Gedächtnislos
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Marc Dornhausen
Marc Dornhausen, auch bekannt als Mak Divkovic, Jahrgang 1996, geboren in Ostfildern-Ruit, lebt in Albstadt auf der schwäbischen Alb und machte sein Abitur am biotechnologischen Gymnasium. Er wurde bereits bei den 12. Jugendliteraturtagen in Baden-Württemberg ausgezeichnet und erhielt den Scheffel-Preis für besondere Leistungen im Fach Deutsch. In seiner Freizeit treibt er am liebsten Sport, hilft seiner Familie und ist kirchlich tätig.
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Gedächtnislos - Marc Dornhausen
Ein ganz normaler Morgen, wie jeden Tag. Herr Schmidt macht sich fertig für die Arbeit und verabschiedet sich von seiner Familie. Doch heute wird alles anders. Er wacht nach einem Autounfall eine Woche später im Krankenhaus wieder auf und ahnt nicht, was auf ihn zu kommt: Seine Familie ist gefangen und dient als Druckmittel, weil er einer unbekannten Organisation eine Probe mit tödlichen Viren besorgen soll - und jeder Schritt, jede Handlung und jeder Gedanke werden dabei durch einen Chip in seinem Gehirn ständig überwacht...
Marc Dornhausen, auch bekannt als Mak Divkovic, Jahrgang 1996, geboren in Ostfildern-Ruit, lebt in Albstadt auf der schwäbischen Alb und machte sein Abitur am biotechnologischen Gymnasium. Er wurde bereits bei den 12. Jugendliteraturtagen in Baden-Württemberg ausgezeichnet und erhielt den Scheffel-Preis für besondere Leistungen im Fach Deutsch. In seiner Freizeit treibt er am liebsten Sport, hilft seiner Familie und ist kirchlich tätig. Mehr unter: www.gedaechtnislos.jimdo.com.
Inhaltsverzeichnis
Himbeermarmeladenbrot
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
Unbekannte Zerstörung
Brennende Beweise
Wiedersehen
Gekritzel
Verfolgung im Doppelpack
Tauschgeschäfte
Eisen, Metall und Räder
Déjà-vu
Warmes Kaminfeuer
Schlaflose Träume
Weiße Folter
Coup d'État
Untergrundgemurmel
Hoch in die Luft und tief in die Erde
Maulwurf
Gedankenfreiheit
Vorwort
Eines Tages, als ich gerade im Bus saß, aus dem Fenster schaute und nachdachte, kam mir die Idee zu diesem Buch. Ich hatte verschiedene Eindrücke im Kopf, die ich umsetzten wollte und entschloss mich schließlich dazu, ein Buch daraus zu schreiben: Gedächtnislos.
Schon immer interessierte mich das Fach Deutsch und ich lese gerne. Egal ob es sich um Essays, Gedichtinterpretationen, strukturierte Textwiedergaben, Tagebucheinträge oder eben Romane handelt, ich liebe es, kreativ zu sein und meine Ideen auf einem Stück Papier festhalten zu können. Während dem Schreiben standen mir natürlich auch die Tipps und Hinweise meiner Freunde und meiner Familie zur Verfügung. Maßgeblich am Inhalt des Buches beteiligt war meine Klassenkameradin Cornelia Meier. Doch auch bei der Gestaltung habe ich Hilfe bekommen, Sabrina Erich, die leidenschaftlich als Hobbyfotografin tätig ist, hat Bilder für die Website gemacht. Das Cover hat ein ebenfalls guter Freund von mir, Karsten Radünz, am Computer entworfen. Er selbst ist Kameramann und kennt sich äußerst gut mit Mediendesign aus. An dieser Stelle möchte ich euch allen für eure Bemühungen und Ideen herzlich danken. Was die Thematik dieses Werkes betrifft, so lässt sich sagen, dass es hervorragend in die heutige postmoderne Zeit passt. Modernste Technik und die daraus resultierende ständige und allgegenwärtige Kontrolle der Menschen lassen auch hier viele Interpretationen zu. Ich möchte jedoch nicht zu viel verraten oder vorweg nehmen (außerdem mag ich keine langen Vorworte); lassen sie sich einfach auf diese packende Geschichte ein!
Die Gedanken sind frei
wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei:
Die Gedanken sind frei!
Deutsches Volkslied
Himbeermarmeladenbrot
„Nein. Wir können und werden dieses Projekt niemals durchführen. Uns fehlen die Mittel, um alle unerwünschten Nebenwirkungen zu überdecken.
Chef, dieses Unterfangen kann nicht..."
„Entfernt diesen Mann."
Ein Schuss...
„Nun werden wir fortfahren. Alle Systeme hochfahren, Kameras an. Sicherheitslevel auf höchste Stufe setzten. Subjektüberwachung läuft. Alle Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft."
„Wird gemacht!"
„Los geht's."
