-, Wahl-
Zerfall gezeichneten Riesenreich DDR bringt die oppositionellen „mindestens" mit dem Fünffa- und geheimen.. Wahlen zur Blockparteien Profil gewinnen und ein bisher in der Verfassung
eine Militärdiktatur drohe, befand Sammlungsbewegungen ins chen gerechnet. So paart sich Wahl stellen". Ähnlich äußerte und unsere Positionen aufgrei- noch gar nicht vorhandenes Par-
jetzt auch einer der Reformer um Schleudern. Gehörten noch vor die Freude über die offene Stadt sich der Rechtsanwalt Rolf Hen- fen, müssen wir nicht extra noch teiengesetz warten", meint ein
Gorbatschow auf deutschem Bo- wenigen Wochen Bespitzelung vor allem mit der Sorge, daß die rich, Gründungsmitglied des andere Gruppen bilden." „Forum"-Mitbegründer. Und:
den. Dabei werden die Fristen im- durch die Staatssicherheit zum politische Auseinandersetzung „Forums", der zugleich skep- Nahezu alle oppositionellen „Auch im veränderten Hörfunk-
mer kürzer. Maslow gibt dem Pre- Alltag der Gruppen, so wird und Perspektivbestimmung in. tisch bleibt: „Wir dürfen nicht Sammlungsbewegungen haben und Fernsehprogramm kommen
diger der Perestroika nur noch drei jetzt der Stasi-Chef selbst in der den Hintergrund gedrängt wer- den Fehler machen, Verantwor- in der letzten Zeit von den Libe- wir fast nicht vor."
Monate der Bewährung. Volkskammer.verlacht. Die lan- de. Auch der Wittenberger tung für den Trümmerhaufen zu raldemokraten (LDPD) und auch Von daher wächst in diesen
ge Liste der Forderungen, über übernehmen." Die im Aufbau der DDR-CDU Angebote zu Tagen unter den Oppositions-
Seine Warnung kommt aus dü- Jahre erstellt, wird durch die Theologe Friedrich Schorlem- stehende Sozialdemokratische gruppen die Unlust, sich einer
sterem Himmel. Ein harter Winter bereits verwirklichten und an- mer, einer der Vordenker der Mitarbeit, Mitgliedschaft und
Partei der DDR (SDP) hat sich Kandidaturen über deren Listen schnellen Wahl zu stellen, vor
bricht heran, es fehlt an allen Ek- stehenden Reformen Tag für Tag Opposition und Sprecher der hingegen längst festgelegt, auch allem einer vorgezogenen
ken und Enden. Die Wirtschaftsre- kürzer. „Der Schritt der Grenz- Gruppe „Demokratischer Auf- erhalten.
die Gruppe „Demokratischer Volkskammer-Wahl. Zwar sind
form hat die Not vergrößert, die öffnung nimmt uns auch ein we- bruch" mahnt: „Wir dürfen uns Aufbruch" steht vor ihrem sich die Gruppen weitgehend ei-
Versorgung ist so schlecht wie nig Wind aus den Segeln", nicht in diesen Strudel hinein- Gründungsparteitag, der für Einen Schritt voraus nig, daß der Führungsanspruch
kurz nach dem Krieg. Streiks läh- räumt Bärbel Bohley, Mitbe- reißen lassen, wir müssen jetzt Mitte Dezember anberaumt ist. der SED fallen müsse - selbst
men die Betriebe, Sabotage greift gründerin des „Neuen Forums", nachdenken." Dies sei eine „Mehrheitsent- SED-Genossen bezweifeln die
um sich, im Süden herrscht Bürger- offen ein, „aber ein Besinnungs- scheidung", erklärte Christiane „Ihnen geht es ähnlich wie
krieg, ganze Völker wollen los von und Schrumpfungsprozeß könn- Eine zentrale Frage uns", sagt der Sprecher des demokratische Legitimität der
Ziller vom „Demokratischen „Neuen Forums" in Magdeburg, Volkskammer -, doch solle ein
Moskau. Die Stimmung nähert sich te uns auch gut tun". Aufbruch". Es gebe zwar eine neues Wahlgesetz zuerst im
dem Gefrierpunkt. Was im Westen allgemein beobachtete Partei- „sie haben zu wenig kompetente
noch immer Aufmerksamkeit und Die mit rund 150 000 poten- Immer stärker rückt jetzt eine Leute, die Verantwortung über- Volk diskutiert werden, so ar-
müdigkeit - nach vierzig Jahren nehmen könnten". Dennoch sind gumentieren die SED-Gegner.
Begeisterung weckt, läßt die So- tiellen Mitgliedern größte Op- zentrale Frage in den Mittel- SED-Herrschaft -, aber auch „Als zweiter Schritt wären im
wjetmenschen kalt. Nach fünf Jah- positionsbewegung sammelte punkt der Diskussionen: Außer- „einen sehr starken Basisdruck sie den Gruppierungen um einen
ren Perestroika starren sie auf lee- am Wochenende in Ost-Berlin parlamentarische Bewegung großen Schritt voraus: Die Sommer oder Herbst nächsten
nach einer alternativen Partei", Blockparteien arbeiten in festen Jahres Kommunalwahlen not-
re Regale und ein vom Chaos re- erste Erfahrungen mit der neuen oder Partei? Für das „Neue Fo- ist sich Frau Ziller während ei- wendig und 1991 erst Volks-
giertes Land. Situation: Zum groß angekün- rum" könnte dies zur Zerreiß- ner Gesprächsrunde in Ost-Ber- Organisationsstrukturen und
digten Treffen in die Gethsem- probe werden. „Wir wollen zu- verfügen zumindest über eine kammerwahlen", schlägt Hans-
Der Ruf nach einer starken Hand anekirche kamen nur knapp mindest vorläufig", so einer der lin sicher. Pfarrer Schprlemmer halbwegs unabhängige Tages- Jochen Tschiche vom „Neuen
greift um sich. Er könnte Gorba- tausend Interessierte, die Ver- Sprecher, „eine Vereinigung sieht jedoch bereits die Gefahr presse. „Wir müssen hingegen Forum" vor.
tschow gefährlicher werden als die
Konservativen und Apparatschiks.
Denn damit fallen einstige Verbün-
dete von ihm ab. Auf die Massen Fall Barschel
gestützt, hat er den Kampf mit No-
menklatura und Bürokratie aufge-
Presse-Echo
nommen. Doch sie verweigern ihm
in dem Maße die Gefolgschaft, wie Ein neues Kapitel in den deutsch-polni- Alte Fragen
Erfolge im Alltag ausbleiben. Als schen Beziehungen? Mit großen Worten
totale Erschöpfung kennzeichnet sollte man vorsichtig sein, schreibt die
ein Kundiger die Situation. Da
neu gestellt
rückt, wie die Geschichte lehrt, die
Stunde der Diktatoren näher. Daß Von Ocke H.H. Peters
die Perestroika unumkehrbar sei, Aber die Behauptung ist nicht
klingt bereits wie eine Beschwö- zu weit hergeholt, daß sich in JLJer Fall Barschel ist wieder
rungsformel. Führt sie der Kata- diesen Tagen zwischen Bonn auf dem Tisch. Zwei Jahre nach
strophe zu, wie Maslow befürchtet, und Warschau so viel bewegt dem Tod in der Badewanne, in
ist ihr Schicksal besiegelt. Wer wie kaum je zuvor. Des Kanzlers einer Zeit, in der die weltbewe-
Gorbatschow zu raten und helfen Lieblingsvorstellung, jetzt voll- gende Affäre zu verblassen be-
weiß, sollte es rasch tun. Das gilt ziehe sich zwischen Deutschen gann, ist entschieden worden,
auch für die Politiker im Westen. und Polen jener historische Pro- die Umstände dieses Todes noch
Alfred Brugger zeß einer Versöhnung wie ehe- einmal zu untersuchen. Was
mals zwischen Deutschen und kann von dieser Entscheidung
Franzosen, eilt jedoch der Wirk- erwartet werden, wenn die Un-
lichkeit weit voraus. tersuchungen dort wieder an-
laufen, wo sie vor einigen Mona-
Namibias Weg Dazu die ten' abgeschlossen worden sind?
Was kann von einer Untersu-
zur Demokratie chungsrichterin erwartet wer-
den,' wenn sie sich nach wie vor
Ein Mißerfolg war Kohls Be- auf eine Polizei stützen muß, die
such ganz bestimmt nicht, eine offenbar elementare Regeln ver-
Wereiche Bedeutung haben die überragende historische Bedeu- letzt hat?
Wahlen in Namibia für uns? Die seit tung wird ihm jedoch auch nicht Es werden die alten Fragen
1915 von Südafrika besetzte ehe- zukommen. neu gestellt - Wasser auf die
malige deutsche Kolonie Südwest- Mühlen derer, deren Fragen nie
afrika soll endlich in die Unabhän- Dasselbe Thema beleuchtet die Die nächsten Schritte (Karikatur: Wolf) verstummt sind, die aber nie
gigkeit entlassen werden. Da ist es eine Antwort bekommen haben.
nicht gleichgültig, welche Kräfte
das Schicksal des Landes bestim- fladienerDolfesseftung DDR: Die Euphorie weicht der Nachdenklichkeit Hat Schleswig-Holsteins Mini-
sterpräsident Uwe Barschel, der
men und wie seine Verfassung Kohl überwand die Klippen nach der Entdeckung seiner
aussehen wird. Wir wünschen Na- nicht mit großen Gesten oder

Furcht vor Währungsreform


mibia demokratische Verhältnisse, rhetorischer Bravour, sondern
„schmutzigen Tricks" im Herbst
die auf dem afrikanischen Konti-
1987 in der Sackgasse geraten
nent durchaus nicht selbstver- mit politischer Klugheit. Er hat
war, selbst Hand an sich gelegt
ständlich sind. in der Schlußerklärung nicht oder ist er ermordet worden?
nur den Frieden und die Ver- Hat er vielleicht bei seinem
Die Vereinten Nationen, unter de- söhnung betont, er hat auch Von dpa-Klitarbeiterin Sabine Heimgärtner Selbstmord einen Helfer gehabt?
ren Kontrolle freie und faire Wahlen Rechte für die totgeschwiegenen Wer hat die Beaujolais-Fla-
zustande kamen, hatten die soziali- deutschen Minderheiten er- .Euphorie ist in der Kleinstadt das wollen die wenigsten. Eher Reise in den Westen, damit ist sche beseitigt, die ein Kellner
stische Swapo als alleinige und au- wirkt, hat der deutschen Spra- Bernau bei Ost-Berlin nicht aus- einteilen, jedesmal nur eine die Bernauer Wirtin zufrieden, des Beau Rivage aufs Zimmer
thentische Vertretung des Volkes che und der deutschen Ge- gebrochen. Obwohl sich zum hi- Kleinigkeit kaufen. und „drüben" leben will sie gebracht hatte? Wo hat sich
bezeichnet. Das war voreilig. Die schichte neues Ansehen vermit- storischen Wiedersehens-Wo- Nur die jungen Bernauer rea- schon gar nicht. Als Kind be- Barschel in den letzten zehn
populäre Organisation Nujomas be- chenende fast alle der rund gierten anders auf die überra- reits kannte sie die Bezirke Stunden seines Lebens aufge-
kam zwar die absolute, nicht aber telt - ohne dabei über geltendes
20 000 Einwohner auf den Weg schende Möglichkeit zum Wedding und Neukölln, zum halten? Von wem stammen die
die erhoffte Zweidrittelmehrheit. So Recht hinweg neue Grenzbe- in den „goldenen" Westteil Ber- Westkonsum: Kassettenrecor- Wiedersehen sagt sie: „Ich bin Fingerabdrücke auf seinem Ter-
wird sie bei der Verabschiedung kenntnisse ablegen zu müssen lins aufmachten, ist inzwischen der, Walkman und Autoradios enttäuscht". Zu viele Türken, minkalender und auf seinem
der künftigen Verfassung auf Koali- oder Milliarden ins Ungewisse der Alltag wieder eingekehrt. wurden gekauft, „im Januar Spray-Graffitis an den Häuser- Buch? Wie lassen sich die diffe-
tionen angewiesen sein und Kom- zu werfen. Mit einem Unterschied: Das gibts ja wieder 100 Westmark". wänden und Neonazi-Sprüche, rierenden Temperaturangaben
promisse schließen müssen. Anderer Meinung ist die sonst verschlafene Bernau hat Am wichtigsten allerdings: End- nein danke. des Badewassers und seines
Aus vielen Gründen kann man endlich ein Gesprächsthema - lich raus aus der öden Provinz, Körpers erklären?
das nur begrüßen. Namibia Abendzeitung die Stippvisiten seiner Bürger in in der außer einem Jugendclub
braucht demokratische Institutio- den Westen. und einem Kino nichts geboten Angst geht um
nen und regelmässige Wahlen. Kohl hat es versäumt, über wird. Auch die Kneipenszene ist Keine leichte Aufgabe
Diese setzen ein funktionierendes seinen Schatten zu springen und nicht mehr das, was sie einmal Durch die Öffnung der Gren-
Mehrparteiensystem voraus. Die ohne Wenn und Aber die West- Wie ein Blitz war: Zwei von den sieben Gast- zen, so befürchtet nicht nur die Die Genfer Untersuchungsbe-
Vorherschaft einer einzigen Partei Grenze zu garantieren, so wie es stätten mußten in den vergange- 48jährige, könnten sich bald hörde wird es nicht leicht ha-
würde die Entwicklung dahin er- der Bundestag kürzlich getan Die Nachricht von der Öff- nen Wochen dicht machen, „schlechte Einflüsse" aus dem ben, diese und andere offene
schweren, vielleicht sogar verhin- hatte. Gerade dies hatten die Po- nung der Grenzen hatte in Ber- nachdem sich der überwiegende Westen in die DDR „einschlei- Fragen zu beantworten. Es gibt
dern. Indem andere Parteien wie len sehnlichst erhofft, zumal nau wie ein Blitz eingeschlagen. Teil der Mitarbeiter in den We- chen". Drogenprobleme, Aids weder einen Verdächtigen noch
die Demokratische Turnhallen-Alli- Noch in derselben Nacht fuhren sten abgesetzt hatte. und Kriminalität - schon jetzt ein Motiv. Es gibt nur wilde Spe-
anz mitwirken, ist gewährleistet, jetzt, wo die beiden deutschen
daß bürgerliche Grundrechte und Staaten... zusammenzuwachsen Jugendliche mit der letzten S- Schnell ist bei den Gesprä- geht Angst um unter besonne- kulationen um Waffenschieber
Minderheitenschutz in der Verfas- scheinen und Polen im Westen Bahn der Sensation entgegen. chen klar geworden, daß die nen DDR-Bürgern. Noch größer und andere Dunkelmänner, die
sung verankert werden. ein übermächtiger Nachbar ins Für sie ist die Schule am Freitag DDR-Heimat so schlecht gar ist die Panik vor den wirtschaft- angeblich auch im Beau Rivage
Haus stehen könnte. ausgefallen. Die Älteren -rea- nicht ist. Ein Taxifahrer erzählt lichen Folgen der millionenfa- zu nächtigen pflegten, und es
Ab April nächsten Jahres soll gierten langsamer und planten entsetzt von seinen Beobach- chen Grenzüberschreitungen. gab einen Uwe Barschel, der mit
Namibia ein freies Land sein. Bis Schließlich der den ersten Westbesuch als Fa- tungen am Bahnhof Zoo, wo sich Viele fürchten die Entwertung seinem Ehrenwort seine Ehre
dahin will die Swapo für nationale milienausflug am Wochenende. junge DDR-Bürger zum Ab- ihrer Sparkonten aufgrund einer verpfändet hatte und entlarvt
Aussöhnung wirken. Sam Nujoma,
der sicher erster Staatspräsident MncretaDt-3(mriötr schied noch eine Bockwurst Währungsreform, andere rüsten
„leisteten": -Zum offiziellen Um- sich auf den Run auf die West-
worden war.
Seine Witwe Freya hat trotz-
werden wird, bietet der weißen Helmut Kohl hat die wohl Erfahrungen ausgetauscht tauschkurs, für 20 Mark Ost. mark. Groß ist die Angst, daß dem unerschütterlich an der
Minderheit die Hand zur Freund- schwierigste Reise seiner Amts- „Dafür hätten die bei uns so vie- clevere DDR-Bürger die flotte Mordthese festgehalten. Sie
schaft an. Wenn es ihm gelingt, zeit hinter sich. Und er hat den Alle wieder vereint, nach we- le Wiener bekommen, die hätten Mark im Westen machen könn- steht unter dem Zwang, den
den friedlich verlaufenen Wahlen Polen-Besuch, den ersten eines nig Schlaf und ausgelaugt vom sie gar nicht aufessen können". ten, Handwerker in Schwarzar- Kindern ein positives Bild ihres
eine freie und faire Verfassung fol Bundeskanzlers seit zwölf Jah- West-Taumel sitzen sie nun Fazit der Gesprächsrunde: Le-, beit zum Beispiel, und dann Vaters zu malen. Verstummen
gen zu lassen, befindet sich Nami ren, gemeistert. Zwar nicht mit beim Bier für 50 Pfennig Ost und bensmittel, Arbeit, Wohnung - ' wäre die Arbeit in der DDR allerdings will auch nicht das
bia auf einem guten Weg. Bravour - dem standen die Bela- tauschen Preiserfahrungen und alles ist da. Und jetzt sogar die noch weniger wert. Gerücht, daß eine Versiche-
Achim v. Roos stungen der Vergangenheit, die Sonderangebote aus. Konser- Reisefreiheit! Richtig glücklich weiß sich rungssumme in Millionenhöhe
widrigen Umstände der Reise ven-Ananas rangieren an der nur die Wirtin vom „Goldenen Triebfeder für den immer wieder
und die Vielzahl der ungelösten Spitze, weil es im Bernauer Stern" zu schätzen, für die sich geäußerten Zweifel am Selbst-
Probleme, entgegen. Doch muß „Südfrüchte"-Laden nur Kohl- Zu viele Türken... die Lage ihrer Eckkneipe außer- mord sei. Weil die berühmte
Das Zitat es Kohl auf der Habenseite sei-
ner Politik angerechnet werden,
rüben und Weißkraut gibt. Groß
ist aber auch die Zahl der DDR-
halb des Zentrums zum ersten Drei-Jahresfrist, innerhalb de-
rer ein Versicherungsnehmer
Nur dies zählt in der kleinen Mal ausgezahlt hat: Im Nach-
„Wir stehen heute demonstrierend daß er in den deutsch-polni- Bürger, die ihren „Begrüßungs- Provinzstadt. Politische Kund- barhaus ist die Paßstelle unter- keinen Selbstmord verüben
vor dem Haus des KGB, damit wir schen Beziehungen endlich ein Hunderter" erstmal nach Hause gebungen hat es nach Angaben gebracht, wo die Bernauer seit darf, noch nicht abgelaufen ge-
nie wieder drin stehen müssen.' Kapitel aufgeschlagen hat, das geschafft haben und kommende der „Stern"- Wirtin in Bernau vier Tagen für ein Visum wesen sei, müsse unbedingt ein
Der sowjetische Dichter erfolgversprechend in die Zu- Westbesuche zum „Gucken" noch nie gegeben - „für Demos Schlange stehen: Der Umsatz Mord ermittelt werden, damit
Jewgenij Jewtuschenko kunft weist. nutzen wollen. Gleich kaufen, sind unsere Leute zu faul". Die hat sich verdoppelt. das Geld fließt.
HESSIS KASSEL
1 P 3713 A

HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE
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Preis 1,10 DM Nr. 269 • Freitag, 17. 11. 1989 Ruf (05 61) 203-0 • Anzeigen 203-3

