Das Gesetz bin ich allein: G.F. Barner 133 – Western
By G.F. Barner
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About this ebook
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Der Mann lacht heiser, als er das Brandeisen hebt und auf das zuckende Rind hinabsieht. Steven Clay hat es gebunden. Um die Vorderbeine liegt ein Stück Riemen, um die Hinterbeine liegt eins und um den Hals noch ein Ende. Das Rind liegt auf der Seite, wie es Steven gewollt hat. Und in dem Boden jenes Canyons, dessen Gras spärlich und von der Sonne halb vertrocknet ist, stecken die drei Pfähle mit den drei Ringen. Er hat sich diese Rinderfalle ausgedacht, eine Anzahl Pflöcke, tief und fest in den Boden gerammt. Und zuerst zieht er das Rind an den einen Pflock und bindet es am Hals an. Dann kommen die Beine dran, und schließlich braucht er das Rind nur umzuwerfen. Es ist so gebunden, daß es nur noch mit den Flanken zucken kann. Das Rind trägt den Hammer-Brand. Und das rotglühende Brandeisen, das Steven Clay in der Hand hält, ist ein Kreis mit einem dicken Balken drin. Über dem Balken sitzt eine Krone, wenigstens sieht es so aus. Dieses Brandeisen wird den Hammer-Brand auslöschen. Er wird nicht mehr zu sehen sein, wenn Steven den Geruch nach versengtem Fell in der Nase hat. Der Mann wartet, bis das Eisen nicht mehr so stark glüht. Dann erst bewegt er sich und drückt das Brandeisen genau auf den Hammer auf dem Fell. Es zischt, es schmorgelt, und der Rauch steigt auf. Und das Rind reißt sein Maul auf und brüllt schrecklich. Es zuckt mit den Gliedern, seine Flanken zittern, und Steven Clay wirft das Eisen wieder in das Feuer zurück. Er beugt sich vorwärts, schneidet die Riemen entzwei und treibt das Rind in weniger als einer Minute in den Korral.
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Das Gesetz bin ich allein - G.F. Barner
G.F. Barner
– 133–
Das Gesetz bin ich allein
Deshalb trug er den Stern nicht nur zur Zierde
G.F. Barner
Der Mann lacht heiser, als er das Brandeisen hebt und auf das zuckende Rind hinabsieht.
Steven Clay hat es gebunden. Um die Vorderbeine liegt ein Stück Riemen, um die Hinterbeine liegt eins und um den Hals noch ein Ende.
Das Rind liegt auf der Seite, wie es Steven gewollt hat. Und in dem Boden jenes Canyons, dessen Gras spärlich und von der Sonne halb vertrocknet ist, stecken die drei Pfähle mit den drei Ringen.
Er hat sich diese Rinderfalle ausgedacht, eine Anzahl Pflöcke, tief und fest in den Boden gerammt. Und zuerst zieht er das Rind an den einen Pflock und bindet es am Hals an. Dann kommen die Beine dran, und schließlich braucht er das Rind nur umzuwerfen. Es ist so gebunden, daß es nur noch mit den Flanken zucken kann.
Das Rind trägt den Hammer-Brand.
Und das rotglühende Brandeisen, das Steven Clay in der Hand hält, ist ein Kreis mit einem dicken Balken drin. Über dem Balken sitzt eine Krone, wenigstens sieht es so aus.
Dieses Brandeisen wird den Hammer-Brand auslöschen. Er wird nicht mehr zu sehen sein, wenn Steven den Geruch nach versengtem Fell in der Nase hat.
Der Mann wartet, bis das Eisen nicht mehr so stark glüht. Dann erst bewegt er sich und drückt das Brandeisen genau auf den Hammer auf dem Fell.
Es zischt, es schmorgelt, und der Rauch steigt auf.
Und das Rind reißt sein Maul auf und brüllt schrecklich. Es zuckt mit den Gliedern, seine Flanken zittern, und Steven Clay wirft das Eisen wieder in das Feuer zurück.
Er beugt sich vorwärts, schneidet die Riemen entzwei und treibt das Rind in weniger als einer Minute in den Korral.
Eine Frau tritt in die Tür des Hauses und sagt langsam:
»Steven, es ist Zeit! Es ist Zeit für dich, endlich an den Tisch zu kommen. Bist du sicher, daß es ein hergelaufenes Rind war?«
Die Frau hat ein verwaschenes Kleid an, eine gelbbraune Schürze und derbe Schuhe. Sie sieht immer noch schön aus, sie sieht so aus, daß sie nur andere Kleider brauchte, dann würde sich vielleicht mancher Mann nach ihr umdrehen.
