Junge Welten
By Annemarie Nikolaus, Norman Nekro, Tine Sprandel and
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About this ebook
In dieser Ausgabe ...
... liegt der Schwerpunkt auf Herausforderungen des Alltags, die Eltern und ihre Kinder zu meistern haben.
Außerdem eine mysteriöse Kurzgeschichte von Norman Nekro, ein Beitrag über E-Books für Kinder, über das „Making-of“ von zwei Büchern und mehr.
An diesem Band haben mitgearbeitet: Norman Nekro, Tine Sprandel, R.d.V.Heldt, Melanie Minio und die Qindie-AutorInnen Annemarie Nikolaus, Eva Markert und Peter Haas.
Inhalt:
Kurzgeschichte: „Weihnacht im Tal“
Kinder können kochen – man muss sie nur lassen
Gedanken über das Reisen mit kleinen Kindern in exotische Länder
Das gab’s doch schon immer! - Mobbing und Stalking in der Schule
Thema: Sind E-Books für Kinder sinnvoll?
Besprechungen zu: Philip Kiefer: „Spezialwissen für junge Detektive: Geheime Botschaften“ und Manfred Rehor; „Der Nebelkontinent“
Bücher-Blog: Chias Bücherecke
AutorInnen im Gespräch: Uwe Kullnick
Bücher und wie sie entstehen: Tine Sprandel: „ Ungerecht!“ und Jan Müller, Raymonde Guidotti: „Polepole auf Schatzsuche“
Annemarie Nikolaus
German free-lance journalist and author.Gebürtige Hessin, hat zwanzig Jahre in Norditalien gelebt. Seit 2010 wohnt sie mit ihrer Tochter in Frankreich.Sie schreibt Fiction und Non-Fiction, in der Regel in deutscher Sprache. Mittlerweile sind einige ihrer Werke in mehrere Sprachen übersetzt worden.Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem Newsletter: http://eepurl.com/TWEoTSie hat Psychologie, Publizistik, Politik und Geschichte studiert und war u.a. als Psychotherapeutin, Politikberaterin, Journalistin, Lektorin und Übersetzerin tätig.Ende 2000 hat sie mit dem literarischen Schreiben begonnen. Seit der Veröffentlichung der ersten Kurzgeschichten schreibt sie Romane, mit besonderer Vorliebe Fantasy und historische Romane. .
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Book preview
Junge Welten - Annemarie Nikolaus
Bildnachweis
Editorial
Peter Haas lockt Eltern mit ihren Kindern in ferne Länder und Jan Müller erzählt ein Märchen über eine Reise nach innen. Das erste Buch für – in erster Linie – Erwachsene und das zweite für Kinder.
Eva Markert beleuchtet eine dunkle Seite des Schulalltags und Tine Sprandel erfindet eine andere, die genauso wirklich sein könnte: Jugendromane.
In der Regel wissen wir, was Fantasie ist und was Wirklichkeit. Doch wie können wir dessen immer sicher sein? Auch das eine Herausforderung. Norman Nekro schreibt Geschichten, deren Hauptperson (Froebius) immer wieder daran zweifeln muss. Hier hat er eine mysteriöse Kurzgeschichte für uns.
Bücher fürs Leben mit Kindern. Geschichten für Kinder und Jugendliche – und manche davon sicher auch für Erwachsene unterhaltsam oder spannend.
Lesenswert ist aber nicht nur, was an Themen in den Büchern steckt. Eine Autorin und ein Autor erlauben uns einen Blick hinter die Kulissen der Entstehungsgeschichte ihres Buchs; eine tolle Ergänzung, wie ich finde.
Annemarie Nikolaus
Kurzgeschichte:
Weihnacht im Tal
von Norman Nekro
24. Dezember, Heiligabend. Später Nachmittag.
In zehn Minuten soll die Bescherung beginnen. Hatte seine Mutter gesagt und dabei zu lächeln versucht.
Mühsam dreht der Zwölfjährige den Kopf zur Seite und blickt angestrengt zu der Frau, die an dem weißlackierten Seitentisch gerade Tannenzweige in einer Vase arrangiert. Mehr ist dem Jungen nicht möglich, denn ein Gewirr von Schläuchen, Kanülen und Diagnosekabeln fesselt ihn an sein Bett. Die über Mund und Nase festgezurrte Sauerstoffmaske engt den Bewegungsspielraum zusätzlich ein.
