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Vergangenheit
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Ebook188 pages2 hours

Vergangenheit

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About this ebook

Ich wusste wirklich nicht, warum mein Chef mich auf einmal so magisch anzog, aber ich folgte ihm einfach. Ohne darüber nachzudenken.

Leonies Herz ist von dicken Mauern umgeben. Seitdem sie in ihrer Kindheit Schreckliches erlebt hat, versteckt sie sich dahinter und verdrängt ihre Vergangenheit. Aber verdrängen bedeutet nicht vergessen.
Als ihr Chef die Firma an seinen Sohn Benjamin übergibt, ahnt Leonie nicht, dass dieser Mann ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellen wird. Denn er versucht schon bald, die Mauern einzureißen …

Eine fesselnde Geschichte über die Vergangenheit, Liebe und Vertrauen.
LanguageDeutsch
Release dateJun 1, 2017
ISBN9783981733631
Vergangenheit
Author

Emily Fox

Emily Fox graduated from University College Falmouth with a first-class degree in illustration. She has illustrated many children's books including Elephant's Pyjamas (HarperCollins) and Fabio the Flamingo (Bloomsbury). Emily loves experimenting with colour and spends hours drawing in her sketchbook, mostly in her favourite blue pencil crayon. She lives in Bristol.

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    Book preview

    Vergangenheit - Emily Fox

    978-3-981733-63-1

    Kapitel 1

    Was für eine Woche. In der Agentur war die Hölle los, am Montag hatte der Sohn des Chefs die Agentur übernommen und ich als Chefsekretärin hatte nun noch mehr Arbeit. Ich musste ihm alles erklären, alles zeigen. Aber endlich war Freitagabend und ich war nun zu Hause.

    Als ich die Tür aufschloss, kam mir eine unangenehme Stille entgegen. Vielleicht sollte ich mir eine Katze anschaffen. Hatte bestimmt schon manchem Menschen aus der Einsamkeit geholfen. Gott sei Dank war ich heute mit meiner besten Freundin Lilly verabredet.

    Nachdem ich geduscht hatte, ging ich die Küche und begann mir ein Sandwich zu machen. Als ich gerade die Tomaten schnitt, riss mich die Türklingel aus meiner Vorbereitung.

    »Ich bin es«, trällerte Lilly in die Gegensprechanlage, kaum dass ich den Hörer abgenommen hatte. Also drückte ich den Summer, ließ meine Wohnungstür einen Spalt auf und ging zurück in die Küche. Ich biss gerade herzhaft in das Sandwich, als Lilly in meine Wohnung gestöckelt kam.

    »Du bist ja noch gar nicht fertig«, sagte sie und lehnte sich gegen den Türrahmen. Auch ohne die Schuhe war Lilly schon groß. Sie hatte die weiblichen Rundungen am richtigen Fleck, was man von mir nicht behaupten konnte, und sah umwerfend aus mit ihren kirschrot geschminkten Lippen und dem Rock, der eher ein breiter Gürtel sein könnte.

    »Gib mir zehn Minuten und wir können los«, sagte ich schnell, brachte den letzten Bissen meines Sandwiches herunter und ging ins Schlafzimmer, um mein Kleiderschrank zu inspizieren. Ich entschied mich für ein rotes Kleid, das meinen Busen betonte und von meinen Problemzonen ablenkte. Schnell föhnte ich mir noch die Haare und legte etwas Mascara auf, bevor ich zurück in die Küche ging.

    Lilly hatte es sich auf meiner Eckbank bequem gemacht und musterte mich fragend.

    »Du willst nie wieder einen Kerl abbekommen, oder?«

    »Du weißt genau, dass mein Hauptfokus nicht darauf liegt«, erwiderte ich und drehte mich um, um mir die Schuhe anzuziehen. Lilly war die Einzige, die meine Vergangenheit kannte und es mir auch glaubte.

    Kapitel 2

    In dem neu eröffneten Club hier in Frankfurt war es laut, die Bässe wummerten in meinem Magen und es roch nach Schweiß, Alkohol und Sex. Eine gefährliche Mischung, aber ich wollte mich heute Abend auf den Alkohol konzentrieren.