Und sie hat diese Kleider. Sie hat einen ganzen Schrank voll. Und manchmal zieht sie eins dieser Kleider an und singt ein wenig.
Viel zu leben haben sie hier nicht. Es ist aber immer noch mehr für Ireen Clay, als langsam alt zu werden und die schrillen Pfiffe von Männern zu hören, die unter dem Puder das verlebte Gesicht sehen.
Sie hat es aufgegeben, als es noch Zeit war. Und die Luft, die nicht mehr rauchig und verbraucht war, diese Luft im Hochland und im Canyon hat sie um acht Jahre jünger werden lassen, wenigstens nach außen hin. Vielleicht könnte sie wieder singen, aber sie will nicht.
Da ist das zweijährige Kind, da ist Steven Clay, auf eine Art liebt sie ihn. Denn was Clay auch macht, er hat die Ruhe im Blut. Man darf ihn nur nicht reizen, dann wird er wild und böse.
Clay wischt sich die Hände an den Hosen ab. Er geht die dreißig Schritte zurück und tritt das Feuer auseinander. Er nimmt das Brandeisen hoch, stößt es in den Trog neben dem Korral und legt es auf das Brett im Stall.
Hier liegen mehr als nur ein Brandeisen.
Und vielleicht ist der ruhige Steven Clav ein Dieb, ein Rinderdieb.
Sie steht noch immer in der Tür und sieht ihm zu. Er macht alles ruhig, selbst seine Hände und die Arme wäscht er sich nun am Bottich mit völliger Ruhe. Und dann fährt er sich mit dem blau-weiß karierten Handtuch über die Stirn und lächelt sie an.
»Zwanzig Dollar, Ireen!« sagt er leise. »Siehst du, zwanzig Dollar sind eine Menge Geld. Ich kann dir dafür ein Kleid kaufen. Ich kann uns ein neues Bett bestellen oder was du haben willst! Manchmal denke ich, du bist nicht zufrieden, aber du bist immer von derselben Ausgeglichenheit. Liebst du mich noch?«
»Warum sollte ich nicht?« fragt sie und lächelt. »Du bist ein guter Mann, und wenn du auch Rinder fängst, die dir nicht gehören – mich stört es nicht! Mancher Mann würde viel darum geben, wenn er so wäre wie du! Und manche Frau wäre zufrieden!«
»Vielleicht«, sagt er ruhig und faßt sie um die Hüfte, als er ins Haus tritt.
Er fühlt ihre Nähe, und er muß einen Augenblick an Mikel Todhunter denken. An jenen Todhunter, der Ireen haben wollte. Er hatte und hat alles. Er ist der einzige Sohn von James Brian Todhunter, dem die Flying H-Ranch gehört.
Sie hat ihn genommen, ihn, den kleinen und unscheinbaren Steven Clay, von dem man sagt, daß er nicht das Salz in die Suppe verdient.
Und zugleich mit dem Gedanken an Todhunter erinnert sich Clay an dessen Warnung.
»Ich habe keine seiner Rinder!« sagt er halb zu sich selbst. »Na gut, manchmal mag ich eins haben. Zugegeben, aber ich bin nicht verrückt genug, es zehn Meilen zu treiben, wenn es auf mein Land kommt. Der Teufel soll es holen, ich lasse mir nicht drohen!«
Steven sieht jetzt und fühlt nun erst, daß er Ireen noch immer im Arm hat. Und dabei hat er gesprochen.
»Was ist?« fragt sie herb. »Ärger, Steven?«
»Nur Mikel!« sagt er bissig. »Dieser Narr will mich totschlagen, wenn ich seine Rinder stehle! Kind, habe ich schon mal gestohlen?«
Er sieht sie an und läßt sie los. Er tritt zum Herd und nimmt die Schöpfkelle und taucht sie in den Kaffeebehälter.
Über die Kelle hinweg sieht er sie an, und sie sagt ruhig: »Steven, was auf unserem Land ist, können wir behalten, denke ich, was? Soll Mikel besser aufpassen, Leute genug hat er ja! Fange nichts an, wenn er dir droht, hörst du? Du bist nicht groß genug für seine Mannschaft!«
»Ich weiß!« erwidert er bitter. »Ich bin der kleine Mann, der sich anspucken lassen muß, ich muß alles schlucken, weil er mich haßt!«
Sie legt ihm beide Hände auf die Schultern, stellt sich auf die Zehenspitzen und küßt ihn mitten auf den Mund. Und dann blicken sie beide in das Wohnzimmer, sie sehen auf das Bett und den Jungen in ihm.
Und sie lächeln beide, wie Eheleute lächeln, wenn sie zufrieden sind.
*
Es sind Büsche, die die Reiter verdecken. Es sind auch ein paar kleine Felsen, hinter denen man Deckung finden könnte.
