Enterale Ernährung und Medikamentengabe über die Sonde
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Enterale Ernährung und Medikamentengabe über die Sonde - Bianka Zimmermann
Vorwort
In einer Zeit, in der die Menschen immer dicker werden und sogar Kinder an Altersdiabetes leiden, wird dem Gegenpart, der Mangelernährung, noch immer zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn Patienten aufgrund einer bösartigen Erkrankung immer mehr an Gewicht verlieren, wird dies oft als dazugehörig hingenommen. Es wird leider oft erst dann reagiert, wenn eine Gewichtsabnahme nicht mehr zu übersehen ist. Bei adipösen Patienten heißt es eher sogar noch, „der hat noch genug auf den Rippen". Nicht selten ist der Patient selber froh, hat er doch ohne viel Mühe Gewicht verloren. Dass aber kaum Fett, sondern Muskelmasse abgebaut wird, sollte ins Bewusstsein gerufen werden. Und je eher das Risiko einer Mangelernährung erkannt wird, desto früher können Folgeschäden vermieden, mindestens aber hinausgezögert werden. Es braucht jedoch die Sensibilisierung jedes Einzelnen, der mit kranken Menschen zu tun hat. Es sollte z. B. infrage gestellt werden, ob es notwendig ist, den Patienten tagelang vor diagnostischen Maßnahmen oder chirurgischen Eingriffen (die dann womöglich noch ausfallen) nüchtern zu lassen. Leider besitzt das Essen immer noch keinen so hohen Stellenwert in der Medizin, und Nahrung herrichten und eingeben ist nicht attraktiv und zeitraubend, so dass diese Tätigkeiten oft an andere Berufgruppen vergeben werden. Das Klinik- und Pflegeheimessen sollte appetitanregend hergerichtet werden. Im Vergleich zu den Kosten der immer moderner werdenden Therapien ist eine Speisenversorgung als günstig zu bezeichnen. Zum guten Ruf eines Hauses trägt auch gutes Essen bei.
1 Die Bedeutung von Essen
Essen bedeutet nicht nur, seinen Körper mit Nährstoffen zu versorgen, sondern ist mit Geschmack, Genuss und sozialen Kontakten verbunden. Mahlzeiten teilen den Tag ein und bestimmen den Tagesablauf mit. Dabei können Veränderungen der Lebensumstände (Kinder aus dem Haus, Tod des Partners) oder gesundheitliche Probleme eine Rolle spielen. Essen bedeutet Gemeinsamkeit: Man trifft sich zum Essen, es werden Feste gefeiert (bei denen Schlemmen dazu gehört) wie z. B. Weihnachten und Geburtstage; gelegentlich abends ein Gläschen Wein trinken, sich treffen und gemütlich beieinander sitzen, das alles gehört dazu. Wenn nun aber plötzlich durch Krankheit bedingt das Essen und Trinken zur Qual wird, weil die Mahlzeiten vielleicht von Geräuschen begleitetet sind oder nicht mehr alles in der ursprünglichen Form verzehrt werden kann, hat der Betroffene immer weniger Lust und Freude am Essen. Jeder Mensch hat andere Vorlieben und Gewohnheiten. Deshalb ist bedarfsdeckende Ernährung nicht unbedingt gleich bedürfnisorientiert.
2 Prozess der Verdauung
Die wesentlichen Aufgaben des Verdauungstrakts sind die Aufnahme, Zerkleinerung, Verdauung und Resorption von Nährstoffen sowie die Ausscheidung von nicht verwertbaren Substanzen und somit die Deckung des Energiebedarfs.
Abb. 2.1: Übersicht Verdauungstrakt
2.1 Mundhöhle
Das Verdauungssystem beginnt mit der Mundhöhle. Die Nahrung wird durch den Speichel aufgeweicht und mithilfe der Zähne zerkleinert. Die Mundhöhle wird begrenzt
oben durch den harten und weichen Gaumen,
unten durch die Zungenunterseite und Mundbodenmuskulatur,
seitlich durch die Zähne,
hinten durch den Rachen.
Abb. 2.2: Blick in den geöffneten Mund
Abb. 2.3: Oberer Verdauungstrakt
2.2 Speicheldrüsen
Täglich werden ca. 1,5 l Speichel gebildet. Die Speichelsekretion wird begünstigt durch Geruch, Geschmack und Kaubewegungen.
Merke
Kaubewegungen fördern den Speichelfluss und helfen so, Keimbesiedelung zu vermeiden.
Der Speichel besteht zu 99 % aus Wasser, dazu kommen antibakteriell wirksame Substanzen und α-Amylase, die Kohlenhydrate spaltet). Er wird gebildet in den drei großen, paarigen Speicheldrüsen:
Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea),
Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis),
Unterzungendrüse (Glandula sublingualis).
2.3 Rachen (Pharynx)
Der Rachen ist ein länglicher muskulärer Schlauch. Er verbindet die Mundhöhle mit der Speiseröhre und die Nasenhöhle mit dem Kehlkopf. Der Rachen wird unterteilt in:
Nasenrachen (Epipharynx) mit Öffnung zur Nasenhöhle,
Mundrachen (Mesopharynx) mit Verbindung zur Mundhöhle,
Kehlkopfrachen (Hypopharynx), geht in die Speiseröhre über und öffnet sich zum Kehlkopf.
2.4 Speiseröhre (Ösophagus)
Die Speiseröhre ist ein langer Muskelschlauch, der den Rachen mit dem Magen verbindet. Sie gelangt durch eine Öffnung im Zwerchfell in den Bauchraum und anschließend in den Magen. Die Speiseröhre besitzt drei physiologische Engen:
Ringknorpelenge, auf Höhe des Kehlkopfs,
Aortenenge, auf Höhe des Aortenbogens,
Zwerchfellenge, beim Zwerchfelldurchtritt.
Schluckakt
Durch die Zunge wird die zerkleinerte und gleitfähige Nahrung gegen den weichen Gaumen (Gaumensegel) gedrückt. Dadurch wird der unwillkürliche Schluckreflex ausgelöst. Das Gaumensegel verschließt bei gleichzeitiger Kontraktion der Rachenwand den Nasenrachen und die Nasenhöhle. Der Kehlkopfdeckel legt sich über den Kehlkopfeingang. Durch Kontraktionen wird die Nahrung in der Speiseröhre weiter in Richtung Magen transportiert. Der untere Schließmuskel des Ösophagus erschlafft und die Nahrung gelangt in den Magen. Beim gleichzeitigen Schlucken und Atmen schließt der Kehlkopfdeckel nicht vollständig und es gelangen Nahrungsbestandteile in den Kehlkopf, wodurch reflexartig Hustenreiz ausgelöst wird.
2.5 Magen (Gaster)
Der Magen dient als Reservoir für die aufgenommene Nahrung. Die Drüsen der Magenschleimhaut bilden Magensäure, durch die zur Verdauung und Durchmischung der Nahrung beiträgt. Der Nahrungsbrei wird weiter in den Dünndarm befördert, wenn er bis zu einem Millimeter zerkleinert ist.
Abb. 2.4: Magen
Flüssigkeiten nehmen den kürzesten Weg über die Magenstraße und werden somit schneller transportiert als feste Bestandteile. Die Zusammensetzung der Nahrung bestimmt die Verweildauer im Magen. Es werden zuerst Kohlenhydrate, dann Eiweiße und zum Schluss Fette weitertransportiert.
Der Magen besteht aus mehreren Abschnitten:
Kardia (Mageneingang): Übergang von der Speiseröhre in den