Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Gold L'Or: Ein Theaterprojekt in Burkina Faso | Un projet de théâtre au Burkina Faso
Gold L'Or: Ein Theaterprojekt in Burkina Faso | Un projet de théâtre au Burkina Faso
Gold L'Or: Ein Theaterprojekt in Burkina Faso | Un projet de théâtre au Burkina Faso
Ebook251 pages2 hours

Gold L'Or: Ein Theaterprojekt in Burkina Faso | Un projet de théâtre au Burkina Faso

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Burkina Faso, eines der ärmsten Länder der Welt, ist heute der Hotspot der afrikanischen Goldproduktion. Was bedeutet der "Goldrausch" für die Gesellschaft, Politik und Ökologie des Landes? Und zu welchen sozialen Verwerfungen und Konflikten führt er?

Das Buch dokumentiert den interkulturellen Arbeitsprozess der freien Theatergruppe fringe ensemble in Burkina Faso. Das fringe ensemble Bonn unter der Leitung von Frank Heuel entwickelt gemeinsam mit Schauspielerinnen und Schauspielern sowie Musikerinnen und Musikern des Espace Culturel Gambidi in Ouagadougou ein mehrsprachiges theatrales Rechercheprojekt, das diesen Fragestellungen nachgeht und sie in Bildern und Geschichten über Gold und Gier, Abhängigkeit und Absturz und dem Versprechen einer "goldenen Zukunft" verdichtet.

Le Burkina Faso est l'un des pays les plus pauvres du monde et en même temps le cinquième producteur d'or d'Afrique. Que sig ni -fie la " ruée vers l'or " pour la société, la politique et l'écologie du pays ? Et à quels bouleversements et conflits sociaux celleci mène-t-elle ? Cet ouvrage documente le travail de creation interculturel réalisé entre le fringe ensemble, une compagnie indépendante basée à Bonn en Allemagne, et l'Espace Culturel Gambidi à Ouagadougou dans le cadre du projet Brillante Saleté. Le projet explore ces questions et les condense en images et en histoires sur l'or et la upidité, les interdépendances et leurs conséquences, ainsi que la promesse d'un " avenir en or".
LanguageDeutsch
Release dateMay 7, 2019
ISBN9783957492425
Gold L'Or: Ein Theaterprojekt in Burkina Faso | Un projet de théâtre au Burkina Faso

Related to Gold L'Or

Related ebooks

Cultural, Ethnic & Regional Biographies For You

View More

Related articles

Reviews for Gold L'Or

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Gold L'Or - Verlag Theater der Zeit

    Christgau

    KULTUR – DIALOG – WANDEL: INTERKULTURELLE ZUSAMMENARBEIT HEUTE

    Internationale Kooperationen setzen ein Zeichen für die gemeinsame Gestaltung der Zukunft und die Vernetzung von Menschen, Ländern und Kontinenten. Der Austausch zwischen Menschen und Kulturen existiert schon lange, jedoch war er nie so einfach wie im Zeitalter der Globalisierung. Durch moderne Infrastrukturen und Technologien sind die Kontinente näher zusammengerückt, und Kulturaustausch findet heute sowohl physisch als auch digital statt.

    Die Zusammenarbeit zwischen Europa und dem globalen Süden hat sich in den letzten Jahren zunehmend intensiviert. Das Interesse an künstlerischen und intellektuellen Positionen aus afrikanischen Ländern ist in Deutschland seit Anfang der zweitausender Jahre und der Afrika Initiative von Horst Köhler im Jahr 2005 stark gestiegen, und Afrika steht seither auf der Agenda der deutschen Außenpolitik. Es gibt vielfältige Fördermöglichkeiten für internationale Kulturprojekte, und die Zahl der „Afrika-Festivals" in Deutschland (und Europa) und der künstlerischen Koproduktionen ist gestiegen. Der Ansatz und die Form der interkulturellen Zusammenarbeit spielen dabei eine wichtige Rolle, und die soziopolitischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Länder müssen einbezogen werden.

