Vergleichende Anatomie: Eine Geschichte der Liebe
()
About this ebook
Read more from Thomas Palzer
punctum Nachtwärts (eBook) Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Vergleichende Anatomie
Titles in the series (15)
Die Balkanroute: Fluch und Segen der Jahrtausende Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsArab Porn: Pornografie und Gesellschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWeiblichkeit im Aufbruch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIran, Ordibehescht 1396 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWohin mit den Mittelklassen? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAfrican Dream Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVergleichende Anatomie: Eine Geschichte der Liebe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBoulevard Ring Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBonn. Atlantis der BRD Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLöwenbaby Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKlima|x Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZurückgeben: Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHamburg. Sex City Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Plan: Strategie und Kalkül des Rechtsterrorismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Bereinigung der Natur Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Lebenserfahrungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Alten 3.0: Von fatalen Vorurteilen und verheißungsvollen Fakten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLiebe bleibt jung: Geschichten um Sehnsucht und Partnerschaft von Menschen über sechzig Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLet's talk about Sex - and Aging: Geschichten und Erfahrungen von Menschen in der Mitte ihres Lebens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBackup: 100 Gedichte und Essays Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAusgedient Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBlackbox Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWer nach vorne schaut, bleibt länger jung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Emanzipation des Mannes: Zum Beziehungssozialismus des 21. Jahrhunderts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Lebenskunst der Älteren: Was wir uns von ihnen abschauen können Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSag nie, du bist zu alt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie Brausepulver auf der Zunge: Glücklich sein ist keine Frage des Alters Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSex mit Gefühl: Aufklärungsbuch für junge Männer, die mehr wollen als Porno Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchattenseiten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKinderspielplatz Krieg: Ein Mädchen lernt überleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVorteil alt: Lebenslust für Fortgeschrittene Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIch will nicht mehr 20 sein: Das Weltwissen der Babyboomer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIn der Mitte des Lebens Rating: 0 out of 5 stars0 ratings21 Shades of Shame: Sexualität im 21. Jahrhundert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAphorismen: Gedichte und Photographien aus drei Jahrzehnten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHerzzeitwende: Der Weg vom Verstand zum Herzen. Das Ende der Politik der Angst. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnser Leben - unser Schicksal: Sich selber näher kommen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZu jung für alt: Vom Aufbruch in die Freiheit nach dem Arbeitsleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratings60 plus - na und? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIch denke an Sie: Die Kunst, einfach da zu sein Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGut, dass es Oma und Opa gibt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWege zur Unsterblichkeit - Ist ewiges Leben möglich oder nur eine Illusion? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeben wagen bis ins hohe Alter: Es ist im Alter viel mehr möglich, als wir glauben ... Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeiraten! Oder besser doch nicht?: Episoden einer Versklavung nach deutschem Recht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Spielregeln des Lebens: 12 Gesetze, die unser Schicksal lenken Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Public Policy For You
Arab Porn: Pornografie und Gesellschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWarum Kühe gern im Halbkreis grasen: ... und andere mathematische Knobeleien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas verbotene Buch Rating: 2 out of 5 stars2/5Normopathie - Das drängendste Problem unserer Zeit: Selber denken - kritisch bleiben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Meere, der Mensch und das Leben: Bilanz einer existenziellen Beziehung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWar's das schon?: 55 Versuche, das Leben und die Liebe zu verstehen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMythos 9/11: Die Bilanz des Jahrhundertverbrechens - 20 Jahre danach Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHunde würden länger leben, wenn ...: Schwarzbuch Tierarzt Rating: 5 out of 5 stars5/5Der verletzte Mensch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLike mich am Arsch: Wie unsere Gesellschaft durch Smartphones, Computerspiele und soziale Netzwerke vereinsamt und verblödet Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie öffentliche Meinung: Wie sie entsteht und manipuliert wird Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWofür wir arbeiten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Impfbuch: Über Risiken und Nebenwirkungen einer COVID-19-Impfung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKrank durch Früherkennung: Warum Vorsorgeuntersuchungen unserer Gesundheit oft mehr schaden als nutzen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLiebe, Sex & Sozialismus: Vom intimen Leben in der DDR Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWelt, bleib wach: Das große Buch vom Lesen - eine Anstiftung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLieblosigkeit macht krank: Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDraußen (über)leben Rating: 1 out of 5 stars1/5Die populärsten Irrtümer über das Lernen: Was Unsinn ist, was wirklich hilft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Zeitalter der Einsamkeit: Über die Kraft der Verbindung in einer zerfaserten Welt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeheimsache Italien: Politik - Geld - Verbrechen | Einleitung von Peter Kammerer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWir informieren uns zu Tode: Ein Befreiungsversuch für verwickelte Gehirne Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsManifest der Kommunistischen Partei Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie der Osten Urlaub machte: Die schönsten Ferienorte der DDR Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRechte Wörter: Von "Abendland" bis "Zigeunerschnitzel" Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEden Culture: Ökologie des Herzens für ein neues Morgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVon den hellen Farben der Seele: Wie wir lernen, aus uns selbst heraus zu leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCamille Claudel: Ein Leben in Stein. Romanbiografie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchwarz wird großgeschrieben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsElvis lebt!: Lexikon der unterdrückten Wahrheiten Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Vergleichende Anatomie
0 ratings0 reviews
Book preview
Vergleichende Anatomie - Thomas Palzer
tomorrow
Sex am Bildschirm
Alten Männern eilt der Ruf voraus, entweder traurig oder sexistisch oder beides zu sein. Aber vor allen Dingen gelten sie als alt.
