Im Gluthauch der Hölle: G.F. Barner 105 – Western
By G.F. Barner
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G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
»Stehen Sie auf, Mister!«
Der Mann sagt es. Der zweite Mann steht links neben ihm. Sie sehen ihn an, mit harten Gesichtern.
Steens blickt hoch – und lächelt. Während sein Blick von einem zum anderen wandert, erfaßt er die Leute weiter hinten im Saloon. Es ist still geworden.
»Aufstehen?« fragt Steens und lächelt noch immer. »Warum, mein Freund?«
»Hier sitzt um diese Zeit immer jemand«, sagt der große rotblonde Bursche mit der Säbelnarbe hart. »Dies ist sein Tisch, Mister. Sie stehen jetzt auf und suchen sich einen anderen Platz!«
Am Tresen fällt ein Glas um. Dann geht jemand – ein leichter Schritt, der jäh stockt. Steens sieht an dem rechten Mann mit der Säbelnarbe vorbei den Tisch neben dem Tresen. Und am Tisch sitzt eine Frau. Vielleicht lenkt die Frau ihn zu lange ab. Sie ist rothaarig und hat alles, was eine Frau besitzen muß.
Die Frau sieht Steens mit Entsetzen an. Sie schluckt, er erkennt es deutlich.
Dann wendet sie sich ganz langsam um und sagt leise etwas zu dem Mann, der hinter dem Tresen steht und sich nicht rührt. Der Mann macht plötzlich ein Gesicht, als habe er 20 abgeschälte Zitronen auf einmal in den Mund gestopft bekommen.
»Na, was ist?« fragt der zweite Mann, dem es zu lange zu dauern scheint, ehe sich Steens erhebt und sich einen anderen Tisch sucht. »Mach schon, verschwinde hier, Freundchen, sonst wird es rauh!«
Rauh? denkt Steens und zuckt leicht zusammen. Sie sehen so aus, als würden sie alles rauh machen. Sie tragen ihre Revolver tief und haben kaum Schwielen
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Im Gluthauch der Hölle - G.F. Barner
G.F. Barner
– 105–
Im Gluthauch der Hölle
… und das Gold machte alle verrückt
G. F. Barner
»Stehen Sie auf, Mister!«
Der Mann sagt es. Der zweite Mann steht links neben ihm. Sie sehen ihn an, mit harten Gesichtern.
Steens blickt hoch – und lächelt. Während sein Blick von einem zum anderen wandert, erfaßt er die Leute weiter hinten im Saloon. Es ist still geworden.
»Aufstehen?« fragt Steens und lächelt noch immer. »Warum, mein Freund?«
»Hier sitzt um diese Zeit immer jemand«, sagt der große rotblonde Bursche mit der Säbelnarbe hart. »Dies ist sein Tisch, Mister. Sie stehen jetzt auf und suchen sich einen anderen Platz!«
Am Tresen fällt ein Glas um. Dann geht jemand – ein leichter Schritt, der jäh stockt. Steens sieht an dem rechten Mann mit der Säbelnarbe vorbei den Tisch neben dem Tresen. Und am Tisch sitzt eine Frau. Vielleicht lenkt die Frau ihn zu lange ab. Sie ist rothaarig und hat alles, was eine Frau besitzen muß.
Die Frau sieht Steens mit Entsetzen an. Sie schluckt, er erkennt es deutlich.
Dann wendet sie sich ganz langsam um und sagt leise etwas zu dem Mann, der hinter dem Tresen steht und sich nicht rührt. Der Mann macht plötzlich ein Gesicht, als habe er 20 abgeschälte Zitronen auf einmal in den Mund gestopft bekommen.
»Na, was ist?« fragt der zweite Mann, dem es zu lange zu dauern scheint, ehe sich Steens erhebt und sich einen anderen Tisch sucht. »Mach schon, verschwinde hier, Freundchen, sonst wird es rauh!«
Rauh? denkt Steens und zuckt leicht zusammen. Sie sehen so aus, als würden sie alles rauh machen. Sie tragen ihre Revolver tief und haben kaum Schwielen an den Händen.
»Von diesem Tisch aus kann man den Saloon prächtig überblicken«, erwidert Steens freundlich. »Ich warte auf einen Freund. Er soll mich nicht suchen müssen. Hier kann er mich gleich sehen. Das ist alles, Männer.«
»Alles?« fragt der Rothaarige schnappend. »Zum letztenmal, Mister: Scher dich weg, du erlebst sonst die Hölle!«
Es ist ihr Ton, der Steens nicht gefällt. Es sind auch ihre Manieren. Sie sind beide ein gewaltiges Stück zu groß und kommen nun drohend einen halben Schritt näher. Zu nahe.
