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Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band: Die inneren Stimmen: Oden + Balladen + Die Orientalen
Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band: Die inneren Stimmen: Oden + Balladen + Die Orientalen
Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band: Die inneren Stimmen: Oden + Balladen + Die Orientalen
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Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band: Die inneren Stimmen: Oden + Balladen + Die Orientalen

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About this ebook

Dieses eBook: "Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen.
Victor Hugo (1802-1885) war ein französischer Schriftsteller. Er verfasste Gedichte sowie Romane und Dramen und betätigte sich als literarischer, aber auch politischer Publizist. Mehrfach war er, als Angehöriger der Pairskammer, Abgeordneter oder Senator, auch direkt politisch aktiv. Während er im deutschen Sprachraum weniger bekannt ist als etwa Molière, Voltaire oder Balzac, gilt er vielen Franzosen als ihr größter Autor überhaupt. Sein Schaffen kann teils der Romantik, teils dem Realismus zugeordnet werden. Das literarische Werk Victor Hugos umfasst neben zahlreichen Gedichten acht Romane, neun Dramen und unzählige kleinere Schriften.
Inhalt:
An ein Weib
Die Vendée
Die Jungfrauen von Verdun
Quiberon
Ludwig der Siebenzehnte
Die Wiederaufrichtung der Bildsäule Heinrichs IV.
Der Tod des Herzogs von Berry
Die Geburt des Herzogs von Bordeaux
Die Taufe des Herzogs von Bordeaux
An die Muse
Ein Gesicht
Buonaparte
An meine Oden
Balladen
Eine Fee
Die Sylphe
Die Großmutter
An Crilby, den Kobold von Argyle
Der Riese
Die Schlacht
An Louis Boulanger
Die Orientalen
Feuer vom Himmel
Kanaris
Die Köpfe des Serail
Begeisterung
Navarin
Kriegsruf des Mufti
Des Pascha's Schmerz
Piratenlied
Die Gefangne
Mondschein
Der Schleier
Die Favoritsultane
Der Derwisch
Das feste Schloß
Türkischer Marsch
Die verlorne Schlacht
Die Schlucht
Das Kind
Sarah, die Badende
Erwartung
Lazzara
Wunsch
Die eroberte Stadt
Lebewohl der arabischen Wirthin
Fluch
Die zerhackte Schlange
Nurmahal, die Rothe
Die Djinn's
Sultan Achmet
Maurische Romanze
Granada
Die Kornblumen
Phantome
An Louis Bonlanger
Mazeppa
Der zürnende Danubius
Traum
Ekstase
Der Dichter an den Kalifen
Bunaberdi
Gebet
Er
November....
LanguageDeutsch
Publishere-artnow
Release dateDec 12, 2014
ISBN9788026827139
Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band: Die inneren Stimmen: Oden + Balladen + Die Orientalen
Author

Victor Hugo

Victor Hugo (1802-1885) is one of the most well-regarded French writers of the nineteenth century. He was a poet, novelist and dramatist, and he is best remembered in English as the author of Notre-Dame de Paris (The Hunchback of Notre-Dame) (1831) and Les Misérables (1862). Hugo was born in Besançon, and became a pivotal figure of the Romantic movement in France, involved in both literature and politics. He founded the literary magazine Conservateur Littéraire in 1819, aged just seventeen, and turned his hand to writing political verse and drama after the accession to the throne of Louis-Philippe in 1830. His literary output was curtailed following the death of his daughter in 1843, but he began a new novel as an outlet for his grief. Completed many years later, this novel became Hugo's most notable work, Les Misérables.

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    Gesammelte Gedichte - Victor Hugo

    Victor Hugo

    Gesammelte Gedichte: 137 Titel in einem Band

    Die inneren Stimmen: Oden + Balladen + Die Orientalen

    e-artnow, 2014

    Kontakt: info@e-artnow.org

    ISBN 978-80-268-2713-9

    Inhaltsverzeichnis

    Die Orientalen

    Oden

    Balladen

    Die Orientalen

    Inhaltsverzeichnis

    Feuer vom Himmel

    Kanaris

    Die Köpfe des Serail

    Begeisterung

    Navarin

    Kriegsruf des Mufti

    Des Pascha’s Schmerz

    Piratenlied

    Die Gefangne

    Mondschein

    Der Schleier

    Die Favoritsultane

    Der Derwisch

    Das feste Schloß

    Türkischer Marsch

    Die verlorne Schlacht

    Die Schlucht

    Das Kind

    Sarah, die Badende

    Erwartung

    Lazzara

    Wunsch

    Die eroberte Stadt

    Lebewohl der arabischen Wirthin

    Fluch

    Die zerhackte Schlange

    Nurmahal, die Rothe

    Die Djinn’s

    Sultan Achmet

    Maurische Romanze

    Granada

    Die Kornblumen

    Phantome

    An Louis Bonlanger

    Der zürnende Danubius

    Traum

    Ekstase

    Der Dichter an den Kalifen

    Bunaberdi

    Er

    November

    Epigramme: An ein Weib

    I.

    Feuer vom Himmel

    Inhaltsverzeichnis

    Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom

    Himmel herab auf Sodom und Gomorrha .