Sechs Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Ich drücke noch einmal auf den Schlummerknopf und stehe dann nach zehn Minuten auf. Meine Frau ist schon wach, sie hat sich bereits für den Tag fertig gemacht. Die Sonnenstrahlen scheinen durch die schmalen Ritzen des Rollladens. Meine Bettdecke ist zu gemütlich, um aufzustehen. Aber das hilft nichts. Mein Schatz ist in der Küche und ich höre das Geräusch von klirrendem Geschirr und das Piepen unserer Mikrowelle. In meiner Nase liegt der Geruch von frischem Brot. Ich stehe auf und gehe ins Bad. Nach dem Rasieren putze ich mir die Zähne, ich bin etwas im Stress. Im Schlafzimmer lasse ich dann den Rollladen nach oben und öffne den großen weißen Kleiderschrank, in dem sich meine sauber gebügelte Hose und mein Hemd befinden. Bevor ich beides anziehe, mache ich noch ein paar Klimmzüge an der Tür, Liegestütze und Sit-Ups, wie jeden morgen, zugegeben etwas hektisch, doch das muss einfach sein. Meinen Ledergürtel mit der glänzenden Schnalle lege ich dann auch an und gehe ebenfalls in die Küche.
„Schatz, bringst du die Kinder zur Schule?"
„Klar, kann ich machen, der Kindergarten beginnt sowieso erst um neun."
Ich mache noch schnell das Frühstück fertig. Unsere Küche ist sehr groß, in der Mitte befindet sich eine Kücheninsel mit pyramidenförmiger Dunstabzugshaube und die Schränke sind dunkelrot gestrichen. Wir haben buntes Besteck, jeder eine individuelle Farbe, weil die Kinder sich das gewünscht haben. Doch wir frühstücken leider schon lange nicht mehr alle zusammen, immer in Etappen, da jeder zu einer anderen Zeit das Haus verlässt. Unsere fünfköpfige Familie besteht aus meiner lieben Frau Sarah, aus unseren drei Kindern Monika, Sophie, Jakob und mir. Ich gehe jetzt nach oben, um meine zwölfjährige Tochter zu wecken. Sie ist die zweitjüngste in der Familie.
„Guten Morgen, Sophie, aufstehen."
„Noch fünf Minuten, Papa."
„Aber danach kommst du, okay."
„Ja ja."
„Ich weiß schon, was bei dir ja ja heißt!"
„Ich komm ja schon."
Nun packe ich noch meine Tasche, mein Tablet darf ich nicht vergessen, weil heute in der Firma die Präsentation für das neue Quartal stattfindet.
Ich liebe meine Arbeit, vor allem liebe ich es, mit Menschen zusammen zu sein, sie anzuleiten und zum Nachdenken zu bringen. Als stellvertretender Leiter eines Labors der Sicherheitsstufe vier hat man jedoch auch eine große Verantwortung, dem bin ich mir bewusst. Ich rücke meine Krawatte zurecht und werfe noch einen prüfenden Blick auf meine Haarfrisur. Alles perfekt, wie gut ich doch aussehe. Dann stecke ich den Schlüssel in die Tasche und sehe gerade, wie meine Tochter mit ihrem hellbraunen Teddybär verschlafen die Treppe herunterkommt. Aber jetzt muss ich los, nur noch schnell den Kakao ausschlürfen und das Himbeermarmeladenbrot hinunterschlingen, das mir meine Frau zuvor gemacht hat. Für die Zeitung, ein kurzes Gespräch mit meiner Frau oder meiner Tochter bleibt keine Zeit mehr. Ich bekomme es mit meinen 42 Jahren immer noch nicht hin, meinen Morgen etwas weniger stressig zu gestalten.
„Tschüs, Schatz, bis später!", verabschiede ich mich schnell.
„Tschüs, ich liebe dich", erwidert meine Frau.
„Ich liebe dich auch!"
Sie gibt mir einen Kuss auf den Mund und wir umarmen uns. Ich binde mir die Schnürsenkel zu, dann öffne ich das Garagentor, schließe das Auto auf und lege meine Tasche mit einer schwungvollen Bewegung auf den Beifahrersitz. Zur Sicherheit hat diese ein Zahlenschloss: An jeder Seite befinden sich drei Rädchen, jeweils mit Zahlen von null bis neun, man kann meine Aktentasche also mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn hoch sechs, beziehungsweise 1:1000000 zufällig knacken, außer man kennt den Code (beiläufige Nebenrechnung).
