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Gemeinden in der Energiewende: Örtliche Energiepolitik - Vertreter örtlicher Interessen - Energieverbraucher - Energiewirtschaftliche Betätigung
Gemeinden in der Energiewende: Örtliche Energiepolitik - Vertreter örtlicher Interessen - Energieverbraucher - Energiewirtschaftliche Betätigung
Gemeinden in der Energiewende: Örtliche Energiepolitik - Vertreter örtlicher Interessen - Energieverbraucher - Energiewirtschaftliche Betätigung
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Gemeinden in der Energiewende: Örtliche Energiepolitik - Vertreter örtlicher Interessen - Energieverbraucher - Energiewirtschaftliche Betätigung

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Gerne wird den Gemeinden bei der Umsetzung der Energiewende eine Schlüsselrolle zugewiesen. Dabei wird manchmal vergessen, dass die Gemeinden nicht örtliches Vollzugsorgan der amtlichen Energiepolitik sind. Dieses Buch ist deshalb aus der Perspektive der Gemeinden geschrieben. Die Herausforderungen der Energiewende für den ländlichen Raum sind der Ausgangspunkt.
Auf dieser Grundlage werden die sich aus den Aufgaben der Gemeinden ergebenden Handlungsoptionen ausgelotet. Die Rolle als Träger der örtlichen Energiepolitik ist dabei wichtig. Aber genauso ist die Gemeinde Vertreter der örtlichen Interessen. Daneben ist sie auch Energieverbraucher. Und schließlich wird sie gegebenenfalls selbst energiewirtschaftlich tätig. Dieses Buch will die Gemeinden bei der erfolgreichen Ausfüllung dieser Rollen unterstützen.
LanguageDeutsch
Release dateOct 17, 2013
ISBN9783829310970
Gemeinden in der Energiewende: Örtliche Energiepolitik - Vertreter örtlicher Interessen - Energieverbraucher - Energiewirtschaftliche Betätigung

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    Gemeinden in der Energiewende - Stefan Graf

    entwickeln.

    [31] Kapitel 1

    Die Ziele der Energiewende

    Die Energiewende ist eines der „Dauermegathemen" in den Gemeinden. Jeder kennt die Baustellen – Versorgungsicherheit, Netzausbau, Kosten der erneuerbaren Energien, das Speicherproblem. Täglich finden sich in den Zeitungen und Fachpublikationen zu tagesaktuellen Fragen kenntnis-, aber auch detailreiche Ausführungen. Anliegen des ersten Kapitels ist es hingegen, den Entscheidungsträgern in den Gemeinden kompakt zusammengefasst die Fakten zur Verfügung zu stellen, die dann Grundlage für ihre Vor-Ort-Strategien sein können.

    Die Ziele der aktuellen Energiepolitik in Deutschland werden oftmals mit dem Begriff „Energiewende zusammengefasst (so auch auf der Homepage der Bundesregierung zum Energiekonzept). Tatsächlich aber handelt es sich um ein schillerndes Schlagwort ohne klar umrissene Definition. Der breiten Öffentlichkeit wurde der Begriff 1980 durch ein Buch des Freiburger Öko-Instituts „Energiewende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran bekannt. Anfang des Jahrtausends wurde die Energiewende um den Aspekt des Klimaschutzes erweitert. So schrieb beispielsweise das Bundesumweltministerium bei einer Fachtagung im Jahr 2002: „Energiewende – Atomausstieg und Klimaschutz. Seit der Kernschmelze in Fukushima besteht eine Tendenz, den Begriff Energiewende wieder einzuengen und, wie im amtlichen Sideletter 2011 zum Energiekonzept, ihn auf die „Atomwende zurückzustutzen und nur noch auf die Bewältigung der beschleunigten schrittweisen Abschaltung aller deutschen Kernkraftwerke zu beziehen. Der Begriff Energiewende befriedigt mithin je nach Verwender die verschiedensten politischen Sehnsüchte. Sie reichen vom Wechsel von einer angebots- zur bedarfsorientierten Energieversorgung, einem Übergang von zentralistischer zu dezentraler Energieerzeugung bis zur Demokratisierung der Energieversorgung.