    Und kehrete die Städte um, und die ganze Gegend,

    und alle Einwohner der Städte, und was auf dem

    Lande gewachsen war.

    1 Mos. 19, 24. 25.

    I.

    Seht ihr die Wolke, schwarz gesäumt, vorüberziehn?

    Bald grau und blaß, bald roth und glühend schwebt sie hin,

    Schwül, wie ein Sommer ohne Regen.

    Ihr meint den Qualm zu sehn, den glühenden, ihr glaubt

    Den Sturm zu hören, der wild in die Flammen schnaubt,

    Die eine Stadt in Asche legen.

    Wo kommt sie her? – Vom Berg? vom Himmel? Aus der See?

    Der zu dem nächsten Stern Dämonen in der Höh’

    Fortträgt, ist’s wohl der Feuerwagen?

    Und aus dem Chaos, aus dem schwarzen Wolkenschooß

    Sprühn Funken, ringen sich Blitzstrahlen glühend los,

    Gleich Schlangen, die verborgen lagen.

    II.

    Meer, überall nur Meer, und Wogen ohne Strand,

    Der Vogel fliegt sich müd und nirgends sieht er Land,

    Hier Wellenschaum, dort große Wogen,

    Die Welle stößt zurück die Welle, kreisend rund,

    Nur Wellen sieht das Aug’, hinunter in den Schlund

    Des Strudels fort und fort gezogen.

    Oft schwimmt ein großer Fisch dahin auf hoher Flut,

    Der Floßen Silberglanz blinkt in der Sonnenglut,

    Das lichte Blau am breiten Schwanze,

    Der Wollenheerde, die sich schüttelt, gleicht die See;

    Wie ehern zieht ein Kreis sich rings, die blaue Höh’

    Eint sich dem blauen Wogenglanze.

    – Die Feuerwolke fragt: Soll trocknen dieses Meer?

    – Nein! – spricht der Hauch des Herrn und jagt sie vor sich her.

    III.

    Eine Bucht mit steilen Rainen,

    Spiegelnd sich im Wellenglanz,

    Heerden, streifend in den Hainen,

    Auf der Au Gesang und Tanz;

    Zelte, friedlich stille Sitze;

    Und der Fischer und der Schütze

    Lebt hier frei, sein Pfeil, dem Blitze,

    Der dahinfährt, gleicht er ganz.

    Diese Wanderstämme haben

    Immer frisch die Luft und rein,

    Junge Mädchen, Krieger, Knaben

    Drehn sich lustig hier im Reihn.

    Um die Flammen kreist der Reigen,

    Die im Wind sich heben, neigen,

    Geistern gleich, wie sie sich zeigen

    Nächtlich oft im Mondenschein.

    Mitternächtig schwarze Dirnen,

    Reizend, ohne Tuch und Band,

    Lachen spiegelnd ihre Stirnen

    Im Metall und treiben Tand.

    Andre, schön und ohne Fehle,

    Singen laut aus frischer Kehle,

    Die dort melkt aus dem Kameele

    Weiße Milch mit schwarzer Hand.

    Männer, Weiber, Brüder, Schwestern

    Baden hier im Meer sich nackt. –

    Wo hat wohl die Horde gestern

    Aufgepackt und abgepackt? –

    Pferdewiehern, Cymbalklänge,

    Mächtig tost die bunte Menge,

    Rauschend regt sich das Gedränge

    Mit dem Meer im gleichen Takt.

    Die Wolke machte Halt, ward dunkler noch und trüber:

    – Ist’s hier? – Und eine Stimm’ antwortete: – Vorüber!

    IV.

    Aegypten! – Aehrengelb, reich dehnt sich aus das Land,

    Ein Teppich, bunt gestickt und endlos ausgespannt,

    Und rundum Wüste nur und Leere!

    Im Nord die kühle See, im Süd der heiße Sand

    Umziehn Aegypten , und benagen seinen Rand; –

    Es lacht inmitten zweier Meere.

    Drei Berge, die der Mensch erbaut, dreikantig, stehn

    Zum Himmel ragend, doch ihr Fuß ist nicht zu sehn,

    Es decken ihn des Sandes Wellen.

    Und zu der Spitze gehn, gehauen in den Stein,

    Vom sand’gen Boden aus gewaltge Stufenreihn

    Für Riesenschritte von sechs Ellen.

    Die rothgranitne Sphinx bewacht sie und ein Gott

    Von grünem Marmor, und, dem Wüstenwind zum Spott,

    Senkt keines je die Augenlieder.

    Gewaltge Schiffe ziehn zum weiten Hafen ein,

    Und eine Riesenstadt wascht ihren Fuß von Stein

    Im Meer und schaut mit Stolz hernieder.

    Mordschnaubend saust heran des Samums heißer Hauch,

    Auf weißen Kieseln knirscht dahin ein Schuppenbauch,

    Und Krokodile hört man winseln.

    Ein grauer Obelisk steigt hoch dem Himmel zu,

    Bunt wie des Tigers Haut streckt Abends sich zur Ruh

    Der gelbe Nil , gesteckt mit Inseln.

    Des Tages Königsstern versinkt, und langsam rollt

    Er in die Flut, die strahlt zurück sein flüssig Gold, –

    Die Welt, der unsern Feuerseele.

