Grundzüge des Neuen Testaments - 2. Korinther
By F. B. Hole
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F. B. Hole war ein befähigter Bibelausleger. Er verstand es, die wesentlichen Linien eines Kapitels präzise und anschaulich aufzuzeigen.
Für das in unserer Zeit oft vernachlässigte, aber so dringend notwendige fortlaufende Lesen und Überdenken des Wortes Gottes bietet diese Auslegungsreihe zum Neuen Testament eine wertvolle Verständnishilfe.
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Book preview
Grundzüge des Neuen Testaments - 2. Korinther - F. B. Hole
Die englische Originalausgabe erschien in dem Sammelband „The Gospels and Acts" im Verlag Central Bible Hammond Trust, Wooler, Northumberland, Great Britain.
Die Bibelstellen werden nach der im R. Brockhaus Verlag, Wuppertal erschienenen „Elberfelder Übersetzung" in nicht revidierter Fassung angeführt.
Aus dem Englischen übersetzt von Walter Mücher.
ISBN E-Book: 978-3-89287-516-1
© 1995 der deutschsprachigen Ausgabe:
Christliche Schriftenverbreitung
D-42499 Hückeswagen
www.csv-verlag.de
Umschlaggestaltung: E. Platte und Verbreitung des christlichen Glaubens e.V.
E-Book-Erstellung: Verbreitung des christlichen Glaubens e.V. (www.vvcg.de)
Online-Version auf www.bibelkommentare.de
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Einführung
Der zweite Korintherbrief wurde offensichtlich nicht sehr lange nach dem ersten geschrieben. Im letzten Kapitel des ersten Briefes teilt Paulus mit, daß er von Ephesus aus schrieb, wo der Herr ihm eine wirkungsvolle Tür des Dienstes aufgetan hatte, wo aber auch viele Widersacher waren. In diesem einleitenden Kapitel des zweiten Briefes spielt er an auf den gefahrvollen Tumult im Theater in Ephesus, wodurch sein Dienst in der großen Stadt nach einer Zeit von zwei Jahren beendet wurde. Im Verlauf des Briefes erwähnt er einige seiner anschließenden Unternehmungen. Es mag gut sein, diese zu Beginn zu skizzieren, da sie Licht auf einige seiner Mitteilungen werfen.
Bevor sich der Tumult ereignete, war es die Absicht des Apostels, auf seinem Weg nach Jerusalem durch Mazedonien und Achaja zu reisen, und später nach Rom zu gehen. Apostelgeschichte 19,21 läßt dies erkennen, weiterhin bestätigen 1. Korinther 16,5 und die Verse 15 und 16 unseres Kapitels den ersten Teil dieses Planes. Er wurde jedoch von diesem Vorhaben abgebracht. Zunächst einmal führte der Tumult zu einem schnellen Aufbruch nach Mazedonien. Er kam bis Troas, wo der Herr wiederum eine Tür vor ihm öffnete (Kap. 2,12.13). Bis jetzt war er zu beunruhigt in seinem Geist über die Korinther und die möglichen Auswirkungen seines ersten Briefes auf sie, so daß er vermied, sie auf seinem Weg nach Mazedonien zu besuchen (1,16); er segelte geradenwegs dorthin. Als er nach Mazedonien kam, gestaltete sich die Lage noch beunruhigender, doch wurde er ermuntert durch Titus, der gute Nachrichten von den Korinthern überbrachte. Das gab ihm großen Trost und war der Anlaß für den zweiten Brief, den wir jetzt betrachten wollen.
Kapitel 1
Als Paulus sich in Ephesus aufhielt, hatte er Timotheus nach Mazedonien vorausgesandt (Apg 19,22), weshalb er wahrscheinlich dessen Namen am Anfang des ersten Briefes ausläßt. Um die Zeit, als der zweite Brief geschrieben wurde, waren Paulus und Timotheus in Mazedonien, so daß beide Namen als Absender aufgeführt sind.