    Lilly zog mich zur Bar und bestellte uns zwei Cosmopolitan und Tequila. Den Shot hatte ich kaum heruntergekippt, da quiekte Lilly neben mir auf und klatschte in die Hände. »Kommst du mit, tanzen?«, schrie sie mir über die Musik hinweg zu und ich nickte. Dass ich so gar kein Rhythmusgefühl hatte, war mir herzlich egal, während wir uns die Seele aus dem Leib tanzten – wenn man das denn noch tanzen nennen konnte. Was wir auf der Tanzfläche machten, verkörperte pure Erotik. So eng und umschlungen, wie wir tanzten, könnte man glatt glauben, wir beide wären ein Paar. Die umstehenden Typen wurden auf uns aufmerksam und pfiffen anerkennend. Als nach gefühlten Stunden ein langsameres Lied kam, machte ich einen Abstecher an die Bar, um etwas zu trinken. Ich zuckte beinahe zusammen, als sich plötzlich große Hände von hinten um meine Hüften schlangen und sich langsam im Takt bewegende Hüften mein Po streiften.

    »Leonie. Ich sehe Sie ab heute in einem ganz anderen Licht«, hauchte eine Stimme nah an meinem Ohr und mein Blut gefror in meinen Adern. Das durfte jetzt nicht wahr sein. Langsam drehte ich mich um und sah, was ich schon geahnt hatte. Mein neuer Chef stand hinter mir und lächelte mich an.

    »Was machen Sie denn hier?«, war die erste Frage, die mir einfiel und Benjamins Grinsen wurde noch breiter.

    »Darf ich nicht feiern gehen?«, erwiderte er und zog einen Schmollmund. »Ich habe Sie von oben beobachtet und konnte nicht widerstehen.«

    Ich sah mich suchend nach Lilly um, aber sie hatte sich einen Typen geangelt und würde mir wahrscheinlich keine große Hilfe sein.

    »Wollen Sie nicht mit mir hochgehen und etwas trinken?«, fragte mich Benjamin und eigentlich hätten jetzt sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf klingeln müssen. Er war immerhin mein Chef. Stattdessen nickte ich nur und ging mit ihm nach oben in den VIP-Bereich. Ich wusste wirklich nicht, warum mein Chef mich auch einmal so magisch anzog, aber ich folgte ihm einfach. Ohne darüber nachzudenken.

    Vor dem VIP-Bereich stand ein Securitymann so breit wie ein Kleiderschrank. Er beachtete uns gar nicht und Benjamin stieg an ihm vorbei die Stufen nach oben. Er führte mich zu einer kleinen Sitznische, von der aus man einen fantastischen Blick auf die Tanzfläche hatte. Wenn ich das mal vorher gewusst hätte, dass mein Chef mich beobachtete.

    »Was möchtest du trinken?«, fragte Benjamin mich und ich bemerkte erst jetzt die Kellnerin am Tisch. Ich bestellte mir einen Cosmopolitan und ließ meinen Blick über den VIP-Bereich gleiten. Überall waren weitere kleine Sitznischen mit Sitzkissen und Sofas aus rotem Samt und die Musik war nicht so laut wie unten.

    »Du bist ganz alleine hier?« Benjamin hatte sich über den kleinen Tisch gebeugt und griff in die Schale mit den Erdnüssen, die hier auf jedem Tisch zu finden war.

    »Nein, Lilly ist mit mir hier. Bist du denn alleine hier?« Erst nachdem keine Antwort von ihm kam, bemerkte ich, dass ich ihn geduzt hatte. »Oh, sorry. Ich wollte nicht unhöflich sein«, murmelte ich und schaute verlegen auf meine Hände. Benjamin lachte und zog meinen Blick somit wieder auf sich. »Du warst nicht unhöflich. Warum duzen wir uns nicht einfach? Wir sind ja nicht im Büro«, sagte er und beim Lachen bildeten sich Grübchen in seinen Wangen. Er sah so viel jünger aus als im Büro. Dort trug er meist einen Anzug, heute Abend hatte er darauf verzichtet und hatte eine schwarze Stoffhose und ein blaues Poloshirt an, was seine hellblauen Augen nur verstärkte. Unter dem Shirt zeichneten sich Muskelpakete ab und auch seine Arme sahen sehr durchtrainiert aus. Ich muss ihn wohl etwas zu lange angestarrt haben, denn er wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum.

