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Gestört
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Ebook150 pages2 hours

Gestört

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About this ebook

Gestört Gertrude lebt noch bei ihren Eltern. Eigentlich möchte sie gerne Sängerin werden. Aber ihr fehlt das ganz große Talent. Als sie ungewollt schwanger wird, stellt sich ihr Leben auf den Kopf. Alles verändert sich, bis es schließlich zum Albtraum wird und sie immer tiefer fällt.
LanguageDeutsch
PublisherSchmidt
Release dateOct 14, 2015
ISBN9783958494060
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    Book preview

    Gestört - Karin Pehrs-Schmidt

    WAS IST DIE JUGEND? EIN TRAUM.

    WAS IST LIEBE? DER INHALT DES TRAUMES.

    S. Kierkegaard

    Impressum:

    Copyright 2015

    ©Karin-Pehrs Schmidt

    Kuhgraben 12

    22589 Hamburg

    ©Schmidt Verlag

    ISBN 9783958494060

    Gestaltung Cover:

    Christian Schmidt

    Inhaltsverzeichnis

    1. Kapitel: Eine neue Jacke

    2. Kapitel: An diesen Tagen

    3. Kapitel: Probeaufnahmen

    4. Kapitel: Arztbesuch

    5. Kapitel: Die Feier und der Flummi

    6. Kapitel: Fredi kennt die Leichtigkeit

    7. Kapitel: Nachtfahrt

    8. Kapitel: Im Zelt verloren

    9. Kapitel: Der große Auftritt

    10. Kapitel: Das Geständnis

    11. Kapitel: Bahnfahrt nach Wiesbaden

    12. Kapitel: Das gelbe Haus

    13. Kapitel: Kommune der Freundschaft

    14. Kapitel: Notlügen

    15. Kapitel: Ende und Anfang zugleich

    16. Kapitel: Krankenhaus mit Folgen

    17. Kapitel: Die alltägliche Hochzeit

    18. Kapitel: Alles Lüge

    19. Kapitel: Nette Nachbarn

    20. Kapitel: Hinterher ist es besser

    21. Kapitel: Eine Bagatelle zu viel

    22. Kapitel: Beim Manöver

    23. Kapitel: Erneuter Versuch

    24. Kapitel: Rattengift

    25. Kapitel: Die letzte Rose

    GESTÖRT – GESTÖRT – GESTÖRT – GESTÖRT – GESTÖRT

    Damals, als … 1970 das unaufgeräumte Mädchen ...

    1. Kapitel: Eine neue Jacke

    Es ist Frühling, die Sonne scheint. Nach einer Reihe grauer Tage berühren die ersten Sonnenstrahlen sanft die Haut. Gertrude ist voller Tatendrang. Ein Glückstag, sie hat von der Mutter etwas Geld erhalten und ist unterwegs, um sich eine neue Jacke zu kaufen. In der Innenstadt gibt es viele Geschäfte und eine große Auswahl.

    Voller Vorfreude steigt Gertrude in die Bahn, die benutzt sie oft, um ins Zentrum der Stadt zu gelangen. Die einzelnen Stationen kann sie im Schlaf aufzählen und die vorbeirauschenden Häuser und Straßen sind ihr wohlvertraut. Manchmal stellt sie sich vor, wie es wohl wäre, in einem der großen Häuser direkt hinter den Bahnschienen zu wohnen. Ob die Leute dort glücklicher sind? Diesmal träumt sie während der Fahrt davon, was sie sich für eine tolle Jacke kaufen wird.

    Im Kaufhaus im zweiten Stock versucht sie allerdings vergeblich, eine leichte Übergangsjacke zu finden. Sie schiebt ein Modell nach dem anderen zur Seite, stellt enttäuscht fest, dass alle Jacken zu teuer sind und ihr Geld nicht ausreicht. Inzwischen hat sie in sämtlichen Abteilungen vergeblich alle Modelle anprobiert. Die Freude ist dahin, Frust macht sich breit.

    Zu guter Letzt fällt ihr ein Second-Hand-Laden ein, der gebrauchte Ware verkauft. Kurz entschlossen macht sie sich auf den Weg dorthin. Die Gebäude hier sind trist und grau, erinnern mehr an ein Arbeiterviertel.

    Ein Verkäufer steht hinter einem langen Tresen und will ihre Größe wissen. Sie gibt eine mittlere Größe an und er greift fachkundig in das Regal hinter sich und holt aus einem Stapel zusammengelegter Sachen ein entsprechendes Modell heraus.

    Gertrude probiert die Jacke vor einem Spiegel an, zupft ein bisschen daran herum, dreht sich und stellt zufrieden fest, dass sie wie auf den Leib geschneidert passt. Deshalb überlegt sie nicht lange, obwohl es ein kurzer Parker ist, eben Militärlook, mit vielen aufgesetzten Taschen – Geschmacksache allerdings. Sieht jedenfalls originell aus und kostet genau so viel Geld, wie sie von der Mutter erhalten hat. Stolz behält sie die Jacke auf dem Heimweg an, um das gute Stück gleich zuhause vorzuführen.