Nach der einleitenden Begrüßung gibt der Apostel sogleich der Dankbarkeit, Tröstung und Ermunterung Ausdruck, die sein Herz erfüllten. Er führt sie zurück auf den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der der Vater der Erbarmungen und der Gott allen Trostes ist. Trost war in sein Herz ausgegossen worden, dafür bringt er Gott Lobpreis und Danksagung dar.
Doch damit nicht genug, er ließ sie weiterströmen zur Hilfe für andere. Nachdem er schwere Bedrängnisse erlebt und reichlichen Trost von Gott empfangen hatte, nutzte er sie, um auch anderen in ähnlichen Leiden Trost zu spenden. Dies ist zweifellos ein wichtiger Grundsatz in den Wegen Gottes. Welcherlei geistliche Zuwendung wir auch von Gott bekommen, ob Tröstung, Freude, eine Warnung, Belehrung oder irgend sonst etwas, wir sollten nicht damit umgehen, als ginge sie nur uns selbst an, sondern sollten sie vielmehr so sehen, daß sie uns gewährt wird, um sie mit anderen zu teilen. Die Einheit der Heiligen Gottes dürfen wir nie vergessen. Wir werden die göttlichen Gunstbezeigungen niemals wirklich besitzen, bis wir anfangen, andere teilhaben zu lassen.
Wenn wir das, was wir haben, nicht gebrauchen, verlieren wir es schließlich. Immer wieder läßt der Herr Seine Diener durch Erprobungen gehen, damit sie wertvolle Lektionen lernen und die benötigte Gnade erlangen. Durch Erfahrungen befähigt, können sie dann nützlicher werden, um anderen zu helfen.
Ein weiterer wichtiger Grundsatz tritt in Vers 5 ans Licht. Gott paßt die Tröstungen den Leiden so an, daß sie ihnen völlig entsprechen. Sind die Leiden leichter, sind auch die Tröstungen leichter. Nehmen die Leiden überhand, sind auch die Tröstungen überreichlich. Beachten wir, daß es die Leiden „des Christus" sind, das heißt, sie werden nicht nur um seinetwillen ertragen, sondern sie sind auch von derselben Art wie die Leiden, die Er ertrug, weil Er sich so völlig mit Gott und Seinen Belangen einsmachte. Solche Leiden, Leiden des Christus in Seinem Volk, sind begleitet von Trost, der durch Christus dargereicht wird.
In den Versen 3–7 kommt ein Wort (in verschiedenen Formen) nicht weniger als zehnmal vor: sechsmal „Trost und viermal „trösten
. Es weist auf einen „ermunternden oder stützenden Zuspruch hin. In der Form nur wenig verschieden ist der Ausdruck, den unser Herr auf den Heiligen Geist anwendet und der in Johannes 14, 15–16 mit „Sachwalter
(Fußnote: O. Fürsprecher, Tröster) übersetzt ist. In denselben Versen werden Drangsal, Sorge, Beschwerden, Leiden nur siebenmal erwähnt, so daß selbst in diesen Versen die Ermutigung die Leiden bei weitem übertrifft. Ohne Zweifel lag darin das Geheimnis der übernatürlichen Kraft der Märtyrer verborgen. Von Gott berufen, ungewöhnlichen Leiden ins Auge zu sehen, wurden sie durch eine ungewöhnliche Stärkung hindurchgetragen. Der ermutigende und stützende Zuspruch überwog bei weitem.
Es gibt heutzutage in Europa sehr wenig Verfolgungen von seiten der Welt. Über anderthalb Jahrhunderte herrschten große Ruhe und Duldsamkeit vor, die gepaart ging mit einer Periode der Auflösung und der Laxheit in der Lehre. Die Leiden der Gläubigen sind hauptsächlich von der Art, wie sie im ersten Korintherbrief angesprochen werden, „viele unter euch sind schwach und krank", oder es sind irgendwelche Nöte, wie sie mit schwierigen Umständen verbunden sind, und dergleichen. Die Leiden, wovon der Apostel hier spricht, sind weithin unbekannt für uns. Ebenso unbekannt sind daher auch die Tröstungen, die er bezeugt. Ein Gläubiger, dem bei ernster Verfolgung überströmende Ermunterungen zuteil werden, ist jetzt eine seltene Erscheinung. Das gereicht sowohl zu Beschämung als auch zu unserem Verlust.