    Am ros’gen Himmel, in der Wogen goldnem Reich

    Seht ihr zwei Sonnen sich begegnen, Königen gleich,

    Hinschreitend durch erhellte Säle.

    – Ist’s hier? – Die Frage scholl dumpf aus der Wolke Schlund.

    – Geh! – sprach die Stimm’ und tief erbebte Tabors Grund.

    V.

    Ein Sandmeer ohne Küste,

    Des Schreckens weites Beet,

    Die grenzenlose Wüste

    Mit Knochen übersät; …

    Die sich dem Winde stellen,

    Die Berge sind wie Wellen,

    Sie wanken und zerschellen,

    Vom Wirbelsturm verweht.

    Oft an den Weltlärm mahnen

    Im heiligen Revier

    Die Wander-Caravanen

    Von Mamre und Ophir .

    Das Auge folgt dann lange

    Des Zugs gewundnem Gange,

    Und eine Riesenschlange

    Scheint er, ein Wunderthier.

    Ja, Gottes ist die Wüste,

    Erhaben, ernst und hehr,

    Er kennt nur ihre Küste,

    Und ihren Schooß nur Er.

    Staubwolken kommen, gehen,

    Wenn heiß die Lüfte wehen,

    Sie wogen, bäumen, blähen

    Wie Schaum sich auf dem Meer.

    Die Wolke sprach: »– Soll ich zum See die Wüste machen?« –

    – Fort! – klang die Stimme, wie des fernen Donners Krachen.

    VI.

    Ein Riesenfels, um den der Schaum des Meeres fliegt,

    Ein Trümmerhaufen, hoch aufragend, – wüste liegt

    Hier Babel , rundum öde Strecken.

    Es zeugt sein Wunderbau nur für das ird’sche Nichts,

    Mit seinem Schatten konnt’ im Schein des Mondenlichts

    Vier Berge leicht es überdecken.

    Reich an Gewölben ist die eingestürzte Stadt,

    Wenn in den Tiefen sich der Sturm verfangen hat,

    Dann rauschen wundersame Töne.

    Um seine Mauern schwärmt’ ein ganzes Volk, es schien

    Die ganze Menschheit sollt’ in ihren Umkreis ziehn

    Einst Babel ; sie, die Große, Schöne.

    Sie hatte Stufenreihn, aufsteigend zum Zenith ,

    Und jede Stufe war ein Hügel von Granit,

    Wenn man sich auf dem Gipfel glaubte,

    Fand auf dem hohen Berg man höhre Berge noch,

    Und staunend sah der Blick von Felsenjoch zu Joch

    Hinauf zum Pyramiden-Haupte.

    Die mächt’ge Boa dort, das grüne Krokodil,

    Eidechsen gleichen sie, die im Gestein zum Spiel

    Sich über mächtge Blöcke jagen.

    Grasbüschel scheinen nur, von unten auf gesehn,

    Kolosse, die zu höchst auf Trümmerhügeln stehn,

    Palmbäume, die auf Thürmen ragen.

    Die Elephanten ziehn durch ihrer Mauern Spalt,

    Aus schwarzen Pfeilern wächst hervor ein ganzer Wald

    Und überschattet die Ruinen.

    Um die Portale sieht man Riesengeier, Aar’

    Und Eule fliegen, Tag und Nacht, in bunter Schaar,

    Wie um den Bienenstock die Bienen.

    – Soll ich’s vollenden? – sprach die Wolke. – Fahre hin!–

    O Herr, erwiedert sie, wohin denn soll ich ziehn?

    VII.

    Sieh dort zwei Städte, die sich fremd und seltsam zeigen,

    Die Stuf’ um Stuf’ empor bis in die Wolken steigen,

    Mit ihren Göttern ruhn sie still im Schooß der Nacht,

    Mit ihrem Volk, mit Roß und Wagen, Lärm und Pracht.

    Zwei Schwestern liegen sie im selben Thal gebettet,

    Im fahlen Mondenschein, der ihre Thürme glättet,

    Bald sieht das Auge, das im Dunkeln forschend zuckt,

    Die Pfeiler, Treppenreihn, den hohen Aquadukt,

    Ein Elephantenschwarm sodann erscheint den Blicken,

    Je einen Riesenthurm auf dem granitnen Rücken.

    Und um Kolosse, die zum Himmel steigen, reihn

    Sich Ungethüme, platt am Boden, Stein auf Stein,

    Dort hängen Gärten, reich an Blumen und Arkaden,

    Und dunkle Bäum’ am Rand von schäumenden Kaskaden,

    Stierköpfge Götter, all in Jaspis, an der Zahl

    Wohl hundert ruhen stolz auf hohem Piedestal,

    In Sälen, überwölbt von Einem Felsblock, wohnen

    Erz-Götter, sitzen starr und steif im Kreis auf Thronen,

    Und schaun einander an, schlaflos und regungslos,

    Gewaltge Riesen mit den Händen auf dem Schooß,

    Paläste, Höfe, lang gestreckte düstre Gassen,

    Gestalten überall von ungeheuern Massen,

    Die Brücken, Bogen, die Rundthürme, der Kanal,

    Gar seltsam anzuschaun sind sie, gespenstisch fahl,

    Gebäude sieht man hoch, wie Vorgebirge, steigen,

    Und Schatten werfen, die sich in die Ferne neigen,

    Und Well’ auf Welle wälzt sich drauf die Finsterniß,

    Nur selten blickt ein Stern matt durch der Wollen Riß,

    Durch tausend Bogen, wie durch einen schwarzen Schleier,

    Schlingt kaum ein Strahl sich durch von seinem milden Feuer.

