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W. Lexis.
Mit 10 A b b i l d u n g e n im Text.
W. Lexis.
f
Inhalt.
Seite
I. Die graphische Konstruktion der Sterblichkeitsverhältnisse I
I I . Die Absteibeordnung 25
ander 60
zahlen 84
rechnung 130
Anhang 252
I- Die graphische Konstruktion der Sterblichkeits
1
verhältnisse ).
I
1
2
A
D" \
\
\
x
ab r de £C X BS
Fig- 3-
Fig. 4.
U 7 U , und
8 sie sind durch die horizontalen L i n i e n in G r u p p e n
eingeteilt, die den verschiedenen zehnjährigen Altersklassen ent
sprechen. D e m n a c h ist z. B . die Zahl der Sterbepunkte in dem
Rechteck N 7 N 8 c 7 c 8 gleich der Zahl derjenigen, die in der zehn
jährigen Zeitstrecke N 7 N 8 geboren und vor der E r r e i c h u n g des
A l t e r s v o n g e n a u 30 Jahren gestorben sind. Andererseits ist also
die Zahl der in dem oberen Teile des Streifens, nämlich dem
Rechteck c 7 c 8 U 7 U 8 enthaltenen S t e r b e p u n k t e gleich der Zahl
derjenigen, die, aus derselben Geburtsstrecke N 7 N g stammend,
nach und nach das A l t e r von g e n a u 30 Jahren erreicht haben.
Eine solche Gruppe von genau gleichalterigen Ueberlebenden
aus einer bestimmten Generation nennen wir nach K n a p p eine
„erste H a u p t g e s a m t h e i t von L e b e n d e n " und bezeichnen sie all
g e m e i n mit I A D i e R e i h e n f o l g e von Zahlen, welche diese G e
samtheiten v o n gleichalterigen Ueberlebenden aus einer bestimmten
Geburtsstrecke für die einzelnen (am besten einjährigen) A l t e r s
stufen angiebt, bildet die A b s t e r b e o r d n u n g dieser bestimmten
Generation. Die einzelnen Glieder derselben bezeichnen wir
durch Beifügung der betreffenden Altersgrenze zu dem allge
1
meinen S y m b o l L , also mit L j (gleich der Z a h l der Geborenen),
L j , L J , L g u. s. w. Nötigenfalls könnte man auch eine Bezeich
n u n g der zugehörigen Geburtsstrecke, in unserem Beispiel das
n-te Jahrzehnt von dem a n g e n o m m e n e n A n f a n g der Zeitrechnung
ab, beifügen, also „ I „ L * u. s. w., doch bleiben wir hier und
in den folgenden B e t r a c h t u n g e n innerhalb derselben Generation
und können daher von diesem M e r k m a l absehen.
ist, natürlich aber auch als eine einjährige oder noch kleinere g e
dacht werden kann.
In den statistischen Veröffentlichungen wird die Zahl der
Sterbefälle für die einzelnen Kalenderjahre a n g e g e b e n und jede
solche Zahl entspricht daher dem Punkteninhalt eines schrägen
Jahresstreifens. H ä u f i g findet sich auch die U n t e r s c h e i d u n g der
Sterbefälle nach den einzelnen Kalendermonaten, deren Dar
stellung zu einer Z e r l e g u n g der Jahresstreifen in zwölf schmalere
s c h r ä g e Streifen führt. F e r n e r werden die Gestorbenen in den
meisten L ä n d e r n einfach nach Altersklassen und zwar mit A u s
nahme der kleinere U n t e r a b t e i l u n g e n erfordernden ersten L e b e n s
jahre, nach einjährigen unterschieden. M a n erhält auf diese A r t
Gesamtheiten von Gestorbenen, die in unserer Figur durch
Parallelogramme, wie c 4 c 5 e 3 e 4 umgrenzt, nämlich in einem be
stimmten Zeitraum und in einer bestimmten Altersklasse gestorben
sind. E s sind dies die von K n a p p sogenannten „dritten l l a u p t -
3
gesamtheiten von Verstorbenen", die wir mit M bezeichnen. Die
Figur zeigt aber, dass diese Verstorbenen nicht alle derselben
Generation angehören, sondern teils aus der Geburtsstrecke N N , 3 4
1 1
dies bei den Gesamtheiten L und M , wie bereits erwähnt,
nicht der F a l l ist. I n d e s kann m a n ohne grosse Schwierigkeit
zu einer indirekten B e s t i m m u n g derselben g e l a n g e n . W i e oben
2 3
g e z e i g t ist, setzen sich die Gesamtheiten M und M beide aus
G r u p p e n zusammen, die in der F i g u r v o n Dreiecken begrenzt
sind. A u s Dreiecken derselben A r t , wie c 4 c 5 e 4 und c 5 e 4 e, 5
1
wird aber auch die U m g r e n z u n g der Gesamtheiten M , wie z. B .
das Quadrat c 4 c 5 e 4 e 5 gebildet. E s genügt also, die durch
solche D r e i e c k e bestimmten Gesamtheiten von Sterbefällen, die
wir als „Elementargesamtheiten" bezeichnen, zu kennen, um die
1
Gesamtheiten M zusammensetzen zu können. Ist in diesen
letzteren Gesamtheiten der Spielraum der Geburtszeit und des
A l t e r s je ein J a h r , so ist der der B e o b a c h t u n g s - oder Sterbezeit
zwei J a h r e , in jeder der zugehörigen Elementargesamtheiten aber
hat auch die Sterbezeit nur einen einjährigen Spielraum. Ueber-
haupt ist es für die Elementargesamtheiten charakteristisch, dass
sie für jedes der drei B e s t i m m u n g s s t ü c k e , Geburtszeit, Alter
und Beobachtungszeit nur eine Zeitmasseinheit als Spielraum
haben, während der Spielraum bei jeder der drei H a u p t g e s a m t
heiten von Verstorbenen für j e eines der Bestimmungsstücke
z w e i Einheiten beträgt.
D i e die Elementargesamtheiten begrenzenden D r e i e c k e liegen
teils oberhalb (wie c 5 e 4 e ), teils unterhalb der die H y p o t e n u s e n
5
U. 3. W.
Die obigen Zahlen sind der norwegischen Statistik ent
nommen, die seit 1872 wenigstens für die beiden ersten A l t e r s
jahre die Elementargesamtheiten unterscheidet. In der olden
burgischen Statistik reicht diese U n t e r s c h e i d u n g bis 1861 zurück,
in der holländischen wurde sie 1870 a n g e n o m m e n .
E i n e andere ebenfalls theoretisch streng richtige, aber in
direkte M e t h o d e der B e s t i m m u n g der Elementargesamtheiten be
steht darin, dass, wie es in Preussen für die jüngeren Altersklassen
geschieht, die Sterbefälle sowohl nach Geburtsjahren als a u c h
selbständig — ohne K o m b i n a t i o n mit dieser ersten A r t — nach
2
einjährigen Altersklassen gruppiert, d. h. die Gesamtheiten M
3
und M direkt erhoben werden. F ü r die erste Altersklasse ist
14
•SSNSNNNX
SSSSSSSSX
NSXNXSNSNX
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ - ^ q
if i n 3 * S6 7s 9 mrijf.
2
diesen nehmen wir an, dass sie zur H ä l f t e in das kleine Dreieck
N oi
3 und somit in das Elementardreieck N 3 N 4 A 3 und zur H ä l f t e
in das Dreieck N a o und somit in das Elementardreieck N
8 3 A 2 A 3
I— 2 ,,
2
V 1226
2
2— 3 „ 91
24« + ^ -
2 •V+ 893
6
, 7
3 — 4 .. 273 + - -
2 ~Y+ 751
82
4— 5 " 280 + _
-7-+ 555
4 7
5 - 344 + - - -
2 4'i
6— 51 ,
7 405 + 1
— - - + 330
2 2
7 —8 ., 356 +
2
— 4 + . . .
8 — 9 >. 4 i _lA1
5
9— 10 ,, 477 + — - i f + 8,
2
36 36
1 0 — 11 11 494 + ^
11 —12 „ 601 4. I i
' 2 2
— 17 —
2
D i e A d d i t i o n der einzelnen Posten ergiebt demnach lM:iAl =
4718 und i ii4^iS~ 9 5 ^ ° ' ^as heisst also, von den 1 4 2 7 8 im
J a h r e n 1864 in Belgien gestorbenen K n a b e n im A l t e r von o - 1
J a h r e gehörten annähernd 4718 dem Geburtsjahr 1863 und 9560
dem Geburtjahr 1864 an. D i e letzteren machen also 66,9 Prozent
der Gesamtzahl der Gestorbenen der ersten Altersklasse aus.
U e b e r h a u p t findet man für alle Länder, dass in jedem K a l e n d e r
jahre die Sterbefälle im ersten Altersjahre ungefähr zu zwei
Dritteln aus den Geburten desselben J a h r e s und zu einem Drittel
aus denen des Vorjahres stammen.
8. W e n n in den statistischen Veröffentlichungen die Sterbe
fälle nur nach den Altersmonaten, jedoch ohne U n t e r s c h e i d u n g
des Kalendermonats des Todes a n g e g e b e n sind, so hat man statt
der obigen 144 kleinen Parallelogramme nur die Punkteninhalte
der zwölf horizontalen Streifen, die das Parallelogramm N. X A 2 3 l
2 3
entfallen, während / auf das Trapez N N a / x kommen. In dem
2 4 8 3
Alter 1893^ 1
i 23.
0— i Monat 4776 = I99 4766 : :
4577
24 24
J _ 21
i— 2 ,, 1534 = 192 1534 = I34 2
24 24
_5_ 9
I •
2 - 3 1232 -= 255 I 2
32 = 977
24 24
7 '7 . 1000 =
3— 4 IOOO = 321 779
24
24
9
4— 5 917 = 344 15. 917 = 573
24 24
11
5 - 6 ,. 802 = 368 • 3. 802 = 434
24 24
6 - 7 ,.
11 789 = 427
11
789 = 3^2
24 24
£5 _9_ .
7 - 8 „ 632 = 395 632 = 237
24 24
£7 _7_.
8 - 9 ,. 629 = 446 629 = 183
24 24
9— i o „
1? 608 = 481
_5_.
608 = 127
24 24
21 _3_.
10—II „ 600 = 525 600 = 75
2
4 24
i
n — 1 2 „ 659 =• 632 6 5 9 = 27
24 24
2*
20
Alter Knaben Mädchen
3 5 7 u s w
erste Dreieck / , auf das zweite / (;0 - - - 6 0die A l t e r s
stufe von 15 bis 30 T a g e n fehlt die U n t e r s c h e i d u n g nach T a g e n
und es muss daher für die g a n z e obere H ä l f t e des Parallelo
g r a m m s gleichmässige V e r t e i l u n g der Sterbepunkte a n g e n o m m e n
3
werden. M a n sieht leicht, dass dann / der in dieser Altersstufe G e
4
storbenen auf das zum Geburtsjahr 1877 und auf das zum G e b u r t s
jahr 1878 gehörende Elementardrcieck kommen. S o findet man, dass
die beiden gesuchten Elementargesamtheiten annänernd bei den
K n a b e n 1 3 6 7 g und 22437, bei den M ä d c h e n 10988 und 1 7 5 8 4
betragen. D a s Verhältnis der beiden zu einander stellt sich für
beide Geschlechter rund auf 1 : 1,6, und diese Verhältniszahl wird
auch für andere L ä n d e r zur Z e r l e g u n g der Sterbefälle der ersten
Monatsaltersklasse im J a n u a r angewendet werden dürfen. W i r
können demnach die N ä h e r u n g s r e c h n u n g in unserem ersten, der
belgischen Statistik entnommenen Beispiel berichtigen: anstatt
U
sondern / I 2 0 der G e s a m t z a h l der Sterbefälle im A l t e r von o bis
i Jahr. D i e Zahl der Gestorbenen im A l t e r von o bis 1 M o n a t
aber b e t r u g 1 0 1 558, und man wird daher annehmen, dass von
diesen nicht 8463, sondern 9309 auf den M o n a t J a n u a r entfallen.
A u c h diese Zahl ist freilich noch immer zu klein, denn nach der
direkten B e o b a c h t u n g b e t r u g sie 1 0 9 8 5 , was beweist, dass der
u n g ü n s t i g e Einfluss der Jahreszeit sich nicht gleichmässig über
die g a n z e erste Altersklasse erstreckt, sondern besonders stark
auf die S t u f e v o n o bis 1 M o n a t wirkt.
I n mehreren L ä n d e r n giebt die amtliche Statistik die U n t e r
abteilungen der Sterbefälle des ersten J a h r e s nicht nach einzelnen
Altersmonaten, sondern in grösseren A b s t u f u n g e n an. In F r a n k -
22
<=h ^ + Ts M + 72 ^ + f 2 ^ + ~ b.»]
[9,I2]
<=i [o i]
< + fs ™ + f ^ 2 + %M + T2
A u c h diese R e c h n u n g kann kein genaues Resultat liefern,
da namentlich die A n n a h m e einer gleichmässigen Sterblichkeit
in der Altersstufe von 1 — 3 und von 3 — 6 M o n a t e n von der
W i r k l i c h k e i t erheblich abweicht. In den Spezialtabellen der
italienischen Statistik (in ihrer früheren Gestalt) findet sich aber
a u c h die K o m b i n a t i o n der obigen A l t e r s g r u p p i e r u n g mit den
K a l e n d e r m o n a t e n des Todes, wodurch sich, ähnlich wie in dem
ersten Beispiel aus der belgischen Statistik, eine wesentlich bessere
A n n ä h e r u n g erreichen lässt.
