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Glück gestalten: Acht Schritte zu einem gelingenden Leben
Glück gestalten: Acht Schritte zu einem gelingenden Leben
Glück gestalten: Acht Schritte zu einem gelingenden Leben
Ebook293 pages3 hours

Glück gestalten: Acht Schritte zu einem gelingenden Leben

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About this ebook

Glück ist etwas, das wir gestalten, und zwar bewusst oder unbewusst. Je bewusster und aktiver wir unser Leben selbst in die Hand nehmen, desto rascher wird es sich in die Richtung entwickeln, die wir uns wünschen und die uns guttut. Meist ist es erleichternd, wenn wir einen Überblick über die Bestandteile unserer Probleme bekommen und Zusammenhänge erkennen. Diese Klarheit weckt Energie und Optimismus. Allerdings ist Erkenntnis nur der erste Schritt. In diesem Buch werden Bedingungen definiert und Handlungen beschrieben, bei deren Durchführung wir ein gelingendes Leben führen. Fragen und Übungen ermöglichen eine effektive Reflexion der eigenen Situation und ein Bewusstmachen der nächsten sinnvollen Schritte.
LanguageDeutsch
PublisherFreya
Release dateFeb 27, 2018
ISBN9783990253410
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    Book preview

    Glück gestalten - Stefan Bartel

    Tun!

    1 Verantwortung ausüben

    Was genau bedeutet es, Verantwortung auszuüben? Die wenigsten wissen darauf eine praxistaugliche Antwort. Verantwortlich handelnde Menschen verfügen jedoch über benennbare Gemeinsamkeiten: Sie treffen ständig Entscheidungen. Sie lernen aus ihren Fehlern. Sie handeln konsequent. Sie verfügen über Mut und Klarheit. Sie geben nicht auf. Diese Kriterien anzuwenden bedeutet, Verantwortung auszuüben. Sind die Herausforderungen noch so groß, erscheinen die Hürden noch so unüberwindbar oder bringen Misserfolge Menschen sogar zu Fall – sie stehen wieder auf, lernen aus den Erfahrungen und verbessern ihre Entscheidungen. Sie gehen unbeirrbar und gleichzeitig flexibel ihren individuellen Weg, ohne jemandem Schaden zuzufügen.

    Rund um uns ist immer alles in Bewegung. Die Menschen, die Umwelt, die Lebensbedingungen ändern sich laufend. Verantwortung übernehmen heißt auch, sich diesem Wandel anzupassen. Sich diesen Veränderungen zu verweigern bedeutet auf Dauer Stillstand. Und stehen zu bleiben, wenn sich alles andere weiterbewegt, kommt einem Rückschritt gleich. Um mich diesem Wandel anzupassen, ergreife ich freiwillig die Initiative, reflektiere Missstände, treffe Entscheidungen und handle engagiert. Auf diesem viel versprechenden Weg gibt es natürlich auch Hürden. Hinderlich sind uns Ängste, Bequemlichkeit oder vermeintlich falsch getroffene Entscheidungen in der Vergangenheit.

    Entscheidungen treffen

    Fehler in der Vergangenheit

    Erst wenn ich bereit bin zu akzeptieren, dass meine Entscheidungen in der Vergangenheit zu meiner momentanen Situation geführt haben, verleihe ich mir die Macht, in Zukunft passendere Entscheidungen zu treffen. Verantwortung zu übernehmen bedeutet auch, aus meiner Opferrolle herauszusteigen und aktiv meine Anliegen zu entwickeln. Leichtfertige Schuldzuweisungen wie „Du bist schuld, dass es mir schlecht geht! können dann ausbleiben. Denn sobald ich jemandem Schuld zuweise, begebe ich mich in eine Opferrolle, da ich dem anderen Macht über mein Wohlbefinden verleihe. Zielführender ist es, sich die Frage zu stellen: „Was ist mein Beitrag an meiner unbefriedigenden Situation? Die Antwort auf diese Frage ermöglicht mir, zwischen hilfreichem und weniger hilfreichem Eigenverhalten in der Vergangenheit zu unterscheiden, um es zukünftig an die jeweilige Lage entsprechend anzupassen. Und auch mit der Frage „Was kann ich tun, damit sich meine Situation zum Besseren verändert?" übernehme ich die Verantwortung für mein Wohlbefinden.