    Der Begriff der „Energiewende wird deshalb im Folgenden nur auf die amtliche deutsche Energiepolitik bezogen. Diese hat 2010 und 2011 zwei epochale Weichenstellungen getroffen, die beide die Bezeichnung „Wende verdienen:

    1. Ende 2022 wird die Stromerzeugung durch Atomkraft eingestellt

    Der Atomausstieg ist keine bloße Programmatik. Er ist durch Änderung des Atomgesetzes vom 5.8. 2011 beschlossen. Bis auf die Vertreter der Linkspartei hatten fast geschlossen alle Bundestagsabgeordneten am 30. 6. 2011 für das Ausstiegsgesetz votiert. Zur Begründung (BT-Drs. 17/6072) hat der Gesetzgeber wie folgt formuliert: „Die Ereignisse in Japan machen eine Neubewertung der mit der Kernenergie verbundenen Risiken erforderlich. Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethikkommission „Sichere Energieversorgung sei zu dem Ergebnis gelangt, „dass die Realität eines Reaktorunfalls substantiellen Einfluss auf die Bewertung des Restrisikos hat und die mögliche Unbeherrsch-[32] barkeit eines Unfalls eine zentrale Bedeutung im nationalen Rahmen einnimmt".

    Abschlussbericht der Ethikkommission

    In Zeiten, in denen die Schwierigkeiten des Atomausstiegs das Tagesgeschäft bestimmen, gibt der Abschlussbericht der Ethikkommission vom Mai 2011 (Mitglieder waren: Prof. Dr. Ulrich Beck, Dr. Klaus von Dohnanyi, Bischof Dr. Ulrich Fischer, Alois Glück, Prof. Dr. Jörg Hacker, Dr. Jürgen Hambrecht, Dr. Volker Hauff, Walter Hirche, Prof. Dr. Reinhard Hüttl, Prof. Dr. Weyma Lübbe, Kardinal Dr. Reinhard Marx, Prof. Dr. Lucia Reisch, Prof. Dr. Ortwin Renn, Prof. Dr. Miranda Schreurs und Michael Vassiliadis) Orientierung, welche ethischen Positionen (S. 24 bis 36) zu der Empfehlung bewogen haben „die Nutzung der Atomkraftwerke so zügig zu beenden, wie ihre Leistung durch risikoärmere Energien nach Maßgabe der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Verträglichkeit ersetzt werden kann". http://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2011/07/2011-07-28-abschlussbericht-ethikkommission.pdf?__blob=publicationFile

    Zweifellos ist die Frage, welche sicherheitstechnischen Restrisiken eine Gesellschaft hinzunehmen bereit ist, politisch zu entscheiden, und die damalige überwältigende Mehrheit im Bundestag vermittelt der Entscheidung hohe Legitimation. In der Bevölkerung war laut Umfragen die Mehrheit übrigens nicht ganz so eindeutig: Laut dem ARD-Deutschlandtrend vom Juni 2011 hielten 54% die schnelle Entscheidung für richtig, 43% für falsch. Angesichts der immer wieder aufkeimenden Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung und deren weitreichender Bedeutung für unsere Volkswirtschaft, wäre vielleicht eine Volksabstimmung, die aber das Grundgesetz bislang nicht zulässt, wünschenswert gewesen.

    Zusätzlich zu dieser Grundsatzfrage sollte man wissen, dass in der Fachwelt das Argument der „Brückentechnologie Kernkraft" beim notwendigen Umbau des Energiesystems mehr als umstritten war. Zwar erzeugt Kernkraft Energie ohne CO2-Ausstoß und wäre die hälftige Abschöpfung der Zusatzgewinne aus der Laufzeitverlängerung ein wichtiger Finanzierungsbeitrag zur Energiewende gewesen, der gerade bei der energetischen Sanierung der Gebäude gut getan hätte. Jedoch hätte die Laufzeitverlängerung gigantische Überkapazitäten am deutschen Strommarkt geschaffen, mit denen der Einspeisevorrang der erneuerbaren Energien in massiven Konflikt geraten wäre: Schon für 2020 wird nämlich aufgrund des rasanten Ausbaus der erneuerbaren Energien damit gerechnet, dass sich der noch durch konventionell erzeugte Energie zu deckende Grundlastbedarf etwa halbiert.