Bis zwei Liter


Kunstmarkt Unfälle DFB großzügig Tiefstand Daimler Telefone Zum Tage
Neue Förderung DDR im Vorsicht: Geldregen Lohnquote Keine Ruft DDR Solidarisch
von Kat-Autos Wandel Rauhreif! auf Spieler gesunken Verluste Siemens? Unsere Freude über die Öffnung
Bonn (dpa). Der Bundestag hat der deutsch-deutschen Grenze be-
gestern befristete Steuererleich- Auch auf dem Autofahrer Vor- Nachdem sich die Bei der Lohnquo- Daimler-Benz Siemens möchte
flügelt unser Mitgefühl für die Men-
terungen für alle neuen, schad- Kunstmarkt wan- sicht! Durch Rauh- Beckenbauer-Elf für te, die den Anteil wird 1989 einen das Telefonnetz der
schen in der DDR. Überall wird dar-
stoffarmen Personenwagen bis delt sich das Ange- reif und Eisglätte die WM-Endrunde der Einkommen aus Konzernjahresüber- DDR ausbauen.
über nachgedacht, wie wir ihnen
zwei Liter Hubraum und die bot der DDR. Auf kam es gestern in qualifiziert hat, unselbständiger Ar- schuß in der Grö- Kurzfristig könnten
helfen und ihre Lage verbessern
Förderung der Umrüstung von der „Art Cologne" den Morgenstunden zeigt sich der Deut- beit am Volksein- ßenordnung des die notwendigen
können. Da muß der Vorschlag,
Gebrauchtwagen mit Katalysa- ist der Staatliche zu zahlreichen Un- sche Fußball-Bund kommen beziffert, Vorjahres von etwa Komponenten gelie-
künftig am „Tag der deutschen Ein-
toren beschlossen. Von den Be- Kunsthanel der fällen in weiten Tei- (DFB) großzügig: Er erwartet das Mün- 1,7 Milliarden DM fert werden. In der
heit" zu arbeiten und den verdien-
günstigungen sollen die Halter DDR mit einer Aus- len des Bundesge- schüttet 690 000 chener Ifo-Institut ausweisen. Diese DDR kommen elf
ten Lohn in eine „Solidaritätsstif-
von rund 2,2 Millionen Fahr- wahl an Kunstwer- biets. Bei Karlsruhe Mark Prämie aus - für Wirtschaftsfor- Prognose stellte ge- Telefone auf 100
zeugen profitieren. Die Einnah- 36 000 Mark pro tung des deutschen Volkes" einzu-
ken vertreten, die wurden allein 38 schung 1989 einen stern der Vorstand Einwohner (Bun- bringen, auf fruchtbaren Boden fal-
meausfälle für die Länder sind westlichen Maßstä- Unfälle gezählt, im Spieler, wenn^er alle neuen Tiefstand. des Konzerns in desrepublik: 46 Ap-
bis 1995 mit insgesamt 818 Mil- Treffen mitgemacht len. Niemand möchte sich der pa-
ben sehr nahekom- Raum Gießen 39. Siehe Wirtschaft Stuttgart. Siehe parate). Siehe auch
triotischen Pflicht entziehen, die
lionen DM eingeplant. men. Siehe Kultur „Blick in die Zeit". hat. Siehe Sport. und Kommentar. Wirtschaft. Wirtschaft. Not im anderen Deutschland durch
Der Schwerpunkt des neuen Opfer zu lindern.
Gesetzes liegt beim geregelten Es ehrt die Politiker Biedenkopf
Drei-Wege-Katalysator. Beim (CDU) und Leber (SPD), daß sie
nachträglichen Einbau gibt es
dafür 1100 DM direkte Zu- Zweites „deutsches Wochenende' der Hilfsbereitschaft einen kräfti-
gen Impuls geben wollen. Nur dür-
schüsse. Die Nachrüstkosten fen sie ein freiwilliges Solidaritäts-
sollen dadurch nahezu abge- opfer nicht mit einer Sondersteuer

Grenzgemeinden
deckt werden. Bei der Nachrü-
stung mit ungeregelten Kataly- verwechseln. Wenn alle Arbeitneh-
satoren bekommt der Autobesit- mer und Unternehmer bereit wä-
zer einen Barbetrag von 550 ren, den Ertrag eines zusätzlichen
DM. Mit dem Gesetz sollen ins- Arbeitstages für die Entwicklung
der DDR zu stiften, wäre das eine

rüsten sich für


besondere bisherige Nachteile
für Pkw mit einem Hubraum un- großartige Sache. Aber zwingen
ter 1,4 Liter beseitigt werden. könnte man sie nicht dazu.
Ob es notwendig und sinnvoll
ist, staatliche Kredite und private
Investitionen für die DDR durch
Aus- und Übersiedler

Bald nur noch


Massenansturm steuerliche Sonderabgaben zu er-
gänzen, kann heute noch nicht ent-
schieden werden. Das Volumen
unserer Wirtschaftshilfe wird auch
von den Rahmenbedingungen ab-
Hamburg (dpa/AP/eg). Vor dem zweiten „deutsch-deut hängen, die Ost-Berlin anzubieten
Geldpauschale sehen Wochenende" bemühen sich Städte und Gemeinden
bereit ist.
Achim v. Roos
fieberhaft, das vielerorts befürchtete Chaos zu vermeiden.
Bonn (dpa). Aus- und Über- Mit vielfältigen Angeboten für DDR-Besucher lädt die gesam-
siedler sollen künftig nicht bes-
te Grenzregion zum großen Wiedersehensfest.
DDR/Am 17.6. arbeiten?
ser und nicht schlechter gestellt
sein als die einheimische Bevöl-
kerung. Das ist Ziel der von Ko-
alition und SPD im Bundestag
beschlossenen Eingliederungs-
In der Bundesrepublik und
West-Berlin werden wieder
weit mehr als eine Million Besu-
gegeben hatte, behoben. Der
Nachschub rollt kontinuierlich,
die Geschäftsleute haben sich
Arbeitgeber und
novelle. Kern ist die Zahlung ei-
nes pauschalen Eingliederungs-
cher erwartet. Bis gestern hatte
mit über 8,6 Millionen bereits
auf einen heißes Verkaufswo-
chenende vorbereitet. DGB uneinig
geldes anstelle von Arbeitslo- mehr als die Hälfte der DDR- Aus einigen Städten in Bayern
sen- oder Krankengeld. Allein Bürger ein Visum für einen Be- werden Versorgungsengpässe Mainz (AP). Die stellvertre-
davon erwartet Bonn Einspa- such im Westen bekommen. bei Weihnachtsartikeln gemel- tende Vorsitzende des Deut-
rungen von mindestens 430 Mil- det. In anderen Gemeinden, so schen Gewerkschaftsbundes,
lionen DM pro Jahr. in Witzenhausen, werden hin- Brusis, hat den Vorschlag be-
Bus-Pendelverkehr gegen nur die Lagerbestände bei grüßt, am 17. Juni zu arbeiten
Das Eingliederungsgeld soll
künftig zwölf Monate lang unab- preiswerten Radiorecordern und dieses Geld einer Solidar-
hängig von der beruflichen Qua- Viele Städte wie Kassel und und Uhren aus Japan knapp. itätsstiftung für die DDR zur
lifikation gewährt werden. Ein Göttingen wollen die Trabis aus Einen besonderen Ansturm Verfügung zu stellen. Gleichzei-
Verheirateter bekommt statt den Citys heraushalten und erwartet West-Berlin. Zusätz- tig schlug sie gestern vor, auf die
bisher 1232 DM Arbeitslosen- richten von Großparkplätzen lich werden hier 50 U- und S- dritte Stufe der Steuerreform zu
geld nur noch 1011 DM Einglie- aus einen Buspendelverkehr Bahnen fahren, unterstützt von verzichten, um auf diese Weise
derungsgeld und einen Fami- BEGEHRTE SOUVENIRS sind in diesen Tagen Teile der Berliner ein. Fast überall können DDR- 116 Bussen, die aus dem Bun- 20 Milliarden DM zur Unter-
lienzuschlag von 130 DM. Ein Mauer. Auf unserem Bild haben sich Mädchen und Jungen der Besucher kostenlos mit öffentli- desgebiet herbeigeschafft wer- stützung der DDR zu gewinnen.
Lediger erhält statt bisher 1047 John-F.-Kennedy-Schule (Bezirk Zehlendorf) am Potsdamer Platz chen Verkehrsmitteln fahren. den. Händeringend suchen die Der Sprecher der Bundesver-
DM nur noch 928 DM. Unter eine Betonrolle „gesichert". Inzwischen warten Journalisten und Entlang der gesamten Grenze Wohlfahrtsverbände noch Hel- einigung der Arbeitgeberver-
anderem sieht das Gesetz weiter Schaulustige weiter auf eine Öffnung der Grenze am Brandenbur- dürfen Geschäfte am Samstag fer, die unter anderem 300 000 bände, Thomas Groß, lehnte da-
eine pauschale Entschädigung ger Tor. (dpa-Funkbild) Becher Tee verteilen sollen. gegen „freiwillige Aufbaulei-
für den Verlust des Hausrates in Knapp ist das Personal auch in stungen" nachdrücklich ab. So-
Höhe von 1400 DM vor. Bei der Weitere Berichte zum Besucher- Kaufhäusern und Läden, die am lidarität sei nötig, doch werfe
Vergabe öffentlicher Aufträge strom und aus der DDR finden Sie Samstag bis um 18 Uhr geöffnet eine Solidaritätsstiftung bei der
werden selbständige Aussied- Ost-Berlin / Neue Kabinettsliste im Innern. sein dürfen. Umsetzung eine Reihe von Pro-
ler, die länger als 15 Jahre hier Gewarnt hat unterdessen die blemen auf.
sind, nicht mehr bevorzugt. bis in die späten Nachmittag- Berliner Aids-Hilfe: Viele DDR- Siehe „Zum Tage"
Etwa 12 Minister stunden - zum Teil auch sonn- Besucher wüßten noch zu wenig
tags - öffnen. Viele halten Son- über die Immunschwäche-
derangebote für DDR-Bürger krankheit. Die Aids-Hilfe will Im Oktober
bereit, wollen Ost-Mark anneh- deshalb Kondome und ein spe-
Demo / Im Oktober

NVA gab
nicht aus der SED men oder Wechselstuben ein- ziell für DDR-Besucher erstell-
richten. Vielerorts werden Bun- tes Flugblatt verteilen.
desbürger gebeten, Betten für
DDR-Besucher bereitzustellen.
Inflationsrate
Die Besucher können in zahl- Neue Grenzübergänge
Munition aus
Ost-Berlin (dpa). Die Liste des
neuen, deutlich verkleinerten
tender Ministerpräsident und
Beauftragter für Kirchenfragen reichen Gemeinden, z.B. in Kas- stieg auf 3,2%
DDR-Kabinetts ist offenbar un- werden sollen, da aber kirchli- sel, Museen, Theater und ande- Um den Besucheransturm zu
ter Dach und Fach. Nach ge- che Gremien dieser Amtsüber- re Kulturveranstaltungen ko- bewältigen, werden immer neue Wiesbaden (dpa). Auch nach
Berlin (dpa). Einheiten der meinsamen Verhandlungen ha- nahme durch einen Geistlichen stenlos besuchen. Stadtrund- Grenzübergänge angekündigt der preisdämpfenden Umstel-
Nationalen Volksarmee ben die Vertreter der fünf in der zustimmen müßten, werde er fahrten werden angeboten, Mu- und eingerichtet. Dies sind un- lung des Warenkorbs erreichte
(NVA) der DDR sollten of- Volkskammer vertretenen Par- vorausichtlich nicht der neuen sikgruppen sollen in den Innen- ter anderem Rittmannshausen die Inflationsrate in der Bundes-
fenbar im Oktober notfalls teien dem Vorschlag des neuen Regierung angehören. städten aufspielen. (Werra-Meißner-Kreis) - Ifta republik im Oktober den höch-
gegen die Montagsdemon- Ministerpräsidenten Modrow Nach Angaben von ADN wa- Inzwischen sind die Versor- (DDR), Widdershausen (Kreis sten Anstieg seit sechs Jahren.
stranten in Leipzig eingesetzt (SED) zugestimmt, teilte die ren bei den Verhandlungen für gungsengpässe mit Südfrüchten, Hersfeld-Rotenburg) - Dank- Die Preise für die Lebenshaltung
werden. Wie die Leipziger Pressestelle des Staatsrates ge- die neue Regierung SED-Gene- die es am vergangenen Wochen- marshausen, Günthers - Motz- aller privaten Haushalte zogen
Zeitung „Die Union" dem stern mit. Etwa ein Dutzend Mi- ralsekretär Krenz sowie die ende zum Beispiel in Eschwege lar und Rasdorf - Butlar. allein im Oktober um 0,4 Pro-
West-Berliner Informations- nister gehörten nicht der SED Vorsitzenden der vier anderen zent an und lagen damit um 3,2
büro West zufolge berichte- an. Im zurückgetretenen Mini- Parteien vertreten. Dies sind ne- Prozent höher als vor einem
te, wurde für die Soldaten in sterrat (43 Minister) waren 40 ben der LDPD die Demokrati- Magdeburg / Aufnahmelager blieb leer Jahr, teilte das Statistische Bun-
der Stadt „beginnend am 4. SED-Mitglieder. sche Bauernpartei (DBD), die desamt gestern in Wiesbaden
und 5. Oktober" der Ausnah- Der Vorsitzende der Liberal- National-Demokratische Partei mit. Preistreiber, waren Nah-
mezustand verkündet. Es sei Demokratischen
scharfe Munition ausgege- Deutschlands (LDPD), Gerlach,
ben worden.
Partei (NDPD) sowie die DDR-CDU.
Die Parteichefs kamen .über- Nur sieben kehrten zurück rungsmittel und Ölprodukte.
erklärte am Abend im ZDF, daß ein, eine Kommission zur Ände-
Die Soldaten seien zudem seine Partei vier statt bisher ei- rung der Verfassung einzuset- Magdeburg (dpa). Ratlosigkeit nahmen zur Versorgung Rück-
darauf hingewiesen worden, nen Minister stellen werde. Die zen. Hier geht es vor allem um und Enttäuschung über den bis- kehrwilliger wieder eingestellt. Quoten vom Mittwochslotto
„daß im Einzelfall und bei Liberalen sollten u.a. das Justiz- Artikel 1, der die Führungsrolle her ausgebliebenen Strom rück- Das Deutsche Rote Kreuz der Ziehung A: Gewinnklasse I unbe-
entsprechendem Befehl auf ministerium erhalten. der SED festlegt. Der von der kehrender DDR-Bürger sind im DDR hatte im Bezirk Magdeburg setzt, Jackpot 1009 710,70 DM; II
das Volk geschossen werden Er bestätigte westliche Zei- Kommission erarbeitete Ent- anderen deutschen Staat zu be- und drei weiteren grenznahen 63 106,90 DM; III 5736,90 DM; IV
muß". Die Zeitung wertete tungsberichte, daß der Ostberli- wurf zur Verfassung soll zur öf- obachten. Von den in Magde- Bezirken - Gera, Schwerin und 78,60 DM; V 5,30 DM.
fentlichen Diskussion gestellt burg erwarteten etwa 2000 Erfurt - zahlreiche Aufnahmela- Ziehung B: Gewinnklasse I
dies als „Steigerungsform zu ner Konsistorialpräsident Stol- 3 997 141,60 DM; II 63 106,90 DM;
den Praktiken der Volkspoli- pe von der Ost-CDU für ein Mi- und in der Volkskammer behan- Rückkehrern sind am Donners- ger eingerichtet, um eine vermu- III 5082,40 DM; IV 76,50 DM; V 4,90
zei in diesen Tagen". nisteramt vorgeschlagen wor- delt werden. tag nur sieben eingetroffen. Dort tete Zahl von rund 10 000 Heim- DM.
den sei. Stolpe hätte stellvertre- Fortsetzung nächste Seite wurden deshalb die Sondermaß- kehrern unterzubringen. (Ohne Gewähr)
Nr. 269 Politik Freitag. 17. November 1989

Namen und DDR-Bürger / Bundestag In Ballungsgebieten Südafrika


Nachrichten
Ruf nach Selbstbestimmungsrecht Mehr Geld Apartheid soll
„Mauerblümchen Krenz" für Beamte teilweise fallen
Der Bekanntheitsgrad von DDR- Bonn (dpa). In einer strecken- Bei den Gesprächen von Kanz- suggeriere, daß etwas wieder
Staats- und weise erregt geführten Debatte leramtsminister Seiters (CDU) entstehen könnte, was es einmal Bonn (dpa). Beamte in Bal- Johannesburg (dpa). Einer der
Parteichef Egon haben die Bundesregierung und am kommenden Montag in Ost- gegeben habe. Man müsse so se- lungsgebieten sollen mehr Geld Grundpfeiler der Apartheid in
Krenz schlägt alle vier Fraktionen des Bundes- Berlin gehe es vor allem darum, riös wie möglich prüfen, was bekommen. Das betonte das Südafrika, die Rassentrennung
sich in Wien tages an Donnerstag einmütig zu erfahren, wie sich die DDR- jetzt möglich sei. Brandt rief an- Bundesinnenministerium am in öffentlichen Einrichtungen,
bereits in der das vollständige Selbstbestim- Führung „die Durchführung der gesichts der Veränderungen in Donnerstag in Bonn bei Gesprä- soll fallen. Staatspräsident de
Werbung nie- mungsrecht für die DDR-Bürger angekündigten freien Wahlen im der DDR zum Zusammenwirken chen mit den Beamtenorganisa- Klerk kündigte gestern vor dem
der. Mit „Egon, gefordert. einzelnen vorstellt". Als wichti- aller politischen Kräfte auf. Ber- tionen. Wie Bundesinnenmini- Präsidialrat an, daß seine Regie-
das Mauern- Deutliche Meinungsverschie- ges Ziel der Bundesregierung be- lins Regierender Bürgermeister ster Schäuble (CDU) anschlie- rung „so bald wie möglich" das
blümchen" denheiten zwischen CDU/CSU zeichnete es Kohl, die visafreie Momper (SPD) warf dem Kabi- ßend erklärte, soll mit den ge- seit 1953 geltende Gesetz aufhe-
wirbt eine Kette und der Opposition gab es aber Einreise von Bundesbürgern in nett Kohl Passivität trotz der planten Zulagen und Einmal- ben werde. Er appellierte an die
von Blumen- in der Frage, welche Bedingun- die DDR zu erreichen. nicht mehr umkehrbaren Demo- zahlungen „nachvollzogen wer- Küstengemeinden, schon jetzt
märkten für ei- gen die Bundesrepublik für eine kratieentwicklung in der DDR den, was für private Arbeitgeber die Strände für Menschen aller
nen Strauß Blu- wirksame Hilfe zur Unterstüt- vor. Er wandte sich ebenso wie in diesen Gebieten bereits seit Hautfarben zu öffnen.
men zum Son-zung des Reformprozesses in der „Respektieren Entscheidung" die Grünen-Sprecherin Vollmer langem selbstverständlich ist". Nur das im September neu ge-
derpreis. Dabei handelt es sich DDR stellen sollte. Weitgehende gegen jede Bevormundung der wählte Parlament kann das Ge-
um bunte Herbstblumen. Zustimmung - mit Ausnahme Der Kanzler unterstrich, daß Demokratiebewegung in der Wie es hieß, sollen Beamten setz aufheben. Der Präsidialrat,
der Grünen - erhielt Bundes- die Bundesregierung an ihrem DDR und warnte davor, sie mit bis zum Dienstgrad A 10 in den eine Art Schlichtungsstelle zwi-
kanzler Kohl für die positive Bi- deutschlandpolitischen Kurs un- der Wirtschaftskraft der Bun- Großstädten Düsseldorf, Frank- schen den drei Parlamentskam-
Entführung war keine lanz seiner Polenreise. beirrt festhalte. Dazu gehöre das desrepublik zu erdrücken. furt, Hamburg, München und mern für Weiße, Mischlinge und
Zwei Deutsch-Libanesen und In einer Regierungserklärung Ziel der Einheit. Die Bundesre- Auch Bundesaußenminister Stuttgart vorübergehend je nach die aus Indien stammenden Süd-
eine Amerikanerin, die angeb- bot Kohl der DDR.schnelle di- gierung werde aber auch in die- Genscher warnte vor der Versu- Rang und Familienstand gestaf- afrikaner, hat lediglich eine be-
lich in Libanon entführt worden rekte Hilfe bei der Überwindung ser Frage „jede Entscheidung, chung, den DDR-Bürgern „hin- felte Zulagen zwischen 40 und ratende Funktion.
140 DM gewährt werden.
waren, haben sich gestern un- von Engpässen an. Bonn sei zu die die Menschen in der DDR in einzureden". Dagegen betonte Außerdem Mit dem Gesetz erhielten die
versehrt in der Bonner Botschaft unverzüglichen^ Gesprächen freier Selbstbestimmung treffen, CSU-Chef Waigel, in der DDR zum Dienstgrad sollten Beamte bis Gemeinden die Rechtsgrundla-
in Beirut gemeldet. Wie es zu über den Einsatz von Ärzten und selbstverständlich respektie- A 12 bei einem
seien marktwirtschaftliche Rah- Umzug in diese Ballungsräume ge, ihre Parks, Schwimmbäder,
den Berichten über eine Entfüh- Hilfskräften aus der Bundesre- ren". Das heiße aber auch, ihnen menbedingungen nötig. CDU- eine Einmalzahlung in Höhe von Strände, Sportanlagen, Ver-
rung gekommen war, könnten publik in der DDR bereit. Der jetzt nicht einzureden, „das Beste Generalsekretär Rühe äußerte kehrsmittel, Kinos und Toiletten
sie sich nicht erklären, sagten Kanzler unterstrich noch einmal sei die staatlichen Teilung unse- die Überzeugung, daß die große 5000 DM erhalten. nur für bestimmte Bevölke-
sie nach Angaben eines Spre- die Bereitschaft zu umfassender res Vaterlandes". Mehrheit der Menschen in der Eine Zulage auch,für die An- rungsgruppen freizugeben. Vor
chers des Auswärtigen Amtes. Hilfe und Zusammenarbeit, Der frühere Bundeskanzler DDR sich für die Wiedervereini- gestellten des Öffentlichen allem die weiße Minderheit ge-
wenn der Wandel in der DDR und SPD-Ehrenvorsitzende gung entscheiden würde. Dienstes in den Ballungsgebie- noß das Exklusivrecht an ihren
Weiterer Bericht und Kommentar ten forderte die von der DAG luxuriöseren Anlagen und schö-
Kohlepfennig wird gesenkt verbindlich und unumkehrbar in
Gang gesetzt werde.
Brandt wandte sich gegen den
Begriff „Wiedervereinigung". Er auf „Themen des Tages" angeführte Tarifgemeinschaft. neren Stränden.
Der von den Stromverbrau-
chern als Zuschlag zur Strom-
rechnung bezahlte „Kohlen-
pfennig" wird in den kommen-
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
den vier Jahren schrittweise ge-
senkt. Zur Zeit beträgt er 8,5
Prozent im Bundesdurchschnitt,
1993 sollen es nur noch 7,5 Pro-
Verkehrsverbindungen für
zent sein. Dies sieht eine Novel-
le zum dritten Verstromungsge-
setzes vor, die der Bundestag
Besucherstrom ausgeweitet
gestern in dritter Lesung an-
nahm. Kassel (the/dpa). Der deutsch- Preises erlassen.
deutsche Verkehr rüstet sich Allein die Technik setzt der
für den erwarteten Besucher- Zusammenarbeit beider deut-
China auf Distanz zur DDR strom aus der DDR: Ab heute schen Bahnunternehmen eine
Peking ist zu der rasanten Ent- rollen nach einer Vereinbarung Grenze: An jedem Übergang
wicklung in der zwischen Bundesbahn und müssen die Lokomotiven ausge-
DDR deutlich DDR-Reichsbahn täglich 24 tauscht werden. Denn während
auf Distanz ge- neue Schnellzüge zwischen bei- die Reichsbahn der DDR ihre
gangen. Der den deutschen Staaten; 20 wei- Kundschaft mit Dieselkraft be-
chinesische tere Züge werden zusätzlich im fördert, dominieren im bundes-
Ministerpräsi- grenznahen Verkehr eingesetzt. deutschen Schienennetz die
dent Li Peng be- In Niedersachsen sollen minde- Elektroloks.
tonte, sein Land stens 94 Sonderzüge fahren. Unterdessen beantragte die
werde sich auf Im Fernverkehr führen unter Deutsche Lufthansa beim Bun-
dem eigenen anderem neue Verbindungen desverkehrsminfsterium die un-
sozialistischen von--Duisburg--bzw.- Düsseldorf befristete Genehmigung der Flü-
Weg nicht be- über Kassel und Bebra bis nach ge zwischen Frankfurt und Leip-
einflussen las- Erfurt, ..Jena und Karl-Marx- zig: Das erklärte gestern ein
sen. „China Stadt. Über den neuen Grenz- Sprecher der Fluglinie. Die der-
wird sein System nicht ändern, übergang Walkenried-Ellrich zeitige Genehmigung gilt ledig-
nur weil in Osteuropa Wand- verkehren sechs Züge von lich bis zum 31. Januar. Außer-
lungen eintreten", wurde Li Northeim nach Nordshausen dem sind im Berlinverkehr 44
Peng von der amtlichen chinesi- und zurück. Sonderflüge geplant.
schen Nachrichtenagentur Xin- Die ersten Fahrten in Rich- Zur Bewältigung des Besu-
hua zitiert. tung Osten werden wenig ge- cherstroms wird jetzt auch eine

