Volkskapitalismus: Edition 2015
By Simon Schier
()
About this ebook
Simon Schier
Simon Schier, geboren 1985 in Koblenz am Rhein und wohnhaft in Berlin, ist erfolgreicher Entrepreneur im Digitalbereich. Mit 18 Jahren gründete er sein erstes Unternehmen und begleitete bis heute mehrere Unternehmensverkäufe. Seit mehr als 12 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit den Themen soziale Gerechtigkeit und vergleichender Gesellschaftsanalyse: Ein Interesse welches unter anderem zu diesem Buch führte. Simon Schier ist Mitglied in der SPD.
Related to Volkskapitalismus
Related ebooks
Die Wiki-Revolution: Absturz und Neustart der westlichen Demokratie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPolitische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus: Eine Hegemonieanalyse Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBakunin und Mises in eine Front!?: Die Vincent-Sessions Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMITTELSCHICHT FÜR ALLE: Wie die digitalen Eliten das Grundeinkommen finanzieren Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Wohlstandsdekadenz: Vom Wohlstand zum Notstand? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Utopie des Sozialismus: Kompass für eine Nachhaltigkeitsrevolution Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas libertäre Manifest: Zur Neubestimmung der Klassentheorie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKreide für den Wolf: Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Politisierung des Bürgers, 1. Teil: Zum Begriff der Teilhabe: Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMENSCHLICHES Maß gegen GIER und HASS: Small is beautiful im 21. Jahrhundert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZukunft und Werte der Demokratie: Sozialwissenschaftliche Studien des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung, Band 41 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Diktatur des Monetariats: Neoliberalismus: Die Geißel des 21. Jahrhunderts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIst Kapitalismus gerecht?: Die menschliche Natur in Kapitalismus, Sozialismus und Evolution Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerteidigung Europas gegen die Banalität des Populismus: Die Geburt der Zivilgesellschaft aus dem Geist der Kennedy-Ära Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Kampf um globale soziale Rechte: Zart wäre das Gröbste Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Aufstand: Über Poesie und Finanzwirtschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGefängnis Markt: WIe der Neoliberalismus uns alle versklavt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHerbst des Kapitalismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratings17 Essays über den aktuellen Zeitgeist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVom Bürger zum Konsumenten: Wie die Ökonomisierung unser Leben verändert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie soziale Marktwirtschaft: Alles, was Sie über den Neoliberalismus wissen sollten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLiberalismus im Zeitalter der Globalisierung: Denkübungen zur Weitung des Horizonts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNach dem Ersten Weltkrieg: Lebensversuche moderner Demokratien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchluss mit lustig: Wie die Babyboomer die Zukunft der Jugend ruinieren Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRaus aus dem Ego-Kapitalismus: Für eine Wirtschaft im Dienste des Menschen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMoral für die Welt?: Menschenrechtspolitik in den 1970er Jahren Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHightech-Kapitalismus in der großen Krise Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMoralpolitik: Geschichte der Menschenrechte im 20. Jahrhundert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVolksaufstand und Katzenjammer: Zur Geschichte des Populismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
American Government For You