    Aber die Eltern haben keine Zeit, wollen den Einkauf für das Wochenende erledigen und steigen gerade in den Opel ein, der immer top zu sein scheint, weil der Vater jedes zweite Jahr einen neuen kauft. Er ist davon überzeugt, dass sich der Kauf und Verkauf sonst nicht rechnet. Die beiden sind spät dran, die Geschäfte schließen bald. In diesem ungünstigen Moment kommt ihnen Gertrude im neuen Gewand entgegen.

    Gerade als der Vater starten will, erblickt er sie, sieht nur Khaki, steigt aufgebracht wieder aus und schreit: „So eine Jacke kommt mir nicht ins Haus! Er wird bitterböse. „Meine Tochter trägt keine gebrauchten Sachen vom Militär! Das will ich nicht sehen. Am besten du bringst das Teil sofort zurück.

    Die Mutter nickt zustimmend mit dem Kopf. „Du hast gehört, was Vater gesagt hat." Sie nimmt ihre Tasche in die andere Hand und signalisiert dem Vater, dass er jetzt losfahren soll.

    Gertrude kann nur noch hinterherrufen: „Das Geld hat aber für nichts anderes gereicht." Sie verkriecht sich niedergedrückt in ihrem Zimmer. Dort beschließt sie wegzulaufen, schreibt einen Brief, dass sie auswandern will, überlegt es sich noch mal, zerknüllt den Brief und wirft ihn in den Papierkorb. Sie vergisst ihre Wut und packt schweren Herzens die Jacke in eine Tüte. Wenigstens nimmt der Verkäufer die Ware anstandslos wieder zurück und Gertrude will keine andere haben. Stattdessen kauft sie bei K & O von dem Geld eine Hose mit Blümchenmuster.

    2. Kapitel: An diesen Tagen

    Es ist früh am Morgen, Gertrude gähnt verschlafen, reibt sich die Augen und dreht sich noch mal im Bett auf die andere Seite. Etwas später nimmt sie beiläufig ein paar Kleidungsstücke aus dem Schrank, zieht ihre neue Hose an und stakst in die Küche.

    „Du hast ja eine komische Blümchenhose an! Warum kannst du nicht normal herumlaufen wie deine Freundin Marina? Stattdessen rennst du andauernd herum wie ein Hippie!", sagt die Mutter leicht gereizt.

    Ohne eine Antwort zu geben, setzt sich Gertrude an den Küchentisch und schlürft eine Tasse heißen Kaffee bis zur Hälfte leer. Soll die Mutter doch herummeckern, denkt sie trotzig, ich bin sowieso bald weg, und dann brauche ich die ständige Bevormundung nicht mehr ertragen.

    „Was soll bloß mal aus dir werden?, seufzt die Mutter besorgt, wobei sie den Tisch abwischt. „Du lässt dich nur bedienen und überall liegen deine Sachen herum. Glaubst du denn, es macht mir Spaß, stets hinter dir herzuräumen. Ich könnte mir auch was Besseres vorstellen.

    Kaum hat sie das gesagt, betritt der Vater den Raum, hört noch den letzten Satz und fügt hinzu: „Solange du die Füße unter unseren Tisch stellst, kannst du deiner Mutter ruhig auch mal unter die Arme greifen." Er lässt sich eine Tasse Kaffee einschenken.

    Gertrude schmollt, fühlt sich zu Unrecht angegriffen. „Warum könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen!", stöhnt sie und legt den Kopf in beide Hände.

    Dem ungeachtet hören die Vorwürfe nicht auf. „Wie willst du jemals eine Arbeit finden, wenn du so schlampig herumläufst", stellt die Mutter beharrlich fest und schält die Kartoffeln für das Mittagessen.

    Der Vater schmiert sich ein Brötchen dick mit Butter und Marmelade. Dabei erzählt er von seinem Tag im Büro und wie stressig es ist. Wenn eine Aufgabe erledigt ist, muss sofort ohne Pause der nächste Stapel bearbeitet werden und so weiter und so weiter. Er erzählt andauernd von seinem Tag im Büro. Im Moment allerdings befindet sich die Firma in einer wirtschaftlichen Krise. Das verschweigt er vorsichtshalber und berichtet lieber von Heinz, dem endlich gekündigt wurde, da der Heinz versucht hat, die Kollegen hinter ihrem Rücken schlechtzumachen. Das reinste Mobbing war das. Neulich hatte er sogar ihm unterstellt, er würde während der Arbeitszeit auf dem Klo die Zeitung lesen. Eine bodenlose Frechheit war das. Aber nun ist er ja entlassen worden und das Betriebsklima kann sich hoffentlich wieder erholen und ein bisschen auf dem Klo Zeitung lesen schadet ja niemandem.