Stoiber oder Guck El Salvador: Menschen flüchten vor Bürgerkrieg fragt sein, prophezeit ein Bun-
desbahnsprecher. Denn Reisen
von Bundesbürgern in die DDR
Schiffslinie zwischen den Ost-
see-Städten Wismar in der DDR
und Lübeck-Travemünde einge-
Auch am sechsten Tag sind die kam es in der Nacht zum Don- setzte die Luftangriffe gegen beschränkt weiterhin die Visa- richtet. Künftig soll hier an Wo-
Der bayerische Innenminister nerstag zu den schwersten Ge- dichtbevölkerte Stadtviertel
Edmund Stoi- Kämpfe zwischen Truppen der pflicht. Fahrkarten gibt es für chenenden regelmäßig ein DDR-
jber (Bild) wird rechtsextremen Regierung in El fechten seit Beginn der Offensi- fort, die in Händen der Rebellen West- wie Ost-Mark. DDR-Bür- Fahrgastschiff mit 600 Plätzen
| sich beim mor- Salvador und linken Aufständi- ve der Nationalen Befreiungsor- sind. FMLN ist zu Waffenstill- gern wird die Hafte des Fahr- verkehren.
| gen beginnen- schen gestern nicht abgeflaut. ganisation Farabundi Mart standsverhandlungen nur be-
I den CSU-Par- Nach Schätzungen sind bereits (FMLN). Nach eigenen Anga- reit, wenn Präsident Alfredo
teitag in Mün- mehr als 700 Menschen getötet ben haben die Rebellen ihre Chritiani und die Militärfüh- Für österreichische Lkw
i chen um den und rund 1600 verletzt worden. Stellungen in der teilweise er- rung zurücktreten. US-Präsi-
j durch den Ver- Zahlreiche Menschen sind auf oberten Hauptstadt San Salva- dent Bush dagegen sicherte
Christiani weitere Unterstüt-
zicht von Bun-
desverkehrsmi-
nister Friedrich
der Flucht vor den Kämpfen
(unser Foto). In San Salvador
dor gefestigt und wollen ihre Of-
fensive verstärken. Das Militär zung zu. (dpa-Funkbild) Bonn ordnet Nachtfahrverbot an
Zimmermann Bonn (dpa/AP). Als Antwort sterium veröffentlichten Brief an
frei werdenden auf den Beschluß Österreichs, seinen österreichischen Kolle-
Posten desVolkskammerparteien / Wahlgesetz Lkw ab 1. Dezember mit einem gen Rudolf Streicher bedauerte
stellvertretenden CSU-Vorsit- siebenstündigen Nachtfahrver- Zimmermann, daß er sich wegen
zenden bewerben. Damit stellt bot zu belegen, hat Verkehrsmi- der unnachgiebigen Haltung
er sich einer Kampfkandidatur
gegen der Vorsitzenden der
CSU-Landtagsfraktion,
Guck.
Alois
Opposition gegen zu frühe Neuwahl nister Zimmermann gestern ein Wiens zu diesem Schritt genö-
Nachtfahrverbot für öster- tigt sehe.
reichische Lkw in der Bundesre- Streicher beharrte in einer er-
publik angeordnet. Das Fahr- sten Reaktion auf seiner Ent-
Fortsetzung der Reformbewegung. Ihnen feh- mittelbare bewaffnete Organ der verbot für die Zeit von 22 bis 5 scheidung. Die von Bonn ange-
Eine weitere Empfehlung for- le noch die nötige Organisations- Arbeiterklasse" in Betrieben, Uhr gilt ab 1. Januar 1990 für kündigten Maßnahmen dienten
Ungarn will in Europarat dert das Parlament auf, einen Be- truktur, sagte Thomas Krüger Produktionsgenossenschaften, 212 000 österreichische Lkw. nicht, wie das österreichische
Die Republik Ungarn hat als er- schluß über die Ausarbeitung ei- von der SDP in Hannover. Seine staatlichen Verwaltungen und Das entspricht der deutschen Nachtfahrverbot, dem Schutz
stes Land Osteuropas die offi- nes neuen Wahlgesetzes zu fas- Partei wünsche Wahlen erst im Institutionen. Zahl von Lkw, die von demder Umwelt. Streicher kündigte
zielle Mitgliedschaft im Kreis sen. Zunehmend umstritten ist Früh jähr • 1991. Reinhold Wei- Die Veränderungen in der Wiener Schritt betroffen sind. die Prüfung rechtlicher Schritte
der 23 Europaratsländer bean- der bisherige Verteilungs- dauer vom DA befürwortet DDR haben jetzt auch vor der In einem vom Verkehrsmini- an.
tragt.. Der ungarische Außenmi- schlüssel, der die Stärke der Par- Herbst 1990. Chefredaktion des SED-Zentral-
nister Gyula Hörn überreichte teien und Organisationen in der organ „Neues Deutschland"
gestern in Straßburg den Antrag Volkskammer bestimmt. Da- „Kampfgruppen auflösen" nicht Halt gemacht. In ihrer HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE Verlagsleitung
an die Generalsekretärin des nach hat die SED insgesamt 127 Donnerstagausgabe informierte
Europarates, Catherine Lalum- Sitze, CDU, DBD, LDPD und die Zeitung ihre Leser über die ALLGEMEINE Dr Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter- Horst Prehm.
iere. Nach Angaben Horns NDBD je 52. Die Massenorgani- Inzwischen haben die Liberal- Ablösung des bisherigen Chef- Vertriebsleiter1 Gerd Lühring
könnte sein Land noch im Jahr sationen wie FDJ und FDGB Demokraten in der DDR die Auf- redakteurs Herbert Naumann. Herausgeber
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
1990 als 24. Mitglied in den kommen auf 165 Sitze, darunter lösung der sogenannten Kampf- Redaktion und Verlag hätten Rainer Dierichs, Dr. Dietrich Batz, ter Str. 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
1949 gegründeten Europarat ein beträchtlicher Teil von SED- gruppen der Arbeiterklasse ge- sich zuvor „intensiv mit ihrer Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0. Tel. Anzeigenan-
einziehen. Dies sei ein „mögli- Mitgliedern. fordert. In Leitsätzen der Partei, Arbeit in der Vergangenheit Chefredakteur
nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr
99 635. Telekopierer05 61 /20 36. Telefex
che Hilfestellung für eine An- Frühzeitige freie Wahlen zur die in der liberaldemokratischen auseinandergesetzt, die Ursa- Lothar Orzechowski 5 618110. Postgirokonto 155132-608
nährung an die EG". Volkskammer liegen nach den Zeitung „Der Morgen" veröf- chen der ernsten Mängel zu ana- ; Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr 29 Mo-
Stellv Chefredakteure
Worten von Vertretern der op- fentlicht wurden, heißt es: „Mi- lysieren versucht und ein neues Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
Sozialdemokrati- lizeinheiten, die einer Partei un- Konzept erarbeitet, wie wir als Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
CSSR: Keine Reisefreiheit positionellen
schen Partei (SDP) und der terstehen, sind aufzulösen." Die Journalisten... zur Erneuerung Verantwortliche Redakteure
preis 28,50 DM)

Die'CSSR-Regierung ist Berich- Gruppe Demokratischer Auf- Kampfgruppen sind nach dem des Sozialismus in der DDR... Chef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: Die Beendigung des Abonnements ist nur
mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
ten entgegengetreten, wonach bruch (DA) nicht im Interesse Verständnis der SED das „un-beitragen können", hieß es. Jochen Prater Blick in die Zeit: Walter Einhaltung einer Frist von einem Monat
Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum Monatsende möglich: die Frist läuft ab
die Bürger des Landes künftig Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
ohne besonderes Visum in den u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
Westen reisen können. Auch
künftig benötigen sie für West-
Bloch und Havemann posthum wieder in DDR-Akademie semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke
Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
reisen die Genehmigung des Ar- Ökonomie, Geschich- mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
beitgebers - Rentner die Erlaub- Berlin (dpa). Der als System- ler Robert Havemann sind post- losophie,
te, Staats- und Rechtswissen- sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann „Werra-Rundschau" Eschwege, „Harzku-
nis der lokalen Behörden - sowie kritiker von der DDR-Akademie hum wieder in die Mitgliederli- Chefreporter Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg
die Bestätigung einer Bank, daß der Wissenschaften ausge- ste der Akademie aufgenommen mie", schaften und der Klasse Che- derthemen: Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit" über 200 000 •
sie über die vorgeschriebene schlossene Philosoph Ernst worden. berichtete die DDR-Nach- Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare
1
Devisenmenge (mindestens 30 Bloch sowie der politisch ver- Damit folgte das Gremium ei- richtenagentur ADN am Don- Redaktion Hannover Harald Birkenbeul Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
Redaktion Bonn Hans Ludwig Laucht
DM pro Tag) verfügen. folgte Chemiker und Schriftstel- ner Empfehlung der „Klasse Phi- nerstagabend. Frankfurter Straße 168 35 Kassel
Nr. 269 Themen des Tages Freitag, 17. November 1989

Debatte im Bundestag / Momper und Rühe im Clinch


Im Vorhof
der Geschichte
Be5evormunden will man die eben
mündig gewordenen Deutschen in
der DDR nicht. Darüber waren sich
Kohl und ein ihm wohlwollender Brandt
Von Hans-Ludwig Laucht, Bonner Redaktion
alle Bundestagsparteien einig. Das
andere, daß nämlich eine freie Ent-
scheidung respektiert werde, soll De er Kanzler zeigt sich dem ne Pflicht getan zu haben, ist hört", sagt Brandt. Aber Pöbel, schichte ein Einser gelungen ist. Kanzler an seiner empfindlichs-
te selbstverständlich sein. Insofern Parlament im schicken Zweirei- nicht zu überhören. In den Bei- belehrt er den Regierungschef, Die Union jubelt. Die SPD macht ten Stelle: „Wir in Berlin konn-
weckt die ständige Hervorhebung her. Dunkel ist elegant und fall schaltet sich da und dort sei das nicht gewesen, der sei- süß-saure Mine zum Brandt- ten die Probleme nicht aussit-
eher Zweifel. Denn natürlich gibt macht schlank. Die Stimmung auch die größte Oppositionspar- nen Unmut über Kohl geäußert schen Spiel. Soll heißen, soviel zen."
es auch feine Formen der Einfluß- ist gelöst. Die Union begrüßt den tei ein. Gedämpft zwar, aber im- habe. „Da waren auch Landsleu- Komplimente hat er nun auch
nahme. Vor allem bleibt zu beden- Regierungschef ostentativ mit merhin. Die Grünen rühren kei- te aus dem anderen Teil der wieder nicht verdient.
ken, was eines noch fernen Tages Beifall. Den hat er, auch im Ur- ne Hand. Stadt dabei." Und nachdenklich Mit schwerem Hammer
geschehen würde, wenn die Deut- teil Willy Brandts, verdient. Die fragt der Große Mann der SPD,
schen drüben nicht so wollen, wie Polen-Exkursion hat Substanz ob die politische Sprache mit Hinweis auf König Artus Aussitzen, das ist das Stich-
es unser Grundgesetz vorsieht. gekostet, die Verwerfungen in Ministerriege merkte auf der veränderten Lage der Na- wort. CDU und CSU machen
Bei genauem Hinhören löste sich der DDR zehren an den Nerven. tion Schritt gehalten habe. Dem studierten Historiker mobil. „Aufhören, Unver-
die deutsche Frage in ein Bündel Innerhalb von einer Woche gibt Die Genossen schicken nicht Brandts Einschätzung: „Über- Kohl, dem Gespräche mit der schämtheit" rauscht es durch
von Fragen auf. Das freigewählte Helmut Kohl seine zweite Re- den Fraktionschef, sondern den heblichkeit ist ebenso wenig an- anderen Seite am runden Tisch den Plenarsaal." Musik in den
Parlament ist auf manche von ih- gierungserklärung ab. Das er- Ehrenvorsitzenden ins Gefecht. gebracht wie die Attitüde der nach dem polnischen Beispiel Ohren Volker Rühes, des Kanz-
nen verbindliche Antworten schul- lebt der Bundestag nicht alle Kohls Minister-Riege merkt auf. beleidigten Leberwurst." Kohl suspekt sind, gibt Brandt - „ich lers General und Ausputzer.
dig geblieben. Es bewegt sich im Tage. Da werden Gefühle frei. Der Bundeskanzler nimmt einen nickt. Der Rat ist angekommen. bin ein bißchen älter" - den Tip: „Sie haben sich nicht wie ein
Vorhof der Geschichte, während Auf der Bank des Bundesrates Schluck Wasser und schiebt die „Die Tradition des runden Ti- Regierender Bürgermeister,
die dramatischen Ereignisse uns sitzt Walter Momper. Die SPD Akten beiseite. Wenn sich einer sches geht in das sechste Jahr- sondern wie ein kleinkarierter
täglich neu überrollen. Von einer hat den Berliner Regierenden in der Ostpolitik zu Hause weiß „Es war ein Erfolg" hundert zurück, nämlich auf Parteipolitiker benommen",
historischen Stunde zu reden, einfliegen lassen. Er soll die und das Innenleben der Berliner König Artus." Und weil Pinge- schwingt Rühe freudig den
heißt noch nicht ihr gerecht zu wer- Keule schwingen, falls die Ko- aus eigener Anschauung kennt, Die Anspannung des Kanzlers ligkeit nicht Brandts Sache ist: schweren Hammer.
den. Es verdichtet sich der Ver- alition zu selbstgefällig werden dann Brandt. „Ich gebe offen zu: löst sich. Was er zur Polenreise „Die Form des Tisches ist wirk-
dacht, daß die deutsche Politik we- sollte. Ich habe meiner Tränen kaum hört, färbt ihm die Ohren rot. lich schnuppe." Kohl und Gen-
nig auf die Situation vorbereitet Herr werden können", bekennt „Die eine oder andere Panne hat scher heben und senken die Applaus für Genscher
war, die sie als Vision beschwor. der Ex-Kanzler, als er die Freu- nicht verhindert, hat nicht ver- Köpfe im Takt. Einen so wohl-
Selbstwertgefühl denstürme in Berlin erwähnt. hindern können, daß der Besuch wollenden Willy Brandt erlebt
Wenn Volker Rühe von der CDU man selten. Hans-Dietrich Genscher
den Willen der Menschen in der ein Erfolg wurde", verteilt der bleibt es vorbehalten, den Nagel
DDR vorwegnimmt, wenn der CSU- Doch zunächst ist der Kanzler erste bundesdeutsche Regie- Momper wird diese traute auf den Kopf zu treffen. „Wir
dran. Er spannt den Bogen von Unerwartet Trost rungschef der SPD lobende Zen- Zweisamkeit zu viel und er werden uns im Respekt vor der
Vorsitzende Theo Waigel eine
Marktwirtschaft zur Vorbedingung Berlin bis Warschau, von Dres- suren an den „Enkel" Adenau- nimmt die Keule. „Wo bleibt das freien Entscheidung der Bürger
für umfassende Hilfe macht, kön- den bis Auschwitz. Etwas vom Helmut Kohl wird unerwartet ers. Kohl vernimmt es mit dem Konzept, wo bleibt die Be- in der DDR nicht aufdrängen."
nen solche Signale mehr verstören Selbstwertgefühl eines Mannes, Trost zuteil. „Ich habe die Pfiffe mühsam unterdrückten Stolz schleunigung der Gespräche?", In den Applaus stimmen alle
als die Reformer ermuntern. Sie der sich sicher ist, mehr als sei- vor dem Rathaus nicht gerne ge- des Primaners, dem in Ge- fragt er barsch und trifft den Fraktionen des Hauses ein.
müssen ihren eigenen Weg gehen
auf einer langen Strecke und bei
noch Ungewissem Ziel. Anspruch Brandenburger Tor
an die Bonner Politiker ist es, im
Moment das Notwendige zu tun,
Presse-Echo
nichts zu versäumen, aber zu un-
terlassen, was den Reifeprozeß
behindert. Die Tagesordnung ist
Ein Symbol Zum Thema der deutschen Wiederver-
einigung schreibt die spanische Zeitung
wichtig auch in der Geschichte.
Konkret bedeutet das, auf den der Hoffnung EL PAIS
Grundrechten wie freien Wahlen
und Selbstbestimmung zu beste- Von Paul F. Duwe, Berlin Die Öffnung der Mauer hat
hen, ansonsten aber einen Vor- vielleicht bei vielen den völlig
schuß zu gewähren. An Geld fehlt W ie kein anderes Bauwerk falschen Eindruck erweckt, daß
es doch nicht. Bringen wir noch hat das Brandenburger Tor in sich das Problem der deutschen
Geduld und Einsicht mit auf, wür- Berlin die dunklen wie die hel- Einheit sofort stellt... Es wäre
den wir den Zipfel vom Mantel der len Tage der deutschen Ge- wirklich gefährlich, wenn sich
Geschichte fassen. Alfred Brugger schichte gesehen. Zwischen die Deutschen in einen Kampf
1788 und 1791 von Carl Gott- um ihre Einheit inmitten eines
hard Langhans im Stile des feindlich gesinnten Europas
preußischen Klassizismus er- stürzen würden.
baut, setzte es Friedrich dem
Es geht um Großen ein Denkmal, der Preu-
ßens Macht weit nach Ost aus- Wie es im Osten Europas nun weiterge-
Prozente gedehnt hatte. hen könnte, beleuöhtet der Wiener

