Der harte Davis Lorgan: G.F. Barner 139 – Western
By G.F. Barner
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G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Hier ist der North Platte in Wyoming. Es ist auf der Strecke von Glenrock nach Douglas. Nahe bei der Stadt Douglas liegt die Ranch. Die ›Hog-Ranch‹. Sie hieß nicht immer so, diese Ranch. Lange vorher hatte sie einen anderen Namen. Und dieser Name gehörte unwandelbar zu einer Sippe von Männern. Diese Männer waren schlecht. In diesem Buch steht die Geschichte des Mannes, der der Ranch einen anderen Namen gab. Von dem Tag an, als er in das Land mit dem Namen Converse-County kam, änderte sich vieles. Der Mann war ein Loofer. Ein einsamer und verbitterter Mann, der nichts im Leben liebte. Er war grausam hart, dieser Mann, Davis Lorgan. Seine Geschichte muß man von Anbeginn an erzählen, damit man weiß, warum er so hart wurde. Es ist ein Schicksal, wie es Hunderte von Männern haben. Doch viele Männer wären an ihm zerbrochen. Er zerbrach nicht. Er wurde nur noch härter. Solange, bis der Mann ganz aus Stahl zu sein schien. Dieser Stahl begann zu glühen wie die Narbe an seiner Stirn.
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Der harte Davis Lorgan - G.F. Barner
G.F. Barner
– 139–
Der harte Davis Lorgan
Zwischen Pulverdampf und Flammenzungen
G.F. Barner
Prolog
Hier ist der North Platte in Wyoming. Es ist auf der Strecke von Glenrock nach Douglas.
Nahe bei der Stadt Douglas liegt die Ranch. Die ›Hog-Ranch‹.
Sie hieß nicht immer so, diese Ranch. Lange vorher hatte sie einen anderen Namen. Und dieser Name gehörte unwandelbar zu einer Sippe von Männern. Diese Männer waren schlecht.
In diesem Buch steht die Geschichte des Mannes, der der Ranch einen anderen Namen gab.
Von dem Tag an, als er in das Land mit dem Namen Converse-County kam, änderte sich vieles.
Der Mann war ein Loofer. Ein einsamer und verbitterter Mann, der nichts im Leben liebte. Er war grausam hart, dieser Mann, Davis Lorgan.
Seine Geschichte muß man von Anbeginn an erzählen, damit man weiß, warum er so hart wurde.
Es ist ein Schicksal, wie es Hunderte von Männern haben. Doch viele Männer wären an ihm zerbrochen. Er zerbrach nicht. Er wurde nur noch härter. Solange, bis der Mann ganz aus Stahl zu sein schien. Dieser Stahl begann zu glühen wie die Narbe an seiner Stirn.
Was daraus wurde und wie es kam, das erzählen die nächsten Seiten. Hier ist der Beginn.
G.F. Barner
*
Es beginnt, als er gerade siebzehn Jahre alt ist. An seinem Geburtstag. Man sagt auch noch etwas anderes.
Davis Lorgan ist Favorit. Er ist groß und schlank, hat seinen Hut immer weit im Nacken und trägt einen Revolver, so tiefgeschnallt, wie er es von den Cowboys aus Texas gesehen hat. Ob er damit auch so schnell schießen kann, weiß niemand.
Der Junge ist Favorit bei Linda MacReed.
Linda MacReed ist eine Tanzhallenlady.
Und dabei ist sie sieben Jahre älter als er. Grund genug, die Mäuler aufzureißen. Jemand hat es gesagt: Er hat sie geküßt in ihrem Zimmer!
Es ist nur ein Gerücht. Aber die Klatschbasen dieser Stadt tragen es weiter. Laut und gefährlich, denn Linda MacReed ist nicht irgendeine Tanzhallenlady, sie ist zu dieser Zeit das Idol einer ganzen Stadt. Wenn sie mit ihrer dunklen und rauchigen Stimme singt, verdrehen die Cowboys die Augen. Und es soll Familienväter geben, die nach ihrer Brieftasche greifen und sich einige Dinge etwas kosten lassen.
Dinge, die sie niemals bekommen, denn diese Linda ist sehr gerissen. Sie verspricht allen Männern goldene Berge und hält nichts! Bei diesem Jungen hat sie kein Geld gesehen. Sie hat ihm auch nichts versprochen.