    »Leonie? Alles klar?«, fragte er mich amüsiert, als wüsste er genau, was ich mir eben genauer angeschaut hatte. Wie peinlich. Wo war das Loch im Boden zum Verkriechen?

    »Ja. Ja, alles klar«, versuchte ich mich zu konzentrieren und Benjamin hob sein Champagnerglas.

    »Auf einen schönen Abend«, sagte er und auch ich hob meinen Cosmopolitan, um ihm zuzuprosten.

    Schön wurde der Abend auf jeden Fall, Benjamin und ich waren auf einer Wellenlänge und lachten viel. Lilly hatte mir eine SMS geschrieben, dass sie mit dem Typen abhauen würde. Das war typisch Lilly, sie ließ nichts anbrennen. Irgendwann war Benjamin zu mir auf die Couch gerutscht und hatte einen Arm um mich gelegt. Das allein war mir noch nicht unangenehm. Unangenehm wurde es, als er anfing meinen Hals zu liebkosen und mir süße Worte ins Ohr flüsterte. Es war mehr als eindeutig, wo das enden würde, wenn ich nicht sofort die Notbremse zog. Ich sprang vom Sofa auf und entschuldigte mich auf die Toilette. Erschrocken stellte ich fest, dass es nach drei Uhr nachts war und auf einmal merkte ich meine Müdigkeit auch wie auf Knopfdruck. Anstatt aber wieder zu Benjamin zu gehen und mich zu verabschieden, wie es sich gehört hätte, rief ich mir ein Taxi und machte mich auf den Heimweg. Feige, wie ich war.

    Kapitel 3

    Das Wochenende hatte ich zu Hause verbracht. Einen Kater hatte ich ja nicht wirklich, denn mein Alkoholkonsum hatte sich in Grenzen gehalten. Als ich mich Montag früh in die Teeküche schleppte, um meinen Koffeinhaushalt konstant auf einem Level zu halten, stand Lilly schon am Wasserkocher und hielt den Teebeutel in die Tasse.

    »Guten Morgen. Na, wie geht’s dir?«, trällerte sie fröhlich und ich konnte nicht verstehen, wie man am frühen Morgen schon so gut gelaunt sein konnte.

    »Ja, wie es einem an einem Montag schon gehen kann«, erwiderte ich und nahm eine Tasse aus dem Schrank.

    »Wo warst du denn eigentlich am Freitag so schnell hin verschwunden?« Sie sah mich fragend an.

    »Ich war im VIP-Bereich«, antwortete ich und hoffte, das wäre für sie Erläuterung genug. Aber da hatte ich die Rechnung ohne Lilly gemacht.

    »Wie, im VIP-Bereich? Mit wem? Warum?«

    So viele Fragen auf einmal. Ich seufzte und erzählte ihr von meinem Abend. Lilly bekam tellergroße Augen und hüpfte aufgeregt vor mir auf und ab.

    »Das glaub ich nicht. Und du hast ihn einfach sitzen lassen?«, fragte sie gerade, als sich hinter uns jemand räusperte.

    »Ja das hat sie.«

    Benjamin trat neben mich und schenkte sich auch einen Kaffee ein. Ich lief puterrot an und Lilly verließ die Teeküche, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen oder einfach nur, um dem peinlichen Moment aus dem Weg zu gehen. Benjamin stand jetzt genau vor mir und sah mich über seinen Kaffeetassenrand an.

    »Obwohl ich gar nicht weiß, warum du mich hast sitzen lassen«, sagte er kühl und bei der Stimmlage bekam ich eine Gänsehaut.

    »Ich ... Ja ... war müde«, stotterte ich und konnte ihm dabei nicht in die Augen schauen.

    »Soso«, sagte er kurz und knapp und verschwand in seinem Büro.