Die Quadriga, das vierspänni- KURIER


ge Gefährt mit der Wagenlenke-
D« ^iese Meldung paßt so richtig
rein in die Vorgeplänkel zur Tarif-
rin Victoria, stammte aus der
Hand des Bildhauers Gottfried
Hat der Sozialismus noch eine
Chance? Ist er ein „schrottreifes
runde 1990. Die Fronten - vor al- Schadow. Die als „Triumph des Auto" (Maggie Thatcher) oder
lem in der Metallindustrie - sind Friedens" gedachte, nach Osten ist er „das System der Fehler",
klar abgesteckt. Es geht um Ar- zur Stadtmitte blickende Sieges- wie kürzlich in Wien der ehe-
beitszeitverkürzung und kräftige göttin, entstand in den Jahren malige DDR-Wirtschaftsexperte
Lohn- und Gehaltsanhebungen auf 1789 bis 1794. Das ganze En- Hermann von Berg sagte? Dieser
der einen, um satte Prozente und semble wog mehr als 100 Zent- „Sowjetsozialismus"... ist in der
Abeitszeit-Flexibilisierung auf der ner. Tat bankrott. Auch der demo-
anderen Seite. kratische Sozialismus in West-
Die Untersuchung des Ifo-Institu- Das 65,5 Meter breite Tor be- europa war ja nur dort halbwegs
tes liefert eine interessante, weil fand sich zwischen der Residenz erfolgreich, wo er mit möglichst
total auf einen Punkt der Auseinan- der preußischen Könige und wenig Staat und mit möglichst
dersetzung fixierte Argumenta- dem Berliner Tiergarten, dem viel Markt operierte. Was bleibt
tionshilfe. Die Lohnquote beim beliebtesten Ausflugsziel der dann also vom Sozialismus? Der
Volkseinkommen hat sich in den Monarchen-Familie. Die mittle- DAS WAHRZEICHEN BERLINS ANNO 1907 zeigt dieses Bild von der Ostseite des Brandenburger Humanismus.
letzten Jahren stetig verringert. Ein re Durchfahrt war ausschließ- Tores. (Foto: Titzenthaler / nh)
Grund ist die zunehmende Mecha- lich seiner Exzellenz, dem Kö-
nig, vorbehalten. Vor der Auflösung der Nato warnt der
nisierung der Fertigung - die wich-
tigste Ursache ist aber in den Tarif- Vorbei mit der stolzen Pracht mußte das Tor wohl seine dun- Juni 1953 zerrten Ostberliner ernsymbol Hammer, Zirkel und
abschlüssen der vergangenen war es im Jahre 1806, als Na- kelste Stunde erleben. Im Sie- Arbeiter dann auch die rote Ährenkranz hoch über der Qua- LE FIGARO
Jahre zu suchen. Die Arbeitneh- poleon siegreich durch das gesrausch zogen kilometerlange Fahne vom Tor. 1958 schließlich driga, auch gestern noch. Beson- Das Ende der Mauer könnte
mer kamen schlecht weg; erst mar- Brandenburger Tor marschierte. SA-Kolonnen mit brennenden wurde in Berlin-Friedenau nach ders nach dem Mauerbau wurde eine Schwächung der Militär-
schierte die Konjunktur mit ent- Die Quadriga ließ er nach Paris Fackeln hindurch. Nur sechs- alten Gipsabdrücken ein neues das Brandenburger Tor, das be- bündnisse mit sich bringen.
sprechend satten Unternehmerge- bringen. Aber dort mußte sie einhalb Jahre später brannte es Gespann mit der Siegesgöttin rühmteste Wahrzeichen Ber- Wenn Gorbatschow auf dem
winnen vorweg, dann überholte die nicht einmal acht Jahre bleiben. überall in Europa. Hitler hatte gegossen. Adler und Eisernes lins, ein Symbol der Hoffnung. Malta-Gipfel Bush vorschlagen
Preisentwicklung plötzlich die ver- Im Frühjahr kehrte das Gespann seinen schrecklichen Krieg ent- Kreuz ließ die SED entfernen, Seit Tagen zogen auf beiden Sei- sollte, die auf dem alten Konti-
einbarten Lohnzuschläge. Es im Triumphzug nach Berlin zu- fesselt. weil diese Symbole zu sehr an ten des Tores Tausende von nent stationierten sowjetischen
stimmt also etwas nicht im Tarifge- rück. Im Frühjahr 1919 er- den preußischen Militarismus Menschen vorbei. Für viele und amerikanischen Truppen
füge und die Gewerkschaften müß- stürmten aufständische Arbei- Am Ende dieses Wahnsinns erinnerten, wie die Partei mein- würde sich ein Lebenstraum er- gleichzeitig abzuziehen, hätte
ten eigentlich alles daransetzen, ter die Quadriga und plazierten war auch die Quadriga nur noch te. füllen, könnten sie wieder durch Europa nichts zu gewinnen.
das Mißverhältnis zu bereinigen. ein Trümmerhaufen. Sie wurde Später flatterte die DDR-Fah- das historische Bauwerk hin- ... Die Rote Armee wird für im-
in luftiger Höhe ein Maschinen- durchgehen.
Fatal an der gegenwärtigen Si- gewehr. Am 30. Januar 1933 1950 heruntergeholt. Am 17. ne mit dem Arbeiter- und Bau- mer vor seiner Tür bleiben.
tuation aber ist, daß sie genau das
nicht tun, was mit Blick auf die
Spannungen in der Tariflandschaft
notwendig wäre. Es geht nämlich
•eistung muß sich wieder loh-
nen - das ist der Tenor einer
Erste Konturen der DDR-Wirtschaftsreform recht, die Abflachung der Steu-
erprogression und ein neues
um Umverteilung der Gewinne: Die Flut von Vorschlägen, die seit Zollgesetz, das die DDR vor
„weiterer Ausplünderung"
Leistung muß sich lohnen
Arbeitnehmer haben ein Anrecht der Ankündigung einer Wirt-
darauf, für die Zurückhaltung ihrer schaftsreform in der DDR die schützt.
Vertreter in den Verhandlungsrun- Medien überschwemmt. Es geht Die Steuerprogression beträgt
den der Vergangenheit und für den um Transparenz, Eigenverant- bei einem jährlichen Gewinn
Erfolg der Unternehmen in den Auf- wortung der Kombinate, Stimu- von 20 000 DDR-Mark bei
schwungjahren endlich mit Mark lierung des privaten Hand- Von dpa-Korrespondent Claus Höcker
und Pfennig entlohnt zu werden. werks, Gewerbes und Handels. Handwerkern 48 Prozent, bei
Normalerweise wäre eine Einigung Gewerbetreibenden sogar 80
zu können, wird künftig das raldirektoren der Kombinate, Die Eigenerwirtschaftung der Prozent und steigt bis auf 90
oberhalb der Fünf-Prozent-Marke Wahrheit und Klarheit sind Bruttosozialprodukt und das werden ausgeweitet. In der für Mittel stößt in vielen Betrieben
möglich. Doch normal ist in dieser bei der Staatlichen Zentralver- Prozent. Das Finanzministerium
Bruttoinlandsprodukt berech- die Konsumgüter wichtigen auf Grenzen durch die Grund- denkt an Freibeträge. Er könnte
Tarifrunde wenig. Denn es geht waltung für Statistik (SZS) nach net. Ob das übliche Produzierte Leichtindustrie sollen sie Pro- mittelausstattung und den Ver-
den Gewerkschaften um Arbeits- dem Sturz des Sündenbocks die Hälfte des Gewinnzuwach-
Nationaleinkommen, das duktionsvolumen und Sorti- schleißgrad. Diese Überalterung ses gegenüber dem vorangegan-
zeitverkürzung. Ihren Mitgliedern Günter Mittag angesagt. Er habe Dienstleistungen nicht enthält, mente „in eigener Verantwor- von Maschinen und Werkzeu-
aber dürfte es eher um volle Lohn- eigemächtig Berichte verfälscht genen Jahr, höchstens jedoch
entfällt, ist unklar. Der Lebens- tung" festlegen. gen ist auch bei der Absicht zu 5000 DDR-Mark, betragen.
tüten gehen. Dumm ist nur, daß sie und davon erfuhr man erst aus standard der Rentner wird 1990 Zur Stärkung des Leistungs- bedenken, die Jahresendprä-
keine Fürsprecher haben. der Presse, so ihr empörter Lei- durch eine Befragung unter- prinzip wird die Autorität der mien ab 1990 zu erhöhen und Was kommt nicht? Die 40-
ter Arno Dond. sucht. Meister gesteigert. Ihr Grund- deutlicher vom Betriebsergebnis Stunden-Woche. Sie bleibt
Horst Seidenfaden
Der Regierung wird vorge- Prinzipieller Nachholbedarf gehalt soll mindestens 150 DDR- abhängig zu machen. Seit 1982 „wichtiges Ziel". Die Ausstat-
schlagen, „die Geheimhaltung wird bei Umweltdaten und Ein- Mark höher als der Nettolohn beträgt die Prämie 800 DDR- tung der Haushalte mit Telefo-
für nahezu alle Kennziffern auf- zelhandelspreisen eingeräumt. der Kollektivmitglieder liegen Mark und wird wie ein 13. Mo- nen ist „nicht heute, nicht 1990
Das Zitat zuheben". Die nicht bekannte
Zahl der mit Verlust arbeiten-
Beides soll sich schon im näch-
sten Jahr ändern. Auf „oktroy-
und ein weiterer Gehaltszu-
schlag von bis zu 30 Prozent
natsgehalt ausgezahlt.
Der vernachlässigte private
und nicht in ein paar Jahren zu
lösen". Die Autoproduktion läßt
„Wann immer in Deutschland der den Betriebe soll veröffentlicht, ierte (aufgezwungene, Red.) möglich sein. Er soll vorrangig Wirtschaftssektor hat in den sich nicht im nötigen Umfang
Zeitgeist weht, er bläst durch das die von Mittag 1979 „willkür- Meldungen mit vorwiegend pro- an die Verhinderung von Still- von der SED umworbenen Na- aufstocken. Privat importierte
Brandenburger Tor." lich" eingestellte Zeitschrift pagandistischem Charakter wie stands- und Ausfallzeiten sowie tional-Liberalen und Liberal- Westautos werden mit einer Lu-
„Statistische Praxis" neu her- Bürger- und Jugendinitiativen" Qualitätserfüllung und mengen- Demokraten neuerdings einfluß- xussteuer belegt. Die Konverti-
Die „Süddeutsche Zeitung" ausgegeben werden. wird verzichtet. mäßige Planerfüllung gebunden bilität der DDR-Mark bleibt
gestern in ihrem „Streiflicht" reiche Fürsprecher. Sie verlan-
auf Seite 1 Um international vergleichen Die Kompetenzen der Gene- werden. gen ein übersichtliches Steuer- noch lange Zeit ein Traum,
Nr. 269 Hessen Freitag, 17. November 1989

CDU und FDP stimmten für, SPD und Grüne gegen den Entwurf

Hessischer Doppeletat 1990/91


,-v
in zweiter Lesung angenommen
Wiesbaden (Ihe). Der hessische Landtag hat den von der CDU/FDP-Landesregierung
vorglegten und von den Koalitionsfraktionen zum Teil geänderten Doppelhaushalt für die
Jahre 1990/91 in zweiter Lesung angenommen.
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Für das Etatgesetz stimmten turen" geben. Größter Einzel-
während der Plenarsitzung am posten unter den Änderungen R A D I O
Donnerstag die Abgeordneten ist die Anhebung der Mittel zur
der Union und der Liberalen. Bekämpfung von Drogenproble-
Die Oppositionsparteien SPD men um 2,5 Millionen Mark.
und Grüne lehnten das Budget Die Steigerungen dienen vor
ab. Ihre Änderungsvorschläge allem dem Schutz der Umwelt, WIR KOMMEN RÜBER
fanden keine Mehrheit. Der der Wissenschaft, den Schulen
Haushalt soll im Dezember in und Kindergärten, der inneren
dritter Lesung endgültig be- Sicherheit, dem Wohnungsbau UKW 103.7, 100.0, 100.3, 104.8
schlossen werden. und dem ländlichen Raum. Dazu
Nach dem ursprünglichen Ka- kommen erhöhte Ausgaben für 5.00-9.00
binettsentwurf sollten die Ein- Umsiedler und Flüchtlinge so- Guten Morgen, Hessen!
nahmen und Ausgaben des Lan- wie stärkere Zahlungen des 9.00-12.00
des während der nächsten zwei Landes an die Kommunen. Die RADIO FFH - Radiomarkt
Jahre im Durchschnitt um je- von der dritten Stufe der Steuer-
weils 3,8 Prozent auf insgesamt reform verursachte Zunahme 12.00-14.00
rund 56,7 Milliarden Mark stei- der Neuverschuldung soll im RADIO FFH - Halbzeit
gen. nächsten Jahr auf etwa 14.00-16.00
Über Nacht verschwinden Grenze zwischen Hessen und Thüringen. Gestern
rückte der erste Trupp der DDR-Grenzeinheiten
Die Landtagsfraktionen der 1,65 Milliarden Mark und 1991
Christ- und Freidemokraten auf 1,55 Milliarden Mark be-
RADIO FFH -
16.00-18.00
Treffpunkt

soll die DDR-Sperranlage auf der Bundesstraße 7 an. Heute muß hier fieberhaft gearbeitet werden, hatten nach der ersten Lesung grenzt werden. RADIO FFH - Feierabend
zwischen Rittmannshausen und Ifta/DDR. Hier wenn, wie geplant, der Übergang am Samstag um die Ausweitung des Budgets um SPD und Grüne begründeten 18.00-19.00
wird für den an diesem Wochenende erwarteten 6 Uhr geöffnet werden soll. Verschwinden müssen 28,5 Millionen Mark sowie Um- ihre Ablehnung des Doppeletats RADIO FFH - Wunschhits
Besucherstrom aus Thüringen ein neuer Übergang bis dahin der Sperrzaun, Graben und Erdwälle. Die schichtungen in Höhe von zu- damit, das Zahlenwerk sei ein
geöffnet, der Verkehr auf diesem alten europäi- B 7 ist ein ausgezeichnetes Entlastungsventil für 19.00-1.00
sammen rund zwölf Millionen „reiner Wahlhaushalt" und RADIO FFH - Radioshow
schen Handelsweg wieder fließen. Seit dem Mittel- den aus Richtung Eisenach zum „alten Check- Mark vereinbart. Damit will die „bloßer Wählerkauf". Es reiche
alter zogen auf dieser Route zwischen den Nieder- point" Wartha/Herleshausen drängenden Fahr- Koalition dem Haushalt vor al- weder im Umweltschutz noch in 1.00-5.00
landen und Mitteldeutschland Kaufleute und Rei- zeugstrom. Er kann dann ab Autobahnausfahrt lem in der Sozial-, Umwelt- und der Sozialpolitik oder beim RADIO FFH - Nachtschicht
sende. Auch Luther und Goethe passierten hier die Eisenach gespalten werden. (h/Foto: Herzog) Kulturpolitik „noch mehr Kon- Wohnungsbau aus.

„Unbürokratische Hilfe" Hartmut Boehmer endgültig abgewählt Abgeordnete und Minister kommen bei Etatdebatte in Zeitnot

Hessen arbeiten SPD stellt künftig den Bad


an DDR-Straßen Hersfelder Bürgermeister
,Halten zu Gnaden, Herr Präsident'
Von u n s e r e m R e d a k t i o n s m i t g l i e d Rolf Effenberger

Wiesbaden (EH). Hessische


Straßenbauer arbeiten bereits auf Bad Hersfeld (hpn). Hartmut schaffende Position eines haupt- Wiesbaden. Der „Fahrplan" Schmidt (FDP), als er gemahnt schen, Jugend, Kindergärten,
dem Gebiet der DDR. Als erstes H. Boehmer amtlichen Ersten Stadtrats. für die zweite Lesung des wurde, er habe seine Redezeil Drogen und Tierschutzbeauf-
Land der Bundesrepublik unter- (Foto) ist mit Außerdem erhalten die Christ- 56,7-Milliarden-Mark-Doppel- mit 20 Minuten schon um fast tragter nicht in zwölf Minuten
stützt Hessen mit seiner Straßen- Ablauf des ge- demokraten wieder den Posten haushalts für die Jahre 1990/91 100 Prozent überschritten. „Ich abzuhandeln sei. Man hätte
bauverwaltung die Instandset- strigen Tages des Stadtverordnetenvorstehers. geriet durch die unvorhergese- habe versucht, auf alle Fragen vielmehr jetzt über den Sinn ei-
zung der neuen Grenzübergänge, nicht mehr Bür- Die CDU-Fraktionsvorsitzen- hene zweistündige Schluß- zu antworten." Seine Rede gab ner Haushaltsdebatte und eine
die in den vergangenen Tagen germeister der de Ursula Gesser beschuldigte debatte zu den Zitaten von Mi- der Minister dann zu Protokoll. Parlamentsreform zu reden,
von Thüringen nach Nord- und Stadt Bad Hers- Boehmer, er habe die CDU zum nisterpräsident Wallmann „Schweren Herzens" werde er meinte sie.
Osthessen geöffnet wurden. Das feld. In offener Wählerbetrug aufgefordert. Sie (CDU) am Mittwochmorgen völ- sich an das „720-Sekunden-Ri-
teilte gestern Wirtschaftsmini- namentlicher warf ihm weiter Unverständnis in lig durcheinander, und Land- tual" halten, kündigte der Grü-
ster Schmidt (FDP) mit. Unbüro- lAbstimmung seinen politischen Entscheidun- tagsabgeordnete wie auch Mini- nen-Abgeordnete Hertle an, be-_ Monologe gehalten,.,,., „,.,«.,,
kratisch und schnell werde bei votierten 41 gen vor. ster kamen in Zeitnot, Kritik, vor er massive Kritik ah Kultus-
der Wiederherstellung von Stra- Stadtverordne- Die SPD-Fraktionsvorsitzende Gegenkritik und Argumente minister Wagners (CDU) Schul-
ßendecken und auch Parkplätzen te in einem Christa Bittner hielt dem schei- vorzutragen. politik übte. Dafür hätte er viel Gelegentlich entspann sich
auf DDR-Seite geholfen. zweiten Wahl- denden Bürgermeister vor, er mehr Zeit gebraucht. eine kurze Sachdebatte, häufig
gang nach vier Wochen für seine habe seine Wiederwahl nie aber wurden Monologe gehal-
Nach Angaben von Schmidt Abberufung. Nur die drei Vertre- „720-Sekunden-Ritual" ten. Gemeinhin wird behauptet,
werden von heute 15 Uhr an in ernsthaft betrieben. Boehmer „Über Reform reden" die Haushaltsdebatte sei die
ter der NPD stimmten vor rund habe sich maßlos selbst über-
einer Gemeinschaftsaktion des 250 Zuhörern in der Stadthalle Stunde des Parlaments. Wenn
Wirtschaftsministeriums und schätzt, und ihm seien die Spiel- Zwei Tage waren vorgesehen, das so sein sollte, müßten sich
gegen die Abwahl Boehmers, der regeln der Demokratie immer gestern und vorgestern. Mit „Ich halte den Sozialetat für
des ADAC Hessen an die Besu- am 28. September mit den Stim- die Abgeordneten Gedanken
cher aus der DDR die angekün- noch unbekannt. freundlicher Strenge wachte der ausgewogen, zukunftsweisend darüber machen, wie das zu ver-
men von CDU und NPD für eine Der Fraktionsvorsitzende der jeweils amtierende Präsident und einleuchtend und empfehle
digten Karten verteilt, die Infor- dritte Amtszeit gewählt worden wirklichen wäre.
mationen über die Grenzüber- Grünen, Hans-Jürgen Schülbe, darüber, daß die von Fraktions- die Annahme", erklärte die
war. Diese Wahl verursachte bescheinigte den beiden großen geschäftsführern und Ältesten- FDP-Abgeordnete Babel kurz
gänge und die dazugehörigen bundesweite Proteste. Gestern zeigte sich abermals,
Wegweisungen enthalten. Fraktionen die erschreckende rat vereinbarten Zeiten einge- und bündig und gab ihre Rede daß die Verabschiedung des
Bereits im ersten Wahlgang am Unfähigkeit, Fehler einzugeste- halten wurde. Das glückte nicht ebenfalls zu Protokoll. Zuvor Etats mit ihren rhetorischen Zu-
12. Oktober hatten die Stadtver- hen und zu korrigieren. „Die immer. „Halten zu Gnaden, hatte sie darauf hingewiesen, gaben lediglich ein Ritual ist -
„Thüringen einladen" ordneten Boehmer das Vertrauen Koalition der Verlierer ist Herr Präsident", entschuldigte daß der Themenbereich Ge- diesmal von 720 Sekunden pro
entzogen. Trotz einer inzwischen geboren". sich Wirtschaftsminister sundheit, Pflege alter Men- Fraktion und Einzelplan.
In der kommenden Woche will gegründeten Bürgerinitiative Unter großem Gelächter setzte
Schmidt Gespräche mit Behör- „pro Boehmer", die rund 5000 sich der Fraktionsvorsitzende
denvertretern von jenseits der Stimmen für den 48jährigen frü- der NPD, Franz Knoll, für Boeh- Frankfurt (Ihe). Unter dem Hessischer Rundfunk rufen wird. Nach Darstellung
Grenze führen, um zu erfahren, heren CDU-Politiker gesammelt mer ein. „Der CDU paßt die Heb- Motto „Begegnung in Hessen" des hr sollen dabei Gutscheine
welche weiteren konkreten Hil- hatte, blieb die überwältigende amme (NPD) nicht, und sie will veranstaltet der Hessische in Höhe von mindestens 50
Mehrheit des Stadtparlaments jetzt das Kind aussetzen." Mini- Rundfunk (hr) Hilfsaktionen für Mark bei Einzelhandelsgeschäf-
fen das Land Hessen für Thürin-
gen leisten könnte. Der Wirt-
schaftsminister regte bei seinen
bei ihrer Entscheidung.
In einer gemeinsamen Pres-
sterpräsident Wallmann und
Staatssekretär Stanitzek (beide
DDR-Bürger. In den dritten und
vierten Hörfunk-Programmen
Wunschtitel für ten gekauft und über das Deut-
sche Rote Kreuz an die Über-
Kollegen in Nordrhein-West-
falen und Niedersachsen an, zu
seerklärung von CDU und SPD
sprachen sich die Fraktionen für
CDU) seien „die falschen Souf-
fleure" gewesen.
können die Hörer für eine Spen-
de von 50 Mark ihren Wunsch- 50-DM-Spende siedler weitergeleitet werden.
Für dieses Wochenende hat
der nächsten Regionalkonferenz einen „unbelasteten Neuanfang" Nach seiner engültigen Ab- titel spielen lassen. Das Geld der Sender zu Begegnungen bei
Nordhessen, Südniedersachsen aus. Beide wollen wichtige Sach- wahl erhält der nach Besoldungs- wird auf einem Konto des Pari- aus der DDR benutzt werden. einer hr3-Disco-Party (Samstag,
und Ostwestfalen im Frühjahr und Personalentscheidungen ge- gruppe B 3 (rund 9000 DM brutto) tätischen Wohlfahrtsverbands An Übersiedler aus der DDR 19 Uhr) und einem hr4-Tanztee
auch Vertreter Thüringens an meinsam tragen. Dies bedeutet, bezahlte Jurist Boehmer fünf gesammelt und soll für Trans- wendet sich die Aktion „Start- (Sonntag, 16 Uhr) in Eichenberg
„den berühmten runden Tisch" daß die SPD den neuen Bürger- Jahre lang 75 Prozent seiner Be- port, Übernachtungen und Ver- hilfe", zu der in der Fernseh- (Werra-Meißner-Kreis) eingela-
einzuladen. meister stellt, die CDU die neuzu- züge, danach etwa 65 Prozent. pflegung von Kurzbesuchern sendung „Hessenschau" aufge- den.