E s m ö g e hier noch eine allgemeine Formel für die V e r
teilung in F ä l l e n der oben bezeichneten A r t a n g e g e b e n werden,
1) Seit mehreren Jahren sind die Veröffentlichungen der italienischen Statistik
bedeutend eingeschränkt worden. Sie enthalten jetzt überhaupt keine A n g a b e n über
die Sterblichkeit in den Unterabteilungen des ersten Jahres.
— 23 —
H a u p t g e s a m t h e i t e n von L e b e n d e n l { , L , L 2 3 u. s. w. A b e r die
_ „Ml-f n + i M 1 + „ m1 • •• + 2
3
a 7 a 8 b 7 b , b
8 7 b 8 c 7 c 8 u. s. w. Die beiden Gesamtheiten M
1 1
•und M haben stets die unteren Elementargesamtheiten A ge-
27
genau i, 2, 3 u. s. vv. J a h r e n t G— Mp t t G— ( M^ +
t t + 1 M'^) i
t G - ( M * -|-
t t + ,MJ + t + ,,M J) u. s. w.
D i e Sterbenswahrscheinlichkeit für die erste Altersklasse wird
t^ ~f" t + i G - f - + 2G
T
1
nehmen, sondern die erste L _ a 1 ) und diese wird, wie schon oben
A\ + A\ M a
0 d e r
2 1 , •
U + -f A A
M a
w . —- —.-,
L + \ M a a
r, O 2
Kalenderjahres N 7 N 8 oder n, also „-iLi, „-21-2, „ _ L 8 3 u.s.w.(wo
die Indices mit n die Geburtsjahre andeuten), die Zahl der G e
borenen aus diesem K a l e n d e r j a h r e , die Elementargesamtheiten
P. (N 7 N 8 a ), P .
7 (N 7 a, a ), P .
; 7 (a G a 7 b ), P .
6 K b , b ) u. s. w.
ß
i
n—j.I-2 in der isochronischen L i n i e N a ausgeht, durch P r o - 7 6
3
U 7 U 8 ( F i g . 4) die Hauptgesamtheiten M in dem schrägen
Streifen N N U U
7 8 2 3 und setzt zugleich den Punkteninhalt dieses
3
Streifens oder 2 " M gleich der Zahl der Geborenen. Die A b -
Lexis, BevülkL-rungs- u. Moralstatistik. 3
— 34 —
s 8
I M\ t 2 - M - M : , 2" M -( M-; + M:), 2
t t t t t t M " - ( X + t M| + Ml)
u. s. w.
o t o a b g e g r e n z t e G e s a m t h e i t v o n V e r s t o r b e n e n , zu vergrössern.
2
m | = m ;
(. + ß) m : = m ;
(i + 2ß) m ; = m ;
(i + Mi = m ;
( i - f - ( n — i ) 0 M J = Mn.
A d d i e r t man diese G l e i c h u n g e n , die bis zur höchsten A l t e r s -
3
ß (Ml + 2 M a
3
+ 3 m ; + . . . ( n - iJMi) = C t - ^ M * = D
und wenn m a n die links in der K l a m m e r stehende S u m m e mit
B bezeichnet, so ergiebt sich
X
des höchsten (xten) Streifens gleich ^(n—1) - | - - ^ - j / x . x Eben
so gross ist aber bei stationärer B e v ö l k e r u n g auch die Z a h l der
Sterbepunkte in dem ebenso schmalen trapezförmigen Streifen,
der von der Spitze A 2 bis zu der (nicht gezeichneten) Geburts
grenzlinie reicht, die der L i n i e N U 7 7 in F i g . 4 entsprechend in
dem P u n k t e auf der A c h s e errichtet ist, w o diese von der ver
längerten isochronischen Linie A 2 N 3 getroffen wird. F ü r die
übrigen Streifen gelten entsprechende G l e i c h u n g e n , und so g e
langt man durch S u m m i e r u n g auf der einen Seite wieder zu der
A l t e r s s u m m e aller Verstorbenen eines J a h r e s und auf der anderen
zur Zahl der L e b e n d e n bei stationärer B e v ö l k e r u n g . M a n hat
auch hier für das A l t e r der Verstorbenen in jedem der schmalen
Streifen den mittleren W e r t a n g e n o m m e n , aber da m a n sich die
Altersstufe von ein x t e l J a h r beliebig klein denken kann, so
wird der F e h l e r zum V e r s c h w i n d e n gebracht, und dies gilt auch
für die erste Altersklasse, in der die D i c h t i g k e i t der Sterbepunkte
v o n der G e b u r t an ausserordentlich schnell abnimmt. M a n sieht
auch, dass der S a t z bei beliebiger Veränderlichkeit der //, d. h. der
Sterblichkeit innerhalb der Jahresklassen gilt; n o t w e n d i g e V o r a u s
setzung dagegen ist, dass jedes JA, innerhalb des betreffenden
horizontalen Streifens unveränderlich bleibt, was eben mit der
A n n a h m e der stationären B e v ö l k e r u n g zusammenfällt.
x ^
Gestorbenen innerhalb der betrachteten A l t e r s g r e n z e n — J a h r e
durchlebt. E b e n s o gross aber ist bei stationärer B e v ö l k e r u n g
auch die Zahl der Sterbepunkte in dem (von unten gerechnet)
xten trapezförmigen Streifenstück rechts von der L i n i e N 3 A .
2
L —(/"l + th + • • • • + 2/*« )
1
n—r
——-<t'- D i e s e A n n a h m e harmoniert freilich keineswegs vollständig
mit den aus der B e d e u t u n g von <p sich ergebenden F o l g e r u n g e n .
Ist z. B . (p = J und die Zahl der in das A l t e r von g e n a u x
s
L - f - ^ i ,
2 1) i t
wenn A die Gesamtzahl der A u s w a n d e r u n g e n bezeichnet und n
sehr gross a n g e n o m m e n wird. W a r ein ursprünglicher Bestand
vor L L e b e n d e n im A l t e r von x J a h r e n vorhanden, so würden
aus diesem, wenn keine A u s w a n d e r u n g stattgefunden hätte, 9? L
Todesfälle h e r v o r g e g a n g e n sein. D i e wirklich beobachtete Zahl
der Todesfälle (M) ist aber infolge der A u s w a n d e r u n g e n um M
oder \ Aor> kleiner. M a n hat also L g ? — \ A 9 9 = : (M) und d e m n a c h
(M)
w —
9
L - ' A -
5. M a n kann aber auch von anderen A n n a h m e n über
das Verhältnis der q> zu <p a u s g e h e n , wie sie sich aus der
r
(n—r)
• (p
n
cp = —T • I m V e r g l e i c h mit dem oben a n g e n o m m e n e n
i q>
n
A u s d r u c k für (p ist dieser also grösser und da er der V o r a u s
T
Fällen, weil n beliebig gross angenommen werden kann. Dieselbe Bemerkung gilt für
die folgende R e c h n u n g in Betreff der Auswanderung.
e . „1 — ni. — m, - w
n n
n—2 2
e • <p — m.j • — m 2 — <p
l n—i
e 7 = 1
m ^ i — m„._ i
n y.
n n
D a 7' für die Altersklassen, für die die A n n a h m e einer gleich-
massigen D i c h t i g k e i t der Sterbepunkte überhaupt zulässig ist,
nur ein kleiner B r u c h ist, so sind die letzten Glieder auf der
rechten Seite im V e r g l e i c h mit den m nur klein. S i e dürfen
zwar nicht vernachlässigt werden, aber es ist gestattet, in ihnen
bei der S u m m i e r u n g für die m einen Näherungswert, nämlichr
2e- — r
cp = 2m —2(n—r)v-
r — cp oder
n n
e- cp = M—±rvcp - ] - 2 q>.
n
A u f der linken S e i t e ist e ( n — 1 ) gleich der Gesamtzahl der E i n
wanderer, die wir mit E bezeichnen. M ist die G e s a m t z a h l der
aus den E i n w a n d e r e r n h e r v o r g e g a n g e n e n Sterbefälle und diese
wird auch näherungsweise durch Srv oder durch 2\n—r)v ausgedrückt.
D a s letzte Glied rechts endlich stellt die S u m m e der R e i h e zweiter
2 2 2 2
Ordnung i + 2 -)- 3 . . . (n— i ) multipliziert mit ^cp dar, ist
also gleich
n(n—i)(2n—1) v
9
6 IT '
N u n ist aber — • — — v wieder annähernd gleich M und da n
1 . rv 2
2M
gleich 2 setzen u n d somit wird 2 cp = cp.
n x
54
E 2M M
~ I . - ; - * E ;
A M ~ r + l E + l M '
—- <p =z M — J - M 9 P
(M^_ _
r —
L - A — iM. '
2
oder i ( n — i ) - | - 2 ( n — 2 ) + 3 ( n — 3 ) . . . ( n — 1 ) (n—(n—1)) —
2
n (n—1) 2 3 2 2
2
n (n— 1) n(n—1) (2n—1)
- ( i + 2 + 3 --.(n-i) ) =
2 2
57
( 3 n ( n — i ) — n ( n — 1 ) ( 2 — —•)
rats N 2 N A A
3 2 3 gleich n ( n — i ) e , bei grossem n: A c — ^ •
8. E s sei hier noch darauf hingewiesen, dass bei der oben be-
sprochenen sogenannten direkten M e t h o d e der Berechnung der
A b s t e r b e o r d n u n g , wenn sie mit H ü l f e der wirklich beobachteten
Elementargesamtheiten a n g e w a n d t wird, der Einfluss der W a n d e -
rungen bei gleichmässiger V e r t e i l u n g derselben nahezu von selbst
2
eliminiert wird. Ist L die durch die Volkszählung gegebene
Zahl der gleichzeitig L e b e n d e n in dem der D i a g o n a l e des Q u a d r a t s
l
N 2 N 3 A 2 A 3 ( F i g . 5) entsprechenden Zeitpunkte, L die zu be-
stimmende Zahl derjenigen, die lebend die A l t e r s g r e n z e N 2 N 3
= _ { M
- ]
-
E ' ist also weggefallen und die Formel enthält ausser den g e
zählten L e b e n d e n nur Zahlen von Gestorbenen, die durch direkte
B e o b a c h t u n g leicht ermittelt werden können.
D i e U n a b h ä n g k e i t der nach der obigen M e t h o d e berechne
ten Sterbenswahrscheinlichkeit cp ergiebt sich auch noch bei der
A n n a h m e , dass die Grösse der E i n w a n d e r u n g (im weiteren Sinne)
nicht gleichmässig bleibt, sondern innerhalb der Altersklasse
proportional der Alterszunahme wächst. D e n n auch in diesem
F a l l e ist der im N e n n e r von cp vorkommende Bruchteil der G e
samtzahl der E i n w a n d e r e r in dem Q u a d r a t N N A A gleich der 2 3 2 3
:
l- • :\H 1-' + J K '
Andererseits hat man wie oben
2
I.i = L --[-(. I ' ) - E '
1
wo E wieder die untere Elementargesamtheit der E i n w a n d e r e r
(in dem Dreieck N N A ) bezeichnet.
2 3 2 M a n sieht aber sofort, dass
Die Punkte e,, e,, e 3 bezeichnen eine erste, zweite, dritte Eheschliessung; die
Punkte I , 2, 3 . . . eine erste, zweite, dritte . . . Niederkunft in der ersten E h e ; die
Punkte 1 ' , 2 ' , . . . und 1 " , 2 " , . . . die Niederkünfte in der zweiten und driten E h e ; die
Punkte ( 1 ) , (2) . . . die unehelichen Niederkünfte; die Punkte v„ die erste, zweite,
dritte V e r w i t w u n g . Die Todesfälle sind durch die schwarzen Endpunkte bezeichnet.
Sie sind nach dem Familienstande der Gestorbenen unterschieden durch die Buchstaben
1> h, w für L e d i g e , Verheiratete und V e r w i t t w e t e . Bei den Gestorbenen unter 1 0 Jahren
wird die uneheliche Geburt durch den Buchstaben u angedeutet. Die kleinen Kreise
am E n d e oder am A n f a n g der Zeichnung einer Lcbenslinie bedeuten eine A u s w a n d e r u n g
oder eine Einwanderung. Bei der letzteren ist auch der Familienstand angegeben ; so
soll in der letzten Linie rechts durch h angedeutet werden, dass die Einwandernde
verheiratet ist.
- 6 4 -
0
haupt erst für die Altersklassen
von mehr als 1 5 J a h r e n in B e
tracht und für sie ist ebenfalls
der grössere M a s s s t a b zu G r u n d e
zu legen. E s lassen sich ohne
F i g . 7- F i g . 8.
S c h w i e r i g k e i t drei Zustandsände-
rungen in einer Z e i c h n u n g für jedes Geschlecht zusammen dar
stellen, so z. B . in F i g . 8 die Eheschliessungen und die E h e
lösungen sowohl durch T o d wie durch V e r w i t w u n g der F r a u ,
ohne U n t e r s c h e i d u n g der O r d n u n g s z a h l dieser V o r g ä n g e . D i e
weissen Kreisflächen entsprechen der Zahl der Eheschliessungen
in den fünfjährigen Altersklassen. W e n n in der K l a s s e von
1 5 — 2 0 J a h r e n die Elementargesamtheiten der T r a u u n g e n unter
schieden w ü r d e n , so würde der zu dem unteren D r e i e c k g e
hörende H a l b k r e i s erheblich kleiner sein als der obere. Die
- 6 7 -
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- 6o -
( G
t und t G). Bei den Lebendgeborenen (,G) wird dieselbe
1
und (x-f- i)-te Jahresklasse U e b e r g e h e n d e n bezeichnet w e r d e n ) .