    Bei Fragen, die die Vergangenheit betreffen, geht es nicht um Selbstanklage, ganz im Gegenteil: Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich nachvollziehbare Gründe, mich so zu entscheiden. Im Moment der Entscheidung gehe ich davon aus, dass ich die bessere Alternative wähle. Überspitzt formuliert gibt es im Nachhinein betrachtet auch keine falsche Entscheidung. Auf Grund meines Wissens, meiner Erfahrung und meiner Intuition treffe ich die zu diesem Zeitpunkt für mich richtige Wahl. Außerdem kann ich nicht immer wissen, ob die Wahl einer Alternative zu einem besseren Ergebnis geführt hätte, da sich auch die Begleitumstände in der Zwischenzeit geändert haben.

    Da ich zum damaligen Zeitpunkt nachvollziehbare Gründe hatte, mich so zu entscheiden, kann ich heute verständnisvoll auf mich in der Vergangenheit blicken. Verantwortung zu übernehmen heißt also auch, den Mut dafür aufzubringen, mir den eigenen Anteil an Fehlentwicklungen anzusehen.

    Manchmal ist es sinnvoll, in die Vergangenheit zu blicken. Oft haben nur Kleinigkeiten Blockaden ausgelöst. Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, den Rest meines Lebens Schuldgefühle oder Scham mit mir herumzutragen. Verantwortung für unpassende Entscheidungen zu übernehmen bedeutet einzugestehen, dass ich etwas verstanden habe und in Zukunft anders denken, sprechen, handeln und entscheiden werde.

    Bewusst wählen

    Jeder hat seine berufliche und private Situation, so wie sie im Moment ist, frei gewählt. Vielleicht haben andere Personen versucht, mich zu beeinflussen, aber die Entscheidung habe ich getroffen. Damit bin ich für die Konsequenzen meiner Wahl selbst verantwortlich.

    Das mag hart klingen, wenn ich an eine allein erziehende Kassierin im Supermarkt denke, die vielleicht über keinen Schulabschluss verfügt. Sobald sie jedoch denkt, dass andere Personen, der Arbeitsmarkt, die Politik oder das Gesellschaftssystem für ihre Lage verantwortlich sind, begibt sie sich in die Rolle eines ferngesteuerten Opfers. Damit ist niemandem geholfen, am allerwenigsten ihr selbst. Wenn ich anerkenne, dass ich meine Situation frei gewählt habe, kann ich sie auch wieder abwählen. Vielleicht ist das mit großen Anstrengungen verbunden und vielleicht dauert eine Veränderung lange Zeit, aber ich kann einen ersten Schritt setzen. Diese Vorstellung wirkt meist sehr befreiend!

    Mit jeder Wahl sind auch unwillkommene Effekte verknüpft, die ich zugleich mitwähle. Kein Kniff auf der Welt ermöglicht es, diesen Konsequenzen zu entgehen. An das scheinen jedoch viele von uns zu glauben. Und wenn das Ignorieren dieser Konsequenzen nicht gelingt, beginnen wir zu klagen. Jammern und Pessimismus sind jedoch verantwortungslos – mir selbst und auch anderen gegenüber. Jammern, nicht reagieren und immer auf das fokussieren, was fehlt – damit ziehen wir uns selbst hinunter. Am besten ich mache das, was im Moment zu tun ist, mit Enthusiasmus und Hingabe. Nicht weil jede Tätigkeit so toll ist oder alle Rahmenbedingungen passen, sondern einfach, weil es die Laune bessert. Gleichzeitig mache ich mir Gedanken über Entwicklungsmöglichkeiten und verändere die ersten Kleinigkeiten.

    Sobald ich beginne, über den Chef oder die Firma zu lamentieren, habe ich vergessen, dass ich mir meinen Job selbst ausgesucht habe. Es gibt Unternehmen, in denen alle jammern – aber alle bleiben da. Wenn ich das Klagen beende, beginne ich zu handeln. Indem ich handle, treffe ich eine Auswahl. Wenn ich bewusst wähle, übernehme ich Verantwortung für alle Konsequenzen. Wenn ich Verantwortung übernehme, führe ich Regie in meinem Leben – und das bedeutet Freiheit.