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Nr. 269 Stadt Kassel Freitag, 17. November 1989

Kassel (m.s.). Der frischen Schadstoffe in der Luft


Meeresluft von Nordwesten
Bei 0,6 mg liegt der Grenzwert
nach der Smog-Verordnung. Kurz
folgte ein Hoch. Doch meist
blauer Himmel und strahlender
All die Meßwerte, so stuft es
Umweltdezernent Wurbs ein, gefragt
Sonnenschein trügen. Die „gol-
dene" Novemberluft enthält
Schadstoffe. Die Arbeitsgruppe
Luft der Gesamthochschule
Neues Hoch läßt Belastung steigen „bereiten uns im Moment kei-
nerlei Sorgen". Um diese Jah-
reszeit habe es früher schon
wesentlich höhere Belastungs- Wolfram
Kassel sprach gestern von einer Holländischen Platz wurde ge- trieb) zwischen 2,2 und 10,8tung beimessen, die er auf dem werte gegeben. Bremeier
Inversionslage, also einer luft- stern Spitzenwerte von 8 Milli- Milligramm. Dagegen hätten, so ersten Blick habe: Durch die Überwiegend sonnig und
austauscharmen Wetterlage. gramm Kohlenmonoxid pro Ku- Umweltdezernent Ludolf Anhäufung von Trabis bei- trocken bleibt das Wetter - so
Die hatten wir schon zum Be- bikmeter Luft gemessen. Der Wurbs gestern abend, die Drei- spielsweise rund ums Rathaus gestern abend die Vorhersage.
ginn der Woche, allerdings mit Grenzwert nach der Smog-Ver- Stunden-Mittelwerte am Mitt- werde dieser Halbstunden-Mit- Die Tageshöchsttemperaturen
etwas höheren Belastungen als ordnung beträgt bei Kohlen- woch und Donnerstag zwischen telwert „plötzlich total verän- werden danach bei etwa sechs
gestern. monoxid 30 Milligramm. 1,2 und 2,2 Milligramm gele- dert". Dies sei derzeit der Fall. Grad liegen, nachts muß weiter
Die Winde in Bodennähe Die Kohlenmonoxid-Halb- gen. Beim Schwefeldioxid lagen mit Frost bis zu minus vier Grad
wehten gestern aus östlichen stunden-Mittelwerte schwank- Laut Wurbs sind es auch die die Werte gestern bei durch- gerechnet werden. Ein kräftiges
Richtungen. Trotzdem gab es ten gestern an den Kasseler vielen Fahrzeuge aus der DDR, schnittlich 0,09 Milligramm pro Hoch mit Schwerpunkt über
nach Angaben der Universi- Meßstationen Bettenhausen die diese Werte beeinflussen. Kubikmeter, während es am Dänemark bestimmt derzeit un-
täts-Arbeitsgruppe „eine rela- und Nord (die Station in der Dem Halbstunden-Mittelwert Mittwoch nur zwischen 0,02 ser Wetter. Und daran soll sich
tiv hohe Luftbelastung". Am Südstadt ist derzeit außer Be- dürfe man aber nicht die Bedeu- und 0,03 mg gewesen waren. am Wochenende wenig ändern.

Altmarkt Gastronomen aus Arnstadt leiten Hotel in Pforzheim


Raub auf der morgens und abends wird in

Im Westen wuchs das Heimweh


der Kasseler Luft derzeit eine
erhöhte Schadstoffbelastung ge-
Kreuzung messen. Deshalb gilt weiter der
Appell, beim Weg zur Arbeit
möglichst aufs Auto zu verzich-
ten und mit Bussen und Bahnen
Kassel (ach). Mitten auf der Kassel / Pforzheim (b). Chri- zu fahren. Nehmen sich Kassels
Altmarkt-Kreuzung wurde in stel und Gerhard Schmidt aus Umwelt- und Verkehrsdezer-
der Nacht zum Donnerstag ge- Kassels DDR-Partnerstadt Arn- nent Ludolf Wurbs und KVG-
gen 1.45 Uhr ein 21 jähriger Au- stadt haben es scheint's ge- Chef und Stadtkämmerer Wolf-
tofahrer aus Kassel von drei schafft. Wenige Wochen nach ram Bremeier selbst beim Wort?
Männern gestoppt, aus dem ihrer Flucht über Ungarn in den
Wagen gezerrt, verprügelt und Goldenen Westen -.und einer Wie sind Sie heute früh ins Büro
seiner Jacke sowie 500 Mark Zwischenstation in Kassel - hat gekommen?
Bargeld beraubt. das Ehepaar in der Goldstadt
Einen der Tatverdächtigen, Pforzheim einen neuen Lebens- Wurbs: Ich bin heute mit dem
einen 25jährigen Mann aus weg eingeschlagen. Die Über- Auto gekommen, weil ich je-
Frankfurt, nahm die Polizei we- siedler, die in der DDR den no- weils nach meinem Terminka-
nige Minuten später fest. Nach blen Hotel- und Gaststättenbe- lender entscheiden muß, ob ich
den beiden weiteren Tätern trieb „Veste Wachsenburg" lei- mit der Straßenbahn oder mit
wird noch gefahndet. teten, stehen seit dem 1. Okto- dem Auto fahre. Und so bin ich
Laut Darstellung des 25jähri- ber an der Spitze des First-class- diese Woche nur einmal mit der
gen, der sich heute vor einem Hotels „Goldene Pforte", das Straßenbahn gefahren.
Haftrichter verantworten muß, „erste Haus am Platze", wie Di- Bremeier: Heute morgen bin
hätten sich die drei Autoinsas- rektor Schmidt nicht ohne Stolz
belehrt. ich mit dem Auto gekommen.
sen des Frankfurter Wagens
über den Fahrstil des 21jährigen Der wesentliche Grund, war- Können Sie denn bei den Termi-
geärgert. Bei der Prügelei auf um es Christel und Gerhard nen nicht mal aufs Auto verzich-
der Kreuzung soll nach Anga- Schmidt leichter als viele ihrer ten, Herr Wurbs?
ben der Pohzei auch die 19jähri- Landsleute hatten, im Westen Wurbs: In dem einen oder an-
ge Beifahrerin des 21jährigen sofort Fuß zu fassen, liegt in ih- deren Fall geht das zu Fuß, mit
Kasselers Schläge abbekommen rem Beruf. „Gastronomen wer- öffentlichen Verkehrsmitteln.
haben. den gesucht, wir hatten sogar Manchmal geht das nicht, wenn
die Qual der Auswahl", zieht es Entfernungen sind, wo ohne
Gerhard Schmidt eine positive längere Fußwege oder umständ-
Fahndung erfolgreich Bilanz der vergangenen Wo- liches Umsteigen die Zeiten ein-
chen. fach .nicht einzuhalten sind.
Nach zehnminütiger Fahnr , Sfe "meinerualso, da müßte sieh
düng entdeckte eine Funkstreife ' was ändern bei der KVG, weil sie
des 1. Reviers den gesuchten ..Freundschaft geschlossen gerade länge?Zeiten undumständ-
Frankfurter Pkw am Steinweg. liches Umsteigen ansprachen?
Im Auto saß freilich nur noch Und dann sind da noch Rose- Wurbs: Das ist das eine. Das
der 25jährige, der Aussagen marie und Herbert Rosenthal, andere: Es gibt auch Bereiche
über die Identität seiner Mitfah- die die Übersiedler nicht nur innerhalb der Stadt, die vom
rer verweigert. Auch die Jacke sechs Wochen in ihrer Hotel- Netz nicht erschlossen sind.
und die 500 Mark des Opfers pension „Kö 78" aufnahmen, Bei Terminen sieht man Sie meist
sind noch nicht wieder aufge- sondern ihrem beruflichen CHRISTEL UND GERHARD SCHMIDT aus Kassels Partnerstadt Arnstadt haben im Westen schnell Fußmit der Dienstlimousine, Herr Bre-
taucht. Glück auch erheblich auf die gefaßt. Vor sechs Wochen haben sie die Geschäftsführung des 230-Betten-Hotels „Goldene Pforte" meier. Warum?
Die Polizei will den 25jährigen Sprünge halfen. „Wir haben im baden-württembergischen Pforzheim übernommen. (Fotos: Holz) Bremeier: Das kommt darauf
in Haft nehmen lassen, weil der Freundschaft geschlossen", sagt an. Die meisten Termine liegen
Mann bereits mehrfach wegen die 34jährige über ihr Verhält- im Königstor oder im Rathaus,
Körperverletzung vorbestraft nis zu den Rosenthals, die sie me. Erfurt und Kassel seien sich kenswerte und liebenswerte den vergangenen drei Monaten und da pendle ich immer zu Fuß
sei, so ein Polizeisprecher. Der bereits in Pforzheim bewirten vom Dialekt her ähnlicher, und Stadt, mit seiner Wilhelmshöhe, im Westen hatten, kommt aus hin und her. Wenn es Termine
Autofahrer aus Frankfurt mußte konnten. es sei nun mal ein bißchen ko- man kann da sehr schnell zu dem Munde der Übersiedler sind, die sehr knapp sind, dann
sich wegen Alkoholverdachts Obwohl die Schmidt's vom misch, wenn er seine Gäste - Hause sein, Kassel fehlt uns", eine erstaunliche Bemerkung: kommt es schon vor, daß ich
auch einer Blutentnahme unter- Fach sind, waren sie anfangs wie sich das in Baden-Württem- resümiert der 44jährige und „Wenn wir mit Bestimmtheit ge- auch mit dem Auto fahre.
ziehen, sein Führerschein wur- doch beeindruckt über den berg gehört - mit „Grüß Gott" erntet zustimmendes Nicken wußt hätten, wie sich die Dinge
de sichergestellt. Stand der Gastronomie in der empfange und mit „Adele" ver- seiner Frau. Auch sind beide im- in der DDR entwickeln, wären Meinen Sie nicht auch, daß Sie
Bundesrepublik, vor allem der abschiedete. mer noch gerührt von der Herz- wir dort geblieben...Wir haben als Vorbild sozusagen mit Bussen
Einsatz der EDV-Technik war Auch hätten ihnen die Mitar- lichkeit, die ihnen als Arnstäd- voreilig gehandelt." Auch und Bahnen voranfahren müßten,
Zeugen gesucht ihnen fremd. Doch inzwischen beiter und Gäste anfangs eher tern in Kassel entgegengebracht macht Gerhard Schmidt keinen gerade jetzt zur Smog-Zeit?
haben sie die technologischen „gemischte Gefühle" entgegen- wurde: „Es besteht eine echte Hehl aus seinen Tränen, die er Wurbs. Dies ist richtig, des-
Die Polizei hofft, daß sich Zeu- und betriebswirtschaftlichen gebracht. Andererseits glauben Partnerschaft." am Abend des 9. November „aus halb habe ich ja gesagt, ich bin
gen melden, die das nächtliche Defizite ausgeglichen. „Wir ha- sie aber, daß sie „vom Prinzip Und so hoffen sie, daß das tiefster Überzeugung" vor dem diese Woche auch schon Stra-
Geschehen im Bereich der Alt- ben uns freigeschwommen und her" im Schwabenland nicht fehl Pflänzchen Partnerschaft zwi- Fernseher vergossen hat. ßenbahn gefahren.
markt-Kreuzung und den roten fühlen uns der Aufgabe gewach- am Platze sind, weil es ein „em- schen Kassel und Arnstadt zur Und noch etwas ist bemer- Bremeier. Selbstverständlich
Opel-Kadett des Tatverdächti- sen", versichert Gerhard siges Völkchen" sei. vollen Blüte kommt, daß vor al- kenswert. Vor einem Viertel- ist das nötig. Und für jeden von
gen beobachtet haben. Hinweise Schmidt nach „sechs Wochen Dennoch: Ins Schwärmen ge- lem auch die Menschen davon jahr war es Christel Schmidts uns kommt es darauf an, daß wir
auf Täter oder Tathergang wer- ohne einen freien Tag". rät das Ehepaar Schmidt nur profitieren können und nicht größter Wunsch, endlich einmal umdenken. Das gilt für den Vor-
den unter der Kasseler Telefon- Mit der Goldstadt Pforzheim dann, wenn es von Kassel er- nur Funktionäre. nach Paris zu reisen. Jetzt heißt standsvorsitzenden der KVG
nummer 78 11 erbeten. haben sie dagegen noch Proble- zählt. „Kassel ist eine bemer- Trotz des Glücks, das sie in ihr erstes Reiseziel: Arnstadt. wie für jeden Arbeitnehmer.

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DDR-Übersiedler
St. Pauli 1:0 Ehrenpreis Jugoslawien HNA-Serie Nordhessen: Zum Tage
37 000 binnen Golkes „Bambi" 90 Tote in Wohin mit Europas Hoffnungen
einer Woche Siegtor für Teddy Bergwerk dem Müll? Treffpunkt Mans Modrow, der Hoffnungsträ-
Bonn (AP). Seit Öffnung der ger der Reformkräfte in der DDR,
DDR-Grenzen vor einer Woche Nach fünf sieglo- Der „engagierte Bei einem Feuer in Die Müllberge Nordhessens Me- hat den Menschen neue Hoffnun-
sind bis gestern morgen rund sen Spielen in der und unermüdliche den Kohlenberg- wachsen, auch in tropole Kassel, mit- gen gemacht, aber noch keine
37 200 Übersiedler in die Bun- Fußball-Bundesliga Kämpfer für ein le- werken von Aleksi- Kassel. Wie die ten in Deutschland, Hoffnungen erfüllt. Der Regie-
desrepublik gekommen. Ge- sorgte der FC St. bendiges Jerusa- nac im Süden der ju- Verantwortlichen entwickelt sich zum rungschef scheint bereit, in die
stern waren es laut Bundesin- Pauli durch ein Tor lem", Teddy Kollek goslawischen Teil- der Stadt darauf Europa-Treffpunkt richtige Richtung zu marschieren,
nenministerium etwa 700 Men- von Golke mit 1:0 (78, Bild), Bürger- republik Serbien reagieren und ob im Ost-West-Ver- vom gesteckten Ziel ist er noch
schen. Rund 2,4 Millionen rei- gegen Fortuna Düs- meister der Stadt sind am Freitag etwa ihre Konzepte er- kehr. Die Politik der weit entfernt. Mit seinem neuen
sten diese Woche als Besucher seldorf wieder für seit 1965, ist vom 90 Kumpel ums Le- folgversprechend Entspannung als Kabinett aus Reformern und aner-
aus der DDR ein - die Besucher ein Erfolgserlebnis. Verlagshaus Burda ben gekommen. Das sind, beleuchtet die eine Chance der Re- kannten Fachleuten wirbt er um
in Berlin nicht eingerechnet. Nürnberg und Kai- mit dem Ehren- meldete am späten HNA in einer drei- gion! - Bericht in Vertrauen, doch er muß wissen,
Das Deutsche Rote Kreuz in serslautern trennten Bambi ausgezeich- Abend Tanjug. teiligen Serie. Die der daß es sich nur um eine Über-
Bonn dementiert derweil DDR- sich 0:0. Siehe net worden. Siehe Siehe Blick in die erste Folge steht gangsregierung handeln kann.
Sport.
Schätzungen von über 10 000
Rückkehrwilligen.
„Blick in die Zeit". Zeit. heute im Lokalteil. Sonntagszeit Vom Machtmonopol der SED
wird die DDR erst befreit sein,
wenn neben den bisherigen Block-
partnern neue, unabhängige Par-
Für „Vertragsgemeinschaft" mit Bonn DDR-Bürger / Bereits gestern Millionengrenze erreicht teien in der Regierung vertreten
sind. Die jetzige Koalition bleibt
eine Scheinkoalition, solange sie
sich allgemeinen, freien und gehei-

Modrow will Größte Reisewelle rollt


men Wahlen verweigert. Erst am
Wahlgesetz wird sich erweisen, ob
dem Volk nur neuer Wein in alten
Schläuchen kredenzt wird oder ob
die versprochene Demokratisie-

DDR-Wirtschaft
rung ernstgemeint ist.
Mit Halbheiten wird die Wende
auch auf dem Feld der Wirtschaft
nicht gelingen. Modrow hat recht,
wenn er mehr betriebliche Eigen-