Und der Mann, der auf einem dieser Felsen hockt und durch die Zweige des Busches herab auf den Rauch, den Korral und das schiefe Haus blickt, sagt heiser: »Jetzt ißt er, Mikel! Er…, ich kann ihn sehen! Er stopft sich den Bauch voll, dieser verdammte Bursche!«
»Ja«, sagt der Mann, der keine zehn Schritte weiter zwischen vier anderen Männern sitzt. »Man sagt, mit einem vollen Bauch hat man mehr Schmerzen, was?«
Er ist semmelblond, sein Haar ist strähnig und glatt, und zwei seiner Zähne ragen über die Oberlippe. Sie sind etwas zu lang, um ganz von der Unterlippe bedeckt zu werden, wenn er lächelt. Er mag hundertsiebzig Pfund wiegen. Seine Nase ist scharf und leicht gekrümmt wie ein Adlerschnabel. Und seine Augen sehen bei näherer Betrachtung grau aus mit einem kleinen Kreis gelber Punkte in der Iris. Die Augenbrauen sind farblos und die Lippen voll.
Er hat kaum Feinde, denn niemand wäre so wahnsinnig, sich ihn zum Feind zu machen. Dafür hat er viele Freunde. Zum Beispiel diese fünf Männer, die für die Flying H-Ranch reiten.
Mikel Todhunter ist berechnend. Er weiß, wie man sich Freunde macht, wie man Feinde behandelt und unbeliebte Burschen klein beikommt. Es kostet Lächeln, Geschenke und Reden. Und jetzt redet er.
»Budd, wo hat er das Brandeisen gelassen?« fragt er sanft, und seine blassen Augenbrauen ziehen sich leicht hoch. »Hast du den Brand wirklich nicht erkennen können?«
»Es ist selbst für mein Glas zu weit, Mikel!« sagt der Mann an dem Busch ruhig. »Aber sein Brandeisen hat er in den Stall gebracht. Rechts, gleich neben der Tür, ist ein Brett! Da hat er es hingelegt! Jetzt ißt er sich den Bauch voll. Und dann wird er das tun, was er jeden Mittag macht. Er wird sich hinlegen und seinen Bauch ausruhen, die Augen zumachen und schlafen! Und sicher wird er von Ireen träumen…«
»Danach hatte ich nicht gefragt!« sagt Mikel Todhunter heiser.
Und als er das sagt, klingt die Gereiztheit eines eitlen Mannes mit, der glaubt, jede Frau wird ihm nachlaufen. Er ärgert sich seit über zwei Jahren. Und der Ärger war wie ein schleichendes Gift, das sich in sein Blut fraß.
Er denkt an ihre Kostüme, die sie auf der Bühne trug. Und er brannte beinahe lichterloh.
Und als er zu wild und zudringlich wurde, fegte sie ihm zwei Ohrfeigen, daß er in den nächsten Sessel flog und sie mit hängender Unterlippe anstarrte.
Jetzt wird er wieder ärgerlich, beinahe wild.
»Dieser Hundesohn!« sagt er bissig und scharf. »Er hat gegrinst, als er mich sah und er sie geheiratet hatte. Er hat mich nur angegrinst. Und sicher würde es nicht viel gebraucht haben, dann hätte ich mich auf ihn gestürzt. Aber… ich war allein! Und er hat Kräfte wie ein Bär. Auch mit seinem Colt war und ist er schneller als ich! Der Teufel soll ihn holen, ich werde ihn zerbrechen, diesen Viehdieb! Jeder Mann hier weiß, daß er vier Brandzeichen hat. Welcher anständige Mann hat schon vier Zeichen, he? Und sicher hat er gerade eins meiner Rinder umgebrannt! Ich werde ihn…«
Er wirft seine Zigarre zu Boden und zertritt sie zu einem Torso von Blättern und Asche. »Reiten wir hinten herum!« sagt er grimmig. »Ich werde den Burschen besuchen. Und wenn er uns nicht beweisen kann, daß es nicht unser Rind ist…«
Den Rest dieser rauhen und gewalttätigen Drohung verschluckt er. Er geht zu seinem Pferd, seine Männer folgen ihm und er denkt, während er aufsteigt, an seinen Vetter Sundown.
Eigentlich heißt Sundown Allen Clanton. Und eigentlich ist Sundown, wie man ihn nennt, Sheriff-Deputy in Elk. Die Clantons, von denen eine
James Brian Todhunter heiratete, verarmten in Nordtexas. Damals kam Sundown mit seiner Schwester Isabell in dieses Land. Ein schweigsamer und großer Mann, der nie viel redet, der nur einmal sagte,