Die Mutter hängt drei glänzende Kugeln an die Zweige. Eine rote, eine blaue und eine gläserne mit aufgemalten Sternen. Sie macht das äußerst akkurat, obwohl im Augenblick wohl eher langjährige Gewohnheit als Freude an der weihnachtlichen Dekoration dahinterstecken dürfte. Das Gesicht hat die Frau etwas zur Seite gedreht, so kann der Sohn die Tränen in ihren Augen nicht sehen.
Niemand spricht ein Wort, und dennoch ist keine Ruhe in dem mit Maschinen und Monitoren vollgestopften Raum. Zackenlinien und fiebrig pulsierende Sinuskurven flimmern giftgrün durch das dämmrige Halbdunkel, während Transformatoren ihr endlos eintöniges Lied summen, das vom schauerlich regelmäßigen Keuchen eines Beatmungsgerätes begleitet wird.
Intensivstation-Blues.
Das Tannengesteck ist inzwischen fertig dekoriert. Hübsch sieht es aus mit den drei Kugeln, dem Lametta und der roten Kerze, die am kräftigsten Zweig in einem silberfarbenen Halter steckt. Die Frau nimmt ein Gasfeuerzeug aus der mitgebrachten Einkaufstasche und zündet mit zitternder Hand den Docht an. Sofort breitet sich ein warmer Lichtschein aus, der in der kalten Ausdruckslosigkeit des medizinischen Hightech-Ambiente wie ein stummer Gruß aus einer anderen, für immer unerreichbaren Welt wirkt.
Gleich bekomme ich mein Geschenk!
Der Junge ist jetzt doch etwas aufgeregt.
Um die feierliche Stimmung der weihnachtlichen Bescherung nicht durch voreilige Neugier zu stören, wendet er die Augen von der Mutter ab und schaut auf die Bettdecke vor sich. Durch das Dickicht der Kabel und Schläuche kann er erkennen, wie sich seine Beine unter dem schneeweißen Laken abzeichnen und dabei kleine Hügelketten und Bergzüge formen.
„Fröhliche Weihnachten, mein lieber Thomas!, wendet sich die Frau mit tapfer gespielter Festesfreude ihrem Sohn zu. In den Händen hält sie ein großes Paket, das liebevoll in goldschimmerndes Geschenkpapier verpackt und mit einer überdimensionalen violetten Schleife geschmückt ist. „Und werde bald wieder gesund...
Hat da eben jemand etwas gesagt?
Der Zwölfjährige achtet nicht weiter darauf. Fasziniert zeichnet er mit seinen Blicken die Konturen des Schneegebirges nach. Dort, wo sein rechtes Bein liegen musste, zieht sich die Gipfelkette weit nach Norden.
„Thomas...?"
Die Berge formen im Osten die Grenze eines weiten Tales, über dem sich ein nachtschwarzer Himmel wölbt. Vom Mond ist nichts zu sehen, aber das diamantklare Funkeln der Millionen Sterne und deren Widerschein auf der endlosen Schneefläche erzeugen genügend Helligkeit, um alle Einzelheiten der Szenerie wahrnehmen zu können. Sogar die Dächer einiger tief eingeschneiter Dörfer sind deutlich zu erkennen.
Etwas verwundert, aber ansonsten zutiefst gelassen betrachtet Thomas das seltsame Bild. Er steht hoch oben, nahe dem Gipfel des letzten Ausläufers der großen Bergkette direkt an einer mehrere hundert Meter abfallenden Felswand und scheint dies als Selbstverständlichkeit hinzunehmen. Denn der Junge fragt sich weder, wie er plötzlich aus der Intensivstation des städtischen Krankenhauses hierher gekommen ist, noch warum ihm dieser ebenso mysteriöse wie abrupte Ortswechsel überhaupt keine Angst macht. Selbst als der Zwölfjährige bemerkt, dass er immer noch sein dünnes Krankenhausnachthemd trägt, gerät er nicht in Panik. Er weiß einfach, dass ihm die eisige Kälte der Winternacht nichts anhaben kann.
Spielen!
Wie lange war Thomas das verwehrt gewesen, weil Kabel und Schläuche ihn an ein Bett fesselten, dessen weißlackierte Stahlrohrrahmen seiner Welt unüberwindbare Grenzen setzten. Jetzt aber, frei von allen Zwängen, kann er sich nach Lust und Laune bewegen – und auch die Mutter würde wohl kaum etwas dagegen haben, obwohl sie immer ängstlich darauf