    Zwei Höllenstädte, ha, voll sündiger Begier,

    Wo, schnöder Lüste Knecht, der Mensch verdirbt zum Thier,

    Und unter jedem Dach geheime Sünden stecken, –

    Ein doppeltes Geschwür der Welt, die sie beflecken.

    Im Schlafe lagen sie. In beiden Städten fuhr

    Kaum an den Häusern hin noch eines Strahles Spur,

    Der Orgien fahles Licht, aufflackernd, dann versunken,

    Und in den Straßen noch der Fackeln letzte Funken.

    Der Mauern Schatten, die der Mondschein weiß bemalt,

    Fällt auf ein Wasser, das sie zitternd widerstrahlt,

    Geflüster hört man fern, wie Knistern rother Kohlen,

    Und Küsse, halb erstickt, und heißes Athemholen.

    Die Schwesterstädte, müd der Glut des Tages, warm

    Und lüstern, sinken sich leis murmelnd in den Arm.

    Der Hauch der Nacht, der seufzt im Laub der Sykomoren,

    Von Sodom duftend schwimmt er zu Gomorrha’s Thoren,

    Die schwarze Wolke fliegt dahin, da schallt ein Wort,

    Wie Donner, und es rief herab vom Himmel: – Dort!

    VIII.

    Und die Wolke krachte,

    Und aus ihrem Schachte

    Fuhr der rothe Brand,

    Glühend stand sie offen,

    Schwefelströme troffen

    Ab von ihrem Rand, …

    Blutig rothe Helle

    Um Paläst’ und Ställe,

    Lehm-und Marmorwand.

    Sodoms Prachtpaläste

    Und Gomorrha’s Veste

    Frißt der Blitze Wuth;

    Arge Völker trafen

    Sie, um streng zu strafen

    Frevlerübermuth.

    Und mit rothen Zungen

    Leckt nach Alt’ und Jungen

    Grimmig wild die Glut.

    Und das Volk erwachte,

    Das noch gestern dachte

    Nicht an Reu’ und Buß’;

    Schaurig sollt’ es tagen;

    Alles flieht zu Wagen,

    Flieht zu Roß, zu Fuß.

    Und es wächst die Masse,

    Und in jeder Gasse

    Strömt ein rother Fluß;

    Nagt am stolzen Schlosse,

    Nagt am Steinkolosse,

    Schont kein Marmorbild;

    Die im Schlaf sich strecken,

    Sterben, eh’ sie wecken

    Mag der Sturm, der brüllt.

    Ueber morsche Mauern

    Rennen unter Schauern

    So Ameisen wild.

    Flieht! … Auf allen Wegen

    Strömt der Feuerregen,

    Gellt es: Weh und Ach,

    Und an allen Thoren

    Schreit’s: »Wir sind verloren!«

    Brücke stürzt und Dach.

    Blitzzerschellt, in Flammen

    Schwimmend rings, zusammen,

    Erker und Gemach.

    Mächtig schwillt das Feuer,

    Wird zum Ungeheuer,

    Schnaubend, riesig groß;

    Jagt durch alle Räume

    Jäh, wie ohne Zäume

    Rennt ein tolles Roß.

    Ehern starre Glieder

    Krümmt ein Gott, den nieder

    Wirft des Windes Stoß.

    Neue Feuerwogen

    Kommen angezogen, –

    Nenn der Himmel will’s, –

    Marmor bricht zusammen

    In den Schwefelflammen,

    Wie ein morscher Pilz,

    Thürme, Häusergruppen

    Flimmern wie die Schuppen

    Eines Krokodils.

    Porphyr, Edelsteine

    Glühn in rothem Scheine

    Wie Wachskerzen weich.

    Nebo , Marmorriese,

    Beuge dich, zerfließe,

    Stürz’ ins Trümmerreich.

    Säulen im Zerschellen

    Flackern, sprühen hellen

    Riesenfackeln gleich.

    Götterbilder tragen

    Magier mit Zagen

    Weg vom heil’gen Ort.

    Mag nach allen Seiten

    Aus der König breiten

    Seines Mantels Hort;

    Mantel, Kron’ und Waffen

    Wird die Glut entraffen,

    Alles reißt sie fort.

    Eines Schlosses Zinnen

    Reißt der Strom von hinnen,

    Wo aus dichtem Kreis

    Menschliches Gewinsel

    Schallt; die Häuser-Insel

    Lodert, sprühend heiß,

    Muß im Glutstrom rollen,

    Bis hinab gleich Schollen

    Sie versinkt von Eis.