Die ganze Wahrheit ist, daß die Lady keinen anderen Mann mehr ansieht. Sie sitzt vor Davis Lorgan am Tisch und sieht ihn nur an. So beginnt die Geschichte.
Sie hat ihn gesehen, wie er in den Ruby-Star-Saloon kommt und seinen Hut abnimmt, was die anderen Männer sich nicht im Traum einfallen lassen. Dann lehnt er sich an die Wand.
Sie steht auf der Bühne, unter ihren Füßen die vier Mann der Kapelle. Ein Klavier, zwei Geigen und eine Mandoline. Und sie singt. Dabei beobachtet sie den Jungen. Und sie sieht, daß er anders ist als die anderen.
Er applaudiert nicht lärmend, wenn sie fertig ist. Er steht nur da, und das Staunen liegt auf seinem Gesicht. Und er sieht genau dorthin, wo sie gerade rauschend durch den Vorhang verschwunden ist. Dann seufzt Davis Lorgan tief und geht auf den einzigen noch freien Tisch zu, der im Hintergrund des Saloons steht. Es ist ein Tisch, der nur für zwei Personen Platz hat. Er steht so schlecht, daß man von ihm aus nicht zur Bühne sehen kann.
Hier also nimmt der Junge Davis Lorgan Platz und sagt: »Einen Old Scotch pure, please!«
Das sagt er, aber der Keeper sieht an ihm vorbei. Dann sagt hinter Davis eine dunkle und schwingende Stimme: »Zwei Old Scotch pure, Stan!«
Diese Stimme kennt der Junge. Er hat sie gerade vor einigen Minuten gehört.
»Wenn ich gehen soll, müssen Sie es sagen!« erklärt Linda MacReed leicht.
Er schluckt, dann steht der Junge auf und geht zum Stuhl auf der anderen Seite und zieht ihn heraus.
»Please, Madam!« sagt er heiser. Er wartet, bis sie sich gesetzt hat, und rückt dabei den Stuhl richtig. Sie sieht ihn an, als auch er sich setzt. Er lächelt unsicher.
»Erstaunt?« fragt Linda. »Ich dachte, hier ist es ruhiger. Das ist einer meiner Gründe, mich hierher zu setzen!«
»Und welches sind die anderen Gründe, Madam?«
»Sie sind anders, Mister!« antwortet Linda. »Verraten Sie mir Ihren Namen?«
»Davis Lorgan!« sagte er rauh. »Uns gehört eine kleine Ranch am Oberlauf des Pecos River.«
Er betrachtet sie, wie man ein Bild studiert. Sie hat kupferrotes Haar und meergrüne Augen. An ihrer Figur ist kein Makel.
Das Erscheinen von Linda MacReed ist fast unbemerkt geblieben. Sie sagt ihm, daß er etwas erzählen soll. Und er tut es. Er sagt ihr, wie sehr ihm ihr Gesang gefallen hat. Und wie sehr sie ihm gefällt. Er braucht eine ganze Menge an Mut, um das zu sagen. Doch sie lächelt. Sie trinken jeder ein Glas, und dann will sie gehen.
»Warum, Madam?«
»Es sind zu viele Männer hier!« sagt sie einfach. »Ich möchte nicht, daß es Ärger für Sie gibt, Mr. Lorgan!«
Dann neigt sie die Flut ihrer schimmernden Haare und geht wirklich.
Nun, Davis geht auch vor die Tür. Und dann wandert er über die Straße aus dem Ort. Und er setzt sich an der Plaza auf eine Bank. Er sitzt dort und raucht unter leuchtendem Sternenhimmel, bis sich jemand neben ihn setzt.
»Sie sind ein Träumer, Mr. Lorgan!« sagt neben ihm Linda MacReed kehlig.
Er schrickt zusammen und blickt sie ungläubig an. Dann weiß Davis Lorgan, daß sie ihm nachgegangen sein muß. Ihm wird ganz heiß.
Sie reden leise und gehen dann über die Plaza zum Santa-Fe-River hinunter. Der Fluß liegt still im Mondlicht. Er leiht sich ein kleines Ruderboot und läßt sie einsteigen. Sie rudern beide, bis die Lichter auf dem Wasser nur noch kleine Punkte sind.