    Im März 2011 wurden die sieben ältesten Kernkraftwerke sowie das AKW Krümmel dauerhaft stillgelegt. Für Bayern bedeutet die Änderung des Atomgesetzes, dass nach der bereits durchgeführten Abschaltung von Isar 1 Ende[33] 2015 Grafenrheinfeld, Ende 2017 Gundremmingen B, Ende 2021 Gundremmingen C und Ende 2022 Isar 2 vom Netz gehen wird.

    Abschalttermine

    Mit dem Tag des Inkrafttretens des neuen Atomgesetzes am 6.8. 2011 ist die weitere Berechtigung zum Leistungsbetrieb für die Kernkraftwerke Biblis A, Neckarwestheim 1, Biblis B, Brunsbüttel, Isar 1, Unterweser, Philippsburg 1 und Krümmel erloschen.

    Für die restlichen neun noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke legt das Atomgesetz folgende Termine für das Laufzeitende beziehungsweise die endgültige Abschaltung fest:

    Alle noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke dürfen während ihrer Laufzeit eine individuell zugeordnete Elektrizitätsmenge produzieren.

    Es würde den Rahmen dieser Handreichung sprengen, den für einen versorgungssicheren, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Atomausstieg erforderlichen Umbau unserer Stromversorgung zu skizzieren (zur politischen Einschätzung siehe schon die Einleitung). Wer sich aus erster Hand informieren möchte, wird auf folgende Quellen verwiesen:

    1.1 Bayerisches Energiekonzept „Energie innovativ"

    Die Staatsregierung hat mit ihrem Energiekonzept „Energie innovativ" von 2011 ausführlich Herausforderungen und Lösungen speziell des Atomausstiegs aufgezeigt: http://www.energie-innovativ.de/energie-innovativ/bayerns-energiekonzept/

    Auf der Homepage der zur Koordinierung der Energiewende gegründeten gleichnamigen Energieagentur „Energie innovativ" (http://www.energie-innovativ.de/energie-innovativ/) findet sich insbesondere eine kompakte Zusammenfassung der Inhalte. Außerdem wird u.a. über die Fortschritte berichtet (aktuell Fortschrittsbericht 2012).

    1.2 Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Energiewende

    Auf Bundesebene gab es anlässlich des Atomausstiegs 2011 kein eigenes Konzept, da nach Auffassung der Bundesregierung das 2010 beschlossene Energiekonzept (siehe dazu ausführlich unten unter Kapitel 1 Erl. 2.) – mit Ausnahme der Darstellung der Kernenergie – die energiepolitische Ausrichtung Deutschlands bis 2050 beschreibt und insbesondere Maßnahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien, der Netze und zur Energieeffizienz festlegt. Jedoch[34] hat die Bundesregierung im Juni 2011 ein Energiepaket beschlossen, das die Maßnahmen des Energiekonzepts ergänzt und ihre Umsetzung beschleunigt. Es handelt sich dabei um 39 Eckpunkte, die „den Weg zur Energie der Zukunft – sicher, bezahlbar und umweltfreundlich" aufzeigen sollen. Das Eckpunktepapier findet sich unter: http://www.bmu.de/uebrige-seiten/der-weg-zur-energie-derzukunft-sicher-bezahlbar-und-umweltfreundlich/

    U. a. wurde festgelegt, dass alle drei Jahre, erstmals 2013, ein wissenschaftlich fundierter Monitoringbericht vorgelegt wird. Der erste Bericht wurde schon im Dezember 2012 publiziert und ist samt Stellungnahme der Expertenkommission unter http://www.bmwi.de/DE/Mediathek/publikationen,did=543190.html downloadbar.