    Viele Menschen haben vergessen, dass sie sich ständig neu entscheiden können. Sie ignorieren, dass sie die Einzelteile ihres Lebens täglich neu wählen. Der Nachbar, dessen Metal-Musik mich nicht einschlafen lässt; der Chef mit seinen cholerischen Anfällen; die Wohnung, in der ich mich nicht mehr wohlfühle; der Expartner, der regelmäßig meine Grenzen überschreitet; das Fernsehprogramm, das vorwiegend aus Krimis besteht – all das wähle ich jeden Tag aufs Neue – bis jetzt. Leiden ist oft einfacher als handeln. Leiden ist aber nur für diejenigen naheliegender als handeln, die die Wahlfreiheit vergessen haben. Wenn sie wollen, können sie Bestandteile ihres Lebens jederzeit abwählen. Sie tun es aber aus Motiven nicht, für die nur sie selbst verantwortlich sind. Fehlendes Bewusstsein für die eigene Wahlfreiheit ist übrigens auch einer der Gründe für Burnout. Keiner hat Macht über mich, wenn ich es nicht zulasse. Mich gegen Ohnmacht zu wenden ist eine Entscheidung. Der Machthaber über mich bin immer ich selbst. Macht ist oft negativ besetzt, weil sie mit Machtmissbrauch verwechselt wird. Die Frage ist jedoch, wie ich meine Macht einsetze. Wenn ich mich in eine machtvolle Rolle begebe, kann ich für mich und andere Sinnvolles bewirken. Jeder kennt das Gefühl der Befreiung, das sich plötzlich in einem ausbreitet, wenn man sich bewusst neu entscheidet. Alles, was eben noch unglaublich wichtig, dringend und lebensbestimmend war, ist wie weggezaubert. Manchmal ist es hilfreich, sich an dieses Gefühl zu erinnern.

    Aus einem systemischen Blickwinkel stellt es sich so dar, dass sich Menschen in einem bestimmten sozialen System auf eine bestimmte Weise verhalten. Im System Familie verhalte ich mich anders als gegenüber meinen Arbeitskollegen, im System Freundeskreis verhalte ich mich anders als in einem Kundengespräch. Das bedeutet, Verhalten ist veränderbar. Sobald ich das erkannt habe, eröffnet sich die Möglichkeit, Bereiche meines Lebens in eine neue Richtung zu lenken. Schon eine geringfügige Veränderung in einem System kann einen Problemknoten lösen und einen positiven Dominoeffekt in Gang setzen. Meist beinhaltet ein Problem mehrere Hindernisse. Je umfangreicher sich ein Problem darstellt, desto mehr Möglichkeiten habe ich, aktiv zu werden. Jedes einzelne Hindernis bietet die Chance, der erste Dominostein zu sein, der fällt und andere mitreißt. Deshalb ist es oft sinnvoll, mit den einfachen Hindernissen zu beginnen. Zum einen kostet die Überwindung nicht so viel Anstrengung und zum anderen setzt der Selbststabilisierungsmechanismus des Systems ein. Dinge beginnen sich wie von selbst neu auszurichten.

    Eine gute Möglichkeit für Unzufriedenheit ist, sich nicht zu entscheiden. Man erstarrt in einem ungewissen Zustand, ist in Gedankenspiralen gefangen und macht sich selbst Vorwürfe, entscheidungsschwach zu sein. Eine Entscheidung trägt automatisch Risiko in sich – sonst wäre es keine Entscheidung. Bei zwei oder mehreren Alternativen ist es im Vorhinein immer möglich, die weniger vorteilhafte zu wählen. Aber nicht nur das Ausmaß der Risiken, sondern auch die Gleichwertigkeit der Alternativen erschweren Entscheidungen. Je höher die Risiken und je gleichwertiger die Alternativen, desto schwieriger ist die Wahl.