radikal umbauen verantwortung und mehr Markt ver-


langt, um das Interesse der Men-
schen zu mobilisieren und die Pro-
duktion zu steigern. Nur mit einer
Reform an Haupt und Gliedern wird
es ihm jedoch gelingen, die Versor-
Berlin (dpa). Der neue DDR-Regierungschef Hans Mo-
drow plant radikale Reformen zur Bewältigung der Wirt- gungskrise zu beheben und den
Staatsbankrott abzuwenden.
schaftskrise und einen demokratischen Neubeginn. In seiner
Die Bundesrepublik ist zur Hilfe
Regierungserklärung erteilte Modrow am Freitag in Ost- bereit. Vernünftige Regeln der Ko-
Berlin einer Wiedervereinigung eine klare Absage, schlug operation sind dabei wichtiger als
Bonn jedoch eine „umfassende Vertragsgemeinschaft" vor. neue Vertragsformen. Ein erster
Prüfstein wird die Umwandlung
Nach einer rund fünfstündi- men (Joint Ventures), Investi- des Begrüßungsgeldes sein. Die
gen Aussprache nahm die tionsbeteiligung und Projekte im DDR-Regierung muß dazu beitra-
Volkskammer die Regierungs- Umweltschutz. Seine Regierung gen, daß den Besuchern ein mög-
erklärung einstimmig an. Über bekenne sich zu einem „soziali- lichst hoher DM-Betrag zu einem
das Kabinett, das Modrow zu stischen Unternehmergeist". möglichst günstigen Kurs angebo-
Beginn der zweitägigen Sitzung Modrow gestand ein, daß sich ten werden kann.
der Volkskammer präsentiert die DDR in großen finanziellen Achim v. Roos
hatte, wird heute abgestimmt. Schwierigkeiten befinde. Ein
Die neue Regierung soll mit 28 Volkswirtschaftsplan und der
Mitgliedern deutlich kleiner- Staatsetat 1990 könnten gegen-
werden als die alte mit 44. Künf-
tig soll die SED außer dem Re-
wärtig nicht aufgestellt werden.
Bei den Staatseinnahmen gebe Verwirrung
gierungschef nur noch 16 Mini- es ein Defizit von 15 Milliarden
ster stellen. Die anderen vier DDR-Mark. Alle kurzfristig
möglichen Maßnahmen für eine
m tmmi hatte gestern der erwartete
Millionenansturm von DDR-
höhere Produktion und zur Er- parken < — Besuchern bei den bundes-
Der Kern der neuen Regierungs- höhung der Stabilität der Wirt- deutschen Behörden ausge-
mannschaft wird aul „ Themen desschaft sollten verfolgt werden. löst. Der Strom Hunderttau-
Tages" vorgestellt. - Über eine Wegen der neuen Reisefreizü- sender, der schon am Freitag
Kundgebung des Neuen Forums ingigkeit müßten Maßnahmen AUF DIE EISWIESE am Kiessee wurden die DDR-Besucher in Göttingen gelotst. In den Innenstädten einsetzte, überforderte das
Leipzig berichtet das ARD-Fernse-„zum Schutz unserer Währung" von Göttingen (Foto) und Duderstadt gab es gestern den ersten Riesenansturm des Wochenendes. bundesweite Meldesystem.
hen heute ab 10 Uhr. ergriffen werden. (Fotos: Otto) Gestern nachmittag teilte das
Innenministerium mit, daß
Hamburg/Kassel (dpa/Eig. allein zwischen 4.00 und
in der DDR zugelassenen Partei- Wartburgs gegen Mittag jeweils Grenze wollte die DDR nach 14.00 Uhr 3 014 424 DDR-
en sind nunmehr auf elf Posten „Entwicklung unumkehrbar" Ber.). Die größte Reisewelle in 70 Kilometer lange Schlangen. Angaben von ADN am Freitag
der deutsch-deutschen Ge- Bürger eingereist seien. We-
vertreten. Viele DDR-Bürger mußten bis ursprünglich 18 neue Grenz- nige Stunden später mußte
Modrow betonte, die Wirt- Modrow kündigte Änderun- schichte rollt: Noch vor Feier- zu sechs Stunden trotz aufgege- übergänge für Straße oder diese Zahl korrigiert werden.
schaftsreform in der DDR be- gen des Medien-, Reise- und abend kamen gestern nach Mit- bener Kontrollen auf die Passa- Schiene öffnen. Damit würden Es waren bis 14 Uhr genau
deute nicht die Abschaffung der Paßgesetzes sowie des Straf- teilung des Innenministeriums ge warten. Auch auf Bundesge- über 50 Grenzübergangsstellen 479 630, räumte ein Spre-
Planung. Seine Regierung wolle rechts an. Das gefürchtete Mini- knapp 480 000 Menschen aus biet ging es oft nur im Schrittem- bestehen. Die Öffnung einiger cher ein. Als Grund für die
aber „den Markt mit seiner sterium für Staatssicherheit der DDR in die Bundesrepublik. po vorwärts, so auch zwischen der neuen Übergänge verzöger- Falschmeldung gab er Fehler
Ware-Geld-Beziehung zum or- wird durch ein deutlich verklei- Am Abend war die Millionen- Hess. Lichtenau und Kassel. te sich jedoch. Nach Angaben im Meldesystem zu.
ganischen Bestandteil sozialisti- nertes Amt für Nationale Si- grenze erreicht, davon allein die Kassels Innenstadt war „zu". des Bundesgrenzschutzes in
scher Planwirtschaft" machen. cherheit ersetzt. Zudem soll ein Hälfte in West-Berlin. Der Mas- Geschätzt wurde die Zahl der Kassel ist für heute um 6 Uhr die
Verfassungsgericht geschaffen senaufbruch hat auf beiden Sei- DDR-Bürger auf rund 30 000. Öffnung des Übergangs Ritz-
werden. Die demokratische Ent- ten der Grenze zu einer chaoti- Am Grenzübergang Witzenhau- mannshausen/Ifta für Fußgänger
„Zusammenarbeit ausbauen" wicklung sei unumkehrbar, be- schen Verkehrslage geführt. Die sen/Hohengandern setzte der und Fahrzeuge geplant. Außer- DDR-Mark
tonte Modrow: „Das Volk wür- Zentren der grenznahen Städte Ansturm am Nachmittag mit dem gibt es Hinweise, daß im
de jeden beiseite fegen, der eine waren überfüllt. dem Ende der Arbeitszeit ein. Laufe des Tages neue Durchgän-
Eine „Überlebensfrage" sei
außenwirtschaftliche Stabilität.
Mit Unternehmen kapitalisti-
Wiederherstellung alter Ver-
hältnisse zu versuchen wagt."
Vor den Grenzübergängen
reichten die Autoschlangen bis
Schwarz vor Menschen waren
die Einkaufsstraßen in Witzen-
ge für Fußgänger bei Bad Soo-
den-Allendorf, Frieda, Heldra, Kurs stark
hausen. Widdershausen und Rittmanns-
scher Länder sollte die Zusam-
menarbeit ausgebaut werden.
Die Bevölkerung bat er um einen
Vertrauensvorschuß.
Fortsetzung nächste Seite
zu 80 Kilometer tief in DDR-Ge-
biet hinein. Völlig überfüllte
Sonderzüge trafen mit mehr-
hausen geschaffen werden sol-
len. In Südniedersachsen wartet
gefallen
Die DDR sei offen für Vorschlä- Siehe „Zum Tage" „Alles brechend voll" man ebenfalls gespannt auf
ge wie Gemeinschaftsunterneh- stündiger Verspätung ein. Zug- Hamburg (dpa/vwd). Der zu-
türen hatten wegen Überfüllung 6 Uhr: Weitere Grenzübergänge
für Fußgänger zwischen Duder- nehmende Reisestrom aus der
nicht geschlossen werden kön- Die Züge aus der DDR waren DDR in die Bundesrepublik hat
nen. Wie die DDR-Nachrichten- stadt und Ecklingerode sowie
nach Darstellung der Bundes- Besenhausen und Kirchgandern Konsequenzen für das bisherige
Von nun an täglich: agentur ADN berichtete, war bahn „brechend voll". Reisende, Umtauschverhältnis DDR-Mark
die Lage zwischen Dresden, sollen eröffnet werden.
die keinen Platz mehr fanden, gegen D-Mark. Lag anfänglich
Halle, Leipzig, Rostock und Ber- hatten in Reichenbach/Sachsen Die bundesdeutschen Behör- das Verhältnis in etwa bei zehn
lin sowie auf der Strecke Plauen
Eine Seite mit dem Titel ,DDR' in die Bundesrepublik beson-
ders kritisch.
die Gleise blockiert, bis neue
Waggons angehängt wurden.
In West-Berlin setzte am Mit-
den in den grenznahen Orten
haben für das zweite deutsche
Wiedersehens-Wochenende
DDR-Mark für eine DM, so ist
der Kurs der Ost-Mark zum Wo-
chenschluß auf 20 zu eins gefal-
Ü b e r Jahrzehnte gab es in dem wir unser Redaktionspro- Die bundesdeutsche Polizei tag der Ansturm von DDR-Be- Vorbereitungen für einen noch len, das heißt für zehn DDR-
der DDR kein öffentliches Le- gramm erweitern und ab sofort bezeichnete die Situation an suchern ein. Die Stadt rechnet größeren Besucheransturm als Mark gibt es nur noch 50 Pfen-
ben in unserem Sinne. Ent- eine Seite mit dem Titel „DDR" vielen Grenzübergängen als mit mehr als den zwei Millionen am vergangenen Wochenende nig. Hintergrund ist eine starke
sprechend karg oder einförmig einrichten. Aus technischen „verheerend" oder „totales Cha- vom letzten Wochenende. Um getroffen, als über vier Millio- Verunsicherung des Marktes, da
waren die Nachrichten aus Gründen können wir ihr in- os". Über den südniedersächsi- einen immer länger werdenden nen Menschen kamen. Nach bei den Banken Abnehmer für
dem anderen Teil Deutsch- nerhalb der üblichen Seiten- schen Grenzübergang Duder- Stau von DDR-Fahrzeugen am Angaben des Ost-Berliner In- das Ost-Geld zur Zeit nicht zu
lands. Das hat sich radikal ge- folge leider keinen festen Platz stadt sind gestern rund Übergang Invalidenstraße auf- nenministeriums stellten die sehen sind. Außerdem - so heißt
ändert. Die DDR ist eine pau- zuweisen. Aber erscheinen 30 000 Menschen eingereist. zulösen, vergrößerten DDR- DDR-Behörden seit Grenzöff- s - wollten Kaufhäuser und
senlos sprudelnde Nachrich- soll sie jeden Tag. An den Autobahnübergängen Bauarbeiter das Loch in der nung am 9. November fast 9,6 Tankstellen von den Banken Ab-
tenquelle. Wir als Zeitung Herleshausen (Werra-Meißner- Mauer. Laut ADN will Ost-Ber- Millionen Visa für Privatreisen nahmegarantien zu festen Prei-
wollen dem entsprechen, in- Kreis) und Rudolphstein (Bay- lin weitere U-Bahnhöfe öffnen. und 16 151 Genehmigungen zur sen für die DDR-Mark. Dies ist
Die Redaktion ständigen Ausreise aus. offenbar nicht erreicht worden.
ern) bildeten die Trabis und Entlang der innerdeutschen
Nr. 270 Politik Samstag, 18. November 1989

Namen und Thema bei Seiters' Gesprächen in Ost-Berlin Wiedervereinigung CSU-Parteitag / Waigel:
Nachrichten

Rakowski enttäuscht
Änderung beim Begrüßungsgeld? Kohl: Kein
Alleingang
„DDR-Reformen
ungenügend"
Der polnische KP-Chef Mieczy- Bonn (dpa). Zu den Themen, de „irgendwo zwischen 1:1 und nung von Bundeskanzler Kohl
slaw Rakowski die Kanzleramtschef Seiters 1:10 Ost-Mark" liegen, hieß es mit Krenz in der DDR noch in Bonn (dpa). Bundeskanzler München (AP/dpa). Die CSU
hat bedauert, (CDU) am Montag nachmittag dazu. Der künftige Geldum- diesem Jahr dienen. Dabei wer- Kohl hat die Bonner Bereitschaft hält die von der neuen DDR-
daß Bundes- mit DDR-Staats- und Parteichef tausch soll auf jeden Fall in der den Zeitpunkt und Bedingungen bekräftigt, die reformorientier- Staats- und Parteiführung ein-
kanzler Kohl Krenz in Ost-Berlin besprechen Bundesrepublik und nicht in der freier Wahlen eine wesentliche ten Länder Osteuropas und die geleiteten Reformen für ungenü-
bei seinem Be- wird, gehört auch eine Neurege- DDR erfolgen, wird betont: „Es Rolle spielen. DDR zu unterstützen. Zugleich gend. Zum Auftakt ihres 53.
such in War- lung für das bisher einmalige Be- muß klar bleiben, woher das versicherte er gestern beim Jah- Parteitages in München forderte
schau nicht im grüßungsgeld von 100 DM, das Geld kommt." Im Bundesetat Seiters versicherte am Freitag resempfang des Diplomatischen sie gestern die vollständige Be-
Namen der DDR-Bürger bei einer Reise in 1990 stehen für das Begrü- nach der Sitzung der DDR- Korps im Palais Schaumburg, seitigung der Berliner Mauer
Bundesrepu- die Bundesrepublik erhalten. ßungsgeld 700 Millionen DM Volkskammer, es bleibe bei dem daß es in der „existentiellen Fra-, und die Freilasung aller politi-
blik „den Polen, Die Überlegungen in der Bon- zur Verfügung, der Betrag kann Angebot des Kanzlers, „daß wir ge" der Wiederherstellung der schen Gefangenen in der DDR.
Europa und der ner Regierungskoalition gehen auf eine Milliarde DM aufge- zu einer völlig neuen Dimension Einheit Deutschlands keinen Zwar wertete der Parteivor-
Welt feierlich dahin, daß DDR-Reisende vom stockt werden. der Hilfe und Zusammenarbeit nationalen Alleingang geben sitzende Waigel die bisherigen
zugesichert 1. Januar 1990 an in den Banken Die Gespräche Seiters' in Ost- bereit sind, wenn ein grundle- werde: „Wir brauchen hierfür Erneuerungen als Schritt in die
hat, daß ein der Bundesrepublik in einem be- berlin - auch mit Regierungs- gender Wandel des politischen den Schulterschluß mit unseren richtige Richtung, doch müsse
vereinigtes Deutschland höch- stimmten Umfang zu einem gün- chef Modrow - sollen der Er- und wirtschaftlichen Systems in Verbündeten, wir brauchen die DDR klarstellen, daß die
stens bis an Oder und Neiße stigeren Kurs DDR-Mark in kundung der weiteren Reform- der DDR entsprechend dem auch das Vertrauen aller unse- Verfassung tatsächlich geändert
grenzt". Das Fehlen einer sol- West-Währung umtauschen schritte der DDR-Führung und Willen der Bevölkerung unum- rer Nachbarn in West und Ost." und das Machtmonopol der SED
chen Erklärung habe bewirkt, können. Der Wechselkurs wer- der Vorbereitung der Begeg- kehrbar in Gang gesetzt wird". Vor den Diplomaten aus mehr abgeschafft werden. Waigel for-
daß der Besuch nicht zu einem als 100 Ländern würdigte Kohl derte weiter freie Wahlen und
Durchbruch geworden sei. die Reformpolitik des sowjeti- die Zulassung eigenständiger
Prag / Festnahmen DDR / Studenten-Initiative schen Staats- und Parteichefs Parteien in der DDR.
Gorbatschow.
Vom Sockel gestürzt Am Abend verabschiedeten
Unterdessen warnte Gorba- die rund 1000 Delegierten ein-
Unter dem Beifall tausender
Menschen wurde gestern vor
dem Warschauer Rathaus das
Zehntausende Bald unabhängiger Hochschulbund tschow vor westlicher „Bevor- stimmig die CSU-Grundsätze
mundung und Besserwisserei" zur Deutschlandpolitik. Darin
beim Reformprozeß in der fordert die Partei die Wieder-
Denkmal des polnischen Lenin-
Mitkämpfers und Begründers demonstrierten Berlin (AP/dpa). In der DDR waren für politische Umgestal- UdSSR. In einem 90minütigen vereinigung beider deutschen
soll in der kommenden Woche tung sowie mehr Mitbestim- Gespräch mit Bundestagspräsi- Staaten. Die endgültigen Gren-
der bolschewistischen Geheim- landesweiter unabhängiger mung und Reformen an den dentin Süssmuth und dem Präsi- zen Deutschlands könnten erst
polizei „Tscheka", Fliks Dzier- Prag (AP). Aus einer offiziel- ein Studentenbund gegründet wer- Hochschulen auf die Straße ge- denten der französischen Natio- in einem Friedensvertrag festge-
zynski, vom Sockel gestürzt. len Gedenkveranstaltung hat den. Das kündigte einem gangen. Sprecher erklärten, die nalversammlung, Fabius, er- legt werden.
Die Figur brach auseinander, als sich am Freitag in Prag eine Bericht der amtlichennach Nachrich- FDJ sei für klärte der Kremlchef gestern in Weiter verabschiedeten die
sie von einem Kran hochgeho- Großdemonstration für Freiheit tenagentur ADN gestern abend Jugendorganisation
die Studenten aufgehoben. Die Moskau: „Wer unseren Mißer- Delegierten ihr Programm zur
ben wurde. und einen Wechsel in der Füh- Sprecher einer Studenten-In- Hochschüler waren einem Auf- folg will, bekundet dies, indem Kommunalwahl 1990, worin sie
rung der Tschechoslowakei ent- itiative während einer Demon- ruf von Kommilitonen der Ost- er sagt, der Sozialismus sei ge- sich gegen ein kommunales
wickelt. Im Anschluß daran kam stration in Ost-Berlin an. berliner Kunsthochschule ge- scheitert und das wir westliche Ausländerwahlrecht wenden.
Lehr fordert Teilzeitarbeit es zu Zusammenstößen mit der Mehrere Tausend Studenten folgt. Modelle übernehmen sollen." Siehe auch Kommentar
Bundesfamilienministerin Ursu- Polizei, die mit Tränengas vor-
lla Lehr hat an ging. Es handelt sich um den
(die Wirtschaft größten Protest gegen das kom-i Heftige Kämpfe Fusion perfekt
I appelliert, munistische Regime seit 1969,
Imehr Teizeitar- dem Jahr nach dem Einmarsch
Ibeitsplätze zu sowjetischer und anderer Trup-
Ischaffen. Jähr- pen. Die Zahl der Teilnehmer
lich wollten wurde auf mehrere zehntausend
1000 Tote in Daimler-Benz
(etwa 320 000 geschätzt. Eine weitere Demon-
jFrauen
ider
nach stration fand in der slowaki-
Fami- schen Hauptstadt Preßburg
El Salvador übernimmt MBB
jhenphase wie- statt. San Salvador (dpa). Bei den Ottobrunn (dpa/vwd). Die
der in ihren Be- Die meist aus Studenten be- heftigen Kämpfen zwischen Mi- größte Fusion in der deutschen
ruf zurückkeh- stehende Menge in Prag ver- litär und linken Rebellen in El Unternehmensgeschichte ist am
•ren. Dieser langte in Sprechchören das Ab- Salvador sind nach Angaben Freitag perfekt gemacht worden.
Schritt werde jedoch durch das treten des KP-Chefs Milos Ja- von Beobachtern in der Haupt- Der Stuttgarter Automobilkon-
noch geringe Angebot an Teil- kes und der anderen „Dinorau- stadt des mittelamerikanischen zern Daimler-Benz übernimmt
zeitarbeit erschwert. rier", wie die Führung in An- Landes bis Freitag rund 1000 zum 1. Januar 1990 das Luft-
spielung auf ihr hohes Durch- Menschen umgekommen. Die und Raumfahrtunternehmen
schnittsalter genannt wurde. Befreiungsfront Farabundo Messerschmitt-Bölkow-Blohm
Bahn: Keine Altersgrenzen Weiter riefen die Demonstran- Marti (FMLN) beschuldigte die (MBB). Die MBB-Anteilseigner
Für Begleitpersonen, die ten: „Wir wollen Freiheit und USA, sich an der Abwehr ihrer haben dazu am Sifz der Gesell-
Schwerstbehinderte kostenlos freie Wahlen. Kommunisten seit Samstag laufenden Offensi- schaft in Ottobrunn ihre Zu-
in öffentlichen Verkehrsmitteln raus! Schluß mit der Einpartei- ve zu beteiligen. Die USA wie- stimmung gegeben. Mit dem
begleiten können, gelten keine enherrschaft!" Sie forderten die sen dies zurück. Mehrheitseinstieg baut Daim-
Altersgrenzen. Die bestätigte Einleitung eines echten Dialogs Die Ermordung von sechs ler-Benz, das künftig auf über 80
die Bundesbahn am Freitag, bat mit der Opposition. Theologieprofessoren und zwei Milliarden DM Umsatz kommt,
aber gleichzeitig darum, sich Zu der Kundgebung hatten Mitarbeiterinnen der Universi- seine Spitzenstellung unter den
nur von Personen betreuen zu die offiziellen Studentenorgani- tät von San Salvador durch eine deutschen Industriekonzernen
lassen, die in gefährlichen Situa- sationen aufgerufen. Sie diente paramilitärische Todesschwa- weiter aus und wird gleichzeitig
tionen umsichtig handeln könn- dem Gedenken an den Studen- dron hat weltweit Empörung siebtgrößter Luft- und Raum-
ten. Anlaß der Nachfrage des ten Jan Opletal, der vor 50 Jah- ausgelöst. fahrtkonzern der Welt.
Deutschen Blindenverbandes ren während der ersten tsche- MIT NACHDENKLICHEN MIENEN verfolgten der Vorsitzende der Sechs Bundesbürger, unter Daimler-Chef Reuter und der
war ein Fall, bei dem ein Zug- chischen Rebellion gegen die DDR-Liberalen, Gerlach, und SED-Chef Krenz die Aussprache in ihnen ein Pfarrer aus Hessen- MBB-Geschäftsführungsvorsit-
schaffner den achtjährigen En- deutsche Besatzung ums Leben der Volkskammer über die Regierungserklärung Modrows. Nassau, wurden in El Salvador zende Schäffler zeigten sich er-
kel eines blinden Mannes als kam. verhaftet. Bonn geht jedoch da- leichtert. Bis zuletzt hatte es
Begleitperson als zu jung ab- (dpa-Funkbild)
wies. von aus, daß die Deutschen bald Probleme gegeben.
frei kommen. Siehe auch Wirtschaft
Regierungserklärung / Wirtschaftliche Misere in DDR
Nicht mehr Staatschef Morgen Volkstrauertag / Volksbund
Nach seiner Ablösung als Chef
• der Kommuni-
Istischen Partei
I Bulgariens ist
Modrow: Mittag verantwortlich „Weg zum Frieden finden"
ITodor
I Schiwkow Fortsetzung für die wirtschaftliche Misere mus geschaffen werden, in dem
Der neue Regierungschef ging der DDR verantwortlich. An die Andersdenkende respektiert Kassel (m.s.). Der Volkstrau- Frieden finden und gehen".
J(Bild) nun auch ertag am Sonntag solle die Be- 1989 sollte, so Weber, zu ei-
jaus dem Amt nicht auf Einzelheiten des ge- in den Westen übergesiedelten würden, sagte der künftige stell-
völkerung auf die immerwäh-
[des bulgari- planten Wahlgesetzes und die DDR-Bürger appellierte er, sich vertretende Ministerratsvorsit- rende Verpflichtung gegenüber nem Jahr der Erinnerung an
Zerstörung und unsagbares
I sehen Staats- Frage nach dem in der Verfas- nicht aus Trotz von einer Heim- zende, der für Kirchenfragen zu- den Kriegstoten und deren An- menschliches Leid sein. Es gelte,
präsidenten ab- sung verankerten Führungsan- reise abhalten zu lassen. Wer ständig sein soll. Auch der Frak- gehörigen hinweisen, betont der der 65 Millionen Toten sowie
I berufen wor- spruch der SED ein. Einen einen neuen Anfang wünsche, tionschef der Nationaldemokra- Präsident des Volksbundes der 55 Millionen Versehrten der
iden. Mit einer Wahltermin - den oppositionel- sei als Mitbürger willkommen, tischen Partei NDPD, Günter Deutsche Kriegsgräberfürsorge, beiden Weltkriege zu gedenken.
Jumfassenden le Gruppen Ende 1990 oder betonte Modrow. Wer mitarbei- Hartmann, sprach sich dafür
Weber, in seinem Aufruf zum Mit der Formulierung Bundes-
Regierungsum- auch erst 1991 wünschen - ten wolle, möge die Ärmel hoch- aus, den „Konföderationsgedan- Volkstrauertag. Alles Unrecht,
bildung ist gestern auch die Ab- nannte Modrow auch nicht. Da- krempeln, „jetzt lohnt es sich". ken" wieder ins Spiel zu brin- präsident Weizsäckers „Ohne
alle Intoleranz, Gleichgültigkeit Erinnerung gibt es keine versöh-
lösung der als Dogmatiker gel- für forderte der Vorsitzende der In der Aussprache versicher- gen. Die NDPD stellt wie die und Unmenschlichkeit, die zu nende Zukunft" beschreibt der
tenden Politiker in Staat und Liberaldemokraten LDPD, Man- te ZK-Sekretär Wolfgang Her- Bauernpartei je zwei Minister. millionenfacher Unterdrük-
Partei abgeschlossen worden. fred Gerlach, in der Aussprache ger für die SED, weder das Polit- Vertreter von DDR-Opposi- kung, Verfolgung und Vernich- Volksbund-Präsident „unsere
Gestern abend demonstrierten der Volkskammer über die Re- büro noch das Zentralkomitee tionsbewegungen, die das Kabi- tung geführt hätten, dürften Aufgabe, aus Solidarität mit den
fast 10 000 Menschen in Sofia gierungserklärung freie Wahlen werde sich in die Regierungsar- nett Modrow als „Übergangsre- nicht vergessen werden, „damit Betroffenen und aus Verantwor-
für Reformen. im nächsten Jahr. Es dürfe keine beit einmischen. gierung" ansehen, sagten eine wir gemeinsam den Weg zumtung lich
für die Lebenden unaufhör-
zu erinnern".
Einheitsliste mehr geben. Die Vorsitzende der CDU in intensive Prüfung der Regie-
neuen Bürgerbewegungen müß- derDer DDR, Lothar Maiziere, des- rungserklärung zu. Als „halb-
Umweltschutz mit DDR ten einbezogen werden, sagte
Gerlach. Seine Partei soll vier sen Partei drei Mitglieder der herzig" lehnte der DDR-Wirt-
Die Umweltminister des Bundes Minister stellen. künftigen Regierung stellen soll, schaftsexperte Gernot Schnei-
und der Länder wollen die poli- schlug in der Aussprache die der die Ankündigungen für eine HESSISCHE/NIEDERSACHSISCHE Verlagsleitung
tischen Veränderungen in der In einer Abrechnung mit der „Wiedereinführung der Länder" schaft Modernisierung der DDR-Wirt-
DDR zu verstärkter Zusammen- alten Ostberliner Führung vor, ohne jedoch auf Einzelhei- ab. Die DDR müsse den ALLGEMEINE Dr Dietrich Batz, Rainer Dierichs, Wigbert
H. Schacht. Anzeigenleiter.- Horst Prehm.
Vertriebsleiter.- Gerd Lühring.
arbeit beim Umweltschutz nut- machte Modrow das frühere Po- ten einzugehen. In der DDR sol- gen. Weg in die Marktwirtschaft wa- Herausgeber
zen. Diese Absicht bekräftigten litbüromitglied Günter Mittag le ein pluralistischer Sozialis- Rainer Dierichs, Dr Dietrich Batz,
Verlag Dierichs GmbH & Co KG, Frankfur-
ter Str 168, Postfach 10 10 09, 3500 Kas-
sie am Freitag auf einer Konfe- Achim von Roos sel, Ruf 05 61/20 3-0 Tel. Anzeigenan-
renz in Wiesbaden. Dazu wollen Chefredakteur
nahme 05 61/20 3-3. Fernschreib-Nr
sie eine gemeinsame Arbeits-
gruppe einrichten, die alle Be-
mühungen um die Wiederher-
Positives Echo bei Bundesregierung und Parteien Lothar Orzechowski
Stellv. Chefredakteure
99 635. Telekopierer 05 61 /20 36. Teletex
5 618110. Postgirokonto 155132-608
Frankfurt/M. Anzeigenpreisliste Nr. 29. Mo-
natlicher Abonnementspreis DM 25,60 inkl.
stellung und Erhaltung des öko- Die Bundesregierung begrüß- spreche in wichtigen Punkten nick sprach von einem entschei- Wolfgang Rossbach, Peter M. Zitzmann Zustellung und 7% MwSt. (Postbezugs
logischen Gleichgewichts ab- te die Regierungserklärung. Forderungen der demokrati- denden Schritt vorwärts, wobei Verantwortliche Redakteure
preis 28,50 DM).
stimmen soll. Modrow habe klar ausgespro- schen Volksbewegung in der er nicht erwartet habe, daß Mo- 3hef vom Dienst: Rainer Merforth. Politik: Die Beendigung des Abonnements ist nur
chen, daß die Veränderungen in DDR. drow „ein Bekenntnis zur Jochen Prater. Blick in die Zeit: Walter Einhaltung mit schriftlicher Kündigungserklärung unter
einer Frist von einem Monat
Presseball vorab gefeiert der DDR vom Volk erzwungen Berlins Regierender Bürger- Marktwirtschaft nach liberalen Schütz. Wirtschaft und Sozialpolitik: Horst zum
und unumkehrbar seien, sagte meisters Momper (SPD) meinte, Vorstellungen" ablege.
Monatsende möglich; die Frist läuft ab
Seidenfaden. Kultur: Dirk Schwarze. Frau Zugang der schriftlichen Kündigungserklä-
Das Fest war aus, noch ehe es Regierungssprecher Dieter Vo- Modrow habe viele längst über- Modrow erklärte am Abend u. Reise: Ilse Methe-Huber. Sport: Rolf Wie- rung.
begonnen hatte: Eine Koblenzer gel. Die Bundesministerin für in- fällige Reformvorhaben verkün- vor Journalisten, nach den per- semann. Sonntagszeit: Frank Thonicke.
Kassel Stadt und Land: Wolfgang Ross- Auflage werktags über 270 000 Exemplare
Zeitung meldete bereits am Frei- nerdeutsche Beziehungen, det, auf die die Bevölkerung sonellen Veränderungen in Ost- bach. Bezirksredaktionen: Peter M. Zitz- in Tarifgemeinschaft mit „Oberhessische
tag morgen, daß sich die gut Wilms (CDU), sagte zu den an- sehnsüchtig warte. Trotz alle- Berlin und den angekündigten mann. Koordination: Helmut Lehnart. Hes- Presse", Marburg, „Hersfelder Zeitung",
2800 Gäste auf dem Bundes- gekündigten Reformschritten dem werde die neue Regierung Reformen sei jetzt die Bundesre- sen/Niedersachsen: Eberhard Heinemann, „Werra-Rundschau", Eschwege, „Harzku-
presseball am Vorabend gut allerdings, entscheidend sei die „nur eine Übergangsregierung gierung am Zuge. Ost-Berlin derthemen: hefreporter. Karl-Hermann Huhn. Son- rier", Herzberg.
Peter Ochs. Auflage „Sonntagszeit'1 über 200 000
amüsiert hätten. Das gessell- praktische Durchführung. bis zur Abhaltung freier Wahlen habe genug gesagt; jetzt erwarte Redaktion Wiesbaden: Rolf Effenberger Exemplare
schaftliche Ereignis fand aller- SPD-Parteichef Vogel beton- sein", . die DDR, daß sich die andere Redaktion Hannover- Harald Birkenbeul. Herstellung Druckhaus Dierichs Kassel,
dings erst gestern abend statt. te, die Regierungserklärung ent- FDP-Fraktionschef Misch- Seite äußere. Redaktion Bonn: Hans Ludwig Laucht Frankfurter Straße 168, 35 Kassel
Nr. 270 Themen des Tages Samstag, 18. November 1989