    Stärker denn je hängen die globalen Entwicklungen von den westlichen Staaten ab, und die sogenannten Transformationsländer scheinen sich nur langsam aus dieser (Inter-)Dependenz zu lösen (oder lösen zu können). Auf kultureller und intellektueller Ebene zeigt sich jedoch ein anderes Bild, und die Stimmen von KulturakteurInnen und KünstlerInnen aus Afrika vermehren sich in den internationalen Foren für Kultur, Politik und Wissenschaft. Sie beziehen Position und fordern durch einen Perspektivwechsel zum Umdenken auf. Ein politischer und gesellschaftlicher Wandel ist notwendig, um in naher Zukunft die globalen Machtverhältnisse aufzuweichen und neu sortieren zu können.

    Wie können diese Transformationsprozesse von beiden Seiten unterstützt und Synergien geschaffen werden?

    Hierauf können wir mit den Potenzialen und Möglichkeiten der interkulturellen Zusammenarbeit und des Kulturaustauschs antworten. Wandel kann nur im Dialog entstehen, und Kultur kann Dialoge einleiten. Durch die interkulturelle Zusammenarbeit werden Menschen, Länder und Kontinente in einen Austausch gebracht, der für ein besseres Verständnis des „Anderen" sorgt und eine Annäherung auf kultureller und menschlicher Ebene ermöglicht. Kultur ist nicht unpolitisch, aber Kultur kann sich von Politik distanzieren und künstlerische Werte in den Vordergrund stellen.

    Das Goethe-Institut e. V. widmet sich seit seiner Entstehung im Jahr 1951 dem interkulturellen Austausch. Als weltweit tätige Institution musste und muss das Goethe-Institut seine Rolle immer wieder neu überdenken und seine Arbeitsweisen den globalen Entwicklungen entsprechend anpassen. Der frühere „Kulturexport" wurde von einem reziproken Kulturaustausch ersetzt. Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und die gemeinsame Projektentwicklung ist daher eines der wichtigsten Merkmale unserer Arbeit im kulturellen Bereich. Es geht darum, Räume für kreative und interdisziplinäre Begegnungen zu schaffen, die einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer Gesellschaften leisten. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe gilt jedoch nicht nur für Institutionen, sondern auch für individuelle KulturakteurInnen und KünstlerInnen, die internationale Kooperationsprojekte leiten.

    Es gibt eine Vielzahl gelungener Kooperationsprojekte, die nicht nur einen hohen künstlerischen Eigenwert haben, sondern auch einen gesellschaftlichen und kulturellen Beitrag leisten. Allerdings gibt es bis heute Kooperationsprojekte, vor allem wenn (nur) aus dem Westen konzipiert und finanziert, die in ihrer Ausrichtung und Durchführung scheitern und der Bedeutsamkeit des internationalen Kulturaustauschs schaden, da sie unbewusst (oder bewusst) die globalen Machtverhältnisse widerspiegeln und weiterführen. Das Antizipieren einer finanziellen, akademischen und oft ideologischen Überlegenheit von westlichen Partnern schadet dem Prozess kultureller Annäherung und hält das Bild der westlichen Hegemonie aufrecht. Immer mehr Kulturakteure und KünstlerInnen aus afrikanischen Ländern entziehen sich dieser Vormachtstellung und setzen auf nationale und transnationale Ressourcen und Expertise. Doch auch in Europa hat ein Perspektivwandel stattgefunden, der in der interkulturellen Zusammenarbeit neue Wege aufzeigt.

    Internationale Kulturprojekte können nur dann funktionieren, wenn sie gemeinsam gedacht, entwickelt und realisiert werden. Von außen implementierte Projekte korrespondieren oft nicht mit den lokalen Realitäten und ignorieren die Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort. Man sollte seine lokalen Partner und das kulturelle Umfeld kennen oder sich darauf einlassen, um die Spielräume und Grenzen auszuloten. Durch die Globalisierung entwickelt sich die Welt rasend schnell, und die Situation in den meisten afrikanischen Ländern ist längst nicht mehr wie vor fünf bis sechs Jahren. Es gibt andere Visionen, Voraussetzungen und Bedürfnisse ebenso wie Potenziale. Der Kontinent benötigt keine kulturelle Entwicklungshilfe, sondern Impulse durch einen künstlerischen Austausch im gegenseitigen Dialog und Voneinander-Lernen. Im Dialog entstehen Ideen, Geschichten, Visionen und neue Perspektiven.