    2. Der Energiesektor soll spätestens 2050 kaum mehr CO2 ausstoßen

    Der Atomausstieg ist letztlich sicherheitstechnisch motiviert. Gleiches gilt für die zweite, weitaus größere Herausforderung für unsere Energieversorgung: Die Regierungspolitik benutzt hierfür den Ausdruck „Dekarbonisierung. Darunter zu verstehen ist die geplante annähernde CO2-Freiheit des Energiesektors in der Zukunft. Auch hier werden die Risiken eines „weiter so als für nicht hinnehmbar erachtet. Anders aber als beim Atomausstieg, bei dem Deutschland nur wenige Verbündete hat¹, ist sich die Weltgemeinschaft grundsätzlich bei dem Ziel (nicht dem Weg) einig, dass die Erderwärmung auf 2 Grad im Verhältnis zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden muss. Da dies gewaltige Veränderungen für unsere Energieversorgung und damit für die gesamte Volkswirtschaft zur Folge hat, und auch in den ländlichen Gemeinden gravierende Auswirkungen haben wird – siehe dazu Kapitel 2 –, sollten gerade die Entscheidungsträger vor Ort die Gründe für die deutschen Klimaschutzziele genauer kennen.

    2.1 Mehrheit der Wissenschaftler: „Weiter so" beim weltweiten Treibhausgasausstoß hat katastrophale Folgen

    Bis in die 1990er Jahre hinein waren Zweifel am Phänomen der globalen Erwärmung noch relativ weit verbreitet. Zum einen hatten sich zwischen 1945 und 1975 die globalen Temperaturen nicht erhöht, sondern leicht verringert. Zudem waren die Unsicherheiten in den klimatologischen Theorien noch beträchtlich. Im Laufe der 1990er Jahre verbesserte sich das wissenschaftliche Verständnis des Klimasystems erheblich, gleichzeitig wurde ein deutlich erkennbarer Erwärmungstrend gemessen. Spätestens seit der Veröffentlichung des 3. Sachstandsberichts des IPCC (siehe dazu unten Kapitel 1 Erl. 2.1.1) im Jahr 2001 ist das Vorhandensein einer globalen Erwärmung deshalb kaum noch auf wissenschaftlicher Grundlage angezweifelt worden. Eine im Jahr 2007 durchgeführte Befragung von 998 zufällig ausgewählten Mitgliedern der[35] American Meteorological Society und der American Geophysical Union ergab einen weitgehenden Konsens. Etwa 97% der befragten Wissenschaftler stimmten der Aussage zu, dass die globalen Durchschnittstemperaturen in den letzten hundert Jahren gestiegen seien, 84% stimmten zu, dass die gegenwärtige Erwärmung durch den Menschen verursacht sei, 5% lehnten diese Aussage ab. 85% der Befragten sahen in der Erwärmung eine große oder mittelgradige Gefahr.

    Um objektive Informationen insbesondere über die globale Erwärmung, den menschlichen Verursachungsbeitrag und die Folgen für Umwelt und Gesellschaft zu haben, hat die Weltgemeinschaft durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) 1988 den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) eingerichtet. Dieser ist ein wissenschaftliches Gremium, leistet jedoch selbst keine wissenschaftliche Forschungsarbeit, sondern sammelt und bewertet die neuesten Ergebnisse der weltweiten Klimaforschung. Wichtigstes Produkt des IPCC sind die sogenannten Sachstandsberichte, die mit einem Abstand von sechs bis sieben Jahren veröffentlicht werden. Aktuell gültig ist der 4. Sachstandsbericht aus dem Jahr 2007 (Kurzfassung für politische Entscheidungsträger unter: http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/ipcc_entscheidungstraeger_gesamt.pdf). Nachfolgend eine Zusammenfassung der Ergebnisse:

    2.1.1 Erderwärmung nachgewiesen

    Beobachtungen und Messungen lassen keinen Zweifel, dass das Klima sich ändert: Die globale Erwärmung und der Meeresspiegelanstieg haben sich beschleunigt, ebenso das Abschmelzen der Gletscher und Eiskappen. In den letzten 100 Jahren (1906–2006) hat sich die Erde im Mittel um 0,74 °C erwärmt, wobei aufgrund von Messungenauigkeiten eine Fehlerbreite von ±0,18 °C besteht. Elf der letzten 12 Jahre (1995–2006) waren unter den zwanzig wärmsten Jahren seit Beginn der Beobachtungen.

    Abb. 1: Mittlere globale Anomalie der Oberflächentemperatur.