    Oberpriester, drohe

    Du der grimmen Lohe! –

    Dort am Ufer, sieh,

    Steht er: die Tiare

    Brennt, und wie vom Haare

    Er sie reißt mit Müh’,

    Klebt die Hand am Kopfe,

    Und zusammt dem Schopfe

    Steht in Flammen sie.

    Männer, Frauen laufen,

    Ein verworrner Haufen,

    Vor des Feuer’s Spur;

    Vor den todten Städten

    Lagern, die sich retten,

    Auf verbrannter Flur.

    Und das Volksgewimmel

    Sieht entsetzt im Himmel

    Eine Hölle nur.

    IX.

    Man sagt von Babel , – wie am Gitter sich gefangen

    Ein alter Sträfling reckt, wenn einen Kopf man haut

    Vom Rumpf, – so habe sie, die schwer sich selbst vergangen,

    Von fern am Horizont dem Feuer zugeschaut.

    Man hörte, während sich das Strafgericht vollbrachte,

    Ein Brausen, daß entsetzt auffuhr die ganze Welt,

    So gräßlich, daß es drang bis zu dem stillen Feld,

    Wo taube Völker ruhn im tiefen Erdenschachte.

    X.

    Sie raste schonungslos, die Brunst, und auch nicht Ein

    Verdammter kam davon, es flammte Bein und Stein.

    Die Hände rangen, unter Schauern

    Umarmten sie sich noch, und sahn entsetzt sich an,

    Und fragten: welcher Gott den speienden Vulkan

    Geschüttet über ihre Mauern?

    Vor diesem Feuer, das vom Himmel sprühte, brach

    Ob den Bewohnern ein das stärkste Marmordach.

    So straft der Herr, die ihn nicht ehren.

    Zu ihren Göttern schrien sie auf, die bebten mit

    Den Betern, taub und stumm, den Augen von Granit

    Entströmten heiße Lavazähren.

    Schutt Alles, Qualm und Rauch, was kaum noch blühend war,

    Die Flur mit Saat und Korn, das Volk, das Städtepaar!

    Der Brand, er war der Rache Scherge.

    Aufrecht blieb Nichts rundum im Feld und in der Stadt,

    Der Wind, der diese Nacht geweht, sein Odem hat

    Verwandelt die Gestalt der Berge.

    XI.

    Weht dieser Glutenwind, dann siecht im Wüstenstaub

    Der Palmbaum, plötzlich dorrt der Stamm, es stirbt das Laub,

    Versiegt der letzte Tropfen Nässe. –

    Die Städte sind nicht mehr; ein Spiegel alter Zeit,

    Aus ihren Trümmern dehnt ein glatter See sich breit,

    Der raucht wie eine Feueresse.

    Oktober, 1828.

    II.

    Kanaris

    Inhaltsverzeichnis

    Faire sans dire.

    Alte Devise.

    Wenn ein besiegtes Schiff sich wiegt auf hohem Meer,

    Und von den Segelstangen

    Die breiten Segel hoch am Mast, durchnäßt und schwer,

    Zerfetzt von Kugeln hangen;

    Wenn Todte man nur sieht, gefallen im Gefecht,

    Und Trümmer niederfahren,

    Wenn vom gebrochnen Mast des Takelwerks Geflecht

    Hinfliegt gleich wilden Haaren;

    Und wenn das Schiff voll Rauch und Lärm im Kreis sich dreht

    Gleich einem Mühlenflügel,

    Und wenn das Schiffsvolk rennt und hin und wieder geht

    Und flieht vom Stern zum Spiegel;

    Wenn kein Soldat mehr, was die Führer rufen, thut,

    Die Meerflut eindringt ohne Schonen,

    Und wenn im Zwischendeck sich stoßen in der Flut

    Gelöscht die Schiffskanonen;

    Wenn der Koloß dem Meer sich länger nicht verschließt,

    Weit öffnet seine Schwäre,

    Wenn durch der Rüstung Erz ihr Lebensblut vergießt

    Die riesige Galeere;

    Wenn sie, ein Leichnam, der noch zuckt, mit leckem Kiel

    Sich dreht bei jedem Hauche,

    Ein großer todter Fisch, der glänzt, der Wellen Spiel,

    Mit silberweißem Bauche; –

    Dann Heil dem Sieger, Heil! – Sein schwarzer Anker legt

    Auf’s Schiff sich, das gefallen,

    Wie nach dem heißen Kampf ein stolzer Adler schlägt

    In seinen Raub die Krallen.

    Dann läßt vom großen Mast er seine Flagge wehn,

    Wie hoch von Thurmeszinnen,

    Und ihren goldnen Schein sieht man im Wasser stehn,

    Sich breiten und zerrinnen.

    Die schönsten Farben stellt das Schiffsvolk dann zur Schau,

    Stolz nach errungnen Siegen,

    In Falten silberweiß, purpurn und azurblau

    Die Wimpel läßt es fliegen,

    Unsinn’ger Stolz, der so mit eitlem Prunk sich bläht

    Und Tand von allen Arten; –

    Als ob die Wellen, durch die Wellen rasch verweht,

    Davon die Spur bewahrten!

    Sein Kreuz pflanzt Malta auf, Venedig’s Löwe streckt

    Stolz aus den Hintertheilen

    Sich seiner Schiffe, der lebendge Leu’n erschreckt,

    Daß brüllend sie enteilen.

