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Bauer Bernhard Beamter Kafka: Dichter und ihre Zivilberufe
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Ebook189 pages1 hour

Bauer Bernhard Beamter Kafka: Dichter und ihre Zivilberufe

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About this ebook

Nicht jeder Dichter konnte immer als freier Schriftsteller leben. Vom Dichterjuristen, der sein Studium abschloss, so zum Beispiel Franz Kafka, bis zum Autor-Arzt, beispielsweise Arthur Schnitzler, gibt es einige Autoren, die auch in einem „zivilen“ Beruf reüssierten. Viele Schreibende haben eine Lehre oder ein Studium begonnen. Nach Etablierung im Beruf erlangte das Verfassen von Romanen oder Gedichten wieder verstärkte Bedeutung. Schreiben stand dabei entweder neben der beruflichen Tätigkeit oder trat ganz an deren Stelle. Janko Ferk zeigt anhand wichtiger österreichischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, dass sich zwei Karrieren erfolgreich verbinden lassen. Der Autor weiß, worüber er schreibt: Er ist selbst Jurist, Lehrender und Schriftsteller ... Aus dem Inhalt: - Hofrat Franz Grillparzer - Journalistin Berta Zuckerkandl - Arzt Arthur Schnitzler - Richter Anton Wildgans - Beamter Franz Kafka - Rechtsanwalt Albert Drach - Lehrerin Friederike Mayröcker - Bauer Thomas Bernhard - Übersetzerin Barbara Frischmuth
LanguageDeutsch
PublisherStyria Verlag
Release dateSep 7, 2015
ISBN9783990403969
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    Bauer Bernhard Beamter Kafka - Janko Ferk

    Janko Ferk

    Bauer Bernhard

    Beamter Kafka

    Dichter und ihre Zivilberufe

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Zitate

    Der Schriftsteller lebt nicht nur für die oder von der Literatur allein

    Notiz zum Buch

    Einleitung

    Beinahe ein Plädoyer für den Dichter mit Zivilberuf

    Hofrat Franz Grillparzer

    Ein österreichischer Nationaldichter

    Journalistin Berta Zuckerkandl

    Die Salonière des weltoffenen Wien

    Richter Anton Wildgans

    Ein Jurist, Dramatiker und Lyriker

    Beamter Franz Kafka

    Gerechtigkeit und Weltliteratur

    Arzt Arthur Schnitzler

    Literarische und medizinische Diagnosen

    Rechtsanwalt Albert Drach

    Ein Schriftsteller mit unverwechselbarem Markenzeichen

    Lehrerin Friederike Mayröcker

    Die Magierin der österreichischen Lyrik105

    Bauer Thomas Bernhard

    Der Literaturklassiker im Vierkanthof

    Übersetzerin Barbara Frischmuth

    Die menschliche Schriftstellerin mit Weitblick

    Landnahme und Fluchtnahme

    Ein persönliches Nachwort

    ANHANG

    Kurzbiografien

    Literatur

    Primärliteratur

    Briefe

    Sekundärliteratur

    Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen

    Internetliteratur

    Bildnachweis

    Impressum

    Ich glaube, Du hast es nicht genug begriffen, daß Schreiben meine einzige innere Daseinsmöglichkeit ist.

    Franz Kafka

    Schnitze das Leben, aus dem Holz, das du hast.

    Altrussische Weisheit

    Der Schriftsteller lebt nicht nur für die oder von der Literatur allein

    NOTIZ ZUM BUCH

    Die österreichische Literatur hat einige Dichterinnen und Dichter, Epiker, Hörspielautoren, Lyriker oder Dramatiker mit „ziviler beziehungsweise „bürgerlich-geordneter Ausbildung hervorgebracht. Nicht jeder Dichter hat oder konnte immer als freier Schriftsteller leben. Vom Dichterjuristen im engeren Sinn, der sein Studium abschloss, wie Franz Kafka, bis zur Autorin-Übersetzerin, beispielsweise Barbara Frischmuth, gibt es einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die auch in einem „zivilen" Beruf reüssierten oder vielmehr sehr erfolgreich waren. Seit Goethes Zeiten waren freilich die meisten Doppelbegabungen als Dichterjuristen tätig.

    Naturgemäß haben viele Schreibende auf Wunsch und wohl auch wegen der Sorge ihrer Eltern eine Lehre oder ein Studium, etwas „Anständiges, wie landläufig gesagt wird, begonnen. Nach dem Ende der Ausbildung und der Etablierung im Beruf erlangt das „Schreiben, nämlich das Verfassen von Dramen, Gedichten oder Romanen, bei vielen wieder verstärkte Bedeutung. Fiktionales Schreiben steht dabei entweder neben der beruflichen Tätigkeit oder tritt – bei entsprechendem Erfolg – ganz an seine Stelle.

