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Januar 2014
Nr. 14
Helmut Lachenmann als Student und Schler von Luigi Nono. von ferne an regressive tonale Relikte erinnert, aus. Der Schler erfhrt den Unterricht als einen Angriff auf sein ganzes Wertesystem, mehr noch: auf seine Persnlichkeit. Er gert in eine Krise und beginnt, sich selbst von Grund auf infrage zu stellen. Im Semesterbericht von 1959 an den Stipendiengeber spricht er von Zerstrung deplazierter Ideale und Gesinnungsberprfung. Spter sollte er seinen Lehrer einen Leerer nennen. Aus dem Purgatorium geht er gelutert hervor. Hier liegt wohl die Wurzel fr sein eigenes, kompromissloses Denken, das ein Jahrzehnt spter in der widerborstigen sthetik einer Musique concrete ` instrumentale Gestalt annehmen sollte.
Nach Nonos Vertreibung aus dem Darmstdter Avantgardeparadies macht sich Lachenmann zu seinem Frsprecher in der bundesdeutschen Musikszene. Er ist ebenso scharfzngig wie Nono. Doch whrend dieser in der Fremdsprache Deutsch sich vorwiegend mit exklamatorischen Emprungsstzen Luft verschafft, ficht der wortgewandte Lachenmann mit dem sprachlichen Florett. Nonos Missachtung der seriellen Dogmen, schreibt er 1961, mache ihn zum doppelten Provokateur, zu dem von der Avantgarde verstossenen Avantgardisten: Das rgernis, das Nono seinen Gegnern bereitet, liegt gerade in seiner Kompromisslosigkeit gegenber aller Konvention, und nun auch vor allem in seiner Kompromisslosigkeit gegenber dem gefhrlichsten konventionellen Element unserer Zeit: des Modeavantgardismus.
Verzweiflung
Das Eis: frhliches Funkensprhen. Das Herz: ein kalter Block. ( . . .) Mein Doppelgnger: vom Zaun aufs Pflaster, lang und lnger und zergangen. Seele, halt ein, erstirb! Blendet, Flocken! Laternen, spiesst den Himmel auf mit euren Lanzen! Das Lied verglhter Tage abgebrochen. Lichtnadeln tanzen auf dem glatten Stein.
1904 Aus dem Russischen von Kay Borowsky