    Neapels Flagge glänzt entfaltet weit umher,

    Strahlt sie in schönster Breite,

    So meint man, daß ein Strom von goldner Seid’ ins Meer

    Geschlängelt niedergleite.

    Auf Spaniens Flagge wehn und spielen mit dem Sturm,

    Umschwärmt von grauen Möven,

    Navarra’s Ketten und Kastiliens Silberthurm

    Und Leons goldne Löwen.

    Ihr kennt die Schlüssel Roms , das Kind Mailands , das schreit

    Im Schlund der Schlange bebend,

    Auf Frankreichs Schiffen seht ihr über’m Kupferkleid

    Die goldnen Lilien schwebend.

    Das stolze Stambul faßt den Halbmond ein mit drei

    Schneeweißen Pferdeschwänzen,

    An goldnem Himmel läßt die blauen Sterne frei

    Amerika erglänzen.

    Den Adler Oestreichs , der empor die Flügel stellt,

    Seht ihr auf Seide blinken,

    Und drehn den schwarzen Kopf, bedräuend rings die Welt,

    Zur Rechten und zur Linken.

    Der Czaren Doppelaar, der jenen stets gehaßt,

    Schaut kühn hinaus ins Blaue,

    Wie jener, späht er nach zwei Welten, und umfaßt

    Die Eine mit der Klaue.

    Die Oriflamme nennt das stolze England sein,

    Und läßt sie siegreich strahlen,

    So reich, so glänzend, daß in ihrem Widerschein

    Die Wellen roth sich malen.

    So lassen Könige vom Mast in lichter Höh’

    Ihr stolzes Banner rauschen,

    Und zwingen jedes Schiff, das sie besiegt zur See,

    Die Heimath zu vertauschen.

    So unterjochen sie die Segel, die einmal

    Des Schicksals Schläge trafen,

    Und triumphiren, wenn daheim, vermehrt an Zahl,

    Sie fahren in den Hafen.

    Der Sieger Fahne muß auf jedem Schiffe wehn

    Nach eitlem Widerstande,

    Geschrieben auf die Stirn muß dem Besiegten stehn

    Ihr Ruhm und seine Schande. –

    Glutfurchen aber zieht das Boot aus seiner Bahn,

    Das Kanaris bestiegen,

    Und auf den Schiffen, die er nimmt, den rothen Hahn

    Als Wimpel läßt er fliegen.

    November, 1826.

    III.

    Die Köpfe des Serail

    Inhaltsverzeichnis

    O horrible! O horrible! most horrible!

    Shakespeare , Hamlet.

    I.

    Der schwarze Dom der Nacht mit seinem Sternenheere

    Beschaute ruhig sich im spiegelglatten Meere,

    Das schöne Stambul , mit verschleiertem Gesicht,

    Schien, schlafend an dem Rand des Golfs, des funkenhellen,

    Umstrahlt von Sternenglut am Himmel, in den Wellen,

    Zu ruhn in einem Meer von Licht.

    Man glaubt die Stadt zu sehn, die stille, wo im Blauen

    Nachtgeister lustige Paläste sich erbauen,

    Schaut man die Harems, wo Langweil’ und Gram nur wohnt,

    Die blauen Dome, blau, dem Himmel gleich, dem reinen,

    All die Halbmonde, die ein leiser Abglanz scheinen

    Des Halbmonds, der am Himmel thront.

    Leicht kann das Auge die scharfkantigen Thürme sehen,

    Der Häuser plattes Dach, die Spitzen der Moscheen,

    Den maurischen Balkon mit blumigem Gewind,

    Und hinterm Gitter wohl versteckt die Fensternischen,

    die goldnen Schlösser, auf der Stirn, gleich Reiherbüschen,

    Palmbäume, wiegend sich im Wind;

    Die weißen Minarets mit ihren blanken Spitzen; –

    So mag von Elfenbein wohl eine Lanze blitzen, –

    Bemalte Kioske , dort Leuchtthürme, strahlend, schlank,

    Und dort auf dem Serail , das Mauern hoch umkränzen,

    Die Kuppelreihn von Zinn, die durch das Dunkel glänzen,

    Wie Riesenhelme, spiegelblank.

    II.

    Ja, das Serail! … Es schwimmt heut Nacht in wilder Freude;

    Beim Klang des Tamburins, auf Teppichen von Seide,

    Drehn die Sultanen sich in Sälen, flammend schier;

    Wie Fürsten, deren Haupt Gold und Juwelen krönen,

    So prangt es heute stolz vor des Propheten Söhnen, –

    Sechstausend Köpfe, – welche Zier!

    Erloschnen Auges, bleich, schwarzlockig auf den Zinnen

    Gereiht sind Köpfe rings, von welchen Tropfen rinnen

    Auf Rosen und Jasmin, die blühend stehn und dicht;

    Und traurig, wie ein Freund, ein Tröster, kommt gegangen

    Der Mond, der Todten-Stern, auf blutig blasse Wangen

    Wirft er sein mildes blasses Licht.