In den Versen 6 und 7 verbindet der Apostel die Korinther in einer sehr schönen Weise mit sich selbst. Obwohl sie fleischlich und in vielem schwach gewesen waren, hatten sie doch an Leiden ähnlich den seinen teilgenommen, und diese Tatsache an sich konnte ihnen Trost geben. Außerdem war es gewiß, daß sie zur gegebenen Zeit auch an den entsprechenden Ermunterungen teilhaben würden.
Dies veranlaßt Paulus, deutlich von der besonderen Drangsal zu sprechen, die er in Ephesus, der Hauptstadt Kleinasiens, erlebt hatte. In Apostelgeschichte 19,23 wird dieses Ereignis ein „nicht geringer Lärm genannt, aber seine Worte in Vers 8 enthüllen uns, daß die Lage damals kritischer und gefährlicher war, als wir nach Lukas' Bericht vermutet hätten. Offensichtlich sah er dem Tod ins Auge. Später in diesem Brief erzählt er seine Erfahrungen als Knecht des Herrn und gebraucht den Ausdruck „in Todesgefahren oft
(11,23). Hier war eine der Gelegenheiten, in der sein Leben ernstlich bedroht war.
Der aufrührerische Pöbel in Ephesus trachtete danach, ihn zu töten, und tat alles, um dieses Ziel zu erreichen. Der Apostel rechnete in dieser Lage mit seinem Tod. Jede Hoffnung und jedes Vertrauen, die sich auf ihn selbst oder irgendein eigenes Vermögen hätten richten können, wurden zunichte. Er war völlig auf Gott geworfen und auf dessen Macht. Der Gott, dem er vertraute, ist der Gott, der die Toten auferweckt, und der deshalb alles, was der Pöbel hätte tun können, rückgängig machen konnte, selbst wenn ihnen erlaubt worden wäre, das Schlimmste auszuführen.
Gott hatte jedoch eingegriffen und sie in Schach gehalten. Paulus und seine Freunde waren an diesem Tag errettet worden und wurden auch weiterhin errettet. Der Apostel sah die Gefahr nicht für immer abgewandt. Vielmehr war ihm bewußt, daß sie ihn auf seinem weiteren Weg begleiten würde. So erhoffte er, daß er auch ferner errettet werden würde, und daß den Korinthern das Vorrecht geschenkt würde, ihm deshalb in ihren Gebeten hilfreich zur Seite zu stehen. Und Gottes gnädige Erhörungen würden zu viel mehr Danksagung ausschlagen. Wenn viele sich in der Fürbitte verbunden hatten, würden es auch viele in den Dankgebeten tun.
Sein gutes Gewissen betreffs seiner ganzen Lebensführung verlieh ihm Kühnheit, die Korinther freimütig um ihre Gebete zu bitten. Einfalt und Lauterkeit, wie sie von Gott gewirkt sind, kennzeichneten ihn, fleischliche Weisheit war da ausgeschlossen. Das traf zu auf seine allgemeine Haltung in der Welt und ganz besonders auf seinen Verkehr unter den Gläubigen. Wenn er diesen Ruhm beanspruchte, wußte er, daß er nur aussprach, was die Korinther selbst sehr wohl anerkannten. Es hatte unter ihnen solche gegeben, die ihn zu verleumden und andere gegen ihn einzunehmen suchten. Die Folgen waren um diese Zeit teilweise überwunden, denn er sagt in Vers 14: „Gleichwie ihr auch uns zum Teil anerkannt habt, daß wir euer Ruhm sind." Das heißt, sie hatten zum Teil anerkannt, daß er ihr Ruhm war, ebenso wie sie der seine waren dem Tag des Herrn Jesus. So ergab sich eine weitgehende glückliche Übereinstimmung.
In dieser zarten Weise deutet er die spürbare Besserung an, die seit der Absendung des ersten Briefes in den Gefühlen der Korinther gegenüber ihm selbst eingetreten war. Doch laßt