D e r A n f a n g s b e s t a n d , U ist hier gleich der Zahl der lebend G e
borenen G . F i n d e n W a n d e r u n g e n statt und bezeichnen wir die
e
X M— D, X
für x alle Zahlen von i bis 100 gesetzt werden, so erhalten wir
1T J = [ G = M — D , w o M und D die S u m m e aller Gestorbenen
und der sämtlichen (positiven und negativen) Ueberschüsse der
Einwanderer über die A u s w a n d e r e r bezeichnen.
Bedeutet U„ die Zahl der als L e d i g e in die x-te A l t e r s
X
-nv XT • xU — +iU„
0 x X M„—xDo-j-xHt
Das Verhältnis T T — - oder T-=- kann als das
A b g a n g s v e r h ä l t n i s der L e d i g e n bezeichnet werden. E s wird wohl
immer positiv sein und unterliegt dem Einflüsse der W a n d e r u n g e n
weit weniger als das vorher erwähnte, da dem D die S u m m e X 0
Mi— W!-j- D — S.
x x x h X D a b e i ist a n g e n o m m e n , dass die verheirateten
E i n - und A u s w a n d e r e r D | , und die Geschiedenen S ausschliess
X X
heiratungen zusammengefasst w e r d e n , U — + i U w = x M ^ , - | - x H w , - -
X W x
= xMh
l 9 , h
xU + 4 ( H — » W h - l - x D , , — S ) '
h x h X
X U 0 = X LJ + M^-lUDo-xHj.
Andererseits aber ist der N e n n e r in dem Näherungswerte von
x<Po gleich X U 0 -f- \ ( LJX 0 — xHj) und durch Einsetzen des W e r t e s
von X U 0 erhält man also
_ *M 0
s ;
' "~ .14 • (, ':>•
Entsprechend ist die Sterbenswahrscheinlichkeit der Ver
X h u r )
heirateten x9?h = —•• ~ —r 2 d die der V e r w i t w e t e n
x Lh -f ( A ) X H
j
- 8 3 -
6*
I
i ) Ueber den Zusammenhang der Häufigkeit der Totgeburten und der Kinder
sterblichkeit mit der Fruchtbarkeit der Mütter vgl. u. a. Westergaard, Die Lehre
•von der Mortalität und Morbilität, 2 . Aufl. ( J e n a 1 9 0 1 ) , S . 333 u. 366 ff.
— 9i —
anderer T e i l aber nach der B e f r u c h t u n g nur Individuen mit un-
g e n ü g e n d e r Jüibejaskraft hcrAwrfarjnge, woraus sich dann das A u f -
treten der rasch absterbenden zweiten G r u p p e als eine ständige
N a t u r e r s c h e i n u n g ergeben würde, zumal wenn für die V e r t e i l u n g
der G r a d e der E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t der K e i m e auch eine gewisse
Erblichkeit bestände.
5. Bisher wissen wir also überhaupt für die E n t s t e h u n g der
drei G r u p p e n in der absterbenden Generation keine andere h y p o -
thetische U r s a c h e anzugeben, als die Erblichkeit, nämlich die E r b -
lichkeit einerseits der L a n g l e b i g k e i t , andererseits der Disposition
zu gewissen K r a n k h e i t e n und der u n g e n ü g e n d e n W i d e r s t a n d s -
kraft gegen die das L e b e n bedrohenden Einflüsse, endlich a u c h
der unzulänglichen E n t w i c k l u n g s f ä h i g k e i t eines Teils der K e i m e .
Nimmt man hiernach die relative G r ö s s e der drei G r u p p e n als
g e g e b e n an, so wird im übrigen der V e r l a u f der A b s t e r b e o r d n u n g
als eine naturgesetzliche E r s c h e i n u n g begreiflich. D e r S t a n d und
die allmähliche A e n d e r u n g der gleichzeitigen Bevölkerung ist
damit j e d o c h noch nicht g e g e b e n . Zur E r k l ä r u n g der letzteren
Erscheinung muss der Slexhlichkeit die „Natalitäf gegenüber-
gestellt werden und es erhebt sich hier die F r a g e , ob ein natur-
gesetzlicher Zusamrnenhang zwischen diesen beiden A e n d e r u n g s -
ursachen des demographischen Zustandes besteht oder ob einfach
d u r c h den Kampf ums D a s e i n das. .der-^nährungsmöglichkeit
entsprechende V e r h ä l t n i s zwischen .Z.Ugans.ynd-A)agang. hergestellt
w
§£dj- F ü r die T i e r e mit enormer Fruchtbarkeit m a g die letztere
A u f f a s s u n g ohne weiteres z u g e g e b e n werden. F ü r den M e n s c h e n
-aber trifft sie schon deswegen nicht zu, weil die G r ü n d u n g einer
Familie als V o r b e d i n g u n g der ehelichen Fruchtbarkeit von seiner
vernünftigen Ueberlegung abhängt und er auch die K i n d e r -
e r z e u g u n g in der E h e — w a s allerdings zu bedenklichen F o l g e n
führen kann — nach seinem W i l l e n zu beschränken imstande ist.
Dieser E i n f l u s s des W i l l e n s zeigt sich u. a. in der von G e i s s i e f "
aus B e o b a c h t u n g e n an sächsischen Bergmannsfamilien festgestellten
Thatsache, dass die Zwischenzeit von einer Niederkunft zur andern
erheblich kleiner ist, w e n n das vorher geborene K i n d gestorben,
a l s wenn es am L e b e n geblieben ist. ~~
2
ist die G r ö s s e desselben nach beiden Seiten hin gleich (2. r o / — i ) e 3
,
oder 2 0 / e , also die Wahrscheinlichkeit, dass der beobachtete
3
1 1
W e r t zwischen den A b s t ä n d e n — 2 o / e und -f-2o /.,e v o m Mittel 3
(/2-999 v
gebracht, so erhält man als dessen Zähler 1 o,66 \' v und dies ist
die S t u f e n n u m m e r der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g bei 999 v
Zügen. U e b e r h a u p t ist hieraus leicht ersichtlich, dass bei den
Gesamtzahlen z u n d z' der Elementarfehler — vorausgesetzt, dass
z und z' beide g r o s s e Zahlen sind — die S t u f e n n u m m e r n n und
n' der zugehörigen gleichen wahrscheinlichen A b w e i c h u n g e n in den
betreffenden Binomialtabellen im Verhältnis von i 7. : ]^z' stehen.
Ist nun eine B e o b a c h t u n g s g r ö s s e in zahlreichen E x e m p l a r e n nach
irgend einer Einheit gemessen worden und ist r die in dieser
Einheit ausgedrückte wahrscheinliche A b w e i c h u n g der E i n z e l
werte vom M i t t e l , so ergiebt sich der Elementarfehler, wenn
z und z' gerade sind, bei A n w e n d u n g ' der Tabelle der z
r , r Vz
gleich — , nach der Tabelle der z aber gleich —- —. D e r E l e -
2 n
2n \z
mentarfehler ändert sich also bei A n w e n d u n g einer anderen
man kann die ganze R e i h e nicht mehr in zwei Teile mit ganz gleichen Gliedern zer
Tabelle
legen.
im umgekehrten Verhältnis, wie die Stufennummern, die
Die kleinen Unbequemlichkeiten in beiden Fällen verschwinden übrigens um
in den Tabellen einerdie AGesamtzahl
so vollständiger, je grösser b w e i c h uder
n g Zvon gleicher Wwird.
ü g e angenommen ahrscheinlich
keit entsprechen. Bei ungeraden z k o m m t 2n — 1 statt 211 in den
Nenner, jedoch verschwindet der dadurch in d e m A u s d r u c k des
Elementarfehlers entstehende Unterschied von d e m vorigen u m
so mehr, je grösser n wird. A u s diesem G r u n d e empfiehlt es
— iog —
sich auch, statt der wahrscheinlichen A b w e i c h u n g eine grössere
und mit grösserer Wahrscheinlichkeit, z. B . 0,9, nicht überschrittene
der B e r e c h n u n g von e zu G r u n d e zu legen, da dann auch ein
grosse- res n zur A n w e n d u n g kommt.
6. M a n kann nun auch die Zahl der zusammentreffenden Ele
mentarfehler als unendlich gross annehmen, wobei der einzelne
Elementarfehler unendlich klein wird. M a n erhält dann als G r e n z -
2
fall die Tabelle eines mit multiplizierten bestimmten Inte-
n 2S F„ 11 n 2S F„ u
1 0,0505 0,0451 0,04 10 0,473" o,4755 0,45
2 0,1007 0,1013 0,09 11 o,5'3<> °>5" '7 0,49
3 0,1505 o,i459 0,13 I 2 o,55 32
o,5465 0,53
4 0,1998 0,2009 0,18 15 o.'>575 0,656b 0,67
5 0,2483 0,2443 0,22 20 o,7943 0,7918 0,89
b 0,2958 0,2974 0,27 30 0,9424 0,9419 i,34
7 o,34 2 2
0,3389 0,31 40 0,9887 0,9886 1.79
8 0,3873 0,3893 0,36 5° 0,9985 0,9985 1,80
9 0,4310 0,4284 0,40 60 0,99985 0,99985 2,68
so ist einfach n' = ioou, die Stufenzahl ist dann in den beiden-
Tabellen gleich und sie fallen überhaupt fast g e n a u zusammen.
W i r d j/v noch grösser, so muss die Tabelle der F „ für die drei-
oder mehrstelligen u berechnet werden, wodurch die Stufenzahl
derselben beliebig erhöht werden kann.
D i e Tabelle der F „ lässt sich übrigens auch unabhängig
von der H y p o t h e s e des Zusammentreffens einer grossen Zahl v o n
durchschnittlich gleichen Fehlerelementen ableiten und sie gilt
bei grossen Beobachtungszahlen auch für den Fall, dass die
Wahrscheinlichkeit des Ziehens einer schwarzen K u g e l von der
des Ziehens einer weissen verschieden sei. Sie ist demnach
w e g e n dieser allgemeinen B e d e u t u n g der Binomialtabelle vorzu
ziehen.
8. M a n kann nun nicht nur räumliche Grössen, wie K ö r p e r
masse, sondern auch Zeitstrecken auf ihren typischen Charakter
untersuchen und es ist oben schon erwähnt worden, dass man,
wenn auch nicht für alle M e n s c h e n , so doch für eine gewisse,
als die „normale" bezeichnete G r u p p e mit g e n ü g e n d e r Sicherheit
eine typische L e b e n s d a u e r nachweisen kann, also eine solche, die
von der N a t u r in allen F ä l l e n gewissermassen erstrebt, aber nur
mit zufälligen, dem theoretischen Fehlergesetz folgenden A b w e i c h
u n g e n erreicht wird. M a n denke sich, j e m a n d werfe von einem
festen S t a n d p u n k t aus K u g e l n nach einem 70 oder mehr F u s s
entfernten P u n k t e . S e i n e Geschicklichkeit — die Präcision seines
W e r f e n s — ist nur massig, nur ausnahmsweise fällt eine K u g e l
genau in der beabsichtigten E n t f e r n u n g nieder, aber sie häufen
sich doch in der N ä h e des Zieles am stärksten an und bei ge
nügend grosser Zahl verteilen sie sich um dasselbe annähernd
nach dem Fehlergesetz. E i n e n Teil der sich ihm darbietenden
K u g e l n findet der Schleuderer gänzlich u n g e e i g n e t zu dem V e r
suche u n d er wirft sie einfach vor sich h i n ; ein anderer Teil
wird durch irgend welche Hindernisse im F l u g e aufgehalten und
diese K u g e l n bilden auf der S t r e c k e zwischen 1 0 und 55 bis 60
F u s s E n t f e r n u n g eine ziemlich gleichmässige, sich nur w e n i g ver
stärkende Schicht, die dann weiter bei U e b e r l a g e r u n g des A u s
läufers der ersten G r u p p e rasch auskeilt. D a s ist u n g e f ä h r ein
Bild der A r t , wie sich die Sterbefälle einer in ihrem A b s t e r b e n
verfolgten Generation auf die einjährigen Altersklassen verteilen,
wenn jede durch eine S t r e c k e v o n einem F u s s dargestellt wird.
112 —
M ä nner F rauen
Alter Tabelle Tli< o r i e Alter Tabelle Theorie
Frankreich (1880—82)
Alter Tabelle Theorie Aeltere Tabelle
45—50 35 31
<(IQ]
50—55 41 37
55-60 50 (30) 47
60—65 63 (54) 63
65—70 76 78 77
1
70—72 /., 43 44 42
72'/,-75 43 44 42
75-80 79 78 76
80-85 58 54 54
85—90 28 30 26
über 9 0 17 19 11
45—5° 31 45 — 5 0 32
50—55 39 50—55 39
55-60 52 55—60 48
60—65 71 60—65 64 J( o)
4
65—70 84
65—70 81 73
70—75 85 70—75 95 99
75-78 55
75—80 94 99
78—80 37 80-85 78 73
80—85 85 85—90 45 40
85—90 54 über 9 0 16 21
über 9 0 22
3 1
scheinlichkeit /s auftreten. U e b r i g e n s hat schon Q u e t e l e t ) eine
elementare M e t h o d e zur D a r s t e l l u n g der V e r t e i l u n g der F ä l l e bei
ungleichen C h a n c e n der positiven und negativen Störungsursachen
g e g e b e n , indem er annahm, dass aus einer U r n e , die unendlich
viele schwarze und weisse K u g e l n im Verhältnis von s: w ent
hält, eine massige A n z a h l , nämlich j e 16 K u g e l n g e z o g e n werden.