    Hoch vom Serail , vom Thor mit dem arabischen Bogen

    Herunterschauen Drei, von schwarzen Kräh’n umflogen,

    Drei Köpfe, die das Schwert des Mörders plötzlich traf,

    Der Erste, scheint’s, erlag in heißen Kampfesnöthen,

    Der Zweite, während sich der Mund bewegt’ im Beten,

    Der Dritte fiel im Todesschlaf.

    Indeß die Wachen, starr, wie sie, ans Thor sich lehnen,

    Mit stieren Blicken um sich schaun und schläfrig gähnen,

    Thun auf die Lippen die drei Köpfe an der Wand,

    Es glich ihr Wort dem Sang, den man wohl hört im Traume,

    Dem Winde, dessen Hauch entschläft am Waldessaume,

    Der Flut, verhallend leis am Strand.

    III.

    Erste Stimme.

    »Wo bin ich denn? … Wo ist mein Brander? – Fort! – Ans Steuer!

    Eilt, Missolunghi raucht, eilt, Brüder, schaut das Feuer!

    Die Türken stehn am Wall, sie stürmen, dringen ein!

    Zur fernen Heimath jagt die Türkenschiffe wieder,

    Und meine Fackel soll, ihr Brüder,

    Ein Leuchtthurm Euch, ein Blitz, der trifft, den Feinden sein!

    Stoßt ab! – Lebwohl, Korinth , du Cap, des Sturmes Wiege,

    Du Meer, wo jeder Fels sich nennt nach einem Siege,

    Du Archipel , besät mit Klippen, süße Pracht,

    Ihr schönen Inseln, die des Frühlings Genien hüten,

    Die ihr bei Tag erscheint wie Körbe, voll von Blüten,

    Wie duftge Vasen in der Nacht.

    Mein stolzes Vaterland, du Sparta , neu erblühend

    In Freiheit, Hydra , kühn und kühne Lieder sprühend,

    Matrosenstadt, von Mast und Segeln überragt,

    Lebwohl, ich liebe dich, du Hoffnung der Hellenen ,

    Du grüner Strand, bethaut von Thränen,

    Ihr Felsen, die der Blitz zerschlägt, die Flut benagt.

    Ist Missolunghi frei, und kehr’ ich in mein Eiland,

    Dann eine Kirche bau’ ich unserm Herrn und Heiland,

    Und fall’ ich, sink’ ich in die schwarze Nacht hinab,

    Eh, theure Heimath, ich gebrochen deine Bande,

    Bringt meine Asche dann zur Ruh’ im freien Lande,

    Grabt mir im Sonnenschein mein Grab.

    Ha, Missolunghi ! – Jagt hinaus die Türkenrotte,

    Kamraden, aus den Forts, und aus der Bucht die Flotte,

    Das Schiff des Admirals verbrenne, wer es trifft.

    Die Brander rüstet, spitzt ihm seiner Krallen Schärfe;

    Und wenn ich auf sein Schiff mich werfe,

    Dann meinen Namen schreib’ ich drauf mit Flammenschrift.

    Sieg, Freunde, Sieg! … O Gott, auf meinen leichten Nachen

    Fällt eine Bombe, Deck und Diel’ und Balken krachen …

    Er kreist, er bricht, thut auf der salzgen Flut den Schlund!

    Ich schrei umsonst, indem die Wogen mich umwinden,

    Lebt wohl, mein Leichentuch werd’ ich im Seegras finden,

    Mein sandiges Bett im Meeresgrund.

    Doch nein! – Wach’ ich denn nicht? – Vor’m Auge welch ein Nebel!

    Welch grauser Traum! … Es fehlt mein Arm dem krummen Säbel!

    Welch schwarzes Grau’n um mich? Traf mich ein Donnerkeil?

    Was hör’ ich? … Lieder? … Kommt der Ton aus Frauenkehlen?

    Sind’s Stimmen abgeschiedner Seelen?

    Bin ich im Himmel? … Blut? … Was seh’ich? … Das Serail!«

    IV.

    Zweite Stimme.

    »Ja, Kanaris , das ist’s! – Schau her nach meinem Haupte,

    Das aus dem Sarg zum Fest die Wuth der Türken raubte,

    Sie haben bis ins Grab verfolgt den Botzaris ,

    Sieh diese Knochen, die sie nahmen weg gleich Dieben,

    Den Rest, der noch von ihm dem Sultan überblieben,

    Den ihm der Wurm des Grabes ließ.

    Ich schlief in meinem Grab, als mich der Ruf erweckte:

    »Helft! Missolunghi fällt!« – Ich hob mich halb, ich reckte

    Mein Ohr, ein wilder Lärm drang bis in meine Nacht,

    Von Ferne hört’ ich der Kanonen dumpfes Grollen,

    Verworrnes Rufen, Wagenrollen,

    Gestampf und Waffenklang und wilden Lärm der Schlacht.

    Ich hör’ im Kampf, der tobt um Wall und Kasematten,

    In allen Straßen schrein: »Erschein’, o edler Schatten

    Des Botzaris und steh’ den armen Griechen bei!«

    Um zu entkommen, hab’ ich meine armen Knochen

    An meinem Leichenstein vergebens mir zerbrochen,

    Und dennoch rang ich mich nicht frei.