    In diesem Buch sollen anhand wichtiger österreichischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Vergangenheit und Gegenwart gezeigt werden, dass sich zwei Karrieren, meist beide erfolgreich, verbinden lassen. Der Autor weiß, worüber er schreibt, er ist selber als Jurist, Lehrender und Schriftsteller tätig, was er wohl auch einem seiner Lehrer zu verdanken hat. Er ist ein freier Schriftsteller, aber ein freischaffender war er nie.

    Vermutlich halte ich an dieser Stelle zum ersten Mal schriftlich fest, das heißt, ich bekunde und dokumentiere, dass mein verehrter Deutschlehrer, der wusste, dass ich „schreibe, zwei oder drei Jahre vor der Matura begonnen hat, an mich geradezu zu appellieren, ein Studium zu absolvieren, sozusagen einen Brotberuf zu erlernen, und erst „neben diesem als Schriftsteller tätig zu sein. Heute bin ich dem promovierten Germanisten Anton Feinig für seine Ratschläge dankbar. Er war, nebenbei bemerkt, ein weiser Mann, dessen Lebenselixier die Musik war. Auch denke ich immer wieder an ein Motto meines friulanischen Dichterfreunds Hans Kitzmüller, der einmal gemeint hat: Wir leben nicht von der Literatur, sondern für sie.

    Eines ist mir besonders unter die Haut gegangen: Als Student habe ich für ein literaturaffines Wiener Monatsmagazin ein Interview mit dem großartigen österreichischen Schriftsteller Bernhard Hüttenegger geführt, der betont hat, man könne nur in Würde schreiben, wozu die nötigen finanziellen Mittel unabdingbar seien. Meine spätere unumstößliche Erfahrung war, dass einem der erste Beruf die Würde für den zweiten verschafft und umgekehrt. Jedenfalls den nötigen Unterhalt, um – auch – für die Literatur leben zu können.

    Und etwas geradezu Anekdotisches möchte ich ebenso aufschreiben: Matej Acceto, heute Professor an der Juridischen Fakultät der Universität Ljubljana, der auch schon zu einer Gastprofessur nach Harvard eingeladen war, studierte in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts an seiner Stammuniversität. In einem Blogspot berichtete er am 16. September 2006 über die Anfänge als Student, als er in den Gängen seiner Fakultät ein Plakat entdeckte, dessen Inhalt ihm immer noch präsent ist: „France Prešeren, Johann Wolfgang von Goethe, Franz Kafka, Alojz Gradnik, Carlo Goldoni, Marcus Tullius Cicero, Friedrich Schiller, Janko Ferk, … Alle waren Juristen und trotzdem oder gerade deswegen auch Dichter." ¹ Nie habe ich gehört, gelesen oder gesehen, dass Rechtswissenschaften irgendwo in der Welt intelligenter angepriesen worden wären.

    Vielleicht hat der Schriftsteller mit Zivilberuf sogar etwas weniger Angst vor dem weißen Blatt Papier …

    Klagenfurt/​Celovec, am 26. Oktober 2015 J. F.

    ANMERKUNG

    ¹

    http://kontekst.blogspot.co.at/​2006/​09/​pravo-in-literatura-na-pfneko.html (abgerufen am 14. 09. 2015)

    Einleitung

    BEINAHE EIN PLÄDOYER FÜR DEN DICHTER MIT ZIVILBERUF

    Ein unbefangenes Urteil darf vorweggenommen werden: Eine Schriftstellerin und ein Schriftsteller, wenn auch keine österreichischen, haben sich in unserem Jahrhundert zweifellos als Dichterjuristen etabliert, nämlich Bernhard Schlink und seine streitbarere Kollegin Juli Zeh.

    Aber was ist nun ein Dichterjurist? Der Begriff bezeichnet Dramatiker, Epiker oder Lyriker mit akademisch-juristischer Bildung. Den Terminus hat Eugen Wohlhaupter ¹ in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts etabliert und es verwenden ihn sowohl die Literatur- als auch die Rechtswissenschaft. Vom Dichterjuristen im engeren Sinn, der sein Studium, meist mit Promotion, abschloss, so zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe, Franz Kafka oder France Prešeren, lässt sich der Dichterjurist im weiteren oder weitesten Sinn unterscheiden, also jemand, der sein Studium abbrach, beispielsweise Jacob Grimm oder Peter Handke.