M a n darf die Zahl der zugleich g e z o g e n e n K u g e l n nicht gross
nehmen, weil dann das jedesmal herauskommende Verhältnis von
schwarz und weiss von dem wahrscheinlichsten W e r t e , nämlich
s : w, immer nur w e n i g abweichen würde, so dass bei einer langen
R e i h e von Versuchen (vorausgesetzt, dass nicht die eine der
beiden Wahrscheinlichkeiten sehr klein ist) die praktisch in B e
tracht k o m m e n d e n K o m b i n a t i o n e n sich nahezu symmetrisch —
und soweit nach dem einfachen Fehlergesetz — u m die wahr
scheinlichste K o m b i n a t i o n gruppieren würden, während die grösse
ren und unsymmetrisch auftretenden A b w e i c h u n g e n w e g e n ihres
seltenen V o r k o m m e n s ausser acht gelassen werden könnten. Ist
aber die jedesmal g e z o g e n e Zahl von K u g e l n n nicht gross, so
erhält m a n keine F o r m e l für eine kontinuierliche V e r t e i l u n g ,
sondern n -f- i verschiedene Wahrscheinlichkeiten für die m ö g
lichen n -f- i K o m b i n a t i o n e n . S o ist z. B . , wenn s: w = 3 : 1 und
n = i 6 , die Wahrscheinlichkeit der K o m b i n a t i o n e n : 16 s, o w =
0,010; 1 5 s, i w = o,o53; 14 s, 2 w = o , i 3 4 ; 1 3 s, 3 w = o,2o8;
12 s, 4 w — 0 , 2 2 5 ; 1 1 s, 5 w = o,i8o; 1 0 s, 6 w = o , n o ; 9 s,
7 w = 0,052; 8 s, 8 w = 0,020; 7 s, 9 w — 0 , 0 0 6 ; 6 s, i o w =
o,ooi. F ü r die übrigen K o m b i n a t i o n e n bis o s, 16 w ist die
Wahrscheinlichkeit kleiner als Viooo-
D e n k t man sich diesen Wahrscheinlichkeiten proportionale
S e n k r e c h t e in gleichen A b s t ä n d e n auf einer Grundlinie errichtet,
so erhält man gleichsam das Gerüst, über welches sich eine kon
tinuierliche unsymmetrische K u r v e ziehen lässt. D i e s e K u r v e k a n n
m a n durch andere W a h l des Verhältnisses s: w auf die m a n n i g
faltigste A r t ändern und so wird es auch h ä u f i g möglich, durch
sie die V e r t h e i l u n g der Einzelfälle einer S t ö r u n g e n unterworfenen
B e o b a c h t u n g s g r ö s s e annähernd darzustellen.
I ) Dieser von Q u e t e l e t angeführte Satz lässt sich auf folgende Art beweisen:
a b ,
Es seien und die sich zu i ergänzenden Wahrscheinlichkeiten des
m m
Auftretens der negativen und der positiven Fehlerelemente, also a - | - b = m, es sei
ferner n die angenommene Zahl der jedesmal zusammentreffenden, teils positiven, teils
negativen Fehlerelemente, die also den Exponenten des Binoms bildet, und die Grösse
2e, um die sich die beobachtete Grösse bei jedem Uebergang von einer Fehlerkombi
nation zur nächstfolgenden verändert, werde als Massheit angenommen. Da derjenige
Teil der Beobachtungsgrösse, der allen Einzelbestimmungen derselben gemeinsam ist,
für uns weiter nicht in Betracht kommt, so berücksichtigen wir nur den veränderlichen
Teil, und zwar nehmen wir den k l e i n s t e n der in diesem vorkommenden Werte, der
durch das Zusammentreffen von n negativen Fehlerelementen entsteht, gleich der Mass
n
einheit (also = 2e) an. Wenn m Einzelwerte bestimmt werden, so wird die theo
retische Verteilung derselben durch die Entwickelung des Binoms
n n n 3 3 n
(a + b ) = a + n, a ^ b + n 2 a ' ^ V + n„ a - b + . . . b (i)
Nun kann man durch Entwickelung des Ausdrucks links leicht zeigen, dass
1 1 1 1 2 3 2 1
n ( a + b) - = n . a " - + 2n, a"-' b + n „ a " " b + . . . n b " - . 3
Multipliziert man diese Gleichung mit b und addiert die Gleichung ( i ) , so er-
:giebt sich
n _ 1 n n n _ x
n(a + b ) b + (a + b ) = 2(x + i ) n a b x
14. U n s y m m e t r i s c h e V e r t e i l u n g einer statistisch untersuchten
Grösse kann auch dadurch entstehen, dass diese Grösse sich als
F u n k t i o n einer anderen bestimmt, die ihrerseits sich regelmässig
u m einen T y p u s gruppiert. S o verhält sich z. B . nach Q u e t e l e t
d a s G e w i c h t der E r w a c h s e n e n annähernd wie das Quadrat der
K ö r p e r l ä n g e und da diese sich als eine typische G r ö s s e verhält,
so k a n n die R e i h e der G e w i c h t s b e s t i m m u n g e n wenigstens bei
einem grösseren Spielraum der A b w e i c h u n g e n keine symmetrische
V e r t e i l u n g der F ä l l e aufweisen. F e r n e r k a n n eine Mischung
verschiedener T y p e n vorhanden sein, die bei den B e o b a c h t u n g e n
nicht auseinander gehalten werden könnten. D e n k t m a n sich z. B . ,
d a s s i o o o Soldaten der P o t o m a c - A r m e e mit einem typischen Brust
u m f a n g v o n 35 Zoll engl, und i o o o Schotten mit d e m mittleren
B r u s t u m f a n g von ?>9*U Zoll unterschiedslos zusammen gemessen
worden wären, so würde m a n v o n 32 bis 43 Zoll folgende G r u p p e n
erhalten haben: 69, 1 2 2 , 1 7 3 , 2 0 1 , 2 0 1 , 1 9 3 , 1 9 1 , 2 1 5 , 2 1 0 , 1 7 1 ,
n n
und durch Division mit m = (a -f- b )
b
n 1- I = W.
m
b
Demnach ist der Mittelwert W gleich der Ordnungszahl n 1- i in der Reihe
der nach ihrer Grösse und steigenden Potenzen von b geordneten n -\- i Gruppen von
gleich grossen Einzelwerten. Ist aber die Wahrscheinlichkeit des negativen Fehler-
a b
elementes — = w und die des positiven — = s, so entspricht diese Ordnungszahl dem
D i e unregelmässige V e r t e i l u n g der M e s s u n g s e r g e b n i s s e k a n n
auch dadurch entstehen, dass der T y p u s einer allmählichen
A e n d e r u n g unterliegt. D i e physische Beschaffenheit einer B e
v ö l k e r u n g kann sich infolge der schlechten E r n ä h r u n g der A r
beitermasse, der vorzeitigen und übermässigen A r b e i t der K i n d e r
u. s. w. verschlechtern und dadurch die E n t w i c k e l u n g der nor
malen K ö r p e r g r ö s s e oder des B r u s t u m f a n g e s beeinträchtigt werden.
Diese E n t a r t u n g des T y p u s wird sich aber hauptsächlich bei d e m
jenigen Teile der B e v ö l k e r u n g zeigen, der auch vorher schon d a s
N o r m a l m a s s nur verhältnismässig selten erreichte, sodass also eine
unsymmetrische V e r t e i l u n g mit weiterer A u s d e h n u n g der unter
normalen G r u p p e n entsteht. W e n n u m g e k e h r t durch h y g i e n i s c h e
und wirtschaftliche Fortschritte eine B e s s e r u n g der K ö r p e r
konstitution eines grossen Teiles der B e v ö l k e r u n g bewirkt wird,
— 125 —
~i / 2 pq
v, u n d v 2 i r g e n d welche W a h r s c h e i n l i c h k e i t e n u n d a u n d b K o n
stante bezeichnen, verhält sich wie eine einzige zusammengesetzte
Wahrscheinlichkeit, da bei einer grossen Zahl von Versuchs
reihen jeder m ö g l i c h e empirische W e r t von V j mit j e d e m m ö g
lichen empirischen W e r t e von v„ zusammentreffen kann. E s er
giebt sich eine V e r t e i l u n g nach dem Fehlergesetz mit der P r ä
cision Q : Va'r* - j - b ' r , , wenn r
2
t und r 2 die wahrscheinlichen A b
weichungen von V j und v 2 bezeichnen.
Eine sehr einfache Funktion zweier Wahrscheinlichkeiten
ist auch die Differenz v — v . 1 2 D i e wahrscheinliche A b w e i c h u n g
ist also / —)- r* u n d die V e r t e i l u n g , einer grösseren Zahl von
E i n z e l w e r t e n u m das Mittel findet mit der Präcision Q :}/ T\ ~\- r\
l
statt. A n s t a t t der mit der Wahrscheinlichkeit /. 2 auftretenden
A b w e i c h u n g kann m a n auch nach der Tabelle der F u eine A b
w e i c h u n g nehmen, die mit einer der Gewissheit nahe k o m m e n d e n
Wahrscheinlichkeit, z. B . 0,995, nicht überschritten wird. Diese
2
w ü r d e sein + — ]/ r[ -\-r . 2 W e n n also zwei mit g e n ü g e n d grossen
Lexis, Bevfilkerunga- u . M o r a l s t a t i s t i k . 9
VII. Das Geschlechtsverhältnis der Geborenen
1
und die Wahrscheinlichkeitsrechnung ).
i) Mit Rücksicht auf die Art der Ableitung dieses Ausdrucks der wahrschein
lichen oder höchsten zu erwartenden Abweichung habe ich diese Methode an anderen
Stellen auch als die „kombinatorische" bezeichnet.
9*
— 132 —
den G r e n z e n v -4- 2
V
J^_—XL Hege, wenn durch 0 die K o n -
i) Man übersehe nicht, dass, wenn im folgenden von dem „Fehler" einer
Einzelbestimmung des Sexualverhältnisses die Rede ist, nie an Fehler der statistischen
Aufnahme, sondern nur an die Abweichungen des aus der Beobachtung einer Partial
masse resultierenden Wertes von dem Normalwerte gedacht wird
wahrscheinliche F e h l e r r dieses N ä h e r u n g s w e r t e s ist nach der
u- TT i Q V 2 v(i—v)
obigen P ormel = j = —.
V 8
D e r theoretische A u s d r u c k für die Präcision aber ist h = —
r ,
VT
also nach E i n s e t z u n g des W e r t e s von r ist h =
y 2 v (i — v )
I n diesen A u s d r ü c k e n von r und h müsste statt v unter dem
einem Wurzelzeichen eigentlich der g e n a u e W e r t w stehen. Die
hier b e g a n g e n e U n g e n a u i g k e i t darf indes bei hinlänglich grossem
g vernachlässigt werden. Immerhin aber wird man, wenn
mehrere, dasselbe w betreffende Beobachtungsreihen vorliegen,
statt der verschiedenen v der Einzelreihen den aus der G e s a m t
heit der B e o b a c h t u n g e n abgeleiteten genauesten Näherungswert
von w substituieren.
6. D i e Präcisionen der verschiedenen B e s t i m m u n g e n v o n w
sind d e m n a c h proportional den Quadratwurzeln aus den monat
lichen Geburtenzahlen der einzelnen Regierungsbezirke — vor
ausgesetzt, dass wirklich in allen Bezirken und in allen M o n a t e n
unverändert dieselbe objektive Wahrscheinlichkeit einer K n a b e n
geburt vorhanden ist. Die V e r s u c h e werdeu in diesem Falle
gleichsam immer mit derselben Anzahl schwarzer und weisser
K u g e l n g e m a c h t und die Unterschiede der G e n a u i g k e i t der g e
fundenen Einzelverhältnisse h ä n g e n nur von der grösseren oder
geringeren Zahl der V e r s u c h e in den verschiedenen R e i h e n ab.
Anders aber würde sich die S a c h e verhalten, wenn die
objektive Wahrscheinlichkeit w selbst sich von Bezirk zu B e z i r k
u n d von M o n a t zu M o n a t änderte. A n g e n o m m e n , diese Ver
änderungen seien nach R a u m wie nach Zeit in gleicher W e i s e
z u f ä l l i g , so dass sich alle wie zufällige Beobachtungsfehler u m
einen N o r m a l w e r t W gruppieren, so sind die empirischen Ver
hältnisse v mit Ziehungsresultaten aus Urnen zu vergleichen,
welche schwarze und weisse Kugeln nicht in völlig gleichem
Verhältnisse enthalten, sondern bei deren F ü l l u n g zwar ein be
stimmtes Verhältnis W herzustellen b e a b s i c h t i g t war, aber nicht
mit voller G e n a u i g k e i t zu W e r k e g e g a n g e n worden, so dass zu
fällige F e h l e r entstanden sind. D i e wahrscheinliche A b w e i c h u n g
eines empirischen Verhältnisses v von dem w der betreffenden
Einzelreihe bleibt dieselbe, wie oben; aber die wahrscheinliche
- 136 -
bestimmung h = •- =
gleich ist.