Und das Ende dieser Nacht dauert bis fast zum ersten Hahnenschrei.
Als der Morgen graut, ist er wieder auf der Ranch. Der alte Daniel Lorgan fragt ihn beim Frühstück, wo er war.
»Buster wollte einen Spazierritt nach Albuquerque machen, Dad!« sagt Davis ruhig und sieht nicht von seinem Teller hoch. »Ich dachte, es wäre nicht schlecht, es mit zwei Mann zu tun!«
Und damit ist die Unterhaltung beendet. An diesem Tag soll er Kälber brennen. Allein, denn er soll ja Männerarbeit tun wie sein Vater.
Es ist Nachmittag, als er den Reiter sieht. Er läßt das Brandeisen fallen und fährt hoch.
»Ich dachte, ich sollte dir etwas zusehen!« sagt Linda MacReed und steigt ab. »Komme ich nicht richtig?«
»Du wirst immer richtig kommen!« sagt er heiser. »Einen Augenblick, ich bin gleich fertig!«
Er fängt blitzschnell die letzten beiden Kälber ein und brennt sie.
Die Sonne brennt warm. Es ist ein Nachmittag, der viel zu schnell vergeht. Das denken sie beide. Hier oben auf der Mesa ist niemand, der sie sehen könnte. Und es ist gut so.
Dann kommt jener Tag, der sein Geburtstag ist. Man redet schon fast zuviel über Davis Lorgan und Linda MacReed. Am Abend muß sie singen. Und sie weiß immer noch nicht, wie alt er ist. Bis dann ihr Gesang vorbei und der Tisch in der Ecke ihr Platz ist.
Da ist Bruce Carter. Ein Mann, dem der Revolver und die Fäuste locker sitzen. An diesem Tag kommt er aus Las Vegas herüber. Er hat einmal Glück gehabt und genug Dollar in seinen Taschen.
Bruce Carter hat Linda singen hören, und er denkt, daß er sie bekommen kann, weil er Geld genug hat.
Er steht am Tresen, und dann sieht er den Tisch.
»Teufel!« sagt er knurrend. »Das gibt es doch nicht! Das ist ein grüner Bengel und sie… aah, ich verprügle den Burschen, daß er…«
»Bruce!« sagt neben ihm Ben Nielson warnend. »Fang da nichts an. Der Junge ist ihr Favorit.«
»Wer ist dieser Milchbart?« fragt Carter grimmig.
»Er ist der einzige Sohn des alten Daniel Lorgan. Der Junge heißt Davis und ist gerade siebzehn. Heute hat er Geburtstag. Bruce, laß ihn besser in Ruhe.«
Das also sagt Ben Nielson. Aber er redet seine Worte in den Rauch.
»Dieser Pinkel!« sagt Carter und geht los.
Die Worte Carters erregen so viel Aufsehen, daß die Reden langsam verstummen, und der müde Klavierspieler seine Hände auf die Tasten sinken läßt.
Bruce Carter geht. Er sieht starr auf den Tisch, der in der Ecke vor dem Vorhang steht. Und er sieht nur die Lady an. Jeder kann sehen, was er will.
Jetzt ist er dicht vor dem Tisch, an dem Davis Lorgan mit Linda sitzt.
Bruce Carter packt einen Stuhl. Er schiebt ihn mit einer einzigen Bewegung neben den Stuhl von Linda MacReed und setzt sich. Daß er dabei seinen Arm um Lindas Schulter legt, sieht jeder.
»Na, Baby?!« sagt er grinsend. »Komm her und sei nett zu mir! Ich kann dich bezahlen!«
Er will noch einige freundliche Dinge mehr sagen, aber da holt plötzlich Linda MacReed aus. Ihre grünen Augen funkeln. Dann klatscht ihr Handrücken Bruce Carter über die Nasenwurzel.
»Du Miststück!« schreit Bruce Carter wild und holt nun selbst aus. »Mit einem Rotzjungen von siebzehn Jahren poussierst du herum, was? Und wenn ein anständiger Mann etwas von dir will, schlägst du! Na, warte!«
Davis Lorgan hat die Szene ohne viel Begreifen mitbekommen. Das hat er noch