Die auffallend vielen "Tode" des Martin Bormann: Für wen arbeitete Hitlers Sekretär nach 1945? Rating: 5 out of 5 stars5/5Das ist Deutschland!: Eine Landeskunde für alle Rating: 5 out of 5 stars5/5Der Fürst Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMein Corona-Schwarzbuch: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Pandemie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUtopia 2048: Reise in eine wunderbare Zukunft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Corona-Skandal: Warum wir nicht alles glauben sollten! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie CIA und das Heroin: Weltpolitik durch Drogenhandel Rating: 0 out of 5 stars0 ratings17 Essays über den aktuellen Zeitgeist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIch bin nicht woke: Eine Widerrede gegen Gendern, Woke, Cancel Culture und anderes Gedöns Rating: 1 out of 5 stars1/5Chronik des Untergangs: Ist es für uns wirklich erst 5 vor 12? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Todesnacht in Stammheim: Eine Untersuchung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Hooton-Plan: ... und weitere Pläne zur Vernichtung Deutschlands Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Donald, die unsichtbaren Meister und der Kampf um den Thron Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPropaganda als Machtinstrument: Fakten, Fakes und Strategien. Eine Gebrauchsanleitung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Matrix Syndrom: Die systematische Manipulation der Menschen durch die "Macht" Rating: 5 out of 5 stars5/5Hexenjagd: Der mündige Bürger als Feindbild von Politik und Medien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWeltchaos: Wie sich die Demokratie selbst zerstört Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSpukschloss Deutschland: Der Zeitgeist als Gespenst einer Generation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTodesursache - Vernichtung durch Arbeit: SS-Arbeitslager Erich / Gedenkort Ellrich Juliushütte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZum Teufel mit den Ideologien!: Für eine neue Aufklärung und eine andere Demokratie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHinterkaifeck: Autopsie eines Sechsfachmordes Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFreimaurerei im 3. Jahrtausend: Eine Herausforderung für Freimaurer und Profane Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Asche der Demokratie: Theatersaison 2019/20 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWien wie es lebt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCORONA, KLIMA, GENDERGAGA: Der große Aufbruch in eine Welt ohne Vernunft Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Volkskapitalismus
0 ratings0 reviews
Book preview
Volkskapitalismus - Simon Schier
Simon Schier, geb. 1985 in Koblenz am Rhein und wohnhaft in Berlin, ist erfolgreicher Entrepreneur im Digitalbereich. Mit 18 Jahren gründete er sein erstes Unternehmen und begleitete bis heute mehrere Unternehmensverkäufe. Seit mehr als 12 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit den Themen soziale Gerechtigkeit und vergleichender Gesellschaftsanalyse: Ein Interesse, welches unter anderem zu diesem Buch führte. Simon Schier ist Mitglied in der SPD.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die soziale Frage
Über das Wesen des Neoliberalismus
Über Sozialismus
Das sozialistische China
Über den Kapitalismus
Der Volkskapitalismus
Das Grundeinkommen
Steuerpolitik und Vergesellschaftung
Aktiengesellschaften & Bankwesen
Mitarbeiterbeteiligung
Energie und Wasser
Staatsfinanzen
Verkehrswesen
Religion (Christentum)
Gesundheitswesen
Demokratie im Volkskapitalismus
Erziehung und Bildung
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Schlussworte
Vorwort
Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
(Victor Hugo)¹
Viel zu oft schon glaubten die Menschen, die Erde sei nun technisch beherrschbar, die Menschheit habe endgültig die ihr gemäße Art eines Gesellschaftssystems gefunden und das »Ende der Geschichte«² sei erreicht. So wähnten sich nach dem Untergang der Sowjetunion und dem Zerfall des Ostblocks sowie dem damit einhergehenden Scheitern des Kommunismus in vielen Teilen der Welt all jene am Ziel, die unsere Erde durch die Idee des freien globalen Marktes an den Rand des Abgrunds und die Natur über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus treiben könnten.
Doch es gibt kein Ende der Geschichte. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems erreichte ein neu entfesselter Kapitalismus durch immer neue Markterschließungen ein enormes, wenn auch oft nur noch künstliches Wachstum in immer höheren Bilanzposten des Weltfinanzsystems. Dieses stößt nun auf fundamentale, da der Theorie des allein marktliberalen Kapitalismus innewohnende, Grenzen und Schwierigkeiten.
Diese Fehlentwicklungen zu korrigieren und neue Wege zu finden, das sind die enormen Herausforderungen, denen sich die Menschheit, wie schon viele Male zuvor, auch in meiner Generation stellen muss.
Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts betraten die Vertreter der Idee des Neoliberalismus die Ebene des politischen Handelns. Wird in diesem Buch die Begrifflichkeit des Neoliberalismus angewendet, so bezieht sich diese ausdrücklich auf das Modell der Chicagoer Schule und Ausführungen von Milton Friedman.
Sah der Ordoliberalismus, welcher in Deutschland Anfang des Jahrhunderts als Neoliberalismus nach zum Beispiel Walter Eucken verstanden wurde, noch eine staatliche Regulation der Märkte vor und Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Ökonomie durch den Staat geführt wurde, propagierte die neue Neoliberale Ideologie von nun an die ungehemmte Freiheit wirtschaftlichen Handelns. Zu den wohl bekanntesten Vertretern im aktiven politischen Handeln zählen Ronald Reagan (»Reaganomics«) und Margaret Thatcher (»Thatcherism«). In der Folgezeit, insbesondere auch nach dem Verschwinden der durch das gesellschaftliche und wirtschaftliche Konkurrenzsystem des Kommunismus gesetzten sozialen Maßstäbe, erhoben die Verfechter des Neoliberalismus die Forderung nach einer weltweiten Ökonomisierung der Gesellschaft und versprachen, einer Heilslehre gleich, hierdurch Prosperität für alle Menschen.
Doch die Gegenwart sieht eher bedrohlich als rosig aus. Die Verarmung großer Teile der Weltbevölkerung schreitet voran, der ungebremste Raubbau an der Natur zeigt menschheitsbedrohende Ausmaße, weltweite monetäre Krisen scheinen kaum noch beherrschbar zu sein. Die vielfachen Bedrohungen steuern nach Meinung vieler auf ein tatsächliches Ende der Geschichte hin, was das Ende großer Teile der Menschheit bedeuten könnte.
Im Laufe der Geschichte haben viele Völker aufgrund von Kriegen, Umweltkatastrophen oder Fehlentwicklungen in ihrer Gesellschaft, wie zum Beispiel durch faschistische Diktaturen oder der ungehemmten Machtbefugnis einer kleinen Elite, ihren Niedergang erlebt. Unser Volk wurde Zeuge des katastrophalen Scheiterns einer Idee auf deutschem Boden, die gleichfalls mit einem Heilsversprechen für die ganze Menschheit angetreten war. Diese Idee entwickelte sich zu einer totalitären Herrschaft, der Millionen von Menschen zum Opfer fielen und die Teile der Welt in den wirtschaftlichen Ruin führte.
Aber gerade in Anbetracht ihrer eigenen Erfahrungen, in Anbetracht der aktuellen bedrohlichen Entwicklungen unserer gesellschaftlichen Ordnung, die zu einer Verelendung breiter Schichten und Spaltung der Bevölkerung führen, erhebt sich die Forderung vieler Menschen, die Idee des Humanismus, die Idee einer Welt in Frieden und Freiheit mit Wohlstand für alle zu verwirklichen und so die neoliberalen Fehlentwicklungen des letzten Jahrhunderts zu korrigieren.
Ich möchte hier, über die Kritik an den aktuellen Zuständen hinausgehend, konkrete Ideen anbieten, die zu einer Gesellschaft führen, in der der Mensch seiner Würde gemäß seinen Platz finden und behaupten kann: dem Volkskapitalismus.
Aufgrund der Komplexität ist es mir nur möglich gewesen, viele Punkte oberflächlich anzureißen. Ebenfalls habe ich viele Themen aufgrund ihres Umfangs nur selektiv ansprechen können, so vor allem im Bereich des Verkehrswesens.
¹ Dieses Zitat ist eine sehr populäre, allerdings sehr freie Übersetzung von Hugos Zitat »On résiste à l’invasion des armées; on ne résiste pas à l’invasion des idées.« In Histoire d’un crime – déposition d’un témoin, 1878, S. 600.
² Francis Fukuyama: »The End of History?« In The National Interest, 1989, S. 3f.
Die soziale Frage
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut In der wir untergegangen sind Gedenkt Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht Auch der finsteren Zeit Der ihr entronnen seid.