Der neue DDR-Regierungschef und seine Mannschaft


Zulage DDR-Rückkehrer
gerechtfertigt
Be
Jeamte haben es nach Ansicht
nicht weniger Mitbürger besser als
Modrow ganz klar: „Meine Regierung" Alle warten -
aber bisher
der Rest der Bevölkerung. Erstens Von dpa-Korrespondent Heinz Joachim Schottes
- so das bekannte Urteil - arbeiten
sie, bedingt durch das System,
kommt keiner
langsamer. Zweitens sind sie un- Ls ie neue DDR-Regierung steht gilt nicht als „Apparatschik", willkürliche Investitionen Be- Praxis der Vermengung von
Von S. Heimgärtner (dpa)
kündbar und drittens ist ihre Lauf- vor schier unlösbaren Aufga- sondern als wirtschafliche Spit- scheid. In der letzten Volks- Staats- und Parteiführung er-
bahn, sprich Karriere, auch ohne ben. Grundlegende Reformen in zenexpertin. Das unterstreicht kammersitzung legte er scho- teilte er eine eindeutige Absage.
V orbereitet war alles - ge-
besondere Leistung gewährleistet. Wirtschaft und Gesellschaft auch die klare Akzentuierung nungslos Bericht ab. Fast verächtlich sprach der un-
kommen ist keiner. Für 500
Und so kocht denn auch regelmä- sind notwendig, um das fast leck der vordringlichsten Aufgabe Die einstmals hohe Stellung ter dem alten SED-Chef Erich
rückkehrwillige DDR-Bürger
ßig die Volksseele über, wenn geschlagene Schiff DDR wieder der neuen Regierung: Die Stabi- der Staatssicherheit wurde zu- Honecker in seinem Reformwil-
standen im Berufsschulzen-
neue Vorteile ins Gespräch ge- auf richtigen Kurs zu bringen. lisierung und Gesundung der recht gestutzt. Es gibt kein „Sta- len gebremste Modrow von der
trum Magdeburg am Lorenz-
bracht werden. Die Rede ist von Der neue Regierungschef Hans maroden DDR-Wirtschaft.
Modrow (SED) hat sich dafür
si"-Ministerium mehr, sondern alten Garde. Offenheit, Ehrlich-
weg schon am Donnerstag
Plänen der Bundesregierung, Be- eine Mannschaft ausgesucht, Den auffälligen Verfall der nur noch ein Amt für Nationale keit, Fachkompetenz statt Lo-
amten in Ballungsgebieten Zula- die aus ausgewiesenen Refor- DDR-Städte und Kommunen Sicherheit. Der 59jährige sungen, Qualitätsarbeit und Be- vormittag dampfende Teek-
gen zukommen zu lassen. soll der Architekt Gerhard „Amtsleiter" Wolfgang Schwa- scheidenheit soll die neue Re- annen und Batterien von Pla-
mern für den innenpolitschen gierung leisten. stikbechern bereit. Stunden
Die Vergangenheit hat gezeigt, Bereich besteht und in der routi- Baumgärtel (CDU) stoppen, der nitz,gefürchtete promovierter Jurist, kennt
später kam kleinlaut das Kü-
daß die Kritik an „Beamten-Ge- nierte Fachleute für Kontinuität sich als Oberbürgermeister von die Stasi, gegen die
sich der Volkszorn besonders
Die abgesetzten „Betonköpfe"
chenpersonal und räumte
schenken" häufig berechtigt war. in der Außenpolitik sorgen sol- Weimar einen Namen gemacht richtete, aus eigener Erfahrung. mußten sich die Reformrede
wieder ab. Ähnlich erging es
Dieses Mal aber wäre schroffe Ab- len. hatte. Auch er gilt als Experte, Modrows nicht anhören. Um
der sein „Ohr am Volke" hat. Seit 1951 gehört er dem Mini- neun Uhr nahm Modrow im vielen anderen freiwilligen
lehnung fehl am Platz. Denn dieje- sterium an. Helfern im Bezirk, wo insge-
nigen, die davon profitieren (kleine Spontanen Applaus bei der blauen Anzug allein auf der Re-
und mittlere Beamte), haben es ob- Harte Abrechnung Vorstellung der Ministerriege gierungsbank in der Volkskam- samt mit 2000 Rückkehrern
jektiv auch bitter nötig. bekam der bisherige Außenmi- mer Platz. Bevor er endlich um gerechnet wurde.
Alle Beamten erhalten neben ih- nister Oskar Fischer (SED), der Für klare Abgrenzung 09.17 Uhr seine Regierungser- Die nach dem Massenexo-
rem Gehalt noch sogenannte Orts- Der Reformer Modrow wurde das Amt schon seit 1975 inne klärung verlesen konnte und bei dus von den DDR-Behörden
zuschläge. Diese Zulagen sind in seiner etwa 90minütigen Rede hat. Auch Außenhandelsmini- Dem bisherigen Dresdener der Bevölkerung um Vertrau- und vielen Gebliebenen so
ensvorschuß für seine Arbeit
aber überall gleich. Das heißt, der seiner ihm zugedachten Rolle ster Gerhard Beil (SED) steht SED-Chef Modrow, der als um-
bat, wurde er sichtlich nervöser, sehnlichst erwarteten Mit-
Staatsdiener in Frankfurt erhält hier gerecht. Hart ging er mit den dem neuen Kabinett mit seinem gänglich, aber hart in der Sache
seit Jahren bewiesenen Fach- aber nicht unkonzentrierter. Er bürger, die angeblich zu Tau-
das gleiche Geld wie sein rangglei- alten Zuständen ins Gericht, wissen zur Verfügung. Er soll gilt, scheint es sehr ernst mit schlug die grüne Mappe auf, in senden nach einer längeren
cher Kollege in Frankenberg, ob- gliedschob dem alten Politbüromit- den angekündigten Reformen zu Stippvisite im Westen wie-
Günter Mittag die Schuld die DDR-Wirtschaft auch weiter sein. Seine Regierung werde der seine Rede lag, schlug sie der nach Hause kommen
wohl die Lebenshaltungskosten für die wirtschaftliche Misere nach außen öffnen. In der Innen- wieder zu, dann wieder auf, las
nicht zuletzt aufgrund der unter- zu. Als seine Stellvertreterin für wirtschaft soll wie bisher Ger- nichts nicht
versprechen, was sie
halten könne, kündigte er noch einmal einige Passagen wollten, sind bisher in kei-
schiedlichen Miethöhen giganti- das von 44 auf 28 Regierungs- hard Schürer (SED) die Staatli- an. Daß er den nach.. Bei jeder der Abstimmun- nem der vom Deutschen Ro-
sche Differenzen aufweisen.
Ton im Kabinett ten Kreuz der DDR einge-
mitglieder deutlich verkleinerte che Plankommission leiten. Er angeben und die Richtlinien gen, die seiner Rede vorausgin- richteten Aüfnahmelager
Natürlich gilt dies auch für alle Kabinett hat sich Modrow die weiß bestens über die unerfüll- festsetzen will, machte sich gen, schien er aber genau zu
übrigen Arbeitnehmer. Doch diese ausgewiesene wissen, worum es ging. Nicht eingetroffen. Warum, weiß
Wirtschaftsex- ten Wirtschaftspläne, die be-auch daran deutlich, daß er eigentlich keiner. Und am
entscheiden - anders als Beamte, pertin Christa Luft (SED) ausge- gangenen Schludrigkeiten, un- mehrfach von „meiner Regie- einmal verpaßte er, die Hand
die jederzeit versetzt werden kön- sucht. Die Wissenschaftlerin saubere Bilanzierungen und rung" sprach. Der bisherigen zur Zustimmung zu geben. schlimmsten wäre es für den
nen - selbst, ob sie in Ballungszen- Verantwortlichen im Rat des
tren arbeiten wollen oder nicht. Da- Bezirkes Magdeburg, Klaus
bei haben es „freie" Arbeitnehmer Burgmann, wenn sich her-
selbst in der Hand, die Frage der
ausstellen würde, „daß es
sich viele doch noch anders
hohen Lebenshaltungskosten über
höhere Löhne und Gehälter selbst
Presse-Echo überlegt hätten".
zu lösen.
Von daher gibt es eigentlich kei- Die Bundestagsdebatte über die Lage „Ziemlich enttäuscht"
nen vernünftigen Grund, den klei- der Nation wird von vielen Blättern kom-
neren und mittleren Polizei- und mentiert
Postbeamten in Großstädten den Fkmnkftuttr „Wir sind ziemlich ent-
zusätzlichen Betrag nicht zu gön- täuscht", so sein Kommentar.
nen. Abgesehen davon, daß sie
objektiv auch mehr zu tun als ihre
Neue Presse Ganz besonders, weil die
DDR im Moment „jeden ein-
rangmäßig gleichgestellten Kolle- auch Selbstverständlich hat Kohl zelnen Bürger" brauche. Am
gen auf dem flachen Land. recht, wenn er die Bonner meisten aber sicherlich, weil
Hilfe an die DDR von einem
Ulrich Brehme grundlegenden Wandel des po- es die ganze Stadt in einer
Blitzaktion innerhalb weni-
litischen und wirtschaftlichen ger Tage geschafft habe, „für
Systems abhängig macht. Was alle Fälle vorbereitet zu
denn sonst. Die Menschen drü-
Im Jahre 1 ben wollen Freiheit und Wohl-
stand. Das führen sie uns seit
sein". Das hieß für Magde-
burg: Fünf öffentliche Ein-
nach Strauß dem 9. November vor. Momper
und andere warnen vor „Bevor-
richtungen, darunter zwei
Schulen, wurden zu Wohn-
quartieren umfunktioniert.
mundung". Wichtiger als der
Wunsch der DDR-Bürger nach Die Schüler der Berufs-
LJie CSU befindet sich im Jahre 1 einem auch materiell besseren
nach Strauß. Eigentlich sollte es schule beispielsweise muß-
Leben ist ihnen nämlich, daß es ten ihre Zimmer im Lehr-
ein Parteitag der ersten Bilanz auch künftig einen sozialisti-
sein, mit scharfem Blick auf drei lingsheim frei machen und
schen deutschen Staat gibt. Das wieder zu den Eltern ziehen.
Wahlen im nächsten Jahr und einer ist der Egoismus der Ideologen.
Musterung ihrer Führungsriege. Statt Unterricht standen für
Doch die Bayern gerieten in den mindestens zwei Wochen
Sog der deutschen Frage und den Praktika auf dem Stunden-
Strudel der Geschichte. Ihre Ta- OFFENBACH POST plan. Rund um die Uhr
gesordnung wurde umgestoßen außerdem ein Versorgungs-
durch höhere Gewalt. Kleinkariertes Parteienge- service in der Schulmensa
zänk, öffentliche Profilierungs- und provisorisch eingerich-
Daß auch die CSU erst wie be- anstrengungen tete Büros der Verwaltungs-
täubt reagierte, will sie nun wett- Alleingänge sindund politische
angesichts der Deutschstunde mit Modrow behörden, die bei der Wie-
machen durch doppelten Eifer. Bedeutung der Ereignisse (Karikatur: Wolf)
völlig dereingliederung helfen soll-
Schon ist das Wort gefallen, sie fehl am Platz. Darum war es ten. Im Bezirk Schwerin ha-
müsse Motor sein bei einem Pro- wohltuend zu sehen und zu hö- ben die Rückkehr-Planer so-
zeß ständiger Bewegung. Das zielt ren, wie... Willy Brandt über die Mehr Geld für Beamte in Ballungsgebieten gar an „Extras" gedacht:
in zwei Richtungen. Sie sind mar- vorhandenen Auffassungsun- Vom neu installierten Münz-
kiert durch die Themen Wiederver- terschiede zwischen Regierung fernsprecher über Bügelbret-
einigung und soziale Marktwirt- und Opposition hinweg
schaft. Die Vorgaben kommen in Brücke schlug und für die eine
beiden Fällen vom Vorsitzenden
Theo Waigel, der Abweichungen gebnisse der Kohl-Reise nach
Er- Das letzte Wort nicht gesprochen ter bis zur Kindernahrung.