    Quelle siehe unter: http://data.giss.nasa.gov/gistemp/graphs/Fig.A2.txt und http://archive.is/A8fv5

    [36] 2.1.2 Hauptursache Treibhausgase „sehr wahrscheinlich"

    Es gilt als „gesicherte Erkenntnis", dass im weltweiten Durchschnitt menschliches Handeln seit 1750 das Klima erwärmt hat – vorrangig durch den fossilen Brennstoffverbrauch, die Landwirtschaft und eine geänderte Landnutzung. Das heutige Niveau der Treibhausgase (THG) liegt deutlich höher als das natürliche Niveau in den letzten 650000 Jahren. Insbesondere die Kohlendioxidkonzentration ist von 280 ppm vor der Industrialisierung (1750) auf heute etwa 390 ppm² angestiegen.

    Abb. 2

    Quelle: IPCC 2007 (WGI-AR4, Summary for Policymakers, Feb. 2007)

    Natürlicher Treibhauseffekt

    Die besondere Zusammensetzung der Atmosphäre bewirkt u. a., dass die Temperatur auf der Erdoberfläche konstant auf einem Niveau bleibt, auf dem sich unsere natürliche Lebenswelt entfalten kann. Diese Wirkung beruht auf dem sog. natürlichen Treibhauseffekt, der durch die in der Atmosphäre enthaltenen Spurengase – hauptsächlich Wasserdampf und Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (Distickstoffoxid N2O) – verursacht wird. Die Spurengase halten einen Teil der von der Erdoberfläche kommenden Wärmestrahlung in der Atmosphäre zurück, der sonst in das Weltall entweichen würde. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt würden an der Erdoberfläche anstelle der 15 Grad Celsius im Mittel nur etwa minus 18 Grad Celsius herrschen und die Erde wäre völlig vereist. Diese Spurengase werden deshalb auch als Treibhausgase bezeichnet.

    Die Sicherheit der Aussagen zum menschlichen Anteil an den beobachteten Klimaänderungen hat sich erhöht. So das IPCC: „Sehr wahrscheinlich seien die anthropogen bedingten THG-Zuwächse die Ursache für die beobachtete globale Temperaturerhöhung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (im 3. Bericht hieß es noch: „wahrscheinlich). Die angestiegenen Spurenstoffkonzentrationen[37] der THG mindern die Abstrahlung der Sonnenenergie in den Weltraum („anthropogener Treibhauseffekt").

    Abb. 3: Der Strahlungsantrieb bezeichnet eine externe Störung der Strahlungsbilanz des Klimasystems der Erde. Er wird in Watt pro Quadratmeter gemessen.

    Ein positiver Strahlungsantrieb, z. B. durch die zunehmende Konzentration langlebiger Treibhausgase, führt zu einer Erwärmung der bodennahen Luftschicht.

    Ein negativer, z. B. durch die Zunahme von Aerosolen, hingegen bewirkt eine Abkühlung.

    Quelle: IPCC 2007 (WGI-AR4, Summary for Policymakers, Feb. 2007)

    2.1.3 Je nach zukünftigem Treibhausgasausstoß Erwärmung zwischen 1,8 und 4 Grad

    Werden Treibhausgase weiter im aktuellen Ausmaß oder in noch höheren Mengen freigesetzt, wird eine weitere Erderwärmung verursacht. Es würden dann im Verlauf des 21. Jahrhunderts Änderungen im globalen Klimasystem eintreten, die sehr wahrscheinlich die aus dem 20. Jahrhundert übertreffen. Ohne Maßnahmen zur Minderung der Emissionen von langlebigen Spurengasen wie Kohlendioxid, Lachgas und Methan würde es noch im 21. Jahrhundert zu einer Verdoppelung des äquivalenten Kohlendioxidgehaltes kommen, was die Temperatur an der Erdoberfläche gegenüber der vorindustriellen Zeit im Mittel um etwa 3 Grad erhöhen würde. Die gesichertste Schätzung für ein niedriges Szenario ergibt eine Erwärmung von 1,8 °C (Szenario B1, Angaben beziehen sich auf die nachfolgende Grafik) im Laufe des 21. Jahrhunderts, mit einer Schwankungsbreite von 1,1 bis 2,9 °C. Die gesichertste Schätzung für ein hohes Szenario (A 1) ergibt 4,0°C (Schwankungsbreite: 2,4 bis 6,4

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