( ' - v ) 1*
:
— 139 —
iooopy 2v(i—v)
i o o o / 2 v (1 — v)
Dieser W e r t von h muss mit dem nach der zweiten M e t h o d e
bestimmten innerhalb gewisser Fehlergrenzen übereinstimmen,
wenn die U n g l e i c h h e i t e n der Einzelwerte von z nur aus der
s t a t i s t i s c h e n Fehlerquelle entspringen — vorausgesetzt natür
lich, dass unsere G r u n d a n s c h a u u n g von der Z u f ä l l i g k e i t der
F e h l e r berechtigt ist.
Da wir für jeden R e g i e r u n g s b e z i r k 24 Einzel werte von z
benutzen, so würden streng g e n o m m e n für jeden auch 24 ver
schiedene Werte von h zu berechnen sein, entsprechend den
Verschiedenheiten der Geburtenzahlen g in den einzelnen M o n a t e n .
D e r Einfachheit w e g e n nehmen wir jedoch, was ohne B e d e n k e n
für unseren Zweck gestattet ist, für g in jedem Bezirk die
mittlere monatliche Geburtenzahl in den beiden betrachteten
Jahrgängen 1868 und 1869, indem wir die Totalsumme der
männlichen und weiblichen Geborenen (einschliesslich der Tot
geborenen) jedes Bezirkes in den beiden Jahren durch 24
dividieren.
F ü r v aber nehmen wir d u r c h w e g den möglichst genauen
Wert der Wahrscheinlichkeit einer K n a b e n g e b u r t in Preussen,
nämlich die Zahl sämtlicher Knabengeburten in dem ganzen
Staatsgebiet (mit A u s s c h l u s s jedoch von Hohenzollern, des J a d e
gebiets und des Militärs im Auslande) während der beiden J a h r e
1868 und 1869, dividiert durch die entsprechende Gesamtzahl
der K n a b e n - und M ä d c h e n g e b u r t e n . D e m n a c h ist v = o , 5 i 5 und
i — v = 0,485, und der B r u c h , mit dem Vg in dem obigen Aus
druck für h multipliziert ist, behält für alle Regierungsbezirke
denselben Wert, nämlich b = 0,0003328, dessen Logarithmus
= 0,52219—4.
D i e B e s t i m m u n g der Präcision nach der statistischen M e
thode ist also sehr einfach.
F ü r den R e g i e r u n g s b e z i r k K ö n i g s b e r g u n d die J a h r e 1868
und 1869 z. B . hat m a n die mittlere Geburtenzahl (incl. Totgeb.)
g = 3 4 2 6 , also l o g y g = 1,76740
log b 0,52219 — 4
h = 1/ 2 3
= 0,0208.
r 2.26578
Dieser W e r t stimmt mit dem nach der ersten M e t h o d e b e
rechneten so g u t überein, wie m a n nur irgend erwarten kann,
1) Dies heisst natürlich nicht, dass die Einzel werte alle gleich richtig sind,
sondern dass alle unter gleichen Genauigkeitsbedingungen, speziell aus annähernd
gleichen Geburtenzahlen abgeleitet sind.
— i4i —
überschritten, als nicht erreicht wird. S o sind also die oben zu
sammengestellten A b w e i c h u n g e n , eben weil sie z u f ä l l i g e sind,
doch durch ein gewisses gemeinschaftliches Band gleichsam g e -
zügelt; ihre G r ö s s e ist bedingt durch die in der zweiten F o r m e l
für h g a r n i c h t v o r k o m m e n d e mittlere G e b u r t e n z a h l des
Bezirks, dergestalt, dass m a n diese letztere Zahl mit Hülfe des
eben gefundenen W e r t e s von h und des allgemeinen A u s d r u c k s
der Präcision nach der e r s t e n M e t h o d e annähernd bestimmen
kann.
M a n hat nämlich, wenn b den oben angegebenen Bruch
bezeichnet:
0.0208 = b Vg
und hieraus g~39oy, welche Zahl von der wirklich erhobenen
3426 nicht übermässig abweicht, wenn m a n die oben erwähnte
Unsicherheit des angewandten W e r t e s von h in Betracht zieht.
1 1 . I m folgenden sind nun nach dem Material von 1868
und 1869 die Präcisionen für 34 Bezirke nach den beiden dar
g e l e g t e n M e t h o d e n berechnet und zur V e r g l e i c h u n g zusammen
gestellt. D i e R e s u l t a t e der statistischen M e t h o d e stehen unter
S , die der physikalischen unter Q . D i e Bezirke A u r i c h u n d
O s n a b r ü c k sind w e g e n der g a r zu kleinen monatlichen G e b u r t e n
zahl des ersteren zu einem Bezirk zusammengefasst, H o h e n -
zollern, das J a d e g e b i e t und das Militär im A u s l a n d e aber g a n z
weggelassen.
Bezirk S
Königsberg . . . .
g
0,0195 Q
0,0208
Gumbinnen . . . . 2275 0159 0144
1830 0142 0151
Marienwerder . 2918 0180 0249
Berlin 2448 0165 0158
Potsdam . . . . 3028 0183 0176
Frankfurt . . . . 3211 0189 0185
2167 0155 0166
1844 0143 0119
Stralsund . . . . 639 0086 0096
3738 0203 0205
Bromberg . . . . 2133 OI54 0145
4766 0230 0205
2975 0182 0163
4855 0232 0214
Magdeburg . 3650 0171 0174
Bezirk g S 0
Merseburg . . . . 2899 0179 0146
Erfurt "235 0117 0142
Schleswig . . . . 2715 0173 0118
Hannover . . . . 1142 Ol 12 0130
Hildesheim . . . . 1200 0115 0114
Lüneburg . . . . 975 0104 0094
879 0099 0093
Aurich-Osnabrück 1220 0116 0122
1118 Ol 1 1 OO92
1464 0127 OI4I
Arnsberg . . . . 2918 0180 0177
2441 0164 0189
Wiesbaden . . . . i837 0143 OI08
1700 0137 OI3I
1901 0-45 OI48
Köln 1936 0146 OI49
Düsseldorf . . . . 4305 02 t 8 O247
Aachen •485 0128 0151
1 2 . D i e U e b e r e i n s t i m m u n g der E r g e b n i s s e beider M e t h o d e n
ist völlig befriedigend, denn eigentlich tritt nur ein einziges M a l ,
nämlich bei Marienwerder, eine Differenz auf, welche den wahr
scheinlichen F e h l e r der zweiten M e t h o d e in auffallender W e i s e
überschreitet. D a s heisst also, es sind im Bezirk Marienwerder
bei 24 Einzelbestimmungen v o n z ausnahmsweise die A b
w e i c h u n g e n von Mittel im ganzen erheblich kleiner gewesen, als
man es nach der Präcision dieser B e s t i m m u n g e n und dem S p i e l
raum, den die mittlere Geburtenzahl in diesem Bezirke gestattet,
erwarten sollte.
In allen Fällen, in denen die Ziffer unter Q kleiner ist, als
die unter S , ist man streng g e n o m m e n g a r nicht genötigt, sich
auf den wahrscheinlichen F e h l e r der zweiten B e s t i m m u n g zu
berufen. M a n könnte annehmen, dass neben dem statistischen
Fehler der E i n z e l b e s t i m m u n g e n von z auch noch ein physiolo
gischer mit im Spiele sei, indem der N o r m a l w e r t von M o n a t zu
M o n a t in jedem Bezirke zufälligen S c h w a n k u n g e n unterworfen
sei. D a n n muss, wie bereits oben bemerkt wurde, die zweite
M e t h o d e notwendig eine geringere Präcision ergeben.
N u n ist allerdings i a m a l der W e r t unter Q kleiner als der
unter S , während das U m g e k e h r t e nur i s m a l vorkommt; a u c h
ist das Mittel der W e r t e unter Q gleich 0,0154, während das
Mittel der nach der ersten M e t h o d e berechneten h etwas grösser
ist, nämlich 0,0156. G l e i c h w o h l scheint es nicht zutreffend, einen
physiologischen Fehler zur E r k l ä r u n g der Differenzen in den
— 143 —
wenn 71, wie gewöhnlich, die Ludolph'sche Zahl, e die Basis des.
natürlichen Logarithmensystems, also 2,71828, und h die Präcision
bezeichnet.
D i e obige F o r m e l gilt ganz allgemein für alle m ö g l i c h e n
A r t e n von B e s t i m m u n g e n feststehender Grössen, die nur mit
zufälligen F e h l e r n behaftet zur B e o b a c h t u n g g e l a n g e n ; die Spezia
lisierung derselben für die besonderen F ä l l e der A n w e n d u n g
erfolgt lediglich durch die einzige G r ö s s e h, den quantitativen
A u s d r u c k der Präcision. W i r können diese Wahrscheinlichkeit
daher zweckmässigerweise darstellen durch das F u n k t i o n s s y m b o l
<p(x,h)Ax, in dem neben der Veränderlichen x die spezifische
K o n s t a n t e h a n g e g e b e n ist.
Setzt man nun in diesen Wahrscheinlichkeitsausdruck, immer
um dieselbe kleine S t r e c k e Ax fortschreitend, nacheinander alle
- 144 —
~ e-^t,
in
worin keine spezifische K o n s t a n t e v o r k o m m t und wofür wir das
S y m b o l y>(t)At setzen wollen. W e n n man nun in diesen A u s d r u c k ,
nach der konstanten kleinen Differenz At fortschreitend, für t
alle W e r t e von o bis zu der beliebigen G r ö s s e u einsetzt und
die R e s u l t a t e addiert, so erhält man eine S u m m e , die wir aus
drücken durch das S y m b o l
2 (t)At
v
2 2>(t)<dt = F„,
o
h h
W e n n nun die Zahl der E i n z e l b e s t i m m u n g e n eine sehr grosse
ist, so werden die A b w e i c h u n g e n sich annähernd ihrer abstrakten
Wahrscheinlichkeit g e m ä s s gruppieren, d. h. es werden sich von i o o o
u n ( a e n u
°'h° ^ ~~f~ f " > " d u n g e f ä h r 275 F e h l e r v o r k o m m e n ,
1
— 147 —
19h 59}- 26 28 54 78
595 » 79i 29 37 66 54
79h .. 991 18 '4 3* 33
Ueber 9 9 ^ 26 12 38 32
59* .1 79* 34 27 61 61
1 2
79, 995 14 26 23
Ueber 9 9 ^ 7 5 12 9
D i e beiden letzten R e i h e n stimmen sehr g u t zusammen.
A u c h die R e i h e n der positiven und negativen F e h l e r für sich
sind nicht unbefriedigend. D i e Zahl der ersteren beträgt 327^-,
die der letzteren 320^, und die Unebenheiten der mittleren
Fehlergruppen gleichen sich aus, wenn man sie paarweise zu
sammenfasst:
Fehler Beobachtete Fälle Theorie
<+) (+) (-) (+»•-)
o bis 1 9 J IIb. ,1
119! 119\
19J- 59.; 158" 155" 157I
1 2
59J- •, 99i 46 4 4
2 1 . D a s bisher a n g e w a n d t e R e c h n u n g s v e r f a h r e n ist ziem
lich zeitraubend infolge der vorher nötigen B e s t i m m u n g der mitt
leren Präcision, selbst wenn man diese nach der bequemeren
(und in vielen Fällen auch sichereren) statistischen M e t h o d e aus
führt. W i l l man sich aber möglichst schnell versichern, ob sich
eine g e g e b e n e M a s s e von Beobachtungsresultaten ungefähr der
Theorie g e m ä s s um ihr Mittel gruppiert, so kann m a n ein mehr
summarisches, allerdings auch ungenaueres Verfahren einschlagen.
M a n nimmt nämlich an, dass das b e o b a c h t e t e Verhältnis der
F e h l e r innerhalb gewisser gleicher positiver und negativer
Strecken v o m A u s g a n g s w e r t e ab zu der G e s a m t z a h l der F e h l e r
identisch sei mit der t h e o r e t i s c h e n Wahrscheinlichkeit eines
Fehlers innerhalb dieser Doppelstrecke, und hieraus lässt sich dann
sowohl die mittlere Präcision als auch die theoretische V e r t e i l u n g
der Fehler auf die übrigen S t r e c k e n bestimmen.
S o haben wir in dem letzten Beispiel als empirische W a h r s c h e i n -
236
lichkeit eines Fehlers zwischen — 1 9 ^ und - j - 19-J- den B r u c h - ~
= 0,364.
N i m m t man diesen W e r t als F , so ergiebt die Tabelle als
u
u r |
zugehöriges u den W e r t 0,335 d man hat nun zur B e s t i m m u n g
u r j
der Präcision H die G l e i c h u n g : 0,335 = H . 1 9 ] d hieraus
H = 0,017 2 (statt des oben berechneten 0,017 4). Mit Hülfe
dieses W e r t e s rechnet man nun weiter: das u der nächsten
S t u f e ist 0 , 0 1 7 2 . 3 9 1 = 0,679, die z u g e h ö r i g e Wahrscheinlichkeit
s
F = 0,663, ° dass auf 648 F ä l l e a m wahrscheinlichsten 430
u
a s o
zwischen — 3 9 ^ und -f~~39i> ' '94 zwischen den Grenzen
+ bis + 3 9 - I zu erwarten wären. U n d ähnlich findet m a n
für die S t r e c k e n
— 154 —
;
±394 bis ± 5 9 i i 2 2 ; ± 3 9 i bis ± 7 9 ^ : 6 2 ; + 7 9 ^ bis ± 9 9 ^ : 2 4 ;
über 9 9 ^ : 10.
