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Graffitimord in Lauf
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Graffitimord in Lauf

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About this ebook

Kurz vorm Kunigundenfest in der mittelfränkischen Stadt Lauf nahe Nürnberg: Im Wald wird die blutige Leiche der Witwe Erika Meyer entdeckt. Die Seniorin lebte zurückgezogen in ihrer Villa. Nur mit ihren Freundinnen traf sie sich zum Strickgraffiti.
Die Kripo untersucht den brutalen Mord. Hatte das Opfer Feinde? Wer außer ihren Strickfreundinnen wusste, dass die Frau in aller Frühe unterwegs war, um ihre Graffiti-Tags anzubringen? Gibt es Alibis für die Mordnacht? Motive für das Verbrechen sind vorhanden:
Erika Meyers Tochter Caroline ist Erbin des Anwesens. Sie und ihr Mann befinden sich wegen finanzieller Probleme in einer Ehekrise.
Neffe Marcel, ewiger Student in fortgeschrittenem Alter, wird als Drogensüchtiger vom Rotlichtmilieu bedroht. Bislang unterstützte ihn seine Tante, deren Lebensversicherung ihm zugedacht ist. Obwohl Hauptverdächtiger, beteuert er verzweifelt, kein Mörder zu sein…
Leni Nathrath, geb. 1949 in Bad Pyrmont, studierte Germanistik und Anglistik an den Universitäten Hannover, Freiburg und Edinburgh. Sie unterrichtete an verschiedenen Gymnasien in Baden-Württemberg und Bayern; zudem schrieb sie für regionale Zeitungen. Mittlerweile ist sie im Ruhestand und hat mehr Zeit für ihre Hobbys: Golf, Schach sowie Tennis.
Als Vorsitzende eines Schachclubs studiert sie strategisch interessante Partien, nimmt hier und da an auswärtigen Turnieren teil und interessiert sich auch für Kurzgeschichten und Krimis. Sie ist Mitglied in der Autorinnenvereinigung sowie bei den *Mörderischen Schwestern* und beim Presseclub Nürnberg.
LanguageDeutsch
Release dateAug 24, 2017
ISBN9783837221046
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    Graffitimord in Lauf - Leni Nathrath

    Tina

    I. Graffitimord in Lauf

    Lauf, Mo, 20. Juni 2016 – morgens

    Eigentlich hatte sie schon daran gedacht, ihr Vorhaben aufzugeben. Sie gehörte nicht gerade zu den Frühaufstehern und konnte als Seniorin ihr Frühstück bis in den Vormittag hinausschieben. Aber nur montags hatte ihr Nachbar keine Frühschicht und durfte ausschlafen. Ihren wasserdichten Rucksack hatte sie schon am Abend vorher gepackt. Viel brauchte sie nicht: zwei Nähnadeln, weißes Garn, eine spitze Schere und einen Regenanorak für alle Fälle. Sie zog sich vor dem Spiegel in der Diele ihre Lippen nach und griff nach dem Hausschlüssel. „Ohne Wimperntusche und Lippenstift geh ich nicht aus dem Haus", sagte sie immer, und ihre Golffreundinnen nickten zustimmend.

    Die Straße war menschenleer, als sie ihr Fahrrad aus der Garage holte. Am Abend vorher hatte es ununterbrochen geregnet, und sie passte sorgfältig auf, die Pfützen weiträumig zu umfahren. Das hätte gerade noch gefehlt, morgens um fünf auf dem glatten Asphalt wegzurutschen und so auf sich aufmerksam zu machen! Alles musste schnell gehen, vor allem die Fahrt nach Haus. Das Auto war da sicher von Vorteil, aber die Motorengeräusche ließen es einfach nicht zu.

    Sie bog in die Schappenstraße ein und atmete tief durch. Nur hier in dieser ruhigen Wohngegend in Lauf gab es mehrere Sackgassen parallel nebeneinander, die zum Kunigundenberg führten. Bei schönem Wetter suchten sich die Spaziergänger selbst einen geeigneten Weg durch die steil ansteigenden grünen Wiesen. Am Ende der Schappenstraße lehnte sie ihr Fahrrad an einen Laternenpfahl und ging entschlossen auf die knorrige Eiche am Wiesenrand zu. Eine trockene Stelle für den Rucksack hatte sie, über das Gras gebückt, immer noch nicht gefunden, als sie den keuchenden Atem hinter sich verspürte. Sie richtete sich fragend auf und sah mit Entsetzen die wuchtige Axt auf sich zukommen.

    Lauf, Mo, 20. Juni – vormittags

    Die Villa kam ihr heute Vormittag merkwürdig verschlossen vor. Um 10 Uhr vormittags waren normalerweise alle Jalousien hochgezogen. Sie klingelte dreimal, aber als noch immer niemand öffnete, griff sie zu ihrem Schlüsselbund und schloss die Haustür auf. Der Griff zum Lichtschalter war absolut notwendig, noch nie hatte sie das Haus in dieser Dunkelheit betreten. Auf dem Telefontischchen fehlte der Briefumschlag, auch das war äußerst merkwürdig. Im Laufe der Jahre hatte es sich quasi als Ritual zwischen ihr und Frau Meyer entwickelt, dass sie nach den drei Putzstunden den Briefumschlag öffnete, das Geld entnahm und mit einem fröhlichen Danke den Umschlag zur weiteren Verwendung wieder hinlegte.