    Das Thematisieren von Literatur und Recht überrascht nicht, zumal diese Materie in den vergangenen Jahren zu einem der innovativsten Forschungsfelder der Literaturwissenschaft geworden ist. Die Untersuchungen darüber sind im Übrigen naheliegend, weil das Medium – sowohl der Literatur als auch des Rechts – die schriftlich fixierte Sprache ist. Sie ist ein zentraler Gegenstand der Arbeit des Juristen, der während seines gesamten Berufslebens mit Wörtern, Sätzen und Texten konfrontiert ist. Zeit seines Lebens setzt er sich mit bestimmten Sprachprodukten auseinander und hat zwischen ihnen Verbindungen herzustellen. Autor und Jurist stehen gleichsam in einem Zielkonflikt, zumal das Recht normative Grenzen zu ziehen bestrebt ist, die die Literatur – als Kunst – wohl andauernd zu überschreiten versucht.

    Die eingangs erwähnten Berufsgenossen Schlink und Zeh, die beide auf ganz andere Weise Fachgröße erlangten und die beide neben belletristischen bemerkenswerte theoretische Schriften veröffentlichen, stehen gleichsam exemplarisch für unser Jahrhundert und den Juristen, der schreibt. Dies ist allerdings nur eine Facette der Dichter mit Zivilberuf.

    Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben natürlich auch viele andere Beschäftigungen und Broterwerbe, sie sind Ärzte, Germanisten, Historiker, Philosophen und nicht selten Journalisten oder Lehrer, sodass man zum Beispiel von Ärztedichtern oder Dichterärzten sprechen könnte. Doch ist der Konnex Schreiben und Jus, wie bereits erwähnt, wegen der Relevanz der Sprache in beiden Berufen mehr als naheliegend.

    In diesem Band sollen nicht nur Dichterjuristen vorgestellt werden, Literatur über sie gibt es zuhauf, sondern ebenso Autorinnen und Autoren, die neben dem Schreiben einem anderen sogenannten Zivilberuf nachgehen oder ihn einige Zeit lang ausgeübt haben. Das Phänomen der Dichterin und des Dichters, der es nicht hauptberuflich ist und seinen Unterhalt aus einer anderen Beschäftigung finanziert, tritt ohne Zweifel weltweit auf. Dieser Band beschäftigt sich sowohl mit Autorinnen und Autoren der österreichischen Literaturgeschichte als auch der Gegenwartsliteratur, die eine Zeit lang oder das ganze Leben zwischen Beruf und Berufung gestanden sind.

    In Alfred de Vignys Bühnendrama „Chatterton" ² aus dem Jahr 1835 wird das eine sogar mit der Ehefrau und das andere mit der Geliebten verglichen beziehungsweise gleichgestellt. Eine im Eigentlichen dramatische Darstellungsweise, die den Poeten, würde sie richtig sein, ein Leben lang in einen nicht zu lösenden Zielkonflikt treibt, obwohl der Schreibort eines ernsthaften Dichters nichts anderes ist als eine einzige Klosterzelle, buchstäblich eine Klause, in der eine Partnerin oder ein Partner wohl schwer Platz finden kann. Ein Zielkonflikt, vor allem aber eine große Leidenschaft, die viel bewirken und manchmal noch viel mehr zerstören kann.

    Bernard Lahire bezeichnet diese Umstände als Doppelleben ³ , ein Begriff, mit dem ich mich nicht anfreunden kann, weil er zu abwertend und pejorativ ist, zumal er meist mit jenem Versteckspiel einhergeht, bei dem der gebundene (Ehe)Partner seinen heimlichen Geliebten vor der Welt … verdeckt. Die Dichterinnen und Dichter, die ich meine, haben aber weder ihre Profession noch ihre Bücher vor der Welt verheimlicht. Im Gegenteil. Sie waren fast durchwegs bemüht, erfolgreich zu sein.

    Der Erzdichterjurist Franz Kafka ist natürlich – wie in jeder Hinsicht – die Ausnahme. Das Schreiben war ihm wichtiger als – beispielsweise – eine Ehe mit Felice Bauer oder Dora Diamant, aber dem Erfolg seiner Bücher ist er nie und nirgends nachgeeilt oder nachgejagt. Zuletzt und bis heute war es umgekehrt: Die weltweite Anerkennung und der unvergleichbare Erfolg waren – nach seinem Tod – hinter ihm her und sind nicht aufzuhalten. Millionenauflagen seiner Bücher und Übersetzungen in alle Kultursprachen der Welt sind beredte Zeichen.

    Über Franz Kafka beziehungsweise seine Werke erscheint von Österreich über die Bundesrepublik Deutschland bis Japan, das eine erstaunliche Germanistengemeinde aufweist, nahezu wöchentlich ein sekundärliterarisches Buch, was sich in der heutigen

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