    Die meisten meiner Kunden nennen auf die Frage, zu wie viel Prozent sie sich sicher sein müssten, damit sie eine Entscheidung treffen könnten, Werte zwischen 80 Prozent und 100 Prozent. In einer Demokratie genügen 51 Prozent, um an die Macht zu kommen, Entscheidungen zu treffen und handlungsfähig zu sein.

    „Immer treffe ich die falsche Wahl. Oder: „Ich kann mich nicht entscheiden. Mit solchen Glaubenssätzen mache ich mich unglücklich. Die Konsequenz aus mehreren nicht getroffenen Entscheidungen ist der Verlust von Selbstachtung. Der Versuch, alles gleichzeitig haben zu wollen, nicht auf eine Alternative verzichten zu können, sich alle Optionen offenzuhalten und nicht zu entscheiden, kostet Zeit, Freiheit und oft auch den Kontakt zu anderen Menschen. Nicht die Möglichkeit, sich zu entscheiden, bedeutet Freiheit, sondern die tatsächlich getroffene Entscheidung. Sich nicht zu entscheiden heißt, gefangen zu sein. Die Verantwortung haben wir trotzdem. Verantwortlich bin ich nicht nur für das, was ich mache, sondern auch für das, was ich unterlasse.

    Ursache – Wirkung

    Bei einer systemischen Sichtweise gehen wir davon aus, dass ein Problem in einen komplexen Kontext eingebettet ist und daher viele mögliche Bezugspunkte hat. Wenn ich etwa übergewichtig bin, kann das Problem darin liegen, dass ich mich falsch ernähre, dass Organe nicht vollständig funktionieren, dass ich zu wenig Sport ausübe, dass Herausforderungen psychischer Natur eine Rolle spielen oder Ähnliches mehr. Jede dieser Möglichkeiten hat wiederum mehrere Bezugspunkte und diese haben wiederum einen eigenen Hintergrund. Dazu kommen andere Personen, Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken, die alle zusammen ein komplexes Bezugsnetz schaffen. Darum ist es oft gar nicht so einfach, eine einzelne Ursache für ein Problem zu identifizieren. Gleichzeitig kann ich davon ausgehen, dass mein Handeln mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Auswirkungen herbeiführt.

    Wenn ich täglich vier Stunden vor dem Fernseher verbringe, anstatt meinen Körper fit zu halten, steigt mit der Zeit das Risiko, dass ich gesundheitliche Probleme bekomme. Wenn ich mich Videospielen hingebe, statt Freunden tatsächlich zu begegnen, steigt mit der Zeit das Risiko, dass ich mich einsam fühle. Wenn ich einen Roman nach dem anderen lese, statt mich selbst zu reflektieren, steigt mit der Zeit das Risiko, unzufrieden zu werden, ohne den Grund dafür zu kennen.

    Viele von uns ignorieren das Prinzip von Ursache und Wirkung wider besseres Wissen. Die Dinge, die ich mich heute entscheide zu tun, haben unweigerlich eine Konsequenz in der Zukunft. Wenn es mir wichtig ist, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, dann muss ich auch die Verantwortung dafür übernehmen, die passenden Schritte dafür zu setzen.

    Für viele ist Disziplin ein unangenehmes Wort. Oft assoziieren wir damit Dinge tun zu müssen, die keinen Spaß machen. Dabei ist Disziplin eine der wichtigsten Bedingungen für Erfolg im Leben. Dranzubleiben an den Dingen, die uns wichtig sind, auch wenn wir einmal Gegenwind spüren.

    Verzicht auf die Alternative

    Oft ist eine Entscheidung so schwierig, weil der Verzicht auf die abgewählte Alternative notwendig ist. Soll ich mich für eine Wohnung im Stadtzentrum oder für ein Haus am Stadtrand entscheiden? Soll ich den Job in Wien oder den in London annehmen?

    Entscheiden bedeutet, dass zumindest vorübergehend eine Alternative vom Tisch ist. Dann wird oft viel Energie in Fantasien über die abgewählte Alternative aufgewendet, Gedankenspiralen entstehen, Zweifel kommen auf. Der Verzicht auf die abgewählte Alternative ist der Preis, den ich für meine Wahl zahlen muss. Diesen Preis zu bejahen fügt der Wahl, die ich getroffen habe, etwas Wertvolles hinzu.

