Vom Parteienstaat zum Bürgerstaat – 4.5 Die Hochschulreform
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Für mich war die Studienzeit, die schönste Zeit meines Lebens. Von den heutigen Studenten höre ich, dass das Studium ein Massenbetrieb und verschulter als eine Oberschule ist. Wir werden über viele Missstände sprechen; und uns vor allem überlegen, wie es wieder anders werden kann: ohne Zulassungsbeschränkungen, mit Studienfreiheit und einschätzbaren staatlichen Abschlussprüfungen, wie ich sie bei meinen beiden juristischen Staatsexamen erlebte. Die Hochschulen sollen die Bedürfnisse der Studenten und der Gesellschaft verbinden. Beide wollen und brauchen eine berufstaugliche Ausbildung.
Dazu müssen die Abschlüsse („Bachelor“ und „Master“), die Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten, Forschungsstätten) und die Hochschullaufbahnen aufeinander abgestimmt werden. Alles muss zusammenpassen. Heute herrschen Wirrwarr und Undurchschaubarkeit bei den Zuständigkeiten, den Studiengängen und den Abschlüssen. „Deutsche Hochschulen bieten 16.000 Studiengänge an“, heißt es im Handelsblatt. Welcher Student, welcher künftige Arbeitgeber weiß da noch, was für ihn richtig ist oder was nur exotische Hobbyfächer von Professoren sind.
Das Leben muss auch ein bissel Spaß machen. Wir brauchen überschaubare und persönliche Hochschulen und Hochschulorte, vernetzte Hochschullandschaften mit persönlichen Begegnungen. Dazu kommen die Verflechtung von Praxis und Theorie, die Verbindung der Hochschulen mit der örtlichen Bürgerschaft und Wirtschaft. Die Hochschulen sollen Teil unseres Bürgerstaates sein, der sie finanziert. Sie verlieren den Boden unter den Füßen, wenn sie nur noch abgehobene Teile einer virtuellen, wolkigen „scientific community“ (Wissenschaftsgemeinde) sind, die am Leben vorbeilebt.
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Vom Parteienstaat zum Bürgerstaat – 4.5 Die Hochschulreform - Gerhard Pfreundschuh
Gerhard Pfreundschuh
Vom Parteienstaat zum Bürgerstaat
4.5 Die Hochschulreform
Heidelberg 2014
ISBN: 978-3-00-041777-1
Meinen Kindern und Enkelkindern gewidmet
und meiner Frau Birgit
mit Dank für das
lebenslange angeregte und fruchtbare
Gespräch
Vom Parteienstaat zum Bürgerstaat
Buch 1
Elternhaus und Kitazeit
Buch 2
Die Schule
Buch 3
Das Militär
Buch 4
Das Studium
4.1 Die Geschichte
4.2 Das Recht
4.3 Die Wirtschaft
4.4 Die 68er
4.5 Die Hochschulreform
Buch 5
Der Beruf
Buch 6
Denkender Politiker
Buch 7
Lebenslanges Lernen (L³)
Einleitung
Das Buch „Vom Parteienstaat zum Bürgerstaat" ist ein Gespräch mit meinen Enkel und jungen Verwandten. Es richtet sich aber an alle, besonders junge Menschen, die über ihre Zukunft nachdenken, einen besseren als den Parteienstaat, eine bessere Wirtschaft als die heutige, bessere Schulen und Hochschulen wollen. Die Darstellung folgt meinem Lebenslauf. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Alle Begriffe werden erklärt.
In diesem Band besprechen wir die Hochschulreform. Lebenslange hatte ich mit Hochschulen zu tun. Als Landrat war ich 14 Jahre Lehrbeauftragter in Speyer an der Deutschen Verwaltungshochschule, wo ich auch promoviert habe. Zweimal stand ich am Scheideweg zwischen Kommunalpolitik und Hochschullaufbahn. Mit vielen Studenten habe ich gesprochen und ihre berechtigten Klagen gehört.
Im Bologna-Vertrag von 1999 haben 29 europäische Staaten vereinbart, bis 2010 einen einheitlichen Europäischen Hochschulraum zu verwirklichen. Darin sahen viele eine ganz große Gelegenheit, eine Hochschulreform an Haupt und Gliedern durchzuführen. Doch statt besser ist es viel schlechter geworden.
Für mich war die Studienzeit, die schönste Zeit meines Lebens. Von den heutigen Studenten höre ich, dass das Studium ein Massenbetrieb und verschulter als eine Oberschule ist.[1] Wir werden über viele Missstände sprechen; und uns vor allem überlegen, wie es wieder anders werden kann: ohne Zulassungsbeschränkungen, mit Studienfreiheit und einschätzbaren staatlichen Abschlussprüfungen, wie ich sie bei meinen beiden juristischen Staatsexamen erlebte. Die Hochschulen sollen die Bedürfnisse der Studenten und der Gesellschaft verbinden. Beide wollen und brauchen eine berufstaugliche Ausbildung.