Diese E r g e b n i s s e weichen von den oben berechneten so
w o h l wie v o n den beobachteten nur w e n i g ab. J e d o c h ist nicht
zu vergessen, dass die ausführliche Theorie alle F e h l e r g r u p p e n
selbständig bestimmt, während das summarische Verfahren ge
rade für die wichtigste Fehlerstrecke das Zusammenstimmen der
•empirischen und der theoretischen Wahrscheinlichkeit hypothetisch
annimmt.
2 2 . E i n Beispiel von etwas anderer A r t wollen wir mit dem
Material der englischen Statistik durchführen. Die Beobachtungs-
grösse ist wieder die Zahl z der K n a b e n g e b u r t e n auf i o o o M ä d -
•chengeburten, j e d o c h mit A u s s c h l u s s der T o t g e b u r t e n . A l s Einzel
b e s t i m m u n g e n aber nehmen wir diejenigen W e r t e von z, welche
s i c h aus den j ä h r l i c h e n Geburtenzahlen in den einzelnen Regi
strierungsbezirken in den 1 3 J a h r e n 1 8 5 9 bis 1 8 7 1 ergeben.
W i r v e r f ü g e n also, da die Zahl der „ R e g i s t r a t i o n - C o u n t i e s "
4 5 beträgt, über 5 8 5 E i n z e l w e r t e von z, von denen wir wieder an
nehmen, dass sie sämtlich durch z u f ä l l i g e Modifikationen eines
bestimmten Normalwertes entstanden seien. Die Präcision der
Einzelbestimmungcn ist sehr verschieden, zunächst wegen der
grossen Verschiedenheit der mittleren jährlichen G e b u r t e n z a h l in
•den einzelnen Bezirken, ausserdem aber a u c h vielleicht w e g e n der
physiologischen Fehler Ursachen, welche in den verschiedenen B e
z i r k e n in verschiedenem G r a d e zufällige A b l e n k u n g e n des N o r m a l
w e r t e s von J a h r zu J a h r erzeugen könnten.
W i r berechnen nun wieder die Präcision für jede Grafschaft
s o w o h l nach der statistischen M e t h o d e ( K o l o n n e S ) als auch nach
der physikalischen ( K o l . Q ) . B e i der ersteren gehen wir aus von
d e m aus der G e s a m t m a s s e der B e o b a c h t u n g e n bestimmten wahr
scheinlichsten Wert z=io42, und der L o g a r i t h m u s des kon
stanten F a k t o r s , mit dem die W u r z e l aus den durchschnittlichen
G e b u r t e n z a h l e n multipliziert wird, ist = 0 , 5 3 0 8 1 — 4 . A l s mittlere
j ä h r l i c h e G e b u r t e n z a h l (g) aber nehmen wir für jede Grafschaft
das Jahresmittel ihrer G e b u r t e n aus der zehnjährigen Periode
1 8 5 9 bis 1 8 6 8 .
Was die physikalische M e t h o d e betrifft, so darf m a n nicht
vergessen, dass zur B e s t i m m u n g der Präcision h für jede Graf
schaft nur 1 3 B e o b a c h t u n g e n g e g e b e n sind; der wahrscheinliche
— 155 —
- 158 -
i
— I 5 9 -
h durch die G l e i c h u n g r =0
°'^J^~- verbunden ist.
h
Ist die nach der physikalischen M e t h o d e bestimmte Präcision
beträchtlich kleiner, als die von der statistischen Methode ge
lieferte (in welchem Falle neben der „statistischen" Fehlerquelle
noch andere mitwirken), oder k a n n die B e o b a c h t u n g s g r ö s s e nicht
als eine Wahrscheinlichkeit behandelt werden, so berechne man
den wahrscheinlichen Fehler nach der physikalischen Methode
(Methode der kleinsten Quadrate) und sehe zu, ob die positiven
und negativen Abweichungen vom Mittelwerte wirklich inner
halb der gefundenen G r e n z e n annähernd ebenso zahlreich sind,
wie ausserhalb derselben. Allzu g e r i n g darf natürlich die ge
g e b e n e Zahl von B e o b a c h t u n g e n nicht sein.
F i n d e t nun eine leidliche U e b e r e i n s t i m m u n g des berechne
ten wahrscheinlichen Fehlers mit der beobachteten Fehlerver- t
teilung statt und ist ausserdem die G e s a m t z a h l der positiven
F e h l e r von derjenigen der negativen nicht sehr verschieden, so ist
wieder der S c h l u s s , wenn auch nicht sicher, so doch genügend
— i6i —
K A—«A A ( 1 — a)
M B—ßB B (i-ß)
A_
Das V e r h ä l t n i s ^ = r - kann also im Mittel konstant bleiben,
B
K
I ) Die Abweichungen vom Mittel sind ohne Rücksicht auf das Vorzeichen
sämtlich positiv zu nehmen.
4. M a g m a n aber auch statt der theoretisch mehr zu em
pfehlenden wahrscheinlichen die durchschnittliche Ab
weichung zur Charakterisierung der Stabilität oder Dispersion
einer R e i h e benutzen, so folgt daraus noch keineswegs, dass diese
A b w e i c h u n g D in P r o z e n t e n des Mittelwertes auszudrücken sei.
Bei evolutorischen oder undulatorischen R e i h e n m a g m a n allen
falls diese R e d u k t i o n anwenden, da in diesen Fällen D überhaupt
nur ein empirisches und u n g e n ü g e n d e s Kriterium der V e r ä n d e r
lichkeit der untersuchten absoluten G r ö s s e darbietet. Sind dagegen
die Einzelwerte zufällige Modifikationen eines G r u n d w e r t e s , so
liegt im allgemeinen g a r kein G r u n d zu der A n n a h m e vor, dass
die durchschnittliche (oder auch die wahrscheinliche) A b w e i c h u n g
irgendwie von der absoluten G r ö s s e des G r u n d w e r t e s abhänge.
W e n n man wiederholte M e s s u n g e n eines W i n k e l s anstellt, die mit
zufälligen Fehlern behaftet sind, so h ä n g t der G r a d der U e b e r
einstimmung der Einzelwerte und somit der durchschnittliche oder
wahrscheinliche Fehler nicht von der G r ö s s e des zu bestimmenden
Winkels, sondern nur von der Beschaffenheit des Instrumentes,
der Geschicklichkeit des Beobachters und den äusseren U m s t ä n d e n
ab, und zwei Versuchsreihen werden daher, w e n n diese G r u n d
l a g e n der Präcision dieselben bleiben, dasselbe S c h w a n k u n g s m a s s
ergeben, wenn auch der zu messende W i n k e l in dem einen F a l l e
z. B . 30 und in d e m anderen 60 G r a d beträgt. D a s vergleich
bare S c h w a n k u n g s m a s s ist also in diesem Beispiele der absolute
und nicht der in Prozenten der Mittelwerte ausgedrückte W e r t
von D oder R . Dasselbe wird aber, wenn nicht besondere G r ü n d e
für einen bestimmten Z u s a m m e n h a n g zwischen der Präcision und
der G r u n d g r ö s s e sprechen, bei den typischen Reihen absoluter
Zahlen gelten. M a n habe z. B . eine A n z a h l zehnjähriger K n a b e n
und eine gleiche Anzahl vollständig erwachsener M ä n n e r nach
Grösse oder Brustweite gemessen. V e r m u t l i c h wird die erstere
Reihe eine grössere durchschnittliche A b w e i c h u n g v o m Mittel
ergeben, als die letztere, und diese Differenz ist es, welche dem
physischen Unterschied in der Stabilität der beiden anthropo-
metrischen Grössen entspricht. Bezieht man die beiden Ab
w e i c h u n g e n auf die zugehörigen sehr verschiedenen G r u n d g r ö s s e n ,
so wird die D i v e r g e n z dieser prozentmässigen S c h w a n k u n g s m a s s e
bedeutend grösser, als die der absoluten; aber die ersteren sind
nicht vergleichbar unter sich, während die letzteren der Präcision
u m g e k e h r t proportional sind und demnach als direkte und gleich
artige D a r s t e l l u n g der Dispersion betrachtet werden können.
In Kürze gilt also für die Reihen absoluter Grössen
folgendes: das beste S c h w a n k u n g s m a s s der typischen R e i h e n ist
die wahrscheinliche A b w e i c h u n g , jedoch ist auch die durchschnitt
liche A b w e i c h u n g für diesen Z w e c k brauchbar; die eine wie die
andere M a s s g r ö s s e aber ist absolut und nicht in Prozenten der
G r u n d g r ö s s e auszudrücken.
Bei nichttypischen Reihen aber lässt sich ein ähnliches
S c h w a n k u n g s m a s s überhaupt nicht theoretisch begründen; empirisch
m a g man immerhin die S c h w a n k u n g s i n t e n s i t ä t durch die durch
schnittliche A b w e i c h u n g kennzeichnen und die letztere auch, w o
man es für z w e c k m ä s s i g hält, prozentmässig auf den Durchschnitts
wert beziehen.
5. W i r gehen nun zu der U n t e r s u c h u n g der S c h w a n k u n g e n
von V e r h ä l t n i s z a h l e n über, und zwar solcher, die als empirische
Näherungswerte einer mathematischen Wahrscheinlichkeit oder
a u c h einer F u n k t i o n einer solchen Wahrscheinlichkeit angesehen
werden können. D a s erstere trifft z u , Wenn man eine grosse
A n z a h l ( a - f - b ) E i n z e l b e o b a c h t u n g e n hat, von denen jede ein g e
wisses besonderes R e s u l t a t hätte ergeben k ö n n e n und von denen
eine gewisse Anzahl (a) dieses R e s u l t a t auch wirklich ergeben
hat. W e n n dieses R e s u l t a t als ein E r e i g n i s von der W a h r s c h e i n
lichkeit v angesehen werden darf, so wird der B r u c h ^ - mit
• r = s > n /nspr
w o Q die K o n s t a n t e 0,4769, v einen möglichst genauen N ä h e r u n g s
wert der zu G r u n d e liegenden Wahrscheinlichkeit (in E r m a n g e l u n g
des wahren Wertes) und g die G r u n d z a h l bedeutet. Ist die letz
tere nicht für alle E i n z e l Verhältnisse gleich, so k a n n in die o b i g e
Formel, falls die Unterschiede nicht sehr gross sind, ein mittlerer
W e r t derselben eingesetzt werden.
1) Ueber das Folgende vgl. meine Schrift „Zur Theorie der Massenerscheinungen
in der menschlichen Gesellschaft" (Freib. 1 8 7 7 ) und die vorige Abhandlung über das-
Geschlechtsverhältnis der Geborenen.
2) Statt des wahrscheinlichen Fehlers könnte man natürlich im folgenden auch
immer den einfacher auszudrückenden, aber weniger anschaulichen m i t t l e r e n Fehler
nehmen.
N u n kann aber der wahrscheinliche Fehler auch direkt aus
den g e g e b e n e n Einzelwerten des Verhältnisses bestimmt w'erden,
und z w a r wenn die letzteren hinlänglich zahlreich sind, durch
unmittelbares A b z ä h l e n v o m Mittelwerte aus. A b e r auch schon
bei einer verhältnismässig kleinen Zahl von Einzelwerten erhält
man den jeweilig wahrscheinlichsten W e r t der wahrscheinlichen
A b w e i c h u n g durch die F o r m e l :
2
wenn [r3 ] die S u m m e der Quadrate der A b w e i c h u n g e n der g e
gebenen Einzelwerte v o m Mittelwerte u n d n die A n z a h l der
Einzelwerte bezeichnet
W e n n nun wirklich die aus den B e o b a c h t u n g e n abgeleiteten
Einzelverhältnisse nur zufällig ungenaue Darstellungen einer kon
stanten Wahrscheinlichkeit v sind, so muss wenigstens annähernd
die G l e i c h u n g zutreffen: R = r.
J e kleiner die G r u n d z a h l g ist, um so grösser wird die
wahrscheinliche A b w e i c h u n g . B e i einem relativ kleinen, z. B .
unter iooo bleibenden g können vereinzelt sehr grosse A b
w e i c h u n g e n v o m Mittelwerte vorkommen und doch darf man,
wenn die eben aufgestellte G l e i c h u n g erfüllt ist, die zu G r u n d e
liegende Wahrscheinlichkeit und somit den allgemeinen B e
d i n g u n g s k o m p l e x der untersuchten E r s c h e i n u n g e n als konstant
betrachten. W i e gross also auch die S c h w a n k u n g e n der be
obachteten Verhältniszahlen sein mögen, sie sind, falls sie den
S c h w a n k u n g e n der R e s u l t a t e v o n V e r s u c h e n an einer U r n e mit
konstanter F ü l l u n g entsprechen, gewissermassen nur u n w e s e n t
l i c h , da sie eine wesentliche A e n d e r u n g der G r u n d l a g e der
E r s c h e i n u n g nicht voraussetzen.