(Bertold Brecht)³
Um die Aktualität der »sozialen Frage« zu verstehen, ist ein kurzer Rückblick sinnvoll. Da es genügend Abhandlungen zur internationalen Arbeiterbewegung gibt, werde ich nur die mir wichtig erscheinenden politischen Strömungen skizzieren.
Der Begrif soziale Frage (von franz. question sociale) entstand um 1830, nachdem der Durchbruch der Industrialisierung vor allem in Deutschland und England zu einem wachsenden Druck insbesondere auf die neu entstehende Arbeiterschaft aufgrund unwürdiger Arbeitsverhältnisse sowie mangelhafter Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wohnraum und Medizin geführt hatte.
England war das erste Industrieland, in dem sich als Konsequenz darauf unter der betroffenen Bevölkerung, der neuen Gruppe der Fabrikarbeiter, Widerstand regte und sich eine Arbeiterbewegung entwickelte. Die gezahlten minimalen Löhne und fehlende gesellschaftlich verbriefte Rechte führten zu einer entwürdigenden Verelendung der Arbeiterschaft. So lebten neun oder mehr Personen in erbärmlichen Ein-Zimmer-Wohnungen; das Teilen des Schlafplatzes war ebenso üblich wie mangelnde hygienische Versorgung; Arbeitsschichten von bis zu achtzehn Stunden, auch an Sonntagen, sowie Kinderarbeit waren die Regel, schwere gesundheitliche Schäden für viele die Folge. Es gab keinerlei Kündigungsschutz oder Arbeitsschutz und somit waren die Arbeiter rechtlos der Willkür ihrer Vorgesetzten ausgesetzt und erhielten völlig unzureichende Löhne. Auf Grund dieser Verhältnisse entstand damals der Begriff Lohnsklaverei.
Diese unregulierte Form des Kapitalismus trat zuerst in Manchester auf und wurde daher als Manchesterkapitalismus (auch Manchester-Liberalismus) bekannt. Diese schrankenlose Spielart des Kapitalismus ließ dem Spiel der Märkte – das von dem schottischen Moralphilosophen Adam Smith, dem Begründer der klassischen Nationalökonomie, mit der Metapher der »unsichtbaren Hand«⁴ bezeichnet wurde – freien Lauf. Laut Smiths Theorie dient die Verfolgung der eigennützigen Ziele des Unternehmers gleichzeitig dem Wohl der Gesellschaft. Dies kann für die im 19. Jahrhundert in Westeuropa nach dieser Devise praktizierte Form des unregulierten Liberalismus (»Laissez-Faire«) als widerlegt betrachtet werden.
Karl Marx und Friedrich Engels sind die bedeutendsten Theoretiker der damals entstehenden sozialistisch-kommunistischen Strömungen, die den Menschen Besserung versprachen und sich damit auf die Seite der Arbeiter stellten. Auch der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck setzte ab 1883 Sozialreformen wie Kranken- und Rentenversicherung um. Eines der damit anvisierten Ziele, die Arbeiterschaft für die Monarchie zu gewinnen, wurde jedoch größtenteils verfehlt: große Teile der Bevölkerung forderten weiterhin mehr politische Freiheiten und keine »Palliativmittel«⁵.
Die Ziele von Marx und Engels dagegen waren anders gelagert und forderten weit mehr als einige Sozialreformen:
Als Marx 1835 in Berlin studierte, stieß er zum Kreis der politisch und zeitkritisch engagierten Jung- oder Linkshegelianer, eine der beiden Gruppierungen, in die sich der Hegelianismus, die Gesamtheit der philosophischen Richtungen im Anschluss an Hegel, gespalten hatte. Karl Marx und die Linkshegelianer verlangten, dass sich die Gesellschaft weiter entwickeln und sich mit den anstehenden Problemen wie Armut, staatlicher Zensur und der Diskriminierung