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Vienna killing...: ...die andere Art des Mordens
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Ebook125 pages1 hour

Vienna killing...: ...die andere Art des Mordens

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About this ebook

Es kommt erstens immer anders, als man zweitens denkt. Das Leben hat oft mehr abenteuerliche Wendungen für uns parat als der packendste Hollywood-Thriller. So geht es auch den Protagonisten in Pittlers Geschichten. Sie schmieden mit Hingabe Pläne, bedenken dabei vermeintlich alle relevanten Faktoren und werden dennoch vom Schicksal kalt erwischt. Zum Glück sind aber nicht alle Lehren, die wir aus der Lektüre dieses Buches ziehen können, schmerzhaft. So erfahren wir, was es mit Beowulf und Grendel wirklich auf sich hatte, und hören von einem Ermittler, welche Bedeutung hinter dem "Budapester Blutbad" steckt.
LanguageDeutsch
Publisher110th
Release dateNov 30, 2014
ISBN9783958653566
Vienna killing...: ...die andere Art des Mordens

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    Vienna killing... - Andreas Pittler

    werden.

    1-Das Gemetzel bei Etzel

    Sie wollen wissen, was der fürchterlichste Fall war, mit dem ich es je zu tun hatte? Da brauche ich nicht lange zu überlegen, das war seinerzeit das so genannte Budapester Blutbad. Na ja, es fand nicht direkt in Budapest statt, aber die Medien meinten damals, das klang besser, als wenn man es mit dem Bauernhof in Verbindung gebracht hätte, in dem es tatsächlich geschehen war. Aber das wissen Sie sicher.

    Nicht?

    Sie kennen die ganze Geschichte nicht? Unglaublich! Na, dann passen Sie einmal auf!

    Eines Nachts, das ist ja jetzt schon viele Jahre her, nicht wahr, eines Nachts werden wir, es mag so gegen 4 Uhr morgens gewesen sein, zu einer, wie es kryptisch hieß, Bluttat gerufen. Als Tatort wurde uns der große Bauernhof von Attila H. genannt. Jeder damals kannte ihn, und ich denke, das ist heute nicht viel anders. Sehen Sie, an den Namen können Sie sich auch noch erinnern. Ja, ein ziemlich wüster Kerl, das kann man so sagen. Hier bei uns spielte er ja den ehrbaren Landwirt, doch jeder wusste, dass er jede Menge krummer Dinger am Laufen hatte. Aber wir konnten ihm nie etwas nachweisen, da er hier bei uns immer schön sauber blieb. Natürlich kannten wir die Geschichten von seinen Touren im Ausland, vor allem die Sache damals in Italien, Sie wissen schon, die mit dem Kirchenmann damals, ja, genau die. Aber dafür waren wir ja nicht zuständig, und da die italienischen Kollegen kein Auslieferungsbegehren gestellt, ja nicht einmal um Amtshilfe ersucht hatten, waren uns natürlich die Hände gebunden.

    Aber ich schweife ab. Bei uns galt Attila wie gesagt als seriöser Geschäftsmann, doch als wir hörten, bei ihm sei es zu einem, nun, Vorfall gekommen, da war uns schnell klar, dass dies keine gewöhnliche Amtshandlung werden würde, und einige von uns stellten sofort die Vermutung an, H. habe seine Vergangenheit eingeholt. Na, jedenfalls rückten wir mit großer Mannschaft aus und erreichten das Anwesen etwa eine halbe Stunde später.

    Schon von weitem konnten wir die dicken, weißen Rauchschwaden sehen, die über dem Hof standen, und der Geruch von verbranntem Holz stieg uns in die Nase. Wenig später sahen wir die Bescherung. Der ganze Stalltrakt war bis auf die Grundmauern niedergebrannt, wie es so schön heißt. H. saß vor seinem Haus und wirkte völlig abwesend. Das war nicht weiter verwunderlich, denn er hielt eine Frauenleiche umklammert. Bei näherem Hinsehen erkannten wir, dass es sich dabei um seine Frau handelte.