    Interkulturelle Projekte fordern die beteiligten Personen auf, sich aus ihrer „Comfort-Zone" herauszubewegen und sich Neuem zu öffnen, neuen Denkweisen, Arbeitsweisen und Lebensweisen. Man muss bereit sein, seine eigenen Ansichten zu hinterfragen und sich auf einen gemeinsamen Prozess einzulassen. Kommunikation ist hier ein Schlüsselwort, auch wenn diese nicht immer selbstverständlich ist, in Anbetracht der kulturellen und lingualen Barrieren.

    Doch können und sollten Barrieren genutzt werden, wie zum Beispiel die Sprachbarriere, indem man den Multilingualismus als Schnittstelle zwischen Kulturen hervorhebt und als Bindeglied versteht. Dieser Herausforderung hat sich zum Beispiel das Projekt Brillante Saleté (Glänzender Dreck) des fringe ensemble (Bonn) und Espace Culturel Gambidi (Ouagadougou) angenommen. Und das mit großem Erfolg. Die Stärke des Projekts liegt in der kollektiven Entwicklung des Theaterstücks und der Einbindung aller Beteiligten, die mit eigenen Perspektiven und Sprachen zur Authentizität der Produktion beigetragen haben.

    In der interkulturellen Zusammenarbeit muss es Freiräume für Diskussionen und Richtungswechsel geben, die die Heterogenität und produktive Dynamik der Kooperationen sichtbar machen. Kulturen sind dynamisch und können sich aufeinander zubewegen. Menschen können sich aufeinander zubewegen. Dieses Potenzial sollten wir heute mehr denn je nutzen, um uns den verhärtenden politischen und gesellschaftlichen Ideologien entgegenzusetzen, und im interkulturellen Dialog eine gemeinsame Zukunft errichten.

    Carolin Christgau

    CULTURE – DIALOGUE – TRANSFORMATION : LA COOPÉRATION INTERCULTURELLE AUJOURD’HUI

    Carolin Christgau, directrice du bureau de liaison du l’Institut Goethe à Ouagadougou, revient sur la façon dont la coopération entre l’Europe et les pays du Sud s’est modifiée et intensifiée ces dernières années. Les possibilités de financement pour les projets culturels internationaux sont nombreuses et les coproductions artistiques, ainsi que les festivals consacrés à l’Afrique, se sont multipliés en Allemagne (et en Europe).

    Les évolutions mondiales dépendent des pays occidentaux, tandis que les pays dits en transition semblent lents à (pouvoir) s’affranchir de cette (inter)dépendance. Mais sur le plan culturel et intellectuel, la situation est différente : les voix des artistes africains se font désormais entendre lors des forums internationaux consacrés à la culture, à la politique et aux sciences. Ils prennent position et revendiquent une nouvelle manière de penser.

    Comment ces processus de transformation peuvent-ils être soutenus et comment créer des synergies ?

    Le changement ne peut advenir qu’à travers le dialogue, et la culture peut justement initier le dialogue. Depuis sa création en 1951, l’Institut Goethe favorise les échanges interculturels. Ce qui auparavant s’apparentait à une « exportation culturelle » est désormais un échange culturel réciproque. Il s’agit de créer des espaces pour favoriser des rencontres à la fois créatives, interdisciplinaires et pouvant contribuer au développement de nos sociétés. Le principe de la coopération sur un pied d’égalité s’applique aussi bien aux institutions qu’aux acteurs du monde culturel et aux artistes. Les projets culturels d’ampleur internationale ne peuvent fonctionner que s’ils sont conçus, développés et réalisés conjointement. Les projets dont la mise en œuvre se fait à l’extérieur ne correspondent souvent pas aux réalités locales. Il faut connaître ses partenaires locaux et leur environnement culturel afin de pouvoir identifier sa marge de manœuvre et ses limites. La plupart des pays africains ont connu ces dernières années des transformations et ils ont à présent de nouvelles visions et exigences, de nouveaux besoins et potentiels. Le continent n’a pas besoin d’aide au développement culturel, mais d’impulsions par le biais d’échanges artistiques, dans le dialogue et l’apprentissage mutuels. La communication joue ici un rôle fondamental, même si elle n’est pas toujours évidente en raison des barrières culturelles et linguistiques. Le projet Brillante Saleté, réalisé par le fringe ensemble (Bonn) et l’Espace Culturel Gambidi (Ouagadougou), a relevé ce défi : sa force réside dans son développement collectif, dans l’implication de tous les participants qui, en apportant leurs propres perspectives et leurs langues, ont contribué à l’authenticité de cette production.