    Auf ihr eher fragendes „Guten Morgen, Frau Meyer" erhielt sie keine Antwort, und allmählich wurde ihr die ganze Sache unheimlich. Sollte die Herrin des Hauses womöglich bewusstlos im Schlafzimmer liegen? Du siehst zu viele Krimis im Fernsehen, dachte sie und ging mit energischen Schritten auf das halb geöffnete Schlafzimmer zu.

    Mit einem Blick erfasste sie die ungewohnte Unordnung auf dem Bett. Frau Meyer hatte immer Wert darauf gelegt, ihr Schlafzimmer im aufgeräumten Zustand zu präsentieren. Heute aber lag die Bettdecke seltsam schräg auf dem Laken, und das Nachthemd hing, wie eilig über den Kopf gezogen, halb über der Bettkante. Und dann auch noch auf links, schoss es Maria durch den Kopf, und einem plötzlichen Impuls folgend nahm sie das Nachthemd auf und drehte die rechte Seite nach außen.

    Das Bett ließ sie unberührt, das war nie ihre Aufgabe, und überhaupt, Frau Meyer würde bald nach Haus kommen und es sicher selbst machen wollen. Beim Anblick des zerknüllten Kopfkissens fiel ihr plötzlich ein, dass sie ja das Gästezimmer besonders intensiv reinigen sollte.

    Frau Meyer freute sich schon sehr auf den Besuch ihrer Tochter mit Schwiegersohn und dem süßen Kleinen am übernächsten Wochenende, wo man sich wie jedes Jahr den Umzug am Kunigundenfest ansehen wollte. „Der ist so goldig, einfach süß", sagte sie an jedem Putztag und zeigte wieder neue Fotos von ihrem Enkelkind.

    Maria seufzte. Dieser Besuch bedeutete wieder Sonderarbeit, aber erst einmal musste sie hier alle Jalousien hochziehen. Das Läuten des Telefons ignorierte sie wie immer, der Anrufbeantworter machte dem zuverlässig ein Ende. Diese Dunkelheit hier machte einen ja völlig verrückt. Sie riss auch alle Fenster auf und sah vom Wohnzimmer aus das gelbe Postauto beim Nachbarn vor der Haustür.

    Ihre Putzrunde begann sie eigentlich immer in der Küche, wo oft die Spülmaschine auszuräumen war. Aber heute würde sie zuerst die Betten im Gästezimmer beziehen und dort gründlich sauber machen. Jetzt wird sie aber langsam schusselig, ging es ihr durch den Kopf, als sie überhaupt keine Bettwäsche zum Beziehen vorfand. Noch nie hatte Frau Meyer vergessen die frische Bettwäsche auf den cremefarbenen Sessel neben dem Doppelbett hinzulegen, aber es war nichts da. Auch das Kinderbett war noch nicht aufgestellt. Auf  d i e  Erklärung bin ich gespannt, dachte sie mürrisch.

    Na gut, dann eben doch erst die Küche. Hier zu arbeiten machte richtig Freude. Es ging doch nichts über eine fast neue Designerküche, wie sie im Kreis ihrer Freundinnen erzählte.

    Maria seufzte, als sie an ihre eigene Wohnung dachte. Da schlossen sich nicht die Türen geräuschlos von selbst, die klemmenden Schubladen waren ihr täglicher Albtraum. Hier aber strahlte alles im gewohnten Glanz, eigentlich kam sie sich geradezu überflüssig vor. Doch eine halb leere Kaffeetasse stand noch neben der Spüle. Hatte sie das Haus nach einem Minifrühstück überstürzt verlassen? Die Tageszeitung lag auch nicht wie gewohnt auf dem kleinen Esstisch am Fenster.

    Maria beschloss, ihre panischen Ängste gar nicht erst richtig hochkommen zu lassen, sondern bis elf Uhr das Haus zu säubern und sich dann eine neue Strategie zu überlegen. „O sole mio", schmetterte sie, denn mit Musik ging bekanntlich alles besser. Das erneute Telefongeklingel konnte man damit auch gut überdecken.

    Im Wohnzimmer war fast alles so wie sonst auch. Auf dem Couchtisch lag allerdings noch das angefangene Vorderteil eines blauen Kinderpullis. Maria schob die beiden Stricknadeln sorgfältig in das Strickstück und legte es zu den beiden Wollknäueln im Strickkorb.

    Sie hatten erst neulich eine kleine Diskussion darüber gehabt, dass Frau Meyer doch nun wirklich nicht vorher aufzuräumen brauchte, wenn sie zum Putzen kam. Aber da hatte sie energisch abgewehrt: „Maria, ich kann es nicht leiden, wenn hier noch alles herumliegt." Damit war das Thema erledigt gewesen, und die jetzige Unordnung machte irgendwie keinen Sinn.

    Sie ging mit dem Staublappen durch die Zimmer, schob dann den Staubsauger durch die Räume und stellte nach einer Stunde

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