    Ich ging auch schleunigst zu meinem Schreibtisch, schaltete den Computer an und durchflog das Fach mit der Hauspost. Da nichts Wichtiges dabei war, würde ich mich später darum kümmern. Ich schnappte mir mein iPad und wollte gerade die Türklinke herunterdrücken, die zu Benjamins Büro führte, als die Tür schwungvoll aufgerissen wurde und ich einen Satz nach hinten machte.

    »Ich dachte schon, Sie sind eingeschlafen«, sagte er mit eiskalter Stimme und ich erzitterte. Ich folgte ihm zu seinem Schreibtisch und setzte mich auf den Stuhl davor. Er lehnte sich in seinem Stuhl lässig zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

    »So, was haben wir denn diese Woche«, fragte er und taxierte mich mit seinem Blick.

    »Ja, ähm, also heute die Präsentation um zehn Uhr und heute Mittag das Geschäftsessen mit Herrn Kruger von Kruger & Partner. Am Mittwoch um elf Uhr noch den Termin mit Summer und das war’s für die Woche.«

    Ich räusperte mich, versuchte mich zu sammeln und sah ihm ins Gesicht. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellte.

    Er hatte ein schelmisches Grinsen im Gesicht.

    »Also hätten Sie heute Abend Zeit für ein Abendessen mit mir?«, fragte er und das Grinsen wurde nur breiter.

    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist«, stotterte ich und versuchte mich auf die Wand hinter ihm zu konzentrieren.

    Er kam um den Tisch herum und lehnte sich an die Schreibtischkante mir gegenüber.

    »Aber warum denn nicht, Frau Peters? Ich denke, wir sollten uns mal näher kennenlernen. Und das geht mit einem Abendessen bestens.«

    Ich musste verrückt sein, anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich zugesagt hatte und somit um 19 Uhr von ihm abgeholt werden sollte.

    Um sechs machte ich Feierabend und war schon ein nervliches Frack.

    Zu Hause angekommen ging ich duschen und überlegte angestrengt, was ich anziehen sollte. Ich wollte das Ganze mehr als Geschäftsessen sehen und nicht als Date. Es kam mir sonst so falsch vor, mit meinem Chef auszugehen.

    Ich wusste, wir gingen ins Fleming’s. Ein schickes Restaurant im Frankfurter Ostend.

    Mist, was konnte ich bloß anziehen? Ich entschied mich spontan für das schwarze Cocktailkleid. Es war elegant, aber nicht zu gewagt. Mehr Elegantes hatte ich leider auch nicht vorzuweisen.

    Pünktlich klingelt es und ich schreckte wie ein Kaninchen hoch, fiel fast über meine schwarzen Lackpumps und nahm zitternd den Hörer der Gegensprechanlage ab.

    »Hier ist Benjamin«, säuselte er mir entgegen. Huch, sind wir schon wieder per Du?

    »Ja ich bin sofort unten.«

    Der Abend war sommerlich mild, immerhin hatten wir Juli und ich verzichtete auf die Jacke.

    Unten angekommen wurden meine Hände schweißnass und ich atmete schneller. Benjamin trug eine schwarze Anzughose, ein weißes knitterfreies Hemd und diese eisblauen Augen brachten mich um den Verstand.

    Aber so durfte ich nicht denken. Die Mauern um Mein Herz würde niemand so einfach einreißen. Oder …?

    Das Hemd zeigte seine muskulöse Brust und ließ noch mehr erahnen.

    »Hallo Leonie. Wow, Kompliment, du siehst toll aus«, begrüßte er mich und hielt mir die Tür seines Mercedes auf.

    »Danke«, flüsterte ich nur und stieg in den Wagen.

    Das Auto roch neu und streng nach Leder.

    »Wer singt das?«, fragte ich, als ich die Musik aus dem Radio wahrnahm.

    »Aretha Franklin. Magst du sie?«

    »Ehrlich gesagt habe ich bis heute noch nie von ihr gehört, aber es gefällt mir.«

    »Dann muss ich dir wohl noch etwas Nachhilfe in Sachen Musik geben«, hauchte er mir ins Ohr und startete den Motor.

    Wow, was ein Gefühl, in diesem SLS zu sitzen. Ich verstand nicht viel von Autos, aber ich hatte ein Faible für schöne Autos.

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