    Oder aber ich wehre mich gegen den Verlust der abgewählten Alternative, indem ich sie herabwürdige: „Die andere Variante hätte ohnehin nicht funktioniert." Geringschätze ich im Nachhinein das Nicht-Gewählte, nimmt dieses von dem, was ich wählte, etwas weg. Es wird weniger wert. Würdige ich das Nicht-Gewählte, dann hebe ich den Wert von dem, was ich gewählt habe. Erst wenn ich beide Alternativen würdige, hat eine getroffene Wahl Kraft.

    Mut aufbringen

    Um mich meinen Ängsten zu stellen, benötige ich Mut. Das Leben ist prinzipiell unsicher. Darum ist es auch nicht zielführend, dass ich mich dauerhaft an scheinbare Sicherheit im Außen klammere. Effektiver ist es, meine Ängste zu reflektieren und genau hinzusehen, was genau im Moment in mir Befürchtungen auslöst. Mut bedeutet, mich dem zu stellen, was jetzt in mir lebendig ist, etwa eine Krankheit, ein drohender Bankrott oder meine Sterblichkeit. Mut bedeutet auch die Bereitschaft, in Ungewissheit zu leben.

    Wir können vorab keine Reaktion anderer Menschen vorhersehen, wir wissen nicht, wann jemand sterben wird oder wann das nächste Unwetter auftaucht. Das Leben ist keine Wissenschaft, wir können es nicht vorausberechnen. Unsicherheit gehört zu unserem Leben dazu. Jeden Tag kann alles passieren. So lasse ich mich überraschen und staune, was heute alles passiert. Wenn ich mich nicht von meinen Ängsten einschränken lasse, kann ich die entstehende Freiheit fühlen. Wer sich jedoch Sicherheit als wichtigsten Leuchtturm im Leben aussucht, dem wird es schwerfallen, die Möglichkeit des Immer-wieder-neu-wählen-Könnens zu nutzen.

    Sicherheit ist ein wichtiges Bedürfnis von uns allen und jeder lebt seine eigene Strategie, um sich sicher zu fühlen. Der eine errichtet ein Netzwerk an verlässlichen Menschen, die andere häuft Geld an, der Dritte setzt auf täglich wiederkehrende Rituale. Viele Menschen haben sich ihr Leben jedoch so bequem eingerichtet, dass es ihnen nahezu grotesk erscheint, etwas davon zu riskieren. Mit der Zeit schleicht sich dann ein Gefühl des Gefangenseins ein.

    Keineswegs will ich jemandem nahelegen, seine Komfortzone zu verlassen und die Sicherheit stabiler Verhältnisse aufzugeben. Das Problem ist, dass viele nicht bereit sind, für Begleiterscheinungen ihrer Passivität Verantwortung zu übernehmen. Sie wollen unerwünschte Auswirkungen wie Langeweile oder Unerfülltheit nicht als Resultat ihrer Entscheidung anerkennen und die daraus resultierende Unbeweglichkeit als Preis zahlen.

    Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotz meiner Ängste Grenzen zu überschreiten und Entscheidungen zu treffen. Mit jeder überschrittenen Grenze und mit jeder getroffenen Entscheidung werde ich wachsen, wenn ich die richtigen Schlüsse aus dem Ergebnis ziehe. Denn eines ist klar: Nicht jede meiner Entscheidungen wird ausschließlich positive Auswirkungen haben. Wichtig dabei ist, das Ausweiten meiner Grenze im für mich passenden Ausmaß auszuführen. Auftretende Ängste sollen mich nicht überfordern, sonst besteht die Gefahr, dass ich meine Gefühle abspalte.

    Menschen, die sich etwa in eine übertriebene Todesgefahr begeben, schaden sich durch diese Abspaltung ihrer Gefühle massiv.