    Gertrude trinkt ihre Kaffeetasse leer und steht auf, sie fühlt sich missverstanden. Dauernd haben die Eltern etwas an ihr auszusetzen. Nie kann sie es ihnen scheinbar recht machen.

    Inzwischen kochen die Kartoffeln und es riecht nach Grünkohl. Um auf andere Gedanken zu kommen, flüchtet Gertrude aus der Wohnung. Die Eltern haben ja recht, sie ist 17 Jahre und hat bisher nichts auf die Reihe gebracht, außer dem mittelmäßigen Schulabschluss. Ratlos fragt sie sich, was sie tun soll, wenn sie selber nicht weiß, was sie wirklich werden möchte.

    Die Sonne scheint und in der Luft liegt immer noch ein Hauch von Frühling. Das schöne Wetter vertreibt die negativen Gedanken. Auf Grünkohl hat sie jetzt gar keinen Appetit und deshalb geht sie zum Bäcker und kauft sich zwei Schnecken, die sie genüsslich auf einer Parkbank am See verzehrt.

    Ein fremder Mann geht vorbei und sieht sie allein auf der Bank sitzen. In gebührendem Abstand nimmt er spontan neben ihr Platz. Nervös holt er sich eine Zigarette aus der Packung, wühlt in seinen Taschen, kann aber scheinbar sein Feuerzeug nicht finden. Während er vergeblich zu suchen vorgibt, fragt er Gertrude: „Haben Sie vielleicht ein Streichholz oder so?"

    Sie schüttelt mit dem Kopf und antwortet kurz angebunden „Nein", woraufhin er sein Feuerzeug, wie zufällig, doch noch in der rechten Hosentasche entdeckt und sich die Zigarette anzündet. Zufrieden atmet er tief durch. Beide starren stumm auf die glitzernde Wasseroberfläche.

    „Entschuldigung, darf ich dir auch eine Zigarette anbieten?, wird er vertraulich, hält ihr die Packung hin und sie nimmt umständlich eine heraus. Ganz Kavalier hält er sein Feuerzeug vor ihre Nase und stellt fest: „Schönes Wetter heute.

    „Geht so", antwortet sie leicht mimosenhaft und zieht an der Zigarette, obwohl sie Nichtraucherin ist. Schließlich soll er nicht bemerken, wie unerfahren sie im Grunde ist.

    „Bist du öfter hier?, erkundigt er sich. „So ein hübsches Mädchen wie du wäre mir doch aufgefallen.

    „Kann sein oder auch nicht", meint sie schnippisch und fühlt sich besonders gut, weil er ihr Komplimente macht. Wenigstens hat er sie nicht auf ihre Haare angesprochen. Die sind blond und jeder findet das toll. Eigentlich hätte sie viel lieber eine ganz unauffällige Haarfarbe und auch keine Sommersprossen.

    „Du siehst ein bisschen niedergedrückt aus, kann das sein?", fragt er vermeintlich mitfühlend und wirft die Zigarette auf die Erde, ohne sie auszutreten. Eine Entenmutter watschelt mit ihren fünf jungen Entenküken im Gleichschritt an ihnen schnatternd vorbei. Gertrude und der Fremde müssen lachen.

    Anschließend betrachtet sie ihn das erste Mal richtig und findet, dass er nicht schlecht aussieht. Er ist schlank, hat ebenmäßige Gesichtszüge, blaue Augen und volles, dunkles Haar. Sein Lachen wirkt ganz natürlich. In dem Moment konnte sie sich ihn als Freund vorstellen und bietet ihm den restlichen Kuchen aus der Bäckerei an.

    Aber er mag keine Schnecken mit Rosinen, dafür rückt er näher und legt wie zufällig den Arm um ihre Schulter. Etwas bedrängt lässt sie ihn gewähren, fühlt sich gleichzeitig geschmeichelt, tut sie so, als wäre seine Nähe selbstverständlich.

    Die Sonne scheint noch. Aber langsam ziehen dunkle Wolken vorüber. Den Rest Kuchen mag sie nicht mehr essen, weiß nicht, wohin mit der Tüte, und wirft beides kurzerhand in den neben der Bank stehenden Papierkorb. Für eine Weile ist der Park menschenleer, nicht mal ein Hundebesitzer ist unterwegs. Ein kleiner Wind kommt auf und die Blätter rascheln in den Bäumen. Die Entenfamilie eilt zurück, doch jetzt lachen die beiden nicht mehr.

    Seine Hand streift über ihr Haar. Sie bleibt sitzen und schiebt die Hand zaghaft weg. Verunsichert weiß Gertrude nicht, wie sie sich verhalten soll. Bis auf ein paar unschuldige Küsse mit den Jungen aus der Tanzschule hat sie

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