7. A n d e r s aber in dem zweiten der oben unterschiedenen
Fälle. Derselbe entspricht der A n n a h m e , dass das F ü l l u n g s
verhältnis der U r n e zwar in jeder Serie v o n g Versuchen, aus
der ein Einzelwert von v berechnet wird, konstant bleibe, aber
von Serie zu Serie zufälligen A e n d e r u n g e n unterworfen sei, je
doch so, dass immer eine T e n d e n z zur E r z i e l u n g eines gewissen
v
das Verhältnis z - = — , so bleibt die F o r m e l R u n v e r ä n d e r t ) l
b i —v
r
in G e l t u n g , während statt r der A u s d r u c k zu nehmen
l ) Selbstverständlich ist sie mit den Einzelwerten und dem Mittelwerte der jetzt
angenommenen Beobachtungsgrösse zu berechnen.
— 184 —
1) Sollte diese Jahresstrecke noch nicht genügen, um eine sehr grosse Grundzahl
zu liefern, so kann man die Einzelverhältnisse aus zwei- oder dreijährigen Beobachtungs
strecken ableiten.
2) Bildet man auf diese Art durch zeitliche oder geographische Gruppierung
mehrere Reihen d e s s e l b e n Verhältnisses mit wesentlich verschiedenen Grundzahlen
und übernormaler Dispersion, so wird man, wenn die Theorie zutrifft, aus den ver
schiedenen R und r immer ungefähr das gleiche p finden.
— IQI —
(v ) — v
2 2 u. s. w. zu verstehen ist. N u n ist aber R unmittelbar
durch seine F o r m geeignet, die T o t a l s c h w a n k u n g e n u m das arith
metische Mittel der Beobachtungswerte zu charakterisieren, da
dieser A u s d r u c k nahezu der W u r z e l aus dem mittleren Q u a d r a t e
dieser T o t a l a b w e i c h u n g e n proportional ist. S o würde sich schon
durch die A n a l o g i e mit der früheren für die zufälligen physischen
Schwankungen die obige Formel für p rechtfertigen lassen,
indem m a n einfach durch Definition den U e b e r s c h u s s des Q u a d r a t e s
v o n R über das Q u a d r a t von r als das Q u a d r a t des M a s s e s der
physischen Schwankungen hinstellte. Aber die Beziehung
13*
io6 -
wenn durch die eckigen Klammern die Summen der betreffenden, den Einzelwerten
von t entsprechenden Grössen bezeichnet sind. Die (v) drücken die unmittelbar
beobachteten Wahrscheinlichkeitswerte aus. Wenn aber die Werte von a, b, c . . .
nach den obigen Bedingungsgleichungen bestimmt sind, so müssen für die aus der
2
Gleichung v = a - ( - b t - | - c t . . . . abgeleiteten, den Beobachtungszeiten t ent
sprechenden Werte v die Gleichungen gelten:
2 2
[v] - [(v)], [vtj = L(v) tj, [vt ] = [(V) l ]
— '97
Aus der Gleichung für v ergeben sich ohne weiteres die folgenden :
2
[(v) v] = [(v)] a + [(v) t] b - f t(v) t ] c . . .
2 2
[v ] = , v] a + [vt] b + [vt ] c . . .
2
Man hat also nach den vorigen Gleichungen [(v) v] = [ v ] . Daraus folgt, wenn
2 2 2
man die Differenz (v)—v = t quadriert: [(v) ] - [ v ] = [r ]. (1)
2 2 2
Wenn ferner ( v ) - V = A , so ist [(v) ]—nV = [^ ] (2)
2 2 2
und wenn v — V = D, so ist [ v | — n V = [ D ] . (3)
Die Gleichungen (2) und (3) kommen dadurch zustande, dass 2 [(v)] V ebenso
2
wie 2 [v] V gleich 2 n V , da [(v)] = [v] = 1 1 V .
Durch Addition von ( 1 ) und ( 3 ) erhält man schliesslich:
s 2 2
[<v) l-nV = [r j + [D J = [A%
also die zu beweisende Gleichung. Ucbrigens gilt dieser Satz nicht nur lür Wahr-
scheinlichkeitsverhältnisse, sondern für beliebige Messungsgrössen überhaupt.
— IQ8 —
wurde, ——°°° 2
r oder (r) in dem K r i t e r i u m der Stabilität auftritt.
(1—v)
Es ist also z d i e Z a h l der gestorbenen männlichen Individuen
auf i o o o weibliche. D i e S c h w a n k u n g e n dieser Zahl sind nun in
jener 20jährigen Periode sehr verschiedener Natur, j e nachdem
sich dieselben auf die Altersklassen der K i n d h e i t , auf die des
jugendlichen, mittleren und v o r g e r ü c k t e n Alters und auf das
äusserste Greisenalter beziehen. S o findet m a n beispielsweise als
W e r t e v o n z in den drei ersten A l t e r s m o n a t e n und in den drei
Jahrfünften von 45—60 Jahren:
Jahr — 2 M. 2-3 M. 45 — 5 ° J- 5 0 — 5 5 J- 5 5 — 6 0 J.
1850 1335 1183 1100 II 10 850
1851 1247 1264 1070 I17 2 1028
1852 1237 1255 II 13 "65 1035
l853 '445 '253 1188 1206 1067
1854 1308 "58 U76 II70 I 171
1855 1316 1182 I206 1245 I278
1856 1278 1244 II74 1252 I197
l857 '344 1256 IIO6 I I 2 4 Io8l
1858 1408 1318 1212 1238 I2II
l859 1250 1282 I2L8 129O I 116
1860 1348 1390 I29I I276 13OS
1) Man kann übrigens, wenn die Grundzahlen nicht sehr verschieden sind, ohne
erheblichen Fehler auch einfach das arithmetische Mittel der Einzelwerte von v oder
z als wahrscheinlichsten Wert nehmen. Das oben angewandte Mittel ist das „Ge
wich tsmittel".
2) Den dadurch begangenen Fehicr kann man beurteilen, wenn man r einmal
mit der grössten und einmal mit der kleinsten Grundzahl berechnet.
20I
Alter z O L R w Q
Totgeb. 1348 (1281 — 1410) 1064 23.4
2
3>6 0,99
o — i M. '359 ( ' 3 1 6 - '4'7) 1052 >8,S 22, r 0,84
I — 2 M. 1323 (1237 — 1445) 1038 42,4 37.' '.'5
2 - 3 M. '253 ( 1 1 5 8 - 1390) 1033 36,2 40,8 0,91
3 - 4 M. 1224 (1099— 1394) 1030 49.1 42,9 1,14
4 — 5 M. 1284 ( " 7 4 - 1429) 1028 52,7 5°]6 1,04
5 - 6 M. 1257 ( 1 1 1 7 — 1422) 1026 56,2 52,9 1,06
6 — 9 M. "79 ( 1 1 0 9 - 1257) 1024 34-3 30.4 ','3
9 — 1 2 M. 1085 (1014— 1182) 1020 3>,i 27,8 1,12
« - J-2 1028 ( 9 6 6 - 1087) 1019 23,9 '5,6 i,53
2 - 3 J. 990 (926— 1065) 1018 23.5 22,1 1,06
3— 5 J. 947 ( 8 7 9 - 1019) 1019 23,7 20,I 1,16
5 - 1
J-
0 878 (821 — 945) 1022 28,7 '7,4 1,66
oD
10—15 J. 7'3 (620— 847) 46,0 45,5 18,4 2,5
15-20 J. 770 (685- 9'9) 36,4 37.9 '8,3 2, i
20—25 J. 1095 (965— 1234) 38,0 40,2 23,9 ',7
25—30 J. 905 ( 8 0 4 - 1027) 30,2 32,8 21,3 ',5
30—40 J. 826 ( 7 6 6 - 909) 33.2 29.7 '3,9 2,'
40—45 J- 943 ( 8 1 2 — iiiS) 48,3 50,3 21,6 2,3
45—50 J. "43 ( 8 5 3 - 1468) 83,0 88,9 25,8 3,4
50-55 J. 1124 ( 8 3 7 - '353) 103,2 104,4 24.2 4,3
55-60 J. 1055 ( 8 5 0 - 1305) 95,2 93,9 21,8 4,3
60-65 J. 962 ( 8 4 8 - " 40) 63,4 64,8 '8,5 3,5
65—70 J. 9'3 (789- "50 71.8 71.7 16,6 4,3
70—75 J- 906 (766- "50) 60,3 65,9 '5,9 4,'
75-80 J. 903 ( 8 . 1 - 1019) 3',i 36,0 16,8 2,1
80-85 J. 866 ( 7 8 1 - 940) 21,7 24,5 '9,5 1,26
85-90 J. 800 ( 7 2 1 — 904) 34,5 33,9 26,3 1,29
über 9 0 J. 693 ( 6 3 8 - 83') 25,0 28,7 38,1 o,75
2 5 . I n den verschiedenen S t u f e n der ersten fünf Altersjahre
k o m m t also Q d u r c h w e g (mit der w o h l zufälligen A u s n a h m e für
das zweite Jahr) der E i n h e i t nahe, was darauf hindeutet, dass die
a n g e g e b e n e n W e r t e z nahezu typisch sind und dass die Stabilität
dieser R e i h e n nahezu das M a x i m u m erreicht. F ü r die späteren
Jugendjahre und für die Periode der V o l l k r a f t b e w e g t sich der
W e r t von Q zwischen 1,5 und 2 , 5 ; das reifere und höhere A l t e r
von 4 5 — 7 5 Jahren erhöht diesen Quotienten noch u m ein Be
deutendes, so dass er 4,3 erreicht; dann aber sinkt er rasch und
weist in der äussersten L e b e n s p h a s e wieder auf m a x i m a l e Stabilität
hin. D e r Quotient Q ist allerdings kein eigentliches M a s s der
Dispersion, sondern nur w e n n (r) gleich bleibt oder kleiner wird,
entspricht der V e r g r ö s s e r u n g von Q mit Gewissheit auch eine
V e r g r ö s s e r u n g der Dispersion. Z u r wirklichen M e s s u n g der letz
teren dient n a c h den früheren E r ö r t e r u n g e n nur die physische
Dispersion, die nach A u s s c h e i d u n g der normal-zufälligen K o m p o
2
nente ü b r i g bleibt. D i e F o r m e l p = ( r ) ^ Q — 1 giebt aber für
202
2
26. B e r e c h n e n wir eine n a c h der F o r m e l p = ( r ) y Q — 1 die
physische Dispersion für die Altersklassen, in denen sie grösser
ist als (r), so ergeben sich folgende Z a h l e n :
Alter P Alter P Alter P
i - 2 J. 18,8 25—30 J- 23,8 55—60 J. 91,2
S — 1 0 J. 23,1 30—40 J. 25.7 60-65 J. 62,0
1 0 — 1 5 J- 42,2 40—45 J- 44.7 65-70 J. 69-4
15—20 J. 33.8 45—50 J- 83,8 70-75 J- 63,2
20—25 J. 32,8 50-55 J- 101,2 75-80 J. 3i,o
— 2C-3 —
1) Bei diesen Beispielen ist eine etwas vereinfachte Rechnung angewandt worden,
die indes für den praktischen Zweck genügt. Statt des Gewichtsmittels ist das arith
metische Mittel der Einzelwerte von v in jeder Reihe genommen und als jedesmalige
Grundzahl nicht der Durchschnitt aus allen einzelnen Grundzahlen einer Reihe, sondern
das Mittel aus der gröss'.en und der kleinsten verwendet. Dieses letztere Verfahren
ist im Grunde ebenso berechtigt, wie das erstere, das an sich auch nicht korrekt ist,
Ist die Dispersion annähernd normal-zufällig — aber auch nur dann — so verhalten
sich die Präcisionen der Einzelwerte einer Reihe annähernd wie die Quadratwurzeln
aus ihren Grundzahlen, und das strenge Verfahren besteht dann darin, dass man nach
diesem Prinzip alle Einzelwerte auf eine gleiche Präcision reduziert. So findet man
•/.. B. für Niederösterreich: wahrscheinlichster Wert von i o o o v aus dem Gewichts
mittel: 5 3 7 3 (statt 5 3 7 4 ) ; Wert von R , wenn die Grundzahl (die Zahl aller Sterbe
fälle von o — 5 J.) in allen 1 3 Jahren gleich der kleinsten ( 2 6 6 3 3 für 1 8 6 8 ) gewesen
wäre: 1 7 , 4 ; dieser Grundzahl entsprechendes r : 2 0 , 6 . Bei Reduktion auf die grösste
Grandzahl ( 3 7 9 1 2 für 1 8 7 3 ) dagegen wird R = 1 4 , 6 , r = 1 7 , 3 . Die im Texte ge
gebenen Werte von R und r liegen zwischen diesen Extremen und lassen die maximale
Stabilität ebenso gut erkennen, wie diese letzteren.
— 2o6 —
Totgeborene z 0 R (D Q
eheliche 1438 (1367 — •544) 34.1 32,5 ',°5
uneheliche 1158 (956 — ' 2 / 3 ) 49,2 47,i 1,04
Gest. von 0 — i J.')
eheliche 1276 (1245 — 1 3 1 0 ) 9,5 8,9 1,07
uneheliche 1169 ( 1 1 2 1 — 1234) '8,9 '4,3 1,32
Gest. von i — 2 J.
eheliche 1046 (9&5- - 1 1 0 5 ) 24,2 20,9 1,16
uneheliche 970 (888 - 1 0 3 9 ) 29,0 38,8 0,75
ebenfalls auf ein Minimum sinken und nahezu normale Dispersion entstehen kann.
Das Gesetz der kleinen Zahlen, Leipzig 1 8 9 8 .