Rückzug angeordnet
des Miterben und bayerischen Mi- Polen lobende Worte fand. Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Günther
nisterpräsidenten Max Streibl so
behutsam wie entschlossen korri-
gierte.
STUTTGARTER Reecht verlockend klang der (DBB) hadert nicht so heftig mit stungsgerechte Bezahlung si-
Nun haben die Behörden
zunächst zum Rückzug ge-
NACHRICHTEN Vorschlag aus dem Innenmini- dem Plan des Innenministers für chert". Der Entwurf des Innen- blasen: In Magdeburg wur-
Das stärkt seine Position. Denn war die Annahme sterium: Beamte in Großstädten ein neues Strukturgesetz. Sogar ministeriums sei bisher, so
in der CSU verbreitet sich die Stim- ja Vielleicht in der in der unteren und mittleren Be- ein wenig Zufriedenheit zeigt Kempf, „nicht das Gelbe vom
den die Sondermaßnahmen
mung, den westdeutschen Part DDR könntenEruptionen
naiv, die
die Parteien des soldungsgruppe sollen mehr der DBB über den „ersten, aber Ei."
eingestellt, weil man davon
ausgeht, daß sich die bisher
voll auszuspielen. Die Präambel Bundestages zu einer neuen Geld bekommen. Wer bis zur noch nicht ausreichenden nur vereinzelt aufgetretenen
des Grundgesetzes soll ebenso ins Form der Gemeinsamkeit erm- Besoldungsgruppe A10 im Schritt". Die Idee für das Zulagenmo- Rückkehrer dann auch di-
Gewicht fallen wie die wirtschaftli- untern, die nichts zukleistert, Staatsdienst das teure Leben in dell entstand in der Bayrischen rekt in ihrem Heimatort mel-
che Macht. Besorgnisse von drü- aber von allen ein Stück Selbst- den Ballungsgebieten tragen Überhaupt sei das Ganze noch
ben, ein Riese könne den Zwerg bescheidung verlangt. Von der muß, darf mit einer Zulage von nicht spruchreif, versichert Landeshauptstadt, wo Mün- den können. Dort sollen die
vereinnahmen, geraten da leicht Koalition das Zugeständnis, daß 130 DM rechnen, pro Kind kom- DBB-Sprecher Eckart Kempf. chens Bürgermeister und die gleichen Spielregeln gelten
an den Rand. Wenn es so sein die Weichenstellung dieser men noch 40 DM dazu. Beamte, „Formulierungshilfe" wäre wohl Landesregierung hunderte Stel- wie bei den in den Über-
sollte, daß eine Mehrheit über die die beste Definition, „denn das len nicht besetzen können; die gangsunterkünften zuständi-
deutsche Einheit befindet und Ka- Tage nicht ausschließlich der die in Ballungsgebiete ziehen, letzte Wort ist noch nicht gefal- Privatwirtschaft lockt eher die gen Behörden: Keine Bevor-
erhalten einen einmaligen Zu-
pitalismus den Sozialismus be- Bundesregierung obliegen soll- len". So sind weitere Gespräche
von der SPD die Einsicht, daß schuß in Höhe von 5000 DM. So zwischen den Gewerkschaften
qualifizierten Arbeitskräfte an, zugung der Heimkehrer und
gräbt, wird sich in die Turbulenz te,nicht allein die Ostpolitik der sieht es der Entwurf des Struk- und dem Innenministerium ge-
und Nachwuchs ist rar. der Versuch, sie am ur-
bald Irritation mischen. „Der Dienst am Staat ist unat- sprünglichen Wohn- und
70er Jahre die Umwälzungen turgesetzes 1990 vor, der nach plant, in denen etliche Knack- traktiv geworden", gesteht der Arbeitsplatz wieder unterzu-
Dieser Gefahr zu begegnen, ist ausgelöst hat. Mag sein, daß Meinung von Minister Schäuble punkte noch geklärt werden sol- Sprecher des Bundesinnenmini- bringen. Nur dann aller-
eine heikle Aufgabe für die führen- man auch erst so alt werden muß „maßvolle, aber deutliche Ver- len. Beispielsweise müsse der steriums, Roland Bachmeier. In dings, wenn die Heimgekom-
den Politiker der CSU. Denn sie wie Willy Brandt, um eine besserungen" enthält, um den Kreis derer erweitert werden, Stuttgart sei die Situation ähn- menen damit einverstanden
sehen sich nicht nur plötzlich wie- Kanzler-Reise erfolgreich nen- „extrem hohen Belastungen der die Vergünstigungen erhalten lich angespannt. sind.
der im Schatten eines Franz Josef nen zu können, während die ei- unteren und mittleren Einkom- sollen: „Warum nur Verheirate-
Strauß. Ebenso müssen sie einer genen Freunde noch dabei sind, mensgruppen" abzuhelfen. te, und warum nur in Städten
nationalistischen Versuchung wi- die Pannen... aufzulisten. über 500 000 Einwohnern", Finanzmittel sollen helfen Andere Orte besser
derstehen, die von rechts kommt. fragt Kempf. Und wo endet zum
Balanceakte sind schwierig in stür- Keine rechte Freude Beispiel das Ballungsgebiet Finanzmittel sollen nun aus Nach Angaben des
mischer Zeit. Die CSU wird genau-
er als bisher sagen müssen, was
fionnoottfrtit flllpcmpine Frankfurt? Auch die Form der der Not helfen: 95 Millionen Magdeburger Ratsmitgliedes
ZKITTM;
Die Gewerkschaften hören Finanzunterstützung sei noch DM sind in dem Entwurf des In-
sie will - aber auch, was nicht. offen. So „wäre auch denkbar", Lutz Bartel ist zu erwarten,
Von einem guten Tag des Par- das zwar nicht ungern, wagen nenministerium allein für Mün- daß etliche Rückkehrer den
Alfred Brugger laments zu reden, würde kein aber keine rechte Freude auszu- daß für Beamte speziell Woh- chen und Stuttgart veran- Heimatort wechseln wollen,
nungen in den Ballungsgebieten schlagt. Schäuble: „Hiermit soll
Anlaß sein, wären nicht zwei drücken. Im Gegenteil: Die gebaut werden. weil sie sich vor möglicher
Redner hervorgetreten - zu- OTV-Vorsitzende Monika nachvollzogen werden, was für Kritik von Nachbarn und
nächst Brandt und später Gen- Wulf-Mathies sieht den Innen- Der Beamtenbund pocht wei- private Arbeitgeber in diesen Arbeitskollegen fürchten.
Das Zitat scher. Ohne anderen Patriotis- minister die „lange geforderten terhin auf ein Gesamtkonzept. Gebieten bereits seit langem
selbstverständlich ist." Der
„Wer bei Nacht und Nebel
mus und Verständnis für die Strukturverbesserungen im Ein- Anzustreben seien keine über die Grenze gegangen
„Nun gehen die Leute nach West- Umwelt der Deutschen abspre- kommensgefüge" hintertreiben. punktuellen Verbesserungen, ÖTV-Sprecher Rainer Hillgärt- ist, kann nicht unbedingt da-
Berlin und nicht mehr auf die Stra- chen zu wollen, erwiesen sich Schäuble versuche gar, die Ar- sondern ein neues Gesamtkon- ner sagt es deutlicher: „Die Ta- mit rechnen, daß er gleich
ße " diese beiden als unüberhörbare beitnehmer im öffentlichen zept, das den Beschäftigten des rifpolitik gibt den Ton an, nicht wieder begeistert empfangen
Wortführer einer in die Zukunft Dienst zu spalten. öffentlichen Dienstes „eine der Gesetzgeber." wird", meint Bartel.
• Der Ostberliner Generalsuperin-
tendent Werner Krusche weisenden nationalen Politik. Der Deutsche Beamtenbund funküonsbezogene und lei- Siehe auch Kommentar
Nr. 270 Stadt Kassel Samstag, 18. November 1989

Deutsch-deutsches Fest in Kassel Dreiste Angebote an Besucher aus der DDR


Letzte Meldung
Welle der Hilfsangebote Zweifelhafte Geschäfte Pkw erfaßt Radlerin: Tot
Kassel (f). Die Welle der Ak- lon, Vereine verteilen Obst und Kassel (f). Mit der Zahl der Bürgern zu Kursen bis 1:20 die
tionen und Hilfsangebote für die Erbseneintopf auf dem Rathaus- Hilfsangebote für DDR-Bürger Ost-Mark aus der Tasche gezo- Kassel (jds). Eine 20jährige genfahrbahn geriet. Dort prall-
Besucher aus der DDR reißt platz, eine Firma stellt ihre Räu- wächst auch die Grauzone der gen werden soll. Radfahrerin aus Kassel starb te ihr Pkw mit dem entgegen-
nicht ab. Genauso unüberseh- me als Wärme- und Wickelräu- zweifelhaften Geschäfte, die mit gestern gegen 20.30 Uhr auf kommenden Auto eines 26jäh-
bar wie die Besucherströme sind me zur Verfügung, eine Taxi- den Besuchern gemacht werden. Während viele Geschäfte be- der Loßbergstraße, nachdem rigen aus Kassel zusammen.
inzwischen die Initiativen von zentrale teilt am Hauptbahnhof Schon finden die oft ahnungslo- liebte Einkaufsartikel wie Obst, sie von einem Pkw erfaßt und Danach schleuderte der Wa-
Privatleuten, Firmen, Vereinen Suppe aus, die vom Studenten- sen Westreisenden Handzettel speziell Südfrüchte, in Sonder- 25 Meter durch die Luft ge- gen der 28jährigen quer über
und Verbänden, die sich zusätz- werk gekocht wird, Autofirmen unter die Scheibenwischer ihrer angeboten feilbieten, sind gele- schleudert worden war. Bei die Straße und erfaßte auf der
liche zu den öffentlichen Stellen bieten Pannenhilfe, Stadteilver- Trabis geklemmt, die sie auffor- gentlich auch Berichte von dem Unfall wurden zwei Per- Gegenseite die junge Radfahre-
und Hilfsdiensten für Empfang, eine bewirten Ankommende mit dern, beim nächsten Besuch Sil- überhöhten Preisen zu hören - sonen schwer und eine leicht rin. Dann durchbrach das Auto
Versorgung und Unterbringung Kuchen und heißen Getränken, berbestecke, Meißener Porzel- manchmal allerdings auch Ge- verletzt. eine Hecke und eine Mauer,
der Gäste von drüben engagie- die Liste ließe sich noch verlän- lan, Antiquitäten und sogar Mi- rüchte, die sich nicht bestätigen. Eine 28jährige Kasselerin um schließlich an einer Haus-
ren. gern. litaria mitzubringen und zu ver- befuhr, so die Polizei, mit ih- wand zum Stehen zu kommen.
Da macht die Lutherkirchen- Was vergangenes Wochenen- kaufen - gegen West-Mark ver- Inzwischen ist es notwendig, rem Wagen die Loßbergstraße Die Fahrerin und ihre 21 jähri-
Gemeinde ihr Gemeindehaus de noch völlig unvorbereitet an steht sich, Telefon-Nummer und Besucher vor Geschäftema- stadteinwärts, als sie vermut- ge Beifahrerin erlitten dabei
zum Besuchertreff, die Schüler- Hilfe geleistet wurde, wird an ein dreistes „Herzlich Willkom- chern zu warnen, die, um einen lich infolge überhöhter Ge- schwere Verletzungen, wäh-
vertretung des Friedrichsgym- diesem Wochenende organisiert men in der BRD" inklusive. Satz des Spiegel abzuwandeln, schwindigkeit kurz vor derrend der 26jährige mit leichten
nasiums verwandelt den Schul- - Beiträge zum zweiten deutsch- Da wird von Wechselangebo- bei denen von drüben, „im Drü- Zentgrafenstraße auf die Ge- Blessuren davonkam.
pavillon in einen Kontaktpavil- deutschen Fest in Kassel. ten berichtet, mit denen DDR- ben fischen."

Gäste aus der DDR Smog oder nicht?

Verschiedene
Die City Sichtweisen
war voll Kassel (f). Smog oder nicht
Smog - bei der Diskussion über
die Schadstoffbelastung der
Kasseler Luft scheinen sich die
Appelle, angesichts erhöhter
Schadstoffwerte auf das Auto zu
Kassel (ach). Der erwarte- verzichten, und die Tatsache,
te Wochenend-Ansturm von daß die gemessenen Werte un-
Besuchern aus der DDR setz-
te schon gestern ein. • K?Wii W^r terhalb der kritischen Grenzen
liegen, zu widersprechen.
Der scheinbare Widerspruch
erklärt sich aus einer unge-
Früh um 7 Uhr rollten zahllo- wöhnlichen Wetterlage und aus
se Trabis auf der Leipziger Stra- verschiedenen Betrachtungs-
ße Richtung Innenstadt. Mit ge- weisen. Momentan und auch in
höriger Verspätung traf kurz den nächsten Tagen herrscht in
nach 9 Uhr im Hauptbahnhof den Morgenstunden und
der erste Sonderzug aus Erfurt
mit fast 1000 Menschen ein - in Anzeige
den zehn Wagen war kein Platz
freigeblieben.
Im Rathaus und den Postäm-
tern mußten besonders am Vor- DieKVG
mittag die Besucher um ihr Be-
grüßungsgeld Schlange stehen, *..£*
erschließt
die Geschäfte in der City waren
proppenvoll, auf der Königs- Kassel
straße kam die Straßenbahn im
dichten Gewühl zeitweise kaum **, *
mehr voran....;-.'ix.,. .-.--...•
WARTEN AUF DIE HEIMREISE: Dicht gedrängt standen gestern abend Kassel-Besucher aus der DDR am Bahnsteig im Hauptbahnhof,
Drei Sonderzüge um mit einem Sonderzug wieder zurück nach Eisenach, Gotha oder Erfurt zu fahren. " (Foto: Koch)
Mit rund zehn Zügen aus der Personal verstärkt, auf den Bei den Postämtern traf der Hundertmarkschein. Im Rat-hätten DDR-Bürger versucht,
DDR - davon drei Sonderzüge -
kamen gestern tausende Besu-
Bahnsteigen gab's zusätzliche
Speisen- und Getränkeangebo-
Ansturm besonders das Amt 31
in Bettenhausen. Eigentlich soll-
haus mußten für die Auszahlung den Stempel im Ausweis über
zeitweise bis zu 20 Mitarbeiter das bereits erhaltene Begrü-
mit der
cher auf dem Hauptbahnhof an.
Bei der Bahnhofsmission, in der
te. Bei der Kontrolle der Fahr-
karten - für DDR-Bürger zum
te erst ab 7 Uhr Begrüßungsgeld
gezahlt werden, doch wegen des
eingesetzt werden. Rund 6500 ßungsgeld auszuradieren oder
DDR-Bürger wurden bis gestern zu überkleben. Auch mit dem
Sesamkarte.
Wechselstube, vor dem Bahnhof halben Preis - gab's oft Proble- großen Andrangs in der Frühe abend gezählt. Trick, auf Personalausweis und
am Feuerwehr-Infobus wurden me. Dienstanweisung an die öffneten die Mitarbeiter freiwil- Verärgerung herrschte ge- Reisepaß jeweils 100 Mark in Abendstunden eine austausch-
Mitarbeiter und Helfer fast Bundesbahner in Zweifelsfällen: lig schon um 6 Uhr die Schalter. stern in Auszahlungsstellen Empfang zu nehmen, sollen sich arme Wetterlage (Inversion),
überrannt. Großzügig sein, „es wird keiner Bis zum Abend bekamen dort über die steigende Zahl von Be- nicht wenige doppeltes Begrü- das heißt, zu diesen Zeiten wer-
Die Bundesbahn hatte das aus dem Zug geworfen". über 1000 DDR-Bürger ihren trugsversuchen. Immer wieder ßungsgeld erschlichen haben. den Schadstoffe in Bodennähe
nicht weggeweht, erklärt Lutz
Katzschner von der AG Luft der
GhK. Die Werte steigen dann
Appell der Polizei: Blick über die Stadtgrenze hin- jeweils an, „nicht drastisch, aber
Kassel (b). In diesen Tagen ist
nichts unmöglich, auch in Kas-
KVG-Kritiker Meyfahrt geht zur KVG aus richten. Es sei an der Zeit, über normal" (Katzschner).
sel nicht. Professor Rainer verstärkt die Anbindung der Tagsüber sorgen Winde dann
Lieber per Bus Leipziger Straße, Kaufungens wieder für eine vorübergehende

Ein Professor in
Meyfahrt, seit 16 Jahren Stadt-
und Landschaftsplaner an der und Niestetals in Angriff zu Entlastung.
oder Bahn Gesamthochschule
(GhK) und in der Vergangen-
Kassel nehmen. Dabei denkt er unter
anderem an eine Kooperation
ähnlich der der Gemeinschafts-
Diese Situation könnte sich
laut Katzschner von Tag zu Tag
verschärfen. Es sei die Frage, ob
heit nicht selten ein vehemen-
Kassel (f). Einen erneuten Ap-
pell, den Wagen am Wochenen-
de stehen zu lassen und auf öf-
fentliche Verkehrsmittel umzu-
ter Kritiker der Kasseler Ver-
kehrsgesellschaft (KVG), wagt
sich in die Höhle des Löwen.
Der 46jährige gebürtige Berli-
der Höhle des Löwen linie 17 nach Lohfelden und
Söhrewald sowie an eine mögli-
che Nutzung der ehemaligen
Waldkappeler Bahntrasse bis
immer gewartet werden müsse,
bis Smogwerte erreicht werden,
bevor Maßnahmen zur Reduzie-
rung von Schadstoffen ergriffen
steigen, richtet die Polizei an er, hatte den anerkannten rungen in Kassel tragen die Kaufungen. Und natürlich setzt
ner wird Chef der Abteilung werden. Die Aussage von Bür-
alle Autofahrer in Kassel und Fachmann um Vorschläge für Handschrift von Meyfahrt, er auch auf den Ausbau des
Unternehmensplanung bei der germeister Ludolf Wurbs, die
den umliegenden Gemeinden. die Besetzung der Stelle gebe- etwa die Anbindung der KVG Park-and-Ride-Systems. „Es
KVG und will sich für drei Jah- Meßwerte bereiteten im Moment
Vor allem die Besucher aus dem ten. Meyfahrt fiel auf Anhieb am Bahnhof Wilhelmshöhe stehen Vorentscheidungen an",
re von der Universität beurlau- keine Sorgen (HNA berichtete),
Landkreis sollten überlegen, ob ben lassen. niemand ein; als er eher beiläu- oder der neue Gleiskörper auf steckt Meyfahrt den Rahmen sei an den offiziellen Grenzwer-
sie ihre Weihnachtseinkäufe fig erwähnte, „ich könnte es ja der oberen Wilhelmshöher Al- für sein dreijähriges Gastspiel.
Der Wechsel kam eher zufäl- ten orientiert. Die AG Luft der
nicht auf andere Tage verlegen selber machen", nahm ihn Bre- lee.
lig zustande. KVG-Vorstands- Darüber hinaus hat sich der GhK plädiere dagegen für einen
könnten. meier beim Wort. Meyfahrt
vorsitzender Wolfram Bremei- 46jährige vorgenommen, „re- sensibleren Umgang mit Emis-
sagte zu, obwohl er nächstes gelmäßig ein kleines Problem sionen (Schadstoffausstoß).
Angesichts des erneuten Be- Optimismus zu lösen, ohne große Investitio-
sucherstroms rechnet die Poli- Jahr eigentlich Dekan werden Katzschner schloß sich ge-
sollte. Dennoch: Vom Fachbe- nen die Qualität des ÖPNV zu stern den Appellen an, das Auto
zei damit, daß es sowohl heute verbessern". Zum Beispiel eine
als auch am morgigen am Sonn- reichsrat bekam er „einstim- So hat der engagierte Hoch- Busspur auf der Kölnischen stehen zu lassen. Darüber hin-
tag zu Verkehrsengpässen in mig" grünes Licht, auf Zustim- schullehrer denn auch ganz aus regte er an, bei Wetterlagen
den Hauptverkehrsstraßen des mung aus Wiesbaden wartet er konkrete Vorstellungen, wie er Straße zwischen Königsplatz wie dergegenwärtigen auch
noch. und Rudolf-Schwander-Straße, über Drosselungen bei der Müll-
Stadtgebiets kommen wird. seine Zuständigkeiten für die Beschleunigung von Bussen
Verkehrsplanung, Verkehrs- und Bahnen durch bessere Ver- verbrennungsanlage und dem
wirtschaft, Fahr- und Dienst- kehrssteuerung und den Abbau Kraftwerk nachzudenken.
Mehr Straßenbahnen Bremeier freut sich plangestaltung sowie Marke- der Behinderungen durch
tingplanung zur Verbesserung Linksabbieger.
Die Kasseler Verkehrsgesell- „Ich freue mich, daß ein so des ÖPNV nutzen will. Und da Magistrat:
schaft (KVG) verstärkt ab profilierter Vertreter der Inter- durch den vor einem Jahr vor-
8.30 Uhr den Straßenbahnver- essen des ÖPNV (Öffentlichen gelegten General verkehrsplan „KVG muß zur Stelle sein"
Personennahverkehr) zur KVG „etwas Bewegung in die Ver-
kehr zwischen Leipziger Platz
und Ottostraße (Hauptbahnhof)
sowie Auestadion und Ottostra-
kommt. Im übrigen ist es ein kehrsplanung gekommen ist",
gutes Beispiel für ein funktio- verfügt er auch über eine gehö- Und dann will er vor seiner
Ja zum Markt
ße, um die Besucher der Innen-
stadt zum Stadtrand-Parken zu
nierendes Miteinander von rige Portion Optimismus.
Theorie und Praxis. Dies sollte
derzeitigen Haustür aktiv wer-
Ein Schwerpunkt seiner Ar- den, am Holländischen Platz. in der Nordstadt
ermuntern. Schule machen", betonte Bre- beit ist durch das vorliegende Wenn der Bau des Technik III
Bei Bedarf wird die KVG meier gestern. Ähnlich sieht es Kommunale Nahverkehrspro- Komplexes beginnt und Hun- Kassel (esx). Nach langen
außerdem einen Bus-Pendelver- auch Meyfahrt: „Vielleicht sind gramm gegeben, im wesentli- derte von Parkplätzen wegfal- Diskussionen um die Einrich-
kehr zwischen den Messehallen berufspraktische Studien - die chen der Bau der Helleböhn- len, „muß die KVG mit einem tung eines Wochenmarktes in
und dem Staatstheater einrich- für Studierende ein Muß sind - Trasse und deren Weiterfüh- attraktiven Angebot zur Stelle der Nordstadt hat der Magistrat
ten. auch gut für Hochschullehrer." rung nach Baunatal. Meyfahrt: sein". Das wird er übrigens etzt zugestimmt: Ab Freitag, 1.
Zu Zeiten, in denen die Obere Dennoch hat die KVG mit „Jetzt geht es konkret daran, auch selber nutzen können. Dezember, bieten Händler Bür-
Königsstraße wegen des erwar- ihm nicht nur einen qualifizier- die vielen Maßnahmen auch Denn Jahreskarteninhaber Rai- ger an 30 Ständen Obst, Gemü-
teten Masenandrangs „zu" sein ten Theoretiker gewonnen, wirklich umzusetzen, Druck zu ner Meyfahrt wird auch wäh- se, Wurst, Eier, Blumen, Honig
wird, verkehren auf Ansage RAINER MEYFAHRT wechselt sondern auch einen ausgewie- machen, daß sie realisiert wer- rend seiner KVG-Tätigkeit eine und anderes an. Künfitg findet
Pendelwagen der Straßenbahn- von der Uni in die Chefetage der senen Praktiker. Nicht wenige den." Lehrveranstaltung an der Uni der Markt jeden Freitag vor dem
linien 1, 3, 5, 6 und 8 zwischen KVG. (Foto: Koch) verkehrspolitischen Verbesse- Auch will Meyfahrt den anbieten. Philipp-Scheidemann-Haus von
Kirchweg und Rathaus. 13.30 bis 18 Uhr statt.

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