Angeblich denken Menschen alle drei Sekunden an Sex.
Ist das später auch so, ich meine, dann, wenn die libidinöse Energie nachgelassen hat, wenn man alt ist?
Was tue ich selbst, was tue ich nicht – und was tue ich nicht mehr?
Sex ist Ausdruck dessen, wie man sich selbst fühlt. Einstellungen und Verhaltensweisen sind eng mit Religion, Tradition, Kultur, Politik und Ökonomie verknüpft.
Und mit dem Alter. Wie ein guter Single Malt besteht das Alter vor allem aus einem: aus Zeit.
Wenn, wie Victor Hugo sagt, 40 Jahre das Alter der Jugend sind, und 50 die Jugend des Alters, dann wäre ich mit 55 reif genug gewesen, um mich endgültig von dem Lebensabschnitt zu verabschieden, der zwischen Jugend und Alter liegt. Ich hätte die Chance gehabt, mich neu zu erfinden – doch statt meiner war es überraschenderweise meine Lebensgefährtin, die sich neu erfand. Eines Tages wandte sie mir, aus der gemeinsamen Siesta erwacht, brüsk den Rücken zu und sagte:
»Du bist mir zu alt.«
Das saß. Obwohl ich von Anfang an und inzwischen seit fast zwei Jahrzehnten vierzehn Jahre älter als meine Angebetete war, hatte ich mit einer solchen Wendung nicht gerechnet.
Nicht mehr.
Nackt verließ ich unverrichteter Dinge das Bett und stahl mich ins Bad, wo ich mich ausführlich im Spiegel betrachtete. Ich war zu einer realistischen Selbsteinschätzung fest entschlossen.
Zu alt?
Was für eine Kränkung!
Alt – wo denn?
Nachdem ich an meinem Körper keine größeren Einbußen festzustellen vermochte, senkte ich mein Kinn auf die Brust und roch an mir. Ich roch an meiner Haut, hielt inne und versuchte, den Abstand zwischen mir und meinem Körper zu vergrößern. Ich versuchte, auf eine Weise an mir zu riechen, als wäre es gerade nicht ich, der in der Haut steckte, an die ich misstrauisch meine Nase hielt.
Verströmte ich Altersgeruch? Roch ich nach Mottenkugeln? Ranzig?
Ich konnte nichts feststellen.
Allerdings war Vorsicht geboten, denn noch nie hatte ich von jemandem gehört, der sich selbst nicht länger riechen konnte.
Ratlos stand ich da und betrachtete im Spiegel mein Adamskostüm.
Gut, es war nicht mehr das neueste, das war kaum zu bestreiten. Es schien auch, als sei es seit Längerem nicht gebügelt worden. Der Hals war faltig geworden, die Haut in den Armbeugen schlaff, an manchen Stellen fanden sich Dellen. Das Haar war zwar voll, aber grau, aus Ohren und Nase sprossen mir dunkle, widerborstige Haare, die ich zwar mühsam entfernte, die aber nach meinem Eindruck alle am nächsten Tag wieder zur Stelle waren. Ein vergeblicher Kampf.
War ich wirklich schon alt? So alt?
Wer jung ist, hält sowieso alle, die älter als er selbst sind, für Greise.
Ich hatte übersehen, dass bei Paaren mit zunehmendem Alter der Abstand zwischen dem jüngeren und dem älteren Teil wächst. Mathematisch ist das zwar nicht möglich, doch metaphysisch. Wenn sich der jüngere Teil der Grenze nähert, hinter der das Alter beginnt, wirkt auf ihn der Teil, der bereits beide Füße über diese Grenze gesetzt hat, jenseitig – und zwar umso jenseitiger, je näher der Moment rückt, wo ihm nur noch einzugestehen bleibt, dass er selbst alt geworden ist.
Ich war doch aber gar nicht alt.
Ich war Mitte fünfzig.
Sind ein paar Jahre mehr oder weniger von Bedeutung?
Heute sind meine Lebensgefährtin und ich getrennt.
Und der Sex?
Gibt es altersgerechten Sex?
Inzwischen bin ich 61 geworden. Ich fühle mich nicht alt, sondern in den besten Jahren. Allerdings habe ich den Scheitelpunkt überschritten, denn ich spüre, wie das Terrain langsam und sachte abschüssig wird. Meine Mutter ist 90, und ich hoffe, von ihren guten Genen etwas abbekommen zu haben. Ich spekuliere auf das Erbe.
Es heißt, dass die meisten Menschen noch vor wenigen Jahrzehnten in diesem Alter bereits tot gewesen wären. Vom Zeitgeist der Machbarkeit und des grenzenlosen Optimismus benebelt, wird behauptet, sechzig sei das neue fünfzig. Unausdrücklich wird damit gesagt: Altsein sei das genaue Gegenteil von Jungsein. Tatsächlich erlauben es medizinischer Fortschritt und gesellschaftlicher Wandel inzwischen, für immer oder zumindest für vergleichsweise lange jung zu bleiben (wenn man die anthropologische Geschichte in Rechnung stellt).
Im Gegensatz dazu behaupte ich etwas anderes: Altsein ist nicht das Gegenteil von Jungsein, sondern dessen Alternative. Im 17. Jahrhundert wurde Alternative aus dem Französischen entlehnt, wo es im Sinn von abwechselnd gebraucht wurde. Tatsächlich wechselt sich das eine mit dem anderen ab, das Jungsein mit dem Altsein, wenn auch das eine, solange es