»Hier sind genügend Tische«, antwortet Steens – immer noch freundlich und sehr sanft. »Ich habe mich hier hingesetzt, Leute, und ich denke, ich werde hier bleiben.«
Einen Moment, während sich der Mann links bewegt, denkt Steens an Walt Haymes, an ein verletztes Nasenbein, einige gebrochene Rippen und daran, daß Walt einmal vor niemandem Angst hatte.
Dann sieht er kurz auf den Mann mit der Säbelnarbe, den er schon eine Woche kennt, wenn der Säbelnarbige ihn auch noch nie im Leben gesehen hat.
»Er will nicht«, stellt der Mann rechts fest. »Sam, dann zeig ihm, was du kannst!«
Sie reden nie lange. Das hat Steens gewußt. Vielleicht war es unklug, sich an diesen Tisch zu setzen, aber es ist wirklich nur Zufall gewesen.
Der Mann links macht einen hastigen Schritt und streckt die Hand aus. Es sieht aus, als wolle er sich auf Steens werfen. Und doch ist es nur ein Trick, den Steens auch kennt.
Sam zwinkert einmal kurz. Und da springt der rechts stehende Mister los.
Steens lächelt noch immer, als er das Bein wegstößt und der Stuhl unter dem Tisch herausschießt. Es ist nur ein Tritt, der zu schnell für den Mann rechts kommt und den Stuhl vor dessen Beine schleudert. In der nächsten Sekunde stolpert der Bursche auch schon. Seine Hand, die jäh den Revolver aus dem Halfter gerissen hat, kann die Waffe nicht mehr auf Steens losschlagen. Der Mann braucht plötzlich beide Hände, um sich abzufangen.
Jim Steens schiebt den Tisch urplötzlich auf Sam zu. Der Mann mit der Säbelnarbe, der sich mit beiden Händen an der Tischkante abfangen will, greift in derselben Sekunde ins Leere. Dann kippt er, fällt zu Boden.
Steens aber sitzt noch immer auf seinem Stuhl, als sei gar nichts passiert. Er lächelt auch jetzt noch. Und die Frau am Tisch, die ihn verstört ansieht, sagt gepreßt: »Sie haben einen Tiger am Schwanz aus einem Gestrüpp gezogen. Diese Narren, jetzt werden sie Lehrgeld zahlen.«
Mehr hört Steens nicht. Er sagt nur ein Wort: »Rauh?«
Dann packt er zu. Er hat Sams Haare zwischen den Fingern und dreht beide Hände einmal um.
Sam schreit wild auf, als er seitlich von der Tischplatte gerissen wird und unter sich aus aufgerissenen Augen seinen Partner Luke sieht. In der nächsten Sekunde prallt Sam mit voller Wucht auf Lukes Brust und begräbt Luke unter sich.
Nur Lukes rechte Hand mit dem Revolver lugt noch unter Sam hervor. Und Sam schreit.
Einmal nur blickt Jim Steens nach unten, sieht, wie der Revolver sich aus der Hand löst.
»Luke, Luke, er hat meine Haare ausgerissen, aaah!«
Steens holt mit der linken Faust aus. Einen Moment lang bedauert er, es nicht genauso mit ihnen machen zu können, wie sie es mit Walt Haymes getan haben. Dann trifft er Sam haargenau am Kinn und läßt ihn gleichzeitig los.
Irgendwo seufzt jemand langgezogen, als Sam bis an den nächsten Tisch fliegt, zwei Stühle umreißt und dann liegenhleibt. Sam ist von Luke herunter, der sich herumwirft, ausholt und sofort versucht, Steens Stiefel zu packen. Er will Steens umreißen. Aber der springt mit einem wilden Satz zurück. Luke greift ins Leere, rollt sich, stemmt sich hoch und springt auf die Beine. In seinem Gesicht glüht die Säbelnarbe, als sei sie keine drei Wochen vernarbt. Er senkt den Kopf, holt rechts aus, fegt dann aber kurz und knallhart die Linke heraus. Steens lächelt immer noch, als er sich wegdreht und sofort herumzuckt. Seine Linke fliegt steil nach oben und erwischt Luke, als der an ihm vorbeistolpert. Der fehlgehende Schlag reißt Luke mit und mitten in Steens wuchtigen Konter hinein.
Luke stöhnt, dann reißt er die Arme hoch, ist aber zu langsam.