1) Movimento dello stato civile. Anno 1 8 7 5 . Introduzione, p. X V I I I — X X I V .
2) Bei verschiedenen Reihen müssen natürlich die Schwankungskomponenten
der Wahrscheinlichkeit v selbst (im obigen Falle also 0,00121) oder gleicher Funktionen
dieser Wahrscheinlichkeit verglichen werden.
— 2 11 —
22 1
I ) Von diesem Standpunkt sind auch die Thatsachen zu beurteilen, aus denen
M a r b e (Naturphilosophische Untersuchungen zur Wahrscheinlichkeitslehre, Leipzig 1 8 9 9 )
die Unvereinbarkeit der Erfahrungen beim Glücksspiel mit der Erfahrung nachweisen
will. Er hat teils selbst Versuche mit dem Werfen einer Münze angestellt, teils die
Ergebnisse des Roulettespiels in Monte Carlo benutzt und so ein immerhin interessantes
Material zusammengebracht. Er glaubt nun daraus zeigen zu können, dass die so-
— 223 —
den Durchschnitt aus den Ergebnissen der vier äquivalenten Reihen nehmen, auf 1 7 */ .
Nun ist aber die Wahrscheinlichkeit dieser r e l a t i v wahrscheinlichsten Ergebniszahl.
•schon zu der A n n a h m e geführt werden, dass schwarze u n d weisse
K u g e l n in dem V e r h ä l t n i s von i : 5 in der U r n e verhanden seien.
Stellt man mehrere R e i h e n von V e r s u c h e n in g e n ü g e n d grosser
88
klein ist. Bei 5 7 Erprobungen ist der wahrscheinlichste Fall, dass gar k e i n e reine
0 , 4 0 9 5 . Der nächste Fall, 1 reine Gruppe auf 5 6 andere, hat nur die Wahrscheinlich
keit 0 , 3 6 8 6 , für den folgenden, 2 reine auf 5 5 gemischte Gruppen, ist die Wahr
u n <
scheinlichkeit 0 , 1 6 3 5 l die weiteren Glieder der Reihe nehmen rapid ab.
Verlangt man reine Gruppen von 8, so geben 4 0 0 Einzelversuche höchstens 5 0
selbständige Erprobungen. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Gruppe ist '/us " " ^
der wahrscheinlichste Fall bei 5 0 Erprobungen ist wieder der, dass k e i n e reine Gruppe
erscheint; dessen Wahrscheinlichkeit ist 0 , 6 7 5 3 die Wahrscheinlichkeit der Kom
bination i reine auf 4 9 gemischte Gruppen beträgt nur 0 , 2 6 0 0 . Bei den Gruppen zu
•9 ist die höchste Zahl der möglichen selbständigen Erprobungen in dem Marbe'schen
1
Beispiel 4 4 , die Wahrscheinlichkeit einer reinen Gruppe /76Q, die Wahrscheinlichkeit
des wahrscheinlichsten Falles (o reine Gruppen) 0 , 8 4 1 8 , die Wahrscheinlichkeit der
Kombination i reine auf 4 3 gemischte Gtuppen nur 0 , 1 4 1 9 .
Bei den Gruppen zu 1 0 endlich ist die mögliche Zahl der selbständigen Proben
4 0 , die Wahrscheinlichkeit einer solchen Gruppe ' / , die Wahrscheinlichkeit des
b i 2
dass k e i n e reine Gruppe herauskommt und die Wahrscheinlichkeit dieses Falles wächst
um so mehr, je grösser jener reciproke Wert und je kleiner die Zahl der Proben wird.
Wenn also M a r b e unter den von ihm benutzten grösstenteils nur formal gebildeten
3 9 3 Gruppen zu 8, 3 9 2 zu 9, 3 9 1 zu 1 0 statt der erwarteten 3 , 2 , 1 gar keine
reinen Gruppen fand, so steht das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung durchaus nicht
in Widerspruch, weil diese grossen Gruppenzahlen vom Standpunkt der Wahrschein
lichkeitsrechnung nur die Bedeutung von 5 0 , 4 4 und 4 0 selbständigen physischen Ver
suchsgruppen haben, d. h. weil man unter den 8 bez. 9 oder 1 0 Gruppenreihen mit
verschiedenen Anfangsfällen nur e i n e Reihe, gleichviel welche, als das Resultat des
Gesamtversuchs betrachten und mit dem entsprechenden Ergebnis der Wahrscheinlich
keitsrechnung vergleichen darf. (Die unvollständigen letzten Gruppen kann man übrigens
durch die am Anfang ausser acht gelassenen Glieder ergänzen, um in jeder der zur
Auswahl stehenden Reihen genau die gleiche Gliederzahl zu erhalten.) Will man die
obige Auffassimg bestreiten, so muss man auch in Abrede stellen, dass ein Wurf mit
n Münzen für die Wahrscheinlichkeitsrechnung gleichbedeutend sei mit n Würfen mit
einzelnen Münzen.
Dasselbe gilt für die von M a r b e mitgeteilten weit grösseren Beobachtungs
reihen am Roulettespicl. Die erste dieser Reihen z. B. beruht auf I I 4 8 3 einzelnen
Spielresultaten, aus denen M a r b e in ähnlicher Weise, wie in dem angeführten Beispiel
auch annähernd ebenso grosse Zahlen von reinen Farbengruppen von 2 bis 1 4 Fällen
ableitet. So findet er nach Ausscheidung der Zerofälle (die die Wahrscheinlichkeit ' / , 3
haben und zu keiner Farbe gerechnet werden), als wahrscheinlichste Zahl der reinen
Gruppen zu 1 0 , 1 1 , 1 2 , 1 3 , 1 4 bezw. 1 7 , 8, 4, 2, 1 unter 1 1 3 3 9 bis I I 2 7 5 seiner
künstlichen Gruppen, während nach der Beobachtung nur 7 Gruppen zu 1 0 , 2 zu 1 1
und die übrigen gar nicht vorgekommen sind. Hier ist also wiederum zu sagen : die
ganze Reihe der Spiele bildet einen einzigen physischen Thatbestand zur Erprobung
der Möglichkeit des Herauskommens der beiden Farben (und des Zern). Man kann
die Abzählung zum Zwecke der Gruppenbildung mit jedem beliebigen Einzelfall be
ginnen (wobei wieder zweckmässigerweise die unvollständigen Gruppen am Schluss
durch die am Anfang nicht mitgezählten F"älle ergänzt werden), aber man darf nur
eine von diesen Gruppenreihen als das Versuchsresultat annehmen. Sehen wir der
Einfachheit wegen von dem Vorkommen der Zerofälle ab, so stellen also z. B. die
1 1 3 0 7 Marbe'schen Gruppen zu 1 2 nur 9 4 2 selbständige physische Versuchsgruppen
dar. Die Wahrscheinlichkeit einer reinen Gruppe zu 1 2 ist * / , der wahrschein
t n i i
lichste Fall ist o reine Gruppen, die Wahrscheinlichkeit dieses Falles 0 , 6 8 , es kann
daher nicht auffallen, wenn er in der Regel vorkommt. AVenn allerdings die 1 1 3 0 7
Gruppen M a r b e ' s gleichbedeutend wären mit 1 2 selbständigen Beobachtungsreihen
von 9 4 2 Fällen zu 1 2 , so wäre anzunehmen, dass in diesen Reihen auch einmal oder
einigemale eine reine Gruppe erscheint, denn wenn wir jede Reihe als einen einheit
lichen Versuch auffassen, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass I2mal nacheinander k e i n e
reine Gruppe herauskomme, nur 0 , 0 0 9 2 . Aber jene 11 3 0 7 bilden eben keine 1 2
selbständigen Beobachtungsreihen, diese würden vielmehr 1 3 5 6 8 4 Einzelbeobachtungen
Lexis, Bevölkeiungs- u. Moralstatistik. 15
zahlen übertragen. E s giebt z. B . unendlich viele K o m p l e x e von
Bedingungen oder U m s t ä n d e n , infolge deren ein dreissigjähriger
Mensch im L a u f e des 3 1 . Lebensjahres sterben kann, und zwar
sind diese B e d i n g u n g e n teils in seiner körperlichen Beschaffenheit,
teils in seinen äusseren Lebensverhältnissen begründet. Alle
Dreissigjährigen einer Bevölkerung werden nun gleichsam ein
J a h r l a n g auf die P r o b e gestellt, ob diese Todesmöglichkeiten für
sie zutreffen oder nicht. M a n erhält dadurch eine ungefähre
V o r s t e l l u n g von der für diese G r u p p e bestehenden Sterbensmög
lichkeit, wie m a n sich auch z. B . annähernd eine V o r s t e l l u n g v o n
der Bodengestalt eines S e e s verschaffen kann, wenn m a n an einer
grossen Zahl von zerstreuten Stellen seine Tiefe misst. D e r See
boden ist unveränderlich und eine zweite R e i h e v o n M e s s u n g e n
wird daher wieder ungefähr dasselbe Bild von ihm ergeben. Aber
auch die körperlichen Zustände der dreissigjährigen Individuen
wiederholen sich in gewissen Grenzen, zwar nicht in identischer
Weise, aber annähernd gleichwertig hinsichtlich des i n Frage
erfordern und in einer solchen Anzahl werden sich auch wohl einzelne reine Gruppen
finden. Die übliche Formel für die wahrscheinliche Abweichung ist wegen der Klein
heit der Wahrscheinlichkeit ' / » « « nicht anwendbar. Die Wahrscheinlichkeit einer
e r
reinen Gruppe zu 1 4 vollends ist nur '/ai«i ^ wahrscheinlichste Fall natürlich wieder
o reine Gruppen, die Wahrscheinlichkeit desselben bei 8 0 6 selbständigen Gruppen, die
hier höchstens anzunehmen sind, 0 , 9 0 6 und die Wahrscheinlichkeit, dass in 1 4 Reihen
von je 8 0 6 selbständigen Gruppen zu 1 4 — also bei 1 5 7 9 7 6 Einzelbeobachtungen —
keine einzige reine vorkomme, immer noch 0 , 2 5 1 7 . Durch die von M a r b e beigebrachten
Thatsachen wird daher nur bestätigt, dass die physische Möglichkeit eines zusammen
gesetzten Ereignisses durch Ausprobieren nur nach einer reell begründeten Zahl von
Beobachtungsgruppen zu schätzen ist, die nicht durch eine bloss formale weitere Gruppen
bildung vermehrt werden darf. Ueber die Marbe'sche Abhandlung vgl. auch v. B o r t -
k i e w i e z in der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. C X X I , der
die Abhängigkeit der Marbe'schen Gruppen voneinander nachweist. — Auch P e a r s o n
(The Chances of death, London 1 8 9 7 , Vol. I, p. 4 2 ff.) behandelt „The scientific
aspect of Monte Carlo Roulette". Er findet nach dem ihm zu Gebote stehenden
Material, dass das Auftreten der Farben in seiner Gesamtheit dem mathematischen
Gesetz befriedigend entspricht, dass dagegen die Gruppierung der aufeinanderfolgenden
Resultate von der theoretischen erheblich abweicht. Aber gerade im Gegensatz zu
M a r b e findet er, dass die k l e i n e n Permanenzen ein bedeutendes Defizit aufweisen.
Versuche mit Ziehungen von Kugeln von W e s t e r g a a r d (Theorie der Statistik, S. 2 2 ff.)
stimmten im ganzen befriedigend, ebenso die von ihm untersuchten Lotterieresultate.
Vgl. auch die Versuche Q u e t e l e t ' s , Lettres sur la theorie des prob., p. 9 4 u. 3 7 4 .
Keiner von diesen Autoren denkt daran, die Gruppen in der Weise M a r b e ' s zu
vervielfältigen.
— 2 2 7 —
lichsten W e r t
wenn q — 0,477
und P gleich ist dem beobachteten Verhältnis der Summe
aller Ereignisfälle zu der G r u n d z a h l G , ohne R ü c k s i c h t auf die
Gruppierung. Diesen letzteren A u s d r u c k aber würde man für
die wahrscheinliche A b w e i c h u n g halten, wenn man von der festen
Gruppierung innerhalb der G e s a m t m a s s e G nichts wüsste und
bei der V e r g l e i c h u n g desselben mit der nach der M e t h o d e der
kleinsten Quadrate bestimmten wahrscheinlichen Abweichung
würde sich daher scheinbar eine unternormale Dispersion heraus
stellen. E s wäre denkbar, dass die in den verschiedenen Waffen
g a t t u n g e n eines H e e r e s v o r k o m m e n d e n U n f ä l l e ein Beispiel dieser
A r t darböten. D i e Unfallwahrscheinlichkeit ist ohne Zweifel bei
Infanterie, K a v a l l e r i e , Artillerie und Pionieren sehr verschieden,
das V e r h ä l t n i s der S t ä r k e jedes dieser Truppenteile zur g a n z e n
Heeresstärke aber k a n n w e n i g s t e n s für eine l ä n g e r e R e i h e von
g x
yx = —— und q = i — p . Der Beweis, dass dieser Ausdruck kleiner ist als der
x x
G
P enthaltende, findet sich in C o u r n o t ' s Wahrscheinlichkeitsrechnung (deutsch von
S c h n u s e ) , S. 113.
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2
A b w e i c h u n g Q l/ ^ ^ — — ausgedrückt. Bildet man aber mit
der vergrösserten G = G r u n d z a h l <x G den entsprechenden Aus-
2
w e n n [ö ] die S u m m e der Q u a d r a t e der Diffe-