Dazu müssen die Abschlüsse („Bachelor und „Master
), die Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten, Forschungsstätten) und die Hochschullaufbahnen aufeinander abgestimmt werden. Alles muss zusammenpassen. Heute herrschen Wirrwarr und Undurchschaubarkeit bei den Zuständigkeiten, den Studiengängen und den Abschlüssen. „Deutsche Hochschulen bieten 16.000 Studiengänge an", heißt es im Handelsblatt.[2] Welcher Student, welcher künftige Arbeitgeber weiß da noch, was für ihn richtig ist oder was nur exotische Hobbyfächer von Professoren sind.
Das Leben muss auch ein bissel Spaß machen. Wir brauchen überschaubare und persönliche Hochschulen und Hochschulorte, vernetzte Hochschullandschaften mit persönlichen Begegnungen. Dazu kommen die Verflechtung von Praxis und Theorie, die Verbindung der Hochschulen mit der örtlichen Bürgerschaft und Wirtschaft. Die Hochschulen sollen Teil unseres Bürgerstaates sein, der sie finanziert. Sie verlieren den Boden unter den Füßen, wenn sie nur noch abgehobene Teile einer virtuellen, wolkigen „scientific community" (Wissenschaftsgemeinde) sind, die am Leben vorbeilebt.
Inhalt dieses Bandes
Einleitung
4.5 Die Hochschulreform
4.5.1 Ziele einer Hochschulreform
4.5.2 Strategische Missstände
4.5.3 „Bologna auf Deutsch"
Wiederherstellung der Studienfreiheit
Zugang zu allen Studienfächern
Staatliche Studienabschlüsse
4.5.4 Hochschullaufbahnen
Der Weg zur Bewerbung
Das Berufungsverfahren
Die Professur
4.5.5 Hochschulen - überschaubare, persönliche Orte
Welche Städte eignen sich als Hochschulort?
Hochschullandschaften – Hochschulnetze
4.5.6 Die Studiengänge im Einzelnen
Wie sollte das Berufsstudium sein?
Wie sollte das Verbreiterungsstudium sein?
Wie sollte das Vertiefungsstudium sein?
Wie sollte das Forschungsstudium sein?
Wie sollte das Fortbildungsstudium sein?
4.5.7 Deutsch als Wissenschaftssprache
4.5.8 Die Umsetzung der Reformen
4.5.9 Der Verfasser
Impressum
4.5.10 Anmerkungen
Einige Hinweise für den Gebrauch: In [ ] stehen Erklärungen für Fachdrücke u.ä.; in { } Hinweise auf spätere Vertiefungen. In Schrägschrift und mit Linien abgeteilt sind knappe Vorbemerkungen und Inhaltsübersichten.
4.5 Die Hochschulreform
–––––––––––––––––––––––––––
Im Bologna-Vertrag von 1999 haben 29 europäische Staaten vereinbart, bis 2010 einen einheitlichen Europäischen Hochschulraum zu verwirklichen. Die Ziele waren: 1. Verkürzung der Studienzeiten. 2. Berufsnahe erste Abschlüsse (Bachelor). 3. Erhöhung der Zahl der Studienabgänger. 4. Möglichkeit eines vertiefen Weiterstudiums (Abschluss: Master). 5. Vergleichbarkeit der Abschlüsse in Europa.
Deutschland ist es bisher nicht gelungen, einen in sich schlüssigen, überzeugenden Hochschulaufbau zu schaffen. Die Gelegenheit zu einer echten, allseits nützlichen Reform wurde nicht ergriffen. Im Gegenteil, es wurde sehr viel schlechter! Alle Ziele wurden bisher verfehlt, Besitzstände wurden gerettet, Experten ist nichts eingefallen.
Die Klagen der Studenten und der Berufsgruppen, die die Uni-Abgänger aufnehmen, sind leidenschaftlich und durchweg berechtig. Wir wollen überlegen, wie es besser sein könnte. Dabei geht es um die Ziele 1. – 5, die Berufstauglichkeit des Studiums, die Abstimmung der Abschlüsse („Bachelor und „Master
), der Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten) und der Hochschullaufbahnen aufeinander.