    Dans toute coopération interculturelle, il faut prévoir de la place pour la discussion et les changements d’orientation qui rendent compte de l’hétérogénéité et de la dynamique à l’œuvre dans le travail collectif. Aujourd’hui plus que jamais, nous devons utiliser ce potentiel pour lutter contre le durcissement des idéologies politiques et sociales, et bâtir notre avenir commun dans le dialogue interculturel.

    Résumé par Claudia Grönemeyer.

    Frank Heuel

    ÜBER GOLD IN BURKINA MÜSSTEN WIR MAL EIN STÜCK MACHEN ODER LEAVE THE ZONE OF COMFORT!

    Ein Thema und ein Partner!

    Zuerst den Partner und dann ein Thema finden oder anders herum mit dem Thema auf die Suche nach einem Partner gehen? Oder besser gleichzeitig – mit dem Partner auch gleich ein Thema haben oder ist umgekehrt das Thema da und damit auch der Partner? Ein wichtiges Detail am Anfang!

    Ich habe Burkina Faso im Frühsommer 2017 zum ersten Mal besucht zwecks Recherchereise für ein mögliches Theaterprojekt zum Thema Boden und Klima. Eingeladen war ich von einem Freund, Martin Baumgart, der als Consultant für ein Projekt der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und verantwortlich für die deutsche Entwicklungsarbeit), die in Burkina Faso in der Region Süd-West gemeinsam mit Gemeinden vor Ort ein Bodenschutzprogramm durchführt. Unter dem Titel La Terre ton Amie (Die Erde – deine Freundin) habe ich einige Monate später im Herbst 2017 ausschließlich mit Burkinabe KünstlerInnen in Ouagadougou am Espace Culturel Gambidi ein Stück inszenieren können.

    Bei einem der Besuche in der Region standen wir plötzlich und gänzlich unerwartet in einer gerade entstandenen Plastikzeltstadt, und zwar mitten auf einem Feld, wo vor zwei Monaten eine der GIZ-Maßnahmen – nämlich ein Erosionsschutzwall, von welchem nun nur noch Rudimentäres zu erahnen war – errichtet worden war. Gold! Hier hatte jemand Gold gefunden, und im Nu hatte sich der Fund herumgesprochen, und eine neue wilde Mine (artisanal mine) war unabhängig von den bestehenden Besitzverhältnissen in Windeseile aus dem Boden geschossen.

    In anschließenden Gesprächen mit Einheimischen über den Goldabbau in Burkina ist mir klargeworden, dass das, was eigentlich Segen für das Land sein könnte, für viele Menschen eher Fluch ist, und die Gesellschaft – zumindest wie sich der Goldabbau und -handel aktuell darstellt – vor große Probleme stellt.

    Ich habe schon bei La Terre ton Amie mit den Slammern des Collectif Qu‘on Sonne & Voix-ailes zusammengearbeitet, die ihre Kunst als explizit politisch verstehen und die zum Teil in der Bürgerbewegung Le Balai Citoyen (Der Bürgerbesen), die maßgeblich an der Revolution 2014 beteiligt war und bis heute für die weitere Demokratisierung der Gesellschaft eintritt, aktiv sind. Sie setzten mir mit dem Hinweis „Über Gold in Burkina müssten wir mal ein Stück machen" die Idee in den Kopf, die mich unter anderem auch wegen der sehr positiven Erfahrung miteinander nicht mehr losgelassen hat.

    Als mir Claude Guingané, der Leiter des Kulturzentrums Espace Culturel Gambidi in Ouagadougou, im abschließenden Gespräch über La Terre ton Amie die Sinnhaftigkeit und Relevanz einer Arbeit über das Gold in und aus Burkina Faso vollends bestätigte und mir eine Partnerschaft für dieses Vorhaben anbot, war mit dem Thema auch der Partner

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1