    Ich gebe zu, für einen Moment dachte ich, H. habe seine Frau getötet, und diese Tat sei der Grund, weshalb man uns gerufen hatte. Doch dann wurde ich plötzlich von meinem Kollegen am Arm gezupft. Mit offenem Mund und starrem Blick wies er in die Richtung des Geräteschuppens. Dort lag eine unüberschaubare Zahl an Leichen. Ja, wirklich! Leichen, überall Leichen. Entsetzlich zugerichtet. Ein Massaker, wie es die Geschichte dieses Landes noch nicht erlebt hatte. Ich muss gestehen, da blieb auch mir der Mund offen.

    Wir waren noch gar nicht wirklich dazugekommen, uns wieder zu fassen, als die einzigen beiden Augenzeugen der Geschehnisse auf uns zukamen. Der Pensionist Hildebrand W. und der beschäftigungslose Dietrich von B., der damals noch ein recht junger Spund war. Ich sage Ihnen, dass wir die beiden dort sahen, sorgte nicht gerade dafür, dass wir uns wohler fühlten. Denn die beiden waren natürlich für uns keine Unbekannten. W. stand im Geruch, seinen eigenen Sohn umgebracht zu haben, freilich auch dies eine Sache, die niemals bewiesen werden konnte. Doch die Vorliebe von W. für Waffen aller Art war gerichtsnotorisch. Und B. war eine wahrhaft dubiose Figur. Obwohl niemand wusste, wovon er eigentlich seinen Lebensunterhalt bestritt, war er immer liquid und trat nur in bester Kleidung auf. Naturgemäß vermuteten wir, dass B. ein Räuber war, aber er schaffte es immer wieder, aus einer allfälligen Untersuchung mit weißer Weste hervorzugehen.

    Obwohl W. der weitaus Ältere der beiden war, übernahm B. das Sprechen und teilte uns unaufgefordert seine Version der Geschichte mit.

    Am Abend des Vortages hatte bei H. eine große Feier stattgefunden, zu welcher er auch die drei Brüder seiner Frau eingeladen hatte. Doch die waren nicht allein gekommen. In ihrem Schlepptau befanden sich der Berufssoldat Hagen von T., der Unterhaltungsmusiker Volker von A. und der Ausbildner Dankwart von T., seines Zeichen Bruder des oben erwähnten Militärs. Die drei waren nun nicht eingeladen gewesen, und ihre Anwesenheit, so berichtete uns B., habe bereits für den ersten Streit gesorgt. H. habe dann vermittelt. Er bat seinen Bruder Bleda, sich um die drei Überraschungsgäste zu kümmern, während er seine drei Schwäger und drei Freunde, zu denen B. neben sich und W. auch noch Rüdiger von B., einen österreichischen Beamten, zählte, im Haupthaus bewirtete. Zu diesem Zeitpunkt, so B., seien sie zu neunt an der Tafel gesessen, da auch der Sohn von H., Ortlieb, noch wach war. Bei den Stallungen hatte derweilen Bleda eine Tafel improvisiert, an der die drei genannten zusätzlichen Gäste mit den Mitarbeitern von H. Wein tranken.

    Das Fest habe schon einige Stunden gedauert, als Hagen und Volker plötzlich im Haupthaus aufgetaucht seien. Sie wollten bloß nach dem Rechten sehen, behaupteten sie, doch B. war sich sicher, dass sie sich zurückgesetzt fühlten und auch an der schöneren Feier partizipieren wollten. Volker hatte sogar sein Musikinstrument dabei, mit dem er, wie es schien, aufzuspielen gedachte.

    Doch da drang, so fuhr B. fort, plötzlich Lärm von draußen in das Haus. Was genau vorgefallen war, das wusste er auch nicht zu sagen, Fakt aber war, dass in der Zwischenzeit ein Streit zwischen dem Bruder von Attila und jenem von Hagen ausgebrochen war. Als die Dinner-Gesellschaft nach draußen eilte, um Nachschau zu halten, da stellten sie fest, dass Bleda tot in seinem Blut lag. Dankwart überschüttete laut B. den Gastgeber mit einer wahren Flut an Schimpfworten und behauptete, Bleda habe ihn hinterrücks ermorden wollen, was er, Dankwart, nur mit größter Mühe habe verhindern können.

