Tony Cantrell #6: Du zahlst - ich kille
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von Cedric Balmore
Der Umfang dieses Buchs entspricht 113 Taschenbuchseiten.
Herb Asmar ist ein kaltblütiger Auftragskiller. Als er sein nächstes Opfer aufsucht, um seinen Mordauftrag auszuführen, ist dieses bereits tot. Als unmittelbar danach die Leiche einer Zeugin auftaucht, die Asmar in der Nähe des Tatortes erkannt hatte, weist auch dieses Verbrechen auf ihn als Mörder hin. In beiden Fällen ist der Killer unschuldig, aber alles deutet darauf hin, dass jemand ihm die Morde in die Schuhe schieben will. Währenddessen erhält der bekannte Chicagoer Privatdetektiv Tony Cantrell den Auftrag, den Mörder der Zeugin Ellen Hart zu finden. Sowohl Cantrell und sein Team als auch der gelinkte Auftragsmörder verfolgen die Fährte, die zum wahren Täter führt ...
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Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Die Hauptpersonen des Romans:
Herb Asmar - Begreift, was es heißt, wenn man zur Abwechslung einmal selber auf der Todesliste steht.
Dave Lightford - Hat sich an einen sicheren Ort zurückgezogen, aber ein Unbekannter ist der Ansicht, dass er in der Hölle viel besser aufgehoben ist.
Ellen Hart - Begegnet einem Killer zur falschen Zeit am falschen Ort.
Hank Allersworth - Liebt das Leben und das Geld, bis er beides verspielt.
Ralph Mortensen - Versucht zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und bekommt Ärger.
... und das Cantrell-Team.
Prolog
Er war gekommen, um zu töten. Sein Herz hämmerte, er schwitzte und war nervös. Das lag nicht an dem Job, den er angenommen hatte und auszuführen gewillt war, sondern an seiner Verspätung. Sie hatte den Zeitplan durcheinander gebracht. Er konnte nur hoffen, dass trotzdem alles klappen würde. Er verließ den Lift in der sechsten Etage. Niemand war ihm bis jetzt im Haus begegnet. Es war einundzwanzig Uhr fünfzig. Dieser verdammte Autounfall unterwegs hatte ihn volle siebenundzwanzig Minuten aufgehalten. Sie waren ihm wie eine Ewigkeit erschienen. Die Polizisten hatten das Unfallprotokoll mit der Umständlichkeit von Leuten aufgenommen, die dabei waren, das Schreiben zu lernen. Er hatte wie auf glühenden Kohlen gesessen. Aber jetzt war er fast schon am Ziel. Jetzt konnte er zu Ende bringen, wofür er zweitausend Dollar Vorschuss bekommen hatte. Die Tür des Apartments mit dem Namensschild ROGER CARPENTER war knallrot lackiert. In der spiegelnden Farbschicht sah er sein Bild.
1
In seinem Beruf durfte man nicht der Klischeevorstellung von einem Mörder entsprechen. Im Gegenteil, man musste bemüht sein, sich möglichst weit von ihr zu entfernen. Er nahm zögernd die Brille ab und steckte sie in die Brusttasche seines Sportsakkos. Das war schon besser.
Er hörte das sanfte Gedudel von Radio und Fernsehlautsprechern. Es drang durch Türen und Wände. Er befand sich in einem modernen Wohnsilo mit siebzig Etagen, in der von vielen gefürchteten und von anderen geschätzten Anonymität eines Massenquartiers. Keine Extraklasse, aber auch kein Slummief. Gepflegte Bürgerlichkeit, Mieten von hundert Dollar an aufwärts.
Er holte den Schlüssel aus seiner Tasche, führte ihn behutsam ins Schloss und öffnete die Tür, ohne ein Geräusch zu verursachen. Er huschte in die dunkle Diele, zog die Tür hinter sich zu und lauschte.
Er atmete mit offenem Mund. Sein Herz schlug fast normal. So war es immer. Erst die große Aufregung, das Lampenfieber - dann die kalte Ruhe des Profis, der seinen Job ernst nahm und entschlossen war, sich nicht den kleinsten Fehler zu erlauben.
Er vermied es, die Diele einfach zu durchqueren. Die Erfahrung sagte ihm, dass sich knarrende oder knackende Bretter meistens in der Mitte solcher Räume befanden. Also hielt er sich dicht an der Wand. Ein schmaler Lichtstreifen unterhalb der Wohnzimmertür zeigte, dass dahinter Licht brannte. Ein Radio spielte. Irgendetwas Klassisches. Er verstand nicht viel von Musik und schaffte es gerade noch, Frank Sinatras Stimme von der Elvis Presleys zu unterscheiden.
Er zog das Messer aus der Gesäßtasche, nahm es aus der ledernen Scheide und steckte die Schutzhülle wieder ein. Es juckte ihm in den Fingern, mit seinem Daumen prüfend über die scharfe Klinge zu streichen. Aber erstens trug er Handschuhe, und zweitens wusste er, dass sich sein Handwerkszeug in tadellosem Zustand befand.