    Da glühte plötzlich, ein Vulkan, der Grund und bebte …

    Dann Alles still … Vor’m Aug’, ins Jenseits schauend, schwebte

    Mir sichtbar, was noch nie lebendige Augen sahn;

    Aus Erd’ und Meer und Glut in Schwärmen, nicht zu zählen,

    Entflohn auf einmal arme Seelen,

    Und stürzten tief hinab und flogen himmelan.

    Die Türken plünderten mein Grab, ihr Haß gesellte

    Zu Euren Häuptern auch das meine, das entstellte,

    In des Tartaren Sack warf man sie ohne Wahl.

    Und mein geköpfter Leib empfand ein süßes Beben,

    Ich glaubte für das Kreuz und Griechenland mein Leben

    Zu opfern noch ein zweites Mal.

    Verlassen nun einmal hat uns das Glück der Waffen!

    Des Schwertes Ernte will der Türke sich begaffen,

    Der feige Sklav, drum rührt ganz Stambul sich und kreist.

    Und unsre Köpfe, hier verhöhnt am ekeln Hause

    Der Sünde, dienen nur zum Schmause

    Dem Sultan ohne Scham, der mit den Raben speist.

    Sieh unsre Helden all: Kostas , den Palikaren;

    Christo , vom Berg Olymp ; Hellas mit seinen Schaaren;

    Kitzos , einst Byron’s Freund, der sang so kühn, so hell;

    Der Sohn des Hochgebirgs, der unsres Volkes Stöhnen

    Vernommen, Mayer , der des Thrasybulos’ Söhnen

    Gebracht den Pfeil des Wilhelm Tell .

    Doch diese Todten hier, die Niemand kennt, die rohen

    Plattschädel, angereiht den Stirnen der Heroen,

    Sind Türken, sind der Brut des Eblis zugezählt,

    Gesindel, das vorm Schwert sich bückt, und dem das Leben,

    Das hündische, man nimmt, wenn eben

    Noch an der blut’gen Zahl ein Kopf dem Sultan fehlt.

    Dem Minotaurus gleich in unsern alten Sagen

    Ist nur ein Einz’ger, der sich läßt das Mahl behagen,

    Das Mahl, vom Volk begafft, – von uns die Reste hier;

    Die andern Zeugen, die das Gräuelfest besuchen,

    Die stummen Henker dort, die häßlichen Eunuchen, –

    Die, Freunde, die sind todt wie wir.

    Welch ein Geschrei? … Es ist die Stunde, wo, – o Grauen! –

    Er unsre Töchter raubt, die Schwestern und die Frauen,

    Die frische Blüthe welkt, weht sie sein Gifthauch an;

    Der Kaisertiger brüllt vor Lust, und seine Beute,

    Dort unsre Jungfrau’n zählt er heute, –

    Nachts, – unsre Köpfe zählt am Tag er morgen dann.«

    V.

    Dritte Stimme.

    Joseph , der Bischof, grüßt Euch, meine lieben Brüder!

    Ja, Missolunghi fiel! Durch Hunger wollt’ es nieder

    Nicht sinken, fallen nicht entwürdigt und geschwächt;

    Und fiel es, sollten auch die Türken nicht entlaufen,

    Die Fackel legt’ es selbst an seinen Scheiterhaufen,

    Und sterbend hat es sich gerächt.

    Schon zwanzig Tage war die Stadt in schweren Nöthen,

    Ich rief: »Kommt Alle, Volk und Heer, und laßt uns beten,

    Wir sagen uns Lebwohl beim Brot, das Gott bescheert,

    Empfangt aus meiner Hand die höchste aller Gaben,

    Die einz’ge Kost, die wir noch haben,

    Die unsre Seelen speist und heiligt und verklärt.

    O welch ein Abendmahl! Da kamen sie, die Blassen,

    Und suchten mit dem Mund die Hostie zu erfassen,

    Soldaten, muthig noch, doch abgezehrt, gebeugt,

    Frau’n, Greise, Mädchen, die zum letzten Mal sich grüßten,

    Und Mütter, wund und siech, mit Kindern an den Brüsten,

    Mit Blut, ach, statt mit Milch gesäugt.

    So kam die Nacht. Man ging. Doch drangen bei dem Schimmer

    Des Monds die Türken ein auf Leichen und auf Trümmer,

    Und meine Kirche that sich aus dem wilden Zug;

    An dem Altar, den sie zertrümmert, abgeschlagen

    Ward mir das Haupt … ich kann nicht sagen,

    Wer mit dem Schwert, indem ich betete, mich schlug.

    O Brüder, Mahmud , – schenkt ihm eine Mitleidszähre! –

    Ist Gott und Menschen Feind durch seine blutge Lehre,

    Verschlossen ist sein Blick dem milden Himmelslicht.

    Mit blut’gen Schädeln ist umkränzt des Sultans Krone,

    Und sicher darum sitzt er doch nicht auf dem Throne: –

    Vielleicht er ist so grausam nicht.

    Der Unglückselge! – Stets von Schrecken rings umgeben,

    Zum Fluche macht er sich sein ödes Erdenleben,

    Kaum, daß der Abend sich für ihn vom Morgen trennt;

    Langweile kennt er nur! …

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