    Und was geschah dann, fragte ich B., und seine Antwort habe ich heute noch im Ohr, denn es war die schrecklichste Beichte, die mir in beinahe vier Jahrzehnten Berufslaufbahn je untergekommen ist.

    „Hagen ist komplett ausgerastet. Er hat ein Schwert aus seinem Mantel hervorgezaubert – keine Ahnung, wo er das zum Teufel herhatte – und hat einfach den kleinen Ortlieb den Schädel abgeschlagen. Einfach so, ohne Vorwarnung. Attilas Frau ist natürlich gleich in Ohnmacht gefallen, und Attila hat gebrüllt wie am Spieß. Darauf sind klarerweise seine Knechte auf die Gästeschar losgegangen, doch die hat sich zum Stall durchgeschlagen. Ich war völlig perplex, als ich merkte, die sind alle bewaffnet. Es gab sofort jede Menge Tote, auch Dankwart hat es erwischt, aber die anderen fünf haben sich im Stall verschanzt, während Attilas Männer einen Gegenschlag planten. Hildi und ich, wir sahen uns nur an und meinten, uns ginge das alles nichts an, aber Rüdiger glaubte, er müsse dem Gastgeber beistehen, und so übernahm er die Koordination des Gegenangriffs. Dieser eifrige Beamte stürmt also in den Stall, es kommt zu einem Handgemenge, und am Ende ist er genau so tot wie einer der Brüder von Attilas Frau. Darauf werden Attilas Leute natürlich noch wütender und stecken den Stall in Brand. Hildi hat es dann nicht mehr ausgehalten und sich auch eingemischt. Was soll ich Ihnen sagen, der wurde von einem Schwager Attilas angegriffen. Das war reine Notwehr, das müssen sie mir glauben. Und daraufhin versuchte dann Volker, sich an Hildi zu rächen, und so musste er den auch noch töten. Ich kann ihnen sagen, am Ende haben wir gemeinsam den letzten noch lebenden Schwager und Hagen überwältigt und wollten eben nach Ihnen rufen lassen, als Attilas Frau aus ihrer Ohnmacht erwacht und Hagen den Kopf abschlägt – mit dem Schwert nämlich, mit dem dieser ihren Sohn getötet hatte. Und weil sie schon einmal dabei war, brachte sie auch ihren Bruder um, weil der den Mord an seinem Neffen nicht verhindert habe, wie sie schrie. Wer dann allerdings sie abgemurkst hat, das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, ich weiß nur, dass ich es nicht war!"

    Danach hat er nichts mehr gesagt. Und aus dem Alten war ohnehin nicht herauszukriegen. Na, und der Attila, der war nach wie vor völlig unansprechbar. Die Version, die uns aufgetischt worden war, klang höchst unglaubwürdig für uns, aber sie war die einzige Information, die wir zum Tod von mehr als zehn Menschen erhalten hatten.

    Was wir dann gemacht haben, wollen Sie wissen? Na, das Übliche. Wir begannen zu recherchieren. Zunächst sahen wir uns einmal die Opfer an und glichen unsere Daten auf internationaler Ebene ab. Wir fanden heraus, dass Attilas Frau schon einmal verheiratet gewesen war, mit einem Zirkusartisten namens Siegfried von X., der seinerzeit mit einer Drachennummer ziemlich berühmt gewesen sein dürfte. Dieser Siegfried hatte auch Gunther von B., dem ältesten Bruder seiner späteren Ehefrau, dabei geholfen, seinerseits zu einer Frau zu kommen. Es scheint, dass der gute Gunther ein wenig schüchtern war, wenn es um das weibliche Geschlecht ging. Und es deutet einiges darauf hin, dass seine Frau Brunhild ihn ursprünglich alles andere als attraktiv gefunden, ja, ihn sogar verhöhnt und verspottet hatte. Doch Siegfried überzeugte sie dann doch, Gunther zu ehelichen, und der sorgte im Gegenzug dafür, dass Siegfried besagte Schwester heiraten konnte.

    So weit,

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