Wir denken wie stets vom Ende her. Deshalb beginnen wir mit den Zielen (4.5.1 - 2). Es folgt „Bologna auf Deutsch: die Wiederherstellung der Studienfreiheit, die Anforderungen beim Zugang und den Abschlussprüfungen (4.5.3). (Heute blickt niemand mehr durch beim Wirrwarr an „Bachelors
und „Masters".[3])
Wir brauchen eine klare und einleuchtende Zuständigkeits-und Aufgabenteilung zwischen Fachhochschulen, Universitäten und Forschungsstätten. Beim Weg zu den Zielen sollen Studenten und Hochschulen möglichst große Freiräume haben (akademische bzw. bürgerschaftliche Freiheit). Doch staatliche, gut vergleichbare, allgemein nützliche Abschlüsse prüfen den Erfolg – gerade auch der Hochschulen.
Die deutschen Hochschulen liegen in den Städten, waren stets eng mit der örtlichen Bürgerschaft verbunden (anders: angelsächsische Campus-Unis). Die Verflechtung der Hochschulen mit Bürgerschaft und Wirtschaft ist zum allseitigen Nutzen deutlich zu verbessern.
–––––––––––––––––––––––––––
4.5.1 Ziele einer Hochschulreform
–––––––––––––––––––––––––––
Ziel muss sein, die Anforderungen der Gesellschaft und die Bedürfnisse der Studenten miteinander zu verbinden. Das dürfte nicht so schwer sein. Denn es geht beiden um eine erfolgreiche Berufsarbeit. Doch die Klage ist alt: „Das meiste jedoch, was an Schulen und Universitäten unterrichtet wird, scheint nicht die beste Vorbereitung für dieses Berufsleben zu sein." Adam Smith (1776)[4] – Gilt das noch?
–––––––––––––––––––––––––––
In den bisherigen Bänden (4.1 bis 4.3) des Buches „Das Studium" haben wir über meine Studienzeit geredet. Ich habe euch hoffentlich die Freude und den Nutzen zeigen können, den mir die Studien gebracht haben. Nun wollen wir den Blick in die Zukunft richten. Denn das ist für euch und euer Leben wichtig. Für mich war das Studium die schönste Zeit des Lebens. (Auch mein Vater und Großvater sahen das so.) Heute höre ich von vielen Studenten, dass es nicht mehr so ist. Inzwischen erkennen es sogar die Politiker, die immer sehr lang brauchen, bis sie etwas merken. Doch wer viele Studenten kennt, der weiß, dass die Klagen seit den 1970-er Jahren immer heftiger geworden sind.
Im Jahr 2009 schlugen die Wogen des studentischen Protestes wieder sehr hoch. Eine viertel Million gingen im Juni auf die Straßen. Sie wollten die „Reform der Bologna-Reform. Die damalige Bildungsministerin Anette Schavan sah darin zunächst die Forderung der „Gestrigen
. Dann kamen harte und deutliche Worte von den Arbeitgebern und der Industrie, also den Abnehmern der Studienabgänger - und von Parteigängern der CDU. Nach einem Krisengipfel mit Studenten und Rektoren meinte sogar die Bildungsministerin „weniger Stofffülle und mehr Flexibilität" seien nötig. Doch grundsätzlich hat sich bis heute kaum etwas geändert und nichts verbessert. Zu den alten Allgemeinplätzen sind nur neue hinzugekommen.
Denken wir also, liebe Enkel und Verwandte, die Sache einmal nach unserem Leitfaden durch. Was sind die Ziele und Aufgaben der Hochschulen? Auf welchen Wegen, mit welchen politischen und praktischen Maßnahmen können wir die Ziele wirtschaftlich und wirksam erreichen?
Die heutige Massenuniversität krankt neben vielem an zwei Grundübeln. Sie kann nicht mehr die Anforderungen der Gesellschaft erfüllen, und sie wird nicht mehr den Bedürfnissen der Studenten, deren Berufsbildung gerecht.
Dazu haben wir im Band „Die Wirtschaft ein anschauliches Beispiel besprochen. Wir haben heute an den Hochschulen viele gut bezahlte Professoren der Volkswirtschaft, die bei Gutachten und als Sachverständige noch viel dazuverdienen. Doch keiner hat die Banken-und Finanzkrise von 2007 ff. nur erahnt. Sicherste und beste Aussichten haben sie noch kurz davor prophezeit. „Die Blindgänger
hat die Lisa Nienhaus, eine Wirtschaftsjournalistin bei der Sonntagszeitung der FAZ, die Volkswirte genannt.[5] Was erwarten wir also?
Die Gesellschaft braucht aus allen Fachbereichen der Hochschulen
1. praxistaugliche Studienabgänger,
2. eine sowohl bedarfsgerechte als auch strategische[6] Forschung