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Regen ren. Er war sehr nett gewesen und auch ihre Kinder dass dessen Türe geöffnet war.

dass dessen Türe geöffnet war. Drinnen war nie-


mochten ihn gerne, denn manchmal gab er ihnen mand, aber sie sah einige Dosen, die sie mitneh-
eine Banane. men wollte. Die Tür ließ sich nur schwer öffnen,
Der Regen prasselte unaufhörlich auf sie herab.
Sie fragte sich, wo er jetzt wohl war. Ob er einen das Wasser drückte von außen dagegen und sie
Der Wind hatte aufgehört. Er hatte schon vor einer
trockenen Schlafplatz gefunden hatte? hatte kaum noch Kraft. Doch nach einigem Ziehen
Woche aufgehört, doch der Regen war geblieben.
Sie ging weiter. Auf der linken Straßenseite er- und Rütteln konnte sie sich durch die Öffnung
Seit fast drei Wochen regnete es und ein Ende war
streckte sich eine weite, leere Fläche, die wie ein quetschen und nahm sich so viele Dosen, wie sie
nicht in Sicht.
See aussah, doch sie wusste, dass das eine alte Wie- tragen konnte. Sie entdeckte noch zwei Flaschen
Nur langsam kam sie voran. Sie nahm ihre Umge-
se war, auf dem die Kinder oft Ball gespielt hatten. Saft, die sie sich unter den Arm klemmte und als
bung nicht recht wahr. Ihr Blick ging ins Leere, ob-
Hätte sie das nicht gewusst, hätte sie es wohl nicht sie wieder auf die Straße trat, sah sie das Meer, das
wohl sie sehr darauf achtete, wo sie hintrat. Den Bo-
vermutet. im Mondlicht schimmerte. Es schimmerte so, wie
den konnte sie nicht sehen. Aber sie lief mitten auf
Sie watete ein Stück über die überschwemmte das Wasser auf der Straße und wenn sie es nicht
der Straße und somit konnte sie keine allzu großen
Wiese. Auch sie hatte hier oft gespielt, als sie noch gewusst hätte, hätte sie gedacht, dass das Wasser
Überraschungen erwarten.
ein Mädchen war. Und später hatte sie hier auf ihre in den Straßen vom Meer kam. Doch so war es
Das kleine Dorf war ausgestorben. Die Menschen,
Geschwister aufgepasst und vor wenigen Wochen nicht. Das Wasser war vom Regen und nun floss es
die jetzt noch hier waren, konnte sie an einer Hand
hatte sie auf der anderen Seite des Feldes gesessen in alle Richtungen davon. Sehr langsam, sodass sie
abzählen. Es waren die, die nicht wussten, wohin sie
und auf ihre eigenen Kinder aufgepasst. es kaum merkte und da immer neuer Regen vom
gehen wollten. Es waren die Menschen, die nichts
Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals, der immer Himmel fiel, bemerkte sie es sowieso kaum.
mehr hatten, Menschen, die krank waren. Men-
größer zu werden schien. Sie dachte an ihre Kinder Als sie sich abwenden wollte, entdeckte sie
schen, die kein Ziel mehr hatten. Menschen, wie sie.
und ihre Geschwister. Insgesamt waren das fünf- einen Menschen, der rechts von ihr stand. Er war
Sie bog in eine schmale Seitenstraße ein. Auf der
zehn wunderbare Menschen, die sie geliebt hatte. etwa zwei Straßen entfernt und winkte ihr zu.
rechten Straßenseite waren kleine Häuser in denen
Wie gerne würde sie sie jetzt bei sich haben. Langsam watete sie in seine Richtung und als sie
niemand mehr lebte. Seit dem Hochwasser waren
Der Kloß wuchs mit jedem Schritt, den sie näher kam, erkannte sie den alten Mann, der, wie
fast alle Dorfbewohner aus dem Dorf und der Umge-
machte und jedem Gedanken, den sie hatte. Sie sie, völlig durchnässt war.
bung verschwunden. Einige waren tot, andere sind
schritt den ganzen Platz ab. Als sie auf der anderen Er winkte sie zu sich und als sie endlich bei ihm
geflohen. Für einen Fremden musste all das sehr ab-
Seite ankam, schien es so, als wolle der Kloß sie er- war, zeigte er auf ein großes Gebäude, das früher
stoßend und ausladend aussehen, doch es war ihr
sticken. als Rathaus benutzt wurde. Sie ging dem Mann
Zuhause. Hier war sie geboren worden, hier hatte sie
Sie warf einen letzten Blick auf den See, der ge- nach und er brachte sie in einen trockenen Raum,
gelernt, auf dem Feld zu arbeiten und hier wollte sie
blieben war, und ging weiter. Sie lief Straßen ent- in dem sie schlafen konnte.
bleiben.
lang, durchquerte kleine Gassen und watete durch Sie bedankte sich mehrmals bei ihm und war
Die Sonne war längst untergegangen. Die dunkle
mehrere kleine Wege. Sie hatte noch immer keinen froh darüber, dass sie endlich einen Platz zum
Nacht hüllte das Dorf in Unbehagen und Einsamkeit.
Ort gefunden, an dem sie über die Nacht bleiben Schlafen hatte.
Der Mond ließ alles in gespenstischem Licht erschei-
konnte. Als Gegenleistung teilte sie das Essen, das sie
nen und das Wasser schimmerte hell. Alles was sie
Gestern war es eine alte Baracke außerhalb des eben mitgenommen hatte, mit dem alten Mann.
hörte war der Regen. Der Regen und ihre langsamen
Dorfes gewesen, in der sie schlafen konnte. Drin- Auch dieser war sehr froh, über das Geschenk und
Schritte im Wasser.
nen gab es ein Bett, das so hoch angebracht war, beide hatten das Gefühl, dass sie sich gegenseitig
Sie ging vorbei an einer kleinen Wäscherei und ei-
dass es vom Wasser, welches die Baracke geflutet sehr geholfen hatten.
nem Gemüseladen. Die letzten Mangos die sie mitge-
hatte, verschont blieb. Doch am Morgen waren Mit dem Gedanken, dass der Mann ihr geholfen
nommen hatte, hatte sie längst aufgegessen. Das war
Plünderer gekommen, die sie vertrieben. hatte, während die Plünderer sie vertrieben hatte,
schon einige Tage her. Sie schwammen in einer
Sie hatten Glück, denn trotz des starken Regens schlief sie ein. Er war eben ein Mensch, wie sie.
Obstkiste durch die Straße und da sie sonst niemand
stieg der Wasserpegel im Dorf kaum noch. In der
mehr haben wollte, nahm sie sie mit. Zwei davon
letzten Woche waren es insgesamt nur etwa dreißig
hatte sie einem alten Mann gegeben, der, wie sie, im
Zentimeter mehr, als in der Woche davor.
Dorf geblieben war. Die beiden kannten sich nur
Als sie um eine Ecke bog, entdeckte sie wieder
flüchtig, auch wenn sie sich früher oft begegnet wa-
einen kleinen Laden. Sie ging näher und bemerkte,

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