Davon hatte er sich vor der Abfahrt überzeugt.
Er hatte auch eine Pistole bei sich. Aber sein Auftraggeber hatte ihn gebeten, das Messer zu benutzen. „Die Wände in dem Haus sind dünn, hatte er gesagt. „Es ist besser, Sie halten sich an die lautlose Methode.
Mit der Lautlosigkeit war das so eine Sache. Hilferufe ließen sich rasch ersticken, aber nicht immer vermeiden. Es galt, rasch zu handeln.
Seine Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt. Der Lichtstreif filterte diffuses Licht in den kleinen Raum, sodass er sich plötzlich in dem schmalen Garderobenspiegel sehen konnte.
Herb Asmar, neunundzwanzig Jahre alt, ohne Beruf. Er grinste matt. Ohne Beruf? Das stand nur in seinen Papieren. Er selbst wusste es besser. Er war ein Killer. Er war drauf und dran zu beweisen, dass er sein Handwerk verstand.
Er holte tief Luft. Dann riss er die Wohnzimmertür auf und sprang über die Schwelle, mit erhobenem Arm. Blinzelnd blieb er stehen. Ihm war zumute, als wäre er buchstäblich ins Leere gesprungen.
Carpenter befand sich nicht im Zimmer.
Es war ein großer Raum, modern und geschmackvoll möbliert. Die Musik kam von einem Plattenwechsler. Der rotierende Plattenteller deutete darauf hin, dass Carpenter zu Hause sein musste. Oder noch vor wenigen Minuten hier gewesen war ...
Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Langsam ließ er die Hand mit dem Messer sinken.
„Scheiße", murmelte er.
Die verdammte Verspätung! Diese halbe Stunde hatte seinen Plan durchkreuzt. Carpenter war abgehauen. Oder befand er sich im Badezimmer?
Herb Asmar machte kehrt.
Er sah sich in allen Räumen um, im Schlafzimmer, der kleinen Küche, dem Bad, dem Abstellraum. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer und setzte sich. Er zog nachdenklich die Unterlippe zwischen die Zähne. Was nun? Sollte er verschwinden oder warten, bis Carpenter zurückkehrte?
Es klingelte.
Herb Asmar zuckte heftig zusammen und verfluchte sich, weil er es versäumt hatte, den Plattenwechsler abzustellen. Wenn jemand sein Ohr gegen die Wohnungstür legte, musste er das Gedudel hören und zu dem Schluss kommen, dass Carpenter zu Hause sei.
Das Klingeln wiederholte sich.
Herb Asmar schob das Messer zurück in die lederne Scheide. Im Augenblick hatte er für die Waffe keine Verwendung. Er lauschte mit zur Seite geneigtem Kopf. Er wartete darauf, dass es erneut klingelte. Aber zum Glück blieb es still.
Herb Asmar fiel ein, dass man von der Straße her sehen konnte, dass in Carpenters Wohnung Licht brannte. Wenn schon! Carpenter hatte eben vergessen, es auszuknipsen. Oder war er nur auf einen Sprung zum Nachbarn gegangen, um sich etwas zu besorgen?
Der laufende Plattenspieler und das brennende Licht legten die Vermutung nahe, dass Carpenter sich in der Nähe befand und rasch zurückkehren wollte.
Herb Asmar stand auf. Er lehnte sich neben der Tür gegen die Wand und wartete. Sein Blick wanderte langsam durch den Raum. Dann blieb er an etwas hängen. Ihm war, als erhielte er einen Schlag in die Magengrube. Sein Herz machte einen jähen Sprung, und seine Augen weiteten sich entsetzt.
Hinter der Couch ragte eine menschliche Hand hervor.
Die Hand eines Mannes!
Das war an der Manschette und dem Anzugärmel zu erkennen.
Die Hand wirkte verkrampft. Die Finger waren halb geschlossen, als wären sie bei dem Versuch, etwas festzuhalten oder zu ergreifen, plötzlich erstarrt.
Die Musik setzte aus.
Mit einem leisen Klicken schwenkte der Tonarm des Plattenspielers zurück in seine Ausgangsposition.
Herb Asmar schluckte.
Er brachte es nicht fertig, seinen Blick von dieser Hand zu lösen. Er räusperte sich, um die lähmende Stille zu brechen. Dann stieß er sich entschlossen von der Wand ab und ging auf die Couch zu. Sie stand parallel zum Fenster, in gut einem halben Meter Abstand.
Er blieb am Fußende des hellblauen Sitzmöbels stehen. Sein Mund wurde trocken.
Hinter der Couch lag ein Mann.
Er ruhte auf der Seite. Aus seinem Rücken ragte der Griff eines Messers.
Herb Asmar sah, dass dem Mann nicht mehr zu helfen war. Er war tot.
Herb Asmar