»Das, mein Freund«, sagt Steens und nun lächelt er nicht mehr – als er sich an Lukes Sporen und Walt Haymes’ Gesicht erinnert, »das ist für dich!«
Luke bleibt jäh stehen. Seine Hände sinken langsam herab. Aus aufgerissenen Augen, den Mund weit offen, starrt er Steens groß an und sieht den dritten Hieb kommen. Seine Arme sind vor der Brust, als Steens dritter Hieb ihn voll am Kinn trifft und bis zu Sam schleudert. Es poltert, als Luke noch über den einen umgestürzten Stuhl fällt. Danach ist es still Es kommt Steens vor, als sei niemand mehr in diesem Saloon. Steens, dem Eingang des Saloons halb den Rücken zuwendend, erkennt die Blässe im Gesicht der Lady, bemerkt, wie die Lider des Keepers zucken.
Sie kennt mich, denkt er bitter. Ich glaube, es wäre besser, sie hätte mich nie gesehen. Wenn sie redet und Roames zu früh etwas von mir weiß, dann wird es bitter für mich.
Er sieht sie an, durchbohrend, scharf, so, als wolle er ihr mitteilen, was er nicht sagen kann.
Und dann sagt an der Tür der Mann knarrend: »Das war sauber, Mister. Aber jetzt stehst du besser still. Keine Bewegung, Mann!«
»Lefty«, sagt irgendwer ganz hinten. »Lefty ist da!«
Lefty? denkt Steens. – Richtig, Lefty Soocer, der Revolvermann. Ob er Angst vor Walt hatte oder Roames keine Schießerei wollte, die Lefty an den Galgen bringen konnte? Beinahe hätte ich Lefty Soocer vergessen.
Ehe er den Kopf wendet, um nach Soocer zu blicken, erkennt er noch, wie die Lady ihm zunickt.
Gut, denkt er erleichtert und wendet sich um, Lefty, wenn du da bist, dann kann dein Boß auch nicht weit sein. Ich denke, der Bursche…
»Boß, komm herein und sieh dir an, wen wir da haben!« sagt Lefty in diesem Moment knarrend. »Es sieht aus, als sei er etwas zu schnell für Sam und Luke gewesen.«
Draußen sind Schritte zu hören, dann ist der Schatten des Mannes an der Tür.
Roames kommt herein, den dunklen Bart vorgestreckt, die Augen unter dichten Brauen halb versteckt. Er geht sofort nach links, während einer der beiden Männer, die hinter ihm hereinkommen, den Revolver zieht und sich rechts hinstellt. Sie gehen alle so, daß Lefty freies Schußfeld für seinen Revolver hat.
»Hallo!« sagt Roames ächzend. »Ich sehe, da hat es Ärger gegeben. Piet, was war los?«
Der Keeper schluckt, als Roames ihn ansieht.
»Das – das war so«, sagt Piet Fields dann heiser. »Dieser Mann kam herein und setzte sich an den freien Tisch, Mr. Roames. Ich hatte ihn nicht gesehen, aber Luke und Sam, die hier am Tresen standen, gingen plötzlich los. Sie sagten, sie würden mir die Arbeit abnehmen, ihn an einen anderen Tisch zu schicken. Er blieb sitzen, Mr. Roames, obwohl sie ihm sagten, er solle verschwinden. Ich glaube, Miss Judy kennt ihn.«
Roames kneift die buschigen Brauen noch mehr zusammen und sieht zu der Lady hin. Nun ist es passiert, denkt Steens bestürzt. Er hat hier so viel Macht, daß sie reden muß. Sie wird ihm sagen, wer ich bin. Und weiß er es, dann wird er mich wegbringen und drüben erschießen lassen.
»Judy, wer ist der Mann?« fragt Roames da auch schon scharf. »Nun los, meine Liebe! Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn einmal gesehen«, erwidert sie und sieht kurz zu Steens. »Ich glaube, es war in San Antonio, Mr. Roames.«
Tatsächlich, dort hat sie mich also gesehen, denkt Jim Steens erschrocken. Damals hielt sich Colbert in einer Tanzhalle auf. Es ging ziemlich schnell, aber sie muß mich gut im Gedächtnis behalten haben, so kurz der Moment auch war, ehe Colbert versuchte, aus dem Fenster zu entkommen.
»Also, Texaner«, schnarrt Roames zufrieden. »Ich sage ja immer, Lefty, richtige Männer kommen nur aus Texas, was? Nun, Judy, und was machte der Kerl dort?«
»Er hatte, glaube ich, mit zwei