Ich drehe den Zündschlüssel herum, höre das angenehme Geräusch des 525 PS-Motors, setze meine Sonnenbrille auf, lasse das Cabrioverdeck herunter und fahre los. Das Garagentor geht auf Knopfdruck automatisch zu. Beim Wegfahren sehe ich im Rückspiegel, wie unser großes Haus immer kleiner wird. 5204 cm³Hubraum, V10-Motor, Scheibenbremsen, von 0 auf 100 in 3,2 Sekunden, Soundsystem und das ganze andere Pipapo steckt in diesem Wagen. Ich drehe die Musik etwas auf, weil mein Lieblingslied im Radio kommt. Der Verkehr scheint normal zu sein heute, es ist alles wie jeden Morgen, hunderte von Papas und Mamas gehen zur Arbeit. Tagein, tagaus, eigentlich immer dasselbe. Meine Familie liegt mir sehr am Herzen, auch wenn ich ihnen das manchmal nicht so zeigen kann, wie ich es gerne wollte. Die Arbeit nimmt eben sehr viel Zeit in Anspruch. Oftmals sitze ich noch bis in die frühen Morgenstunden am Computer, während hinter mir auch das Radio läuft, um wach zu bleiben. Bürokratie eben. Das ist schon ein seltsamer Lebensstil, finde ich. Aber es geht in der heutigen Welt einfach nicht anders. Man will irgendwie immer genau das, was man nicht haben kann und genau in den Momenten, in denen es einem nicht so gut geht, erkennt man erst, was man wirklich hat.
Vorne an der Ampel geht gerade eine Gruppe Kinder über die Straße, vermutlich eine Schulklasse auf Exkursion. Ich fahre weiter und schaue auf meine digitale Armbanduhr. Mist, ich habe nur noch fünf Minuten. Eine Rote Ampel. Ich sollte doch noch den Beamer vorbereiten und die Formulare für unsere ausländischen Kunden ausdrucken. Meine Finger trommeln ungeduldig am Lenkrad.
Endlich grün, jetzt wird es aber auch Zeit, ich will nicht zu spät kommen. Ich gebe Gas, drehe das Radio lauter und schalte mit der rechten Hand, während ich die linke am Lenkrad habe, um das Auto zu kontrollieren. Der Bass brummt im Hintergrund, während die Motordrehzahl nach oben steigt.
Plötzlich ein lauter Knall, ein stechender Schmerz im Kopf und mir wird schwarz vor Augen. Ich verliere die Kontrolle.
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
„Können Sie den Verband nochmal wechseln? Er ist etwas durchnässt vom Wundwasser. Und bitte achten Sie auch auf die richtige Dosis der Infusion."
„Natürlich."
„Ich will mir die Schulter nochmal genauer anschauen, bitte bringen Sie den Patienten in einer halben Stunde in Zimmer 138."
„Er ist aufgewacht, er wacht auf!"
„Warten Sie einen Moment. Guten Morgen, Herr Schmidt. Hallo? Sie sind jetzt eine Woche im Koma gelegen. Ihr Zustand ist anfangs kritisch gewesen, doch er hat sich glücklicherweise wieder stabilisiert."
„Was ist mit meiner Schulter?", frage ich den auf mich starrenden Arzt. Alles sieht verschwommen aus. In weiß gekleidete Gestalten blicken auf mich herab. Ich kann gerade nicht begreifen, was überhaupt los ist.
„Durch den Autounfall wurde ihr Wagen gegen ein anderes Fahrzeug geschleudert und hat sich überschlagen, wodurch Sie mit Ihrer Schulter an einem scharfen Metallteil schrammten. Sie können von Glück reden, dass es zu keiner Amputationsverletzung gekommen ist."
„Wurde jemand anderes verletzt?", ich, wie benommen.
„Nein. Zumindest wissen wir nichts davon. Die anderen zwei Autofahrer sind wohl mit dem Schrecken und einem Sachschaden davongekommen."
Ich bedanke mich. Die ganze Visite steht im Raum, Ärzte, Pflegepersonal, Studenten. Einer schreibt nebenher Protokoll. Nachdem sich der Arzt bei der Türe an einem hellblauen Behälter die Hände desinfiziert hat, verlässt er den Raum zusammen mit dem anderen Klinikpersonal. Ich bin aber nicht alleine, ein älterer Mann liegt im anderen Bett auf der Fensterseite. Die Sonne scheint. Alles ist ruhig. Um mich herum befinden sich einige medizinische Gerätschaften. Aber meine Schulter schmerzt von der Wunde und dem eng angelegten Verband. Und ich habe Kopfweh.
Ich versuche nachzudenken, aber meine Gedanken ergeben keinen Sinn. Gedankenlos daliegend, mustere ich das Zimmer. Der ältere Herr, mein Zimmernachbar, schläft offensichtlich. An meinem rechten Arm befindet sich ein Zugang, rechts neben mir ein hängender Plastikbeutel, eine durchsichtige Lösung beinhaltend, aber ich vermag das Etikett nicht zu lesen. Tropf. Tropf. Tropf. Um meine Schulter liegt eine Binde, die sorgfältig unter meinen Arm und um meinen Hals gelegt wurde. Das Zimmer ist in einem gelblichen Farbton gestrichen, an der Wand befindet sich eine Nachbildung von Monets Seerosen. Meine Bettdecke ist weiß und weich, bestimmt frisch gewaschen, aber ich liege zu weit oben, weswegen ich die Metallstange des Bettendes am Hinterkopf spüre. Wenn ich mich bewege, habe ich Schmerzen. Schon wieder kommt jemand in mein Zimmer, dieses Mal ist es ein Pfleger.
„Das habe ich noch übersehen, es ist für Sie hier abgegeben worden."
„Nichts weiter, kein Blumenstrauß, keine