    Mich auf unbekanntes Terrain zu begeben bringt Spannung in mein Leben. Die Herausforderung eines Abenteuers lässt mich lebendig sein. Zu leben bedeutet immer auch ein Risiko einzugehen. Nicht immer geht eine Sache gut aus. Das gehört zum Leben dazu. Gemeisterte Herausforderungen und durchlebte Krisen zählen in weiterer Folge jedoch zu unseren größten Ressourcen. Das macht uns mit der Zeit stärker und stärker. Die Erfahrung zu machen, dass ich mich in schwierigen Situationen beweisen kann, zu wissen, dass ich mich selbst aus dem Sumpf ziehen und ich mich auf mich verlassen kann, steigert meinen Mut und die Angst wird weniger. Ich beginne, kleine Wagnisse zu genießen, und begebe mich vermehrt auf die Suche nach neuen Herausforderungen. Die Abenteuer bewirken eine freudige Erregung. Mutig zu sein heißt, immer wieder einmal das Fremde dem Vertrauten vorzuziehen, das Unbequeme dem Bequemen, ohne zu wissen, ob ich es schaffe oder nicht.

    Mut bedeutet, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, ohne sie zu verdrängen, und trotz Ängsten vertrauensvoll in die Zukunft zu gehen. Wovor haben wir die meiste Angst? Wir haben Angst, uns mit unserem Vorhaben lächerlich zu machen, wir fürchten uns davor, unsere Gesundheit dabei zu verlieren, wir haben Angst vor finanziellen Einbußen. Ist es nicht so, dass das Gegenteil mindestens genauso wahrscheinlich ist? Dass ich mit meinem Vorhaben gutes Geld verdiene und sich ein spannendes Ziel positiv auf meine Gesundheit auswirkt?

    Wir sind dazu erzogen worden, immer alles richtig zu machen, Fehler sind verpönt. Das ist ein Grund dafür, dass wir innerlich erstarrt sind. Hinter allem und jedem sehen wir die Gefahr lauern. Wir sind nicht mehr in Bewegung. Angst ist jedoch selten ein guter Ratgeber. Die Bewältigung von Fehlentwicklungen lässt uns wachsen. Je mehr „Fehler ich mache, desto reichhaltiger sind meine Erfahrungen. Wichtig ist nur, dass ich aus meinen vermeintlichen „Fehlern lerne und nicht zwei Mal den gleichen begehe. Meiner Freiheit wohnt inne, dass ich mich hin und wieder verirre. Mein Leben ist gefährlich und ein anderes habe ich nicht. Im Risiko steckt ein ungeheures Potenzial an Entwicklungsmöglichkeit.

    Wenn wir die Freude am Abenteuer wieder entdecken, können wir aus dem Vollen leben – wie Kinder, die sich von ihrem Herzen leiten lassen, täglich Grenzen überschreiten und staunen, was ihnen widerfährt. Das Bekannte ist bequem, aber es macht uns auf Dauer nicht glücklich. Kaum etwas ist demotivierender als ständige Routine. Sich wiederholende Abläufe tragen einen Erholungsfaktor in sich und sind daher auch notwendig. Wir können am Tag nur eine gewisse Anzahl an Entscheidungen treffen, ohne zu ermüden. Kaum etwas löst jedoch größere Begeisterung aus als neue Möglichkeiten, neue Ideen, eine neue Entdeckungsreise. Wir können erst dann unser ganzes Potenzial ausschöpfen, wenn wir für uns die volle Verantwortung übernehmen, dafür, wer wir waren, wer wir sind und wer wir sein werden. Das ist eine Grundvoraussetzung für ein gelingendes Leben und erfordert große Entschlossenheit.

    Mut benötige ich auch, um genau hinzusehen: Wenn ich selbst für die Situation, in der ich mich befinde, verantwortlich bin, wieso führe ich dann ein so tristes oder unbefriedigendes Leben? Der einfachere Weg ist es, sich in eine Opferrolle zu begeben und in Hilflosigkeit zu erstarren. Dann beginnt das große Jammern. Mit jedem Lamentieren gerate ich tiefer in die Problemtrance und die Tristesse wird noch größer. Wenn wir vor einer Wahl stehen, dann ist es oft empfehlenswert, den unbekannten, unsicheren, sogar riskanten Weg zu wählen. Das bringt unsere Energie in Fluss und macht uns gleichzeitig reifer und weiser.

    Ängste

    Verantwortung ist oft mit der Angst besetzt, bei Fehlentscheidungen Vorwürfen ausgesetzt

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